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ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt 39100 BOZEN/ITALY
Febraur 2015
Der Egetmann Umzug
Foto: www.egetmann.com
Traminer Fasnachts-Tradition:
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THEMA
Migration in und aus Südtirol
Kinder mit Migrationshintergrund lernen an der Berufsschule Deutsch n Südtirol war über Jahrzehnte ein Auswanderungsland. Manche Gemeinden und Randgebiete sind auch heute noch von Abwanderung betroffen. Mittlerweile wandern mehr Bürgerinnen und Bürger aus dem Ausland nach Südtirol ein als ab. Dies bringt neue Herausforderungen für das Land, vor allem wenn es um die Kenntnisse der Landessprachen geht. Die Berufsschule Bozen hat sich auf einen innovativen Weg des Sprachenlernens begeben: junge Zuwanderer lernen Deutsch, um anschließend eine Berufsqualifikation zu erlangen. Integration und Inklusion erfordern den Abbau von Barrieren, ein starkes Miteinander sowie innovative Projekte und Ideen.
Nach Angaben des italienischen Innenministeriums hatten zum 31. Dezember 2013 an die 4,5 Millionen Italiener ihren Wohnsitz im Ausland. Davon waren rund 80.000 Bürger aus der Region TrentinoSüdtirol. 35.813 der im A.I.R.E. (Melderegister der im Ausland ansässigen italienischen Staatsbürger) eingetragenen Personen haben Südtiroler Wurzeln. Im A.I.R.E. werden die Daten jener Bürger und ihrer Angehörigen erfasst, die länger als zwölf Monate in einem fremden Land leben. Im Jahr 2013 sind etwa 900 Personen mehr nach Südtirol eingewandert als ausgewandert. 3.053 Personen sind über die Staatsgrenze zugewandert. Demgegenüber hat sich die relativ hohe Zahl der Auswanderer (2.157) im Vergleich zu 2012 kaum verändert.
Negativer Wanderungssaldo Betrachtet man nur die Einwanderung aus dem Ausland und die Abwanderung ins Ausland, so trug in den vergangenen 15 Jahren der Saldo zwischen Ein- und Auswanderungen durchwegs ein negatives Vorzeichen: Im Zeitraum 1999 bis 2013 zogen rund 10.500 ansässige Inländer weg, um sich in der Fremde niederzulas-
sen; nach Südtirol zurückgekehrt sind im selben Zeitraum weniger als 5.000. Diese Daten gehen aus dem Melderegister der im Ausland ansässigen italienischen Staatsbürger (A.I.R.E.) hervor. Das zentrale Melderegister A.I.R.E. wurde im Jahr 1990 eingerichtet. Zu dem Zeitpunkt waren bereits etwa 12.000 Auslandssüdtiroler erfasst. Bis zur Jahrtausendwende verlegten jährlich 500 bis 800 Bürger ihren Lebensmittelpunkt ins Ausland. Seither sind es im Schnitt 1.300 pro Jahr. Allein im Zeitraum zwischen 2011
In den vergangenen 20 Jahren entschlossen sich die meisten im Alter zwischen 25 und 40 Jahren ihren Wohnsitz in einen ausländischen Staat zu verlegen.
und 2013 wurden mehr als 5.000 Neueintragungen ins A.I.R.E. verzeichnet.
Einige Gemeinden stärker betroffen Waren Ende 2013 mehr als 35.000 Personen im A.I.R.E. eingetragen, so sind das im Schnitt 70 je 1.000 Ansässige. Dies ist ein Durchschnitt, denn strukturschwache Dörfer und Randgebiete sind deutlich stärker von Auswanderung betroffen. Von 17 Gemeinden sind mehr als zehn Prozent der Bevölkerung ausgewandert: Dabei zählen die Gemeinden des Vinschgaus, allen voran Taufers im Münstertal, Glurns und Martell im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Emigranten. Eine Rate von weniger als 40 je 1.000 Einwohner verzeichnen hingegen 15 Gemeinden, darunter Vöran, Jenesien, Corvara, Villanders und Leifers. Auswanderung nach Gemeinde im Jahr 2013, Wert je 1.000 Einwohner. Quelle: Astat, 2014.
