1 Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern & Zentrum Paul Klee
No 11, Oktober 2017
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KLEE ALL OVER – AN AMERICAN LOVE STORY
«10 Americans. After Paul Klee», 15.09.2017 – 07.01.2018
Seite 16
«BESTANDSAUFNAHME GURLITT» – EINE REFLEKTIERTE AUSEINANDERSETZUNG
Interview mit Nina Zimmer und Rein Wolfs
Seite 23
KULTUR IST KEIN «OBENDRAUF»
Interview mit Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor und Regierungspräsident des Kantons Bern
Seite 40
IST SAMMELLEIDENSCHAFT VERERBBAR?
Interview mit Bettina Hahnloser
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Was, wenn Kunst uns neue Wege weisen kann? Der Mobiliar liegt das Wohlergehen und die Zukunft der Schweiz am Herzen. Die genossenschaftliche Tradition steht für einen verantwortungsvollen und zukunftsorientierten Umgang mit gesellschaftlichen Werten. Die Förderung von Kunst und Kultur spielt dabei eine zentrale Rolle – weil Kreativität eine wichtige Treiberkraft für Innovation ist. Aus diesem Grund sammelt die Mobiliar seit Ende der 1930er Jahre Kunst, fördert schweizweit vielversprechende künstlerische Projekte, realisiert Ausstellungen und integriert Künstlerinnen und Künstler in Forschungs-, Gesellschaftsund Innovationsprojekte. Die Mobiliar unterstützt das Zentrum Paul Klee als Partner und freut sich auf gemeinsame Kunstprojekte.
mobiliar.ch/engagement
Inhalt EDITORIAL
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WIE LANDET MAN EIN RAUMSCHIFF AUF EINEM WELLENFÖRMIGEN DACH? «TOUCHDOWN. Eine Ausstellung mit und über Menschen mit Down-Syndrom», 24.01. – 13.05.2018
Liebe Leserin, lieber Leser Herbstzeit ist Museumszeit. Wenn es neblig wird, die Farben des Sommers sich zurückziehen und das eine oder andere Wochenende nur Regen verspricht, bieten Museen das perfekte Kontrastprogramm. Farben und Vielseitigkeit, geistige Nahrung oder einfach Kaffee-Kuchen in einem unserer Cafés. Für intensive Farbenpracht steht die Ausstellung «Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen … Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Sammlung Hahnloser», mit Meisterwerken von van Gogh, Hodler, Valloton, Bonnard … Eine Privatsammlung, die mit einmaligem, persönlichem Einsatz zusammengetragen wurde. Hierzu ein Interview mit der Urenkelin Bettina Hahnloser. Kräftige Farben bietet auch die grosse Sonderausstellung im Zentrum Paul Klee, «10 Americans. After Paul Klee», in der es um den Einfluss des grossen Berners auf die US-amerikanische Kunst der 1940er- und 1950er-Jahre geht. Eine Auseinandersetzung mit dem dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte, zu dem aber auch Verbindungen in die Schweiz zu zählen sind, erfordert unsere lang vorbereitete Ausstellung «Bestandsaufnahme Gurlitt. ‹Entartete Kunst› – Beschlagnahmt und verkauft». Wir zeigen dort erstmals Werke aus dem «Kunstfund Gurlitt», und betten sie in einen Kontext ein, der die politische Geschichte der Verfolgung der Moderne und ihres Ausverkaufs durch das Naziregime zum Thema nimmt. Des Weiteren zeigen wir die ganz besondere Berner Privatsammlung Loeb, unter dem Titel «Liquid Reflections», ausserdem mit «The Show Must Go On» eine thematisch zugespitzte Präsentation von Gegenwartskunst aus den Sammlungen des Kunstmuseum Bern, und ab Januar im Zentrum Paul Klee TOUCHDOWN, eine Ausstellung, die Menschen mit Down-Syndrom in den Mittelpunkt rückt und partizipativ in gemischten Gruppen entwickelt wurde. Auf den Seiten 23 – 25 berichtet Bernhard Pulver, Regierungspräsident des Kantons Bern, was für ihn in der Kulturpolitik von Bedeutung ist Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee
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«KUNSTFUND GURLITT» «Bestandsaufnahme Gurlitt ‹Entartete Kunst› – Beschlagnahmt und verkauft», 02.11.2017 – 04.03.2018
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WERKSTATT GURLITT – EINBLICK IN DIE RESTAURIERUNG Restaurierung der Werke aus dem «Kunstfund Gurlitt»
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KULTUR IST KEIN «OBENDRAUF» Interview mit Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor und Regierungspräsident des Kantons Bern
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Zentrum Paul Klee
«10 Americans. After Paul Klee», 15.09.2017 – 07.01.2018
KLEE ALL OVER – AN AMERICAN LOVE STORY
Jackson Pollock, 1950. Foto: Rudy Burckhardt. Jackson Pollock and Lee Krasner papers, ca. 1905–1984. Archives of American Art, Smithsonian Institution
Während Paul Klee vor den Nationalsozialisten nach Bern flüchtete und hier nahezu isoliert weiter arbeitete, brach in New York Ende der 1930er-Jahre ein regelrechter Klee-Boom aus. Vor allem die Künstler reagierten von Anfang an begeistert auf Klees Schaffen und sein Denken. Weshalb gerade Klee ein interessantes Vorbild war und wie sich zehn amerikanische Künstler von Paul Klees Schaffen inspirieren liessen, das erfahren Sie in unserer Ausstellung.
ke», erfuhr Klee Ende 1938 in einem Brief von Julia und Lyonel Feininger. In diesem Jahr setzte in New York ein Klee-Boom ein, der bis in die 1950er-Jahre andauerte, da drei sich konkurrierende Galeristen Klees Werke verkaufen wollten. Auch grosse Einzelausstellungen im Museum of Modern Art, die in weiteren Städten gezeigt wurden, waren für Klees Bekanntheit in Amerika mitverantwortlich. So sprechen auch die zahlreichen Aussagen der Künstler und Kritiker aus dieser Zeit für sich.
Klee – A Master for America Vor allem die jungen Künstler reagierten von Anfang an begeistert auf Klee. «Vor 3 – 4 Wochen waren von Ihren Werken gleichzeitig hier in N.Y. 2 Ausstellungen, die wir mit grosser Freude sahen; sie waren sehr besucht; besonders die jüngere Künstlergeneration waren unermüdliche Besucher und zeigten grosse Begeisterung für die Wer-
Klee – «Inciter to Invention»? «Eine vorübergehende Lösung für die neuere amerikanische Malerei war Klee, der einzige originäre moderne Maler, … Klee war ein Genie, und er begründete eine Schule; aber er war kein grosses Genie, wenn auch durchaus bemerkenswert, und sein Einfluss wies einen gangbaren Weg, gerade weil er nicht das ganze neu erschlossene Territorium zu seinem ausschliesslichen eigenen Gebrauch besetzen konnte.» Clement Greenberg in «The Present Prospects of American Painting and Sculpture», 1947
«Sein Einfluss wird in der Zukunft eine größere Rolle als Befreier und Anstifter zu Erfindungen spielen und weniger als Ursprung eines Stils.»
Clement Greenberg in «An Essay on Paul Klee»,1950 «Seine [Klees] formale Erfindungskraft ist so überreich, dass er den künstlerischen Schaffensakt als eine natürliche Funktion des Geistes erscheinen lässt. Klee brachte genug bildnerische Anknüpfungspunkte in Umlauf, um die New Yorker Ateliers die nächsten zwanzig Jahre lang in Atem zu halten.» Harold Rosenberg in «Art as Thinking», 1967 «Das Wirken Paul Klees hatte in den vergangenen zehn Jahren oder so einen unmittelbarer bereichernden Einfluss auf die zeitgenössische Malerei als das von Matisse, Picasso oder Miró … Seine Persönlichkeit, so authentisch und gefühlstief sie auch ist, unterdrückt den Maler … nicht, sondern befreit ihn vielmehr.» Clement Greenberg, «Review of an Exhibition of Victor Brauner», 1947
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Klee – A «big love»! «Eines meiner natürlichen Talente, das ich in der Malerei nicht genügend einsetze, ist die Linie mit Farbe zu kombinieren. Ich denke, das Beispiel, das dem am nächsten kommt, obwohl er im Vergleich zu mir Miniaturen malt, ist Paul Klee. Seine Arbeiten haben eine Grundfläche, und die Motive darauf sind im Wesentlichen linear. Das ist für mich sehr natürlich.» Robert Motherwell, 1989 «Klee ist ein grossartiger Maler, ein grossartiger Künstler.» Kenneth Noland, 1959 Why Klee? Was die Künstler an Klee interessierte war zum einen seine «Stillosigkeit» – eine «Stillosigkeit» à la lettre, da Klee keinen bestimmten Stil vertrat. Er verband kubistische, surrealistische und konstruktivistische Elemente in einer eigenen, universellen Bildsprache. Auch die Amerikaner übernahmen vom Kubismus die Betonung der Zweidimensionalität der Leinwand und vom Surrealismus eine freie, unbewusst automatische Linienführung und entwickelten durch diese Synthese eine neue eigene Bildsprache. Zum anderen war Klee «The Master Doodler» – der «Ober-Kritzler». Klee hatte bereits vor den Surrealisten das Verfahren der «écriture automatique», eine spontane, unbewusste Linienführung entwickelt. Im Gegensatz zu den Surrealisten ging es Klee jedoch nicht darum, diese automatischen Zeichnungen psychologisch zu deuten, sondern
«Klee war ein wichtiger Einfluss … Klee war in der Einfachheit sehr komplex, und interessierte mich mehr als alles andere und tut es immer noch … »
Theodoros Stamos, 1965 darum, völlig losgelöst von einer Idee ein Werk zu entwickeln. In einem weiteren Schritt bearbeitete er das Liniengebilde ganz bewusst weiter. Dieser dualistische Werkprozess, der zugleich intuitiv und bewusst war, interessierte die Amerikaner besonders. Ausserdem erregten Klees «All-over Kompositionen», gerade im Kleinformat, die Aufmerksam-
keit der jungen amerikanischen Künstlergeneration. Obwohl seine Formate stets klein waren, was Pollock zu abschätzigen Äusserungen bewegte, bildeten Klees all-over Kompositionen eine interessante Vorlage. Er war einer der ersten Künstler, der die Bildfläche gleichmässig mit einem Netz von sich wiederholenden Zeichen und Linien überspannte, als ob es sich nur um einen Ausschnitt aus einem grösseren Wandbild handelte. Fabienne Eggelhöfer
Dauer: 15.09.2017 – 07.01.2018 Kuratorin: Fabienne Eggelhöfer Die Ausstellung ist eine Zusammenarbeit mit der Phillips Collection, Washington D.C. und wird von der Terra Foundation for American Art, dem Kanton Bern, der Museumsstiftung für Kunst der Burgergemeinde Bern und Banque Bonhôte sowie der Hauptpartnerin Die Mobiliar unterstützt.
Robert Motherwell Abstraction on Turquoise, 1945 Öl, Emaillefarbe, Sand und Kohle auf Leinwandkarton, 61 x 50 cm Dedalus Foundation, Inc. © Dedalus Foundation, Inc. / 2017, ProLitteris, Zurich
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Zentrum Paul Klee
«TOUCHDOWN. Eine Ausstellung mit und über Menschen mit Down-Syndrom», 24.01. – 13.05.2018
WIE LANDET MAN EIN RAUMSCHIFF AUF EINEM WELLENFÖRMIGEN DACH? HAT RENZO PIANO DAS MITGEDACHT?
Die Ausstellung «TOUCHDOWN. Eine Ausstellung mit und über Menschen mit Down-Syndrom» wird vom 24. Januar bis zum 13. Mai 2018 im Zentrum Paul Klee zu sehen sein. Ausserirdische vom Planeten kUMUSI haben die Exponate auf einer Forschungsreise zusammengetragen. Was sind das für Ausserirdische – und wie sind sie auf die Erde gekommen? Alle Bewohner und Bewohnerinnen von kUMUSI haben das Down-Syndrom. Die erste Expedition dieser Ausserirdischen wurde vor mehr als 5'000 Jahren entsendet, um die Erde zu erforschen. Den Mitgliedern der ersten Mission gefiel, was sie sahen: Schafe, erste menschliche Dörfer und viele Sorten Getreide. Sie blieben und verteilten sich zusammen mit den Menschen über die ganze Welt. Im Jahr 2016 entschied sich kUMUSI, ein zweites Raumschiff zu senden. Ein Team, bestehend aus 7 Astronauten und Astronautinnen und einem Hund, landete 2016 in Bonn, auf dem Dach der Bundeskunsthalle. Die Mitglieder der Second Mission wollten herausfinden: Welche Spuren haben Menschen mit Down-Syndrom in den letzten 5'000 Jahren auf der Erde hinterlassen? In der Kunst. In der Wissenschaft. In Filmen und im Theater. In der Gesellschaft. In verschiedenen Zeiten. Und in verschiedenen
Ländern. Sie wollen wissen, wie Menschen mit Down-Syndrom leben. Wie sie früher gelebt haben. Und wie sie in Zukunft leben möchten. Alle Exponate, die in der TOUCHDOWN-Ausstellung zu sehen sind, sind Fundstücke dieser Forschungsreise. Die Reisenden haben ein Logbuch geführt und alle Funde dokumentiert. In den kommenden Wochen bereisen sie die Schweiz, um auch dort herauszufinden: Wie leben Schweizer Menschen mit Down-Syndrom? Die Ausstellung wurde bisher in Bonn und Bremen gezeigt. Sie ist interdisziplinär. Sie zeigt Kunst von Künstlerinnen und Künstlern mit Down-Syndrom, viele davon aus der Schweiz. Zu sehen sind ausserdem aktuelle Forschungsergebnisse aus verschiedenen Disziplinen, zum Beispiel zum Thema Denken und Lernen. Auch gesellschaftlichen Fragestellungen wie etwa dem Umgang mit vorgeburtlicher Diagnostik oder dem Ermöglichen einer autonomen Lebensweise durch qualifizierte Assistenz nimmt sich die Ausstellung an. Julia Bertmann, Fachfrau mit Down-Syndrom, gehört zum Beirat der Ausstellung. Sie wurde gefragt: Warum sollen sich die Menschen in der Schweiz diese Ausstellung ansehen? Sie sagt: «Ich finde die Ausstellung ist ein absoluter Hit. Alle Leute, die ich kenne, staunen über diese Ausstellung: Einmalig! Super! Sehr informativ! Schön aufgebaut! Toll erklärt!»
