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ZEITSCHRIFT für Südtiroler in der Welt 39100 BOZEN/ITALY
Juli 2016
Immaterielles Kulturerbe:
Foto: TV Schnalstal
Schaufauftrieb im Juni
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THEMA
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Die Verfassungsreform
Beginn einer neuen Ära oder Zusammenbruch? n Im Gesetzesanzeiger des Staates Nr. 88 vom 15. April 2016 wurde das Verfassungsgesetz zur Abänderung der italienischen Verfassung veröffentlicht. Damit ist eine von Ministerpräsident Matteo Renzi als vorrangig erachtete Etappe erreicht worden, aber noch nicht abgeschlossen, da im Herbst im Rahmen einer Volksbefragung über diese Reform abgestimmt werden muss.
Das Verfahren zur Verfassungsänderung ist komplex: das Reformgesetz muss von beiden Kammern im selben Wortlaut in zweimaliger Lesung genehmigt werden, wobei zwischen erster und zweiter Lesung mindestens drei Monate verstreichen müssen. Am 8. August 2014 hat der Senat in erster Lesung das Verfassungsgesetz verabschiedet; dieses wurde von der Abgeordnetenkammer am 10. März 2015, allerdings mit weitreichenden Änderungen, genehmigt. Am 13. Oktober 2015 erfolgte neuerlich die Genehmigung durch den Senat, allerdings mit, wenn auch geringfügigen, Änderungen, sodass erst diese Lesung als die erste von den vier von Artikel 138 der Verfassung vorgesehenen Genehmigungen zu betrachten ist.
Volksabstimmung im Herbst Am 11. Jänner 2016 hat die Abgeordnetenkammer erstmals dieselbe Fassung, wie sie vom Senat verabschiedet worden war, genehmigt. Am 20. Jänner war es dann der Senat, der seine – zweite – Genehmigung verabschiedet hat; am 12. April 2016 erfolgte schließlich die letzte Lesung durch die Abgeordnetenkammer. Nachdem in den beiden letzten Abstimmungen keine Zweidrittelmehrheit der Senatoren bzw. Abgeordneten für die Verfassungsreform gestimmt hat, soll nun im Rahmen einer Volksabstimmung darüber entschieden werden, ob diese Verfassungsreform in Kraft treten wird oder nicht. Diese Volksabstimmung ist nicht verpflichtend von der Verfassung vorgesehen, sondern muss entweder von einem Fünftel der Mitglieder einer der beiden Kammern, von 500.000 Wählern oder von fünf Regionalräten beantragt werden. Im gegenständlichen Fall haben sowohl die Mehrheit (also
Der Palazzo Montecitorio ist der Sitz der Kammer in Rom.
der Partito Democratico) als auch die Gegner der Reform diese Abstimmung beantragt, was an und für sich schon ein Kuriosum ist, da die Abstimmung in der Regel von Reformgegnern zum Einsatz gebracht wird, um unliebsame Reformen zu vereiteln. Ministerpräsident Renzi hat von Anfang an erklärt, er wolle die Änderung der Verfassung durch eine Volksabfragung bestätigen lassen, wobei ihm diesbezüglich zum Vorwurf gemacht wird, er, der ja eigentlich nie in eine nationale Funktion gewählt worden ist, wolle sich damit demokratiepolitisch legitimieren.
Senat verkleinert auf 100 Senatoren Inhaltlich lässt sich die Verfassungsreform in zwei wesentliche Bereiche gliedern. In struktureller Hinsicht wird das sogenannte perfekte Zweikammersystem Italiens abgeschafft. Dies bedeutet, dass in Zukunft, sollte die Reform tatsächlich in Kraft treten, der Senat von derzeit 315 (zuzüglich fünf vom Präsidenten der Republik auf Lebenszeit ernannten) Senatoren auf 100 Senatoren schrumpft, wovon fünf vom Präsidenten der Republik auf Zeit (sieben Jahre) ernannt werden; die restlichen 95 Senatoren werden nunmehr von den Regionalräten aus ihren Reihen gewählt, wobei pro Region auch je ein Bürgermeister
vom Regionalrat in den Senat gewählt wird. Etwas skurril erscheint die Vorgabe, dass die Senatoren damit zwar indirekt von den Regionalräten gewählt werden sollen, jedoch auf der Grundlage einer anlässlich der Wahlen des Regionalrates erfolgten Direktbestimmung durch die Bürger. Das entsprechende Wahlverfahren, erst noch mit eigenem Gesetz zu regeln, ist das Ergebnis eines Kompromisses von Renzi mit der Gegnerschaft im eigenen Haus, die angedroht hatte, andernfalls auch gegen die Reform zu stimmen. Die Autonomen Provinzen Bozen und Trient werden mit je zwei Senatoren vertreten sein, eine(r) davon aus dem Landtag, eine(r) in seiner/ihrer Funktion als Bürgermeister(in). Der Senat wird in Zukunft nicht mehr gleichberechtigt an Gesetzgebungsverfahren beteiligt sein, mit Ausnahme einiger weniger Bereiche wie die Verfassungsreformen, die Gesetze zur Umsetzung der Verfassungsbestimmungen betreffend den Schutz der sprachlichen Minderheiten und Volksbefragungen. In den anderen Bereichen wird der Senat, auch hier noch mit unterschiedlichen Formen und in abgestufter Intensität, zwar in das Gesetzgebungsverfahren einbezogen, ohne jedoch maßgeblich für ein letztendlich verabschiedetes Gesetz zu sein. Die Abgeordnetenkammer, die in ihrer zahlenmäßigen Zusam-
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Manfred Schullian, Kammerabgeordneter der SVP in Rom, von Beruf Rechtsanwalt, stammt aus Kaltern. Foto: Facebook
mensetzung unverändert bleibt, wird der Regierung auch das Vertrauen auszusprechen haben.
