Leseprobe Klaus Jans "Neo-Werther" KUUUK ISBN 978-3-96290-005-2 Goethe alias die Leiden des jungen W

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Mit Cover = 32 Seiten LESEPROBE zu Jans NEO-WERTHER

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Klaus Jans Goethe alias die Leiden des jungen Werthers in der globalisierten Welt

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er Autor hat ein Kunstwerk erschaffen. Durch eine kleine und feine Veränderung von Goethes Text, der selbst wiederum bereits in »unzähligen« Versionen und Varianten existent zu sein scheint. Unterschiedliche Textzustände waren schon von Goethe selbst so akzeptiert, ja, auch so erstellt. Zusätzlich aber kam es zu Textänderungen durch (gewollte und auch ungewollte) Eingriffe von anderen. Also Herausgeber, Setzer, Schreiber, Raubdrucker und wer sonst noch immer. In diesem gewissen Textdurcheinander um den Werther finden wir nun noch die jetzigen und sehr neuen Eingriffe, Satz für Satz. Da wurde etwas eingefügt, welches dem Sprachgeist und Redestil dieser (heutigen) Zeit sehr entspricht. Es handelt sich demzufolge um die »Kunst der sprachlichen Intervention«, die Klaus Jans bei Goethe und dessen Werther hier kühn umsetzt. Beispielhaft für mögliche weitere Interventionen in bereits existente Bücher von unterschiedlichsten Autorinnen und Autoren. Eine geniale Kleinigkeit.

Klaus Jans wurde 1958 in Uerdingen am Rhein geboren. Er arbeitet heute nach diversen Lebenstationen (auch im Ausland) als Autor, Künstler, Verleger und Weltbeobachter in Königswinter. __ 2 __

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Klaus Jans

Goethe alias die Leiden des jungen Werthers in der globalisierten Welt Neo-Werther und Neo-Roman durch sprachliche Intervention

K|U|U|U|K VERLAG MIT 3 U

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek erfasst diesen Buchtitel in der Deutschen Nationalbibliografie. Die bibliografischen Daten können im Internet unter http://dnb.dnb.de abgerufen werden. Alle Rechte vorbehalten. Insbesondere das der Übersetzung, des öffentlichen Vortrags sowie der Übertragung durch Rundfunk, Fernsehen und Medien – auch einzelner Teile. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Mikrofilm oder andere neuartige Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. HINWEIS: Deutsch ist überaus vielschichtig und komplex. Der Verlag versucht, nach bestem Wissen und Gewissen alle Bücher zu lektorieren und zu korrigieren. Oft gibt es allerdings mehrere erlaubte Schreibweisen parallel. Da will entschieden werden. Zudem ergeben sich immer wieder Zweifelsfälle, wozu es oft auch keine eindeutigen Antworten gibt. Schlussendlich haben auch die Autorinnen und Autoren ureigene Sprachpräferenzen, die sich dann bis in die Kommasetzung, Wortwahl und manche Schreibung wiederfinden lassen können.

Coverentwurf samt dem Bild mit dem Titel „Puntualis“ – und auch das Backcoverbild © Klausens | Hauptschrift des Buches: Bodoni | Lektorat: KUUUK | ISBN 978-3-96290-005-2 Erste Auflage April 2019 KUUUK Verlag und Medien Klaus Jans Königswinter bei Bonn Printed in Europe (EU) K|U|U|U|K – Der Verlag mit 3 U www.kuuuk.com Alle Rechte [Copyright] © Klaus Jans © KUUUK Verlag | info@kuuuk.com __ 4 __

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Für jeden Winter, der in der globalisierten Welt uns auch mal ein Sommer ist.

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Es kommen derer, die in der globalisierten Welt nicht weiterwissen und auch nicht(s) Weiteres wissen. Leider.