Die Second Mission landet in Bern. © Vincent Burmeister
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Die gesamte Ausstellung wurde partizipativ entwickelt. Das Team des Forschungsprojektes TOUCHDOWN 21, Menschen mit und ohne Down-Syndrom haben sie zusammen mit der Bundeskunsthalle in Bonn erarbeitet. Verena Elisabeth Turin schreibt dazu: «Die Zusammenarbeit mit so vielen Menschen ist sehr schwer zu erklären. Ob es klappt oder nicht. Wir müssen uns immer wieder neu ausmachen, wer von uns die Stellung halten soll. Meistens klappt es gut.» Alle Texte zur Ausstellung und im Begleitbuch sind in klarer Sprache geschrieben und so für alle verständlich. Klare Sprache verwendet Fremdwörter und Fachbegriffe, erklärt diese aber. Johanna von Schönfeld erklärt, warum das so wichtig ist: «Bei Vielem kann ich gar nicht mitreden. Ich brauche, dass mir das jemand in klarer Sprache erklärt, was es bedeutet. Weil es mich beschäftigt, was mit der Welt ist.» Die Vermittlung der Ausstellung erfolgte in Tandem-Teams, bestehend aus je einer Person mit und einer Person ohne Down-Syndrom. So wird es auch in Bern sein. Anna-Lisa Plettenberg hat in Bonn so viele Tandem-Führungen gemacht wie niemand sonst aus dem Team. Sie berichtet: «Meine Meinung war, dass alle anderen Leute, die mir zugehört haben, mich als Expertin ernst genommen haben. Die haben alle applaudiert nach der Tandem-Führung.»
«Man sieht eine weit und breite Grossstadt, die man als Wohnort besitzt. Dort befinden sich viele Gelegenheiten, mit vielen anderen, fremden Leuten. Mit denen man sich anfreunden kann. Restaurants, die Touristen, Einkaufsstadt, das Essen, viele Orte, wo man gehen kann, die Denkanstösse geben.»
Johanna von Schönfeld Dr. Katja de Bragança, Kuratorin der Ausstellung, freut sich auf die Zeit im Zentrum Paul Klee: «Ich bin sehr gespannt auf Original-Texte von Menschen mit Down-Syndrom auf Schweizerdeutsch. Für das Forschungsprojekt sind die Unterschiede im Leben von Menschen mit Down-Syndrom in der Schweiz und in Deutschland von grossem Interesse. Es gibt viele spannende Künstler und
Künsterinnen mit Down-Syndrom in der Schweiz. Ich bin begeistert, dass ihre Arbeiten Teil der Ausstellung sein werden.»
Die Second Mission freut sich auf die Station in Bern. wELLE, Kapitänin des Raumschiffs findet: «Bern ist ein wunderschöner Ort!» Ein Problem bleibt aber noch zu lösen bis zum Januar 2018: Wie landet man ein Raumschiff auf einem wellenförmigen Dach? Anne Leichtfuß
Eröffnung: Dienstag, 23. Januar 2018, 18h Dauer: 24.01. – 13.05.2018 Eine Ausstellung der Bundeskunsthalle, Bonn, in Kooperation mit dem Forschungsprojekt TOUCHDOWN 21, im Zentrum Paul Klee, Bern Was ist das Down-Syndrom? Das Down-Syndrom ist keine Krankheit. Menschen mit Down-Syndrom haben 47 statt 46 Chromosomen. Mehr Informationen: www.touchdown21.info
Johanna von Schönfeld Ohrenkuss-Ausgabe «Superkräfte», 2013 © Martin Langhorst (www.lichtbilderlanghorst.de)
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Zentrum Paul Klee
Interview mit Thomas Strässle zur Veranstaltungsreihe «Y-Talks im Zentrum Paul Klee»
WAS DIE MEHRHEIT DARF UND WAS NICHT
Wie lassen sich Mehrheiten denken, die Vielheit und Vielfalt einschliessen und nicht einebnen? Das sind Fragen, die sich in der Schweiz ebenso wie auf der ganzen Welt stellen, man denke nur an Volksentscheide, in denen sich eine Mehrheit gegen Grundsätze der eigenen Verfassung ausspricht. Die Y-Talks im Zentrum Paul Klee wollen solchen Debatten eine Plattform geben.
Thomas Strässle, Co-Leiter des Y Instituts für Transdisziplinarität an der Hochschule der Künste Bern HKB
Im September startete das neue Literaturprogramm mit den Y-Talks, einer Kooperation zwischen dem ZPK und dem von Thomas Strässle und Andi Schoon geleiteten Y Institut, dem Zentrum für spartenübergreifende Lehre der HKB: Autoren und Denkerinnen sprechen darin über Fragen, die sich der Schweiz und der Welt stellen. Die Y-Talks sind eine Kooperation zwischen dem Zentrum Paul Klee und dem Y Institut der Hochschule der Künste Bern HKB. Wie kam es dazu und worin genau besteht die Zusammenarbeit? Die Zusammenarbeit entstand aus einem beiderseitigen Interesse. Wir haben die Y-Talks vor einigen Jahren an der HKB eingeführt, um spannende Stimmen aus der Literatur, der Philosophie, der Ästhetik, der Soziologie usw. nach Bern zu holen. Und das Zentrum Paul Klee führt seit vielen Jahren ein Literaturprogramm durch, wollte das Spektrum der Anlässe aber disziplinär ausweiten. So ergab sich die Idee einer gemeinsamen Veranstaltungsreihe, in der Schriftstellerinnen und Schriftsteller ebenso zu Wort kommen sollen wie namhafte Denkerinnen und Denker aus benachbarten Disziplinen. Wir freuen uns sehr darauf! Werden die Veranstaltungen der neuen Reihe im ZPK thematische Schnittstellen mit dem Kursprogramm des Y Instituts haben? Ja, wir geben am Y jedes Jahr ein sogenanntes «Jahresthema» aus, um das herum wir das gesamte Unterrichtsprogramm anlegen. Im Studienjahr 2017/18 lautet das Jahresthema «Mehrheit». Es ist ein politisch wie ästhetisch brisantes Thema: Wer ist die Mehrheit? Nach welchen Kriterien wird sie gebildet? Was darf die Mehrheit und was nicht?
Geben Sie uns einen Ausblick: Wer wird diesen Herbst an den Y-Talks etwas zum Thema Mehrheit zu sagen haben? Die Veranstaltungsreihe begann im September mit Franz Hohler, den man auch als eine Stimme kennt, die sich immer wieder zu gesellschaftlichen Fragen zu Wort meldet. Und im Oktober begrüssten wir mit dem Österreicher Robert Menasse einen der profiliertesten engagierten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur, der schon vor einigen Jahren mit dem «Europäischen Landboten» ein emphatisches, aber nicht unkritisches Plädoyer für das europäische Projekt vorgelegt hat; sein neuer Roman «Die Hauptstadt»
«Die Frage nach der Mehrheit stellt sich in der Schweiz ebenso wie auf der ganzen Welt, man denke nur an Volksentscheide, in denen sich eine Mehrheit gegen Grundsätze der eigenen Verfassung ausspricht.» zielt in eine ähnliche Richtung. Im November freuen wir uns auf Peter Stamm, auch er ein politisch kluger und wacher Autor. Und im neuen Jahr wollen wir Carolin Emcke und Lukas Bärfuss einladen. Interview: Simon Deckert
Donnerstag, 30. November 2017, 18h30 Peter Stamm liest aus «Weit über das Land» Moderation Alexander Sury, Der Bund Sonntag, 10. Dezember 2017 11h Friederike Kretzen liest aus «Schule der Indienfahrer» Moderation Simon Deckert, Y Institut der Hochschule der Künste Bern HKB
Zentrum Paul Klee
Neue Angebote ab Januar 2018 im Kindermuseum Creaviva
ZWISCHEN STILLSTAND UND KREATIVEM ÜBERSCHALL
Stillstand, diese Einsicht gilt nicht nur im Wirtschaftsleben, bedeutet Rückschritt. Wenn das Pendel jedoch zu sehr auf die andere Seite schlägt und Innovation allein um der Innovation willen als Ausdruck vermeintlichen Fortschritts das Tagesgeschäft bestimmt, ist die Zukunftsfähigkeit einer Einrichtung genauso in Frage gestellt. Für das Creaviva ist die Suche nach dem Weg zwischen diesen beiden Polen eine permanente Herausforderung.
Den Nährboden für Innovation bilden die Labormorgen der freien Mitarbeitenden des Creaviva, viele von ihnen selber Künstlerinnen und Künstler, die unter der Führung von Atelierleiterin Katja Lang regelmässig an Wochenenden stattfinden. Die Ergebnisse dieser gestalterischen Experimente sind überraschende und originelle Werkstattideen, welche die kleinen und grossen Creaviva-Gäste dann stolz nach Hause tragen können. Zwei neue Angebote laden ab 2018 ein, sich von der Innovationskraft des Creaviva im wahrsten Sinne des Wortes ein Bild zu machen: Die blaue Stunde Zum ersten Mal am 11. Januar 2018, dann jeden 1. oder 2. Donerstag im Monat von 17h bis 18h30 vertiefen wir Themen und Techniken des Offenen Ateliers für alle jene Gäste, die sich intensiver mit dem Werk von Paul Klee beschäftigen wollen. Den Abschluss bildet ein heiterer Apéro, um sich über die Ergebnisse der Arbeit im Atelier auszutauschen. Mit Klee ins Wochenende Zum ersten Mal am 27. Januar 2018, dann immer am letzten Samstag im Monat von 09h30 bis 12h laden wir Gäste ab 18 Jahren ein, bei Züpfe und Kafi persönliche oder gesellschaftsrelevante Themen und Anliegen gestalterisch umzusetzen. Dazu gehört immer der Besuch der jeweils aktuellen Ausstellungen im ZPK. Urs Rietmann
Kreatives und innovatives Gestalten – die neuen Angebote im Creaviva
Seit der Eröffnung des ZPK am 20. Juni 2005 erwarten die Gäste des Creaviva von der kreativen Küche des Kindermuseums aufregend gelungene, gut gewürzte und hübsch angerichtete Überraschungen aus Koch- und Farbtöpfen, aus Brenn- und Backofen. Zu diesen Gästen zählen Stammkunden im offenen Atelier genauso wie eine wachsende Zahl von Lehrerinnen, welche Workshopkonzepte und vor- und nachbereitende Unterlagen nach inspirierten Amuse Geules absuchen.
Neu ab Donnerstag 11. Januar 2018 Jeden 1. oder 2. Donnerstag im Monat 17h – 18h30 Erwachsenenkurs: Die Blaue Stunde Begegnung mit Paul Klee im Atelier Mit Werkstattapéro Neu ab Samstag 27. Januar 2018 Jeden letzten Samstag im Monat 09h30 – 12h Erwachsenenkurs: Mit Klee ins Wochenende Künstlerisch-gestalterische Umsetzung aktueller Themen Mit Züpfe und Kafi
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Zentrum Paul Klee
Sommerakademie Paul Klee, August 2017 – April 2019
MUSTER DER AUFWERTUNG
Nachdem die alte Trägerschaft ihr Engagement beendet hat, wird die neue Sommerakademie Paul Klee durch die Hochschule der Künste Bern HKB und das Zentrum Paul Klee weitergeführt. Unter der künstlerischen Leitung von Jacqueline Burckhardt konnte sich die Sommerakademie im Zentrum Paul Klee während elf Jahren mit grosser geistiger Weitsicht entfalten.
Lesage, versammelt. Zugleich bezogen die Fellows an der Hochschule der Künste Bern HKB einen Atelierraum und erweiterten ihren diskursiven Austausch durch eigene künstlerische Praxis. Dabei stand ihnen die professionelle Infrastruktur der Hochschule zur Verfügung. 2018 wird sich die Gruppe für drei weitere Wochen in Bern einfinden und ihre gemeinsame Recherche theoretisch und
Die Fellows in der Druckwerkstatt in der Hochschule der Künste Bern HKB. Foto: Bahar Noorizadeh
Kurator und Autor Tirdad Zolghadr hat die künstlerische Leitung der Sommerakademie und der ersten neuen Ausgabe übernommen. Von rund 140 Bewerbungen aus allen Kontinenten wurden acht Fellows ausgewählt: Johanna Bruckner, Crystal Z Campbell, Luiza Crosman, Alexandros Kyriakatos, Alexis Mitchell, Bahar Noorizadeh, Heather M. O’Brien und Jonathan Takahashi. Sie haben sich vom 5. bis zum 25. August 2017 in Bern zu Gesprächen und theoretischen Inserts, u.a. von Suhail Malik, Lise Soskolne und Dieter
praktisch vertiefen, um im Frühling 2019 ein letztes Mal zusammen zu kommen. REALTY ist ein transdisziplinärer Versuch, es besser als die Gentrifizierung zu machen, und stellt das übergreifende Thema dar, dem sich der zweijährige Zyklus der Sommerakademie Paul Klee 2017-19 annimmt. REALTY befasst sich mit den Effekten der zeitgenössischen Kunst in Bezug auf die jüngere Geschichte der Gentrifizierung. Hiermit ist nicht die blosse Aufwertung von Nachbarschaften gemeint, sondern überdies die Deplatzierung
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Die Fellows präsentieren ihre Pläne für das gemeinsame Projekt «REALTY CHECK» Foto: Hannah Rocchi
von Einwohnerinnen und Einwohner vor Ort. Der zeitgenössischen Kunst wird dabei eine vielschichtige Wirkung zugeschrieben. Der Versuch, in diesem Zusammenhang eine konstruktivere Rolle einzunehmen, ist gewissermassen zum heiligen Gral des internationalen Kunstbetriebs geworden – bislang jedoch ohne erkennbaren Erfolg. Im Gegenteil: Eine Aktion, ein Projekt, eine wohlgemeinte Geste nach der anderen wird routiniert als Teil des Problems entlarvt. REALTY muss der Versuchung widerstehen, dieses Scheitern als Arbeitsfeld kritisch-melancholisch erneut zu durchleuchten. Vielmehr soll das Projekt Lösungsansätze bieten, so unvollendet oder plump diese auch sein mögen. Strukturell betrachtet besteht REALTY einerseits aus empirischer Forschung und theoretischer Aufarbeitung, andererseits aus künstlerischen Auftragsarbeiten, die auf verschiedenen Ebenen über den Rahmen eines konventionellen Kunstwerkes hinausgehen. Beide dieser Stränge werden während der zweimal drei Präsenzwochen in Bern diskutiert. Um ehrgeizige Szenarien ins Auge zu fassen, muss auch ein Arbeitsrhythmus gewagt werden, der über den üblichen, einjährigen Projektzyklus hinausreicht. Nur dadurch können Risiken eingegangen werden, die vor makropolitischem Neuland nicht zurückscheuen. Zudem muss, räumlich gesprochen, ein globaler Rahmen in Anspruch genommen werden. Kuratorisch gesprochen ist ja die Gentrifizierung kein apart-origineller Einfall – sie wird vielmehr weltweit umfassend debattiert. Was das Thema jedoch an Originalität einbüsst, macht es als gemeinsamer Nenner mit globaler Zugkraft wieder wett. Die urbanen Auswirkungen der zeitgenössischen Kunst müssen als internationales Phänomen
betrachtet werden – sie sind nicht nur in Bern, Berlin-Mitte und Soho, sondern auch in Bandung (Indonesien) und Teheran (Iran) auszumachen. Vielerorts konnten die Muster der Aufwertung nicht nur beobachtet, sondern ansatzweise sogar vorausgesagt werden. Möglicherweise bietet die Vergleichbarkeit dieser Muster immerhin die Möglichkeit, zukunftsträchtige Strategien zu entwickeln, um der Verdrängung auszuweichen. Mit anderen Worten: Der internationale Ansatz ist nicht nur eine Frage empirischer Fallstudien und des solidarischen Mitgefühls, sondern auch eine Gelegenheit, Koalitionen mit einer gewissen Tragkraft anzustreben und zu ermöglichen. Eine dritte Arbeitsprämisse setzt voraus, dass man der Zugkraft, die die zeitgenössische Kunst mittlerweile geniesst, nicht ausschliesslich mit Institutionskritik begegnet, sondern auch mit der Bereitschaft, diese produktiv zum Tragen zu bringen. Welche Mittel stellen ihre intellektuellen Fertigkeiten, ihre Ressourcen, ihre Aura, ihr ästhetisches Know-how und ihr internationales Netzwerk zur Verfügung, um die genannten Prozesse zu überlisten? Tirdad Zolghadr mit der freundlichen Unterstützung von Hans Rudolf Reust, Hochschule der Künste Bern HKB
Die Sommerakademie ist im letzten Jahrzehnt international bekannt geworden. Mit einem veränderten Konzept will die Sommerakademie Paul Klee diesen Erfolg in die Zukunft fortschreiben. www.sommerakademie-paul-klee.ch
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Kunstmuseum Bern
«Bestandsaufnahme Gurlitt ‹Entartete Kunst› – Beschlagnahmt und verkauft», 02.11.2017 – 04.03.2018
«KUNSTFUND GURLITT»
Ab November sind ausgewählte Werke aus dem «Kunstfund Gurlitt» in der Doppelausstellung «Bestandsaufnahme Gurlitt» erstmals für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Ausstellungen in Bern und in der Bundeskunsthalle in Bonn präsentieren eine erste, vorläufige Bestandsaufnahme des «Kunstfunds Gurlitt», der mit seinem Bekanntwerden im November 2012 Anlass zu zahlreichen Kontroversen gab. Otto Mueller Bildnis Maschka Mueller, 1924/25 Leimfarbe auf Rupfen, doubliert Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014 © Kunstmuseum Bern
Der Nachlass des deutschen Kunsthändlers und Museumsmannes Hildebrand Gurlitt (1895–1956) war in den Medien zunächst als verschollener Nazi-Schatz bekannt geworden. Nach kurzer Zeit ging es allerdings um ganz andere Fragen: Woher stammen diese Kunstwerke? Unter welchen Umständen
hatte Gurlitt sie erworben? Wie konnte ein Fachleuten zumindest teilweise bekannter Bestand an Kunstwerken nach dem Tod Hildebrand Gurlitts im November 1956 ein Schattendasein führen? Heute wissen wir: Der «Kunstfund Gurlitt» besteht aus mehr als 1'500 Kunstwerken, die sich im Besitz von Cornelius Gurlitt (1932–2014), dem Sohn Hildebrand Gurlitts, befunden haben. In dessen Münchner und Salzburger Wohnungen wurden die Werke seit November 2012 aufgefunden. Cornelius Gurlitt setzte die Stiftung Kunstmuseum Bern überraschend als Alleinerbin ein und vermachte dem Museum damit einen umfangreichen Bestand an Kunstwerken aus dem Nachlass seines Vaters. Auf die Frage, warum das Kunstmuseum Bern die vorwiegend in den 1930er- und 1940er-Jahren erworbenen Werke erhielt, gibt es keine eindeutige Antwort, lediglich verschiedene Spekulationen. Allerdings verbanden die Gurlitts mit Bern geschäftliche Kontakte zu Galerien und Auktionshäusern. Bestandsaufnahme Mit dem «Kunstfund» tauchten vor allem zahlreiche Werke von Künstlern auf, die das NS-Regime als «entartet» diffamiert hatte und über deren Standort infolge der Beschlagnahmungen aus deutschen Museen lange Zeit Unsicherheit bestand. Eine Auswahl dieser Werke steht nun im Mittelpunkt der Ausstellung im Kunstmuseum Bern. Im Kunstfund dominieren Arbeiten auf Papier, d.h. Gouachen, Aquarelle, Farbholzschnitte, Zeichnungen und Druckgrafiken. Der überlieferte Bestand erlaubt Rückschlüsse auf die Kunstregionen und Strömungen, die Hildebrand Gurlitts Kunstverständnis prägten, und dokumentiert seine Vorlieben und Interessen als Sammler. Künstlerisch sozialisiert wurde Gurlitt durch die Berliner Moderne, die Künstlerinnen und Künstler der Sezession um Max Liebermann und Lovis Corinth. Den grössten Raum nehmen jedoch die modernen Bewegungen ein, die in Hildebrand Gurlitts Heimatstadt Dresden ihren Ursprung hatten: die Künstlergruppe Brücke, Künstler der Neuen Sachlichkeit und des Verismus, vor allem Otto Dix, aber auch George Grosz und Max Beckmann. Doch «Bestandsaufnahme Gurlitt» heisst auch, die Erwerbungsumstände der überlieferten Arbeiten
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und das Agieren des Kunsthändlers Gurlitt im Kontext der nationalsozialistischen Kunstpolitik und des deutschen Kunstraubes nicht auszublenden. Der «Kunstfund» lenkte ein weiteres Mal die Aufmerksamkeit auf Fragen nach der Geschichte des Handels mit Kunst in einer Diktatur und der daraus resultierenden Verantwortung der Akteure, zu denen Hildebrand Gurlitt als staatlich bevollmächtigter «Verwerter» der beschlagnahmten Werke «entarteter» Kunst und Einkäufer für das «Führermuseum» in Linz zählte. «Entartete Kunst» Mit der Ausstellung «‹Entartete Kunst› –- Beschlagnahmt und verkauft» möchten wir deshalb auch die Instrumentalisierung der Kunst durch ein Unrechtsregime thematisieren und den staatlich organisierten Raub von Kunst- und Kulturgut als Bestandteil der politischen wie rassistischen Verfolgung ganzer Bevölkerungsgruppen in Deutschland
und in den besetzten Gebieten veranschaulichen. Die Beschlagnahme von mehr als 20'000 Gemälden, Skulpturen und Grafiken aus deutschen Museen in der Aktion «Entartete Kunst» ist beispielhaft für das zerstörerische Vorgehen des Regimes gegen eine freiheitliche Kultur. Sie hat Lücken in den Sammlungen deutscher Museen hinterlassen und das Dasein der verfolgten Künstlerinnen und Künstler entscheidend beeinflusst. Auch die berufliche Entwicklung Gurlitts lässt erahnen, wie unmittelbar er als Museumsleiter und Kunsthändler mit der Diktatur verbunden war. Sein Eintreten für die Künstlerinnen und Künstler der Moderne wurde ihm zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn zum Verhängnis. Seine Anstellung als Leiter des Hamburger Kunstvereins und später als Direktor des Museum Zwickau verlor er, weil er Antikriegsbilder, expressionistische, abstrakte oder veristische Kunst, also Werke, die in schonungsloser Weise die Wirklichkeit abbilden,
August Macke Landschaft mit Segelbooten, 1913/14 Graphit und Gouache auf Papier auf Karton Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014 © Kunstmuseum Bern
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Kunstmuseum Bern
Franz Marc Sitzendes Pferd, o. J. Bleistift und Aquarell auf Papier Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014, Provenienz in Abklärung / aktuell kein Raubkunstverdacht © Kunstmuseum Bern
ausgestellt und angekauft hatte. Mit Erstarken der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) gerieten Museumsleiter wie Gurlitt zunehmend unter Druck. Mit gezielten Kampagnen beförderten nationalsozialistische Parteigänger und Mitglieder des NSDAP-nahen Kampfbundes für deutsche Kultur die gesellschaftlichen Ressentiments gegenüber zeitgenössischer Kunst. Durch die schlichte Gleichsetzung von künstlerischem Verfall und gesellschaftlichem Niedergang zielten sie auf Künstler und die Demokratie gleichermassen. Die unheilvolle Verquickung von politischer Propaganda und Gegenwartskunst ist keine Erfindung des Nationalsozialismus. Bereits Ende des
19. Jahrhunderts waren Realismus und Impressionismus Gegenstand zahlreicher Schriften, die in der zunehmenden stilistischen Vielfalt und den abstrakten Tendenzen einen kulturellen und gesellschaftlichen Verfall sahen. Die Ausstellung «‹Entartete Kunst› – Beschlagnahmt und verkauft» thematisiert auch diese Diffamierungskampagnen, die 1937/38 in der Aktion «Entartete Kunst» gipfelten. Deswegen haben wir den Schicksalen der von Feme und Verfolgung betroffenen Künstlerinnen und Künstler breiten Raum gegeben. Dokumente und Schriften aus dem Nachlass des Kunsthändlers verleihen der historischen Figur Hildebrand Gurlitt in all ihrer Widersprüchlichkeit Kontur. Sie lassen die
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Ernst Ludwig Kirchner Zwei Akte auf Lager, um 1907/08 Schwarze Kunstkreide und Farbkreiden auf Papier Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014 © Kunstmuseum Bern
Zusammenhänge von Diffamierung, (Zwangs-) Verkauf und Raub anschaulich werden. Woher stammen die Kunstwerke aus dem «Kunstfund Gurlitt»? Der Anspruch einer Bestandsaufnahme setzte Massstäbe für die Konzeption und die Präsentationsweisen der Ausstellung. So bestand eine Herausforderung darin, den Kunstwerken Raum zu belassen und ihre ästhetische Qualität nicht durch eine historische Kontextualisierung zu überlagern. Der Schlüssel waren die Provenienzangaben, die eine über die Bildsemantik hinausgehende biografische Bedeutung der Werke abbilden. In einer «Provenienzwerkstatt» haben Besucherinnen und Besucher Gelegenheit, das Thema, das durch den «Kunstfund Gurlitt» erneut internationale Dringlichkeit erhalten hat, kennenzulernen. Wie Provenienzforscherinnen vorgehen und welche Fragen ihre Arbeitsweisen begleiten, kann anhand ausgewählter Kunstwerke aus dem Nachlass Gurlitt nachvollzogen werden. Nikola Doll und Nina Zimmer
Eröffnungstage: Donnerstag, 02.11.2017, und Freitag, 03.11.2017, 10h bis 17h Dauer: 02.11.2017 – 04.03.2018 Kuratoren: Nikola Doll, Matthias Frehner, Georg Kreis und Nina Zimmer Mit der Unterstützung des Kantons Bern und der Museumsstiftung für Kunst der Burgergemeinde Bern. Zeitgleich zur Ausstellung in Bern in der Bundeskunsthalle in Bonn: Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die Folgen, 03.11.2017 – 11.03.2018, Die Ausstellung wird im Anschluss vom 13.04. – 01.07.2018 im Kunstmuseum Bern gezeigt.
Dienstag, 14. November 2017, 18h – 19h Freitag, 24. November, 08. Dezember 2017, 09. Februar 2018, 12h30 – 13h30 Werkstatt Provenienzforschung Anhand von Fallbeispielen können Besucherinnen und Besucher selbst die Fragen und Recherchewege bei der Rekonstruktion einer Werkbiografie nachvollziehen und so die Herausforderungen in der Forschung kennenlernen.
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Kunstmuseum Bern
Interview mit Nina Zimmer, Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee, und Rein Wolfs, Intendant der Bundeskunsthalle in Bonn, zu den Ausstellungen «Bestandsaufnahme Gurlitt»
«BESTANDSAUFNAHME GURLITT» – EINE REFLEKTIERTE AUSEINANDERSETZUNG Ein spannender Moment: Anfang November 2017 bekommt die Öffentlichkeit erstmals einen grossen Teil der Werke des «Kunstfund Gurlitt» zu sehen. Nina Zimmer (NZ) und Rein Wolfs (RW) stehen in einem exklusiven Interview Rede und Antwort.
Gewähren Sie uns bitte einen Blick hinter die Kulissen: Was ist noch zu tun bis zur Ausstellungseröffnung? NZ: Wir sind mittlerweile in der heissen Phase angelangt. Die Restauratoren arbeiten an der Konservierung der Berner Exponate, damit diese Anfang November ausgestellt werden können. Letzte Anfragen für historische Dokumente sind gestellt, die Ausstellungstexte redigiert und der Katalog muss in Druck gehen. Parallel bereiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kunstvermittlung Führungen und Workshops für verschiedene Besuchergruppen vor, die Texte für den Audioguide werden verfasst und vertont. Währenddessen laufen in der Pressestelle bereits die Telefone heiss. Die Liste der Werke ist beeindruckend, alle grossen Namen scheinen versammelt zu sein. Gibt es Schwerpunkte? Welche Werke gehören zu den grössten Überraschungen? NZ: Die Schwerpunkte spiegeln Hildebrand Gurlitts Sammlervorlieben wider: Mit umfangreichen Konvoluten sind insbesondere die expressionistischen Künstler und die Vertreter der Dresdner Moderne repräsentiert. Überraschend und beeindruckend sind die Farbintensität und die Frische dieser Arbeiten, insbesondere der Aquarelle.
Welche Werke werden in Bonn ausgestellt, welche in Bern? Und nach welchen Kriterien haben Sie ausgewählt? RW: Grob gesagt werden in der Bundeskunsthalle die Werke gezeigt, die nicht komplett frei von Raubkunstverdacht sind – darunter sind solche, bei denen der Verdacht sich erhärtet hat oder noch erhärten könnte, aber auch solche, bei denen die Provenienz nie zweifelsfrei zu klären sein wird. Im Kunstmuseum Bern werden schwerpunktmässig jene Werke gezeigt, die von den Nationalsozialisten als «entartet» diffamiert und aus diesem Grund aus deutschen Museen entfernt wurden.
«Restitution», also die Rückgabe geraubter Werke an ihre Besitzer, ist ein international brennendes Thema. Wie kann man sich die Suche nach den Eigentümern bzw. Erben konkret vorstellen? Gibt es viele Anfragen an Sie, oder kontaktiert Ihr Team mögliche Besitzer? RW: Diese Fragen werden im Projekt Provenienzrecherche Gurlitt im Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg bearbeitet. Dort wird sogenannten «Claims», also Anfragen von möglichen Erben, nachgegangen und sie werden auf ihre Rechtmässigkeit hin überprüft. «Bestandsaufnahme Gurlitt» lautet der Titel beider Ausstellungen – wohltuend nach den sensationsheischenden Nachrichten in vielen Medien. Kommt nach dem mehrjährigen Kunstkrimi jetzt die sachliche Auseinandersetzung zum Zug? RW: Wir suchen nach einer reflektierten Auseinandersetzung mit diesem komplexen Themenfeld, auf der Basis von sorgfältig recherchierten
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Informationen und unter Berücksichtigung des gesamten historischen Kontextes. Eine Ausstellung kann dies natürlich nur bedingt leisten, da zum einen der Raum begrenzt ist. Zum anderen ist es so, dass die Ausstellung mit ihren primären Medien – Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen – nicht nur Fakten liefert, sondern eben in erster Linie auch Kunst zeigt. Und die kann nun einmal niemals nur sachlich sein. «Ich habe nur mit meinen Bildern leben wollen, in Frieden und Ruhe», hat Cornelius Gurlitt gesagt. Viel ist inzwischen passiert, nun werden die Bilder der Öffentlichkeit präsentiert. Muss die Kunstgeschichte umgeschrieben werden? NZ: Die Kunstgeschichte ist kein starres System, sondern veränderbar – das zeigen gerade die Herausforderungen, die globale Perspektiven stellen. Der «Kunstfund Gurlitt» könnte eine Chance sein, die Fixierung auf Meisterwerke und Künstlermarken aufzubrechen und das Interesse der Museumsbesucherinnen und -besucher auf die Bedeutung und den Wert jedes einzelnen Werkes zu lenken. Cornelius Gurlitts Vater Hildebrand hat die ca. 1'500 Kunstwerke zusammengetragen. Wird er als vielschichtiger Akteur während der NS-Zeit ein Schwerpunkt sein? RW: Die Person Hildebrand Gurlitt, seine Biografie und seine konkrete Rolle als Kunsthändler in Hitlers «Sonderauftrag Linz» werden in der Ausstellung immer wieder kritisch beleuchtet. Auch sein Wirken und seine Funktion vor und nach dem Zweiten Weltkrieg werden thematisiert und hinterfragt. Die Frage, wie Hildebrand Gurlitt in den Besitz der Werke gelangt ist, steht dabei immer wieder im Zentrum. Sie ist von entscheidender Bedeutung, wenn man die Vorgänge historisch, kunsthistorisch – und letztlich auch moralisch – beurteilen möchte. Was unterscheidet diese Ausstellung – mit all ihren politischen, juristischen und moralischen Fallstricken – grundlegend von anderen Projekten? NZ: Gerade diese politischen, juristischen und ethischen Herausforderungen sind es, die die Ausstellung von anderen Projekten unterscheidet. Auch wenn es für Kunstausstellungen eher
ungewöhnlich ist, die historischen Kontexte so stark zu machen, sehe ich darin eine Bereicherung, da die Vielschichtigkeit von Kunstwerken betont wird. Zu den Ausstellungen erscheint ein gemeinsamer, grossformatig bebilderter Katalog mit umfassenden Texten. Was bietet der Band über die Ausstellungen hinaus? RW: Das Begleitbuch zu den beiden Ausstellungen spiegelt die aktuellen Forschungsergebnisse zum «Kunstfund Gurlitt» wider und verortet die Aktivitäten Hildebrand Gurlitts in einem breiten historischen Kontext. Somit entwirft der Band auch ein Zeitbild und erzählt von menschlichen Schicksalen, die sich hinter den Kunstwerken verbergen. Wir sind sehr glücklich, dass wir für die Textbeiträge hoch kompetente Autorinnen und Autoren gewinnen konnten. Zum Abschluss: Was ist Ihnen persönlich an dieser Ausstellung wichtig? RW: Es ist ungemein wichtig, dass dieses Kapitel der deutschen – und letztlich europäischen – Geschichte und Kunstgeschichte nicht in Vergessenheit gerät. Wie wir bei der Arbeit an diesem Projekt bemerken, ist längst noch nicht alles aufgeklärt. Wir versuchen, einem hohen Anspruch von Transparenz gerecht zu werden, in einem Themenfeld, das leider mit grosser Intransparenz aufwartet. Wir können die Geschichte natürlich nicht zurückdrehen, aber es ist von immenser Bedeutung, weiter zu forschen, zu dokumentieren und die richtigen Schlüsse aus den Erkenntnissen zu ziehen. Darin besteht die historische Verantwortung der nachfolgenden Generationen: hinzusehen und wachsam, ja sensibel zu sein für die Zeichen der Zeit. Katalog: Bestandsaufnahme Gurlitt Hrsg. Kunstmuseum Bern und Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH, Bonn, deutsche & englische Ausgabe, ca. 384 Seiten, ca. 480 Abbildungen in Farbe, 24 x 28 cm, gebunden, ISBN 978-3-7774-2962-5 (dt.), ISBN 978-3-7774-2963-2 (engl.)
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Kunstmuseum Bern
Restaurierung der Werke aus dem «Kunstfund Gurlitt»
WERKSTATT GURLITT – EINBLICK IN DIE RESTAURIERUNG
Ende Juni 2017 kamen die ersten rund 250 Werke aus dem «Kunstfund Gurlitt» im Kunstmuseum Bern an. Die Werkstatt Gurlitt zeichnet für eine fruchtbare Kooperation mit der Hochschule der Künste Bern HKB. Rund 14 Studierende des Fachbereichs Konservierung und Restaurierung unterstützten tatkräftig und hatten Einblick in dieses besondere und interessante Restaurierungsprojekt. Im eigens zu diesem Zweck eingerichteten Restaurierungsatelier wurden sie untersucht und konservatorischen Massnahmen unterzogen. Die Informationstafeln, das Sichtfenster und geführte Rundgänge im Atelier gaben Einblick rund um die Themen kunsttechnologische Erfassung, Konservierung, Aufbewahrung und Provenienzforschung.
KonservatorinRestauratorin Sandra Winckelmann bei der Abnahme alter Montagestreifen an einem Holzschnitt von Edvard Munch.
Materialien, Techniken und Zustand Eine erste Bestandsaufnahme des «Kunstfund Gurlitt» führte in den Werklisten technische Bezeichnungen wie «Papier Stich», «Zeichnung» oder «Leinwand gemalt». Für die technische Identifikation reichen diese rudimentären Beschreibungen bei Weitem nicht aus. Was für ein Papier hatte die Künstlerin oder der Künstler verwendet? Handelt es sich um Grafit oder Kohle, Aquarell oder Gouache, um eine Drucktechnik oder um eine Kombination all dieser Techniken? Die Identifikation der Papierart, der grafischen Technik und der Zeichen- und Malmaterialien ist zentral für die Entscheidung, wie und wie lange eine Arbeit auf Papier ausgestellt werden darf. Manche Papiere, Farb- oder Zeichenmittel sind lichtempfindlicher als andere und laufen Gefahr, vorschnell auszubleichen oder sich zu verfärben.
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Die Werke weisen heute typische Schäden und Spuren der Materialalterung auf, wie sie für Werke der Zeit und mit einer bewegten Geschichte zu erwarten sind. Braune Korrosionsflecken, Montageschäden, Wellen, Knicke und Risse sowie Staubablagerungen und Schimmelbildung – bei manchen Werken stärker, bei anderen nur leicht ausgeprägt – beeinträchtigen das Erscheinungsbild. Das Konvolut war über eine lange Zeitspanne nicht gezeigt worden und daher so auch nicht dem Licht ausgesetzt. Das wirkt sich heute positiv aus, die Farbwirkung hat sich bei vielen Werken gut erhalten.
lung und Langzeitarchivierung wurden die Arbeiten auf Papier in Klapp-Passepartouts aus alterungsbeständigen Materialien montiert. Die historischen Passepartouts werden separat archiviert. In den neuen Passepartouts sind die Arbeiten optimal vor Bereibung geschützt und haben genügend Distanz zum Glas. Die Blätter werden punktuell am oberen Rand mit Japanpapier, sogenannten Fälzen, und Weizenstärkekleister fixiert. Die Montagen sind sowohl dauerhaft als auch reversibel, das heisst sie können später wieder gelöst werden. Nathalie Bäschlin und Dorothea Spitza
250 Werke in 2 Monaten Die vorbereitende konservatorische Sichtung der Werke in Wien und München gab Anlass zur Einrichtung der Werkstatt Gurlitt, die genügend Raum bot, die Werke zu empfangen. Ebenfalls musste das Team des Kunstmuseum Bern kurzfristig verstärkt werden. Das Hauptaugenmerk lag auf den erhaltenden Massnahmen, der Sicherung beschädigter Papiere oder gefährdeter Farbschichten. Für die Ausstel-
In der Werkstatt Gurlitt waren erstmals Originale aus dem «Kunstfund Gurlitt» zu sehen. Bei 17 geführten Rundgängen durch die Restaurierungsateliers gaben die Spezialistinnen über die laufenden Vorbereitungen für die Ausstellung «Bestandsaufnahme Gurlitt. ‹Entartete Kunst› – Beschlagnahmt und verkauft» Auskunft.
Einblick in die Werkstatt Gurlitt: Atelier und Quarantänezelt für Schimmelbehandlungen.
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Kunstmuseum Bern
Im Gespräch mit François Loeb über seine Eltern, die Kunstsammler Anne-Marie und Victor Loeb, zur Ausstellung «Liquid Reflections. Werke der Anne-Marie und Victor Loeb-Stiftung», 27.10.2017 – 28.01.2018
«AUCH SELBST EIN WENIG REVOLUZGER SEIN …»
Seit 1980 befinden sich die 350 Werke der AnneMarie und Victor Loeb-Stiftung als Dauerleihgabe im Kunstmuseum Bern. Victor Loeb verfügte testamentarisch, dass die Sammlung in den Besitz einer Stiftung übergehen solle. In der Ausstellung «Liquid Reflections» werden Highlights zu sehen sein. Auf den ersten Blick habe die Kunst, die Victor Loeb sammelte, so gar nicht zu ihm gepasst, sagt François Loeb. Er erlebte einen strengen Vater, der
Yves Klein Sculpture éponge 3, o.J. Reines Pigment und synthetisches Harz auf Schwamm oder Koralle, H 8,4 cm, B 18 cm, T 16,5 cm, Kunstmuseum Bern, Anne-Marie und Victor Loeb-Stiftung, Bern © 2017 ProLitteris, Zurich
auch in der Lebensführung sehr exakt, ja geradezu asketisch war. Traditionen waren ihm wichtig. Die 1930er-Jahre hatten den 1910 geborenen Victor Loeb geprägt: der Antisemitismus, der sich in der Präsenz der Fröntler äusserte, aber etwa auch im Warenhausverbot, das zwar allgemein formuliert war, dessen Auswirkungen jedoch insbesondere jüdische Familien trafen. Und während des Zweiten Weltkrieges die Angst vor dem Einmarsch, der Verfolgung. Vor diesem Hintergrund sei das kulturelle Engagement seiner Eltern zu verstehen: Aus der Erfahrung, an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden zu sein, war es ihnen sehr wichtig, zur Gesellschaft zu gehören. Während der Einsatz beispielsweise für Musiker und Orchester Victor Loeb mit dem traditionellen Bern in Verbindung brachte, kam bei der Förderung von Gegenwartskunst etwas anderes hinzu.
Sein Vater habe eine verborgene Seite gehabt, «er wollte auch selbst ein wenig Revoluzger sein». Mit der neuen Kunst konnte er etwas davon ausleben. Nicht zu vergessen, dass diese damals sehr umstritten war, sich dafür zu exponieren also Mut erforderte. Victor Loeb war bereits mit Kunst aufgewachsen. Werke aus der Sammlung seines Vaters Eugen Loeb hingen auch im Haus in Muri, wo die Familie Loeb mit ihren fünf Kindern, Marion, François, Claire, Viviane und Sylvie, lebte. Gastfreundschaft war den Loebs wichtig. Victor Loeb genoss es, den Eingeladenen seine rasch wachsende Sammlung zu zeigen. Denn seit er im Vorstand der Kunsthalle Bern war, kaufte er Werke aus deren Ausstellungen. Harald Szeemann, von 1961 bis 1969 Leiter der Kunsthalle Bern, war an der Auswahl beteiligt und stellte auch sonst manchen Kontakt zu Galerien und Künstlern her. So erwarben die Loebs vor allem zwischen 1964 und 1974 zahlreiche Werke internationaler Kunst, nicht selten direkt aus dem Atelier. Mit einigen Kunstschaffenden waren sie befreundet. Besonders nahe stand ihnen die Kinetische Kunst. Victor Loeb hatte grossen Spass am Präsentieren und Umhängen der Sammlung. François Loeb spricht von einem «architektonischen Drang»: Während der Sommerferien liess der Vater sein Haus regelmässig umbauen und erweitern, um mehr Platz für die Kunst zu schaffen. Mitarbeiter des Warenhauses installierten die Werke, während Loeb die Präsentationen in Planzeichnungen festhielt. Gespräch: Marianne Wackernagel
Eröffnung: Donnerstag, 26. Oktober 2017, 18h30 Dauer: 27.10.2017 – 28.01.2018 Kuratorin: Marianne Wackernagel Mit der Unterstützung von Kanton Bern, der DC Bank, der Mobiliar und der AnneMarie und Victor-Loeb Stiftung.
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Christian Megert, Weisses Bild, 1968 Spiegel und Acryl auf Sperrholz, auf Sperrholzplatte, 120 x 120 x 18 cm Kunstmuseum Bern, Anne-Marie und Victor Loeb-Stiftung, Bern
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Stefan Burger
atelier-pol.ch
14. Oktober – 10. Dezember 2017
26. 8. – 3. 12. 2017 Back to Paradise Meisterwerke des Expressionismus aus dem Aargauer Kunsthaus und dem Osthaus Museum Hagen CARAVAN 3/2017: Arthur Fouray Ausstellungsreihe für junge Kunst
02.09.2017 — 04.03.2018 VARLIN PERSPEKTIVEN Museum Franz Gertsch Platanenstrasse 3, CH - 3400 Burgdorf T + 41 (0)34 421 40 20 Mi – Fr 10 –18 Uhr | Sa / So 10 –17 Uhr www. museum - franzgertsch.ch Varlin, «Le Casino de Nice» [Ausschnitt], 1938 Öl auf Leinwand, 71 × 91 cm Privatbesitz, © 2017, P. Guggenheim/ ProLitteris, Zurich
. 11. 2017 Verlängert bis 5 Swiss Pop Art Formen und Tendenzen der Pop Art in der Schweiz
*Aargauer Kunsthaus Aargauerplatz CH–5001 Aarau Di – So 10 – 17 Uhr Do 10 – 20 Uhr www.aargauerkunsthaus.ch Ernst Ludwig Kirchner, Erna mit Japanschirm (Japanerin), 1913
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Zusammenspiel
Interview mit Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor und Regierungspräsident des Kantons Bern
KULTUR IST KEIN «OBENDRAUF»
Notwendigkeit für eine Gesellschaft. Anders gesagt: Künste sind eine Wissensform, ebenso wichtig wie die Juristerei, die Naturwissenschaften, die Medizin, die Geisteswissenschaften usw..
Bernhard Pulver, Erziehungsdirektor und Regierungspräsident des Kantons Bern Foto: Pia Neuenschwander
Erziehungsdirektor Bernhard Pulver wird bei den kommenden Regierungsratswahlen kein viertes Mal kandidieren. Den Entscheid hat er sich nicht leicht gemacht. Man gebe viel Energie in die Sache, irgendwann sei es aber Zeit, neue Ideen zu tanken. Im Interview blickt er nochmals auf kulturelle Bildung, Kulturpolitik und –förderung und seine Rolle als Weichensteller zurück. Die zentrale Aufgabe Ihrer Direktion ist ja die Schule und damit die Ausbildung der nächsten Generation. Welchen Stellenwert schreiben Sie der kulturellen und ästhetischen Bildung der Jugend zu, für ihre berufliche Zukunft, aber auch für ihre persönliche Entwicklung und letztlich für ein gelingendes Leben? Kulturelle Bildung ist ein zentraler Bestandteil jeder Bildung. Ich bin deshalb froh, dass im Kanton Bern Bildung und Kultur im gleichen Departement zusammengefasst sind und wir eine gegenseitige Befruchtung fördern können. Musische Fähigkeiten, kulturelle Aktivitäten, die Stärke, über das rein Kognitive oder Produktive hinaus zu gehen und kreativ zu sein, sind für die Entwicklung des Menschen, für die Gesellschaft, aber auch für eine innovative Wirtschaft ganz zentral. Kultur ist für mich nicht ein «Obendrauf», sondern existenzielle
Bei wichtigen kulturpolitischen Weichenstellungen ging der Impuls vom Kanton und damit von Ihrer Direktion aus, etwa bei der Zusammenführung von Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee unter einer Dachstiftung. Sind Sie – gerade aus Sicht von Politik und Verwaltung – zufrieden mit dem, was seit der Fusion von KMB und ZPK im Juli 2016 erreicht worden ist? Grundsätzlich ist es nicht an der Kulturpolitik, kulturelles Schaffen inhaltlich zu bestimmen. Ihre Aufgabe ist es, optimale Bedingungen zu schaffen, damit Kreativität möglich ist und beflügelt wird. Dies im gegebenen – leider in unserem Kanton recht engen – finanziellen Rahmen. Kulturpolitik kann aber Akzente setzen. Die Zusammenführung des Symphonieorchesters mit dem Stadttheater und die Zusammenführung von ZPK und KMB waren Akzente, welche die künstlerische Entfaltung dieser Institutionen stärken sollten. Das ist sehr gut gelungen. Ich spüre bei Konzert Theater Bern und beim ZPK und KMB viel zusätzliche künstlerische Dynamik und viel Power – und das ohne wesentliche Zusatzmittel. Das freut mich. Ich will dabei keineswegs die organisatorischen Anfangsschwierigkeiten kleinreden – aber die Richtung stimmt für mich. Wie kann der Kanton in Zukunft die beiden Häuser auf ihrem gemeinsamen Weg begleiten? Und wohin kann und soll sich die Rolle des Kantons in der Kulturpolitik künftig entwickeln? Es ist sehr wichtig, dass der Kanton in engem Kontakt zu beiden Häusern steht und ihnen die nötige Unterstützung und den erforderlichen Rückenwind, aber auch das unentbehrliche kritische Feedback gibt. Dafür haben wir namentlich unsere Vertretungen im Stiftungsrat, regelmässige Gespräche und andere Kontakte. Vielleicht könnten wir aber in den nächsten Jahren noch mehr tun. Beide Häuser sollen ihre Aufgabe, von ihrer Sammlung ausgehende spannende Ausstellungen zu gestalten, ausbauen. Zugleich sollten sie eine Rolle in der Diskussion aktueller Fragestellungen
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Eröffnung und exklusive Besichtigung des Restaurierungsateliers Werkstatt Gurlitt mit einem Expertinnenteam: Restauratorin Dorothea Spitza, Direktorin Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee Nina Zimmer, Erziehungsdirektor und Regierungspräsident des Kantons Bern Bernhard Pulver und Präsident der Dachstiftung Kunstmuseum Bern – Zentrum Paul Klee Jürg Bucher (v.l.n.r.)
Zusammenspiel
spielen. Auf die Debatten der Gegenwart sollen sie künstlerische Antworten anbieten. Das müssen wir in der Kulturpolitik fördern. Das Kunstmuseum Bern ist unverhofft Erbe einer bedeutenden, gleichzeitig aber geschichtlich belasteten Sammlung geworden: das Konvolut Gurlitt mit seiner Raubkunst-Vergangenheit. Das Museum steht deshalb momentan unter kontinuierlicher Beobachtung durch die Medien – so wie ein Politiker ja eigentlich während seiner ganzen Laufbahn. Welches sind Ihre drei goldenen Regeln im Umgang mit Öffentlichkeit und Medien in sensiblen Lagen? Ich bin sehr stolz, wie das Kunstmuseum Bern mit diesem Erbe umgeht. Es ist uns Bernerinnen und Bernern unverhofft eine grosse, historische Verantwortung zugekommen. Das illustriert die skizzierte Rolle der Museen in aktuellen Diskussionen. Das Statement des KMB war klar: Transparenz, die Bereitschaft zur weiten Auslegung des Raubkunstbegriffes, ein öffentliches Restaurierungs-
atelier, welches zeigt, wie die verletzten Kulturgüter gepflegt und restauriert werden, Engagement in der Provenienzforschung. Diese offene und transparente Haltung ist nicht selbstverständlich. Die goldenen Regeln in der Kommunikation für mich? Anfragen von Journalistinnen und Journalisten sind nicht eine «Gefahr», sondern eine Chance, sich zu erklären und zu zeigen, was man tut. Dabei sollte man transparent und bereit sein zu erklären, immer wieder geduldig zu erklären, was man tut. Das sind für mich die wesentlichen Elemente erfolgreicher Medienarbeit. Kunst und Kultur haben seit der Jahrtausendwende enorm an Wichtigkeit gewonnen und entfalten eine grosse Publikumswirksamkeit und überregionale Strahlkraft, nicht nur in Bern, sondern weltweit. Alles wird grösser, damit aber auch aufwendiger und teurer: Wie könnte in Bern ein Zukunftsmodell bezüglich Lastenverteilung zwischen den Kulturinstitutionen – Stichwort Selbstfinanzierung – privatem Sponsoring
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und öffentlicher Hand aussehen? Wie sieht ein Kräftediagramm der Zukunft aus, sehen Sie vielleicht sogar neue Spieler am Pokertisch? Wir haben mit dem neuen Kulturförderungsgesetz vor ein paar Jahren die Finanzierungsgrundsätze der Institutionen neugestaltet und verankert. Ich möchte jetzt nicht wieder eine neue Lastenverteilung lancieren! Meines Erachtens bräuchte es mehr Mittel für die Kultur in unserem Kanton. Im interkantonalen Vergleich gibt Bern unterdurchschnittlich wenig für Kultur aus. Grosse Sprünge sind uns angesichts der knappen kantonalen Finanzen in den letzten Jahren leider nicht gelungen. Einige kleine Verbesserungen schon – immerhin wurde die Kultur in den letzten Sparrunden weitgehend verschont. Kultur ist für alle da: Bern hat seit jeher ein sehr vielfältiges kulturelles Leben, Kleinformate haben neben der grossen Kunst ihr gutes Leben, es stehen Leuchttürmchen neben Leuchttürmen. Dieser bunte Mix entwickelt eine positive Anziehungskraft über die Stadt hinaus. Welche Zukunfts- und Erweiterungsstrategien sehen Sie, um diese regionale, touristische, wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung zu begleiten? Ich bin davon begeistert, was in unserem Kanton trotz knapper Kulturförderungsmittel geschieht. Und ich freue mich darauf, ab nächstem Sommer wieder etwas mehr Zeit dafür zu haben, von diesen kulturellen Leckerbissen zu profitieren. Wir haben einen perfekten Mix von kleineren und grösseren, städtischen und ländlichen, traditionelleren und innovativeren Kulturangeboten. Derzeit ist der Entwurf einer neuen Kulturstrategie in der Konsultation, mit der wir das Bekenntnis zu dieser «Kulturlandschaft» wiederholen, aber auch neue Akzente setzen. Etwa: das Thema Migration, die Digitalisierung, die Zweisprachigkeit oder die Kreativwirtschaft. Die Kultur verändert sich mit der Gesellschaft – die Fördertätigkeit muss sich mitbewegen. Und wenn Kultur für alle da ist: Wieweit soll und kann sie auch eine Integrationsaufgabe übernehmen und Bestandteil einer nachhaltigen Migrationspolitik sein? Wer sich seiner Identität bewusst ist und damit «im Reinen» ist – soweit man das überhaupt sein kann und soll –, kann anderen kulturellen Identitäten
offen, mit Selbstbewusstsein und ohne Angst entgegentreten. Migration ist in der Kulturpolitik eine zentrale Fragestellung. Viele Migrantinnen und Migranten sind ja mit ihrer kulturellen und religiösen Identität viel enger verbunden als manche hier Geborene. Das ist einer der Gründe der Ängste gegenüber Migration. Kulturpolitik kann hier Wesentliches beitragen, indem sie unsere eigene kulturelle Identität bewusster macht, sie stärkt und Brücken zu «Fremden» schlägt. Nach 12 Jahren als Regierungsrat treten Sie nicht mehr an. Wie viele weinende und wie viele lachende Augen haben Sie beim Gedanken, dass diese Ankündigung schon sehr bald im März 2018 Realität wird. Was wird Ihnen fehlen, was hoffen Sie wiederzuerlangen? Fehlen wird mir sicherlich das Gestalten und Diskutieren, das mir enorme Freude macht. Auch die Möglichkeiten, meine Überlegungen, Ideen und meine Arbeit in Referaten und Diskussionsveranstaltungen zu präsentieren und zu diskutieren, gefallen mir sehr. Weiter die vielen spannenden Begegnungen und vieles mehr. Ich werde aber nächsten Sommer nicht einfach vom Erdboden verschwinden – in anderer Funktion werde ich sicher wieder viele Gelegenheiten haben, das zu tun, was mir besonders gefällt. Was ich nicht vermissen werde: Die enorme zeitliche und psychische Belastung, welche dieses Amt mit sich bringt. Ich freue mich darauf, wieder Momente zum Durchatmen zu haben und mehr Zeit für mich, für Freunde – und natürlich für kulturelle Genüsse. Sie haben sich nicht nur aus ihrer politischen Rolle heraus für die Kunst engagiert. Was bedeutet Ihnen persönlich Kunst? Gibt es ein Kunstwerk, ein Gedicht, ein Musikstück, das etwas in Ihnen bewirkt hat? Davon gibt es enorm viele: Bilder, Bücher, Musik, Filme – ich erlebte und erlebe dauernd Momente, in denen Kunstwerke sehr viel bei mir bewirken. Kunst ist für mich ganz einfach ein Lebenselixier. Interview: Maria-Teresa Cano
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Fotomuseum Winterthur
The Hobbyist – Hobbys, Fotografie und Hobby-Fotografie 09.09.2017–28.01.2018 SITUATIONS/ Immersive 23.09.–26.11.2017 Still Searching... Steve Edwards 01.09.–31.10.2017
M.S. M.S.Bastian Bastian/ /Isabelle IsabelleL. L. Ausstellung: Ausstellung:05.11. 05.11.– –02.12.2017 02.12.2017 «Africa «AfricaPulp Pulp– –Safari» Safari»der derneue neueWerkzyklus Werkzyklus Vernissage Vernissage : Sonntag, : Sonntag,05.11.2017 05.11.2017abab1111Uhr Uhr Finissage : Samstag, : Samstag,02.12.2017 02.12.2017abab1818Uhr Uhr Finissage Öffnungszeiten Öffnungszeiten Donnerstag Uhr Donnerstag 1616– –1919Uhr Freitag Uhr Freitag 1616– –1919Uhr Samstag Uhr Samstag 1313– –1616Uhr Finissage,Samstag Samstag02.12. 02.12./ ab / ab1818Uhr Uhr Finissage, odernach nachVereinbarung Vereinbarung oder Tel:032 032351 35133333535oder oder032 032352 35210102020 Tel: Kreuzgasse28, 28,3294 3294Büren Bürena./A. a./A. Kreuzgasse www.galeriekaesermann.ch galeriekaesermann.ch www. Fan-Seite:M.S. M.S.Bastian Bastian&&Isabelle IsabelleL.L.| | Fan-Seite: Facebook Facebook
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28.10.17 bis 11.02.18
Innig und ausser sich
Kirchners Synthese der Moderne um 1930 und Fritz Winter GALERIE HENZE & KETTERER
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Forum
Das Alpine Museum der Schweiz gibt Bergthemen eine Stimme
DIE BERGE BEGINNEN IN DER STADT
Ausgestopfte Alpentiere, Steigeisen und Bergkristalle: Das war einmal. Das Alpine Museum der Schweiz in Bern wagte 2011 einen Neubeginn. Es versteht sich heute als offene Plattform für aktuelle Bergthemen und erreicht damit ein erstaunlich breites Publikum. Nicht alle teilen den Ansatz, dass die Berge in der Stadt beginnen. Reinhold Messner, Bergsteiger, renommierter Kulturunternehmer und Hausherr von mittlerweile sechs Mountain Museen im Südtirol, kritisierte das Alpine Museum der Schweiz mehrfach für seinen Standort; allerdings ohne das Museum seit seiner Neukonzeption je besucht zu haben. Das Alpine Museum der Schweiz gehöre auf die Kleine Scheidegg, liess er im Walliser Bote verlauten, an den Fuss der Eigernordwand oder nach Zermatt neben das Matterhorn, aber nicht ins Unterland, in die Bundesstadt Bern. «Falsch», entgegneten wir in einer Replik. Die Bergthematik gehört je länger, je mehr in die Stadt. Es geht nicht um Murmeltierromantik oder Alpenmystik, es geht um die komplexen und durchaus kontroversen Beziehungen zwischen Unterland und Berggebiet, die wesentlich von den Stadt- und Agglomerationsgebieten bestimmt werden. Die Berge sind mehr als ein touristisches Projekt. Sie sind in unserem Land Gegenstand permanenter gesellschaftlicher Debatten. Migration, Energiewende, Mobilität, Identität, Klimawandel, Raumentwicklung – es gibt keine relevante Gegenwartsfrage, die für das Berggebiet nicht hochrelevant wäre. Ein Alpines Museum, das sich als museale, rückwärtsgewandte Institution verstünde, würde seinen Auftrag verfehlen. Eine der Gegenwart und Zukunft zugewandte Position setzt umgekehrt voraus, dass Partnerschaften, Kooperationen und partizipative Projekte zwischen Museum und den Akteuren dieser Debatten entstehen. Das Berggebiet ist in einem solchen Konzept nicht mehr einfach Gegenstand, sondern aktives Gegenüber. Neue Sichtweisen auf die Alpen. Eine Szene aus der Ausstellung «Die Erweiterung der Pupillen beim Eintritt ins Hochgebirge», 2016. © Alpines Museum der Schweiz, Fotografie David Schweizer
Ein Haus der Bühnen Das Alpine Museum der Schweiz arbeitet heute wie ein Medienunternehmen mit unterschiedlichen Programmgefässen. Nicht alle Themen eignen sich für alle Gefässe. So verschwand – zumindest vorübergehend – die statische Dauer-
ausstellung zugunsten von fünf neuen Formaten: Format 1 ist die grosse Sonderausstellung, die während 10 Monaten auf 800 m2 ein relevantes Thema vertieft. Aktuell ist dies die Ausstellung «Wasser unser. Sechs Entwürfe für die Zukunft». Sie entwirft mit der Schriftstellerin Ruth Schweikert und den Klimaforschern der Universität Bern Zukunftsszenarien zum Klimawandel im Alpenraum und nahm vorweg, was mit dem Bergsturz in Bondo und dem Gletschersturz in Saas-Grund Realität
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geworden ist. Format 2 ist das Biwak, eine Ausstellungsbox von knapp 100 m2 im Erdgeschoss. Das Biwak fokussiert den Blick auf Spezialthemen. Ab 22. Oktober auf den Architekturwettbewerb «Constructive Alps», der nachhaltige Architektur-Projekte aus dem europäischen Alpenraum präsentiert. Format 3 sind Veranstaltungen: Buchvernissagen, Podien, Lesungen, Konzerte, Filmabende, Pecha Kucha-Shows oder Referate, immer zu Bergthemen. Mittlerweile erreicht das Museum
allein mit Veranstaltungen rund 10'000 Besucherinnen und Besucher jährlich. Format 4 ist das museumseigene Restaurant «las alps». Es ist nicht nur Gastro-Dienstleister in einem Stadtberner Wohnquartier. Essen und Trinken, regionale Produkte aus dem Alpenraum, das kulinarische Erbe als Teil einer gelebten alpinen Kultur sind wesentliche Inhalte. Format 5 schliesslich sind Kooperationen und Pop Up-Projekte des Alpinen Museums ausserhalb seiner vier Wände. Aktuell sind Pop-up-Ausstellungen in Mürren, auf dem Gotthardpass und auf dem Gornergrat in Zermatt zu sehen. Kürzung der Bundesmittel um 75%: Und jetzt? Die Zwischenbilanz seit 2011 fällt durchweg positiv aus: deutlich mehr Besucherinnen und Besucher, vor allem dank der Aussenstationen im Berggebiet. Eine Vervielfachung der landesweiten medialen Präsenz, die Nomination als Europäisches Museum des Jahres 2013, eine spürbar wachsende Aufmerksamkeit in der Suisse romande. Trotzdem hat das Haus seit Juli 2017 ein gravierendes Problem. Der Mitstifter und Träger des Alpinen Museums, der Bund in Gestalt des Bundesamtes für Kultur (BAK), streicht dem Museum 75% der Mittel und stürzt das Haus ab 2019 in eine existenzielle Krise. Ohne Korrektur durch die Politik kann das Museum diesen Kahlschlagakt nicht überleben. Ob die Rettung gelingt, werden die nächsten Monate zeigen. Solange gilt für alle, die das Alpine Museum der Schweiz erhalten und unterstützen wollen: Besucht uns, unterschreibt unsere Petition, beteiligt euch an unseren Veranstaltungen und Debatten. Kultur überlebt, wenn sie lebt. Beat Hächler Direktor Alpines Museum der Schweiz
Jetzt unterschreiben Die laufende online-Rettungsaktion pro alps! macht Namen und Stimmen sichtbar, die sich hinter das Alpine Museum der Schweiz stellen. Mit wenigen Klicks sind Sie dabei: www.rettungsaktion.alpinesmuseum.ch
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Weltuntergang – Ende ohne Ende, ab 10. November 2017 im Naturhistorischen Museum Bern
DIE GESCHICHTE DER APOKALYPSE, URALT UND BRAND AKTUELL
ohne Ende» im Naturhistorischen Museum Bern schlägt in sieben thematischen Kapiteln einen weiten Bogen – von sachlicher Analyse über Prophezeiungen und Spekulationen bis zu offener Lust am Untergang. Das so erzeugte Wechselbad konfrontiert die Besucherinnen und Besucher mit eigenen Vorstellungen und Erfahrungen. Wer sich hier treiben lässt,
«Wer sich hier treiben lässt, mag sich zwischen Natur und Kultur, Menschenleben und Universum, Bestätigungund Verunsicherung durchaus verlieren.»
Hier entsteht die neue Ausstellung: Mit «Weltuntergang» vergrössert das Naturhistorische Museum auch seine Ausstellungsfläche markant. Die neuen Räume waren vorher fremdvermietet.
Die Ausstellung «Weltuntergang – Ende ohne Ende» versammelt Bilder, Funde und Erzählungen aus Wissenschaft und Kunst. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Ausstellungsmacher Martin Heller. Die Geschichte vom Weltuntergang ist eine menschliche Erfindung, uralt und brandaktuell. Darin steckt ein wahrer Kern, denn tatsächlich droht der Erde und ihren Bewohnerinnen und Bewohnern ständig Gefahr. Gewaltige Naturkatastrophen und menschengemachte Desaster wie Kriege oder Umweltzerstörungen liefern den Nährboden für Ängste und Erklärungsversuche. Die Ausstellung «Weltuntergang – Ende Xi
WELTUNTERGANG Ende ohne Ende AUSSTELLUNG
ab 10. 11. 2017 www.nmbe.ch
mag sich zwischen Natur und Kultur, Menschenleben und Universum, Bestätigung und Verunsicherung durchaus verlieren. Entwickelt wurde «Weltuntergang» gemeinsam mit Heller Enterprises, Zürich – dem Unternehmen von Martin Heller, ehemaliger Künstlerischer Leiter der Expo02. Die Szenografie stammt von Holzer Kobler Architekturen, Zürich. Das offene Ende – mit Beni Bischof Das Ende der Ausstellung ist zwangsläufig offen. Die Welt ist noch nicht untergegangen. Daraus ergeben sich zahlreiche Möglichkeiten zur Interpretation und zur Spekulation. Deshalb wird die Ausstellung mit keinem abschliessenden Fazit versehen, sondern mit einem sich verändernden Kommentar. Ein Künstler ist eingeladen, für etwa ein Jahr den letzten Ausstellungsraum zu gestalten. Den Auftakt macht von November 2017 bis Oktober 2018 der St. Galler Grafik- und Videokünstler Beni Bischof. Simon Jäggi, Naturhistorisches Museum Bern
Weltuntergang – Ende ohne Ende Ab 10. November 2017 Begleitet wird die Ausstellung von einem reichhaltigen Rahmenprogramm – unter anderem mit Peter Schneider, Müslüm oder Kult-Forensiker Mark Benecke. www.nmbe.ch
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Neues Museum für Kommunikation, seit dem 19. August 2017
DAS PERSÖNLICHE MUSEUM
Das neue Museum für Kommunikation rollt den roten Teppich für die Besuchenden aus und empfängt sie auf Augenhöhe. Museum für Kommunikation Foto: Beat Schweizer
Im neuen Museum für Kommunikation erwartet die Besucherinnen und Besucher eine brandneue Ausstellung; ein unterhaltsames und lehrreiches Abenteuer mit viel Interaktion, spannenden Geschichten rund um die Kommunikation – und eine Schweizer Neuheit. Vorbeischauen lohnt sich. Fünf Jahre hat das Museum für Kommunikation an seiner Gesamterneuerung gearbeitet und gemeinsam mit dem renommierten Szenografen-Team von Kossmann.dejong aus Amsterdam eine eindrückliche neue Erlebniswelt geschaffen.
«Neuerdings spricht unser Museum mit Ihnen!» Erlebnis Kommunikation Auf 2'000 Quadratmetern können die Besucherinnen und Besucher lehrreich und spielerisch in die Welt der Kommunikation eintauchen und sie werden eingeladen, Dinge anzufassen: An interaktiven Stationen wie dem Filmkaraoke oder dem Multitasking-Game kann man sich selbst einbringen und vergnüglich mit den Facetten der Kommunikation auseinandersetzen. Dank der clever angeordneten Vielschichtigkeit der Inhalte bleibt dabei nichts oberflächlich. Die Gäste können stets wählen, ob sie nur kurz mit einem Animationsfilm vorbeisurfen wollen oder in die Tiefe bis zu den Experteninterviews eintauchen. Wer die Ausstellung mehrmals besucht, entdeckt so immer
wieder neue Perlen – von der Strahlenschutzunterhose, über den Apple 1 bis zum Fluchtfahrzeug eines Jahrhundertraubes. Schweizer Neuheit Die grösste Innovation ist allerdings, dass im Museum für Kommunikation der Museumsbesuch zur persönlichen Begegnung wird. In der Ausstellung sind permanent Gastgeber unterwegs, die zum Gespräch einladen, Fragen beantworten und Hintergrundgeschichten erzählen. Der persönliche Dialog kommt damit ins Museum und macht den Besuch zu einem individuellen Erlebnis. Etwas, was die Schweiz bisher nicht kennt. Sieht so das Museum der Zukunft aus? Auf jeden Fall haben wir im Museum für Kommunikation in den letzten fünf Jahren intensiv daran gearbeitet, das klassische Bild eines Museums vergessen zu machen. Jacqueline Strauss, Direktorin Museum für Kommunikation Mit seinen Ausstellungen und Aktivitäten nimmt das Museum für Kommunikation Stellung zu gesellschaftlichen und kulturellen Auswirkungen der Kommunikation und ihren Technologien. Das Museum für Kommunikation ist das einzige Museum der Schweiz, das sich ausschliesslich der Kommunikation und ihrer Geschichte widmet. www.mfk.ch
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ERGEBNISSE AUS UNSEREN JUNI AUKTIONEN 2017
Paul Klee Kleiner Blauteufel – Blauteufelskopf Aquarell (Deckfarben) auf Gipsgrundierung. 1933 Catalogue raisonné, Band 6, Nr. 6361 Zuschlag: CHF 1,35 Mio.
Paul Gauguin Tête d‘une jeune femme Tahitienne avec un deuxième portrait sur sa droite - Portrait de Teha‘amana. Zeichnung in schwarzer Kohle, stellenweise gewischt. 1891 – 1892 Zuschlag: CHF 7,2 Mio.
Donald Judd Untitled. Einbrennlackiertes Aluminium und galvanisierter Stahl. 1988 © Judd Foundation / 2017, ProLitteris, Zurich
Zuschlag: CHF 620‘000.-
Einlieferungen für Auktionen 2018 nehmen wir jederzeit gerne entgegen
GALERIE KORNFELD • BERN KENNERSCHAFT UND TRADITION SEIT 1864 Laupenstrasse 41 . CH-3008 Bern . Tel. +41 31 381 4673 . Fax. +41 31 381 1891 . galerie@kornfeld.ch . www.kornfeld.ch KunstEinsichtBern Oktober 2017.indd 1
9/28/2017 2:42:01 PM
Eugène Giraud / Le bal de l’Opéra, 1866 (Detail) / Musée Carnavalet – Histoire de Paris
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& t r e i e f e G pottet s r re i e v Male che s i s ö Franz 1880 – 1820
s u a h t s n Ku h c 2018 . i n a r J Z ü 7–28.
Hulda und Gustav Zumsteg-Stiftung
. 201 v o N 10.
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Agenda
ZENTRUM PAUL KLEE Sollte alles denn gewusst sein? Paul Klee. Dichter und Denker 21.01. – 26.11.2017 10 Americans. After Paul Klee 14.09.2017 – 07.01.2018
KUNSTMUSEUM BERN Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen … Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse Die Sammlung Hahnloser 11.08.2017 – 11.03.2018 The Show Must Go On. Aus der Sammlung Gegenwartskunst 22.09.2017 – 21.01.2018 Liquid Reflections. Werke der Anne-Marie und Victor Loeb-Stiftung 27.10.2017 – 28.01.2018
Klee im Krieg 06.12.2017 – 03.06.2018
KUNSTHALLE BERN Stefan Burger 14.10. – 10.12.2017 Nicht wenige Künstlerinnen und Künstler suchen seit einiger Zeit den Widerstand des Materials. Ihre Suche scheint nicht allein der Flucht aus der Langeweile angesichts der allzu vertraut gewordenen Oberflächen einer digital geprägten Welt geschuldet. Es wird darüber hinaus nach dem Moment gesucht, der der eigenen Kontrolle entgleitet, an dem das Material und die verwendeten Werkzeuge sprechend werden und sich in den Entstehungsprozess des Kunstwerkes einschalten. Der Künstler Stefan Burger (*1977 Müllheim/Baden, lebt in Zürich) widmet sich der
TOUCHDOWN. Eine Ausstellung mit und über Menschen mit Down-Syndrom 24.01. – 13.05.2018 Zentrum Paul Klee Monument im Fruchtland 3 3006 Bern info@zpk.org www.zpk.org
analogen, an das Labor gebundenen Fotografie, aber auch aus ganz anderen Gründen. In jedem Fall führte der Weg über das Labor zu einer neuen Seite von Burger und öffnete eine überraschende Flur in seinem Schaffen. Cantonale Berne Jura 22.12.17 – 04.02.2018 Kunsthalle Bern Helvetiaplatz 1 CH-3005 Bern info@kunsthalle-bern.ch www.kunsthalle-bern.ch
Paul Klee Farbige und graphische Winkel, 1917, 100 Aquarell auf Grundierung auf Leinen auf Karton, 20,8/21,9 x 18,5/21 cm Zentrum Paul Klee, Bern, Schenkung Livia Klee
Otto Mueller Bildnis Maschka Mueller, 1924/25 Leimfarbe auf Rupfen, doubliert Kunstmuseum Bern, Legat Cornelius Gurlitt 2014
LIVIA DI GIOVANNA Manor Kunstpreis 2016 22.09. – 19.11.2017
Die Installationen und Videos von Livia Di Giovanna (*1984, CH) erzeugen ein Gefühl von räumlicher Unwirklichkeit und unterlaufen gängige Sehgewohnheiten. Die Künstlerin inszeniert ein präzises Zusammenspiel zwischen Lichtprojektion und Skulptur und evoziert dadurch eine Überlagerung von Realität und Illusion, Betrachtung und Vorstellung. Die konzeptuell angelegten Werke der Manor Kunstpreis-Trägerin 2016 zeigen, dass Zeit und Raum keine festen Grössen sind. IRWIN How to Read a Map 22.09. – 19.11.2017
Bestandsaufnahme Gurlitt «Entartete Kunst» – Beschlagnahmt und verkauft 02.11.2017 – 04.03.2018 Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8 – 12 3000 Bern 7 info@kunstmuseumbern.ch www.kunstmuseumbern.ch
KUNSTHAUS PASQUART BIEL BIENNE
Stefan Burger Ohne Titel, C-Print, 2016
Der einzige Ort – Sandrine Pelletier 22.09. – 19.11.2017 Cantonale Berne Jura 03.12.2017 – 14.01.2018 Kemang Wa Lehulere 28.01. – 01.04.2018 Klodin Erb 28.01. – 01.04.2018 Kunsthaus Centre d’art Pasquart Seevorstadt 71–73 Faubourg du Lac 2502 Biel Bienne info@pasquart.ch www.pasquart.ch Livia Di Giovanna Ufer, 2017 16 Videos mit Audio auf 16 Monitoren Loop (8–12’) Courtesy the artist Ausstellungsansicht Kunsthaus Pasquart 2017, Foto: Stefan Rohner
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KUNSTHAUS LANGENTHAL
MUSÉE DES BEAUX-ARTS LE LOCLE GEORG BASELITZ – Druckgraphik von 1995 bis 2015 05.11.2017 – 28.01.2018
Raus aus dem digitalen Unbehagen 31.08. – 12.11.2017 Das digitale Unbehagen spürten wir vielleicht erstmals, als wir merkten, wie abhängig wir vom Smartphone sind; als wir realisierten, dass sich die Bedeutung des Wortes «Freund» änderte; als wir uns vor Augen führten, welche intimen Dinge andere Menschen, Firmen oder Institutionen von uns wissen, als wir uns im Netz beobachtet fühlten. Die Ausstellung zeigt Werke von über 30 Künstlerinnen und Künstlern, die uns das digitale Unbehagen zeigen, Gründe dafür diskutieren oder mögliche Auswege zeigen.
Georg Baselitz gehört zu den bedeutendsten lebenden Gegenwartskünstlern. Mit seinem ausdrucksstarken Stil revolutionierte er die figurative Malerei der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts und gibt der Gegenwartskunst bis heute richtungsweisende Impulse. Im Spiegel seiner beeindruckenden Malerei bildet die Druckgraphik ein eigenständiges und starkes Medium. Die Arbeiten auf Papier von 1995 bis 2015 beziehen sich auf Georg Baselitz` Biografie als Teil der gesamtdeutschen Geschichte vom Zweiten Weltkrieg über den
Cantonale Berne Jura 07.12.2017 – 14.01.2018 Plattform 18 01.02. – 11.02.2018 Matthias Gabi / Philipp Schwalb 01.03. – 06.05.2018 Kunsthaus Langenthal Marktgasse 13 4900 Langenthal info@kunsthauslangenthal.ch www.kunsthauslangenthal.ch
Benjamin Grosser Go Rando, 2017 Courtesy of the artist
Aufbruch der Nachkriegszeit und das geteilte Deutschland bis heute. Er beschäftigt sich mit den politischen und gesellschaftspolitischen Ereignissen und Verwerfungen seiner Zeit. JUNGJIN LEE – Echo 05.11.2017 – 28.01.2018
Musée des beaux-arts Le Locle Marie-Anne Calame 6 2400 Le Locle mbal@ne.ch www.mbal.ch
MUSÉE JURASSIEN DES ARTS – MOUTIER Face à face: la figure humaine au cœur des collections 02.07. – 12.11.2017 Rémy Zaugg - Voici Voilà Voyez 30.09.2017 – 28.01.2018
Paul Viaccoz 10.03. – 20.05.2018 Artistes jurassiens – au fil des collections 10.03. – 11.11.2018 Musée jurassien des Arts 4, rue Centrale CP 729 2740 Moutier info@musee-moutier.ch www.musee-moutier.ch
MUSEUM FRANZ GERTSCH Varlin. Perspektiven 02.09.2017 – 04.03.2018
Exposition multisite en partenariat avec le Musée jurassien d’art et d’histoire – Delémont et le Musée de l’Hôtel-Dieu, Porrentruy. Conçue en trois volets, cette exposition rend hommage à Rémy Zaugg (1948– 2005), artiste suisse majeur. Ceci dans et par rapport à sa région d’origine, le Jura. Des œuvres de jeunesse méconnues dialoguent avec des créations de la maturité. VOYEZ, présenté au Musée jurassien des Arts – Moutier, explore ce qui fut au cœur des recherches de l’artiste dès la fin des années 1960 : interroger le regardeur en déstabilisant ses habitudes visuelles. Rémy Zaugg invite ainsi à être conscient de l’acte de percevoir comme une nécessité vitale.
CAMILLE SCHERRER – La Guignette 05.11.2017 – 28.01.2018
Georg Baselitz Norweger rückwärts IV, 2012 © Georg Baselitz 2017
Cantonale Berne Jura 10.12.2017 – 28.01.2018
Rémy Zaugg De Dehors-Dedans I, 1968–1970 sérigraphie sur carton bristol, 50 x 50 cm Photo: J. Bélat © Galerie Mai 36 Zürich
Eine Ausstellung zum 40. Todestag des Schweizer Malers (1900-1977). Ausgehend von einer Gegenüberstellung zweier Grossformate – «Die Heilsarmee» (1963/64) und «Gente del mio Paese» (1975-76) – geht es um verschiedene Perspektiven und speziell um die Brüchigkeit vertrauter Positionen. Von
seinen Anfängen als Maler in Paris bis zu den zum Teil grossformatigen Bildern des in Bondo entstandenen Spätwerkes entwickelte Varlin neue Sichtweisen. Im Porträt verlieh er nicht nur bekannten Persönlichkeiten ein Gesicht, sondern auch Menschen am Rande der Gesellschaft. Gegenstände erhalten ein ausgeprägtes Eigenleben, beispielsweise ein im Atelier vorhandenes Bett. Varlin Le Casino de Nice, 1938 Öl auf Leinwand / oil on canvas, 71 × 91 cm Privatsammlung / private collection © 2017, P. Guggenheim / ProLitteris, Zurich
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Agenda
Franz Gertsch. Sommer 02.09.2017 – 04.03.2018 Anja Ganster. Gezeitenreibung (Konstellation 6) 02.09.2017 – 28.01.2018 Stephan Melzl 03.02. – 17.06.2018 museum franz gertsch Platanenstrasse 3 3401 Burgdorf info@museum-franzgertsch.ch www.museum-franzgertsch.ch
KUNSTMUSEUM THUN Bilder erzählen. Literarische Begegnungen mit der Sammlung des Kunstmuseum Thun 02.09. – 19.11.2017
Und durch die Kuh Flora, die eine unfreiwillige Reise macht, erleben Kinder Kunst kreativ und spannend. Cantonale Berne Jura 2017 09.12.2017 – 04.02.2018 Jeppe Hein. Einatmen – Innehalten – Ausatmen 03.03. – 29.07.2018 Kunstmuseum Thun Thunerhof Hofstettenstrasse 14 CH-3602 Thun kunstmuseum@thun.ch www.kunstmuseumthun.ch
THUN-PANORAMA 360° Dauerausstellung zu Marquard Wochers Panorama von 1811 Seit 28.03.2015 11.03. – 26.11.2017 Grüne Oase im Wandel. Der Thuner Schadaupark Mit einer künstlerischen Intervention von Eva-Fiore Kovacovsky 11.03. – 26.11.2017
Bunte Kuh, schwarz-weisser Traum, schnelle Landschaft: Die Herbstausstellung führt mit fünf literarischen Begegnungen durch die Sammlung des Kunstmuseum Thun. Autoren liessen sich von ausgewählten Bildern inspirieren und entwickelten daraus unterschiedliche Geschichten. Der Erzähler Tim Krohn schickt Matz in die Stadt, ein Koffer bringt bei der Geschichte der Thuner Krimiautorin Esther Pauchard eine unangenehme Vergangenheit zurück und der Berner Schriftsteller Christoph Simon will nur das Beste für Marie. Das Jugend-Duo Rinia schrieb für Jugendliche eine emotionale Liebesgeschichte. Max Matter Schnelle Landschaft, 2003/05 Kunstmuseum Thun, Schenkung des Künstlers
KUNSTMUSEUM BERN @ PROGR LOREDANA SPERINI last door 06.10. – 09.12.2017
STADTGALERIE BERN Porzellan & Gold … still going strong Cochon Rodeo (Monsignore Dies / Christophe Lambert), San Keller, Ernestyna Orlowska, The Fungi Kingdom, Karoline Schreiber u.a. 05.10. – 28.10.2017 Die Stadtgalerie feiert dieses Jahr ihr 20-jähriges beziehungsweise 50-jähriges Bestehen, bezieht man ihre Vorläuferinstitution, die Berner Galerie, mit ein. Anlässlich des doppelten Jubiläums widmet sich das Oktober-Ausstellungsfenster dem Geburtstag und der Festivität. Verschiedene Anlässe, Performances, Konzerte und
Thun-Panorama Schadaupark 3602 Thun thun-panorama@thun.ch www.thun-panorama.com
@ PROGR PROGR Zentrum für Kulturproduktion Waisenhausplatz 30 3011 Bern Ausstellungszone West – Eingang Speichergasse Ausstellungszone Ost – Eingang Waisenhausplatz
Essen versetzen die Stadtgalerie während der Ausstellungsdauer in einen Ausnahmezustand. Dabei wird die Ausstellungsgeschichte immer wieder Teil der Inszenierungen, sie dient als Ausgangslage, als Inspiration oder als Gegenüber. Das Detailprogramm ist auf www.stadtgalerie.ch ersichtlich. Ernestyna Orlowska Party Remix, 2017 Foto: Tim Underwood
Basis Kunst und Bau Gegenwärtige Praktiken in der Stadt Bern Ausstellungskonzept: Verein Basis Kunst und Bau 09.11. – 09.12.2017 Cantonale Berne Jura & WERK-BUCH/ŒUVRE D’ARTISTE 2017 14.12.2017 – 27.01.2018 Daria Gusberti mit Ino Varvariti und Giannis Delagrammatikas 22.02. – 24.03.2018 Stadtgalerie PROGR, Waisenhausplatz 30 3011 Bern stadtgalerie@bern.ch www.stadtgalerie.ch
Impressum
«KunstEINSICHTBern» Das gemeinsame Magazin von Kunstmuseum Bern & Zentrum Paul Klee info@kunsteinsichtbern.ch HERAUSGEBER Kunstmuseum Bern Hodlerstrasse 8–12, 3011 Bern www.kunstmuseumbern.ch Zentrum Paul Klee Moument im Fruchtland 3, 3006 Bern www.zpk.org, Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee REDAKTION Maria-Teresa Cano, Maria Horst MIT BEITRÄGEN VON Nathalie Bäschlin, Maria-Teresa Cano, Simon Deckert, Nikola Doll, Fabienne Eggelhöfer, Beat Hächler, Simon Jäggi, Anne Leichtfuß, Urs Rietmann, Dorothea Spitza, Jacqueline Strauss, Marianne Wackernagel, Nina Zimmer, Tirdad Zolghadr. AUFLAGE 18 000 Ex., Erscheint 2-mal jährlich Nächste Ausgabe Februar 2018 BEZUG Mitglieder der Gönnervereine erhalten das Magazin nach Hause geschickt. Aufgelegt im Kunstmuseum Bern und Zentrum Paul Klee GESTALTUNG Marie Louise Suter, Grégoire Bossy DRUCK www.jordibelp.ch INSERATE Für die nächste Ausgabe können Inserate gebucht werden. Inserateschluss: 9. Februar 2018 Infos: info@kunsteinsichtbern.ch UNTERSTÜTZUNG Wir bedanken uns für die grosszügige Unterstützung beim Verein der Freunde Kunstmuseum Bern und der Bernischen Kunstgesellschaft BKG
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Jetzt ! cken entde Im Kurzabo lesen: nzz.ch/geschichte22 Einzelausgabe bestellen: shop.nzz.ch/geschichte Nur solange Vorrat reicht
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Un musée Ville de Genève www.mah-geneve.ch
ITALIENISCHE ZEICHNUNGEN DER RENAISSANCE SAMMLUNG DER KUNSTAKADEMIE DÜSSELDORF
cabinet d’arts graphiques du musée d’art et d’histoire, genF 29. septembeR 2017 - 7. janUaR 2018
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Member
Interview mit Bettina Hahnloser
IST SAMMELLEIDENSCHAFT VERERBBAR – BETTINA HAHNLOSER ÜBER IHRE URGROSSMUTTER UND DIE KUNST
Bettina Hahnloser vor Félix Vallotton, Le chapeau violet, 1907, Dauerleihgabe aus Privatbesitz, ehemalige Sammlung Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler Foto: Grégoire Bossy
Die Ausstellung «Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Sammlung Hahnloser» ist noch bis zum 11. März 2018 im Kunstmuseum Bern zu sehen. Die bisher umfassendste Ausstellung der ehemaligen Sammlung gibt einen Einblick in eine der wichtigsten Pioniersammlungen zur Kunst der französischen und schweizerischen Moderne. Bettina Hahnloser ist die Urenkelin des Sammlerpaares Arthur und Hedy Hahnloser-Bühler und lässt in ihrem Buch über ihre Urgrossmutter ein Stück Schweizer Kulturgeschichte wiederaufleben. Bettina Hahnloser, Sie haben ein Porträt ihrer Urgrossmutter, der grossen Mäzenin und Kunstsammlerin Hedy Hahnloser-Bühler, verfasst. Es trägt den Titel «Revolution beim schwarzen Kaffee». Was war der entscheidende Impuls, das Buch zu schreiben? Als 1995 das Museum Villa Flora eröffnet wurde, fragten uns die Besucherinnen und Besucher, was für eine Persönlichkeit Hedy HahnloserBühler war und warum sie und ihr Mann Arthur zu sammeln begannen. Spätestens dann wurde auch unsere Neugierde auf die Menschen Hedy und Arthur geweckt. Das Stöbern im immensen Archiv, das Hedy hinterlassen hatte, tat das Übrige, um eine Biografie in Angriff zu nehmen. Das
Archiv eröffnete nicht nur einen Blick auf das Sammlerehepaar, sondern auch auf die allgemeine kulturelle und gesellschaftliche Entwicklung seiner Zeit. Hedys Mann, Arthur, teilte die Leidenschaft seiner Frau und war gleichberechtigt am Aufbau der Sammlung beteiligt. Wie und warum aber haben die zwei damals mit dem Sammeln begonnen? Stand am Anfang ein Konzept, eine Vision? Hedy besuchte als junge ledige Frau die Kunstgewerbeschule in St. Gallen und dann eine Malschule in München. Sie hatte also einen Bezug zur Malerei und künstlerischen Fragen ihrer Zeit. Dann lernte das Ehepaar Giovanni Giacometti und Ferdinand Hodler kennen und kam damit auch mit der Moderne in Berührung. Aber wie es oft geht bei Sammlern: Am Anfang stand ein Zeitgenosse, der sie mit seiner Leidenschaft ansteckte. In ihrem Fall war es der Winterthurer Karl Montag, der sie in Paris in die Welt der Nabis mit Félix Vallotton und Pierre Bonnard einführte. Das war die Initialzündung. Das Konzept, nämlich die Entwicklung der Künstlerfreunde sammelnd zu dokumentieren und zu fördern und ihre Vorläufer zu erwerben, ergab sich dann im Verlaufe der Zeit.