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THEMA
Inhalt THEMA Migration in und aus Südtirol
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Die Lehrerin Dagmar Stehn mit einem Schüler und dem Buch mit Geschichten aus der Heimat der Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Aufenthaltsgenehmigungen Die Auswertung des Datenarchivs des Innenministeriums ergab, dass am 31. Dezember 2013 in Südtirol 26.808 Ausländer im Besitz einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung waren, die von der Bozner Quästur erteilt wurde. Vergleicht man die Altersstruktur aller regulär anwesenden Einwanderer aus NichtEU-Staaten mit jener der einheimischen Bevölkerung, sticht vor allem das deutlich niedrigere Durchschnittsalter ins Auge: Das mittlere Alter bei den Migranten liegt bei 31,3 Jahren, während die ansässigen italienischen Staatsbürger im Schnitt 42,6 Jahre alt sind. Viele junge Zuwanderer Diese Tatsache ist vor allem auf den auffällig hohen Anteil der Kinder unter 15 Jahren, die fast ein Viertel aller anwesenden Zuwanderer stellen, zurückzuführen. Fast drei Viertel aller Ausländer aus NichtEU-Staaten sind im erwerbsfähigen Alter (72,6 Prozent gegenüber 64 Prozent bei den Südtirolern) und lediglich 3,7 Prozent haben das Rentenalter erreicht. Im Vergleich dazu ist jeder fünfte Südtiroler bereits über 64 Jahre alt. Innovativer Weg der Sprachförderung Mit dem Projekt „Deutsch als Zweitsprache für Jugendliche mit Migrationshintergrund (DaZ)“ schlägt die Landesberufsschule für Handwerk und Industrie in Bozen einen neuen Weg ein: Schüler, die wenige oder gar keine Deutschkenntnisse haben, in den Unterricht zu integrieren und zu einer Berufsqualifikation zu führen. Die praxisorientierte Ausbildung an einer Berufsschule erfordert ein Mindestmaß an Deutschkenntnissen der Schüler, um beispielsweise die Anleitungen zur Arbeitssi-
Stephanie Risse von der Freien Universität Bozen und der Direktor der Landesberufsschule Andreas Haspinger. Fotos: LPA
cherheit in den Werkstätten verstehen zu können. Um jene Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die wenige oder gar keine Deutschkenntnisse haben, in den Unterricht zu integrieren, haben die Lehrpersonen an der Landesberufsschule für Handwerk und Industrie in Bozen gemeinsam mit Expertinnen der Freien Universität, ein innovatives Konzept für eine nachhaltigere Sprachförderung entwickelt.
Sprache ist Schlüssel für Integration „Die Sprache ist tatsächlich der Schlüssel zur Integration, die Kenntnis der Sprache ist die Voraussetzung sich zuhause zu fühlen“, erklärte Landesrat Achammer und bedankte sich für das große Engagement der Lehrpersonen und des Direktors der Landesberufsschule für Handwerk und Industrie Josef Andreas Haspinger. Das neue Konzept der Sprachförderung sieht neben der Förderung der standardsprachlichen Kompetenzen einen verstärkten Unterricht in der „Fachsprache Deutsch“ in Zusammenarbeit zwischen den Sprachlehrkräften und den Fachlehrpersonen sowie die Förderung vom Verstehen der gesprochenen Sprache vor. Gezielte Deutschförderung Stephanie Risse von der Freien Universität Bozen verwies auf die gezielte Sprachförderung, die das Projekt auszeichnet. Es wurde ein eigenes Lehrerteam für „Deutsch als Zweitsprache“ gebildet, das den Schülern in den ersten Monaten ihrer Schulzeit bis zu zwei Jahren eine gezielte Deutschförderung bietet. Der Deutschunterricht erfolgt in kleinen Gruppen. Darauf aufbauend kann dann möglichst rasch die Integration der Jugendlichen mit Migrationshintergrund in den Regelunterricht erfolgen. Quellen: Astat und LPA
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Kurzmeldungen Förderpreis Futura, Vorwort E-Mobility, Väterhaus, Manger des Jahres Flüchtlinge, Universtität Innsbruck, Unsichtbare Heldinnen Südtirol Innovativ: Capriz Südtiroler Forschungspreis, Wetterkapriolen, Buchvorstellung