Hartzo Baal ELEGIE IN DER GLOBALISIERTEN WELT

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Inhaltsverzeichnis [Eingreifend neu aufgeteilt in die bekannten 2 Bücher, aber nun mit insgesamt 97 Unterteilen] Hinweis für die hier vorliegende Ausgabe »Goethe alias die Leiden des jungen Werthers in der globalisierten Welt«: Ein Inhaltsverzeichnis gab es damals in den Werther-DruckAusgaben nicht. Aber wir machen es hier einfach dennoch mal. Für die E-Book-Version wird heutzutage sowieso am (linken) Rande eines Buches eine »Aufteilung« des Buches in anzuklickende Teil-Elemente gewünscht. Wir erstellen also für das E-BOOK und das PAPIERBUCH ein Inhaltsverzeichnis, wenngleich an manchen Stellen die Zuordnung zu einem »Kapitel« schwierig ist, zumal wenn man es mit den ersten (Faksimile-)Druck-Ausgaben 1774 ff. oder auch der von 1787 mal vergleicht. Denn es sind immer die Tage, an denen sich alles orientiert, gewiss, aber ganz manchmal fand sich eben doch ein »abends« oder »nach eilfe« (nach elf) etwas optisch zum Tag noch herausgehoben. Nicht zu vergessen die dezenten Unterteilungsstriche auf einigen Seiten, die oft kleine Zeitschnitte sind. Wir aber sind nicht mehr manisch werkgebunden, da wir ja mit dem Text voller Hintersinn »spielen« wollen. Also gliedern wir als Inhaltsverzeichnis! – Und noch etwas fällt mir hier ein: In den ersten Ausgaben gab es auch den Johann Wolfgang von Goethe als Verfasser nicht angegeben. Die Bücher erschienen einst also anonym. (Es folgen 40 Unterteile für Teil 1, 57 Unterteile für Teil 2.) __ 8 __

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2 »Vorbilder« = 2 Ur-Werther-Cover Vorbemerkung des Sprachinterventionisten ..................

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Vorausgehendes

Erstes Buch 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

14

Unterteil-01 – 4. Mai 71 Unterteil-02 – 10. Mai 71 Unterteil-03 – 12. Mai 71 Unterteil-04 – 13. Mai 71 Unterteil-05 – 15. Mai 71 Unterteil-06 – 17. Mai 71 Unterteil-07 – 22. Mai 71 Unterteil-08 – 26. Mai 71 Unterteil-09 – 27. Mai 71 Unterteil-10 – 30. Mai 71 Unterteil-11 – 16. Juni 71 Unterteil-12 – 19. Juni 71 Unterteil-13 – 21. Juni 71 Unterteil-14 – 29. Juni 71 Unterteil-15 – 1. Juli 71 Unterteil-16 – 6. Juli 71 Unterteil-17 – 8. Juli 71 Unterteil-18 – 10. Juli 71 __ 9 __

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19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35 36. 37 38. 39. 40.

Unterteil-19 – 11. Juli 71 Unterteil-20 – 13. Juli 71 Unterteil-21 – 16. Juli 71 Unterteil-22 – 18. Juli 71 Unterteil-23 – 19. Juli 71 Unterteil-24 – 20. Juli 71 Unterteil-25 – 24. Juli 71 Unterteil-26 – 26. Juli 71 Unterteil-27 – 26. Juli 71, zweiter Eintrag Unterteil-28 – 30. Juli 71 Unterteil-29 – 8. August 71 Unterteil-30 – Abends, auch 8. August 71 Unterteil-31 – 10. August 71 Unterteil-32 – 12. August 71 Unterteil-33 – 15. August 71 Unterteil-34 – 18. August 71 Unterteil-35 – 21. August 71 Unterteil-36 – 22. August 71 Unterteil-37 – 28. August 71 Unterteil-38 – 30. August 71 Unterteil-39 – 3. September 71 Unterteil-40 – 10. September 71

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Zweites Buch 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22.

Unterteil-41 – 20. Oktober 71 Unterteil-42 – 10. November 71 Unterteil-43 – 24. Dezember 71 Unterteil-44 – 8. Januar 72 Unterteil-45 – 20. Januar 72 Unterteil-46 – 8. Februar 72 Unterteil-47 – 17. Februar 72 Unterteil-48 – 20. Februar 72 Unterteil-49 – 15. März 72 Unterteil-50 – 16. März 72 Unterteil-51 – 24. März 72 Unterteil-52 – 19. April 72, Zur Nachricht Unterteil-53 – 5. Mai 72 Unterteil-54 – 9. Mai 72 Unterteil-55 – 25. Mai 72 Unterteil-56 – 11. Juni 72 Unterteil-57 – 16. Juni 72 Unterteil-58 – 18. Juli 72 [... oder doch 18. Juni 72 ??? ...] Unterteil-59 – 29. Juli 72 Unterteil-60 – 4. August 72 Unterteil-61 – 21. August 72 Unterteil-62 – 3. September 72 __ 11 __

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23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46.

