Leibniz-Journal 2/2012

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Seelabor: Klimaforschung unter Wasser Teuer und

Leibniz-Journal

Herkulesaufgabe

Wie schaffen wir die Energiewende?

LeibnizStipendiat

Inder nimmt GerstenGene aufs Korn

Das Magazin der Leibniz-Gemeinschaft

Unsere

G 49121

Wirtschaftsweisen Die Kรถpfe hinter den Konjunkturprognosen


Bringt Tiefe auf jede Oberfläche. Immer und überall bestens informiert – mit der gedruckten und der digitalen Ausgabe. Telefon +41 44 258 15 30 oder abo.nzz.ch.


L e i b n i z | IN T R O

Inhalt KURZ & FORSCH

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Perspektiven

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Ach, das ifo-Institut und das DIW gehören auch zu Euch?!“ Solche Sätze des Erstaunens höre ich immer wieder, auch wenn es um die sechs (!) führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in der Leibniz-Gemeinschaft geht, die in diesem Heft vorgestellt werden. Und es stimmt ja: Wer die LeibnizGemeinschaft noch nicht kennt, ist oft verblüfft zu erfahren, welche Institute, welche Einrichtungen bei Leibniz für diese singuläre thematische Vielfalt sorgen – ganz im Sinne Gottfried Wilhelm Leibniz‘, dessen Namen wir tragen, und der selbst Jurist, Historiker, Mathematiker, Philosoph und, und, und war - eben Universalgelehrter. Seine Tätigkeiten als Bibliothekar und Berater gekrönter Häupter kamen hinzu.

Rolf J. Langhammer: Again, it’s the economy, stupid ����8 Karl Ulrich Mayer: Leibniz steckt Positionen ab �����������9

10 TITELTHEMA

Unsere Wirtschaftsweisen ����������������������������������� 10 Gert G. Wagner: Politikberatung soll keine Politik machen ������������������������������������������������ 16 Hans-Werner Sinn: Keine weitere Sozialisierung europäischer Schulden �������������������������������������� 17 Energiewende: Die Herkulesaufgabe ���������������������� 18 Leibniz-Karte: Die Wirtschaftsforschungsinstitute ������ 20 Gesundheitsökonomie: Teure Gesundheit ���������������� 22 Interview: „Osten ökonomisch nicht abgehängt“ �������� 24

Titel-Foto: RWI; Kai Meinke/IfW; ZEW; DIW; David Ausserhofer; ifo; Montage: unicom/prints professional

Und so kommt in der Leibniz-Gemeinschaft beispielsweise das Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei dazu, das mit einem spektakulären Labor im Stechlinsee die Folgen der Klimaveränderung erforscht. | Seiten 28/29

Auch mit Wasser, nämlich mit der Zeitmessung auf See, hat eine Ausstellung im Deutschen Schiffahrtsmuseum Bremerhaven zu tun: 160 Ausstellungsstücke rings um Ästhetik und Funktionalität des Chronometers. Gleich daneben eine Übersicht über aktuelle Sonderausstellungen in den Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft. | Seiten 30/31

Weiterführende Links können Sie mit einem Smartphone und einer App für QR-Codes (z.B. ZBar) scannen

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Das Leibniz-Journal wird mit dieser Ausgabe erstmals auch – für 3 Euro – an Bahnhofs- und Flughafenkiosken zu erwerben sein: ein Service für alle, die nicht regelmäßig in unseren Instituten, Bibliotheken oder Museen vorbei kommen. Und ein Service für Menschen, die – wie einst Leibniz selbst – Reisen und Erkenntnisgewinn zu verbinden wissen. Bleiben Sie neugierig!

Spektrum

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Wissenschafts-Apps für die Wirtschaft �������������������� 25 Gersten-Gene auf dem Korn �������������������������������� 26 Das Seelabor ��������������������������������������������������� 28 MUSEEN

Aktuelle Sonderausstellungen ������������������������������ 30 Zeit auf See ��������������������������������������������������� 31 LEIBNIZ LIFE

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Brief aus Brüssel ���������������������������������������������� 32 Verlosung ������������������������������������������������������ 33 Leibniz lektüre

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leibniz Leute

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impressum

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Christian Walther 3


Leibniz | KURZ & FORSCH

Illustre Namen haben Wissenschaftler der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung zwei ihrer neuesten Entdeckungen Sein Vorfahr gegeben: Eine trägt jetzt einen Ameisen-Sackgroßen Namen: spinne wurde Australopicus auf den Namen nelsonmandelai Loriots getauft, eine fossile Spechtart nach dem früheren südafrikanischen Präsidenten Nelson Mandela benannt. Bei der nur 2 Millimeter großen Otactilia loriot handelt es sich – anders als bei der von Loriot gezeichneten Steinlaus – um ein real existierendes Lebewesen.

Es gehört zu einer von sieben Spinnenarten, die der Arachnologe Peter Jäger auf einer Expedition in ­Asien aufspürte. Als Australopicus ­nelsonmandelai wird künftig eine fossile Spechtart bezeichnet. Die Knochen des Vogels wurden im südafrikanischen Langebaanweg gefunden und sind über fünf Millionen Jahre alt. So entdeckten die Frankfurter Forscher mit französischen Kollegen den frühesten Nachweis für die Existenz von Spechten auf dem afrikanischen Kontinent – und bereiteten Nelson Mandela ein wissenschaftliches Geschenk zum 94. Geburtstag. Journal of Vertebrate Paleontology 32(4):926-938. DOI: 10.1080/02724634.2012.664597; Beiträge Araneologie 7: 251–271.

Schulempfehlung ohne ethnische Diskriminierung

Migrantenkinder sind keiner ethnischen Diskriminierung bei der Ausstellung einer Gymnasialempfehlung ausgesetzt. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Schüler mit Migrationshintergrund be­kommen zwar seltener eine Empfehlung für das Gymnasium als ihre deutschstämmigen Schulkameraden, Grund dafür ist jedoch ein oft niedrigerer sozialer Status und ihre geringere schulische Kompetenz. Bei vergleichbarem Leistungsniveau und ähnlicher sozialer

Herkunft werden sie mindestens genauso häufig für das Gymnasium empfohlen. Die Ergebnisse basieren auf der TIMSS-Übergangsstudie 2007, im Zuge derer bundesweit Eltern, Kinder und Lehrkräfte vor dem Wechsel in die Sekundarstufe befragt und Kompetenztests mit den Kindern durchgeführt wurden. Forschungsbedarf besteht nun hinsichtlich der mangelnden Transparenz von Beurteilungskriterien bei der Vergabe der Gymnasialempfehlungen. WZBrief Bildung 21, Mai 2012

DOI = Digital Object Identifier, ein eindeutiger und dauerhafter Identifikator für digitale Objekte, vor allem für Online-Artikel von wissenschaftlichen Fachzeitschriften verwendet

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Schwein hat Schwein

Noch vor kurzem waren sie vom Aussterben bedroht, nun entwickeln sich die ungarischen MangalitzaSchweine zu einem Geheimtipp für Gourmets. Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Schweinerasse in weiten Teilen Osteuropas ein gefragter Lieferant für Fleisch und Speck. Besonderes Merkmal ihres Fleisches: sein besonderer Geschmack und der hohe Fettanteil. Letzterer wurde den Schweinen jedoch beinahe zum Verhängnis. Die veränderten Essgewohnheiten der Menschen und die steigende Nachfrage nach fettarmen Rassen führten neben ihrer geringen Fruchtbarkeit dazu, dass Mitte der 90er Jahre nur noch wenige Hundert der Schweine existierten. Ihr Überleben verdanken die Tiere den Forschern des Leibniz-Instituts für Nutztierbiologie. In enger Zusammenarbeit mit ungarischen Kollegen klärten sie die Ursachen für die geringe Fruchtbarkeit der Tiere. Der Mangalitza-Bestand konnte so auf 60.000 Tiere gesteigert werden.

Das Deutsche Institut für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF) in Frankfurt am Main soll ein neues Institutsgebäude auf dem Campus Westend der Goethe-Universität bekommen. Den ersten Preis des dafür ausgeschriebenen Architektenwettbewerbs gewann das Freiburger Büro K9 Architekten, das

sich gegen 20 Architekturbüros aus ganz Deutschland durchsetzte. Sein Entwurf sieht für den geplanten Neubau 13 Stockwerke mit rund 7.400 Quadratmetern vor, die Platz für Büro-, Konferenz- und Laborräume sowie eine Bibliothek bieten. 2016 könnte das Gebäude fertiggestellt werden.

Schützende Mutationen

Dem Hamburger Bernhard-NochtInstitut, der Universität von Kumasi in Ghana und den Universitätskliniken Lübeck und Kiel ist die erste genomweite Suche nach Mutationen gelungen, die vor tödlichen Verläufen der Malaria schützen. Dazu untersuchten Forscher 1.325 lebensbedrohlich an Malaria erkrankte und 828 gesunde ghanaische Kinder. Je Kind analysier- ▶ 2/2012

Fotos: Senckenberg; DPA; Wikimedia Commomns/Nienetwiler; K9 ARCHITEKTEN BDA DWB Borgards.Lösch.Piribauer; Antje Engelhardt/Macaca Nigra Project; Dr. Hans Pohl/Friedrich-Schiller-Universität Jena

Siegerentwurf für Neubau gekürt

Kleine Tiere, große Namen


Leibniz | KURZ & FORSCH ten sie nahezu eine Millionen Mutationen. Diese verteilen sich über das gesamte Genom, erfassen also praktisch alle Gene des Menschen. Bei zwei Genen stießen die Forscher auf bislang unbekannte Unterschiede zwischen kranken und gesunden Kindern. Eines davon steuert die Kalzium-Konzentration in roten Blutkörperchen, den Zellen, in denen sich Malariaparasiten vermehren. Das andere unterstützt die Abdichtung von Gefäßwänden, die bei lebensbedrohlicher Malaria geschädigt werden. Der Genom-Suche folgen nun Tests im Labor, um die Ergebnisse für die Entwicklung neuer Malariamedikamente nutzen zu können. Nature 15. August 2012. DOI: 10.1038/ nature11334.

Ziemlich beste Helfer

die über die unmittelbare Verwandtschaft hinausgehen, auch im Tierreich eine zentrale Rolle einnehmen. Proceedings of the Royal Society.

DOI: 10.1098/rspb.2012.1470.

Schopfmakaken reagieren schneller auf Hilferufe von Artgenossen, mit denen sie eine enge soziale Bindung pflegen. Das haben Verhaltensforscher vom Deutschen Primatenzentrum Göttingen herausgefunden. Dazu wurden von der Forschungsgruppe „Sexuelle Selektion bei Primaten“ die Rufe der Makaken in der Forschungsstation Tangkoko in Indonesien aufgezeichnet. Die Forscher zeigten den Makaken das Modell einer Pythonschlange, um die sogenannten Rekrutierungsrufe der Primaten aufzuzeichnen. Die Aufnahmen wurden dann anderen Mitgliedern der Gruppe vorgespielt. Das Ergebnis: Kamen die Hilferufe von einem befreundeten Affen, eilten die Makaken diesem schneller zu Hilfe, um einen Raubfeind gemeinsam zu verscheuchen als weniger vertrauten Artgenossen. Dieses Verhalten zeigt, dass enge soziale Bindungen,

Saubere Luft von Mutter Natur

Das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung hat in Kooperation mit einem internationalen Forscherteam ein bislang unbekanntes Oxidationsmittel in der Atmosphäre entdeckt. Die chemische Verbindung spielt beim Abbau von Luftschadstoffen eine ähnliche Rolle wie Hydroxylradikale. Neben Ozon, dem Hydroxylradikal und dem Nitratradikal ist sie das vierte bekannte Oxidationsmittel. Diese säubern die Luft und erfüllen so eine wichtige Funktion für alle Lebewesen auf der Erde. Die Reaktionen der entdeckten chemischen Verbindung sind dabei scheinbar eng mit der Anwesenheit von Alkenen biogenen Ursprungs verknüpft. Diese Kohlenwasserstoffverbindungen werden von Pflanzen gebildet und treten über Wäldern in erhöhter Konzentration auf. Noch ist unklar, ob das neue Oxidationsmittel neben Schwefeldioxid auch andere Luftschadstoffe abbauen kann. Nature 9. August 2012, Vol. 488, 193-197. DOI: 10.1038/nature11278.

Leibniz Biodiversität

Insekten aus dem All

Ein jahrhundertealtes Rätsel um die parasitischen Fächerflügler ist gelöst: Die Insektengruppe steht in enger Verwandtschaft zu Käfern. Das haben Wissenschaftler des Zentrums für molekulare Biodiversitätsforschung am Zoologischen Forschungs-

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museum Alexander Koenig und der Universität Münster mit DNA-Analysen nachgewiesen. Fast 200 Jahre lang war die Forschung uneins, welcher übergeordneten Gruppe der Insekten die Fächerflügler zugeordnet werden können: Käfern oder Fliegen? „Insekten aus dem All“ wurden sie daher genannt. Klarheit brachte nun die Analyse des Erbguts einer neu entdeckten FächerflüglerArt. Erstmals wurde eine vollständige Beschreibung eines neu entdeckten Fächerflüglers präsentiert. Neben einer Genom-Analyse beinhalt sie die Darstellung seiner morphologischen Merkmale. Die Insektengruppe der Fächerflügler umfasst über 500 Arten. Mindestens einen Teil ihres Lebens verbringen die Tiere als Parasiten im Körper anderer Insekten.

Current Biology (14. Juni 2012). DOI:10.1016/j.cub.2012.05.018.

Liste

Leibniz forscht weltweit – hier einige besonders entlegene Forschungsstationen

An der Kirindy-Feldstation im Westen Madagaskars erforscht das Deutsche Primaten Zentrum seit 1993 Verhalten, Ökologie und Demografie der im Kirindy-Wald lebenden Lemuren. Das Höhenobservatorium Chacaltaya in den Anden Boliviens ist die höchstgelegene atmosphärische Messstation der Welt. 5240 Meter über dem Meeresspiegel misst das Leibniz-Institut für Troposphärenforschung in der mittleren Troposphäre klimarelevante Eigenschaften von Aerosolpartikeln.

Die Field Research Station in Hadibu auf der zum Jemen gehörenden Insel Sokotra wird vom Biodiversität und Klima Forschungszentrum der Senckenberg Gesellschaft betrieben. Sie bietet eine Basis, von der aus die Korallenriffe vor der Insel erforscht werden. Die Davis-Station in der Antarktis ist wohl der südlichste Ort, an dem Leibniz dauerhaft forscht. Auf dem 68. Grad südlicher Breite misst das LeibnizInstitut für Atmosphärenphysik in Kooperation mit der Australian Antarctic Division Temperaturen in 20 bis 110 Kilometern Höhe. Das Kumasi Centre for Collaborative Research in Tropical Medicine ist ein biomedizinisches Forschungszentrum im Regenwald Ghanas. Gemeinsam mit ghanaischen Forschern sucht das BernhardNocht-Institut für Tropenmedizin hier nach Wegen, Tropenkrankheiten wie Malaria, Tuberkulose und Buruli-Ulkus unter Kontrolle zu bringen. Auf der Forschungsstation Purwokerto auf der indonesischen Insel Java untersucht das Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie unter anderem den Einfluss von Meeresverschmutzung auf das Leben der Küstenbewohner. In seiner Außenstelle Xi’an in der gleichnamigen Hauptstadt der chinesischen Provinz Shaanxi bietet das Römisch-Germanische Zentralmuseum Restauratoren einen Raum, um archäologische Funde wie Wandmalerei, Keramik und Textilien zu bearbeiten. 5


Leibniz | KURZ & FORSCH

Neue Forschungsergebnisse des Leibniz-Instituts für Neurobiologie könnten einmal die Grundlage einer Autismus-Therapie bilden. Bereits Mitte der 90er Jahre entdeckten die Magdeburger das Protein „ProSAP1/ Shank2“, das für eine Fehlfunktion des Gehirns verantwortlich gemacht wird. Mutationen des Proteins wurden auch bei Autisten beobachtet. Um seine Rolle bei der Entstehung von Autismus zu verstehen, wurden nun Mäuse genetisch modifiziert. Das Protein wurde bei ihnen ausgeschaltet. Mit sichtbaren Folgen: Tiere mit der Gen-Mutation zeigten Verhaltens­ auffälligkeiten, waren hyperaktiv und wiederholten immerzu dieselben Handlungen. Ähnliche Symptome treten bei an Autismus erkrankten Menschen auf. Die Magdeburger Forscher mutmaßen, bei den Mäusen ­liege ein molekularer Reifungsdefekt der Synapsen vor. Sollte seine „Reparatur“ gelingen, könnte dies helfen, Autisten zu therapieren. Nature 14. Juni 2012, DOI:10.1038/ nature11015

60 Jahre KatalyseForschung Das Leibniz-Institut für Katalyse – ­LIKAT Rostock feiert sein 60-jähriges Bestehen. „Seit 60 Jahren hat Rostock einen Spitzenplatz in der Katalyse-Forschung. 6

Das ist etwas Besonderes, darauf sind wir stolz“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) auf dem Festakt zum Jubiläum. Das 1952 von Rostocker Professoren gegründete Institut war die erste europäische Forschungseinrichtung, die sich ausschließlich der Katalyse widmet. Noch heute ist das LIKAT, ein An-Institut der Universität Rostock, mit rund 290 Mitarbeitern und Gästen eines der größten Katalyse-Institute Europas. Katalysatoren sind unverzichtbare Helfer bei der Herstellung reiner Substanzen. Das Prinzip ist der Natur abgeschaut: Biokatalysatoren und Enzyme machen die Photosynthese und das Leben erst möglich.

