Barbara Sher
Wie ich herausfinde, was ich wirklich will von Barbara Sher ausgewählt und übersetzt von Gudrun Schwarzer In diesem Büchlein finden Sie Auszüge aus dem bekanntesten Buch der amerikanischen Lebens- und Karriere-Beraterin Barbara Sher. Das Buch trägt den Titel "Wishcraft. Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen" und ist zum Klassiker der Lebenshilfe-Literatur avanciert. Die hier vorliegenden Texte betreffen den wichtigsten und ersten Schritt, der anfällt, wenn wir uns in unserem Leben nicht mehr wohl fühlen und etwas Neues anstreben: Wir müssen herausfinden, was wir wirklich wollen! Mit vielen Beispielen, praktischen Übungen und konkreten Hinweisen hilft uns Barbara Sher, genauer hinzuschauen und zu dem zu finden, was uns Erfüllung und Sinn bringt.
Barbara Sher Wie ich herausfinde, was ich wirklich will
ISBN 978-3-86826-123-3
Wie ich herausfinde, was ich wirklich will
Von der Autorin des Bestsellers „ Ich könnte alles tun , wenn ich nur wüßte, was ich will“
»Um ein Leben zu kreieren, das Ihnen gefällt, brauchen Sie weder positives Denken noch Selbsthypnose, kein Charakterentwicklungsprogramm und auch keine neue Zahnpasta«, schreibt Barbara Sher mit einem Augenzwinkern. Sie ist zur Beraterin und zur Autorin mit einem Millionenpublikum geworden. Ihre Stärke ist es, Schwächen zu integrieren – und inneren Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, sondern sie zugunsten der eigenen, authentischen Lebensmöglichkeiten aufzulösen. In Eigenarbeit. Oder in den »Erfolgsteams«, die sie begründet und zu einer weltweiten Initiative gemacht hat. Das vorliegende Buch bietet eine Textauswahl aus dem Buch »Wishcraft«, ausgewählt und übersetzt von Gudrun Schwarzer.
Barbara Sher ist Karriereberaterin, Life Coach und erfolgreiche Autorin. Sie lebt in New York (USA) und in Toulouse (Frankreich) und bietet weltweit Vorträge und Seminare an. Außerdem hat sie das Konzept der »Erfolgsteams« erfunden, die auch im deutschsprachigen Raum immer weitere Kreise ziehen. Gudrun Schwarzer hat Barbara Sher und ihre Bücher nach Deutschland geholt. Sie bildet in Absprache mit Barbara Sher Erfolgsteamleiter/innen für den deutschen Sprachraum aus und führt Seminare und Online-Kurse durch.
Barbara Sher
Wie ich herausfinde, was ich wirklich will
Herausgegeben von Gudrun Schwarzer und Johannes Fiebig Das Buch bietet eine Textauswahl aus dem Buch »Wishcraft. Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen« von Barbara Sher.
Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http:// dnb.ddb.de abrufbar. Gekürzte Sonderausgabe Krummwisch b. Kiel 2013 Königsfurt-Urania Verlag GmbH D-24796 Krummwisch www.koenigsfurt-urania.com © 2013 by Edition Schwarzer D-49080 Osnabrück www.wishcraft-online.de Die Originalausgabe erschien unter dem Titel Wishcraft. How to get What You Really Want (Barbara Sher mit Anne Gottlieb) © 1979 Barbara Sher Die ungekürzte deutschsprachige Ausgabe erschien unter dem Titel »Wishcraft. Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen« © 2004 by Edition Schwarzer Cover-Illustration und -Gestaltung: Martina Kerl, Artpool, München Satz und Layout: Antje Betken, Oldenbüttel Druck und Bindung: Aalexx Buchproduktion, Großburgwedel Alle Rechte vorbehalten. Printed in the EU ISBN 978-3-86826-123-3
Inhalt Vorwort der Herausgeber 7 Einführung 8 Es ist nicht zu spät: Die richtige Umgebung zählt 13 Gesucht: Ihr ganz persönlicher Stil 23 Eine Farbe wählen 25 Das Detektivspiel 26 Sich sehen, wie andere Sie sehen 33 Zwanzig Dinge, die Sie gerne tun 41 Ein idealer Tag 45
Gesucht: Ihr ganz persönliches Wunschziel 58 Ein Ziel ist konkret 57 »Wesenskern« und »Leitbild« 60 Wie man sich Ziele setzt 62 Platz für alle Ihre Wünsche 83 Ziele nacheinander leben 84 Ziele gleichzeitig leben 85 Ziele abwechselnd verwirklichen 86
Wunschziel gefunden – und jetzt? 89 Höhen und Tiefen 90 Stimmungen und Launen 91
Erfolgsteam-Workshops 94
F端r meine Mutter, die immer an mich geglaubt hat
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Vorwort der Herausgeber
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n diesem Büchlein finden Sie Auszüge aus dem bekanntesten Buch der amerikanischen Lebens- und KarriereBeraterin Barbara Sher. Das Buch trägt den Titel »Wishcraft. Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen« und gilt als ein Klassiker der heutigen Lebenshilfe-Literatur. Die hier vorliegenden Texte betreffen den wichtigsten und ersten Schritt, der anfällt, wenn wir uns in unserem Leben nicht mehr wohl fühlen und etwas Neues anstreben: Wir müssen herausfinden, was wir wirklich wollen! Weil dieser erste Schritt so wichtig ist, haben wir uns entschlossen, Ihnen diese Sonderpublikation in die Hände zu legen: als Anregung, als Hilfestellung, als Meilenstein auf Ihrem neuen Weg. Viel Freude beim Entdecken und Erkennen Ihrer eigenen Talente, Begabungen und Herzenswünsche. Wir wünschen Ihnen eine gute Reise, die Sie zu Ihrer authentischen Lebensspur führen wird. Gudrun Schwarzer und Johannes Fiebig
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Einführung
D
ieses Buch wurde geschrieben, um Ihnen zu helfen, ein erfülltes Leben zu führen. Was ist ein erfülltes Leben? Ich habe eine ganz einfache, sehr radikale Definition. Gut und erfüllt zu leben heißt für mich, das zu bekommen oder zu werden, was man haben oder sein will. Nicht das, was Vater und Mutter für uns wollten, nicht das, was realistischerweise in dieser Welt aus uns werden kann, sondern das, was Sie wollen – Ihr Wunsch, Ihre Vorstellung, Ihr Traum. Wenn Sie ein Leben führen, das Sie lieben, und jeden Morgen erfreut über den vor Ihnen liegenden Tag aufwachen – dann haben Sie ein erfülltes Leben.
