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Juli/August | 3,50 â‚Ź
erziehungskunst spezial Waldorfpädagogik heute
Mensch und
Maschine
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2 INHALT | IMPRESSUM
Mensch & Maschine
F. Garbe: Den Menschen wiederentdecken. Das digitale Zeitalter braucht eine neue Pädagogik
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W. Debus: Willkommen im digitalen Zeitalter. Wenn der Mensch sich auf seine besonderen Fähigkeiten besinnt, braucht er sich vor der Maschine nicht zu fürchten 9 A. Bartoniczek: Mensch oder Maschine? Das Leben zwischen Über- und Unternatur R. Benedikter: Digitalisierung der Gefühle?
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E. Hübner: Trans- und posthumanistische Phantasien
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P. Hensinger: Die heimlichen Krankmacher. Strahlenbelastung durch Smartphones, Tablets & WLAN U. Buermann: Pokémon Go is gone
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T. Langscheid: Menschenwürdige Technik Paul Schatz entdeckt die Umstülpung
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erziehungskunst spezial Waldorfpädagogik heute 81. Jahrgang, Heft 01/spezial-Ausgabe, Juli/August 2017, Auflage 69.000 Herausgeber: Bund der Freien Waldorfschulen e.V., Wagenburgstr. 6, 70184 Stuttgart, Tel.: 07 11/2 10 42-0
Anschrift der Redaktion: Wagenburgstraße 6, D-70184 Stuttgart, Tel.: 07 11/2 10 42-50/-51 | Fax: 07 11/2 10 42-54 E-Mail: erziehungskunst@waldorfschule.de, Internet: www.erziehungskunst.de Manuskripte und Zusendungen nur an die Redaktion. Die Verantwortung für den Inhalt der Beiträge tragen die Verfasser. Gestaltungskonzept: Maria A. Kafitz Herstellung: Verlag Freies Geistesleben // Maria A. Kafitz & Gabriele Zimmermann Verlag: Verlag Freies Geistesleben, Postfach 13 11 22, 70069 Stuttgart, Landhausstraße 82, 70190 Stuttgart Tel.: 07 11/2 85 32-00 | Fax: 07 11/2 85 32-10, Internet: www. geistesleben.com
erziehungskunst spezial Juli/August | 2017
Titelfoto: aussi97 / photocase.de
Redaktion: Dr. Ariane Eichenberg, Mathias Maurer, Lorenzo Ravagli
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EDITORIAL
Nur der Mensch macht Sinn Deus ex machina -– kommt unser Gott aus der Maschine? Im antiken Theater erschien er wie aus dem Nichts, befreite uns aus dem heillos verworrenen Netz unserer Abhängigkeiten und Nöte, lenkte unser Schicksal in überschaubare und geregelte Bahnen. Und heute nicht minder: Stellen Sie sich einen Tag ohne Maschine vor: Ein Wecker veranlasst uns aufzustehen, das Duschwasser erhitzt ein Brenner, eine Maschine brüht uns den Kaffee, dem Kühlschrank verdanken wir kalte Milch, dem Toaster das geröstete Brot, dem Herd vielleicht noch ein paar Spiegeleier. Den Transport übernimmt Straßenbahn oder Auto und der Tag beginnt. Nicht zu vergessen, dass unser Smartphone Gesundheitszustand, Termine und Likes und guten Ratschlägen gemeldet hat. Wir sind echte Nutzer, denn der Nutzen jeder Maschine liegt nicht beim Benutzer. Unser Bewusstsein durchdringt, wenn überhaupt, nur einen Bruchteil dessen, was in diesen allgegenwärtigen Helferchen und Maschinen geschieht. Diese bequeme und rasche Hilfeleistung kann nicht nur Diktat und Scheinwelt, sondern im Extrem die Preisgabe unserer autonomen Menschlichkeit bedeuten. Albert Einstein sah diese Gefahr auf uns zukommen: »Zähmen sollen sich die Menschen, die sich gedankenlos der Wunder der Wissenschaft und Technik bedienen und nicht mehr davon geistig erfasst haben als die Kuh von der Botanik der Pflanzen, die sie mit Wohlbehagen frisst.« Die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Maschine bis in die Erfassung und Steuerung unserer Gefühle und Gedanken hinein wird von den größten Firmen der Welt mit Macht und unendlichen Geldsummen vorangetrieben. Ihr Kapital sind die gesammelten Daten und deren Vermarktung. Um Mensch und Maschine zukünftig voneinander unterscheiden zu können, muss der Mensch sich von einer gewaltigen Sinnestäuschung befreien lernen. Dass eine Maschine, und sei es ein noch so ausgefeilter Logarithmus, ihm sagt, was er zu fühlen, zu denken und zu tun hat. Die Welt lässt sich ohne Sinne nicht erfahren. Denn die Maschine verneint als »Handlangerin und Stellvertreterin unserer Sinne, den Sinn unserer Existenz, den wir nur in Ausübung unserer Sinnlichkeiten erfassen können« (Tibor Déry). ‹› Mit Grüßen aus der Redaktion
Mathias Maurer
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Liebe Leserin, lieber Leser,
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4 MENSCH & MASCHINE
Den Menschen wiederentdecken Das digitale Zeitalter braucht eine neue Pädagogik von Friedhelm Garbe
Wenn japanische Grundschüler von einem Roboter unterrichtet werden, finden sie den Unterricht interessanter als beim Lehrer.
»Bist du traurig?«, fragt der Roboter, wenn die Tonlage eines Kindes ins Melancholische rutscht, obwohl die Lehrerin noch gar nicht bemerkt hat, dass es dem Kind nicht gut geht. Der Roboter hatte im Laufe der Zeit gelernt, immer individueller auf jedes Kind zu reagieren. Dabei verfügt er über 25 Sprachen und verliert nie die Geduld, wenn er Vokabeln abfragt oder zum Beispiel im Sportunterricht etwas vorturnen soll, berichtet die ZEIT vom 10. September 2015. Computer von Facebook können schon zwölf Tage vorhersehen, ob sich zwei Menschen ineinander verlieben werden. Kennen die Maschinen uns Menschen inzwischen genauer, als wir uns selbst? Andererseits habe ich erlebt, wie sich Kinder einer vierten Klasse beklagten, warum sie noch rechnen lernen müssen, wo es doch heute Geräte dafür gibt, die das viel besser können. Spätestens seit der Erfindung des Smartphones stellt sich für jedes Fach diese Frage – sei es in Rechtschreibung, Physik oder Geschichte: Wozu soll man das noch lernen? Alles Wissen ist jederzeit auf dem Display abrufbar, und ausführlicher, als man es jemals für das Abi pauken könnte. Bedenkt man zudem, dass seit der Markteinführung vor zehn Jahren bereits mehr Smartphones verkauft worden sind, als auf der Erde Menschen leben, ahnt man von der globalen Dimension dieser neuen Herausforderung.
Ein Gläschen Schnaps zur Gewöhnung Warum überhaupt noch lernen?
Der rasante Siegeszug des Computers ist in der Geschichte ohne Beispiel, und auch wenn die Schattenseiten dieser Entwicklung – besonders die pädagogischen Gefahren – zunehmend gesehen und diskutiert werden, herrscht weithin Ratlosigkeit, wie dem zu begegnen sei. Gern spricht man von Medienkompetenz, aber was ist damit gemeint? Auf dem Smartphone wischen und tippen kann jeder, doch wie bei einer heißen Herdplatte sieht man die Gefahr nicht. Vor der Herdplatte werden Kinder jedoch gewarnt. Nicht vor dem Computer. Statt Kinder davor zu schützen, wird diese Gefährdung »digitale Bildung« genannt. Manfred Spitzer bringt es in seinem Buch »Cyberkrank« auf den Punkt: Medienkompetenztraining sei wie Alkoholkompetenztraining: »Einen Schnaps am Tag zur Gewöhnung.«
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Wir stehen an einem kritischen Punkt.
Mit Vernunft und Sachverstand scheint man gegen den Vormarsch der Maschine nicht anzukommen. Sie drängt in jeden Lebensbereich – und in jedes Lebensalter. Wir wissen, dass der Mensch nur durch fortdauernde Entwicklung zum Menschen wurde. Realisieren wir auch, welche Konsequenz das hat? Evolution ist niemals abgeschlossen. Wir stehen mitten drin, nur dass inzwischen auch die Geschöpfe des Menschen – die Maschinen – hinzugekommen sind. In sie hat der Mensch im vergangenen Jahrhundert all seine Intelligenz fließen lassen. Dafür wurde praktisch jeder Punkt der Erde mit kühlem Verstand vermessen und daraufhin befragt, wie er nutzbar gemacht werden kann. Selbst das Leben schien ein Mechanismus zu sein, nur etwas komplizierter. So wurde mit unglaublichem Fleiß und Scharfsinn eine Welt erschaffen, die uns heute wie eine zweite Schöpfung umgibt. Aber ist der Mensch diesem Potenzial selber noch gewachsen? Seit er im Kräftemessen mit der Dampfmaschine zum ersten Mal unterlag, war es für immer vorbei. Er hatte nie wieder eine Chance. Steht uns dieses Schicksal auch in Bezug auf Roboter und Künstliche Intelligenz bevor?
Neu denken lernen in neuen Schulen Wir stehen an einem kritischen Punkt. Die einseitige Fixierung auf äußere Fortschritte in Naturwissenschaft und Technik mit ihren sozialen und ökologischen Folgen hat uns in existenzielle Nöte getrieben. Die können nicht gelöst werden durch jenes Denken, das zu diesen Problemen führte. Wir brauchen ein neues Denken. Ein wärmeres Denken. Ein Denken, welches die Welt nicht nur wie eine komplexe Maschine betrachtet, sondern nach Sinn zu fragen lernt. Dafür brauchen wir neue Schulen. Und wenn es sie nicht gäbe, dann müssten wir sie noch heute erfinden. Denn die traditionelle Schule war vorrangig fixiert auf die Entwicklungen der äußeren Welt. Dies braucht heute eine Ergänzung: Der Mensch selbst ist es, der in seiner Entwicklung einer Förderung bedarf. Er ist nicht fertig, so wie er ist. Die Evolution geht weiter. Unsere technisch dominierte Welt verlangt nach einem Ausgleich, den nur er selbst in seinem Denken schaffen kann. Das betrifft
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Wir müssen die Sinnfrage stellen.
› Foto: Seleneos / photocase.de
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6 MENSCH & MASCHINE
Die Dampfmaschine, ein Zeuge der menschlichen Stärke ! Die Dampfmaschine, ein Zeuge der menschlichen Schwäche !
› jeden. Denn im Denken entscheidet sich, wie wir die Welt verstehen. Und was wir
Die Gefahren des heraufziehenden Maschinenzeitalters – und dessen Chancen – waren Rudolf Steiner schon bewusst.
dann aus ihr machen. Die Schule ist der Ort, wo wir beginnen können, dass der Mensch wieder in den Mittelpunkt rückt. Eine höchst anspruchsvolle Herausforderung – sofern man es nicht bei einem Werbeslogan belässt. Denn Kinder haben nicht das Problem, dass sie nicht mit einem Computer umgehen könnten, sondern dass sie mit sich selbst nichts mehr anzufangen wissen. Statt aus der eigenen Phantasie ein Spiel zu erfinden, greifen sie zunehmend zum Bildschirm. Lehrer verschiedenster Schultypen beklagen, dass kindliche Neugier und Interesse innerhalb weniger Jahre spürbar nachlassen. Lernen zu dürfen wird offenbar immer mehr zu einer Belastung. »Dass unsere angehenden Lehrlinge keine Prozent- oder Bruchrechnungen mehr können, ist ja nicht das Problem – das können wir ihnen beibringen. Das wirkliche Problem ist: die jungen Leute wollen nicht mehr!«, klagt ein ratloser Personalchef, der in der Zeitschrift »Nervenheilkunde« zitiert wird. Was sagt das über die Schule? Wodurch bilden sich menschliche Fähigkeiten wie Wille und Denken? Und auch das Fühlen ist heute zur Frage geworden. Ein traditionelles Verständnis von Schule führt hier also nicht mehr weiter. Wir sind herausgefordert, wir stehen vor Neuland, ohne Vorbild und ratlos. Doch dann kann man entdecken: Diese Herausforderungen sind in der Pädagogik Rudolf Steiners bereits berücksichtigt. Denn die Gefahren des heraufziehenden Maschinen-Zeitalters – und dessen Chancen – waren ihm schon bewusst, bevor er die neue Pädagogik begründete. Eine rückwärts gewandte Gesinnung oder Technikfeindlichkeit lehnte er jedoch entschieden ab (Vortrag vom 28. Dezember 1914): »Es wäre das Allerfalscheste, wenn man nun etwa sagen würde, da müsse man sich sträuben gegen das, was nun einmal die Technik uns in dem modernen Leben gebracht hat. [...] Das wahre Heilmittel besteht darin, [...] die Kräfte der Seele stark zu machen, damit das moderne Leben ertragen werden kann.« In der Schule, so Steiner zu Beginn des methodisch-didaktischen Kurses für die ersten Waldorflehrer am 21. August 1919, komme es deshalb heute nicht mehr
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MENSCH & MASCHINE
darauf an, Wissen als solches zu vermitteln, sondern diesen Wissensstoff daraufhin zu befragen, wie er »zur Entwicklung der menschlichen Fähigkeiten« beitragen kann. Es geht also nicht mehr darum, dass man rechnen lernt, weil man es im Leben brauchen würde. Aber ist das Rechnen nicht ein idealer Weg, um denken zu lernen?
Wenn Rechnen zur sozialen Erfahrung wird Haben Sie einmal in den Augen eines Kindes jenen Moment beobachtet, in dem es eine Rechenaufgabe nicht mehr aus dem Gedächtnis beantwortet, sondern sagt: »Ach so! Jetzt weiß ich, warum zwei und drei fünf ergibt. Ja, das ist klar.« Unzählige Male hatte der Lehrer vorher vergeblich seine fünf Finger gezeigt: »Hier, schau doch hin!« Aber da war nichts zu sehen außer Finger. Die Fünf blieb immer unsichtbar! Bis sie eines Tages auftauchte – im Innern. So entsteht Selbstvertrauen. Später beginnt das Kind zu erfassen, dass auch andere Menschen Zugang haben zu dieser unsichtbaren Welt, so dass wir in dieser inneren Wirklichkeit tatsächlich mit allen Menschen verbunden sind. Mathematik wird zu einer sozialen Erfahrung. – Aus »Stoff« ist Entwicklungshilfe für mehr Menschlichkeit geworden. Entscheidend anders und doch ganz unspektakulär. Formenzeichnen: Ich zeichne einen großen Kreis an die Tafel, so gut mir das gelingt. Da meldet sich Sophie: »Aber oben ist es gar kein richtiger Kreis!« – »Woher weißt du denn das? Wir haben noch nie einen Kreis gezeichnet.« – »Das sieht man doch!«, antwortet die Schulanfängerin. »Warum kommst du noch zur Schule?«, frage ich schmunzelnd, „Du kannst es ja schon!« – Ein beflügelndes Erlebnis für Kinder, wenn sie entdecken dürfen, dass sie eigentlich schon kennen, was sie in der Schule lernen. Es ist ein Wiedererkennen, ein Erwachen. Solche Schule belastet nicht, sondern setzt Kräfte frei, die seelisch aufrichten. Steiner beschreibt ein ähnliches Erlebnis in seinem Buch »Mein Lebensgang« aus seiner Kindheit: »Rein im Geiste etwas erfassen zu können, das brachte mir ein inneres Glück. Ich weiß, dass ich an der Geometrie das Glück zuerst kennen gelernt habe.«
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Der »Stoff« als Entwicklungshilfe für mehr Menschlichkeit
› Fotos: Charlotte Fischer
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8 MENSCH & MASCHINE
› Interesse anregen, statt googeln
Keine Angst vor Technik!
Wie lässt sich dieser Innenraum weiter stärken? Wie findet man Aufgaben, Themen für Projekte, Aufsätze oder Hausaufgaben, ohne die Schüler zu verleiten, sich Verschnitte aus dem Internet zu kopieren, mit denen sie allenfalls einen matten Glanz erzeugen, selbst aber leer ausgehen? »Wenn Sie den Kindern solche Fragen stellen, die die Kinder neugierig machen auf das, was sie selbst herauskriegen, dann ist es etwas, was sie anregt«, sagte Steiner in einer Lehrerkonferenz am 28. April 1922. Für die 7. Klasse empfahl er zum Beispiel, einen Aufsatz schreiben zu lassen, in welchem die Schüler ihrer Begeisterung für die moderne Technik freien Lauf lassen können, ohne auf Befindlichkeiten ihrer Lehrer oder Eltern Rücksicht nehmen zu müssen. In der Sprache der damaligen Zeit: »Die Dampfmaschine, ein Zeuge der menschlichen Stärke.« Etwas später dann wieder ein Aufsatz. Diesmal jedoch wird die Gegenseite thematisiert: »Die Dampfmaschine, ein Zeuge der menschlichen Schwäche. – Hintereinander solch ein Thema. Ich glaube, daran erregen Sie das Interesse.« Und als Beispiel für die 8. Klasse nannte er: »Was ist schön an der Natur? Dann: Was ist schön an der Seele? Mehr solche Themen, wo die Kinder genötigt sind, in der Bearbeitung des Themas sich zu konzentrieren.« – Solche Themen, die zum eigenen Beobachten anregen, sind wie Therapie gegen den Dauerbeschuss eingehender Nachrichten von WhatsApp & Co., die uns ständig wegreißen, die uns abschweifen lassen. Und solche Fragen kann man nicht googeln, denn sie sprechen jeden persönlich an. Das macht den Unterschied. Im Geschichtsunterricht der 8. Klasse solle man, sagt Steiner in seinem ersten Lehrplanvortrag vom 6. September 1919, nicht lange bei Karl dem Großen verweilen, in diesem Alter sei wichtiger, welche Auswirkungen die moderne Technik auf das Leben hat. Und in der Konferenz vom 8. März 1920 regte er an, sich nicht lange mit der maroden Parteien-Demokratie aufzuhalten, man könne bereits »in der 7. und 8. Klasse [...] das geben, was in den Kernpunkten der sozialen Frage steht«, und damit Grundlagen schaffen für einen Sozialkunde-Unterricht in der Oberstufe, der an der Zukunft orientiert ist.
Zusammenhang statt Einzelteile Zum Autor: Friedhelm Garbe ist Orgelbauer, Theologe, Klassenlehrer an der Freien Waldorfschule Jena und überwiegend in der Lehrerbildung tätig (www.waldorf-fernstudium.de)
Maschinell zu denken heißt, die Welt aus Einzelteilen zu denken. Die neue Schule jedoch geht von den Zusammenhängen aus. Und sie fragt nach dem Bezug zum jeweiligen Menschen. In jedem Fach. In jedem Alter. Ganz konkret. Denn die Digitalisierung fordert die Sinnfrage heraus: Willst Du Mensch sein oder Maschine? – Hinter den Schattenseiten der Gegenwart verbirgt sich ein Licht: Die Wiederentdeckung des Menschen. ‹›
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MENSCH & MASCHINE
Willkommen im digitalen Zeitalter Wenn der Mensch sich auf seine besonderen Fähigkeiten besinnt, braucht er sich vor der Maschine nicht zu fürchten von Wolfgang Debus
Der Kühlschrank ermittelt die enthaltenen Lebensmittel, prüft ihre jeweiligen Verfallsdaten und recherchiert im Internet nach möglichen Rezepten, damit man die bald verderblichen Lebensmittel verarbeitet. Wem dies nicht zusagt, der fordert das Echo Dot auf, eine Pizza zu bestellen, die dann wiederum von einem Lieferservice im selbstfahrenden Fahrzeug per Drohne gebracht wird. Geschrieben oder getippt wird nicht mehr. Alles geht nur noch über Sprachsteuerung oder Sensoren, in absehbarer Zeit über Gedankenkraft. Was sich wie Science-Fiction liest, ist heute bereits technisch möglich und es ist nicht unwahrscheinlich, dass solche Situationen bald zu unserem Alltag gehören. Forscher des Google-Konzerns bereiten viel gravierendere Veränderungen unserer Welt vor: Das Internet soll mit einem Netz aus technisch ausgestatteten Ballons weltweit flächendeckend erreichbar sein. Datenbrillen zeichnen jeden Vorgang und jede unserer Äußerungen auf und speichern diese in Datenclouds. Durch umfassende Netze werden der gesamte Umraum der Erde und durch »Wolken« sämtliche Ereignisse in der Zeit erfasst. Zeit und Raum werden digitalisiert. Alles, was geschieht, wird zu Daten. Die Verarbeitung der Daten wird durch Algorithmen bestimmt. Nahe der Ostküste der USA, im Bundesstaat Maine, befindet sich ein »Staat im Staat«, wie die NSA häufig bezeichnet wird. Dort werden die technischen Möglichkeiten und die Anwendungen des Internets dazu verwendet, im großen Maßstab und weltweit private Daten nahezu aller Internetnutzer auszuspähen und aufzuzeichnen. Seit 9/11 hat sich die Bedeutung dieses Auslandsgeheimdienstes erheblich vergrößert. Was aber mit den Daten geschieht, ist geheim. Am Pfingstmontag 2013 wurde durch Edward Snowden an die Öffentlichkeit gebracht, wie nicht nur in den USA, sondern nahezu überall auf der Welt, ohne richterlichen Beschluss Millionen Menschen, Unternehmen und Regierungen überwacht werden und damit das Grundrecht auf Privatheit missachtet wird. Wer wie Snowden solche Rechtsverletzungen ans Tageslicht bringt, wird verfolgt, ausgegrenzt und sogar mit dem Tode bedroht. Was Recht ist, geht hier nicht nur verloren, sondern es wird ins Gegenteil verkehrt. ›
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Die Wohnungstüre wird mit Hilfe eines Augenscans geöffnet. Anschließend wird das Echo Dot mit seinem Namen angesprochen und darum gebeten, das Licht anzuschalten, die Heizung auf 22°C einzustellen und gefragt, was sich noch im Kühlschrank befindet.
Foto: photocase.de
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› Im Abgrund der Anonymität Je anonymer, desto rechtsfreier
Foto: kallejipp / photocase.de
Durch das Internet erhalten Motive wie Macht, Gier, Egoismus und Angst eine ganz neue Tragweite, da sich durch Digitalisierung und Vernetzung mehr Möglichkeiten ergeben, ohne rechtliche und persönliche Konsequenzen zu handeln. Eine wesentliche Ursache dafür ist die Anonymität. Anonym wird aus tausenden Kilometern Entfernung Krieg durch »Knopfdruck« geführt ohne individuelle Folgen für den Verursacher. Sei dies durch Drohnen, Hackerangriffe auf Infrastruktureinrichtungen, Regierungsserver oder Bankkonten, durch Rufmord oder Manipulation: Der Abgrund der Möglichkeiten zeigt sich besonders dort, wo die Anonymität auf die Spitze getrieben wird: Das Darknet ermöglicht es den Nutzern, völlig unerkannt zu kommunizieren und zu agieren. Rein technisch ist es die anonymste »Fortbewegungsweise« im Internet. Mit der sogenannten Oniontechnologie wird bei jedem Server jeweils der weitere Weg durchs Netz schrittweise entpackt und ermittelt. Dies führt dazu, dass niemand außer dem Browser des Benutzers, der den Weg berechnet hat, herausfinden kann, wo das Datenpaket wirklich herkommt. Dies liegt auch daran, dass ein Knotenpunkt nicht mitgeteilt bekommt, ob der letzte Knotenpunkt die Quelle des Datenpakets ist, oder auch wieder nur ein weiterleitender Knotenpunkt. Zudem ist es so, dass bei jeder neuen Anfrage oder Datensendung dieser Weg über verschiedene Servercomputer neu berechnet und durchgeführt wird. Das heißt, die Wege sind niemals gleich. Dies alles macht es Datenspionen und Geheimdiensten
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MENSCH & MASCHINE
11 Andreas Neider
Der Mensch zwischen Über- und Unternatur
oder Polizeistellen unmöglich, die echte IP des Nutzers herauszufinden. Im Darknet finden sich Waffen-, Drogen- und Menschenhandel sowie OnlineHinrichtungen auf Bezahlung. Je anonymer, desto rechtsfreier sind Nutzer der digitalen Netze. Es gibt keine übergeordnete Instanz mehr, außer (falls vorhanden) die individuellen Maßstäbe jedes Einzelnen. Daraus folgt, dass mit jedem technischen Schritt mindestens ein ebenso großer, wenn nicht größerer ausgleichender moralischer Schritt erforderlich wäre.
Das Erwachen des Bewusstseins im Ätherischen und die Gefährdung der freien Kräfte
Freies Geistesleben
Andreas Neider: Der Mensch zwischen Über- und Unternatur Das Erwachen des Bewusstseins im Ätherischen und die Gefährdung der freien Kräfte. 357 Seiten, geb. mit SU € 22,– (D) | ISBN 978-3-7725-2484-4
Maschinen haben keine Moral Doch wo sind die Schulungen und Schulen dazu und wie sehen diese aus? Ganz dem Netz entsagen, sich auf eine »einsame Insel« zurückziehen und sich der Digitalisierung verweigern? Vor 100 Jahren, am 25. November 1917, spricht Rudolf Steiner über das Verhältnis von Mensch und Maschine deutliche Worte: »Diese Dinge dürfen nicht so behandelt werden, als ob man sie bekämpfen müsste. Das ist eine ganz falsche Anschauung. Diese Dinge werden kommen. Es handelt sich nur darum, ob sie im weltgeschichtlichen Verlaufe von solchen Menschen in Szene gesetzt werden, die mit den großen Zielen des Erdenwerdens in selbstloser Weise vertraut sind und zum Heil der Menschen diese Dinge formen, oder ob sie in Szene gesetzt werden von jenen Menschengruppen, die nur im egoistischen oder im gruppenegoistischen Sinne diese Dinge ausnützen. […] Nicht auf das Was kommt es in diesem Falle an, das Was kommt sicher; auf das Wie kommt es an, wie man die Dinge in Angriff nimmt. […] Die Zusammenschmiedung des Menschenwesens mit dem maschinellen Wesen, das wird für den Rest der Erdenentwickelung ein großes, bedeutsames Problem sein.« Technische Entwicklung ist sinnvoll, denn auf die Möglichkeit, stumpfe Tätigkeiten von Maschinen ausführen zu lassen, will kein vernünftiger Mensch mehr verzichten. Aber in welcher Weise zeigen sich die von Steiner angedeuteten Probleme? Ein Bereich ist sicher das moralische Vermögen jedes einzelnen Menschen. Jedoch kommt noch eine weitere Blickrichtung hinzu: die Frage nach dem Menschenbild. Wird der Mensch in diesem Entwicklungsprozess selbst zu einem Maschinenwesen degradiert, oder wird besonders an der Digitalisierung die Aufforderung deutlich, gerade erst zum Menschen zu werden und zukünftige menschliche Fähigkeiten zu entwickeln? Am 15. Januar 2009 landet Flugkapitän Chesley Sullenberger den ihm anvertrauten Airbus mit 155 Passagieren auf dem Hudson-River. Kurz zuvor, nach dem Start in New York, hatten sich zahlreiche Vögel in beiden Triebwerken verfangen und beschädigten diese so schwer, dass der dringend notwendige Schub abbrach. Sullenberger, seit 40 Jahren flugerfahren und geschult, beschrieb, wie er die Situation erlebt hat: Er sah die gesamte Lage wie von außen und mit aller Ruhe. Dabei wurde
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Wohin entwickelt sich das menschliche Bewusstsein? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat Rudolf Steiner auf zukünftige, gravierende Veränderungen des Bewusstseins der Menschheit hingewiesen und von einem Erwachen im Ätherischen gesprochen. Zugleich aber machte er auf die ernsthafte Bedrohung einer solchen Bewusstseinsveränderung aufmerksam. Was meinte Rudolf Steiner mit diesem neuen Bewusstsein, und welche Bedrohungen hatte er im Blick?
›
Andreas Neider zeigt, dass unsere Bewusstseinskräfte ihrer Natur nach verwandelte ätherische Lebenskräfte sind, die auch als freie Kräfte bezeichnet werden können. Davon ausgehend entwirft er auf Grundlage der Aussagen Steiners ein umfangreiches Bild der einer Entwicklung der freien Kräfte entgegenstehenden Bedrohung.
Freies Geistesleben
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Kreative Menschen sind Tagträumer und Träume, insbesondere die am Tag geträumten, sind Quellen der Kreativität.
› ihm sofort klar: Eine Rückkehr zum Flughafen war nicht mehr möglich. Eine Wasserlandung bot die Möglichkeit, alle Menschen zu retten. Das schwere Landemanöver gelang. Alle Menschen überlebten unverletzt. Seine Handlungsweise wurde dem Piloten aber im Anschluss von Seiten der Aufsichtsbehörde sowie der Versicherung der Fluggesellschaft American Airways zum Vorwurf gemacht. Der von ihm gewählte Weg war in keinem Szenario als Möglichkeit vorgesehen gewesen, jedes Sicherheitshandbuch schloss eine solche Tat aus. Sullenberger hatte aber in diesem Moment die Gewissheit, auf eine Situation zu reagieren, die es so noch nie gegeben hatte. Anders formuliert: er hatte eine moralische Intuition. Dazu ist keine Maschine in der Lage.
Der Mensch als wachendes, träumendes und schlafendes Wesen Die Möglichkeit, etwas zu tun, was nicht vorgesehen ist
Foto: Marie Maerz / photocase.de
»Achtzehn Dinge, die hoch kreative Menschen anders gestalten« – so lautet ein Artikel der amerikanischen Psychologen Carolyn Gregoire und Barry Kaufman. Sie untersuchten Eigenschaften von Malern, Dichtern, Schriftstellern und Musikern und stellten dabei Wesenszüge dieser Menschen fest, die sich von »normalen« Mitgliedern der Gesellschaft deutlich unterscheiden. Besonders herausragend sei zum Beispiel, die Tatsache, dass diese Menschen stets ihren inneren Interessen folgen. Zudem seien sie außerordentlich gute Beobachter und hätten großes Interesse
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MENSCH & MASCHINE
daran, sich in andere Sichtweisen einzudenken. Arbeit würde dann geleistet, wenn aus dem eigenen, inneren Rhythmus heraus Zeit dafür sei und nicht umgekehrt. Sie suchten risikobereit neue Erfahrungen auf und haben zugleich keine Angst davor, hin und wieder zu scheitern. Sie nähmen sich regelmäßig Zeit für Alleinsein. Vor allem seien sie Tagträumer und Träume, insbesondere die am Tag geträumten, würden als die Quelle der Kreativität gesehen. Diese Sicht unterscheidet sich grundlegend von der Funktionsweise einer Maschine. Wer würde sich ein selbstfahrendes Fahrzeug zulegen, das hin und wieder träumt? Maschinen sind entweder an oder aus, aktiv oder im »Standby-Modus«. Dazwischen gibt es nichts. Der Mensch ist dagegen ein waches, träumendes oder schlafendes Wesen. Maschine ist Zweiheit, der Mensch ein dreigegliedertes Wesen. Maschinen folgen der Logik des »ja« oder »nein«, »wahr« oder falsch«. Grundlage dieser Funktionsweise ist das Bit, die Möglichkeit von »an« oder »aus«, das sich im Programmcode als Null oder Eins niederschlägt. Mit Hilfe von achtstelligen Bits (ein Byte) können 27, also 128 verschiedene Zeichen festgelegt werden. Genug für die Darstellung des Alphabets aller Sonderzeichen und der Zahlen von 0 bis 9. Der Mensch ist allerdings in der Lage, wie Sullenberger, richtige Intuitionen im Handeln zu finden, oder wie kreative Menschen zwischen Wachsein und Schlafen einen schöpferischen Traumzustand zu erzeugen und auch Begriffe aus der Idee zu erfassen. Hier zeigt sich die Dreiheit der menschlichen Natur, die rein auf elektronischer Ebene nicht existiert. Vor allem dann nicht, wenn der Mensch sich auf den Weg macht, diese Fähigkeiten weiter zu entwickeln. Für eine zeitgemäße und auch für die zukünftigen Entwicklungen gewappnete Pädagogik ergeben sich somit folgende Herausforderungen: Wie kann sich der Mensch für sein Handeln Intuitionen erschließen, im Gefühlsleben kreativ und beweglich werden und im Denken wach urteilen? Unterstützung findet er »innerlich« durch Meditation und »äußerlich« durch Haltungsbeobachtungen, Haltungsübungen und Haltungsänderungen, wie Rudolf Steiner sie in »Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten« dargestellt hat. Für mich sind die darin dargestellten Übungen unmittelbare Lebenspraxis geworden, die auch im Supermarkt oder am Bahnhof ermöglichen, anders mit Menschen oder Situationen umzugehen. So gesehen ist die digitale Revolution eine Aufforderung statt eine Bedrohung. Die Entscheidung, den eigenen Weg zu gehen, um zum Menschen zu werden, liegt bei jedem Einzelnen. ‹›
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Eine Maschine kennt nur »an« und »aus«. Ein Mensch handelt intuitiv.
Zum Autor: Wolfgang Debus ist Oberstufenlehrer für Geografie, Biologie und Feldmessen an der Freien Waldorfschule Wendelstein. Dozent, Studienberater und Mentor im Fernstudium Waldorfpädagogik Jena.
Literatur: G. Greenwald: Die globale Überwachung, München 2014 R. Steiner: Individuelle Geistwesen und einheitlicher Weltengrund, Vortrag vom 25.11.1917, GA 178 www.huffingtonpost.com/2014/03/04/ creativity-habits_n_4859769.html, 11.05.2017
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14 MENSCH & MASCHINE
Mensch oder Maschine? Das Leben zwischen Über- und Unternatur von Andre Bartoniczek
»Ich bin ein Automat – die Seele ist mir genommen.« Mit diesen Worten formuliert bereits vor über 180 Jahren der 20-jährige Georg Büchner eine Stimmung, die heute von vielen Zeitgenossen genauso ausgedrückt werden könnte.
Schon im 18. Jahrhundert gab es eine Faszination für die Maschine (de La Mettrie 1748), bei Büchner kommt aber eine ganz neue Dimension hinzu. Für seine Dissertation 1835/36 hatte er intensiv das Nervensystem der Barbe untersucht und reihte sich damit in die immer größer werdende Schar der Naturwissenschaftler ein, die sich für die Nerven als Ausgangspunkt einer Erklärung des menschlichen Verhaltens interessierten. In seinem Drama Dantons Tod heißt es gleich zu Beginn: »Einander kennen? Wir müssten uns die Schädeldecken aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren.« Wenn ich den Menschen in seinen materiellen Nervensträngen suche, muss mir sein Handeln wie das Resultat reiner Reiz-Reaktionsschemata erscheinen, in denen konsequenterweise keine Freiheit herrschen kann. Es ist sicherlich nicht zufällig, dass Büchner in dem berühmten Brief an seine Braut von dem »grässlichen Fatalismus der Geschichte« spricht, der ihn tief resignieren lässt. Wenige Jahrzehnte zuvor hatte der Italiener Luigi Galvani – ebenso ein Anatom wie Büchner – durch einen kuriosen Zufall entdeckt, dass die von ihm präparierten Froschschenkel bei einer Berührung mit einem Skalpellmesser und einem elektrischen Funken zuckten, die Nerven also elektrisch verbunden sein mussten. Er nahm daraufhin eine »tierische Elektrizität« an, die er als »Lebenskraft« interpretierte (Basfeld 1992, Schlüter 2005). Auch wenn man Galvanis Deutungen korrigierte, war ein Zusammenhang von Nerven und Elektrizität in den Blick geraten und letztere nun zunehmend handhabbar gemacht.
Sowjetmacht plus Elektrifizierung Unsichtbares wird aus seiner Verborgenheit gelockt
Ein rätselhaftes, aber entscheidendes Phänomen bestand darin, dass die nun immer stärker einsetzenden elektrischen Entdeckungen immer wieder durch Zufälle entstanden! Maxwell gelang es am Ende des 19. Jahrhunderts, die Elektrizität mathematisch zu beschreiben, erklären konnte er sie damit aber auch nicht. Wir nehmen immer nur ihre Resultate wahr, aber nie sie selbst. So fällt auch auf, dass unterschiedlichste Forscher regelmäßig erklärten, dass man zwar noch keine Erkenntnis über ihre Herkunft habe, dass das zunächst aber auch nicht so entscheidend sei, weil
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MENSCH & MASCHINE
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Technik ist nicht ein neutrales Mittel zum Zweck, sondern sie verselbstständigt sich und legt das Handeln ihres eigenen Schöpfers fest.
man sie trotzdem nutzen könne. Im 19. Jahrhundert wird also die Elektrizität zur Zivilisationskraft, ohne dass ihre Realität als solche je wahrnehmbar geworden wäre – erst die menschliche Willenstätigkeit lockt sie aus der Verborgenheit: Um 1900 liegt über Europa ein weitverzweigtes Stromversorgungsnetz. Seit 1901 gibt es die drahtlose Telegraphie. 1902 fährt die Berliner U-Bahn mit elektrischem Triebwagen. Sie wird zuletzt die Grundlage für alle Vorgänge der digitalen Welt. Ihre Wirksamkeit beschränkt sich dabei nicht nur auf technische Produkte, sondern betrifft weltweit gesellschaftliche Vorgänge. Berühmt ist Lenins Definition von Kommunismus:
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Elektrizität wird zur › Er sei »Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes«. Handelt es sich beim Kommunismus nicht eigentlich um ein geistiges Ideal der »Gleichheit« im Sinne Zivilisationskraft von Gerechtigkeit und Solidarität? Hier wird er zur Gleichschaltung, die durch po-
Ein Prinzip, das sich fortsetzt über Hollywood bis Silicon Valley
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litisch-ideologische Macht und Elektrizität hergestellt wird – mit den bekannten katastrophalen Folgen für Millionen von Menschen. Was wäre Kapitalismus? Mit Lenin würde man vielleicht sagen: Unternehmermacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes … Positiv gefasst ist Kapital aber nichts anderes als die Grundlage zur Freisetzung individueller Initiativkraft, weil ich mit angesammeltem, nicht sofort in unmittelbar lebensnotwendige Produkte umgesetztem Besitz die Möglichkeit schaffe, meine Anlagen zu entfalten. Dieses Prinzip konnte sich besonders gut auf dem nordamerikanischen Kontinent durchsetzen, weil hier nicht die unendlich vielen staatlichen Regulierungen der alten europäischen Welt herrschten. In der Ausdehnung nach Westen entstand an der »wandernden Grenze« in der permanenten Auseinandersetzung mit der Wildnis Mut zur Initiative – allerdings stark ausgerichtet auf materiellen Erfolg und von Anfang an auf Kosten anderer, hier der Indianer. An der Westküste – vor allem in Kalifornien – gipfelte diese Entwicklung im Gold Rush nach Sacramento, später in der »dreamfactory« Hollywoods, in der bis heute industriell-technisch die Träume der Menschheit produziert werden, und zuletzt im »Silicon Valley«, dessen Firmen weltweit das Internet beherrschen. Im »Social network« und dem über Apps und schnelle Daumenbewegungen vollzogenen Film- und Produktkonsum fließen die Zerrbilder der Sozialität und der individuellen Initiative und Bedürfnisbefriedigung zusammen – und somit die ganze ungelöste Spannung zwischen östlicher und westlicher Welt seit 1917.
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»Die Lüge hat
Hellsichtig diagnostizierte schon 1956 Günther Anders in seiner Schrift »Die Antiquiertheit des Menschen«, dass der Mensch Produkte geschaffen habe, die er selber nicht mehr verstehe und die ihn beherrschten. An der Waffentechnik zeigt er, wie unsere seelische Entwicklung hinter der technischen zurückbleibt: Wir können emotional nicht mehr realisieren, was wir bei der Zündung einer Bombe tatsächlich bewirken. Technik sei eben nicht ein neutrales Mittel zum Zweck, sondern sie verselbstständige sich am Ende und lege das Handeln ihres eigenen Schöpfers fest. Arbeit verliere ihre Zielhaftigkeit, Sachzwänge herrschten und die Medien verwischten Wirklichkeit und Abbild, verhinderten realitätsgemäße Urteile und die Wirklichkeit werde am Ende nach dem Abbild eingerichtet: »Die Lüge hat sich wahrgelogen«, schrieb Anders.
sich wahrgelogen.« Günther Anders
Das Wesen der Elektrizität Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung drängen sich Fragen auf: Was hat es zu bedeuten, dass die entscheidenden Entdeckungen der Elektrizität immer so eigentümlich zufällig waren? Kann eine Objektwelt selber zur Kraft werden, die die Objekte verändert? Wie kann es zu dieser Wirkung der Maschine auf den Menschen kommen, wenn diese doch sein Geschöpf ist? Wie kann ein Objekt zum Subjekt werden? An dieser Stelle sei an eine biographische Situation erinnert, die das Leben Rudolf Steiners betrifft: Im Herbst 1924 war Steiner schwer erkrankt, musste so gut wie alle Tätigkeiten aufgeben und war ans Krankenlager gefesselt. Jeden Morgen ab fünf Uhr schrieb er nun ganz kurze, äußerst verdichtete Texte an die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft – die sogenannten »Leitsatzbriefe« –, in denen er noch einmal über die wichtigsten zivilisatorischen Fragen sprach. Als sich im März 1925 sein Zustand deutlich verschlechterte, verzichtete er zum ersten Mal auf den Nachsatz: »Fortsetzung in der nächsten Nummer« (Selg 2012). Am 30. März verstarb Steiner. Was waren die letzten Worte, die er wenige Tage zuvor noch an die Mitglieder richtete? Welches war das Motiv, auf das Steiner in dem letzten Moment, der ihm zum Schreiben noch blieb, hinweisen wollte? In diesem letzten Leitsatzbrief mit dem Titel »Von der Natur zur Unter-Natur« finden sich die Sätze: »Das weitaus meiste dessen, was heute durch die Technik in der Kultur wirkt und in das [der Mensch] mit seinem Leben im höchsten Grade versponnen ist, das ist nicht Natur, sondern Unter-Natur. Es ist eine Welt, die sich nach unten hin von der Natur emanzipiert. […] Die Unter-Natur muss als solche begriffen werden. Sie kann es nur, wenn der Mensch in der geistigen Erkenntnis mindestens gerade soweit hinaufsteigt zur außerirdischen Über-Natur, wie er in der Technik in die Unter-Natur heruntergestiegen ist.
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In der geistigen Erkenntnis der Übernatur aufsteigen, wie in der Technik zur Unternatur heruntersteigen.
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Habe ich Leben › Das Zeitalter braucht eine über die Natur gehende Erkenntnis, weil es innerlich mit einem gefährlich wirkenden Lebensinhalt fertig werden muss, der unter die Natur vor mir oder eine heruntergesunken ist. […] Die Elektrizität, die nach ihrer Entdeckung als die Seele natürlichen Daseins gepriesen wurde, sie muss erkannt werden in ihrer Kraft, Maschine ? des von der Natur in die Unter-Natur hinabzuleiten. Es darf der Mensch nur nicht mit-
Nur das Denken stiftet Zusammenhang
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gleiten.« Bei einer Wassermühle habe ich durch die Wahrnehmung des Wassers und der Mechanik des Rades mit seiner Übertragung auf den Mühlvorgang alle relevanten Faktoren sinnlich vor Augen. Bei der Elektrizität und den durch sie möglich werdenden Vorgängen kommen die ursächlichen Kräfte aus einer unsichtbaren Schicht, die nicht in der Natur selber beobachtbar ist, die mich aber trotzdem beherrscht. Sie liegen nicht über, sondern unter der Natur, weil sie nicht aus deren Gesetzen und Intentionen heraus gestalten, sondern zerstörerisch wirken. Wenn von diesen Mechanismen tatsächlich eine Kraft ausgeht und sie insofern ein Subjekt haben müssen, dann kann es sich hier nur um die Wirksamkeit eines Wesens handeln. Steiner benennt dieses Wesen mit einem Namen: Ahriman. Er betont immer wieder, dass dies eine Gegebenheit sei, die man sich nicht wegwünschen könne – es komme aber darauf an, richtig mit ihr umzugehen. Das würde etwa heißen, das Internet nicht zu verteufeln, sondern sich zu fragen, auf welche geistige Entwicklungsaufgabe es den Menschen stößt. Es bietet eine unendliche Möglichkeit der Wissenserkundung an – ist diese unbegrenzte »Vernetzung« und Masse von Inhalten aber identisch mit dem Zusammenhang, der aus den Daten erst Erkenntnis macht? Ist das Nebeneinander
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von Fakten schon die Sache? Ist es vielmehr nicht so, dass erst die eigenständige Tätigkeit des Denkens den Zusammenhang herstellt? Man kann sich für alle Zeiten in der Illusion des Zusammenhanges durch die elektronische Verfügbarkeit der Informationen in den Weiten des Netzes verlieren, man kann aber auch dazu aufwachen, sich zu fragen, wodurch die Verbindung von Begriffen eigentlich zustande kommt. Dann wiederum – mit der gewonnenen bewusstseinsmäßigen Klarheit, womit man es beim »Netz« tatsächlich zu tun hat und womit nicht – kann man sehr produktiv auf die vielfältigen Hilfestellungen der Internetinhalte zugreifen, statt »mitzugleiten«.
Das Lernen geschieht im Schlaf Hier setzt die Aufgabe der Pädagogik an. Wie jene Kräfte der Unter-Natur aus der nichtsinnlichen Unsichtbarkeit agieren, muss auch die Pädagogik die Nachtseite des Daseins berücksichtigen. Unsere Seele verlässt ja jede Nacht ihre leiblichen Bindungen und kommt in die Sphäre hinein, in der sie befruchtet wird von den geistigen Zusammenhängen der Welt. Wenn ich diesen Vorgang ausblende, schneide ich die Schülerinnen und Schüler von den Kräften ab, die aus dem Über- statt aus dem Untersinnlichen auf sie wirken – mit entsprechenden Folgen: »Wenn wir nämlich gar nicht Rücksicht nehmen darauf, dass der Mensch auch schläft […] und dass da im Menschen in irgendeiner Weise dasjenige fortarbeitet, was man im Unterricht tut, dann hat das eine ganz bestimmte Wirkung: man macht den Menschen dadurch, dass man nicht Rücksicht nimmt darauf, dass etwas in der Nacht aus ihm heraußen ist, zum Automaten« (R. Steiner im Lehrerkurs 1921). Wenn nach einer bewegenden Erzählung die Eindrücke nicht sofort »auf den Begriff« gebracht werden müssen, sondern in der Nacht weiterwirken und verarbeitet werden können, wird für einen Moment die Zeit gebremst und der Automatismus des Urteilens verhindert – angesichts der Zeit aufsaugenden Wirksamkeit des Computers und der oft viel zu schnellen Urteilsreaktionen ein heilsamer Vorgang, in dem die geistige Herkunft eines Gedankens allmählich spürbar wird und an die Stelle von Plan- und Berechenbarkeit die Frage, die Intuition tritt, also das Leben. Wenn der Lehrer dem Kind wirkliche Bilder mitgibt, an denen sich dessen Phantasie entzündet, dann können geistige Gestaltungskräfte diese inneren Bewegungen in der Nacht aufgreifen und festigen. Diese Prozesse beleben die seelische Aktivität, die schließlich auch zu einem kräftigeren sinnlichen Wahrnehmen beiträgt. Ein solches Wahrnehmen wird in Zukunft maßgeblich sein für die Beantwortung einer Frage, von der heute bereits unzählige Filme und Bücher handeln: Habe ich Leben vor mir oder eine Maschine? ‹›
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Das Kind braucht Bilder, an denen sich seine Phantasie entzünden kann.
Zum Autor: Andre Bartoniczek war Oberstufenlehrer für Deutsch und Geschichte an der Waldorfschule Stuttgart-Uhlandshöhe und ist heute Dozent an der Akademie für Waldorfpädagogik in Mannheim.
Literatur: G. Büchner: März 1834, Brief an seine Braut; J. O. de La Mettrie: L’homme machine (1748); M. Basfeld: Erkenntnis des Geistes an der Materie. Der Entwicklungsursprung der Physik, Stuttgart 1992; M. Schlüter im »Rundbrief« der FWS Uhlandshöhe, Nr. 136, Juni 2005; R. Steiner: Anthroposophische Leitsätze, GA 26; R. Steiner: Menschenerkenntnis und Unterrichtsgestaltung 1921, GA 302; P. Selg: Rudolf Steiner 1861-1925. Lebens- und Werkgeschichte, Bd. 3, Arlesheim 2012
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Digitalisierung der Gefühle ? von Roland Benedikter
An der in Sachen Informationstechnologie weltweit führenden Stanford-Universität wurde Januar 2017 die Digitalisierung der Gefühle diskutiert. Forscher stellten ihren baldigen Zusammenschluss mit Technik – wenn auch nicht notwendigerweise als wünschenswert –, doch als unvermeidlich dar.
Innere Qualitätserfahrungen aufbewahren – das wäre das Geschäft des Lebens.
Firmen und Forscher arbeiten mit Macht daran, einerseits Computer mit Emotionen zu entwickeln, andererseits menschliche Gefühle zu computerisieren. Beide Entwicklungen sollen sich, so die Absicht, gegenseitig verstärken und im Idealfall vereinigen. Milliardengelder werden investiert, um die technische, ökonomische und menschliche Zukunft kurzzuschließen und damit die sogenannte Mensch-Maschine-Konvergenz zu erreichen. Jonathan Gratch, Direktor für Virtuelle Forschung am Institut für Kreative Technologien der Universität von Südkalifornien, äußert sich zum neuen Mensch-Technik-Hybridfeld des »Gefühlscomputing« folgendermaßen: »Kann eine Maschine menschliches Gefühl verstehen? Zu welchem Zweck? Und kann eine Maschine selbst Gefühl ›haben‹? Wie würde sich das auf die Menschen auswirken, die mit ihr interagieren?« Der Anwendungsfokus dieser Fragen ist unverkennbar, denn sie »stellen sich im Kontext sehr verschiedener Domänen, einschließlich der Medizin und Gesundheitsversorgung, der wirtschaftlichen Entscheidungsfindung und des Trainings zwischenmenschlicher Fähigkeiten.« Dasselbe gelte für die praktischen Implikationen von (noch zu entwickelnden) »Menschen-Computern«, computervermittelter Interaktion und Mensch-Roboter-Interaktion. Insgesamt mache das laut Gratch eine interdisziplinäre Partnerschaft zwischen den sozialen, den humanistischen und den Computerwissenschaften rund um das Thema Gefühl notwendig. Gratch versucht – wie inzwischen viele andere auch –, Computermodelle kognitiver und sozialer Prozesse sowohl des individuellen wie des sozialen Menschen zu entwickeln. Ziel ist langfristig, Computern Gefühle zu geben, vor allem aber umgekehrt, menschliche Gefühle zu computerisieren – um Qualitätserfahrungen aufbewahren, erforschen, kopieren und schlussendlich verkaufen zu können. Man stelle sich vor, sagen diese Forscher, man könnte die inneren Qualitätserfahrungen von Gefühlen mittels Gehirnimplantaten oder anderen direkten Zusammenschlüssen zwischen Computern und menschlichen Gehirnen wie etwa Gehirn-Computer-Schnittstellen (Brain Computer Interfaces, BCIs) oder Gehirn-Maschine-Schnittstellen (Brain Machine Interfaces, BMIs), die heute in vielen Anwendungsbereichen bereits zum Standard werden, in einem virtuellen, nicht- oder hybridbiologischen Substrat aufbewahren und dann an andere weitergeben! Das wäre das Geschäft des Lebens – im wahrsten Sinne des Wortes. Es geht bei solcher Forschung insgesamt nicht vorrangig darum,
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die Erkenntnis des Menschen anhand des Einblicks in seine Gefühle zu vertiefen, sondern darum, menschliche mit artifiziellen, hauptsächlich technologischen »Agenten« zu »multiagierenden Systemen« zu verschmelzen. Dabei wird die Erfahrung von Ichheit, die beim Menschen im Wirklichkeitsprozess empirisch jedem Gefühl vorausgeht, stark vernachlässigt oder in ihrer Bedeutung für das Gesamtereignis menschlichen Gefühls gar ganz ignoriert.
Durchdringendes Computing Als führend im zusammengehörigen Doppelvorhaben: »Computerisierung von Gefühlen« und »Entwicklung von Computergefühlen« gilt das MIT Media Laboratory on Affective Computing mit Rosalind Picard in Boston. Picard geht es bei der Digitalisierung von Gefühlen ausdrücklich um die Trennung von Gefühl und Gedanke. Sie meint, »nur weil jedes lebende intelligente System, das wir kennen, Gefühle hat, [heißt] das noch lange nicht …, dass Intelligenz Gefühl benötigt. Obgleich Menschen die intelligentesten Systeme sind, die wir kennen, und das menschliche Gefühl eine entscheidende Rolle in der Regulierung und Lenkung von Intelligenz zu spielen scheint, heißt das nicht, dass es nicht einen besseren Weg gibt, diese Ziele in Maschinen zu implementieren. ... Es kann sein, dass es ein außerirdisches (alien) intelligentes lebendes System gibt, etwas, dem wir nie begegnet sind, das seine Intelligenz erlangt, ohne etwas wie Gefühl zu haben. Obwohl Menschen die wunderbarsten Beispiele der Intelligenz sind, über die wir verfügen, und obgleich wir wünschen, Systeme zu errichten, die für menschliches Verstehen natürlich sind,
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Es geht um intelligente Systeme ohne menschliche Gefühle
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Der anti-humanistische Charakter der Digitalisierung der Gefühle zeigt sich darin, dass sie Gedanken von ihnen zu trennen sucht.
› sollten uns diese Gründe, menschenähnliche Systeme zu bauen, nicht darauf ein-
Von Selbstlosigkeit, Gewissen und Liebe keine Spur
schränken, sie nur für menschliche Fähigkeiten zu denken.« Mit anderen Worten: Die Computerisierung der Gefühle ist nicht vorrangig für den Menschen gedacht. Und die zweite Aussage Picars: Man will Menschliches auch in nicht-menschlicher Form ein- und umsetzen. Diesen Umschlagspunkt, an dem das Menschliche technisiert wird, nennt man in der aktuellen Wissenschaft auch »durchdringendes Computing« (pervasive computing). Der klar anti-humanistische Charakter der angestrebten Digitalisierung der Gefühle zeigt sich hier deutlich darin, dass sie Menschliches in Nicht-Menschliches überträgt, indem sie Gedanken von Gefühlen zu trennen sucht – und damit beide enthumanisiert. Wenn Madhumita Murgia – wie viele andere oberflächliche Kommentatoren der Gegenwart – im Guardian London vom 15. Januar 2016 bereits wie selbstverständlich davon ausgeht, dass »gefühlsbegabte Maschinen dabei sind, unsere Welt zu übernehmen«, heißt das demnach also nicht, dass die Gefühle dieser Maschinen menschliche Gefühle sind. Und auch nicht, dass sie nicht bloßer Vorwand oder Schein sind, um den Menschen »das Gefühl« zu geben, sie lebten weiterhin in einer »natürlichen« Welt. Sie sind in der Konzeption von Forscherinnen wie Picard eher Teil eines »Interaktionsdesigns«. Es soll menschliche Verständigung durch maschinelle Logiken ersetzen, die den öffentlichen Raum und die Lebenswelt »übernehmen«. Das eigentlich Menschliche, das gerade in der Einheit von Gedanke, Gefühl und Willen (und in der Befähigung dieser Einheit im Ichprozess zu beseelten Gedanken und »denkenden Gefühlen«) liegt, wird hier ignoriert und künstlich aufgetrennt. Der insgesamt negativ gefärbte Charakter dieses Gesamtvorhabens zeigt sich auch in der viel zitierten Studie »Beyond the basic emotions: What should affective computing compute?« von Sidney D‘Mello und Rafael Calvo. Sie schreiben, beispielhaft für viele andere, die sich heute professionell der »Erforschung der Gefühle« widmen: »Eines der Hauptziele des Affective Computing (AC) ist es, Computerschnittstellen zu ent-
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23 Andreas Neider
www. aufmerksamkeits
DEFIZITE
wickeln, die automatisch die Gefühle menschlicher Nutzer aufspüren und auf sie antworten. Trotz erheblicher Fortschritte wurden in bisherigen Studien bisher meist nur grundlegende Gefühle wie Zorn, Ekel und Traurigkeit hervorgehoben, während nicht-grundlegende … wie Aufregung, Langeweile, Konfusion und Frustration … weniger beachtet wurden. Dabei kamen sie bei Versuchen laut systemisch erhobenen Daten bei Generalisierung über Aufgaben, Schnittstellen und Methodologien hinweg fünfmal häufiger vor. Affective Computing wird das berücksichtigen müssen.« Auffällig, dass sowohl die »grundlegenden« wie die »nicht-grundlegenden« Gefühle hier alles negative »Emotionen« sein sollen. Von positiven wie Zuneigung, Selbstlosigkeit, Gewissensimpulsen oder gar Liebe keine Spur. Sie würden ja auch eine IchTätigkeit verlangen.
.com Wie das Internet unser Bewusstsein korrumpiert und was wir dagegen tun können
Freies Geistesleben
Andreas Neider Aufmerksamkeitsdefizite Wie das Internet unser Bewusstsein korrumpiert und was wir dagegen tun können. 228 Seiten, gebunden mit SU € 22,– (D) | ISBN 978-3-7725-2485-1 auch als eBook erhältlich www.geistesleben.com
Menschliche Emotionen – ein Ziel für Hacker ? Diese Entwicklung verspricht, als Ganzes besehen, wenig Gutes. Denn es eröffnet sich nicht nur eine unüberschaubare Fülle an (geschäftlich) gewollten, sondern auch an ungewollten Anwendungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel neue Formen des Hackings menschlicher Gefühle. Diese Bedrohung ist keine Fiktion, sondern offenbar sehr konkret. So stellten Betsy Cooper und Steve Weber, Direktoren des Berkeley-Zentrums für Langzeit-Cybersicherheit (CLTC) der Universität von Kalifornien, ebenfalls im Januar in Stanford ihre Prognosen vor: »Was wird der Stand der digitalen Sicherheit in fünf bis zehn Jahren sein? Wird es ein ›Wilder Westen‹, wo jede Person und Organisation kämpfen muss, um ihre eigenen persönlichen Daten zu schützen? Wird das ›Internet der Dinge‹ so stark in unser Zuhause und in unsere Städte eindringen, dass jeder – jederzeit – unter Überwachung steht? Werden Sensoren intelligent genug, dass sie menschliche Gefühle bestimmen und vorhersagen können – und damit Cyberkriminellen die Tür öffnen, die menschliche Emotion zu hacken?« Im Seminar bejahten beide Forscher diese Perspektive mehr oder weniger uneingeschränkt. Man beachte, dass es laut Cooper und Weber bereits heute nicht mehr nur darum geht, dass Sensoren mittels »lernender« mathematischer Algorithmen menschliche Gefühle identifizieren, sondern darum, dass sie diese vorhersagen und damit vorwegnehmen. Die »Vorwegnahme« von Gefühlen ist eine der bedenklichsten Entwicklungen innerhalb der Bemühung um eine Digitalisierung des menschlichen Gefühls. Die Tendenz, Mensch und Maschine so zu verschmelzen, dass beide eine angeblich »höhere« Einheit bilden sollen, die der Idee nach den bisherigen Menschen über sich selbst hinaus in einen »höheren« Menschen hineinführen soll, nennt man »Transhumanismus«. Die Perspektiven aktueller »transhumanistischer« Mensch-Maschine-Transformation bestehen hauptsächlich in der Entwicklung künstlicher Intelligenz, damit zusammenspielender »intelligenter«, meist als
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Das Internet ist innerhalb weniger Jahre zum Unterhaltungsmedium Nummer eins und gleichzeitig in allen Bereichen des öffentlichen Lebens unentbehrlich geworden. Zugleich hat es in seiner heutigen Form gravierende Folgen für die Entwicklung unseres Bewusstseins. Andreas Neider macht diese Wirkungen anhand vieler Beispiele deutlich. Er bleibt jedoch nicht bei einer kritischen Betrachtung stehen, sondern zeigt, wie durch einen beherrschten Umgang mit den neuen Medien und durch seelische Übungen unser Bewusstsein gestärkt werden kann.
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Der praktische Teil des Buches vermittelt Übungen, die unser Innenleben im Umgang mit den Medien stärken können, insbesondere unsere Fähigkeiten der Aufmerksamkeit und des Gedächtnisses.
Freies Geistesleben
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› selbstlernend konzipierter Maschinen und einer neuartigen wirtschaftlichen Ver-
Nicht die Maschine wird humanisiert, sondern der Mensch maschinisiert.
wertungsmechanik menschlicher Grundeigenschaften. »Digitalisierte Gefühle« humanisieren laut der Propaganda der Forscher, die um Geld für ihre Untersuchungen bemüht sind, die Maschinen. Aber in Wirklichkeit dehumanisieren sie den Menschen, weil sie ihn zu einem Versuchsobjekt und Lieferanten von Ressourcen und Substanzen für Maschinen machen. Für heutige Weltstrategen und transhumanistische Wissenschaftler ist die Frage, ob Gefühle an sich »digitalisierbar« sind oder sein sollen, längst keine mehr. Es geht hauptsächlich um den Folgenutzen, ob, und wenn ja, in welcher Weise Gefühle in digitalisierter Form in Anwendungen umsetzbar sind. Der Forschungsbereich, der heute – mit hoher politischer und sozialer Bedeutung für die Zukunft – affective computing genannt wird, hat selbst offenbar gar keine Gefühle. Denn er bemerkt ihren menschlichen Wert gar nicht. Die Digitalisierung der Gefühle ist nicht nur ein Nebeneffekt, sondern sogar ein zentraler Baustein der trans-humanistischen Revolution – also einer Offensive von internationalen Kreisen aus Technologie, Wirtschaft und Politik, über den bisherigen Menschen hinauszugehen. Doch was werden, wenn das Vorhaben gelingt, die gesellschaftlichen und individuellen – und vor allem: was werden die menschlichen Folgen sein?
Unterschätzung des Gefühls als menschliche Ur-Eigenschaft Die volle Tragweite dieser Entwicklung wird erst sichtbar, wenn man die Ansätze zur Digitalisierung des Gefühls mit anderen »transhumanistischen« Entwicklungen verbindet, die die Gegenwart zunehmend kennzeichnen und zum Teil bereits präFoto: himberry / photocase.de
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Die Digitalisierung der Gefühle ist nicht nur ein Nebeneffekt, sondern ein zentraler Baustein der transhumanistischen Revolution. gen. Unter den wichtigsten Trends nennt der Futurist Gray Scott in seinem Beitrag »Seven Emerging Technologies That Will Change Our World Forever« neben Transhumanismus auch die Entwicklung viefältiger Arten von Implantaten zur künstlichen »Fütterung« des menschlichen Gehirns mit »gewünschten« Erfahrungen. Implantierte Gefühle stünden dann, soweit sie technisch machbar sind, neben der Digitalisierung der Gesundheit, der geplanten breiten Einführung von Robotik in das Erziehungs- und Pflegewesen, aber auch den raschen Fortschritten bei der Entwicklung von Maschinen, die »selbstlernend« sehen und hören, wobei der Begriff des »Lernens« hier wohlweislich nie genau definiert wird und extrem breit und unscharf bleibt, um sich nicht in Widersprüche zu verstricken. Bereits heute sprechen viele Benutzer sogenannter »Smartphones« (Handys) mit »Siri«, einer künstlichen Intelligenz-Hilfe, wie mit einem »echten« Gegenüber. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Die andere ist der Trend zur Direktverbindung des menschlichen Nerven- und Sinnessystems mit Maschinen, etwa mittels CochleaImplantaten, Seh-Prothesen und »fühlenden« Handprothesen, die in den letzten Jahren laut führenden naturwissenschaftlichen Fachzeitschriften den Durchbruch erzielten. Kein Wunder, dass wir laut einer BBC-Nachricht vom 20. März 2017, die den Edinburgher Universitätsprofessor für Robotik, Sethu Vijayakumar zitiert, am Beginn eines Prozesses stehen, der völlig verändern wird, wie wir leben und arbeiten, und zwar innerhalb der kommenden zwei Jahrzehnte. »Dieser ganze Zusammenfluss von Robotik, Künstlicher Intelligenz, sozialen Netzwerksystemen und Wissen treibt eine große, neue Revolution voran«, sagt Vijayakumar. »Zuerst kam das Internet, dann das Internet der Dinge. Sie können sich die heutige Forschung so vorstellen, dass sie diesen [immateriellen] Dingen jetzt Arme und Beine gibt. ... Wir müssen in diese Entwicklung investieren ... denn wenn wir es nicht tun, wird es jemand anderes machen, und wir werden hinterherhecheln, um aufzuholen.« Das alte Lied: Wir müssen es tun, sonst tun es die anderen. Viele von uns glaubten, derartige »Argumente« seien mittlerweile als primitiv durchschaut und deshalb unmöglich, aber sie sind es offenbar nicht. Die Gefühle sind bei alledem für diejenigen, die die angebliche »große Revolution« antreiben, das Feld, wo sich die transhumanistische Idee der Überwindung des bisherigen Menschen mittels Erweiterung und »Überschreitung« hin zu einem Technik-Mensch-Hybridwesen mit am erfolgversprechendsten abzeichnet und vollzieht – sehr pragmatisch, aber mit potenziell grundlegenden Wirkungen auf unser bisheriges Menschen- und Gesellschaftsverständnis.
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Wir stehen am Beginn eines Prozesses, der völlig verändern wird, wie wir leben und arbeiten.
Ein Technik-Mensch-HybridWesen zeichnet sich ab
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› Die in Deutschland (unter anderem vom Innovationsdialog der deutschen Bundes-
Gefühl wird auf Emotion reduziert
Emotionen werden zum Tausch- und Kaufobjekt
regierung unter Angela Merkel, einer an sich sehr ausgewogenen und nachdenklichen Initiative) oft sogenannte Mensch-Maschine-Interaktion ist damit – gewollt oder ungewollt – im größeren, internationalen Zusammenhang auf dem Weg zur Mensch-Maschine-Konvergenz: vom Zusammenwirken zur Verschmelzung von Mensch und Technologie in Hybridformen, von denen noch niemand weiß, was sie sein werden und wohin sie sich entwickeln könnten. Die Erforschung der Digitalisierbarkeit menschlichen Gefühls dient dafür als Scharnier und Motor. Bei alledem bleibt die eigentliche Expertise und Einsicht in das Thema Gefühl paradoxerweise aber weitgehend außen vor. Üblicherweise werden Gefühle von ihren Trägern als etwas empfunden, was zum Intimsten des Ich gehört – obwohl sie streng genommen der Ich-Empfindung (also der Erfahrung von Ichheit) nachgeordnet sind. Innerhalb der in der heutigen Rede sehr allgemeinen und diffusen Rede von »Gefühl« besteht ein mindestens vierfacher Unterschied, der zugleich eine qualitativichhafte Abstufung darstellt: zwischen Emotion (von außen), Empfindung (von innen), Gefühl (Ich-Qualität) und höherer Wahrnehmung (subjektiv-objektive Erfahrung des Individuellsten als des Allgemeinsten). All dies sind »Gefühle«, aber sehr unterschiedlich in ihrer Wirklichkeit und in ihren Wirkungen. Alle vier manifestieren wesentliche qualitative, wenn auch ineinander übergehende Dimensionen von »Gefühl«, deren Unterscheidung für die Erkenntnis des Menschlichen im Menschen zentral sind. Doch selbst solche im Prinzip einfache, altbekannte und vor allem täglich präsente Differenzierungen in der Erfahrung scheinen heutigen Forschern, vor allem aber dem mittlerweile globalisierten gesellschaftlichen Mechanismus aus technologischen, wirtschaftlichen und politisch-kulturellen Interessen, aus dem sie leben, offenbar unbekannt zu sein – oder ihre Einbeziehung gänzlich unwichtig im entstehenden globalen Geschäft mit dem Menschen. In der heutigen Forschung zur Digitalisierung der Gefühle wird alles auf die unterste Ebene: die Emotion reduziert. Damit droht eine Enthumanisierung der Gefühle – sowohl außerhalb des Menschen durch Schein-Gefühle in Maschinen und Computern, wie im Menschen selbst durch deren Entwertung und Virtualisierung: ihre Umformung zum Tausch- und Kaufobjekt. Wenn junge Menschen, wie manche Stanford-Studenten, heute beginnen, unter dem Einfluss der Forschung ihre Gefühle als Tauschobjekte und als künstliche Artefakte zu verstehen, die ebenso von Computern und Maschinen erzeugt werden können, dann hat Erziehung das Privileg, die Ehre und die Pflicht, dem entgegenzuwirken – und das Gegenteil zu erweisen.
Was sind Gefühle ? Die gute Nachricht bei alledem ist allerdings, dass die meisten der am Werk befindlichen Forscher offenbar gar nicht wissen, was Gefühl ist, und was sie da tech-
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nisch in transhumane Behälter zu »transformieren« suchen. Das schützt den menschlichen Gefühls-Bereich, um den es geht, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Die Frage ist allerdings, wie lange, und vor allem: ob nicht gerade dieses NichtWissen mittels »eingreifenden« (intrusiven) Technologien wie Gehirnimplantaten umso schädlichere Folgen haben wird, je weniger es von den Innendimensionen des Menschen weiß. Wo liegt die Perspektive? Eine Erziehungskunst unserer Zeit wird in den kommenden Jahren angesichts der Vorstöße der Naturwissenschaften und Technologien einen besonderen Fokus auf das menschliche Gefühl legen müssen. Was ist es? Wie hängt es mit dem individuellen Selbst zusammen? Und warum ist es, wie das Ich, das es trägt, durchdringt und überwölbt, ein unantastbarer Teil der Würde des Menschen (was die heutige Forschung völlig ignoriert, womit sie auch die Grundlage der internationalen liberalen politischen Ordnung unterminiert)? Worin unterscheidet sich das menschliche Gefühl vom möglichen rationalen »Selbstbezug« künftig »rationaler«, partiell selbstlernender Maschinen, von denen man in transhumanistischen Kreisen ja erwartet, dass sie um das Jahr 2045-2050 eine Art »Singularität«: das heißt eine Art Selbstbezüglichkeit und damit angeblich auch eine Art »Selbstbewusstsein« im Sinn einer Kombination von Gedächtnis mit antizipativem Verhalten entwickeln werden? Das sind Fragen, mit denen wir uns in den kommenden Jahren werden auseinandersetzen müssen. Dabei geht es nicht nur darum, humanistisch-menschenorientierte Erziehungskunst zu verteidigen, sondern möglicherweise auch um die historische Chance, sich selbstbewusst mit den neuen »Menschentechnologien« und dem von ihnen gewünschten »Technikmenschen« auseinanderzusetzen, und dabei – über den Umweg der Negativität, jener Kraft, die »stets das Böse will und doch das Gute schafft« einem vertieften Menschenbild zum Durchbruch zu verhelfen. ‹›
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Zum Autor: Dr. Dr. Dr. Roland Benedikter ist Global Futures Scholar an der Europäischen Akademie für angewandte Forschung Bozen, Forschungsprofessor für multidisziplinäre Politikanalyse am Willy-Brandt-Zentrum der Universität Breslau, Research Affiliate an der Global Studies Division der Stanford Universität (SGS) und Affiliate Scholar am Institute for Ethics and Emerging Technologies Hartford, Connecticut.
Links: http://forum.stanford.edu/events/calendar.php http://webdiis.unizar.es/~SANDRA/MasterTAIG/Picard2003.pdf https://www.interaction-design.org/literature/book/the-encyclopedia-of-human-computer-interaction-2nd-ed/affective-computing https://www.pervasive.jku.at/Teaching/_2009SS/SeminarausPervasiveComputing/Begleitmaterial/Related%20Work%20(Readings)/1995_Affective%20computing_Picard.pdf http://www.telegraph.co.uk/technology/2016/01/21/affective-computing-how-emotional-machines-are-about-to-take-ove/ https://www.interaction-design.org/literature/book/the-encyclopedia-of-human-computer-interaction-2nd-ed/interaction-design-brief-intro http://dl.acm.org/citation.cfm?id=2468751 http://cisac.fsi.stanford.edu/events/cybersecurity-futures-2020 https://ieet.org/index.php/IEET2/more/scott20150929 http://www.bbc.com/news/health-26036429 http://www.bbc.com/news/uk-scotland-39330441 http://gutenberg.spiegel.de/buch/-3664/6
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Trans- und posthumanistische Phantasien von Edwin Hübner
Im Kleid informationstechnischer Begriffe erzählen die Transhumanisten eine Art religiöse Heilsgeschichte. Die Frage nach dem Sinn des Menschen wird existenziell. Wir müssen uns in der Waldorfpädagogik mit der Verabschiedung des Menschen auseinandersetzen.
Prometheisches Gefälle Die technische Entwicklung beschleunigt sich derart, dass wir kaum mitkommen. Die Entwicklungszeiten des Menschen und die der Geräte klaffen immer mehr auseinander. Der Mensch lebt in den gleichmäßigen Rhythmen seines Organismus. Sein Herz schlägt heute genauso wie vor einhundert Jahren mit einer durchschnittlichen Frequenz von 72 Schlägen pro Minute. Menschliche Fähigkeiten brauchen für ihre Entwicklung große Zeiträume. Das lässt sich nicht beschleunigen. Ganz anders dagegen die Technik, beispielsweise die Chiptechnologie: Dort herrscht ein sich fortwährend beschleunigendes Entwicklungstempo. Die von Gordon Moore Mitte der 1960er Jahre geäußerte Prognose, nach der sich die Anzahl der Transistoren, die auf einem Chip untergebracht werden können, alle 18 bis 24 Monate verdoppeln werde, hat sich bis in die Gegenwart hinein erstaunlich gut erfüllt. Wenn sich etwas in gleichen Zeiträumen jeweils verdoppelt, dann liegt eine exponentielle Entwicklung vor. Die sich öffnende Schere der Entwicklungsgeschwindigkeiten konnte man schon vor vielen Jahrzehnten wahrnehmen. Der Technikphilosoph Günther Anders beschrieb sie bereits in den 1950er Jahren. Er sprach von unserer Unfähigkeit, »seelisch … auf dem Laufenden mit unserer Produktion zu bleiben«. Diese mangelnde Synchronizität des Menschen mit seiner Produktewelt bezeichnete er als »prometheisches Gefälle«.
Die Produktion entlässt den Menschen Wir gehen auf eine 20-zu-80-Gesellschaft zu
Dieses prometheische Gefälle wächst und verdrängt den Menschen aus dem Wirtschaftsprozess. Neuere Studien prognostizieren, dass in wenigen Jahren mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze wegfallen werden. Auf lange Sicht gehen wir auf eine 20-zu-80-Gesellschaft zu, in der nur noch zwanzig Prozent der Menschen arbeiten müssen, um alle Menschen mit Nahrung und Gütern versorgen zu können. Für die jetzige Schülergeneration wird es das bisherige Modell der für Lohn arbeitenden Gesellschaft kaum noch geben. Dann stellt sich für jeden Menschen die Frage, wie er seinem Leben einen Sinn geben kann, wenn die Erwerbsarbeit als sinngebender Faktor wegfällt. Wenn der Mensch das nicht schafft, dann könnte er
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Am Horizont kündigt sich eine neue Religion an, die den Menschen durch die Maschine ersetzt und diese anbetet.
in Zukunft »mit dem schlechten Gewissen der Antiquiertheit« sein Leben fristen oder gar wie ein verstörter Saurier zwischen seinen Geräten herumlungern, wie Günther Anders pointiert formulierte. Was ist der Sinn meines Daseins? Was ist der Sinn des Lebens? Für den einen oder anderen Mensch können die alten Religionen diese Frage noch beantworten, ihre einst kulturprägende Kraft ist jedoch versiegt.