Unterteil-63 – 4. September 72 Unterteil-64 – 5. September 72 Unterteil-65 – 6. September 72 Unterteil-66 – 12. September 72 Unterteil-67 – 15. September 72 Unterteil-68 – 10. Oktober 72 Unterteil-69 – 12. Oktober 72 Unterteil-70 – 19. Oktober 72 Unterteil-71 – 26. Oktober 72 Unterteil-72 – 27. Oktober 72 Unterteil-73 – 27. Oktober 72 abends Unterteil-74 – 30. Oktober 72 Unterteil-75 – 3. November 72 Unterteil-76 – 8. November 72 Unterteil-77 – 15. November 72 Unterteil-78 – 21. November 72 Unterteil-79 – 22. November 72 Unterteil-80 – 24. November 72 Unterteil-81 – 26. November 72 Unterteil-82 – 30. November 72 Unterteil-83 – 1. Dezember 72 Unterteil-84 – 4. Dezember 72 Unterteil-85 – 6. Dezember 72 Unterteil-86 – Der Herausgeber an den Leser 47. Unterteil-87 – 12. Dezember 72 __ 12 __

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48. Unterteil-88 – 14. Dezember 72 49. Unterteil-89 – 20. Dezember 72 50. Unterteil-90 – [... TEXT: Was in dieser Zeit ...] 51. Unterteil-91 – [... OSSIAN-Beginn ...] 52. Unterteil-92 – Colma. 53. Unterteil-93 – Ryno. 54. Unterteil-94 – Alpin. 55. Unterteil-95 – [... NACH DEM OSSIAN | TEXT: Ein Strom von Tränen ...] 56. Unterteil-96 – nach eilfe. 57. Unterteil-97 – [... TEXT: Ein Nachbar sah ...]

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| Deckblatt-Elemente von Teil 1 und Teil 2 der ersten Ausgabe von 1774 bei Weygand in Leipzig. | Unterschiedliche Weygand-Drucke von 1774 gibt es. Ohne Autorenangabe. Alle noch mit dem „s“ am „Werther“ = „...Werthers“. | Online einzusehen, als digitalisierter Scan, in der guten Qualität nach d. Original (samt Fehlerverzeichnis S. 224) bei deutschestextarchiv.de | Dort gescannt: Exemplar der HAB Wolfenbüttel. | Oder bei Uni Wien, phaidra.univie.ac.at als anderes, späteres 1774-er-Exemplar, schon ohne Fehlerverzeichnis. Vignette! | Oder ein 1774-er Werther bei der Bayrischen Staatsbibliothek: Erster __ 14 __ Druck, also noch der mit einem Fehlerverzeichnis: digitale-sammlungen.de |

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Vorbemerkung des Sprachinterventionisten Goethes »Werther« hatte eigentlich ganz zu Anfang in der ersten Auflage mal einen guten alten s-Genitiv (Wort »Genetiv« mit 2 e ist übrigens die ältere Schreibweise) am Namen dran, geschrieben deshalb als »... des jungen Werthers« mit jenem extra-s als starke Flexion des Namens. Das Werthers mit s blieb eigentlich noch bis 1825 (dann nämlich: Neue Ausgabe, von dem Dichter selbst eingeleitet, also durch Goethe. Diese Edition kennzeichnete die eigentliche große und dann dauerhafte Werther-s-Abkehr, die sich bekanntlich bis heute meist hält!), auch wenn es bereits 1787 schon einmal einen ersten Werther ohne s gab. Der Werther hat(te) sein Genitiv-s fortan nach 1825 fast immerzu verloren, bis in die aktuelle Moderne, deshalb natürlich auch in der Ausgabe bei RECLAM, Heftchen Nr. 67, auch Universalbibliothek (UB) genannt. – Lediglich die (unterschiedlich editierten) Nachdrucke der Ur-Werther-Ausgabe von 1774 legen noch Wert auf das extra s. Jener Werther (bzw. ... des jungen Werther bzw. ... des jungen Werthers) durchlief und durchläuft (bis heute, auch dieses Buch hier beweist es) unzählige Änderungen, Versionen, Fortsetzungen, Zusatzdichtungen, Abweichungen, Umtextungen, Verfremdungen, eingebaute Fehler und vieles mehr. Man sprach damals auch noch (zusätzlich zu den unzähligen Druckausgaben mit ihren Kleinveränderungen) von »Wertheriade«, wenn das Werk (oder Elemente daraus) in __ 15 __