müssten auf der Grundlage eines Wahlgesetzes durchgeführt werden, welches die Wahl der Senatoren nicht zum Gegenstand hat und damit sein erklärtes Ziel, nämlich die Schaffung stabiler Mehrheiten, verfehlen muss. Die neue Regelung sieht nämlich einen Mehrheitsbonus für die stimmenstärkste Partei vor; sollte keine der Parteien im ersten Wahlgang die Hürde von 40 Prozent schaffen, dann käme es zu einer Stichwahl zwischen den zwei meistgewählten Parteien. Die Konzentration auf Parteien und nicht mehr auf Koalitionen verfolgt das Ziel, Stabilität zu gewährleisten, die aufgrund meist labiler Konstellationen bei Koalitionen bisher alles andere als gesichert schien. Allerdings zeigen die Diskussionen der letzten Monate, dass auch Parteien in sich nicht immer geschlossen sind und die Gefahr einer Spaltung bestehen kann.
Abschaffung der zwei Kammern Weniger Kompetenzen für Regionen In funktioneller Hinsicht bewirkt die Verfassungsreform eine deutliche Zentralisierung: Kompetenzen der Regionen werden zu Gunsten des Zentralstaates beschnitten, der damit weitaus größeren und einschneidenderen Handlungsspielraum erhält. Dieser Zentralismus wird in der autonomiepolitischen Optik Südtirols mit großer Sorge betrachtet. Immerhin enthält das Reformgesetz eine Schutzklausel, wonach die Neuaufteilung der Kompetenzen zwischen Staat und Regionen bis zur Überarbeitung des Autonomiestatutes für die Regionen mit Sonderstatut keine Anwendung findet. Damit wird zum einen der Status Quo der Autonomien beibehalten, gleichzeitig jedoch die Überarbeitung der Sonderstatuten zum zumindest politischen Ziel erklärt.
Neues Wahlgesetz Eng mit der Verfassungsreform verknüpft ist das neue Wahlgesetz, ‘Italicum’ genannt, welches bereits vor der Reform selbst verabschiedet worden ist und nur mehr die Wahl der Abgeordneten, nicht jedoch der Senatoren regelt. Undenkbar, was geschieht, würde die Volksabstimmung im Herbst die Verfassungsreform nicht genehmigen und das Parlament aufgelöst werden. Die anstehenden Wahlen
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THEMA
Insgesamt soll die Verfassungsreform also zum einen zu einer Verschlankung der Gesetzgebungsorgane, zu einer Vereinfachung des Gesetzgebungsverfahrens und zu einer Erleichterung des Gesetzgebungsprozesses führen. Das Tabu der Abschaffung des perfekten Zweikammersystems ist gebrochen, der Schritt zu einem System mit einer Länderkammer (Senat) aber nur teilweise geglückt, wobei auch Funktionsweise und Zusammenspiel der künftigen Kammern sehr komplex erscheinen. Diese Änderungen sind gepaart mit der Zentralisierung der Zuständigkeitsbereiche beim Staat zu Lasten der Regionen, in der Hoffnung, Kompetenzkonflikte zwischen Staat und Regionen zumindest zu verringern. Die Fachmeinungen zur Reform sind geteilt. Das politische Signal eines Umbruchs des alten Systems wird begrüßt, die Güte der beschlossenen Lösung bleibt auch unter Verfassungsrechtlern umstritten. Letztendlich wird jedoch im Herbst das Volk entscheiden, ob diese Verfassungsreform je in Kraft tritt oder nicht, die konkrete Anwendung derselben, bei Genehmigung durch die Volksbefragung, wird hingegen zeigen, ob es sich hier tatsächlich um den Beginn einer neuen Ära handelt oder um den Zusammenbruch eines alten Systems ohne praktikable Alternative. > Manfred Schullian
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THEMA Die Verfassungsreform SÜDTIROL AKTUELL
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Kurzmeldungen Lob für Südtirol, Vorwort FUEN, Bayern, Weltnichtrauchertag Fahrrad, Kurtaxe, Transhumanz Feuerwehrhalle Pflersch Flurnamen, Römervilla, Buchvorstellung EXPERTEN
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Schenkung einer Immobilie, Rauchverbot in Italien Auslandsaufenthalt unter einem Jahr INTERN
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Treff.Heimat, Uni Salzburg Sprachreise, Vereinskalender Kulturwoche NRW, Vereinskalender H E I M AT U N D W E L T Katherina Hell
IMPRESSUM
HEIMAT & Welt Herausgeber und Eigentümer: Südtiroler in der Welt Verantwortlich für den Inhalt: Dr. Hans Gamper Schriftleitung: Ingeburg Gurndin Redaktion: Irene Schullian alle: 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Tel. (0039) 0471 309176 Fax (0039) 0471 982867 Internet: www.kvw.org/suedtiroler-welt E-Mail: suedtiroler-welt@kvw.org Eingetragen beim Landesgericht Bozen unter 7/72 Druck: Lanarepro Ges.m.b.H., I-39011 Lana Ausgaben: „Heimat & Welt” erscheint monatlich (insgesamt 11mal jährlich) Bei Unzustellbarkeit zurück an: Arbeitsstelle für Südtiroler in der Welt, 39100 Bozen, Pfarrplatz 31, Postf. 463 Redaktionsschluss: Am 15. des Monats Bankverbindung: Südtirol und Italien: Südtiroler Sparkasse Waltherplatz, 39100 Bozen IBAN IT68A 06045 11601 000000371000 BIC CRBZIT2B001 Mitfinanziert von der Autonomen Provinz Bozen
AUTONOME PROVINZ BOZEN - SÜDTIROL
