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Wie kann das Leben abseits der Städte attraktiver werden? Architekturexpertin Franziska Leeb hat Anregungen und Beispiele parat.
L
52 PROMOTION • 30. Mai 2021
„Es gibt Versorgungsgräben zwischen Stadt und Land “
Buchtipp
Das Projekt „Langsames
Im vierten Band der Reihe „Ar-
Licht / Slow Light“ der Fo-
chitektur in Niederösterreich“
to- und Medienkünstlerin
(Park Books, 39,10 Euro, Heraus-
Siegrun Appelt thematisiert
geber Orte Architekturnetzwerk
unter anderem die Auswir-
NÖ) wird das Baugeschehen in
kungen künstlichen Lichts
diesem Bundesland von 2010 bis
auf Mensch und Natur –
2020 dokumentiert. Gezeigt wer-
die Folgen der Lichtver-
den nicht einfach nur „schöne“
schmutzung werden erst
Bauten, sondern es wird auf die
nach und nach erkannt. Das
steigenden Anforderungen an
Konzept von Appelt wurde
die Architektur
schon in der Wachau umge-
in Bezug auf
setzt, nun werden fünf
Nachhaltigkeit
Wehrkirchen in der Buckli-
und Infrastruk-
gen Welt (NÖ) auf diese
tur Bezug ge-
Weise in Szene gesetzt.
nommen.
www.langsameslicht.com
www.orte-noe.at
Eine Anzeige der IMMOFINAZ AG
FRANZISKA LEEB, Architekturpublizistin
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DORIS KLIMEK (2); ANGELA LAMPRECHT
Das Wohnprojekt im niederösterreichischen Hasendorf zeigt, wie Ökologie und Partizipation gelebt werden können.
eben am Land: Für manche eine Idylle, die nur am Wochenende oder im Urlaub erlebt wird, für andere der Alltag. Franziska Leeb hat sich für ein neues Buch über Architektur in Niederösterreich unter anderem mit den Grenzen zwischen städtischen und ländlichen Lebensweisen beschäftigt. „Um das Landleben jenseits von Sehnsüchten nach Idylle attraktiv zu machen, müssen auch entlegenere Regionen wirtschaftlich und kulturell attraktiver werden“, meint sie. Dazu brauche es inhaltliche und architektonische Konzepte. Das Problem, nicht nur in Niederösterreich: Viele Ortschaften sind nach wie vor von bäuerlichen Strukturen geprägt, für die es mit dem Rückgang der landwirtschaftlichen Betriebe neue Verwendungen braucht, die das Dorfleben stärken. „Damit meine ich nicht, den Bauernhof zum schicken Wochenenddomizil für Menschen umzubauen, die mit dem Dorfleben sonst nichts zu tun haben wollen“, betont Leeb. Es gehe stattdessen um Lösungen, die das Wohnen und Arbeiten auf dem Land ermöglichen. „Wie kann zum Beispiel aus einem Gehöft ein Wohnhaus für mehrere Familien werden und so Fläche für Neubauten am Ortsrand eingespart werden?“ Eine weitere Frage: Wenn es an Infrastruktur wie Geschäften, Banken oder Ärzten mangelt – wie lassen sich dann Funktionen bündeln, um auch bei geringerer Bevölkerungsanzahl die Nahversorgung sicherzustellen? Leeb spricht in diesem Zusammenhang von „Versorgungsgräben zwischen Land und Stadt“, die durch dezentrale Strukturen verringert werden müssten. Auch die Abhängigkeit vom Auto sollte sinken ¬– nicht zuletzt, um Dorfzentren von Durchzugsstraßen zu Wirtschafts- und Lebensräumen zu machen. Es gibt indes Beispiele, die Hoffnung machen, dass zwischen wilder Zersiedelung und 08/15-Architektur ausreichend Raum für neue Ideen bleibt: etwa ein Wohnprojekt in Hasendorf im Bezirk Tulln (einszueins architektur), bei dem das Miteinander statt des Nebeneinanders im Fokus steht. Kann so das Leben abseits urbaner Räume funktionieren – mit geringem ökologischem Fußabdruck und mit dörflichen Strukturen? „Solche Projekte werden Ausnahmen bleiben, solange sie nicht stärker von der Wohnbaupolitik unterstützt und nicht besser in den Förderungsrichtlinien berücksichtigt werden“, meint Leeb. Sie könnten aber Ansätze in puncto Partizipation und Ökologie liefern, die dann etwa auch im geförderten Wohnbau berücksichtigt werden könnten.