Energieversorgung der Zukunft

Biegsame Hochleistungskohlenstoffelektrode aus Nanofasern

Die Materialforscher der Leibniz-Gemeinschaft arbeiten an Tech­ niken zur nachhaltigeren Nutzung und Spei­ cherung von Energie. Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung erforschen neue Mög-

www.bildungsbericht.de

DOI: 10.1038/NMAT3334

Neue Angler-Typologie

Bildungsbericht 2012

Unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Anzeige Campus Forschung (DIPF) ist zum vierten Mal der Bericht „Bildung in Deutschland“ erschienen. Die alle zwei Jahre erscheinende empirische Bestandsaufnahme des deutschen Bildungswesens wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder gefördert. Der Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der kulturellen Bildung im Lebenslauf. Bildung in Deutschland 2012,

lichkeiten zur magnetischen Kühlung, die etwa in Kühlschränken angewendet wer­ den könnten. Ihre Erkenntnisse bringen diese besonders energieeffiziente und umweltfreundliche Technologie weiter voran. Ein wichtiger Beitrag zur Energiewende, denn ein großer Teil des weltweit produzierten Stroms wird zu Kühlzwecken verbraucht. Am Leibniz-Institut für Neue Materialien werden neuartige Energiespeicher entwickelt. Mithilfe von Doppelschichtkondensatoren lassen sich große Mengen an Energie sekundenschnell speichern und nahezu verlustfrei jederzeit abrufen. Bislang gehen große Teile überschüssigen Stroms aus Solar- und Windanlagen ungenutzt verloren, da ausreichende Speicherkapazitäten fehlen. Nature Materials 11 (2012),

Buch

Nicht nur bei Fischen, auch bei ihren Anglern herrscht Artenvielfalt. Zu diesem Schluss kommen Biologen und Psychologen des Berliner Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei und der Humboldt-Universität. Sie gingen der Frage nach, warum es Angler ans Wasser zieht und zeigten: Petrijünger unterscheiden sich in dieser Frage deutlicher als angenommen. Frühere Untersuchungen hatten suggeriert, dass es Anglern nicht primär darum geht, Fische zu fangen. Stattdessen seien Entspannung und Erholung ihre Haupt-

motive. Diese These konnten die Forscher widerlegen. Ein Jahr lang ließen sie 1.200 Angler Tagebuch führen und erstellten einen Fragebogen, der ihnen Einblicke in die Anglerpsyche verschaffte. Fünf Angler-Typen identifizierten sie: Den naturorientierten Angler, den Trophäenjäger, den Herausforderungen-Sucher, der schwer zu fangenden Fischarten nachjagt, den sozialen Typ, der mit Freunden und Familie angelt und den Versorgungsangler. North American Journal of Fisheries Management, 31: 861-879.

Fotos: INM; Arlinghaus/IGB; unicom

Autismus-Gen charakterisiert

DOI: 10.1080/02755947.2011.629855 2/2012


Leibniz | KURZ & FORSCH

Neue Leibniz-Website gestartet

Klare Struktur, attraktives Erscheinungsbild und verbesserte Inhalte: Im Zuge der Umsetzung des neuen Corporate Designs präsentiert sich die Website der Leibniz-Gemeinschaft seit Anfang August in frischem Gewand. Inhaltliches Ziel war es, die Leibniz-Einrichtungen in ihrer großen Vielfalt angemessen zu repräsentieren. Je eine Profilseite fasst die Arbeitsschwerpunkte jeder Einrichtung kurz zusammen. Anstelle des bisherigen „Bildes der Woche“ werden Neuigkeiten aus der Gemeinschaft ab sofort in größerem Umfang auf der Startseite gezeigt, wechselnde Aufmacherbilder sorgen für ­Attraktivität. Neu ist die Rubrik „Forschung“: Das wissenschaftliche Profil der Leibniz-Gemeinschaft wird anhand der fünf Sektionen übersichtlich vorgestellt. Der Bereich „Forschungsschwerpunkte“ erlaubt Einblicke in ausgewählte Themen, zu denen jeweils mehrere LeibnizEinrichtungen arbeiten.

Die Website wurde innerhalb von acht Monaten entwickelt. Das Design entstand in Zusammenarbeit mit der Berliner Agentur unicom, technisch realisiert wurde sie von der Agentur Sunbeam, Berlin.

Leibniz besser finden: Die Startseite ist nun klar strukturiert, in der Rubrik Forschung werden die fünf Sektionen übersichtlich dargestellt.

Mit dem Relaunch ist die Arbeit an der neuen Website nicht abgeschlossen. So werden in einem nächsten Schritt Teile der Seite ins Englische übertragen.

www.leibniz-gemeinschaft.de

be the place to for science.

Im Dienst der Wissenschaft.

Berlin. Wissenschaft auf einen Klick. www.berlin-sciences.com

Berlin, die höchste Forschungsdichte Europas. Rund 200.000 experimentierfreudige Menschen studieren, lehren und arbeiten an 15 staatlichen und 19 privaten Hochschulen sowie rund 100 außeruniversitären Forschungsstätten. Darunter internationale Institute wie die Fraunhofer- und MaxPlanck-Gesellschaften. Die enge Verzahnung von Wirtschaft, Wissenschaft und Politik sowie attraktive Förderbedingungen sind Katalysatoren für eine dynamische Szene im Dienste der Wissenschaft. Erforschen auch Sie diesen lebendigen Nährboden für Wissenschaftler und Unternehmen. Im Berliner Wissenschaftsportal mit aktuellen Terminen, Projekten und Navigator durch die gesamte Berliner Wissenschaft.

www.berlin-sciences.com

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L e i b n i z | p e rsp e kt i v e n

Again,

it’s the economy, Die USA vor den Wahlen

stupid.

trieben haben: nämlich massive Steuererhöhungen und Ausgabenkürzungen, sofern sich die Parteien nicht auf etwas anderes einigen.

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Angesichts der traditionellen Präferenz der amerikanischen Wähler für das Thema Arbeitsplätze vor den Themen Geldwertstabilität und fiskalische Vorsorge ist es keine gewagte Prognose, die Entscheidung zwischen Präsident Obama und seinem Herausforderer Romney an der wirtschaftspolitischen Front zu suchen: Welches Programm erscheint dem Wähler plausibler, um eine Arbeitslosenquote von über 8% nachhaltig zu senken? Wie einst bei Clinton heißt es: It’s the economy, stupid. Die große Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008 hat viel längere und tiefere Schleifspuren in der amerikanischen Wirtschaft hinterlassen als von vielen erwartet wurde. Weder Konjunkturprogramme noch eine massive geldpolitische Lockerung haben die Zwickmühle verhindern können, in der sich die USA im Spätsommer 2012 befindet: Da gibt es einerseits eine schwächelnde Weltwirtschaft, in der ein aufwertender Dollar (gegenüber dem noch stärker kränkelnden Euro) Obamas Ziel, die amerikanischen Exporte bis 2015 zu verdoppeln, noch unrealistischer erscheinen lässt als bereits zuvor, und in der billigere amerikanische Einfuhren z.B. aus China weitere Job-Verluste in der amerikanischen Industrie bringen könnten. Da gibt es anderseits kaum noch eigene Möglichkeiten, Impulse zu setzen, weil die ausufernden amerikanischen Schulden (zur Abfederung der Immobilienkrise und zur Stützung der Hausbesitzer) das Land zur Jahreswende an eine „fiskalische Klippe“ ge-

Beide werden an fiskalischen Konsolidierungen aber nicht vorbeikommen, w ­ ollen sie nicht riskieren, dass die USA ihren Schuldenpegel international wie national weiter nach oben treiben und letztlich, trotz der Rettungsweste „Leitwährung“, von den Finanzmärkten mit Risikoaufschlägen abgestraft werden.

Von beiden ist nicht zu erwarten, dass sie dem Thema „global governance“ in Handels-, Umwelt- und Finanzthemen große Aufmerksamkeit widmen und die USA zur internationalen Regeldisziplin verpflichten werden. Romney setzt aber noch stärker auf die unilaterale Kraft der USA und unilaterale Maßnahmen, während sich Obama wohl mehr in gemeinsame Maßnahmen zur Belebung der Weltwirtschaft einbinden lassen wird, wenn ihm dafür von den Partnern in anderen Feldern Entgegenkommen signalisiert wird. Beide werden dem pazifischen Raum und vor allem China mehr Aufmerksamkeit widmen als Europa, zumal der Rat der USA zur Krisenlösung im Euroraum nicht sonderlich willkommen ist. Weder die Welt im Allgemeinen noch Europa im Besonderen sollten von den USA nach den Wahlen Rückenwind beim Lösen weltwirtschaftlicher Herausforderungen erwarten. Wer stattdessen hausgemachte Probleme mit eigenen Maßnahmen angeht, hilft auch dem Partner. rolf j. langhammer

Fotos: IfW; Peter Himsel

Rolf J. Langhammer ist seit 1997 Vize­präsident des Instituts für Weltwirtschaft an der Universität Kiel. Der Volkswirt ist unter anderem Experte für Internationale Wirtschafts­ beziehungen und Entwicklungs­ ökonomie.

In dieser Situation setzt sich Romney klar von allen verteilungspolitisch motivierten Programmen des Amtsinhabers ab, zeigt sich skeptisch gegenüber weiteren Stimulierungsprogrammen jeder Art (einschließlich monetärer Belebungsprogramme der Fed) und spielt die alte republikanische „one size fits all“-Karte: Steuersenkungen für jedermann, um Unternehmertum und Investitionen zu stärken. Der republikanische Elefant ist nicht das Wappentier für feinziselierte Differenzierungen. Obama hin­gegen setzt auf die Nachfragekarte der Steuerbegünstigung ärmerer Schichten und verhält sich dabei bislang ähnlich unnachgiebig wie das demokratische Wappentier, der Esel.

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L e i b n i z | p e rsp e kt i v e n

Leibniz steckt

Positionen ab

Schwerpunktbildung für eine Zukunft durch Forschung

Die Strategiediskussion in der LeibnizGemeinschaft kommt zur richtigen Zeit. Der Wissenschaftsrat befasst sich mit dem Verhältnis und den Perspektiven von Hochschulforschung und außeruni­ versitärer Forschung. Die „Allianz“ der neun deutschen Wissenschaftsorgani­sationen beginnt derzeit eine Diskussion über die Strategien ihrer Mitglieder. Und heftig wird debattiert, ob man mit einer Reform des Grundgesetzes die universitäre Spitzenforschung nach dem Auslaufen der E ­ xzellenzinitiative verstetigen kann. Schließlich steht die Verlängerung des ­Paktes für Forschung und Innovation zur Diskussion. Und immer ist eine klare ­ ­ Position der Leibniz-Gemeinschaft ­ge­fordert. Die Mitgliederversammlung hat dazu ein Positionspapier unter dem Titel „Zukunft durch Forschung“ beschlossen, das gleichermaßen die Eigenständigkeit der derzeit 86 Mitgliedsinstitute und die Notwendigkeit einer verstärkten Schwerpunktbildung betont.

Das Papier stellt die Merkmale der LeibnizGemeinschaft heraus: die Verpflichtung zu herausragender Forschung und gesellschaftlicher, ökologischer und ökonomischer Relevanz, die fachliche Universalität, die Verknüpfung der Geistes- und Sozialwissenschaften mit den Natur-, Lebensund Technikwissenschaften, die gemeinsame Verantwortung des Bundes und der Länder für die Entwicklung der Institute sowie die enge Kooperation mit den Universitäten.

Als Ziele wurden die Schwerpunktbildung in aktuellen Problemfeldern, die Qualitätssteigerung durch Internationalisierung, Gleichstellung und Nachwuchsförderung, die Stärkung der Forschungsinfrastrukturen sowie der Ausbau der engen Verzahnung mit den Hochschulen („Leibniz auf dem Campus“) vereinbart. Dabei wird Präsident, Präsidium und Geschäftsstelle die Aufgabe zugewiesen, die Leistungen der Einrichtungen in der Öffentlichkeit noch sichtbarer zu machen und deren ­Interessen effektiver zu vertreten. 2/2012

Dazu ist auch ein Ausbau der Geschäfts­ stelle in der Hauptstadt geplant. Die Mitgliedsbeiträge sollen angehoben werden, um eine Aufstockung des Personals von 40 auf 54 zu ermöglichen. Damit will die Leibniz-Gemeinschaft ihre Position im Wettbewerb der Wissenschaftsorganisationen verbessern: „koordinierte Dezentralität“ heißt das Strukturprinzip. Nach der Einrichtung des Europabüros in Brüssel 2006 und dem Umzug der Geschäftsstelle von Bonn nach Berlin ist dies der dritte größere Schritt zur Stärkung der organisatorischen Handlungsfähigkeit. Dabei bleibt die Leibniz-­ Geschäftsstelle auch nach dem Ausbau die mit Abstand schlankeste ihrer Art.

Karl Ulrich Mayer ist seit 2010 Präsident der LeibnizGemeinschaft. Zuvor war der S­ oziologe Direktor am ­Max-Planck-Institut für Bildungsforschung in Berlin und Professor an der Yale-University in New Haven/USA.

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft hat den eingeleiteten Strategieprozess und dabei insbesondere die beabsichtigte Schwerpunktbildung durch die LeibnizForschungsverbünde und die WissenschaftsCampi begrüßt. Er betrachtet dies als einen gelungenen Ansatz, um die Stärken der Leibniz-Gemeinschaft in der vernetzten Bearbeitung gesellschaftlich relevanter Themen und in der engen Hochschulkooperation weiter auszubauen. Packen wir es an!

k a r l u l r i c h m ay e r

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Und immer wieder die Konjunkturfrage

Unsere

Wirtschaf ist es, Rationalität in die öffentliche

Wenn es um Konjunkturfragen geht, verfolgen die Ökonomen der Leibniz-Gemeinschaft divergierende Ansätze auf der Suche nach Antworten. Und erfahren hohe Aufmerksamkeit in Politik und Wirtschaft.

Debatte Vielfalt ist das Markenzeichen

der Leibniz-Gemeinschaft. Eben-

zu bringen.“ ­so vielfältig ist die Wirtschafts-

Hans-Werner Sinn

ifo Institut

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forschung, die sich unter ihrem Dach versammelt. Sechs Institute und eine Zentralbibliothek decken ein umfassendes Wissenschaftsspektrum ab, das von der Analyse der Bildungssituation in Gesellschaften bis hin zu börsensensiblen Datenerhebungen für die großen Finanzmetropolen reicht. Jede Einrichtung hat ihre eigenen markanten Schwerpunkte und Herangehensweisen. Dabei kann es zu einem Thema unterschiedliche Meinungen geben, denn die Ökonomen stehen in

einem gesunden Wettbewerb zueinander. Doch eine Gemeinsamkeit besteht: Die zur Leibniz-Gemein­ schaft gehörenden Wirtschaftsforschungsinstitute haben Ge­ wicht – sowohl in der Forschungslandschaft als auch in der Politikberatung. Ihre Studien, Analysen und Gutachten werden aufmerksam wahrgenommen, nicht nur von Kollegen, sondern auch in Ministerien, Unternehmenszentralen und im Bundeskanzleramt. Die Ökonomen nehmen aktuelle Fragen in den Blick und versuchen nachhaltige Antworten zu geben. So kommen die vier Wirtschaftsinstitute, die für die Bundesregierung die so genannte Gemeinschaftsdiagnose (auch als Frühjahrs- und Herbstgutachten bekannt) erstellen, allesamt aus der Leibniz-Gemeinschaft. Gemeinsam mit Kooperationspartnern prognostizieren sie alle sechs M ­ onate

die Konjunkturentwicklung in Deutschland.

Klimatisches aus München

Leibniz-Ökonomen beziehen oft eine klare, nicht immer bequeme Position. Wie HansWerner Sinn, Präsident des ifo Instituts in München: In der Eurokrise hat der Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der LudwigMaximilians-Universität München (LMU) die Politik vor einer Ausweitung des Eurorettungsschirms gewarnt und stattdessen den Austritt des krisengeschüttelten Griechenlands aus der Eurozone angeregt. „Die Vision des ifo Instituts ist es, Rationalität in die öffentliche Debatte zu bringen und bei der Konstruktion des neuen Europa zu helfen“, erklärt Sinn.

Fotos: DIW; RWI; ZEW; IWH; Kai Meinke/IfW; ifo

„Die Vision

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Gebündelte Leibniz-Wirtschaftsweisheit: Gert G. Wagner (DIW), Christoph Schmidt (RWI), Wolfgang Franz (ZEW), Jutta Günther (IWH), Dennis Snower (IfW), Hans-Werner Sinn (ifo), von links.

ftsweisen

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Aber nicht nur Empfehlungen zur Eurokrise werden in der Öffentlichkeit diskutiert. Mindestens ebenso aufmerksam wird der Geschäftsklimaindex verfolgt, den das ifo Institut München monatlich veröffentlicht. „Dazu befragen wir jeden Monat 7.000 Unternehmensvertreter nach ihren Geschäftserwartungen“, sagt Sinn. Der ifo-Index gilt mittlerweile als wichtigster Frühindikator für die deutsche Wirtschaft, den Politiker, Börsianer, Manager und andere für ihre Arbeit nutzen. Eine weitere Spezialität des ifo Instituts ist die quartalsweise Umfrage unter 1.000 Experten zur aktuellen Wirtschaftslage in 90 Ländern. Dadurch seien lange Datenreihen entstanden, die es Wirtschaftsforschern ermöglichten, langfristige Trends von kurzfristigen Ausschlägen zu unterscheiden. „Wir erheben diese Informationen, die später

auch von anderen Institutionen verwertet werden“, betont Sinn. „So wie wir bei der Datensammlung auf Netzwerke zurückgreifen, tun wir es auch bei der wissenschaftlichen Forschung. Das CESifo-Netzwerk, das vom ifo Institut gemeinsam mit der Ludwig-Maximilians-Universität organisiert wird, bringt unsere Wissenschaftler in engen Kontakt mit den Forschern der ganzen Welt.“ Das ifo Institut trägt übrigens seit Kurzem den Untertitel „Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung“ – aber das wird sich auch noch herumsprechen.