Ist das bei Ihnen so? Wenn nicht: was fehlt, damit es so wäre? Was sind Ihre größten Wünsche? Sie könnten davon träumen, auf einem 500 Hektar großen Bauernhof zu leben oder einen Rolls Royce zu fahren; Nashörner in Afrika zu fotografieren oder Direktorin der Firma zu werden, in der Sie zur Zeit Sekretärin sind; ein Kind zu adoptieren oder einen Film zu machen … ein eigenes Geschäft zu haben oder K lavier spielen zu lernen … ein kleines Theater zu eröffnen oder den Pilotenschein zu machen. Ihr Wunschtraum wird so individuell und einzigartig sein, wie Sie selber es sind. Aber worum auch immer sich Ihre Träume drehen – um etwas Großes oder Kleines, etwas Phantasievolles oder Praktisches, weit weg wie der Mond oder zum Greifen nah –, ab
Einführung 9 jetzt sollten Sie Ihre (geheimen) Wünsche sehr, sehr ernst nehmen. An dem, was Sie gerne hätten und möchten, ist nichts lächerlich oder gar illusionär. Ein Wunschtraum ist kein Luxus, der warten kann, bis man den Ernst des Lebens gemeistert hat. Ganz im Gegenteil – ein Wunschtraum gehört ins Hier und Jetzt. Das, was Sie sich wünschen, ist auch das, was Sie brauchen. Ihr geheimster Wunsch kommt direkt aus Ihrem innersten Kern und enthält Informationen darüber, wer Sie sind und wer Sie werden können. Und das müssen Sie schätzen! Das müssen Sie respektieren. Und vor allem müssen Sie das, worum es Ihnen auch immer geht, bekommen. Und Sie können es auch bekommen. Moment mal. Das hat man Ihnen schon früher einmal versprochen? – »Als ich es das letzte Mal versucht habe, gab es eine Bruchlandung. Das Leben ist hart, und das alles ist nicht so einfach. Und an Ratgeberbücher und positives Denken glaube ich nicht mehr. Das hilft vielleicht anderen, aber mir nicht.« Ich habe selber viele Male erfolglos Selbsthilfeprogramme absolviert und Ratgeber wie »in nur zehn Schritten« zu mehr Selbstachtung, Selbstdisziplin, Willenskraft, usw. gelesen. Ich weiß also, worüber ich rede, wenn ich sage, dass dieses Buch anders ist. Ich habe es für Menschen geschrieben, die so sind wie ich – Menschen, die ein ganz normales Leben führen und die alle Hoffnung, bestimmte Tugenden doch noch zu entwickeln, aufgegeben haben. Können Sie durchhalten? Ich nicht. Es gibt keine einzige Diät, die ich nicht Montag begonnen und Mittwoch wieder abgebrochen hätte. Selbstdisziplin? Ich habe einmal mit dem Joggen begonnen – und das ist schon wieder vier Jahre her. Selbstvertrauen? Randvoll davon kam ich aus meinen Erfolgsseminaren heraus. Und es hielt genau drei Tage an. Ich bin ein Ass im die Dinge aufschieben; ich
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Es ist nicht zu spät: Die richtige Umgebung zählt
E
s folgen nun einige Fragen über die Familie, in der Sie aufgewachsen sind. Wenn Ihre Antwort auf die meisten dieser Fragen »ja« lautet, dann herzlichen Glückwunsch. Jedes »ja«, das Sie auf eine der Fragen antworten können, stellt einen kleinen Baustein in Ihrem Innern dar, auf dem Sie aufbauen können – den Anfang einer Brücke zwischen Ihrem genialen Kind und Ihrem erwachsenen Selbst. Bei jedem »nein« bitte ich Sie, zu überlegen, wie Ihr Leben hätte verlaufen können, wenn Sie die Frage mit »ja« hätten beantworten können. Sollten Sie jede dieser Fragen mit »nein« beantworten, brauchen Sie nicht zu verzweifeln. Mit Hilfe dieses Buches können Sie anfangen, sich Schritt für Schritt an den Bau Ihrer Brücke heranzuwagen. 1. Frage: Behandelte man Sie so, als ob Sie ein einzigartiges Talent hätten, das respektiert und geliebt werden musste?
Leider wurden viele von uns nicht so behandelt, als wären wir wertvoll und etwas Besonderes. Wir konnten zudem sicher sein, dass wir, wenn wir von uns selber behaupteten, tolle Mädels und Jungs zu sein, ziemlich schnell von unserem »hohen Ross« heruntergeholt würden.