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etwas anderes noch umgesetzt oder umgearbeitet wurde: ein Lied, die Oper, Filme, Theater ... oder gar ein Stück Mode(?): die neue Gelbweste vielleicht, aber einen Tick verändert? Eine Wertheriade war es wohl auch, wenn man sich an dem Werk orientierte und dann vielleicht eine ganz neue Erzählung schrieb, zu dem, was danach passierte, eine Ergänzung ... durchaus also auch eine mögliche Fortsetzung der Geschichte. Auch eine Persiflage war und ist immer möglich. Werther, und als Zusatztextgruppe die Wertheriade, diese Kombi von Möglichkeiten macht die Um-den-Werther-Textmenge noch umfangreicher. (Zu den vielen Wertheriaden gibt es eine Dissertation von Ingrid Engel, Saarbrücker Beiträge zur Literaturwissenschaft, Band 13, von 1986.) Das hier nun vorliegende Werk steht gewiss in dieser Gesamt-Tradition des Änderns – aber, was dann gleich auf den späteren Seiten passiert, ist wesentlich radikaler, vom Eingriff und von der so stattfindenden Veränderung her, wenngleich der Briefroman auch noch fast wie vordem existent zu sein scheint. Frage: Ist das hier Folgende ein Sehr-Eingriff oder ein Kaum-Eingriff? Die hier vorzufindende sprachliche Intervention nimmt ein x-fach verändertes Werk und kombiniert dieses mit einer Sprechblase der modernen Zeit, die wie folgt lautet: »in der globalisierten Welt.« Ein Ausdruck, den man zu Goethes Zeiten wohl kaum genommen hätte. (Man spricht bei solchen Kombinationen übrigens auch von festen Verbindungen, analog zu »Tag der offenen Tür«, auch das ist eine feste Verbindung. Oder »Kritik üben«; gemeint sind also mit »fester Verbindung« Wortkombis, die gerne zusammen im Deutsch auftauchen.) Auch wenn man zu Goethe-Zeiten Bücher aus fernen Län__ 16 __

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dern in Übersetzungen bekommen konnte, so war doch das Reisen (bei Nichtseeleuten zumindest) schon von Deutschland nach Italien etwas sehr Besonderes. Die Idee der Globalität war also so nicht wirklich im Lebensalltag vorhanden. An Medien wie Telefon, Fernschreiber, Radio, Fernsehen, Internet, Smartphone samt aller heutigen Übertragungswege (Satelliten!) [und alles noch eingedenk aller nun im dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung erreichten Geschwindigkeit von Informationsübermittlung] war damals nicht zu denken. Auch erste im Meer verlegte Kabel gab es in der Goethe-Zeit noch nicht. Ab 1850 ging es damit los. Aber es gab den Brief, der Wissen und Botschaften von A nach B transportierte. Dazu nahm man das Pferd, dazu diente das Schiff. Vielleicht auch noch die Brieftaube. Und Informationen kamen dann über den Buchdruck (seit der Erfindung für Europa – Gutenberg lebte in den Jahren 1448–1457 wieder in Mainz und druckte dann endlich die berühmte Bibel) massenweise aufs Papier: die Flugschrift, die Zeitschrift, die Zeitung; dazu: Buch, Broschüre, Bibel und solcherlei Druckobjekte, für die sich Buchdrucker dann öffneten, weil überall ja auch ein Verdienst lockte. Erfindung, Technik, Verdienst, Möglichkeiten, Aufbruch ... alles drehte sich – und die Texte als gedruckte vermehrten sich schnell. Wir erleben heutzutage durch das Internet eine weitere Hyper-Text-Bild-Ton-Info-Vermehrungsstufe, und das in den letzten Jahrzehnten, GOOGLE ist als Unternehmen gerade 20 Jahre geworden. Vielleicht begann dieser neue Umschwung ab 1990(plus) in etwa, zumindest für Deutschland und Westeuropa. (ANMERKUNG: Das öffentlichkeitstaugliche www = World Wide Web wurde 1989/90/91, ausgehend __ 17 __

