Didaktische Typografie in Print- und Digitalmedien

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Lena Rebekka Seelbinder Bachelorarbeit

DIDAKTISCHE TYPOGRAFIE

in Print- und Digitalmedien



Lena Rebekka Seelbinder Bachelorarbeit

DIDAKTISCHE TYPOGRAFIE in Print- und Digitalmedien Betreuer: Prof. Dr.-Ing. Helmut Peschke Gutachter: Prof. Dipl.-Des. Antje Umstätter Beuth Hochschule für Technik Berlin Studiengang Druck- und Medientechnik


Einreichung der Bachelorarbeit an der Beuth Hochschule für Technik Berlin Luxemburger Straße 10 13353 Berlin Fachbereich VI Informatik und Medien Studiengang Druck- und Medientechnik am 12. Januar 2016 von Lena Rebekka Seelbinder Matrikelnr. 798304 Betreuer Prof. Dr.-Ing. Helmut Peschke Gutachter Prof. Dipl.-Des. Antje Umstätter


Danksagung Ich bedanke mich bei allen Personen, die mich während der Anfertigung dieser Arbeit unterstützt und motiviert haben. Besonderer Dank gilt meinem Betreuer Prof. Dr. Helmut Peschke für sein ausgiebiges Engagement. Mit seinen wertvollen Hinweisen und konstruktiver Kritik verhalf er mir stets zu neuen Denkanstößen. Zu jeder Zeit für mich ansprechbar, waren mir seine professionellen Ideen und fachkundigen Ratschläge eine sehr große Hilfe. Ebenfalls danke ich den beiden Schulbuchverlagen Ernst Klett und Cornelsen für die großzügige Bereitstellung der analysierten Lehrmaterialien. Gleicher Dank dafür gilt den beiden Agenturen für Gestaltung: Klein & Halm sowie Sofarobotnik.


inhaltsverzeichnis 1 einleitung

1

1.1 Relevanz des Themas . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .2 1.2 Zielsetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .3 1.3 Aufbau der Arbeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .4

2 didaktische typografie

7

2.1 Begriffsklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .8 2.2. Das Medium Schulbuch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 2.3 Motivation gestalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2.4 Digitaler Wandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

3 typografisches regelwerk

18

3.1 Lesbarkeit der Schrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 3.2 Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22 3.2.1 Typografie für lineares Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 3.2.2 Typografie für informierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.2.3 Typografie für differenzierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . 24 3.2.4 Typografie für konsultierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.2.5 Typografie für selektierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3.2.6 Weitere Lesearten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.3 Layout- und Textgestaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 3.3.1 Die Doppelseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 3.3.2 Raster, Satzspiegel und Weißraum . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 3.3.3 Schriftwahl und Schriftwirkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 30 3.4 Farbe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 3.5 Screentypografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.5.1 Unterschiede zur Printtypografie . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 3.5.2 Bildschirmschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36

4 analyse 1: schulbücher print

38

4.1 Kriterien zur Beurteilung didaktischer Typografie . . . . . . . . . . 40 4.2 Didaktische Konzeption . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

IV


4.2.1 Markl Biologie 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 4.2.2 Natura 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 4.2.3 Biosphäre Band 1-3 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 4.2.4 Biologie Oberstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 4.3 Makrotypografische Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3.1 Verzeichnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4.3.2 Layout Doppelseiten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 4.3.3 Leitsysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 4.3.4 Farbeinsatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58 4.4 Mikrotypografische Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60 4.4.1 Kernschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61 4.4.2 Auszeichungsschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 4.4.3 Zusatzschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67 4.5 Resümee . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68

5 analyse 2: schulbücher digital

72

5.1 Arten digitaler Schulbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74 5.2 Ist-Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 5.2.1 Projekt Digitale Schulbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 76 5.2.2 Lernportal scook . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78 5.3 Soll-Situation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80 5.4 Typografische Möglichkeiten und Grenzen . . . . . . . . . . . . . . 82

6 schlussfolgerung

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6.1 Auswertung der Analysen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 6.2 Fazit und Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

literaturverzeichnis

90

abbildungsverzeichnis

94

eidesstattliche erklärung

96

anhang

98

V


E 

1.1

VI


1.1

1

einleitung Relevanz des Themas Zielsetzung Aufbau der Arbeit

„Schrift ist nicht nur zum Lesen da, man sieht sie auch.“

hans peter willberg

1 1


relevanz des themas

1 einleitung

1.1

Die Typografie zählt zu den wichtigsten Werkzeugen in der Kommunikation und in der Vermittlung von Wissen. Schrift als Gestaltungsmittel trägt maßgeblich dazu bei, das Gelingen einer Informationsübertragung beim Lernen positiv oder negativ zu beeinflussen. Gute Typografie erleichtert die Aufnahme jeglicher Inhalte, mit dem Ziel, die Schrift als Instrument zur bestmöglichen Lesbarkeit, Funktionalität und Ästhetik zu nutzen.

1.1 relevanz des themas Im Bildungswesen erfüllt die Typografie als Hilfsmittel zum Lernen und Erlangen von Wissen eine grundlegende Funktion. Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken, dennoch ist das gedruckte Schulbuch weiterhin leitendes Lehrmedium im Unterricht1. Damit Schüler es gerne in die Hand nehmen, muss neben inhaltlicher Korrektheit vor allem die Gestaltung funktionieren und zum Lesen motivieren. Die Ausgangssituation zeigt, dass Schulbücher, im Gegensatz zu Werken der Belletristik, nicht aus persönlichem Interesse oder Unterhaltungswerten gelesen werden, sondern didaktische Ziele verfolgen. Um dennoch Begeisterung für längere Sach- und Fachtexte hervorzurufen, kommt der visuellen Aufmachung und Textorganisation von Lernmedien ein besonderer Stellenwert zu; didaktische Typografie muss einen hohen Lesekomfort durch motivierende und gleichzeitig effektive Gestaltung gewährleisten. Führende Verlage für Bildungsmedien, wie Ernst Klett und Cornelsen, forcieren gegenwärtig die Digitalisierung ihrer angebotenen Lehrmittel und versprechen sich davon neue Impulse für die Schulentwicklung. Auch auf der Didacta 2015 zählt das Lehren und Lernen mit Hilfe neuer Medien zu den Fokusthemen.2 Folglich zeichnen sich digitale Schulbücher durch eine hohe Aktualität aus. Sie sollen durch multimediale Inhalte die Motivation am Lernen fördern und Schüler wieder zu vermehrtem Lesen animieren.

1 2

2

Vgl. Feldmann, Verband Bildungsmedien e.V. 2014, S.13 Vgl. Heiligenstadt 2015, Rede anlässlich der Verleihung des digita 2015 (Internetpräsenz)


zielsetzung

Fraglich ist allerdings, ob allein der Wechsel des Mediums – von print zu digital – zu einer besseren Lehr- und Lernsituation führen kann. Ist die gestalterische Aufbereitung des Materials an sich nicht entscheidender, als dessen Ausgabekanal? Eine spezifische Art der typografischen Aufbereitung schafft zumindest eine grundlegende Voraussetzung dafür, dass sich die Lernenden in den komplexen Lehrwerken bestmöglich zurechtfinden, Sinnzusammenhänge erkennen und von der Gestaltung positiv angesprochen werden, sei es nun auf gedrucktem Papier oder in digitaler Form als E-Book.

1.2 zielsetzung Das Anliegen dieser Arbeit besteht darin, die didaktische Typografie gegenwärtiger Lernmedien detailliert zu untersuchen. Dabei gilt es zu verdeutlichen, welche besonderen typografischen Anforderungen Schulbücher zum erfolgreichen Wissenserwerb aufzeigen müssen und ob sich diese wesentlichen Gestaltungsmerkmale und Leitlinien auch in digitalen Lernpublikationen umsetzen lassen. Anhand einer Auswahl gegenwärtiger gedruckter Schulbücher soll die spezifische Umsetzung didaktischer Typografie aufgezeigt werden. Dazu werden Anforderungen an Aufbau und Gestaltung moderner Schulbücher erläutert, sowie verschiedene Möglichkeiten analysiert, die Informationsaufnahme des Lernenden positiv zu beeinflussen. Darüber hinaus setzt sich die Arbeit zum Ziel, aktuelle Informationen über digitale Schulbücher zusammenzutragen. Da E-Books in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen haben, geht die Arbeit der Frage nach, in wieweit sich die Erkenntnisse aus der Analyse über didaktische Typografie in Printmedien mit den heutigen Technologien auch auf die Gestaltung von E-Books anwenden lassen und ob es typografisch-gestalterisch sinnvoll ist, Schulbücher zukünftig in digitaler Form anzubieten. Die erarbeiteten Ergebnisse sind als Gestaltungsempfehlung für die Umsetzung didaktischer Typografie zu verstehen und können Schulbuchverlagen neue Perspektiven für die Weiterentwicklung der typografischen Gestaltung von Lehrmitteln in Print- und Digitalmedien aufzeigen.

3


aufbau der arbeit

1.3 1.3 aufbau der arbeit Nach der Einleitung bildet die Darstellung der nötigen Grundlagen, wie die Begriffsklärung der didaktischen Typografie, die Basis der Arbeit. Es wird auf den Zusammenhang der Didaktik und Gestaltung als Kriterien für den Aneignungsprozess eingegangen, gefolgt von einer näheren Betrachtung des Mediums Schulbuch. In diesem Zusammenhang wird auch der stetig fortschreitende digitale Wandel in den Printmedien thematisiert. Weiterhin folgt ein allgemeiner Überblick über die wichtigsten Grundsätze für regelgerechte Typografie, mit Anmerkungen zur Lesbarkeit, Leseart, Schriftwahl und Schriftwirkung, sowie zum Seitenlayout. Auch die Screentypografie, welche in digitalen Schulbüchern aufzufinden ist, wird thematisiert. Aufbauend auf diesen Grundlagen folgt die erste Analyse. In dieser werden zunächst die Kriterien für die didaktische Typografie aufgestellt. Im Anschluss werden gegenwärtig gedruckte Schulbücher makro- und mikrotypografisch untersucht und miteinander verglichen. Es wird festgehalten, welche besonderen Anforderungen an die Typografie gestellt werden, um den Wissenserwerb des Lernenden positiv zu beeinflussen. Gestalterische Faktoren, die Einfluss auf die Lesbarkeit, Lernkompetenz und Motivation des Schülers nehmen, werden herausgearbeitet. Dabei richtet sich der Fokus auf aktuelle Schulbücher der Biologie für Gymnasien der Bildungsverlage Ernst Klett und Cornelsen. Im Anschluss folgt ein Exkurs zur gegenwärtigen Situation digitaler Lernmedien. Die Ergebnisse aus der vorausgegangenen Analyse der Printmedien werden in Hinblick auf die technische Umsetzbarkeit in E-Books überprüft. Kritikpunkte sollen dabei aufgezeigt, sowie mögliche Verbesserungsvorschläge für das zukünftige Umsetzen von didaktischer Typografie in digitalen Publikationen abgeleitet werden. Abschluss der beiden Analysen aus Print- und Digitalmedien bildet eine Zusammenfassung der Ergebnisse. Ein daraus gewonnenes Fazit mit anschließendem Ausblick beenden die Arbeit.

4


1.1

5



2

didaktische typografie Begriffsklärung Das Medium Schulbuch Motivation gestalten Digitaler Wandel

„Lehrbücher sollen anlockend sein, das werden sie nur, wenn sie die heiterste, zugänglichste Seite des Wissens und der Wissenschaft hinbieten.“

johann wolfgang von goethe

7


begriffsklärung

2 didaktische typografie Dieses Kapitel dient dazu, den Begriff der didaktischen Typografie detaillierter zu erläutern. Darüber hinaus gilt es zu klären, ob auch Nachschlagwerke, Vorlesungsskripte, sowie Fach- und Sachbücher im Allgemeinen zur didaktischen Typografie zählen.

2.1 begriffsklärung Unter Typografie versteht man die Gestaltung mit vorhandenen Satzschriften und nicht die Kalligrafie oder den Entwurf von Satzschriften.3 Darüber hinaus kann der Begriff weiter gefasst werden, in dem der Umgang mit Bildern und Materialien miteinbezogen wird. So ist im Rahmen dieser Arbeit das gestalterische Zusammenfügen von Schrift, Leerraum, Abbildungen und Schmuckelementen gemeint, verbunden mit dem Ziel, eine lesefreundliche Textgestaltung mit optimaler Lesbarkeit zu schaffen.4 Unterteilt wird die Typografie in Makro- und Mikrotypografie.5

Die Makrotypografie beschäftigt sich mit dem Gesamteindruck des vorliegenden Mediums, mit der Konzeption im Großen und Ganzen. D.h. die Wahl des Formats, der Schriften, der Farben, das Layout und die Komposition der Seiten stehen im Fokus.

Die Mikrotypografie (auch Detailtypografie) beschreibt dagegen die schriftlichen Feinheiten zwischen den einzelnen Buchstaben, Wörtern, Zeilen oder Absätzen. Unter Didaktik ist die Theorie und Praxis des Lernens und Lehrens zu verstehen, die Vermittlung von Wissen, Können und Wollen.6 Dabei geht es nicht nur um die Inhalte, sondern auch um die Ziele und die am Lernen und Lehren beteiligten Personen.

3 4 5

8

Vgl. Forssman/Willberg 2013, S. 9 Vgl. Dilba 2008, S. 129 Vgl. Forssman/Willberg 2013, S. 9

6

Vgl. Jank / Meyer 2011, S.14


begriffsklärung

Die Aufgabe der didaktischen Typografie besteht darin, das Lernen und Lehren zu fördern.7 Darüber hinaus soll sie mithilfe eines durchdachten makro- und mikrotypografischen Konzepts die Lernaktivität des Lesers erhöhen, sowie dessen Aufmerksamkeit und Denkprozesse unterstützen. Folglich ist die didaktische Typografie in allen Formen von Schul- und Lehrbüchern, in populärwissenschaftlichen Werken, sowie in sämtlichen Publikationen und multimedialen Produkten, die Schulungszwecken dienen, zu finden. Das bezieht sich sowohl auf Kinder, Jugend- und Erwachsenenbildung: „Wir können dann vom Vorhandensein einer didaktischen Typografie sprechen, wenn das Individuum durch die Form des Druckwerks zum Lesen angereizt, die Anordnung der Informationen deutlich wird und relevante Informationen mit angemessenem Aufwand gefunden und erfaßt werden.“ 8 Der didaktische Aspekt stellt eine Bereicherung und gleichzeitig eine Komplizierung der typografischen Gestaltung dar. Bei der Forderung nach Interesse und dem Aktivieren neuer Lernprozesse muss bedacht werden, dass ein Schul- oder Lehrbuch hinsichtlich der inhaltlichen Ausstattungsmerkmale (z. B. Figuren, Handlung, Handlungsrahmen, Thema und Stil) nicht mit Büchern der Jugendliteratur oder Belletristik mithalten kann. Dennoch sollte mit den zur Verfügung stehenden Mitteln versucht werden das bestmögliche an Lesemotivation und Konzentration beim Leser hervorzubringen. Mittel der didaktischen Makrotypografie zur leichten Orientierung sind beispielsweise Inhaltsverzeichnis, Kolumnentitel, Kapitelüberschriften, Stichwortverzeichnis und Klappentext. Als Mittel der didaktischen Mikrotypografie sind Marginalen, Schriftart, Schriftschnitt, Schriftgröße, farbige Hervorhebungen sowie Umbrüche und Absätze zu benennen. Ebenso sollte das Prinzip der gefühlsmäßig ansprechenden Schulbuchgestaltung berücksichtigt werden.9 Durch den optischen Eindruck des Mediums soll der Lernende angeregt werden, sich mit dessen Inhalt zu befassen. Entsprechend stark wird auch die Erwartungshaltung durch die formelle Aufbereitung bestimmt: Ein Text, der inhaltlich interessant wirkt und formal einfach zu lesen scheint, wird bevorzugt gelesen. Diese Forderungen können erreicht werden durch das Gestalten einer Typografie, die neben optimaler Lesbarkeit auch eine gewisse Freundlichkeit ausstrahlt.10 Der Aspekt der Motivierung sollte jedoch nicht durch den Versuch, das Schulbuch gestalterisch einem

7 8

Vgl. Nadolski 1984, S.12 Nadolski 1984, S. 13

9 Vgl. Schröer 2004, S. 9 10 Vgl. Glaser 2012, S. 32

9


begriffsklärung

2.1 1.1 Jugendmagazin anzugleichen, überstrapaziert werden. Folglich ist es das Ziel des Lehrens, welches die didaktische Typografie anstrebt und was sie von der informierenden Typografie in Sachbüchern oder Zeitungen unterscheidet. Sie dient dazu, die Lernbereitschaft zu fördern und zu unterstützen. Des Weiteren kann sie über die Wissensvermittlung hinaus neue Denk- und Erkenntnisanstöße beim Leser bewirken und steuern. Damit das gelingt, muss die Übermittlung von Text und Bild funktionieren, ohne dass dabei unnötige Schwierigkeiten bei der Informationsaufnahme entstehen.11 Die anzuwendenden typografischen Mittel müssen bestmöglich auf die Eigenschaften der Rezipienten (Alter, Einstellung, Motivation, Wissensstand und Lernfähigkeit der Zielgruppe) abgestimmt sein. Dies lässt sich umso leichter verwirklichen, je enger Gestalter, Redakteur und Autor zusammenarbeiten. Darüber hinaus gehören sogenannte didaktische Elemente, wie:

Abbildungen Übersichten Zusammenfassungen Beispiele Übungsaufgaben zu den Werkzeugen der didaktischen Typografie. Sie sollen das Verständnis erleichtern, sowie das überblicksartige und überkreuzte Lesen verschiedener Themen und Kapitel ermöglichen.12

2.2 das medium schulbuch Schulbücher lassen sich definieren als überwiegend für den Unterricht entwickelte Lehr-, Lern- und Arbeitsmittel in Buch- oder Broschüreform. Eine tiefergreifende Beschreibung findet sich in Paragraph 1 der „Verordnung über die Zulassung von Lehrmitteln“ (2008) des bayerischen Staatsministeriums.

11 Vgl. Gorbach 2013, S. 204 12 Vgl. Schlösser 2012, S.18

10


das medium schulbuch

2.2 1.1 „Schulbücher im Sinn von Art. 51 Abs. 1 Satz 1 BayEUG sind Druckerzeugnisse, die

eigens für Unterrichtszwecke zur Erreichung der in den Lehrplänen festgelegten Lernziele herausgegeben sind,die zum Lernergebnis führenden Überlegungen, Abund Herleitungen darlegen,

als Lehr- und Nachschlagewerk dienen und für ein bestimmtes Unterrichtsfach den gesamten Stoff eines Schuljahres oder Halbjahreskurses enthalten, wenn nicht zwingende fachliche oder pädagogische Gründe einen geringeren oder vermehrten Stoffumfang erfordern.“ 13

Das gedruckte Schulbuch ist trotz des digitalen Zeitalters noch immer das wichtigste Leitmedium im Unterricht.14 Es wird verwendet in Kombination mit Arbeitsheften, Handreichungen, Zusatzmaterialien und digitalen on-und-offline Medien. Diese komplexen Verlagsangebote, mit aufwändigen und langwierigen Produktionsund Umsetzungsprozessen, sind nicht nur die Ergebnisse von fachwissenschaftlichen und didaktischen Abwägungen. Sie sind auch immer von aktuellen Trends in der Didaktik und von politischen Zielvorstellungen geprägt, wie das spezielle Zulassungsverfahren für Schulbücher verdeutlicht. In diesem werden die Inhalte auf Konformität mit der Verfassung und dem Lehrplan überprüft.15 Des Weiteren müssen Schulbücher mit den Kultusministerien und den jeweiligen Bildungsplänen der Bundesländer abgestimmt werden. Teilweise unterscheiden sich die regionalen Lehrpläne gravierend voneinander, daher müssen Länder- bzw. Regionalausgaben zu dem jeweiligen Schulbuchtitel produziert werden. Das Schulsystem ist in ständigem Wandel. Die Erschließung neuer Wissensgebiete und Veränderungen im Lehrplan erfordern kontinuierlich Neu- oder Weiterentwicklungen, auch in der Lehrmittelgestaltung. Folglich ist eine Veränderung des Schulbuchs sowohl nötig als auch unumgänglich. Empfehlungen für die Darstellung der Wissensvermittlung gelten stets nur für einen begrenzten Zeitraum. Dementsprechend gibt es Schulbücher für unterschiedliche Schularten, einzelne Jahrgänge, Fächer oder Fächerkombinationen. Folglich verfügen Schulbücher für die Grund-

13 Bayerische Staatsregierung, 2008 (Internetpräsenz) 14 Vgl. Feldmann 2014, S. 15

15 Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., o. J., Schulbuch- und Bildungsverlage (Internetpräsenz)

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das medium schulbuch

2.2 1.1 schule über ganz andere typografische und visuelle Anforderungen, als Schulbücher für die weiterführende Oberstufe oder für die anschließende Berufsausbildung. Für alle Lehrbücher gilt jedoch: Der Unterrichtsstoff, wie auch die gestalterische Darbietung müssen altersgerecht gestaltet sein, gleiches betrifft die Bildauswahl sowie den Stil und Inhalt von Illustrationen. 16 Nicht zuletzt spielt auch die Typografie eine entscheidende Rolle bei der Visualisierung. Konzipiert wird das Schulbuch zur Unterstützung von Lernprozessen. Das notwendige Funktionsspektrum ist entsprechend hoch. Hacker17 definiert sechs Lehrfunktionen, die jedes Schulbuch übernehmen muss:

Strukturierungsfunktion (Gliederung und sinnvolle Aufteilung der Lerninhalte) Repräsentationsfunktion (anschauliche, realitätsnahe Darbietung) Steuerungsfunktion (autodidaktische Impulse für den Lernprozess) Motivierungsfunktion (optische und inhaltliche Anregung zum Lernen) Differenzierungsfunktion (leistungsgemäße Förderung) Übungs- und Kontrollfunktion (Merkhilfen, Stabilisierung des Gelernten) Um diesen Kriterien gerecht zu werden, müssen im finalen Lehrbuch Design- und didaktisches Konzept eine Einheit bilden. Für die Entwicklung des didaktischen Konzepts ist eine enge Zusammenarbeit mit den Autoren und Fachredaktionen der Schulbuchverlage erforderlich. Diese legen in Kollektivarbeit fest, welche Themen mit welchen Schwerpunkten in das Buch aufgenommen werden und in welcher Reihenfolge sie abzuarbeiten sind.18 Schulbuchredakteure benötigen deshalb sowohl eine umfassende fachwissenschaftliche und pädagogische Ausbildung, als auch fundierte Kenntnisse über die typografischen Realisierungsmöglichkeiten ihrer didaktischen Absichten. Das Designkonzept entsteht ebenfalls in Absprache mit dem Gestalter, den Autoren und Verlagsredaktionen. Darin festgelegt werden unter anderem die Anordnung der Text- und Bildelemente im Seitenlayout, die Darstellungsform von Formeln, Aufgaben, Grafiken, Tabellen, Schriftgröße und Zeilenabstand, die farbliche Gestaltung, sowie sämtliche sonstigen äußerlichen Merkmale.19 Hinzu kommt, dass die staatlichen Vorgaben durch die Lehrpläne so umfangreich sind, dass es schwierig ist, die vielen Informationen aus Texten und Abbildungen benutzerfreundlich, klar strukturiert und dennoch interes-

16 Vgl. Bercker 2004, Thema Schulbuch: Warum ist Schulbuchgestaltung so wichtig? (Internetpräsenz) 17 Vgl. Hacker 1980, S. 14 ff.

12

18 Vgl. Nadolski 1984, S. 101 19 Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., o. J., Schulbuch- und Bildungsverlage (Internetpräsenz)


motivation gestalten

2.3 1.1 sant zu gestalten. Folglich nützt es wenig, wenn die gestalterisch-typografische Idee Motivation und Konzentration schafft, sich jedoch nicht in Übereinstimmung mit den Richtlinien der Lehr- und Bildungspläne umsetzten lässt. Dieser Faktor muss bei der Schulbuchgestaltung bedacht werden, ferner auch sämtliche ökonomische Aspekte, wie beispielsweise Produktionsaufwand, Image und Ladenpreis, welche im Rahmen dieser Arbeit allerdings nicht weiter thematisiert werden.

2.3 motivation gestalten Schulbücher haben bei Schülern häufig einen unattraktiven Ruf. Oft wird erst kurz vor der nächsten Klassenarbeit widerwillig ein Blick hineingeworfen. Konzeptionelle und inhaltliche Vorarbeit können noch so gut sein, wenn das Design nicht zur Lesemotivation und Effektivität des Lernens beiträgt, wird kein Schüler gerne mit dem Buch arbeiten. Folglich unterliegt die Schulbuchgestaltung doppeltem Zweck: Einerseits müssen die Richtlinien durch Lehr- und Bildungspläne effektiv erfüllt werden, andererseits ist es das Ziel der Gestaltung, zu motivieren und Lernfreude beim Lesenden zu wecken: „Wer zum Lesen motiviert wird, hat Spaß daran. Wer Freude am Lesen hat, liest viel und aufmerksam. Wer aufmerksam und viel liest, liest in der Regel gut und auch effektiv.“ 20 Aber bei allen gestalterischen Freiheiten geht es dennoch um den Erwerb von neuem Wissen und nicht um eine Freizeitsbeschäftigung. Umso wichtiger ist es für die didaktische Typografie, effektiv zu funktionieren, in dem sie dem Schüler beim Lernen einen hohen Lese- und Orientierungskomfort bietet. Lernen ist in diesem Zusammenhang als ein Prozess der Informationsverarbeitung zu verstehen. Bei diesem erwirbt das Individuum neue Erkenntnisse, die bei künftigem Verhalten berücksichtigt werden können.21 Für einen effektiven Lernprozess ist die Konzentration der Aufmerksamkeit auf den zu lernenden Stoff eine wichtige Voraussetzung. Dabei ist zu berücksichtigen, dass diese Konzentration nur kurzweilig möglich ist.

20 Schröer 2004, S. 7

21 Vgl. Schröer 2004, S. 17f.

13


motivation gestalten

2.3 1.1 Folglich muss die Verwendung von typografischen Gestaltungsmitteln wohlüberlegt sein, um die Aufmerksamkeit des Schülers gezielt auf das Lehrmaterial lenken zu können. Die Grundlage aller Lernprozesse bildet das Gedächtnis, welches Informationen als eine Ansammlung von Erfahrungen und Lerninhalten speichert.22 Je genauer die aufgenommenen Informationen mit bereits vorhandenem Vorwissen verknüpft werden können, umso besser kann die Speicherung im Langzeitgedächtnis erfolgen. Dabei speichert das Gehirn neben den einzelnen Ereignissen auch den jeweiligen Kontext (wo, wann und unter welchen Umständen etwas stattgefunden hat). Gudjons23 erklärt in seinem Fachbuch „Pädagogisches Grundwissen“, dass das besonders auch für die jeweiligen emotionalen Begleitumstände eines Ereignisses gilt: Eindrückliche emotionale Begleitumstände fördern nachweislich die Gedächtnisleistung und damit letzten Endes auch die Effektivität des Lernens. Überfüllte und unübersichtlich farbige Seiten, ohne erkennbare Textorganisation, wirken sich in hohem Maß negativ auf die Lesemotivation aus. Motivation wiederum wird durch Emotionen hervorgerufen. Interesse gilt dabei als die primäre Emotion, die erfolgreiches Lernen ermöglicht: Ohne Interesse ist es schwer, neues Wissen aufzunehmen und Freude daran zu entwickeln.24 Folglich stellt sich die Frage, wie Schulbücher konzipiert sein müssen, um neben dem offensichtlichen Hintergrund des Wissenserwerbs den Schüler auch emotional anzusprechen, denn dadurch erfolgt eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Lernstoff. Emotional angesprochene Personen haben eine gesteigerte Aufnahmefähigkeit, zeigen generell mehr Neugierde, Freude und Faszination und damit letzten Endes auch eine höhere Lern- und Leistungsbereitschaft.25 Die didaktische Typografie verfügt dabei über eine Menge an Möglichkeiten zur Motivationsanregung. Nadolski26 benennt folgende Gestaltungsmittel zur Motivationsanregung:

emotional gestaltete Vorsatzseiten zielorientierende, motivierende Zwischentitel spannendes Layout der einzelnen Kapitel narrative Grafiken und Illustrationen Bilder in notwendiger Größe und Aussagekraft verständliche, zweckmäßige Typografie mit klarer Struktur

22 Vgl. Gudjons 2012, S. 227 f. 23 Vgl. Gudjons 2012, S. 226 24 Vgl. Roth / Saiz 2014, S. 47

14

25 Vgl. Hofhues 2005, S. 12 26 Vgl. Nadolski 1984, S.107


motivation gestalten

2.3 1.1

Abb.1: Spannend informativ gestalteter Vorsatz (Markl Biologie 1)

saubere, mit genügendem Durchschuss versehene Kernschrift sparsam verwendete Hervorhebungsmittel Jedoch reicht es nicht, den Text nur nach allgemeingültigen Lesbarkeitskriterien anzuordnen oder veraltete Vorschriften einzuhalten. Das Schulbuch ist kein Medium der klassischen Lesetypografie, daher verlangt es auch nach einer differenzierten Schrift- und Layoutgestaltung.27 Das allgemeine typografische Regelwerk ist als hilfeleistender Begleiter zu betrachten, muss allerdings für den jeweiligen zu visualisierenden Sachverhalt auf Gültigkeit überprüft werden. Eine motivierende inhaltliche und visuelle Gestaltung sorgt für eine höhere Akzeptanz beim Lernenden. Damit kann das Schulbuch zu einem ertragreichen Arbeitsinstrument für Schüler und Lehrer werden.28 Nicht alle werden dabei gleichermaßen begeistert werden können, dennoch „ist (es) aber die Aufgabe der Gestalter, den vorgesehenen Leserkreis zu beachten und durch die Gestaltung anzusteuern.“ 29

27 Vgl. Büchner 2003, Schulbuchgestaltung mangelhaft! (Internetpräsenz)

28 Vgl. Bercker 2004, Warum ist Schulbuchgestaltung so wichtig? (Internetpräsenz) 29 Schröer 2004, S.9

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digitaler wandel

2.4 1.1 2.4 digitaler wandel In der Printbranche gibt es bereits seit vielen Jahren grundlegende Veränderungen. Während der Bedarf an klassischen Printmedien abnimmt, ist die Erwartungshaltung den digitalen Medien gegenüber grenzenlos.30 E-Books sind ein Medium, welches sich rasant entwickelt. Seit dem Jahr 2010 ist der Umsatzanteil von E-Books am deutschen Publikumsmarkt von 0,5 % auf 5,3 % angestiegen.31 Auch die Schulbuchverlage hat dieser Medienwandel längst erreicht. Gegenwärtige Lehr- und Lernmaterialien sind entsprechend stark von der zunehmenden Digitalisierung unserer Zeit betroffen und werden sich absehbar – auch getrieben durch stetige technologische Weiterentwicklungen – verändern. Whiteboards, Tablets, E-Books, Smartphones, freies W-LAN – digitale Bildungsmedien versprechen bessere Möglichkeiten zur Differenzierung, Visualisierung und Interaktion.32 Noch ist das gedruckte Schulbuch Leitmedium im Unterricht. Aktuelle Statistiken zeigen jedoch, dass die Umsätze des klassischen Buchmarkts tendenziell stagnieren, während die Marktanteile digitaler Bücher zunehmen.33 Allerdings wird der Schulbuchsektor nicht differenziert betrachtet, sondern in Verbindung mit den Märkten der Belletristik und denen für Fach- und Sachbücher. Festzuhalten bleibt dennoch, dass insbesondere in naturwissenschaftlichen Fächern neue digitale Lehrmittel das gedruckte Schulbuch zunehmend ersetzen, um intuitives Lernen besser zu unterstützen. Es verschmilzt die Funktion des elektronischen Lesens mit der Nutzung des Internets und einer großen Vielfalt von Applikationen. Durch digitale Interaktivität soll eine intensivere Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und seiner Auswirkung auf die eigene Persönlichkeit erreicht werden.34 Außerhalb des Unterrichts werden digitale Medien auf allen Kanälen massiv genutzt, warum aber sieht der Alltag an deutschen Schulen immer noch anders aus? Veraltete, unzureichende Geräte, sowie aufwändige Beschaffungs- und Zulassungsverfahren zeigen, dass trotz des hohen Nutzungspotentials und Möglichkeiten moderner Unterrichtsmittel die Mehrheit der Schulen noch immer nicht bereit ist für den Einkauf und Einsatz digitaler Medien. Erschwerend kommt hinzu, dass gerade viele ältere Lehrer nicht ausreichend geschult sind, um neue digitale Medien in den Unterricht einzubinden.35 Diese Tatsache ist den Schulbuchverlagen bewusst, weshalb sich aktuell die Nutzungsmöglichkeiten digitaler Schulbücher36 zum größten Teil per PDF-Format am gedruckten Lehrbuch orientie-

30 Vgl. Ebner / König 2012, S. 69 31 Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V., 2015, Umsatzanteil von E-Books im Publikumsmarkt (Internetpräsenz) 32 Vgl. Feldmann 2014, Verband Bildungsmedien e.V. 33 Vgl. Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.,

16

2015, Umsätze im Buchmarkt in Deutschland in den Jahren 2003 bis 2018 (PwC, Statista) 34 Vgl. Georg Eckert Institut o.J., Abteilung Schulbuch als Medium (Internetpräsenz) 35 Vgl. Feldmann 2014, Verband Bildungsmedien e.V.


digitaler wandel

2.4 1.1 ren und die technischen Möglichkeiten von mobilen Endgeräten nur zu geringem Teil aufgreifen. Das gegenwärtige Angebot der Marktführer Ernst Klett und Cornelsen für Bildungsmedien ist noch stark ausbaufähig, obwohl elektronische Schulbücher und digitales Lernen bereits über populäre Bekanntheit verfügen.37 Bei vielen offensichtlichen digitalen Mehrwerten, wie Funktionen für interaktive 3DObjekte und Lernspiele, Diagramme, Videos, Fotogalerien, sowie sämtlichen Möglichkeiten zur Evaluation, darf nicht vergessen werden, dass die Thematik des schulischen Lernens auch Teil einer Marktstrategie ist. Die weiter fortschreitende Digitalisierung des Unterrichts schafft neue Absatzmärkte und damit auch ein gesichertes Nachfolgegeschäft für die Wirtschaft. Ob sich die Bildung an deutschen Schulen allerdings durch den Umschwung von print auf elektronisches Lernen verbessern ließe, bleibt abzuwarten. Welche Innovationen beim Schulbuch sich langfristig durchsetzen, hängt nicht zuletzt auch vom Lehrpersonal ab, ganz unabhängig vom verwendeten Lehrmittel: „Letztlich ist entscheidend, wie die Lehrer damit umgehen“ 38 Entsprechend wird auch die zukünftige Lehrer/innen Aus- und Weiterbildung zu beobachten sein. „Das klassische Schulbuch ist kein Auslaufmodell“, erklärt Matthes,39 Projektleiterin des Forschungsprojekt „Bildungsmedien online“ der Universität Augsburg. Das gedruckte Schulbuch mag zunehmend durch multimediale und interaktive Angebote ergänzt und erweitert, aber in absehbarer Zeit noch nicht ersetzt werden.