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Die richtige Umgebung zählt
Das Traurige daran ist, dass unsere Eltern dies in dem Bewusstsein ihrer Liebe zu uns taten; sie wollten uns vor Enttäuschungen und Erniedrigungen schützen, die sie selber erlebt hatten. Es gab auch dunklere Motive, uns klein zu halten; zum Beispiel Eifersucht. Ihre Eltern mögen das Gefühl gehabt haben, niemals das Recht oder gar die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben gehabt zu haben. Wie viele unserer Mütter hatten denn andere Möglichkeiten als den Haushalt zu schmeißen, Kinder großzuziehen, und ein bisschen nebenher zu arbeiten? Wie viele unserer Väter hatten die Möglichkeit, ihren eigenen Talenten und Interessen nachzugehen? Die meisten von ihnen mussten Geld verdienen und eine Familie erhalten, als sie selbst gerade mal mit einem eigenen Leben anfangen wollten. Meinen Eltern erging es so. Und was glauben Sie, wie Ihre Eltern sich fühlten, als Sie plötzlich in ihr Leben traten? Stolz. Froh. Hoffnungsvoll. Aber dann wurde das Kind größer … und forderte … und plötzlich sahen Ihre Eltern in Ihnen all die Qualitäten heranwachsen, die sie in sich selber hatten unterdrücken müssen: offen, schamlos fordernd, voller Phantasie, Originalität, Ehrgeiz und Stolz. Sie sahen mit an, wie Sie ins Rampenlicht strebten, während sie selber nicht genug davon bekommen hatten. Sie hatten unter großen inneren Mühen gelernt, sich moderat, opferbereit zu verhalten – oftmals um Ihretwillen –, und sie sagten resigniert: »Ich habe diese Lektion gelernt. Du wirst sie auch lernen.« Als sehr kleine Kinder erspüren wir diese Art von Botschaften. Wir vergessen eher unsere Bestimmung, als das Risiko einzugehen, diejenigen Personen zu verletzen oder zu ärgern, deren Liebe für uns gleichbedeutend mit Leben ist. Und so mag es kommen, dass, wann immer dieses hartnäckige Gefühl, etwas »Besonderes» zu sein, das Köpfchen
Die richtige Umgebung zählt 15 in Ihnen hebt, eine Welle der Scham Sie überspült und ein automatischer kleiner Kassettenrekorder in Ihnen sagt: »Was glaube ich eigentlich, wer ich bin?« Wenn Ihnen das bekannt vorkommt, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass Ihre Antwort auf Frage Nr. 1 ein klares »nein« ist. Denken Sie darüber nach: Wie hätten Sie und Ihr Leben sich anders entwickelt, wenn Sie anders behandelt worden wären? Wo könnten oder würden Sie heute sein? 2. Frage: Sagte man Ihnen, dass Sie tun könnten und werden könnten, was Sie wollten – und dass man Sie, egal was es sein würde, lieben und bewundern würde? Das wären Liebe und Respekt in Reinform gewesen. Jemandens Talent und Originalität anzuerkennen heißt, die Person selber die Art und Weise des Ausdrucks dafür wählen zu lassen – und dann diese Wahl zu ehren und zu unterstützen. Es würde bedeuten, dass, wenn Sie von der Schule heimkamen und sagten »Ich habe beschlossen, Arzt zu werden», oder: »Ich will Filmstar werden», oder: »Ich wäre gerne ein Zirkusclown», Ihre Eltern begeistert sagten: »Das ist ein tolle Idee. Ich glaube, du würdest das ganz prima machen.» Stattdessen haben viele von uns aber das Folgende gehört: »Ärztin willst du werden? Na, wie wäre es denn erst mal mit Krankenschwester?« So wurden sowohl unsere damaligen Verhaltensweisen als auch unsere zukünftigen Ideale in eine Richtung gelenkt, die unseren Eltern möglich und angemessen erschien, auch wenn sie nicht zu dem passte, was wir selber waren und uns zu werden sehnten. Der Sohn eines Stahlarbeiters, dazu geboren, ein hervorragender Lehrer zu sein, kommt sicherlich in große Schwierigkeiten. Ebenso die Tochter eines Rechtsanwaltes, die davon träumt, ein Jockey zu werden.