Transhumanismus: die neue Technoreligion Dafür kündigt sich am Horizont eine neue Religion an: die Technoreligion des Transhumanismus. Sie hat bis jetzt zahlenmäßig nur sehr wenige Anhänger, diese stehen aber vor allem im Silicon Valley an entscheidenden Schlüsselstellen der
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› technologischen Forschung und Entwicklung und sind sehr öffentlichkeitswirkDas technologische Menschenbild sieht in dem Menschen bloß eine informationsverarbeitende Maschine.
sam. Verfechter des Transhumanismus wollen nicht als religiös Gläubige gelten, aber im Kern handelt es sich doch um eine Heilslehre. Um was geht es? Es geht um ein Menschenbild, das den Menschen als eine bloß informationsverarbeitende Maschine ansieht. Deshalb könne man diese biologische Maschine mit technisch erzeugten Geräten kombinieren. Das Gehirn wird als eine Art Hardware angesehen, auf der die Software »menschliches Bewusstsein« läuft. Dieses lasse sich auch mit technischen Geräten simulieren, in dem das vorhandene Bewusstsein auf Computer übertragen wird. Da im Gegensatz zum Gehirn Computer ihre Leistungsfähigkeit fortwährend verbessern, glauben Transhumanisten durch die Koppelung der technischen mit der menschlichen Intelligenz eine grenzenlose Erhöhung der Intelligenzleistungen erreichen zu können: »Menschenartige Intelligenz kombiniert mit der Computern inhärenten Geschwindigkeit, Präzision und Kommunikationsfähigkeit wird eine unschlagbare Mischung ergeben«, so der Leiter der technischen Entwicklung bei Google, Raymond Kurzweil. Für solche Transhumanisten ist die kosmische Evolution nicht eine solche des Menschen, sondern eine der Intelligenz, bei welcher der Mensch nur eine Zwischenrolle spielt. Der Transhumanismus geht in einen Posthumanismus über. Die Entwicklungsdynamik der Technologie wird von den Transhumanisten in die Zukunft projiziert. Sie gehen davon aus, dass diese ungebremst weitergeht. Da jede exponentielle Entwicklung ab einem gewissen Punkt explosionsartig wächst, nehmen sie dies auch für die technologische Entwicklung an. Das führt zu dem Glauben, dass es in naher Zukunft einen Entwicklungspunkt geben wird, an dem die künstliche Intelligenz diejenige des Menschen überschreitet oder mit ihr fusioniert. Diesen Zeitpunkt erwarten die Transhumanisten für das Jahr 2045. Sie nennen ihn »Singularität«.
Für die Transhumanisten ist die kosmische Evolution nicht eine des Menschen, sondern eine der Intelligenz, bei welcher der Mensch nur eine Zwischenrolle spielt.
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Abb.: In vier großen Teilschritten soll der Mensch durch den Roboter ersetzt werden
Die »Initiative 2045« Von solchen Gedanken ausgehend begründete der russische Milliardär Dmitry Itskov 2011 die »Initiative 2045«. In dem Gründungsaufruf hieß es: »Wir brauchen ein neues Paradigma für menschliche Evolution. Wir brauchen eine neue Ideologie und eine neue Ethik. Unsere Leben sind begrenzt durch unsere Biologie und unsere erdbezogene Existenz. […] Aber zum ersten Mal ist Evolution kontrollierbar geworden. […] Die Entwicklungen in einigen zusammenhängenden Technologien ermöglichen das Erschaffen von selbst-organisierenden Systemen, die in der Lage sind, das Leben und das Bewusstsein biologischer Systeme in nicht-biologischen Trägern nachzubilden. Das ist der Weg der transhumanistischen Transformation: Die biologische Evolution durch eine cybernetische Evolution zu ersetzen«. Dieses Ziel will die Initiative in vier großen Teilschritten erreichen: • Bis 2020 sollen Menschen Roboter-Avatare durch ihre Gedanken steuern können. • 2025, soll es möglich sein, das Gehirn eines Menschen am Ende seines Lebens in einen Roboter zu verpflanzen, sodass der Mensch in diesem weiterleben kann. • 2035 will man soweit sein, ohne Gehirnübertragung auszukommen. Die menschliche Persönlichkeit soll kurz vor dem Tod in das künstliche Gehirn eines Roboters übertragen werden, sodass sie dann innerhalb dieses Geräts weiterleben kann. • 2045 soll die endgültige irdische Unsterblichkeit erreicht werden, indem das menschliche Bewusstsein in ein künstliches Gehirn übertritt, von dem aus es in holographischer Form in der Welt in Erscheinung treten kann.
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Die Initiative 2045: Die biologische Evolution durch die cybernetische ersetzen: Ziel ist die irdische Unsterblichkeit.
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› Angestrebt wird eine schöpferische Omnipotenz: • Der Alterungsprozess soll überwunden und der Tod besiegt werden. • Das menschliche Bewusstsein soll Zugang zu verschiedenen Körpern und virtuellen Realitäten erhalten.
• Durch Gedankenkraft soll der Mensch Materie formen können. Auch soll er fähig werden, sich ein persönliches Universum zu schaffen, das er nach Belieben kontrollieren kann. • Erlangung der vollen Kontrolle über Raum und Zeit, die Eroberung des Weltalls, indem sich die Intelligenz von der Erde loslöst und alle Materie und Energien des Kosmos durchdringt. Damit ist das ultimative Ziel der Entwicklung erreicht, die Evolution des Universums beendet.
Kosmische Evolution der Intelligenz Dumme Materie wird umfunktioniert und der Mensch in die Cloud hochgeladen.
Foto: photocase.de
Solche Ziele sind in ein Gesamtbild der Evolution eingebettet. Der Trans- und Posthumanismus gliedert die Evolution in sechs große Epochen. • Die erste Epoche beginnt mit dem Urknall. In ihr entstehen die Atome und es bilden sich die Naturkonstanten sowie die physikalischen und chemischen Gesetze heraus. • In der zweiten Epoche entsteht das einfache biologische Leben, auf dessen Grundlage sich dann die »Datenverarbeitungsmechanismen der dritten Epoche (Nervensysteme und Gehirne)« entwickeln. • Innerhalb der vierten Epoche entsteht aus den Gehirnen in Kombination mit den menschlichen Händen die Technik. Deren Entwicklung vollzieht sich mit exponentiell wachsender Geschwindigkeit.
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• In der fünften Epoche, die mit dem Jahr 2045 beginnen soll, verschmelzen die menschliche und die technische Intelligenz. »Durch die fünfte Epoche kann die Mensch-Maschinen-Zivilisation hinauswachsen über die Beschränkungen des menschlichen Gehirns mit seinen wenigen 100 Billionen Synapsen«, prognostiziert Kurzweil. • In der sechsten Epoche erwacht dann das Universum. Die Intelligenz löst sich vom Maschinen-Menschen los und durchdringt alle Materie und Energie. »In jedem Fall werden ›dumme‹ Materie und Abläufe im Universum umfunktioniert, werden zu einer Form höchster, erhabener Intelligenz, welche die sechste Epoche der Informationsevolution ausmacht. Dies ist das ultimative Schicksal der Singularität und des Universums«, so noch einmal Kurzweil. Es ist nicht zu übersehen, dass solche Gedanken eine spirituell-theologische Dimension haben. Im Kleid informationstechnischer Begriffe wird eine Art religiöse Heilsgeschichte erzählt.
Benajmin Myers The Bad Tuesdays Die verbogene Symmetrie Aus dem Engl. v. Alexandra Ernst 357 Seiten, gebunden mit SU € 15,– (D) | ISBN 978-3-7725-2501-8 auch als eBook erhältlich Alle Bände der Reihe unter: www.geistesleben.com
Realisierung transhumanistischer Ideen
Zwischen den Mächten
Man könnte nun glauben, solche Gedanken seien etwas für schräge Science-Fiction-Liebhaber, die man nicht sonderlich ernst nehmen müsse. Ganz im Gegenteil: Transhumanistische Ideen werden in den Softwareschmieden des Silicon Valley sehr ernst genommen. Beispielsweise wurde 2008 von Ray Kurzweil und Peter Diamandis die »Singularity University« gegründet. In erster Linie möchte diese kleine Hochschule Elitemanager aber im Sinne transhumanistischer Ideologie fortbilden. Einer der Hauptsponsoren dieser Universität ist Google. Google ist ein Konzern, der die Singularität realisieren will. Die Gründer von Google hatten von Anfang an das Ziel, mit ihrer Suchmaschine eine künstliche Intelligenz zu entwickeln. Auch heute noch arbeitet Google intensiv an der Realisierung künstlicher Intelligenzen und ist diesem Ziel schon recht nahe gekommen. Durch eine Reihe von Unternehmensübernahmen ist Google mittlerweile der größte Roboterhersteller weltweit. Die Arbeit an dem selbstfahrenden Google-Auto kann man ebenfalls in diesem Zusammenhang sehen: Man will ein Roboter-Auto mit selbstständiger technischer Intelligenz konstruieren. »Es geht um nicht weniger als die Idee, Menschen in die Cloud hochzuladen und ihnen ein Leben jenseits ihrer sterblichen Hülle zu ermöglichen«, sagt der »Springer-Mann« Christoph Keese in seinem Buch »Silicon Valley«. Wie das praktisch aussehen könnte, ist in dem jüngst von Jens Lubbadeh verfassten Science-FictionRoman »Unsterblich« zu lesen. Auf dem Wege dahin sucht man Verfahren, die den Menschen immer enger an die Maschine koppeln. Zum einen möchte man das menschliche Gehirn direkt mit
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«Benjamin Myers mischt Science Fiction mit Fantasy-Elementen im Gefolge von Philipp Pullman. Vor allem aber entwickelt er eine rillerhandlung, die auch Fragen aufwir: Kann man aus falschen Gründen Gutes tun? Rechtfertigt die gute Absicht die bösen Mittel? … Myers Spannungsroman ist eine Klasse für sich, mit düsteren Mischwesen, unklaren Fronten und einem überzeugenden Wechsel zwischen nachdenklich stimmenden Passagen und actiongeladenen Strecken.» Hans ten Doornkaat, NZZ am Sonntag
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«Eine unglaubliche Reise in phantastische Parallelwelten und vierte Dimensionen … Ein literarischer Fund.» Thomas Schoos, Süddeutsche Zeitung
Freies Geistesleben
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› dem Internet verbinden – Google-Mitgründer Sergey Brin: »Wir wollen aus Google die dritte Hälfte eures Gehirns machen« –, zum anderen will man erreichen, dass Menschen Geräte unmittelbar und allein durch ihre Gedanken steuern können. Bis heute sind in dieser Hinsicht erstaunliche Erfolge erzielt worden. So gelang es 2012 einer an allen Gliedmaßen gelähmten Frau durch Einpflanzung von Elektroden in ihr Gehirn, einen Roboterarm nach Belieben gedanklich zu steuern (siehe youtube).
Desertion in das Lager der Geräte ? Die Schule braucht ein menschliches Zeitmaß.
Zum Autor: Prof. Dr. Edwin Hübner war Lehrer für Mathematik, Physik und Religion an der Freien Waldorfschule Frankfurt/Main. Seit 2001 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Pädagogik, Sinnesund Medienökologie (IPSUM) in Stuttgart. Derzeit Dozent an der Freien Hochschule Stuttgart. Autor mehrerer Sachbücher zum Thema Medienerziehung.
Was man mit solchen Technologien anstrebt, könnte man mit Günther Anders Worten als »Desertion« des Menschen ins Lager der Geräte beschreiben. Da sich der Mensch seinen eigenen maschinellen Schöpfungen hoffnungslos unterlegen fühlt und er mit ihrer exponentiellen Entwicklungsgeschwindigkeit nicht mithalten kann, beginnt er sich nun selbst zum Gerät, zum Cyborg, umzubauen. Er macht sich selbst zum Mit-Gerät innerhalb der global vernetzten Welt der Apparate. Er will innerhalb des Internets der Dinge Unsterblichkeit erreichen, während er sich als ewig lebendes seelisch-geistiges Wesen abtötet. Der Philosoph Jean Baudrillard sagte einmal treffend: »Indem die menschliche Art auf die virtuelle (technische) Unsterblichkeit zielt und sich durch Projektion in die Artefakte eine exklusive Ewigkeit sichert, ist sie gerade dabei, ihre eigene Immunität, ihre Besonderheit aufzugeben; sie macht sich als unmenschliche Art unsterblich, sie vernichtet in sich selbst die Unsterblichkeit des Lebenden zugunsten einer Unsterblichkeit des Toten«. Transhumanistische Ideologien sind eine Herausforderung, über das Wesen des Menschen nachzudenken. Sie machen die Frage nach dem Sinn des Menschen zu einer existenziellen. Waldorfpädagogen müssen sich mit diesen Bestrebungen der Verabschiedung des Menschen auseinandersetzen. An den reduktionistischen Irrtümern des transhumanistischen Denkens lässt sich zeigen, was das Wesen des Menschen ausmacht und was die Pädagogik dazu beitragen kann, der Schule ein menschliches Zeitmaß zu geben, sodass sich Kinder menschenwürdig entwickeln können. ‹›
Literatur: G. Anders: Die Antiquiertheit des Menschen. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution, Bd. 1, München 1994 R. Kurzweil: Menschheit 2.0. Die Singularität naht, Berlin 2013 Dmitry Itskov (2011): https://www.sein.de/cybernetische-evolution-milliardaer-will-bewusstsein-auf-maschinen-uebertragen/ siehe auch: http://2045.com/ Chr. Keese: Silicon Valley. Was aus dem mächtigsten Teil der Welt auf uns zukommt, München 2014 youtube: https://www.youtube.com/watch?v=TG4F9fK9Y54 J. Baudrillard: Überleben und Unsterblichkeit. In: D. Kamper, Chr. Wulf (Hrsg.): Anthropologie nach dem Tode des Menschen, Frankfurt 1994
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Die heimlichen Krankmacher Strahlenbelastung durch Smartphones, Tablets & WLAN von Peter Hensinger
In seinem Buch »Meditieren heilt« schreibt der in Bisingen/Hohenzollern praktizierende Umweltmediziner Harald Banzhaf: »Die Zahl der Menschen, die auf elektromagnetische Strahlen mit unterschiedlichsten Symptomen reagieren, steigt weltweit an. Die Rede ist von Elektrohypersensibilität (EHS). Und wir übersehen dabei, dass alle Säugetiere elektrosensibel sind. Denn nur aufgrund des Zusammenspiels von Elektrophysiologie und Biochemie können wir überhaupt leben. Jede der Billionen Zellen in unserem Körper ist angewiesen auf eine mehr oder weniger konstante Zellspannung.« Mobilfunkstrahlung stört die Selbstregulation des Zellsystems (Homöostase). Das natürliche elektromagnetische Spektrum, so wie es sich evolutionär entwickelte, ermöglichte die Entstehung von Tieren, Menschen und Pflanzen. Elektromagnetische Felder haben beim Menschen hinsichtlich der Zell-, Gehirn- und Herzaktionsströme also eine lebensentscheidende Bedeutung. Damit zählen diese Felder zu den natürlichen Lebensgrundlagen. Mobilfunkstrahlung funkt gerade in den Frequenzen, in denen die Zellkommunikation stattfindet. In den Frequenzen, in denen heute der Mobilfunk, also Sendemasten, WLAN-Hotspots, Smartphones, Tablet-PCs und WiFi-Spiele »funken«, gab es vorher auf der Erde fast keine Umgebungsstrahlung. Der Mensch mischt sich mit der künstlich erzeugten Strahlung also in natürliche Abläufe ein. Sie wirkt auf die Zellen als Störstrahlung und führt zu oxidativem Zellstress, einer Ursache vieler Krankheiten (Böhles 1995, Dasdag et al. 2016, Houston et al. 2016, Yakymenko et al. 2015)
Das Krebs auslösende Potenzial Die Dokumentation »Späte Lehren aus frühen Warnungen: Wissenschaft, Vorsorge, Innovation« (2012) der Europäischen Umweltagentur, der höchsten wissenschaftlichen Umweltbehörde der EU, stuft den Mobilfunk als Risikotechnologie ein und behandelt in einem eigenen Kapitel das Gehirntumorrisiko. Die EUA warnt vor einer Wiederholung der Geschichte von Stoffen wie Asbest, PCB oder verbleitem Benzin. Die Studienlage ist besorgniserregend. 2011 gruppierte die IARC, die Krebsagentur der WHO, die nichtionisierende Strahlung in die Gruppe ›
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Noch nie wurde eine Technologie so intensiv körpernah genutzt wie die mobilen Endgeräte Smartphone und Tablet-PC. Unsere Kinder und Jugendlichen sind die erste Generation, die einer lebenslangen Dauerbestrahlung ausgesetzt ist. Ist die gepulste und polarisierte Mikrowellenstrahlung, mit der die mobilen Geräte kommunizieren, gesundheitsschädlich? Kann die Strahlung Krebs auslösen, ist sie mitverantwortlich für viele unspezifische Symptome wie Kopfschmerzen, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Herzrhythmusstörungen oder Burn-Out, gibt es Elektrohypersensivität (EHS)?
