Klassiker der Filmgeschichte

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Klassiker der Filmgeschichte Hermeneutisch-analytische holistisch-kulturrelativistische „Kritiken“



Vorwort 2 Vom Winde verweht 4 Cocktail f端r eine Leiche

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Giganten 11 Fr端hst端ck bei Tiffany

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Wer die Nachtigall st旦rt

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Bonnie und Clyde

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Planet der Affen

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A Clockwork Orange 24 Der Pate 26 Der mit dem Wolf tanzt

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Schluss 32

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Man schaut einen Film… das Gefühl das einem dieser Film vermittelt… subjektiv? – meint man. Und dennoch gibt es das Phänomen der Kritiken – der Filmkritiken. Ein ausgewählter Kreis an Experten entscheidet im Feuilleton der Zeitung – den Seiten des guten Geschmacks – mithilfe ihres kultivierten Stilgefühls über Ruhm oder Niederlage eines Films. Also doch keine individuelle Wahrnehmung und subjektives Empfinden, sondern vorgegebener ästhetischer Geschmack? Entscheiden somit auch Filmkritiker was einen Film zu einem Klassiker werden lässt? Schon mit den Anfängen des Films, im 19. Jahrhundert, entwickelte sich eine Form der Filmkritik. Sie diente vor allem dazu, das neue Medium populär und reizvoll für das Publikum zu machen. Einzelne Filmkritiker priesen in ihren Texten die Filme an und versuchten somit Zuschauer anzulocken. In den 1920er Jahren, setzte sich schließlich eine regelmäßig erscheinende Filmkritik in den Zeitungen durch und im Laufe der Zeit wurde der Film mehr und mehr kulturpolitisch betrachtet. Daraus entwickelte sich vor allem der Diskurs, inwieweit die Filmkritik für Subjektivität, Unabhängigkeit und Verantwortung steht.

VORWORT

Bis heute entwickelte sich die Filmkritik weiter und im Zeitalter der globalen Vernetzung bietet das Internet mit seinen Social Communities, Blogs und Foren für jeden eine Plattform, seine individuelle Meinung zu verschiedenen Filmen zu veröffentlichen. Heute ist die Bandbreite an produzierten Filmen sehr hoch, mehr und mehr Blockbuster des internationalen Films kommen hinzu. Der Nutzer ist vielleicht sogar auf den ausgewählten Expertenkreis an Kritikern angewiesen, um die Massen der Filmindustrie filtern zu können.

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Ob man sich letztendlich an der Kritik im Feuilleton orientiert und darauf verlässt, ist abhängig von der eigenen Person, dennoch sind Kritiken und besonders Filmkritiken ein Medium, das aus unseren heutigen Zeitungen kaum noch wegzudenken ist. Im Blickpunkt dieses Magazins stehen Filmklassiker. Doch wie wird ein Film zu einem Klassiker? Sieht man sich die hier präsentierte Auswahl an, so fallen einem die verschiedenen Genres und das unterschiedliche „Alter“ (1939-1990) der Filme auf. Diese Merkmale können daher keine der relevanten Kriterien sein, die einem Werk den Titel „Klassiker“ verleihen und ihn in den Filmolymp emporheben. Filme, die nicht nur Zeugen ihrer Zeit sind, sondern diese auch wiederspiegeln und die damalige Generationen prägten, haben das Potential zum Klassiker. Darüber hinaus waren sie oftmals auch bahnbrechend im Hinblick auf Technik, Darstellung, filmische Mittel oder auch bezüglich ihrer Thematik. Diese Filme zu analysieren und kritisieren ist eine sowohl anspruchsvolle als auch spannende Aufgabe. Die Bandbreite an interessanten Aspekten, welche die hier vorgestellten Filmklassiker liefern, führt in die unterschiedlichsten kulturwissenschaftlichen Disziplinen.

Wir hoffen, dass uns dies gelungen ist und wünschen viel Spaß beim Lesen!

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Vertreibung aus dem Paradies Georgia. Plantagen, Sklaven, ein Herrenhaus. Ein gewohntes Bild in den Südstaaten Amerikas im 19. Jahrhundert. Unbegrenzte Möglichkeiten. Der Süden, der alles nur Erdenkliche bietet. Doch dann Bürgerkrieg, Angst, Verwüstung, Armut. Und inmitten dieser Szenerie eine junge Frau, die vom wohlhabenden Mädchen zu einer Erwachsenen wird, die nach der Vertreibung aus ihrem Paradies, ihren Weg außerhalb dieses Ortes finden muss.

ANNALENA KNOPP

Dieser Stoff, nach der Romanvorlage von Margaret Mitchell, hat eine Vielzahl von Regisseuren verschlissen, bis aus ihm das bildgewaltige Epos wurde, das auch heute noch als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten gilt und den Werdegang eines Mädchens dokumentiert. Wie ist es möglich, dass sich eine reiche wohlhabende Frau in einer von Männern regierten Welt durchschlägt? Eine Frau, die durch den Krieg alles verliert und sich außerhalb ihres in Flammen aufgegangenen Paradieses zurechtfinden muss. Eine solche Frau sollte eigentlich Mitleid erregen- so aber nicht Scarlett O´Hara. Sie ist kalt, berechnend und arrogant. Es fehlt ihr an Reife und zeitweise bekommt der Zuschauer den Eindruck nicht eine erwachsene Frau vor sich zu haben, sondern ein verwöhntes und trotziges kleines Mädchen. Ihre Person wird entgegengesetzt zu allen damals gängigen Rollenvorstellungen als eigenständige Kämpferin präsentiert, die für den Erhalt ihres Paradieses kämpft. Nicht immer mit konventionellen Mitteln. Scarlett ähnelt vielmehr den Frauen zur Entstehungszeit des Films. Frauen, die aus den patriarchalischen Strukturen ihrer Zeit ausbrechen wollen. Scarlett versucht mit 4

dem Heraustreten aus ihrer gesellschaftlichen Rolle, ihre Position als Frau in einer von Männern bestimmten Gesellschaft abzulegen. Scarlett ist somit eben gezwungen eine Rolle zu spielen. Laut Erving Go-

ffman spielen alle eine Rolle, stellen etwas dar- in allen Situationen des alltäglichen Lebens. Die Menschen „spielen Theater“. Umgebung und Mitmenschen werden zur Bühne und zum Publikum. Damit spricht Goffman im Prinzip davon, dass das Wirkliche nicht immer einfach zu vertreten ist und damit eine Rolle das Problem lösen könnte. Scarlett ergeht es ähnlich. Sie muss ihre Rolle als unabhängige Kämpferin spielen, um das zu erreichen was sie will. Sie nutzt die einflussreichen Männer zu ihrem Vorteil und übt auf sie eine Macht aus, die diese dazu bringt Scarlett ihre Macht und ihr Geld zu Füßen zu legen. Um ihre Ziele erreichen zu können sind trotz ihrer Selbstbestimmung aber noch immer Eheschließungen nötig. Die berechnende Scarlett heiratet, weil es notwendig ist. Erst ihre dritte Ehe mit Rhett Butler bekommt im Lauf der Zeit den Charakter einer Gemeinschaft.


„Vom Winde verweht“ entsteht 1939, in einer Zeit, die von Spannungen geprägt ist. Durch den Ausbruch des zweiten Weltkriegs ist die Welt in Aufruhr. Eigentlich sollte man nicht damit rechnen, dass gerade in dieser Zeit ein Kriegsepos entstehen könnte. Der Krieg wird zu alledem verherrlicht und als unbedingt notwendig und heilbringend glorifiziert. Eine Tatsache, die in Anbetracht der Umstände zur Entstehungszeit nicht unbedingt klug gewählt ist. Trotz dieser Umstände hat der Film ein breites Publikum angesprochen und die Kinos gefüllt. Die Südstaatler werden in ihrer ganzen Dekadenz und Arroganz gezeigt. Sie le-

ben im Paradies und niemand kann ihnen dieses Paradies wegnehmen. Hier ist Krieg nicht vorgesehen. Eine Verklärung des amerikanischen Südens. Dies spiegelt sich nicht nur in ihrer Haltung in der Frage der Sklaverei wider, sondern auch in Bezug auf die Einstellung zum Krieg. Sklaven werden als selbstverständlich angesehen- gehören zum paradiesischen Leben dazu. Gefahr droht nur durch die Nordstaatler. Ein Spiel aus Gut und Böse. Der barbarische, unmoralische Norden, gegen den gut situierten und kultivierten Süden. Die Sicht aus der die Geschichte erzählt werden soll wird deutlich. Auch Scarlett O´Hara entspricht diesem Bild der Südstaatler. Überheblich und von der eigenen Unfehlbarkeit überzeugt. Vivien Leigh verkörpert diese Rolle mit Brillanz- die Haltung Scarletts wird für den Zuschauer glaubhaft.

VOM WINDE VERWEHT

Scarlett O´Hara wird dem Zuschauer, mit zunehmender Dauer des Films immer unsympathischer. Mitleid kommt selbst in Momenten größter Not nie auf. Ihre Art mit Menschen umzugehen befremdet, aber nur weil sie eine Frau ist. Dabei hat sie sich doch nicht anders verhalten, als viele Männer in ähnlichen Situationen. Ihr Verhalten differiert bezüglich der gängigen Geschlechterrollen. Dieser Begriff, stammend aus der soziologischen Rollentheorie, beschreibt das soziale Handeln eines Einzelnen in Bezug auf das, was von der Gesellschaft erwartet wird. Scarlett setzt sich über die als „weiblich“ geltenden Verhaltensmuster hinweg und eignet sich so Eigenschaften an, die entgegen den Erwartungen liegen. Eben dieses nicht rollenkonforme Verhalten mündet in den negativen Reaktionen. Ihre Eigenständigkeit wird in ein schlechtes Licht gerückt, indem mit dem traditionellen Rollenbild gebrochen wurde. Eine Frau ist nicht mehr Anhängsel eines Mannes, sondern sie ist diejenige, die Männer als ihr persönliches und nutzbringendes Beiwerk betrachtet.

