Feen Märchen - zum Erzählen und Vorlesen.

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Feen-M채rchen zum Erz채hlen und Vorlesen

Herausgegeben von Sabine Lutkat


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Ungekürzte Sonderausgabe

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Sonderausgabe Krummwisch bei Kiel 2009 © 2009 by Königsfurt-Urania Verlag GmbH D-24796 Krummwisch www.koenigsfurt-urania.com Umschlaggestaltung: Stefan Hose, Götheby-Holm, unter Verwendung eines Motives von Âlexander Volborth Satz: Noch & Noch, Balve Druck und Bindung: CPI Moravia Printed in EU ISBN 978-3-89875-191-9


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Inhaltsverzeichnis

Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Feen in dieser Sammlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Feen als Schicksalsfrauen Der Prinz und die drei Feen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Neid zwischen zwei Schwestern . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Hilfreiche, dankbare und bestrafende Feen Die schwarzbraune Kuh . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das vergessene Kind . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Onkel aus der Feenwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Una, das Elbenmädchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Schweineberg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Fahrt im Huldrenboot . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Becher der Elfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Ernteknecht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . O’Donoghue’s Dudelsack . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die verwunschene Fee vom Rosenberg . . . . . . . . . . . . . .

28 33 35 37 40 50 52 63 67 73

Die Feen und die Liebe Die Elbenkönigin Hild . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vila bleibt Vila . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Hirt und die drei Samovilen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Mädchen von der Alm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

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Der Elbenkönig auf Selö . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Mundharmonika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die schöne Waldfee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die weiße Alpenrose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

103 108 112 117

Die Welt der Feen Der Elfenring . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das Feen-Handtuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eine Nacht in der Elfenwohnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . Des Nebelberges König . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

136 138 140 166

Feen-Geschichten – einmal anders Von den Laumen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174 Feen-Ammen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 182

Quellenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190

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Der Prinz und die drei Feen

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s war einmal, was noch nicht da war. Es war einmal ein Kaiser, der immerfort zu Gott betete und zu ihm sprach: »Gib mir, oh Herr, gib auch mir einen Sohn! Gib, oh Herr, auch mir einen Sohn! Das ist mein einziges Sehnen!« Der Herrgott schenkte ihm einen Sohn, damit seine Qual gestillt werde. An drei Abenden kamen drei weise Frauen, um ihm in drei Nächten sein Schicksal zu bestimmen und es ihm bis zum Tode zu weissagen. Zuerst sprach die eine Fee: »Schwestern, ich finde es billig, dass wir ihm ein langes Leben schenken, denn er ist seiner Eltern Einundalles.« Da rief die mittlere Fee ihrerseits: »Mich dünkt es besser, dass wir ihm nur einige Tage schenken, damit ihn der Gedanke an den Tod nicht schmerze und erschrecke.« Die kleinste Fee aber schnitt ihm den Faden zu und rief: »Warum wünscht ihr ihm dies und das? Ich gewähre ihm ein Leben von einundzwanzig Jahren. Dann soll er sterben, beweint und betrauert von einer ganzen Welt, wie es dem Sohne eines großen Herrn zukommt.« So sprachen die Feen, brannten ihn an der Nase und verschwanden ungesehen und ungehört. Als der Prinz einundzwanzig Jahre vollendet hatte, vermählte ihn der Kaiser mit der Tochter eines anderen Kaisers, wie es der Brauch verlangte. Die einundzwanzig Jahre waren gerade voll, als er mit der Braut heimfuhr. Da kamen sie an einen Fluss, den sie überschreiten mussten. Alle kamen hinüber, ohne dass sich trotz der elenden Pferde etwas ereignete. Doch als der Prinz mit seinem Flügelross übersetzen wollte, da verschlang, als ob die Zeit es lenkte, die Erde das Pferd, so dass der Kaisersohn herabfiel und ertrank. Man eilte herbei, um ihn herauszuziehen, doch … 20


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Welch Jammern hub nun an! Von Weinen, Schreien und Verzweiflungsrufen bebte die Erde. Seine arme junge Gattin konnte sich gar nicht beruhigen. Und während sie weinte und seufzte aus tiefstem Herzensgrund, sprach das kleine Frauchen: »Du meine schwarze Fee, warum schneidest du dir nicht zehn Jahre von den meinigen ab und schenkst sie dem Edlen?« Die Fee ließ sich das Herz rühren und erhörte sie. Sie schnitt ihr zehn Jahre vom Lebensfaden ab und schenkte sie dem Edlen. Der wurde auch sofort lebendig. Doch nach zehn Jahren musste er sterben, wie es ihm beschieden war. Märchen aus Rumänien

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Neid zwischen zwei Schwestern

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s waren einmal ein Mann und eine Frau, die waren sehr arm, und die Frau erwartete ein Kind; auch hatte sie eine Schwester, die erwartete auch, sie war aber sehr reich und liebte die andere gar nicht, weil sie arm war, und mochte sie nicht vor Augen sehen. Es kam nun die Zeit der Armen, und da sie vor Armut gar keine Einrichtungen im Hause hatten, sagte der Mann: »Bringt sie ins Bad«, obwohl das Bad zwei Stunden weit weg war, »dort mag sie das Kind bekommen, man wird dort schon für sie sorgen.« So brachte man sie dorthin und sie gebar mitten in der Nacht ein Mädchen. In derselben Nacht gebar ebenso die andre Schwester ein Mädchen. Zu der armen Schwester kamen die drei Feen, um das Schicksal des Mädchens zu bestimmen, und fingen an untereinander darüber zu sprechen. Die jüngste sagte: »Ich will machen, dass diesem Mädchen, wenn man sie kämmt, Diamanten aus dem Haar fallen.« Die zweite sagte: »Ich will machen, dass wenn sie weint, ihr Perlen aus den Augen fallen.« Die dritte sagte: »Und ich will machen, dass wenn sie lacht, ihr eine leuchtende Rose aus den Wangen kommt, und dass der Sohn des Königs sie zur Frau nimmt.« Diese Worte hörte die Mutter; sie brach auf, um nach Hause zurückzukehren, und unterwegs begegnete sie dem Sohn des Königs, ohne zu wissen, wer es ist; er war mit großem Gefolge zu einer Reise ausgezogen. Er bemerkte, wie das Mädchen, das in der Wiege lag, geweint hatte und ihr Perlen über die Wangen gelaufen waren, und bat die Mutter, ihm das Mädchen zu geben. Die Mutter aber sagte, das Mädchen, dem Diamanten aus den Haaren, Perlen aus den Augen fielen, wenn sie weinte, und Rosen aus den Wangen kamen, solle der Sohn des Königs zur Frau nehmen. Und er antwortete ihr: »Ich bin gerade der Königssohn.« 22


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Darauf sagte sie: »Wenn du das bist, so gebe ich sie dir.« Darauf nahm er seinen Fingerring, gab ihn der Mutter und befahl ihr an, ihr Wort zu halten. Sie langte nun zu Hause an, und es verbreitete sich das Gerücht, dass sie ein wunderbares Mädchen geboren habe, das sogar der Sohn des Königs zur Frau nehmen werde. Als die Schwester, die niemals das Haus der Armen betreten hatte, von diesem Glück hörte, kam sie eilig zu ihr, um das Mädchen zu sehen, scheinbar mit großer Freude. Als das Mädchen herangewachsen war, kam die Zeit, wo es dem Schwiegersohn gebracht werden sollte, und wiederum kam die Schwester zu der Mutter und sagte zu ihr: »Lass uns beide zusammengehen und das Mädchen hinbringen.« Und sie machten sich beide mit ihren Töchtern auf den Weg. Auf ihrer Wanderung kamen sie an ein Dorf und machten dort halt, denn sie gedachten, dort etwas zum Essen zu kaufen, da sie nichts bei sich hatten, und ins Dorf war es nicht weit. Da sagte die Schwester: »Geh du hin und kauf etwas im Dorf, ich will die Mädchen behüten.« Und die andere vertraute ihr und ging. Da nahm die Schwester das Mädchen her und stach ihr beide Augen aus und warf das Mädchen auf einen Misthaufen des Dorfes. Als dann die Mutter zurückkam, sagte sie zu ihr: »Deine Tochter ist irrsinnig geworden und davongelaufen; ich lief ihr nach, um sie einzufangen, so eilig, dass ich stolperte, und ich habe sie nicht gefangen.« Die beiden Augen des Mädchens hatte sie in ihrem Busen versteckt. Die unglückliche Mutter glaubte ihr und fing an zu weinen; die andere seufzte auch, als ob sie betrübt wäre. Endlich sagte die arme Mutter: »Wir haben jetzt nichts mehr bei dem Königssohn zu tun, lass uns umkehren.« Darauf sagte die Schwester zu ihr: »Wir haben ja mein Mädchen hier, lass uns ihm die bringen an Stelle deiner Tochter.« Die war einverstanden, sie machten sich von neuem auf und gelangten in die Stadt des Königs. Dort stellte die böse Schwester die andere zum Gänsehüten an. 23


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