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Auf welche Weise traten die beiden mit Künstlern, deren Werke ihnen gefielen, in Kontakt und hatten sie darunter ihre besonderen Lieblinge? Die «Lieblinge» waren ohne Zweifel Félix Vallotton und Pierre Bonnard – nicht nur wegen ihrer spezifischen Malerei, sondern sicher auch deshalb, weil sie ihnen menschlich nahestanden. Ihre Werke sind am häufigsten in der Sammlung vertreten. Vallotton lernten sie über Montag kennen und Bonnard über Vallotton. So zog die Bekanntschaft mit den Malern immer weitere Kreise. Grundsätzlich zog es das Ehepaar vor, Künstler im Atelier zu besuchen und dort auszuwählen – ich nehme an, auch deshalb, weil der direkte Kontakt sie näher zu deren Kunst führte. Weshalb wurde der private Rahmen schliesslich aufgelöst und die Sammlung Hahnloser der Öffentlichkeit zugänglich gemacht? Die Idee, eine Stiftung zu gründen, kam von Mitgliedern des Familienzweiges Jäggli in Winterthur. Jede Erbin, jeder Erbe soll nach eigenem Gutdünken die Stiftung mit Werken alimentieren. Die Hoffnung war und ist, dass die ursprüngliche Sammlung nicht ganz auseinanderfällt, denn ihr besonderer Wert liegt gerade auch in ihrer Einheit, also in der vom Sammlerehepaar gewollten Beschränkung auf die Künstler der Nabis und Fauves und ihrer Vorläufer. Für Betrachtende stellt sich das grosse Erlebnis ja dann ein, wenn man die Werke nebeneinander hängen sieht und die Entwicklung der einzelnen Künstler mitvollziehen kann. Ihre Urgrosseltern haben mit relativ massvollen Mitteln eine Sammlung von internationalem Renommee aufgebaut. Was glauben Sie – bei den Kapriolen des derzeitigen Kunstmarktes –, wäre eine vergleichbare Entwicklung heutzutage überhaupt noch möglich? Ich verstehe zu wenig vom gegenwärtigen Kunstmarkt, als dass ich dies beurteilen könnte. Aber grundsätzlich, so denke ich, hat man sich damals vielleicht noch eher vom eigenen Urteil leiten lassen können, und das Angebot war überschaubarer. Heute haben die Galerien und das geschickte Marketing mehr Macht. Ausserdem fliessen die Informationen viel rascher, und so kann sich sehr schnell ein Hype um einen bestimmten Künstler
entwickeln, der die Preise nach oben drückt. Hedy und Arthur Hahnloser hätten heute mit ihrem Budget bei Neuentdeckungen wohl kaum sehr lange mithalten können, und so wäre auch eine solch breite Sammlung nicht zustande gekommen. Und Sie ganz persönlich: Welchen Bezug zur Kunst haben Sie? Verspüren Sie als Nachfahrin dasselbe Feuer für den Akt des Sammelns von Kunstwerken? Als wir eine Weile in Russland wohnten, spürte ich diesen Sammelvirus auch, denn dort gab es vor und nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vieles zu entdecken, und das Entdecken macht ja einen Teil des Reizes aus. Ich habe einige wenige Bilder gekauft, heute bedaure ich, dass ich nicht mutiger war, denn die Preise waren noch tief und die Kunst grossartig! Heute kaufe ich noch ganz vereinzelt Werke, die mir sehr gefallen, wie etwa jene von Silvia Gertsch. Ich bin aber wohl auch vorbelastet in dem Sinne, dass ich versucht habe, meinen eigenen Weg zu gehen und eher nicht in die Fussstapfen der Ahnen zu treten – die Messlatte ist sowieso zu hoch! Interview: Maria-Teresa Cano
Der Katalog zur Ausstellung und das Buch von Bettina Hahnloser sind im Museumsshop des Kunstmuseum Bern erhältlich: Die Sehnsucht lässt alle Dinge blühen … Van Gogh bis Cézanne, Bonnard bis Matisse. Die Sammlung Hahnloser Hrsg. Nina Zimmer, Matthias Frehner, Kunstmuseum Bern, 256 Seiten, 180 Farb- und 39 SchwarzweissAbbildungen, Softcover, 28 x 23 cm, ISBN 978-3-85881-564-4, Preis: CHF 39.00 Revolution beim schwarzen Kaffee Hedy Hahnloser-Bühler – Kunstsammlerin und Mäzenin Autorin: Bettina Hahnloser, 332 Seiten, farbige und schwarzweisse Abbildungen 72 Illustrationen, gebunden mit Schutzumschlag, 15 cm x 22 cm, ISBN 978-3-03810-026-3
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MITGLIED WERDEN: PROFITIEREN UND UNTERSTÜTZEN
FREUNDE ZPK Werden Sie Freundin/Freund des Zentrum Paul Klee! Freuen Sie sich auf freien Eintritt in alle Ausstellungen, umfassende Informationen über die vielfältigen Aktivitäten des Zentrum Paul Klee und exklusive Einblicke. Als Freundin/Freund ZPK unterstützen Sie ein in der Schweiz einzigartiges Kunst- und Kulturzentrum.
Die Mitglieder des Vereins der Freunde Kunstmuseum Bern leisten einen wertvollen Beitrag an das Museum und an das Berner Kunstleben. Der Verein erwirbt mit den Beiträgen seiner Mitglieder hauptsächlich Kunstwerke für das Museum und rundet damit die Sammlung in ihren Schwerpunkten ab. Vorteile einer Mitgliedschaft
Vorteile einer Mitgliedschaft – Kostenloser Eintritt in alle Ausstellungen – Exklusive Führungen und Veranstaltungen mit unserem Direktor und Expertinnen und Experten – Einladungen zu den Ausstellungseröffnungen – Informationen zu Programm und Aktivitäten des ZPK – Abonnement des gemeinsam mit dem Kunstmuseum Bern herausgegeben Magazins «KunstEINSICHTBern» – 20% Rabatt auf unsere Ausstellungskataloge – Freier Eintritt in die «Fünfliberwerkstatt» des Kindermuseums Creaviva – Freier Eintritt zu den Familienmorgen-Programmen Mitgliederbeiträge Einzelmitgliedschaft CHF 90.00 / Partnermitgliedschaft (1 Adresse, 2 persönliche Ausweise) CHF 140.00 / Familienmitgliedschaft (2 Erwachsene und Kinder bis 16 Jahre) CHF 170.00 / SchülerInnen, Studierende bis 26 Jahre CHF 30.00 / Firmen Gönnermitgliedschaft (2 übertragbare Freundeskreiskarten) CHF 500 Kontakt Freunde Zentrum Paul Klee, Monument im Fruchtland 3, Postfach, 3000 Bern 31 / T + 41 (0)31 359 01 01 / freunde@zpk.org
Als Mitglied bieten wir Ihnen verschiedene Gelegenheiten, im Kreis der Freunde Kunst zu entdecken: – Gratis in die Sammlung und die Sonderausstellungen des Kunstmuseums Bern – 20% Rabatt auf Ausstellungskatalogen des Kunstmuseums Bern – Geschlossene Führungen durch die Ausstellungen des Kunstmuseums Bern – Einladungen zu Vernissagen und Veranstaltungen des Kunstmuseums Bern – Teilnahme an exklusiven Kunstreisen – Abonnement des gemeinsam mit dem Zentrum Paul Klee herausgegebenen Magazins «KunstEINSICHTBern» – Jährliche Mitgliederversammlung mit aussergewöhnlichem Kunstanlass – Begrüssungsgeschenk zu Beginn der Mitgliedschaft Mitgliederbeiträge Einzelmitglieder CHF 65.00 / Ehepaare CHF 100.00 / Studierende CHF 10.00 / Kollektivmitglieder CHF 300.00 / Private Gönner CHF 750.00 / Firmen und Institutionen als Gönner CHF 1500.00 / Einmaliger Beitrag CHF 2000.00 Kontakt Verein der Freunde Kunstmuseum Bern, Hodlerstrasse 8 – 12, 3000 Bern 7 / T +41 (0)31 328 09 44 / member@kunstmuseumbern.ch
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bernerkunstfonds Die BKG fördert das Verständnis für die zeitgenössische Kunst und unterstützt insbesondere begabte junge Kunstschaffende, das Kunstmuseum Bern sowie die Kunsthalle Bern. Die BKG veranstaltet Führungen in Ausstellungen und organisiert Kunstreisen, Atelierbesuche und Vorträge. Jährlich vergibt sie mit dem Louise Aeschlimann und Margareta Corti Stipendium den höchstdotierten privaten Kunstpreis der Schweiz. Im Jahr 1813 gegründet, gehört die BKG zu den ältesten Institutionen, die sich in der Schweiz der Kunstförderung widmen. Vorteile einer Mitgliedschaft – Einladung zur Vernissage des AC-Stipendiums und Zustellung der Publikation zur Ausstellung – Gratiseintritt in alle Ausstellungen des Kunstmuseums Bern und der Kunsthalle Bern – Abonnement des gemeinsam mit dem Zentrum Paul Klee herausgegebenen Magazins «KunstEINSICHTBern» – Gratisteilnahme an den von der BKG organisierten Atelierbesuchen und Führungen mit Apéro – Exklusive Kunstreisen im In- und ins Ausland – Einladung zu allen Anlässen des Kunstmuseums Bern – Begrüssungsgeschenk zu Beginn der Mitgliedschaft – Jahresgabe
1993 wurde der Berner Kunstfonds durch den Verein der Freunde Kunstmuseum Bern, die Bernische Kunstgesellschaft BKG und die Kunsthalle Bern gegründet, um die Beziehungen zu Mäzenen und Sponsoren auf privatwirtschaftlicher Basis zu pflegen und zu koordinieren. Die Mitglieder leisten jährlich mit rund CHF 90 000.00 einen wichtigen Beitrag zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen Kunstmuseum Bern und Kunsthalle Bern sowie zur Kunstvermittlung und zum Kunstleben. Der Berner Kunstfonds zählt an die 60 Mitglieder (Private, Firmen und Institutionen). Sie fördern das Kunstmuseum Bern und die Kunsthalle Bern mit einem jährlichen Beitrag Gönnermitgliedschaft 1: CHF 1000.00 – Wir laden Sie ein zu Vernissagen und allen anderen Anlässen in beiden Häusern. – Sie erhalten zwei unpersönliche Jahres-Freipässe für das Kunstmuseum Bern und die Kunsthalle. – 1–2 Sonderanlässe zu den Ausstellungen werden speziell für Sie organisiert. Gönnermitgliedschaft 2: CHF 2000.00
Mitgliederbeiträge Einzelmitglieder CHF 80.00 / (Ehe-)Paare CHF 120.00 / Künstlerinnen und Künstler sowie Auszubildende und StudentInnen unter 25 Jahren CHF 30.00 / Gönnerinnen und Gönner CHF 150.00 (oder mehr)
– Zusätzlicher Vorteil: Wir bieten Ihnen auf Wunsch eine Führung mit den Direktoren durch unsere wichtigsten Ausstellungen.
Kontakt Bernische Kunstgesellschaft BKG, Hodlerstrasse 8 – 12, 3000 Bern 7 / T +41 (0)31 328 09 44 / info@kunstgesellschaft.ch / www.kunstgesellschaft.ch
– Zusätzlicher Vorteil: Wir organisieren für Sie einmal jährlich einen exklusiven Kunstüberraschungsanlass
Gönnermitgliedschaft 3: CHF 3000.00
Kontakt Berner Kunstfonds, Hodlerstr. 8 – 12 , 3000 Bern 7 T +41 (0)31 328 09 44 / member@kunstmuseumbern.ch
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Bildergalerie Zentrum Paul Klee
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1 Haben für mächtig Stimmung gesorgt: Traktorkestar, die Blaskapelle aus Bern an der Museumsnacht im ZPK. 2 Design Weekend ZPK in Kooperation mit dem Design Festival Bern und zu Gast Alfredo Häberli. 3 Die 4×100-m-Nationalstaffel der Frauen: Im Rahmen eines knapp einstündigen Podiums auf Einladung von Switzerland Global Enterprise erzählten Sarah Atcho, Salomé Kora, Ajla Del Ponte und Mujinga Kambundji aus ihrem Leben als Sportlerinnen. 4 Das lohnt sich: Agri-Kultur-Tag mit Esther Kern, Kochbuchautorin «Leaf to Root», und kulinarischen Leckerbissen. 5 Äusserst unterhaltsame Buchpremiere mit Franz Hohler und Luzia Stettler, SRF-Literaturredaktorin. 6 Falls der Hunger kommt: Foodtruck der Firechefs an der Eröffnung der Ausstellung «10 Americans. After Paul Klee».
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Kunstmuseum Bern 1 Der russische Künstler Vitaly Komar führt durch die Sots Art an der Eröffnung der Ausstellung «Die Revolution ist tot. Lang lebe die Revolution!». 2 Die glücklichen Gewinnerinnen und Gewinner des AC-Stipendiums 2017: Lukas Hoffmann, Monika Stadler, Reto Steiner, Eva Maria Gisler (v.l.n.r.). 3 Die Direktorin Nina Zimmer eröffnet das Symposium zur Provenienzforschung im Kunstmuseum Bern. 4 In der Werkstatt Gurlitt konnten Besucherinnen und Besucher den Restauratorinnen bei der Arbeit über die Schulter schauen. 5 Kuratorin Kathleen Bühler an der Eröffnung der Ausstellung «The Show Must Go On». 6 Nathalie Bäschlin, Leiterin der Abteilung Konservierung und Restaurierung, bereitet Le Semeur von Vincent van Gogh für die Eröffnung der Sammlung Hahnloser vor.
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25. Internationale Kunstausstellung
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10. – 19. November 2017, Kronenmattsaal Binningen Vernissage: Freitag, 10. November 2017, 19 Uhr
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