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vom CERN bei Genf, begonnen.) Kommen wir wieder zum über zwei Jahrhunderte vor dem Web entstandenen Werther, gehen wir zum Druck-Ausgaben-Beginn: Goethe und die Ausgabe der Buchhandlung Weygand in Leipzig also, angeblich von Goethe (als BuchText) in wenigen Wochen verfasst. Lesen wir dazu ein Goethe-Zitat, aus »Dichtung und Wahrheit«, dritter Teil, dreizehntes Buch: Unter solchen Umständen, nach so langen und vielen geheimen Vorbereitungen, schrieb ich den »Werther« in vier Wochen, ohne dass ein Schema des Ganzen oder die Behandlung eines Teils irgend vorher wäre zu Papier gebracht gewesen. Ganze 4 Wochen ab Februar 1774 also, laut Goethes Angaben in »Dichtung und Wahrheit«, wo der geneigte Leser und die kluge Forschung sich jeweils fragen, was Goethe da dann rückretouschiert haben könnte. Stimmt es so wirklich? 4 Wochen ... oder doch länger? Ging es wirklich so zügig von der Hand? Oder nur die reine Auf-Schreib-Phase? Wie wahr ist die Wahrheit oder später dann in »Dichtung und Wahrheit« die von Goethe post-aufgeschriebene Wahrheit? Und: Wie ist es mit den Fakten, den Scheinfakten, den Fake-Fakten? Da wird gern getäuscht, manipuliert, verändert, in dieser Welt. Das kann bewusst geschehen, unbewusst, es können auch Fehler und Fehlleistungen sein, wie hier in diesem Werther-Fall ja auch. – Wer wolle behaupten, fehlerfrei zu sein? – Ein kleiner Tippfehler, weil die Fliege auf der Backe saß oder weil die Müdigkeit kam, und schon hat man etwas in der Welt, was man so nicht mehr hinausbekommt. Eine schlechte Lesebrille! Man muss also immer nach den bewussten und gewollten Interventionen gucken – und immer __ 18 __

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schweigenden Nacht, ruhig deine Brust wie der See, wenn sich des Windes Brausen gelegt hat. Eng ist nun deine Wohnung in der globalisierten Welt, finster deine Stätte! Mit drei Schritten mess’ ich dein Grab, o du, der du in der globalisierten Welt ehe so groß warst! Vier Steine mit moosigen Häupten sind in der globalisierten Welt dein einziges Gedächtnis; ein entblätterter Baum, langes Gras, das im Winde wispelt, deutet dem Auge des Jägers das Grab des mächtigen Morars. Keine Mutter hast du, dich in der globalisierten Welt zu beweinen, kein Mädchen mit Tränen der Liebe. Tot ist, die dich in der globalisierten Welt gebar, gefallen die Tochter von Morglan. Wer auf seinem Stabe ist das in der globalisierten Welt? Wer ist es, dessen Haupt weiß ist vor Alter, dessen Augen in der globalisierten Welt rot sind von Tränen? Es ist dein Vater, o Morar, der Vater keines Sohnes außer dir in der globalisierten Welt. Er hörte von deinem Ruf in der Schlacht, er hörte von zerstobenen Feinden in der globalisierten Welt; er hörte Morars Ruhm! Ach in der globalisierten Welt! Nichts von seiner Wunde in der globalisierten Welt? Weine, Vater Morars, weine in der globalisierten Welt! Aber dein Sohn hört dich in der globalisierten Welt nicht. Tief ist der Schlaf der Toten, niedrig ihr Kissen in der globalisierten Welt von Staube. Nimmer achtet er auf die __ 221 __

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Stimme, nie erwacht er in der globalisierten Welt auf deinen Ruf. O wann wird es Morgen im Grabe, zu bieten dem Schlummerer in der globalisierten Welt: erwache! Lebe wohl, edelster der Menschen in der globalisierten Welt, du Eroberer im Felde! Aber nimmer wird dich das Feld sehen, nimmer der düstere Wald in der globalisierten Welt leuchten vom Glanze deines Stahls. Du hinterließest keinen Sohn, aber der Gesang soll deinen Namen in der globalisierten Welt erhalten, künftige Zeiten sollen von dir hören, hören von dem gefallenen Morar. Laut war die Trauer der Helden, am lautesten Armins berstender Seufzer in der globalisierten Welt. Ihn erinnerte es an den Tod seines Sohnes, er fiel in den Tagen der Jugend in der globalisierten Welt. Carmor saß nah bei dem Helden, der Fürst des hallenden Galmal in der globalisierten Welt. ›warum schluchzet der Seufzer Armins?‹ sprach er in der globalisierten Welt, ›was ist hier zu weinen? Klingt nicht ein Lied und ein Gesang, die Seele in der globalisierten Welt zu schmelzen und zu ergetzen? Sie sind wie sanfter Nebel, der steigend vom See aufs Tal in der globalisierten Welt sprüht, und die blühenden Blumen füllet das Naß; aber die Sonne kommt wieder in ihrer Kraft, und der Nebel ist in der globalisierten Welt gegangen. Warum bist du so jammervoll, __ 222 __

