z.B. Nr. 5/2020

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HELDINNEN

Heldentum und Männlichkeit Wenn Mutproben gefährlich werden

Helden und Heldinnen haben in weiten Teilen der Bevölkerung nach wie vor einen hohen Stellenwert, genießen viel Anerkennung und üben eine große Anziehungskraft aus. Spitzensportler*innen, Lebensretter*innen, Aktivist*innen im Umwelt- und Klimaschutz werden ebenso heroisiert wie Musiker*innen, Schauspieler*innen, Influencer*innen in sozialen Medien oder Held*innen in Computerspielen. Sogar manche Politiker*innen werden von ihren Fans als Helden oder Heldinnen inszeniert und gefeiert. Es mag auch nicht verwundern, dass in bestimmten Subkulturen Straftäter*innen und Terrorist*innen als Held*innen verehrt werden. Die Geschichte des Heldentums ist vorwiegend eine Geschichte von männlicher Dominanz und von Männlichkeitsvorstellungen, die sich teilweise bis in die Gegenwart halten: Helden sind mutig, unverwundbar, dominant und nicht selten gewaltaffin. Ihnen werden besondere Kräfte zugschrieben, die an göttliche Eigenschaften erinnern. Es umgibt sie ein Hauch von Unsterblichkeit. Der Held bzw. das heroische Bild von Männlichkeit hat jedoch ein großes Problem: Die Helden der Mythologie sind mitunter hart, brutal und zeigen keine Schwächen.

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zum Beispiel Nr. 5/2020

Sie lassen sich von Gefahren nicht beeindrucken, sondern suchen diese sogar. Um als Helden gefeiert werden zu können, müssen sie fast zwangsläufig im Kampf umkommen. Nur so kann das Bild der ewigen Jugend und Stärke aufrecht erhalten bleiben. Das Wesen des Heldentums hat sich im Laufe der Zeit jedoch verändert, unabhängig davon ob die Heldinnen und Helden fiktiv sind oder ob es sie in der Realität gibt. Die gottgleiche Heldenfigur hat sich in ein Bild von Alltagsheld*innen gewandelt, die in Notsituationen zur Stelle sind und beherzt eingreifen. Sie überzeugen in den Augen ihrer Bewunder*innen mit Einsatzbereitschaft, sozialem Mut und Tugendhaftigkeit sowie mit Witz und Ironie. Sie setzen sich für Werte und Ideale ein, die in der jeweiligen Kultur/Subkultur einen hohen Stellenwert haben. Manchmal ruft ihr teils unkonventionelles Handeln aber auch Unverständnis, Missgunst oder gar Ablehnung hervor, was sie in den Augen der „Fans“ noch heldenhafter wirken lässt. Die Figur der Held*innen bzw. ihre Eigenschaften und Verhaltensweisen sind meist positiv besetzt. Für viele junge Männer sind Helden – vielfach auch Männer aus ihrem nahen sozialen Umfeld – Vorbilder, zu denen sie aufschauen, an denen sie sich orientieren und denen sie nacheifern. Dabei müssen „ihre“ Helden nicht zwangsläufig Siegertypen sein. Wichtig


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