PROVINCIA AUTONOMA DI BOLZANO - ALTO ADIGE
PROVINZIA AUTONOMA DE BULSAN - SÜDTIROL
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SÜDTIROL AKTUELL
Kurz notiert
Meldungen aus Südtirol n NATUR
n POLITIK
n MUSIK
n POLITIK
Schlangen Südtirols
Besuch aus Westthrakien
Heimspiel
Bürgermeister in Bozen
Im Naturparkhaus Drei Zinnen in Toblach ist bis 30. Oktober die Wanderausstellung „Die Schlangen Südtirols“ zu sehen. Alle acht einheimischen Schlangenarten sind zu sehen: Drei Giftschlangen (Kreuzotter, Hornotter, Aspisviper) und fünf ungiftige Arten (Schlingnatter, Karbonarnatter, Äskulapnatter, Würfelnatter, Ringelnatter) können hinter Glas, in biotopgerechten Terrarien beobachtet werden. <
Autonomie- und Minderheitenfragen sowie die Stärkung ländlicher Regionen durch die Entwicklung von Landwirtschaft und Tourismus standen im Mittelpunkt des Treffens von Landeshauptmann Arno Kompatscher mit einer Delegation von Westthrakientürken im Bozner Palais Widmann. Die Westthrakientürken sind eine türkische Minderheit. Sie sprechen Türkisch beziehungsweise alt-türkische Dialekte und sind sunnitische Muslime. Allerdings handelt es sich um eine heterogene Minderheit, die aus unterschiedlichen Volksgruppen besteht. Ihre Zahl wird auf 80.000 bis 120.000 Personen geschätzt. <
Am 12. August tritt der Grödner Oscar-Preisträger Giorgio Moroder in St. Ulich auf, am 18. August in den Gärten von Schloss Trauttmansdorff in Meran. Der Meister der elektronischen Tanzmusik hat in den 1970ern Musikgeschichte geschrieben und wurde zu einem der erfolgreichsten Musikproduzenten aller Zeiten. Musikalische Größen wie die Rolling Stones, Elton John, David Bowie, Freddie Mercury, Blondie haben ihrer Musik die Handschrift des Disco-Königs verpasst. <
Renzo Caramaschi ist mit 55,27 Prozent der Wählerstimmen der neue Bürgermeister von Bozen. <
Auch die Karbonarnatter ist in Toblach zu sehen. Foto: LPA
Fußball Simon Straudi aus St. Georgen gilt als eines der größten Südtiroler Fußballtalente, dem eine Zukunft im Profigeschäft bescheinigt wurde. Der 17-jährige, bisher in den Diensten des FC Südtirol, wird ab der kommenden Saison in der U-19 des deutschen Bundesligisten Werder Bremen unter Vertrag stehen und dort im Mittelfeld agieren. <
Simon Straudi
n KULINARIK
Foto: ASC St. Georgen
676 Restaurants haben es in ganz Italien in das Top-Ranking der besten Restaurants 2016 geschafft. Südtirols Spitzenrestaurants konnten sich gut platzieren. Unter den Top 100 sind Norbert Niederkofler vom St. Hubertus im Hotel Rosa Alpina, Jörg und Sonja Trafojer vom Restaurant Kuppelrain in Kastelbell, Herbert Hintner vom Restaurant Zur Rose in Eppan, gefolgt vom Restaurant La Siriola im Hotel Ciasa Salares in St. Kassian, dem Restaurant Jasmin in Klausen, dem Restaurant Schöneck in Pfalzen. Die „Guida delle Guide“ wird auf der Basis der Bewertungen der italienischen Restaurantführer Michelin, l'Espresso, Touring, Gambero Rosso erstellt. <
n ENERGIE In lokaler Hand
Sechs in den Top 100
n SPORT
Renzo Caramaschi Foto: Gemeinde Bozen
Großer Auftritt zu Hause Foto: Giorgio Moroder
n KIRCHE Holzkreuz von Lampedusa Ende Mai kamen drei Holzkreuze von Lampedusa nach Bozen. Bischof Ivo Muser segnete die Kreuze, bevor zwei von ihnen auf den Brenner gebracht wurden. Aus den Trümmern eines gekenterten Flüchtlingsbootes wurden die Kreuze hergestellt, um so auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam zu machen. Eine Delegation der Pfadfinder der Region Trentino-Südtirol übergab der Pfarrgemeinde am Brenner und einer Gruppe Innsbrucker und Nordtiroler Pfadfindern zwei Kreuze. <
Als Südtirol nach dem 1. Weltkrieg zu Italien kam, war dies der Startschuss für ein Wettrennen um die Wasserkraft: SIP (Piemont), SAVE (Veneto), Edison (Lombardei) und der Mischkonzern Montecatini balgten sich ums weiße Gold. Das erste Rennen um das Kraftwerk Marling entschied Montecatini 1924 für sich. 1926 sicherte sich Edison über seine Tochtergesellschaft „Società generale generale tridentina“ seine erste Konzession in Pfitsch. Nach 90 Jahren gingen Edisons Beteiligungen an neun E-Werken in Südtirol definitiv an das Land bzw. die Alperia über. <
Südtirols Wasserkraft ist nun in lokaler Hand Foto: P. Dirscherl/pixelio.de
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Lob für Südtirol
VORWORT DER LANDESRÄTIN
Reformenministerin Boschi in Bozen n Die italienische Wirtschaft erhole sich. Doch noch sei man nicht am Ziel. „Es gibt noch viel zu tun.“ Dies sagte die italienische Ministerin für Verfassungsreformen und Beziehungen zum Parlament, Maria Elena Boschi, bei ihrem Besuch in Bozen. Wichtig sei aber, dass die italienische Regierung den Weg der Reformen „konsequent weiterbeschreitet“. Nur so könne das Land wettbewerbsfähig bleiben, sagte die Ministerin. Dabei lobte sie auch Südtirol: Südtirol sei, was Reformen anbelangt, in gewisser Hinsicht Vorreiter und Vorbild.