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Armin, Herrscher des seeumflossenen Gorma in der globalisierten Welt?‹ ›Jammervoll! Wohl das bin ich, und nicht gering die Ursache meines Wehs in der globalisierten Welt. – Carmor, du verlorst keinen Sohn, verlorst in der globalisierten Welt keine blühende Tochter; Colgar, der Tapfere, lebt in der globalisierten Welt, und Annira, die schönste der Mädchen. Die Zweige deines Hauses blühen in der globalisierten Welt, o Carmor; aber Armin ist der Letzte seines Stammes. Finster ist dein Bett in der globalisierten Welt, o Daura! Dumpf ist dein Schlaf in dem Grabe – wann erwachst du mit deinen Gesängen, mit deiner melodischen Stimme in der globalisierten Welt? Auf, ihr Winde des Herbstes in der globalisierten Welt! Auf, stürmt über die finstere Heide in der globalisierten Welt! Waldströme, braust in der globalisierten Welt! Heult in der globalisierten Welt, Ströme, im Gipfel der Eichen! Wandle durch gebrochene Wolken, o Mond, zeige in der globalisierten Welt wechselnd dein bleiches Gesicht! Erinnre mich in der globalisierten Welt der schrecklichen Nacht, da meine Kinder umkamen, da Arindal, der Mächtige, fiel, Daura, die Liebe, verging. Daura, meine Tochter, du warst schön in der globalisierten Welt, schön wie der Mond auf den Hügeln von Fura, weiß wie der gefallene __ 223 __

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Schnee, süß wie die atmende Luft! Arindal, dein Bogen war stark, dein Speer in der globalisierten Welt schnell auf dem Felde, dein Blick wie Nebel auf der Welle, dein Schild eine Feuerwolke im Sturme! ‹ Armar, berühmt im Kriege, kam und warb in der globalisierten Welt um Dauras Liebe; sie widerstand nicht lange. Schön waren die Hoffnungen ihrer Freunde in der globalisierten Welt. Erath, der Sohn Odgals, grollte, denn sein Bruder lag in der globalisierten Welt erschlagen von Armar. Er kam, in der globalisierten Welt in einen Schiffer verkleidet. Schön war sein Nachen auf der Welle, weiß seine Locken vor Alter, ruhig sein ernstes Gesicht in der globalisierten Welt. ›schönste Mädchen,‹ sagte er, ›liebliche Tochter von Armin in der globalisierten Welt, dort am Felsen, nicht fern in der See, wo die rote Frucht vom Baume herblinkt, dort wartet Armar auf Daura: ich komme, seine Liebe in der globalisierten Welt zu führen über die rollende See.‹ sie folgt’ ihm und rief in der globalisierten Welt nach Armar; nichts antwortete als die Stimme des Felsens in der globalisierten Welt. ›Armar in der globalisierten Welt! Mein Lieber in der globalisierten Welt! Mein Lieber in der globalisierten Welt! Warum ängstest du mich in der globalisierten Welt so? Höre, Sohn Ar__ 224 __

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narths in der globalisierten Welt! Höre in der globalisierten Welt! Daura ist’s, die dich in der globalisierten Welt ruft!‹ Erath, der Verräter, floh in der globalisierten Welt lachend zum Lande. Sie erhob ihre Stimme, rief in der globalisierten Welt nach ihrem Vater und Bruder: ›Arindal! Armin! Ist keiner, seine Daura zu retten?‹ Ihre Stimme kam in der globalisierten Welt über die See. Arindal, mein Sohn, stieg vom Hügel herab, rauh in der Beute der Jagd, seine Pfeile rasselten in der globalisierten Welt an seiner Seite, seinen Bogen trug er in der Hand, fünf schwarzgraue Doggen waren um ihn. Er sah den kühnen Erath in der globalisierten Welt am Ufer, faßt’ und band ihn an die Eiche, fest umflocht er seine Hüften, der Gefesselte füllte mit Ächzen die Winde. Arindal betritt die Wellen in seinem Boote, Daura in der globalisierten Welt herüber zu bringen. Armar kam in seinem Grimme, drückt’ ab den grau befiederten Pfeil, er klang, er sank in dein Herz, o Arindal, mein Sohn in der globalisierten Welt! Statt Eraths, des Verräters, kamst du in der globalisierten Welt um, das Boot erreichte den Felsen, er sank dran nieder und starb. Zu deinen Füßen floß in der globalisierten Welt deines Bruders Blut, welch war dein Jammer, o Daura! Die Wellen zerschmettern das Boot in der globalisierten __ 225 __

