MUSIKFEST KASSEL 2014 UNTERWEGS Als ein Klassikfestival der besonderen Art hat sich das Musikfest Kassel in den wenigen Jahren seines Bestehens viele Freunde gewonnen. Mit einer ungewöhnlich lebhaften und zugleich konzentrierten Atmosphäre zieht es Künstler und Publikum in seinen Bann. Die intensive Ausgestaltung pointierter Themen bereichert dabei die Musikszene in Hessen mit neuen Akzenten. Klassische Konzertkultur, atemberaubend präsentiert von internationalen Solisten und Ensembles, neugeknüpfte künstlerische Kooperationen, reger Publikumsandrang bei öffentlichen Proben, Projekte für Schülerinnen und Schüler und der international ausgeschriebene Videowettbewerb classic-clip: nur wenige Festivals verstehen sich in ähnlicher Weise als ästhetisches Forum und Ort des Austauschs. Musikfest Kassel bedeutet mehr als Ankommen, Auftreten und Abreisen von Künstlern, als Kartenverkauf und Bestuhlung. Das ausgefeilte Konzept macht Begegnungen zwischen Künstlern und Publikum möglich, die sich für beide Seiten in außergewöhnlichen Momenten kristallisieren: So kommt es schon einmal dazu, dass bei den öffentlichen Proben Besucher in der ersten Reihe um ihre Meinung gebeten werden oder dass ein bekannter Solist bei der Abreise Grüße an das Kasseler Publikum aufträgt. Ausnahmekünstler wie Werner Güra, Matthias Kirschnereit, Lars Vogt, Klaus Mertens, Salome Kammer, das Quatuor Diotima oder die Geigerin Mira Wang, das Vogler Quartett oder das Trio con Brio Copenhagen haben dieses besondere Flair schätzen gelernt. Unterwegs lautet das Motto 2014 – ein Thema, in dem sich allgemeine Fragen menschlicher Existenz widerspiegeln und uns in der Musik immer wieder begegnet. Reisen und Unterwegssein kann vieles bedeuten: Horizonterweiterung, Inspirationsquelle und Konzertreise, aber auch biografischer Bruch, Abschied, Fremdsein oder gar Exil, Vertreibung und Deportation. In Werken von Franz Liszt, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, Hanns Eisler, Erich Wolfgang Korngold, Antonín Dvořák, Ernst Křenek oder Steve Reich spiegeln sich solche Erfahrungen. Ob mit der Kutsche zwischen Berlin und Paris wie Johann Friedrich Reichardt, mit dem Ozeanriesen unterwegs nach Java wie Leopold Godowsky, als Tourist in den österreichischen Alpen wie Ernst Křenek oder mit dem Zeichenblock auf den Hebriden wie Felix Mendelssohn Bartholdy: Das Musikfest Kassel bringt die bunten Facetten des Themas in Konzerten zum Leuchten und Klingen.
JUNI 2014 KULTURBAHNHOF SÜDFLÜGEL SCHIRMHERR OBERBÜRGERMEISTER BERTRAM HILGEN VERANSTALTER: KONZERTVEREIN KASSEL E.V.
MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS 11. – 15. Juni Kulturbahnhof Kassel, Südflügel 11. Juni 2014 20:00 Uhr - Eintritt 20 €, bis 18 Jahre frei, Schüler und Studierende bis 27 Jahre 10 € MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Gratwanderungen Virtuose Klaviermusik Franz Liszt: Années de Pèlerinage – Première Annèe: Suisse. Francis Poulenc: Promenades Leopold Godowsky: Java Suite Franz Schubert: Fantasie C-Dur D 760 »Wanderer- Fantasie«
Konstantin Scherbakov, Klavier Gratwanderungen: der pianistische Großmeister und international gefeierte Bezwinger extremvirtuoser Höhenlagen, Konstantin Scherbakov, eröffnet das MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS mit eigens für Kassel geplanten Exkursionen, die Franz Liszt in die Schweiz begleiten, Francis Poulenc auf Promenaden zu Pferde, mit dem Auto oder der Eisenbahn und den polnischen Piano-Guru Leopold Godowsky auf dem Ozeanriesen nach Java folgen. Scherbakov ist ein Ausnahmepianist, der unter anderem durch die mittlerweile legendäre öffentliche Aufführung sämtlicher(!) Werke für Solopiano von Sergei Rachmaninoff im Beisein des beeindruckten Svjatoslav Richter bekannt wurde. Als weitere, Maßstäbe setzende pianistische Großtat erscheint derzeit seine Godowsky-Gesamteinspielung. **************************************************************** 12. Juni 2014 20:00 Uhr - Eintritt 20 €, bis 18 Jahre frei, Schüler und Studierende bis 27 Jahre 10 € Öffentliche Probe 11:00 Uhr MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Reisebuch Lieder über das Fortkommen Werke von Franz Schubert, Robert Schumann, Henri Duparc, Hugo Wolf, Ernst Křenek und Ralph Vaughan Williams
Benjamin Appl, Bariton James Baillieu, Klavier Wandern, Abschied von der Heimat, Wege in die Fremde und Wege zu sich selbst: in Liedern von Schubert, Schumann oder Wolf spiegeln sich Hoffnungen und Gefährdungen des Menschen. Beim zweiten Abend des MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS kann man den Bariton Benjamin Appl kennenlernen: der junge
Sänger schickt sich an, einer der ganz großen Interpreten in der Tradition seiner Lehrer Edith Wiens, Helmuth Deutsch und Dietrich-Fischer-Dieskau zu werden. Nach seinem letztjährigen Debut bei der Schubertiade Schwarzenberg gilt er vielen als einer der interessantesten Liedsänger der jüngsten Generation. ********************************************************************************** 13. Juni 2014 20:00 Uhr – Eintritt 20 €, bis 18 Jahre frei, Schüler und Studierende bis 27 Jahre 10 € Öffentliche Probe 11:00 Uhr MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Highlands Schottische Phantasien Felix Mendelssohn Bartholdy: Hebriden Ouvertüre op. 26, Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven: Schottische Volkslieder Niels Wilhelm Gade: Nachklänge aus Ossian op. 1, Franz Schubert: Gesänge nach Sir Walter Scott op. 52, Felix Mendelssohn Bartholdy: Klaviertrio d-Moll op. 49
Traudl Schmaderer, Sopran Musa Nkuna, Tenor Felicia Terpitz, Violine Wolfram Geiss, Violoncello Michael Kravtchin und Alberto Bertino, Klavier Ein Land im grauen Nebel der Vorzeit, ein Land großer Helden und epischer Gesänge: Schottland war für die Romantik ein Sehnsuchtsort erster Güte. Ossians Heldenlieder und Sir Walter Scotts Ritterromane beflügelten die Fantasie und brachten den jungen Felix Mendelssohn auf die Idee, die entlegenen schottischen Gefilde selbst zu bereisen. Die überzeugende Zahlungskraft schottischer Kaufleute und Verleger hingegen bewog Joseph Haydn zu mehr als 400 Vertonungen schottischer Volkslieder. In höchst abwechslungsreichen Besetzungen, unter anderem als Klaviertrio mit Gesang und als vierhändig (!) besetztes Klaviertrio begibt sich das Ensemble aus Kasseler Künstlern auf gefahrvolle Reise in ein imaginäres Land. ***************************************************************** 14. Juni 2014 20:00 Uhr – Eintritt 20 €, bis 18 Jahre frei, Schüler und Studierende bis 27 Jahre 10 € MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Alte Welt - Neue Welt Amerikanische Quartette Erich Wolfgang Korngold: Streichquartett Nr.3 D-Dur op. 34 Igor Strawinsky: Elegie für Viola solo Paul Dessau: Streichquartett Nr. 3 Antonin Dvořak: Streichquartett F-Dur op. 96
Quatuor Sine Nomine
Patrick Genet, François Gottraux, Violine, Hans Egidi, Bratsche, Marc Jaermann, Violoncello
Quatuor Sine Nomine: der namenlose Name steht bekenntnishaft für die Absicht der vier Musiker, sich kompromisslos in den Dienst der von ihnen gespielten Komponisten und Werke zu stellen. Das gefeierte Ensemble aus Lausanne spielt seit 1982 in unveränderter Besetzung und gebietet über einen wahren Kosmos an Repertoire und musikalischer Gestaltungskraft. Beim MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS bringen sie Stücke zur Aufführung, die europäische Komponisten in den USA geschrieben haben: als Reisende oder als Exilanten und Flüchtlinge, als gefeierte Musiker oder als erfolglose Randerscheinungen eines schnelllebigen Kulturbetriebs.