Eine ebenfalls großartige schauspielerische Leistung liefert Hattie McDaniel. Die korpulente, farbige Frau, die

im Film als „Mammy“ bekannt ist. Die Haussklavin, die Teil der Familie ist. Ihre überzeugende Darstellung brachte McDaniel den Oscar als beste Nebendarstellerin ein. Ein Meilenstein. Noch nie zuvor hat eine farbige Frau einen Oscar ge5


ANNALENA KNOPP

wonnen. Ein Umstand, der zu dieser Zeit keine Selbstverständlichkeit dargestellt hat. Der Film entsteht in den 1930er Jahren. Eine Zeit in der es in den USA durchaus noch üblich war, Farbige als minderwertig zu bezeichnen und sie als Sklaven zu halten. Einer von ihnen eine solche Auszeichnung zukommen zu lassen, ist in Anbetracht dieser Tatsache eher ungewöhnlich. Die in den USA zu dieser Zeit noch verbreitete Rassentrennung und Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung gründet sich auf den Begriff der „Rasse“, der als eine biologische und anthropologische Kategorie zur Differenzierung einzuordnen ist. So spricht auch Claude Levy- Strauss in seiner Schrift „Rasse und Kultur“ davon, der Begriff der „Rasse“ sei eine volkstümliche Annahme, dass sich Menschen anhand äußerer Erscheinungsformen unterscheiden ließen- diese Annahme aber wissenschaftlich unhaltbar sei . Eng mit diesem Phänomen der Unterscheidung verbunden, ist der Begriff des „Rassismus“. Dieser gründet sich genau darauf, was sich im Verhältnis der Sklaven zur Herrschaft zeigt. Die schwarze Bevölkerung wird aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit diskriminiert und als minderwertig eingestuft. Durch diese Abstufung, werden der Machtanspruch und die angenommene kulturelle Überlegenheit der Herrschenden bestärkt. Doch betrachtet man diese Interpretation von Sklaven, zeigt sich deutlich, dass diese eben keine ethnologisch begründete Wahrheit beinhaltet. Die Vorstellung, die hier gegeben wird ist naiv, verklärend und 6

macht sich gängige Stereotype zu Nutze. Eine dicke schwarze Frau mit Schürze und Haube, die energisch durch das Haus läuft und mit der Herrschaft spricht, als wäre sie Ihresgleichen. Doch ist ihr Verhalten repräsentativ für die Situation der Sklaven der Südstaaten in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts? Diese waren unterdrückt, unmündig und galten noch nicht einmal als vollwertige Menschen, sondern als Besitz. Die Vorstellungen, dass Sklaven sich in ihrer Rolle zurechtfinden und sich mit ihr zufrieden geben, waren weit verbreitet. Anhand dieser oberflächlichen und weit verbreiteten Annahmen, wie ein Sklave zu sein und auszusehen hat, bilden sich diese stereotypen Bilder, die in „Vom Winde verweht“ gezeichnet werden. Alle Sklaven, die einen Platz in diesem Film gefunden haben, werden entweder wie „Mammy“ als treu ergeben, oder als lebensunfähig dargestellt. Diese „Wirklichkeit“ präsentiert nicht die reale Welt, sondern das was die Macher uns als real glaubhaft machen wollen. Nun könnte man sich natürlich fragen, ob nicht gerade diese Stereotype für den Erfolg des Films mit verantwortlich sind? In Zeiten der Unruhe ein wenig Halt im Paradies? Die Romantisierung der Umstände stillt in den Zuschauern ein Verlangen nach klaren und schönen Verhältnissen. Diese offensichtlich falsche Auslegung der Zustände erfüllt den Wunsch nach einer besseren Welt. Eine kluge Strategie zur Gewinnung von Zuschauern. Daher kann eine solche Auslegung auch


mit seiner Produktion eine zeitlose Eleganz zu versprühen, die auch nach mehr als siebzig Jahren nichts von ihrem Glanz verloren hat und noch immer eine Vielzahl von Menschen in ihren Bann zieht. ۩

VOM WINDE VERWEHT

akzeptiert und nachvollzogen werden. Dieser Film ist ein bildgewaltiges Epos mit schönen Bildern und brillanten Darstellern, die zu Ikonen ihrer Zeit wurden. „Vom Winde verweht“ hat für die Darstellung von Frauen in Filmen neue Richtlinien gesetzt und gezeigt, dass es auch dem weiblichen Geschlecht möglich ist, sich ein Paradies aufzubauen, ohne dazu die Anleitung eines Mannes in Anspruch zu nehmen. David O. Selznick hat es geschafft

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Hitchcocks fast perfekter Mord „Wird David auch hier sein?“ fragt Kenneth, einer der Partygäste. „Aber natürlich!“ erklärt Gastgeber Brandon freundlich lächelnd. Tatsächlich ist David aber schon längst da... Hitchcocks Verfilmung des Theaterstückes „Cocktail für eine Leiche“ von 1948 erzählt die Geschichte eines scheinbar perfekten Mords. Die beiden Studenten Brandon und Phillip ermorden mit Hilfe eines Seils (daher auch der Originaltitel „Rope“) ihren Freund David in ihrem Apartement; die Leiche verstauen sie in einer großen Holztruhe im Wohnraum. Noch am selben Tag veranstalten die beiden jungen Männer eine Cocktailparty. Nach und nach trifft ihr Besuch ein: Als erstes kommt die Haushälterin Mrs. Wilson um bei den Vorbereitungen zu helfen. Kurz darauf trifft Kenneth, ebenfalls Student und sowohl mit den beiden Mördern als auch mit dem Opfer befreundet, ein, gefolgt von Janet, seiner ExFreundin und nun Geliebte des Toten. Der nächste Gast ist Davids Vater in Begleitung seiner Schwägerin Mrs. Atwater. Der letzte in

JOSEPHINE KOFLER

dieser illustren Gesellschaft ist Rupert Cadell, ein ehemaliger Lehrer der jungen Männer. Das einzige Filmset ist das Apartement der Mörder; gezeigt wird zunächst der Mord an David, dann sowohl die Vorbereitung 8

als auch das Stattfinden der Cocktailparty. Ein interessanter Aspekt ist das sehr unterschiedliche Verhalten der beiden Mörder: Brandon ist kaltschnäuzig, locker und überheblich während Phillip unsicher und hochgradig nervös, scheinbar nicht weit von einem Nervenzusammenbruch entfernt, ist. Schon von Beginn an sind die Rollen klar verteilt. Mit einem letzten Schrei des Ermordeten landet der Zuschauer mitten in der Szene und wird Zeuge, wie ein kontrollierter Brandon einem sichtlich mitgenommenen Phillip befiehlt, die Truhe für den Toten zu öffnen und sich „wieder zu fangen“. Auch während der Vorbereitungen für die Party bleibt Phillip angespannt; ihm gefällt es nicht, die Leiche ihres Freundes noch in der Wohnung zu haben und sein Komplize muss ihn immer wieder dazu anhalten, die Ruhe zu bewahren. Brandon hingegen geht gut gelaunt und mit lockerem Spott an die Planung des bevorstehenden Abends; so witzelt er zum Beispiel, dass das Whiskyglas, aus welchem David vor seinem Tode trank, nun ein Museumsstück sei. Denkwürdig ist auch die Szene, in der Phillip bemerkt, dass das Mordwerkzeug aus der Truhe heraus hängt. Mit zitternder Stimme ruft er nach seinem Freund. Dieser fordert ihn auf, das Seil einfach rauszuziehen, doch er starrt geschockt darauf und wehrt ab: „Das kann ich nicht!“. Mit einer lässigen Bewegung zieht Brandon den Strick heraus, nicht ohne Phillip noch einmal anzugehen, dass er sich beherrschen solle: „Wir waren uns doch darüber einig, dass jeder von uns beiden nur ein Verbrechen begehen kann,


Aus psychologischer Sicht verhält sich Phillip so, wie man es von einem Menschen erwartet: Der Mord belastet ihn, er hat ein schlechtes Gewissen und große Angst, dass die Vertuschung misslingt. Es fällt leicht, für ihn Verständnis zu haben. Der „normale“ Mensch steht dem Psychopathen gegenüber: Brandons Verhalten ist widernatürlich; er scheint überhaupt kein Gewissen, keine Moralvorstellungen zu haben, handelt absolut gefühlskalt. Man stellt sich als Zuschauer die Frage: Wie wird sich Phillip auf der Cocktailparty verhalten? Schafft er es, sich vor den Besuchern nichts anmerken zu lassen und nach außen einen kühlen Kopf zu bewahren? Die Darstellung der Charaktere bleibt auch in Gesellschaft gleich; als Kenneth, einer der ersten Gäste, verwundert fragt, ob jemand Geburtstag hätte, erklärt Brandon nonchalant: „Ich kann dich beruhigen, Kenneth, es ist im Grunde genau das Gegenteil.“ Als Mrs. Atwater den Raum betritt und überrascht „David!“ ausruft, zerbricht

Phillip vor Schreck das Glas, welches er in der Hand hält während Brandon lässig erklärt, dass sie David mit Kenneth verwechselt habe.

COCKTAIL FÜR EINE LEICHE

nämlich einen Fehler zu machen. Und jetzt die Nerven zu verlieren ist ein sehr großer Fehler!“ Worauf sein Gegenüber einwirft: „Weil es menschlich ist, Brandon!“. Doch dieses Argument wird von Brandon mit einem herrischen „Weil es absolut gewöhnlich ist!“ abgetan. Es wird klar: Der beherrschte, kontrollierte Brandon sieht sich selbst als überlegenen, rationalen Übermensch, während Phillip weitaus emotionaler agiert und nicht mit dem Perfektionismus und der Kälte seines Kommilitonen mithalten kann; möglicherweise ist er die Schwachstelle in Brandons Planung.

Besonders spannend wird es mit dem Auftauchen des ehemaligen Lehrers der beiden Mörder. Ihm gegenüber verhält sich Brandon anders als in Gesprächen mit den

anderen Gästen; Rupert Cadell scheint der Einzige zu sein dem er Respekt entgegen bringt, dem er sich nicht deutlich überlegen fühlt. Durch ihn kommt das Thema ‚‘Mord‘‘ zur Sprache, nachdem Brandon – ermuntert durch Cadell – eine Geschichte über Phillip erzählt, welcher auf einem Hof Hühnern den Hals umdrehte. Erregt beschuldigt Phillip Brandon zu lügen, diese Geschichte nur erfunden zu haben. Diese heftige Reaktion wird von seinem ehemaligen Lehrer sehr genau beobachtet. Er beginnt, über Mord im Allgemeinen zu sinnieren; so sagt er, dass Mord viele Probleme lösen könne. Auf Mrs. Atwaters Einwurf, dass sich dann ja alle gegenseitig umbringen würden, erwiedert er, dass Mord eine Kunst sei und „daher sollte das Privileg einen Mord zu begehen denen vorbehalten sein die den gewöhnlichen Menschen weit überlegen sind.“ Brandon fügt an: „und die Opfer Menschen deren Leben sowieso überflüssig sind.“ Man ahnt, 9


wer die Inspiration für den Mord an David war... Im Laufe des Abends gibt es immer wieder Anzeichen, dass Cadell Verdacht schöpft, dass er merkt, dass hier etwas nicht stimmt – nachdenkliche, aufmerksame Blicke und immer wieder detektivisches Nachhaken. So fragt er Phillip einmal ganz direkt – möglicherweise wohlwissend, dass er der Schwächere der beiden Gastgeber ist – was hier vorgehen würde. Dieser versucht abzulenken, doch erfolglos; der Lehrer lässt nicht locker: „Was wird hier eigentlich gespielt, Phillip?“ Wird er den beiden Mördern auf die Schliche kommen? Wird Phillip letztendlich doch unter dem Druck des Wissens, jemanden umgebracht zu haben und der Angst, erwischt zu werden, zusammenbrechen? Hitchcocks Inszenierung bietet morbiden

PATRICK JUCHEMS

Humor und ist spannend von der ersten bis zur letzten Minute. Der Film ist typisch für den stilistisch sehr einflussreichen Regisseur: Die Verbindung von Witz und Spannung und auch die Motive der Schuld und Angst finden sich in vielen seiner Werke. Was „Cocktail für eine Leiche“ aus künstlerischer Sicht speziell macht, ist die Drehtechnik: Man hat den Eindruck, der Film wäre nahezu ohne Schnitte aufgenommen worden. Tatsächlich dauert jede Einstelung 10

10 Minuten, das Maximum was Filmrollen damals hergaben. Die meisten Übergänge hat Hitchcock geschickt kaschiert. Durch diese Besonderheit wird das Gefühl erzeugt, man wäre tatsächlich als Beobachter bei der Party dabei. Erwähnenswert ist auch, dass es sich hierbei um Hitchsocks ersten Farbfilm handelt. „Cocktail für eine Leiche“ ist sicherlich nicht das berühmteste Werk des Regisseurs, muss sich aber defintiv nicht vor bekannteren Klassikern wie „Psycho“ oder „Die Vögel“ verstecken. ۩


