KunstEINSICHTBern Nr. 10

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1 Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern & Zentrum Paul Klee

No 10, März 2017

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LONG TIME NO SEE

«Terry Fox. Elemental Gestures», 10.03. – 05.06.2017

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DIE ZEITUNG IST TOT.

Der Berner Dichter, Autor und Dramaturg Guy Krneta trifft in seinem bitteren Nachruf auf die Zeitung «Was es bald nicht mehr gibt» mit pointierter Stimme den Nerv unserer Zeit

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VOM REVOLUTIONÄREN AUFBRUCH ZUR PROPAGANDAKUNST UND IHRER SUBVERSION «Die Revolution ist tot. Lange lebe die Revolution! Von Malewitsch bis Judd, von Deineka bis Bartana» Eine Kooperation von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee 13.04. – 09.07.2017

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MIT AMBITION UND AUGENMASS

Interview mit dem neuen Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried

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Was, wenn Kunst uns neue Wege weisen kann? Der Mobiliar liegt das Wohlergehen und die Zukunft der Schweiz am Herzen. Die genossenschaftliche Tradition steht für einen verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Umgang mit gesellschaftlichen Werten. Die Förderung von Kunst und Kultur spielt dabei eine zentrale Rolle – weil Kreativität eine wichtige Treiberkraft für Innovation ist. Aus diesem Grund sammelt die Mobiliar seit Ende der 1930er Jahre Kunst, fördert schweizweit vielversprechende künstlerische Projekte, realisiert Ausstellungen und integriert Künstlerinnen und Künstler in Forschungs-, Gesellschaftsund Innovationsprojekte. Die Mobiliar unterstützt das Zentrum Paul Klee als Partner und freut sich auf gemeinsame Kunstprojekte.

mobiliar.ch/engagement


Inhalt EDITORIAL

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WAHRLICH EIN GLÜCKSFALL «Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen … Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Sammlung Hahnloser», 11.08.2017 – 11.03.2018

Liebe Leserin, lieber Leser Schon entschwindet das 2016 in den Annalen und das 2017 hat bereits so richtig Fahrt aufgenommen. Das verflossene 2016 war ein Schlüsseljahr für das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee, voll von Projekten, Neuausrichtungen und Aufbrüchen. Es war eine herausfordernde, aber es war vor allem eine erfüllende Zeit. Denn das gesetzte anspruchsvolle Ziel – die Integration von beiden Kunst- und Kulturhäuser unter der Führung einer Dachstiftung – ist geglückt! Und wie wenn dies alles allein noch nicht genügte, konnten wir im Oktober bekannt geben, dass das Kunstmuseum Bern die Werke der Hahnloser/Jaeggli Stiftung als Dauerleihgabe zugesprochen erhält, eine international bedeutende Sammlung, die wir im August hier in Bern gebührend willkommen heissen werden. Und kurz vor Jahresende kam die erlösende Nachricht aus München: Das Testament von Cornelius Gurlitt ist gültig. Somit kann das Kunstmuseum Bern die Erbschaft antreten, der Weg für die geplanten parallelen Ausstellungen mit der Bundeskunsthalle in Bonn ist frei und wir können uns substanziell in die Provenienzforschung einbringen. Blick zurück nach vorn: Das Jahr 2017 wird von zwei fundamentalen Aufgaben bestimmt sein. Einerseits soll die begonnene Zusammenarbeit konsolidiert und eingeschliffen werden. Und zweitens wollen wir uns weiterhin mit voller Hingabe auf unser Kerngeschäft konzentrieren: Die Ausrichtung hochkarätiger Ausstellungen und Programme, die wir in vielen Veranstaltungen an unser Publikum vermitteln möchten. Im April bereits proben wir die Revolution: Die beiden Häuser widmen dem 100. Jahrestag der russischen Oktoberrevolution die gemeinsame Ausstellung «Die Revolution ist tot. Lang lebe die Revolution!». Und dann ist es mir noch ein besonderes Anliegen, Sie auf die ganz persönlichen Aufzeichnungen von Christoph Bürgi aufmerksam zu machen: Mit seinen Erinnerungen evoziert er ein lebendiges Bild einer glamourösen Berner Kunstszene. Es wird spannend, das kann ich Ihnen versprechen. Was Sie, liebe Leserin, lieber Leser, im kommenden reich beladenen 2017 sonst noch erwartet, erfahren Sie auf den folgenden Seiten. Viel Vergnügen. Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee

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MALENDER POET PAUL KLEE «Sollte alles denn gewusst sein? Paul Klee. Dichter und Denker», 20.01. – 26.11.2017

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LANG LEBE DIE REVOLUTION! Vom revolutionären Aufbruch zur Propagandakunst und ihrer Subversion

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CHRISTOPH BÜRGI Erinnerungen an Paul Klee

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Kunstmuseum Bern

«Terry Fox. Elemental Gestures», 10.03. – 05.06.2017

LONG TIME NO SEE

Terry Fox ist nach Bern zurückgekehrt. Der wegweisende Künstler der Performance- und Videokunst ist hier kein Unbekannter. Die Ausstellung zeigt einen Geheimtipp der Kunstszene, der erst in jüngster Zeit wiederentdeckt wurde. Einen «artists artist», der Künstler wie Bill Viola, Dennis Oppenheim und Joseph Beuys beeinflusste und auch mit ihnen zusammenarbeitete. Terry Fox (1943–2008) gilt als Wegbereiter der Konzeptkunst. Von dieser Aufbruchsstimmung in der Kunst der 60-er und 70-er Jahre ist noch immer etwas zu spüren. Der experimentelle Charakter der Arbeiten ist erhalten geblieben, der rebellische Aspekt seiner Arbeit ist in der heutigen medial so überladenen Zeit allerdings nicht immer leicht nachzuvollziehen. Ausgangspunkt für die Arbeiten von Terry Fox ist ein erweitertes Skulpturverständnis, welches er Zeit seines Lebens zu finden versuchte. Er geht der Kernfrage, was Skulptur ist, nach und versucht ihre Grenzen auszuweiten. Dabei bedient er sich seines eigenen Körpers und verschiedener Medien, die er bis zum Äussersten ausreizt: Wie weit kann man Alltägliches einbeziehen, dass es zur Skulptur wird? Wann wird eine Wasserschale oder ein Fisch zum Teil einer Skulptur? Wie müssen sie verwandelt werden, um dem Blick nicht mehr nur einen Alltagsgegenstand zu zeigen und Teil eines grösseren Ganzen zu werden? Dabei kommen auch Sprache in Form von Text oder Klang als Material zum Einsatz. Willkommen zurück Mit Bern verband Terry Fox die Freundschaft zu Elka Spoerri und Jürgen Glaesemer, der Fox bat, eine Performance für seine Ausstellung im Kunstmuseum Bern beizusteuern. Spoerri war ab 1975 Leiterin der Adolf-Wölfli-Stiftung am Kunstmuseum Bern, Fox lernte sie 1972 an der documenta 5 in Kassel kennen. Dort entdeckte Fox auch das Werk von Adolf Wölfli, das ihn sofort in seinen Bann zog. Spoerri ermöglichte Fox in Bern den Zugang zu Wölflis Werk und gewährte ihm den freien Zugang zum Archiv. Wölfli war für Fox ein «Künstler in Reinform» und ihn faszinierte sein lustvoller Umgang mit Text, Bild und Musik. Die Begegnung mit Wölflis Kunst regte ihn zu seiner ersten Performance A Candle for A.W. 1980 im Kunstmuseum Bern an. Mit Jürgen Glaesemer hatte Fox das Interesse an

der Konfrontation mit dem Unbekannten gemeinsam. Für beide war die Kunst der Raum für Ausnahmeerfahrungen, der für die Wahrnehmung des Anderen sensibilisiert. Das Kunstmuseum besitzt heute mehrere Arbeiten von Fox, die schon früh in die Sammlung aufgenommen wurden. Kathleen Bühler beschreibt diese in ihrem Beitrag zum Katalog ausführlich. Nicht einfach so Fox hat sich verschiedener Medien bedient und diese auf unterschiedlichste Art und Weise durchgespielt. Die Ausstellung macht dies in der Bandbreite an Textarbeiten, Papierarbeiten, Objekte, Videos, Fotografien und auch Werknotizen deutlich. Die

Terry Fox Pisces, 1971 5 Fotografien je ca. 21 x 25.4 cm Fotos: Joel Glassman Estate of Terry Fox, Köln


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Eröffnung: Donnerstag, 09. März 2017, 18h30 Dauer: 10.03. – 05.06.2017 Kuratoren: Seraina Renz in Zusammenarbeit mit Valerian Maly, Kunstmuseum Bern, Arnold Dreyblatt und Angela Lammert, Akademie der Künste Eintritt: CHF 18.00 / red. CHF 14.00 Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen. Eine Kooperation der Akademie der Künste, Berlin, mit dem Musée des Beaux-Arts Mons, dem Von der Heydt-Museum Wuppertal und dem Kunstmuseum Bern, kuratiert von Arnold Dreyblatt und Angela Lammert, Berlin, gefördert von der Kunststiftung NRW. Terry Fox Virtual Volume (Smoke Exhalation), 1970 5 Fotografien je 17 x 22.8 cm Fotos: Barry Klinger Estate of Terry Fox, Köln

Spannung und Balance zwischen dem Flüchtigen der performativen Aktionen und der ganz genauen und präzisen Vorbereitung wird sichtbar. Nichts geschieht einfach so oder ist beliebig, auch wenn Fox den Ausgang seiner Performances oft bewusst offen hielt. Seine frühesten Arbeiten sind künstlerische Handlungen aus elementaren Gesten – Kunst und Leben werden eins. Fox einen Video- oder Klangkünstler zu nennen, wäre zu eng gefasst. Seine Performances, Videos, Objekte und Zeichnungen bieten im klassisch ästhetischen Sinne wenig an. Vielmehr erschliessen sie sich erst in der aktiven Entzifferung oder dem sich Einlassen auf die künstlerischen Handlungen und Prozesse. Den Betrachtern und Betrachterinnen kommt eine aktive Rolle in der Kommunikation mit diesem vielseitigen Werk zu. Alles ist im Fluss Fox geht mit der Materialität der Dinge spielerisch und oft auch humorvoll um. Die Videos und Fotografien dienen nicht nur zur Aufzeichnung, sondern auch zum Transport eines sinnlichen Erlebnisses. Ausserdem sind sie Zeugnis des Experimentierens des Künstlers und tragen den prozesshaften Charakter der Performances in sich, indem sie auch immer Versuchsanordnungen sind. Wie aber präsentiert man im Museum etwas so Vergängliches wie den Augenblick und die Erfahrung einer Performance? Auch dieser Frage geht die Ausstellung nach. Valerian Maly und Seraina Renz

Partner der Ausstellung:

Herzlichen Dank für die Unterstützung:

05. – 06.05.2017 «The Eye is Not The Only Glass That Burns The Mind» Symposium zu Terry Fox Veranstaltet vom Kunstmuseum Bern, der Terry Fox Association e.V. Köln, dem Robert Walser-Zentrum Bern, dem Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern und der Hochschule der Künste Bern. Das Symposium beleuchtet die Ideen- und Werkspuren von Terry Fox sowie die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem gedehnten Werkbegriff des Künstlers. Durch die Ansiedlung von Fox’ Werk am Rande des «Nichts» werden hierbei auch die Begriffe Performance, Werk, Klang, Text-Bild oder Videokunst neu durchdacht. Das Symposium wird unterstützt von:


Kunstmuseum Bern

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«Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen … Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Sammlung Hahnloser», 11.08.2017 – 11.03.2018

WAHRLICH EIN GLÜCKSFALL: EINE HOCHKARÄTIGE SAMMLUNG KOMMT NACH BERN

Henri-Charles Manguin La Flora, Winterthur, 1912 Öl auf Leinwand, 76 x 96 cm Dauerleihgabe Sammlung Hahnloser/Jaeggli Stiftung, Kunstmuseum Bern Fotografie: Reto Pedrini, Zürich

Diesen Sommer veranstaltet das Kunstmuseum Bern die bisher umfassendste Ausstellung der ehemaligen Sammlung von Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler – ein Höhepunkt im Ausstellungsjahr 2017. Anlass dazu gibt ein epochaler Glücksfall: Nach der vorübergehenden Schliessung der Villa Flora in Winterthur 2014, wo die Werke zuvor in wechselnden Ausstellungen zu sehen waren, und einer äusserst erfolgreichen Ausstellungstournee von Hamburg über Paris und Halle bis nach Stuttgart, gelangt die hochkarätige Sammlung der Hahnloser/Jaeggli Stiftung künftig als Dauerleihgabe ins Kunstmuseum Bern. Die Hahnloser/Jaeggli Stiftung vereint Schlüsselwerke aus der Sammlung von Arthur und HedyHahnloser-Bühler, die das Winterthurer Sammlerpaar von 1906 bis 1936 zusammentrug. Sie ist zweifellos eine der wichtigsten Pioniersammlungen zur Kunst der französischen und schweizerischen Moderne, und entstand zu einem grossen Teil aus engen Freundschaften mit Avantgardekünstlern ihrer Zeit. Den Bildern und Plastiken dieser Künstler stellten die Sammler Meisterwerke ihrer Wegbereiter voran wie beispielsweise

Vincent van Goghs «Sämann» sowie herausragende Bilder von Edouard Manet und Paul Cézanne. Dank ihres visionären Charakters ist die Sammlung ebenso aufschlussreich für das Verständnis wichtiger Schweizer Museumssammlungen. Von Winterthur nach Bern Im Besitz der Stiftung befinden sich heute etwas über hundert Gemälde, Aquarelle und Plastiken der ehemaligen Sammlung, die nach dem Tod von Hedy Hahnloser-Bühler (1873–1952) unter den beiden Kindern Lisa Jäggli-Hahnloser (1901– 1987) und Hans Robert Hahnloser (1899–1974) aufgeteilt worden sind. Lisa Jäggli übernahm auch das Elternhaus, die Villa Flora; Hans Robert Hahnloser überführte seinen Teil nach Bern, wo er von 1934 bis 1968 Ordinarius für Kunstgeschichte an der Universität war. Die vier Kinder von Lisa Jäggli-Hahnloser wiederum gründeten mit einem Teil ihres Erbes 1980 die Hahnloser/ Jaeggli Stiftung, die im September 2016 mit dem Kunstmuseum Bern einen Depositär-Vertrag unterzeichnete. Die Integration dieser Stiftung in die Bestände des Kunstmuseum Bern ist eine äusserst glückliche Fügung, zumal sie die bestehende


Kunstmuseum Bern

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Sammlung zur Klassischen Moderne um hochkarätige Werke erweitert. Bevor die Stiftungsbestände in einem eigenen Epochenraum gezeigt werden, präsentiert das Kunstmuseum Bern einen umfassenden Überblick über die Sammlung von Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler. Ein kunsthistorischer Höhenweg Die chronologisch-thematische Ausstellung setzt mit der Biografie des Sammlerpaares ein. Vorgestellt wird die zu einem Künstlertreff und einem Labor der frühen Moderne erweiterte Villa Flora, deren Esprit etwa Henri-Charles Manguin auf mehreren seiner Bilder ebenso bunt wie virtuos eingefangen hat. Daneben bewiesen Pierre Bonnard und Félix-Edouard Vallotton besonderes Feingefühl bei ihren Darstellungen der Familie Hahnloser. Die um wichtige Leihgaben aus der ehemaligen Sammlung erweiterte Schau ist als Höhenweg der Kunstentwicklung von Wegbereitern der Klassischen Moderne und des Impressionismus über den Postimpressionismus bis hin zu den Nabis und Fauves inszeniert. Einmalige Werkgruppen von Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Henri de Toulouse-Lautrec zu denen sich auch Édouard Manet, Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir gesellen, machen die Prägung auf Nachfolger wie Bonnard, Vallotton und Manguin deutlich, die in der Sammlung mit grossen Konvoluten vertreten sind. Diese waren mit dem Sammlerpaar eng befreundet, das aber nicht bloss ihre Bilder und Plastiken sammelte, sondern auch persönlichen Anteil an ihrem Leben nahm und mit ihnen über zentrale Fragen der Kunst debattierte: sei es in den Künstlerateliers; sei es in der Villa Flora, wo die Künstler gern gesehene Gäste waren; oder durch regen Briefverkehr. Mit ihren direkten Ankäufen bei den Künstlern gelangten Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler nicht selten in den Besitz absoluter Meisterwerke. Diese werden in der Ausstellung thematisch-monografisch gruppiert. Höhepunkte sind dabei die Werkgruppen zu Bonnard, Vallotton, Vuillard, Redon, Matisse, Marquet, Hodler und Giovanni Giacometti. Eine Reihe von Plastiken von Degas, Rodin, Maillol und Matisse, ferner Arbeiten auf Papier von Rouault, Picasso und weiteren Künstlern sowie historische Fotografien legen ebenfalls Zeugnis von den vielseitigen Interessen des Sammlerpaares als engagierte Kunstförderer ihrer Zeit ab.

Die Rolle Hans Robert Hahnlosers für das Kunstmuseum Bern In den Sammlungsräumen des Kunstmuseum Bern wird der Einfluss, den die Sammlung Hahnloser auf das Kunstmuseum Bern ausübte, aufgezeigt: War es doch das Stiftungsratsmitglied Hans Robert Hahnloser, der unter anderem mit Geschenken aus der Familiensammlung die Direktionsmitglieder dazu bewegen konnte, in den 1930-er Jahren die Sammlungstätigkeit auf die französische Kunst ab dem Impressionismus auszuweiten. Zur Ausstellung wird ein reich bebilderter Katalog mit Beiträgen international angesehener Expertinnen und Experten zu thematischen Schwerpunkten und mit kunsthistorischen Ausführungen zu einzelnen Werkgruppen und Künstlern erscheinen. Gemeinsam mit der Präsentation wird er die Bedeutung der Sammlung sowohl im internationalen Kontext als auch für die Rezeption der Moderne in der Schweiz auf anschauliche Weise vermitteln. Matthias Frehner und Marc Munter

Eröffnung: Donnerstag, 10.August 2017, 18h30 Dauer: 11.08.2017 – 11.03.2018 Kurator: Matthias Frehner Eintritt: CHF 18.00 / red. CHF 14.00 Herzlichen Dank für die Unterstützung:

Félix-Edouard Vallotton La Blanche et la Noire, 1913 Öl auf Leinwand, 114 x 147 cm Dauerleihgabe Sammlung Hahnloser/Jaeggli Stiftung, Kunstmuseum Bern Fotografie: Reto Pedrini, Zürich


Kunstmuseum Bern

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Neue Digitalisierungsverfahren für Zustandskontrollen und innovative Vermittlungsformen

MERET OPPENHEIM DIGITAL

Das Projekt Meret Oppenheim digital stellt die Vielfalt der Materialität und der künstlerischen Techniken von Meret Oppenheim (1913–1985) ins Zentrum. Die kreative Kombination verschiedener Digitalisierungsverfahren dient als vielversprechendes Instrument, um die Erhaltung der Werke und ihre nachhaltige, öffentliche Präsentation und Vermittlung eng zu verknüpfen.

Neben fotografischen Techniken haben sich heute auch neue Digitalisierungsverfahren für die Vermittlung und Zustandsdokumentation durchgesetzt. Anhand von hochauflösenden Scans können nicht nur die Farbwerte, sondern auch die Oberflächentextur qualitativ abgebildet und Bilddaten für Zustandskontrollen und für innovative Vermittlungsformen generiert werden.

«Wir freuen uns ausserordentlich, dass das Kunstmuseum Bern dank des Engagements von Helvetia Versicherungen die Möglichkeit hat, seine herausragenden Bestände von Meret Oppenheim zu digitalisieren. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, in dem eine neue Generation avancierter Scan-Technologie zur Anwendung kommt, von dem wir uns wertvolle Erkenntnisse erhoffen: zu den verwendeten Materialien aber auch zu Meret Oppenheims einmaliger Kunst.» Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee

Meret Oppenheim Das Messer, 1975 Glassplitter, Hanf, Knöpfe bemalt auf Fleischmesser H 2 cm, B 32 cm, T 13 cm Kunstmuseum Bern, Legat der Künstlerin

Das Kunstmuseum Bern beherbergt 347 inventarisierte Objekte der Künstlerin aus den Jahren von 1930 bis 1985. Das Konvolut spiegelt die immense Vielfalt an künstlerischen Techniken, die das Œuvre Meret Oppenheims auszeichnen. Die vielfältige Schaffensweise der Künstlerin geht mit einer künstlerischen Offenheit einher, die bis heute ausstrahlt. Die experimentelle Herangehensweise in der materiellen Umsetzung führte zu einer erhöhten Fragilität der Werke, der sich die Künstlerin sehr bewusst war und der sie mit grosser Sorgfalt begegnete. Die kunsthistorische Diskussion und die Präsentation der Werke von Meret Oppenheim stellen demnach besondere Anforderungen an die Erhaltung und Pflege.

Meret Oppenheim zählt zu den bedeutendsten und eigenwilligsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihr vielfältiges Œuvre umfasst Malerei, Skulptur, Dichtung und Design und entzieht sich stilistischen Einordnungen und stringenten Entwicklungslinien. In den 1970-er Jahren wird Oppenheim, die sich vehement gegen gesellschaftlich zugewiesene Geschlechterrollen wehrt, zu einer zentralen feministischen Identifikationsfigur. «Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie sich nehmen», lautete ihr Credo. Nathalie Bäschlin Leiterin Abteilung Konservierung und Restaurierung Kunstmuseum Bern

Dank der grosszügigen Unterstützung der Helvetia Versicherungen kann das Projekt Meret Oppenheim digital durchgeführt werden.


Kunstmuseum Bern

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Milliarden Messwerte für die Optimierung der Kunsttransporte

TRANSPORT FRAGILER GEMÄLDE

Was passiert, wenn eine Transportkiste mit einem empfindlichen Gemälde gegen einen Türrahmen stösst? Werden die Vibrationen der Lkws auf die Gemälde übertragen? Wie effizient funktioniert die Dämpfung der Transportkisten? Diesen Fragen widmete sich das Forschungsprojekt Transport fragiler Gemälde. Jährlich werden rund 300 Werke aus der Sammlung des Kunstmuseum Bern an internationale Ausstellungen ausgeliehen. Je nach Reiseziel können die Transporte mehrere Tage dauern, in der Nacht legen die Lkws Zwischenstopps in gesicherten Hallen ein. Flug- und Fährtransporte sind ebenfalls an der Tagesordnung. Dabei sind Flüssigkeiten als Beiladung unerwünscht. Zwischen Gucci Taschen und Rennpferden Gegen erlesene Modeartikel oder Pferdewagen ist im Frachtflug nichts einzuwenden. Die Risiken der Kunsttransporte liegen anderswo, etwa bei abenteuerlichen Gabelstaplerfahrten, Klimaschwankungen bei Minusgraden auf dem Rollfeld oder Stosseinwirkungen durch hartes Abstellen. Nicht alle Kunstwerke reagieren auf Feuchteschwankungen oder Erschütterungen gleich empfindlich. Die Malschichten fragiler Gemälde sind oft spröde – durch Alterung oder mager gemalt. Wenn sie stark vibrieren oder Schocks ausgesetzt sind, dann steigen Schadenrisiken wie Sprungbildung und Haftungsverlust. Transportüberwachung Das Kunstmuseum Bern verfolgt seit 2015 eine konsequente Monitoring Strategie, die im Rahmen des KTI-Forschungsprojektes entwickelt worden ist. Empfindliche Gemälde werden für die Transportdauer mit triaxialen, hoch auflösenden Bewegungssensoren ausgestattet. Die Auswertung basiert auf einer grossen Datensammlung und erlaubt uns Aussagen über Qualität der Verpackung und tatsächliche Belastungen während des Transports. Diese Informationen dienen als Entscheidungsgrundlage in der Frage, ob und wenn ja wie oft fragile Werke reisen dürfen, ohne sie unnötigen Gefahren auszusetzen. Die Forschungsergebnisse belegten einen hohen Entwicklungsbedarf, denn viele der geprüften Ver-

packungen führten überraschenderweise nicht zu der angestrebten Reduzierung, sondern zu einer Verstärkung der Vibrationen. Grund dafür sind Resonanzen, welche durch das kombinierte System, bestehend aus Verpackung, Gemälde und Rückseitenschutz, verursacht werden. Die Folge sind erhöhte und unerwünschte mechanische Belastungen, die es zu vermeiden gilt. Die Konservierungsforschung kann kulturell und wissenschaftlich relevante nationale und internationale Ausstellungsprojekte stützen und ihre Erkenntnisse lassen sich für den verantwortungsvollen Umgang mit dem uns anvertrauten Kulturgut fruchtbar machen. Nathalie Bäschlin Leiterin Abteilung Konservierung und Restaurierung KMB

Transport fragiler Gemälde Forschungsprojekt 2010–2014 der Hochschule der Künste Bern finanziert durch die Kommission für Technologie und Innovation KTI Projektleitung: Nathalie Bäschlin und Matthias Läuchli www.gemaeldetransport.ch Monitoring Projekt Kunstmuseum Bern seit 2015

Pablo Picassos Buveuse assoupie, 1902 (Öl auf Leinwand, 80 x 60,5 cm, Kunstmuseum Bern, Stiftung Othmar Huber, Bern) reiste 2016 in einer optimierten Transportkiste nach Budapest. Temperatur, relative Luftfeuchtigkeit sowie die Bewegungen des Gemäldes und der Kiste wurden separat aufgezeichnet. Auf diese Weise werden die tatsächlichen Belastungen dokumentiert und fliessen in zukünftige Leihentscheidungen ein.


Zentrum Paul Klee

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«Sollte alles denn gewusst sein? Paul Klee. Dichter und Denker», 20.01. – 26.11.2017

MALENDER POET PAUL KLEE

Unsere Sammlungsausstellung beleuchtet und verdichtet die überragende geistige und literarische Qualität von Paul Klees Werk und macht diese in ihrem ganzen Facettenreichtum anschaulich. Denn Paul Klee ist als Künstler Denker und als Maler Poet zugleich gewesen – so ist sein Werk recht eigentlich der Ausdruck eines «künstlerischen Denkens», das in seinen Bildern in unglaublicher Fülle und Vielschichtigkeit Gestalt angenommen hat. In seinen Selbstportraits inszeniert sich Klee nicht nur als Maler, sondern oft in der Pose des Denkers oder als Melancholiker, den Kopf in die Hand gestützt. Um die Bedeutung des vorbereitenden Werkprozesses zu betonen, zeigt er sich als in sich gekehrten Künstler. Ohnehin sind ihm die grundlegenden Gesetzmässigkeiten, Strukturen und Ordnungsprinzipien des Innern der Gegenstände wichtiger als deren Oberfläche. Momente und verschiedene Arten des Denkens und des Überlegens, wie das Sinnieren, das Berechnen und das Kopfzerbrechen, verbildlicht er in allen Schaffensphasen. Paul Klees Werke sind über die Titel aufs engste mit der Sprache verbunden, viele erschliessen sich in ihrem «Sinn» prozesshaft aus der Dialektik von

Von Beat Frank entworfene Leselounge mit Paul Klees Originalbibliothek in der Ausstellung. Foto: Maria Horst

Bild und Sprache. Meist entstehen die Titel nach Vollendung des Werkes, manchmal im Gespräch mit Freunden, Bekannten oder Schülerinnen und Schülern. Kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis Die Literatur gehört genauso wie die Musik zu Klees künstlerischem Kosmos. Er war sehr belesen und sein Interesse ging weit über den bildungsbürgerlichen Kanon hinaus, auch wenn Goethe und

«Schrift und Bild, d.h. schreiben und bilden sind wurzelhaft eins.» Paul Klee, Bildnerische Gestaltungslehre I.1/5 die deutschen Romantiker für ihn die wichtigsten Orientierungspunkte waren. Zeugnis seiner intensiven und lebenslangen Auseinandersetzung mit Literatur und Philosophie ist seine Bibliothek, die sich heute als Schenkung der Familie Klee im Zentrum Paul Klee befindet und fast tausend belletristische Bücher und Ausstellungskataloge umfasst. In einem vom Berner Designer Beat Frank als Leselounge konzipierten und gestalteten Raum ist Klees Bibliothek in der Ausstellung präsent und


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Paul Klee Eigenwille einer Brille, 1938, 69, Kleisterfarbe auf Papier auf Karton, 28 x 17,8 cm, Zentrum Paul Klee, Bern

lädt zur Lektüre ein. Auf Tablets ist nicht nur nachzuvollziehen, was Klee gelesen hat, sondern auch wie er sich dazu äusserte. Ausserdem zeigen wir in der zweiten Ausstellungsphase Klees Bilder zu chinesischen Gedichten sowie seine Buchillustrationen zu Voltaires Candide und zu Curt Corrinths expressionistischer Dichtung Potsdamer Platz. In der ersten Phase der Ausstellung bildet Klees Auseinandersetzung mit Dichtern und Denkern sowie den literarischen Gattungen der Komödie und der Tragödie einen Schwerpunkt. Sie zeigt aber auch andere Aspekte seines bildnerischen Denkens. Diese «kleine Reise ins Land der besseren Erkenntnis», um mit Klees Worten zu sprechen, beinhaltet sowohl die Dimension der Selbstreflexion als auch die Auseinandersetzung mit dem Prozess der Wahrnehmung sowie dem analytischen oder gar mathematischen Denken im künstlerischen Prozess. Thematisiert wird zudem das für Klees Schaffen charakteristische Oszillieren zwischen Schrift- und Bildzeichen. Denken als strukturbildende Kraft, Denken aber auch als offener, assoziativ-spekulativer, imaginärfantastischer Vorgang. Sprachkünstler und Wortschöpfer Die dichterische Qualität von Klees Werk erschliesst sich auch über die Verbindung von Bild und Bildtitel. Zum einen wird damit ein Erkennt-

nisprozess in der Wechselwirkung von Bild und Sprache in Gang gesetzt, zum anderen sind Klees Bildtitel für sich genommen sprachkünstlerische Schöpfungen, die – meist ironisch gebrochen – überraschende und assoziative Zugänge ins Bild ermöglichen und dieses für die Reflexion öffnen. In der zweiten Jahreshälfte wird die Rezeption von Klees bildnerischem Schaffen und Denken durch die Philosophen im Zentrum des Interesses stehen. Kein Werk eines anderen Künstlers des 20. Jahrhunderts gab ihnen mehr Anstoss zum Denken als dasjenige Klees. Kaum ein bedeutender Philosoph, der sich damit nicht beschäftigt hätte: von Martin Heidegger und Walter Benjamin über Theodor W. Adorno, Maurice Merleau-Ponty, Jean-François Lyotard, Gilles Deleuze und Michel Foucault. Als Michel Foucault 1966 in einem Interview gefragt wurde, wer für unsere Zeit das repräsentiere, was Diego Velázquez für das klassische Zeitalter verkörperte, antwortete er: «Ich denke, die Malerei

«Wenn ich ein ganz wahres Selbstportrait malen sollte, so sähe man eine merkwürdige Schale. Und drinnen, müsste man jedem klar machen, sitze ich, wie der Kern in einer Nuss. Paul Klee, Tagebuch III, Nr. 675, 1905 Paul Klees repräsentiert für unser Jahrhundert am besten, was Velázquez im Verhältnis zu seiner Zeit darstellte. Klee lässt in der sichtbaren Form alle Gesten, Handlungen, Graphismen, Spuren, Linien, Flächen erscheinen, die konstitutiv für die Malerei sein können, und macht so aus dem Akt des Malens das ausgebreitete, leuchtende Wissen der Malerei als solcher.» Michael Baumgartner Dauer: 20.01. – 26.11.2017 In drei Phasen: 20.01. – 30.04.2017 02.05. – 13.08.2017 15.08. – 26.11.2017 Kurator: Michael Baumgartner Die Ausstellung wird durch den Kanton Bern und die Museumsstiftung für Kunst der Burgergemeinde Bern unterstützt.


Zentrum Paul Klee

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Schwerpunkt FRUCHTLAND 2017

HAFER – DAS TALENT

Der Schwerpunkt FRUCHTLAND ist inzwischen zu einem festen Bestandteil des Programms des Zentrum Paul Klee geworden. Auch 2017 werden wir wieder die Bezüge zwischen Kultur, Agrikultur und Natur kultivieren sowie bestimmte gemeinsame Werte von nachhaltiger Landwirtschaft und bildender Kunst pflegen. In diesem Jahr bauen wir das Multitalent Hafer an.

2016 haben wir für FRUCHTLAND Gerste auf dem Hauptfeld angebaut. Foto: Maria Horst

Hafer-Renaissance 2016 thematisierten wir speziell Aspekte der Ernährung und der Gesundheit sowie den Einfluss der Biodiversität auf die Ernährung. Auf dem Hauptfeld wuchs eine spezielle Gerstensorte, die reich an gesundem Beta-Glucan ist. 2017 werden wir Hafer anbauen, ein Getreide mit ökologischen Vorteilen im Anbau wie auch für die menschliche Ernährung und unsere Gesundheit. Hafer ist vorwiegend als Tierfutter bekannt. Als Haferflocken ist er schon lange Bestandteil der menschlichen Ernährung und weit verbreitet. Für die Ernährung ist Hafer, da er glutenfrei ist, mehr als nur eine gute Alternative. Inzwischen sind zahlreiche weitere Produkte auf Haferbasis, wie etwa Getränke, erhältlich und die Möglichkeiten und der Wert des Hafers für die menschliche Ernährung werden immer mehr erkannt. Auch für den Anbau bietet Hafer Vorteile: Im Unterschied zu andern Getreidearten wird er nicht von den typischen Fruchtfolgekrankheiten des Getrei-

des heimgesucht und dient deshalb, wenn er zwischen zwei Weizen- oder Gerstenjahre gestellt wird, als sogenannte Gesundungsfrucht. Selber darf er allerdings auch nicht hintereinander am gleichen Standort angebaut werden. Er hat auch eine gute Unterdrückungskraft gegen konkurrierende Beikräuter. Ein gewisser Anteil von Hafer in einer Getreidefruchtfolge kann deshalb wesentlich zu einer umweltfreundlichen Produktion beitragen. Hafer ist gesund Hafer ist aus verschiedenen Gründen ein wertvolles Getreide für unsere gesunde Ernährung. Dies hat auch die Arzneimittelbranche erkannt. Hafer kommt heute bei Magen-Darm-Erkrankungen, Arteriosklerose oder dermatologischen Beschwerden zum Einsatz. Das Haferkorn enthält viele Ballaststoffe und weist einen ausgesprochen hohen Gehalt an Vitamin B1 auf, daneben hohe Gehalte an Calcium, Phosphor, Magnesium, Eisen und Zink. B-Vitamine sind etwa für glatte Haut und schönes Haar mitverantwortlich. Die im Hafer enthaltenen Fette sind überwiegend gesunde ungesättigte Öl- und Linolsäuren. Auch auf den Blutzucker wirkt sich Hafer positiv aus, da er langkettige Kohlenhydrate aufweist, die langsam in den Zuckerbaustein Glucose aufgespalten und dadurch ebenso langsam ins Blut abgegeben werden. Eine weitere Wirkstoffgruppe im Hafer sind Avenanthramide. Untersuchungen zeigen, dass einige Avenanthramide zur Vorbeugung der Arteriosklerose beitragen können. Dominik Imhof

Agrikulturtage 2017 Saisonstart – Was alles wächst 27.05.2017 Hafer, die (verkannte) Gesundungsfrucht 17.06.2017 Nicht nur Hafer 19.08.2017 Hafer, ein Multitalent 30.09.2017 FRUCHTLAND ist eine Zusammenarbeit von Zentrum Paul Klee und der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (BFH-HAFL) Wir danken Biovision und IP-SUISSE für die Unterstützung.


Zentrum Paul Klee

Der Berner Dichter, Autor und Dramaturg Guy Krneta trifft in seinem bitteren Nachruf auf die Zeitung «Was es bald nicht mehr gibt» mit pointierter Stimme den Nerv unserer Zeit

DIE ZEITUNG IST TOT.

Was es bald nicht mehr gibt: Dass man eine Zeitung, die jemand lieblos behandelt hat, mit viel Geduld wieder falten und in die richtige Reihenfolge bringen kann, bevor man sie von vorne bis hinten durchblättert.

Guy Krneta Foto: © Dominique Uldry

Was es bald nicht mehr gibt: Dass man am Morgen, wenn man aufsteht und die ersten Vögel hört, noch vor der Post, etwas aus dem Briefkasten nehmen kann. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man am Morgen ins Café an der Ecke geht und dort von Neuigkeiten überrascht wird. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man die Zeitung weglegen und denken kann: Schlimm, schlimm. Zum Glück geschieht das alles weit weg von mir. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man am Morgen nach einem wichtigen Ereignis zum Kiosk geht und zehn Zeitungen kauft. Was es bald nicht mehr gibt: Dass alle das Gleiche gelesen haben, in der gleichen Zeitung, und alle überzeugt sind, vom Gleichen zu reden. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man sich über seine Zeitung ärgern und denken kann, jetzt bestelle ich die ab. Und das jahrelang denken kann und nie tut. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man in einen Zug steigt, mit drei dicken Zeitungen unterm Arm, so dass alle es sehen können und denken: Wow! Der liest drei Zeitungen. Und dann noch so dicke. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man in den Ferien im Ausland jeden zweiten Tag zum einzigen Kiosk auf der Insel fährt, der deutsche Zeitungen führt. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man sich am Morgen nach einer Liebesnacht gegenseitig aus der Zeitung vorliest und denkt: So blöd ist die Welt, dabei könnte man’s so gut miteinander haben. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man sich am Küchentisch einigen muss, welchen Teil man selber als erstes lesen möchte, und welche Teile die anderen.

Was es bald nicht mehr gibt: Dass man ohne Briefkastenschlüssel am Briefkasten steht und die Zeitung nicht rauskriegt, weil sie wieder so dick ist, die Wochenendausgabe, mit allen Beilagen. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man unter Vermischtes eine Meldung entdeckt, bei der man denkt: Das gäbe jetzt einen Roman. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man einen Artikel, bei dem man beim Lesen an jemanden gedacht hat, ausschneiden kann, den Artikel in ein Kuvert legen und der Person, an die man gedacht hat, versehen mit einem Gruß auf einem Post-it, schicken kann. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man nach einem Waldspaziergang zu Hause das Richtige hat, um die nassen Schuhe zu stopfen. Was es bald nicht mehr gibt: Dass man in der Nacht, wenn die Stühle bereits hochgestellt sind und man aufgefordert wird, als letzter Gast jetzt dann doch langsam zu gehen, fragen kann, ob man wohl die Zeitung noch mitnehmen dürfe. Und einem gesagt wird: Ja, man dürfe, die würde sowieso weggeschmissen. Guy Krneta Der Text stammt aus dem Band «STOTTERN UND POLTERN Sprechtexte», Verlag der Autoren Frankfurt a. M. Februar 2017, aus dem Berndeutschen übersetzt von Uwe Dethier

Museumsnacht 2017 Wörter im Kopf – Buchstabensalat Freitag, 17. März 2017, 19:00 / 20:30 / 22:00 Wortspiele mit Guy Krneta Sprachakrobatik und Sprachgeflüster einmal kopfüber

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Zentrum Paul Klee

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Alexej von Jawlensky in der Neuen Galerie New York

MIT DEN SCHÄTZEN DES ZPK DURCH DIE WELT

Sammler. 2013 wurden sie erstmals gemeinsam in der Ausstellung «Klee und Jawlensky – Eine Künstlerfreundschaft» im ZPK gezeigt. Von Bern in die weite Welt Das Restauratoren-Team hat für die Reise nach New York vier Werke auf den Transport vorbereitet. Zwei weitere werden nach Halle ins Kunstmuseum Moritzburg reisen, wo ebenfalls eine Jawlenksy Ausstellung gezeigt wird. Von den vier Werken, die die Neue Galerie New York ausleiht, ist ein Werk mit Japanpapier-Fälzchen und einem thermoplastischen Klebstoff auf den Trägerkarton montiert. Ein thermoplastischer Kleber ist mit Wärme reversibel, ohne das Werk zu beschädigen. Die Klebstellen zwischen Bildkarton und Trägerkarton sind sehr schmal und es besteht die Gefahr, dass sich diese, durch mögliche Vibrationen während des Transports vom Werk lösen könnte. Da Barbara Scheibli, Restauratorin im ZPK, sich mit dieser Technik besonders gut auskennt, wird sie die Bilder auf ihrer Reise nach New York begleiten, um das Werk gegebenenfalls wieder zu befestigen. Ihr Fachwissen kommt ihr in diesem Fall zweifach zu Gute.

Die Restauratorin Barbara Scheibli mit einigen Transportkisten aus dem Lager.

Das Zentrum Paul Klee ist ein äusserst gefragtes Haus, wenn es um Leihgaben aus seinem Bestand geht. Die Werke Paul Klees sind weltweit begehrt. Aber kaum einer weiss, dass das Zentrum Paul Klee auch Heimat zahlreicher Dauerleihgaben und externer Sammlungen ist. So gingen dieser Tage Werke von Alexej von Jawlensky auf Reisen – vom Zentrum Paul Klee in die Neue Galerie New York. Alexej von Jawlensky und Paul Klee lernten sich 1912 im Umfeld des Blauen Reiters in München kennen. Beide schätzten das Werk des anderen, tauschten sich in Briefen aus und schenkten sich gegenseitig zahlreiche Werke. Klee tauschte mit keinem anderen Künstler so viele Bilder. Sie waren für Klee «die kostbarsten und persönlichsten Geschenke» überhaupt. So stammen die Werke Jawlenskys, die sich im ZPK befinden, aus dem Nachlass von Paul Klee und sind als Schenkung von Livia Klee ins ZPK gelangt, oder es handelt sich um Leihgaben privater

Während des Gesprächs mit der Restauratorin trifft der Kunsttransport ein, um die vier Werke zu verladen und zum Flughafen zu bringen. Im Cargo-Bereich des Flughafens werden die Transportkisten auf Paletten geschnallt. Dies alles unter den wachsamen Augen der Restauratorin. Der Verlad ins Flugzeug wird vom Disponenten betreut, der währenddessen via Telefon mit der Restauratorin verbunden ist. Ist der Transport geregelt, kann auch sie das Flugzeug besteigen. Am Ende sind Barbara Scheibli und die Werke heil in New York gelandet. Alle Werke haben den Transport ohne Schäden überstanden und sind nun in der Neuen Galerie zu sehen. Maria Horst

Viele Ausstellungen zu Paul Klee wären ohne Leihgaben aus dem ZPK unvollständig. Aber nicht nur Werke Klees haben hier eine Heimat gefunden. Das Zentrum Paul Klee betreut auch zahlreiche Werke und Sammlungen Externer.


Zentrum Paul Klee

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Kunst Unternehmen – ein Interview mit Nicole Gubler, der Marketing-Verantwortlichen der Bautec AG

FÜR TEAMS – UND SOLCHE, DIE ES WERDEN WOLLEN

Im Sommer 2016 besuchten 24 Mitarbeitende des Architekturbüros Bautec aus Busswil BE das Creaviva für einen Teamworkshop. Was bringt ein in einem technischen Bereich engagiertes Team dazu, sich einem Kindermuseum anzuvertrauen? Und was bleibt ein halbes Jahr nach dem Besuch des Zentrum Paul Klee? Wie sind Sie auf das Creaviva-Angebot www.kunstunternehmen.ch gestossen? Im Internet. Wir sind ein technisches Büro, dessen kreativer Spielraum durch Gesetze und Normen oft eng ist. Wir wollten als Team gemeinsam diese Grenzen weiten. Welchen Stellenwert geniesst Teamarbeit in Ihrem Unternehmen? Einen grossen! Innerbetriebliche Abläufe und Prozesse setzen eine stimmige Kommunikation voraus. Das gelingt nur in einem überzeugenden Team. Und ein solches will gepflegt sein und entwickelt werden. Was sagten Ihre Kolleginnen und Kollegen, als sie hörten, als Team ein Kindermuseum zu besuchen? Als wir im ZPK ankamen, wusste noch niemand von meinem Plan. Als sie merkten, was es geschlagen hat, war die Überraschung gross. Viele meiner Kollegen hatten jahrelang keinen Pinsel mehr in der Hand gehabt. Und der eine oder andere dürfte daran gedacht haben, sich zu blamieren oder überfordert zu sein. Diese Ahnungen waren schnell verschwunden. Die Workshopleiter im Creaviva sind Profis, die genau wissen, was möglich ist und was nicht. Was hatte Ihr Team vor und was war das Resultat der Arbeit im Atelier? Wir planten drei Werke zu drei Kernanliegen unseres Betriebs: Zuverlässigkeit – Kompetenz – Transparenz. Diese Begriffe haben wir gestalterisch visualisiert. Drei erstaunlich gelungene Werke hängen heute in unserem Hauptsitz in Busswil. Sie schmücken nicht nur unseren Arbeitsplatz, sondern erinnern uns an wichtige Anliegen unserer Unternehmenskultur – und an ein grossartiges Erlebnis im Team.

Produkt eines Teamworkshops: Werk Nr. II des Architekturbüros Bautec

Welche Erinnerung bleibt? Meine Erwartungen wurden übertroffen. Wir durften einen hervorragend organisierten, sorgfältig betreuten Teamtag erleben. Vom Empfang bis zum Apéro im Creaviva war das ein durch und durch gelungener Event. Als Team waren wir gefordert, individuelle Wünsche und Vorstellungen

«Wir sind ein technisches Büro, dessen kreativer Spielraum durch Gesetze und Normen oft eng ist. Wir wollten als Team gemeinsam diese Grenzen weiten.» vom Lehrling bis zur Direktion zu einer gemeinsamen Vision zu verschränken. Dabei lernten wir uns neu kennen: Aus dem Kaufmann oder dem Architekten wurde plötzlich ein Arbeitsgspändli, ein Erfinder oder ein Künstler. Wir sind einander näher gekommen und das ist für unser Arbeitsklima lang über die Reise nach Bern hinaus spürbar. Interview: Urs Rietmann

Mit «Kunst Unternehmen» entwickelte das Creaviva ein Format, das sich an Teams aus Wirtschaft, Verwaltung und aus Bildungsinstitutionen richtet. Individuelle, massgeschneiderte Konzepte haben zum Ziel, kreativ den spezifischen Anliegen und Erwartungen unserer Gäste zu begegnen.


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Baar-Sihlbrugg Bern Genf Winterthur Zürich

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Raum für Kunst

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Albert Anker. Suppe essendes Mädchen. Öl auf Leinwand. 1898. 36:47 cm. Kuthy/Bhattacharya-Stettler 548

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Zusammenspiel

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«Die Revolution ist tot. Lange lebe die Revolution! Von Malewitsch bis Judd, von Deineka bis Bartana», eine Kooperation von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, 13.04. – 09.07.2017

VOM REVOLUTIONÄREN AUFBRUCH ZUR PROPAGANDAKUNST UND IHRER SUBVERSION Die Russische Revolution hat nicht nur zu einem Umbruch der Gesellschaft geführt, sondern in der Kunstgeschichte den Aufbruch zur radikal gegenstandslosen Kunst markiert. Sie ist der Beginn einer neuen künstlerischen Bildsprache, deren Einfluss noch immer nachhallt und unter anderem bis nach Europa, die USA und Südamerika reicht. Schliesslich erhielt Kunst im neuen Staat auch eine neue gesellschaftliche Funktion, an der sich einige Künstlerinnen und Künstler noch heute abarbeiten.

Kasimir Malewitsch Suprematistische Komposition, 1915 Öl auf Leinwand, 80.4 x 80.6 cm Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler

Bekannte Künstler wie Wassily Kandinsky, Kasimir Malewitsch und Alexander Rodtschenko gehörten zu denen, die die schicksalhaften Ereignisse von 1917 erlebten, die Jahrhunderte zaristische Herrschaft beendeten und die russische Gesellschaft in ihren Grundlagen erschütterten. Sie kämpften und debattierten inmitten des Umsturzes über die Form einer neuen «Volkskunst». Dies fand jedoch mit der brutalen Unterdrückung durch Stalin ein Ende, der der Kunst die schöpferi-

sche Freiheit absprach und sie nun in den direkten Dienst des Staates und der Erziehung des Volkes setzte. Die idealistischen Bestrebungen der Künstler der russischen Avantgarde sind zu Recht revolutionär, haben sie und ihre Nachwirkungen doch bis heute Bestand und begannen mit ihnen doch etwas völlig Neues. Aufbruch und Umsturz Die Ausstellung beginnt mit dem revolutionären bildnerischen Geist der Künstler und Künstlerinnen der russischen Avantgarde und führt zu den künstlerischen Bewegungen, die sich aus diesem Geist entwickelten. Kasimir Malewitsch, Begründer der suprematistischen Malerei, sowie die russischen Konstruktivisten um Wladimir Tatlin, Alexander Rodtschenko oder Iwan Puni veränderten mit ihrem Durchbruch zur geometrischen Abstraktion oder «Konkretion», wie sie es nannten, die Kunst radikal. Wie bei jedem revolutionären Ereignis gibt es eine Entwicklung, die diese radikale Veränderung vorwegnimmt. Das gilt auch für die Kunst der russischen Avantgarde: 1913 mit der Aufführung der futuristischen Oper Sieg über die Sonne sowie 1915 mit der Ausstellung «0,10 – Die letzte futuristische Ausstellung der Malerei» mit Malewitschs Schwarzem Quadrat Quadrat. Die geheimnisvolle Zahl 0,10 beinhaltete die Idee der Zerstörung des Alten, nach der die Welt von Null an wieder neu beginnen könnte. Die Ausstellung markierte den Durchbruch zur gegenstandslosen Kunst. Nullpunkt Das suprematistische Zeichensystem besteht aus wenigen Grundelementen, die sich aus dem Quadrat entwickeln. Mit der Verwendung von rein geometrischen Formen, die nicht die Natur nachahmen sollten, hinterfragte Malewitsch alles bisher Dagewesene in der Kunst und was sie bisher ausgemacht hatte. Malewitsch wurde nach der Oktoberrevolution Vorsitzender der Kunstabteilung des Moskauer Stadtsowjets und Meister an der zweiten Freien staatlichen Kunstwerkstätte (SWOMAS) sowie Professor an den Freien staatlichen Kunstwerkstätten in Petrograd. Im engen Austausch mit ihm entwickelten die Konstruktivisten Wladimir


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Tatlin, Alexander Rodtschenko, Ljubow Popowa, Antoine Pevsner, Naum Gabo, El Lissitzky und andere ihre Kunst, die auf geometrisch technischen Gestaltungsprinzipen beruhte. Der Konstruktivismus hielt ein eminent gesellschaftliches Moment inne und beinhaltete neben der Malerei die plastische Kunst, Architektur, Möbel-Entwurf, Bühnenbild und Plakatgestaltung. Die Kunst durchdrang das Leben. Der russische Konstruktivismus wurde nach dem Umsturz zu einem Instrument des revolutionären politischen Aufbruchs. Ab 1918 war der Suprematismus zwar die anerkannte Revolutionskunst, jedoch wurde er 1932 verboten. Die Regierung unter Stalin erklärte den Sozialistischen Realismus zur Staatskunst. Im Westen gab der Suprematismus der gegenstandslosen Kunst und ihren Entwicklungen bis beispielsweise zur Minimal Art jedoch Jahrzehnte später noch entscheidende Impulse. Die Folgen Die revolutionären Werke der russischen Suprematisten und Konstruktivisten bilden den Ausgangspunkt für eine Recherche der bildnerischen und gestalterischen Folgen, die sie nach sich zogen. Zum einen soll nach dem Einfluss der russischen Avantgarde auf die 1922 in Weimar ausgerufene Internationale Fraktion der Konstruktivisten und die aus ihr entstehenden konstruktivistischen Bewegungen, die holländische Künstlergruppe De Stijl und das Bauhaus gefragt werden. Auch den Künstlergruppen Cercle et Carré und AbstractionCréation, die in den späten zwanziger und frühen dreissiger Jahren gegründet wurden und denen eine Art Pionierrolle in der theoretischen und methodischen Vertiefung der ungegenständlichen Kunst zukam, ist eine Sektion gewidmet. Im zweiten Teil wird die nachhaltige Inspiration nachgezeichnet, die künstlerische Bewegungen und Positionen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts von der revolutionären Kunst der russischen Avantgarde bezogen. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei auf der künstlerischen Avantgarde in Südamerika. Der erweiterte Kunstbegriff, der die Einschränkung der Betrachtung von Kunst auf das Sehen überwand und das Hören, Fühlen, Riechen, Tasten sowie körperliche Erfahrungen miteinbezog, beinhaltete einen ausnehmend gesellschaft-

lichen künstlerischen Aufbruch. Auch in den USA zeigten Vertreter der Minimal Art und Konzeptkunst Interesse an der Kunst der russischen Avantgarde. Das Guggenheim Museum in New York widmete Malewitsch eine umfangreiche Ausstellung, worauf sich etwa Donald Judd oder Mel Bochner intensiv mit den bildnerischen Konzepten Malewitschs auseinandersetzten. Bereits ein Jahrzehnt früher bezog sich Dan Flavin mit den aus weissen Leuchtstoffröhren hergestellten Monumenten für Wladimir Tatlin unter anderem auf ein Modell des russischen Künstlers. Wie in den USA formten sich auch in Europa, allen voran in Paris, mit Olivier Mosset und Daniel Buren, und in Deutschland, mit Blinky Palermo, Imi Knoebel und etwa Charlotte Posenenske, künstlerische Bewegungen, die sich mit einer reduzierten Bildsprache und industriellen Materialien gegen die alten Werte von Hierarchie, Rationalismus und Individualismus auflehnten. Kunst im Dienste der Erziehung des Volkes Wie kam es, dass der revolutionäre gesellschaftliche und politische Aufbruch in Russland, dem mit dem radikal monochromen und gegenstandslosen Schwarzen Quadrat von Malewitsch eine ästhetische Revolution vorausgegangen war, in eine Kunstrichtung wie den Sozialistischen Realismus mündete? Wie ist diese bis nach dem Kalten Krieg vornehmlich als «Propaganda» und «Kitsch» verschriene Kunstrichtung zu verstehen, welche einerseits eine totalitäre Diktatur repräsentierte – deren Opferzahl von Historikern auf 25 Millionen veranschlagt wird –, andererseits der Weltanschauung des kapitalistischen Westens gänzlich widersprach und erst 1991 mit dem Zerfall der Sowjetunion als System obsolet wurde? Wie ist der «realitätsbildende» Anspruch dieser Kunsthaltung, nämlich nicht nur die sozialistische Wirklichkeit zu spiegeln, sondern diese in ihrer Darstellung gleichermassen zu konstruieren, vor

El Lissitzky Selbstporträt, 1924 Fotomontage, 22.7 cm Sepherot Foundation (Liechtenstein)


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Zusammenspiel

Alexander Samokhvalov Tkazkij Zech [Textilfabrik], 1929 Öl, Tempera auf Leinwand, 68 x 98 cm State Russian Museum, St. Petersburg © 2017 ProLitteris, Zurich

dem gegenwärtigen Umgang mit virtuellen Welten und digitalen Bildtechnologien zu bewerten? Was hat sich am ideologischen Postulat der Wahrheit in der Kunst verändert? Gibt es eine Kunst, die nicht ideologisch vereinnahmt ist und die sich heute noch anmassen könnte, «revolutionär» zu sein? Dies sind die Fragen, welche die Ausstellungsidee inspirierten und denen nachgegangen wird. Im Ausstellungstitel, der sich von der ursprünglich französischen Heroldsformel «Der König ist tot. Lang lebe der König!» ableitet, äussert sich die grundlegende Problematik, dass auf einen revolutionären Aufbruch stets der nächste folgt. So kündigte sich auch die Russische Revolution von 1917 in zahlreichen früheren revolutionären Ereignissen an. Für die Aktualität des Themas spricht, dass der Begriff der Revolution als Wunsch nach tatsächlichen Umbrüchen bestehender Wirtschaftsund Gesellschaftsordnungen in den letzten Jahren neuen Auftrieb erhielt. Proteste gegen soziale und wirtschaftliche Ungleichheit mehren sich weltweit und führten zu einer «Wiederentdeckung der Revolution als relevante Kategorie politischer Praxis» (Florian Grosser). Ebenso wurde die Revolution innerhalb der Kunst mit neuer Aufmerksamkeit bedacht, wie zahlreiche Ausstellungen in diesem Jahr zeigen. Doch wohnt auch im Anspruch an die Kunst, sich stets sprunghaft zu erneuern eine gewisse Revolutionsaffinität inne. 2017 jährt sich die Russische Revolution zum hundertsten Mal, und es stellt sich aus angemessener historischer Distanz die Frage, wie dieses epochale Ereignis sowie seine Auswirkungen auf die Kunst aus heutiger Sicht zu beurteilen sind. Im Revolutionsjahr 1917 führte ein unbändiger Freiheitsdrang zum Umsturz, bei dem sich die Bevölkerung mithilfe der Bolschewiken aus ungerechten gesellschaft-

lichen Verhältnissen und aus der Unterdrückung durch die Zaren befreite. Sofort bildete sich eine revolutionäre Räteregierung – sogenannte «sowjets» –, welche dem autokratischen Regierungssystem eine sozialistische Alternative entgegenhielt. Der Weg von der revolutionären zur sozialistischen Gesellschaft war schliesslich von einer rasant fortschreitenden Industrialisierung bis dahin unbekannten Ausmasses geprägt. Die sprunghafte Entwicklung vom Agrarland zur Industrienation führte über die massenhafte Enteignung von Land und Besitz der Bevölkerung sowie die Beschneidung von bürgerlichen Rechten. Die Ende der 1920er Jahre durchgeführte Kollektivierung des Landes – der Zusammenschluss von kleinen Bauernhöfen zu Kolchosen – wurde zum Desaster, von dem sich das Land nie erholte. Es handelte sich um eine soziale Katastrophe, einen Krieg gegen die Bauern, der Millionen von arbeitsamen Familien aus ihren Heimen vertrieb und sie über die ganze Sowjetunion verstreute. Diese nomadische Bevölkerung wurde zum Arbeitskräftereservoir der sowjetischen industriellen Revolution; sie füllte die Grossstädte sowie die Baustellen und Arbeitslager des Gulag (Glawnoje uprawlenije isprawitelno-trudowych lagerej i kolonij, übersetzt «Hauptverwaltung der Besserungsarbeitslager und -kolonien»). Gleichzeitig war der Erste Fünfjahresplan (1928–1932) Auslöser der bis dahin grössten von Menschen verursachten Hungersnot, bei der fast acht Millionen Bauern ums Leben kamen. Basierend auf den Lehren von Marx, Engels und Lenin wurde eine ganze Nation umgebaut. Doch dauerte dieser Umbruch eigentlich hundert Jahre. Er begann 1891, als die Bevölkerung wegen einer Hungerkrise zum ersten Mal auf Kollisionskurs mit der Zarenregierung geriet, und endete 1991 mit dem Zerfall des Sowjetregimes.


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Komar & Melamid The Origins of Socialist Realism (aus der Serie Nostalgic Socialist Realism), 1982 – 83 Öl, Tempera auf Leinwand, 183,5 x 122 cm Collection Zimmerli Art Museum at Rutgers University. Norton and Nancy Dodge Collection of Nonconformist Art from the Soviet Union

Vom Kitsch bis zur ätzenden Abrechnung in der Gegenwart Der radikale Umsturz der Gesellschaft wurde vom gezielten Einsatz von Kunstwerken durch die Partei begleitet. Die Partei war alleinige Auftraggeberin von Kunst, die die neue Gesellschaft erziehen sollte, waren doch auch grosse Teile der Bevölkerung Analphabeten. In monumentalen Werken wurde eine noch zu verwirklichende kommunistische Utopie verbildlicht. Gerade diese Beschönigung der Umstände und der eigentlich nicht existierenden Gesellschaft, die sie darstellen sollte, wurde von den Kritikern als Propaganda und Kitsch bezeichnet. Was aber im Rückblich auf die Kunst des Sozialistischen Realismus und dessen Erbe sichtbar wird, sind die unzähligen Wege, auf denen die politischen und ästhetischen Vorgaben leise abgewandelt und subversiv unterwandert wurden und später zu Abrechnungen mit der kommunistischen Gesellschaft und ihren Idealen führten. Die Ausstellung im Kunstmuseum Bern beginnt mit der Bildung des Kanons – hier sind besonders Alexander Deineka und Alexander Gerassimow als Vorbilder zu nennen –, die später auch in der DDR als verbindliche Bildsprache aufgenommen wurde. Von dort geht der Blick westwärts in die BRD, wo Künstler wie Jörg Immendorff programmatische Gesellschaftsbilder malten, die ein Reflex auf den Sozialistischen Realismus waren. Die grosse Diskrepanz zum Osten nutzte auch Martin Kippenberger als Hintergrund für seine ironischen Persiflagen, welche im respektlosen Zitieren der Motive und des realistischen Stils bereits die Postmoderne einläuteten. Aber auch in Russland findet sich Zweifel an der Parteidoktrin in den Werken der Künstlerinnen wieder, der teilweise mit grossen persönlichen Risiken verbunden war. In den 1970er und 1980-er Jahren folgt die sarkastische «Sots Art» mit Protagonisten wie Erik Bulatov und Ilya Kabakov, welche die sozialistische Bildwelt persiflierten. Von den Werken der Maler Georg Baselitz

und seines Schülers Norbert Bisky bis zu den skandalträchtigen Gemälden des russischen Künstlerduos Vladimir Dubossarsky und Aleksander Vinogradov richtete sich die Aufmerksamkeit in vielfältiger Weise auf den Umstand, dass vom gesellschaftlichen Aufbruch nur mehr leere Floskeln übrig geblieben sind. Als Ergänzung und in Konfrontation zu den gemalten Bildprogrammen durchziehen fotografische und (video-)filmische Werke die Ausstellung. Dies beginnt bei den frühen parteikonformen Darstellungen der Russischen Revolution und reicht bis in die postsowjetische Gegenwart. Schritt für Schritt befreien sich auch diese Künstler vom Korsett des sozialistisch geprägten Stils und nutzen die leer gewordenen Bildformeln zur ätzenden Bilanz einer illusionslosen und zynisch gewordenen mittlerweile spätkapitalistischen Gesellschaft. Michael Baumgartner und Kathleen Bühler

Eröffnung: Mittwoch, 12. April 2017, 18h Dauer: 13.04. – 09.07.2017 Kuratoren: Kathleen Bühler, Kunstmuseum Bern und Michael Baumgartner, Zentrum Paul Klee Zur Ausstellung erscheint ein Katalog. Eine Kooperation von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee Herzlichen Dank für die Unterstützung:

Das Kunstmuseum Bern dankt zudem:

Das Zentrum Paul Klee dankt zudem:


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sonderausstellung abegg-stiftung

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Interview mit Markus Hongler, CEO der Mobiliar

FRAGEN STELLEN, HERKÖMMLICHES HINTERFRAGEN UND NEUES GESTALTEN

wart und ihr Zukunftspotenzial verstehen und einschätzen müssen. Um als Versicherer am Ball und erfolgreich zu bleiben, ist es notwendig, dass wir gesellschaftliche Veränderungen und gesellschaftliche Bedürfnisse früher als andere erkennen und verstehen – und deshalb zeigt die Kompassnadel bei uns auch nicht nur in eine Richtung. Ich werde immer wieder gefragt, warum die Mobiliar Forschung an drei Universitäten unterstützt. Die Antwort ist einfach: Wir entwi-

«Ich werde immer wieder gefragt, warum die Mobiliar Forschung an drei Universitäten unterstützt.»

Markus Hongler Foto: Photography Batt-Huber

Die Mobiliar setzt sich auf eine sehr vielfältige Weise für das Gemeinwohl und die Gesellschaft ein: Sie fördert soziale und ökologische Projekte, setzt sich für Nachhaltigkeit und Prävention ein, unterstützt universitäre Forschungsprojekte und sammelt und fördert Kunst seit Jahrzehnten. Herr Hongler, die Mobiliar ist in erster Linie ein Versicherungsunternehmen. Sie ist zudem eine Genossenschaft und drittens gesellschaftlich sehr mannigfaltig engagiert: Können Sie erklären, wie diese vielen Projekte miteinander verknüpft sind? Wohin zeigt die Kompassnadel der Mobiliar, wenn es um gesellschaftliche Verantwortung geht? Als Versicherung beschäftigen wir uns damit, Risiken einzuschätzen und sie kalkulierbar zu machen. Wir helfen, die Zukunft unserer Kunden zu sichern. Das heisst aber auch, dass wir die Gegen-

ckeln eine optimale Verbindung zwischen Praxis und Forschung. Denn: Forschen heisst Fragen stellen, neugierig sein, ausprobieren, vergleichen. Nur wer sich immer wieder mit Fragen auch ausserhalb des Tagesgeschäfts beschäftigt, kann auch in Zukunft wettbewerbsfähig sein. Neben Forschung und Entwicklung befassen wir uns aber auch mit ganz konkreten Projekten: die Hochwasserschutzprävention steht seit über 10 Jahren auf unserer Agenda und seit 2014 bieten wir KMU in der Schweiz gratis Design-ThinkingWorkshops an und stärken damit deren Innovationsfähigkeit und damit nachhaltig ihr Potenzial für wirtschaftlichen Erfolg. Seit vielen Jahren gehören ausserdem Kunst und Kreativität in das Portfolio der Engagements – als Treiberkraft für neue Perspektiven und neue Wege in allen anderen Engagements. Wenn ein Wort unsere Engagements treffend umschreibt, dann ist es Neugier! Seit einigen Jahren hat die Mobiliar eine Abteilung für Corporate Social Responsibility, also für die Unternehmerische Gesellschaftsverantwortung. Was sind die wichtigsten Änderungen innerhalb der Mobiliar? Und nach aussen? Gesellschaftliches Engagement gehört zur Mobiliar seit ihrer Gründung vor 190 Jahren. Seit Frühling 2013 gibt es die Abteilung Corporate Social Responsibility, mit dem Ziel, das Gesellschaftsengagement weiter auszubauen. Glaubwürdigkeit bedeutete für uns, dass wir dieses Engagement nicht als Parallelwelt entwickeln, sondern dass


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es in unser Unternehmen eingebettet ist: Es gibt nach innen und nach aussen nur eine Mobiliar. Gleichzeitig ist es aber auch unser Anliegen, Gutes und Positives für die Allgemeinheit zu leisten. Wir möchten einen inspirierenden und nachhaltigen Nährboden schaffen, auf dem Ideen zu Lösungen heranreifen können. Und daraus entsteht ein Mehrwert – für Menschen, für Institutionen und für das Gemeinwohl der Schweiz. Können Sie kurz umreissen, was denn eine Genossenschaft im Unterschied zu einer Aktiengesellschaft anders machen kann, wenn es um gesellschaftliches Engagement und vor allem auch um Kunst und deren Förderung geht? Genossenschaft bedeutet: Fokus auf Kunden und Mitarbeiter statt maximaler Return on Investment. Als Genossenschaft müssen wir keine maximalen Eigenkapitalrenditen für profitorientierte Aktionäre erwirtschaften. Wir können den Gewinn in die langfristige Weiterentwicklung des Unternehmens investieren. Wir müssen keine übermässigen Risiken eingehen und können nachhaltig handeln. Als Genossenschaft können wir die Allgemeinheit an unserem Erfolg teilhaben lassen und damit unsere unternehmerische Verantwortung ganz besonders wahrnehmen: In-

«Neues, Anderes, auch das auf den ersten Blick nicht Verständliche, weckt meinen Entdeckergeist.» dem wir uns z.B. für Innovationsmanagement, Prävention oder Kunst engagieren. Wir sind in diesen Entscheidungen sehr frei! Worin besteht Ihrer Meinung nach die Wichtigkeit, dass sich Unternehmen für Kunst und Kultur stark machen und sich ideell und vor allem eben auch finanziell einsetzen? Kunst und Kultur spielen für uns eine ebenso wichtige Rolle wie die Forschung, weil auch sie Fragen stellen, Herkömmliches hinterfragen und Neues gestalten. Für die Herausforderungen unserer Zukunft brauchen wir Mut, Gestaltungswillen und Neugier. Mit künstlerischen aber auch mit kreativen Prozessen können wir genau dafür ein Trainingsfeld entwickeln, etwa mit Workshops, Ausstellungen,

Kunstförderung und Filmförderung. Dabei involvieren wir Kunden ebenso wie Mitarbeitende – mit dem Ziel, dass wir es gemeinsam schaffen, eine positive und nachhaltige Zukunft zu gestalten. Und Sie ganz persönlich: Wie haben Sie zur Kunst gefunden? Wie entspannt sich ein mit Terminen reichlich eingedeckter Markus Hongler abends oder am Wochenende: mit Literatur, mit Musik, mit dem Betrachten eines Bildes? Ich bin ein neugieriger Mensch. Neues, Anderes, auch das auf den ersten Blick nicht Verständliche, weckt meinen Entdeckergeist. So entspannten mich ein Konzertbesuch, ein gutes Buch, ein toller Film. Das Eintauchen in fremde Realitäten hilft mir, gute Antworten auf die Herausforderungen in der realen Welt zu finden. Interview: Maria-Teresa Cano

Markus Hongler (1957) absolvierte seine versicherungstechnische Grundausbildung auf der Generalagentur der Mobiliar in Luzern. Nach vier Jahren bei der Genevoise in Genf startete er 1983 seine Karriere bei Zurich Insurance Group. Im In- und Ausland hatte er verschiedene Führungsfunktionen inne. Von 1997 bis 2001 war er Mitglied der Geschäftsleitung der Zürich Schweiz. Anschliessend war er bis 2005 CEO von Zurich Global Corporate in Europa. Von 2006 bis 2008 leitete er als CEO das Schweizer Geschäft der Zürich, danach war er bis 2011 als CEO Western Europe und Mitglied der erweiterten Konzernleitung der Zurich Insurance Group tätig. Markus Hongler ist seit dem 26. Mai 2011 CEO der Mobiliar. Ferner ist er seit 2017 Verwaltungsratspräsident von Eurapco AG in Zürich, seit 2016 stellvertretender Verwaltungsratspräsident von Scout24 sowie seit 2011 Vorstandsmitglied des Schweizerischen Versicherungsverbands. Er ist zudem Mitglied des Stiftungsrats von Lucerne Festival, Konzert Theater Bern und Zoo Zürich sowie Präsident des Vereins «Jugend & Wirtschaft», Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Marketing und Mitglied des Schweizer Berghilferats.


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Forum

Interview mit dem neuen Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried

MIT AMBITION UND AUGENMASS

Das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee werden als Leuchttürme der Berner Kulturszene bezeichnet, welchen Stellenwert räumen sie den beiden Berner Institutionen ein? Eine lebendige Kulturszene und eine Kulturstadt brauchen ein animiertes Kulturleben, ein reiches und breites Kulturangebot und dann auch die Leuchttürme oder Pfeiler, die das Ganze tragen.

«Kulturaffine Städte und Städte mit einem guten Kulturangebot entwickeln sich auch wirtschaftlich besser.»

Die Stadt Bern erhält mit der Wahl von Alec von Graffenried nicht nur einen neuen Stadtpräsidenten, sondern auch einen neuen «Kulturminister». Die Kulturpolitik ist ein zentrales Dossier der Präsidialdirektion der Stadt Bern. Wie ist Ihre Beziehung zu Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, was sind Ihre bevorzugten Künstlerinnen und Künstler? Beim Kunstmuseum Bern erinnere ich mich gerne an Ausstellungen, welche völlig neue Perspektiven und Einsichten eröffneten, früher beispielsweise die Schau «Die Gleichzeitigkeit des Anderen» von Jürgen Glaesemer, in jüngerer Zeit die China-Ausstellungen. Und das Zentrum Paul Klee mit dem Kindermuseum Creaviva ist einfach ein unglaublicher Gewinn für Bern, zudem in Spazierdistanz. Ich schätze Berner Künstler, zu denen ich auch Klee rechne, weil sie neue Sichtweisen eröffnen, aber auch wegen ihres Augenzwinkerns, heute zum Beispiel Markus Raetz. Ich mag beispielsweise auch die Sachen von MS Bastian, Fischli/Weiss und Chantal Michel.

Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee können am ehesten national und vor allem international ausstrahlen. Dafür bin ich sehr dankbar und ich bin beeindruckt von der Arbeit, die in den letzten Jahren von den Verantwortlichen geleistet wurde. Beide Museen konnten klar weiter entwickelt werden und bieten heute ein höchst attraktives Angebot. Dieses könnte durch geeignete Werbemassnahmen noch besser bekannt gemacht werden, das soll «Bern Welcome» leisten. Zu denken ist an ganz konkrete Werbemassnahmen im In- und Ausland, aber auch für einzelne Ausstellungen vor Ort, zum Beispiel mit Wegen zur Kunst vom Bahnhof bis zum Kunstmuseum Bern oder bis zum Zentrum Paul Klee. Das Ziel, Bern als Kulturplatz mit internationaler Ausstrahlung zu positionieren, ist ambitioniert. Sicher ist bereits vieles getan und erreicht worden. Wie wollen Sie dieser Strategie noch mehr Profil geben, was sind die Pflichten der Politik, was diejenigen der einzelnen Kulturinstitutionen? Bern ist bereits ein Kulturplatz mit internationaler Ausstrahlung; gerade im Zentrum Paul Klee ist der Besucheranteil aus dem Ausland nach wie vor hoch. Wir wollen unser bestehendes Kulturangebot nutzen, um für die Stadt Bern Werbung zu machen, aber wir jagen keine Elefanten durch die Kramgasse, um mit allen Mitteln Aufmerksamkeit zu erhaschen. Hingegen sollten wir die bestehenden Angebote stärken, teilweise besser vernetzen. Das Schlüsselwort heisst Convenience, die Angebote müssen möglichst einfach erhältlich sein. Die Museum Card ist ein gutes Beispiel, wie die


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Foto: Bern Tourismus

Zugänglichkeit verbessert werden kann. Damit das kulturelle Angebot der Stadt gehalten und wo nötig ausgebaut werden kann, braucht es die Kraft von allen: Regierungen von Stadt, Kanton, Burgergemeinde und Regionsgemeinden, Kulturschaffenden und Institutionen, es braucht Ambitionen und Augenmass – und es braucht im richtigen Moment auch zusätzliches Geld.

Herr von Graffenried, wie und wo sehen Sie die Stadt Bern in zehn Jahren als Kunst- und Kulturstadt? Wohin zeigt die Kompassnadel, wenn es um kulturpolitische Verantwortung geht? Kulturaffine Städte und Städte mit einem guten Kulturangebot entwickeln sich auch wirtschaftlich besser. Auch in zehn Jahren wird die Stadt Bern ein äusserst vielfältiges, qualitativ hochstehendes kultu-


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Forum

Interview mit dem neuen Berner Stadtpräsidenten Alec von Graffenried

relles Angebot aufweisen, das weit über die Stadt hinausstrahlt. Die Kooperation und Vernetzung stärkt die einzelnen Häuser, das eröffnet neue Wege bei der Gewinnung neuen Publikums. Die junge Szene soll

«Eine lebendige Kulturszene und eine Kulturstadt brauchen ein animiertes Kulturleben, ein reiches und breites Kulturangebot und dann auch die Leuchttürme oder Pfeiler, die das Ganze tragen.» ihre Angebote und Ideen in eine schweizweite Diskussion eingeben, zu den Fragen, wie das Theater, die Museen, der Tanz etc. der Zukunft aussehen wird, wo es stattfindet, wen es anspricht und in welcher Zusammenarbeit es entsteht. Wie möchten Sie die Stadt Bern als attraktive Tourismusdestination und als Kunst- und Kulturstadt mittelfristig stärken und weiterentwickeln? Es braucht wie gesagt Kooperationen und Netzwerke, Diskussionsbereitschaft, eine kreative Kulturszene und die richtigen Personen an operativer und strategischer Stelle bei den Institutionen. Aus dem Zusammengehen von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee erhoffe ich mir einen spürbaren Innovationsschub für die ganze Kulturszene der Stadt, das Gleiche galt für den Zusammenschluss von Stadttheater und Symphonierochester in Konzert Theater Bern. Diese Zusammenarbeit zwischen den Sparten ist immer stimulierend. Als Präsident von Bern Tourismus haben Sie sich diese Frage sicher auch schon gestellt: Welche Chancen, aber auch welche Aufgaben schreiben Sie dem neu gegründeten Haus des Tourismus «Bern Welcome» zu? Die neue Organisation «Bern Welcome», in der neben Bern Tourismus auch weitere Organisationen vereinigt werden, wird das Marketing für die Kulturstadt Bern ausserhalb Berns verbessern, wird die Angebote, die ein Publikum in der ganzen Schweiz und im Ausland interessieren könnten, professionell und attraktiv vermarkten. Mein Wunsch ist es, dass die Stadt dank «Bern Welcome» auch eine neue, einfach handhabbare Kulturagenda erhalten wird, die auf einen Blick zeigt, was in Bern läuft. Dabei geht es nicht nur um Mu-

seen und Konzert Theater Bern, sondern auch um die kleineren und kleinen Veranstalter, von denen es in Bern so reichlich hat. Wir Bernerinnen und Berner kennen und schätzen unser breites Kulturangebot, daher sollten wir es auch über unsere Region hinaus bekannt machen. Welche Entwicklungen, neuen Angebote sehen Sie für Bern? Sehen Sie: Wenn wir 30 Jahre zurückblenden, welche Entwicklungen hätten wir vorausgesehen? Wer hätte gedacht, dass Bern ein Kleezentrum erhält, wer hätte sich den Progr erträumen können, wer hätte Gurlitt kommen sehen? Das alles wurde nicht geplant, hingegen waren die Akteure offen, diese Entwicklungen zuzulassen, das ist entscheidend. Und Sie ganz persönlich: Was wünschen Sie sich für Ihr neues Amt? Ich wünsche mir, dass sich Bern so weiterentwickelt, wie das in den letzten 30, 40 Jahren der Fall war. Aus der doch recht verschlafenen Bundesstadt wurde eine urbane, lebendige, attraktive Stadt mit reichem Angebot in den Bereichen Bil-

«Wer hätte gedacht, dass Bern ein Kleezentrum erhält, wer hätte sich den Progr erträumen können, wer hätte Gurlitt kommen sehen? Das alles wurde nicht geplant, hingegen waren die Akteure offen, diese Entwicklungen zuzulassen, das ist entscheidend.» dung, Verkehr, Sport, Gesundheit, Kultur, Freizeit und vielem mehr. Die Stadt wurde wieder attraktiv auch für Familien und sie soll weiter wachsen – dafür braucht es auch neuen Wohnraum – und sie soll dabei ihre Ausstrahlung behalten, die eben gerade im Mix aus den verschiedenen Bereichen besteht. Und ich wünsche mir, dass es mir gelingt, zu diesem Ziel beizutragen; dank der Unterstützung durch Bevölkerung und Politik. Interview: Maria-Teresa Cano


Forum

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«16–26» Der Berner Jugendkulturpass

DIE BERNER KULTURSZENE IST QUICKLEBENDIG

Ob Theater, Museum, Festival, Tanz oder Musik: Die Berner Kulturszene ist quicklebendig. 17 Berner Kulturinstitutionen haben sich erstmals zusammengeschlossen, um junge Menschen mit Ermässigungen und Sonderveranstaltungen für Kultur zu begeistern.

Wie bei einem Reisepass will der Berner Jugendkulturpass jungen Menschen die Freiheit schenken, die verschiedensten Kulturinstitutionen der Stadt Bern besuchen zu können. Doch wie ist es dazu gekommen, dass es diesen Pass überhaupt gibt? Ein lockerer Verband von Kulturvermittlern von Junge Bühne Bern, Schlachthaus Theater, Tojo Theater Bern, Dampfzentrale bis zum Konzert Theater Bern trifft sich regelmässig, um sich über Projekte auszutauschen und Synergien zu nutzen. Dabei entstand die Idee zu einem gemeinsamen Projekt: Ein Pass, der es Jugendlichen und jungen Menschen ermöglicht, in möglichst alle Kulturinstitutionen der Stadt Bern zu gelangen. Sich inspirieren zu lassen, den Menschen, die Welt, das Anders-Sein, das Anders-Denken, die Vielfalt der Möglichkeiten kennen zu lernen und dadurch mit

sich selber in Verhandlung zu treten. Dies über Theater, Musik, Tanz. Doch auch die bildende Kunst wurde ins Boot geholt. In zweijähriger Vorarbeit schuf die Gruppe, die inzwischen einen Verein gegründet hat, den Berner Jugendkulturpass «16–26». 9 Museen, 6 Theater, 1 Festival und 1 Orchester wurden bereits begeistert mitzumachen. Neue Interessenten stehen schon in der Warteschlange. Gefördert wird das Projekt von der Stadt Bern und der Burgergemeinde Bern. Eva Kirchberg, Co-Leiterin von Junge Bühne Bern und Präsidentin des Vereins des Berner Jugendkulturpass «16–26» freut sich über den Erfolg: «Bereits 100 Pässe wurden innerhalb eines Monats verkauft. Auch nach Weihnachten bricht die Anfrage nicht ab. Wir erhoffen uns, bis zum Sommer mithilfe aller Beteiligten das Fünffache zu erreichen sowie neue Veranstalter zu finden.» Maria-Teresa Cano

Kontakt: info@16-26.ch www.16-26.ch www.facebook.com/Jugendkulturpass

Eva Kirchberg, Co-Leiterin von Junge Bühne Bern und Präsidentin des Vereins des Berner Jugendkulturpass «16–26»


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: Sonntag, 30.04.2017 ab 11 Uhr : Samstag,10.06.2017 ab 18 Uhr Öffnungszeiten Donnerstag 16 – 19 Uhr Freitag 16 – 19 Uhr Samstag 13 – 16 Uhr Pfingsten, vom 1. – 5. Juni geschlossen! Finissage, Samstag 10.06. / 18:00 oder nach Vereinbarung Tel: 032 351 33 35 oder 032 352 10 20 Kreuzgasse 28, 3294 Büren a./A. www. galeriekaesermann.ch

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Agenda

KUNSTMUSEUM BERN Berns verlorener Altar. Niklaus Manuel und die Tafeln der Predigerkirche zu Bern 14.10.2016 – 30.04.2017 LIECHTENSTEIN. Die Fürstlichen Sammlungen 12.11.2016 – 19.03.2017

ZENTRUM PAUL KLEE Paul Klee und die Surrealisten Eine Kooperation mit dem Centre Pompidou, Paris 18.11.2016 – 12.03.2017 Sollte alles denn gewusst sein? Paul Klee. Dichter und Denker 21.01. – 26.11.2017

Kunstmuseum Bern: Die Meisterwerke der Sammlung 22.11.2016 – 16.07.2017

KUNSTHALLE BERN Michael Krebber – The Living Wedge 18.02. – 30.04.2017 Michael Krebber (*1954 in Köln, lebt in New York) führte viele Jahre ein Doppelleben als Gerücht. Seine Kunst lässt sich deshalb kaum von dem trennen, was über sie gesagt, behauptet und spekuliert wird. Über die Werke dieses Malers, der wie kaum ein anderer die

Terry Fox. Elemental Gestures 10.03. – 05.06.2017 Die Revolution ist tot. Lang lebe die Revolution! Von Malewitsch bis Judd, von Deineka bis Bartana Eine Kooperation von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee 13.04. – 09.07.2017 Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen … Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse Die Sammlung Hahnloser 11.08.2017 – 11.03.2018

Kunsthalle Bern Helvetiaplatz 1 CH-3005 Bern info@kunsthalle-bern.ch www.kunsthalle-bern.ch

Delphine Reist 29.01. – 26.03.2017

Die Revolution ist tot. Lang lebe die Revolution! Von Malewitsch bis Judd, von Deineka bis Bartana Eine Kooperation von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee 13.04. – 09.07.2017

10 American Artists: After Paul Klee 14.09.2017 – 07.01.2018 Zentrum Paul Klee Monument im Fruchtland 3 3006 Bern info@zpk.org www.zpk.org

Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8 – 12 3000 Bern 7 info@kunstmuseumbern.ch www.kunstmuseumbern.ch Vincent van Gogh Le semeur, 1888 Öl auf Leinwand, 72 x 91,5 cm Kunstmuseum Bern Eigentum: Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Gruppenausstellung Begriff des Gerüchts Schreibende Künstler 12.08. – 01.10.2017

KUNSTHAUS PASQUART BIEL BIENNE

Paul Klee … sichtbar machen! 25.07. – 27.08.2017

The Show Must Go On. Die Sammlung Gegenwartskunst, Teil 4 22.09.2017 – 28.01.2018

Verena Dengler – Jackie of All Trades & Her Radical Chic Academy (mit HC Playner) Jill Mulleady 20.05. – 23.07.2017

Paul Klee Birnenlob, 1939, 349 Aquarell und Ölfarbe auf Grundierung auf Karton, 30 x 26 cm Privatbesitz Schweiz, Depositum im Zentrum Paul Klee, Bern

Gestalt des Künstler-Künstlers verkörpert, wird ständig gesprochen. Für viele junge Künstlerinnen und Künstler in den USA und in Europa stellt der Zweiundsechzigjährige einen wichtigen Bezugspunkt dar. Einem breiten Publikum nur bedingt bekannt, wird kunstintern jeder Zug, für den der sich immer wieder häutende Krebber entscheidet, endlos verhandelt. «The Living Wedge», eine Übersichtsausstellung in Zusammenarbeit mit dem Museu de Arte Contemporânea de Serralves in Porto, zeigt Krebber immer wieder vor allem auch als Maler. Die Ausstellung bildet damit einen Höhepunkt in der Programmlinie der Kunsthalle Bern, welche die Bedeutung eines erweiterten Verständnisses von Malerei für die Gegenwart und Zukunft der Kunst auslotet.

Michael Krebber Fanatic Hot Rabbit, 2011 Surfbrett in 8 Teilen, Polystyren, Kunststoff, 64 x 550 cm Courtesy Galerie Buchholz, Berlin/Cologne/New York

Guillermo Kuitca 29.01. – 26.03.2017 EXTENDED COMPOSITIONS 08.04. – 21.06.2017 Das Ausstellungsprojekt «EXTENDED COMPOSITIONS» zeigt das Spannungsfeld und Beziehungsgeflecht zwischen Kunst und Musik – Sehen und Hören – Bild und Klang.

Ausgehend von Ansätzen wie der Synästhesie Alexander Skrjabins, der sich als Komponist mit seinem Farbenklavier der Kunst öffnete und Töne mit Farben verband oder Hans Richter, der als Bildender Künstler mit dem kontrapunktischen Denken musikalische Ansätze ins Optische und Filmische

Ellen Fellmann Scanning, 2009 Video / vidéo


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übertrug, zeigt die Ausstellung die Weiterentwicklung eines noch jungen, marginären Bereichs, der im Ursächlichen auf das Zwischenfeld von musikalischer und visueller Komposition zielt.

Gebäude des CorbusierVertrauten Willy Boesiger in Langenthal führt, das dieser in den 1920-er Jahren für die Schreinerei seines Vaters entwarf.

Rachel Lumsden 02.07. – 03.09.2017 Marie José Burki 02.07. – 03.09.2017

KUNSTHAUS LANGENTHAL Chäs u Chole. Der Gondiswiler Fotograf Johann Schär (1855–1938). 3 x 3 zeitgenössische Blicke auf Johann Schär. David Elsener, Nicolas Fernandez, Matthias Gabi, Nina Haab, Urs Mannhart, Céline Manz, Valerio Moser, Nele Stecher, Maria Ursprung 09.02. – 02.04.2017 Potentielle NormalienSammlung. Reto Müller 27.04. – 25.06.2017 Arresting Fragments of the World. Brigham Baker, Judith Kakon, Clare Kenny, Maya Rochat 27.04. – 25.06.2017

René Myrha – Un Temps chasse l’autre : œuvres 1967-2017 26.03. – 21.05.2017 René Myrha fut dès les années 1960 un des artistes inspirés par le Pop Art qui a marqué la scène artistique suisse. Il a, entre autres, réalisé des sérigraphies en dialogue avec Rémy Zaugg de 1969 à 1973.

Diplomausstellung MA CAP 16.06. – 21.06.2017

Kunsthaus Centre d’art Pasquart Seevorstadt 71– 73 Faubourg du Lac 2502 Biel Bienne info@pasquart.ch www.pasquart.ch

MUSÉE JURASSIEN DES ARTS – MOUTIER

Fred-André Holzer 02.07. – 20.08.2017 Collections du Musée : exposition thématique 02.07. – 12.11.2017 Musée jurassien des Arts 4, rue Centrale CP 729 2740 Moutier info@musee-moutier.ch www.musee-moutier.ch MUSEUM FRANZ GERTSCH

Parallel dazu findet eine Gruppenausstellung mit Brigham Baker (*1989), Judith Kakon (*1988), Clare Kenny (*1976) und Maya Rochat (*1985) statt. In ihrer Arbeit gehen sie vom Zweifel am fotografischen Bild und dessen gleichzeitiger Dominanz in unserer visuellen Kultur aus. Ihre Arbeiten entwickeln eine materielle Intensität und Eigendynamik – und bleiben zugleich beweglich und prozesshaft. Diplomausstellung Bachelor of Arts in Fine Arts 05. – 09.07.2017 Raus aus dem digitalen Unbehagen! Internationale Gruppenausstellung 31.08. – 12.11.2017 Kunsthaus Langenthal Marktgasse 13 4900 Langenthal info@kunsthauslangenthal.ch www.kunsthauslangenthal.ch

Pascal Danz. Highlights 03.09.2016 – 05.03.2017 Werke von Franz Gertsch 03.09.2016 – 05.03.2017 Die Gerechten. Eine Skulpturengruppe von Werner Neuhaus 12.08.2016 – 05.03.2017

Chacun de ces deux créateurs approfondira à sa manière, par la suite, des problématiques spatiales abordées à cette époque. René Myrha va développer un art de la fabulation et de la mise en abîme. Il met en scène un imaginaire qui puise pourtant souvent subtilement dans le réel. Cette première rétrospective présente son œuvre depuis 1967 : peintures, sérigraphies (avec R. Zaugg), objets ou maquette de décor d’opéra et un environnement monumental conçu pour la grande salle du musée. Travaux de Maturité spécialisée en arts visuels École de Culture Générale Delémont, École d‘Arts Visuels Berne et Bienne 18. – 24.06.2017

In seiner ersten institutionellen Einzelausstellung zeigt der Schaffhauser Künstler Reto Müller (*1984) eine neue Werkgruppe, die unter anderem ins frühmoderne Maya Rochat Double Je, 2016 Installation Courtesy of the artist

René Myrha Porte 2.2.72 – 4.72, 1972 Acrylique sur toile, 150 x 102 cm Photo : J. Bélat © l’artiste

Patrick Lo Giudice. Landschaften 26.11.2016 – 12.03.2017 Herbert Brandl. Hyänenpause 25.03. – 13.08.2017 Die dynamisch-kraftvollen, oft abstrakten Kompositionen des österreichischen Künstlers Herbert Brandl (*1959), die teilweise lose von Fotografien inspiriert sind, können als

Landschaften gelesen werden. Mehrere grossformatige Leinwandgemälde, Monotypien und eine in der Schweiz noch Herbert Brandl Das letzte Abendmahl, 2016 13 Bronze Skulpturen patiniert, Unikate, Variabel Courtesy Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder, Wien Foto: Markus Wörgötter, Wien, © Herbert Brandl


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Agenda

nicht gezeigte Skulpturengruppe gewähren Einblicke in seine Motivwelt zwischen Abstraktion und Figuration. Die Skulpturen aus Bronze entstanden aus einem Zufall heraus im Atelier, inzwischen hat sich jedoch eine individuelle Tierfigur entwickelt. Sie erinnert an eine Hyäne, Chimäre oder gotische Figur und verweist in ihrer Ausdrucksstärke und der Anordnung in der Gruppe auf das aktuelle Weltgeschehen. Franz Gertsch. Neu und unbekannt 25.03. – 13.08.2017 Varlin 02.09.2017 – 04.03.2018 Anja Ganster 02.09.2017 – 28.01.2018 museum franz gertsch Platanenstrasse 3 3401 Burgdorf info@museum-franzgertsch.ch www.museum-franzgertsch.ch KUNSTMUSEUM THUN MIRROR IMAGES – Spiegelbilder in Kunst und Medizin 11.02. – 30.04.2017 Aller-Retour. Schweizer Fotografie im Wechselspiel zwischen Fernweh und Heimat 20.05. – 13.08.2017 Die Sommerausstellung bewegt sich zwischen dem Weggehen und Heimkehren. Sie zeigt die Blicke von Schweizer Fotografinnen und Fotografen aus unterschiedlichen Generationen auf die Welt, die dafür sowohl die Heimat erkunden wie auch die Ferne bereisen. Die verschiedenen Zugänge oszillieren zwischen

Kunst und Reportage, und zeugen von Positionen, die

@ PROGR PROGR Zentrum für Kulturproduktion Waisenhausplatz 30 3011 Bern Ausstellungszone West – Eingang Speichergasse Ausstellungszone Ost – Eingang Waisenhausplatz

neue Horizonte suchen und dabei Eindrücke aus unterschiedlichen Lebenswelten sammeln und vermitteln. Mit Reto Camenisch, David Favrod, Martin Glaus, Yann Gross, Daniela Keiser, Ella Maillart. Bilder erzählen. Bunte Kuh, schwarz-weisser Traum, schnelle Landschaft 02.09. – 19.11.2017 Kunstmuseum Thun Thunerhof Hofstettenstrasse 14 CH-3602 Thun kunstmuseum@thun.ch www.kunstmuseumthun.ch THUN-PANORAMA 360° Dauerausstellung zu Marquard Wochers Panorama von 1811 Seit 28.03.2015 Grüne Oase im Wandel. Der Thuner Schadaupark 11.03. – 26.11.2017 Thun-Panorama Schadaupark 3602 Thun thun-panorama@thun.ch www.thun-panorama.com

KUNSTMUSEUM BERN @ PROGR

Museum», welche die Schweiz als «Wasserschloss Europas» in den Blickwinkel nimmt. Beide Ausstellungen wagen anhand von Fakten und Fiktion den Blick in die Zukunft. Die Gruppenausstellung in der Stadtgalerie sucht Visionen, Utopien oder Dystopien rund um die Themen Wasser und Zukunft in der Bildenden Kunst. Die Apokalypse ist dabei ebenso nah wie das Schlaraffenland – Zukunftsversprechen

Credit Suisse Förderpreis Videokunst 2017 24.02. – 25.03.2017 Werke aus der Sammlung: Ursula Palla 07.04. – 01.07.2017 STADTGALERIE BERN Sans titre (paramètres composés) Mohéna Kühni mit Anja Braun, Livia Di Giovanna, Maia Gusberti, Rebecca, Karen Amanda Moser, Annaïk Lou Pitteloud, Miriam Sturzenegger und Maria Tackmann 23.02. – 25.03.2017 Privacy Settings Daniel V. Keller mit Bernd Oppl, Lotte Reimann und Li Tavor 06.04. – 13.05.2017 Zukunftswucher Nino Baumgartner, Maya Hottarek, Adriane Morard, Jared Muralt, Lorenzo Salafia, Liêm Tong 24.05. – 01.07.2017

wechseln sich mit dunklen Vorahnungen ab und Prognosen über die Degeneration der Natur stehen Prozessen gegenüber, in denen das Natürliche das Konstruierte langsam überwuchert und zurückerobert. Eine Kooperation zwischen der Stadtgalerie und dem Alpinen Museum. Argument Place Sommerfenster 06.07. – 22.07.2017 Kunstschaffende aus dem Schwob-Haus 17.08.-23.09.2017 Stadtgalerie im PROGR Waisenhausplatz 30 3011 Bern stadtgalerie@bern.ch www.stadtgalerie.ch

«Zukunftswucher» reagiert auf die Ausstellung «Wasser unser – Sechs Entwürfe für die Zukunft im Alpinen

Reto Camenisch Grimsel/Susten l (Berner Oberland), 2005 Kunstmuseum Thun

Jared Muralt Bahnhof (Studie für „The Fall“-Comic), 2016 Fineliner in Moleskine-Skizzenbuch, 58.8 x 42 cm Courtesy der Künstler


Impressum

«KunstEINSICHTBern» Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern & Zentrum Paul Klee info@kunsteinsichtbern.ch HERAUSGEBER Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8–12, 3011 Bern www.kunstmuseumbern.ch Zentrum Paul Klee Moument im Fruchtland 3, 3006 Bern www.zpk.org Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee REDAKTION Maria-Teresa Cano, Maria Horst MIT BEITRÄGEN VON Nathalie Bäschlin, Michael Baumgartner, Kathleen Bühler, Christoph Bürgi, Maria-Teresa Cano, Matthias Frehner, Maria Horst, Dominik Imhof, Guy Krneta, Valerian Maly, Marc Munter, Seraina Renz, Urs Rietmann. AUFLAGE 18 000 Ex., Erscheint 2-mal jährlich Nächste Ausgabe September 2017 BEZUG Mitglieder der Gönnervereine erhalten das Magazin nach Hause geschickt. Aufgelegt im Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee GESTALTUNG Marie Louise Suter DRUCK www.jordibelp.ch INSERATE Für die nächste Ausgabe können Inserate gebucht werden. Inserateschluss: 18. August 2017 Infos: info@kunsteinsichtbern.ch UNTERSTÜTZUNG Wir bedanken uns für die grosszügige Unterstützung beim Verein der Freunde Kunstmuseum Bern und der Bernischen Kunstgesellschaft BKG

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Besuchen Sie aktuelle Ausstellungen zu kleinen Preisen. Swiss Pop Art. 7. Mai bis 1. Oktober 2017 Aargauer Kunsthaus, Aarau

MIRROR IMAGES 11.2. – 30.4.2017 Spiegelbilder in Kunst und Medizin Mit u.a. Vito Acconci, William Anastasi, Christian Andersson, John Baldessari, Attila Csörgö, Marta Dell’Angelo, Dan Graham, Michelangelo Pistoletto, Paul Le Grand, William Utermohlen Kunstmuseum Thun Hofstettenstrasse 14, 3602 Thun Di–So, 10–17 Uhr / Mi 10–19 Uhr www.kunstmuseumthun.ch

Wolfgang Tillmans. 28. Mai bis 1. Oktober 2017 Fondation Beyeler, Riehen/ Basel

Kunstausstellung Trubschachen. 1. bis 23. Juli 2017 Trubschachen

John Baldessari, Reverse / Repeat Series: Spoons, Peas, Jars, Etc., 2001, Courtesy John Baldessari, Marian Goodman Gallery und Sprüth Magers

Die Revolution ist tot. Lang lebe die Revolution! Von Malewitsch bis Judd, von Deineka bis Bartana. 13. April bis 9. Juli 2017 Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee, Bern


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www.landesmuseum.ch


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Erinnerungen an Paul Klee

CHRISTOPH BÜRGI

Meine erste Erinnerung an Paul Klee datiert vom 29. Juni 1940. In unserem Wohnsitz, dem Schlössli zu Belp, herrschte grosse Aufregung, es hiess «Herr Klee sei gestorben». Mein Vater Rolf Bürgi hatte einen Sonderurlaub vom Aktivdienst bekommen, um sich um alle Formalitäten und organisatorischen Einzelheiten, welche ein solcher Todesfall mit sich bringt, zu kümmern. Seit mein Vater im Frühjahr 1933 durch einen Husarenstreich alle von der Gestapo konfiszierten Werke, Vorlesungsskripte, private Aufzeichnungen und geschäftlichen Papiere Paul Klees ungesichtet zurückgeholt und anschliessend die Übersiedelung des Ehepaares Klee mit all seinen Besitztümern, insbesondere auch dem weissen Kater Bimbo, organisiert hatte, war er zu Klees Berater in allen wirtschaftlichen Dingen geworden. Die persönliche Freundschaft datierte jedoch von wesentlich früher. Anlässlich eines Besuches mit seiner Mutter Hanni Bürgi kaufte Rolf Bürgi in Klees Atelier sein erstes farbiges Blatt, die Dünenlandschaft, 1924, 194. Da der Preis von 60 Franken die momentanen Möglichkeiten des Schülers überschritt, wurde mündlich ausgemacht: Preis 60 Franken, zahlbar in zwölf Raten zu 5 Franken. Das Blatt hängt noch heute in unserer Wohnung. Meine Grossmutter Hanni Bürgi hatte als Gesangsschülerin von Hans Klee um 1904 dessen Sohn Paul und seine Braut Lily, eine Konzertpianistin, kennengelernt. Bei gemeinsamer Kammermusik kamen sich die drei jungen Menschen näher. Paul Klee zögerte zu dieser Zeit zwischen zwei Musen: der Musik und der Malerei. Bereits als Gymnasiast hatte er im Berner Symphonieorchester Violine gespielt. Wenn er sich letzten Endes für die Malerei entschlossen hat, so erfolgte dies aufgrund der Tatsache, dass ein Musiker von der Partitur, vom Dirigenten und vom Orchester abhängig ist, während der Maler einzig seiner Inspiration und seinem Können verpflichtet ist. Die Berner Jahre nach 1933 waren für die Klees schwierig. Die Sammler, die Galeristen und letztlich das Publikum waren in Deutschland geblieben, ein grosser Teil der Werke als «Entartete Kunst» aus den öffentlichen Museen entfernt und zum Teil ins Ausland verkauft worden. Umso mehr wussten Paul und Lily, die Freundschaft der Familie Bürgi zu schätzen.

Die Klees bewohnten eine kleine Wohnung am Rande der Stadt Bern. Wenn es potentielle Käufer gab, so führte sie Paul Klee ins Schlössli in Belp, wo seine Werke in einem entsprechenden Rahmen gezeigt werden konnten. Nach Paul Klees Tod und insbesondere nach Ende des Zweiten Weltkrieges pilgerten Interessenten aus allen Ländern nach Belp. Mir als Heranwachsenden schien das ganz natürlich zu sein. Wenn ich jedoch heute das Gästebuch meiner Eltern aus dieser Zeit betrachte, so gebe ich mir Rechenschaft, wie wichtig dieses Haus in der vom Krieg verschont gebliebenen Schweiz für die damalige Kunstwelt war. Aldous Huxley ist ebenso verewigt wie Romain Gary, damals Handelsattaché auf der Französischen Botschaft in Bern. Henry Moores Unterschrift steht auf derselben Seite wie diejenige von


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Marino Marini. Die beiden Herren hatten Belp gemeinsam besucht. Nach dem obligaten Sammlungsrundgang folgte ein gemeinsames Nachtessen im Garten. Zum Dessert gab es einen dieser italienischen Käse: eine vielleicht 25 Zentimeter grosse Figur ohne Extremitäten. Um das Haus war ein Strohseil geschlungen, damit der Käse zum trocknen aufgehängt werden konnte. Marino ergriff den Käse, drehte ihn in alle Richtungen und sagte endlich: «Was sind wir Künstler doch für Stümper. Wir studieren, skizzieren, stellen alle möglichen Überlegungen an und da kommt so ein Käser und macht wie von selbst eine perfekte Skulptur.» In der Tat glich der Käse einem Reiter von Marino Marini. Henry Moore ergriff seinerseits den Käse, nahm einen Löffel und schälte ein Loch aus der Figur. Plötzlich war aus dem Reiter

von Marino eine Plastik von Moore geworden. Gemeinsam wurde diese anschliessend von der Tafelrunde verspeist, es gibt nicht einmal eine Fotografie davon. Vielleicht ist es auch besser so, die Vergänglichkeit ist in der Erinnerung festgehalten. Ein besonders treuer Besucher war Marc Chagall. Zu dieser Zeit war Chagalls Tochter Ida mit dem damaligen Leiter der Kunsthalle Bern, Franz Meyer, verheiratet. Ida arbeitete am Werkverzeichnis der Grafiken ihres Vaters. Chagall kam öfters nach Belp, ergriff einen Stuhl, stellte diesen vor ein Werk Klees und setzte sich davor. Nachdem er vielleicht eine halbe Stunde gesessen war, stellte er den Stuhl an seinen alten Platz zurück, bedankte sich und nahm den Zug zurück nach Bern. Unabhängig von meinen Eltern hatte ich mir einen eigenen Zugang zur Kunstwelt von Bern geschaffen. Wie es damals üblich gewesen war, hatte ich zwei Taufpaten, doch beide waren von der Bildfläche verschwunden. Der Eine war ausgewandert, der Andere hatte sich mit meinen Eltern verkracht. So stand ich ohne Götti da. Zu jener Zeit war Arnold Rüdlinger Leiter der Kunsthalle Bern, er verkehrte oft in unserem Haus. Ihn fragte ich an, ob er mein «Ersatzgötti» sein möchte. Zu meiner Freude akzeptierte er, so dass anlässlich eines Mittagessens am Sonntag in Belp die feierliche Einsetzung stattfand. Noldi nahm seine Rolle sehr ernst. Nie vergass er einen Geburtstag, doch für mich war viel wichtiger, dass er mich überall mithinnahm. So habe ich nächtelang bei der Einrichtung von Ausstellungen in der Kunsthalle geholfen, bin nach der Eröffnung im Schlepptau von Noldi ins Café du Commerce gegangen, habe zu später Stun-

Christoph Bürgi, der Enkel der ersten Berner Sammlerin von Klee-Werken und gut befreundet mit dem Künstler und dessen Frau Lily, pflegt die Sammlung seiner Grossmutter Hanni Bürgi mit viel Engagement und Liebe. Er folgt der Tradition seines Vaters Rolf Bürgi, der sich ebenfalls sehr für Paul und Lily Klee engagiert hat und aus dessen Nachlass viele interessante Archivalien ins Archiv des Zentrum Paul Klee übergingen.

Dominique und Christoph Bürgi auf Schlössli Belp, 1999, im Hintergrund das Werk Gelehrter, 1933, 286, das in der aktuellen Ausstellung des Zentrum Paul Klee «Sollte alles denn gewusst sein? Paul Klee. Dichter und Denker» zu sehen ist. Fotograf: Bruno Meier, Sursee, Archiv Bürgi im Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Familie Bürgi © Bruno Meier Sursee, Studio für Werbefotografie, CH-6210 Sursee


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Member

Christoph Bürgi – Erinnerungen an Paul Klee

Das Plakat mit Hanni Bürgi und ihrem Sohn Rolf zur Kabinettausstellung «Schenkung Archiv Bürgi» im Zentrum Paul Klee

de meinen Götti, der leider dem Alkohol sehr zugetan war, in seine Wohnung an der Junkerngasse begleitet. Die Wohnung hatte aareseitig einen Balkon mit einer herrlichen Aussicht auf den Fluss und die Berge. Dort feierten wir einen ersten August mit viel Feuerwerk und Wein. Der Personenaufzug

zwischen der Matte und der Münsterplattform war ständig in Betrieb. Plötzlich hatte Noldi die Schnapsidee, den Aufzug mit einer Rakete zu beschiessen. An seiner Zigarette zündete er den Feuerwerkskörper, den er in der Hand hielt, an. Das Unwahrscheinliche geschah: Die Liftkabine wurde in voller Fahrt getroffen und blieb auf halber Höhe


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stehen. Zehn Minuten später erschien die Feuerwehr auf der Münsterplattform. Im Handbetrieb wurde die Kabine in die Matte abgesenkt. Die Passagiere konnten endlich aussteigen, die Feuerwehr untersuchte den Lift und fand keine Erklärung für die Explosion. Zu jener Zeit fanden in Bern noch Künstlerfeste statt. Eines davon, im noblen Rahmen der «Grande Société», stand unter dem Motto «Le Surréalisme». Meret Oppenheim erschien als Grabstein von Gottfried Kellers Meretlein, das Kind, das nicht beten wollte. Im Brockenhaus hatte sie ein Abendkleid aus «Silberbrokat» gefunden, das völlig von Grünspan bedeckt war. Die noch sichtbare Haut hatte sie mit grünlicher Bronze geschminkt. Als «Schmuck» hatte Meret völlig oxydierte Efeuranken – ein Fundgegenstand von einem alten Friedhof in Italien – um sich gewunden. Das Kostüm wurde zur Legende! Es war keineswegs so, dass nur Besucher aus der Kunstwelt zu uns nach Belp kamen. So erschien die Familie Knie anlässlich ihres Gastspieles in Bern jedes Jahr zu einem Mittagessen. Bei dieser Gelegenheit lernte Fredy Knie seine spätere Gattin Pierrette Dubois kennen. Als das erste Kind des jungen Paares geboren wurde, wurden meine Eltern gebeten, das Amt der Taufpatin und des Taufpaten zu übernehmen. So kam es, dass Fredy Knie jun. und sein jüngerer Bruder Rolf ihre Schulzeit in Belp verlebten. Im Gegenzug verbrachte ich einen grossen Teil meiner Ferien im Circus. Anfangs als Stallbursche und Platzanweiser, später aushilfsweise in allen möglichen Funktionen, so als Sprechstallmeister, weil der Amtsinhaber in Biel innert einer Stunde mit einem Malariaanfall hospitalisiert werden musste und ich recht fliessend Deutsch und Französisch sprach. Anlässlich eines Weihnachtsgastspieles in München erhielt ich sogar einen Vertrag als Schulreiter. Als Noldi Rüdlinger turnusgemäss die Kunsthalle Bern verliess, um Leiter der Kunsthalle Basel zu werden, veranstalteten die Berner Künstler ein Kostümfest unter dem Motto: «Weil Rüdlinger geht». Zu diesem Zweck hatten sie bereits eine Woche vor dem Fest den Saal im oberen Stock des Restaurants Zähringer gemietet, um ihn entsprechend zu dekorieren. Es handelte sich in erster Linie um die Clique, die Noldi um sich versammelt

hatte. «Sir Walter» Linck, der Plastiker «Pips» Vögeli, Franz Fédier, Bernhard Luginbühl, Rico Wasmer, um nur diejenigen zu nennen, an welche ich mich auch nach 60 Jahren erinnern kann. Fédiers Gattin Doris war hochschwanger. Sie hatte sich als Kostüm eine Plakatsäule gebastelt, auf der alle Plakate von Noldis Kunsthalle-Ausstellungen angebracht waren. Ein grosser Chinesenhut aus schwarzem Karton bildete den oberen Abschluss. Star des Abends waren sicher Noldis Nachfolger Franz Meyer mit seiner Gattin Ida Chagall. Diese trug ein langes, weisses Kleid auf welches «Papa» mit grossen, schwarzen Pinselstrichen ein paar Engel gemalt hatte. Franz hatte seinen ersten, in der Zwischenzeit etwas eng gewordenen Smoking ausgegraben, den Serge Poliakoff grossflächig bemalt hatte. Poliakoff selbst war auch da, er trug eine Kosakenuniform und spielte wie der Teufel auf seiner Balalaika. Das Bild von Franz Meyer und Ida Chagall, die zu Poliakoffs Musik russisch tanzten, habe ich noch heute vor Augen. Mehr als fünfzig Jahre sind seit den oben beschriebenen Ereignissen vergangen, doch gut Ding will Weile haben, besonders in Bern. Dank dem grosszügigen Legat von Frau Livia Klee und dem unglaublichen Engagement von Maurice E. und Martha Müller mit ihrer Familie hat die Paul-Klee-Stiftung ein eigenes, einzigartiges Heim erhalten. Wenn Paul Klee den Wunsch geäussert hat, ein beträchtlicher Teil seines künstlerischen Nachlasses solle «in einem bedeutenden Museum in der Schweiz» deponiert werden, so wagte er es wahrscheinlich nicht, von einem eigenen Museum zu träumen. Jedes Mal, wenn ich in Bern einen Bus mit der Aufschrift «Zentrum Paul Klee» sehe, frage ich mich, was der fantastische, aber äusserst bescheidene Künstler empfinden würde, wenn er seinen Namen als Endstation einer Buslinie lesen könnte. Die Träume von Paul Klee, von Rolf Bürgi, von Livia Klee und von Maurice E. und Martha Müller haben sich letzten Endes erfüllt. Unser Dank gebührt all denjenigen, die dazu einen visionären Beitrag geleistet haben. Christoph Bürgi, im Februar 2017 Aufgezeichnet von Maria-Teresa Cano


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FREUNDE ZPK Werden Sie Freundin/Freund des Zentrum Paul Klee! Freuen Sie sich auf freien Eintritt in alle Ausstellungen, umfassende Informationen über die vielfältigen Aktivitäten des Zentrum Paul Klee und exklusive Einblicke. Als Freundin/Freund ZPK unterstützen Sie ein in der Schweiz einzigartiges Kunst- und Kulturzentrum.

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Vorteile einer Mitgliedschaft – Kostenloser Eintritt in alle Ausstellungen – Exklusive Führungen und Veranstaltungen mit unserem Direktor und Expertinnen und Experten – Einladungen zu den Ausstellungseröffnungen – Informationen zu Programm und Aktivitäten des ZPK – Abonnement des gemeinsam mit dem Kunstmuseum Bern herausgegeben Magazins «KunstEINSICHTBern» – 20% Rabatt auf unsere Ausstellungskataloge – Freier Eintritt in die «Fünfliberwerkstatt» des Kindermuseums Creaviva – Freier Eintritt zu den Familienmorgen-Programmen Mitgliederbeiträge Einzelmitgliedschaft CHF 90.00 / Partnermitgliedschaft (1 Adresse, 2 persönliche Ausweise) CHF 140.00 / Familienmitgliedschaft (2 Erwachsene und Kinder bis 16 Jahre) CHF 170.00 / SchülerInnen, Studierende bis 26 Jahre CHF 30.00 / Firmen Gönnermitgliedschaft (2 übertragbare Freundeskreiskarten) CHF 500 Kontakt Freunde Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, Postfach, 3000 Bern 31 / T + 41 (0)31 359 01 01 / freunde@zpk.org

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bernerkunstfonds Die BKG fördert das Verständnis für die zeitgenössische Kunst und unterstützt insbesondere begabte junge Kunstschaffende, das Kunstmuseum Bern sowie die Kunsthalle Bern. Die BKG veranstaltet Führungen in Ausstellungen und organisiert Kunstreisen, Atelierbesuche und Vorträge. Jährlich vergibt sie mit dem Louise Aeschlimann und Margareta Corti Stipendium den höchstdotierten privaten Kunstpreis der Schweiz. Im Jahr 1813 gegründet, gehört die BKG zu den ältesten Institutionen, die sich in der Schweiz der Kunstförderung widmen. Vorteile einer Mitgliedschaft – Einladung zur Vernissage des AC-Stipendiums und Zustellung der Publikation zur Ausstellung – Gratiseintritt in alle Ausstellungen des Kunstmuseums Bern und der Kunsthalle Bern – Abonnement des gemeinsam mit dem Zentrum Paul Klee herausgegebenen Magazins «KunstEINSICHTBern» – Gratisteilnahme an den von der BKG organisierten Atelierbesuchen und Führungen mit Apéro – Exklusive Kunstreisen im In- und ins Ausland – Einladung zu allen Anlässen des Kunstmuseums Bern – Begrüssungsgeschenk zu Beginn der Mitgliedschaft – Jahresgabe

1993 wurde der Berner Kunstfonds durch den Verein der Freunde Kunstmuseum Bern, die Bernische Kunstgesellschaft BKG und die Kunsthalle Bern gegründet, um die Beziehungen zu Mäzenen und Sponsoren auf privatwirtschaftlicher Basis zu pflegen und zu koordinieren. Die Mitglieder leisten jährlich mit rund CHF 90 000.00 einen wichtigen Beitrag zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Kunstmuseum Bern und Kunsthalle Bern sowie zur Kunstvermittlung und zum Kunstleben. Der Berner Kunstfonds zählt an die 60 Mitglieder (Private, Firmen und Institutionen). Sie fördern das Kunstmuseum Bern und die Kunsthalle Bern mit einem jährlichen Beitrag Gönnermitgliedschaft 1: CHF 1000.00 – Wir laden Sie ein zu Vernissagen und allen anderen Anlässen in beiden Häusern. – Sie erhalten zwei unpersönliche Jahres-Freipässe für das Kunstmuseum Bern und die Kunsthalle. – 1–2 Sonderanlässe zu den Ausstellungen werden speziell für Sie organisiert. Gönnermitgliedschaft 2: CHF 2000.00

Mitgliederbeiträge Einzelmitglieder CHF 80.00 / (Ehe-)Paare CHF 120.00 / Künstlerinnen und Künstler sowie Auszubildende und StudentInnen unter 25 Jahren CHF 30.00 / Gönnerinnen und Gönner CHF 150.00 (oder mehr)

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Gönnermitgliedschaft 3: CHF 3000.00

Kontakt Berner Kunstfonds, Hodlerstr. 8 – 12 , 3000 Bern 7 T +41 (0)31 328 09 44 / member@kunstmuseumbern.ch


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Bildergalerie

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Der Tessiner Künstler Cesare Lucchini bei der Eröffnung seiner Ausstellung »Was bleibt.« Die Welt des Cesare Lucchini. Freudige Botschaft: die Werke der Hahnloser/Jaeggli Stiftung kommen ins Kunstmuseum Bern. Hoher Besuch: Bei der Ausstellungseröffnung «LIECHTENSTEIN. Die Fürstlichen Sammlungen» sind Bundesrat Alain Berset und seine Durchlaucht Erbprinz Alois von und zu Liechtenstein zu Gast. Der ehemalige Bundesrat Adolf Ogi, der ehemalige Stadtpräsident Alexander Tschäppat und Ted Scapa bei der Ausstellungseröffnung «Ted SCAPA … und so NEBENBEI». Die zweieinhalb Tonnen schwere Leihgabe von James Lee Byars wird zurück an ihren Platz ins Kunstmuseum Bern gebracht. Kathleen Bühler, Nina Zimmer und Michael Baumgartner stellen an der Jahresmedienkonferenz die gemeinsame Ausstellung von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee «Die Revolution ist tot. Lang lebe die Revolution!» vor.

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Hier stimmt die Chemie: Die Autoren Thomas Meyer und Ingrid Noll bescherten einen amüsanten Morgen im ZPK. Die Reihe «Bewegungsräume», begleitend zur Ausstellung «Paul Klee. Bewegte Bilder», fand mit Projekt III: Tanzcompagnie inFlux ihr Ende. Zum zweiten Mal zu Gast im ZPK und ebenfalls im Rahmen der Ausstellung «Paul Klee. Bewegte Bilder»: Daniel Belton & Good Company Arts. Nach der Lesung aus Robert Walsers Werk signieren der Künstler Thomas Hirschhorn und Schauspieler Marcus Signer Bücher und Karten. Eröffnung der Ausstellung «Paul Klee und die Surrealisten»: der neue Berner Stadtpräsident Alec von Graffenried, Kurator Michael Baumgartner, Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee, Regierungsrat und Erziehungs- und Kulturdirektor des Kantons Bern Bernhard Pulver (v.l.n.r.). Schauspielerin Michaela Wendt liest das literarische Intermezzo während der Ausstellungseröffnung «Sollte alles denn gewusst sein? Paul Klee Dichter und Denker».

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Antonio Calderara 11. Februar – 30. April 2017

Kunstmuseum Winterthur Museumstrasse 52 CH-8400 Winterthur Di 10–20, Mi bis So 10–17 www.kmw.ch

1903 –1978


Welche Farbe hat Engagement?

Staunend im Museum stehen – diese Momente weiten den Blick. Deshalb pflegen wir seit Jahren enge Partnerschaften mit Kunstinstitutionen in der ganzen Schweiz und unterstßtzen das Kunstmuseum Bern seit 1996 als Hauptsponsor.

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