36 Vgl. 5.1 Arten digitaler Schulbücher, S.70 37 Vgl. Feldmann 2014, Verband Bildungsmedien e.V. 38 Vgl. Tagesspiegel 2012, Auf den Lehrer kommt es an (Internetpräsenz)

39 Matthes 2014, Das klassische Schulbuch ist kein Auslaufmodell (Internetpräsenz)

17


aufbau der arbeit

2.1 1.1

18


aufbau der arbeit

2.1

3

typografisches regelwerk Lesbarkeit der Schrift Lesearten Layout- und Textgestaltung Screentypografie

„Gute Typografie sucht nicht nach allem, was noch möglich ist, sondern fragt nach dem, was nötig ist.“

kurt weidemann

19 19


lesbarkeit der schrift

3 typografisches regelwerk Dieses Kapitel dient dazu einen Überblick über typografische Begriffe sowie Bedeutung und Aufgaben der visuellen Wissenschaft zu geben, um in der anschließenden Schulbuchanalyse auf ein entsprechendes Instrumentarium zurückgreifen zu können. Als allgemeingültige Anweisungen für „gute Typografie“ ist das Kapitel nicht zu verstehen. Um es mit den Worten von Forssman und Willberg zu sagen: „Die Typografie gibt es nicht. Jede Aufgabe verlangt andere Lösungsmethoden.“ 40 Es sind Empfehlungen, die mal mehr und mal weniger gelten.

3.1 lesbarkeit der schrift Gelesen wird, um Informationen aufzunehmen und zu verarbeiten. Optimale Lesbarkeit ist das oberste Gebot für die Verwendung einer Schrift. Die Begriffe „Lesbarkeit“ und „Leserlichkeit“ werden im Prozess der Schriftgestaltung vielfach verwendet. Umgangssprachlich wird beides unter dem Begriff der „Lesbarkeit“ zusammengefasst, jedoch gilt es zwischen beiden zu differenzieren: Lesbarkeit ist ein Überbegriff, der das gesamte Gebiet der inhaltlichen und visuellen Gestaltung eines Textes umfasst. Folglich bezieht sich Lesbarkeit auf die gesamte Wahrnehmung des Geschriebenen (Inhalt, Satzgestaltung und Sprachstil mit eingeschlossen). Beschrieben wird die Qualität des Leseprozesses, weshalb Lesbarkeit als Voraussetzung für Verständlichkeit zu verstehen ist.41 Leserlichkeit dagegen bezieht sich auf die Entzifferung der einzelnen Buchstaben und Zeichen. Einfluss auf sie nehmen auch externe Faktoren, beispielsweise die Lichtverhältnisse und das Alter der Lesenden. Die Grenze zwischen Leserlichkeit und Lesbarkeit verläuft zwischen einzelnen Wörtern und ganzen Texten. Buchstaben und Wörter können gut oder schlecht leserlich sein, komplette Sätze bzw. Textsorten dagegen gut oder schlecht lesbar. Die Leserlichkeit wird unter anderem durch die verwendete Schriftart, Schriftgröße und -farbe, Buchstabenund Wortzwischenräume, Zeilenlänge und Zeilenabstand sowie Worttrennungen beeinflusst. Ein Text muss leserlich sein, um das Gehirn zu erreichen, doch lesbar ist der Text erst dann, wenn er auch verstanden und der Inhalt deutlich wird.42

40 Forssman / Willberg 2010, S.14 41 Vgl. Dunkl 2015, S.47 f..

20

42 Vgl. Dunkl 2015, S.48


lesbarkeit der schrift

Für gute Lesbarkeit und Leserlichkeit muss ein Text optimal makro- und mikrotypografisch aufbereitet sein. Insbesondere bei längeren Textpassagen, um sicherzustellen, dass der Inhalt verständlich aufgenommen wird. Grundsätzlich gilt ein Text als gut lesbar, wenn der Leser gar nicht bemerkt, dass er liest.43 Dies ist der angestrebte Idealfall, bei dem von einem besonders hohen Lesekomfort auszugehen ist. Ist ein Text schlecht lesbar, wird der Leser (unbewusst) einen Teil seiner Aufmerksamkeit dem Entziffern, anstatt dem gedanklichen Aufnehmen des Inhalts, widmen. Auch wenn dieser Teil gering ist, bedeutet es einen beträchtlichen Mehraufwand, einen typografisch minderwertigen Text zu entschlüsseln. Es besteht die Gefahr, dass sich die Schrift in den Vordergrund stellt und den Leser von der Aufnahme des eigentlichen Inhalts ablenkt. Willberg benennt zahlreiche unterschiedliche Faktoren, die für schlechte Lesbarkeit verantwortlich sein können: „Schuld sein kann die Schrift, einzelne ihrer Buchstaben, zu lange Zeilen, zu geringer Durchschuss, schlechter Satz, schlechter Druck, schlechte Beleuchtung, durchscheinendes Papier, zu weiße oder zu glänzende Papieroberfläche, schlechte Luft, schlechte Laune, Kopfweh, Liebeskummer […] ein langweiliger Text, zu viel Schrift auf einer Seite […]“ 44 Folglich haben sämtliche gestalterische Mittel einen entscheidenden Einfluss auf die Lesbarkeit eines Textes. Darüber hinaus steht der Schüler als Mensch im Mittelpunkt, dessen persönliche Gefühle hinzukommen, auf welche die Typografie nur bedingt Einfluss nehmen kann.45 Um trotz dieser Umstände eine gute Lesbarkeit gewährleisten zu können, müssen Makro- und Mikrotypografie richtig aufeinander abgestimmt werden. Mit der gewählten Schrift ist ein einheitlicher Grauwert46 zu erzeugen. Dazu ist das Verhältnis zwischen der Schriftgröße, Laufweite, Wortabstand, Zeilenlänge und Zeilenabstand richtig anzupassen. Ebenso die Textgliederung in Spalten und Abstände, wie auch das Verhältnis von bedrucktem und unbedrucktem Raum auf einer Seite. Seiten mit durchschnittlich 60 bis 70 Zeichen je Zeile zeigen ein ruhiges Satzbild mit weitgehend gleichen Wortabständen. Diese ermöglichen dem Leser unbewusst einen ihm gemäßen Leserhythmus zu entwickeln. Bei einem zu dichten Schriftbild oder zu weiten Wortabständen wirkt ein Text fleckig und das Auge droht sich beim Lesen zu verhaken.47

43 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S.74 44 Willberg 2001, S. 35 45 Vgl. Schröer 2004, S.

46 Der Grauwert bezeichnet die flächige Hell Dunkel-Wirkung eines Textes. 47 Vgl. Forssman / Willberg 2013, S.17

21


lesbarkeit der schrift

3.1 1.1 Der „optimale“ Zeilenabstand ist abhängig von der Zeichenart, Schrift, Schriftgröße und Zeilenlänge. Bei längeren Lesetexten zwischen 9 und 12 Punkt sind mindestens 120 % der Schriftgröße als Anhaltswert zu benennen, um ein ausgewogenes Verhältnis zum Schriftgrad zu schaffen.48 Generell gilt: „Je länger die Zeile, umso größer muss der Zeilenabstand sein. Je kürzer die Zeile, desto geringer kann der Zeilenabstand sein.“ 49 Darüber hinaus sollte die gewählte Schriftart eine formal einheitliche Gestaltung haben und eindeutige Wortbilder erzeugen. Für alle Buchstaben gilt, eine möglichst unverwechselbare Einzelform besitzen.50 Stechen einzelne Glyphen durch Besonderheiten hervor, ziehen sie die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich und lenken vom Inhalt ab. Forssman und Willberg halten fest: „Besondere, auch besonders schöne Buchstaben verändern das gewohnte Wortbild und stören beim Lesen.“ 51 Fachkundige der Typografie bemerken eine unzureichende Lesbarkeit sofort, typografisch ungeschulte Leser dagegen nicht. In der didaktischen Typografie kann das zu ernsthaften Problemen führen, wenn die Problematik der schlechten Lesbarkeit nicht wahrgenommen und stattdessen die Mängel für negative Lernergebnisse in der Person des Schülers gesucht werden. Bei all diesen Aspekten, die sich auf die Lesbarkeit eines Textes auswirken können, sollte daher zumindest die Typografie eine optimale Voraussetzung für den Leser schaffen.

3.2 lesearten Schulbücher müssen typografisch und gestalterisch auf ihre jeweilige Zielgruppe zugeschnitten sein. Diese Aussage kann erweitert werden, jedes typografische Erzeugnis sollte auf die expliziten Anforderungen seines jeweiligen Zielkreises ausgerichtet sein. Je nach Art der Publikation und Zielgruppe gibt es unterschiedliche Anforderungen und Bedingungen an die Gestaltung der Typografie, um bestmögliche Lesbarkeit, Funktionalität

48 Vgl. Korthaus 2015, S. 152 49 Willberg 2001, S. 39

22

50 z.B. großes i und kleines L 51 Forssman / Willberg 2010, S.68


lesearten

3.2 1.1 und Ästhetik zu erreichen. Eine Zeitschrift wird beispielsweise eher überflogen, während ein Roman möglichst störungsfrei an einem Stück gelesen wird. Wieder anders ist es im Fall des Schulbuchs bzw. der didaktischen Typografie. Folglich gibt es keine Patentlösung für die „richtige“ Gestaltung von Texten: „Die Art, wie gelesen wird, ist der Maßstab für die Buchgestaltung [...].“ 52 Für Willberg und Forssman ist die Bestimmung der Leseart und des Mediums eine unabdingbare Vorüberlegung für die Gestaltung. Sie weisen der Leseart von Texten verschiedene Gestaltungskonzepte zu, die in der typografischen Fachwelt seither eine hohe Relevanz haben. Insgesamt benennen sie acht verschiedene Gruppen, die alle nach einer eigenen typografischen Gestaltung verlangen. Diese sollen im Folgenden kurz erläutert werden. Man differenziert zwischen: 53

Typografie für lineares Lesen Typografie für informierendes Lesen Typografie für differenzierendes Lesen Typografie für konsultierendes Lesen Typografie für selektierendes Lesen Typografie nach Sinnesschritten Typografie für aktivierendes Lesen Typografie für inszenierendes Lesen 3.2.1 Typografie für lineares Lesen Die lineare Typografie ist auch bekannt als die „klassische Art des Lesens“, d.h. man arbeitet sich geradlinig durch einen Text und erfasst eines nach dem anderen.54 Diese Form des Lesens entspricht hauptsächlich der der „erzählenden Prosa“ oder Romanen. Die Zielgruppe liest aus freier Motivation und eigenem Abb.2: Typografie für lineares Lesen Interesse. Damit die größeren Textmengen ohne Beeinträchtigung und möglichst störungsfrei gelesen werden können, ist ein entsprechend großer Lesekomfort sicherzustellen. Aus diesem Grund sollte die Typografie in linearen Werken entsprechend dezent und harmonisch sein und sich nicht in

52 Forssman / Willberg 2010, S. 14 53 Vgl. ebd.

54 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 17

23


lesearten

3.2 1.1 den Aufmerksamkeitsfokus schieben. Gefordert wird eine „unaufdringliche Schrift“, die über einen dynamischen Formcharakter 55 verfügt, welcher eine optimale Zeilenbildung ermöglicht.56 Solche Textschriften sollten in den klassischen Lesegrößen von etwa 9 bis 12 pt gesetzt werden. Auszeichnungen sollten nur sehr sparsam verwendet werden, damit sie keine zu starken Eyecatcher darstellen und den Lesefluss unterbrechen. Es empfiehlt sich daher eine passive Variante, wie Kapitälchen oder ein kursiver Schriftschnitt. Die Zeilen sollten etwa 60 bis 70 Zeichen aufweisen.57

3.2.2 Typografie für informierendes Lesen Informierendes Lesen ist durch ein „schnelles, diagonales Überfliegen des Textes“ 58 gekennzeichnet. Der Leser möchte sich erst einen groben Überblick verschaffen, ehe er einzelne Textpassagen intensiver liest. Sachbücher oder Zeitungen werden inforAbb. 3: Typografie für informierendes Lesen mierend gelesen. Die Typografie in ihnen sollte übersichtlich in mehrere kurze Abschnitte strukturiert sein und eine kürzere Kolumnenbreite von etwa 40 bis 50 Zeichen aufweisen. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Zwischenüberschriften, die „kurz und deutlich Auskunft[...] über den Inhalt des folgenden Abschnitt“ 59 geben sollen. Optische Auszeichnungen können stärker betont werden, auch aktive Hervorhebungen durch halbfette oder fette Schriftschnitte sind akzeptabel.60

3.2.3 Typografie für differenzierendes Lesen Zu finden ist die differenzierende Typografie vor allem in wissenschaftlichen Arbeiten für Berufsleser. Die Texte sind nicht hierarchisch, sondern gleichberechtigt und trotzdem strukturiert gestaltet, beispielsweise durch sachlich gegliederte Überschriften. Üblich sind längere Zeilen und vollere Seiten. Die Texte sind klar in sich strukturiert und verschiede-

55 Dynamische Fonts zeichnen sich durch eine offene Buchstabenform und eine betonte Zeilenführung aus. Sie werden als besonders angenehm und flüssig zu lesen empfunden. 56 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 17

24

57 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 17 58 Forssman / Willberg 2010, S. 23 59 ebd. 60 Vgl. ebd.


lesearten

3.2 1.1 ne Begriffe oder Textpassagen können besonders hervorgehoben werden.61 Kapitälchen mit oder ohne Versalien, kursiv, halbfette Schrift, Versalien usw. dienen der Auszeichnung, jeweils so verwendet, dass die inhaltliche Gleich-, Über- oder Unterordnung eindeutig verständlich ist.62

3.2.4 Typografie für konsultierendes Lesen Konsultierendes Lesen beschreibt das gezielte „Aufsuchen bestimmter Begriffe oder in sich geschlossener Passagen“,63 der Art und Weise, wie in Lexika bzw. Nachschlagwerken aller Art (Register, Anmerkungen) gelesen wird. Die Leser sind auf der Suche nach einer präzisen Information und infolgedessen besonders motiviert. Typografisch ist sehr viel Information auf engstem Raum unterzubringen, Zielgerichteter Einsatz von Typografie Lesetypografiedaher muss die Schrift auch in kleinen

Abb. 4: Typografie für differenzierendes Lesen

61 Vgl. Korthaus 2015, S. 174 62 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 23

Abb. 5: Typografie für konsultierendes Lesen

63 Forssman / Willberg 2010, S. 35 11

25


lesearten

3.2 1.1 85486_Kap5_S_231_326.fm Seite 236 Donnerstag, 15. Februar 2007 5:43 17

236

Ökologie und Nachhaltigkeit

Toleranzkurven wechsel- und gleichwarmer Tiere Intensität der Lebensvorgänge

wechselwarme Tiere

gleichwarme Tiere Intensität der Lebensvorgänge

aktives Leben Minimum Beim Winterschlaf wird die Körpertemperatur stark herabgesetzt. Siebenschläfer

Maximum

Temperatur

aktives Leben Minimum

Maximum

Hitzetod

Hitzekollaps

Verklammung

Hitzetod

Kältetod

Wärmestarre

Kältestarre

Kältetod

Lebensbereich

Temperatur

Zusätzlich zeigen gleichwarme Tiere verschiedene Überwinterungsstrategien. Zugvögel ziehen in der kalten Jahreszeit in wärmere Regionen, insbesondere wegen des winterlichen Nahrungsmangels. Viele Tiere und Pflanzen vermindern im Winter ihre Aktivitäten. Viele wechselwarme Tiere verfallen im Winter in Kältestarre. Durch das Aufsuchen geschützter Plätze und die Veränderung der Körpersäfte (Frostschutzsubstanzen) können sie dadurch ein Gefrieren vermeiden. Manche Säugetiere wie Igel und Siebenschläfer können ihre Körpertemperatur im Winter stark absenken und dabei den Energieumsatz weit zurückfahren. Während dieses Winterschlafes nehmen sie keine Nahrung und Flüssigkeit auf. Andere Säugetiere – wie die Eichhörnchen – vermindern zwar ihre Stoffwechselaktivität, unterbrechen aber die Schlafperioden in regelmäßigen Abständen zur Nahrungsaufnahme. Dabei ist die Körpertemperatur nur wenig herabgesetzt (Winterruhe). Auch einige Insekten zeigen Ansätze zur Endothermie, z. B. Bienen, die durch Muskelzittern oder Eintrag von Wasser die Stocktemperatur nahezu konstant halten, oder Hummeln, die ihre Flugmuskulatur zur Erhöhung der Körpertemperatur nutzen. Bei der Verbreitung naher verwandter homoiothermer Tierrassen oder -arten treten klimabedingt morphologische und physiologische Unterschiede auf, die in bestimmten Klimaregeln beschrieben werden. Nach der bergmannschen Regel sind Tiere einer Art oder eines Verwandtschaftskreises in kälterem Klima größer als in wärmerem Klima (z. B. Kolkrabe, Pinguine, Füchse), nach der allenschen Regel werden die Körperanhänge in kälterem Klima kleiner (z. B. sind die Ohren beim Wüstenfuchs sehr groß, beim Polarfuchs klein).

Wüstenfüchse

Polarfüchse

Graden über eine gute Lesbarkeit verfügen und zugleich platzsparend sein, folglich über eine geringe Laufweite verfügen. Auch ist die Nutzung einer komplexen Auszeichnungssystematik kennzeichnend: Stichworte sind so deutlich wie möglich, andere Auszeichnungen je nach Funktion dem ein- oder untergeordnet.64

3.2.5 Typografie für selektierendes Lesen Für die speziellen Erfordernisse der didaktischen Literatur in Schul- und Lehrbüchern hat sich in der Fachliteratur der Begriff des selektiven Lesens etabliert. Der Leser sucht bestimmte Teile des Buches oder einer Seite einzeln auf: „[...] mit (didaktischen Büchern) wird gearbeitet, es wird zurückgeblättert, Aufgaben werden gesucht, Merksätze repetiert.“ 65

Ununterbrochenes Lesen eines aufeinander aufbauenden Fließtextes wie beim linearen Lesen ist beim selektierenden Lesen daher nicht nötig. Dies gilt es auch bei der Gestaltung Abb. 6: Typografie für selektierendes Lesen zu beachten. Der Text muss inhaltlich und typografisch in verschiedene Ebenen gegliedert sein, mit dem Ziel, diese auf den ersten Blick erkennbar zu machen. Die Ebenen können in Verbindung miteinander, oder unabhängig voneinander gelesen werden. Dabei ist die Reihenfolge nicht zwangsweise festgelegt, daher auch der Begriff des selektierenden Lesens. Autorentexte, Aufgaben, Merksätze, Experimente, Quellen, Zusammenfassungen usw. müssen so gestaltet sein, dass sie als verschiedene Textebenen eindeutig identifizierbar sind und die Bezüge zueinander deutlich werden.66 Für Auszeichnungen steht der didaktischen Literatur das gesamte grafisch-typografische Equipment zur Verfügung. Die verschiedenen Textgrößen, Farben, Absätze und weiteren grafischen Elemente geben so

64 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 35 65 Forssman / Willberg 2010, S. 42

26

66 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 41


lesearten

3.2 1.1 zahlreiche Möglichkeiten, die einzelnen Teile deutlich voneinander zu unterscheiden und in einen logischen Kontext zu setzen. Dabei darf die Gestaltung nicht ablenken oder verwirren; der Schüler sollte ohne Mühe finden, was ihm zu lernen aufgetragen wurde.67

3.2.6 Weitere Lesearten Darüber hinaus unterteilen Forssman und Willberg in Typografie nach Sinnesschritten, welche sich an sämtliche Leseanfänger richtet.68 Die Gliederung des Zeilenfalls erfolgt dort nach dem Sinnzusammenhang und nicht nach formalen Angaben. Des Weiteren haben sie das Gestaltungskonzept der aktivierenden Typografie entwickelt. Mit dieser sollen Leser, die eigentlich keine sein wollen, zur Beschäftigung mit dem Text verlockt werden.69 Ein klassisches Beispiel dafür ist die Werbetypografie. Sie soll anders sein, auffallen und neugierig machen. Zunehmend ist auch ein Einfluss der aktivierenden Typografie in der Umsetzung von Schulbüchern zu beobachten, mit dem Ziel, die Schüler zum Lesen zu motivieren. Dabei handelt es sich allerdings um eine feine Abwägung. Die didaktische Typografie soll zwar motivierend wirken, darf jedoch dabei nicht mit den Leitsprüchen der optimalen Leserlichkeit brechen.70 Als letzte Gruppe ist noch die inszenierende Typografie zu benennen, bei welcher der Inhalt des Textes vom Typografen interpretiert wird. Forssman und Willberg sprechen von einem „[...] Text, der durch die Gestaltung gesteigert, in Maßen interpretiert oder gar verfremdet wird [...]“.71

67 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 41 68 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 47 69 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 53

70 Vgl. Glaser 2012, S. 30 71 Forssman / Willberg 2010, S. 59

27


layout und textgestaltung

3.3 1.1 3.3 layout und textgestaltung Die didaktische Typografie folgt den Kriterien der selektierenden Typografie und wird nach dem Motto „so deutlich wie möglich“ 72 gestaltet. Aus diesem Grund finden sich die verschiedenen Textarten in Schulbüchern in einem durchstrukturierten Layout wieder. Durch die eindeutige typografische Trennung unterschiedlicher Inhaltsebenen und Teiltextfunktionen sollen auch dem unmotivierten Leser die Textinhalte zugänglich gemacht werden. Typografisches Feingefühl und gestalterisches Talent sind wichtige Voraussetzungen für die didaktische Textgestaltung und Erstellung der komplexen Layouts mit deutlicher Strukturierung des Inhalts.

3.3.1 Die Doppelseite Die zum einen ästhetisch ansprechende, zum anderen logisch sinnvolle Aufteilung zwischen dem bedrucktem und unbedrucktem Raum spielt grundsätzlich eine wichtige Rolle bei der Gestaltung eines Werks. Im Prozess der Schulbuchgestaltung kommt dem Layout der Doppelseite eine entsprechend große Bedeutung zu. Die Doppelseite kann als „räumliche Realität“ 73 des Schulbuchs betrachtet werden. Bei der Erstellung eines didaktischen Layouts sind Grundkenntnisse aus der Wahrnehmungspsychologie hilfreich. Die weiße leere Fläche einer Seite wirkt ruhig und inaktiv. Erst durch die Platzierung von Text und grafischen Elementen kommt Aktion in den gestalterischen Raum. Das Layout von Schulbüchern ist wesentlich komplexer als bei Werken der linearen Typografie. Ein durchdachtes Gestaltungskonzept, welches sich kontinuierlich durch alle Kapitel zieht, ist zwingend erforderlich. Das Prinzip des Durchgestaltens74 ist zu verfolgen, d.h. dass von der ersten bis zur letzten Seite gleiche Elemente auch gleich zu behandeln sind. Eine fortlaufende visuelle Gleichbehandlung einzelner typografischer Elemente hilft dem Leser bei deren Identifikation und Bedeutung. Verschiedene Organisationsprinzipien können dabei die Wahrnehmung des Betrachters gezielt lenken. In Schulbüchern bietet sich das an, denn die verschiedenen Textarten haben verschiedene Ebenen und Strukturen. Deren makrotypografische Anordnung

72 Forssman / Willberg 2010, S. 40 73 Nadolski 1984, S. 141

28

74 Vgl. Glaser 2011, S. 19


layout und textgestaltung

3.3 1.1 4.1 muss dem Erfassen des Inhalts beim Lesen, Einprägen, Aneignen sowie geistigen Verarbeiten dienen: „Die Struktur und das System, wodurch die Bestandteile einer Doppelseite zusammengehalten werden, können als Instrument betrachtet werden, mit dem die Wahrnehmung des Lernenden zu lenken ist.“ 75 Eine entsprechende Typohierarchie aus Überschriften, Unterüberschriften, einleitenden Texten, sowie lebenden Kolumnentiteln sollte dafür konsequent angewandt werden. Die Komposition der einzelnen Überschriften, Absätze und Marginalien unterstützt bei der Suche nach Informationen. Ebenso auch die Verwendung verschiedener Typoelemente, wie Aufzählungspunkte, Rechtecke, Quadrate, Hinweispfeile, Randstriche u. ä. helfen bei der Lerntätigkeit und beim Wiederauffinden von Textstellen.76 Der Aufbau der Doppelseiten nach den Gestaltungsprinzipien Einfachheit, Gleichgewicht, Rhythmus und dem Betonen wichtiger Teilbereiche unterstützt den Schüler dabei, eindeutiger nachvollziehen zu können, um welche Art von Inhalt es sich handelt und wie dieser in den Lernkontext einzuordnen ist. Weicht man von diesen Gestaltungsprinzipien ab, kann das negative Auswirkungen auf den Verstehensprozess haben. Ein inkonsequentes mikro- und makrotypografisches Design führt zu Verwirrung und Ablenkung. Anstatt sich mit dem eigentlich Inhalt auseinandersetzen zu können, wird der Schüler gezwungen, über die Darstellungsform an sich nachzudenken.77 Auch die lernpsychologische Wirkung von bewusst verwendetem Farbeinsatz (beispielsweise in farbigen Unterlegungen oder Rahmen) ist hoch. Farbe aktiviert die optische Wahrnehmung und beschleunigt den Merkprozess.78 Die Anwendung eignet sich daher besonders für kleine, aber wichtige Elemente, wie Merk- oder Infokästen. Vor den Text, den sie eigentlich unterstützen sollen, dürfen sich die Farben aber nicht schieben. Entsprechend weiche Farbabstufungen bieten sich für diesen Fall an. Des Weiteren hat die Platzierung von Bildern im Layout entscheidenden Einfluss auf die Art und Effektivität der Verarbeitung. Durch Bilder oder Grafiken können Lerninhalte oft spannender und schneller vermittelt und verstanden werden. Verschiedene Motive verfügen dabei über verschiedene Inhalte, Flächengrößen und Hell-Dunkel-Gewichtungen. Beispielsweise wirken dunklere Bildflächen schwerer als helle. Daher sollte stets die

75 Nadolski 1984, S. 142 76 Vgl. Böhringer / Bühler / Schlaich 2014, S. 242f.

77 Vgl. Glaser 2011, S. 19 78 Vgl. Schröer 2004, S. 29

29


layout und textgestaltung

3.3 1.1

Funktion, inhaltliche Aussage und Form des Bildes bei der Platzierung im Layout berücksichtigt werden.79 Die didaktische Typografie erfordert immer wieder die Frage, was dient dem Text- und Informationsverständnis und was verwirrt mehr?