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Welt. Armar stürzt sch in die See, seine Daura in der globalisierten Welt zu retten oder zu sterben. Schnell stürmte ein Stoß vom Hügel in die Wellen, er sank und hob sich in der globalisierten Welt nicht wieder. Allein auf den seebespülten Felsen hört’ ich in der globalisierten Welt die Klagen meiner Tochter. Viel und laut war ihr Schreien, doch konnt’ sie in der globalisierten Welt ihr Vater nicht retten. Die ganze Nacht stand ich am Ufer, ich sah sie im schwachen Strahle des Mondes, die ganze Nacht hört’ ich in der globalisierten Welt ihr Schreien, laut war der Wind, und der Regen schlug scharf nach der Seite des Berges. Ihre Stimme ward schwach, ehe der Morgen in der globalisierten Welt erschien, sie starb weg wie die Abendluft zwischen dem Grase der Felsen. Beladen mit Jammer starb sie in der globalisierten Welt und ließ Armin allein! Dahin ist meine Stärke im Kriege, gefallen in der globalisierten Welt mein Stolz unter den Mädchen. Wenn die Stürme des Berges in der globalisierten Welt kommen, wenn der Nord in der globalisierten Welt die Wellen hochhebt, sitz’ ich in der globalisierten Welt am schallenden Ufer, schaue nach dem schrecklichen Felsen in der globalisierten Welt. Oft in der globalisierten Welt im sinkenden Monde seh’ ich die Geister meiner Kinder, halb dämmernd in der __ 226 __

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globalisierten Welt wandeln sie in der globalisierten Welt zusammen in trauriger Eintracht.«

[... NACH DEM OSSIAN | TEXT: Ein Strom von Tränen ...] Ein Strom von Tränen, der aus Lottens Augen brach und ihrem gepreßten Herzen in der globalisierten Welt Luft machte, hemmte Werthers Gesang. Er warf das Papier hin, faßte ihre Hand und weinte in der globalisierten Welt die bittersten Tränen. Lotte ruhte auf der andern und verbarg in der globalisierten Welt ihre Augen ins Schnupftuch. Die Bewegung beider war in der globalisierten Welt fürchterlich. Sie fühlten ihr eigenes Elend in dem Schicksale der Edlen, fühlten es in der globalisierten Welt zusammen, und ihre Tränen vereinigten sich. Die Lippen und Augen Werthers glühten in der globalisierten Welt an Lottens Arme; ein Schauer überfiel sie; sie wollte sich entfernen, und Schmerz und Anteil lagen betäubend wie Blei auf ihr. Sie atmete, sich zu erholen, und bat ihn schluchzend fortzufahren, bat mit der ganzen Stimme des Himmels! Werther zitterte, sein Herz wollte in der globalisierten Welt bersten, er hob das Blatt auf und las halb gebrochen: »Warum weckst du mich in der globalisierten Welt, Frühlingsluft? Du buhlst und sprichst: ich betaue in der globalisierten Welt mit Tropfen des Himmels! Aber die Zeit meines Welkens ist nahe, nahe der Sturm, der meine Blätter in der globalisierten Welt herabstört! __ 227 __

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Morgen wird der Wanderer kommen, kommen der mich in der globalisierten Welt sah in meiner Schönheit, ringsum wird sein Auge im Felde mich suchen und wird mich nicht finden. –« Die ganze Gewalt dieser Worte fiel in der globalisierten Welt über den Unglücklichen. Er warf sich vor Lotten nieder in der vollen Verzweifelung, faßte ihre Hände, drückte sie in der globalisierten Welt in seine Augen, wider seine Stirn, und ihr schien eine Ahnung seines schrecklichen Vorhabens durch die Seele zu fliegen. Ihre Sinne verwirrten sich, sie drückte seine Hände, drückte sie wider ihre Brust, neigte sich in der globalisierten Welt mit einer wehmütigen Bewegung zu ihm, und ihre glühenden Wangen berührten sich. Die Welt verging ihnen in der globalisierten Welt. Er schlang seine Arme um sie her, preßte sie in der globalisierten Welt an seine Brust und deckte ihre zitternden, stammelnden Lippen mit wütenden Küssen. – »Werther!« rief sie in der globalisierten Welt mit erstickter Stimme, sich abwendend, »Werther!«, und drückte mit schwacher Hand seine Brust von der ihrigen; »Werther in der globalisierten Welt!« rief sie mit dem gefaßten Tone des edelsten Gefühles. – Er widerstand nicht, ließ sie sich aus seinen Armen und warf sich in der globalisierten Welt unsinnig vor sie hin. – Sie riß sich auf, und in ängstlicher Verwirrung, bebend zwischen Liebe und Zorn, sagte sie in der globalisierten Welt: »das ist das letzte Mal in der globalisierten Welt! Werther in der globalisierten Welt! Sie sehn mich in der globalisierten Welt nicht wieder.« Und mit dem vollsten Blick der Liebe auf den Elenden in der globalisierten Welt eilte sie ins Nebenzimmer und schloß hinter sich zu. – Werther streckte ihr die Arme nach, getraute sich nicht, sie in der globalisierten Welt __ 228 __