Die für Verfassungsreformen und die Beziehungen zum Parlament zuständige Ministerin der Regierung Renzi, Maria Elena Boschi, war Anfang Juni am Sitz der Südtiroler Landesregierung im Bozner Palais Widmann zu Gast. Nach einem Gespräch mit Landeshauptmann Arno Kompatscher traf sie mit der gesamten Landesregierung und der Spitze des Südtiroler Landtags zusammen. Eine Bilanz, die sich sehen lassen kann, haben Ministerin Boschi und Landeshauptmann Kompatscher präsentiert: „Wir haben heute Bilanz über die Zusammenarbeit mit der Regierung auf der Grundlage des Programmabkommens
gezogen und dabei festgestellt, dass ein Großteil der langen Liste bereits erledigt ist“, erklärte Landeshauptmann Kompatscher. Dies bestätigte auch die Reformenministerin, die für die nahe Zukunft die Verabschiedung der Durchführungsbestimmungen zu Handel und Jagd sowie die Änderung des Autonomiestatuts in Bezug auf den Schutz der ladinischen Minderheit ankündigte. Gesprochen wurde auch über die Reform der italienischen Verfassung und über das dazu vorgesehene Referendum. „Wir haben von Anfang auf die Beibehaltung der Autonomien gesetzt“, betonte Ministerin Boschi, wofür die Regierung auch kritisiert worden sei. Doch die Regierung stehe dazu und hoffe, dass dies auch von den autonomen Provinzen und Regionen anerkannt werde. Landeshauptmann Kompatscher verwies auf die im Reformentwurf enthaltene Schutzklausel. Diese Schutzklausel und das bilaterale Gruber-DegasperiAbkommen sicherten Südtirols Autonomie auch in Zukunft. Darüber hinaus eröffne der im Reformtext neu formulierte Artikel 116 der Verfassung die Möglichkeit zur Übertragung weiterer autonomer Zuständigkeiten an das Land. <
Nur im Einvernehmen Liebe Südtirolerinnen und Südtiroler in der Welt, instabile Regierungen, knappe Mehrheitsverhältnisse und harte Obstruktion prägen die italienische Politik seit Jahrzehnten. Allein die Tatsache, dass der aktuelle Ministerpräsident Matteo Renzi der 27. italienische Regierungschef der Republik ist, zeugt von der vielfach chaotischen, verwirrenden und unübersichtlichen Situation, die von wechselnden Koalitionen, häufigen Regierungswechseln und wiederholten Rückkehrern an die Macht geprägt ist. Zum Vergleich: Angela Merkel ist das achte Gesicht an der Spitze Deutschlands seit 1945. Reformen tun not. Wenn Abgeordnetenkammer und Senat dieselben Aufgaben inne haben und jeden Gesetzestext mehrheitlich in gleicher Fassung genehmigen müssen, so ist das ein Luxus, mit dem sich Italien selbst lähmt – und den es sich nicht länger leisten kann und will. Denn das perfekte Zweikammersystem ist mühsam, schwerfällig, zeitintensiv und nicht zielführend. Die Verfassungsreform, über die im Herbst 2016 abstimmt wird, soll gewährleisten, dass das italienische Parlament in Zukunft effizienter arbeiten und schneller Gesetze verabschieden kann. Mit der Einführung eines Senats aus hundert von den Regionen entsandten Mitgliedern kann dieses Ziel besser erreicht werden. Südtirol ist aktuell mit drei Senatoren im 315-köpfigen Zweig des italienischen Parlaments vertreten und wird trotz der geplanten drastischen Verkleinerung auch in Zukunft zwei Vertreterinnen bzw. Vertreter in den römischen Senat entsenden. Ja, in Italien weht ein zentralistischer Wind. Und dieser ist auch in der Verfassungsreform zu spüren. Dennoch ist es dem Südtiroler Team in Rom und vor allem dem Landeshauptmann Arno Kompatscher einmal mehr gelungen, unserer Hauptaufgabe gerecht zu werden und in erster Linie die Interessen unseres Landes zu vertreten: Bevor unsere Autonomie nicht angepasst wird, ist Südtirol von der Umsetzung ausgenommen. Die Anpassung des international abgesicherten Autonomiestatuts kann dabei nur im Einvernehmen zwischen Staat und Land erfolgen – und zwar ohne Termindruck, das heißt wir haben die Absicherung erreicht, dass unsere Autonomie nur im Einvernehmen abgeändert werden kann, was vorher nicht gegeben war. In Verbundenheit
Ministerin Boschi und Landeshauptmann Kompatscher
Foto: LPA/ohn
Martha Stocker Landesrätin
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Symbiose mit dem Schuttkegel Südtirol innovativ
Gefüllte Gabionen verkleiden das Gebäude, das zugleich als Schutzwall vor drohenden Muren dient.
n Ein prägendes Element des Neubaus der Halle der Freiwilligen Feuerwehr Pflersch ist seine besondere Lage in der Talsohle des Pflerschtals, die von Naturgefahren betroffen ist. Aus der Not eine Tugend zu machen verstand jedoch der Bozner Architekt Roland Baldi und nahm den hinter dem Bauareal liegenden, murengefährdeten Berghang als prägendes gestalterisches Element für den Entwurf auf.
Der Baukörper selbst dringt aus dem begrünten Schutzwall und führt die Bewegung der Moräne ins Tal optisch fort. Der parallel zur Straße angeordnete Neubau gliedert sich
Fotos: Oskar Da Riz
in zwei Funktionsbereiche – Fahrzeughalle und Aufenthaltsräume - die sich straßenseitig durch die zwei zueinander verschobenen Volumen unterschiedlicher Höhe deutlich ablesen lassen.
In den Hang gebaut Der bergseitige Teil des Gebäudes mit Lagern und Nebenräumen wurde mit der Errichtung des Auffangbeckens zur Gänze in den Dammkörper integriert, während die Fahrzeughalle und die Aufenthaltsräume aus dem Wall hervorragen. Die Umkleideräume erhalten zur Belichtung und Be-
Der Nachrichten- und Kommandoraum liegt im danebenliegenden kleinereren Volumen und hat direkten Sichtkontakt zur Fahrzeughalle.
lüftung Dachflächenfenster. Im östlichen Volumen des Baukörpers sind die Fahrzeughalle mit Schlauchwäsche, eine Werkstatt, das Lager, der Elektroraum, der Raum für die Atemgeräte sowie, in unmittelbarer Nähe zu den Umkleiden, die Stiefelwäsche untergebracht.
Schotter aus dem Hangschutt Das wohl charakteristischste Element des Gebäudes sind seine monolithischen Fassaden. Sie sind gekennzeichnet durch eine einfache und moderne Formensprache sowie durch die reduzierte Auswahl
Die mit Wettersteindolomit gefüllten Drahtkörbe
der Materialien Stein, Glas und Aluminium. Für die Gestaltung der Fassade wurde Schotter aus Wettersteindolomit verwendet, der direkt aus dem Aushub des Hangschuttes vor Ort gewonnen wurde. Das lose Gestein wurde vor Ort zerkleinert, gesiebt und in eigens angefertigten Gabionen (mit Steinen gefüllte Drahtkörbe) gefüllt und zur Verkleidung der gesamten Gebäudehülle verwendet. Die Verbindung zwischen der Feuerwehrhalle mit der Verbauungsmaßnahme des Berghanges wird durch die Wahl von Konstruktion und Material deutlich gemacht. <
Die Umkleideräume liegen im bergseitigen Teil des Gebäudes und erhalten zur Belichtung und Belüftung Dachflächenfenster.
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NÜTZLICHES
Auslandsaufenthalt unter einem Jahr
AIRE, Steuer, Krankenversicheurng, Rente, Arbeitslosengeld Ich habe im März 2016 eine Jahresstelle in Deutschland angetreten. Ich habe mich in Deutschland im zuständigen Meldeamt angemeldet, in Südtirol aber alles so belassen, zudem habe ich hier in Deutschland eine private Krankenkassenversicherung abgeschlossen. Meine Fragen: Muss ich mich in die AIRE Liste eintragen lassen, auch wenn ich nicht mehr als zwölf Monate im Ausland lebe? Ich möchte auch verhindern, dass ich in zwei Ländern Steuern zahlen muss. Wie bin ich in Südtirol krankenversichert? Werden die Arbeitsjahre im Ausland ganz normal in Italien zu den geleisteten Dienstjahren für die Rente dazugerechnet oder benötige ich eigens eine Meldung? Wird die Arbeit in Deutschland automatisch im heimischen Arbeitsregister eingetragen? Wenn ich mich nach dem Arbeitsjahr in Ausland arbeitslos melden muss, ist dies in Deutschland oder Südtirol zu machen?
AIRE: Solange Sie Ihren Lebensmittelpunkt nicht mehr als zwölf Monate ins Ausland verlegen, ist die Eintragung in die AIRE Liste nicht vorgeschrieben, d.h. Sie können weiterhin Ihren Hauptwohnsitz in Südtiroler haben. Steuerlich ist es so, dass Sie in Deutschland die Lohnsteuer zahlen müssen. In Südtirol müssen Sie dann im Frühjahr 2017 eine Steuererklärung für das Jahr 2016 machen, in der Sie das Einkommen aus Deutschland und die dort bereits gezahlten Steuern angeben müssen. (Da Ihr unbeschränkt steuerlicher Wohnsitz in Italien ist, müssen Sie hier alle Einkommen angeben, die Sie irgendwo auf der Welt eingenommen haben) Italien rechnet die in Deutschland bereits gezahlten Steuern an und verrechnet Ihnen „nur“ noch den Differenzbetrag zum hier geltenden Steuersatz. Krankenversicherung: Aufgrund der Arbeitstätigkeit im Ausland und der ausländischen Krankenversicherung, haben Sie keinen Anspruch mehr auf Leistungen über Ihre italienische Gesundheitskarte. Dies müssen Sie ihrem zuständigen Gesundheitssprengel in Südtirol mitteilen. Sobald Sie zurückkommen, melden Sie sich wieder an. Währenddessen sind Sie über die deutsche Krankenversiche-
rung bei Südtirolbesuchen auslandsversichert.
Rente: Bezüglich der Rente müssen Sie jetzt nichts machen. Die Rentenzeiten im EU Ausland werden innerhalb der EU Staaten angerechnet bzw. zusammengezählt. Die Auszahlung erfolgt dann aber nicht über einen Staat, sondern jeder Staat zahlt anteilig die bei ihm erworbenen Zeiten und Gelder an den Rentner aus. Die Rente wird in dem Land beantragt, in dem man zu Rentenantritt seinen Wohnsitz hat. Falls Sie also zu Rentenbeginn in Italien leben, müssen Sie die deutsche Rente (und alle anderen ausländischen Renten) über das italienische Renteninstitut beantragen. Die ausländischen Renten werden erst ausgezahlt, wenn auch nach den Kriterien des jeweiligen Staates das Rentenalter erreicht wird unabhängig vom Rentenbeginn im Wohnsitzstaat. Bei einem Arbeitsverhältnis im Ausland unter einem Jahr wird die ausländische Rente in der Regel nicht getrennt, sondern mit der italienischen Rente ausgezahlt. Arbeitsregister Südtirol: Ihre Arbeitstätigkeit im Ausland hat nichts mit Italien zu tun und wird hier auch nicht im Arbeitsregister geführt.