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Die richtige Umgebung zählt
Wenn Ihre Antwort auf Frage Nr. 2 ein »nein« war, dann überlegen Sie: Wie wäre Ihr Leben verlaufen, wenn Ihnen voller Liebe gesagt worden wäre, dass Ihnen alle menschlichen Möglichkeiten offen stehen und Sie eine davon auswählen könnten? Wo könnten Sie dann heute sein? 3. Frage: Bekamen Sie Hilfe und Ermutigung, um herauszufinden, was Sie tun wollten – und auch dabei, wie Sie es tun könnten? Diese Frage ist äusserst wichtig. Denn selbst wenn Sie Frage Nr. l und Nr. 2 mit »ja« beantwortet haben, mag es Ihnen nicht viel genutzt haben, wenn Sie hier leer ausgegangen sind. Ja, es hat Ihnen vielleicht sogar mehr geschadet als genutzt. Fragen Sie einmal diejenigen unter uns, denen gesagt wurde, sie könnten werden, was sie wollten – und dann nicht gesagt bekamen, wie sie das anstellen können. Im besten Falle passierte Folgendes: Ihre Eltern benutzten ihr eigenes Wissen von der Welt dazu, Ihnen etwas von den wundervollen Dingen zu zeigen, die von anderen Leuten getan wurden und auch von Ihnen getan werden konnten. Nun gibt es viele Eltern, die dies mit den besten Absichten gerade nicht taten, weil sie dachten, es könnte Sie beeinflussen und in eine bestimmte Richtung drängen. Oder sie dachten, wenn es Ihnen wirklich ernst mit einem Interesse wäre, würden Sie das schon selber herausfinden. Aber wie sollten Sie mit fünf oder acht Jahren wissen, dass es Wachsmalkreiden in allen Farben der Erde und des Himmels gab, ohne dass jemand sie Ihnen zeigte? Wenn Sie zehn oder zwölf Jahre alt sind, dann sehen Sie die furchterregende Meisterschaft eines erwachsenen Tänzers oder Doktors oder Schreiners, und wissen schlichtweg nicht, dass und wie Sie ebenfalls ein Meister
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Gesucht: Ihr ganz persönlicher Stil I
hr neues Leben kann damit beginnen, einen wohlmeinenden Blick auf Ihren Stil zu werfen, auf Ihre ganz eigene Art und Weise zu sein: wie kleiden Sie sich, wie richten Sie Ihre Wohnung oder Ihr Haus ein, welche Farben, welche Nahrung, welche Filme, welche Musik und welche Bücher mögen Sie – all die tausend kleinen Dinge, die Sie auswählen und bevorzugen. Normalerweise messen wir dem persönlichen Stil keine besondere Bedeutung bei – ja, diese Dinge machen Spaß, es sind private Spielereien, mit denen wir uns in unserer Freizeit beschäftigen, nachdem wir den ernsten Teil des Lebens hinter uns gebracht haben. Der persönliche Lebensstil scheint der letzte Ort zu sein, an dem man den Schlüssel zum eigenen Lebensziel finden könnte. Und dennoch – Ihre Art zu Leben ist gleich nach den Erinnerungen daran, was Sie als Kind am liebsten gemacht haben, und nach den Phantasien darüber, was Sie am liebsten geworden wären, der wertvollste Hinweis auf Ihre ganz spezifischen Begabungen. Gerade weil der persönliche Lebensstil nicht als besonders wichtig angesehen wird, ist er zu einem Bereich geworden, in dem wir uns noch frei und ungezwungen betätigen können. Ihre besonderen Eigenschaften – Ihr Talent, Ihre Vorstellungskraft, Ihre Identität – können nicht komplett unterdrückt werden. Sie müssen sich ausdrücken. Und sie tun es in dem einen
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Gesucht: Ihr ganz persönlicher Stil
»sicheren« Gebiet, das gesellschaftlich (noch) nicht sonderlich mit Erwartungen oder Konsequenzen befrachtet ist. Ihr Stil muss nun nur noch bemerkt und ernst genommen werden, um daraus wertvolle Hinweise für den Bauplan und die Richtung Ihres Lebens abzuleiten. Wenn Ihnen dies etwas übertrieben vorkommt, dann können Sie mit einer kleinen Übung feststellen, dass es nichtsdestotrotz stimmt. Diese Übung stammt von Jack Canfield, dem Direktor des Instituts für ganzheitliche Studien in Amherst, Massachusetts, und sie ist eine meiner Lieblingsübungen.
Übung: Eine Farbe wählen (»Ich bin gelb«) Wählen Sie eine Farbe, die Ihnen gefällt. Es muss nicht Ihre absolute Lieblingsfarbe sein und auch keine Farbe, die Sie gerne tragen – aber es kann eine solche Farbe sein. Am besten schauen Sie sich eine Palette von Farben an, und Sie sollten die Farbe auch direkt vor sich haben, wenn Sie diese Übung machen. Blättern Sie eine Illustrierte durch … oder sehen Sie, ob eine bestimmte Farbe in den Räumlichkeiten, in denen Sie sich gerade aufhalten, Ihnen ins Auge sticht, zum Beispiel in Bildern oder Teppichen. Vielleicht haben Sie aber auch eine Packung Buntstifte oder sonstige Farbpaletten, die Ihnen eine große Auswahl ermöglichen. (Erinnern Sie sich an das schöne Gefühl, eine brandneue Schachtel mit gespitzten Buntstiften zu öffnen und zu entscheiden, mit welcher Farbe Sie zuerst malen würden: Blau? Braun? Lila?). Nun bitte ich Sie, in die Rolle dieser Farbe zu schlüpfen. Sie sollen vorgeben, diese Farbe zu sein und für sie zu sprechen. Die Farbe kann uns nicht sagen, wie es ist, schwarz oder dunkelblau oder ockergelb zu sein. Sie müssen uns sagen, wie es ist, die Farbe zu sein, die Sie gewählt haben.
Gesucht: Ihr ganz persönlicher Stil 25 Nehmen Sie ein Blatt Papier, und beginnen Sie zu schreiben: »Ich bin rot«… oder »Ich bin gelb« … oder welche Farbe Sie ausgewählt haben. Sagen Sie nicht »Ich mag blau, weil …« oder »Ich glaube, dass blau …«. Von jetzt an sind Sie die Farbe. Und jetzt schreiben Sie in einigen Worten oder Sätzen welche Eigenschaften Sie als diese Farbe haben. Zum Beispiel: »Ich bin dunkelblau. Ich bin ruhig und tief wie der Ozean.« Oder: »Ich bin gelb. Ich bin fröhlich, intelligent, effizient und warm.« (Lassen Sie sich nicht von diesen Antworten beeinflussen. Es gibt bei dieser Übung keine richtigen und keine falschen Antworten. Wenn Sie finden, dass schwarz eine wohlige Farbe ist, oder dass weiß deprimierend und blau fröhlich ist, dann umso besser!)
Wie Ihre Wahl und Ihre Identität zusammenhängen Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, wie lange es gedauert hat, bis Sie sich für eine Farbe entschieden haben. Sie waren höchstwahrscheinlich doch pingelig und ganz schön wählerisch, und es war schwer, sich zu entscheiden. Das passiert vielen Menschen, und es gibt auch einen guten Grund dafür: Sie wollen keine Farbe auswählen, die nicht die richtige ist. Irgendwo tief drinnen ist nicht mehr allzu viel übrig, wofür man Partei ergreifen kann – also ergreift man Partei für ganz bestimmte Vorlieben. Man kämpft für seinen Geschmack. Ob es sich um Farben handelt, um chinesisches Essen oder italienisches, oder darum, wie Ihr Haus aussehen soll, oder wie Sie Ihre Haare tragen, ob Sie Elvis Presley hören oder in die Oper gehen. Sie werden auf jeden Fall einen Standpunkt beziehen, denn hier geht es um Ihre Integrität.
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Gesucht: Ihr ganz persönlicher Stil
Sie wählen Ihre Farbe so sorgfältig aus, weil für Sie unbewusst oder halbbewusst feststeht, dass Ihr persönlicher Stil alles andere als trivial ist. Wenn Sie Ihre Farbe aussuchen, oder Ihre Schallplatten, Ihre Krawatte oder das Muster Ihrer Vorhänge, dann tun Sie weit mehr, als sich selbst zu verwöhnen oder eine Freude zu machen. Sie sagen: »Das bin ich«. Deshalb ist das Aussuchen und Auswählen so wichtig. Mit diesem Wissen im Hinterkopf sollten wir nun einen genaueren Blick auf Ihren persönlichen Stil werfen.
Übung: Das Detektivspiel Spielen Sie Detektiv. Schnüffeln Sie in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus herum, als wären Sie ein Privatdetektiv, der anhand der Einrichtung herausfinden muss, wer hier wohnt. Und im Prinzip lernen Sie ja auch wirklich etwas über jemanden, der Ihnen fremd ist. Sie folgen den Spuren und untersuchen die Fingerabdrücke eines Ihnen unbekannten einzigartigen Individuums, das zufälligerweise Sie selber sind. Schauen Sie in die Kleiderschränke, in die Küchenschränke, die Bücher und Plattenregale. Werfen Sie einen Blick auf die Möbel, die Teppiche, die Vorhänge, die Bilder an der Wand, die Nahrungsmittel im Kühlschrank, die Farben, die Ordnung oder Unordnung, das Arrangement in den Räumen. Erstellen Sie eine Inventarliste von so vielen Dingen und Interessen wie Sie finden können. Würden Sie zum Beispiel sagen, dass die Person, die hier lebt, ordentlich oder unordentlich ist? Geht sie gerne unter Leute oder ist sie lieber allein? Gefühlsbetont oder intellektuell? Oder beides? Liest sie Romane oder lieber Geschichtsbücher? Bevorzugt sie Bach oder die Rolling Stones? Oder beide? Zeigen die Möbel, dass diese Person rauhe und na-
Gesucht: Ihr ganz persönlicher Stil 27 türliche Materialien bevorzugt, oder eher polierte Möbel, die Klasse haben? Gibt es ein auffälliges, zentrales Merkmal der Wohnung, oder gar einen offensichtlichen Lieblingsplatz: die Küche, einen Schreibtisch, einen Kamin, eine Stereoanlage? Was sagen die Kleider in den Schränken über die Person aus, die sie ausgewählt hat? Und so weiter … Wenn Sie alle Hinweise, die Sie bekommen konnten, gesammelt haben, setzen Sie sich hin und lesen Sie den Detektivbericht, den Sie zusammengestellt haben. Er enthält ein Porträt Ihrer selbst. Hat er Sie überrascht? ➣ Margaret, 26, arbeitet als Programmiererin und muss sich während der Arbeit ordentlich und in konservativem Stil kleiden. Sie hält sich für effizient und reinlich. Wenn Sie an Wochenenden ausgeht, zieht sie gerne weite und auffällige Kleidung an – große Hüte, weite Ausschnitte, Umhänge, Pailletten. Als sie alle ihre Abendkleider im Schrank betrachtete, fühlte sie sich wie der im Beruf schüchterne Clark Kent, der sich zu Hause mit Hilfe des blauen Capes in Superman verwandelt. Ihre Kleider wiesen auf eine geheime zweite Identität hin: eine Schauspielerin oder Abenteurerin, romantisch und mutig, mit einem Hang zu Kostümen und großen Gesten. ➣ Bill, ein Prokurist, der viel zu Hause arbeitet, hat sein eigenes nach Farben sortiertes, schnell zugängliches Ablagesystem entwickelt, das er für sehr praktisch hält. Als er es sich mit den Augen eines Detektivs ansah, wurde ihm klar, dass es mit viel logischem Denken und großem Geschick angefertigt worden war – und sich darin ein Talent für Organisation und Gestaltung offenbarte.
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Barbara Sher
Wie ich herausfinde, was ich wirklich will von Barbara Sher ausgewählt und übersetzt von Gudrun Schwarzer In diesem Büchlein finden Sie Auszüge aus dem bekanntesten Buch der amerikanischen Lebens- und Karriere-Beraterin Barbara Sher. Das Buch trägt den Titel "Wishcraft. Lebensträume und Berufsziele entdecken und verwirklichen" und ist zum Klassiker der Lebenshilfe-Literatur avanciert. Die hier vorliegenden Texte betreffen den wichtigsten und ersten Schritt, der anfällt, wenn wir uns in unserem Leben nicht mehr wohl fühlen und etwas Neues anstreben: Wir müssen herausfinden, was wir wirklich wollen! Mit vielen Beispielen, praktischen Übungen und konkreten Hinweisen hilft uns Barbara Sher, genauer hinzuschauen und zu dem zu finden, was uns Erfüllung und Sinn bringt.
Barbara Sher Wie ich herausfinde, was ich wirklich will
ISBN 978-3-86826-123-3
Wie ich herausfinde, was ich wirklich will
Von der Autorin des Bestsellers „ Ich könnte alles tun , wenn ich nur wüßte, was ich will“