EXPERTEN
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Neuerungen bei Abo, Steuerverhandlungen Schweiz-Italien
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43. Grenzpendlertagung Südtiroler in München, Jahresbeitrag Südtiroler in Zürich und Innsbruck, Lesereise Südtiroler in Stuttgart und Südbaden H E I M AT U N D W E L T Verena Buratti
IMPRESSUM
HEIMAT & Welt Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der Welt Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans Gamper Schriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Irene Schullian alle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: suedtiroler-welt@kvw.org Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter 7/72 Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 Lana Ausgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich) Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Redaktionsschluss: Am 15. des Monats Bankverbindung: Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001 Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen
AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL
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PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL
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SÜDTIROL AKTUELL
Kurz notiert
Meldungen aus Südtirol n WIRTSCHAFT Dr. Karl Renner-Publizistikpreis für Esther Mitterstieler
Esther Mitterstieler ist eine der erfolgreichsten Wirtschaftsjournalistinnen Österreichs. Sie lebt in Wien. Foto: Wirtschaftsblatt
Die gebürtige Völserin Esther Mitterstieler wurde mit dem Dr. Karl Renner-Publizistikpreis 2014 in der Kategorie Print ausgezeichnet. Die Vergabe erfolgte für hervorragende Leistungen im Bereich der Publizistik. Mitterstieler erhielt den vom Österreichischen Journalistenclub (ÖJC) vergebenen Preis für ihre wirtschaftspublizistischen Leistungen. Zuletzt veröffentlichte sie etwa das Buch „Stoppt die Banken“. Mitterstieler ist seit 1994 für Zeitungen in Italien, Deutschland und Österreich tätig, unter anderem als Chefredakteurin beim „Wirtschaftsblatt“. <
n KUNST Designpreis für Georg Mühlmann Die Tischlampe „Matterhorn“ von Georg Mühlmann aus Jenesien gewann den „Interior Innovation Award – Selection 2015“. Die Auszeichnung ist im Jahr 2002 von der internationalen Einrichtungsmesse
„mm cologne“ ins Leben gerufen worden und gilt als einer der renommiertesten Designpreise der Einrichtungsbranche weltweit. „Der dreieckige Sockel der Tischlampe erinnert an einen vergletscherten Berggipfel und wird in Laaser Marmor hergestellt. Der bewegliche Lampenarm wird in Holz gefertigt, steil nach oben gerichtet, grazil und doch bestimmt wie der Aufbau des Gipfels des Matterhorns“, beschreibt Mühlmann sein Objekt. Der Tischler und Holzdesigner Mülhlmann ist für seine kreativen Arbeiten bereits öfters ausgezeichnet worden. <
n THEATER Theaterpionier Franco Marini ist tot
Marini war ein Theaterpionier der ersten Stunde in der Südtiroler Theaterlandschaft. Foto: Florian Pichler
Im Alter von 79 Jahren ist der Meraner Theatermacher Franco Marini verstorben. Marini habe wesentlich dazu beigetragen, dass in Südtirol eine Theaterlandschaft an der Schwelle hin zu professionellem Theater entstanden sei, so Kulturlandesrat Philipp Achammer in seiner Würdigung.
Marini entstammte einer Familie, in der Theatermachen großgeschrieben war und ist. Er, eine der Pionierfiguren des Theaters in Südtirol, zählte zu den Gründervätern des kritischen zeitgenössischen Theaters im Lande. Franco Marini war Gründer des Theaters in der Klemme, das seit dem Bestehen des Theaters in der Altstadt dort eine Heimstatt gefunden hat. Noch vergangenen Herbst hatte er dort inszeniert (Regie) und viel Lob geerntet. <