Arbeitslosenmeldung: Arbeitslos müssen Sie sich in Südtirol melden. Folgende Schritte sind zu machen: 1. Noch in Deutschland, aber nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses beantragen Sie bei Ihrem deutschen Rentenversicherungsinstitut den U1 – werden Sie nicht gleich bekommen, sondern wird Ihnen nachgeschickt – hier werden die Rentenversicherungszeiten in Deutschland bestätigt und damit der Nachweis, das Sie Anspruch
auf Arbeitslosengeld hätten. 2. In Südtirol lassen Sie sich sofort beim Arbeitsamt in die Arbeitslosenliste eintragen. 3. Innerhalb einer Woche nach der Eintragung in die Liste stellen Sie über ein Patronat, z.B. Patronat KVW-ACLI, den Antrag auf Arbeitslosengeld – Antrag rimpatrio (gilt für Personen, die vorher mindestens sieben Monate im Ausland gearbeitet haben). > Rosemarie Mayer Südtiroler in der Welt
Sommertreffen der „Südtiroler in der Welt“ 30. Juli 2016 in Brixen Programmablauf:
9 Uhr Aperitif mit musikalischer Einstimmung am Domplatz 9.15 Uhr Begrüßung 10 Uhr Feierlicher Gottesdienst im Dom 11 Uhr Einzug ins Forum 11.30 Uhr Begrüßung und Vorstellung der Stadtgemeinde Brixen durch Bürgermeister Peter Brunner; Grußworte der Landesrätin Martha Stocker - und des KVW Landesvor sitzenden Werner Steiner 12.15 Uhr Mittagessen im Forum 14 Uhr Beginn des Nachmittagsprogramms: - Stadtführung - Hofburg - Pharmaziemuseum - Besichtigung des Weißen Turmes - Kloster Neustift 16 Uhr Kaffee und Kuchen mit dem Frauenchor von Milland Kostenbeitrag: 15 Euro für Mittagessen sowie Kaffee und Kuchen Information und Anmeldung:
Anmeldung erbeten bei der Arbeitsstelle Südtiroler in der Welt, Tel: 0039 0471 309176 E-Mail: suedtiroler-welt@kvw.org
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Ausflug zum Schloss Moos Schulthaus in Eppan TREFF.Heimat im Mai n Ziel des Treff.Heimat im Mai war Eppan-Berg im Überetsch. Gestartet sind wir als Gruppe von 13 Personen bei Regenwetter in Eppan bei der Pfarrkirche.
Ab dort folgten wir dem EdithStein-Weg bis zur Gleif-Kirche in Eppan Berg. Nach einer Einkehr in der Kirche genoss die Gruppe dann die wunderbare Aussicht und den Panoramablick auf die Eppaner Umge-
Nächster
bung und die Überetscher Landschaft mit den Weinbergen, den Schlössern und Burgen. Dann ging's duch die Weinberge einen gemütlichen Weg entlang weiter zum Schloss Moos-Schulthaus. Dort wurden wir von Helga Lahner begrüßt und durch das Schloss geführt. Schloss Moos ist im Besitz der Stifung Walter Amonn und seit 2014 für die Öffentlichkeit zu-
gänglich. Das Schloss beherbergt ein kleines, äußerst sehenswertes volkskundliches Museum und bietet einen authentischen Einblick in die spätmittelalterliche Wohnkultur wie kaum ein anderes Schloss. Sehenswert sind vor allem die Fresken in den Räumlichkeiten. Eine der für uns in-
teressantesten Fresken war jene mit der Abbildung der sogenannten „Verkehrten Welt“, den Mäusen und Katzen. Anschließend machten wir uns auf den Heimweg. Unser Ausflug war trotz Regen interessant und unterhaltsam. > Maria Malleier
TREFF•Heimat
Planetarium Gummer 8. September 2016
Informationen bei Südtiroler in der Welt, Tel. 0471 300213 oder suedtiroler-welt@kvw.org.
Post von Auswanderern
Uni Salzburg sucht Briefe aus der Fremde Ein Forschungsteam der Universität Salzburg geht den Lebensgeschichten von Migranten nach und sucht dafür persönliche Schriftstücke wie Briefe, Tagebücher und andere Aufzeichnungen. Die Dokumente sollen gesammelt, archiviert und ausgewertet werden. „Zehn Tage dauerte die stürmische Überfahrt. In New York wurden wir von Schneestürmen empfangen“, schreibt Peter Radacher in seinen Erinnerungen über den Start in sein neues Arbeitsleben in den USA. Der gelernte Elektrikergehilfe und staatlich geprüfte Skilehrer aus dem Pinzgau ergriff Ende der 1930er-Jahre die Chance, den Skilauf in den Rocky Mountains zu leh-
ren und zu verbreiten. Als Saisonnier fand er eine Anstellung in einer Skischule in Sun Vally im US-Bundesstaat Idaho. Die Möglichkeit nach Übersee zu gehen, versprach nicht nur einen Ausweg aus einer finanziellen Notlage in der Zwischenkriegszeit, sondern auch ein Abenteuer. Einen Winter lang, bis kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, verbrachte Peter Radacher in den Rockies ehe er im Frühjahr 1939 wieder das Dampfschiff der Hapag-Linie nach Europa bestieg. Ähnlich diesem Fall fanden Tausende Österreicherinnen und Österreicher im nahen und fernen Ausland eine neue Heimat – manchmal für immer, manchmal aber auch nur auf Zeit.