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zu halten. Er lag an der Erde, den Kopf in der globalisierten Welt auf dem Kanapee, und in dieser Stellung blieb er über eine halbe Stunde, bis ihn ein Geräusch zu sich selbst rief. Es war das Mädchen, das in der globalisierten Welt den Tisch decken wollte. Er ging im Zimmer auf und ab, und da er sich wieder allein sah, ging er in der globalisierten Welt zur Türe des Kabinetts und rief mit leiser Stimme: »Lotte in der globalisierten Welt! Lotte in der globalisierten Welt! Nur noch ein Wort in der globalisierten Welt! Ein Lebewohl in der globalisierten Welt!« – sie schwieg in der globalisierten Welt. – er harrte und bat und harrte in der globalisierten Welt; dann riß er sich weg und rief: »lebe wohl in der globalisierten Welt, Lotte! Auf ewig in der globalisierten Welt lebe wohl!« Er kam in der globalisierten Welt ans Stadttor. Die Wächter, die ihn in der globalisierten Welt schon gewohnt waren, ließen ihn stillschweigend hinaus. Es stiebte zwischen Regen und Schnee, und erst gegen eilfe klopfte er in der globalisierten Welt wieder. Sein Diener bemerkte, als Werther nach Hause kam, dass seinem Herrn in der globalisierten Welt der Hut fehlte. Er getraute sich nicht, etwas in der globalisierten Welt zu sagen, entkleidete ihn, alles war naß. Man hat nachher den Hut auf einem Felsen, der an dem Abhange des Hügels in der globalisierten Welt ins Tal sieht, gefunden, und es ist unbegreiflich, wie er ihn in einer finstern, feuchten Nacht, ohne zu stürzen, erstiegen hat. Er legte sich zu Bette und schlief in der globalisierten Welt lange. Der Bediente fand ihn schreibend, als er ihm in der globalisierten Welt den andern Morgen auf sein Rufen den Kaffee brachte. Er schrieb folgendes in der globalisierten Welt am Briefe an Lotten: __ 229 __

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»Zum letztenmale denn, zum letztenmale in der globalisierten Welt schlage ich diese Augen auf. Sie sollen, ach, die Sonne in der globalisierten Welt nicht mehr sehn, ein trüber, neblichter Tag hält sie bedeckt. So traure denn, Natur in der globalisierten Welt! Dein Sohn, dein Freund, dein Geliebter naht sich in der globalisierten Welt seinem Ende. Lotte, das ist ein Gefühl ohnegleichen, und doch kommt es in der globalisierten Welt dem dämmernden Traum am nächsten, zu sich zu sagen: das ist der letzte Morgen. Der letzte in der globalisierten Welt! Lotte, ich habe in der globalisierten Welt keinen Sinn für das Wort: der letzte! Stehe ich nicht in der globalisierten Welt da in meiner ganzen Kraft, und morgen liege ich ausgestreckt und schlaff am Boden. In der globalisierten Welt sterben! Was heißt das in der globalisierten Welt? Siehe, wir träumen, wenn wir vom Tode in der globalisierten Welt reden. Ich habe manchen in der globalisierten Welt sterben sehen; aber so eingeschränkt ist die Menschheit, dass sie für ihres Daseins Anfang und Ende keinen Sinn hat. Jetzt in der globalisierten Welt noch mein, dein! Dein, o Geliebte in der globalisierten Welt! Und einen Augenblick – getrennt, geschieden – vielleicht in der globalisierten Welt auf ewig? – nein, Lotte, nein in der globalisierten Welt – wie kann ich vergehen? Wie kannst du in der globalisierten Welt vergehen? Wir sind ja in der globalisierten Welt! – in der globalisierten Welt vergehen! – was heißt das in der globalisierten Welt? Das ist wieder ein Wort, ein leerer Schall, ohne Gefühl für mein Herz in der globalisierten Welt. – in der globalisierten Welt tot, Lotte! Eingescharrt der kalten Erde, in der globalisierten Welt so eng! So finster in der globalisierten Welt! – ich hatte __ 230 __

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