die Widersprüche im Kosmos rational zu einer Einheit zurückzuführen. Als Bischof von Brixen scheiterte er. Die Machtpolitik des Tiroler Adels unterschätzend, wurde der gelehrte Bischof und Kardinal mit Gewalt aus dem Land vertrieben. Dieser beeindruckenden Persönlichkeit ist eine Ausstellung anlässlich des 550. Todestages des Cusanus gewidmet. Die Ausstellung ist bis zum 26. Februar im Schloss Maretsch in Bozen zu besichtigen. <
n MOBILITÄT
Vinschgerbahn: Fahrkartenautomat für alle Bahnhöfe Nach Einführung des neuen Tarifsystems wurden die Bahnhöfe und Zughaltestellen landesweit mit den neuen Entwertungsgeräten und mit Fahrkartenautomaten ausgerüstet. Da auf einigen kleineren Bahnhöfen im Vinschgau, etwa Töll, Rabland, Staben und Tschars bisher keine Fahrkartenautomaten vorhanden waren, gab es in den Zügen der Vinschgerbahn vorübergehend die Möglichkeit, Einzelfahrscheine zu lösen. Nun gilt auch auf der Vinschgerbahn: Fahrschein lösen und entwerten ist nur auf den Bahnhöfen vor Antritt der Fahrt möglich. <
n KULTUR Ausstellung zum Todestag von Nicolaus Cusanus Nicolaus Cusanus war ein Universalgenie: Seine Schwerpunkte waren Theologie, Philosophie, Recht, Mathematik und Astronomie. Dabei versuchte er die Vielfältigkeit und
n SOZIALES Don Bertagnolli war Pionier in der Sozialarbeit Der Priester Giancarlo Bertagnolli ist im Alter von 81 Jahren verstorben. Bertagnolli wurde 1959 in Trient zum Priester geweiht. Im Jahr 1977 gründete Bertagnolli den Verein „La Strada – Der Weg“, wo er bis zu seiner Pensionierung als geistlicher Assistent tätig war. Bertagnolli war auch zehn Jahre lang Referent für Freiwilligenarbeit und Pfarrcaritas. Don Bertagnolli hat sein Leben der Hilfe, Unterstützung und Begleitung jener Menschen gewidmet, die am Rande der Gesellschaft standen, weil sie mit familiären oder mit psychischen Problemen kämpften oder drogenabhängig waren. <
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Förderpreis Futura
VORWORT DER LANDESRÄTIN
Junge SüdtirolerInnen im Ausland n Aus 59 Bewerbungen hat die Jury Elmar Mair, Ingenieur aus Bruneck, Stefan Perkmann Berger, Unternehmer aus Meran, und die Marketingprofessorin Sylvia von Wallpach aus Lana ausgewählt und mit dem Förderpreis im Wert von je 7.777 Euro ausgezeichnet.
Die Initiative hat es sich zur Aufgabe gemacht, junge Südtirolerinnen und Südtiroler, welche sich im Ausland bzw. außerhalb der Region beruflich profilieren, weiterbilden und spezialisieren, finanziell und ideell zu unterstützen. Die Förderpreise werden alle zwei Jahre verliehen. Im Bereich der Forschung und Entwicklung liegen die Stärken des 1983 gebürtigen Bruneckers Elmar Mair. Am „Bosch Research and Technology Center North America“ in Palo Alto forscht ein internationales Team seit wenigen Jahren zum Thema des hoch-automatisierten Fahrens. Als Senior Research Engineer ist Elmar Mair Teil des Teams und dabei für die Berechnung der Lage des Fahrzeuges auf der Straße zuständig. „Unternehmer bei der Markteinführung neuer Geschäftsideen zu unterstützen und eta-
blierte Strukturen aufzubrechen, um sich somit neuen Herausforderungen zu stellen“, so beschreibt Stefan Perkmann Berger seine Faszination. Der 1984 geborene Meraner lebt und arbeitet seit einigen Jahren in Wien, ist Geschäftsführer und Mitbegründer der „WhatAVenture GmbH“ und zudem Lektor an der Wirtschaftsuniversität und der Fachhochschule Wien. Zurzeit widmet sich Perkmann Berger gemeinsam mit seinem Team der Umsetzung eines softwaregestützten Tools, das Produktteams in Unternehmen durch den Prozess von der Geschäftsidee zum Markterfolg begleitet und dabei den Erfolg am Markt signifikant erhöht. Die 1980 gebürtige Lananerin Sylvia von Wallpach ist als Associate Professor of Branding an der „Copenhagen Business School“ in Kopenhagen (Dänemark) beschäftigt. Die Freude am wissenschaftlichen Arbeiten im Bereich Marketing und Markenführung wurde bereits während ihres Studiums der Internationalen Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck geweckt. Derzeit schließt sie ihre Habilitation ab. <