Oft auf der Suche nach Arbeit, einer Ausbildung oder der Liebe wegen, aber auch gezwungenermaßen. Ihre Erlebnisse notierten sie in Tagebüchern oder teilten sie per Brief den Daheimgebliebenen mit. Um diese Geschichten zu bewahren, startet ein Forschungsteam der Universität Salzburg ein für Österreich einzigartiges Forschungsprojekt, bei dem biografische Schriftstücke zur Migrationsgeschichte ab dem 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart gesammelt, archiviert und ausgewertet werden sollen. Studierende des Fachbereichs Geschichte suchen dafür Briefe, Tagebücher und persönliche Aufzeichnungen und bitten die Bevölkerung um Mit-
hilfe. Wer Dokumente zuhause hat, kann sich an Vizerektorin Sylvia Hahn oder Andreas Praher vom Fachbereich Geschichte wenden. Die gesammelten Dokumente werden gescannt, digitalisiert und wieder zurückgegeben und auf Wunsch auch anonymisiert. Die künftige Quellensammlung soll in einem weiteren Schritt der Wissenschaft und einer interessierten Öffentlichkeit für weitere Forschungen zur Verfügung stehen. Kontakt: Dr. Sylvia Hahn, Vizerektorin für Internationale Beziehungen und Kommunikation, Kapitelgasse 4, 5020 Salzburg, +43/662/8044-2440, sylvia.hahn@sbg.ac.at
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Sturmfahrt nach Texel Südtiroler in Nordrhein-Westfalen n Ende April heißt es für eine eingespielte und verwegene Truppe des Vereins der Südtiroler in NRW auf nach Harlingen an die holländische Nordseeküste. Es gilt zu beweisen, dass Südtiroler nicht nur im Gebirge, sondern auch auf schwankenden Brettern ihren Mann stehen können.
Nach den abenteuerlichen Erlebnissen des letzten Jahres (wir saßen stundenlang auf einer Sandbank fest) machte sich unter den Leichtmatrosen doch eine gewisse Spannung breit. Auch der Wetterbericht verhieß nichts Gutes. Der Freitagabend verlief wie immer unfallfrei und feuchtfröhlich - selbst das holländische Bier schmeckte bestens - war es doch vom Reeder als Wiedergutmachung gespendet worden. Am nächsten Morgen hieß es: „Leinen los!“ Ziel war die Insel Texel, was mit einem Jubelschrei begrüßt wurde, denn damit konnte endlich ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung gehen, versucht man doch seit einigen Jahren vergebens dorthin zu gelangen. Das Wetter hielt uns richtig zum Narren und zog alle Register. Zuerst strahlend blauer Himmel, dann dunkle Wolkenfronten, Hagelschauer und Regengüsse peitschten über das Deck. Bei Windstärke 7 jagten wir an der
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Küste des Ijsselmeeres entlang und liefen zwei Stunden früher als erwartet in den kleinen Hafen Oudeschild auf der Insel Texel ein. Der Kapitän gestattete uns als Belohnung einen ausgiebigen Landgang, und am Abend versammelten sich alle – Segelcrew und die Matrosen der Gebirgsmarine – zum obligatorischen Gulasch mit Knödeln und Krautsalat. Am nächsten Morgen setzten wir nach einem opulenten Frühstück wieder die Segel und mit Hilfe des Bordmotors schafften wir es auch gegen den starken Wind wieder wohlbehalten in den Heimathafen Harlingen zurückzugelangen. Endlich hatten wir wieder festen Boden unter den Füßen und mit stolz geschwellter Brust nahmen wir die Urkunden für die erfolgreiche Segelfahrt in Empfang. Dann hieß es wieder Abschied nehmen und wir machten uns zufrieden und glücklich auf die Heimreise – nach drei harmonischen Tagen trotz enger Kojen, schauerlichem Wetter und heftigem Seegang. Die Frauen haben uns mit ihrem Essen verwöhnt und so kann es in zwei Jahren wieder heißen: „Auf nach Harlingen und Schiff ahoi!“ > Egon Santer
VEREINSKALENDER
SEPTEMBER 2016
1. September Südtiroler in Zürich Südtiroler in Landeck/Zams
Ausflug Stadt Bern mit Bundeshaus Hoangart
2. September Südtiroler in Oberösterreich Südtiroler in Augsburg
Hoangart mit Verein der Südtiroler in Linz Monatstreffen im Vereinsraum
3. September Südtiroler in Hamburg Südtiroler in Hallein Südtiroler in Innsbruck Südtiroler in Kufstein/Wörgl
Herbstausflug Tirtlen-Essen Hoangart Hoangart
7. September Südtiroler in Kitzbühel
Hoangart
8. September Südtiroler in Oberösterreich
Tagesfahrt mit Verein der Südtiroler Wels
9. September Südtiroler in Oberösterreich
Wandertag mit Verein der Südtiroler in Steyr
10. September Südtiroler in Oberösterreich Südtiroler in Augsburg
Hoangart mit Verein der Südtiroler in Wels Streuobswiesen-Wanderung
11. September Südtiroler in Albstadt Südtiroler in Innsbruck
Grillfest Handwerksmarkt Seefeld, Umzug
14. September Südtiroler in Oberösterreich
Hoangart mit Verein der Südtiroler in Steyr
15. September Südtiroler in Schwaz Südtiroler in Innsbruck
Hoangart Wanderung
16. September Südtiroler in Hessen Südtiroler in Salzburg Stadt Südtiroler in Hallein
Besichtigung der Hüttenthal- Käserei Monatsversammlung Südtirol Reise (bis 18.9.)
17. September Südtiroler in der Welt Südtiroler in Oberösterreich
Infotagung in Freising (bis 18.9.) Halbtagsausflug mit Verein der Südt. Linz
18. September Südtiroler in Vorarlberg/Dornbirn
Herbstausflug (bis 20.9.)
21. September Südtiroler in Reutte Südtiroler im Rhein-Neckar-Raum
Hoangart Kulturelles
25. September Südtiroler in Liechtenstein
Familienwanderung
28. September Südtiroler in Hallein Südtiroler in Vorarlberg/Feldkirch
Vereinsabend Hoangart Herbstausflug (bis 29.9.)
29. September Südtiroler in Bischofshofen
Vereinsabend
30. September Südtiroler in Bodensee-Oberschwaben-Allgäu
Kulturreise nach Tisens bei Meran (bis 3.10.)
Leinen los an der stürmischen Nordsee
Südtirol ist weltoffener geworden Katherina Hell, Ökologin in Boulder/Colorado n Die Ökologin aus Toblach lebt seit fünf Jahren in den USA und arbeitet an einem Forschungsprojekt in den Rocky Mountains mit.
wahr! Nach einigen Jahren in Montana mit alljährlichen Forschungsreisen von je drei Monaten hat es mich dann nach Boulder, Colorado verschlagen, um dort eine Projektmanager Stelle an der University of Colorado anzunehmen und im Zuge eines ökologischen Langzeitforschungsprojekts alpine aquatische Ökosysteme in den Rocky Mountains in Colorado zu untersuchen.
Hell zählt zu den wenigen Glücklichen in den McMurdo Dry Valleys gewesen zu sein
Was hat Sie dazu bewogen ins Ausland zu gehen?
Hell: In meinen letzten Monaten als Masterstudentin am Institut für Ökologie und Biodiversität an der Universität Innsbruck wurde mir eine PhD Stelle an der Montana State University (USA) angeboten. Ich bekam die Möglichkeit, an einem PhD Projekt zu arbeiten, welches jährliche Forschungsreisen in die McMurdo Dry Valleys in der Antarktis erforderten. Ein lang gehegter Traum wurde endlich
Was hat Sie bewogen im Ausland zu bleiben? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
Hell: Es war nicht immer leicht so weit weg von Familie und Freunden zu sein. Nachdem ich mich langsam eingelebt und neue Freunde gefunden hatte, ging's bergauf. Mein Ehemann Chris ist der Hauptgrund dafür, dass ich immer noch in den USA lebe. Wir haben uns in der Antarktis kennengelernt. Als ich eine Stelle an der University of Colorado in Boulder angeboten bekam, übersiedelte ich nach Colorado, um dort mit Chris ein gemeinsames Leben zu beginnen. Meine Erfahrungen waren
STECKBRIEF
Katherina Hell - Geboren am 21.4.1985 in Bruneck, aufgewachsen in Toblach. - 1999 - 2004 Humanistisches Gymansium in Bruneck - 2004 - 2008 Bakkalaureatsstudium an der Universität Innsbruck mit Spezialisierung in Ökologie, Mikrobiologie und Molekularbiologie - 2008 - 2011 Masterstudium an der Universitaet Innsbruck am Institut für Ökologie und Biodiversität - 2011 - 2013 PhD Studentin des McMurdo LTER, Institut für Ressourcen- und Umweltwissenschaften, Universität von Montana, Bozeman - Forschungsreisen in die Antarktis - 2013- Aktuell Projektmanagerin am Institut für Arktische und Antarktische Forschung an der Univeristät von Colorado, Boulder
sehr vielfältig. Angefangen in der Antarktis, wo ich eine kleine, neue Familie gefunden habe und in einer atemberaubenden Landschaft wie keiner anderen forschen durfte. In den USA habe ich tolle Menschen kennengelernt, Landschaften gesehen wie nirgends sonst und habe mehrere der über 4000 Meter hohen Berge mit dem Mountainbike befahren. Ich habe auch gelernt, wie gut es uns in Europa und vor allem in Südtirol geht, besonders im Bezug auf Sozialleistungen und Gesundheitsfürsorge. Was hat sich in Südtirol (seit Ihrem Weggang) verändert?
Hell: Das ist eine schwierige Frage, da ich nur einmal im Jahr nach Hause komme und die Zeit kaum ausreicht um mich mit dem Stand Südtirols auseinanderzusetzen. Aber natürlich entgeht es mir nicht, dass auch in Südtirol die Zeit nicht stehen bleibt. Was vielleicht am meisten auffällt, ist dass Südtirol weltoffener und globalisierter geworden ist, es gibt mehr Diversität. Südtirol ist auch schnelllebiger geworden. Fühlen Sie sich noch als Südtirolerin? Wie würden Sie heute Ihre Identität beschreiben?
Hell: Ich bin und werde im Herzen zwar immer Südtirolerin sein und bleiben, jedoch habe ich ge-
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lernt überall zu Hause zu sein. Ich schätze alles, was Südtirol zu bieten hat und fühle mich dort nach wie vor zu Hause, aber zugleich fühle ich mich auch hier in den USA daheim. Ich weiß nun, dass ich überall ein Zuhause finden kann, solange ich offen bin und die Eigenheiten eines jeden Landes respektiere, verstehen lerne und annehme und den Kontakt zu meiner Familie und den Freunden aufrecht erhalte. Südtirol wird für mich aber immer einer der schönsten Plätze der Welt bleiben und ich bin sehr stolz darauf aus so einem schönen und interessanten Land zu kommen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Südtirols?
Hell: Ich wünsche mir für Südtirol, dass es an Tradition und Brauchtum festhält, seine Identität beibehält und sich treu bleibt. Ich finde es sehr wichtig, dass Südtiroler ihren Dialekt beibehalten und diese Sprache bewahren. Ich wünsche mir aber auch, dass Südtirol daran arbeitet innovativ zu sein, sich weiterzuentwickeln und weltoffen zu sein. Ganz besonders wünsche ich mir für Südtirol in allen Bereichen nachhaltig zu denken und danach zu handeln, dies gilt ganz besonders im Bezug auf Klimawandel, Tourismus und Naturschutz. <
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