Stimmung aus Mannheim

Wissenschaftlich profiliert ist auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Es wurde

zwar erst 1990 gegründet, hat sich aber längst in Forschung und Politikberatung etabliert. So veröffentlicht auch das ZEW monatlich ein für die FinanzBranche wichtiges Stimmungsbarometer: den ZEW-Index. Die Mannheimer verwenden jedoch eine ganz andere Datenbasis als ihre Münchner Kollegen. „Wir befragen rund 350 Finanzmarktexperten aus Banken, Versicherungen und großen Unternehmen“, erläutert ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Die Forschung des ZEW zeichnet sich durch methodische Vielfalt und einen starken mikroökonomischen und mikroökonometrischen Schwerpunkt aus, sie basiert also in erster Linie auf Individualdaten. Neben der Kapitalmarktforschung und der Finanzmarktanalyse zählen das Gründungs- und Innovationsgeschehen, die Arbeitsmärkte sowie Fragen der

„Wir befragen rund 350 Finanzmarktexperten aus Banken, Versicherungen und großen Unternehmen.“ Wolfgang Franz Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung

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L EIBNIZ | u n s e r e W i rtschaftsw e i s e n

„Wir arbeiten Unternehmensbesteuerung, zur Fragen, wie etwa in Form eines die Einkommenssituation der Sondergutachtens zur Schul-

ist der Leiter des Forschungs-

Erkenntnisse bereichs Umwelt, der Profes- Partner der Politik sor für Volkswirtschaftslehre

darüber, wie an der Universität Heidelberg, aus dem Pott Andreas Löschel, auch Vorsit-

Wirtschaft zender der Monitoringgruppe Neben Franz gehört auch der der Bundesregierung, die die

Präsident des Rheinisch-West-

funktioniert, Energiewende wissenschaftlich fälischen Instituts für Wirtauszuweiten

und so zu einem besseren Leben für die Menschen beizutragen.“ Christoph Schmidt Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung

schaftsforschung (RWI) in Essen und Professor an der Ruhr„Es wird immer so sein, dass Universität Bochum, Christoph das ZEW neue Themen auf- Schmidt, zu den fünf Wirtgreift, die wirtschaftspolitisch schaftsweisen. Auch das 1926 relevant und wissenschaftlich gegründete RWI zählt zu den interessant sind“, betont ZEW- Schwergewichten der deutschen Chef Franz. Der Professor der Wirtschaftsforschung und der Volkswirtschaftslehre an der wirt­schaftswissenschaftlichen Universität Mannheim ist zu- Beratung. Es erarbeitet Gutachgleich Vorsitzender des Sachver- ten zu Themen wie dem Elternständigenrats zur Begutachtung geld, zur Hartz-IV-Reform, zur der gesamtwirtschaftlichen Ent­- High-Tech-Strategie der Bunwicklung der Bundesregie­ rung. desregierung, zur GesundheitsDer Expertenkreis, auch bekannt forschung oder zur Tarif- und als „Rat der fünf Wirtschafts- Mindestlohnpolitik. Außerdem weisen“, übergibt der Bundes- greift das RWI Klima- und Umregierung jeden November ein weltfragen auf. So untersuchen Jahresgutachten zur deutschen RWI-Forscher aktuell, wie sich Wirtschaft und berät die Politik in Afrika der Zugang zu Elektriin drängenden wirtschaftlichen zität auf den Lebenswandel und begleiten soll.

Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel Gründungsjahr: 1914 Mitarbeiter: 148 Budget: 11,88 Millionen Euro

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DIW Berlin ― Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung Gründungsjahr: 1925 Mitarbeiter: 212 Budget: 22,3 Millionen Euro

Menschen auswirkt. Das RWI ist ein gefragter Gesprächspartner für die Politik und nimmt ebenfalls an der Gemeinschaftsdiagnose teil. 2007 richtete das Essener Institut zudem eine Außenstelle in Berlin ein, um für die Hauptstadtpolitiker quasi fußläufig erreichbar zu sein.

Multidisziplinäres aus Berlin

Schon immer – und das heißt seit seiner Gründung 1925 – in Berlin angesiedelt ist das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Multidisziplinarität wird hier groß geschrieben. „Bei uns spielen die Naturwissenschaften eine Rolle in der Energie- und Verkehrsforschung“, erklärt der DIW-Vorstandsvorsitzende Gert G. Wagner, „aber auch Sozialwissenschaften und Psychologie, insbesondere durch das Sozio-ökonomische Panel.“ Zur Energiewende geben DIWExperten regelmäßig Analysen

Fotos: Angela Husfeld/IfW; DIW; ifo; RWI; IWH; ZEW

Umweltökonomik oder Energie-

daran, die politik zu den ZEW-Themen. So denkrise im Euro-Raum.

ifo Institut ― Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München Gründungsjahr: 1949 Mitarbeiter: 187 Budget: 16,3 Millionen Euro

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ab, wie durch nachhaltige Strategien Wirtschaftswachstum erreicht werden kann. Ebenso beschäftigt sich das DIW Berlin mit der Lebens- und Bildungssituation der Menschen. Dazu liefert das Institut jedes Jahr umfassendes Datenmaterial durch die international renommierte Längsschnitterhebung Sozioökonomisches Panel (SOEP). Für sie werden rund 20.000 Menschen aus rund 11.000 Haushalten befragt, deren anonymisierte Daten als „Forschungsinfrastruktur“ weltweit analysiert werden. Derzeit werten mehr als 500 Forschergruppen die SOEP-Daten aus. Das DIW Berlin hat aber noch weitere Ambitionen: „Wir sind dabei, unsere makroökonomische Analysepotentiale wesentlich zu stärken und werden uns bewerben, um wieder bei der Gemeinschaftsdiagnose dabei zu sein“, kündigt Wagner, Professor für Volkswirtschaftslehre an der TU Berlin, an. In der Tat hat Makroökonomie am DIW eigentlich Tradition. Weil das

Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung, Essen Gründungsjahr: 1926 Mitarbeiter: 91 Budget: 10,1 Millionen Euro

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Thema jedoch einige Jahre als Schwerpunkt vernachlässigt wurde, ist das Institut seit 2007 nicht mehr an der Gemeinschaftsdiagnose beteiligt. Nun arbeitet man am Comeback. „Wir werden wieder zu den ersten Adressen gehören, die von der Politik gefragt werden, wenn es um wichtige makroökonomische Fragestellungen geht“, betont Wagner. Für eine deutliche Neuausrichtung soll auch ein neuer Instituts-Chef sorgen. Als Wagners Nachfolger tritt voraussichtlich im Februar 2013 Marcel Fratzscher an die DIW-Spitze, der bislang Abteilungsleiter für „Internationale wirtschaftspolitische Analysen“ der Europäischen Zentralbank war.

Lange Tradition in Kiel

Auf die längste wirtschaftswissenschaftliche Tradition kann in der Leibniz-Gemeinschaft das Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel zurück blicken. Es wurde bereits 1914 als „König-

liches Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft“ gegründet. Unter Leitung des amerikanischen Makroökonomen Dennis Snower hat das IfW in den vergangenen Jahren seinen Fokus auf weltwirtschaftliche Forschungsthemen weiter gestärkt. So analysieren IfW-Forscher unter anderem Arbeitsmarktprogramme, internationale Bankenstrukturen und die Herausforderungen, vor denen der Euro-Raum steht. Zudem ist es an der Gemeinschaftsdiagnose für die Bundesregierung beteiligt. International noch bekannter geworden ist das Institut als Ausrichter des Weltwirtschaftssymposiums (Global Economic Symposium), das es gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung organisiert. Über 400 Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer aus aller Welt diskutieren hier einmal im Jahr Lösungen globaler ökonomischer Probleme. Ein Spitzen­ treffen, das auch möglich wird, weil das IfW selbst ein großes Netzwerk aus nationalen und internationalen Managern und

Institut für Wirtschaftsforschung Halle Gründungsjahr: 1992 Mitarbeiter: 78 Budget: 6,46 Millionen Euro

„Wir werden wieder zu den ersten Adressen gehören, die von der Politik gefragt werden.“ Gert G. Wagner Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung , Mannheim Gründungsjahr: 1990 Mitarbeiter: 183 Budget: 19,49 Millionen Euro

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Die größte Bibliothek für Wirtschaftsforschung Mit über 4,3 Millionen Bänden in den Bibliotheksregalen und einem digitalen Bestand von mehr als 4,8 Millionen Dokumenten – darunter 8.000 Online-Lizenzen für nationale und internationale Fachzeitschriften ― ist die Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften ― Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft (ZBW) die weltgrößte wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Bibliothek. Die ZBW hat zwei Standorte: Kiel und Hamburg. Wer in die Lesesäle kommt, kann mit Blick auf Kieler Förde oder Binnenalster in der Fachliteratur stöbern. Alle anderen Nutzer haben über das Internetportal EconBiz Zugriff auf über 8 Millionen Zeitschriften und andere digitalisierte Dokumente. Auf dem Open-Access-Publikationsserver EconStor stehen zudem wirtschaftswissenschaftliche Arbeitspapiere kostenfrei zur Verfügung. Ihre Wurzeln hat die Zentralbibliothek wie das IfW Kiel im 1914 gegründeten „Königlichen Institut für Seeverkehr und Weltwirtschaft“. Mit dem IfW arbeitet die heute eigenständige ZBW aber weiterhin eng zusammen. So ist sie an dem vom IfW organisierten Global Economic Symposium als sogenannter „Knowledge Partner“ beteiligt und versorgt alle Teilnehmer bereits im Vorfeld mit Literatur zu den Konferenzthemen. cxm

Wissen schlägt Wellen: Der Standort der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften in Kiel mit Blick auf die Förde.

„Die fortschreitende Globalisierung geht jeden Einzelnen von uns an.“ Dennis Snower Institut für Weltwirtschaft

Forschern pflegt. Deren wissenschaftliche Arbeiten fließen teils direkt, teils indirekt in die Forschungs- und Beratungsaktivitäten des IfW ein. Erst jüngst wurde das Kieler Institut deshalb positiv vom Senat der Leibniz-Gemeinschaft evaluiert. Deutlich wurde dabei, dass das IfW das Potenzial hat, in der internationalen Wirtschaftsforschung noch an Bedeutung zu gewinnen. Die Kieler LeibnizForscher sind als An-Institut der Universität Kiel organisiert und arbeiten eng mit der benachbarten Zentralbibliothek für Wirtschaftsforschung zusammen (siehe Kasten links).

Ostdeutschlands Konjunkturbarometer kommt aus Halle

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Ein Alleinstellungsmerkmal weist das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) auf: Die Ökonomen aus der Saalestadt konzentrieren sich auf ökonomische Entwicklungen in den neuen Bundesländern. So veröffentlichen sie quartalsweise das Konjunkturbarometer Ostdeutschland. Das IWH ist das einzige größere Wirtschaftsforschungsinstitut in den neuen Ländern und ebenfalls an der Gemeinschaftsdiagnose beteiligt. Derzeit steht das Institut vor wichtigen Reformen, nachdem es in der Evaluation der Leibniz-Gemeinschaft zuletzt

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negativ bewertet worden war. Im Verlauf der kommenden drei Jahre wird sich herausstellen, wie sich das IWH künftig positionieren kann. Dazu soll zunächst eine neue Institutsleitung berufen werden. Wunschkandidatin ist die Tübinger Professorin Claudia Buch, die seit März dem Rat der fünf Wirtschaftsweisen angehört. Derzeit leitet sie die Abteilung Internationale Volkswirtschaft und Finanzen an der Universität Tübingen.

Profunde Daten wichtiger denn je

Ein Blick auf die sechs LeibnizWirtschaftsinstitute macht deutlich, dass sie sich zwar einem breiten Themenspektrum widmen und für unterschiedliche Herangehensweisen stehen, aber jenseits gemeinsamer Fragestellungen doch ihre jeweils profilbildende Forschungsagenda verfolgen. Es gibt eben nicht nur die Konjunkturfrage. Vor dem Hintergrund der ökonomischen Krisen dieser Zeit ist der Bedarf an den profunden Daten, Analysen und Erkenntnissen der Leibniz-Ökonomen heute größer denn je. ch r i s t i n e x u â n m ü l l e r

sich der Frage, unter welchen Bedingungen die strukturschwachen Regionen Europas aufholen können.“ Jutta Günther Institut für Wirtschaftsforschung Halle 2/2012

Fotos: Lukas Roth/ZBW; Picture Alliance/Photoshot; Sibylle Mundt/IAMO

„Das IWH widmet

Grundlagenforschung in Transformationsländern: Das Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle (Saale).

Wirtschaftsforschung gibt es auch woanders Ökonomen arbeiten nicht nur in den LeibnizWirtschaftsforschungsinstituten, sondern zum Beispiel auch im Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB), dem GiGA ‑ LeibnizInstitut für Globale und Regionale Studien in Hamburg oder bei den Raumforschungsinstituten. Ein besonderer Spezialist ist das LeibnizInstitut für Agrarentwicklung in Mittel- und Osteuropa (IAMO) in Halle (Saale). Das erst 1994 gegründete Institut betreibt anwendungsorientierte Grundlagenforschung zur agrarwirtschaftlichen und sozioökonomischen Entwicklung in den Transformationsländern Mittel- und Osteuropas sowie Asiens, speziell China. Da die Ökonomien dieser Staaten vor allem vom Agrar- und Ernährungssektor geprägt sind, stoßen die Forschungsarbeiten des IAMO zu diesem Bereich nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland auf großes Interesse. So greift unter anderem die Weltbank regelmäßig auf Erkenntnisse des Hallenser Instituts zurück. „Mit unserem speziellen Fokus auf Länder wie China, Russland, Ukraine, Serbien, Albanien und Polen sind wir einzigartig“, sagt Thomas Glauben, Direktor am IAMO. In jüngerer Zeit ist das Institut stark gewachsen, die Zahl der Mitarbeiter hat sich fast verdoppelt. Rund ein Drittel der wissenschaftlichen Mitarbeiter kommt aus den beforschten Ländern selbst. Überdies kooperiert das IAMO mit zahlreichen ausländischen Forschungsinstituten. cxm

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Politikberatung soll keine Politik machen

z i n Leib te t a b De

Gert G. Wagner zum Balanceakt, Forderungen der Volkswirte umzusetzen Das Eingeständnis fällt schwer, ist aber notwendig: Auch die Wirtschaftsforschung weiß keine Antwort auf die Frage, was der beste Weg ist, die wirtschaftliche Integra­tion Europas voranzutreiben. Es ist geboten, dies offen zuzugeben ― selbst auf die Gefahr hin, dass Öffentlichkeit und Steuerzahler fragen, wozu sie dann überhaupt Wirtschaftsforschungs­ institute finanzieren.

A U TO R

Prof. Dr. Gert G. Wagner ist Vorstandsvorsitzender des DIW Berlin, Lehrstuhlinhaber für Empirische Wirtschaftsforschung und Wirtschaftspolitik an der TU Berlin sowie Max Planck Fellow am MPI für Bildungsforschung, Berlin.

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Die Volkswirte-Zunft hat die Öffentlichkeit in diesem Sommer ohnehin verwirrt: Zur europäischen Finanzkrise gab es keine einheitliche Aussage, sondern sage und schreibe drei unterschiedlich ausgerichtete öffentliche Stellungnahmen von Volkswirtschafts-Professoren. Zu den Unterzeichnern zählten auch Chefs von Wirtschaftsforschungs-Instituten in der Leibniz-Gemeinschaft; sie unterstützten nicht einen, sondern unterschiedliche Aufrufe. Leitende Mitarbeiter des DIW Berlin meldeten sich bei zwei verschiedenen Appellen zu Wort. Insgesamt beteiligten sich fast 500 Volkswirte an den Aufrufen.

Volkswirte sollten jedoch nicht versuchen, durch Aufrufe Politik zu machen. Sie sollten die Politik nur beraten – und beachten, dass der Wirtschaftsforschung bei der wissenschaftlichen Politikberatung Grenzen gesetzt sind. Zum einen können, wie die Aufrufe zeigen, verschiedene Volkswirte bei der Beurteilung (wirtschafts-)politischer Maßnahmen zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen. Das ist aber nicht etwa überraschend, sondern unvermeidbar. Auch

Volkswirte legen ihren Analyen (oft implizit) unterschiedliche Werte zugrunde, vertreten politische Meinungen und streben unterschiedliche Ziele an. Sie sollten diese deshalb transparent machen.

Zum Zweiten sind großangelegte Experimente, mit denen wirtschaftspolitische Maßnahmen systematisch getestet werden könnten, bei der Analyse der Wirtschaft in der Regel nicht möglich – anders als etwa in der Pharmaforschung. Zwar gibt es jede Menge wirtschaftspolitische Experimente, aber nahezu immer fehlt eine „Kontrollgruppe“, mit der eine „TreatmentGruppe“ verglichen werden könnte. Mit diesem Problem steht die Volkswirtschaftslehre nicht alleine da: Es ist auch

grenzt, dass es so gut wie keine historischen Vorbilder gibt für die Probleme einer Währungsunion in einer zwar eng, aber nicht vollständig verflochtenen Wirtschaftsregion. Diese wird zudem von bislang unbekannten Gefahren geprägt, die vom modernen Banken- und Finanz­ system ausgehen. Deshalb sollte die Wirtschaftsforschung auch nicht behaupten, sie wisse eindeutig, was für den weiteren europäischen Einigungsprozess oder für Deutschland die beste Strategie sei.

in anderen Disziplinen – etwa der Medizin – extrem schwierig, aus bloßen Korrelationen Kausalaussagen abzuleiten. Insofern ist bei komplizierten Problemen Streit über den empirischen Befund nicht überraschend, sondern geradezu geboten. Zugespitzte Forderungen beleben die Diskussion; es wäre aber schlimm, wenn sie ohne einen demokratisch legitimierten Entscheidungsprozess eins zu eins umgesetzt würden. Schließlich wird Wirtschaftsforschung über den europäischen Einigungsprozess dadurch be-

Die Trennung von Politikberatung und Politik ist keineswegs einfach, man denke nur an die öffentliche Wirkung von Kommentaren, die Institutsmitarbeiter für Zeitungen schreiben. Umso wichtiger ist es, dass in den Instituten Politikberatung und Politik transparent auseinandergehalten werden.

Volkswirte sollten nicht versuchen, durch Aufrufe Politik zu machen

Die öffentlich finanzierten und qualitätsgeprüften LeibnizWirtschaftsforschungs-Institute spielen eine spezielle Rolle. Sie bieten forschungsbasierte Politikberatung an, die – zumindest über alle Institute hinweg gesehen – auch paradigmatisch nicht verengt ist. Dadurch vermitteln die Institute der Öffentlichkeit wichtige Einsichten – bieten aber keine Patentrezepte an. Wer über diese Art der Politikberatung hinaus Politik machen will, der kann und soll dies als Einzelperson tun.

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Keine weitere

Sozialisierung

europäischer Schulden Hans-Werner Sinn zu den Stellschrauben der Krisenbewältigung

Hätte man vor 20 Jahren gewusst, in welchen Schwierig­ keiten die Eurozone heute steckt und welchem Druck man ausgesetzt ist, hätte Deutschland dem Euro nie zugestimmt, zumindest nicht mit allen ­Ländern, die heute dabei sind.

Fotos: Stephan Röhl/DIW; ifo; Eisenhans - Fotolia.com

Der Euro hat Europa offenbar kein wirtschaftliches Gleich­ gewicht gebracht. Der Südwesten Europas, inklusive Frankreich, steckt heute in einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise, während Deutsch­ lands Wirtschaft nach langen Jahren der Flaute prosperiert.

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Dies war nicht immer so. In der Zeit von der Ankündigung des Euro beim Gipfel in Madrid 1995 bis zum Beginn der Finanzkrise 2007 fiel Deutschland beim Bruttoinlandsprodukt pro Kopf vom dritten auf den elften Platz der heutigen EU-Länder zurück. Ein Grund dafür lag im durch den Euro erzeugten Kapitalexport von Deutschland in den Süden des Euroraums. Um seine Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, durchlief Deutschland in dieser Zeit einen Prozess der realen Abwertung durch Preisund Lohnzurückhaltung.

Die Erfolge kamen erst nach dem Ausbruch der Krise, weil Deutschland davon profitierte, dass die Kapitalanleger es vorzogen, im sicheren Heimathafen Deutschland zu investieren. Es robbte sich vom elften auf den neunten Platz voran. Es gibt für Deutschland keine

Verdichtung des Euroraums auf einen funktions­ fähigen Kern

Veranlassung, nach seiner eigenen Eurokrise nun noch für die Krise der anderen Länder zu bezahlen, zumal es das nicht schaffen würde. Die Krisenländer haben schon viele Hundert Milliarden Euro an öffentlichen Hilfen erhalten, davon über 1.000 Mrd. allein von der EZB, und doch reicht das Geld nicht aus. Wenn man alle Hilfen zusammen nimmt, liegt das Rettungsvolumen heute bereits bei 1,6 Bill. Euro, und es wird auf 2,3 Bill. Euro steigen, wenn der ESM ausgeschöpft wird. Sollten die Krisenländer pleitegehen und aus dem Euro austreten,

verlöre Deutschland mehr als 778 Mrd. Euro. Bleiben sie drin, weil sie weiter finanziert werden, werden die Verluste noch größer. Weitere Hilfsgelder werden nicht helfen, denn sie kurieren nur die Symptome. Das Problem des Euroraums liegt darin, dass die südlichen Länder durch den billigen Kredit, den der Euro brachte, zu teuer geworden sind und ihre Wettbewerbsfähigkeit verloren haben. So ist Griechenland heute um etwa 60% teurer als die Türkei. Was immer an Reformen und Produktivitätsverbesserungen angedacht wird: Diese Maßnahmen wirken nur dann und in dem Maße, wie sie die Länder relativ zu ihren Wettbewerbern billiger machen. Will man keine Inflation in den Kernländern des Euroraums in Gang setzen, gibt es nur zwei Wege: Die Länder treten aus und werten ihre neuen Währungen ab, oder sie bleiben im Euro und akzeptieren ein langes Siechtum, um ihre Preise zu drücken. So oder so stehen schmerzliche Entscheidungen an.

Es ist an der Zeit, über eine Verdichtung des Euroraums auf einen funktionsfähigen Kern nachzudenken. Statt den Austritt mit dem Weltuntergang gleichzusetzen, sollte die Politik lieber nach Wegen suchen, ihn geordnet und verträglich zu gestalten. Da wir keinen gemeinsamen Staat haben, muss es möglich sein, ein Zwischending zwischen einem Festkurssystem mit unterschiedlichen Währungen und einer einheitlichen Währung, wie man sie innerhalb eines Staates unterhalten kann, zu konstruieren.

A U TO R

Prof. Dr. Dres. h.c. Hans-Werner Sinn ist Präsident des ifo Instituts — Leibniz-­ Institut für Wirtschaftsforschung so­wie Professor für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Die

Herkules aufgabe

Wie schaffen wir die Energiewende? Ökonomen verfolgen unterschiedliche Ansätze Das Ziel ist klar definiert, aber der Weg dorthin sorgt bundesweit für Diskussionen: 2050 sollen 80 Prozent der Energie­ versorgung aus erneuer­baren Energiequellen gespeist werden. Das Deutsche ­Institut für Wirtschaftsforschung, das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung sowie das Rheinisch-Westfälische ­Institut für Wirtschafts­forschung beschäftigen sich mit dem umfassenden Umbau, der Chancen und Risiken birgt.

„Jeder will mit möglichst geringen Kosten davon kommen“

Andreas Löschel Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW)

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„Die Energiewende gibt es nicht zum Nulltarif“, bringt Andreas Löschel vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) das brisante Thema auf den Punkt. Diese allgemeine Erkenntnis habe viele Menschen noch immer nicht erreicht. „Die Energiewende verursacht definitiv eine Mehrbelastung“, sagt Löschel, der am ZEW den Forschungsbereich „Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement“ leitet. Wie die Kosten-Verteilung allerdings aus­ sehen könnte, sei zurzeit leider nur eine Diskussion von Interessensverbänden: „Jeder will mit möglichst geringen Kosten davon kommen.“ Der ZEW-Wissenschaftler, der seit 2011 auch Vorsitzender der Expertenkommission zum MonitoringProzess „Energie der Zukunft“ der Bundesregierung ist, sieht in dieser Einstellung ein grund-

sätzliches Problem der Energiewende. „Ob erneuerbare oder konventionelle Ener­gien – überall gibt es Partikular­ interessen. Wird diesen nicht nachgekommen, heißt es sofort, die Energiewende sei gescheitert. Keiner sieht das übergeordnete Gemeinschaftsprojekt, sondern nur seine eigenen Interessen“, kritisiert der Ökonom. Da sei die Politik gefordert, Rahmenbedingungen zu setzen – auch gegen die Partikularinteressen. „Allein mit Subven­ tionen und Ausnahmeregelungen ist die Energiewende nicht zu schaffen“, sagt Löschel.

Knackpunkt Netzausbau

Aktuell gibt es für den Umweltökonomen vor allem eine Baustelle, die dringend angegangen werden muss: „Der Netzausbau einerseits und der Ausbau der Erneuerbaren Energien andererseits müssen besser aufeinander abgestimmt werden.“ Das Gegenteil könnte laut Löschel die jetzt fest geschriebene Deckelung beim Bau von Solaranlagen bewirken: „Sie wird dazu führen, dass es einen nochmaligen Boom bei neuen Anlagen geben wird und diese immer schneller ans Netz gehen.“ Sinnvoller sei ein maßvoller Ausbau der Photovoltaik, der mit dem Neubau der Stromnetze Schritt halten könne.

Auch für Manuel Frondel, Leiter des Kompetenzbereichs „Umwelt und Ressourcen“ am RWI steht ­außer Frage, dass die Photovoltaik noch immer zu stark bezuschusst wird. „Unser Institut hat kürzlich berechnet, dass wir für alle Photovoltaikanlagen, die in Deutschland von 2000 bis Ende 2011 installiert worden sind, rund 100 Milliarden Euro an Zahlungsverpflichtungen ein­ ge­ gangen sind. Das sind Zahlungsverpflichtungen, die die Verbraucher in den nächsten 20 Jahren mit ihren Stromrechnungen tilgen müssen. Mit 16 Milliarden Euro ist erst ein geringer Bruchteil dieser Summe bezahlt. Der Löwenanteil steht noch aus. Und das für einen Anteil von derzeit weniger als vier Prozent Solarstrom an der gesamten Stromproduktion.“ Für Frondel sind die Zahlen ein Indikator für äußerste Ineffizienz. Er befürchtet, dass am Ende zu wenig Geld für alternative Technologien übrig bleiben wird. Ähnlich wie Löschel bemängelt auch Frondel das Missverhält-

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Fotos: ZEW; Julica Bracht/RWI; Sabine Braun/DIW; alphaspirit - Fotolia.com

nis zwischen dem Ausbau alternativer Technologien und dem Netzausbau. Deutschland erhöhe zwar die Kapazitäten sämtlicher erneuerbarer Energie-Technologien, „aber der Strom, der vor der Küste produziert wird, kann mangels Leitungen nicht ans Festland transportiert werden“. Ineffizient ist für Frondel auch die Konkurrenz zwischen Windund Solarenergie, die auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen wird: „Wenn an manchen Tagen die Sonne scheint und der Wind kräftig weht, aber die Strom-Nachfrage gering ist, kommt es vor, dass Windkraftanlagen abgeschaltet werden müssen. Sie erhalten dennoch ­ eine Entschädigung.“ Solche Überproduktionen könnten vermieden werden, indem stärker in Speichertechnologien investiert werden würde. Denkbar seien Verträge mit Abnehmern im Ausland oder ein grenzüberschreitender Netzausbau. „Solche Optionen müssen wir uns künftig gut überlegen, damit der Verbraucher nicht doppelt zahlt“, sagt Frondel.

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Vor diesem Hintergrund plädiert das RWI seit Jahren für ein Innehalten beim Ausbau der Erneuerbaren Technologien. „Und zwar solange, bis die entsprechende Infrastruktur geschaffen wird“, sagt Frondel.

Quoten und Zertifikate

Ginge es nach dem Willen des RWI-Wissenschaftlers, würde die Erneuerbare-Energien-Umlage sofort abgeschafft werden: „Das EEG, das ursprünglich eingeführt worden ist, um Nischentechnologien auf den Markt zu

bringen, hat ausgedient!“ Das Fördersystem sollte zugunsten marktwirtschaftlicherer Systeme abgeschafft werden. „Denkbar wäre ein Quotensystem, bei dem den Energieversorgern eine feste Quote an Erneuerbaren Energien vorgeschrieben wird“, erklärt Frondel.

Wie sie diese Quote erfüllen, bleibe den Energieversorgern überlassen: Sie könnten etwa selbst in erneuerbare Technologien investieren oder die Quoten in Verbindung mit einem so genannten grünen Zertifikatesystem erfüllen. Die Idee dahinter: Investoren in Erneuerbare-Energie-Technologien erhalten für jede Einheit produzierten grünen Stroms ein so genanntes Grünes Zertifikat, das sie an jene Energieversorger weiterverkaufen, die die Zertifikate benötigen, um ihre Quote zu erfüllen. „Würde man ein solches Quotensystem gleichzeitig mit einem europaweiten Zertifikatehandel ausstatten, ließen sich viele Kostenvorteile heben. Der grüne Strom würde dort produziert werden, wo er am kostengünstigsten ist“, erklärt Frondel. Solarstrom käme nicht mehr aus Deutschland, sondern aus den sonnenreichen, südeuropäischen Staaten. Windstrom hingegen würde vorzugsweise an den deutschen Küsten produziert werden. Die Energieversorger anderer Länder würden – mangels Alternativen – ihre Zertifikate dort kaufen. „Damit ließe sich europaweit ein einheitliches System schaffen“, sagt Frondel.

Konjunkturmotor Energiewende?

Claudia Kemfert vom DIW in Berlin findet diesen Ansatz wenig überzeugend: „In den Niederlanden und in Großbritannien gab es bereits ein solches Quotensystem, das wieder abgeschafft werden musste – mangels Erfolg und zu hoher Kosten. Stattdessen wurde dort ein EEG-Umlagesystem nach

deutschem Vorbild eingeführt.“ Für die Leiterin der Abteilung „Energie, Verkehr, Umwelt“ steht schon lange fest, dass das Gesamtprojekt eine Herkulesaufgabe ist, die sich am besten mit einem Energieminister bewältigen ließe. „Aktuell sind die Kompetenzen weit auf Bundes- und Landesebene verteilt. Eine Bündelung ist da nur sinnvoll.“ Kemfert ist sich sicher, dass eine kluge Energiewende zum Konjunkturmotor für die gesamte Bundesrepublik werden könnte, denn große gezielte Investitionen erhöhen die Wertschöpfung und schaffen Arbeitsplätze. Die Umweltökonomin denkt dabei an Investitionen in erneuerbare Energien, in neue Gas-Kraft­werke, Energieeffizienz, nachhal­tige Gebäude und Mobilität.

Nach wie vor zu wenig berücksichtigt werde zudem der Aspekt des Energiesparens: „Wir konzentrieren uns zu sehr auf die Bereitstellung von Energie“, sagt Kemfert. Dabei könnte ein Energiespar-Programm viele Vorteile schaffen. Weniger Energie müsste bereit gestellt werden, das System würde entlastet und Kosten würden verringert werden. Volkswirtschaftlich gesehen seien alle Bereiche relevant: die Privathaushalte durch die Nutzung energiesparender Geräte genauso wie die Gebäudesanierung oder Mobilität. Allein ein Fünftel des Energiebedarfs von Immobilien ließe sich einsparen, indem die Gebäude mit effizienter Dämm- und Klimatechnik ausgestattet werden würden. Vor allem im Industriebereich gebe es riesige Energieeinsparpotenziale, insbesondere bei den Prozess- und mechanischen Energien. Eine aktuelle DIW-Studie zeigt, dass eine Energieeffizienzverbesserung sowohl entlastend auf den Strompreis, als auch auf die Emissionen wirkt. „Da die Regierung so große Angst vor Strompreissteigerungen hat, ist es unverständlich, warum sie dieses Potenzial so wenig nutzt“, sagt Kemfert. k at j a l ü e r s

„Indikator für äußerste Ineffizienz“

Manuel Frondel Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI)

„Wir konzentrieren uns zu sehr auf die Bereit­stellung von Energie“

Claudia Kemfert Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW)

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Thüringen

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Zentrum für Europäische GNM Wirtschaftsforschung, Mannheim

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IDS

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Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung (RWI), Essen

Saarland FIZ KA

BadenWürttemberg

MFO

IfZ

Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW), Kiel

Hohenzollernstraße 1-3 · 45128 Essen Tel.: 0201 / 81 49 - 0 E-Mail: rwi@rwi-essen.de

KIS

Deutsches Institut für Wirtschafts­ forschung (DIW), Berlin

Hindenburgufer 66 · 24105 Kiel Tel.: 0431 / 88 14 - 1 E-Mail: info@ifw-kiel.de

www.rwi-essen.de

ifo

Mohrenstraße 58 · 10117 Berlin Tel.: 030 / 897 89 - 0 E-Mail: kundenservice@diw.de

www.ifw-kiel.de

Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim

ifo Institut — Leibniz-Institut für DM Wirtschaftsforschung, München

www.diw.de

Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Halle (Saale)

ifo Institut Leibniz-Institut für Wirtschafts­­forschung an der Universität München e. V. (ifo), München

L7,1 · 68161 Mannheim Tel.: 0621 / 12 35 - 01 E-Mail: info@zew.de

Institute der Sektion D: Mathematik, Natur- und Ingenieurwissenschaften

www.zew.de

Institute der Sektion C: Lebenswissenschaften

Kleine Märkerstraße 8 · 06108 Halle (Saale) Tel.: 0345 / 77 53 - 60 E-Mail: presse@iwh-halle.de

Institute der Sektion B: Wirtschafts- und Sozialwissen­­schaften, Raumwissenschaften

www.iwh-halle.de

Poschingerstraße 5 · 81679 München Tel.: 089 / 92 24 - 0 E-Mail: ifo@ifo.de www.cesifo-group.de

Institute der Sektion A: Geisteswissenschaften und Bildungsforschung

ZBW — Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft, Kiel und Hamburg (ZBW), Kiel und Hamburg

Düsternbrooker Weg 120 · 24105 Kiel Tel.: 0431 / 881 45 - 55 E-Mail: info@zbw.eu

www.zbw.eu

Institute der Sektion E: Umweltwissenschaften

Weitere Informationen zu den 86 Einrichtungen der Leibniz-Gemeinschaft online unter: www.leibniz-gemeinschaft.de

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20


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L e i b n i z | u n s e r e W i rtschaftsw e i s e n

B e rl i n

Teure

Gesundh Forschung zu ökonomischen Fragen in Zukunft immer wichtiger Die Ausgaben im Gesundheitswesen wachsen stetig, doch die finanziellen Mittel sind begrenzt. Diesem Dilemma stellt sich der Kompetenzbereich Gesundheit am RheinischWestfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen — geleitet von der Frage nach dem richtigen Verhältnis von Kosten und Nutzen medizinischer Leistungen.

Medizin heilt nicht nur, sondern ist auch ein Geschäft. Optimale Behandlung und Wirtschaftlichkeit für alle Beteiligten müssen dabei unter einen Hut gebracht werden.

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Die Zahl der Krankenhausbehandlungen in Deutschland ist innerhalb von fünf Jahren um 13 Prozent gestiegen. Sorgen dafür allein der demographische Wandel und der technische Fortschritt in der Medizin? Sie tragen einen Großteil dazu bei, doch nach einer Studie des RWI deutet vieles darauf hin, dass Krankenhäuser auch aus wirtschaftlichen Gründen bestimmte Operationen häufiger anbieten als früher. Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) hatte die Studie in Auftrag gegeben. Die Kassen sind mit jährlich steigenden Ausgaben für Krankenhausbehandlungen konfrontiert, immerhin rund 60 Milliarden Euro im Jahr 2010. Als möglichen Ausweg schlagen Krankenkassen und RWI ein Lizenzverfahren vor: Die Kliniken dürfen jährlich nur eine bestimmte Anzahl an Behandlungen erbringen. Wollen sie mehr anbieten als vorher vereinbart, müssen sie dafür Lizenzen von anderen Krankenhäusern abkaufen, die ihr mögliches ­Behandlungspolster nicht komplett verbrauchen oder nicht verbrauchen wollen.

„Diese Untersuchung und die sich daran anschließende Diskussion ist ein typisches Beispiel dafür, wie die gesundheitsökonomische Forschung den Sprung in die Praxis schafft“, sagt Boris Augurzky, Leiter des Kompetenzbereichs Gesundheit am RWI, nachdem unter anderem zahlreiche Medien auf die Idee des Lizenzverfahrens eingegangen waren. „Mit unserer Studie, für die wir auch die Inhaber verschiedener Lehrstühle in Deutschland gewinnen konnten, haben wir einen entscheidenden Hebel in der Hand, um eine öffentliche und politische Debatte auf den Weg zu bringen.“ Ein Thema wie die Behandlung im Krankenhaus und die Sorge vor einer unnötigen Operation bewege schließlich viele Bürger.

Längere Wege ins Krankenhaus

Ein Lizenzverfahren für Klinikbehandlungen könnte den Krankenhäusern Anreize liefern, sich auf bestimmte Behandlungen zu konzentrieren. „Für die Kliniken hat eine solche Spezialisierung wirtschaftliche Vorteile“, sagt Augurzky und verweist auf die Ergebnisse des KrankenhausRating-Reports, den das RWI einmal im Jahr herausgibt. Aus medizinischer Sicht könne auch der Patient von einer Spezialisierung und damit von einer besseren Qualität der Behandlung profitieren. „Auf der anderen Seite muss er aber womöglich hinnehmen, dass er einen weiteren Weg in die passende Klinik hat“, sagt der Gesundheitsökonom. Mit diesem Konflikt – bessere medizinische Qualität zu Lasten eines weiteren Anfahrtswegs – befasst

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L e i b n i z | u n s e r e W i rtschaftsw e i s e n

Bo n n

heit sich das RWI derzeit. Es ermittelt, welche Auswirkungen es für die ­Patienten hätte, wenn es bestimmte Kliniken in ihrer Nähe nicht mehr gäbe.

Gennadiy Poznyakov - Fotolia.com; bacalao - Fotolia.com

Diese ersten Beispiele zeigen, welch große Rolle die Situation im stationären Bereich für die Forschungsarbeit im Kompetenzbereich Gesundheit am RWI spielt. Neben den Krankenhäusern wird vor allem auch die Forschung zum Thema Pflege weiter an Bedeutung gewinnen. Ähnlich dem Krankenhaus-Rating-Report veröffentlicht das RWI alle zwei Jahre einen Report, in dem die Situation der Pflegeeinrichtungen vorgestellt wird. „Allein schon aufgrund des demographischen Wandels wird die Pflege in den kommenden Jahren eine immer gewichtigere Rolle spielen“, sagt Roman Mennicken, der für den Pflegeheim Rating Report mit zuständig ist. „Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt und damit auch der Bedarf an Einrichtungen, Wohnanlagen und Fachpersonal. Deshalb werten wir zum Beispiel aus, wie sich die Zahl der Heimplätze entwickelt, wie viel Personal jeweils zur Verfügung steht und wie deren Qualifikationsniveau ist."

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Per Bonus runter mit den Pfunden

Ein weiterer wichtiger Teil der Forschungsarbeit gilt der Evaluation von Gesundheitsmaßnahmen. Was bringen zum Beispiel Disease-Management-Programme, die die Krankenkassen für ihre chronisch erkrankten Patienten wie Diabetiker oder Asthmatiker anbieten? Neben der besonderen ärztlichen Betreuung gehören häufig Patienten­

schulungen und Informationsmaterialien zum Angebot, um die Teilnehmer vor weiteren Folgen ihrer Erkrankungen zu schützen. Lohnen sich diese Ausgaben? Oder: Welche Wirkung haben finanzielle Anreize, damit übergewichtige Patienten abnehmen und über einen längeren Zeitraum ihr Gewicht halten? Eine Antwort auf diese Frage kann für Krankenkassen interessant sein, die ihren Versicherten Bonusprogramme anbieten und sie für gesundheitsbewusstes Verhalten mit Geld- oder Sachprämien belohnen. Auch für das betriebliche Gesundheitsmanagement können sich wichtige Ergebnisse zeigen, zumal Übergewicht und die damit verbundenen Folgeerkrankungen auch für Arbeitgeber zu enormen Kosten führen können. In einer Pilotstudie prüft das RWI seit etwa zwei Jahren, ob Bonuszahlungen zum Abnehmen motivieren. Die Studie, die mit Mitteln aus dem Leibniz-Wettbewerbsverfahren im Pakt für Forschung und Innovation des Bundesforschungsministeriums finanziert wird, geht nun langsam in die Endphase. „Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass Bonuszahlungen tatsächlich Anreize liefern, Gewicht zu reduzieren“, sagt Augurzky. Teilnehmer an der Studie sind übergewichtige Patienten aus vier Reha-Zentren der Deutschen Rentenversicherung in Baden-Württemberg. Sie alle hatten am Ende ihres Klinikaufenthalts zunächst einen Body-Mass-Index von über 30. Ihnen wurde ein persönliches Gewichtsziel vorgegeben, das sie innerhalb von vier Monaten erreichen sollten. Die Teilnehmer wurden per Zufall drei Gruppen zugewiesen: In

Dicker Brocken für die Krankenkassen. Übergewicht verursacht hohe Kosten. Das RWI erforscht, ob sich finanzielle Abnehm-Anreize lohnen.

einer Gruppe erhalten die Mitglieder, die ihr Gewichtsziel erreichen, 300 Euro als Bonus, in einer zweiten Gruppe sind es 150 Euro. Die Mitglieder der dritten Gruppe gehen trotz Erreichen des vorgegebenen Ziels leer aus. „700 Teilnehmer haben die Abnehmphase hinter sich. Diejenigen, die einen Bonus kassieren konnten, haben mehr Gewicht verloren als die Kontrollgruppe ohne Bonus“, fasst Arndt Reichert, der das Projekt intensiv begleitet, die bisherigen Ergebnisse zusammen. Im Schnitt hätten die Teilnehmer mit finanzieller Belohnung etwa einen BMI-Punkt mehr verloren als die übrigen. Ob dieses Ergebnis auf Dauer Bestand hat? Die aktuell laufende zweite Untersuchungsphase wird zeigen, ob die Aussicht auf einen weiteren Bonus die Teilnehmer motiviert, für mindestens sechs Monate ihr Gewicht zu halten. „Abschließend planen wir, mit etwas zeitlichem Abstand die Teilnehmer noch einmal nach ihrem Gewicht zu fragen - dann aber für alle ohne weitere Bonuszahlungen“, heißt es von Seiten der Gesundheitsexperten am RWI.

Kritik aus den Kliniken

Boris Augurzky ist sich sicher, dass der Bedarf an gesundheitsökonomischer Forschung wie dieser weiter steigt. „Im wachsenden Gesundheitswesen wird die Frage, wofür die begrenzten finanziellen Mittel eingesetzt werden, immer wichtiger.“ Egal, wer Auftraggeber einer Studie ist – ob Kostenträger wie die gesetzliche oder private Krankenversicherung oder Leistungserbringer wie ein Klinikverband: „In unserer Forschungsarbeit geht es auch darum, den Nutzen aus Patientensicht und die Kosten aus Sicht der Beitragszahler herauszuarbeiten“, erklärt der Gesundheitsökonom. Das rufe natürlich auch Kritiker auf den Plan: etwa von Seiten der Kliniken, nachdem die Ergebnisse zu den gestiegenen Krankenhausbehandlungen veröffentlicht wurden. „Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken.“ isabell pohlmann

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L EIBNIZ | u n s e r e W i rtschaftsw e i s e n

Der Solidarpakt läuft 2019 aus. Wird dann auch der Solidaritätszuschlag, besser bekannt als „Soli“, abgeschafft? Es erscheint naheliegend, die Abschaffung des Soli mit diesem Datum in Verbindung zu bringen, aber man zieht eine Parallele, die es so nicht gibt. Die Einnahmen aus dem Soli werden – anders als die Mittel des Solidarpakts II – schon lange nicht mehr für den Aufbau Ost verwendet, sondern für Ausgaben des Bundes aller Art. Man sollte das Jahr 2019 als Chance zur Neuordnung des Finanzausgleichs zwischen den Ländern generell sehen.

Dr. Jutta Günther ist Leiterin der ­Abteilung Struktur­ ökonomik und Mitglied des Vorstands am IWH, an dem sie seit 2002 tätig ist. Die Volks­wirtin promovierte über Technologie-Spillovers durch ausländische Direktinvestitionen am Beispiel Ungarns.

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Zuletzt kam ja die Forderung aus dem Ruhrgebiet, Solidarpaktmittel auch in strukturschwache Gebiete im Westen zu geben. Ist das eine gute Idee – und die Überlebensgarantie für den Soli bis zum St. Nimmerleinstag? Es kann keine gute Idee sein, die Finanznot nordrhein-westfälischer Städte und Kommunen ad hoc mit dem Umlenken von Solidarpakt-Mitteln zu lindern. Wo kommt man hin, wenn begründet zugesagte Mittel plötzlich entzogen werden? Die Diskussion hat zudem den Eindruck vermittelt, dass es dem Osten auf Kosten westdeutscher Städte und Kommunen prächtig gehe. Das stimmt so nicht, denn die Ursachen der Finanznot sind vielschichtiger. Sie stammen im Westen oft bereits aus der Zeit vor der Wiedervereinigung und sind auch dem generellen Strukturwandel geschuldet. Viele reden von den vergoldeten Bürgersteigen in den neuen Ländern. Haben die Solidarpakt-Milliarden im Wesentlichen ihr Ziel erreicht oder bleibt der ­Osten ökonomisch abgehängt? Im Wesentlichen haben die Solidarpakt-Mittel ihr Ziel erreicht,

allen voran die Beseitigung der Infrastrukturlücke. Das kommt auch westdeutschen Unternehmen zugute, die im Osten aktiv sind. Insofern wurde eine wichtige gesamtdeutsche Aufgabe erfüllt. Der Osten ist nicht ökonomisch abgehängt. Er hat eine Wirtschaftsstruktur mit vielen kleinen und mittleren Unternehmen, die weniger internationalisiert und weniger forschungsintensiv sind. Dies erklärt zu einem Großteil den Entwicklungsunterschied, bedeutet aber keinen verlorenen Anschluss.

fähigen Wirtschaft unverzichtbar ist, und dass der Strukturwandel nicht nur die technologische Modernisierung, Unternehmertum und hohe Kosten, sondern auch Zeit erfordert. Die in Ostdeutschland nunmehr entstandenen sektoralen und funktionalen Strukturen werden sich nicht von heute auf morgen, auch nicht innerhalb weniger Jahre, sondern eher in zeitlichen Dimensionen einer ganzen Generation verändern. Aber es hilft nichts: Man muss es angehen!

Welche Rolle spielen die neuen, aber doch offenbar wackligen Hightech-Kerne des Ostens im Bereich IT oder Solarenergie?

Der

Osten ist

nicht abgehängt Sie spielen eine wichtige Rolle, denn der Strukturwandel wird von neuen Technologien getrieben. Die Solarindustrie steckt aufgrund des internationalen Wettbewerbs in Schwierigkeiten. Das wird aber nicht zur De-Industrialisierung des Ostens führen. In anderen Bereichen wie der chemischen Industrie oder den optischen Technologien kann von Wackeln nicht die Rede sein. Hinzu kommen ganz neue Bereiche wie die Bioökonomie – nicht als Allheilmittel, sondern als weiterer Beitrag zu einem gesunden Mix aus alten und neuen Industrien. Kann man aus dem Aufbau Ost für den Aufbau Süd – Griechenland, Italien, Spanien, Portugal – lernen? Ja, man kann vor allem lernen, dass der Strukturwandel hin zu einer international wettbewerbs-

Lassen sich die milliardenschweren Investitionsprogramme – egal ob Ost oder Süd – ordnungspolitisch rechtfertigen oder ist das der Sündenfall eines permanenten Eingriffs in die heiligen Selbstregulierungskräf­te des Marktes? Die Krise hat gezeigt, dass die Selbstregulierungskräfte des Mark­ tes Grenzen haben. Bei Marktversagen muss der Staat eingreifen, nicht nur, indem er die Rahmenbedingungen neu justiert, sondern auch, indem er direkt als Akteur einspringt, wenn die Privaten ausfallen. Staatliche Investitionsprogramme helfen, richtig eingesetzt, das Produktionspotential der Wirtschaft zu stärken. Dies kann aber nur vorübergehend geschehen, bis die Marktkräfte wieder greifen. f r a g e n : c h r i s t i a n wa lther

Fotos: IWH; Bundesregierung B 145 Bild-00002741

Der Strukturwandel der ostdeutschen Wirtschaft von der Planzur Marktwirtschaft ist seit 20 Jahren eine der gesellschaftlichen Mammutaufgaben in Deutschland. Wie sieht es heute aus und welche Perspektiven eröffnen sich? Fragen an Jutta Günther vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).

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L EIBN i z | S p e ktrum

Wissens- und Technologietransfer

Wissenschafts-Apps für die Wirtschaft

Leibniz-Applikationslabore tragen dazu bei, dass aus ­wissenschaftlichen Erkennt­ nissen konkrete Produkte werden.

Foto: ATB

Wer bei dem Wort „Applikationslabor“ an Mikroskope und Reagenzgläser denkt, begibt sich auf die falsche Fährte. Und auch wer Apps für Smartphones im Sinn hat, liegt daneben. Applikationslabore sind Schnittstellen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Unternehmen und anderen Nutzern von Forschungsergebnissen sollen sie helfen, aus abstrakt anmutenden Messdaten und Modellen konkrete Produkte und Verfahren zu entwickeln.

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Unter dem Dach der Leibniz-Gemeinschaft sind elf Applikationslabore zusammengeschlossen. Sie werden nicht nur von technikund ingenieurwissenschaftlichen Instituten, sondern auch von zwei agrarwissenschaftlichen und einem sozialwissenschaftlichen Institut betrieben. Ihr Verbund hat das Ziel, den Transfer von Wissen und Technologie in die Wirtschaft zu intensivieren. Die Kombination der Möglichkeiten und Angebote der Leibniz-Applikationslabore tragen dazu bei, dass die von ihren Instituten gewonnenen Erkenntnisse rasch den Sprung auf den Markt schaffen. Dabei arbeiten nicht nur die Institute eng zusammen, auch Universitäten sind in die Arbeit einiger Applikationslabore eingebunden. In der Praxis unterscheiden sich diese deutlich: Einige Labore entwickeln Funktionsmodelle und suchen eigenständig neue Einsatzfelder für ihre Entwicklungen. Andere stellen ihr Know-how und ihre Anlagen institutsfremden Forschern und Unternehmen zur Verfügung. Diese können so selbst Produkte entwickeln und testen, ein Angebot, das besonders für kleine und mittlere Unternehmen nützlich ist: Eine

Ap|pli|ka|ti|on, Substantiv, femininum: Anwendung, Gebrauch eigene Forschungsinfrastruktur können diese sich häufig nicht leisten.

Das Leibniz-Institut für Agrartechnik (ATB) in Potsdam-Bornim etwa ist auf die Gewinnung von Milchsäure aus landwirtschaftlichen Roh- und Reststoffen spezialisiert. Seine Forschung betreibt das ATB in drei Anlagen, die jede für sich eine Halle füllen. Sie stehen nicht nur den eigenen Mitarbeitern zur Verfügung, sondern können auch von Externen genutzt werden. Eine der Anlagen ist zurzeit Schauplatz eines Forschungsprojekts der Europäischen Union (EU). Es untersucht die Weiterverarbeitung von Abfällen aus der BackwarenIndustrie zu Bio-Polymeren, also: Bio-Kunststoffen. Milchsäure ist eine Basischemikalie für die Produktion solcher Kunststoffe. Das EU-Projekt profitiert so nicht nur von der Forschungsanlage, sondern auch von der Expertise der Potsdamer Forscher.

troskopie, das eigentlich aus der astrophysikalischen Forschung stammt, soll künftig in der Medizintechnik eingesetzt werden. „Damit bewegen wir uns mit Alleinstellungsmerkmalen in einem ganz heißen Themengebiet der Biophotonik “, sagt Martin Roth, der Leiter des Applikationslabors. Erste Ergebnisse aus einer Zusammenarbeit mit dem Institut für Photonische Technologien in Jena wurden bereits publiziert. Dem Wissenstransfer in andere Disziplinen könnten nun bald Patente folgen. Roth freut sich über die Förderung seiner Initiative: „Wir können jetzt eigene Technologietransfer-Beauftragte beschäftigen, die Anwendungsfelder unserer Forschung jenseits der Astrophysik erschließen.“

Mit den Leibniz-Applikationslaboren wurde ein Modell etabliert, das auch dem Motto von Gottfried Wilhelm Leibniz gerecht wird: „Theoria cum praxi“. Aus häufig zunächst abstrakt erscheinenden Forschungsergebnissen werden Dank der Hilfe des Verbunds ganz reale, greifbare Produkte.

Informationen zu allen Leibniz-Applikationslaboren und eine Überblicksbroschüre gibt es online unter:

www.leibnizgemeinschaft.de/ transfer/verbuende/ applikationslabore/

In drei Pilotanlagen am Leibniz-Institut für Agrartechnik wird aus landwirtschaft­ lichen Roh- und Reststoffen Milchsäure gewonnen. Sie dient etwa als Basisrohstoff für Bio-Kunststoffe.

e va b r u n n e r

Von den Sternen in die Medizin

Einen anderen Ansatz verfolgt das Applikationslabor des Zentrums für Innovationskompetenz innoFSPEC, das am Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam angesiedelt ist. Know-how im Bereich der Sensorik und der Spek­

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L e i b n i z | S p e ktrum

Im Fokus des Interesses: Sudhakar Palakolanu inspiziert junge Gersten­ pflanzen, die im Erfolgsfall Hitze und Trockenheit besser widerstehen können.

Gersten-Gene auf dem

Korn

Indischer Nachwuchswissenschaftler forscht

Es ist, als wollte das ­Wetter Sudhakar Palakolanu die ­Bedeutung seiner Forschung am eigenen Leib spüren lassen. 36 Grad zeigt das Thermometer an diesem heißen Augusttag in Gatersleben, wo der 32-jährige Inder die letzten Tage seines Leibniz-DAAD-Stipendiums am Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzen­ forschung (IPK) verbringt.

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Der Biologe gehört zur ersten Stipendiatengruppe, die 2011 ausgewählt wurde. Sein Projekt: die Trocken- und Hitzetoleranz von Gerste durch gentechnische Verfahren zu erhöhen. Ein Thema, das einerseits am IPK intensiv beforscht wird, und andererseits in Zeiten des Klimawandels und einer wachsenden Weltbevölkerung hochaktuell ist. Es ist auch das Thema, das Palakolanu zur Wissenschaft gebracht hat. Aus einer in der Landwirtschaft tätigen Familie stammend, hat er selbst erfahren, wie sehr bei Temperaturen von teilweise über 45 Grad Hitze und Dürre den Getreideanbau erschweren. Sein Ziel: Die Pflanzen sollen widerstandsfähiger gegenüber Stress-Bedingungen werden. Um

das zu erreichen, sucht Palakolanu nach Genen, die die Menge der schädlichen Sauerstoffradikale reduzieren. Mehr noch, die Gene sollen besonders während der Samenentwicklung im Samen aktiviert (exprimiert) werden. Dafür soll ein spezieller synthetischer Promotor sorgen, eine Sequenz auf der DNA des Gens, die speziell unter Stress aktiv wird.

Hervorragende Ausstattung

Mit dieser Projektidee bewarb sich Palakolanu 2011 für ein Stipendium des Leibniz-DAAD Fellowship Programme am IPK. Das neue Programm bietet internationalen Post-Docs, deren Promotion nicht länger als zwei Jahre zurückliegt, ein einjähriges Stipendium an einem LeibnizInstitut ihrer Wahl. Das IPK kannte Palakolanu bereits aus einem achtmonatigen Gastaufenthalt im Projekt GABI-GRAIN, das sich der Entwicklung von Gerstenlinien widmete, die unter Dürre-Stress mehr Ertrag und bessere Kornqualität liefern. Der Projektleiter und Leiter der Arbeitsgruppe Stressgenomik am IPK, Nese

Sreenivasulu – ein Inder wie Palakolanu – war es auch, der ihn auf die Ausschreibung der LeibnizDAAD-Stipendien aufmerksam machte. Palakolanu hatte die hervorragende technische Ausstattung in Gatersleben kennen und schätzen gelernt und bewarb sich. Dank einer positiven Beurteilung seines Projektantrags durch das IPK, in der Institutsdirektor Prof. Andreas Graner den Bewerber für seinen ebenso innovativen wie gut in das Institutsprofil passenden Forschungsansatz lobte, bekam Palakolanu eines der 18 Stipendien. Um die hatten sich 115 Nachwuchswissenschaftler aus aller Welt beworben. Palakolanus Veröffentlichungsliste und Referenzen wiesen ihn trotz seines jungen Alters bereits als „sehr vielversprechenden Nachwuchswissenschaftler“ aus, argumentierte Graner. Damit passte er ideal in die Zielgruppe, denn mit den Leibniz-DAAD Research Fellowships sollen gezielt wissenschaftliche Führungskräfte der Zukunft gefördert werden. Leibniz-Präsident Karl Ulrich Mayer sieht in den Stipendiaten Wissenschaftler, die für die Leibniz-Gemeinschaft und Deutschland besonders interessant sind:

Fotos: Christoph Herbort-von Loeper; WikiCommons 3268zauber

mit Leibniz-DAAD-Stipendium in Sachsen-Anhalt

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L e i b n i z | S p e ktrum „Als wissenschaftliche Führungskräfte der Zukunft haben sie den Großteil ihrer Karriere noch vor sich und bleiben uns auch nach ihrem Stipendium als zukünftige Kooperationspartner erhalten und verbunden“, hofft Mayer. Soweit ist es für Palakolanu noch nicht, für ihn kam das Stipendium erst einmal zur rechten Zeit, hatte er doch im März 2011 gerade seine Doktorarbeit über Hitzeschockproteine (engl. Heat Shock Protein, HSP) bei der Perlhirse (Pennisetum glaucum) und ihre Rolle bei der Anpassung an Umweltstress am International Centre for Genetic Engineering and Biotechnology in Neu-Delhi eingereicht – einem führenden Institut der pflanzlichen Biotechnologie in Indien und strategischem Kooperationspartner des IPK.

Chancen und Risiken

Und so zog Palakolanu aus dem Land des Bollywood an den Rand der Magdeburger Börde ins Gästehaus des IPK. Entsprechend „friedlich“ kam ihm seine neue Umgebung vor, in Kombination mit der guten Institutsausstattung ideal zum Arbeiten. Denn unfriedlich wird es in Gatersleben eigentlich nur, wenn mal wieder Gegner der „Grünen Gentechnik“ vor dem Institut demonstrieren, weil sie sich durch die international hoch angesehene und unter den vorgeschriebenen Sicherheitsvorkeh­rungen betriebene Forschung am IPK bedroht sehen. Selbst vor so genannten „Feldzerstörungen“ schrecken sie nicht zurück und tragen dadurch zur Angst vor einer Technologie bei, die in der öffentlichen Debatte fast nur noch unter dem Aspekt

möglicher Risiken, nicht aber hinsichtlich ihrer Chancen für die globale Nahrungsmittelproduktion gesehen wird.

Das IPK nutzt gentechnische genauso wie konventionelle Methoden, um alle möglichen Chancen der Pflanzen-Biotechnologie zu erforschen. Ein benachbartes Tochterunternehmen der BASF allerdings wird den Campus in Gatersleben demnächst verlassen, weil der Konzern sein Engagement auf diesem Gebiet in Deutschland einstellt – Arbeitsplatzverlust in der strukturschwachen Gegend inklusive. In Indien herrscht ein viel offeneres Klima gegenüber gentechnisch veränderten Pflanzen (GMO), berichtet Palakolanu. Das liegt vermutlich an der großen Bedeutung von GMO-Baumwolle für die indische Land- und Textilwirtschaft. Dafür hat die Forschung in Indien mit anderen Problemen zu kämpfen – vor allem mit mangelhafter Infrastruktur und katastrophaler Stromversorgung. Das bremse das intellektuelle Potential seines Landes in der Forschung immer wieder aus, beklagt Palakolanu. Strom hatte der junge Forscher in Gatersleben immer zu Genüge, gefehlt hat es ihm am Ende lediglich an Zeit. „Ich hätte für das Projekt gut zwei Jahre Zeit gebraucht“, sagt er, „denn Pflanzen müssen schließlich wachsen. Das lässt sich nicht beschleunigen.“ Zum Ende seiner Projektlaufzeit ist es ihm gelungen, einige Gene zu identifizieren, die die Hitzeund Dürre-Toleranz von Gerste erhöhen könnten. Diese Gene hat er mit Hilfe der so genannten Agrobakterien-vermittelten Transformation in das Erbgut

von Samen eingebracht, aus denen jetzt in einem Gaterslebener Gewächshaus Gerstenpflanzen heranwachsen. Die sind jetzt aber noch nicht reif und ob sie wirklich zu verbesserten Erträgen führen, lässt sich noch nicht sagen.

Karriere-Sprungbrett

Einen Ertrag hat das StipendienProjekt aber auf jeden Fall erzielt: Wenn Palakolanu aus Deutschland nach Indien zurückkehrt, kann er dort eine Fünf-Jahresstelle am renommierten International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics antreten. Dort will er sich seinem Forschungsansatz noch einmal ganz grundlegend annehmen und erforschen, ob sich die viel versprechenden Ergebnisse bei der Gerste auch auf andere Pflanzen ausdehnen lassen, etwa auf Reis. Bei der Bewerbung auf diese begehrte Position war das Leibniz-DAADStipendium hilfreich, ist sich Palakolanu sicher. Nun eröffnet sich ihm eine zumindest mittelfristige Perspektive an einem angesehenen Forschungsinstitut. Nur ein bisschen schade um das Projekt sei es, sagt er. Aber das ist wissenschaftlich nicht verloren. Seine IPK-Kollegen werden es weiterführen. Über die bereits jetzt schon erzielten Ergebnisse sind Publikationen in wissenschaftlichen Fachzeitschriften in Vorbereitung. Vielleicht hat Palakolanu ja den Grundstein dafür gelegt, dass Gerste auch da gute Erträge liefert, wo die hochsommerlichen Temperaturen, bei denen er seine Gaterslebener Zeit beendet hat, nicht die Ausnahme sondern die Regel sind. christoph herbort-von loeper

Mehr zu den LeibnizDAAD-Fellowships:


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Das

Seelabor Wie reagieren Seen auf den Klimawandel? Welche Folgen hat es, wenn die Wassertemperatur steigt? Sind Artenvielfalt und Klarheit der G ­ ewässer bedroht? Im brandenburgischen Stechlinsee gehen Wissenschaftler ­Fragen wie diesen wortwörtlich auf den Grund, mit einer einzigartigen ­Versuchsanlage: dem Seelabor.

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„Zwischen flachen, nur an einer einzigen Stelle steil und quai­ artig ansteigenden Ufern liegt er da, rundum von alten Buchen eingefasst, deren Zweige, von ihrer eignen Schwere nach unten gezogen, den See mit ihrer Spitze berühren. … Alles still hier.“ Genauso romantisch wie Theodor Fontane den Stechlin vor über hundert Jahren in seinem gleichnamigen Roman beschrieben hat, präsentiert er sich auch heute noch. Und doch, die Idylle – wie so häufig – trügt. „Der rasant voranschreitende Klimawandel macht auch vor dem Stechlinsee nicht Halt“, sagt Mark Gessner. Der Biologe leitet das Seelabor und die Limnologie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) am Stechlin. Als Limnologen erforschen seine Mitarbeiter und er Binnengewässer als Ökosysteme und wie sie durch den Klimawandel beeinflusst werden. Im Stechlinsee habe sich die Temperatur des Oberflächenwassers in den vergangenen fünf Jahrzehnten um 1,4°C erhöht, sagt Gessner. Mit steigender Tendenz. Welche Folgen die veränderten Umweltbedingungen für heimische Gewässerorganismen haben, ist noch weitgehend unklar. Um das herauszufinden, wagen die Wissenschaftler des IGB einen ungewöhnlichen Schritt: Weg von der reinen Beobachtung der Natur und weg von wenig realistischen Laborversuchen verlegen sie ihre Experimente in den

See selbst. Denn nur so können die komplexen Zusammenhänge zwischen Ursache und Wirkung im Ökosystem See in ihrer Gesamtheit betrachtet werden. Im Stechlinsee schwimmt darum seit dem Frühjahr eine weltweit einzigartige Forschungsplattform – eine Innovation, die von der Stiftung „Deutschland – Land der Ideen“ zum „Ausgewählten Ort 2012“ gekürt wurde.

1250 Kubikmeter Wasser

Das Seelabor, finanziert durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, besteht aus 24 Versuchszylindern von je neun Metern Durchmesser, 20 Metern Tiefe und rund 1250 Kubikmetern Wasservolumen. „Mit dem Seelabor erforschen wir Seen unter den realistischen Bedingungen der Natur, können aber dennoch Faktoren wie die Temperatur im Tiefenwasser verändern und so in die Zukunft unserer Seen schauen“, erklärt Gessner. Der Stechlinsee, ein nährstoffarmer Klarwassersee, bildete sich am Ende der letzten Eiszeit vor etwa 12.000 Jahren. Mit einer Wassertiefe von bis zu 69,5 Metern ist er einer der tiefsten Seen der Mecklenburgisch-Brandenburgischen Seenplatte. Zudem ist die biologische Vielfalt des Planktons, im Wasser schwebender, mikroskopisch kleiner Algen und winziger Tiere, hier besonders

hoch. Rund 1.200 Arten w ­ urden nachgewiesen, ­ darunter ein ­Relikt aus der Eiszeit: Der Ruder­ fußkrebs (Eurytemora lacustris), der auf kaltes, sauerstoffreiches Wasser angewiesen ist, hat im Stechlinsee sein südlichstes Verbreitungsgebiet. Die Kleinkrebse spielen eine zentrale Rolle im Nahrungsnetz. Sie ernähren sich vor allem von einzelligen Algen und dienen im Gegenzug als Fischfutter, besonders der Kleinen Maräne, die fast 90 Prozent des gesamten Fischbestands im Stechlin ausmacht. Eine Besonderheit des Sees ist die erst 2003 durch das IGB beschriebene und nach Theodor Fontane benannte Fontane-Maräne (Coregonus fontanae), die weltweit einzig im Stechlin vorkommt. Auch sonst erweist sich der See als idealer Forschungsstandort. Bereits seit 1957 wird er regelmäßig untersucht. Dadurch steht der Wissenschaft heute eine ungewöhnliche Sammlung von Langzeitdaten zur Verfügung. „Sie zählt zu den umfangreichsten und verlässlichsten weltweit“, sagt Peter Casper. Der Mikrobiologe forscht seit 1983 am Stechlin und hat die Idee des Seelabors maßgeblich mit vorangetrieben. Auch, dass das IGB am Ufer über ein voll ausgestattetes Labor verfügt, habe für den Stechlin gesprochen, erklärt Casper. Da der See allerdings im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land liegt, ist die Genehmigung des Seelabors durch die Behörden mit strikten Auflagen verbunden. So dürfen keine fremden Organismen oder Stoffe eingebracht werden – nur eine von vielen Regeln zum Schutz des Ökosystems, hinter denen auch das IGB steht.

Fotos: Peter Casper/IGB; Martina Bauchrowitz

Ein tiefer Blick in die Zukunft der Binnengewässer

2/2012


L e i b n i z | sp e ktrum Das Seelabor im Stechlin mit seinen 24 Einzelbecken aus der Vogelperspektive.

Schon in den 70er Jahren gab es ähnliche Versuchsanlagen in Seen, etwa im Blelham Tarn in der Englischen Seenplatte, wo drei Zylinder installiert waren. Um jedoch gesicherte Erkenntnisse aus den dort durchgeführten Versuchen ableiten zu können, ist eine größere Anzahl von Versuchseinheiten erforderlich.

Klimaänderungen effektiv messbar

Mit den 24 Becken des Seelabors hat das IGB nun eine Anlage realisiert, die den Standards der modernen Versuchsplanung genügt. Zudem ist jede Versuchseinheit mit einem aufwändigen Messsystem ausgestattet. Messsonden, die automatisch vom Grund bis zur Wasseroberfläche fahren, nehmen kontinuierlich Daten in verschiedenen Tiefen auf: Temperatur, pH-Wert, Sauerstoffgehalt, Redoxpotential, elektrische Leitfähigkeit, Trübung, Lichtintensität und Chlorophyllgehalt. Die thermischen Eigenschaften von Seen werden weitgehend

Projektleiter Mark Gessner (re.) und Doktorand Jörg Sareyka bei einer Probenentnahme. 2/2012

von meteorologischen Faktoren bestimmt. Klimaänderungen wirken sich somit unmittelbar auf die Temperaturverhältnisse in Seen aus. Einer der Effekte ist die Erwärmung des Oberflächenwassers. Außerdem beobachten Wissenschaftler, dass Seen an immer weniger Tagen im Jahr mit Eis bedeckt sind, dass sich die Dauer der sommerlichen Schichtung in warmes Oberflächen- und kaltes Tiefenwasser verlängert und dass die Temperatur des Tiefenwassers ansteigt, die normalerweise ganzjährig bei 4°C liegt. „Diese Verhältnisse werden sich höchstwahrscheinlich auch im Stechlinsee einstellen und sich bis zum Ende des 21. Jahrhunderts weiter verstärken“, erklärt IGB-Forscher Georgiy Kirillin, der ein physikalisches Modell für den See entwickelt hat. Um die Folgen dieses Wandels besser einschätzen zu können, ist experimentelle Freilandforschung nötig. Ein erstes Experiment wurde im Frühjahr 2012 gestartet. Es simuliert einen Zustand, der laut Kirillins Modellrechnungen in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts im Stechlinsee eintreten könnte. Indem die Wissenschaftler warmes Oberflächenwasser in die Tiefe pumpten, wurde die Temperatur des Tiefenwassers um 6°C auf 10°C erhöht. Nun wird einerseits untersucht, wie die Gewässerorganismen auf diese Veränderung reagieren: Wird sich die Artenvielfalt verringern? Wird das Eiszeitrelikt, der Ruderfußkrebs, aus dem See verschwinden? Und können sich wärmeliebende Arten wie Cyanobakterien, auch bekannt als „Blaualgen“, massiv vermehren und die Klarheit des Sees trüben? Andererseits wird

erforscht, wie sich die Stoffumsetzungen im Ökosystem verändern: Werden Stoffkreisläufe beschleunigt? Reichern sich Nährstoffe im Tiefenwasser an? Werden vermehrt Treibhausgase freigesetzt?

Mit dem Seelabor will das IGB Antworten auf Fragen wie diese finden und so neues Wissen über die Zukunft von Seen im Zeichen des Klimawandels generieren. Da dies nur mit einem größeren Forschungsteam zu erreichen ist, sind Wissenschaftler aus dem In- und Ausland eingeladen, die Forschungsplattform mitzunutzen. Ein Anfang wurde bereits gemacht: Im ersten von der Leibniz-Gemeinschaft im Rahmen des Pakts für Forschung und Innovation finanzierten Forschungsprojekt, „TemBi – Klimagetriebene Veränderungen der Biodiversität von Mikrobiota“, arbeitet das IGB mit Partnern vom Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und der University Pannonia Veszprém in Ungarn zusammen.

Projektleiter Mark Gessner ist zuversichtlich, dass die Versuchsanlage im Stechlin die gewässerökologische Klimafolgeforschung ent­scheidend voranbringen wird: „Mit dem ­Seelabor wird es erstmals möglich sein, Kausalzusammenhänge zwischen Klimaveränderungen und den Effekten in Seen in relevantem Maßstab nachzuweisen.“ Das sind Grundlagen, die in der Umweltpolitik und im Gewässerschutz dringend benötigt werden. Denn schließlich, so schrieb schon Fontane, „sollen wir, wie der Stechlin uns lehrt, den großen Zusammenhang der Dinge nie vergessen.“ m a rt i n a b a u c h r o w i t z

www.seelabor.de 29


L e i b n i z | M U S EEN

Aktuelle Sonderausstellungen

in den Leibniz-Forschungsmuseen Sammlungswelten ― Anatomie im Glas noch bis Ende 2012

Faszination Spinnen noch bis zum 28.10.2012

Das Goldene Byzanz & der Orient noch bis zum 4.11.2012

Ausstellung des RömischGermanischen Zentral­ museums (RGZM), Mainz im Schloss Schallaburg, Österreich Die Geschichte des byzantinischen Reiches ist auch die Geschichte der Entstehung des modernen Europas. Die Ausstellung „Das Goldene Byzanz & der Orient“ beleuchtet Kunst und Kultur vom Aufstieg bis zum Niedergang Konstantinopels zwischen den Jahren 330 und 1453. Im Spannungsfeld tiefer Religiosität, antiken Erbes und der Öffnung für die Moderne entwickelten sich im byzantinischen Weltreich neue Formen des multiethnischen Zusammenlebens. Wie das im Alltag funktionierte und welche Schlüsse daraus heute für die Herausbildung einer gesamteuropäischen Identität gezogen werden können, zeigt das RGZM in Kooperation mit dem Schloss Schallaburg.

Chemie in Freizeit und Sport noch bis zum 31.12.2012

Deutsches Museum, München Welche chemischen Moleküle machen Freizeitjacken wasserdicht und doch zugleich atmungsaktiv? Welche Materialen in Sportschuhen schützen die Gelenke der Sportler und wie halten Klebstoffe die einzelnen Schichten eines Skis zusammen? Antworten finden sich in der Sonderausstellung „Chemie in Freizeit und Sport“, die einen Vorgeschmack auf die neue Chemie-Dauerausstellung des Deutschen ­Museums liefert.

Senckenberg Naturmuseum, Frankfurt a.M. In den wissenschaftlichen Abteilungen der SenckenbergForschungsinstitute lagern Millionen Schätze aus dem Tierreich: Präparate, die mit Formalin in Gläsern für Forschung und Nachwelt konserviert wurden. Ein kleiner Teil davon wird nun der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Besonders spektakulär sind die Gewebeproben längst ausgestorbener Tiere, das Muskelgewebe eines Mammuts etwa. Einige der Präparate sind über hundert Jahre alt und bilden so eine wichtige Grundlage, um die Entwicklung von Organismen wissenschaftlich nachvollziehen zu können: Evolution im Glas sozusagen.

100 Jahre Grundsteinlegung noch bis zum 31.12.2012

Merians Krönungswerk noch bis zum 4.2.2013

Germanisches National­ museum, Nürnberg Maria Sibylla Merians (16471717) Werke führten in Spanien zur Anerkennung der wissenschaftlichen Naturmalerei als künstlerische Gattung des Barock. Im Zuge ihrer zweijährigen Surinam-Studien porträtierte Merians die Flora und Fauna Lateinamerikas. Von ihrer 1705 in Amsterdam erschienen Erstausgabe des Surinam-Buches „Metamorphosis insectorum Surinamensium“ gibt es weltweit nur fünf Exemplare. Eines davon wird nun im Zuge dieser Ausstellung gezeigt. Es umfasst 60 handkolorierte Kupfertafeln sowie die dazu von Merians verfassten Texte.

Mehr Sonderausstellungen unserer Forschungsmuseen finden Sie online: http://www.leibniz-gemeinschaft.de/institute-museen/ forschungsmuseen/leibniz-museen-aktuell/

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Zoologisches Forschungsmuseum e Alexander Koenig, Bonn Jahr Am 3. September 1912 begann in Bonn der Bau eines neuen Museums, das einer stetig wachsenden Sammlung als Ausstellungsraum dienen sollte: Exponaten, die der Zoologe und Zuckerproduzentensohn Alexander Koenig auf seinen Expeditionen nach Afrika und in die Arktis um Spitzbergen angehäuft hatte. In der Folge war das Gebäude jedoch mehr als bloß Museum, mal Lazarett und für kurze Zeit sogar Bundeskanzleramt. Die wechselvolle Geschichte des Zoologischen Forschungsmuseums und seines Gründers kann nun anhand von Originalstücken aus Koenigs Sammlung, Fotografien und bislang unveröffentlichtem Filmmaterial nachempfunden werden.

Fotos: Senckenberg (2); RGZM; Deutsches Museum; GNM; DSM

Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden, Japanisches Palais Arachnophobiker, Menschen mit panischer Angst vor Spinnen, sollten das Museum für Tierkunde in Dresden derzeit meiden. In 40 Terrarien werden dort lebende Spinnen und allerlei Wissenswertes über ihre Biologie präsentiert: Wer wusste schon, dass die Tiere mit ihren acht Beinen hören können? Oder dass jedes ihrer vier Augenpaare eine andere Aufgabe hat? Fakten wie diese lassen Spinnen weniger angsteinflößend als faszinierend erscheinen. Dennoch befinden sich die 30 Vogelspinnarten aus Afrika, Amerika und Asien glücklicherweise hinter Glas.

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L e i b n i z | M U S EEN

Zeit

Marine Revolution: Das Deutsche Schiffahrtsmuseum erinnert an das Chronometer

auf See

Die „Zeit auf See – Time at Sea“ steht derzeit im Mittelpunkt der gleichnamigen Ausstellung in Bremerhaven. Oder genauer: kleine, filigrane Apparate, sogenannte Marinechronometer zur präzisen Messung der Zeit, die vor mehr als dreihundert Jahren die Navigation auf hoher See revolutionierten. Vier Jahre lang erforschte und sammelte Albrecht Sauer vom Deutschen Schiffahrtsmuseum (DSM) diese von ihm als „Hightech-Werke“ bezeichneten Uhren. Die Ergebnisse werden nun erstmals in einer Ausstellung präsentiert. Über drei Jahrhunderte dienten Chronometer der präzisen Zeitbestimmung auf See, unabhängig von Temperatur, Lage und anderen externen Einflüssen. Durch die genaue Bestimmung der Ortszeit wurde es möglich, anhand des Zeitunterschiedes zum Zielort die geografische Länge zu errechnen und so eine sichere Größe zur Navigation zu haben. Die Bedeutung der Zeit für die Schifffahrtsnavigation spiegelt sich auch im Aufbau der Ausstellung wider: Den 24 Stunden des Tages entsprechen 24 Themenschwerpunkte. Bevor das Chronometer erfunden wurde, orientierten sich die Seefahrer ausschließlich an der geografischen Breite des Zielortes. Fehlerhafte Schätzungen, widrige Wetterbedingungen und schlechte Sicht führten immer wieder zu Unglücken und Havarien mit vielen Toten. 1714 begann der Uhrmacher-Autodidakt John Harrison mit der Entwicklung einer selbst auf hoher See

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präzise arbei­ tenden Uhr. Zuvor hatte die britische Regierung ein Preisgeld von 20.000 Pfund für die Lösung des sogenannten "longitude prob­ lem" ausgesetzt. Nach mehreren Anläufen gelang es Harrison schließlich 1759, eine Uhr zu entwickeln, deren Präzision eine exakte Bestimmung der geografischen Länge auf hoher See zuließ. Anhand von 160 Ausstellungsstücken und computeranimierten historischen Grafiken zeigt das DSM jedoch nicht nur den praktischen Nutzen, die Herstellung und die innere Funktionsweise des Chronometers, sondern auch seine Ästhetik: Jede Uhr ist ein kleines Kunstwerk, von Hand oder mithilfe eigens entwickelter Maschinen und Werkzeuge gefertigt und in strengen Kontrollverfahren geprüft. Das macht Chronometer zu raren Sammlerstücken. Den Wert eines 1793 in London gefertigten Chronometers von Thomas Mudge und Robert Pennigton schätzt Albrecht Sauer vom DSM auf den Gegenwert eines kleinen Einfamilienhauses. In Deutschland wurde vergleichsweise spät damit begonnen, eigene Chronometer zu produzieren, waren sie doch zuvor meist aus England und Frankreich importiert worden. Ein Zentrum deutscher Her-

stellung befand sich mit den Werkstätten von W.G. Ehrlich in Bremerhaven, einer Stadt, deren Bedeutung für die Schifffahrt in der Ausstellung ebenfalls beleuchtet wird. Erst mit der Erfindung von wesentlich günstiger zu produzierenden Quarzuhren und GPSGeräten endete die über drei Jahrhunderte andauernde Erfolgsgeschichte des Chronometers. Heute wird weltweit kein einziges Exemplar mehr hergestellt. Noch bis zum 25. November 2012 können Besucher sich im Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven von Präzision und Ästhetik des Marinechronometers überzeugen. Die Ausstellung richtet sich dabei nicht nur an Spezialisten auf dem Gebiet der Nautik. Komplizierte technische Vorgänge werden durch Animationen auf Flachbildschirmen auch für Laien verständlich erklärt. Auf einem nachgebauten Schiffsrumpf können sie die praktische Nutzung des Chronometers ganz plastisch nachvollziehen.

Zeit auf See – Chronometer und ihre Schöpfer 6. Mai – 25. November 2012 Deutsches Schiffahrtsmuseum Hans-ScharounPlatz 1 27568 Bremerhaven Öffnungszeiten: täglich 10-18 Uhr (ab 4.11.2012 Mo. geschlossen)

www.dsm.museum/ info/veranstaltungen/zeit-auf-seetime-at-sea.5142. de.html

s t e fa n i e s c h r e c k e n b a c h

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Leibniz | LIFE

in

282.347 Menschen besuchten bis zum 2. September die Ausstellung „Der frühe Dürer“ im ­Germanischen National­museum in Nürnberg, einem Forschungsmuseum der Leibniz-Gemeinschaft.

Mio

gedruckte Bände stehen in den Magazinen des Goportis Leibniz-Bibliotheksverbund Forschungsinformation. Der Verbund umfasst die drei zentralen Fachbibliotheken Deutschlands, die allesamt der Leibniz-Gemeinschaft angehören: die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin in Köln und Bonn, die Deutsche Zentral­ bibliothek für Wirtschaftswissenschaften - LeibnizInformationszentrum Wirtschaft in Kiel und Hamburg sowie die ­Technische Informations­bibliothek in Hannover.

81.880

Liter (oder: 80 Tonnen) Alkohol lagern im Museum für Naturkunde – LeibnizInstitut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung in Berlin. In 276.000 Gläsern konservieren sie über eine Million Nasspräparate.

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... können auch sonst sehr rationale Wissenschaftler zeigen. Das ließ sich beim Sommerfest in der Leibniz-Geschäftsstelle am Vorabend der außerordentlichen Mitgliederversammlung für die angereisten Vertreter der Institute beobachten. Bevor es um wichtige Themen wie die Strategie der Gemeinschaft oder die mittelfristige Finanzplanung für die kommenden Jahre ging, nutzten viele Leibnizianerinnen und Leibnizianer die Gelegenheit, das Halbfinale der Fußball-EM zwischen Deutschland und Italien zu verfolgen – zum recht einsamen Vergnügen eines einzelnen anwesenden italienischen Institutsdirektors.

Haus der Wissenschaft Das Bürogebäude in der Rue du Trône 98, ein leidlich ansprechender Achtgeschosser in einer extrem befahrenen Einfall­straße, ist seit Januar 2011 die Adresse des Brüssel-Büros. Hier ist es vielen als „Haus der Wissenschaft“ ein Begriff. Tatsächlich haben sich dort im Laufe der vergangenen 20 Jahre immer mehr Vertretungen deutscher und europäischer Forschungs- und Förderorganisationen niedergelassen. Zufällige Begegnungen im Haus, kurze Wege fördern die in Brüssel so wichtige Vernetzung. Gern hilft man sich gegenseitig aus, mal mit Tagungsräumen, einer Videokonferenzanlage oder einfach nur ein paar Stühlen. Die ersten am Platz waren die Kooperationsstelle EU der Wissenschaftsorganisationen (KoWi) sowie SwissCore - das Schweizer Kontaktbüro für Forschung, Innovation und Bildung. Im Laufe der Jahre sind der italienische Consiglio Nazionale delle Ricerche, der Research Council of Norway, die Helmholtz-Gemeinschaft sowie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt , die polnische Wissenschaftsakademie, das tschechische Verbindungsbüro für Forschung und Entwicklung, das französische Centre National de la Recherche, die Hochschulrektorenkonferenz, die FU-Berlin und schließlich die Leibniz-Gemeinschaft hinzugekommen. Die Adresse hat sich längst zum Magneten für wissenschaftsorientierte Büros entwickelt. Mehr

noch: sie reflektiert inzwischen auch die veränderten Strukturen der EU-Forschungsförderung sowie die zunehmende Verzahnung nationaler und europäischer Forschungspolitik. Beispiele dafür sind sowohl die jüngst hinzugekommenen Büros der europäischen Infrastrukturen EATRIS (European Advanced Translational Research Infrastructure in Medicine) und PRACE (Partnership for Advanced Computing in Europe) als auch das FONABüro des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, das die Vernetzung nationaler und europäischer Aktivitäten im Bereich nachhaltiger Entwicklung, Umwelt und Energie unterstützt. Geographisch liegt das Haus der Wissenschaft günstig in unmittelbarer Nachbarschaft zu den EU-Institutionen und anderen wichtigen Akteuren. Zwar plant die Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission zum Jahresende ihren Umzug, doch die meisten ihrer Abteilungen werden auch weiterhin fußläufig erreichbar sein.

Brief

aus Brüssel

8,3

Emotionen...

A U TO R I N

Claudia Labisch leitet das BrüsselBüro der LeibnizGemeinschaft.