V. l. Thomas Gruber, Alexander von Egen, Stefan Perkmann Berger, Klaus Widmann, Sylvia von Wallpach, Elmar Mair, Manfred Pinzger, Inga Hosp, Cristina Ferretti, Robert Hillebrand, Werner Stuflesser. Foto: HGV
Sicherheit und Selbstverwaltung Das neue Arbeitsjahr hat mit klaren Vorgaben begonnen. Der Handlungsrahmen des Landes Südtirol ist von Landeshauptmann Arno Kompatscher bereits in der Haushaltsrede vor dem Landtag im vergangenen Dezember abgesteckt worden. Nach Rücklagen und Steuerentlastungen verbleiben dem Land für das Jahr 2015 insgesamt 4,602 Milliarden Euro an Haushaltsmitteln. Es werden deutliche Akzente in Richtung Erneuerung gesetzt. Der Investitionsanteil beträgt ein Drittel statt bisher ein Viertel des Haushaltes, und es gibt 250 Millionen Euro an Steuerentlastungen. Die Verantwortung für die Familien und sozial Schwächeren schlägt im Teilbudget mit einem satten Plus von 8,1 Prozent zu Buche. Eine zentrale Investition ist jene in „Köpfe“: Bildung und Forschung verzeichnen ein Budgetplus von 1,8 Prozent. Weiterer Schwerpunkt ist die Wirtschaftsförderung: Wachstum ankurbeln und Arbeitsplätze sichern ist erste Priorität. Sicherheit und Selbstverwaltung sind demnach auch die Leitbegriffe der Landesregierung für 2015. Das beginnt mit der Absicherung und Weiterentwicklung der Selbstverwaltung gegenüber Rom („Sicherungspakt“), die Entfaltung der Autonomie im Lande (Zuständigkeiten an Gemeinden) sowie über das Land hinaus (Europaregion). Um Schutz und Sicherheit geht es auch in der Neuordnung der Südtiroler Gesundheitsversorgung. Landeshauptmann Kompatscher betont für den Bereich Gesundheit, den ich in der Südtiroler Landesregierung leiten darf, dass es dabei nicht ums Streichen von Leistungen und weniger Geld ausgeben gehe – das ist angesichts des Fortschritts der Medizin und des Älterwerdens der Gesellschaft gar nicht möglich – sondern darum, mit dem Geld, das wir ausgeben, eine zielgerichtete Betreuung für die Menschen zu erbringen. Die gesundheitliche Nahversorgung, eine einheitliche, schlankere Betriebsführung und die abgestimmte Zusammenarbeit von großen und kleineren Spitälern sind notwendig, um von der Entwicklung nicht überrollt zu werden. Sicherheit und Gesundheit müssen auch unter veränderten Rahmenbedingungen gewährleistet sein. Ein „Mammutbrocken an Arbeit“ nannte es der Landeshauptmann. Die Neuordnung der Stromwirtschaft im Sinne des Gemeinwohls solle dann auch jene Gewinne für das Land bringen, mit denen Gesundheit, soziale Grundsicherung und Pflege nachhaltig finanziert werden können. Insgesamt geht das Bemühen der Landesregierung im Jahr 2015 in allen Bereichen dahin, mit im Grunde gleich viel finanziellen Mitteln bessere Leistungen zu erzielen und der Bevölkerung Sicherheit und Gestaltungsraum für die Zukunft zu geben – eine zentrale Aufgabe der Politik. B’hüt Euch Gott (Pfiat Enk Gott) Eure Martha Stocker
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NÜTZLICHES
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Sie fragen, Experten antworten
Neuerungen bei Abo für öffentlichen Verkehr Ich bin 73 Jahre alt, und besitze das kostenlose Abo 65+. Nun habe ich gelesen, dass ab 2015 eine Änderung in Kraft treten wird, und mein Abo nicht mehr kostenlos und nur mehr begrenzt gültig ist. Wie viel muss ich künftig für die Nutzung des Abo 65+ bezahlen? An wen kann ich mich für weitere Informationen wenden?
Seit 2015 gibt es keine GratisAbos mehr, sondern neue Jahrespauschalen für die Senioren. Konkret heißt dies: Die bereits ausgestellten kostenlosen Senioren-Abos (Südtirol-Pass 65+) sind bis zum Geburtstag des Besitzers gültig. Wer das Senioren-Abo anschließend weiterhin nutzen will, muss einen Beitrag von 20 Euro bezahlen, um es zu verlängern. NeuAbonnenten bezahlen nach der neuen Tarifregelung zwischen 20 und 75 Euro.