Lichtpunkte
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NACHHALTIGKEITPORTFOLIO
S T A D T L A N D | PORTFOLIO
er Blick schweift über die Landschaft und über Wien; Stephansdom und Oberes Belvedere sind zu erkennen, im Hintergrund Kahlenberg und Leopoldsberg, im Vordergrund bewegen sich von Pferden gezogene Fuhrwerke in Richtung Stadt. Dieser „Blick auf Wien von der Spinnerin am Kreuz“ von Jakob Alt aus dem Jahr 1817 verbindet Stadtansicht und Landschaftsmalerei. Wo damals die erwähnten Pferde unterwegs waren, strömen heute Autos auf der viel befahrenen Triester Straße nach und aus Wien. Der Übergang zwischen Stadt und Land scheint noch fließender geworden zu sein: Straßen, Schienen, Wohnhäuser und Einkaufszentren verbinden urbane und rurale Räume. Wo die Stadt beginnt, wird von den meisten kaum wahrgenommen. Und doch gilt die Stadt nicht länger als Teil der Landschaft: Die Gegensätze haben sich zumindest in unseren Köpfen verstärkt. Wer würde heute auf die Idee kommen, das Panoramabild einer Stadt als Landschaftsmalerei zu bezeichnen? Die Ausstellung „Stadt & Land“ in der Albertina in Wien hingegen zeigt, auf welche Weise Stadt und Landschaft von Künstlern früher miteinander verschränkt wurden. Das Gemeinsame war stärker – und vor allem stärker sichtbar – als heute. Das zumindest ist der Eindruck, wenn man durch fünf Jahrhunderte Landschaftsmalerei schlendert, beginnend bei den präzisen Stadtbildern von Albrecht Dürer, der Innsbruck menschenleer und mit Fokus auf die Architektur zeigt; nur im ersten Moment erscheint sein daneben ausgestelltes berühmtes „Großes Rasenstück“ als Konterpart: Es beweist vielmehr den neuen Naturalismus, der Natur, Stadt, Land und Landschaft mit einer nicht gekannten Präzision darstellt. Das aus dem Meer wachsende Venedig mag ein Sonderfall sein für die fließenden Grenzen zwischen Stadt und Landschaft, wie diese sich in dem gewaltigen Holzschnitt von Jacopo de’Barbari aus dem Jahr Die Ausstellung „Stadt und Land. Zwischen Traum & Realität“ 1500 darstellen. Aber auch sonst rangieren Gebäude oder Städin der Albertina zeigt 170 Landschaftsbilder aus fünf Jahrhunder- te eher als Teil der Landschaft, nicht als Gegensatz – etwa wenn Jan de Bisschop die holländische Weite inklusive eines Fernten. Die Schau beginnt bei Albrecht Dürer, der als Begründer der blicks auf Den Haag und Delft zeigt. Nicht die Differenzen autonomen Landschaftsmalerei gilt, weitere Werke stammen un- zwischen Stadt und Land(schaft) treten im Laufe der Jahrhunter anderem aus dem holländischen Goldenen Zeitalter im 17. derte verstärkt auf, sondern es ändert sxich der Blick auf die Landschaft generell: Mal sind es Visionen oder romantische Jahrhundert sowie von Künstlern wie Canaletto, Claude Lorrain Idealisierungen, mal sind es realistische Darstellungen oder und Caspar David Friedrich. Die Ausstellung läuft noch bis 22. auch Abstraktionen. Nicht Stadt und Landschaft rücken enger zusammen oder weiter auseinander, es ändert sich die InterAugust. Öffnungszeiten: täglich 10 bis 18 Uhr. pretation einer Umgebung, die von Menschenhand gestaltet www.albertina.at und geformt wird.
Immobilien von WertSecure In Wien und Linz baut WertSecure 250 hochwertige und dennoch leistbare Mietwohnungen. Dabei legt man besonderes Augenmerk auf Nachverdichten statt Grünvernichten. Finanziert werden die Projekte durch Privatinvestoren über das sogenannte „Bauherren-Modell“.
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ertSecure entwickelt derzeit 14 Immobilien-Projekte. In der Altmannsdorfer Straße 184 in Wien entsteht ein Neubau mit 15 Wohnungen. Das wäre an sich nichts Außergewöhnliches, wenn nicht die Wohnungen besonders qualitätsvoll ausgestattet und dabei um rund ein Viertel günstiger als freifinanzierte wären. Wie ist das möglich? Ganz einfach: Dieses Projekt wird mithilfe des sogenannten Bauherren-Modells umgesetzt. Eine Investitionsart, die der Gesetzgeber geschaffen hat, damit mehr private Anleger in leistbaren Wohnbau investieren. Die Geschäftsführer Mag. Julia Holzinger und Mag. Harald Kitzberger haben sich schon vor 30 Jahren auf eben dieses Modell spezialisiert. Die Vorteile sind klar: gedeckelte günstige Mieten durch die Fördergesetzgebung. Den Anlegern winken Renditen von über 3,5 Prozent sowie der Eintrag ins Grundbuch.
Schon ab 100.000 Euro Investitionssumme bei nur einem Drittel Eigenkapital ist man als Investor dabei. „Auch wenn die Finanzierungsform ‚Bauherren-Modell‘ heißt, ist jeder Fünfte unserer Investoren eine Frau“, ergänzt Holzinger schmunzelnd.
Ethisch und nachhaltig „Unsere Anleger schätzen den ethischen Ansatz der Investition“, so Holzinger. Sie sagt, WertSecure nutze vorhandene Objekte, „denn uns geht es um städtische Nachverdichtung und nicht ums Zubetonieren freier Flächen.“ Bestehende Objekte werden saniert und ausgebaut oder abgetragen und neu errichtet. Damit wird Bestand verdichtet und Österreich nicht noch weiter zersiedelt. Die Nachfrage nach leistbarem Wohnraum sei stark gestiegen, sagt Kitzberger. „Es ist unsere Firmenphilosophie und soziale Verantwortung, dass wir hochwertigen Wohnraum für jene schaffen, für die Wohnen leistbar bleiben muss. Gleichzeitig sichern wir die Einnahmen für unsere Investoren.“ Die nächste Chance dazu hat man beim Projekt Altmannsdorfer Straße 184 in Wien. www.wertsecure.at
Info
54 PROMOTION • 30. Mai 2021
Anleger schätzen das „All-in-Konzept“ der WertSecure-Geschäftsführer Mag. Julia Holzinger und Mag. Harald Kitzberger
Anleger schätzen das „All-in-Konzept“ „Unsere Kunden befinden sich meist in einer oberen Steuerklasse. Sie lukrieren über das Bauherren-Modell Steuerbegünstigungen, etwa durch die verkürzte Abschreibungsdauer von nur 15 Jahren“, sagt Kitzberger. Für interessierte Anleger bietet WertSecure ein All-in-Konzept: „Wir suchen und erwerben eine geeignete Liegenschaft, prüfen die Fördermöglichkeiten, checken die Infrastruktur und wie die Immobilie zu bebauen ist. Bis hin zur Vermietung der Liegenschaft ist alles all inclusive.“ Das erspart privaten Investoren viel Zeit und Aufwand.
ALBERTINA WIEN
80 Millionen Euro investiert WertSecure ist auf die Schaffung leistbaren Wohnraums für Mieter in städtischen Ballungsgebieten spezialisiert. Künftig realisieren die Experten rund 250 leistbare Mietwohnungen in Wien und Linz mit einem Investitionsvolumen von rund 80 Millionen Euro. So tragen Privatinvestoren über das Bauherren-Modell dazu bei, dass bereits bebaute Flächen sinnvoll erweitert werden.
PROMOTION • 30. Mai 2021
NEUES PROJEKT IN 1230 WIEN Altmannsdorfer Straße 184 • 15 Wohnungen, 4 Garagenplätze • Wohnungsgrößen vorwiegend 42 bis 68 m² • 1.119 m² nutzbare Fläche • Geplanter Baubeginn August 2022 • 3,7 % Ertrag nach Steuer • Investitionssumme € 6 Mio. • gefördertes Darlehen rd. € 0,7 Mio. • Mindestbeteiligung: 2 % • Kredit-, Barzeichner oder Mischung • Attraktive Steuerbegünstigungen ab 2021
WERTSECURE/FREEDIMENSIONS
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Jakob Alts „Blick auf Wien“ fällt auf die Triester Straße. Wie sehen wir Stadt und Landschaft heute?
WERTSECURE/GREGOR HARTL
KLUG INVESTIEREN MIT SINN & SERVICE
Stadt und Landschaft waren früher stärker verbunden – das zeigt eine Ausstellung über Landschaftsmalerei in der Albertina in Wien.
S T A D T L A N D | PORTFOLIO
Das Konzept der Smart City klingt verlockend, doch Vernetzung und Digitalisierung werden in naher Zukunft weiter greifen müssen – auch über die Stadtgrenzen hinaus.
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Sauber, vernetzt, digital, freundlich, bürgernah, klimaneutral: Die Smart City der nahen Zukunft soll unterschiedliche Ansprüche erfüllen. Abseits vager Begriffsdeutungen für Marketing und Politik geht es im Kern um die Nutzung von Vernetzung und Digitalisierung, damit die Stadt lebenswerter wird – was natürlich in erster Linie auch ein Geschäft ist, man denke nur an die Aufrüstung mit der neuen Mobilfunkgeneration 5G. An Beispielen für Smart-City-Konzepte in unterschiedlichen Ausprägungen und Größen mangelt es jedenfalls nicht: • Wels darf sich seit Kurzem als erste „Smart Sustainable City“ in Österreich bezeichnen, weil es die Vorgaben eines entsprechenden Programms der UNO zur nachhaltigen Entwicklung erfüllt hat. Entscheidend ist dafür unter anderem, dass Informations- und Kommunikationstechnologien in die öffentliche Infrastruktur integriert werden. • Tulln in Niederösterreich wiederum will mit einem neuen Mobilitätskonzept unterschiedliche Verkehrsträger verbinden, damit man bequemer und umweltfreundlicher ans Ziel kommt. Vor allem die sogenannte „letzte Meile“ zwischen Bahnhof und Arbeitsplatz bzw. Wohnort soll optimiert werden. • Wien zählt laut einer Studie des Thinktanks ESI Thought Lab über die Weiterentwicklung von Smart Cities in Europa ohnehin zu den Vorreitern. • Smarte Abholstationen, wie sie etwa beim Projekt Myflexbox in Salzburg und Wien der von Menschen (siehe Fotos unten) erprobt werden, sind ein Beispiel für den Wandel der Transportlogistik in den Städten: Zu solchen Schließfächern kann man sich Pakete zuverursachten Treibstellen lassen, das soll Emissionen einsparen. hausgas-Emissionen Was auffällt: Die City soll smart werden, vom Land ist kaum die Rede. Doch weshalb entstehen in Städten. sollten nur die Städte smart werden und nicht auch das Drumherum? Die Frage stellt sich umso dringlicher, weil erstens die Coronakrise den Wunsch nach Home-Office, mehr Freiräumen und Rückzug in die Natur verstärkt hat, und weil zweitens die Grenzen zwischen Stadt und Umland schon davor aufgelöst wurden. Der Philosoph Konrad Paul Liessmann hat das schon vor einigen Jahren als „Prozess der Verstädterung ganzer Landschaften“ und „Urbanisierung ohne Urbanität“ bezeichnet. Zweifellos lassen sich neue Technologien – etwa in Form der nötigen Sensoren und gesammelter Daten – in Ballungsräumen leichter umsetzen. Doch so wie sich Mobilität, Produktion, Freizeitwirtschaft oder Tourismus nicht auf Städte (oder umgekehrt nur auf das Land) begrenzen lassen, gilt das auch für den Wunsch nach mehr Lebensqualität und mehr Klimaschutz. Was nützen der Menschen weltweit die besten Smart-City-Konzepte, wenn außerhalb der Städte neue leben in Städten, bis und alte Probleme wie Zersiedelung oder veraltete Infrastruktur nicht erfasst werden? Interessanterweise ist ja beispielsweise die 2050 soll dieser Anteil Blockchain-Technologie eine Grundlage für Smart-City-Anwenauf 68 Prozent steigen. dungen – und diese basiert auf dezentralen, verteilten Netzwerken. Es wäre kurios, würde sich das Smarte in Zukunft dann erst recht auf wenige Zentren beschränken.
70 Prozent
smart. digital. klimaneutral. SALZBURG AG; VALUE ONE
55 Prozent
Unser Beitrag zum Klimaziel: 149.600.000 t weniger CO2
Wir stärken mit unseren Kunden den Wirtschaftsstandort Österreich und erhalten unsere Welt lebenswert. siemens.at/klimaneutral Unsere Umwelttechnologien haben bereits 149,6 Millionen Tonnen CO2-Einsparungen bei Kunden ermöglicht.