3.3.2 Raster, Satzspiegel und Weißraum Wie bereits erwähnt soll das Schulbuch dem Prinzip des Durchgestaltens folgen (vgl. 3.3.1). Ein entsprechendes Ordnungssystem für die Anordnung aller Elemente ist dafür unerlässlich. Das Anlegen eines Gestaltungsrasters ist in komplexen und bildlastigen Produktionen sehr hilfreich. Es organisiert und strukturiert den Aufbau der Doppelseiten und sorgt für ein einheitliches Erscheinungsbild. An dem Rastersystem haben sich alle zu platzierenden Text- und Bildrahmen, wie auch die Festlegung des Satzspiegels80 zu orientieren.81 Dadurch wird ein harmonisches Gesamtbild geschaffen, das Layout wirkt nicht verquer und willkürlich, sondern erleichtert den Nutzern die Orientierung auf den Seiten und die Zusammengehörigkeit der einzelnen Elemente. Für einen klassischen, harmonisch ausgewogenen Satzspiegel wird in der Fachliteratur auf das Verhältnis des Goldenen Schnitts 82 verwiesen. Für Schulbücher ist der Goldene Schnitt jedoch weniger geeignet, da die großen, nicht bedruckten Randbereiche es erschweren, viele Informationen unterzubringen. Auch für einen lebenden Kolumnentitel im Kopfsteg eignet sich der Goldene Schnitt weniger, stattdessen darf der Satzspiegel weiter in den Fußsteg ragen, wodurch nach unten wieder mehr Platz für Text- und Bildelemente gewonnen wird. Folglich ist ein individuelles Seitenverhältnis für Schulbücher von Vorteil, auch aus ökonomischen Gründen.83 Bewährt haben sich unter anderem die Verhältnisse 2 : 3 : 4 : 5 und 2 : 3 : 4 : 6. Sie wirken noch harmonisch, benötigen allerdings nicht so viel Freifläche.84 Der festgelegte Lehrplan gibt eine Menge an Unterrichtsstoff vor, dennoch dürfen die Seiten nicht überfüllt wirken. Viele Informationen auf einer Seite unterzubringen ist zwar wirtschaftlich, motiviert aber weder zum Lesen, noch hat es positiven Einfluss auf den Lernprozess. Die leere, unbedruckte Fläche bietet dem Betrachter eine visuelle Pause und lässt bestimmte wichtige Elemente umso mehr hervortreten.85 Durch genügend Weißraum ent-

79 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 272 80 Der bedruckte Teil / die Nutzfläche einer Seite 81 Vgl. Schröer 2004, S. 31

30

82 Ein Konstruktionsprinzip mit einem Randverhältnis von Bund : Kopf : Außenrand : Fuß wie 2:3:5:8 83 Vgl. Schröer 2004, S.31 f. 84 Vgl. Hammer 2008, S.133


layout und textgestaltung

3.3 1.1

steht ein entsprechendes Spannungsverhältnis zwischen dem bedrucktem und unbedrucktem Raum. Es leitet den Leser durch die Seiten. Sind diese jedoch mit Text- und Bildelementen überladen, geht das positive Spannungsverhältnis verloren.

3.3.3 Schriftwahl und Schriftwirkung Jeder Schrifteinsatz und jede Schriftwahl interpretiert auch ein Werk, verleiht ihm Aussehen und eine Identität. Eine neutrale Schrift gibt es nicht.86 Schriften haben immer unterschiedliche Charaktere, sie können sachlich, verspielt, elegant, plump, warm oder kühl sein, dezent, nüchtern, dynamisch oder träge. Schrift stellt eine entscheidende Möglichkeit dar, Emotionen auszudrücken oder beim Leser hervorzurufen. Bei einem unmotivierten Leserkreis ist das zu berücksichtigen, denn die beim Lesen stattfindende Informationsaufnahme erfolgt je nach Lesekompetenz und Aufbereitung der Textinformation nicht immer gleich effektiv (vgl. 2.3). Mangelhafte typografische Aufbereitung strengt den Leser an, lässt ihn die Lust am Lesen und am Lernen verlieren. Die Schuld für unzureichende Lernbereitschaft ist nicht unbedingt beim vermeidlich „langweiligen“ Lernstoff oder beim Schüler selbst zu suchen. Die typografische Gestaltung und Schriftwahl trägt entscheidend dazu bei, ob und wie erfolgreich eine Informationsvermittlung stattfindet.87 Welche Schrift für didaktische Werke passend ist, mag bei der Vielfalt an vorhandenen Schriften eine subjektive Entscheidung des Gestalters sein, doch handelt es nicht nicht (nur) um eine Geschmackssache. Die Wahl der Schrift richtet sich immer nach dem zu transportierenden Inhalt und der Funktion, die der Text erfüllen soll. Sie ist eine der wichtigsten Entscheidungen, die im Rahmen der Produktion eines Werks auf Ebene der Mikrotypografie zu treffen sind. Über den eigentlichen Text hinaus sagt die Schriftwahl auch etwas über den Absender, sein Image und seine Absichten aus. Die gewählte Schrift muss funktionieren, ihren Zweck hinsichtlich der Lesbarkeit erfüllen und der Leseart der Zielgruppe entsprechen. Des Weiteren sollte die formale Ausstrahlung ihrer Schriftform auch den jeweiligen Charakter des Buches widerspiegeln.88 Satzschriften lassen sich unter zwei verschiedenen Aspekten betrachten: nach ihrer Form und nach ihrem Stil. Die formalen Merkmale unterteilen unter anderem in Serifenschrif-

85 Vgl. Schröer 2004, S.32 86 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 72 87 Vgl. Böhringer / Bühler / Schlaich 2002, S. 220

88 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 72

31


layout und textgestaltung

3.3

ten und in serifenlose Schriften (auch Groteskschriften).89 Typografische Regelwerke betonen, dass Serifenschriften sich besser für den Mengensatz und längere Texte eignen, denn die Serifen unterstützen die Zeilenführung beim Lesevorgang und unterstreichen somit die Lesbarkeit. Die serifenlosen Groteskschriften haben sich für ihre Verwendung für den Mengensatz erst sehr viel später etabliert. Argumente dafür sind vor allem eine zeitgemäße, moderne Anmutung, Neutralität und positive Nüchternheit. Es wird sich zeigen, dass bestimmte Groteskfonts durchaus nicht nur für kürzere Textpassagen und Auszeichnungen geeignet sind, sondern im Schulbuch vor allem den sachlichen Gehalt eines Textes unterstützen können. Darüber hinaus hat jede Schrift, unabhängig vom Vorhanden- bzw. Nichtvorhandensein von Serifen, stets ihren eigenen Charakter. Der zweite Aspekt der Schriftklassifizierung differenziert Schriften nach ihrem Stil. Für didaktische Werke sind Schriften mit dynamischem oder statischem Stilprinzip interessant.90 Darüber hinaus gibt es auch noch die Gruppen der geometrisch konstruierten und dekorativen Schriften, welche auf Grund ihrer problematischen Eignung für Lesetexte in Schulbüchern jedoch kaum Verwendung finden und deshalb im Rahmen dieser Arbeit nicht näher betrachtet werden. Die Stilunterscheidung liegt quer zur Differenzierung zwischen Serifenfonts und Grotesk, d.h. es gibt Antiquaschriften mit Serifen, die dem dynamischen Formprinzip angehören und auch solche, die statisch sind. Gleiches gilt für serifenlose Groteskschriften, sie können durch Buchstaben mit einem dynamischen Aufbau geprägt sein oder wiederum durch solche, die statisch wirken.91

Dynamische Schriften gelten als die besten Leseschriften, da ihre offenen Schriftzeichen den Leser optimal durch die Zeile führen. Willberg beschreibt die dynamischen Buchstaben, indem er sie mit Wanderern vergleicht: „[...] die straffen Schritts durch die Zeilen gehen.“ 92

Statische Schriften haben dagegen in sich geschlossene Buchstaben. Sie leiten entsprechend weniger fließend durch die Zeile, wirken kühler und erschweren tendenziell die Lesbarkeit.

89 Vgl. Willberg 2001, S. 49 90 Vgl. Glaser 2012, S. 21 91 Vgl. ebd.

32

92 Willberg 2002, S. 49 93 Vgl. Glaser 2012, S. 22


layout und textgestaltung

3.3 1.1 Daraus folgt, dass Texte, die in einem dynamischen Font gesetzt sind, aufgrund ihrer Form besonders flüssig zu lesen sind. Zusätzliche Serifen können die gute Zeilenführung noch verstärken, doch auch dynamische Groteskfonts können über eine ausgezeichnete Lesbarkeit verfügen. Die dynamischen Buchstabenformen strahlen eine besondere Natürlichkeit, Sympathie, Wärme und Offenheit aus.93 Folglich liegt es nahe, dass sich dynamische Schriften besonders für die motivierend anmutende Schriftgestaltung von Schulbüchern eignen. Zur Verdeutlichung nachfolgend einige Beispiele.

Legacy Serif

dynamische antiqua

An diesem Blindtext lässt sich vieles über die Schrift, in der er gesetzt ist, ablesen. Man kann prüfen, wie gut die Schrift zu lesen ist und wie sie auf den Leser wirkt.

Bodoni

statische antiqua

An diesem Blindtext lässt sich vieles über die Schrift, in der er gesetzt ist, ablesen. Man kann prüfen, wie gut die Schrift zu lesen ist und wie sie auf den Leser wirkt.

Scala Sans

dynamische grotesk

An diesem Blindtext lässt sich vieles über die Schrift, in der er gesetzt ist, ablesen. Man kann prüfen, wie gut die Schrift zu lesen ist und wie sie auf den Leser wirkt.

Helvetica

statische grotesk

An diesem Blindtext lässt sich vieles über die Schrift, in der er gesetzt ist, ablesen. Man kann prüfen, wie gut die Schrift zu lesen ist und wie sie auf den Leser wirkt.

33


farbe

3.4 3.4 farbe Neben der Schriftwahl zählt der Einsatz von Farbe zu den entscheidensten Gestaltungsmitteln, die Einfluss auf die Wirkung eines Werks haben. Farben können schmücken, signalisieren, gliedern und kommunizieren. Die Wirkung einer Farbe ist nie eindeutig, sondern immer abhängig von ihrer jeweiligen Umgebung. So ist der Charakter einer einzelnen Farbe immer auch durch deren Zusammenhang zu ihrem Umfeld bestimmt.94 Ein Blick in gegenwärtige Schulbücher zeigt, dass Farben bei der Gestaltung didaktischer Typografie eine zentrale Rolle spielen. Farbig gedrucktes Lernmaterial wird interessanter wahrgenommen, als monochrome Versionen. Folglich können farbige Bestandteile auch zur Lesemotivation beitragen. Bei vorhandenem Unbuntkontrast fallen eingefärbte Objekte in einer ansonsten graustufigen Umgebung spontan in den Blick des Betrachters.95 Nicht zwangsläufig bedeutet das ein besseres Ergebnis, denn zu viele Farben können auch vom wesentlichen Inhalt ablenken. Folglich sollte Farbe in der didaktischen Typografie sparsam und bewusst als Mittel der Hervorhebung genutzt werden, denn bei zu großzügiger Verwendung lässt die Wirkung der Hervorhebung nach. Daneben kann Farbe Informationen optisch strukturieren und Unterschiede verdeutlichen. Textsorten können in Schulbüchern durch Farbauszeichnungen voneinander unterschieden werden, ebenso ermöglicht die Verwendung wiederkehrender Farbtöne die Gliederung bestimmter Sachverhalte. Des Weiteren werden Farben unterbewusst wahrgenommen und lösen immer Gefühle beim Betrachter aus.96 Wichtige Informationen sollten deshalb nach Möglichkeit farbig gekennzeichnet sein, weil emotional beeinflusste Informationen leichter im Gedächtnis behalten werden (vgl. 2.3, S.14).

94 Vgl. Böhringer / Bühler / Schlaich 2014, S.94 95 Vgl. Hammer 2008, S. 174

34

96 Vgl. Schröer 2004, S. 48


screentypografie

3.4 1.1 3.5 screentypografie 3.5.1 Unterschiede zur Printtypografie Im Druck stellt die hohe Auflösung alle typografischen Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung, im Screendesign sind die Möglichkeiten allerdings eingeschränkt. Trotz voranschreitender Technik verfügen gegenwärtig noch immer viele Monitore nur um die 100 ppi. Desto niedriger die Auflösung, desto schwieriger ist es, feine Details darzustellen. Zusammengenommen mit dem langen Starren auf eine selbstleuchtende Displayfläche, strengt dies die Augen mehr an, als das Lesen auf Papier.97 Die Darstellungsqualitäten bei elektronischen Medien werden sukzessive verbessert, dennoch ist die digitale Anzeige von Schriften technologisch weiterhin nicht optimal gelöst. Mobile Geräte besitzen kleinere Abmessungen als Computermonitore. Um trotzdem Schriften in kleinen Schriftgraden verwenden zu können, ist die Auflösung dieser Displays entsprechend höher, aktuell bis zu 400 ppi und mehr.98 So verbessert sich die Screenqualität zwar ständig, dennoch ist es angesichts der medialen Zeit von digitalen Publikationen bedeutsam, mit einer gut durchdachten Typografie das Lesen am Screen so angenehm wie möglich zu gestalten. Prinzipiell gelten für gute Typografie die gleichen Kriterien wie bei Printmedien, doch um die Lesbarkeit am Monitor zu verbessern, müssen vor allem die Schriftgröße und -art, die Laufweite und der Kontrast beachtet werden. Der Zeilenabstand, Schriftgrad und Laufweite müssen höher bemessen werden als bei Printmedien. Des Weiteren ist eine gute Lesbarkeit am Bildschirm vom Kontrast abhängig. Bei selbstleuchtenden Monitoren strahlen Farben und Kontraste intensiver als bei gedruckten Medien. Seitlicher Lichteinfall oder Gegenlicht sind weitere Störfaktoren, sie verringern den Kontrast zwischen Text und Hintergrundfarbe. Folglich ist zum einen eine ausreichende Beleuchtung (ohne zu hell strahlenden Hintergrund) notwendig, zum anderen sollten Komplementärfarben übereinander vermieden werden. Dadurch ergibt sich ein angenehmer Text-HintergrundKontrast und das Lesen fällt den Augen leichter.99

97 Vgl. Bollwage 2005, S. 61 98 Vgl. Böhringer / Bühler / Schlaich 2014, S. 64 99 Vgl. Stapelkamp 2007, S. 96

35


screentypografie

3.4 3.5.2 Bildschirmschriften Bildschirmschriften (oder Computerschriften) definieren Schriften, die auf die Anforderungen der maschinellen Lesbarkeit ausgelegt sind. Ferner sind auch alle diejenigen Schriften gemeint, die für die Verwendung in den digitalen Medien (Tablet-PC, Smartphone usw.) vorgesehen und speziell auf die Darstellung im Pixelraster des Bildschirms ausgelegt sind.100 Während die Wahl der Schrift für Printprodukte lediglich gestalterischen Kriterien unterliegt, ist die Verwendung der Schriftarten bei digitalen Ausgabegeräten beschränkt, auch wenn jegliche Lizenz- und Plattformschwierigkeiten außen vorgelassen werden. Die geringe Bildschirmauflösung lässt schräge Linien stufig und pixelig erscheinen, Details der Schrift gehen verloren. Auch sind weiße Flächen an Bildschirmen deutlich heller als ein weißes Papier. Dies führt zu Überstrahlungen feiner grafischer Elemente und lässt sie dünner erscheinen. Daher eignen sich viele Druckschriften in den kleineren Lesegrößen zwischen 8 und 11 Punkt nicht für die Bildschirmdarstellung. Dies gilt für Schriften mit filigranen Serifen und feinen Strichstärkeunterschieden, für kursive Schriftschnitte, Schreibschriften, schmal laufende Schriften und gebrochene Schriften.101 Erst ab einem bestimmtem Schriftgrad, sobald die Strichstärken groß genug sind, um nicht überstrahlt zu werden, sind auch Serifenschriften gut lesbar.102 Mit wachsender Vielfalt an digitalen Medien werden kontinuierlich neue Schriften und Schrifttechnologien für den Bildschirm entwickelt bzw. bestehende Schriftschnitte optimiert. Kursive Schnitte oder Serifenschriften wirken in kleinen Schriftgraden im Pixelraster des Bildschirms oft unschön mit sichtbaren Treppen- und Sägezahneffekten, oder sie wirken durch das Antialiasing103 unscharf. Inzwischen sind viele klassische Serifenschriften für die Bildschirmausgabe überarbeitet worden, so dass es möglich ist, diese auf Screens zu benutzen. Bei größerem Schriftgrad ist dies ohnehin weniger problematisch. Führende Schriftanbieter wie Monotype, MyFonts und Lucas Fonts haben mittlerweile professionell geschnittene Varianten für Print und Web im Angebot, dazu meist auch entsprechende Webfonts104 für die Darstellung im Internet. Beispielsweise sind die eText-Fonts des Anbieters Monotype zu nennen. Diese Schriften sind mit einem speziellen Hinting105 für die Ausgabe am Bildschirm optimiert. Bei diesen Fonts wurden für die Darstellung in kleinen Größen die Proportionen

100 Vgl. Hammer 2008, S. 221 101 Vgl. Stapelkamp 2007, S. 94 102 Vgl. Böhringer / Bühler / Schlaich 2014, S. 65 103 optische Glättungstechnik, erzeugt durch einen Verlauf der Schriftfarbe, der in die Hintergrundfarbe übergeht

36

104 Webfonts basieren auf dem Format OpenType. Sie lassen sich über das CSS in Websites einbetten 105 digitale Zusatzinformationen bzw. rechnerische Anweisungen um die Schriftmerkmale auch bei kleinen Schriftgraden oder groben Auflösungen zu erhalten 106 Vgl. Linotype, o. J., eText-Fonts (Internetpräsenz) 107 Vgl. Bollwage 2001, S.65


screentypografie

3.4 1.1 und Zwischenräume verbessert, teilweise die Strichstärke leicht angehoben sowie die xHöhe korrigiert, damit die Buchstaben auch am Screen nicht ihren Charakter verlieren. Es lässt sich festhalten, dass aufgrund stetig fortschreiteder Schrift- und Displaytechnologien digitale Anzeigegeräte dem Medium Papier immer ähnlicher werden. eTextFonts werden sich verbreiten, wodurch die oftgenannte Auffassung, Serifenschriften würden sich hauptsächlich nur für Printmedien eignen, zunehmend an Bedeutung verliert.106 Folglich ist der Formcharakter der Buchstaben viel entscheidender für die Zeilenbildung und Lesbarkeit einer Schrift, als das Vorhanden bzw. Nichtvorhandensein von Serifen. Fonts mit dynamischem Formprinzip gelten als die besten Textschriften, sowohl für Print- als auch Digitalmedien.107

Abb. 7: Text:

Palatino

eText

beide

Read:

ITC Galliard

eText

beide

Abb. 8: Originale Schriftart (links) und optimierte eText-Variante (rechts)

37


aufbau der arbeit

3.1


aufbau der arbeit

3.1 1.1

4

analyse 1 schulbücher print Kriterien zur Beurteilung didaktischer Typografie Didaktische Konzeption Makrotypografische Analyse Mikrotypografische Analyse Resümee

„Gute Typographie ist so, wie ein guter Diener gewesen sein mag: da und doch nicht bemerkbar; unauffällig, aber eine Voraussetzung des Wohlbefindens.“

jan tschichold

39 39


kriterien zur beurteilung didaktischer typografie

4 analyse: schulbücher print Dieses Kapitel analysiert ausgewählte Lehrwerke für die Klassenstufe 5 bis zur Oberstufe für Gymnasien. Die Herausgeber der Bücher sind die führenden deutschen Bildungsmedienverlage Ernst Klett (Stuttgart) und Cornelsen (Berlin). Gesichtet wurden zahlreiche Werke der Naturwissenschaften, darunter Bücher für die Fächer Biologie, Chemie und Physik. Zugunsten einer besseren Vergleichbarkeit konzentriert sich die finale Auswahl auf Bücher für das Fach Biologie. Die Inhalte spielen bei der Analyse keine zentrale Rolle. Vielmehr geht es um die Frage, auf welche typografische Weise die effektive, motivierende Gestaltung und Strukturierung in Gymnasialbüchern realisiert wird. Eine erste Sichtung ergab, dass alle hier vorgestellten Bücher eine klare Struktur aufweisen und dem Prinzip der selektierenden Schulbuchtypografie folgen. Dennoch sind in den Details der Makro- und Mikrotypografie qualitative Unterschiede festzustellen. Basis für die Analyse bildet ein von der Autorin zusammengestellter Kriterienkatalog zur Beurteilung didaktischer Typografie in Gymnasialschulbücher. Darauf folgt eine Kurzvorstellung der didaktischen Konzeption der ausgewählten Biologiebücher, sowie eine detaillierte makro- und mikrotypografische Untersuchung mit ausgewählten Beispielseiten. Die Ergebnisse der Analyse werden abschließend in einer Tabelle (vgl. 4.5, S.71) zusammengefasst.

4.1 kriterien zur beurteilung didaktischer typografie Um dem Lernenden die Wissensvermittlung mit Hilfe des Schulbuchs zu erleichtern, sind die Grundsätze des selektierenden Lesens108 zu beachten (vgl. 3.2.5, S. 26). Gekennzeichnet durch verschiedene inhaltliche Ebenen, die miteinander verknüpft sind und gemeinsam oder getrennt voneinander gelesen werden können, muss bei der Gestaltung darauf ge-

108 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 41

40


kriterien zur beurteilung didaktischer typografie

achtet werden, dass eine optimale Orientierung im Buch möglich ist. Die wichtigsten Faktoren, die bei der Gestaltung von Schulbüchern berücksichtigt werden sollten, sind im Folgenden aufgezählt: Durchgängiges Konzept gleichbleibende Abfolge der verschiedenen Themenseiten: Informationstexte → Übungen/Aufgaben → Zusammenfassung/Wiederholungen Übersichtlicher Aufbau der Verzeichnisse Inhaltsverzeichnis → Stichwortverzeichnis/Register → Glossar Wiedererkennbare Struktur der Doppelseiten Anwendung eines Gestaltungsrasters → abwechslungsreiches Layout Ausgewogenes Verhältnis von Text, Abbildungen und Weißraum aktivierend, dabei übersichtlich und verständniserleichternd Zweckmäßige Leiteinrichtungen Piktogramme zur Kennzeichnung wiederkehrender Elemente farbliche Kennzeichnung bestimmter Themenkomplexe lebende Kolumnentitel (Angaben zum (Unter-) Kapitel oder Inhalt) Marginalspalten für Tipps oder Benutzerhinweise Sinnvoller Farbeinsatz zur Strukturierungshilfe, Aufmerksamkeitssteigerung Eindeutige Typohierarchie durch verschiedene Schriftgrößen, Schriftarten und Schriftfarben Gute Leserlichkeit angemessene Schriftwahl und -größe, Zeilenabstand und Zeilenlänge Sparsame Auszeichnungen zur Hervorhebung einzelner bedeutender Wörter oder ganzer Textteile Die Biologieschulbücher Markl Biologie 1 (Klett), Natura 1 (Klett), Biosphäre 1-3 (Cornelsen), sowie Biologie Oberstufe (Cornelsen) werden auf anschließenden Seiten auf Vorhandensein und Umsetzung dieser Merkmale untersucht.

41


didaktische konzeption

4.2 4.2 didaktische konzeption 4.2.1 Markl Biologie 1 (Ernst Klett Verlag) Der Klett-Titel Markl Biologie 1 richtet sich an Schüler der Klassen 5 und 6, eine entsprechend kindliche Gestaltung mit großen Schriftgraden, vielen Farben und Abbildungen weist darauf hin. Zu erwähnen ist, dass Band 1 zum Schulbuch des Jahres 2015 vom Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung nominiert wurde. Jedes Kapitel beginnt mit einem großen Einstiegsfoto und einer offenen Frage zum jeweiligen Thema. Es folgen mehrere Informationstexte, portionsweise strukturiert durch hochwertige Fotos, bunte Illustrationen und Merkkästen. Die Überschrift jeder Doppelseite ist typografisch durch eine Farbunterlegung hervorgehoben und als Merksatz formuliert.

Abb. 9-11: Markl Einbandgestaltung und Titel-Innenseiten

42


didaktische konzeption

4.1 4.2 4.2.2 Natura 1 (Ernst Klett Verlag) Ebenfalls für die Klassen 5 und 6 konzipiert, zeigt sich die optische Aufmachung von Natura trotz gleichgroßem Schriftgrad weniger verspielt. Auch hier gibt es zu jedem Kapiteleinstieg eine reich bebilderte Doppelseite, die einen Überblick über die nachfolgenden Inhalte gibt. Die Texte sind klar strukturiert und auf jeder Seite findet sich ein Aufgaben-Kasten wieder. Dieser zeigt anhand von kleinen Piktogrammen ein durchdachtes Differenzierungskonzept: Alle Aufgaben sind mit entsprechenden Schwierigkeits-Niveau grafisch gekennzeichnet. Kurze Zusammenfassungen der Kapitel, sowie entsprechende Material- und Methodenseiten zum jeweiligen Thema runden das Konzept ab. Die Aufmachung der Typografie ist im Vergleich zu Markl auffallend schlicht.

Abb. 12-14: Natura Einbandgestaltung und Titel-Innenseiten

43


didaktische konzeption

Biosphäre1 Baden-Württemberg

Ç

Biosphäre

Baden-Württemberg 1

4.2

Biosphäre2 Baden-Württemberg

4.2.3 Biosphäre-Reihe 1-3, Sekundarstufe I (Cornelsen Verlag) Die Reihe Biosphäre richtet sich mit Band 1 an die Klassenstufen 5/6, mit Band 2 an die Stufen 7/8 und mit Band 3 an die Klassen 9/10. Strukturiert durch ein durchgängiges Layout sind alle drei Bände nach dem gleichen Konzept aufgebaut und optisch als zusammengehörend erkennbar. Auf drei Informationsseiten folgt je eine Materialseite mit Aufgaben oder Versuchen. Dabei beginnt jedes Hauptkapitel mit einer Doppelseite, die kurz den Inhalt vorstellt und mit einem großen motivierenden Foto zum Thema hinführt. Die erste Informationsseite beginnt jeweils mit einem themenbezogenen Einstiegsfoto. Der daran anschließende Einstiegstext orientiert sich an der Abbildung und endet mit einer in den Kapitelinhalt einführenden Frage. Es folgt der Informationstext, der auf den Materialseiten mit Aufgabenstellungen wieder aufgegriffen wird. Grundwissensseiten fassen die zentrale Inhalte am Ende jedes Hauptkapitels zusammen. Biosphäre Band 1 wurde genau wie Markl Biologie zum Schulbuch des Jahres 2015 vom Georg-Eckert-Institut nominiert.

Abb. 15-18: Biosphäre Einbandgestaltung (1-3) und Hauptkapitelauftaktdoppelseite (unten)

44


didaktische konzeption

4.1 4.2

Oberstufe

Biologie Oberstufe

Der Gesamtband Biologie Oberstufe richtet sich an Schüler der Klasse 11 bis zum Abitur, folglich sind die Inhalte auf den stofflich tiefergreifenden Leistungskurs ausgerichtet und die Gestaltung ist an die ältere Zielgruppe angepasst. Das Layout wirkt deutlich weniger verspielt, präsentiert sich mit weniger Farben und weniger Weißraum. Stattdessen ist die Textmenge erheblich angestiegen, der Schriftgrad wurde entsprechend verringert. Die Texte werden regelmäßig durch Abbildungen strukturiert und portioniert. Ein Glossar am Ende des Buches erleichtert das Nachschlagen wichtiger Fachbegriffe. Alle Kapitel sind nach der gleichen Struktur aufgebaut:

Gesamtband

4.2.4 Biologie Oberstufe (Cornelsen Verlag)

Kapiteleinstieg (mit großem Foto und zum Thema hinführenden Text) ISBN 978-3-464-17185-1

Material-Methode-Praxis-Seiten (demonstrieren praktische Anwendungen)

Kompetenzenseite (mit komplexen Aufgaben zur Klausurvorbereitung) Prinzipien-Seite (fasst die wichtigsten Konzepte zusammen) ZELLBIOLOGIE

Feinbau der Zelle

Feinbau der Zelle

Das Elektronenmikroskop

1 Im EM-Bild einer Wurzelzelle sind Zellwand, Zellkern, Vakuole, Mitochondrien und andere Organellen zu sehen.

Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt eine Zelle aus der Wurzelspitze der Ackerschmalwand Arabidopsis thaliana. Im Vergleich zum lichtmikroskopischen Bild sind deutlich mehr Einzelheiten zu erkennen. Auffällig sind die als helle Linien sichtbaren Membranen. Das Elektronenmikroskop liefert nur Hell-Dunkel-Bilder. Sie kommen dadurch zustande, dass die einzelnen Zellstrukturen die Elektronenstrahlen unterschiedlich stark ablenken. Die Farbe in der Aufnahme oben wurde am Computer erzeugt, indem den verschiedenen Helligkeitswerten jeweils unterschiedliche Farbwerte zugeordnet wurden.

Im Blickpunkt

ö ö ö ö ö ö ö ö

36

Feinbau der Zelle: die Ultrastruktur im elektronenmikroskopischen Bild Kompartimentierung der Zelle durch Membranen Lipide und Proteine als Bausteine für Biomembranen Wie Forschung funktioniert – Aufstellung von Hypothesen und Modellbildung am Beispiel der Biomembran Eigenschaften der Biomembran, ihre Bedeutung für Transportvorgänge und für die Kommunikation zwischen Zellen Mechanismen des Stofftransports Struktur und Funktion der Zellorganellen Entwicklung der Eukaryotenzelle aus Prokaryoten

GRUNDLAGEN Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen, dass das Cytoplasma jeder Zelle von einer Membran umgeben ist. Im Cytoplasma liegen als Ultrastruktur der Zelle bezeichnete Strukturen, die im lichtmikroskopischen Bild nicht sichtbar sind. Anhand dieser „neuen“ Strukturmerkmale lassen sich weitere Einzelheiten in der Funktionsweise der Zelle erklären. Das Innere der Zellen ist durch weitere Membranen untergliedert. Sie begrenzen Räume mit besonderer Enzymausstattung, die als Organellen jeweils bestimmte Funktionen in der Zelle erfüllen. Membranen steuern den Austausch von Stoffen innerhalb der Zelle, aber auch den Kontakt der Zelle mit ihrer Umgebung. Zur Unterscheidung von technisch erzeugten Membranen werden die Membranen der Zelle auch als Biomembranen bezeichnet. Ähnlich wie die Erbinformation sind auch die Membranen aller Lebewesen grundsätzlich gleich aufgebaut. Die spezifischen Eigenschaften der Membranen lassen sich nur auf der Grundlage ihrer molekularen Bestandteile erklären. Man geht davon aus, dass die Entstehung von Membranbläschen, die gezielt Stoffe aufnehmen und abgeben konnten, einer der ersten Schritte zur Entwicklung der Lebewesen war. Im Lauf der Evolution wurde die Gliederung der Zelle zunehmend komplexer. Der Bau der Organellen und die Zusammensetzung der Membranen erlauben es, wichtige Schritte in der Evolution der Organismen zu rekonstruieren.

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Informationsseiten (enthalten Fachtexte, Abbildungen und Aufgaben) ,!7ID4G4-bhbifb!

Gesamtband

ZELLBIOLOGIE

Material · Methode · Praxis

Elektronenmikroskopische Präparationsmethoden Elektronenmikroskope werden vor allem in der Grundlagenfor­ schung eingesetzt. Elektronenmikroskopische Aufnahmen dienen zum Beispiel dazu, die Struktur unbekannter Moleküle aufzuklären. Mithilfe von goldmarkierten Antikörpern können seltene Krankheitserreger identifiziert werden. In der biologischen Forschung ermöglicht die Ultrastruktur einzelner Zellen Rückschlüsse auf die Verwandtschaft von Tiergruppen oder die Entwicklung bestimmter Organe. Aber auch einige Industriezweige wie die Materialentwicklung oder die Halbleiterindustrie nutzen elektronenmikroskopische Techniken. ZELLBIOLOGIE Ultradünnschnitttechnik Selbst einzelne Zellen sind viel zu dick, um im Elektronenmikroskop durchstrahlt zu werden. Die Schnitte sollten zwischen 20  und  80 nm  dick sein. Eine Zelle der menschlichen Mundschleimhaut zum Beispiel muss dazu in 1 000 Scheiben geschnitten werden. Zunächst wird das Objekt jedoch fixiert und vollständig entwäs­ sert, zum Beispiel in reinem Alkohol oder in Aceton. Anschließend bettet man es in festes, elastisches Material ein, beispielsweise in Epoxidharz. Dann wird das in Kunstharz eingeschlossene Präparat mithilfe eines Ultramikrotoms in extrem dünne Scheiben geschnitten. Hierbei wird das Objekt an der frischen Bruchkante eines Glasmessers vorbeigeführt und nach jedem Schnitt automatisch nach vorn geschoben (˘ Bild unten). Die Schnitte gelangen in eine kleine, wassergefüllte Wanne, die an dem Glasblock befestigt ist, und schwimmen auf der Wasseroberfläche. Von hier werden die Schnitte auf Kupfernetze übertragen.

Das Auflösungsvermögen von Mikroskopen ist durch die Wellenlänge der verwendeten Strahlung begrenzt. Um die lichtmikroskopisch erreichbare Auflösungsgrenze zu unterschreiten, war es notwendig, Geräte zu konstruieren, die mit kurzwelligen Strahlen arbeiten. Dies gelang ERNST RUSKA und seinen Mitarbeitern in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts mit der Entwicklung des Elektronenmikroskops. Anstelle von Lichtstrahlen werden Elektronenstrahlen benutzt. Als Elektronenquelle dient normalerweise eine Wolfram-Glühkathode. Die aus der Kathode austretenden Elektronen werden durch eine sehr hohe Spannung beschleunigt. Je höher diese Beschleunigungsspannung ist – bei Hochspannungselektronenmikroskopen bis zu 3 000 kV –, desto kleiner ist die Wellenlänge der 1 Paramecium, oben im TEM-, unten im REM-Bild Elektronen. Entsprechend nimmt das Auflösungsvermögen zu. Die Grenzauflösung liegt dabei im Bereich von 0,1 Nanometern, dünnen Goldschicht, die das Präparat überzieht, Sekundärelektro­ was dem Abstand von Atomkernen in chemischen Verbindungen nen freigesetzt. Ein seitlich angebrachter Kollektor, eine Anode, entspricht. Moderne Elektronenmikroskope erreichen etwa die saugt diese Sekundärelektronen ab. Ein Rechner setzt die Zahl der 1 000-fache Leistung eines Lichtmikroskops, sie vergrößern bis zu herausgelösten Elektronen in Helligkeitswerte um und fügt diese 2 000 000-fach. Punkt für Punkt zu einem Rasterbild zusammen. Es entstehen BilDas Transmissionselektronenmikroskop (TEM). Das TEM funktio- der von extrem großer Schärfentiefe, die einen räumlichen Eindruck von den Oberflächenstrukturen vermitteln. niert im Prinzip ähnlich wie das Lichtmikroskop. Damit die Elektronenstrahlen jedoch nicht absorbiert werden, muss das Präparat extrem dünn geschnitten sein. Das Bild kommt dadurch å Stellen Sie tabellarisch die einander entsprechenden Teile von zustande, dass die Elektronen durch die Atome des Objekts abgeLicht- und Elektronenmikroskop gegenüber. lenkt, „gestreut“ werden. Um die Streuung biologischer Präparate ç Erklären Sie, weshalb die Präparate bei der Arbeit im Hochvakuzu verstärken, werden diese meist mit Schwermetallsalzen behanum vollständig entwässert sein müssen. delt. Die angelagerten Schwermetallionen erhöhen die Kontraste é Eine kreisförmige Struktur von 0,1 nm, die im Elektronenmikrozwischen den Zellstrukturen. Da Elektronenstrahlen für das Auge skop gerade noch auflösbar ist, erscheint auf dem Bildschirm unsichtbar sind, kann das Bild nur indirekt auf einem Leuchtetwa so groß wie ein Stecknadelkopf (rund 1 mm). Welchen schirm betrachtet werden. Durchmesser hätte das Bild eines Stecknadelkopfs bei gleicher Statt Glaslinsen dienen Elektromagnete zur Ablenkung und Vergrößerung? Gefrierbruch und Gefrierätzung Bündelung der Strahlen: Ringförmige Spulen erzeugen elektroDas Gefrierbruchverfahren dient dazu, plastische Eindrücke von magnetische Felder, die die parallel Oberflächenstrukturen zu gewinnen. Das Objekt wird extrem Wolframeinfallenden Elektronenstrahlen in Glühkathode schnell auf bis zu -196 °C abgekühlt. Dadurch bleiben die Zell(Strahlenquelle) einem Brennpunkt sammeln. Durch strukturen weitgehend erhalten.Hochspannung Dann wird das Präparat im VakuVeränderung der Stromstärke lässt Tubus um mit einem tiefgekühlten Messer Anode aufgebrochen, nicht gesich die Brennweite und damit die schnitten. Die Bruchfläche verläuft dabei elektro- oft an den Grenzen der Vergrößerung variieren. Da die Elekmagnetischer Zellorganellen. Die Oberfläche wird mit einer feinkörnigen Kohletronen durch Zusammenstöße mit Kondensor Platin-Schicht bedampft. Diese Schicht gibt wie eine Matrize alle Luftmolekülen abgebremst und abPräparat Strukturen der Oberfläche wieder. Lässt man das Präparat nach (Objekt) gelenkt würden, muss bei allen Undem Aufbrechen einige Zeit stehen, so sublimiert das Eis an der elektromagnetersuchungen im Hochvakuum getisches Objektiv arbeitet werden. Das TEM wird hauptsächlich in 38 der Zellbiologie eingesetzt, um die Zwischenbild Ultrastruktur  von  Zellen  und  Zellor­ Projektiv ganellen zu untersuchen. (elektromagneDas Rasterelektronenmikroskop tisches Okular) (REM). Das REM eignet sich besonEndbild auf ders zur Analyse von Oberflächen­ Leuchtschirm/ Fotoplatte strukturen. Die Untersuchungsobjekte werden nicht durchstrahlt, sondern mit einem gebündelten Primärelektronenstrahl zeilenförmig 3 Strahlengang im Transmissions2 Moderne Elektronenmikroskope werden über einen abgetastet. Dadurch werden aus der elektronenmikroskop Computer gesteuert. 37

Oberfläche. Dieser als Ätzen bezeichnete Vorgang verstärkt die Reliefunterschiede. Die Kohle-Platin-Schicht wird vom Objekt abgelöst, gereinigt und kann dann im Elektronenmikroskop als Ab­ druck der aufgebrochenen Oberfläche betrachtet werden.

å Vergleichen Sie die Herstellung von Präparaten für Licht- und Elektronenmikroskop. Erklären Sie die Unterschiede.

ç Ein Blatt Papier ist rund 0,1 mm dick. In wie viele Scheiben müssten Sie es für eine Untersuchung im TEM schneiden?

œ Stichworte zu weiteren Informationen elektromagnetische Wellen • Fixierung • Immun-Elektronenmikroskopie • Rastertunnelmikroskop • Rasterkraftmikroskop 1 Gefrieren Objekt in Eis (-196 °C) Vakuole Zellwand

Zellkern

2 Au∂rechen des Objekts Weg der Messerkante

Messer Bruchfläche

Objekttisch

3 Sublimation (Ätzen) Sublimation des Eises

KohlePlatinSchicht

4 Bedampfung

5 Abheben des Abdrucks

Abb. 19-21: Biologie Oberstufe Cover und Titel-Innenseiten

45


makrotypografische analyse

4.3 4.3 makrotypografische analyse 4.3.1 Verzeichnisse In den meisten Schulbüchern finden sich verschiedene Verzeichnisse wieder, zumindest das Inhaltsverzeichnis, meist auch ein Glossar und Register im Anhang. Die wichtigste Funktion des Inhaltsverzeichnisses besteht darin, dem Leser einen unmissverständlichen Überblick über den Inhalt des Buches zu geben. Die Struktur der Verzeichnisse muss schnell durchschaut werden können, damit sie dem Nutzer als Navigations Inhalt instrument durch das Werk dienen können. Gestalterisch stellt das Inhaltsverzeichnis einen „typografischen Tiere in der Obhut des Menschen Spiegel“ 109 des Buches dar: Der typografische Charakter des Buches wird auf wenige Seiten komprimiert. 1 Mit Haustieren leben 17 Die untersuchten Biologie-Schulbücher sind alle umschlossen von einem Inhaltsverzeichnis vorne, sowie einem Glossar und Register am Ende. Typografisch orientieren sich die Verzeichnisse am Erscheinungsbild 2 Nutztiere halten 31 des Inhalts, in dem Schriftarten, Schnitte und Farben übernommen werden. Die Qualität der Übersichtlichkeit ist jedoch ebenso unterschiedlich, wie die Wirkung (z.B. verspielt oder sachlich) auf den Betrachter. Tiere angepasst an ihren Lebensraum Markl Biologie 1 wirkt durch die auffällig bunte 3 Wild lebende Säugetiere 49 Farbgebung und dekorative Rahmung der Kapitelnummern kindlich und richtet sich damit klar an einen jungen Leserkreis. Überschriften und Unterüberschriften sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Punkte dienen als typografische Hilfe, um beim Blick auf die Seitenzahl nicht in die falsche Zeile zu rutschen. Trotzdem ist noch genügend Weißraum um das Verzeichnis Abb. 22: Inhaltsverzeichnis von Markl Biologie Das Buch zum Lernen nutzen Biologie — eine Einführung

10

Auftakt: Wie ähnlich sind sich Mensch und Tier?

14

8

1.1 Meerschweinchen fressen Pflanzen und leben gesellig 1.2 Alle Hunderassen stammen letztlich vom Wolf ab 1.3 Ein Hund muss in der Familie erzogen und versorgt werden 1.4 Hunde verlassen sich bei der Hetzjagd auf Nase und Ohren 1.5 Katzen sind lautlose Schleichjäger mit sehr guten Augen 1.6 Die Körperhaltung von Hund und Katze verrät ihre Stimmung Kombiniere!

18

20 22 24 26 28 30

2.1 Aus Ur-Rindern wurden Fleisch- und Milchrinder gezüchtet 2.2 Rinder kauen ihre Nahrung zweimal 2.3 Zuchtschweine zeigen Verhaltensweisen des Wildschweins 2.4 Schweine nutzen pflanzliche und tierische Nahrung 2.5 Nutztierhaltung muss artgerecht sein Kombiniere! Jetzt geht es um alles: Zuchtpferde werden als Reit- oder Arbeitstiere genutzt

32

Auftakt: Was kann die Technik von Tieren lernen?

46

3.1 Haare, Spezialzähne, Lippen und Milch sind Säugetiermerkmale 3.2 Wale und Delfine sind aus Landsäugetieren entstanden 3.3 Tiere werden nach Verwandtschaft in Gruppen geordnet 3.4 Manche Säugetiere sind schon sehr jung selbstständig 3.5 Eichhörnchen sind an das Leben in Bäumen angepasste Nagetiere 3.6 Igel halten wegen Nahrungsmangel monatelang Winterschlaf 3.7 Maulwürfe sind an die Jagd im Erdreich angepasst 3.8 Fledermäuse fangen nachts im Flug Insekten Kombiniere!

50

36 38 40 42 44 45

52 54 56 58 60 62 64 66

3

109 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 212

46


makrotypografische analyse

4.1 4.3

gegeben, sodass es stimmig und übersichtlich auf den Betrachter wirkt. (siehe Abb. 22) Anders dagegen präsentiert sich das Inhaltsverzeichnis von Natura 1. Die Kernschriften und Farbgebung wurden auch hier übernommen, allerdings versucht das Inhaltsverzeichnis mit allen Mitteln die Aufmerksamkeit des Lesers auf sich zu ziehen. Zweispaltiger Satz mit vier verschiedenen Auszeichnungsfarben, dazu teilweise Versalsatz und ein fetter Schriftschnitt wirken mehr überladen als strukturiert und übersichtlich. Die zusätzlich platzierten Fotos, welche den Schüler motivieren sollen, helfen der Übersichtlichkeit wenig. Die Kapitelüberschriften (gesetzt in einem größeren Schriftgrad, Schnitt Regular) wirken trotz der erhöhten Schriftgröße im Vergleich zu den fett ausgezeichneten Unterüberschriften hierarchisch unstimmig (Abb. 24). Das Inhaltsverzeichnis von Biosphäre zeigt eine übersichtlichere Lösung (Abb. 23). Trotz im Layout platzierter Bilder, die dem Schüler als EyeInhalt catcher dienen, wirkt die Seite nicht überfüllt. Es Biologie — die Erforschung von Lebewesen . . . . . . . . . . 6 Das Hausschwein — rasche Fleischproduktion . . . . . . 48 Die Kennzeichen aller Lebewesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8 EXTRA >> Biobetriebe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49 ist noch genügend Weißraum als Ruhepol vorSchweinezucht und Ernährungsgewohnheiten . . . . . 50 Methode: Beobachten und beschreiben . . . . . . . . . . . . . . 10 Methode >> Exkursion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 Das Pferd — ein Fluchttier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 Methode: Arbeiten mit Lupe, Stereolupe und handen. Auch die Struktur des Inhalts ist deutliMikroskop . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 Das Haushuhn — Legehenne oder Methode: Experimente planen, durchführen und protokollieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methode: Biologische Modelle und Modellbau . . . . Methode: Informationen suchen und ordnen . . . . . . . Methode: Daten darstellen und auswerten . . . . . . . . . . Methode: Texte lesen und verstehen — Inhalte präsentieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Methode: Aufgabenstellungen richtig lesen . . . . . . . .

14 16 18 20 22 24

Masthähnchen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hühnerhaltung — Haltungsformen im Vergleich . . . Material: Wir bewerten Haltungsformen . . . . . . . . . . . . . Entwicklung des Kükens im Hühnerei . . . . . . . . . . . . . . . . . Praktikum: Wir untersuchen ein Ei . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Das kannst du jetzt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . TESTE DICH SELBST . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

54 56 57 58 59 60 61

I N H A LT SV E R Z E I CH N I S 3

Kennzeichen der Lebenwesen

6

Fledermäuse – Jäger der Nacht

46

Die Biologie beschäftigt sich mit Lebewesen

8

Wale – ein Leben im Meer

50

Säugetiere – ein Leben im Zoo

54

METHODE Beobachten und Beschreiben

58

METHODE Ein Versuchsprotokoll erstellen METHODE Anlegen eines Biologieheftes

10 11

1. 1 Haustiere Ein Hund kommt in die Familie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Hund — ein Säugetier . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Wolf — Vorfahr des Haushundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hundezüchtung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Material: Hundeberufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Die Katze — ein Schleichjäger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fortpflanzung und Entwicklung der Katze . . . . . . . . . . . EXTRA >> Die Katze und ihre Krallen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hund und Katze im Vergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Basiskonzept Information und Kommunikation . . . . . . Welches Haustier passt zu mir? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Material: Haustiere — jedes ist anders . . . . . . . . . . . . . . . .

4 Verwandtschaft der Säugetiere

Säugetiere sind Wirbeltiere

Säugetiere kann man ordnen

60

METHODE Vergleichen

62

GRU N DWISSEN Säugetiere sind Wirbeltiere

64

12

1 Haustiere Der Hund – Begleiter des Menschen

14

Der Hund – das älteste Haustier des Menschen

18

BIOLOGISCH ES PRI NZI P Variabilität METHODE Einen Steckbrief erstellen

19 20

Die Katze – ein Schleichjäger

22

BIOLOGISCH ES PRI NZI P Struktur und Funktion

24

Verhalten bei Hund und Katze

26

BIOLOGISCH ES PRI NZI P

Information und Kommunikation

27

Der Mensch – ein Säugetier 1 Der Mensch

68

METHODE Modelle

71

64 66 67 68 70 71 72 73 74 76 78

2

2 Fortpflanzung und Entwicklung

Das Rind – ein wichtiges Nutztier

30

Vom Kind zum Erwachsenen

Das Schwein – ein Allesfresser

34

Die Geschlechtsorgane von Mann und Frau

76

BIOLOGISCH ES PRI NZI P Reproduktion

35

Befruchtung, Schwangerschaft und Geburt

80

GRU N DWISSEN Der Mensch – ein Säugetier

85

3 Säugetiere – angepasst an ihren

72

Abb. 23-24: Inhaltsverzeichnis von Natura (oben) und von Biosphäre (unten)

Lebensraum

38

BIOLOGISCH ES PRI NZI P Angepasstheit

40

Der Biber – ein Baumeister am Wasser

42

9783064200005 Inhalt_S003 3

2. 1 Tiere des Waldes Der Wald ist Lebensraum für viele Tierarten . . . . . . . . . Das Eichhörnchen — springend durch die Baumkronen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Basiskonzept Wechselwirkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spechte im Wald — Trommler und Höhlenbauer . . . . . . Rotfuchs und Baummarder — Räuber im Lebensraum Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . EXTRA >> Konkurrenz und Konkurrenzvermeidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der Waldkauz — lautloser Jäger in der Dämmerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Praktikum: Gewölleuntersuchung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ameisen — Organisation eines Insektenstaates . . . . Der Waldboden — hier steckt Leben drin . . . . . . . . . . . . . Praktikum: Spurensuche im Wald . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

des Menschen

2 Nutztiere

Der Maulwurf – ein Leben im Boden

28 30 32 34 35 36 38 39 40 41 42 43

1. 2 Nutztiere Das Hausrind — unser wichtigstes Nutztier . . . . . . . . . . 44 Rinder sind Pflanzenfresser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 EXTRA >> Auerochsen — Vorfahren unserer Hausrinder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47

66

Merkmale des Menschen

2 Tiere in heimischen Lebensräumen

1 Haus- und Nutztiere

24.08.10 10:29

47


makrotypografische analyse

4.3

cher zu erkennen, da die Typohierarchie der einzelnen Über- und Unterüberschriften klarer ausgezeichnet ist. Die Reduktion auf zwei Leitfarben (Grün für die Hauptkapitel, schwarz für die Unterabschnitte) sorgt für ein harmonisches, gut durchschaubares Übersichtssystem. Das Inhaltsverzeichnis von Biologie Oberstufe zeigt ein auf die ältere Zielgruppe der Abiturienten abgestimmtes, sachliches Layout. Ziel des schlichten Designs ist es, dem Schüler das Gefühl zu geben, nun als Erwachsener angesehen zu werden. Die Struktur des Inhalts ist gut zu überschauen, Haupt- und Unterkapitel sind deutlich voneinander zu unterscheiden. Praxis- und Kompetenzseiten (dargestellt in Grün bzw. Blau) sind farblich von den Informationsseiten (dargestellt in Schwarz) differenziert. Aufgrund der Beschränkung auf die drei Farben Schwarz, Grün und Blau funktioniert das Leitsystem. Fehl am Platz wirkt allein der bunt durchzogene Farbstreifen am Ende jedes Hauptkapitels. Hier wäre BIOLOGIE OBERSTUFE eine dezentere Auszeichnung passender gewesen, so drängen Inhaltsverzeichnis BIOLOGIE – DIE WISSENSCHAFT VOM LEBEN STOFFWECHSEL sich die bunten Streifen ungePrinzipien des Lebendigen – Basiskonzepte der Biologie 8 Biokatalyse 66 Organisationsebenen des Lebendigen 12 Enzyme – Katalysatoren biologischer Reaktionen 67 wollt in den Vordergrund und Wissenschaft vom Leben 14 Struktur und Wirkungsweise von Enzymen 68 Werkzeuge der Zellen: Übersicht Enzyme 70 fallen stilistisch aus dem Design Material · Methode · Praxis: ZELLBIOLOGIE Urease – ein Enzym im Experiment 72 heraus. Einflüsse auf die Enzymwirkung 74 Zelle – Gewebe – Organismus 16 Enzymregulation 76 Geschichte der Zellbiologie 17 Enzyme in der Medizin 77 Das Lichtmikroskop 18 Auf Verbindungslinien zu Enzyme in der Biotechnologie 78 Material · Methode · Praxis: Der Einsatz des Lichtmikroskops 20 Kompetenzen: Biokatalyse 79 Das lichtmikroskopische Bild der Zelle 22 den Seitenzahlen kann aufgrund Der Zellzyklus 24 Der Ablauf der Mitose 26 Biologie angewandt: Material · Methode · Praxis: Die Hefe – ein besonderer Nutzpilz 80 der Zweispaltigkeit des Layouts Untersuchung von Mitosestadien 28 Biologie der Hefe 81 Genetisch programmierter Zelltod 29 Versuche zur Gärung 82 und der daraus folgenden Kürze Zell- und Gewebetypen 30 Bierbrauen – eine alte Biotechnologie 83 Einzeller 32 Einzeller – Zellkolonie – Vielzeller 34 Biologie angewandt: der Zeilen verzichtet werden. Kompetenzen: Zelle – Gewebe – Organismus 35 Das Herz – Motor des Kreislaufs 84 Feinbau der Zelle Das Elektronenmikroskop Material · Methode · Praxis: Elektronenmikroskopische Präparationsmethoden Kompartimentierung durch Membranen Chemische Grundlagen: Lipide Chemische Grundlagen: Proteine Raumstruktur der Proteine Modellvorstellungen von der Biomembran Feinbau der Biomembran Stofftransport: Diffusion und Osmose Osmose und der Wasserhaushalt der Zelle Stofftransport: Kanal- und Carriertransport Stofftransport: Endocytose, Exocytose, Membranfluss Die Zellorganellen Material · Methode · Praxis: Isolierung von Zellbestandteilen Material · Methode · Praxis: Interpretation elektronenmikroskopischer Bilder Prokaryoten Eukaryoten, Prokaryoten und Viren im Vergleich Herkunft der Eukaryotenzelle Kompetenzen: Feinbau der Zelle

36 37

Biologische Prinzipien: Zellbiologie

60

Biologie angewandt: Tolle Knolle – Untersuchungen an der Kartoffel Ein Blick in die Kartoffelzelle Die Kartoffel und ihre Enzyme Kartoffelstärke als nachwachsender Rohstoff

62 63 64 65

38 39 40 41 42 43 44 46 47 48 49 50 54 55 56 57 58 59

Feinbau und Stoffwechsel des Herzens Versuche zu Herz und Blutkreislauf Das gesunde und das kranke Herz

85 86 87

Betriebsstoffwechsel und Energieumsatz Untersuchungsmethoden und Grundmuster des Stoffwechsels Bereitstellung von Stoffen aus der Nahrung: Verdauung Chemische Grundlagen: Kohlenhydrate Äußere Atmung: Transportsysteme und Gasaustausch Transport von Sauerstoff im Blut Regulation der Sauerstoffkonzentration im Blut Atmung unter Extrembedingungen Material · Methode · Praxis: Versuche zur Atmung Zellatmung: Bereitstellung der Energie in der Zelle Energiewährung ATP Chemische Grundlagen: Oxidation, Reduktion, Reduktionsäquivalent Aerober Abbau von Glucose – die Glykolyse Der Citratzyklus Die Atmungskette Energieumsatz und seine Messung Stoff- und Energiebilanz der Zellatmung Energiegewinnung ohne Sauerstoff: Gärung Material · Methode · Praxis: Energiegewinnung Bau der Muskeln Muskelkontraktion und ATP Ausscheidung Kompetenzen: Betriebsstoffwechsel und Energieumsatz

88 89 90 92 94 96 97 98 99 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 3

48

Abb. 25: Inhaltsverzeichnis von Biologie Oberstufe


makrotypografische analyse

4.3 1.1 4.3.2 Layout Doppelseiten Alle untersuchten Schulbücher sind konsequent durchgestaltet, einzelne Elemente wie Merkkästen, Aufgabenstellungen, Informations-, Praxis-, oder Resümeeseiten werden stets nach gestalterischen Prinzipien gleich aufbereitet. Durch diese Stringenz wird dem Schüler die Orientierung innerhalb der verschiedenen Textkategorien erleichtert. Darüber hinaus ist auf den ersten Seiten jedes Titels eine Einführung in das Buch gegeben, welche die verschiedenen Kategorien an Texten, Aufgaben und Konzepten vorstellt. Die einzelnen Kapiteleinstiege sind meist als Doppelseite (Ausnahme: in Biologie Oberstufe als Einzelseite) mit einem oder mehreren ausdrucksstarken Bildern angelegt. Sie spielen in Bezug auf die Motivation eine große Rolle (vgl. 2.3, S. 14). Von ihnen ist oftmals abhängig, wie der Leser an den nachfolgenden Text herantritt; ob er neugierig ist, gewisse Erwartungen hat, Lernfreude und Aufgeschlossenheit zeigt, oder eher Langeweile und Unlust. Eine auffallend gesetzte Überschrift kann ebenfalls dazu beitragen, das Interesse des Schülers zu wecken. Markl Biologie 1 richtet sich an Schüler der Klasse 5/6 im Alter von 10-13 Jahren. Der doppelseitige Kapiteleinstieg zeigt sich stets mit zwei großen Fotos und einer prägnanten Überschrift, die gleichzeitig als Frage formuliert ist. Darauf folgt ein kurzer Einleitungstext sowie ein Überblick auf die nachfolgenden Unterkapitel. Die Inhaltsseiten sind immer nach dem gleichen Schema aufgebaut: Jede Seite beginnt oben links mit einer rosa unterlegten Überschrift, die durchgehend als praktischer Merksatz formuliert ist. Darunter ist der Lesetext zweispaltig in einer großzügig gesetzten Gro-

Abb. 26: Satzspiegel und grobe Struktur von Markl Biologie Satzspiegel 2-spaltiger Fließtext Fuß mit Aufgaben Überschriftenzeile

49


makrotypografische analyse

4.3 teskschrift angelegt. Für den Leser ergeben sich dadurch angenehm kurze Zeilen. Zudem ist der Text stets durch Absätze oder eingebundene Abbildungen in kleinere Abschnitte aufgeteilt. So werden die Informationen dem Leser portioniert dargeboten. Auf jeder Seite befindet sich unter dem zweispaltigen Textbereich ein hellgrün hinterlegter Fußbereich, der die Aufgaben zum Lesetext enthält. Räumlich eindeutig vom Lesetext getrennt, ist der Aufgabenbereich schnell zu finden. Die einzelnen Aufgaben sind durch farbige Buchstaben und Ziffern kenntlich gemacht. Darüber hinaus ist auf jeder rechten Seite im unteren Bereich ein rosaroter „Verstanden?“-Kasten angelegt. In ihm befindet sich eine auf das jeweilige Kapitel bezogene Frage, anhand welcher der Schüler sein Wissen überprüfen kann. Das auffallend farbige Layout von Markl Biologie wirkt sehr lebendig und abwechslungsreich, was in Anbetracht des jungen Leserkreises berechtigt ist. Zudem finden sich zahlreiche erklärende Illustrationen in dem Buch wieder, darunter auch immer wieder ein Frosch, der den Schüler mit einem auflockernden Satz direkt anspricht. Dennoch wirken die Seiten nicht überfüllt, und laden zum Lesen und blättern ein. Natura 1 ist ebenfalls für Schüler der Klasse 5/6 konzipiert, zeigt sich im direkten Vergleich zu Markl Biologie 1 jedoch weniger verspielt (siehe Abb. 30, S. 51). Nach der Einstiegsdoppelseite, die dem

Abb. 27-28: Markl Biologie: Kapiteleinstieg und Doppelseitenlayout

50


makrotypografische analyse

4.3 1.1 Leser vier Farbfotos und einen Überblick über die Kapitelinhalte zeigt, beginnt auch die nächste Textseite mit einem anschaulichen Bild. Der Fließtext verläuft zweispaltig in ansprechend kurzen Zeilen. Außerdem gibt es eine Marginalspalte am äußeren Rand, in welcher gelegentlich Querverweise auftauchen. Abbildungen sind nicht an den Satzspiegel gebunden, sondern sind bis zum Anschnitt platziert. Auffällig sind die farbig hervorgehobenen Aufgaben-Kästen im unteren Bereich jeder Doppelseite. Anhand von Piktogrammen ist grafisch gekennzeichnet, welches Anforderungsniveau die Aufgaben haben. Auch diese Kästen sind nicht an den Satzspiegel gebunden, sondern ragen bis zum Anschnitt. Der Seitenaufbau und das Differenzierungskonzept der Übungsaufgaben sind visuell und didaktisch ansprechend umgesetzt. Typografisch jedoch wirkt das Buch eintönig, was sich in Anbetracht der jungen Zielgruppe negativ auf die Lesemotivation auswirken könnte (vgl. 4.3 Mikrotypografische Analyse, S. 58).

Abb. 29: Satzspiegel und grobe Struktur von Natura Satzspiegel 2-spaltiger Fließtext Marginalspalte Überschriftenzeile

Abb. 30: Natura, Doppelseitenlayout

51


makrotypografische analyse

4.3 Die Biosphäre-Titel folgen einem durchgängigen Layoutkonzept von Klasse 5 bis zum Abitur. Biosphäre Band 2 richtet sich an Schüler der Klasse 7/8. Das Design der Reihe ist simpel gehalten, wie schon das Cover zeigt: Konsequent werden Freisteller-Fotografien vor einem schlichten weißen Hintergrund verwendet. Dazu wird die Titel-Schrift mit einem Farbverlauf von Grün zu Dunkelblau auffällig als Gestaltungsmittel eingesetzt. Das Design besitzt einen hohen Wiedererkennungswert und sticht markant hervor (vgl. Abb. 31). Die Einstiege orientieren sich am gleichen Gestaltungsprinzip mit Nutzung des Weißraums. Die Bilder korrespondieren dabei mit dem Einleitungstext und motivieren. Jede Informationsseite am Kapitelanfang beginnt mit einem themenbezogenen Einstiegsfoto. Der daran anschließende Text ist zweispaltig formatiert und in kompakte, lesefreundliche Abschnitte eingeteilt. Erklärende Abbildungen und Aufgabenstellungen zum Ende jeder Doppelseite runden das Erscheinungsbild ab. Die Struktur des Layouts ist reduziert und aufgeräumt: Der Satzspiegel zieht sich fast über die gesamte Seite und ist aus zwei gleichbreiten Spalten aufgebaut. Abbildungen sind nicht an die Spaltenbreite gebunden. Hinzu kommt eine übersichtliche Marginalspalte, in welcher Abbildungsunterschriften sowie Nutzerhinweise zu finden sind. (vgl. Abb. 34) Insgesamt ist Biosphäre-Reihe ein repräsentatives Beispiel für ein span-

Biosphäre2

sTOFFwEcHsEL DER PFL ANZEN

wEcHsELBEZIEHUNG ZwIscHEN PFL ANZE UND TIER 54

Baden-Württemberg

01 Flaschengarten

pflanzen und tiere sind aufeinander angewiesen Ein Flaschengarten besteht aus einem luftdicht verschlossenen Glasballon, der feuchte Erde, einige Pflanzen und kleine Tiere, zum Beispiel Heuschrecken, enthält. An einem gut belichte­ ten Platz können die Pflanzen und Tiere darin lange leben, obwohl sie von der Umgebung vollständig abgeschlossen sind. Wie ist das möglich?

Joseph PRIEStLEy (1733 bis 1804), theologe und Naturforscher

PFLANZEN UN D TI ERE · Bereits 1771 unter­ suchte der englische Naturforscher Joseph PRIESTLEY mit einer Art Flaschengarten, wie Pflanzen und Tiere sich gegenseitig beeinflus­ sen. In einem ersten Versuch setzte er eine Maus unter eine luftdicht abgeschlossene Glasglocke. Sie wurde gleich ohnmächtig und starb. In einem weiteren Versuch stellte er nur eine Pfefferminzpflanze unter die Glocke. Zu seinem Erstaunen gedieh die Pflanze, auch über mehrere Tage. Anschließend brachte

PRIESTLEY eine Maus unter die Glasglocke, unter der zuvor die Pflanze gestanden hatte. Die Maus konnte länger überleben als im ersten Versuch. Aus diesen Versuchen schloss er, dass die Maus die Luft in der Glasglocke „verschlechterte“, die Pflanze sie aber „ver­ besserte“. Um diese Vermutung zu bestätigen, setzte er in einem weiteren Versuch eine Pflanze und eine Maus zusammen unter die Glasglocke. Die Maus überlebte viele Tage und die Pflanze wuchs. Zur damaligen Zeit war die Zusammensetzung der Luft noch nicht bekannt. Heute wissen wir, dass für die „Verschlechterung“ der Luft das Kohlenstoffdioxid verantwortlich ist, das die Maus ausatmet. Die Pflanze nimmt durch die Fotosynthese Kohlenstoffdioxid auf und gibt Sauerstoff ab. Dadurch „verbessert“ sie laut PRIESTLEY die Luft, sodass Sauerstoff für die Atmung der Maus zur Verfügung steht.

Abb. 31-32: Biosphäre: Cover und grobe Struktur Satzspiegel 2-spaltiger Fließtext Marginalspalte

42

Stoffwechsel der Pflanzen 11

Fotosynthese Fotosyntheseund undZellatmung Zellatmung

44 44

22

wechselbeziehung wechselbeziehungzwischen zwischenPflanze Pflanzeund undTier Tier

54 54

In Indiesem diesemKapitel Kapitelbeschäftigst beschäftigstdu dudich dichmit mit der derFotosynthese. Fotosynthese.Du Duerfährst, erfährst,wie wiePflanzen Pflanzenes esschaffen, schaffen,Nährstoffe Nährstoffe herzustellen herzustellenund undwelche welcheOrgane Organedaran daranbeteiligt beteiligtsind. sind. Versuchen Versuchenzur zurFotosynthese. Fotosynthese.Du Dubekommst bekommstAnleitungen Anleitungenzu zuExperi­ Experi­ menten, menten,mit mitdenen denenDu Duherausfinden herausfindenkannst, kannst,welche welcheBedingungen Bedingungen für fürdie dieFotosynthese Fotosynthesewichtig wichtigsind. sind. der derZellatmung. Zellatmung.Du Dulernst lernstetwas etwasüber überdie dieVerwendung Verwendungvon vonNähr­ Nähr­ stoffen stoffenund underfährst, erfährst,welche welcheStoffe Stoffeentstehen, entstehen,wenn wennsie siezerlegt zerlegt werden. werden.

sTOFFwEcHsEL DER PFL ANZEN

wEcHsELBEZIEHUNG ZwIscHEN PFL ANZE UND TIER 54

51

Energieformen. Energieformen.Du Dulernst, lernst,wie wieEnergie Energiebei beiPflanzen Pflanzenund undTieren Tierenge­ ge­ speichert, speichert,umgewandelt umgewandeltund undweitergegeben weitergegebenwird. wird. der derBedeutung Bedeutungder derFotosynthese Fotosyntheseund undder derZellatmung Zellatmungfür fürdie dieLebe­ Lebe­ wesen. wesen.Du Duerfährst, erfährst,weshalb weshalbdie dieFotosynthese Fotosynthesefür fürdie dieErnährung Ernährung und undAtmung Atmungwichtig wichtigist istund undwelche welcheRolle Rolledie dieZellatmung Zellatmungdabei dabei spielt. spielt.

Abb. 33-34: Biosphäre: Kapiteleinstieg (oben), Doppelseitenlayout (unten)

01 Flaschengarten

pflanzen und tiere sind aufeinander angewiesen Ein Flaschengarten besteht aus einem luftdicht verschlossenen Glasballon, der feuchte Erde, einige Pflanzen und kleine Tiere, zum Beispiel Heuschrecken, enthält. An einem gut belichte­ ten Platz können die Pflanzen und Tiere darin lange leben, obwohl sie von der Umgebung vollständig abgeschlossen sind. Wie ist das möglich?

Joseph PRIEStLEy (1733 bis 1804), theologe und Naturforscher

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PFLANZEN UN D TI ERE · Bereits 1771 unter­ suchte der englische Naturforscher Joseph PRIESTLEY mit einer Art Flaschengarten, wie Pflanzen und Tiere sich gegenseitig beeinflus­ sen. In einem ersten Versuch setzte er eine Maus unter eine luftdicht abgeschlossene Glasglocke. Sie wurde gleich ohnmächtig und starb. In einem weiteren Versuch stellte er nur eine Pfefferminzpflanze unter die Glocke. Zu seinem Erstaunen gedieh die Pflanze, auch über mehrere Tage. Anschließend brachte

PRIESTLEY eine Maus unter die Glasglocke, unter der zuvor die Pflanze gestanden hatte. Die Maus konnte länger überleben als im ersten Versuch. Aus diesen Versuchen schloss er, dass die Maus die Luft in der Glasglocke „verschlechterte“, die Pflanze sie aber „ver­ besserte“. Um diese Vermutung zu bestätigen, setzte er in einem weiteren Versuch eine Pflanze und eine Maus zusammen unter die Glasglocke. Die Maus überlebte viele Tage und die Pflanze wuchs. Zur damaligen Zeit war die Zusammensetzung der Luft noch nicht bekannt. Heute wissen wir, dass für die „Verschlechterung“ der Luft das Kohlenstoffdioxid verantwortlich ist, das die Maus ausatmet. Die Pflanze nimmt durch die Fotosynthese Kohlenstoffdioxid auf und gibt Sauerstoff ab. Dadurch „verbessert“ sie laut PRIESTLEY die Luft, sodass Sauerstoff für die Atmung der Maus zur Verfügung steht.

ORTE DER ZELLATMUNG · Die Zellatmung fin­ det innerhalb der Pflanzenzelle in spezialisier­ ten Zellbestandteilen, den Mitochondrien, statt. Mitochondrien gibt es in allen Zellen von Tieren und Pflanzen. Da in ihnen Energie für Lebensvorgänge bereitgestellt wird, be­ zeichnet man Mitochondrien als Kraftwerke der Zelle.

Ein Teil der freigesetzten Energie entweicht als Wärme in die Umgebung. Vögel und Säugetiere nutzen die Wärme, um ihre Körpertemperatur konstant zu halten. Die Zellatmung, der Umwandlungsprozess von Glukose in Kohlen­ stoffdioxid und Wasser unter Energiefreiset­ zung, ist also bei Mensch, Tier und Pflanze gleich.

ZELLATMUNG BEI MENscH UN D TI ER · Auch der menschliche Körper benötigt für alle Le­ bensvorgänge Energie, etwa für Muskelbewe­ gungen und Denkvorgänge. Energiequellen sind die Nährstoffe. Während Pflanzen durch Fotosynthese ihre Nährstoffe selbst aufbauen können, müssen Mensch und Tier diese mit der Nahrung aufnehmen. Ein Teil der Nährstoffe wird im Organismus für Wachstum und Auf­ bau verwendet. Der Großteil der Nährstoffe dient als Energielieferant. Wie auch bei den Pflanzen werden dazu die Kohlenhydrate zu­ nächst in Glukosebausteine zerlegt, die an­ schließend in den Mitochondrien unter Sauer­ stoffverbrauch zu Kohlenstoffdioxid und Wasser umgewandelt werden. Dabei wird Energie freigesetzt. Diese kann für die Lebens­ vorgänge verwendet werden.

EN ERGI EHAUsHALT DER PFLANZE · Während bei der Fotosynthese die Pflanze Kohlenstoff­ dioxid aufnimmt und Sauerstoff abgibt, ist dies bei der Zellatmung gerade umgekehrt: Sauerstoff wird aufgenommen und Kohlen­ stoffdioxid abgegeben. Für die Fotosynthese ist Licht erforderlich. Wie die Tiere und der Mensch kann aber auch die Pflanze die Ener­ gie, die sie für ihre Lebensvorgänge benötigt, nur aus der Zellatmung beziehen. Die Zellat­ mung muss daher ständig am Tag und in der Nacht ablaufen.

1

Begründe, weshalb die Pflanze bei Tag mehr Glukose bilden muss, als durch die Zellatmung abgebaut wird!

O2

Lichtenergie

CO2 Wasser + CO2

O2 + Glukose

Fotosynthese

Speicherung

Stärke

CO2 + Wasser Energie Zellatmung

Speicherung

Glukose + O2 Wasser

A

O2

Stärke

Glukose + O2

CO2 + Wasser Energie Zellatmung

Wasser

CO2

03 Energiehaushalt der Pflanze: A bei Tag, B bei nacht

BB

O2

CO2

Wasser


makrotypografische analyse

4.3 nendes Layout, das mit sparsam verwendeten Hervorhebungsmitteln Feinbau der Zelle auskommt und auf ablenkende Farbigkeit verzichtet. Narrative Grafiken sorgen für Abwechslung und Anschaulichkeit, ohne dem Schüler das Gefühl eines Kinderbilderbuchs zu vermitteln (vgl. 2.3, S.14). Biologie Oberstufe ist für Schüler der Klasse 11 bis zum Abitur angedacht. Ein entsprechend sachliches und ruhiges Layout soll erwachsene Seriosität widerspiegeln. Auf kindliche Illustrationen und verspielte Dekoelemente wird komplett verzichtet. Die Abbildungsanzahl ist auf die ältere Zielgruppe abgestimmt und bildhafte Darstellungen werden nicht mehr auf kindliche Bedürfnisse ausgerichtet. Der Satzspiegel umfasst den Großteil der Seite, Weißraum und Randbereiche fallen geringer aus. Dennoch, trotz der erheblich angestiegenen Textmenge – zweispaltig formatiert und in sichtbar geringerer Schriftgröße – wirkt das Layout insgesamt noch harmonisch. Aktive Auszeichnungen werden sparsam zu Beginn eines neuen Absatzes verwendet, wodurch der Textfluss angenehm strukturiert wird. Die Layoutstruktur ist simpel gehalten, außer den zwei Spalten gibt es keine weitere Marginalspalte. Bilder sind nicht auf die Breite einer Spalte begrenzt, bleiben aber stets innerhalb des Satzspiegel und ragen nicht bis an den Anschnitt. (vgl. Abb. 35) Großflächige Abbildungen ergänzen grafisch den Informationstext, die souveräne Aufteilung des vorhandenen Weißraums sorgt dafür, dass das Layout trotzdem nicht überladen erscheint, sondern dem Auge noch Raum für eine visuelle Pause lässt. ZELLBIOLOGIE

1 Im EM-Bild einer Wurzelzelle sind Zellwand, Zellkern, Vakuole, Mitochondrien und andere Organellen zu sehen.

Die elektronenmikroskopische Aufnahme zeigt eine Zelle aus der Wurzelspitze der Ackerschmalwand Arabidopsis thaliana. Im Vergleich zum lichtmikroskopischen Bild sind deutlich mehr Einzelheiten zu erkennen. Auffällig sind die als helle Linien sichtbaren Membranen. Das Elektronenmikroskop liefert nur Hell-Dunkel-Bilder. Sie kommen dadurch zustande, dass die einzelnen Zellstrukturen die Elektronenstrahlen unterschiedlich stark ablenken. Die Farbe in der Aufnahme oben wurde am Computer erzeugt, indem den verschiedenen Helligkeitswerten jeweils unterschiedliche Farbwerte zugeordnet wurden.

Im Blickpunkt

ö ö ö ö ö ö ö ö

Feinbau der Zelle: die Ultrastruktur im elektronenmikroskopischen Bild Kompartimentierung der Zelle durch Membranen Lipide und Proteine als Bausteine für Biomembranen Wie Forschung funktioniert – Aufstellung von Hypothesen und Modellbildung am Beispiel der Biomembran Eigenschaften der Biomembran, ihre Bedeutung für Transportvorgänge und für die Kommunikation zwischen Zellen Mechanismen des Stofftransports Struktur und Funktion der Zellorganellen Entwicklung der Eukaryotenzelle aus Prokaryoten

GRUNDLAGEN Elektronenmikroskopische Aufnahmen zeigen, dass das Cytoplasma jeder Zelle von einer Membran umgeben ist. Im Cytoplasma liegen als Ultrastruktur der Zelle bezeichnete Strukturen, die im lichtmikroskopischen Bild nicht sichtbar sind. Anhand dieser „neuen“ Strukturmerkmale lassen sich weitere Einzelheiten in der Funktionsweise der Zelle erklären. Das Innere der Zellen ist durch weitere Membranen untergliedert. Sie begrenzen Räume mit besonderer Enzymausstattung, die als Organellen jeweils bestimmte Funktionen in der Zelle erfüllen. Membranen steuern den Austausch von Stoffen innerhalb der Zelle, aber auch den Kontakt der Zelle mit ihrer Umgebung. Zur Unterscheidung von technisch erzeugten Membranen werden die Membranen der Zelle auch als Biomembranen bezeichnet. Ähnlich wie die Erbinformation sind auch die Membranen aller Lebewesen grundsätzlich gleich aufgebaut. Die spezifischen Eigenschaften der Membranen lassen sich nur auf der Grundlage ihrer molekularen Bestandteile erklären. Man geht davon aus, dass die Entstehung von Membranbläschen, die gezielt Stoffe aufnehmen und abgeben konnten, einer der ersten Schritte zur Entwicklung der Lebewesen war. Im Lauf der Evolution wurde die Gliederung der Zelle zunehmend komplexer. Der Bau der Organellen und die Zusammensetzung der Membranen erlauben es, wichtige Schritte in der Evolution der Organismen zu rekonstruieren.

36

Hundert Milliarden Makrophagen, besonders langlebige und aktive Leukocyten, durchstreifen ständig unseren Körper. Sie können sich ähnlich wie Amöben bewegen und zwischen den Zellen in jedes Gewebe eindringen. Treffen ihre langen Pseudopodien auf einen Fremdkörper, etwa einen Krankheitserreger, wirken sie wie Fangfäden. Dann umfließt die Abwehrzelle den Eindringling, phagocytiert ihn und greift ihn mit Enzymen an. Zugleich löst sie Alarm aus: Signalstoffe holen weitere Abwehrzellen zur Verstärkung, und aus den Abbauprodukten gewinnt die Fresszelle Informationen über Eigenschaften des Fremdlings, die sie anderen Gliedern des Abwehrsystems vermittelt und denen wir täglich aufs Neue unser Leben verdanken.

Im Blickpunkt

ö ö ö ö ö ö ö ö

angeborene Abwehrmechanismen: schnell und unspezifisch erworbene Abwehrmechanismen: spezifische Wirkung und langes Gedächtnis Antikörpervielfalt gegen Erregervielfalt Gedächtniszellen reagieren auf einen zweiten Angriff Überlisten des Immunsystems bei Organtransplantation und Bluttransfusion Infektionskrankheiten und Impfschutz zu wenig oder zu viel: Fehlfunktionen des Immunsystems Krebs und Immunsystem

226

GRUNDLAGEN Wo es Leben gibt, ist es auch bedroht. Nicht nur Widrigkeiten der unbelebten Natur oder Fressfeinde gefährden die Gesundheit oder Existenz von Lebewesen. Eine ständige Bedrohung sind Erkrankungen, die von anderen, meist mikroskopisch kleinen Eindringlingen ausgehen: Bakterien, Viren, Pilzen, ein- und vielzelligen tierischen Parasiten. Im Laufe der Evolution haben sich verschiedene Systeme zur Abwehr solcher Infektionen entwickelt. Gleichzeitig übernehmen sie auch die Zerstörung und Beseitigung entarteter Körperzellen, aus denen Tumoren entstehen können. Alle vielzelligen Tiere besitzen eine angeborene, unspezifisch gegen alle fremden Organismen gerichtete Abwehr, auch Resistenz genannt. Ihre erste Abwehrlinie bilden Körperhüllen wie Haut und Schleimhaut in Verbindung mit Drüsensekreten. Eine zweite Abwehrfront im Körperinnern besteht aus Bakterien tötenden Proteinen und Fresszellen, sogenannten Phagocyten. Ihre Aktivität kann sich als Entzündung bemerkbar machen. Als Antwort auf immer neue Bedrohungen hat sich bei den Wirbeltieren ein zweites Abwehrsystem entwickelt, das mit der Resistenz eng kooperiert. Diese spezifische Abwehr wird erst im Laufe des Lebens erworben, da sie sich nur nach Kontakt mit bestimmten Pathogenen (Krankheitserregern) entwickelt. Diese werden mit Abwehrproteinen, den Antikörpern, und besonderen Abwehrzellen, den Lymphocyten, gezielt abgewehrt.

å Überlegen

Sie, warum bei Erkältungskrankheiten häufig eine Mandelentzündung zu beobachten ist.

rechter Lymphgang am Eintritt in die rechte Schlüsselbeinvene

2-spaltiger Fließtext

Gaumenmandel Rachenmandel Milchbrustgang am Eintritt in die linke Schlüsselbeinvene Thymus

Milchbrustgang

Milz

Lymphfollikel des Dünndarms (peyersche Plaques)

Lymphknoten Lymphgefäß

Wurmfortsatz Knochenmark

Blutkapillare

zuführendes Lymphgefäß

abführendes Lymphgefäß Vene Arterie

Kapsel

Lymphkapillare

1 Das Lymphsystem des Menschen

pluripotente Stammzelle myeloide Vorläuferzelle

unbekannte Vorläuferzelle

Monocyt

basophiler

allgemeine lymphatische Vorläuferzelle

eosino- neutrophiler philer Granulocyt

B-Zelle

T-Zelle Thymus

1 µm

1 Drei Makrophagen patrouillieren in den Lungenbläschen, eine besonders gefährdete Eingangspforte in den Körper.

Obwohl das Immunsystem lebenswichtig ist und sein Versagen den sicheren Tod bedeutet, ist es in unserer Vorstellung vom Körper kaum präsent. Ein Grund dafür ist sicherlich seine dezentrale Organisation. Es besteht zum einen aus dem Lymphsystem (˘ Bild 1), das sich wiederum aus dem Lymphgefäßsystem und den lymphatischen Organen zusammensetzt. Zum anderen umfasst es aber vor allem ein bis zwei Billionen Abwehrzellen und verschiedene Abwehrproteine. Lymphsystem. Im Kapillarbereich der Blutgefäße treten täglich zwei bis drei Liter einer klaren gelblichen Serumflüssigkeit aus, die man Lymphe nennt. Sie sammelt sich in den Lymphgefäßen, durchströmt die Lymphknoten und wird über die Schlüsselbeinvene wieder dem Blutkreislauf zugeführt. Die Lymphknoten dienen – besonders an Körperpforten, Darm und entlang der Blutgefäße – als Filterstationen für Giftstoffe, Reste abgestorbener oder veränderter Zellen und Bakterien in der Lymphe. Zugleich sind sie von Abwehrzellen, besonders Lympho­ cyten, dicht besiedelt, die sich hier mit den Fremdkörpern und Zellresten auseinandersetzen. Ähnliche Aufgaben übernehmen Milz und Mandeln, während im Thymus, einem drüsenartigen Gewebe hinter dem Brustbein (Rückbildung nach dem Kindesalter), Lymphocyten entstehen und reifen. Abwehrzellen. Im Knochenmark, dem wichtigsten Bildungsgewebe für Blutzellen bei Wirbeltieren, entstehen aus pluripotenten Stammzellen (˘ S. 219) neben Erythrocyten und Thrombocyten auch die meisten Abwehrzellen, die weißen Blutkörperchen oder Leukocyten (˘ Bild 2). Mit 5 000 bis 10 000 Zellen je mm3 sind sie im Blut etwa 1 000-mal seltener als Erythrocyten, ihre Hauptmasse hält sich allerdings im Lymphsystem auf. – Granulocyten, mit körnchenförmigen Einschlüssen im Zellplasma und gelapptem Zellkern, bilden etwa zwei Drittel aller Leukocyten. Je nach Färbbarkeit der Zellplasmakörnchen lassen sich verschiedene Typen unterscheiden. Die meisten Granulocyten sind Fresszellen, die zur Phagocytose von Fremdkörpern fähig sind (˘ S. 228). Sie sind im Blut und außerhalb der Kapillaren im Gewebe zu finden und nur wenige Tage lebensfähig. – Monocyten sind große Fresszellen im Blut, die mehrere Monate alt werden. Sie können die Blutbahn verlassen und durchwandern dann nach ihrer Differenzierung zu Makrophagen amöbenartig sämtliche Gewebe des Körpers. – Lymphocyten. Nach Reifungsort und Funktion unterscheidet man B- und T-Lymphocyten. Während B-Lymphocyten im Knochenmark (bone marrow) heranreifen und im Blut als Plasmazellen Antikörper bilden (˘ S. 230), wird die „Immunkompetenz“ der T-Lymphocyten im Thymus hergestellt. Dabei werden nur diejenigen Vorläuferzellen der T-Lymphocyten aktiviert, die selbsttolerant sind, sich also nicht gegen gesunde körpereigene Zellen richten. Alle übrigen werden zerstört. T-Lymphocyten sind an vielen Abwehrprozessen beteiligt (˘ S. 233), vor allem an der Zerstörung fremder, virusbefallener oder entarteter Zellen.

Satzspiegel

IMMUNBIOLOGIE

Knochenmark

Organe und Zellen des Abwehrsystems

Blut und Lymphsystem

Immunbiologie des Menschen

Plasmazelle

aktivierte T-Zelle

Lymphocyten

Gewebe

IMMUNBIOLOGIE

Immunbiologie des Menschen

Abb. 35 Biologie Oberstufe: Satzspiegel und grobe Struktur

Mastzelle

Makrophage Leukocyten

2 Leukocyten entstammen dem Knochenmark.

227

Abb. 36 Biologie Oberstufe: Einstiegsseite mit zweckmäßig strukturierter Typografie und ergänzenden Grafiken

53


makrotypografische analyse

4.3 Aufgrund der Darbietung von vielen Informationen auf wenig Raum sind die Kapiteleinstiegsseiten auf eine Einzelseite reduziert worden. Diese führt mit einem Interesse weckenden großen Foto zum Thema hin. Nach dem Einleitungstext (erkenntlich am kursiven Schriftschnitt) folgt eine klare Trennung zum nächsten „Im Blickpunkt“-Bereich, dargestellt durch eine durchgezogene Linie. (vgl. Abb. 36, S.53) In Form einer Aufzählungsliste wird ein Ausblick auf die folgenden Inhalte gegeben, jedoch ohne Seitenzahlen. Darüber hinaus sind die Punkte nicht identisch mit den nachfolgenden Überschriften, was die eindeutige Zuordnung erleichtern würde. Kompetenzorientierte Aufgaben am Ende jeder Doppelseite sind grafisch durch eine Linie klar vom Informationstext getrennt und leicht zu finden. Insgesamt zeichnet sich Biologie Oberstufe durch eine ruhige und typografisch hochwertige Seitengestaltung aus. Die textuellen Informationen sind aufgrund deutlicher, zweckmäßiger Strukturierung in Überschriften, Absätze und Listenelemente schnell zu erfassen und lassen trotz der Textlänge nicht den Charakter einer Bleiwüste entstehen.

4.3.3 Leitsysteme In Schulbüchern erfüllen Leitsysteme (auch Leiteinrichtungen oder Navigationselemente) die Funktion der Steuerung. Sie dienen der Orientierung und sind Hilfsmittel bei der Be-

Abb. 37: Erklärung der einzelnen (Leit)-Elemente im Vorsatz von Natura.

54


makrotypografische analyse

4.1 4.3 nutzung des Buchs. Neben den Verzeichnissen (vgl. 4.3.1, S.46) gehört zu einem Layout mit Leitsystem vor allem die Anwendung lebender Kolumnentitel. Auch die Gliederung durch eine entsprechend farbige Gestaltung, oder Hinweissymbole in Form von Piktogrammen erleichtern dem Nutzer das Identifizieren bestimmter Inhalte. Sofern die Navigationselemente nicht eindeutig sind, bedarf es einer Erklärung der Leiteinrichtung. Oftmals sind diese im vorderen oder hinteren Vorsatz durch Hinweise zur Nutzung des Schulbuchs zusammengefasst. Wichtig dabei ist die Einheitlichkeit der Navigationselemente im gesamten Schulbuch. Gleichartige Kennzeichnung von unterschiedlichen Inhalten und Sachverhalten führt beim Nutzer zu Verwirrung. Mit zunehmendem Alter der Schüler sollten auch die Leitsysteme an die damit verbundenen veränderten Bedürfnisse der Nutzer angepasst werden. Zu viele Hinweisgrafiken können mit steigendem Alter mehr kindisch als motivierend empfunden werden. Folglich werden die Navigationselemente mit zunehmender Klassenstufe dezenter (vgl. Abb. 40 und 48, S. 56f). Die untersuchten Biologiebücher weisen alle entsprechende Leiteinrichtungen auf, angefangen vom Inhaltsverzeichnis über lebende Kolumnentitel, bis zu Farbleitsystemen und Piktogrammen. Auf den nachfolgenden Seiten werden einige unterschiedlichen Lösungen gezeigt. Jedes Schulbuch enthält zumindest einen Kolumnentitel kombiniert mit der Pagina, meist in der Kopfzeile positioniert (außer bei Natura, Abb. 42, dort in der Fußzeile).

Abb. 38: Erklärung der Elemente und Piktogramme im Vorsatz von Markl Biologie.

55


makrotypografische analyse

4.3 Auffällig ist die häufige Verwendung von Versaltypografie oder Kapitälchen. Aufgrund der Textkürze wird die Lesbarkeit dadurch jedoch nicht eingeschränkt.

Abb. 39: Kapitel und KonzeptNummer mit Kapitelüberschrift (Markl Biologie)

Abb. 40: Lebender Kolumnentitel mit Kapitelnummer (Markl Biologie)

Abb. 41: Nutzerhinweise mit Farbleisystem (Natura 1)

Abb. 42: Lebender Kolumnentitel mit Seitenzahl (Natura 1)

L E B E w E s E N B E s T E H E N AU s Z E L L E N

ZELLEN

Abb. 43: Lebender Kolumnentitel (Biosphäre)

34

ZELLE Drüsenzelle

G R U N DW I S S E N

ABIotISCHE UMWELtFAK toREN

42

Umweltfaktor Temperatur

56

RGT-Regel: Reaktionsgeschwindigkeits­ Temperatur­Regel, die besagt, dass die Drüsengewebe meisten Stoffwechselprozesse bei einer Bindegewebe mit der Temperatur um 10 Grad Steigerung Nerven Celsius und etwa zwei­ bis dreimal so schnell Blutgefäßen ablaufen. GEWEBE Muskelgewebe Physiologisches optimum: Wertebereich eines ökologischen Faktors, bei dem sich eine Art im Laborversuch optimal ent­ wickelt. Minimum, Maximum: minimaler bezie­ hungsweise maximaler Wert eines öko­ ORGAN Magen logischen Faktors, der von einer Art langfristig ertragen wird. Toleranzbereich: Gesamtbereich der Werte

ORGAN IsATIONssTUFEN · Aus der befruch­ teten Eizelle, der Zygote, gehen durch zahl­ reiche Zellteilungen und durch die Zell­ 44: hervor. differenzierung spezialisierteAbb. Zellen Eine einzelne spezialisierte Farbleitsystem Zelle stellt die unterste Organisationsstufe eines vielzelligen Kapitelzusammenfassung Lebewesens dar. Jeder Zelltyp hat eine be­ (Biosphäre) stimmte Aufgabe, die aber in der Regel von vielen gleichartigen Zellen gemeinsam erfüllt Gegenstromprinzip: Gesetzmäßigkeit, wird. Diese zur nächsten Organisations­ nach der das sind Gegenstromverfahren stufe, einem Stoffe Zellverband, dem werden Gewebe, zusam­ funktioniert. und Wärme mengeschlossen. effektiv in einem Körper gehalten, wenn sie enthält vom Gegenstrom wiederdie zurücktrans­ So zum Beispiel innerste Schicht portiert werden, sobald sie mit einem des Magens zahlreiche Drüsenzellen. Sie klei­ Strom ausDrüsengewebe ihm hinausbefördert den als den werden. Magen aus. Am Stoff­ und Wärmeübertragung finden Aufbau des Magens sind aber auch Binde­ dabei statt, bevor der Auswärtsstrom die gewebe, Muskelgewebe und Nervengewebe Peripherie des Körpers erreicht hat. beteiligt. Erst gemeinsam können sie die Ver­ Nettofotosynthese: Anteil an assimilier­ dauungsaufgaben des Magens Wenn ten organischen Stoffen, der nettoerfüllen. nach so verschiedene und räumlich eng zusam­ Abzug wieder veratmeter Anteile in einer menliegende Gewebe bestimmte Aufgaben Pflanze verbleibt. cgemeinsam bei denen das erfüllen, spricht man von einem ₃ -Pflanzen: Pflanzen, Kohlenstoffdioxid in der Fotosynthese Organ. zunächst zu einem Molekül mit drei Koh­


makrotypografische analyse

4.1 4.3

Abb. 45: Farbleitsystem Materialseiten (Biosphäre)

M AT E R I A L 17

vERSUch A

Abb. 46: Farbleitsystem Klausurvorbereitung (Biosphäre)

40

modellversuch zur BerGmann schen regel

A1 Entwickeln Sie mit den Materialien versuchsmaterial: a 2 verschieden große Rundkolben einen Modellversuch zur BERGa 2 passende Stopfen MANNschen Regel! Begründen Sie a Alufolie Ihre Planung! Überlegen Sie auch, a Thermometer welche Messmethode Sie einsetAU S U R T R A I N E R ABIotISCHE UM toREN aK LWatte zenWELtFAK möchten und wie häufig beziea Kordel oder Gummibänder hungsweise wie lange Sie messen a Stative mit Klemmen und Muffen möchten! a Wasserkocher A2 Führen Sie den entwiTraining A Überlebenskünstler invon derIhnen Wüste a Wasser ckelten Versuch durch und notieren Sie die Messdaten!

A3 Stellen Sie die Messwerte grafisch dar! A4 Deuten Sie die Ergebnisse Ihres Versuches und stellen Sie Bezüge zu den realen Verhältnissen dar! A5 Erklären Sie, weshalb kleine Säuger und Vögel in Polargebieten kaum vertreten sind!

A1 Morphologische Angepasstheit

modellversuch zur aLLenschen regel

vERSUch B

ºC 00

1 9

9

0

7

Abb. 50: Kopfzeilen Auszeichnung Biologische Prinzipien (Biologie Oberstufe)

0

Ohren5

0

0

0 0 kaktus VERERBUNG, FORTPFLANZUNG UND ENTWICKLUNG 4

2

1

3

0

0

2

0

0

Die mendelschen Regeln der Vererbung 0

1

0 ºC

0

0

0 ºC

Pollen von Wasserformen Kreuzungspartner Narbe

Schließzellen

B3 Werten Sie die Ergebnisse aus und erläutern Sie an mindestens einem Beispiel die zugrunde liegenden ökologischen Sachverhalte! B4 Beurteilen Sie die Übertragbarkeit des Modellversuches auf die realen Verhältnisse!

B1 Führen Sie den Versuch wie abgeKugelbildet durch und notieren Sie die kaktus Klassische Genetik, Cytogenetik und Humangenetik Wassertemperaturen zu Beginn, nach zwei, fünf, zehn und fünfzehn Minuten!

Im Jahr 1866 veröffentlichte JOHANN GREGOR MENDEL, Augusti-

Wolfsmilchgewächs nermönch im Kloster Brünn, die Ergebnisse B2 Übertragen Sie die Messwerte inseiner mehrjährigen Kreuzungsexperimente an der Gartenerbse ein Koordinatensystem! unter dem Titel „Versuche über PflanzenKutikula

Säulenkaktus

1 hybriden“ (Mischlinge). MENDELS Ergebnisse blieben unbeachtet, obwohl sie den lange gesuchten Schlüssel zu den Gesetzmäßigkeiten der Verer- 0,75 bung enthielten. Sein Erfolg gründete auf einer ReiheEpidermis von Überlegungen c1 Beschreiben Sie die VersuchsergebHülsenfrucht 20 Fotosynthese und Maßnahmen, durch die sich sei0,50 nisse! ne Arbeitsweise von InterderMaterial seiner Vor- · Methode · Praxis Samen Staubblatt gänger unterschied:zellularChromatographie Fruchtknoten mit raum – Statt die Gesamtheit der Merkmale eic2 Erklären Sie den Kurvenverlauf Samenanlagen 0,253 GREGOR MENDEL 15 nes Phänotyps zu erfassen, beschränkunter Einbezug der zugrunde te sich MENDEL auf wenige alternativ Blütenbau,der künstliche Bestäubung und der ein Erbse 19031entdeckte russische Botaniker M.Frucht TSWETT von ihm als Rindenliegenden Stoffwechselprozesse! ausgeprägte Merkmale Bild 2). Ließen sie „eine sichere und Aus der Originalarbeit von(˘M. TSWETT paren„chromatographische Methode“ bezeichnetes Verfahren, das scharfe Trennung“ nicht zu, berücksichtigte Ausprägung Merkmal Ausprägung chym 0 er sie nicht. „Blattgrün“ der Pflanzen in verschiedene Farbstoffe aufzutrennen. 0 100 300 400 500 dassEntscheiden diese200 Sie begründet, ob die 10 – Vor Beginn der Experimente überzeugte er sich,c3 SamenWenngleich seine geniale Entdeckung bis 1930 in Vergessenheit 5474 1850 in Milliliter pro Tag Merkmale der verschiedenen Erbsensorten „constant“,Wasserverfügbarkeit also in form geriet, begründete er damit eine Fülle von Trenn- und AnreicheRGT-Regel auf die vorliegende jeder Generation unverändert auftraten. Später sprach manam in Standort und Verhältnis Querschnitt durch die Sprossoberfläche Wasserverfügbarkeit rund die bis heute unter kantiggewählten rungsmethoden, dem von ihm solchen Fällen von reinen Linien oder Als Ursache Untersuchung angewendet wereines Säulenkaktus von Reinerbigkeit. Wurzeloberfläche und Blattfläche Begriff Chromatographie zusammengefasst werden. vermutete schon MENDEL die für die Erbse typische SelbstSamen- darin, den kann! Ihr gemeinsames Prinzip 6022 besteht 2001 die Komponenten ei- 5 bestäubung und Selbstbefruchtung (˘ S. 171). farbe nes Stoffgemischs dadurch aufzutrennen, dass diese von einer – Zum Kreuzen öffnete er die Blüten vor dem Aufblühen, a noch Beschreiben Sie die abiotischen Faktoren in Trockenwüsten Lebensräume, die auf­ gelb grün sind sich bewegenden (mobilen) Phase – Gas oder Flüssigkeit – an eientfernte die Staubblätter „mittelst einer Pinçette“ und überder Trockenwüste! grund fast oder vollständig ve­ ner ruhenden (stationären) Phase – einem ihres FeststoffKlimas – vorbeitransBiologische Prinzipien trug Pollen des Kreuzungspartners auf die Narbe. Samen705 224 verschiedenen Stoffe 0 – Er untersuchte „mehr als 10 000 Pflanzen“ und unterwarf portiert werden. Unterscheiden sich die schale getationsfrei sind. Pflanzenarten, 16 die 20 hier 24 ge­ 28 32 36 die verschiedenen Wuchs­ b Vergleichen zum Beispiel nach Löslichkeit und Adsorptionseigenschaften, die Ergebnisse „vollzählig der Beobachtung“, das heißt, Sie er wergrau weißbesondere Wuchsformen Temperatur deihen, weisen auf. So in Grad Celsius werden sie voneinander getrennt. Je besser ein Stoff beispielsweitete sie statistisch aus. Ein solches Vorgehen warmiteinander den Biologen formen und setzen Sie diese in gibt es wird, bei vielen Arten eine seiner Stammsukkulenz. Zeit fremd. se an der stationären Phase Hülsenadsorbiert umso langsamer 882 299 Beziehung zu den Ergebnisse der mendelschen MENDELS Arbeit war abiotischen Faktoren im wird er von der mobilen Phaseform mitgeführt; besser er eine in dieser STEUERUNG UND REGELUNG UND VERWANDTSCHAFT Auffälligjeist auch verstärkte WurzelGESCHICHTE bildung Versuche. völlig in Vergessenheit geraten. Im Jahr 1900 wurde sie zeitgleich löslich ist,gewölbt umso schneller wandert er mit ihr. Dadurch gelangen Lebensraum Trockenwüste! oder dereneingeschnürt rübenartige Die Blätter von den Botanikern HUGO VRIES, ERICH TSCHERMAK die Stoffe im Chromatogramm an unterschiedliche Stellen. Farb-Verdickung. Lebende Systeme sind nur dann Die früheDEEvolution des Lebens auf derund Erde CARL CORRENS beiwar eigenen Erbversuchen wiederentdeckt. Seit- Baumerkmale im Quer­ stoffe lassen sich direkt erkennen, farblose Stoffe werden mit spe- bei stabil, wenn Eintrag, VerarbeiTurmfalke der Jagd. vor allem Evolution des Sie Stoffwechsind meistens sehr klein, zu Dornen reduziert die ceineErläutern Hülsen428 152 dem formuliert mansels MENDELS wichtigste Versuchsergebnisse in farbe ziellen sichtbar gemacht. tung Reagenzien und Austrag von Stoffen im Gleich(˘ S. 299). Die Glykolyse (˘ S. 103) und Die Nahrungssuche oder fehlen vollständig. Auch können weiße, schnitt durch die Oberfläche eines Säulen­ drei mendelschen Regeln: Nach mobiler stationärer Phase Bedingungen und dengelb verwendeten gewicht stehen die jeweiligen verschiedene Gärungen (˘ S. 108) entwickelist Teil der Stoffwechselgrün und auf 1. mendelsche Regel: Kreuzt man Individuen (Eltern-als oderVerdunstungsschutz! Parentalkaktus die bedecken. Die Materialien unterscheidet mantote Gasund Flüssigkeitschromaabgestimmt sind. Die Steuerung undHaare Regelung des Sprossachsen ten sich so früh, dass sie bis heute „Allgeregulation. generation P), die sich in bestimmten Merkmalen reinerbig tographie, Papier-, Dünnschicht-, Säulenund mit Gel-ChromatoStoffwechsels ist daher von zentraler Bedeutung für Luft gefüllt und reflektieren Haare sind unterscheiden, zeigen die Nachkommen der nächsten Generad Begründen Sie, warum tote Haare einen graphie. Lebewesen und erfolgt auf verschiedenen Organisationsebenen: tion (1. Tochter-Je odernach Filialgeneration F1) diese Merkmale in gleidaher das Sonnenlicht vollständig. den hauptsächlich wirksamen Trennfaktoren unterteilt – Nach Nahrungssuche und -aufnahme werden bei Tieren durch Verhaltensprogramcher Ausprägung (Uniformitätsregel). Spross weiß erscheinen lassen und vor über­ Blüten651 Verteilungschromatographie. 207 Standort können die genannten morpholo­ manme in gesteuert. Adsorptions- und Die Adstellung 2. mendelsche Regel: Kreuzt man Individuen der F1-Generation unmäßiger Transpiration schützen! sorptionschromatographie beruht auf den molekularen Wechsel– Verstärkter Energiebedarf von Organen oder Zellen setzt katabole Prozesse in spalten tereinander, Merkmale der Nachkommen der 2. Filigischen Ausprägungen innerhalb einer dieArt achsenständig endständig wirkungen an der Oberfläche Feststoffs, dieanabole VerteilungsGang, während in Ruhe- undeines Erholungsphasen Prozesse überwiegen algeneration F2 in einem bestimmten Zahlenverhältnis auf variieren. e Werten Sie das Diagramm aus! chromatographie (˘ S. 88, 101). auf der unterschiedlichen Löslichkeit der zu (Spaltungsregel). trennenden in zwei nicht Flüssigkeiten. – Enzyme Stoffe übernehmen die mischbaren Feinabstimmung des stofflich-energetischen 3. mendelsche Regel: Kreuzt man reinerbige Individuen, die sich in Gleichgewichts in den Zellen (˘ S. 76, 101, 103) bis hin zur Aktivierung oder mehr Merkmalen unterscheiden, also di- oder polyhyzwei oder brid sind, spalten die Merkmale der Nachkommen der 2. FilialChromatographie der Blattpigmente Deaktivierung bestimmter Gene (˘ S. 162/163). Achsen787 277 länge generation unabhängig voneinander auf (Unabhängigkeits­ Material: Blätter, Schere, Mörser, Quarzsand, Aceton, Filregel, Neukombinationsregel). tertrichter, Glaskapillaren, lang (>180 cm)Filtrierpapier, kleiner Kolben, kurz (<30 cm) Ein weiteres Ergebnis ist die Regel der Reziprozität: eine Pflanze Chromatographiegefäß mit Deckel, Karton als Dunkelsturz, DünnREPRODUKTION Diese Stromatolithen bestehenOb aus Schichten bei der Kreuzung alsversteinerter „Samenpflanze“, also weiblicher Partner, oder 2 Merkmale der Gartenerbse, deren Erbgang J. G. MENDEL unterschichtfolien mit Kieselgel als stationäre Phase, FließmittelCyanobakterienmatten. als „Pollenpflanze“, also männlicher Partner, verwendet wird, die änsuchte, Ausprägung rezessive rechts. Die Zahlen gemisch alsdominante mobile Phase (etwa links, Laborbenzin, Isopropanol im VerFortpflanzungszeiten, Anzahl und Sie gehören zu den ältesten Lebensspuren, dert am Ergebnis nichts. geben die Individuen der F2-Generation an. hältnis 5 : 1 und 1–2 Tropfen Wasser). Vorsicht beim Umgang mit  Größe der Nachkommen stehen man kennt.

embryonalentwicklung der schildwanze Entwicklungsdauer in Tagen

Material c

Abb. 49: Kopfzeilen Auszeichnung Übungsseiten (Biologie Oberstufe)

0

6

3

Abb. 48: Lebendiger Kolumentitel: Kapitelname und Abschnitt (Biologie Oberstufe)

0

7

0 0

4

0

8

0

6 5

ºC 00

1

0

8

versuchsmaterial: a zwei Filmdöschen oder kleine Bechergläser a zwei Edelstahllöffel oder Spatel a zwei Thermometer a eine Styroporbox

Wurzeloberfläche/Blattfläche in relativen Einheiten

Abb. 47: Auszeichnungen angewandte Biologie (Biosphäre)

Aceton (F, Xi), Laborbenzin (F, Xn, N), Isopropanol (F, Xi)! mit dem Stoffwechsel in engem 172 Durchführung: Zerreiben Sie die klein geschnittenen Blätter im Während Zusammenhang: Sie an, welches Chromatographie-Verfahren TSWETT meingut“ aller Organismen sind.von Mit der å Gebenein Mörser mit wenig Aceton und Sand. Filtrieren Sie dann den mögHuhn Eier legt, verdoppelt zum verwendet „Erfindung“ alseserstes wurde. der sauerstoffproduzierenden

57


makrotypografische analyse

4.3 4.3.4 Farbeinsatz Gezielt eingesetzt können Farben als Gestaltungsmittel Aussagen unterstreichen. Ebenso unterstützt ein systematischer und sachspezifischer Farbeinsatz den Leser bei der Orientierung in Büchern, z.B. als Navigationshilfe in Kolumnentiteln oder als Untergliederung in Kopfzeilen. Nachfolgende Beispiele zeigen den Farbeinsatz in den analysierten Biologiebüchern. Farbige Unterlegungen werden auffallend oft verwendet. Ganze Seiten sind auf diese Weise hervorgehoben (Abb. 51), aber auch Teilbereiche, wie beispielsweise einzelne Kästen oder Aufgabenteile (Abb. 56). Bei großflächigen Unterlegungen ist es ratsam, keine zu grellen oder zu dunklen Farben zu verwenden. Zum einen kann die Lesbarkeit darunter leiden, zum anderen können sich inhaltlich fragliche Farbkombinationen ungünstig auf die Wahrnehmung der Seite auswirken. So wurde in Markl Biologie jedem Kapitel eine andere Farbe zugeteilt − an sich ein guter Gestaltungsansatz, jedoch sollte die eingesetzte Farbpalette auch zum Rest des Designkonzepts und zum jeweiligen Inhalt passen. Rot in einer ansonsten naturfarbenen Umgebung wirkt unpassend und irritierend (Abb. 58). Sich wiederholende Informationen (wie Merkstoff oder Zusammenfassungen) bieten sich ebenso zum Einfärben in gleichen Farbtönen an, um die Wiedererkennbarkeit zu fördern. So sind z.B. in Biosphäre alle den Fließtext vertiefenden Informationen in extra Kästen angelegt, die an einer blaue-gestrichelten Kontur leicht zu erkennen sind (Abb. 55). Sind allerdings zu viele Elemente farblich betont, nimmt die Wirkung der Hervorhebung ab, stattdessen können die unterschiedlichen Inhalte in Konkurrenz zueinander treten oder das Auge vom Text ablenken. Für Farbe gilt demnach das Gleiche wie Abb. 51: Alle Zusammenfassungsseiten mit für sämtliche andere Arten der Hervorhebung: Sie sind sparsam Aufgaben zum Üben sind Helltürkis unterlegt. und vor allem zweckorientiert einzusetzen. (Natura 1)

58


wechselprodukte erzeugen, zum Beispiel Stärke, sind billig. – Da Mikroorganismen die gewünschten Stoffe durch enzymatisch katalysierte Reaktionen herstellen, läuft die Reaktion bei niedrigen Temperaturen ab. Unkatalysierte Synthesereaktionen benötigen dagegen oft hohe Temperaturen. ZELLBIOLOGIE – Enzymreaktionen vollziehen sich in wässriger Lösung bei einem pH-Wert in der Nähe des Neutralpunkts. In der chemischen In-

Biologische Prinzipien: Zellbiologie KOMPARTIMENTIERUNG

Enzyme in biotechnologischen Prozessen

Produkte Enzymeob Die Zelle ist die Baueinheit aller Lebewesen, Einzeller oder Vielzeller. Zellen untergliedern zum Backmischungen Amylasen einen den vielzelligen Organismus vieltausendFruchtsäfte fach (˘ S. 24), zum anderen sind in derPektinasen eukaryotischen ZelleFruchtaromen selbst membranumhüllte Räume als Zellkompartimente abgegrenzt (˘ S. 39). Käse Protease Chymosin Beide Ebenen der Kompartimentierung hängen mit dem Prinzip der Arbeitsteilung Amylasen, zusammen. Glucoseisomerase Zuckersirup Durch die Abgrenzungen entstehen Räume, in denen unterschiedliche biologische Prozesse abFuttermittel Phytase laufen können: entweder in verschiedenen, oft Abb. 52 auch unterschiedlich ausgestatteten Zellen Hefezelle, Gefrierbruch. Die Kom(˘ S. 30/31) oder in verschiedenen Zellkomparti- partimentierung ist deutlich zu Waschmittel Proteasen, Lipasen, Amylasen menten innerhalb der Eucyte wie Zellkern, Cyto- erkennen. plasma, endoplasmatischem Reticulum, Dictyo˘ S. 50–53). Die von einer Doppelmembran somen, Lysosomen und Microbodies (Lipasen, Textilien Amylasen, Cellulasen umhüllten Mitochondrien und Chloroplasten sind sogar noch in weitere Kompartimente untergliedert (˘ S. 52). Leder Zellstoff, Papier

REPRODUKTION

Proteasen, Lipasen Lipasen, Laccase, Xylanasen

Zellen vermehren sich durch Teilung. Bei dieser Reproduktion 78 entstehen zwei kleinere TochterAbb. 53 zellen, die durch Wachstumsprozesse schließlich das Volumen der Ausgangszelle erreichen und sich dann ihrerseits teilen. Jede Zelle durchläuft so einen charakteristischen Zellzyklus, währenddessen die genetische Information kopiert und dann geordnet auf die beiden Tochterzellen ver- Reproduktion einer Pflanzenteilt wird (˘ S. 24/25). zelle. Die Kernteilung (Mitose) Bei Vielzellern dient die Zellreproduktion nicht ist fast beendet, die Zellwand nur zur Fortpflanzung – dabei werden häufig bildet sich aus. besondere Fortpflanzungszellen ausgebildet –, sondern ist auch Grundlage von Wachstum, Entwicklung und Regeneration. Regeneration durch Zellreproduktion bei einem Seestern nach Verlust dreier Arme

Gene in das Erbgut geeigneter Mikroorganismen übertragen (˘ S. 196), können deren Enzymsysteme so verändert werden, dass sie erwünschte Stoffwechselprodukte in enorm gesteigerter Menge produzieren. Viele Enzyme lassen sich auch in gereinigter Form makrotypografische gewinnen und so in industriellem Maßstabanalyse preiswert produzieren. Rund 60 % derL Eetwa 150 heute industriell verwendeten EnzyB E w E s E N B E s T E H E N AU s Z E L L E N me stammen aus gentechnisch veränderten Mikroorganismen. ZELLEN

STRUKTUR UND FUNKTION

24

4.1 4.3

SÄU G E TI E R E S I N D WI R B E LTI E R E

Enzymwirkung und technischer Anwendungszweck Alle eukaryotischen Zellen verfügenHgrundAU ST I E R E IM BLIcKPUNKT cHEMIE sätzlich über die gleichen Zellbestandteile, Verbesserung der Verarbeitungs- und Backeigenschaften von Teig doch können sich verschieden differenzierte stofftransport durch diffusion und osmose Abbau Pektinen derim pflanzlichen Zellenvon in ihrer Struktur und Anteil 22der ver- Zellwand, dadurch höhere Saftausbeute sowie AromaZellbestandteile aus starkden unterundschiedenen Farbstoffgewinnung Fruchtschalen; auch zum Klären von Fruchtsäften scheiden (˘ S. 30/31). Abbau von Proteinen zur „Dicklegung“ von Milch Abbau von (Mais-, Kartoffel-, Weizen-)Stärke zu Maltodextrin (Stärkebruchstücke und Maltose) und Umwandlung zu Glucose und Fructose Freisetzen von Phosphat aus Phytinsäure in Pflanzennahrung, dient zur Nahrungsoptimierung in der Geflügel- und Schweinehaltung, Zufüttern von Phosphat entfällt Abbau von Proteinen, Fetten und Stärke in verschmutzter Kleidung durch gentechnisch erzeugte Enzyme 01 Zucker inoder technische Begleitstoffe, Entfernen Entfernen von Fett, Wachs und Stärke als natürliche verschiedenen störender Baumwollfusseln vor dem FärbenKorngrößen Enthaaren und Entfetten von Tierhäuten gleichmä DI FFUsION · Zucker lässt sich im Mörser Abb. 55 Entfärben von bedrucktem Altpapier beim Recycling, Entfernen des Holzstoffs Lignin zerkleinern, bis man streufähigen Zucker aus nennt ma Muskelfaser und Endigungen einer Nervenzelle. Abb. 52-55: Besondere InhalteKörnchen werden erhält. Gibt man solche ganz kleinen Von der Nervenzelle sieht man nur einen kleinen Ausschnitt, dennoch ist die unterschiedliKörnchen auf den Boden eines Glases und füllt Verwend farblich betotont dargestellt. che Struktur unverkennbar. vorsichtig mit Wasser auf, so verschwindet der Farbstoff (Biologie Oberstufe, Markl, Biosphäre) Abb. 54 Bei manchen Zellen zeigt sich nur in ihrer biochemischen Ausstattung, dass sie eine bestimmte Funktion haben. Bei anderen lässt sich der Zusammenhang von Struktur und Funktion auch mikroskopisch gut erschlie01 Katze auf ßen: Nervenzellen nehmen Informationen Lauer über die weitverzweigten Dendriten der auf und leiten sie über das Axon weiter (˘ S. 405). Muskelzellen können sich dank kontraktiler Filamente zusammenziehen, wozu ihre vielen Mitochondrien die Energie liefern (˘ S. 110). Mit rauem ER angefüllte Plasmazellen produzieren auf Hochtouren Proteine zur Herstellung von Antikörpern (˘ S. 231).

STOFF- UND ENERGIEUMWANDLUNG Zellen besitzen die erforderlichen Enzyme, um sich durch Abbau von Stoffen mit Energie zu versorgen (˘ S. 100), die sie zum Beispiel für den aktiven Transport durch die Zellmembran (˘ S. 48), den Aufbau von Stoffen oder für Bewegungsvorgänge (˘ S. 32/33) benötigen. Abb. 56: Farbliche Trennung von Aufgaben- undPflanzliche Inhaltsbereich Zellen mit Chloroplasten sind zusätzlich fähig, die Energie des Sonnenlichts zum Aufbau energiereicher Substrate Wie Pflanzen verfügt auch der zu den Protisten gehörende Einzeller (Markl Biologie) zu nutzen (˘ S. 128/129). Manche prokaryotischen Zellen können Euglena über Chloroplasten und betreibt Fotosynthese. Dabei ihre Energie aus der Oxidation anorganischer Stoffe beziehen entsteht das stärkeähnliche Paramylon, dessen Abbau Euglena mit (˘ S. 138). Energie für die Lebensvorgänge versorgt. Jede Zelle ist eine biochemische Fabrik im Miniaturformat, in der unzählige Stoffe abgebaut, umgebaut und aufgebaut werden. Die Reaktionen, die dabei stattfinden, werden von Enzymen katalysiert (˘ S. 67, 89). Fast alle

60

Zucker nach einiger Zeit scheinbar, auch wenn nicht umgerührt wurde. In Wirklichkeit ist der Zucker aber noch vorhanden. Dies kann man durch eine Geschmacksprobe überprüfen. Das Wasser schmeckt süß, der Zucker ist also noch da. Das Wasser hat den Zucker in kleine, nicht sichtbare Teilchen aufgelöst. Die Teilchen bewegen sich ständig und haben sich so vom Boden des Glases aus im gesamten Wasser

Die Katze – ein Schleich Tief geduckt und mit gespitzten Ohren lauert die Katze im Feld. Fast bewegungslos sitzt sie dort und beobachtet mit weit geöffneten Augen ihre Beute. Wie schafft es die Katze, eine flinke Maus zu fangen?

02 Diffusion eines rotvioletten Farbstoff in Markierung zu Beginn Abb.s 57: JAGDVERHALTEN · Hat Wasser

die Katze eine Maus eines neuen Kapitelsschleicht (Biosphäre) entdeckt, sie sich sehr langsam, tief geduckt und fast lautlos an das Beutetier heran. Die Katze ist ein Schleichjäger. In Sprungnähe verharrt sie dann fast regungslos und verliert dabei die Maus nicht aus den Augen. Die Katze lauert. Blitzschnell stößt sich die Katze mit den Hinterbeinen

02 Katze bei der Jagd

Abb. 58: Ungünstige Farbharmonien/Kontraste zwischen Kapitel- farbe und Bildern (Markl Biologie)

den Auge Gelöste T sich in ei Dabei läu an dem liegen, in geringer Teilchen verteilt si

Inhalt_S022 bestimmter 22 Abb. 59: Farbe9783064200005 zur Strukturierung Inhaltsseiten (Biosphäre)

59

zum ihre tier Rev der ang

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mikrotypografische analyse

4.4 4.4 mikrotypografische analyse Zur eindeutigen Markierung der verschiedenen Textebenen und -funktionen in didaktischen Werken erfüllt deren mikrotypografische Gestaltung jeweils eigene Problem- und Aufgabenstellungen: Beim Fließtext geht es um bestmögliche Lesbarkeit, zu erreichen durch eine geeignete Schriftwahl und -einrichtung (vgl. 3.3.3, S. 31). Überschriften, Kolumnentitel, Seitenüberschriften, Aufgabenzählungen etc. als Navigationselemente können besonders ausgezeichnet werden, um eine schnelle und eindeutige Orientierung im Schulbuch zu ermöglichen. Nachempfindungen realer schriftsprachlicher Dokumente benötigen Schriften, die sowohl Gebrauchs- als auch zeitgeistigen Charakter haben. Einige Schulfächer und Anwendungen erfordern besondere Schriften mit fachspezifischem Zeichenvorrat. Die in der Analyse untersuchten Schriften sind im Rahmen einer Schrifthierarchie in Hinblick auf ihr Einsatzgebiet segmentiert und selektiert worden. Diese ist notwendig, um die verschiedenen Textebenen klar voneinander zu unterscheiden. Um insgesamt eine ruhige Anmutung und klare Orientierung zu schaffen, sollte eine überschaubare Anzahl von Schriftarten und -graden Anwendung finden. Die Konfrontation mit zu vielen typografischen Differenzierungen verwirrt die meisten Leser. Folgende Schriftgruppen wurden dabei aus den Biologiewerken definiert, die jeweils spezifische Aufgaben in der typografischen Einrichtung der Schulbücher erfüllen: Kernschriften für den Fließtext Auszeichnungsschriften für Überschriften und Hervorhebungen Schreibschriften für charakterisierende Textarten Fachschriften zur Darstellung von Formeln (Chemie/Mathematik) Symbolfonts für wiederkehrende Icons Titelschriften für die Einbandgestaltung

60


mikrotypografische analyse

4.1 4.4

4.4.1 Kernschriften Die Kernschriften bilden das Zentrum der analysierten Biologiebücher. Sie verleihen den Lehrwerken ihr typografisches Gesicht. Folglich kommt ihnen hinsichtlich funktionaler, wie auch ästhetischer Eigenschaften besondere Bedeutung zu. In ihrer Eigenschaft als Mengen- oder Hauptschrift zeichnen sie sich aus durch: hervorragende Lesbarkeit auch in kleinen Schriftgraden eindeutig voneinander unterscheidbare Einzelformen der Buchstaben raumsparende Eigenschaften bei Laufweite und Zeilenabstand gute Kombinierbarkeit mit den Auszeichnungsschriften In den gesichteten Schulbüchern werden Schriften mit und ohne Serifen verwendet. Dabei fällt auf, dass entgegen der Erwartung Groteskfonts überwiegen. In den Lehrwerken Biosphäre und Biologie Oberstufe findet die Schriftsippe Thesis Verwendung. Diese besteht aus drei aufeinander bezogenen Schriftfamilien: einer serifenAbb. 60: Thesis Serif und Thesis Sans (Biospähre) betonten TheSerif, sowie einer serifenlosen TheSans. Zwischen diesen liegt eine Übergangs-Variante TheMix, die hier jedoch wird waagerecht gehalten. Der Hund ist nicht verwendet wird. BIOLOGISCHES PRINZIP dann aufmerksam. Wenn die Nackenhaare Die drei Schriftfamilien sind opaufgestellt, der Schwanz nach oben Information und Kommunikation timal miteinander zu kombiniegestreckt und die Zähne gezeigt werden, Im Tierreich werden zwischen den einzelnen Lebewesen viele droht der Hund. Dies kann durch Knurren Informationen ausgetauscht. So bringt zum Beispiel die Katze ren und haben insgesamt 144 in ihrem Revier ständig Duftmarken an. Dazu reibt sie ihre Wannoch verstärkt werden. Schnittvarianten. Dieser große gen an einem Gegenstand. Der an dem Gegenstand haften Zur Revierverteidigung oder bei Erregung bellt der Hund laut. Wenn er mit dem bleibende Duftstoff signalisiert anderen Katzen, dass das Revier Zeichenvorrat mit Ligaturen und besetzt ist. Aus dem Duftsignal ist eine wichtige Information Schwanz wedelt, drückt er im Gegensatz zur Varianten ist ein besonderer Vorfür andere Katzen geworden. Informationen können Angaben Katze Freude aus. Duckt sich der Hund, fordert er zum Spiel auf. über Nahrung, Rivalen oder Feinde enthalten. Die dabei zu bezug der Thesis.110 obachtenden Signale der Tiere sind vielfältig. So können in LauDie Biosphäre-Titel enthalten ten, Körperhaltungen oder Verhaltensweisen ganz unterschied1 Beschreibe das Verhalten bei Hund zwei Kernschriften, Thesis Serif liche Informationen verschlüsselt sein. Der Austausch von und Katze mithilfe der Abbildung 02!

2

Stelle Vermutungen an, weshalb sich Hund und Katze oft „nicht verstehen“!

Informationen und damit die Verständigung unter den Lebewesen werden als Kommunikation bezeichnet.

02 Verhaltensweisen von Hund und Katze:

110 Vgl. LucasFonts, o. J., The Thesis project (Internetpräsenz)

A Begrüßung, B Drohen, C Drohen,

Hund und Katze

D Aufforderung zum Spiel

meinsam in beobachten, alten zeigen. nnzeichnen

ze, die KonOhren nach wanz steil Gegenüber

A

B

61


mikrotypografische analyse

4.4

Abb. 61: Layout mit zwei Kernschriften (Biosphäre)

und Thesis Sans (Abb. 60). Die Informationsseiten mit dem Haupt-Fließtext sind in der serifenbetonten Linear-Antiqua Thesis Serif gesetzt. Diese dynamische Egyptienne mit kräftigen Serifen und gleichmäßiger Strichstärke sorgt für eine eindeutige Zeilenführung und für gut zu erfassende Wortbilder. In Band 1 für Klasse 5/6 ist der Mengentext in 9,5 pt gesetzt, in nachfolgenden Bänden für höhere Klassenstufen in 8,7 pt. Beide Schriftgrade fallen in die Kategorie der klassischen Lesegrößen. Aufgrund des jeweils großzügig gewählten Zeilenabstands wirken selbst die 8,7 pt nicht zu klein, es ist ein hoher Lesekomfort gegeben. Die zweite Kernschrift Thesis Sans ergibt auf den Informationsseiten einen gelungenen Kontrast zu Thesis Serif. Sie wird in den Überschriften, Marginalen und im kurzen Einleitungstext zu jedem Kapitel benutzt. Darüber hinaus sind alle Aufgabenstellungen auf den Material- und Methode-Seiten in Thesis Sans gesetzt, ebenso wie alle Infokästen. Für alle konkreten Arbeitsanweisungen wird ein kursiver Schriftschnitt verwendet, wodurch diese sich optisch klar von Sachtexten unterscheiden. In Biologie Oberstufe kommt nur eine Kernschrift zum Einsatz, die Thesis Sans. Die dynamische Grotesk zeigt, dass sich inzwischen auch die serifenlosen Schriften für den Mengensatz etabliert haben. Sie ist klar und reduziert, verkörpert Moderne und Sachlichkeit. Dadurch harmoniert sie sowohl optisch als auch thematisch mit dem Biologieschulbuch. Ihre hohen Mittellängen und offenen Binnenformen machen sie für den Fließtext einsetzbar, allerdings benötigt sie einen nicht zu eng gewählten Zeilenabstand. Die Schriftgröße des Mengensatzes beträgt in Biologie Oberstufe 8,3 pt. Dieser Wert grenzt an VERERBUNG, FORTPFLANZUNG UND ENTWICKLUNG

Klassische Genetik, Cytogenetik und Humang

Mutationen durch Veränderung der Chromosomen

62

Mutationen ereignen sich auf allen Strukturebenen der ErbinforGenommutationen. Sind einzelne Chromosomen überzähli mation: Genmutationen umfassen Veränderungen der DNA fehlen, spricht man von Aneuploidie; ist der gesamte Chro (˘ S. 160), Chromosomenmutationen sind Abwandlungen im mensatz über den doppelten Satz hinaus vervielfacht, von ploidie. Auch diese numerischen  Chromosomenaberration Chromosomenbau, Genommutationen Abweichungen in der Chromosomenzahl. Die beiden letzten fasst man auch als Chro­ hen häufig auf Fehler bei der Zellteilung zurück. Sie ents mosomenaberrationen zusammen. Sie sind für das betroffene In- wenn sich homologe Chromosomen nicht ordnungsgemä die Tochterzellen verteilen oder wenn nach einer Kernteilu dividuum meist so schwerwiegend, dass sie deutlich seltener in Erscheinung treten, als sie entstehen: 50 % der frühen Fehlgebur- Zellteilung unterbleibt. Aneuploidie wirkt meist letal, außer bei sehr kleinen Ch ten des Menschen und 5 % der tot geborenen Kinder, aber nur somen oder Gonosomen. Beispiele für solche Ausnahmen 0,5 % der lebend geborenen sind betroffen. das überzählige Chromosom 21 bei der Trisomie 21, das feh Chromosomenmutationen. Diese strukturellen  Aberrationen im Bau der Chromosomen sind im Allgemeinen mikroskopisch sicht- Y-Chromosom beim Turner­Syndrom und überzählige X-Ch somen beim Klinefelter­Syndrom des Menschen. Obwohl bar, oft aber nur wenn besondere Färbetechniken angewendet ˘ S. 179). Man unterscheidet Verlust (Deletion), UmkehChromosom viele wichtige Gene trägt, wirkt sich selbst sei werden ( Abb. 62: Thesis Sans in verschiedenen Schriftschnitten zur Hervorhebung wichtiger Begrifflichkeiten rung (Inversion), Verlagerung (Translokation und Transposition)  vielfachung kaum aus, da in jeder Zelle alle über ein X-Chrom (Biologie Oberstufe) hinaus vorhandenen X-Chromosomen inaktiviert werden. und Verdopplung (Duplikation) von Chromosomenabschnitten Polyploidie findet sich besonders häufig bei Pflanzen. We (˘ Bild 1). Chromosomenmutationen kommen vor allem durch ausnahmsweise zu Kreuzungen zwischen nahe verwandt Austausch nicht homologer Abschnitte beim Crossing-over in der ten kommt, entstehen sterile Artbastarde. Nach einer Poly Meiose zustande. Stark mutagen wirkt energiereiche Strahlung. sierung ihrer nicht homologen Chromosomensätze könn Die Auswirkungen einer Chromosomenmutation hängen von sich aber wieder geschlechtlich fortpflanzen. Viele Kulturpfl ihrem Umfang, dem betroffenen Genbestand und benachbarten wie Weizen, Pflaume, Apfel und Erdbeere sind solche al Genen ab. Während schon kleinste Deletionen lebensbedrohlich ploiden  Artbastarde. Polyploide Pflanzen haben in der Reg sein können, wie der Verlust eines Abschnitts von Chromosom 5 sonders große Früchte (˘ S. 195). beim Katzenschrei­Syndrom des Menschen, sind Translokationen ganzer Chromosomenarme oft so „balanciert“, dass sie sich phänotypisch nicht auswirken. Ähnliches gilt für zentrische Fusio­ å Begründen Sie, warum sich Translokationen beim Betro nen – dabei verschmelzen Chromosomen an ihrem endständigen meist nicht, bei seinen Nachkommen fast immer auswirke Centromer – oder Fissionen, dem Auseinanderfallen von Chromo- ç Informieren Sie sich über die Evolution des Saatweizens u


mikrotypografische analyse

4.4 die Konsultationsgrößen, doch da der Zeilenabstand großzügig bemessen wurde, ergibt sich dennoch eine sehr gute Lesbarkeit. In Anbetracht der Tatsache, dass sich das Buch an Abiturienten richtet, ist der Schriftgrad angemessen. Auch Markl Biologie und Natura verwenden je eine Kernschrift, in beiden Titeln ist es die dynamische Grotesk Polo. Es handelt sich dabei um eine wohlproportionierte, charaktervolle Serifenlose mit eigenem Stil. Sie verbindet die sachlich moderne Ausstrahlung einer Grotesk mit dem harmonischen Lesefluss einer Antiqua, weshalb sie sich hervorragend für den Mengensatz eignet. Die Polo verfügt über 10 Schriftschnitte, sowie über drei Varianten für unterschiedliche Satzgrößen (Polo 11, Polo 22, Polo 66). In den Klett-Schulbüchern kommt jeweils die Polo 11 zum Einsatz, die für Schriftgrößen von 0 bis 30 pt optimiert wurde. Der Schriftgrad variiert zwischen 10 und 12 pt, für die Klassenstufe 5 und 6 ist dies eine angemessene Schriftgröße. Auch der Zeilenabstand wurde ausreichend groß bemessen.

Abb. 63: Layout mit einer Kernschrift

4.4.2 Auszeichnungsschriften Mit den Auszeichnungsschriften werden bestimmte oder besondere Textfunktionen innerhalb eines Werkes hervorgehoben. In Schulbüchern können dies beispielsweise wiederkehrende identische Texttypen längeren Umfangs sein, wie Aufgabenstellungen,

Abb. 64- 65: Polo als alleinige Kernschrift in Markl Biologie (links) und Natura (rechts)

63


mikrotypografische analyse

4.4

Abb. 66- 67: Überschriften in Natura (links) und Markl Biologie (rechts)

Merkkästen, Experimente und Sonderseiten. Dafür kommen Schriften zum Einsatz, die dezidiert mengensatztauglich sind. Daneben werden wiederkehrende kurze Textelemente, wie Überschriften, Kolumnentitel, Bildunterschriften, Marginalien und Fußnoten ausgezeichnet, entweder mit mengensatztauglichen Auszeichnungsschriften oder durch plakativere Schriftvarianten. Nachempfindungen realer schriftsprachlicher Dokumente (Zeitungs- und Zeitschriftenartikel, E-Mails, Steckbriefe, Rezepte, Fahrpläne etc.) werden ausschließlich mit Auszeichnungsschriften dargestellt, Kernschriften sind dafür nicht vorgesehen. Meist kommen dafür Schreibschriften zum Einsatz, die bestmöglich eine authentische Handschrift nachahmen sollen. Durch die handschriftliche Anmutung soll der Schüler sich persönlich angesprochen fühlen, weshalb diese Fonts vor allem bei praktischen Sachverhalten wie Beispielen und Versuchen angewandt werden. Neben der Funktion der Hervorhebung sollen Auszeichnungsschriften als Blickfang dienen, um Inhalte für den Leser interessanter zu gestalten. Es folgen einige Beispiele. Natura und Markl Biologie sind für die gleiche Altersstufe konzipiert, dennoch zeigen sich in der Gestaltung der Überschriften große Unterschiede. Beide Bücher nutzen zwar für Fließtext und Headline die selbe Schrift (Polo), nur in einem jeweils anderen Schriftschnitt bzw. in Versalsatz, dennoch wirkt der Seitenaufbau von Markl deutlich interessanter und verleitet mehr zum Lesen, als die Überschrift von Natura.

Abb. 68- 69: Überschriften in Markl Biologie (links) und Natura (rechts)

64


mikrotypografische analyse Kö R P E R D E s M E N s c H E N

B L U T, B L U T K R E I s L AU F U N D ATM U N G 88

4.1 4.4

01 Blutende Wunde

Blut – Zusammensetzung und Aufgaben Ein Stich in die Fingerkuppe ist schmerzhaft. Aus der Wunde tritt Blut aus. Für das bloße Auge erscheint das Blut als einheitlich rot ge­ färbte Flüssigkeit. Woraus besteht Blut?

Abb. 70- 71: Überschriften in Biosphäre

56 Prozent flüssige Blutbestandteile

44 Prozent feste Blutbestandteile

BEsTAN DTEI LE DEs BLUTEs · Ein erwachse­ ner Mensch besitzt etwa sechs Liter Blut. Lässt man Blut einige Zeit in einem Reagenzglas stehen, so trennt es sich in zwei Schichten auf. Die obere Schicht ist gelblich. Dies sind die flüssigen Bestandteile des Blutes, das soge­ nannte Blutplasma. Es besteht überwiegend aus Wasser. Darin sind neben Glukose, Fetten und Proteinen auch Hormone, Mineralstoffe und Vitamine gelöst. Außerdem werden Abfallstoffe und Kohlenstoffdioxid im Blut­ plasma transportiert. In der unteren, roten Schicht sammeln sich die festen Bestandteile des Blutes.

ROTE BLUTZELLEN · Wenn man die festen Bestandteile des Blutes mit dem Mikroskop untersucht, lassen sich verschiedene Zellen erkennen. Die meisten Zellen haben die Form einer Scheibe, die in der Mitte eingedellt ist. Das sind die roten Blutzellen, auch rote Blut­ körperchen genannt. In einem Milliliter Blut sind etwa fünf Milliarden von ihnen enthalten. Ihr Durchmesser beträgt nur sieben Mikrome­ ter, das sind sieben tausendstel Millimeter. Sie sind also winzig klein. Rote Blutzellen sind mit einer roten Substanz gefüllt, die Sauerstoff aufnehmen und wieder abgeben kann. Der rote Blutfarbstoff heißt Hämoglobin. Es ver­ leiht dem Blut seine einheitlich rote Farbe. Mithilfe des Hämoglobins sind die roten Blut­ zellen in der Lage, Sauerstoff zu transportieren. Daneben sind sie auch am Transport von Kohlenstoffdioxid beteiligt.

Diese macht typografisch nichts verkehrt, wirkt in Anbetracht der Schriftgröße und Anordnung im Layout im Vergleich zu Markl jedoch langweilig (Abb. 66-67). Bei den Überschriften der folgenden Unterkapitel lässt sich gleiches feststellen: Markl lockt den jugendlichen Leser mit Farbkontrasten und Unterlegungen, während Natura lediglich mit Schriftgrad und -schnitt variiert. In Anbetracht der Zielgruppe (Schüler der Klasse 5/6) hätte hier eine kreativere aktivierende Typografie nicht geschadet (Abb. 68-69). Die Überschriftgestaltung in Biosphäre wirkt interessanter. Für den Fließtext wird die dynamische TheSerif verwendet, die Überschriften sind in TheSans gesetzt. Der Schriftmix aus derselben Schriftsippe harmoniert sehr gut miteinander. Auch der erheblich größere Schriftgrad der Headline verleiht dem Layout ein spannendes Aussehen, was durch die grüne Farbauszeichnung unterstützt wird. Für Kapiteleinstiegsseiten bieten sich solche Schau- und Displaygrößen zwischen 18 und 70 pt als Blickfang an (Abb. 70). Ein grüner Balken, senkrecht zum kursiven Einleitungstext jedes neuen Kapitels, funktioniert als dezentes, und dennoch typografisch gelungenes Dekoelement, was den Schüler auf den Beginn des neuen Themas hinweist (Abb. 71). Biologie Oberstufe verwendet TheSans sowohl im Fließtext, als auch in den Überschriften. Durch entsprechende Auszeichnungen (fetter Schriftschnitt, erhöhter Schriftgrad, Schriftfarbe) ist dennoch eine klar Hierarchie zu erkennen. Die dynamische Grotesk ver02 Zusammensetzung des Blutes

INFORMATIONSVERARBEITUNG UND REGELUNG

ÖKOLOGIE

Gehirn – Wahrnehmung – Speicherung

Beziehungen zwischen Lebewesen

Denken – Sprechen – Fühlen Verglichen mit anderen Tieren, sind wir Menschen seltsame Wesen: Wir können sprechen, haben Kulturen hervorgebracht, tragen Schmuck, bauen Musikinstrumente, fürchten uns vor dem Tod und rätseln über den Ursprung der Welt. Alle Eigenschaften, die eine Sonderstellung des Menschen im Tierreich begründen könnten, sind auf die Komplexität und die Leistungsfähigkeit seines Gehirns zurückzuführen: Das typisch Menschliche am Menschen ist sein Gehirn, in erster Linie sein Großhirn. Tatsächlich lassen sich manche typisch menschlichen Fähigkeiten wie das Sprechen an bestimmten Großhirnarealen festmachen. Sprache. Wesentlich für die Sprachfähigkeit des Menschen ist das Denken  in  Begriffen: Dabei werden mit den Sinnen erfasste Eindrücke nach bestimmten Kriterien klassifiziert. Zwar können auch einige hoch entwickelte Säugetiere und Vögel Begriffe bilden, aber diese vorsprachlichen oder averbalen Begriffe beschränken sich vor allem auf Dinge und Lebewesen, die direkt mit den Sinnen erfahrAbb. 72-bar 73:sind. Überschriften in Biologie Oberstufe Dagegen kann sich das Denken beim Menschen davon völlig lösen: Abstrakte  Begriffe wie „Demokratie“ oder „Primzahl“ sind Symbole für komplizierte Zusammenhänge, die sich nur mithilfe von Sprache erklären lassen. Die Symbolsprache befähigt den Menschen, sich über nicht Gegenwärtiges und nicht mit den Sinnen Erfahrbares zu verständigen. Ihre Entwicklung war ein entscheidender Motor der kulturellen Evolution (˘ S. 283). Das Denken in Begriffen ist eine Leistung von assoziativen Feldern der gesamten Großhirnrinde. Ein weiteres System im Gehirn repräsentiert Laute und enthält auch die Regeln für die Kombina-

schen symmetrisch gebaut ist, beschränkt sich demnach die Sprachfähigkeit auf eine Gehirnhälfte. Man spricht hier von funk­ tioneller Asymmetrie und vermutet ihre Ursache in Koordinationsschwierigkeiten, die dann entstehen könnten, wenn die Sprache von zwei gleichberechtigten Zentren gesteuert würde. Das Rätsel Bewusstsein. Neben der Sprache und der Fähigkeit zum abstrakten Denken gilt das Bewusstsein als typisch menschliches Merkmal: Wir erfahren unser „Selbst“ im Denken und Wahr­ nehmen als eine von der Umwelt getrennte Einheit. Nur wenige Tierarten, darunter die Menschenaffen, sind sich ihrer selbst bewusst: Beim Spiegeltest (˘ Bild 2) untersuchen sie meist das eigene Gesicht, sie erkennen sich also selbst, während andere Tiere das Spiegelbild untersuchen oder den vermeintlichen zu 1 Clownfische zwischen den giftigen Fangarmen von Seeanemonen einesFremdling Korallenriffs im Indopazifik verjagen suchen. Jedem anderen Fisch werden Seeanemonen mit ihrem Nesselgift GRUNDLAGEN Selbst wenn man die Ansprüche eines Lebewezur tödlichen Falle, Clownfische aber kuscheln sich sogar sens an die unbelebte Umwelt sehr genau kennt, reicht das nicht Die Erforschung des Bewusstseins stellt Wissenschaftler vor zwischen die Fangarme! Die Seeanemonen dienen den Fischen aus, um sein Vorkommen in der Natur vollständig vorherzusagen. als Wohnung, Schlafplatz und Fluchtburg, in der sie vor Feinden Minimum und Maximum der abiotischen Ökofaktoren setzen große methodische Probleme, da es zwar subjektiv erfahrbar, aber sicher sind. Die Weibchen setzen selbst ihre Eier am Fuß der zwar seiner Existenz Grenzen, doch innerhalb dieser Grenzen wird Anemonen ab. Gewissermaßen als Gegenleistung verteidigen sein Leben entscheidend mit objektiven Verfahren schwer zu untersuchen ist. Einige kenn-von anderen Lebewesen beeinflusst. Von die Fische „ihre“ Anemone gegen Fressfeinde. ihnen gehen die Wirkungen aus, die man als biotische ÖkofaktoDer „Trick“ der Clownfische dass sie ihre Haut ren bezeichnet. zeichnende Merkmale lassen besteht sich darin, beschreiben: ständig mit dem Schleim der Anemonen präparieren, mit dem So wird in Laborversuchen meist nur die Wirkung abiotischer – Es gibt keinsich eng Hirnareal für Bewusstsein. Doch dieseumgrenztes vor dem eigenen Gift schützen. Das funktioniert Ökofaktoren auf einen Organismus untersucht. Das dabei ermitjedoch nur so lange, wie der Fisch gesund und seine Haut unvertelte physiologische Optimum kann jedoch vom ökologischen können nur letzt solche Ereignisse bewusst erlebt werden, von ist … Optimum, die wie es sich im Beziehungsgefüge mit anderen Lebewesen zeigt, erheblich abweichen. einer Aktivität der assoziativen Felder der Großhirnrinde begleiBiotische Ökofaktoren gehen von Lebewesen aus, die selbst Im Blickpunkt höchst komplex sind. Ihre Wirkung ist daher oft schwer zu durchverschiedene Beziehungsformen zwischen Lebewesen und ihre tet werden. Was nicht in der assoziativen Großhirnrinde abläuft, schauen. Vieles lässt sich erst verstehen, wenn man die bioloKennzeichen gische Evolution, also die Abstammungs- und EntwicklungsBedeutung der Ökofaktoren Nahrung und Fressfeinde wird uns auchdienicht bewusst. geschichte der betreffenden Tier- und Pflanzenarten, mit Parasitismus und Symbiose – besondere Wechselbeziehungen berücksichtigt. zwischen verschiedenen Arten – Die Kapazität des Bewusstseins ist sehr begrenzt: Nur etwa Den meisten biotischen Ökofaktoren liegen Wechselbeziehundie Rolle der Konkurrenz, ihr Zusammenhang mit der Entstehung sieben  Einzelinformationen pro Sekunde könnengenbewusst er-sich also auf beide Beteiligte aus. Um sie zugrunde, sie wirken und dem Fortbestand von Arten zu klassifizieren, benutzt man meist ein einfaches Schema aus Entwicklung von Wechselbeziehungen zwischen Arten lebt werden. Dies entspricht nur einem winzigen Bruchteil der den Zeichen „+“ und „-“, mit denen eine vorteilhafte oder nachdie ökologische Nische als Gesamtheit der Umweltbeziehungen ö ö ö ö ö ö

einer Art

teilige Wirkung auf das jeweilige Lebewesen formelartig darge-

65


mikrotypografische analyse

4.4

Abb. 74: Auszeichnung in Markl Biologie

Abb. 75: Auszeichnung in Natura

leiht dem Buch für Abiturienten ein formschöne Qualität: schlicht, aber einheitlich strukturiert bekommt das Layout die notwendige Konsequenz, die effektives Arbeiten ermöglicht. Auf verspielte Elemente wird verzichtet, entsprechend seriös wirkt die Gesamtgestaltung, dank interessantem Aufbau und auflockernder Bilder jedoch nicht trocken. Neben den Kapitelüberschriften werden noch sogenannte Abschnittsüberschriften bzw. -schlagwörter ausgezeichnet. Die prägnante Hervorhebung erweist sich als besonders nützlich, wenn nicht ein ganzes Kapitel, sondern nur einzelne Abschnitte durchgearbeitet 19 werden müssen. Im Inhaltsverzeichnis taucht diese Gliederungsebene nicht auf, kann jeAngewandte Genetik doch über einen Blick in das hintere Register gefunden werden. Biologie Markl enthält nur vereinzelt Abschnittsüberschriften, stattdessen finden sich Gentherapie im Fließtext bei wichtigen Begriffen kursive und fette Auszeichnungsschnitte wieder. Eine einheitliche Hervorhebung wäre sinnvoller gewesen, da so nicht ersichtlich wird, welche Genetisch bedingte Krankheiten können bisher nicht geheilt werBegrifflichkeiten fett und welche kursiv gesetzt sind. wirkt den Leser beliebig undjedoch prinzipiell den.Es Wenn ein auf Gendefekt bekannt ist, besteht die Möglichkeit, die Krankheitsursache durch das Einbringen indadurch irritierend. takter Gene zu beseitigen. Das Einschleusen von therapeutisch Natura zeigt ein besseres Beispiel: Fast jederwirkendem Abschnitt verfügt Material über seine eigene genetischem in einen Organismus wird als bezeichnet. Überschrift, (fett und farbig abgesetzt) deutlich zuGentherapie finden. Wichtige Begriffe im Fließtext Anwendungsbereiche. Bei der somatischen  Gentherapie werden sind kursiv hervorgehoben. Die Hierarchieebene ist logisch und nachvollziehbar. ausschließlich Körperzellen gentechnisch verändert. Die genetischen Veränderungen können daher nicht an die nächste Genera01 Mikroskopisches Biosphäre und Biologie Oberstufe verfügen über ein ähnliches Erscheinungsbild: angefärbten tion weitergegeben werden. Erfolgt Bild die von Korrektur eines genetiZellen der MundNicht jeder Absatz besitzt seine eigene Überschriftszeile, stattdessen ist das jeweils erste schen Defekts in den Keimzellen oder in denjenigen Zellen des schleimhaut des Menschen Körpers, aus denenausgezeichnet. Ei- oder Samenzellen hervorgehen können, Wort als inhaltlicher Stichpunkt für den darauffolgenden Absatz Biosphäspricht man von Keimbahntherapie. In diesem Fall werden die neure nutzt dazu den fetten Versalsatz von TheSans, Biologie Oberstufe zeichnet die jeweiligen en genetischen Eigenschaften vererbt. In Deutschland ist die

Bau der tierzelle

Der Körper eines Tieres und eines Menschen unterscheidet sich deutlich von dem einer Pflanze. Gilt das auch für ihre Zellen? FORM UN D GRössE · Die meisten Tierzellen, zum Beispiel die Zellen der Mundschleimhaut des Menschen, sind kleiner als Pflanzenzellen. Ihre Form ist weniger stark festgelegt, weil sie nur von einer Zellmembran umgeben sind. Eine zusätzliche Hülle aus einer Zellwand fehlt. Tierzellen sind daher weich und zerreißen leichter als Pflanzenzellen.

66

ZELLBEsTAN DTEI LE · Mundschleimhautzellen sind wie alle Tierzellen vollständig von Zell­ plasma ausgefüllt. zentrale Vakuole der Abb. 76: Auszeichnung inDie Biosphäre Pflanzenzellen ist nicht vorhanden. Tierzellen enthalten daher meistens weniger Wasser, aber mehr Zellplasma als Pflanzenzellen. Im Zellplasma liegt ein Zellkern, häufig in der Mit­ te der Zelle und nicht am Rand wie in Pflan­ zenzellen. Auch die winzigen Kraftwerke der Zellen, die Mitochondrien, sind vorhanden.

Keimbahntherapie bisher aufgrund des Embryonenschutzgesetzes von 1991 verboten. Strategien derinGentherapie. Bisher unterscheidet man in der Chloroplasten sucht man Tierzellen verge­ Gentherapie die in folgenden bens. Sie sind daher nicht der Lage,Vorgehensweisen: selber Substitution eines defekten Gens: Monogen bedingte ErbkrankheiZucker herzustellen, und müssen deshalb ihre dadurchaufnehmen. geheilt werden, dass man das mutierte Gen Nährstoffeten auskönnen der Umgebung durch eine intakte Kopie des entsprechenden Gens austauscht. Hemmung eines Fremdgens: 1 Vergleiche den Bau einer Pflanzen­Diesen und Ansatz verfolgt man bei Infekdie auf der dauerhaften Integration viraler Gene einer tionskrankheiten, Tierzelle miteinander! beruhen, wie Aids. Durch gezieltes Ausschalten dieser Gene soll die Virusvermehrung unterbunden werden. Mitochondrium Zellkern Lokale Genexpression: Die Ursache polygen bedingter Erkrankungen lässt sich kaum beheben. Führt man jedoch Gene für ein therapeutisches Protein ein, so wird dieses in den Zellen wirksam und ermöglicht eine Heilung. Methoden des Gentransfers. Zurzeit gibt es zwei Wege, Gene in Körperzellen von Patienten zu übertragen: – Im77: Ex­vivo­Verfahren dasOberstufe therapeutische Gen außerhalb Abb. Auszeichnung inwird Biologie des Organismus in vorübergehend entnommene Zellen eingeführt. – Im In­vivo­Verfahren wird das Gen in einen geeigneten Vektor eingebaut und durch eine Injektion direkt in den Körper des Patienten eingebracht. Zellplasma Zellmembran Das Ex­vivo­Verfahren wurde erstmals 1990 bei einer Patientin mit 02 Schema einer einerTierzelle schweren kombinierten Immunschwäche angewandt, die durch einen Mangel an Adenosindesaminase (ADA) verursacht

1

A A m ti V D ih u s n Z ti e G T K s


mikrotypografische analyse

4.1 4.4 Schlagworte per Fettschnitt sowie einem Punkt aus, auf welchen der Fließtext folgt. Ansonsten sich bedeutsame Begriffe innerhalb des Fließtexts kursiv ausgezeichnet. Durch die leise Art der Hervorhebungen fallen sie auf, stören aber nicht den Lesefluss.

4.4.3 Zusatzschriften Darüber hinaus sind vereinzelt Schreibschriften in den Lehrwerken aufzufinden. Sie werden angewendet, wenn das Schriftbild einer Handschrift nachempfunden werden soll. Dies ist vor allem dort der Fall, wo die eigene schriftliche Leistung des Schülers angezeigt oder verdeutlicht werden soll, zum Beispiel: exemplarisch schriftliche Umsetzungen von Aufgaben durch die Hand des Schülers, als sogenannte „Starthilfe“ für Aufgabenstellungen Nachempfindung eines handschriftlich niedergeschriebenen Schriftstücks Die Umsetzung fand in allen gesichteten Schulbüchern auf gleiche Weise statt: Durch den Ausdruck der dargestellten Handschrift soll der Leser sich persönlich von der Aufgabe

59

Beobachtungsprotokoll: Rüsselbewegungen von Elefanten Ort: Karlsruher Zoo Uhrzeit: 11. 00 Uhr Datum: 15. 09. 2010 Wetter: sonnig, warm

Aufgabenstellung: Beobachtung der Rüsselbewegungen von RANI

Merkmale

RANI

SHANTI

Kopfform

kantig, schmal

rund, breit

dreieckig, mit Welle zur Ohrenform Abb. 78-81: Anwendungsbeispiele der Schreibschrift Linotype Feltpen aus Markl Biologie, Natura und Biosphäre Wange

Färbung der Haut (Ohren, Rüssel, Körper)

weitere Kennzeichen wie Narben

dreieckig, am Ansatz zur Wange runder als bei RANI

graue Ohren, grauer Körper mit einem schmalen dunklen Farbstreifen, Rüssel durchgängig mit dunklen Flecken

braune Ohren, graubrauner Körper mit einem breiten dunklen Farbstreifen, Rüssel mit nur einzelnen dunklen Farbflächen

Narbe an ihrem rechten Ohr

keine sichtbaren Narben

67


resümee

4.5 bzw. dem vorzuliegenden Text angesprochen fühlen. Sowohl Ernst Klett als auch Cornelsen verwenden die Schrift Linotype Feltpen (Abb. 78-81, S.67). Deren Form und Farbe erinnert an den Schreibduktus eines Füllers. Aufgrund der unterschiedlichen Punzengrößen und dynamisch wirkenden Strichstärke-Kontraste weist der verwendete Font eine sehr authentische handgeschriebene Wirkung auf.

4.5 resümee Insgesamt lässt sich allen hier vorgestellten Biologieschulbüchern eine hohe typografische Qualität zuschreiben. Die analysierten Werken zeichnen sich durch ein stringentes Gestaltungskonzept aus, die makro- und mikrotypografischen Details wie Farbgebung, Kästengestaltung, Navigation, Illustrationsstil und Schriftwahl weisen trotz vereinzelter Schwächen eine starke Konsequenz auf. Der Schriftmix ist zum größten Teil gelungen, in allen Büchern werden für den Mengensatz dynamische, gut lesbare Schriften verwendet, die eine flüssig-elegante Zeilenbildung schaffen. Dabei kann dem Vorurteil widersprochen werden, dass nur Schriften mit Serifen für längere Lesetexte geeignet sind. Die meisten der gesichteten Titel nutzen zum großen Teil verschiedene Schnitte dynamischer Groteskfonts mit sachlich modernem Charakter. Für die Leserlichkeit einer Schrift sind folglich weniger die Serifen entscheidend, sondern vielmehr ihr Stil: Gefragt sind dynamische Schriften. Auf ein Sammelsurium verschiedener Schriftarten wird verzichtet, die Bücher bestehen entweder aus einer oder zwei Kernschriften, welche maximal durch eine Auszeichnungsschrift ergänzt werden. Damit deckt sich die gestalterische Umsetzung mit Willbergs Appell, dass in Werken der selektierenden Typografie eine Überfrachtung zu vieler verschiedener Auszeichnungsarten zu Verwirrung führt und damit dem Verstehen entgegen wirkt.111 Trotz der insgesamt gelungenen Umsetzung didaktischer Typografie lassen sich einige Vorschläge für Verbesserung anbringen. Die Tücken liegen in den scheinbaren Details.

111 Vgl. Forssman / Willberg 2010, S. 41

68


4.1 4.5

Baden-Württemberg

Biosphäre

Baden-Württemberg 1

Biosphäre1

Ç

re1

emberg

resümee

Die gleichzeitige Verwendung von lauten und leisen Auszeichnungen im Fließtext ohne eindeutige Hierarchie verwirrt (vgl. Markl Biologie); besser wäre die Konzentration auf eine Hervorhebungsart, gekoppelt an zusätzliche Abschnittsüberschriften. Farben sollen Interesse und Motivation wecken; eingesetzt im falschen Kontext können sie jedoch genau Gegenteiliges bewirken. Farbkonzept und Inhalt sollten daher in erster Linie aufeinander abgestimmt sein, die aktivierende Gestaltung ist zweitrangig (vgl. Markl Biologie).

Abb. 82-86: Biosphäre

Der Schriftmix sollte keinesfalls effekthascherisch aufbereitet sein, dennoch wirkt sich etwas Abwechslung positiv auf das Spannungsverhältnis zwischen bedruckter Fläche und leerem Weißraum aus; Überschriften höherer Hierarchie dürfen daher auch plakativer eingesetzt werden (vgl. Natura). Eine kostengünstige Produktion wird stets angestrebt, dennoch sollte sie nicht zu offensichtlich ausfallen. Ein überladener Satzspiegel mit wenig Leerraum ermöglicht dem Auge kaum visuelle Pausen. Bei 528 Inhaltsseiten (vgl. Biologie Oberstufe) hätten ein oder zwei zusätzliche Doppelseiten pro Kapitel keinen enormen Unterschied gemacht, dem Leser dagegen wären vereinzelt sehr gedrängte Textseiten erspart geblieben. Die Reihe Biosphäre (Cornelsen Verlag) ist insgesamt sehr positiv aufgefallen. In allen drei Bänden werden die besonderen Anforderungen der didaktischen Typografie hervorragend umgesetzt.

69


resümee

4.5 1.1 Die folgende Aufzählung fasst die Punkte noch einmal zusammen: schnelle und hohe Wiedererkennbarkeit der einzelnen Elemente durch ein stringentes Gestaltungskonzept erfrischender und optimal lesbarer Schriftmix aus dynamischen Fonts Art und Anzahl der Auszeichnungen/Leitsysteme ist überblick- wie auch nachvollziehbar und ermöglicht eine problemlose Navigation durch die Inhalte des Buches Kapiteleinstiegsseiten sind optisch ansprechend gestaltet und motivieren Abbildungen sind spannungsvoll im Layout platziert und ergänzen den Text Folglich ist es nicht überraschend, dass der Titel Biosphäre 5/6 zum Schulbuch des Jahres 2015112 in der Kategorie MINT113 nominiert wurde. In der gegenüberliegenden Tabelle sind alle zuvor erläuterten Gestaltungskriterien der didaktischen Typografie kompakt und übersichtlich zusammengefasst. Die direkte Gegenüberstellung der vier Biologiebücher zeigt, dass alle vorgestellten Lehrwerke die meisten Kriterien erfüllen und sich für den Einsatz im Unterricht eignen. Dennoch erfüllt allein die Biosphäre-Reihe ausnahmslos alle Forderungen der spezifischen Gestaltung der didaktischen Typografie. Ob und wie sich diese Gestaltungskriterien der didaktischen Typografie auch in zukünftigen digitalen Büchern umsetzten lassen, wird nachfolgendes Kapitel aufzeigen.

112 Vgl. Georg-Eckert-Institut 2015, Lehrwerke für die Sekundarstufe I (Internetpräsenz)

70

113 zusammenfassende Bezeichnung von Unterrichtfächern aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik


resümee

4.1 1.1 4.5

Biosphäre1 Baden-Württemberg

Oberstufe

Biologie Oberstufe

Biosphäre

Baden-Württemberg

Gesamtband

Biosphäre1

Baden-Württemberg 1

Tabelle 1: Kriterien der didaktischen Typografie, Print

Ç Ç Ç

Ç

Gesamtband

ISBN 978-3-464-17185-1

,!7ID4G4-bhbifb!

Markl Biologie

Natura

Biosphäre

Biologie Oberstufe

Konsequent

Altersgemäß

Inhaltsverzeichnis

Glossar

Register

Gestaltungsraster

Relation Text-Bild-Weißraum

Lebender Kolumnentitel

Farbleitsystem

Kasten-Elemente

Marginalspalte

Motivierend

Zweckmäßig

Typohierarchie

Leserlichkeit

Auszeichnungen

Struktur & Konzept

Verzeichnisse

Layout

Leiteinrichtungen

Farbeinsatz

Schrifteinsatz

 gut   befriedigend   unzureichend    nicht vorhanden

71



5

analyse 2 schulbücher digital Arten digitaler Schulbücher Ist-Situation Soll-Situation Typografische Möglichkeiten und Grenzen

„ [...] die albernen Dateien, die gern Bücher wären, es aber niemals sein dürfen.“

friedrich forssman

73


arten digitaler schulbücher

5 analyse: schulbücher digital Nach vorausgegangener Print-Analyse werden in diesem Kapitel digitale Versionen der Biologie-Schulbücher untersucht. Der Fokus richtet sich dabei wieder auf Angebote der Marktführer für Bildungsmedien Ernst Klett und Cornelsen. Es soll gezeigt werden, inwiefern sich die elektronischen Schulbücher von den Printversionen unterscheiden, welchen Mehrwert sie gegenüber dem gedruckten Buch aufweisen und welche Besonderheiten bei der Umsetzung von didaktischer Typografie in Digitalmedien zu berücksichtigen sind.

5.1 arten digitaler schulbücher Vor Beginn der digitalen Analyse erfolgt ein kurzer Exkurs zum Begriff der digitalen Schulbücher. Zu diesem findet sich zunächst keine wissenschaftlich greifbare Definition. Digitale Schulbücher können mehr sein, als rein digitalisierte Abbilder der entsprechenden Printversion. Es gibt nicht nur „das“ digitale Schulbuch, sondern verschiedene Ausprägungsformen digitaler Möglichkeiten:115 Die erste Art besteht in der digitalisierten Printversion gegenwärtiger Schulbücher (in Form von PDFs). Die zweite Form sind E-Books, die ausschließlich oder mit neuem Layout in digitaler Form vorliegen und allein für die Wiedergabe auf einem E-Book-Lesegerät konzipiert wurden. Die dritte Form werden auch als Enhanced E-Books (erweiterte E-Books) bezeichnet. Neben dem digitalisierten Text enthalten sie auch multimediale und interaktive Inhalte. Für die langfristig erfolgreiche Implementierung des digitalen Schulbuchs als neues Lehrmedium erfordert es einen erkenntlichen Mehrwert gegenüber dem traditionellen Schulbuch. Neben Offensichtlichem, wie Platz- und Gewichtsersparnis beim Transport, liegen die Vorzüge digitaler Schulbücher vor allem in multimedialen Elementen.

115 Vgl. Kordes 2015, S. 12

74


arten digitaler schulbücher

Aufgrund dessen werden bei digitalen Lernmedien folgende Bestandteile erwartet: abspielbare Videos und Audios Foto-Galerien Verlinkungen Suchfunktion interaktive Elemente (Tests, Spiele) dynamische Animationen und Grafiken individualisierte Übungen (Textaufgaben, Drag & Drop, Multiple-Choice) Evaluationsmöglichkeiten Vernetzung Unter Voraussetzung dieser Kriterien verlieren zwei der drei genannten digitalen Umsetzungsmöglichkeiten erheblich an Vorteilen: E-Books in Form von statischen PDF-Dateien sind rein digitalisierte Versionen der Printvariante und bringen (von der Suchfunktion abgesehen) keinen größeren Nutzen. Bezogen auf Layout und Typografie für Print zeigen statische PDFs beim digitalen Lesen sogar eher Nachteile auf. E-Books, die ausschließlich für E-Book-Lesegeräte (kurz: E-Reader) konzipiert wurden, funktionieren im Gegensatz zu Tablets oder Desktop-PCs über ein E-Paper-Display. Diese Anzeigetechnik versucht, ein möglichst papierähnliches Aussehen zu erzielen. Folglich benötigen diese Displays keine Hintergrundbeleuchtung, sondern sind allein über das reflektierte Licht lesbar.116 So bieten E-Reader selbst bei direkter Sonneneinstrahlung ein gut lesbares Schriftbild, allerdings findet diese Technik fast ausschließlich in Graustufen Anwendung. Aufgrund der monochromen Ansicht eignen sich E-Reader nur für einfache Textdarstellungen. Mittlerweile existieren vereinzelt E-Reader mit Farbdisplay117, eine Anreicherung multimedialer Inhalten ist gegenwärtig dennoch nicht möglich. Demzufolge sind digitale Schulbücher für Geräte mit E-Paper-Display nicht geeignet. Übrig bleibt die dritte Variante: Digitale Schulbücher in Form von Enhanced E-Books. Folglich liegt der Fokus in anschließender Analyse auf der Umsetzung von elektronischen Schulbüchern zu multimedialen E-Books.

116 Vgl. Fedtke / Reinerth 2012, S. 150ff.

117 z.B. die Triton-Technik des Herstellers E Ink

75


ist-situation

5.2 5.2 ist-situation Im Rahmen dieser Arbeit können nicht alle derzeit existierenden elektronischen Lernprojekte vorgestellt werden. Die im Folgenden analysierten Umsetzungen sollen einen Überblick über das gegenwärtige digitale Angebot der führenden Verlage für Bildungsmedien in Deutschland geben.

5.2.1 Projekt Digitale Schulbücher 2012 startete der Verband für Bildungsmedien die Plattform Digitale Schulbücher in Zusammenarbeit mit 24 Schulbuchverlagen (darunter auch Ernst Klett und Cornelsen).118 Das Projekt wird als offenes System beworben, darauf bezogen, dass die Plattform verlagsübergreifend und unabhängig vom Endgerät (Tablet, Desktop-PC, Smartphone), sowie Hersteller nutzbar ist. Dies bringt gegenüber den geschlossenen Systemen von Amazon und Apple einen Vorteil, bedeutet jedoch nicht, dass die Bücher als Open-Source-Lizenz angeboten werden. Benötigt wird ein Freischaltcode (aufzufinden in der gedruckten Buchversion), mit dem das digitale Schulbuch in das eigene virtuelle Bücherregal heruntergeladen werden kann. Das Bücherregal kann online und offline genutzt werden, entweder direkt über den Login auf der Webseite, oder per Download als App bzw. Software für den PC oder Mac. Der Mehrwert dieser digitalen Schulbücher gegenüber den Printversionen fällt jedoch ernüchternd aus. Multimediale oder interaktive Elemente sind lediglich minimal vorhanden, stattdessen werden dem Nutzer die bekannten Druck-PDFs als digitalisiertes FlipBook präsentiert, wie es auf Basis der Flash-Technologie bekannt ist.119 Per simuliertem Blätter-Effekt kann von vorne nach hinten durch das Buch geklickt, gezoomt, oder einzelne Kapitel über das als Fenster abrufbares Inhaltsverzeichnis angesteuert werden. Dieses Feature ist lobend zu erwähnen, doch lässt sich gleichermaßen jede PDF-Datei mit Lesezeichen bzw. Hyperlinks versehen. Darüber hinaus können Notizen, Zeichnungen, Markierungen oder Lesezeichen hinzugefügt werden. Die zuvor erwähnten multimedialen Inhalte bestehen darin, dass auf

118 Eine Auflistung aller teilnehmenden Verlage und weiterführende Informationen unter: www.digitale-schulbuecher.de

76

119 Vgl. Fedtke / Reinerth 2012, S.127


ist-situation

5.2 einigen Seiten (exakt wie im gedruckten Buch) ein Icon auf ergänzende Online-Materialien hinweist. Dies ist anklickbar und führt zu einer automatischen Weiterleitung auf die Webseite des herausgebenden Verlags (sofern eine Internet-Verbindung besteht). Auf weitere interaktive oder audiovisuelle Möglichkeiten wird verzichtet. Unterschiede zur Printvariante sind nicht vorhanden, wodurch sich die 1:1 Umsetzung der DruckPDFs bestätigen lässt. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass die digitalen Bücher nach Freischaltung nicht erworben werden, sondern lediglich eine Nutzungslizenz, welche auf ein bis fünf Jahre (abhängig von der jeweiligen Verlagsbestimmung) beschränkt ist.

Abb. 87-88: Digitale Schulbücher: Bücherregal (oben) und Einzelseitenansicht (unten)

Abb. 89-90: Klickbares Icon (oben) und Weiterleitung zur Webseite (unten)

77


ist-situation

5.2 5.2.2 Lernportal scook Obwohl sich die Cornelsen Schulverlage am Projekt Digitale Schulbücher beteiligten, startete im März 2014 das verlagsinterne Lehr- und Lernportal scook. Christine Hauck, Bereichsleiterin New Business bei den Cornelsen Schulverlagen, verkündet dazu: „scook ist eine neue Plattform für Lehrerinnen und Lehrer und ihre Schüler. Dort findet man die bekannten Schulbücher [...] jetzt in digitaler Form als E-Book. Passend zum Lehrbuch finden Lehrkräfte bei scook darüber hinaus umfassendes Unterrichtsmaterial [...].“120 Abb. 91: scook Startansicht

Bei detaillierter Betrachtung des Lernportals fallen viele Gemeinsamkeiten zum Projekt Digitale Schulbücher auf. Auch scook ist plattformunabhängig und steht online oder offline als downloadbare App zu Verfügung. Die Bücher müssen ebenfalls über Codes der Printversion freigeschaltet werden, bevor sie im virtuellen Bücherregal anwählbar sind. Unterschiede zu Digitale Schulbücher lassen sich bei Besuch der Webseite feststellen. scook bietet neben dem digitalen Bücherregal auch aktuelle Lerntipps und Artikel zur Weiterbildung an. Für wenige Fremdsprachen-Titel gibt es zudem den Bereich OnlineÜbungen. Lehrer haben die Möglichkeit zur Authentifizierung, wodurch sie zusätzliche Materialien freischalten können. Die digital freigeschalteten Bücher zeigen eine sehr ähnliche Benutzeroberfläche wie beim Projekt Digitale Schulbücher. Multimediale oder interaktive Elemente fehlen, stattdessen präsentieren sich dem Nutzer die Druck-PDFs in digitalisierter Form als FlipBook. Wieder kann geblättert und gezoomt werden, die Navigation funktioniert auf ähnliche Weise über ein aufrufbares Inhaltsverzeichnis. Bei Ansicht im Browser können über eine Editierzeile Notizen, Zeichnungen, Markierungen oder Lesezeichen hinzugefügt werden. Verknüpfungen zu ergänzenden Materialien sind nicht vorhanden, ebenso wenig eine Durchsuchen-Funktion. Es gibt keine Unterschiede zur Printvariante.

120 Cornelsen Schulverlage 2014, Presse-Meldung scook (Internetpräsenz)

78


ist-situation

5.2 Darüber hinaus fällt bei Aufruf der App über ein Tablet oder Smartphone auf, dass diese lediglich das virtuelle Bücherregal enthält. Etwaige Notizen, Markierungen etc. aus der Browseransicht werden nicht synchronisiert, stattdessen bietet die App lediglich die Funktion eines reduzierten PDF-Readers: Es kann gezoomt, geblättert und zur angewählten Seite gesprungen werden. Weitere Editierfunktionen (in Form von Notizen oder Markierungen), oder die Möglichkeit des Durchsuchens sieht die Appversion nicht vor. Folglich stellt sich die Frage, wo bei diesen digitalen Schulbüchern der Mehrwert zum Printlehrwerk liegt. Typografisch betrachtet gibt es der PrintAnalyse nichts hinzuzufügen, da die Inhalte 1:1 dem gedruckten Buch entsprechen. Allerdings ist anzumerken, dass die Lesbarkeit der Bücher im Browser wenig komfortabel ausfällt: Die Seiten werden ausschließlich in Doppelseitenansicht dargestellt, wodurch die Fließtexte in der Gesamtansicht erschwert zu lesen sind. Um den Schriftgrad zu erhöhen kann herangezoomt werden, wodurch zwangsläufig die Vollansicht der Seite verloren geht und der Nutzer zum umständlichen Scrollen bzw. Schieben gezwungen ist. Bei Ansicht der App auf einem 9,7 “-Tablet (z.B. dem iPad oder Samsung Galaxy Tab) besteht die Option der Einzelseitenansicht. Die hochauflösenden Tablets zeigen eine bessere Lesbarkeit der Seiten als bei Ansicht im Browser, jedoch fällt gleichzeitig auf, dass die digitalen Schulbücher nicht in hoher Bildqualität dargestellt werden. Bei einer Screenauflösung von 2048×1536 Pixeln lassen sich ohne Zoomfunktion bereits deutliche Qualitätsverluste an Grafiken und Fotos erkennen. Bei Vergrößerung werden die Pixelkanten sehr auffällig, wodurch die Freude am Lesen erheblich gemindert wird. Abb. 92-93: scook Appansicht, Startscreen und Leseanzeige (oben) Abb. 94: scook Leseansicht im Browser, mit aktivierter Editierfunktion (links)

79


soll-situation

5.3 5.3 soll-situation

Abb. 95: Physik 7

Die vorgestellten Beispiele digitaler Schulbücher zeigen, dass das derzeitige Angebot der Bildungsverlage Ernst Klett und Cornelsen lediglich aus den digitalisierten Varianten der gedruckten Bücher besteht – und dies auch noch in minderwertiger Bildschirmqualität. Sämtliche interaktive und audiovisuelle Möglichkeiten, die ein digitales Schulbuch bieten könnte, werden nicht genutzt. Diese „Bücher unter einer Glasscheibe“ 121 bieten dem Nutzer nichts Neues und haben dem Printexemplar gegenüber keinen nennbaren Mehrwert. Die Firma Apple zeigt mit ihren interaktiven Schulbüchern innerhalb von iBooks, dass Innovativeres möglich ist. Die iBooks sind gestalterisch und typografisch ansprechend im Fixed-Format122 aufgebaut, was bedeutet, dass Auflösung und Format für den iPad-Bildschirm optimiert wurden. Anders als die Bücher der Bildungsmedienverlage können iBooks nur auf dem iPad, iPhone oder Mac gelesen werden. Neben den Möglichkeiten, Inhalte zu markieren oder Notizen anzulegen, ermöglichen die iBooks-Schulbücher audiovisuelle Inhalte direkt in das Schulbuch zu integrieren. So sind multimediale Elemente,123 wie Galerien, in denen der Nutzer durch die Fotos wischen kann, oder interaktive Bilder, in denen mit Schwenk- oder Zoomanimationen die einzelnen Bereiche aufgerufen werden können, eingebunden. Darüber hinaus sind weitere innovative Elemente wie Videos, Audios, Selbsttests und Lernspiele enthalten. Andreas Huber124 entwickelte und veröffentlichte in Eigeninitiative mit Hilfe des kostenlosen appleinternen Autorentools iBooks Author ein interaktives Physik-Schulbuch im iBook-Format. Es zeigt, wie effiziente digitale Schulbücher aussehen können: Sein Lehrbuch Physik 7125 zeichnet sich durch Interaktivität, anspruchsvolles Design, funktionelle Typografie und anschauliche Inhalte aus. Das stringente Layout besticht durch seinen iOS-typischen reduzierten Look, hochauflösende Abbildungen, transparente Ebenen und screenoptimierte Schriftarten. Feine Linien, die jeweilige Abschnittsnummer, Titel und Seitenzahl verlaufen auf jeder Kapiteleinstiegsseite von links nach rechts, über ein ausdrucksstarkes Headerfoto. Während im Querformat das Design mit allen interaktiven Elementen und Abbildungen im Vordergrund steht, wird im Hochformat (bzw. in der Rollansicht) der Text in den Mittelpunkt gestellt. Alle Multi-Touch-Widgets werden einheitlich und chronologisch auf

121 Vgl. Andreas Huber 2014, Mehr als Bücher unter einer Glasscheibe (Internetpräsenz) 122 Vgl. 5.4, S.82 123 Sog. Multi-Touch-Widgets

80

124 Schüler und Schulbuchautor (geboren 1997) aus Eggenfelden (Niederbayern) 125 ausgezeichnet mit dem Deutschen eBook Award 2014


soll-situation

5.3 der linken Seite angezeigt, als Popover vergrößerbar. So verliert trotz der multimedialen Elemente der Lesetext nicht an Bedeutung. Die Typografie ist eindeutig und funktionell formatiert, ohne zu viel ablenkende Farbigkeit. Eine dynamische Antiqua, die kalligrafiHelvetica Neue Palatino sche Palatino, hilft mit ihren deutlichen Serifen dabei, Buchstaben und Wörter komfortabel zu erfassen. Sie wird als alleinige KernAbb. 96: Screenoptimierte Schriften für Mengensatz schrift für den Mengensatz verwendet. Die serifenlose Groteskschrift und Auszeichnungen Helvetica Neue findet dagegen Anwendung bei Überschriften und kurzen Textpassagen, z.B. Bildunterschriften. Die verschiedenen Inhaltsebenen sind klar voneinander zu unterscheiden. Konsequent angewandt helfen die Textformatierungen, eine hierarchische Ordnung in den Fließtext zu bringen. Alle Elemente sind aufeinander abgestimmt und ergeben ein harmonisches Gesamtbild, ohne dabei Kompromisse mit der Lesbarkeit eingehen zu müssen. Die didaktische Konzeption orientiert sich an klassischen Schulbüchern: Zu Beginn gibt es stets einen Einführungsabschnitt, dann einen Lernabschnitt und anschließend einen Wiederholungs- sowie Exkursabschnitt. Die Inhalte sind übersichtlich und einheitlich angeordnet. Sie wirken sehr lesemotivierend auf den Betrachter. Interaktiver Kontext gibt dem Schüler direktes Feedback und kombiniert dadurch Ernsthaftigkeit mit Spaß. Die iBooks-Schulbücher sind ein echter Mehrwert gegenüber traditionellen Printlehrwerken, die Abhängigkeit von Apple-Geräten stellt für Schulen und Bildungsmedienverlage jedoch ein inakzeptables Problem dar, weshalb Physik 7 trotz sehr guter Umsetzung bisher nicht verbreitet im Unterricht Abb. 97: Ansicht im Hochangewendet wird. und Querformat

Abc Abc

81


typografische möglichkeiten und grenzen

5.4 5.4 typografische möglichkeiten und grenzen Huberts Physik 7 zeigt, dass digitale Schulbücher grundsätzlich hohes Potential für eine innovative Form des Lernen bieten, jedoch nur, wenn sie mit dynamischen Inhalten ausgestattet sind und dem Leser Interaktivität ermöglichen. Die digitalisierte Druckvorstufe des Schulbuchs (das statische PDF) ist unzureichend, neuartige Produktformen sind gefordert. Folglich wird die Wahl des E-Book-Formats126, in dem elektronische Schulbücher vertrieben werden sollen, nicht nur von dem eingesetzten Anzeigegerät bestimmt, sondern vor allem von den funktionellen Möglichkeiten des Ausgabeformats. Multimedialität und Interaktivität sind nur mit den Formaten EPUB 3, KF8 und iBook umsetzbar, bzw. eingeschränkt auch in dynamischen PDF-Dokumenten. Von diesen einmal abgesehen, gilt lediglich EPUB 3127 als ein offener, nicht proprietärer Industriestandard für elektronische Publikationen. Die Formate KF8 (von Amazon) und iBook (von Apple) verfügen über keine Kompatibilität mit fremden Geräteherstellern, weshalb sie für die Nutzung in öffentlichen Schulen und für Verlage wenig geeignet sind. Anzumerken ist, dass die neueste iBooks Author Version 2.3 nun neben iBook auch den Export von standardisierten EPUB 3-Dateien erlaubt.128 Die Gestaltungsmöglichkeiten sind dabei noch eingeschränkter als beim iBook-Format. Dennoch ist die Weiterentwicklung von iBooks Author positiv zu bewerten. Die Analyse hat gezeigt, dass Schulbücher komplexe Werke mit anspruchsvollem, strukturierten Layout und ausgefeilter Typografie sind. Folglich können digitale Schulbücher nicht mit den (hinsichtlich ihrer Struktur wenig komplexen) linearen Textsorten der Belletristik gleichgesetzt werden, denn die didaktische Typografie zeichnet sich aus durch eine große Menge unterschiedlicher Struktur-Elemente. Diese müssen bestehen bleiben, damit weiterhin effektiv mit dem Lehrbuch gearbeitet werden kann. Kann der Leser Schriftgröße und -art nach Belieben anpassen, wie es dynamische EBooks mit Reflowable Layout129 gestatten, ist es gleichzeitig nicht möglich, die vorgegebene typografische Struktur zu erhalten. Aus diesem Grund ermöglicht EPUB 3 die Option des Fixed Layout-Formats. Es ist für grafisch aufwändige Layouts gedacht und gestalterisch mit dem iBook-Format vergleichbar. Das Design im fixem Layout ist statisch, ähnlich einer PDF-Datei. Text und Bilder sind vom Leser nicht editierbar, die vorgegebene

126 PDF, EPUB 1-3, die Amazon-Formate KF8, AZW, und mobipocket, sowie das Apple-Format iBook 127 entwickelt vom International Digital Publishing Forum (IDPF), mit dynamischem oder fixem Layout 128 Vgl. Apel 2015, iBooks Author 2.3 erlernt den ePub Export (Internetpräsenz) 129 zeichnet sich dadurch aus, dass der Inhalt sich auto-

82

matisch an die jeweilige Bildschirmgröße anpasst 130 Vgl. Apel 2014, S. 18 131 laut den angestellten Überlegungen sind die Formate EPUB 1 und 2, mobipocket und AZW eindeutig nicht für digitale Schulbücher geeignet, daher werden sie in der Tabelle nicht aufgeführt, ebenso statische PDF-Dateien.


typografische möglichkeiten und grenzen

5.4 Gestaltung bleibt bestehen. Der entscheidende Vorteil gegenüber dem statischen PDF: In den auf HTML 5 und CSS 3 beruhenden EPUB 3-Standard können multimediale Inhalte und auf JavaScript basierende interaktive Skripte eingebaut werden.130 Damit ist die Umsetzung von Interaktion ohne weiteres möglich – und das im Gegenteil zu iBook – in einem offenen Standard. Folglich eignet sich EPUB 3 mit fixem Layout für die digitale didaktische Typografie, denn es ermöglicht die Umsetzung von: präzisem Design mit verschiedenen Inhaltsebenen und mehrspaltigem Layout diversen Leiteinrichtungen inklusive Paginierung Einbettung von Schriften, dynamischen Grafiken, Audios und Videos mathematischen Formeln Nachfolgende Tabelle vergleicht die gestalterischen Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen E-Book-Formate:131 Tabelle 2: Kriterien der didaktischen Typografie, Digital

offene Systeme

PDF (interaktiv)

geschlossene Systeme

EPUB 3 EPUB 3 (Non(Fixed-Layout) Fixed-Layout)

KF8

iBook

Layout Strukturiertes Design

Gestaltungsraster

Typohierarchie

Leserlichkeit

Font-Einbettung

Inhaltsverzeichnis

Glossar & Register

Lebender Kolumnentitel

Farbleitsystem

Paginierung

Interaktivität*

Video & Audio

Volltextsuche

Schrifteinsatz

Verzeichnisse

Leiteinrichtungen

Features

*basierend auf JavaScript

 möglich    eingeschränkt möglich

  nicht möglich

83


S


6

schlussfolgerung Auswertung der Analysen Fazit und Ausblick

„Gute Typografie erklärt den Inhalt. Nicht den Gestalter.“

kurt weidemann

85 85


auswertung der analysen

6 schlussfolgerung 6.1 auswertung der analysen Die Analyse der Biologie-Schulbücher für Gymnasien von zwei verschiedenen Bildungsmedienverlagen ergab, dass die wesentlichen Gestaltungsmerkmale didaktischer Typografie in allen untersuchten Print-Lehrwerken eingehalten werden: Alle vier Gymnasialbücher erfüllen die Anforderungen der selektierenden Typografie, d.h. die Aufteilung der Information in verschiedene Inhalts- und Bedeutungsebenen, die strukturiert und logisch miteinander in Verbindung stehen, aber gleichzeitig auch unabhängig voneinander gelesen werden können. Ein konsequent angewandtes Gestaltungsraster ist dazu zwingend erfoderlich. Auf mikrotypografischer Ebene zeigte sich, dass alle analysierten Lehrwerke eine komfortable Lesesituation, gekennzeichnet durch eine hohe Leserlichkeit, schaffen. Die Wahl der Schriftart, wie auch die Festlegung einer altersgemäßen Schriftgröße stellen in den Biologiebüchern kein Problem dar. Lediglich in Einzelfällen wirkt der Schriftmix eintönig (vgl. Natura, S. 64). Das Verhältnis von Zeilenabstand und Zeilenlänge ist in allen vier Büchern harmonisch und beeinträchtigt nicht den Lese- und Verstehensprozess: Es werden dynamische Schriften für einen reibungslosen Rezeptionsfluss verwendet. Sowohl Serifen- als auch Groteskschriften kommen zum Einsatz. Solange die Fonts einen dynamischen Formcharakter aufweisen, sind sie gleichermaßen gut lesbar. Kritikpunkte lassen sich beim Einsatz von Farben finden (vgl. Markl Biologie, S. 58 f). In vielen Elementen sind sie zur Orientierung und Motivation hilfreich, beispielsweise zur Hervorhebung einzelner wichtiger Bereiche. Allgemein sollten sie jedoch sparsam eingesetzt werden und im Einklang mit dem jeweiligen Kontext stehen. Gleiches gilt für sämtliche Auszeichnungen im Mengentext. Biosphäre und Biologie Oberstufe finden einen guten Kompromiss zwischen dem gänzlichen Verzicht auf Auszeichnungen und dem dezenten Verweis auf markante Textpassagen (vgl. 4.4, S. 66) .

86


auswertung der analysen

Aktive, deutlich blickanziehende Farben und weitere Auszeichnungsformen sollten seltene Schlüsselelemente bleiben. Für häufigere Hervorhebungen eignen sich integrative Auszeichnungen, um den Schüler in seinem Verstehensprozess nicht abzulenken. Um dem Leser den Zugang zu den Inhalten zu erleichtern, müssen die Abbildungen in direktem Bezug zum Lesetext stehen. Dies funktioniert in allen Printwerken sowie in digitalen Schulbüchern mit fixem Layout, wie EPUB 3, iBook, KF8 oder PDFs (vgl. Physik 7, S. 80): Bilder dienen als didaktische Erschließungshilfe und als Motivationsfaktor. In allen analysierten Schulbüchern werden Fotos, Illustrationen, Grafiken und Tabellen großflächig und abwechslungsreich in das Layout eingebunden und unterstützen den Lernprozess. Leiteinrichtungen erwiesen sich in allen analysierten Werken als weiteres typisches Gestaltungsmerkmal didaktischer Typografie. Stringent eingesetzt helfen sie bei der Orientierung im Buch und beim sinnvollen Verknüpfen von Lerninhalten. Nur in Einzelfällen (vgl. Natura, S. 47) besteht bei der typografischen Gestaltung Verbesserungsbedarf: Konsequent durchgestaltet sind Verzeichnisse, Kolumnentitel, