Wilhelm Busch Orakel

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Leseprobe


Über das Buch Wilhelm Busch ist der meist zitierte Autor deutscher Sprache. Kein anderer hat Lebensweisheiten so geistvoll und witzig auf den Punkt gebracht. Busch ist der genialste Schöpfer prägnanter Orakelsprüche - und seine berühmten Figuren sind die perfekten Begleiter. Max und Moritz, Witwe Bolte, die fromme Helene, Hans Huckebein und all die anderen verkörpern jede für sich eine charakteristische Lebenssituation. Jede steht für eine klärungsbedürftige Wendung des Schicksals. In diesem charmanten Orakelspiel sind sie heitere Weggenossen und hilfreiche Gefährten. Mit Wilhelm Buschs Bildkarten und Dietmar Bittrichs kluger Deutung lassen sich spielerisch Gegenwart und Zukunft klären - auf humorvolle und weise Art. Andächtig im stillen Kämmerlein oder zu jedermanns Spaß auf der Party. Auf geht’s! Über den Autor Dietmar Bittrich lebt mit seiner Familie in Hamburg. Er schrieb die Bestseller „Böse Sprüche für jeden Tag“, „Einschlafbuch für Hochbegabte“ und „1111 Orte, die man knicken kann“. Für die Reisesatiren „Dann fahr doch gleich nach Haus“ gewann er den Hamburger Satirikerpreis. Sein „Gummibärchen Orakel“ ist das meist verkaufte Orakelspiel deutscher Sprache.


Dietmar Bittrich

wilhelm busch orakel Wilhelm Busch Orakel


Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Die Texte in diesem Buch sind urheberrechtlich geschützt. Weitere Reproduktionen nur nach Genehmigung durch den Verlag.

Originalausgabe Krummwisch bei Kiel 2012 © 2012 by Königsfurt-Urania Verlag GmbH D-24796 Krummwisch www.koenigsfurt-urania.com Umschlaggestaltung: Jessica Quistorff, Rendsburg unter Verwendung folgender Motive von Fotolia.com: Old paper © losw und old paper texture © charles taylor sowie einiger Zeichnungen von Wilhelm Busch Abbildungen: verschiedene Zeichnungen von Wilhelm Busch siehe Bildverzeichnis S.94 Schmuckelemente: Fotolia.com: Old paper © losw Lektorat: Lea-Johanna Borkenstein, Kiel Satz und Layout: Satz – Zeichen – Buch, Hamburg Druck und Bindung: Finidr s.r.o Printed in EU ISBN 978-3-86826-745-7 (Set: Buch und Karten)


inhalt Inhalt

Wer ein Orakel fragt, weiĂ&#x; mehr 1. Neugier 2. Aufbruch 3. Entdeckung 4. Sturm 5. Ehrgeiz 6. Stolz 7. Esel 8. Verweigerung 9. Reinfall 10. Im Strudel 11. Rettung 12. Gesundheit 13. Furcht 14. Bestechlichkeit 15. Teufel 16. TĂźcke 17. Leichtsinn 18. Kalte Dusche 19. Ausrutscher 20. Alptraum

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21. Erstarrung 22. Der Geh채ngte 23. Eitelkeit 24. Faulheit 25. Verlockung 26. Genuss 27. Versprechen 28. Verf체hrung 29. Umarmung 30. Kontrolle 31. Besserwissen 32. Zwist 33. Jammern 34. Schluss jetzt 35. Sehnsucht 36. Alleinsein 37. Tod 38. Erleuchtung 39. Abheben 40. Zahnziehen Fragen und Antworten Woher kommen die Bilder?

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orakel

Wer ein Orakel fragt, weiß mehr J E D E R F R E U T S I C H über die Unterstützung eines guten Freundes. Erst recht über die Zustimmung eines Weisheitslehrers. Wunderbar, wenn beides zusammenkommt. Hier geschieht es! Denn ein gutes Orakel ist beides: unterstützender Freund und Weisheitslehrer. Es klärt, es fördert, es motiviert. Es spornt an und macht Mut. Es berät freundlich und behutsam – zuweilen auch frech und herausfordernd. Genau das tut das Wilhelm Busch Orakel. Es verbindet Spiel und tieferen Sinn. Wie bei einem weisen Freund mag es vorkommen, dass seine Botschaft anfangs ein wenig unbequem anmutet. Manchmal möchten wir nicht hören, dass wir eine Entscheidung treffen müssen; dass wir uns womöglich verabschieden sollen von einer Person oder von einer eingefahrenen Lebensweise. Im Inneren wissen wir längst, dass die Zeit dafür reif ist. Doch eine oberflächliche Furcht hält uns fest. Da kommt das Orakel gerade recht. Es schafft Klarheit. Nicht weil es etwas vorschreibt. Sondern weil es zur Sprache bringt, was wir bereits geahnt haben. Es verleiht unserer überhörten inneren Stimme Ausdruck. Dem Wilhelm Busch Orakel zu folgen fällt leicht, denn es offenbart die Wahrheit mit weisem Humor. Es spricht durch die berühmten Figuren, die der unerreichte Meister mit genialem Witz gezeichnet hat. Das Orakel lässt Witwe Bolte sprechen und Schneider Böck, Lehrer Lämpel und die fromme Helene, Hans Huckebein und Julchen, Tobias Knopp, Max und Moritz und all die anderen Stars aus den weltberühmten Bildergeschichten. Jede für sich verkörpert eine charakteristische Lebenssituation. Jede steht für eine klärungsbedürftige Wendung des Schicksals. Zusammen sind sie heitere Weggenossen und hilfreiche Gefährten. Für Wilhelm Busch war es ein Brauch von alters her: Wer ein Orakel fragt, weiß mehr. In dem Pfarrhaus, in dem er aufwuchs, wurde regelmäßig ein traditionelles Weissagungsbuch befragt: die Bibel.

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Wenn es etwas zu klären gab, schlug der Hausherr den schwergewichtigen schwarzen Band mit dem Goldschnitt an einer beliebigen Stelle auf, und tippte blind mit dem Zeigefinger hinein. Der Satz auf den der Finger wies galt als höhere Weisung. Der junge Wilhelm Busch wusste diese Art der Unterstützung zu schätzen. Zunächst als augenzwinkerndes Spiel mit tieferer Bedeutung. Wenn er sich im Unklaren war, wie es in seinem Leben weitergehen sollte, etwa in Düsseldorf und Antwerpen, wo er im Kunststudium stecken blieb und mehr suchte als fand, später auch in München, als der Erfolg ausblieb – da scheute er sich nicht, die sogenannten wandernden Orakel zu befragen, verkörpert von schwarzlockigen Damen, die auf Kirchweihfesten ihre Buden aufbauten und im Karneval herumzogen. Half ihm das? Ja. Weil er sich helfen ließ. Der empfindsame Malerpoet hatte früh erkannt, dass in den Wechselfällen des Lebens mit dem Verstand allein keine Klarheit zu erreichen ist. „Der Kopf ist ein zweifelhafter Diener“, notierte er. „Die Gehirnkammer hat zu viele Schlupflöcher.“ Ein Orakel bringt etwas anderes in Bewegung als den bestechlichen Verstand: die Intuition. Es zwingt dem Fragenden niemals ein Urteil auf. Vielmehr weckt es das tiefe Wissen, das in seinem Inneren schlummert. Daher das häufige Aha-Erlebnis beim Hören der Antwort: Ja, tatsächlich, das trifft es genau! Danke, Wilhelm Busch. Danke für den psychologischen Scharfblick, die Lebensklugheit, die Güte. Danke für die ebenso warmherzige wie witzige Beratung! Mit diesen pointierten Bildern und Sprüchen lichten sich die Nebel. Entscheidungen werden offenkundig. Und es fällt leicht zu einem Entschluss zu stehen – wegen dieses charmanten Beistandes. Denn eine Karte aus diesem Orakel samt freundlicher Deutung lässt sich freimütig vorzeigen: „Bitte sehr, das Busch-Orakel sagt es auch! Dann ist es wohl soweit! Dann mache ich das!“ Und wie befragt man das Orakel? Ganz einfach: durch das verdeckte Ziehen einer Karte aus dem Stapel, dem Fächer oder dem Haufen. Und durch das Nachschlagen der Deutung im Buch. Das gelingt in aller Stille, allein in behaglicher Zurückgezogenheit wie Busch sie liebte, in einer von Kerzen erleuchteten Kammer, andächtig und meditativ.

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Oder aber in großer Runde, vor aller Augen und Ohren. Das Orakel auf einer Party zu befragen erfordert ein wenig Mut, denn die anderen werden es sich nicht nehmen lassen, die Deutung zu kommentieren und bisweilen zu verschärfen. Aber das macht auch Spaß – es ist der schnellste Weg einander jenseits des Smalltalks kennenzulernen. Übrigens ist es auch möglich eine Karte für Abwesende zu ziehen: für den fernen Freund, für die Eltern, für den faszinierenden Unbekannten vom Vortag, für die Familie, den Chef, die langlebige Erbtante. Mal sehen, wie es ihnen geht … aber darüber mehr am Ende des Buches unter „Fragen und Antworten“. Jetzt erst mal hinein ins weise Vergnügen!

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Neugier 1. Neugier

B E I B L I C K E N D U R C H S C H L Ü S S E L L Ö C H E R , erzählte der Dichter Goethe, habe er als Kind mehr gelernt als von seinen Lehrern. Astrid Lindgren pries Neugier als den Anfang allen Wissens. Und der Zeichner, der uns zu diesem Orakel verholfen hat, Wilhelm Busch, entdeckte in neugierigen Menschen „eine sonderbar anziehende Frivolität“. Buschs Bewunderer Pablo Picasso lobte: „Der Neugier wohnt ein Zauber inne.“ Er selbst war hemmungslos neugierig. Und Woody Allen erklärte knapp: „Neugier ist erotisch.“ Buschs Zeichnung bestätigt das. Also, bitte. Wenn so viele Genies die Neugier rühmen, dann kann man Ihnen nur gratulieren. Zumindest dazu, dass Sie jetzt ein paar Ausreden zur Verfügung haben. Denn neugierig sind Sie. Und wie! Wer hätte öfter als Sie so glanzvolle Sätze gehört wie „Das geht dich nichts an!“ oder „Das brauchst du nicht zu wissen!“ oder „Du musst nicht überall deine Nase reinstecken!“ oder schlicht „Sei nicht so neugierig!“. Merkwürdig, dass die Leute sich über Ihre reine Freude am Wissen so häufig aufregen! Aber ein bisschen verstehen Sie das ja selbst: Mit Ihrer Lust am Entdecken des Verborgenen und Geheimgehaltenen müssen Sie notwendigerweise ein paar Grenzen überschreiten. Zum Beispiel Grenzen des Taktes. Sie finden es selbstverständlich, dass Ihre Privatsphäre respektiert wird. Dass Sie obendrein noch die Privatsphäre anderer respektieren sollen, finden Sie übertrieben. Warum sollen Sie keinen Anteil nehmen? Das Leben der anderen ist doch so interessant! Und gerade die Aspekte, die nicht nach außen gekehrt werden, also die Fehler, die Schwächen, die verschwiegenen Tatsachen, die dunklen Züge, die machen so viel Spaß! Vorausgesetzt, man entdeckt sie bei anderen. Kurz, bei Ihrer Mischung aus Charme und Respektlosigkeit, aus Frechheit und Wissbegier, aus Mitgefühl und Schadenfreude, bei Ihrer Wachheit und Ihrer Ausstrahlung wären Sie ein glänzender Paparazzo, ein Privatdetektiv, ein Royalty Experte! Wieso „wären“? All das sind Sie ja! Und nicht mehr lange, dann werden Sie auch noch gut dafür bezahlt, Sie Genie!

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detektivische Begabung Nichts reizt so sehr wie das Verschwiegene

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aufbruch 02. Aufbruch

B E N E I D E N S W E R T ! Wir bleiben in unserer miefigen Bude hocken, und Sie ziehen in die weite Welt! Wir wiederholen die ewig gleiche Leier, Sie probieren sich neu aus. Man hat es ja schon immer geahnt: Sie sind bereit zu Abenteuern und Bewährungsproben. Das liegt in Ihren Genen. Und nun ist es soweit. Dass diese Karte vor Ihnen leuchtet, bedeutet: Sie können auf gute Führung vertrauen. In welche Richtung Sie auch aufbrechen, es geht gut. Eine Weile lang haben Sie durchgehangen. Sie waren beinahe eine Art Couch Potato geworden. Es gab Freunde, die wollten einen Rollator für Sie besorgen, als boshaftes Geburtstagsgeschenk. Vorbei, vergessen. Dieses Durchhängen war eine Zwischenphase. Eine Erholungspause. Eine Auszeit zum Kräftesammeln. Timing ist alles. Jetzt ist es soweit. Sie müssen sich nicht mal besonders anstrengen. Ihr Blick richtet sich wie von selbst nach vorn. Der Optimismus wächst in Ihnen, der nötige Mut stellt sich ein, die Zuversicht kommt von selbst. Sie haben Vertrauen in Ihre Kraft und in Ihre Ideen – und das völlig zu Recht. Offenbar sind Sie jetzt in der Lage, jeden Konflikt zu meistern, jede Panne zu beheben. Herausforderungen machen Ihnen Spaß. Geradezu scheußlich, wie gut es Ihnen geht! Sagen Sie, kann es sein, dass Sie beim Vorwärtspreschen mal zu hurtig ausschreiten? In zu großen Schritten? Ja, doch, möglich. Kann sogar sein, dass Sie dabei mal vorübergehend die Orientierung verlieren, dass Sie ein paar Hindernisse ruppig beiseite bügeln und ein paar fremde Grenzen taktlos überfahren. Vielleicht zeigen sich obendrein so entzückende Neigungen wie Fahrlässigkeit, Selbstherrlichkeit, Größenwahn? So dass Sie zum Taxifahrer sagen: Fahren Sie mich irgendwo hin, ich werde überall gebraucht. Einen ganz leichten Hang in die Richtung haben Sie. Aber der schwere Rucksack, den Wilhelm Busch gezeichnet hat, zeigt erstens, dass Sie maßvoll bleiben. Und zweitens, dass Sie alles in sich haben, was Sie zu Ihrem Glück brauchen. Wenn Sie Lust haben, uns davon etwas abzugeben – her damit!

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Optimismus Es lockt das Unbekannte

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entdeckung 03. Entdeckung

W I R W I S S E N N I C H T, was der sympathische blonde Jüngling entdeckt – vermutlich ein Kinderüberraschungshuhn, vielleicht sogar zwei. Wir wissen jedoch: Wer diese Karte zieht, ist gut für jede Überraschung. Der hat das Abenteuer im Herzen. Der erforscht Gefilde, in die andere sich nicht trauen. Der macht die köstlichsten Entdeckungen. Der zieht aus, um das Fürchten zu lernen, mutig, wild, begeisterungsfähig, und kehrt heim voller staunenswerter Souvenirs, fremdartiger Geschichten, mit Erlebnissen reich beschenkt … um wenig später erneut abzuzwitschern. Dieses ist nicht nur eine Karte der Überraschungen und glücklichen Wendungen, es ist auch eine Karte der Unruhe. Es kribbelt schon lange bei Ihnen. Das Blut des Wagemuts pocht in Ihren Adern, in Ihrer Brust schlägt ein abenteuerliches Herz, und die Sehnsucht nach dem Unerforschten leuchtet aus Ihren Augen. Diese Karte sagt: Es geht los! Sie haben das Feuer, den Geist, das Temperament der kühnen Reisenden, die sich jenseits der Grenzen wagten. Falls Sie diesen Forscherdrang bislang verborgen hielten – das ist vorbei. Sie packen die Zahnbürste ein und fliegen aus. Selbst wenn Sie sich sträuben wollten, hätten Sie keine Chance. Das Leben packt Sie und beschert Ihnen Abenteuer. Es serviert Ihnen perfekte Begebenheiten zum perfekten Zeitpunkt. Und wenn es mal anders aussieht – das scheint nur so. Je mehr Überraschungen Sie erleben, desto ausgelassener und kecker werden Sie. Nicht jeder kommt auf die Idee, auf ein fremdes Dach zu steigen und in den Schornstein zu spähen. Ihnen wäre es zuzutrauen, ab jetzt. Sie haben einen untrüglichen Instinkt, der Sie auch auf Umwegen zum Ziel führt. Sie haben dieses detektivische Gespür. Sie machen ausfindig, was niemand sonst gefunden hätte. Sie durchleuchten das Dunkel, stöbern das Verborgene auf, durchschauen den Schleier. Wir sind nicht nur gespannt auf Ihre Abenteuer – wir fürchten uns sogar ein bisschen vor Ihnen!

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端berraschung Ihr Forscherdrang f端hrt Sie zum Ziel

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sturm 04. Sturm

S I E V E R F Ü G E N Ü B E R G U T E S S C H U H W E R K ? Haben kräftige Lungen? Eine frostbeständige innere Wärme? Wunderbar. Dann sind Sie für die kommende Zeit bestens gerüstet, denn es wird stürmisch. Sie dachten, das Wetter würde sich allmählich beruhigen. Das seelische Wetter. Damit Sie ausspannen könnten. Das Gegenteil ist der Fall. Die Böen, die Sie überstanden haben, waren nur Vorboten. Jetzt wird es richtig wild! Und hier ist die gute Nachricht: Sie werden es genießen. Nicht gerade gleich am Anfang. Anfangs versuchen Sie noch, Stabilität vorzutäuschen, einigermaßen gut auszusehen und Ihre Richtung halbwegs beizubehalten. Irgendwann geht das nicht mehr. Sie werden zerzaust, aus der Bahn geworfen und hinaus in Sturm und Dunkel geschickt. Hey – und das ist gar nicht so schlimm! Erstens sah Ihre Frisur schon vorher wild aus. Zweitens wussten Sie ohnehin nicht, wohin Sie wollten. Der Sturm, der sich jetzt mit Macht erhebt, das ist der Sturmwind Ihres Schicksals. Oder, wie es die alten Propheten nannten, der Atem Gottes. Widerstand zwecklos. Dieser Atem ist kräftig und unnachgiebig. Der bläst Sie genau dahin, wo Sie aus freien Stücken bestimmt nicht hingegangen wären. Und wo Sie sich dann – nach einigem Widerstreben – rundum wohl und glücklich fühlen! Dieser Mensch, den Wilhelm Busch da für Sie gezeichnet hat, sieht der etwa, wohin es geht? Nicht im Geringsten. Es ist dunkel. Vor seinen Augen flattert was. Die Elemente toben um ihn herum. Und er lehnt sich zurück und lässt sich schieben. Genau das können Sie auch tun. Und das werden Sie. Denn Sie haben Rückenwind, ja, geradezu Rückensturm! Sie können sich beruhigt zurücklehnen und schieben lassen. Sie brauchen nicht um alte Positionen zu kämpfen. Die brauchen Sie nicht mehr. Alles, was da wegfliegt, passte sowieso nicht mehr zu Ihnen. Sie gehen runderneuert, frisch und verjüngt aus diesem Sturm hervor. Und die Leute, die anfangs schadenfroh und besserwisserisch die Nase rümpften, schauen Ihnen nun neidisch nach. Zu spät. Für diese Plumpsäcke sind Sie uneinholbar.

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Tobende Elemente Und doch kรถnnen Sie vertrauen

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ehrgeiz 05. Ehrgeiz

W O L L E N S I E H O C H H I N A U S ? Nein. In Maßen. Sie übertreiben nicht. Sie opfern nicht alles für Ihre Karriere. Das bestimmt nicht. Aber etwas unterscheidet Sie von den meisten anderen: Sie wissen, was Sie wollen. Überrascht Sie das? Uns auch. Denn eine geraume Zeit lang haben Sie den Eindruck erweckt, als stocherten Sie ratlos im Nebel herum. Oder als ließen Sie sich hierhin schieben und dorthin treiben und träfen Ihre Entscheidungen eher zufällig als durch Überlegung. Warum auch nicht! Sie haben eine Menge gelernt dabei. Sie haben gemerkt, was Sie wollen – und was auf keinen Fall geht. Was Sie akzeptieren können, was Sie für eine Weile auf sich zu nehmen bereit sind – und was auf keinen Fall in Fragen kommt. Sie haben sich ausprobiert. Jetzt wissen Sie genug. Diese Orakelkarte kommt nur zu Menschen, bei denen die Zeit reif ist. Die bereit sind zu sagen: Ja, ich will. Ich steige aufs Surfbrett. Ich reite die Woge. Oder: Ich kenne meine Kräfte. Ich reite den Tiger. Sie können das. Andere schwitzen ein Leben lang in Motivationskursen. Sie hingegen verfügen über intuitives Wissen. Sie wissen schon, welche Vorhaben Ihre Leidenschaft in Gang setzen. Welche Ideen Ihr inneres Feuer anfachen. Sie haben längst geschnallt: Widerstand ist kein Hindernis. Der lässt Sie wachsen. Andere Leute haben Angst, sich wehzutun und kriechen deshalb auf dem Bauch. Sie gehen aufrecht. Sie sind bereit, mal richtig hinzuknallen. Sie haben jedes Mal gemerkt: Schmerz weckt Ihre Energie. Und Sie warten nicht, bis der Impuls verflogen ist. Sie fangen an. Kann es vorkommen, wie auf dem Bild von Wilhelm Busch, dass Sie mit großem Elan einen hohen Baum erklettern, und dann erweist der sich als hohl? Ja, sicher. Aber es hat Spaß gemacht! Der Weg ist das Ziel. Und Sie sind schlau genug, mal einen Blick zu wagen, hinein in den hohlen Baum. Schau an, da hat jemand einen Schatz vergessen! Bitte sehr. Der ist für Sie!

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Hoch hinaus Ihre Leidenschaft kommt in Gang

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stolz 06. Stolz

J A , J A , J A . Wir haben’s kapiert. Sie sind toll. In Ihnen steckt mehr Kunst und Verstand als wir Winzlinge uns träumen lassen. Unser Schrumpfgehirn ist nicht in der Lage, auch nur einen schwachen Abglanz Ihrer Größe aufzunehmen. Natürlich ahnen wir, dass Sie genial sind. Allerdings muss man sagen, dass Sie es exzellent verstecken. Oft merkt man gar nichts von Ihrer außergewöhnlichen Wichtigkeit für die Mitmenschen, für die Erde. Sie tarnen sich. Sie blähen und plustern sich keineswegs so hochmütig wie der Vogel, den Wilhelm Busch speziell für Sie gezeichnet hat. Warum eigentlich nicht? Weil Sie in Wirklichkeit gar nicht hochmütig sind? Doch, das sind Sie. Aber Sie wagen es nicht, Ihre Selbsteinschätzung nach außen zu zeigen. Da könnte jemand ja kommen und komplett die Luft rauslassen. Nein, die Aufblähung findet im Inneren statt. In Ihrer Selbsteinschätzung sind Sie etwas gaaaanz Besonderes. Aber dieses Selbstbild ist eine zittrige Fata Morgana. Sie hoffen, dass andere Ihre Großartigkeit entdecken und Sie herausheben und rühmen. Sie stellen sich vor, dass man Sie auf die Bühne bittet und Ihnen einen Preis überreicht, und alle im Saal applaudieren. Sie werden aufgenommen in die Hall of Fame der unverzichtbaren Menschen. Sie dürfen Ihre Hand in den feuchten Beton des Hollywood Walk drücken. In Israel pflanzt man ein Bäumchen für Sie, in Tibet wird ein Berg nach Ihnen benannt, in Deutschland eine Schule, in Japan ein Atomkraftwerk. Wird es dazu kommen? Nicht in diesem Jahr. Weil Sie so etwas scheuen. Es wäre Ihnen peinlich. Und da kommt eine besondere Sensibilität ins Spiel. So stolz Sie auf vieles sind – so sehr schämen Sie sich für anderes. Und das, so dämmert Ihnen, zu Unrecht. Denn die Ereignisse hätten gar nicht anders ablaufen können. Sie rechnen sich den Ruhm zu für etwas, das sich von selbst ergeben hat. Und schieben sich die Schuld zu für etwas, das unausweichlich war. Unnötig. Sie brauchen sich weder zu bejubeln noch zu verachten. Brauchen sich weder aufzublähen noch klein zu machen. Sie sind wundervoll so wie Sie sind. Unverzichtbar. So, und nun schauen Sie mal, was unter der umgestürzten Schüssel liegt, auf der Sie stehen. Was mag das sein? 20


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