56 PROMOTION • 30. Mai 2021
S T A D T L A N D | PORTFOLIO
Bäume sind für Städte längst mehr als Dekoration. Ein Forschungsprojekt will dafür die nötige Grundlage schaffen.
VON
ROBERT PRAZAK
„Wir müssen in der Klimakrise der Stadt Kühlung verschaffen.“ STEFAN SCHMIDT, Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau
58 PROMOTION • 30. Mai 2021
3ZU0 LANDSCHAFTSARCHITEKTUR; PRIVAT
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n den Städten geht es heiß her: Durch den Klimawandel steigt die Hitzebelastung. Abhilfe sollen begrünte Fassaden, neue Parks, beschattete Plätze, Brunnen und Wasserspeier schaffen. Doch eine zentrale Rolle wird vor allem Bäumen zukommen: „Wir müssen in der Klimakrise der Stadt Kühlung verschaffen, aber Schirme beispielsweise haben keinen Kühleffekt, sondern geben nur Schatten“, sagt Stefan Schmidt von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Schönbrunn. Den erhofften Kühleffekt würden nur Bäume mit ihrer Fähigkeit zur aktiven Verdunstung bewirken. Das liegt daran, dass die Oberfläche von Blättern nie heißer wird als die Umgebungstemperatur; zudem lassen Bäume über ihre Blätter eine große Menge Wasser verdunsten. Alleine in Wien werden jährlich mehr als 4500 Bäume gepflanzt. Das Problem dabei, das sich nicht nur in der Hauptstadt stellt: Bäume sterben in der Stadt oftmals bereits nach 20 Jahren, weil die Stadtböden unter den Fahrbahnen heute extrem verdichtet sind, sodass es praktisch keine Hohlräume im Untergrund gibt. Wasser und Luft können nicht gespeichert werden, doch genau das ist die Voraussetzung für das Überleben der Bäume – der Untergrund muss Poren für diese Stoffe aufweisen. Bäume brauchen als Wurzelraum ungefähr das Volumen ihrer Krone; fehlt der durchwurzelbare Raum, wachsen Wurzeln oft entlang von Leitungen, wo der Untergrund weniger verdichtet ist. Wenn dann eine dieser „Pipelines“ bei Grabungsarbeiten gekappt wird, stirbt der Baum. Di Lö Die Lösung kkann ddass Schwammstadt-Prinzip sein: Dabei wird im Straßenunterbau die geeignete Strukttur geschaffen, um Bäume wachsen und gedeihen zu lassen. Zugleich muss die nötigge Stabilität für Straßen erhalten bleiben. Möglich wird das durch eine Schicht aus ggrobkörnigem Schotter und feinen Materialien, in denen das Wasser zwischengespeich hert wird und damit den Wurzeln zur Verfügung steht. „Das Schwammstadtkonzept w wäre ein Paradigmenwechsel im Straßenbau, der ja kein Wasser im Untergrund haben n möchte. Wir brauchen aber Wasser für die Straßenbäume“, sagt Schmidt, der das Prrinzip aus Skandinavien nach Österreich gebracht hat. „Ich bin wie ein Wanderprediiger in Österreich unterwegs und erkläre Kommunen, wie es funktionieren könnte un nd welche lokalen Materialien für die Schwammstadt verwendet werden können.“ In Wien wäre das beispielsweise Schwemmmaterial aus der Donau. Es gebe allerdings n noch einigen Forschungsbedarf, führt Schmidt aus: „Das wird in Lysimetern, also im Frreilandlabor, aber auch bei konkreten Projekten untersucht.“ Eines davon ist der Pratterstern im zweiten Wiener Bezirk, dort soll die Technik im großen Umfang eingesettzt werden. Zudem werden in Zuukunft andere Baumarten benötigt: Von Kastanien und Linden werden wir uns veraabschieden müssen – besser geeignet für die Auswirkungen des Klimawandels sind laut Schmidt Bäume, die Trockenund Hitzeperioden gut überstehen, etwa die Silberlinde oder der Zürgelbaum. Auch politisch gibt es Vorbehalte: „Das Thema ist politisch schwierig, weil Politiker jetzt etwas tun müssen, dessen Effekt sich erst in 20 bis 30 Jahren so richtig einstellt“, bedauert Schmidt.