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Fotos: David Ausserhofer; www.atomium.be - SABAM 2012 - Frankinho; Peter Himsel

Zahlen


Leibniz | LIFE

Verlosung Hans-Werner Sinn, Präsident des ifo-Instituts — LeibnizInstitut für Wirtschaftsforschung an der Universität München, ist bekannt für pointierte und mitunter polarisierende Stellungnahmen. Am 8. Oktober erscheint im Hanser-Verlag Sinns neues Buch „Die TargetFalle. Gefahren für unser Geld und unsere Kinder“, in dem er zehn Jahre nach der ­Einführung des Euro Bilanz zieht. Wir verlosen fünf Exemplare des Buches. Bitte senden Sie bis zum 31. Oktober 2012 eine E-Mail mit Namen, Adresse und dem Stichwort „Target-­ Falle“ an verlosung@leibnizgemeinschaft.de

Gemeinsam stark: Die Leibniz-Forschungsverbünde

Eindimensionale Herangehensweisen greifen zu kurz, wenn es darum geht, Antworten auf drängende wissenschaftlich und gesellschaftlich relevante Fragestellungen zu finden. Dieser Erkenntnis trägt auch das neue Konzept der Leibniz-Forschungsverbünde Rechnung. In ihnen schließen sich LeibnizInstitute und auch externe Partner verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen zusam-

men, um ihre Kompetenzen zu bündeln und die Forschung der Gemeinschaft strategisch weiter zu entwickeln. Die fünf ersten auch mit Geldern aus dem Impulsfonds des Präsi­diums der Leibniz-Gemeinschaft unterstützten Verbünde behandeln „Bildungspotentiale“, „Biodiversität“, „Historische Authentizität“, „Nachhaltige Lebensmittelproduktion und gesunde Ernährung“ und „Nanosicherheit“.

Wissenschaft trifft Politik: Der frühere SPD-Vorsitzende und heutige Bundestagsabgeordnete Franz Müntefering und LeibnizPräsident Karl Ulrich Mayer sprechen im Zuge von „Leibniz im Bundestag“ über den demografischen Wandel. Kurz vor der Sommerpause bekamen bei der Aktion rund 80 Bundestagsabgeordnete aus allen Fraktionen Besuch von Leibniz-Wissenschaftlern, um sich zu deren Forschungsthemen aus erster Hand über den Stand der Wissenschaft und mögliche Implikationen für die Politik auszutauschen.

Foto: Christian Walther; Repro: Hanser Verlag

Die Gewinner der Verlosung zur DürerAusstellung im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aus dem Leibniz-Journal 1/2012: Den Begleitband zur Dürer-Ausstellung gewann Patrick Hoenninger aus Dortmund Je zwei Eintrittskarten gingen an - Jürgen Teichmann aus Unterhaching - Annette Folkendt aus Fürth - Prof. Dr. Bernd Herrmann aus Göttingen - Janine Wiesner aus Freiberg - Dr. Mechthild Kässer aus Diekholzen

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26 NOVEMBER 2012 AT MUNICH RESIDENZ 27 NOVEMBER 2012 AT HVB FORUM MUNICH

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Julia Fischer: Affengesellschaft; gebunden, 281 S., Suhrkamp, Berlin 2012; 26,95 Euro, ISBN 978-3-518-42302-8

Leibniz-Institut für Länderkunde: Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland - Alle 12 Bände auf einer DVD; Springer Spektrum 2012; 19,95 Euro, ISBN: 978-3-8274-2888-2

Theoria cum Praxi. Aus der Welt des Gottfried Wilhelm Leibniz. 239 S., Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2012; 69,00 Euro, ISBN13: 978-3-7001-7060-0

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Fast wäre Julia Fischer vom Deutschen Primatenzentrum Göttingen Meeresbiologin geworden. Doch dann – kurz vor Ende ihres Studiums – untersuchte sie in einem Kurs für Verhaltensbiologie in Südwestfrankreich das Sozialverhalten von Berberaffen. Das Miteinander der Tiere faszinierte Fischer so sehr, dass sie mehr wissen wollte und den Affen bis heute treu geblieben ist. In Ihrem Buch „Affengesellschaft“ widmet sie sich dem Sozialverhalten, der Kognition und der Kommunikation beim Affen. Immer wieder arbeitet sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur menschlichen Evolution heraus. Ihre Beobachtungen hat Fischer überwiegend in der Wildnis gemacht. Zu-

sätzlich hat sie im Gehege in zahlreichen Experimenten mit der Gruppe der „geschwänzten Altweltaffen“ gearbeitet, mit Berberaffen, Bären- und Guineapavianen. Sie kommt zu dem Schluss, dass der Schutz der letzten Refugien bedrohter Arten höchste Priorität habe. Erst dann solle die Forschung sich offenen Fragen zuwenden: etwa warum unsere Vorfahren irgendwann begannen, sich mit Worten und Gebärden zu verständigen. Neben ihren Ergebnissen bietet Fischers Buch zahlreiche Anekdoten aus dem Forscherinnenalltag und ist so eine gleichermaßen informative wie unterhaltsame eva brunner ­Lektüre.

Wo gibt es die meisten Berufspendler? Wie hoch ist die Zeitungsdichte in NRW und wie viele Krankenhausbetten hat Berlin? Der „Nationalatlas Bundesrepublik Deutschland“ des Leibniz-Instituts für Länderkunde ist eine wahre Fundgrube für hochwertiges Kartenmaterial und Fakten-Wissen. Nun ist erstmals eine vollständige und in weiten Teilen aktualisierte Komplettversion des zwölfbändigen Standardwerkes erhältlich. Sie vereint alle bisher erschienenen Ausgaben auf einer DVD. Mehr als 600 Wissenschaftler arbeiteten mit an diesem umfassenden Porträt Deutschlands. Das Ergebnis beeindruckt mit einer

Vielschichtigkeit, die von Themenfeldern wie „Gesellschaft und Staat“ bis zu „Klima, Pflanzen und Tierwelt“ reicht. Mithilfe des einfachen, interaktiven Bedienungsmenüs der DVD lässt sich gezielt recherchieren oder stöbernd Wissen entdecken. Ob Schüler, Bürger oder Spezialist: Wer an Fakten über Deutschland interessiert ist, wird mit der Fülle an Expertise gewiss etwas anzufangen wissen. Der digitalisierte Nationalatlas ist eine kostengünstige, aktuelle und vor allem platzsparende Alternative zu den gedruckten Ausgaben. christian soyke

Der den Sammelband einleitende Überblick von Erwin Stein über Leibniz‘ Bedeutung als Mathematiker, Physiker, Ingenieur und Philosoph skizziert die Voraussetzung für jede Beschäftigung mit Leibniz: Die Einbettung seines vielseitigen Wirkens in den Gesamtzusammenhang seines Denkens von den logisch-metaphysischen Grundannahmen bis hin zu den philosophisch-praktischen Konsequenzen. Die Einzelbeiträge von Jürgen Mittelstrass (über Kalkulations- und Integrationsrechnung), Heinz Zemanek (Leibniz und der Computer), Günter B. L. Fettweis (Leibniz und der Bergbau) und Lore Sexls Studie zum Verhältnis Leibniz‘ zu Wien liefern hierzu aufschlussreiche Facetten.

Hochaktuell sind zwei Hinweise von Mittelstrass: Fortschritt durch Wissenschaft brauche fächerübergreifende Vermittlung und Prüfung der Einzelergebnisse, das heißt eine „universale“ Perspektive, die durch die zunehmende Partikularisierung von Subdisziplinen heute immer schwerer zu leisten ist. Eine derartige Perspektive bedürfe entsprechender entwicklungs- und lernfähiger Institutionen, die interdisziplinäres Denken fördern anstatt Fachgrenzen festzuschreiben. An beides erinnert uns Leibniz wie wohl kein anderer Wissenschaftler und Philosoph der europäischen Neuzeit.

Fotos: Peter Maciej; Suhrkamp; Springer Spektrum; ÖAW

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j o h a n n e s b r o n isch

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Leibniz Leute

Mit dem Physiker Dr. Denys ­Makarov und dem Chemiker Dr. Samuel Sanchez erhalten zwei Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrates (ERC). Er beinhaltet eine Projektförderung von je 1,5 Millionen Euro, verteilt auf fünf Jahre. Makarov will mit seinem Projekt „Shapeable Magnetoelectronics in Research and Technology“ das vorherrschende Modell elektronischer Bauele-

mente mithilfe flexibler Magnetoelektronik verändern. Diese Elemente eignen sich besonders für die Anwendung in der Biomedizin und bei Elektromotoren. Mit seinem Projekt „Lab-in-a-tube and Nanorobotic biosensors“ verfolgt Samuel Sanchez das Ziel, Mikroröhren aus Nanomembranen für Anwendungen in biologischen Systemen nutzbar zu machen. Dadurch werden unter anderem Langzeituntersuchungen und Manipulationen von Zellkern­teilung möglich.

Der mit 25.000 Euro dotierte Hans-Christian-Hagedorn-Projektförderpreis geht an Prof. Dr. Michael Roden, wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Diabetes Zentrums – LeibnizZentrum für DiabetesForschung in Düsseldorf. Damit würdigt die Deutsche Diabetes-Gesellschaft seine Forschungsarbeit zu direkten und indirekten Effekten von zentraler Insulingabe auf den hepatischen Glukosestoffwech-

sel. Diabetes Typ 2 ist eine komplexe Stoffwechselerkrankung, bei der es neben Insulinmangel zu weiteren metabolischen Veränderungen kommt. Rodens Projekt untersucht, welche Effekte die Gabe von Insulin direkt in das Gehirn oder in andere Bereiche des Körpers hat. Die innovativen Ansätze des Mediziners können langfristig neue Therapieoptionen für Dia­ betespatienten eröffnen.

Einstimmig ist Dr. Marcel Fratzscher vom Kuratorium des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) zum künftigen Vorsitzenden des Vorstands berufen worden. Voraussichtlich im Februar 2013 wird der Leiter der Abteilung International Policy Analysis der Europäischen Zentralbank an die Spitze des DIW wechseln. Auch das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim bekommt einen neuen wissenschaftlichen Direktor. Prof. Dr. Clemens Fuest wird ab 1. März 2013

zusammen mit dem kaufmännischen Direktor Thomas Kohl das Forschungsinstitut leiten. Derzeit forscht und lehrt Fuest an der Uni­ versität Oxford als

Forschungsdirektor des Centre for Business Taxation und Professor für Unternehmensbesteuerung.

Der Generaldirektor des Germanischen

Nationalmuseums in Nürnberg, Prof. Dr. G. Ulrich Großmann, wurde zum neuen Präsidenten des Internationalen Kunsthistorikerverbandes gewählt.

Mit einem Starting Grant des Europäischen Forschungsrates ERC kann Dr. Markus Roth vom Kiepenheuer-Institut für Sonnenphysik in Freiburg die Ursachen der Sonnenaktivität untersuchen. Er wird innovative Ansätze für die seismische Untersuchung von Strömungen im tiefen Inneren der Sonne entwickeln.

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FVB; IFW (2); DDZ; DIW; ZEW; GNM; KIS; HPI; Deutsche Telekom; BOKU; HKI; Udo Borchert/WZB; WZB; IGB; ifo; IUF

Dr. Samuel Sanchez

Dr. Denys Makarov

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Ein Provisorium zur dauerhaften Erfolgsgeschichte gemacht hat Dr. Falk Fabich, Geschäftsführer des Forschungsverbundes Berlin. Der 1945 in der Nähe von Schleswig geborene Jurist baute nach der Wiedervereinigung ab 1992 diesen administrativen Zusammenschluss von acht Leibniz-Instituten mit auf und formte aus der ursprünglich als Übergangslösung gedachten gemeinsamen Verwaltung ein dauerhaftes Erfolgsmodell. Von 2003 bis 2011 war Fabich zudem ehrenamtlich administrativer Vizepräsident der Leibniz-Gemeinschaft. Ende September tritt Fabich in den Ruhestand. Ganz los lässt ihn die Leibniz-Gemeinschaft aber zunächst nicht: Bis zur Neubesetzung der vakanten Direktorenstelle am Deutschen Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven fungiert Fabich dort kommissarisch als Geschäftsführender Direktor.


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2/2012 Infos: geno@taz.de Tel. 030 - 25 90 22 13 www.taz.de/genossenschaft

1992 - 2012

RM_SEHSTERN Berlin

Die taz.

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Dr. Gülsah Gabriel

Dr. Marion Schick

Die Virologin Dr. Gülsah ­Gabriel vom Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie in Hamburg erhält in diesem Jahr den Robert-KochFörderpreis. Seit 1981 ehrt die Bergstadt Clausthal-Zellerfeld mit der Auszeichnung herausragende Forschungsbeiträge. Im prämierten Beitrag befasst sich Gabriel mit der Wirtsadaption der Influenza A Viren. Diese GrippeErreger können vom Tier auf den Menschen übergehen. Dazu müssen die Viren sowohl die äußere Zellmembran als auch die innere Kernmembran als Wirtsbarrieren überwinden. Gülsah Gabriel und ihrem Forschungsteam ist es nun erstmals gelungen, die Anpassung der Grippeviren an die zweite innere Barriere detailliert zu beschreiben.

Dr. Marion Schick, Personalvorstand bei der Deutschen Telekom AG und ehemalige Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg, ist neues Mitglied im Senat der LeibnizGemeinschaft. Von 2000 bis 2008 war Schick Präsidentin der Hoch-

IMPRESSUM Leibniz-Journal

Herausgeber: Leibniz-Gemeinschaft Chausseestraße 111, 10115 Berlin Telefon: +49(0)30 20 60 49-0 Telefax: +49(0)30 20 60 49-55 www.leibniz-gemeinschaft.de Präsident: Prof. Dr. Karl Ulrich Mayer Generalsekretärin: Christiane Neumann 38

schule München, im Anschluss Vorstandsmitglied für Personal und Recht der Fraunhofer-Gesellschaft. Ihre Wahl durch den Senat auf Vorschlag des Präsidiums der Leibniz-Gemeinschaft erfolgte einstimmig. Schicks Amtsdauer beträgt vier Jahre. Sie zählt zu den bis zu dreizehn Personen des öffentlichen Lebens in dem vollständig aus Externen besetzten Gremium. Im Senat bestätigt wurden Prof. Dr. Beate Jessel, Prof. Dr. Hans-Jürgen Troe und der Bundestagsabgeordnete Klaus Hagemann. Zu den wichtigsten Aufgaben des Senats gehört es, Empfehlungen zur strategischen Weiterentwicklung der LeibnizGemeinschaft und ihrer Mitgliedseinrichtungen abzugeben.

Prof. Dr. Axel Brakhage, Direktor des Leibniz-Instituts für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie - Hans-KnöllInstitut in Jena, ist zum Sprecher des Fachkollegiums Mikrobiologie, Immunologie, Virologie der Deutschen Forschungsgemeinschaft gewählt worden. Zwei neue Direktoren verstärken seit diesem Jahr das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung: Der Ökonom Prof. Dr. Thomas Amon

Neuer Leiter der Abteilung Technik in der Tierhaltung am LeibnizInstitut für Agrartechnik (ATB) in Potsdam-Bornim ist Prof. Dr. Thomas Amon. Zugleich berief die Freie Universität Berlin (FU) den Agrarwissenschaftler an den Fachbereich Veterinärmedizin, an dem er „NutztierUmwelt-Wechselbeziehungen“ lehrt. Es ist die erste gemeinsame Berufung von ATB und FU. In Potsdam möchte Amon sich vorrangig grundlagenorientierten Forschungsaufgaben zu Fragen der Senkung von Umweltbelastungen durch Emissionen und Immissionen aus der Tierhaltung widmen.

Redaktion: Christian Walther (Chefredakteur) Christoph Herbort-von Loeper (C.v.D.) David Schelp Eva Brunner, Nora Haase, Stefanie Schreckenbach, Christian Soyke (Praktikanten) journal@leibniz-gemeinschaft.de

Anzeigen: Axel Rückemann, anzeigen@leibniz-gemeinschaft.de Telefon: 030 / 20 60 49-46 Layout: Stephen Ruebsam, unicom-berlin.de

Druck: PRINTEC OFFSET - medienhaus, Kassel

Prof. Dr. Steffen Huck leitet seit April die Abteilung Ökonomik des Wandels. Der Soziologe Prof. David Brady leitet seit August die Abteilung Ungleichheit und Sozialpolitik.

Der Professor für Aquatische Öko-

logie, Prof. Dr. Klement Tockner vom Leibniz-Institut für Gewässer- und Binnenökologie, und der Münchner

Ökonom Prof. Dr. Hans-Werner Sinn vom ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung sind als korrespondierende Mitglieder in die Österreichische Akademie der ­Wissenschaften aufgenommen worden.

Die Immunologin Prof. Dr. Irmgard Förster hat durch das Leibniz-Institut für umweltmedizinische Forschung den Titel eines „Leibniz Chair“ verliehen bekommen. Diese Auszeichnung würdigt die Verdienste herausragender Forscherpersönlichkeiten.

Nachdruck mit Quellenangabe gestattet, Beleg erbeten. Auflage: 19.000 Ausgabe 2/2012: September www.leibniz-gemeinschaft.de/journal

Das Leibniz-Journal erscheint viermal jährlich. Es wird gratis über die Institute und Museen der Leibniz-Gemeinschaft verbreitet und ist für 3 Euro im Zeitschriftenhandel an Flughäfen und Bahnhöfen erhältlich. Außerdem kann es über die Redaktion kostenlos abonniert werden. ISSN: 2192-7847 Leibniz twittert: twitter.com/#!/LeibnizWGL Leibniz ist auf Facebook: facebook.com/LeibnizGemeinschaft

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Bremen liegt weit oben In Bremen und Bremerhaven ist nur die Landschaft flach. Die Universität Bremen ist Exzellenzuniversität. Die Wissenswelten in 19 Science Centern und Museen machen Spaß und wecken Lust am Forschen und Entdecken. Mehr erfahren unter: www.wissenswelten.com

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Deutsches Schiffahrtsmuseum


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