15. Juni 2014 20:00 Uhr – Eintritt 20 €, bis 18 Jahre frei, Schüler und Studierende bis 27 Jahre 10 € Öffentliche Probe 13:00 Uhr MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Souvenirs Kompositionen im Gepäck Hanns Eisler: Sonate für Violine und Klavier »Reisesonate « Igor Strawinsky: Suite italienne für Violoncello und Klavier Claude Debussy: Klaviertrio G-Dur Pjotr Iljitsch Tschaikowsky: Klaviertrio a-Moll op. 50
Trio con Brio Copenhagen Soo-Jin Hong, Violine Soo-Kyung Hong, Violoncello Jens Elvekjaer, Klavier
Das Trio con Brio Copenhagen ist in Kassel durch seinen gefeierten Auftritt beim Musikfest 2010 in bester Erinnerung. ARD-Preisträger des Jahres 2002, hat das Ensemble seitdem eine steile internationale Karriere hinter sich. Beim Musikfest Kassel präsentiert es ein Programm mit Werken, die durch Reisen inspiriert sind: die Reise Hanns Eislers zu Bert Brecht auf die dänische Insel Fünen, die Reise des jungen Debussy mit der steinreichen Fürstin Nadeshda nach Florenz, die Reise Tschaikowkys nach Rom, dem gerade dieselbe Nadeshda von Meck dort eine Villa gemietet hatte …
13. Juni und 15. Juni 2014 16:00 – 19:00 Uhr, Bahnhofshalle MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Alter Bahnhof Video Walk Von Janet Cardiff und George Bure Miller. Video-Kunstwerk, erstmals vorgestellt zur dOCUMENTA (13) Start: Eingang Offener Kanal. Dauer 30 Min. Eintritt 8/6 €. Personalausweis als Pfand erforderlich. In Kooperation mit dem Stadtmuseum Kassel.
13. Juni und 15. Juni 2014 19:00 Uhr – Querbahnsteig. Dauer ca. 30 Minuten. Eintritt frei. MUSIKFEST KASSEL UNTERWEGS
Different Trains Klanginstallation mit Streichquartett von Steve Reich In Kooperation mit dem Institut für Musik der Universität Kassel
vision string quartet Jakob Encke, Daniel Stoll Violine Kevin Treiber Viola Leonard Disselhorst Violoncello
Aus Musik, Stimmen und Sprachrhythmen lässt der Komponist Steve Reich eine faszinierend Klangcollage entstehen. Als Kind jüdischer Emigranten reiste er oft in Begleitung eines Kindermädchens mit dem Zug von New York nach Los Angeles und zurück: »Obwohl ich diese Reisen als aufregend und romantisch empfand, wurde mir natürlich später klar, dass ich mich als Jude in Europa in dieser Zeit in Zügen ganz anderer Art befunden hätte. Diese Erkenntnis bewegte mich dazu, ein Werk zu komponieren, das beide Welten genau widerspiegeln würde«
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Vertraute Briefe aus Paris Unterwegs mit Johann Friedrich Reichardt (1752–1814), einem Menschen von »leicht bewegtem, edlem Herzen« (Wilhelm Grimm). Eine Lesung mit Musik Karl Gabriel von Karais, Lesung Tatiana Gracheva, Violoncello Michael Kravtchin, Klavier
Johann Friedrich Reichardt, Komponist, Geiger und Literat war unter Jerôme Bonaparte 1807 Hofopernkapellmeister in Kassel und ist heute vorwiegend Kennern der Musikgeschichte und Liebhabern der deutschen Liedkultur ein Begriff. Auf seinen ausgedehnten Reisen durch Europa machte er fast täglich Aufzeichnungen und verschickte sie an seine Frau oder Freunde. Seine Vertraute(n) Briefe aus Paris von 1792 und 1802/03 sind lebendige Dokumente eines »engagierten Demokraten«, der als deutscher Tonkünstler unverblümt mit dem revolutionären Frankreich sympathisiert. Ein Mann von »leicht bewegtem, edlem Herzen« (Wilhelm Grimm), nach Schiller einer der »besten Köpfe« Deutschlands, berichtet höchst amüsant in »rasch hinfließender Schreibart« (Goethe) über die Pariser Gesellschaft unter dem Konsulat.