Ein Mann liegt auf dem Boden eines Lokals, verletzt von einer Prügelei, k.o., bedeckt von Salat. Blut sickert aus seinen aufgeplatzten Lippen. Er versucht den Kopf zu heben, doch seine Frau muss ihn stützen. Sein Gegner wirft ihm ein Schild mit der Aufschrift „Wir bedienen wen wir wollen“ auf die Brust. Der Mann scheint alles andere als ein Gewinner zu sein - und trotzdem spricht seine Frau nicht nur von Männlichkeit, die sie in diesem Augenblick in ihm gesehen hat, sondern auch von seiner größten Tat - wie kommt sie zu diesem erstaunlichen Urteil? George Stevens schildert in seinem Meisterwerk „Giganten“ die Lebensgeschichte des texanischen Großranchers Jordan ‚Bick‘ Benedict (Rock Hudson) und seines

Rivalen Jett Rink (James Dean in seiner letzten Rolle). Doch es geht um mehr als die Dynastie der Benedicts und den aufkommenden Ölboom, in dem Jett Rink,

COCKTAIL FÜR EINE LEICHE

Die Entlarvung des American Dream ehemals armer einsamer Gehilfe Bicks, zum Ölmagnaten Texas aufsteigt. Der Film ist kein Familien-Epos, sondern eine Demaskierung der vorherrschenden geschlechtlichen Rollenbilder und des Rassismus, vor allen Dingen ist er aber eine Entlarvung des ‚American Dream‘. Zu Beginn des Films verliebt sich Jordan Benedict während einer Geschäftsreise in Maryland in die ebenso schöne wie selbstbewusste Leslie (Elizabeth Taylor). Raubt sie ihm mit ihrem kessen Auftreten anfangs noch die Sinne, so sind es bald Bicks Nerven, die ihm abhandenkommen. Was in Maryland toleriert wird und attraktiv wirkt, ist im konservativen Texas ein Tabu. Politik wird ausnahmslos in Männerrunden diskutiert, während die Ehefrauen teetrinkend und strickend abseits sitzen und den neuesten Klatsch austauschen. Leslie, die sich unter gar keinen Umständen in die „Frauchen-Ecke“ drängen lassen will, provoziert einen heftigen Ehestreit, als sie sich zu Wehr setzt und an der Polit-Talkrunde teilnehmen will. Zu diesen Rollenklischees hat Irving Goffman einiges zu sagen. Seiner Meinung nach sind die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau zwar gering, die soziologischen bzw. kulturellen aber um einiges größer. Paradoxerweise werden letztere oftmals mit den biologischen Unterschie11


den begründet, obwohl diese die großen kulturellen Diskrepanzen nicht rechtfertigen. Dies sieht man eindeutig an dem Verhältnis zwischen Bick und Leslie. Obwohl Leslie ihrem Gatten intellektuell nicht im Geringsten unterlegen ist, hat sie sich um Politik nicht zu kümmern. Sie soll sich ihr „schönes Kopfchen nicht daran zerbrechen“ (Filmzitat). Hier wird das kulturelle Geschlecht geschaffen, das „gender“, das mit dem biologischen Geschlecht eigentlich wenig zu tun hat.

PATRICK JUCHEMS

Obwohl Frausein auch Vorteile mit sich bringt, zu mindestens in der Klasse der reichen Weißen, ist dies aus Leslies Sicht nicht von Vorteil. Sie muss sich z.B. nicht an schwerer körperlicher Arbeit auf der Farm betätigen. Das hat etwas mit den von Goffman beschriebenen geschlechtsspezifischen Eigenschaften zu tun nach. Diese werden im Film in Form von harter körperlicher Arbeit der Männer auf der Ranch und deren abendlichen Politikgesprächen dargestellt. Die Frauen bleiben zu Hause, regeln den Haushalt und erziehen die Kinder. Leslies Emanzipationsversuche sind als Kampf gegen die Vermischung von „sex“ und „gender“ zu deuten. Der Film spielt zwar in den 1920er bis 1940er Jahren, doch schildert er auch die bestehenden gesellschaftlichen Umstände zu der Zeit der Dreharbeiten (1955) sehr gut. Leslies Kampf gegen die Stereotypen ist demnach eine Kritik an den bestehenden realen Verhältnissen. Leslies Sensibilität zeigt sich in ihrem Engagement für die mexikanischen Angestellten auf der Ranch ihres Mannes. Obwohl die Frau in der Gesellschaft unter dem Mann steht, durch die „Genderrol12

le“ bedingt, sind die Mexikaner noch eine Stufe darunter. Auch das wurde von Soziologen wie Goffman analysiert. Sie leben in einem eigenen Dorf, in dem katastrophale hygienische Zustände herrschen. Leslie sorgt für enormen Fortschritt, in dem sie z. B. einen eigenen Arzt für die Mexikaner einstellt. Ihr Umgang mit den Angestellten ist respektvoll und höflich, im Gegensatz zu Benedict, der wie die meisten Texaner die Mexikaner als Hilfskräfte sieht und sich nicht um ihre Belange kümmert. Die Ursache hierfür liegt auch in der sozialen Herkunft der beiden Ehepartner. Leslie ist eine Bürgerliche und deutlich liberaler als ihr Ehegatte, der texanische Großrancher. Er behandelt seine mexikanischen Angestellten nicht schlecht, aber er überlässt sie ihrem eigenen Schicksal und sie können eben nicht, wie er selbst zu glauben scheint, sich selbst helfen, da es für Mexikaner keine Aufstiegsmöglichkeit gibt. Jordan Benedict hat noch ein ganz anderes Problem. Während er in eine Lebenskrise schlittert, geprägt durch Streitereien mit der Ehefrau und dem Generationenkonflikt, steigt sein ehemaliger Gehilfe zum Ölmagnaten auf. Das Blatt scheint sich gewendet zu haben, schließlich war Benedict zu Beginn des Films der reiche, ange-


George Stevens kratzt an dieser Illusion, denn während des raketenhaften Aufstiegs verliert Jett Rink die Bodenhaftung. Außerdem verfällt er dem Alkoholismus. Trotz seines Erfolges und Reichtums hat sich eines nicht geändert: Er ist immer noch einsam, er hat keine Freunde, sondern nur Ja-Sager, Speichellecker und Geschäftsmänner mit eigenen Interessen in seinem Umfeld. Der Traum vom American Dream, dass es jeder Tellerwäscher theoretisch zum Millionär bringen kann, dass Erfolg der zwingende Lohn für Fleiß und Arbeit ist, zerplatzt wie eine Seifenblase. Auf seinem Höhepunkt schläft Jett Rink am Rednerpult ein und stürzt später benommen von der Bühne, sinnbildlich für den Absturz in der Gesellschaft. Es bedarf neben Fleiß und Arbeit noch anderer Faktoren, die einen Aufstieg und vor allem die Konservierung des Erfolgs möglich machen. Dazu gehören Freunde und Familie, die einem die schonungslose Wahrheit ins Gesicht sagen, die Liebe u.v.m. Jett Rink hat nichts davon. Tief im Inneren ist er ein unglücklicher Mann, daran kann auch sein

Reichtum nichts ändern. Der große Philosoph Immanuel Kant prägte den Begriff der „ungeselligen Geselligkeit“. Der Mensch braucht seine Mitmenschen einerseits als Konkurrenten, andererseits als Freunde. Jett Rink hat keine Freunde. Seine soziale Isolation begründet seinen Abstieg.

GIGANTEN

sehene und glückliche Ehemann. Jett hingegen war ein Außenseiter und einfacher Gehilfe, unglücklich und getrieben von der Hoffnung, endlich in der Gesellschaft aufzusteigen und reich zu werden. Er schafft es auch, dank seines Fleißes und seines Willens. Wieder ein Beweis dafür, dass es jeder in den USA, der nur hart genug dafür arbeitet, zu etwas bringen kann.

Und Jordan Benedict? Der sieht sich mit Rassismus-Vorwürfen seines Sohnes konfrontiert, da Bick dessen Frau und Sohn nicht vollständig akzeptiert. Scheint dies zuerst der endgültige Bruch der Familie zu sein, bewirkt es eine Kehrtwende in Jordan Benedicts Leben. In einem Lokal setzt er sich für drei arme Mexikaner ein. Dadurch kommt es zum Kampf mit dem Wirt, in dem der gealterte Benedict den Kürzeren zieht. Doch der Verlierer der Prügelei ist der Gewinner des Films. Jordan Benedict hat nicht nur seine Distanz zu den Mexikanern überwunden, er lässt auch seinen Kindern freie Hand in ihrer Zukunftsplanung und er besinnt sich wieder auf sein Leben als Rancher. Leslie entdeckt erneut ihre tiefe Liebe zu Bick. Die Lebenskrise ist endgültig vorbei. Jordan Benedicts Leben ist auf einem soliden Fundament gebaut. Er ist als Großrancher erzogen worden, er weiß sich in dieser Welt, sowohl geschäftlich als auch gesellschaftlich, zu bewegen. Er hat eine Familie und Freunde. Er fühlt sich nicht nur wohl, sondern er hat auch Menschen um sich, die ihn auf Fehler hinweisen und die 13


ungeschönte Wahrheit aussprechen. Eine wichtige Person ist seine Frau, am Ende ist es jedoch der Rassismus-Vorwurf seines Sohnes, der Benedict die Augen öffnet. Eine Frage muss noch beantwortet werden: 192 Minuten ohne Thrill, Action und die ganz großen lustigen Momente. Kann das funktionieren? Es kann, wenn man eine Geschichte zu erzählen hat. Und das hat George Stevens und er macht es richtig gut. Gekonnt setzt er die Schauspieler in den Mittelpunkt, die mit ihrem intensiven Spiel den Zuschauer bei der Stange halten und dafür sorgen, dass ihm die 192 Minuten auch nicht eine Minute zu lang vorkommen. Der Film kommt ohne große Tricks und filmische Hilfsmittel aus, die Musik ist während des Films meistens ruhig, oft ist während den Dialogen gar kei-

PATRICK JUCHEMS 14

ne Musik zu vernehmen. Er wird von den Schauspielern getragen, die ihre Charaktere glaubhaft darstellen und ihm daher eine starke Authentizität verleihen. Aufgrund seiner Kritik am Rassismus, den vorherrschenden Rollenbildern zu jener Zeit und vor allem am ‚American Dream‘ wird der Film für den Zuschauer noch interessanter, zumal er auch in dieser Beziehung sehr glaubhaft ist. Georges Stevens schildert nicht nur die bestehenden sozialen und gesellschaftlichen Verhältnisse wirklichkeitsnah, sondern zerstört auch das naive Bild des ‚American Dream‘, indem er den Emporkömmling Jett Rink wieder abstürzen lässt. Alles in allem bietet der Film eine gute Geschichte, sehr gute Schauspieler und mehr als nur kritische Untertöne...genügend Gründe, den Film unbedingt anzusehen. ۩


„Die Juwelen der Zeit“ Das Leben im Amerika der 1960er Jahre hatte zweifelsohne viele Vorzüge: Neue Medien, neue Konsumgüter, neue Transportmöglichkeiten und eine boomende Marktwirtschaft eröffnen den Menschen zahlreiche neue Möglichkeiten und sorgen für eine neue Weltoffenheit. Es beginnt eine US-amerikanische Hoch-Zeit, die von Wohlstand, großen Hoffnungen und einem Gefühl von Freiheit nur so strotzt. Alle diese kulturellen Umbrüche sorgen auch für eine neue Mentalität. Diese neue, aufblühende und von dem Gedanken „wir können alles schaffen, wenn wir nur wollen“ geprägte amerikanische Gesellschaft der frühen 1960er Jahre wird im Film „Frühstück bei Tiffany“ dargestellt.

„Two drifters off to see the world. There´s such a lot of world to see“ Doch das Leben in dieser sich verändernden Gesellschaft von Ruhm und Reichtum hat auch seine Schattenseiten. Regisseur Blake Edwards gelingt es in seiner Adaption des gleichnamigen Romans von Truman Capote, diese Schattenseiten der damaligen Gesellschaft in einer durchaus erheiternden und unterhaltsamen Liebeskomödie zu verpacken. Das Dilemma, das sich hinter der Liebesgeschichte verbirgt, ist die Identitätssuche der jungen und attraktiven Holly Golightly (Audrey Hepburn). Sie zeigt, stellvertretend für viele Menschen jener Zeit, die Überforderung mit der neu entstandenen Masse von Konsum- und Freiheitskultur. „Wenn ich selbst weiß, was ich will, werde ich es dir sagen“ (Holly). Sie irrt in der neuen sich verändernden Welt umher, auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft. Doch um sich in der veränderten Gesellschaft überhaupt platzieren zu können, muss man sich

FRÜHSTÜCK BEI TIFFANY

Frühstück bei Tiffany - Ein Spiegel der Gesellschaft zunächst über die eigene Identität im Klaren sein. Auf dem Weg zu dieser Selbstfindung begleitet der Zuschauer die Protagonistin in „Frühstück bei Tiffany“ mit dem kleinen aber durchaus schönen Umweg über die Liebe. Der 1961 entstandene Film ist somit wahrhaft ein Spiegel der damaligen Gesellschaft, er greift sowohl die Probleme, wie die Vorzüge der damaligen Realität auf und verpackt diese in unterhaltsame und ästhetische Kompositionen. So ist der Titelsong „Moonriver“ von Henri Mancini, der an einer Stelle sogar von Audrey Hepburn selbst gesungen wird, eine einzige Metapher sowohl für den gesamten Inhalt des Filmes, als auch für die zeitgenössischen gesellschaftlichen Ereignisse. Denn Holly Golightly ist eine Weltenbummlerin, auf der Suche nach ihrer gesellschaftlichen Identität. Sie versucht ihr persönliches Glück im Wohlstand und Reichtum zu finden und verkennt darüber oft die Realität. Sie wird als „verrückt“ und „irre“ tituliert, was ihre naiven Vorstellungen und ihre rastlose Suche nach einem Platz, an dem sie sich wohl fühlt, sehr schön symbolisiert: „Wenn ich mich irgendwo so wohl fühle, wie bei Tiffany, dann kaufe ich mir eine Einrichtung und gebe der Katze einen Namen“. Besitzlosigkeit, sowie Namenslosigkeit sind zwei zentrale Elemente, die im Film auf diese Suche nach der eigenen Identität und dem richtigen Platz in der Gesellschaft immer wieder hindeuten. Daneben steht ebenfalls als solches Merkmal eine lückenhafte Sozialstruktur: Holly hat keine Vertrauten um sich, keine Freunde: Auf ihrer eigenen Hausparty wird sie gefragt: 15


„Was sind das für Leute?“ und sie gibt die kuriose und amüsante Antwort: „Och, Ich weiß nicht, ich find´sie nett“. Vom Titelsong, über die Dialoge, bis hin zu den zuweilen skurrilen Darstellungen des Gesellschaftslebens, Blake Edwards hat es geschafft, in all diesen Dingen immer wieder den Roten Faden der umbrechenden Gesellschaft und der damit einher gehenden Identitäts- und Platzsuche hervortreten zu lassen.

„Zukunft braucht Herkunft“

SASKIA HEIN

Der deutsche Philosoph Odo Marquard hat die Wichtigkeit der individuellen und kulturellen Geschichte für die Identität des Menschen herausgestellt: Die persönliche, sowie die kulturelle Identität eines Menschen begründet sich immer in seiner Geschichtlichkeit. Die Erinnerung bzw. das Vergegenwärtigen der eignen Geschichte ist identitätsstiftend, wie umgekehrt eine Ungewissheit über die eigene Herkunft und Geschichte gleichsam einen Identitätsverlust bedeuten. Wir verstehen uns selbst in dem Maße, in dem wir uns unsere Herkunft klar machen. Nur wer weiß, wo er her kommt, der weiß wer er ist, und nur dann kann er Zukunft planen. Ganz im Sinne dieser Überlegungen scheint „Frühstück bei Tiffany“ ein einziges Drama zu sein: Holly hat die Wichtigkeit ihrer kulturellen und sozialen Herkunft für ihre Suche nach einem Platz in der Gesellschaft nicht verstanden, im Gegenteil, sie versucht ihre Herkunft zu vertuschen und sich eine neue Identität quasi aus dem Nichts aufzubauen: Holly stammt eigentlich aus sozial schwachen und ländlichen Verhältnissen. Mit vierzehn Jahren reißt sie von zu Hause aus, gemeinsam mit ihrem Bruder Fred. 16

Der benachbarte Veterinär „Doc Golightly“ nimmt die beiden auf und Holly zur neuen Frau an seine Seite. Auch von dort reißt sie aus, um in der Großstadt New York nach ihrer Vorstellung von Freiheit und Reichtum leben zu können. Um dieses Ziel zu erreichen, beginnt sie, sich in den Kreisen der High Society zu bewegen. Dazu vertuscht sie ihre Vergangenheit und legt sich eine neue Identität zu: Sie ändert ihren Namen, ihre Gewohnheiten, ihren gesamten Lebensstil. Doch ist dies überhaupt möglich? Können Identitäten einfach abgelegt und neu angelegt werden, wie ein Kleidungsstück? Hierauf gibt der französische Soziologe Pierre Bourdieu eine klare Antwort: Mit dessen Habitus-Begriff kann erklärt werden, dass dies nicht realisierbar sein kann. Der Mensch hat demnach seine Identität aus seiner Sozialisation, sprich, aus seiner persönlichen und kulturellen Vergangenheit, sowie aus seinem sozialen und kulturellen Umfeld. Dies prägt den Menschen und das Bewusstsein des selbigen, sodass sich daraus der spezielle und persönliche Lebensstil ergibt. Da sich die Vergangenheit und die unbewusste Einprägung dieser Sozialisation nicht vergessen oder gar ungeschehen machen lassen, ist es nach Bourdieu demnach nicht möglich, seinen Habitus aktiv zu verändern. Er vollzieht sich unbewusst, rückt aber besonders dann ins Bewusstsein des Menschen, wenn sich dessen Lebensraum stark verändert. „Frühstück bei Tiffany“ wird dieser Theorie dadurch gerecht, dass auch Holly erkennen muss, dass sie ihre kulturelle Herkunft nicht leugnen kann. Denn als „Doc Golightly“ nach einem Jahr nach New York kommt, um Holly zur Rückkehr zu animieren, wird diese erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Hier bricht ihr Ich- Bewusstsein auf, sie bemerkt,

dass sie ihre Vergangenheit nicht leugnen kann, sich aber dennoch verändert hat. „Ich bin nicht Holly und Lollamae bin ich auch nicht, ich weiß nicht, wer ich bin“ (Holly). Im Film wird der Identitätsverlust als Geschichtsverlust in der Person der Holly Go-


„Überall wirst du dir selbst begegnen“

„Weißt du woran es bei dir fehlt, du armes Ding ohne Namen? Du hast Angst! Du hast Angst, dass dich jemand in einen Käfig sperren könnte. Mein liebes Kind, du sitzt schon lange drin und gebaut hast du ihn dir selbst, und der Käfig ist nicht nur in ´Tulip`, Texas oder hier in New York, sondern du schleppst ihn überall mit dir hin. Ganz gleich, wohin du auch gehst, überall wirst du dir selbst begegnen!“ Es ist also letztlich gleich, wo Holly auch hinziehen mag, ob nach New York oder in ein fremdes Land, sie wird immer mit ihrer Vergangenheit, ihren Eigenarten und ihren Sehnsüchten konfrontiert werden. „Frühstück bei Tiffany“ zeigt somit in all seiner Detailliebe für die Welt der Reichen und Schönen, doch sehr tiefgründig und emotionalisierend, die Wichtigkeit eines Bewusstseins über die eigene Identität – besonders in einer sich wandelnden Gesellschaft, wie der der 1960er Jahre - um sich im Rahmen neu entstehender Weltbezüge

orientieren und einordnen zu können. Namenlosigkeit, Rastlosigkeit und ein sich ständig änderndes, loses soziales Umfeld werden als zentrale Merkmale für eine Identitätslosigkeit herausgestellt. Auch treffende Metaphern, wie das „irre“ sein für das umher irren in der Welt und die Überforderung mit der Realität, zeichnen den Film aus und haben ihm dazu verholfen, zu einem inspirierenden und großen Stück Filmgeschichte geworden zu sein. Frühstück bei Tiffany schafft es die Darstellung der schönen neuen Welt im Amerika der 60- er Jahre mit denen sich offenbarenden Problemen so zu verbinden, dass der Zuschauer den Eindruck der gesellschaftlichen Situation bekommt und zugleich unterhalten und amüsiert wird. Der Schein des Reichtums und des Wohlstandes verblendete nicht selten die Sicht auf das eigentlich Essentielle: das soziale Dasein und damit natürlich auch die Liebe. Denn „Menschen verlieben sich nunmal, Menschen gehören zusammen, weil das die einzige Möglichkeit ist, ein bisschen glücklich zu werden“ (Paul). Damit ist schließlich die Kernaussage des Filmes getroffen. Dieser wunderbare Film mit seiner gesellschaftskritischen Note hat auch in der heutigen, sich immer schneller wandelnden globalisierten Welt noch Relevanz. Heute, wie früher, sollte bei allen sich bietenden Möglichkeiten nicht das eigentlich Wesentliche vergessen werden: die eigene kulturelle, und somit eben auch soziale, Herkunft! ۩

FRÜHSTÜCK BEI TIFFANY

lightly also sehr schön umgesetzt, jedoch zugleich nicht als auswegloses Drama dargestellt, sondern als eine lösbare und sogar Glück bringende Aufgabe mit romantischem Ende. Der Zuschauer wird immer wieder aufs Neue von der Art der Selbstfindung der Holly Golightly fasziniert, denn sie nimmt nicht den vernünftigsten Weg oder folgt ihrem Herzen, sondern sie fällt naive und teilweise kuriose Entscheidungen, die um so spannender machen, ob sie schließlich ihren Platz und sich selbst finden wird.

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Schwarzweiß in jeder Hinsicht „Du verstehst einen Menschen viel besser, wenn du die Dinge oder was es gerade ist auch mal aus seinem Standpunkt betrachtest. Wenn du mal in seine Haut kriechst und darin herumspazierst.“ Diesen Rat gibt Atticus Finch seiner Tochter Scout in der 1962 erschienenen Bestsellerverfilmung „Wer die Nachtigall stört“ von Regisseur Robert Mulligan. Es ist eine Aussage, die den Kern dessen wiedergibt, wofür der Film bis heute steht. Zu einer Zeit sozialer Umbrüche in den USA entstanden, setzt sich der Film für Toleranz ein und spricht sich gegen Rassismus und Vorurteile aus. Ein nobler Gedanke – doch transportiert er diesen Gedanken auch differenziert in die heutige Wirklichkeit oder erliegt er nicht vielmehr der Versuchung, sich in einseitigen Klischees zugunsten des moralischen Zeigefingers zu verlieren? Im Zentrum der Handlung steht ein Gerichtsfall zur Zeit der großen Depression in den USA, demzufolge ein Schwarzer eine Weiße vergewaltigt haben soll. Trotz seiner offensichtlichen Unschuld gilt er schon vor der tatsächlichen Gerichtsverhandlung als verurteilt. Der einzige, der bereit ist, ihn überhaupt zu verteidigen, ist der aufrechte Anwalt Atticus Finch. Man erlebt als Zuschauer die Ereignisse aus der Sicht von Atticus‘ sechsjähriger Tochter Scout. Diesem

ALESSANDRA REß

besonderen Blick ist es zu verdanken, dass „Wer die Nachtigall stört“ kein reines Gerichtsdrama geworden ist, sondern daneben auch ein einfühlsamer Film über das Ende einer sorgenfreien Kindheit in einer 18

häufig widersprüchlichen Umgebung. Dennoch sind es wohl die sozialkritischen Gerichtsszenen, die den Film zu einem Klassiker gemacht haben. Er entstand zu einer Zeit, da die amerikanische Bürgerrechtsbewegung auf ihren Höhepunkt zusteuerte und er ergriff klar Partei für die schwarze Bevölkerung. Tatsächlich ergriff er so klar Partei, dass er sich trotz seines hehren Ziels, gegen Vorurteile vorzugehen, in Klischees und soziokulturellen Stereotypen verliert und damit heute Glaubwürdigkeit verspielt. Atticus Finch ist der aufrechte Weiße, der Verteidiger derer, die sich nicht selbst verteidigen können. Stets adrett gekleidet, in Anzug und mit Hornbrille, ist er der Held des Films. Er verkörpert das Ideal der Gerechten – ein Gelehrter, der gleichzeitig schärfer schießen kann als der Sheriff. Und dann auch noch besetzt worden ist mit Gregory Peck, dem Vorzeigeheld seiner Generation. Ihm gegenüber steht James Anderson als Bob Ewell, der Vater des angeblichen Opfers. Ein Blick in sein widerwärtig-schmieriges Gesicht und der Zuschauer weiß schon, bei wem die Schuld liegt. Die Klägerin selbst – nur ein bemitleidenswertes Mädchen. Ein Opfer, ja, aber eines ihres Vaters und der Gesellschaft, in der sie lebt. Um zu wissen, dass der offenkundige Rassist Ewell ein Irrer ist, braucht es nicht erst die Szene, in der er in bestem Horror-Manier Atticus‘ Sohn durch die Fensterscheiben eines Wagens ängstigt. Dem Angeklagten selbst wird nur die Rolle des armen Schwarzen zugestanden. Ein naiver Arbeiter, der ohne Atticus‘ Hilfe von vornherein verloren wäre. In manchen Szenen könnte man diese Schwarzweißzeichnung als kindliche Aufnahme der Geschehnisse seitens Scout verstehen; doch ganz abgesehen davon, dass sie nicht immer zugegen ist, teilt gerade die nicht immer die ethischen Vorstellungen ihres Vaters. Es ist natürlich einfach, sich die Sympathie des Publikums mit solchen Stereotypen


Aber andererseits wirkt der Film gerade durch diese Extreme inkonsequent, schließlich wirft er an anderer Stelle einen kritischen Blick auf die sozialen Stereotypen, ohne dabei zu verurteilen. Wenn nämlich die jungenhafte Scout zu Schulanfang gezwungen ist, sich in ihre Rolle als Mädchen einzufinden und noch dazu um guter Noten Willen ihrer Lehrerin falsche Tatsachen vorzuspielen, dann bringt der Film durchaus Verständnis auf für die scheinbar „böse“ Seite der Gesellschaft. Die literarische Vorlage von Harper Lee ließ sich deutlich mehr Zeit für solche zweiseitigen Ansichten und bleibt dadurch bis heute glaubwürdiger. Im Film dagegen wird selbst die Infragestellung von Atticus‘ radikalem Gerechtigkeitssinn nur am Ende kurz auf recht lasche Weise thematisiert. Heute dagegen ist das Kinopublikum daran gewöhnt, dass man auch mit den Bösewichten Mitleid empfindet oder ihre

Handlungsweisen zumindest nachvollziehen kann. Wenn selbst ein Hitler als Mensch dargestellt und sogar den Superhelden auf der Leinwand ihre dunkle Nemesis zugestanden wird, dann erscheint das Bild des abgrundtief diabolischen Ewell ebenso fehl am Platze und veraltet wie das des immer aufrechten Helden Atticus.

WER DIE NACHTIGALL STÖRT

zu sichern. Betrachtet man die historischsozialen Hintergründe zur Zeit der Entstehung des Films sind diese Darstellungen auch nachvollziehbar. Da sollte der monströse Ewell wohl ein Symbol darstellen für die Unmenschlichkeit des Menschen. Ihn als einen unmoralischen, in seiner Handlungsweise zu verachtenden Menschen, aber eben doch als Menschen darzustellen, wäre vielleicht als nicht konsequent genug beurteilt worden – die Bürgerrechtsbewegung wollte schließlich gerade diese ewellsche Unmenschlichkeit in dem Unrecht verurteilen, das den Schwarzen zugefügt wurde. Bei einer solchen Sichtweise lässt sich auch der Angeklagte Robinson als Symbol für die Hilflosigkeit der schwarzen Bevölkerung gegenüber ihrer Unterdrückung verstehen.

Dennoch lässt sich der Film auch heute noch in seinem kultursoziologisch interessanten Symbolcharakter betrachten, wenn auch in abgeschwächter Form. Während Atticus als Ideal des aufklärerischen Freigeistes auftritt, stellt noch immer Ewell das Extrem der konservativ-rassistischen Seite dar. Da im USamerikanischen Fernsehen das Klischee des „bösen Schwarzen“ noch durchaus alltäglich ist, ist es dort vielleicht auch heute noch nötig, in der Gegendarstellung so deutlich zu werden. Und auch in Deutschland lassen sich natürlich Analogien finden. Betrachtet man den Film jedoch unter diesem Gesichtspunkt, so hat sich seine Bedeutung gewandelt. Mochte „Wer die Nachtigall stört“ neben seiner politischsozialkritischen Zielsetzung seinerzeit auch als vielschichtiges und realitätsnahes Drama gegolten haben, ist er heute eher als metaphorisch aufgeladene Parabel zu sehen. In dieser Funktion kann er weiterhin gängige Missstände mit den Extremen der 30er Jahre anprangern – so, wie er es schon vor knapp fünfzig Jahren getan hat. Zurück bleibt dann ein Film, der, aus seiner historischen und moralischen Perspektive betrachtet, ein bemerkenswertes Stück Kulturgeschichte ist. Eine facettenreiche Handlung und hervorragende Schauspieler wie Gregory Peck, der trotz der Einseitigkeit des Atticus Finch ohne Zweifel seinen Oscar für diese Rolle verdient hat, oder auch Mary Badham als aufgeweckte Scout, machen ihn zudem ebenso unterhaltsam wie sehenswert. Doch trotz seines noch immer aktuellen Themas und seiner Symbolwirkung schafft der gerne als „zeitlos“ beworbene Film es heute nicht mehr, seine Botschaft auch auf zeitgemäße Art zu vermitteln. ۩ 19


Auf Raubzug in die Freiheit? „Du bist genauso wie ich. Dir ist nichts genug. Du möchtest was besseres sein, als Serviererin.“, behauptet Clyde bei seinem ersten Treffen mit Bonnie. Mit diesem Satz beginnt im Film die Liebe zwischen Bonnie und Clyde und damit auch eine Reihe von Raubzügen durch den Südwesten der USA.

LIESBETH TRINLER

Der 1967 erschienene Film von Regisseur Arthur Penn, eine Mischung aus Kriminalfilm und Liebesgeschichte, spielt in den 1930er Jahren und erzählt die Geschichte des berühmten Gangsterpaars Bonnie Taylor und Clyde Barrow, basierend auf einer wahren Begebenheit. In einem von der Weltwirtschaftskrise gezeichnet Land ziehen die beiden los, auf der Suche nach einem besseren Leben, Freiheit und Reichtum und töten bei ihren Überfällen jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Trotz der Skrupellosigkeit, mit der das Paar diese Menschen ermordet, kann man als Zuschauer die beiden Raubmörder nicht als kriminelle Bösewichte verurteilen. Penn stellt sein Verbrecherpaar in einer romantischen Heldenhaftigkeit dar: zwei Außenseiter, die sich gegen die Ungerechtigkeit der Mächtigen auflehnen und mit ihren Sehnsüchten und Träumen doch menschlich erscheinen. Schnell stellt sich bei der BarrowBande ein Leben als Außenseiter ein Auch bei den anderen Mitgliedern der Barrow-Gang zeigt sich dieses Phänomen der Mischung aus Gewaltbereitschaft und 20

Menschlichkeit: C.W. Moss, den Bonnie und Clyde an einer Tankstelle aufgelesen haben, ist ein junger Mann, der sich und anderen beweisen will, dass er den Mumm dazu hat, eine Bank zu überfallen. Aber wie die andere, hat auch er es nicht darauf abgesehen, rücksichtslos zu morden. Nachdem die Überfälle immer öfter in Schießereien enden, wird ihm bewusst, dass er in etwas hineingeraten ist, das er so gar nicht wollte. Spätestens nachdem es den ersten Toten gibt, stellt sich bei der Bande ein Leben als Außenseiter der Gesellschaft ein. Dies erinnert in seinen Grundzügen an den Schwellenzustand, den Victor Turner (1969) in seinem Text Schwellenzustand und Communitas in Anlehnung an Arnold van Genneps (1909) „rites de passage“ beschreibt. Mit den Eigenschaften der Besitzlosigkeit, Statuslosigkeit und des Übergangs, durch die Turner den Schwellenzustand charakterisiert, lässt sich auch die Situation der Barrow-Bande beschreiben.Die Personen leben nicht mehr in ihrem gewohnten Umfeld, wissen nicht, wie es mit ihnen weiter geht, sondern nur, dass sie nicht wieder in ihr früheres Leben zurück können. Keiner von ihnen hat mehr ein festes


Zum ersten Mal in der Geschichte des Films bekommt der Zuschauer einen Mord im Detail zu sehen. Mit der Brutalität, die man im Film so vorher noch nicht gekannt hat, beginnt Penn ein neues Kapitel der Filmgeschichte. Der Zuschauer bekommt eine über mehrere Sekunden dauernde Sequenz zu sehen, in der die Körper zweier Menschen von Gewehrkugeln durchlöchert werden – eine Szene, die im heutigen Film nichts Ungewöhnliches ist, in den 60er Jahren jedoch auf große Ablehnung stieß. Wo man vorher nach einem Schuss noch einen Schnitt hatte und im nächsten Bild schon die Leiche zu sehen war, sieht der Zuschauer hier nun zum ersten Mal auf der Leinwand, wie eine Gewehrkugel den Körper eines Menschen trifft. Diese neue Seite des Films kommt beim Publikum anfangs nicht gut an: Der Film wird nach seiner Erscheinung zunächst nur in wenigen kleinen Kinos gespielt und unter anderem als inhalts- und geschmacklos kritisiert. Mit der Zeit ändern sich jedoch die Meinungen des Publikums und der Kritiker. Der Beginn des „New Hollywood“ Penns Werk gilt bald als Wegbereiter des neuen amerikanischen Films. „Bonnie und Clyde“ zeigt das Ende des Hollywoodfilms, wie es ihn bis dahin gab – mit seinen romantischen Komödien und den unzähligen Western. Er markiert neben dem Film Die Reifeprüfung von Jack Nichols den Beginn des New Hollywood. Das Rebellische in Penns Film deutet aber zugleich auch auf den gesellschaftlichen Wandel hin, der sich im Amerika der

BONNIE UND CLYDE

zu Hause, sie fliehen in gestohlenen Autos vor der Gesellschaft, die sie verstößt wegen ihren Gräueltaten und halten sich über durch Raubüberfälle über Wasser.

1960er Jahre vollzog. Die Jugend fängt an sich gegen das Spießertum und die alt eingefahrenen Konventionen ihrer Elterngeneration zu wehren und beginnt einen Kampf gegen die starren Moralvorstellungen und das sogenannte Establishment. Der Film steht zwischen zwei Generationen: Auf der einen Seite sind diejenigen, die noch die Schrecken des Krieges miterlebt haben, auf der anderen jene, die weg von den gesellschaftlichen Normen zu einem selbstbestimmteren Leben hin wollen. Es herrscht ein Gefühl von Neuerung und Freiheit, das sich schnell verbreitet. Mit der Anfangsszene, die Bonnie Parker in einem Zimmer zeigt, gelangweilt, unzufrieden und frustriert darüber, an dieser Situation nichts ändern zu können, trifft Arthur Penn das rebellische Lebensgefühl der Jugend dieser Zeit. Mit seiner Erscheinung im Jahre 1967 befindet sich Penns Film mitten in einer Phase des Widerstands und der Auflehnung. Zugleich ist es aber auch eine Zeit, in der Krieg und Waffengewalt unter den Jugendlichen als verpönt gilt. So kann man die extreme Darstellung der Gewalt in „Bonnie und Clyde“ auch als Zeichen der Provokation und des Aufbruchs deuten. Mit „Bonnie und Clyde“ hat Arthur Penn einen Film produziert, der wie geschaffen ist für seine Zeit. Er greift das Lebensgefühl und die Sehnsüchte seiner Generation auf und bereitet den lange vorherrschenden Traditionen des amerikanischen Films ein Ende. Ein Film, der früher mit seiner Brutalität noch Aufsehen erregt hat und schockieren konnte, heute jedoch so nicht mehr funktionieren würde: Der Reiz des Neuen durch die ungewohnt heftige Darstellung der Gewalt und die neue Art, seine Helden im Film darzustellen, ist heute nicht mehr vorhanden. Auch der direkte Bezug zum gesellschaftlichen Leben ist heute nicht mehr gegeben, da die Jugend mit anderen Mitteln, als noch vor fünfzig Jahren, versucht sich von ihrer Elterngeneration abzugrenzen. ۩

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Wie der Mensch zum Affen wurde „Nimm dich in Acht vor dem Menschen,

Diese Affen bedienen sich der Sprache, Waf-

denn er ist des Teufels Verbündeter. Er al-

fen, reiten auf Pferden und teilen andere

lein unter Gottes Primaten tötet aus Sport,

Kulturelemente mit unserer Menschenwelt.

aus Lust oder Gier. Sorgt dafür, dass er sich

Aber sie leben in einem klar dreigegliederten

nicht zu stark vermehrt, denn sonst macht er Staat: Die Gorillas verkörpern die Armee und aus seiner und deiner Heimat eine Wüste.“ die Exekutive, die Schimpansen sind Arbeiter, So steht es in den heiligen Pergamentrol- zum Teil aber auch in der Wissenschaft tätig. len. Doch diese stammen nicht von Men- Die Orang-Utans stehen ganz oben, als Politischen. Auf ihnen basieren die Glaubens- ker und Klerus. So sieht man im Film wie sich grundsätze nach denen die Bewohner auf Gorillas mit „erlegten“ Menschen fotografiedem Planet der Affen leben. Dort sind die ren lassen und die Orang-Utans mit ihren BeAffen diejenigen mit Kultur und Sprache und rufungen auf die Schriftrollen die Forschungsder Mensch ein wildes und stummes Tier. ambitionen der Schimpansen unterdrücken. Auf Pierre Boulles Roman „La planète de sin- Der Film kritisiert klar die Verbindung

KATHRYNA LI DE LEON

ges“ von 1963 basierend, erschien fünf Jahre von Kirche und Staat, sowie den Absospäter die Verfilmung von Arthur P. Jacobs. lutheitsanspruch und die Kontrollfunktion der Religion. Trotz überspitzter DarGeorge Taylor, gespielt von Charlton Heston, stellung kann man die „Kultur“ der Affen reist in das Jahr 3978 und findet sich nach mühelos auf den Menschen projizieren. einer Bruchlandung auf einem unbekann- Offensichtlich wird nicht nur der Umgang ten, öden Planeten wieder. Auf der Erkun- zwischen Mensch und Tier

angepran-

dung des Planeten findet er heraus, dass der gert, sondern vor allem der Umgang zwiPlanet von zivilisierten Affen bewohnt wird. schen Mensch und Mensch. Dies gipfelt

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in dem Moment, als George Taylor vor der

aus der Sicht anderer Lebewesen zu sehen.

zerstörten Freiheitsstatue steht und er-

Die Inszenierung und maskenbildnerische

kennt, dass er sich die ganze Zeit auf der

Leistung waren zur damaligen Zeit revoluti-

Erde der Zukunft befand. Nur durch die

onär. John Chambers, der bereits das Aus-

Zerstörung der Erde konnte es zu dieser

sehen von Mister Spock im „Raumschiff

verzerrten Spiegelung der Welt kommen.

Enterprise“ schuf, und sein 78-köpfiges Team

Der Kalte Krieg, der alle betraf und noch im-

fertigten für diesen Film mehrere Hundert

mer nicht vorüber war, beängstigte die Men-

Masken an, für die er auch einen Oscar er-

schen zu dieser Zeit. Und genau das wird zum

hielt. Sie gaben den Darstellern eine neue

Hauptthema des Films: Die Angst vor dem

Individualität und ihre mimischen Leis-

Menschen und seiner Neigung, alles um ihn

tungen blieben darunter nicht verborgen.

herum und sich selbst zu zerstören. Dieses,

Die unbehagliche Stimmung auf einem so

heute noch aktuelle Thema des Films, wird

fremden Planeten zu sein, wird durch lan-

hier aus einer anderen Perspektive gezeigt.

ge Szenen und sphärisch bis expressionis-

Eine Perspektive, die heute wie damals be-

tischer Musik fühlbar gemacht. Oft wird

geisterte. Die Geschichte bietet die Möglich-

über längere Zeit kein Wort gesprochen.

keit, dem Menschen eine neue Sichtweise

Diese Einfachheit und Ruhe bieten eine

zu eröffnen. Durch die Allegorie zwischen

Abwechslung

Mensch und Affe soll dem Zuschauer verdeut-

nen Science-Fiction-Einerlei und machen

licht werden, welche Position der Mensch in

„Planet der Affen“ mit seinen authenti-

der Welt hat, und durch den Rollentausch

schen Darstellern zu einer empfehlens-

wird es vereinfacht, sich von seinem mensch-

werten Satire über den Menschen und

lichen Standpunkt zu entfernen und die Welt

sein Verhalten in und auf der Welt.

vom

PLANET DER AFFEN

Die umgekehrte Welt des „Planet der Affen“

schnellgeschnitte-

۩

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Gegen den Uhrzeigersinn „Den Wert eines Menschen erkennt man zuverlässig daran, was er mit seiner Freizeit anfängt.“ Nimmt man dieses Zitat von Karl Heinrich Waggerl als Vorlage, steht es um den Wert von Alex, dem Anführer der Jugendbande „Droogs“, sehr schlecht. Alex steht auf Beethoven, Schlägereien, Vergewaltigungen und Totschlag. In der verstörenden Umwelt, die Stanley Kubrick für seinen Hauptdarsteller in „A Clockwork Orange“ geschaffen hat, treiben Alex und seine „Gang“ ihr zerstörerisches Unwesen in einem verfremdeten London der Zukunft. Sie sprechen ihre eigene Sprache, gemischt aus einigen russischen Wörtern und dem Cockney-Slang und nehmen sich was ihnen – ihrer Meinung nach – zusteht. Es bleibt vage Annahme, ob Stanley Kubrick

ISABELLA BARTHOLOMEUS

mit der 1971 erschienenen Romanverfilmung auf reelle Subkulturen verweisen wollte, doch Alex und seine Horror-Clique kommen dem Zuschauer durchaus bekannt vor. Man fühlt sich an bereits vorhandene Gruppen erinnert, die ebenfalls einen schieren Genuss an Gewalt empfinden. „Hooligans“, „Riots“ oder „Raufbolde“, wie man sie im deutschen nennt, sind uns nicht erst seit Fußballweltmeisterschaften ein Begriff. Bereits in den 1950er Jahren begann diese aus England stammende Bewegung und hat sich seitdem weltweit verbreitet. Das Zeleb24

rieren von Gewaltritualen und die Ästhetik, die diese brutale Subkultur in der Aggressivität sieht, lässt sich durchaus auch in „A Clockwork Orange“ erkennen. Die Parallelen zwischen der Film-Bande und den in der Realität aktiven Schläger-Trupps hatten zur Folge, dass er bis heute zu einem der größten Kultfilme der Skinhead- und Fußball-Ultra-Szene wurde. In Amerika kam der Film nur gekürzt in die Kinosääle, in England wurde er in manchen Kinos gar nicht gespielt. Doch warum? Kam die Gesellschaft dieser Zeit nicht mit der versteckten Kritik Kubricks am damaligen Umbruch in der Jugendkultur und der damit einhergehenden neuen Weltsicht zurecht? Gefiel das Spiegelbild nicht, in das man geblickt hat? Oder war es schlicht und einfach die Gewalt, die abschreckte? Was auch immer dazu führte, dass Stanley Kubricks Meisterwerk scheinbar völlig gegen den Uhrzeigersinn der Gesellschaft seiner Zeit ging, der Regisseur schien mit seiner Art des kulturellen Spiegelbildes anzuecken. Trotzdem, oder gerade deswegen, hat er es geschafft, dass Kritiker in aller Welt seine Interpretation des Anti-Helden und einer verdrehten Gesellschaft der Zukunft, für einen der besten Filme aller Zeiten halten. Nicht ungewöhnlich für einen außergewöhnlichen Filmemacher, den Streifen wie „Wege zum Ruhm“, „Spartacus“ oder „Eyes Wide Shut“ berühmt gemacht haben. Zurecht, denn „A Clockwork Orange“ ist nicht nur die bloße Zeigefreudigkeit Stanley Kubricks für Vergewaltigung und Mord, er brilliert durch die bildgewaltige Darstellung einer längst real gewordenen neuen Art des Umgangs mit Gewalt. Die im Film gezeigte, niedrige Hemmschwelle der Droogs und der nicht vorhandene Sinn für Recht und Moral, lässt sich immer wieder


hh

in Tageszeitungen auf der ganzen Welt wieder finden. Kubrick hat keinen utopischen Film über Brutalo-Teenager gedreht, er hat vielmehr überspitzt dargestellt, was bereits jetzt Alltag in einigen Jugendkulturen ist. Doch nicht nur zwischen der Darstellungen von Gewalt im Film lassen sich Parallelen zur Wirklichkeit ziehen, auch andere Aspekte der Droogs kann man auch außerhalb der futuristischen Filmwelt beobachten. Die Droogs haben ihre eigene, von russischen Brocken durchsetzte Sprache, ihren eigenen Slang. Diese personalisierte Sprachkultur hat sich über Jahre hinweg auch in Jugendkulturen entwickelt. Mittlerweile gibt es sogar Duden zum besseren Verständnis der neuen Jugendsprache. Von verballhornten englischen Wörtern wie „cool“ und „chillen“ bis hin zum Übernehmen einer offensichtlichen Vulgärsprache finden sich vielfältige Beispiele einer eigenen Sprache bestimmter Subkulturen. Allerdings fehlt die Kleidung um ein rundes Bild einer vorherrschenden Jugendkultur zu erstellen. Der Clique rund um Alex gelingt eine besondere Art der „Uniform“, sie tragen weiße Ganzkörperanzüge und Hut, dazu schminken sie ihre Gesichter individuell. Hooligans oder Anhänger der Skinhead-Szene erkennt man meist am kahlrasierten Kopf, Springerstiefeln und der sogenannten „Bomberjacke“. Aus kulturwissenschaftlicher Sicht stellt

