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seRIe: neues museum nbg

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TOmmys musIKTIPPs

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curt und die kunst – das gehört längst zusammen. redaktionell auf jeden Fall, emotional sowieso. Die neue strecke im Magazin und online macht unsere sowieso schon immer feine Partnerschaft mit nürnbergs erster adresse für zeitgenössische kunst ganz offiziell!

labor der gegenwart / teil 2

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fOTOs: IgeRs nüRnbeRg

Seit 22 Jahren erstreckt sich direkt neben dem Handwerkerhof eine 2000 Meter große glasfläche und ein steinerner Platz der sich darin spiegelt. Die Bilder stammen von den instagramer*innen der @igers_nürnberg, mit denen der curt für diese Kolumne eine wunderbare Kooperation hat.

Der Klarissenplatz war in dieser Art nicht von Anfang an im Bauvorhaben vorgegeben. Die Fläche vor dem Neuen Museum, heute sicherlich einer der gelungensten zeitgenössischen Plätze in Nürnberg (und das auch, wenn man den Rathenauplatz und den Plärrer nicht als ewiges Schreckgespenst an die Wand malt, was verführerisch ist) gibt es nur, weil der Architekt des Neuen Museums, Volker Staab, damals einen ordentlichen Teil des Baugrunds für den öffentlichen Raum freihielt.

Aber fangen wir vorne an: Wir schreiben das Jahr 1990, die ganze Nürnberger Altstadt ist von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs befreit. Die ganze? Nein, unter anderem eine Restfläche direkt an der Stadtmauer hat überdauert; „Hinterhof“ nennen die Zeitzeug*innen den großflächigen Parkplatz neben dem Handwerkerhof zu dieser Zeit gerne. Eine ideale Fläche für ein neues, ein Neues Museum. Länger schon gibt es Bestrebungen zu so einem Bauprojekt, die städtische Kunstsammlung könnte mehr Platz und die Kulturlandschaft ein größeres Forschungsmuseum gut gebrauchen. So entsteht eine Allianz aus der städtischen Museumsinitiative, der Stadt Nürnberg und dem Freistaat Bayern, man beschließt ein staatliches Museum für Kunst und Design anzusiedeln und schreibt einen internationalen Wettbewerb für den Neubau aus. Gewinnen wird der damals gerade 35 Jahre alte Volker Staab, dessen Büro heute zu den profiliertesten Architekturbüros für Kulturbauten mindestens in Deutschland gehört. Es wird, nach der Erweiterung für die Münchner Staatskanzlei, sein erstes komplett eigenständiges Bauwerk, umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die Jury sich einstimmig für seinen Entwurf entscheidet, und er nennt das Neue Museum bis heute eines seiner Lieblingsgebäude; die Gründe dafür werden im Lauf dieser Kolumne immer wieder herauskommen. Volker Staab überbaut nur etwa zwei Drittel, der Rest wird zum neuen städtischen Platz. Er begründet diese Entscheidung mit der Architekturidee: Ein „chirurgischer Schnitt“ trennt die Museumsräume von der Stadt; nur eine fast unsichtbare Glasmembran, 100 Meter lang, 20 Meter hoch und sanft geschwungen, schließen das Museum nach vorne, zum Platz ab. Das transparente Bauteil ist als Vorhangfassade konstruiert, das heißt, die Glasfläche hängt vom Dach herab wie ein eleganter,

fließender Stoff. Dadurch können die Fassadenstützen sehr dünn und ebenfalls aus Glas gebaut werden, die Membran ist dadurch nahezu komplett unsichtbar und zwischen äußerem und innerem Bodenbelag nur als wenige Zentimeter dicke Linie spürbar. Aufgeschnitten wie eine kunstvolle Torte zeigt das Museum seitdem Tag und Nacht den Spaziergänger*innen sechs seiner 24 Sammlungsräume, es ist dadurch zum bei weitem größten Kunstschaufenster der Stadt geworden. Aber auch im Inneren ist die Fassade spektakulär: Von der Luitpoldstraße bis zur Stadtmauer zieht sich im Inneren des Gebäudes ein gewaltiger Luftraum an der Glasfläche entlang, eine verschwenderische, wunderschöne Inszenierung von Raum und damit auch eine grundsätzliche Frage nach dem Wesen von Architektur: Die Poesie entsteht im Freiraum. Langsam schließen die Bahnen der Jalousien sich an sonnigen Tagen, von oben und unten kommend, und schützen die oft lichtempfindlichen Ausstellungsstücke wie ein Augenlied seine Netzhaut. Und vielleicht hat der Schweizer Künstler Remy Zaugg auch wegen dieser feinsinnigen Metapher in die verputze Frontwand des Ausstellungskubus, direkt hinter der Fassadenfläche, den Satz einschreiben lassen: „Aber ich die Welt, ich sehe dich“. Remy Zauggs Arbeit ist eine andere Geschichte, die wir bald erzählen.

neues museum nüRnbeRg, Klarissenplatz, Nbg. www.nmn.de

foto-kooperation Die Fotografien hier stammen von den igers Nürnberg. Die Gruppe aus Fotograf*innen besucht regelmäßig Ausstellungen und Kulturveranstaltungen auf ihren instawalks und zeigt die oft spektakulären Ergebnisse auf ihrem offiziellen Instagram-Account: @igers_nuernberg. Danke für die Kooperation!

Festspielstadt Feuchtwangen

April, Mai: dienstags bis freitags 14 bis 17 Uhr samstags, sonntags 11 bis 17 Uhr Juni, Juli, August: dienstags bis freitags 14 bis 20 Uhr samstags, sonntags 11.00 bis 20.00 Uhr und nach Vereinbarung Eintritt frei

Fränkisches Museum Museumstraße 19 91555 Feuchtwangen T 09852 2575 fraenkisches-museum.de

Feuchtwanger Kunstsommer

reFORMATION Die Kunst der Zerstörung

Werke von Simon Berger und Pierre-Alain Münger

22. April bis 14. August 2022 Fränkisches Museum Feuchtwangen

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