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Kinder und Jugendliche › 2B »möglicherweise krebserregend« ein. Seit 1990 haben über 80 Studien DNAStrangbrüche (Erbgutveränderungen) durch elektromagnetische Strahlung im Besind vor allem über die reich der Mobilfunkfrequenzen nachgewiesen. Groß angelegte Studien der dauerstrahlenden Apps österreichischen AUVA-Versicherung (ATHEM-Report 2009 & 2016) und der USund das Surfen über Gesundheitsbehörde (NTP-Studie 2016) bestätigen das Krebsrisiko (ATHEM-2, 2016). Das Bundesamt für Strahlenschutz sieht eine Krebs promovierende WirWLAN schädigender kung als gesichert an (Lerchl u.a., 2015). Strahlung ausgesetzt. Die Zellschädigungen treten unterhalb der Wärmeschwelle ein, sind nicht-thermisch verursacht, also weit unter den Grenzwerten. Neueste Forschungsergebnisse über die Handynutzung bei Vieltelefonierern über mehr als 20 Jahre zeigen ein bis zu 5-fach erhöhtes Krebsrisiko (Hardell u.a., Hardell Carlberg 2012). Doch es bleibt nicht bei Erkenntnissen im Labor: In Italien hat das höchste Gericht in Rom einem Angestellten bestätigt, dass sein Hirntumor vom Dauertelefonieren kommt und ihm eine Entschädigung zugesprochen. Foto: jdirmeitis / photocase.de
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Der WLAN-Skandal Kinder und Jugendliche sind vor allem über die dauerstrahlenden Apps und das Surfen über WLAN schädigender Strahlung ausgesetzt. Im Springer ReferenceBook »Systems Biology of Free Radicals and Antioxidants« wird in dem Bericht »Effects of Cellular Phone- and Wi-Fi-Induced Electromagnetic Radiation on Oxidative Stress and Molecular Pathways in Brain« (Naziroglu/Akman 2014) darauf hingewiesen, dass auch schwache WLAN-Strahlung gesundheitsschädlich ist. Es kann als Skandal angesehen werden, dass trotz dieses Reviews auf höchster wissenschaftlicher Ebene – in einer State-of-the-Art-Publikation – die Bundesregierung mit ihren Plänen zur »Digitalen Bildung« alle Schulen mit WLAN ausstatten will. Eine Studie in den Scientific Reports, herausgegeben von der Nature-Gruppe, weist zudem nach, dass die WLAN-Frequenz bei einer »niedrigen« Strahlungsbelastung von 8000 µWatt/m2 bereits nach 4,8 Minuten Einwirkung zu irregulären Reaktionen an der Zellmembran führen kann, verursacht durch die Polarisation der Strahlung (Panagopoulos u.a., 2015, Scheler 2016).
Nach knapp fünf Minuten Strahlenbelastung kommt es zu irregulären Zellreaktionen.
Zellen im Strahlenstress Die nichtionisierende Strahlung des Mobilfunks ist an vielen Krankheiten beteiligt, weil sie eine Überproduktion von freien Radikalen und dadurch oxidativen Zellstress auslöst. Verschiedene entzündliche Schädigungen in den Zellen können dadurch hervorgerufen werden. In der bisher größten Studie mit dem Titel »Oxidative Mechanismen der biologischen Aktivität bei schwachen hochfrequenten Feldern« hat eine renommierte internationale Forschergruppe um Igor Yakymenko (Kiew) 100 Studien aller Mobilfunk-Frequenzbereiche ausgewertet. Davon weisen 93 nach, dass elektromagnetische Felder in verstärktem Maße stark reaktive Sauerstoffmoleküle erzeugen. Die Forschergruppe schreibt: »Schlussfolgernd zeigt unsere Analyse, dass Hochfrequenzstrahlung niedriger Intensität ein starker oxidativer Wirkungsfaktor für lebende Zellen ist mit einem hohen krankheitserregenden Potenzial« (Yakymenko u.a., 2016). Die oxidativen Schädigungen würden schon tausendfach unterhalb der Grenzwerte auftreten. Diese Schädigungskaskade ist inzwischen gesichertes Wissen und muss in die Diagnose vieler unspezifischer Symptome mit unklarer Ursache einbezogen werden. Ärzte berichten, dass eine Deexposition, zum Beispiel die Entfernung des DECT-Telefons und von WLAN aus der Wohnung, oft ein wichtiger Schritt zur Heilung ist. In der Presse wird oft über eine widersprüchliche Studienlage berichtet. Das ist auch bei Glyphosat, Fracking, war bei Atomkraft und Rauchen so. Mit Industriegeldern finanzierte Studien werden eingesetzt, um die Risiken zu verharmlosen (Starkey 2016, AUVA 2016). ›
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Foto: Charlotte Fischer
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› Wirkung auf die Reproduktionsorgane und die Fruchtbarkeit
Strahlung schädigt Spermien und Embryos
Besonders eindeutig ist die Studienlage zur Wirkung auf die Reproduktionsorgane. Über 50 Studien weisen die Schädigung der männlichen Spermien nach: Verminderte Fruchtbarkeit, Unfruchtbarkeit sowie Folgeschäden bei Neugeborenen. Negative Auswirkungen auf die Entwicklung des Embryos weisen 70 Studien nach. Die Verbraucherschutzorganisation »Diagnose:funk« hat dies in dem Brennpunkt »Smartphones & Tablets schädigen Hoden, Spermien und Embryos« (2016) dokumentiert. Die Studienergebnisse zur Fertilität sind brisant, denn Smartphones und TabletPCs werden vor allem in der Nähe der Fortpflanzungsorgane genutzt: der Laptop auf dem Schoß, das Smartphone in der Hosentasche. Deshalb empfiehlt die Österreichische Ärztekammer in ihren zehn Handyregeln: »Bei Verwendung von Headsets oder integrierter Freisprecheinrichtung Handys nicht unmittelbar am Körper positionieren – besondere Vorsicht gilt hier für Schwangere. Bei Männern sind Handys in der Hosentasche ein Risiko für die Fruchtbarkeit« (aekwien.at).
Behandlungsleitlinien bei Elektrohypersensivität (EHS) Trotz weit über 700 Studien, die biologische Effekte nachweisen, ist der Kenntnisstand über die Wirkungen der Mobilfunkstrahlung immer noch lückenhaft. In den meisten Studien wird die Wirkung nur einer Frequenz untersucht, doch real sind wir einem Frequenzmix von GSM, UMTS, LTE und WLAN ausgesetzt. Die Kombinationswirkung mit anderen Umweltgiften wie Amalgam, Stickoxiden, Feinstaub, Blei, Glyphosat, Aluminium, Fluoriden, Cadmium und Weichmachern ist so gut wie nicht erforscht. Foto: Charlotte Fischer
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Die Digitalisierung aller Lebensbereiche verändert einschneidend den Gesundheitszustand der gesamten Bevölkerung. Der Technologie-Hype überdeckt die Risiken. Eltern und Lehrer als Vorbilder sind herausgefordert, unsere Kinder vor der Schädigung durch Smartphones und Tablets zu schützen. Je nach Vorbelastung und dem Zustand des Immunsystems wirken elektromagnetische Felder (EMF). Zur Elektrohypersensivität liegt seit 2016 erstmals eine gründliche Aufarbeitung des Forschungsstandes und ärztlicher Behandlungserfahrung vor. Die Europäische Akademie für Umweltmedizin (EUROPAEM-European Academy for Environmental Medicine) hat die »EUROPAEM EMF-Leitlinie 2016 zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF-bedingter Beschwerden und Krankheiten« veröffentlicht. Die Leitlinie stellt den aktuellen Stand der Forschung zu den Risiken der niederfrequenten und hochfrequenten elektromagnetischen Felder dar sowie den bisherigen Stand der Forschung zur Elektrohypersensitivität und gibt Empfehlungen, wie Ärzte EHS diagnostizieren und behandeln können. Die Digitalisierung aller Lebensbereiche verändert einschneidend den Gesundheitszustand der gesamten Bevölkerung. Der Technologie-Hype überdeckt die Risiken. Eltern und Lehrer als Vorbilder sind herausgefordert, unsere Kinder vor der Schädigung durch Smartphones und Tablets zu schützen. Und noch mehr wäre der Gesetzgeber gefragt, der bisher leider nach der Pfeife der Konzerne tanzt. Diagnose:funk klärt als unabhängige Verbraucherschutzorganisation über die Risiken auf und schlägt Alternativen vor. ‹›
Zum Autor: Peter Hensinger leitet bei der Umwelt- und Verbraucherorganisation »Diagnose-Funk e.V.« den Bereich Wissenschaft. Kontakt: peter.hensinger@diagnose-funk.de Links: www.diagnose-funk.de www.mobilfunkstudien.de www.aekwien.at
Literatur: M. Blank: Overpowered. What science tell us about the dangers of cellphones and other WiFi devices, New York 2014 L. Cross / B. Neumann: Die heimlichen Krankmacher. Wie Elektrosmog und Handystrahlen, Lärm und Umweltgifte unsere Gesundheit bedrohen, München 2008 P. Hensinger / I. Wilke: Mobilfunk: Neue Studienergebnisse bestätigen Risiken der nicht-ionisierenden Strahlung, umwelt-medizin-gesellschaft 3/2016 S. Kiontke: Tatort Zelle. Wie Elektrosmog-Attacken unseren Organismus bedrohen, Münsing 2014 Weitere Literaturhinweise und Artikel unter: www.diagnose-funk.org Ausführlicher Quellennachweis: www.diagnose-funk.org/newsid=1164
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Pokémon Go is gone von Uwe Buermann
Letzten Sommer war es soweit: Überall in Deutschland tauchten Smartphonenutzer in der Öffentlichkeit auf, die man zum Teil schon lange nicht mehr im Freien erblickt hatte.
Den Blick starr auf das Gerät gerichtet wandelten sie durch die Städte, Dörfer und Parks, vereinzelt, in kleinen Gruppen oder sogar im Rudel. Manchmal fingen sie plötzlich an zu laufen, manchmal jubelten sie unvermittelt. Und wie von unsichtbaren Fäden gezogen kamen sie aus allen Richtungen an bestimmte Orte, wo sie sich in großen Gruppen stundenlang versammelten, auf ihre Geräte starrten, tippten und wischten. In den folgenden Wochen trafen sie sich immer wieder an den gleichen Orten, wenn möglich tauchten dort Wagen auf und zum Ärgernis der Anwohner ließen sie immer wieder die Motoren der geparkten Fahrzeuge laufen. Was war geschehen? Am 13. Juli 2016 war der Spielstart von Pokémon Go in Deutschland, eine Woche nach dem Spielstart in den USA, Neuseeland und Australien. Die spielfreudigen Smartphonenutzer waren durch die Berichte im Internet und vor allem in sozialen Netzwerken vorbereitet und hatten dem Tag entgegengefiebert. Zeitweise gab es Probleme beim Download der App wegen der hohen Nachfrage. Für alle, die nicht wissen, was Pokémon Go ist, hier die Definition von Wikipedia: Pokémon Go (Eigenschreibweise: Pokémon GO) ist ein Spiel für Handheld-Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets. In dem Spiel können die Spieler virtuelle Fantasiewesen (Pokémon) fangen, trainieren, entwickeln und in virtuelle Kämpfe gegen andere Pokémon schicken. Pokémon Go wurde vom Softwareunternehmen Niantic für die Betriebssysteme iOS und Android entwickelt. Teile der Spielmechanik basieren auf dem Spiel Ingress desselben Herstellers. Es ist ein ortsbezogenes Spiel und nutzt eine Spielumgebung auf dem Prinzip der erweiterten Realität (augmented reality). Das Spiel ermittelt durch das Global Positioning System (GPS) und Echtzeit-Lokalisierung die Standortdaten des Spielers und positioniert ihn virtuell auf einer Landkarte, die auf dem Kartenmaterial von Google Maps basiert. Das Spiel wird im Empfangsbereich des GPS-Signals, also in der Regel im Freien, gespielt und nutzt Sehenswürdigkeiten, Wahrzeichen und auffällige Objekte der materiellen Welt zur Gestaltung einer virtuellen Spielwelt. Das Free-to-play-Spiel finanziert sich über In-App-Käufe. Für echtes Geld erwirbt der Spieler virtuelles Spielgeld, sogenannte PokéMünzen. Diese können wiederum gegen »Premium«-Gegenstände eingetauscht werden.
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Nach wenigen Tagen war das Phänomen omnipräsent in den gängigen Medien, wobei zunächst die positive Berichterstattung überwog. Immer wieder wurde betont, dass diese neue Art Spiel, das eine Verbindung zwischen virtuellen Spielwelten und der Realität schafft, jene computerspielaffinen, meist männlichen Nutzer, die bisher vereinzelt in abgedunkelten Zimmer lebten, an die frische Luft, ins Sonnenlicht und zu echten Begegnungen führt. Optimisten gingen davon aus, dass sie auf diese Weise Sozialphobien überwinden könnten und – nach dem Erlebnis, wie wohltuend Bewegung an der frischen Luft ist – in Zukunft auch unabhängig von dem Spiel Spazieren gehen und sogar Radfahren und Schwimmen werden. Nach einem Monat wendete sich das Blatt, denn jetzt traten die Kollateralschäden auf. Spieleransammlungen führten zu Verkehrsbehinderungen, es kam zu Verkehrsunfällen, weil Spieler vor Autos und Fahrräder liefen. Pokémon Go-Spielern wurde an abgelegenen Orten aufgelauert und sie wurden ausgeraubt und – da Pokémons auch in Gebäuden sein können – kam es tatsächlich zu ungebetenen Hausbesuchen und in Einzelfällen sogar zu Wohnungseinbrüchen, wenn die Bewohner nicht anwesend waren. Da auch Autofahrer bei der Fahrt nach Pokémons Ausschau hielten, wurde am 8. August eine Funktion eingeführt, die ab einer Geschwindigkeit von 48 km/h eine Warnung anzeigte, die aber vom Spieler weggeklickt werden
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Foto: Pokémon-Stopp vor dem Kulturcasino in Bern
Ein Spiel mit Kollatoralschäden
› Foto: Fred Schaerli
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Foto: Pokémon Go im Träskända-Park in Esbo/Finnland
› konnte. Seit dem 18./19. Oktober 2016 werden ab dieser Geschwindigkeit keine Po-
Was lassen sich die Datenkraken als nächstes einfallen?
Zum Autor: Uwe Buermann ist Dozent an verschiedenen Lehrerseminaren (Berlin, Kiel, Hamburg, Kassel, freier Vortragsredner und Autor. Wissenschaftlicher Mitarbeiter bei IPSUM. Zuletzt erschienen »Aufrecht durch die Medien« im Flensburger Hefte Verlag, 2007.
Foto: Bengt Oberger
kémons mehr angezeigt, da die Anzahl der Unfälle immer weiter zugenommen hatte. Eine Aussage in dem Wikipedia Beitrag ist nicht ganz richtig, denn das Spiel wird nicht nur durch In-App-Käufe finanziert, sondern vor allem durch die Masse der Nutzerdaten. So dauerte es nicht lange, bis die Datenschützer flächendeckend Alarm schlugen. Der Verbraucherzentrale Bundesverband hat am 20. Juli 2016 Niantic bereits abgemahnt, da nach seiner Ansicht 15 Klauseln der Nutzungsbedingungen gegen geltendes deutsches Recht verstoßen. Und wie sieht es heute aus? Der Hype ist vorbei, die Daten sind gesammelt und gehen in den BigData Pool von Google und Niantic auf, eine entsprechende Nachfolge-App ist nicht Sicht. Und wo sind die Spieler? Wandern sie noch durch Parks und Wälder? Treffen sie sich noch auf Plätzen und Wiesen? Wohl die wenigsten, manchmal sieht man noch einzelne Exemplare nach Pokémons suchen, die meisten sind wieder in ihren abgedunkelten Zimmern verschwunden, denn sie haben nicht gelernt, dass ihnen die frische Luft und das Sonnenlicht gut tut, sondern dass das Sonnenlicht auf dem Display blendet und die Welt da draußen gefährlich ist, weil man von Autos und Fahrrädern überfahren, von anderen ausgeraubt werden oder von Klippen stürzen kann. Pokémon Go hat unter Beweis gestellt, dass die augmented reality technisch ausgereift möglich ist. Die Sorge, dass dies zum allgemeinen Trend wird und für Millionen junger Menschen die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwinden, scheint aber unbegründet. Bei aller kurzzeitigen Begeisterung wollen offenkundig gerade auch die Jugendlichen eine klare Trennung zwischen beiden Bereichen und parallel in beiden Welten leben. Was bleibt, sind Abermillionen Daten und die Frage, was werden sich die Datenkraken als nächstes einfallen lassen, um noch mehr Informationen über uns alle zu bekommen? ‹›
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MENSCH & MASCHINE
Menschenwürdige Technik von Tobias Langscheid
Das weite Feld der Technik hat kaum große Impulse durch die Anthroposophie erhalten, obwohl Steiner immer wieder zu technischen Fragen Anregungen in seine Ausführungen eingeflochten hatte. Es waren nur wenige Persönlichkeiten, die auf anthroposophischer Grundlage zur Weiterentwicklung der Technik geforscht haben. Einer von ihnen war Paul Schatz (1898-1979). Im Juni 1922 besuchte er einen Vortrag Steiners in München. Zu dieser Zeit studierte er Maschinenbau an der Technischen Universität, wechselte später zur Astronomie, Philosophie und Mathematik. Noch im selben Jahr kehrte Schatz den Wissenschaften den Rücken und ging auf eine Holzschnitzschule in Warmbrunn im Riesengebirge, um Bildhauer zu werden. Noch wusste er nicht, wohin seine Lebensreise einmal gehen sollte, doch bildete er in der damaligen Zeit zwei wichtige Voraussetzungen für das sich anbahnende Lebenswerk aus. Er setzte sich an den wissenschaftlichen Fakultäten mit den aktuellen technischen Forschungsfragen auseinander und schulte sich an der Kunstschule, später in seinem Atelier am Bodensee als künstlerisch tätiger Mensch. Als Kriegsheimkehrer war ihm deutlich: Eine empathie- und lieblos betriebene Wissenschaft ermöglicht die Entwicklung von Technologien, die zerstörerische, todbringende Kräfte entfalten und die Menschheit als Ganzes gefährden. Nur die künstlerische Betätigung hat das Potenzial, die moralischen und freiheitlichen Bestrebungen des Menschen zu unterstützen. Vier Jahre nach Beginn der Holzbildhauerausbildung beschrieb Paul Schatz in seiner ersten Publikation »Der Weg zur künstlerischen Gestaltung in der Kraft des Bewusstseins« diese Aufgabe der Kunst. Für ihn stellte die künstlerische Tätigkeit eine Genesung des seelischen Lebens nach seinen Kriegserfahrungen und den Erfahrungen eines einseitig verstandenen Wissenschaftsbetriebes an den Universitäten in München und Hannover dar. Die Holzbildhauerei führte ihn an das Goetheanum in Dornach und immer tiefer in die anthroposophische Arbeit. ›
2017 | Juli/August erziehungskunst spezial
Dass die Anthroposophie starke Impulse für die Pädagogik, Landwirtschaft und Medizin vor etwa hundert Jahren gab, ist allgemein bekannt und heute im Alltag unübersehbar. Diese Impulse basieren vorwiegend auf wegweisenden Angaben, die Landwirte, Lehrer oder Mediziner für ihre Berufsfelder bei Rudolf Steiner erbeten hatten.
Foto oben: Oloid von Paul Schatz entwickelt
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Der pulsende Rhythmus des Oloid unter Wasser Der Oloid bewegt Wassermassen bis zehn Meter Tiefe
› Die geisteswissenschaftlichen Grundlagen boten ihm einen sicheren Boden, sich von ihrer Perspektive aus wieder mit der Mathematik, der Astronomie und zuletzt auch mit dem Maschinenbau zu beschäftigen. In dem Vortrag »Der neue baukünstlerische Gedanke«, gehalten am 28. Juni 1914, rief Steiner dazu auf, die Gesetzmäßigkeiten des Raumes nicht nur zu erkennen, sondern auch zu fühlen. Diese Anregung führte Paul Schatz zu der Entdeckung, dass alle platonischen (regulären) Körper nicht allein statischer und mineralischer Natur sind, sondern Bewegungsgesetze in sich tragen, durch die es möglich ist, sie umzustülpen. Diese Entdeckung führte ihn zu neuen Raumformen (Oloide und Ku-
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MENSCH & MASCHINE
Paul Schatz im Atelier um 1969
Die komplexe Kurve im Raum beschreibt die Würfelkante, die bei der Turbula das Mischgut oder Wasser bewegt
boide) und zu neuen Bewegungsgesetzen für den Maschinenbau. Das Besondere dieser Bewegungen ist, dass sie rhythmischer Natur sind. Schatz entwickelte aus ihnen die Inversionskinematik (Umstülpungsbewegung) – eine Bewegung, die sich in allen drei Dimensionen, gleichzeitig achterschleifenförmig mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegt und sich heute in Mischmaschinen für die Pharmazie und Industrie bewährt hat – und die Oloid-Technik, die seit Jahrzehnten in wasseraufbereitenden Verfahren angewandt wird. Das Oloid ist in der Lage zwei wichtige Voraussetzungen für eine biologische Wasserreinigung mit Leichtigkeit zu erfüllen. Bewegtes Wasser ist viel besser in der Lage, biologische Prozesse zu ermöglichen im Vergleich zu ruhendem Wasser. Aus diesem Grunde benützen alle Kläranlagen Pumpen oder Rührer, die mittels Rotation die Wassermassen in Bewegung halten. Es hat sich gezeigt, dass die Inversion der Rotation weit überlegen ist. Durch die biologische Reinigung »veratmet« mit Hilfe von Sauerstoff das Wasser in biochemischen Prozessen eine Vielzahl von Mikroorganismen und belastende Nährstoffe (totes Laub, organisches Material, menschliche Ausscheidungen). Dabei ist es entscheidend, dass nicht nur viel Sauerstoff mit dem Wasser vermengt, sondern dass dieser möglichst homogen auf das gesamte Volumen bis auf den Teichgrund verteilt wird. Die Mikroorganismen vermehren sich unter diesen günstigen Bedingungen unglaublich rasch und bauen die belastenden Stoffe effizient ab. Viele Hinweise deuten darauf hin, dass das Wasser vitalisiert wird. Gärtnereien, die mit dem Oloid Regenwasser aufbereiten, beobachten neben dem gesunden Pflanzenwachstum auch eine stabile Gesundheit und müssen weniger mit Hilfsmitteln Pilzerkrankungen eindämmen.
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Alle platonischen Körper sind nicht allein statischer und mineralischer Natur, sondern tragen Bewegungsgesetze in sich, durch die es möglich ist, sie umzustülpen.
› Foto: Roland Beck
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Der sich bewegende Oloid taumelt auf einer mäandrierenden Spur und erzeugt seine eigene Abwicklung
› Rhythmisch arbeitende Maschinen
Zum Autor: Tobias Langscheid ist Gärtner und Klassenlehrer und baute die Paul Schatz Gesellschaft in Basel und in Stuttgart auf, organisiert Ausstellungen, hält Vortrage, ist Geschäftsführer der OLOID AG und der InversionsTechnik und der Kuboid GmbH in Basel. www.paul-schatz.ch
Auffallend an der Wirksamkeit der rhythmisch arbeitenden Maschinen – im Gegensatz zu taktmäßigen Maschinen – ist, dass laufend der geometrische Ort in allen drei Dimensionen und damit die Geschwindigkeit und die Drehrichtung wechselt. Die Apparatur verbraucht viel weniger Energie als herkömmliche und verletzt die sensiblen biologischen Zellstrukturen nicht. Dadurch sind im Umfeld biologischer Prozesse lebensfördernde Wirkungen festzustellen. Die verwendete Energie zur Homogenisierung von großen Wasservolumen nähert sich nahezu homöopathischen Dimensionen. Ein Oloid-Belüfter mit 140 Watt Leistungsaufnahme vermag 15.000 Kubikmeter Wasser (das entspricht etwa 100.000 Badewannen) zu homogenisieren. Über 1.000 Oloide sind zur Zeit weltweit im Einsatz. Schatz hatte die Vision, dass Oloide auch Schiffe antreiben könnten, die nicht nur Menschen und Waren befördern, sondern die Ufer der Seen, Flüsse und Kanäle schonen und gleichzeitig auf die Lebensprozesse im Wasser förderlich einwirken. Von den gewöhnlichen Schiffsschrauben weiß man, dass ihre hochtourigen Umdrehungen die Mikroorganismen pflanzlicher und tierischer Natur zerstören und vor allem auch die Uferzonen beschädigen. Die Paul Schatz Stiftung, die den umfangreichen Nachlass und das Archiv in Basel pflegt, die eine breite Literatur zur Verfügung stellt und Ausstellungen organisiert, hat sich zur Aufgabe gesetzt, diese umweltschonende und damit menschenwürdige Technik weiter zu erforschen und zu fördern. Eine Reihe von pädagogisch wertvollen Modellen ist bei der Kuboid GmbH erhältlich. ‹›
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Literatur: P. Schatz: Die Welt ist umstülpbar – Rhythmusforschung und Technik, Zürich 2008 M. Mochner (Hrsg.): Architektur und Umstülpung, Dornach 2013 M. Mochner (Hrsg.): Technik und Verwandlung. Wege zu einer menschen- und naturgemäßen Technik, Dornach 2016 B. Kolass (Hrsg.): Paul Schatz. Leben und Werk des Erfinders der Umstülpung, Projektzeitung, Berlin 2014 R. Neumann (Hrsg): Bau eines umstülpbaren Würfels, Pädagogische Forschungsstelle, Kassel 2012
Bes erziehungskunst spezial Juli/August | 2017
Pä
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Sprache – Gebärde – Gestus Im Rahmen eines Vergleichs der Sprachgestaltungskonzepte nach Marie und Rudolf Steiner mit dem »Gestischen Sprechen« nach Hans Martin Ritter wird in diesem Buch ein differenzierter Begriff von Gebärde und Gestus als Bestandteil der Sprache entwickelt. Den Konzepten der Sprachgestaltung nach Marie und Rudolf Steiner und dem Gestischen Sprechen nach Hans Martin Ritter liegt zugrunde, dass dem Sprechen vorsprachliche, ja sogar vorbegriffliche Impulse und Haltungen vorausgehen, die mit Gestus oder Gebärde bezeichnet werden. Diese drücken sich in körperlichen Gesten, dem Kolorit einer Handlung oder aber durch das Wort aus. Insofern kann das verbale Sprechen als eine besonders differenzierte Form des Sich-Gebärdens angesehen werden. In einem Vergleich der beiden Konzepte innerhalb dieses Buches kann ein differenzierter Begriff von Gebärde und Gestus herausgearbeitet werden. Außerdem werden unterschiedliche Schichten von Gebärden freigelegt und der Begriff „Gebärde“ deutlich umrissen und abgegrenzt. Je nach Gewichtung der Gebärden-Arten im Umgang des Sprechers mit der literarischen Vorlage entstehen unterschiedliche Stile des Dichtungssprechens.
Ulrike Hans: »Ästhetische Konzepte des Sprechens. Das Konzept des Gestischen Sprechens von Hans Martin Ritter und der GebärdenAnsatz der Sprachgestaltung von Rudolf und Marie Steiner Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Kontext des Dichtungssprechens«
Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart edition waldorf 1. Auflage 2017, 118 Seiten, Broschur, Format: 21 x 29,7 cm ISBN 978-3-944911-53-3 | 12,– Euro | Best.-Nr.: 1657
Bestellen Sie im Internet: www.waldorfbuch.de oder bei DRUCKtuell, Benzstr. 8, 70839 Gerlingen, Fax: 0 71 56/94 43-66
Pädagogische Forschungsstelle beim Bund der Freien Waldorfschulen
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200 Jahre Fahrrad
Giles Belbin · Daniel Seex
EIN JAHR IM
SAT TEL 365 Geschichten aus der Welt des Radspor ts
Giles Belbin: Ein Jahr im Sattel 365 Geschichten aus der Welt des Radsports. Mit 115 farbigen Illustrationen von Daniel Seex. Aus dem Englischen von Klaus Bartelt. 352 Seiten, gebunden | € 25,– (D) ISBN 978-3-7725-2821-7 | www.geistesleben.com
Die vielfältige Geschichte des Radsports ist ein faszinierendes Gemenge aus packenden sportlichen Momenten, langen und begeisternden Aufholjagden und einer großen Zahl an Helden, Idolen und Legenden. Zu jedem Tag des Jahres erzählt der Radsportspezialist Giles Belbin eine der großen Geschichten aus der faszinierenden Welt des Radfahrens. Der Künstler Daniel Seex fügt seine fantastischen, hintersinnigen Grafiken hinzu.
8. Januar 1934 Jacques Anquetil, der mit seiner perfekten Technik als Erster fünfmal die Tour de France gewinnt, wird geboren.
12. April 1981 Bernard Hinault gewinnt trotz sieben Stürzen das Rennen Paris – Roubaix und erklärt es für Bockmist.
Seit dem 1. Juli 1903 findet stets im Juli das größte Radsportereignis der Welt statt: die Tour de France.
Freies Geistesleben | Sportgeschichte(n), die das Leben schrieb