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Veränderungen in der Vorpubertät

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„Gibt es eine Trotzphase in diesem Alter?“

Vielleicht wundern Sie sich manchmal, wie Ihr Kind sich jetzt verhält? Ihre Tochter oder Ihr Sohn sind jetzt öfters unwirsch, frech oder unausgeglichen? Manche Eltern beschreiben ihre Kinder nun als „kleine Revoluzzerinnen“ oder „kleine Revoluzzer“, als seien sie wieder in der Trotzphase. Kinder in dieser Lebensphase können den Umbruch, in dem sie sich befinden, so leben, dass es nach außen wie eine Trotzphase aussieht. Was ist passiert? Kinder erobern neue Welten und überprüfen bisher gültige Grenzen. Sie probieren sich aus, sie übernehmen neue Verantwortungen und entfernen sich langsam vom bisher Gewohnten und gehen manchmal zu ihrer Familie und ihren Eltern auf Distanz. Zeiten des Übergangs und der Neuordnung bringen häufig vorübergehendes Chaos mit sich, und da kann es dann schon mal sein, dass ein Kind plötzlich Schimpfwörter verwendet, die es vorher nie ausgesprochen hat, oder zu allen Vorschlägen Nein sagt, unerwartet frech oder schnippisch antwortet. Es kann also in der nächsten Zeit mitunter stürmisch in Ihrer Familie zugehen.

„Uiii, ist das peinlich!“ Liebe, Sexualität und körperliche Veränderung

Matteo und Clara sitzen gemeinsam mit ihren Eltern im Kino. Sie schauen gespannt auf die Leinwand. Als sich im Film ein Liebespaar küsst, beginnen sie zu kichern und zu tuscheln und Matteo meint „Uii, ist das peinlich!“

Sich verlieben, Liebesbriefe schreiben und erhalten ist für manche Kinder nun ein großes Thema. Sie erleben, dass sie sich zu manchen Kindern besonders hingezogen fühlen, sich manchmal auch verliebt fühlen, und es stellen sich ihnen viele Fragen: Wie merke ich, dass ich verliebt bin? Was kann ich tun, damit Leo öfters mit mir spielt? Woran merke ich, dass Anita mich mag? Wie oft verliebt man sich? Passiert das öfters, dass man sich selbst verliebt und das andere Kind nicht? Wie ist das, Liebeskummer? Was kann man da tun? Andere Kinder sind sehr zurückhaltend, wenn es um Gefühle geht. Sie selbst wirken an anderen Themen interessiert und beobachten mit Abstand, wie andere Gefühle zueinander ausdrücken, sei es Gleichaltrige als auch Erwachsene. Und so verhält es sich auch mit dem Interesse an körperlichen Themen: Einige sind neugierig und wollen vieles wissen, andere fragen kaum oder nie nach, sie hören eher zu oder beobachten. Wenn sich Kinder im Alter zwischen sieben und zehn Jahren für Unterschiede zwischen Männern und Frauen, Liebe machen, Befruchtung und Schwangerschaft interessieren, dann machen sie das oft sehr direkt und wenig schambehaftet: Sie wollen Bescheid wissen. Kinder kommen mit vielen Informationen in Kontakt, von Gleichaltrigen, älteren Kindern, im Fernsehen, in Zeitschriften oder im Internet. Werden Sie als Eltern zum Thema befragt, ist das ein Vertrauensbeweis, auf den Sie möglichst offen und auskunftsbereit reagieren sollten. Das ist manchmal gar nicht so einfach, besonders, wenn Gespräche über Sexualität in der eigenen Kindheit als peinlich erlebt wurden oder gar nicht stattgefunden haben. Bei gemeinsamen Tätigkeiten, zum Beispiel beim Wäscheaufhängen oder Haarewaschen, ist es oft einfacher, auf Fragen einzugehen. Erfahren und spüren Kinder, dass ihre Gefühle ernst genommen werden, ist eine gute Basis dafür gelegt, dass sie auch in den nächsten Jahren offen mit ihren Eltern darüber sprechen. Möchten Sie als Mutter oder Vater die eine oder andere Frage nicht beantworten, können sie das sagen. Wenn Sie etwas selbst nicht wissen, ist es gut, das dem Kind genauso zu sagen und ihm versichern, dass Sie nach einer Antwort oder Information suchen werden. Neben den Erklärungen sind altersgemäße Bücher und Broschüren hilfreich (siehe Buch- und Link-Tipps). Wenn Sie diese Bücher durchgesehen und für gut befunden haben, sollten sie für die Kinder so zugänglich sein, dass sie auch ohne Eltern angesehen werden können. Manche Kinder zeigen sich recht abgeklärt und scheinen fast alles zum Thema Sexualität zu wissen: Bei genauerem Nachfragen merkt man dann manchmal, dass sie sich ganz eigene Deutungen zurechtgelegt haben, die nicht immer der Realität entsprechen. Eltern können ihnen helfen, die Verwirrungen aufzulösen, indem sie offen für die Fragen des Kindes sind und das Thema auch selbst ansprechen, wenn sie merken, dass das Kind etwas, was es gesehen oder gehört hat, nicht alleine einordnen kann (mehr zu diesem Thema finden Sie im nächsten Elternbrief 10-13 Jahre) .

