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egI egeRsdöRfeR + mIchael JORdan

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KuRTi / famIlIen

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saTzfeTzen in deR HoRnsCHUCHpRomenade

90762 FüRTh

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über dem vierten Stockwerk der Häuserzeile in der Königswarterstraße wurde ins Himmelweiß ein mattes Blau verschüttet. Hinter dem Dachfirst zwinkert die Sonne auf Zehenspitzen. Vor einem Dachfenster drehen sich zwei kleine Windrädchen im lauen Luftzug frech wie der Witz eines winzigen Gnoms. Schnörkelverzierungen, Muschelfries und Sandsteingesichter in der hochherrschaftlichen Fassade. Wo einst der Kommerzienrat logierte, schiebt heute der Sohn der Grundschullehrerin das blaue Spielzeugauto entlang der Teppichkante. Das Astzweiggekritzel der kahlen Alleebäume. Darin verweben sich das Gurrflöten, elektrisches Fiebpfeifen, die sich wiederholenden Strophen der Lieder, welche die nicht sichtbaren Singvögel zwitschern. Auf der grauen Erde laufen Tauben Patrouille als wären sie Reiterpolizisten ohne Pferd. Wieder und wieder lassen sie sich zum Picken herab in emsiger Ruhe zwischen einzelnen Grashalmen und den schüchternen Krokussen. Ein Auto rumpelt übers lückenhafte Pflaster. Gymnastikmusik begleitet dumpf den gemächlichen Einparkvorgang. Der Fahrer zieht den Schlüssel aus dem Zündschloss. Das rhythmische Wummern endet im selben Moment. Er zieht die Handbremse an und erhebt sich aus dem Sitz. Das Schließen der Tür veranlasst die Tauben ein kleines Stück zu fliegen, um an neuem Ort sogleich kopfwackelnd den diversen Verpflichtungen nachzugehen. Der junge Mann hält sein Handy vor seinen Bauch und spricht im Vorwärtsschreiten hinein als wär‘s ein Spiegel, mit dem er sein Kinn betrachten möchte. Auf einer Bank schlummert der Kronkorken einer Bierflasche. Darum verstreut liegt eine muntere Anzahl von Zigarettenfiltern. Die Relikte einer kleinen Ausgelassenheit an der frischen Luft. „Prügel‘ ich die Wahrheit aus Dir heraus“, sagt die stark geschminkte Frau und lacht vor und nach den Worten zu ihrer Freundin, der die Atemmaske vom rechten Ohr herabbaumelt. Der kleine weiße Hund an der Leine bleibt plötzlich stehen und schaut besonnen hinter sich, als wolle er über die Vergangenheit nachsinnen. Sein Herrchen verharrt auch für einen Moment und betrachtet den Hund und seine mutmaßlichen Belange. Dann läuft der Hund weiter und danach der Mann ihm hinterdrein am anderen Ende des Bandes.

MATThiAS EGERSdöRFER / www.egers.de MiChAEL JORdAN / www.ansichten-des-jordan.de

EGERSdöRFER Zusammen mit dem Akkordeonisten von Fast zu Fürth, Lothar Gröschel, hat er ein Buch geschrieben über die wilden 90er Jahre in Fürth und der Fränkischen Schweiz. Bei Star Fruit soll es rauskommen. Dauert aber, Lektorat, Grafiken und Titel fehlen noch. Außerdem steht im Juli der Egi noch einmal mit der Theatergruppe Dreamteam auf der Bühne in dem Stück „diE NUdELPEST“.

MiChAEL JORdAN ist mit seiner neuen Pop-up-Galerie auch Bestandteil des Comic-Salon in Erlangen. Was das bedeutet, liest man auf Seite 54.

kleine aUsflüge

vom egersdörfer und dem herrn Jordan

Vor über einem Jahr hat sich der EGERSDÖRFER in sein altes Auto gesetzt und ist nach Tennenlohe gefahren, zum „Walderlebniszentrum“. Dort nahm er sein Notizbüchlein und den Kugelschreiber und ist losgegangen, um zu sehen, was es mit diesem Wort auf sich haben könnte. Der Künstler MICHAEL JORDAN aus Erlangen ist Zeichner und Druckgrafiker. Die beiden können sehr gut gemeinsam im Biergarten ohne Eile sitzen, trinken und gelegentlich sprechen. Und so fuhr auch der Jordan einmal in das „Walderlebniszentrum“ nach Tennenlohe und zeichnete dort, was er sah. Der Beitrag erschien in unserer letzten Ausgabe. Das war so gut, das machen sie jetzt öfter: Jordan zeichnet, der Egers macht sich Notizen, und im curt kann man dann erfahren, was hierbei herausgekommen ist. Durch die Postleitzahl kann man die Orte finden, vielleicht, an die es die beiden Herren verschlagen hat.

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