A CLOCKWORK ORANGE

sich die Frage, ob Alex‘ Subkultur ein in sich geschlossenes System darstellt. Denn im Film definiert sich die Bande als „elitär“ und nimmt nicht, wie beispielsweise Hooligans weitere Mitglieder auf. Sie scheinen völlig unabhängig vom Gesetz und der Meinung anderer Leute. Nur ein Wort gilt: das von Alex. Trotz aller Ähnlichkeiten lässt sich doch ein Unterschied zu realen Subkulturen ziehen: Hooligans und ähnlich brutale Gruppen haben nicht die Chance, sich via Ge-

hirnwäsche zu einem besseren, sozialeren Menschen machen zu lassen. Nach einem missglückten Raubüberfall mit Todesfolge, wird Alex von der Polizei erwischt und nach einigen Jahren Gefängnis in eine Anstalt überstellt, die ihn von seiner Sucht nach brutalem Verhalten heilen soll. Kubrick startet damit einen Versuch für ein Happy End, ob dass allerdings gelingt, bleibt der Fantasie des Zuschauers überlassen. Insgesamt ist Kubrick ein brillanter, wenn auch sehr schockierender Film über eine Gruppe Jugendlicher gelungen, der einen fesselt, den man nicht fassen kann und bei dem man lieber wegschauen möchte, es aber nicht schafft. Die Uhren ticken ganz anders in „A Clockwork Orange“ und man möchte nach Anschauen des Films meinen, dass die eigene Freizeit zwar langweiliger, aber durchaus beruhigender ist. ۩ 25


Ein großes Familienunternehmen

Ein italienisches Rezept für einen mörderischen Familienzusammenhalt „Du nimmst Öl, lässt es ordentlich heiß werden und gibst Knoblauch rein. Dazu kommen paar frische Tomaten und Tomatenmark. Du musst nur aufpassen, dass es nicht ansetzt. Das lässt du schmoren und gibst die Wurst dazu und die Fleischklößchen. Siehst du?! Und dann ´en Schuss Wein. Und ´en Löffel Zucker. Das ist der Trick.“

JULIA FRÖDER

Nein, wir befinden uns nicht im nachmittäglichen Programm von ARD und ZDF und dies ist auch kein Ausschnitt aus „BILD der Frau“ oder der „Brigitte“. Hier spricht kein Sternekoch! Dieses Rezept stammt aus einem Filmklassiker. Keine wohlstandsbäuchigen Spitzenköche, sondern schmale Italiener. Keine weißen Schürzen, sondern schwarze Anzüge. Es ist ein Familienfilm. Ein Film über eine Familie. Eine Mafia-Familie. Der Film: „Der Pate“. Die Probleme: alltäglich. Verrat, Streit, Lügen, Intrigen. Zwar sind zwei, drei Schießereien mit dabei, doch das Anliegen des bis dahin unbekannten Jungregisseurs Francis Ford Coppola ist das Porträtieren einer italienischen Familie, die kurz nach dem 2. Weltkrieg, zwar in New York lebt, aber der amerikanischen Justiz nicht traut. 26

Hinreichend ist die Tatsache bekannt, dass Blut dicker als Wasser ist. Coppola und Mario Puzo, Autor der gleichnamigen Romanvorlage, verfilmten dieses Sprichwort. “La famiglia“ Corleone verkörpert dieses. Elegante Anzüge, die Frisuren mit Pomade betoniert, die Vorliebe für Spaghetti und Wein, so werden die Mafiosi im Film dargestellt. Ein Klischee oder die Wahrheit? Puzo und Coppola besitzen italienische Vorfahren. Dürfen sie sich daher als „Mafia – Kenner“ ausgeben? Doch wer sagt überhaupt, dass es um die Mafia geht? Im Film wird kein einziges Mal das Wort „Mafia“ ausgesprochen. Eine Anlehnung an die Wirklichkeit, denn die Mafiosi benutzen den Begriff „Cosa Nostra“. Die Herren in den schwarzen Anzügen wirken eher als Geschäftsmänner, als die größten Mafiabosse Amerikas. Im Film gibt es sieben Mafiafamilien und der ehemalige Mafiosi Don Antonio Calderone kommt in der Realität auf die gleiche Anzahl. Was macht nach Puzo und Coppola einen Mann zu einem Mafiosi? „Hör auf zu heulen und sei ein Mann“ schreit Don Vito einen Bittsteller an. Und gibt ihm eine Ohrfeige (einmal ein sehr agiler Vito). „Ist das aus dir geworden? Ein Hollywood-Weichling der rumflennt, wie ein Weib?“ Mafiosi dürfen ihre Gefühle nicht zeigen, beschützen die Familie und verdienen das Geld. Damals waren die Rollen noch klar verteilt, zumindest innerhalb der Mafia. Diese verkörpert alteingesessene Familienverhältnisse, während im Amerika der 70ziger Jahre gerade die Frauen ihre Position innerhalb der Gesellschaft neu definieren. Sie werden selbstbewusster und Ehepaare ließen sich immer öfter scheiden.


Vielleicht fand der Film zu seiner Zeit und noch heute Zuspruch, da er einen Zusammenhalt zeigt, den kaum noch jemand erlebt. Durch das Ausleben dieser gefestigten Familienstruktur mit all ihren Traditionen, wird dem Zuschauer diese mordende Familie sympathisch. Schwermütig ist die Figur des Paten, verkörpert von Marlon Brando, und auch der Film. Nicht auf Grund von Langatmigkeit, seine Länge von 175 Minuten ist bei einer umfassenden Zeitspanne über mehrere Jahre durchaus berechtigt. Der Film ist so schwer wie sich ein Pfund Tiramisu im Magen anfühlt. Melancholie, die

man nach 2 Flaschen Lambrusco verspürt. Ein dunkler Film, dieser „Pate“. Ob, es daran liegt, dass der Film fast 40 Jahre alt ist oder symbolisiert die Dunkelheit die Unterwelt? Dass dunkle, unbeleuchtete Augen dem Zuschauer suggerieren, dass der

Charakter etwas zu verbergen hat, ist bekannt. Doch wie soll der Zuschauer es deuten, wenn ganze Hälften des Gesichtes verschwinden oder die schwarzen Jacketts mit dem Hintergrund verschmelzen? Das

DER PATE

Der jüngste Sohn von Vito Corleone Michael, der nach Vitos Tod Boss der Familie wird, reagiert aggressiv, als seine amerikanische Frau sich für seine Machenschaften interessiert. „Frag mich nicht nach meinen Geschäften!“. Don Antonio Calderone sagt dazu, dass es gefährlich sei Frauen etwas zu erzählen, denn würden sie in ihren Gefühlen getroffen, denken sie nicht mehr vernünftig. Die italienischen Frauen halten sich aus den Angelegenheiten raus. Sie erziehen die Kinder und Kochen. Dagegen möchten Amerikanerinnen ihr Dasein nicht mehr als Hausfrau fristen.

Auge irrt hilfesuchend umher und erhofft sich einen Fixpunkt. Es fragt sich, was ist da? Was passiert da? Es wird anstrengend. Der Zuschauer bekommt einen Einblick in die Arbeit der Mafia. Er ist stiller Zuschauer und steht mitten im Geschehen. Bloß keinen Mucks machen, sonst schaut Don Vito dir direkt prüfend in die Augen: Verräter oder Mitglied? Wollten Puzo und Coppola die Neugierde der Menschen nach dieser versteckten und brutalen Subkultur stillen? Haben sie mit ihrem Klassiker das Bild von der Mafia kreiert oder zeigen sie nur die Wahrheit? Die meisten Menschen haben erst durch diesen Film einen Eindruck von der Mafia bekommen. So beeinflussen die dargestellten Charaktere und Handlungen unser Bild von Menschen und gar Nationen. Die Mafiosi, die zuerst den Dreh dieses Films stoppen wollten, empfanden den „Paten“ als besten Werbefilm aller Zeiten. Doch laut Don Antonio Calderone brachte Puzo so manchen Mafiosi auf ganz neue Ideen. Er behauptet, dass ein Freund von ihm, durch das Lesen des Buches „Der Pate“, auf die Idee kam, einen Feind im Krankenhaus zu töten. Gerade an diesem Beispiel lässt sich erkennen, dass ein Stück Kultur, nämlich der Roman bzw. der Film, die Realität beeinflusst. 27


Zwar ist der „Pate“ von Klischees gespickt, doch in jedem Klischee steckt auch etwas Wahres. In jedem Mafiosi steckt ein kleiner Teil der gezeigten Dons. Nach einer Definition sind Stereotypen eine Zusammenfassung von Eigenschaften und Verhaltensweisen, die einen hohen Erkennungswert besitzen. Sie zeigen ein typisierendes Bild einer Nation oder Gemeinschaft. Coppola erschafft diese Klischees durch das Aussehen der Schauspieler, durch die Schauplätze und Requisiten und durch den italienischen Akzent. Diese Elemente untersucht auch die Medienlinguistik Filme und Werbungen auf nationale Stereotypen. Ohne Klischees wären wir in Filmen auch ganz schön aufgeschmissen! Soll sich etwa jeder Darsteller erst einmal vorstellen? Denn ohne die italienisch gefärbte Aussprache, ohne die schwarzen Anzüge, die „speziellen“ Frisuren und den hohen Wein - und Spaghetti – Konsum würden wir die Mafiosi doch gar nicht als solche erkennen. Stereotypen ordnen durch ihre Rasterfunktion und stiften Identität. Daher ist es unbedenklich, dass Coppola diese verallgemeinernde Form zur Darstellung von Nationalitäten bzw. einer Subkultur wählt, denn sie dienen der Ordnung. Wenn der Zuschauer sich darüber klar ist, dass die gezeigten Personen nur eine Imitation der Wirklichkeit sind, mögen sich auch Kulturwissenschaftler nicht über Klischees aufregen. Die Ethnologie versucht kulturelle

Klischees abzubauen, indem sie z.B. Mythen von Menschenfleisch fressenden Ureinwohnern widerlegt. Jedoch können Stereotypen auch gut sein. Sie zeigen dem Zuschauer was seine Kultur von der im Film gezeigten unterscheidet. Coppola unterstreicht durch seine Klischees was gerade die Mafiosi bzw. die Italiener ausmacht und für keine andere Nation gelten. Er hebt Eigenschaften und Artefakte hervor die nur für sie einzigartig sind. Die verwendeten Klischees sollten nicht als ein Mangel des „Paten“ angesehen werden, sondern als ein Stilmittel. Denn ohne die Aura der typisierten Mafiosi wären die Männer in den schwarzen Anzügen nur blasse mordende Geschäftsmänner ohne Persönlichkeit. Und wenn sogar schon den „echten“ Mafiosi der Film über ihr Leben gefällt, ist das doch der beste Beweis dafür, dass Klischees ihren wahren Kern besitzen. Coppolas Ziel war kein klassischer Gangsterfilm, denn dazu hätte er mehr Spezialeffekte einbauen und Spannung aufbauen müssen. Es handelt sich um eine bewegende Familiensaga. Der Schlusssatz dieser Kritik bleibt einem echten Ex-Mafiosi vorbehalten: „Ich habe das Buch gelesen und auch den Film gesehen (wie übrigens alle aus meiner ´Familie´). Sicher, es geht über die Wirklichkeit hinaus, doch in gewisser Weise ist der Film schon glaubwürdig.“

JULIA FRÖDER

Mehr Informationen zur Mafia aus erster Hand: Pino, Arlacchi (1993): Mafia von innen, Das Leben des Don Antonio Calderone. Frankfurt a. M.: S. Fischer.

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Ein Mann in indianischer Tracht liegt am Boden. Sein Gesicht ist blutüberströmt, seine Füße in Ketten gelegt. Fliegen summen um ihn herum. Vier weiße Soldaten befragen ihn mit vorgehaltener Waffe nach dem Standort der Sioux-Indianer. Doch er will nicht kooperieren. Er will seinen Stamm nicht verraten. Auf keinen Fall. In Lakota sagt er: „Ihr habt meine Worte nicht verdient“ . Eine gewöhnliche Szene, wie man sie aus Westernfilmen kennt. Das Außergewöhnliche: Der Gefangene ist gar kein heldenhafter Sioux-Krieger, sondern ebenfalls ein weißer Soldat – Lieutenant John Dunbar. Er könnte mit den Angehörigen seiner Kultur doch in seiner Muttersprache kommunizieren?! Er könnte sich doch aus seiner misslichen Lage befreien?! - Er will es aber nicht… Diese Szene stammt aus Kevin Costners Westernepos „Der mit dem Wolf tanzt“ – einem Filmklassiker aus dem Jahre 1990. Die Hauptfigur, Nordstaatenoffizier Dunbar (gespielt von Costner selbst), lässt sich zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs an die äußerste Grenze der Zivilisation versetzen, um den bisher unerschlossenen Westen kennenzulernen. Zunächst alleine und verlassen, später freundschaftlich verbunden mit dem Wolf „Socke“, verbringt er einige Zeit am Außenposten Fort Sedgewick. Die Begegnung mit den als brutal und räuberisch geltenden Sioux-Indianern verändert sein Leben.

Die langsame Annäherung zwischen den Kulturen Selten wurde das Aufeinandertreffen zweier Kulturen filmisch so treffend dargestellt wie in „Der mit dem Wolf tanzt“: Misstrauen, Ängste und Vorurteile auf beiden Seiten. Missverständnisse, Bedrohung und Aggression. Diese Attribute bestimmen die

DER MIT DEM WOLF TANZT

Tanz zwischen den Welten Atmosphäre zwischen Dunbar und den Lakota zu Beginn. „Sie reiten schlecht, schießen schlecht, sind schmutzig“ , wettert der skeptische Krieger „Wind in seinem Haar“ (Rodney A. Grant) gegen die Weißen. Er hält sie für minderwertig, lehnt den Dialog ab. Und auch der Lieutenant begegnet vor den Ureinwohnern des Landes zuerst voreingenommen. Doch das Blatt wendet sich. Auf subtile Weise präsentiert der Film die schrittweise Annäherung zwischen den Mitgliedern der verschiedenen Kulturen. Gegenseitige Geschenke und eine Faszination für den Lebensentwurf des anderen führen dazu, dass aus einer friedlichen Koexistenz eine enge Freundschaft entsteht - die zunächst gegnerischen Parteien bewegen sich schon bald im selben Takt. John Dunbar lernt die komplizierte Sprache der Lakota, hilft ihnen bei der Büffeljagd und rettet einem Jungen das Leben. Mehr und mehr begeistert er sich für die Sioux , ihre gastfreundliche und offene Art. Er erkennt, dass seine vorgefertigte

Meinung falsch war: „Nichts was mir über diese Menschen erzählt wurde, ist richtig. Es sind keine Bettler und Diebe. Sie sind nicht die Ungeheuer, als die sie hingestellt werden. Im Gegenteil, sie sind höfliche Besucher und besitzen einen Humor, der mir sehr gefällt“. Aber auch die von den Indianern aufgezogene Weiße „Steht mit einer Faust“

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(Mary McDonnell) hat es ihm angetan. Aus Liebe zu ihr und auch aus der Verbundenheit zu den Lakota gibt er seine Identität als weißer Soldat auf, um als vollwertiges Mitglied der fremden Kultur zu leben.

ohne Zweifel auch ihre Vertreibung und Ausrottung durch die weißen Siedler an.

Die Aufgabe der eigenen Identität

Das Regiedebüt des bis dahin noch weniger bekannten Schauspielers, das schon alleine aufgrund seiner Länge von fast vier Stunden gegen alle Hollywood-Regeln verstößt, erin-

Wie viele nachfolgende Filme, darunter nicht zuletzt James Camerons epochales Werk „Avatar“, behandelt „Der mit dem Wolf tanzt“ das ethnologisch interessante Phänomen des kulturellen Überläufers. Eines Menschen, der seine eigene ethnische Identität hinter sich lässt und sich einer anderen Kultur anschließt, ihre Sitten und Gewohnheiten übernimmt. John Dunbar ist in diesem Falle Stellvertreter der westlichen Kultur. Er bricht nach und nach die Brücken zur Zivilisation ab und findet sein Lebensglück als akzeptiertes Mitglied des naturverbundenen Lakota-Stammes fernab von Fortschritt und Erfolgsgier. Während es in der Geschichte immer wieder Weiße gegeben hat, die sich für ein Leben mit einem indigenen Volk entschieden haben, gab es so gut wie keine Indianer, die als Weiße leben wollten.

THERESA ARTZDORF

Das Thema des oscarprämierten Westernepos ist die Faszination für das Fremde und der Wunsch, das Fremde mit dem Eigenen zu vereinen. Der Film spielt in einer Zeit in der die Beziehung zwischen den Kulturen noch nicht dauerhaft war und Kontakte noch begrenzt - man kann mit Worten Bitterlis von „Kulturberührung“ sprechen. Doch bereits in Andeutungen ist zu erkennen, dass es nicht dabei bleiben wird. Die Konfrontation – der „Kulturzusammenstoß“ - steht mit fortschreitender Erschließung des „Wilden Westens“ unmittelbar bevor. Damit einher geht der Überlebenskampf der Dakota und anderer Sioux-Stämme. Regisseur Costner, der selber indianische Wurzeln hat, zollt den Ureinwohnern Nordamerikas mit seinem Werk Respekt und prangert 30

Abkehr von den Klischees des alten Hollywood-Western

nert kaum noch an die Western der 1960er oder 70er Jahre. Zwar wird der Zuschauer auch hier malerische unerschlossene PrärieLandschaften zu sehen bekommen, die durch die Titelmusik von John Barry noch atemberaubender wirken. Zwar kommt es auch hier zu feurigen Gefechten und Auseinandersetzungen. Zwar jagen auch hier mutige Männer Büffel und reiten mit dem Wind. – Doch das Epos hebt sich schon alleine durch die langen Dialoge mit Untertitel und viele ereignisarme epische Szenen von vorangegangen Genrewerken ab. Der größte Unterschied liegt allerdings in der Darstellung des nordamerikanischen Ureinwohners. Die meisten alten Filme zeichneten ihn noch als ruchlos und angriffslustig - wenn auch nicht ohne Tapferkeit und Stolz doch blieb er primitiv, unbelehrbar und dem Fortschritt der Weißen unterlegen. „Der mit dem Wolf tanzt“ bemüht sich offensichtlich um eine Korrektur des Klischees vom „primitiven Wilden“ und eine authentische und realistische Darstellung der Sioux, was auch


Auch heute noch aktuell Neben der wunderschönen Bildsprache und der ungewöhnlichen Detailvielfalt, ist vor al-

lem die Mischung aus Anspruch, Action, Humor und Romantik Grund genug, sich „Der Mit dem Wolf tanzt“ heute noch einmal anzuschauen. Trotz der langen Laufzeit und des langsamen Erzähltempos, ist das Epos überaus sehenswert, denn mit einer nie dagewesenen Intensität und Hingabe begibt er sich voll und ganz in die Lebenswelt der Indianer.

DER MIT DEM WOLF TANZT

durchweg gelingt. Alle Dialge sind in der Lakota-Sprache gehalten, dazu sind auch die glaubwürdigen Darsteller indianischer Herkunft. Bräuche und Sitten sollen wahrheitsgetreu wiedergegeben werden. Man sieht die Indianer als ehrliche, humorvolle und herzliche Menschen. Die Problematik, ihre alte Kultur und ihr soziales Gefüge in den Zeiten des „weißen Vormarschs“ aufrechtzuerhalten, wird an vielen Stellen deutlich. Doch Costner bewegt sich stets fernab von Schwarz-Weiß-Malerei oder Idealismus. Sein Werk überzeugt durch Ambivalenz: die Indianer werden nicht nur in der Opferrolle gezeigt. Auch ihre negativen Seiten werden nicht ausgelassen: in einer Szene überfallen und töten sie aus Rache eine Gruppe weißer Siedler und feiern deren Skalpierung. Dunbar verfällt daraufhin in große Zweifel über seine Zugehörigkeit.

Tiefgründig, bewegend, authentisch. Die Thematik der Kulturbegegnung und das Plädoyer für gegenseitigen Respekt verlieren nie an Brisanz und sind in Zeiten von Integrationsdebatten à la Thilo Sarrazin und Konflikten zwischen religiösen und ethnischen Gruppen rund um den Globus besonders aktuell. Das Genre des Western verfügt über eine zeitlose Symbolik, die auf der ganzen Welt gilt und verstanden wird. Die Lehren des Filmes sind daher nicht nur auf die USA anwendbar, sondern erhalten universale Gültigkeit. Costners Bemühen um historische Wahrhaftigkeit und die Aufhebung von Klischees, machen „Der mit dem Wolf tanzt“ zu einem einzigartigen Stück Filmgeschichte.

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Im Zeitalter des Fernsehens und des Internets könnte man meinen, dass die Arbeit eines Filmkritikers überflüssig geworden ist, da man sich mit einem Klick ganz einfach durch einen Filmtrailer einen Eindruck verschaffen kann. Doch kann man wirklich sagen, man brauche keine Filmkritiken mehr? Eine Kritik kann viel mehr, als nur über den Inhalt eines Films informieren oder ein bloßes Urteil darüber fällen. Sie kann dem Leser einen ersten Eindruck über den Film vermitteln, in die besondere Thematik einführen und Bezüge zur zeitlichen Einordnung oder zu anderen Filmen herstellen. Eine Filmkritik bietet nötige Hintergrundinformationen, um die Zusammenhänge des Films besser verstehen zu können. Aber warum eine Kritik über einen Filmklassiker schreiben, der schon hundertfach rezensiert wurde? Filmkritiken können nicht nur zur Vorabinformation dienen. Sie sind oftmals noch interessanter, wenn man den Film bereits gesehen hat. Wie hat der Kritiker den Film interpretiert? Fand er die Schauspieler genau so schlecht wie ich? Eine Rezension über einen Klassiker kann im Gegensatz zu aktuellen Filmkritiken noch mehr leisten: Da sich die Wahrnehmung über die Jahre stets verändert hat, sieht man die verschiedenen Aspekte und die Umsetzung des Films aus einer anderen Perspektive heraus und kann auf Facetten hinweisen, die in dem jeweiligen Kontext bisher nicht bedacht wurden.

SCHLUSS

Im besten Falle werden wir bei einem Film also nicht nur gut unterhalten, sondern erfahren auch noch ganz nebenbei etwas über vergangene Zeiten und fremde Kulturen. Kurz: Filme können uns Dinge erzählen, die weit über die Handlung hinaus reichen. Eine Kritik bildet den informativen Rahmen, der uns hilft diese Zusammenhänge zu erkennen und zu verstehen. Und das ist der Grund, warum sie auch heute noch von Bedeutung für uns ist.

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Vielen Dank an Alle Die uns Unterst端tzt haben, insbesondere an Johanna Schmidt Miriam Abada Justus Bl端mer Nadine Kaiser Celia Okoyino da Mbabi Sonja Stegemann Alexander Soyez Eckard Hentschel und das Institut f端r Kulturwissenschaft der Universit辰t Koblenz

2010/2011


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