„Ich bin ja kein Baby mehr, ich zieh mich in der Kabine um!“

Nun empfinden viele Kinder mehr und mehr ein starkes Schamgefühl. Sich nackt oder auch nur in Unterwäsche zu zeigen, finden sie peinlich. Vor allem im Sportunterricht, bei einem Arztbesuch oder beim Baden am See kann das Umziehen deshalb zu einer komplizierten Sache werden. Während sie vor ein paar Jahren noch ganz selbst verständlich nackt durch die Gegend sausten, erkennen die Kinder nun, wo ihre Eltern und die Gesellschaft es angemessen finden, sich nackt zu zeigen und w o nicht. Phasenweise reagieren sie dabei wesentlich schamhafter, als ihre Eltern das von ihnen erwarten oder als andere Kinder desselben Alters. Väter und Mütter sollten immer die Befindlichkeit ihres Kindes respektieren. Ebenso, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn plötzlich darauf bestehen, dass angeklopft wird, wenn jemand ihr Zimmer betreten möchte, oder im Bad alleine sein möchte.

Körperliche Veränderungen

Die Kinder entwickeln sich nicht nur gefühlsmäßig, sondern auch körperlich weiter. Ab acht, neun Jahren beginnt insbesondere bei den Mädchen die Phase der Vorpubertät, bei Buben rund ein Jahr später, mit neun, zehn Jahren. Hormonelle Veränderungen führen als erste Zeichen zum Wachsen von Schamhaaren und Achselhaaren, zu Veränderungen der Haare, die nun mitunter schneller fett werden können, oder zu Veränderungen des Körpergeruchs. Nehmen Sie Veränderungen wahr, ist es gut, mit Ihrem Kind darüber zu sprechen. Bemerkt Ihre Tochter zum Beispiel, dass sie Weißfluss hat, ist das eine gute Gelegenheit, die Vorbereitung des Körpers auf die Regelblutung zu erklären und sich mit ihr zu freuen, dass alles gut und normal ist. Bemerkt Ihr Junge zum Beispiel erste Schamhaare, ist das eine gute Gelegenheit, die bevorstehenden Veränderungen des Körpers zu erklären und sich mit ihm zu freuen, dass er sich gut entwickelt. Ist es nicht möglich, dass Eltern mit ihren Kindern diese Themen besprechen, kann eine vertraute Person oder vielleicht der Pate oder die Patin hinzugezogen werden. Die Grundbotschaft ist immer: Toll, dass du dich weiterentwickelst!

Buchtipps: War ich auch in Mamas Bauch?, Dagmar Geisler, Loewe Verlag 2012. Ein Aufklärungsbuch, das in kindgerechter, liebevoller Form wichtige Informationen zu Zeugung, Schwangerschaft und Geburt gibt. Ab ca. 5 Jahren

Peter, Ida und Minimum. Familie Lindström bekommt ein Baby, Ghrete Fagerström, Ravensburger Verlag 1979. Ein Klassiker, der nach wie vor aktuell ist. Auf behutsame und kindgerechte Art werden wichtige Themen der Befruchtung, Schwangerschaft, Geburt sowie Unterschiede zwischen Männer und Frauen beschrieben. Ab ca. 6 Jahren

Wachsen und erwachsen werden: Das Aufklärungsbuch für Kinder, Sabine Thor-Wiedemann, Ravensburger Buchverlag 2004. Das Aufklärungsbuch für Kinder gibt unkomplizierte Antworten auf die Fragen über Mädchen und Jungen, Körper und Gefühle, Liebe und Sexualität, Schwangerschaft und Geburt, Wachsen und erwachsen werden. Ab ca. 8 Jahren

Klär mich auf: 101 echte Kinderfragen rund um ein aufregendes Thema, Katharina von der Gathen, Klett Kinderbuch Verlag 2014. Die Autorin beantwortet 101 Fragen von Grundschulkindern über Körper, Liebe und Sexualität – in einer wertschätzenden und angemessenen Form. Ab ca. 8 Jahren

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