Kosten für Neu-Abonnenten Die Jahrespauschale für den Südtirol-Pass 65+ ist ab 2015 gestaffelt: - neue Senioren-Abo 65+: von 64 bis 69 Jahren = 150 Euro (genauso wie bisher) - neue Senioren-Abo 65+: von 70 bis 75 Jahren = 75 Euro - neue Senioren-Abo 65 + : ab 75 Jahren = 20 Euro Bis 2019 gibt es noch eine Übergangsregelung. Im Jahr
2015 zahlen alle ab 71 Jahren, die das Senioren Abo 65+ bereits besitzen, ausnahmsweise nur 20 Euro, ab 2016 alle ab 72 Jahren ausnahmsweise nur 20 Euro usw. Somit ist gewährleistet, dass jene, die jünger als 75 Jahre sind, und bereits im Besitz eines kostenlosen Senioren-Abos sind, 20 Euro anstelle der neu geregelten 75 Euro bezahlen.
Verlängerung des ehemals kostenloses Senioren-Abo Gültigkeit: Alle bisher ausgestellten kostenlosen SeniorenAbos sind bis zum Geburtstag des/der Inhabers/-in gültig, was in den meisten Fällen auch in etwa dem Ausstellungsdatum entspricht. Das bedeutet: Wer seinen Südtirol-Pass 65+ künftig um ein Jahr verlängern möchte, müsste dies jeweils einige Wochen oder Tage vor seinem Geburtstag erledigen. Ausnahme: All jene, die in den ersten vier Monaten des Jahres (Jänner bis April) Geburtstag
haben, können die Jahrespauschale bis Ende April 2015 einzahlen. Damit versucht man einen allzu großen Ansturm an die Verkaufsstellen mit Jahresbeginn zu vermeiden.
Bezahlung für Abos Es genügt bei Verkaufsstellen des Verkehrsverbundes das bestehende Senioren-Abo (Südtirol Pass 65+) vorzuweisen und die Jahrespauschale persönlich zu zahlen. Wer möchte, kann auch online bezahlen. Die nötigen Informationen finden Sie auf folgender Internetseite: www.suedtirolmobil.info Beantragung des SeniorenAbos (Südtirol Pass 65+) Wer erstmals einen SüdtirolPass 65+ beantragt, kann dies persönlich bei den Verkaufsschaltern des Verkehrsverbundes tun. Die notwendigen Vordrucke stehen im Internet unter www.suedtirolmobil.info/ zum Download zur Verfügung. Sie können sich aber auch an
unsere Arbeitsstelle wenden unter der Nummer 0039 0471 309176, oder via Email: suedtiroler-welt@kvw.org. Wir senden Ihnen das Formular zu und anschließend leiten wir die Anmeldung an das zuständige Amt weiter.
Neue Fälligkeit Für diese neu ausgestellten Senioren-Abos gilt in den folgenden Jahren das jeweilige Ausstellungsdatum als Fälligkeits termin. Wird der Betrag bis zum Fälligkeitsdatum nicht eingezahlt, erlischt die Gültigkeit des Abos, bis zur eventuell späteren Einzahlung des Jahresbeitrages. Wer die öffentlichen Verkehrsmittel sehr selten nutzt und den Südtirol-Pass 65+ daher nicht beantragen oder verlängern möchte, kann auf den normalen Südtirol-Pass, auf eine Wertkarte oder einen Einzelfahrschein zurückgreifen. > Evi Atzwanger Südtiroler in der Welt
Steuerverhandlungen Schweiz-Italien vor Abschluss Änderungen für Grenzpendler in Sicht n Pressemitteilungen zufolge soll das Abkommen zwischen der Schweiz und Italien im März unterzeichnet werden. Es soll auch eine neue Regelung für die Grenzpendler beinhalten.
Gemäß dem bisherigen Abkommen werden die in der Schweiz arbeitenden Grenzgänger, die im Umkreis von 20
Kilometern ab Grenze wohnen, nur in der Schweiz besteuert. Im Gegenzug zahlt die Schweiz den Wohnsitzgemeinden der Pendler (über Rom) einen Ausgleich. Gemäß der neuen Regelung soll die Steuer aufgeteilt werden und zwar so, dass ca. 70 Prozent des Lohnes in der Schweiz und ca. 30 Prozent in Italien (nach italieni-
schen Regeln) besteuert werden. Dies würde beiden Staaten (auf Kosten der Grenzpendler) ein Mehr an Steuereinnahmen einbringen. Die politische Lösung in der Grenzpendlerbesteuerung ermöglicht auch eine Einigung auch über den Rest des Doppelbesteuerungsabkommens Schweiz - Italien gemäß OECD-
Standards. Im Zuge des Abkommens wird eine politische Erklärung abgegeben werden, in welcher Bern und Rom den Willen zu einem automatischen Austausch von Bankkundeninformationen dokumentieren. Mit der Unterzeichnung des neuen Abkommens wird die Schweiz von Italiens schwarzer Liste gestrichen werden. <
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Süßer die Glocken nie klingen ... Südtiroler in München n Scharenweise strömten die Südtiroler in München zu ihrer Weihnachtsfeier, die von den Zeller Madl’n und dem Singkreis musikalisch umrahmt wurde.
Erich Achmüller forderte die Anwesenden auf diese „stille“ Zeit zum Nachdenken und Innehalten zu nutzen. Er erinnerte an die 100 Jahre des ersten Weltkriegsbeginns, an die Optionszeit vor 75 Jahren und die Teilung Tirols. Gleichzeitig erneuerte er die Aussage des unvergessenen Silvius Magnago: „Ein gütiges Schicksal hat uns die Heimat erhalten“. Monsignore Erwin Hausladen
ermunterte durch die Worte „Friede beginnt bei uns selbst“ und wies auf die gute Beziehung von Südtirol zu Bayern hin, die schon durch Bischof Korbinian festgemacht wurde. Vereinsvorsitzender Gerhard Sapelza fand herzliche Dankesworte an alle, die das ganze Jahr vor und hinter den Kulissen tätig sind. > eja
Kultur pur
Südtiroler in München Nach der interessanten Besichtigung der Kirche „St. Johann von Capistran“ - die modernste Kathedrale Bayerns - war St. Georg im Münchner Stadtteil Bogenhausen dran. Dort befindet sich auch der sogenannte „Prominentenfriedhof“, in dem die Gräber von Käthe Kollwitz, Lisl Karlstadt, v. Leonhard, Franz Speer und Rilke neben vielen Anderen zu finden sind.
Den Abschluss bildete das im 12. Jahrhundert erbaute Nikolai-Kircherl am Gasteig. Mitunter wird es auch „Pestkircherl“ genannt, da auf diesem Gelände bis zu 50.000 Pesttote ihre letzte Ruhestätte fanden. Elfriede Orda zeigte auch an diesem Nachmittag ihr umfassendes Wissen und beeindruckte entsprechend die Teilnehmer.
20 Euro Jahresbeitrag 2015 für Heimat&Welt Überweisen Sie den Jahresbeitrag bitte ausschließlich auf die untenstehende Bankverbindung. Überweisen Sie bitte keine Beiträge auf die bisherigen Konten in Deutschland, Österreich, Schweiz; diese wurden aufgelöst.
Begünstigter bzw. Empfänger:
Südtiroler in der Welt: Südtiroler Sparkasse Bozen IBAN: IT68 A060 4511 6010 0000 0371 000 - BIC: CRBZIT2B001 Betrag: 20 Euro Begründung oder Zahlungszweck: Jahresbeitrag Heimat & Welt 2015
> eja
Vom Glück Südtirolerin zu sein
Verena Buratti, Schauspielerin in Bozen, München, Wien, Rom, Berlin n Neben ihrer Arbeit als Schauspielerin im Kino, Fernsehen und auf Theaterbühnen arbeitet Verena Buratti auch als Synchronsprecherin, Moderatorin, Casterin und Coach und ist darüber hinaus diplomierte Weinmanager-Sommelière.
Im mehrfach ausgezeichneten Film Bergblut spielte Buratti 2010 die Anna Hofer und war für das Casting der Südtiroler Schauspieler verantwortlich. Foto: © Konrad Pamer
Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen?
Buratti: Die Liebe zu Sprachen, Kultur- und Horizonterweiterung. Meine ersten längeren Auslandsaufenthalte in England und Frankreich als junge Frau waren für meine Persön-
lichkeit sehr wichtig, da ich mich in einem neuen Kontext anders kennenlernen durfte. Später war es mein Beruf, der mich ins Ausland geführt hat. Was hat Sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Buratti: Meine ersten Auslandserfahrungen waren sehr erquickend. Der erste Monat in einem neuen Land war meistens eine einsame Zeit, in der ich sehr viel über mich selbst gelernt habe. Ich habe immer schnell Anschluss gefunden und Freundschaften knüpfen können. In Deutschland allerdings war es für mich schwierig anzukommen, da ich vorher in Rom gelebt habe. Ich musste mich erst in die zwischenmenschlichen Gepflogenheiten einarbeiten. Glücklicherweise wurde ich am Anfang gleich zu einem Südtirolerstammtisch eingeladen und das hat meiner Seele gut getan. Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert?
Buratti: Es gibt neue Stadtviertel und die Vielfältigkeit der
STECKBRIEF
Verena Buratti - geboren in Bozen, aufgewachsen in Bozen und Klobenstein - Ausbildungen: Schauspiel, Hotel-, Tourismus- und Winemanagment, Japanologie, Dolmetsch (deutsch, italienisch, englisch, französisch, spanisch) - Schauspielerin, Moderatorin, Sprecherin, Übersetzerin, Winemanager-Sommelière, geprüfte Reiseleiterin, Stadtführerin, Unterricht an Schauspielschulen - Auswahl der Auszeichnungen: Publikumspreis 2010 für den Kinofilm „Bergblut“ – Filmfest München, Preis der Jury für die beste Hauptdarstellerin im Kinofilm „Ainoa“ beim Filmfestival Stozary Kiev 2005, Kleiner Goldener Filmpreis Dortmund - www.verenaburatti.com; facebook.com/verena.buratti; twitter.com/verenaburatti
Menschen, die in Südtirol jetzt leben, fällt mir immer auf. Es wird stark in Qualität investiert. Die berufliche Kompetenz der Menschen ist in allen Bereichen gestiegen und die Tüchtigkeit geblieben. Die Wein- und Apfelbauern arbeiten mit neuen Sorten und Erziehungssystemen und verändern das Landschaftsbild. Das Bus- und Zugangebot ist grandios und der Wille zum sanften Tourimus sehr stark. Die Kunst- und Kulturlandschaft hat sich enorm erweitert und wächst in Kreativität, gehobener Ausbildung der Talente, Akzeptanz und Integration des Neuen. Die Südtiroler sind immer noch herzlich, sonnig, gesellig, und wenn man sich bei einem Besuch verabschiedet, läuft bestimmt jemand in den Keller um einem ein Glas Marmelade oder a Flaschl Eigenbau mitzugeben. (Ich dachte, dass diese Geste überall Brauch sei, bis ich aufmerksam gemacht wurde, dass ich etwas Besonders tat). Filme wurden in Südtirol immer gedreht, aber eine Filmförderung gibt es erst ein paar Jahre. Ich drehe immer sehr gerne in Südtirol. Fühlen Sie sich noch als Südtirolerin? Wie würden Sie heute Ihre Identität beschreiben?
Buratti: Ich bin Boznerin, Südtirolerin mit Leib und Seele. Falls unzustellbar bitte zurück an:
Seit ich in Bergblut die Anna Hofer spielen durfte und die Therese in Frei spüre ich meine Wurzeln noch stärker und bin sehr dankbar dafür. Eine europäische Weltbürgerin deutscher Muttersprache und Südtiroler Temperament mit italienischer Staatsbürgerschaft, die sich außerordentlich über unser Südtiroler Autonomie-Statut freut. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols?
Buratti: Dass die Südtiroler zusammenhalten, ihre Warmherzigkeit und Fröhlichkeit leben, altbewährte Traditionen und Werte mit Neuem integrieren und in Gesundheit, Kreativität, im Einklang mit der Natur, in Frieden, Freude, Harmonie und Fülle sich weiterentwickeln. <
Buratti dreht immer sehr gerne in Südtirol und genießt dann die Südtiroler Küche. Foto: Aniela Adams Für Österreich: Gesamtverband der Südtiroler in Österreich
Für Deutschland:
Zeughausgasse 8
Verband der Südtiroler Vereine
A-6020 Innsbruck
in der Bundesrepublik Deutschland c/o INVIA Köln e.V.
Für die Schweiz:
Stolzestraße 1a
Südtiroler Verein Zürich und Umgebung
D - 50674 Köln
c/o Arthur Altstätter Auhaldenstrasse 26 CH-8427 Rorbas
Poste Italiane spa - Versand im Postabonnement - G.D. Nr. 353/2004 • Erscheint monatlich • (konv. in Ges. Nr. 46 vom 27.2.2004) Art. 1, Abs. 2, DCB Bozen
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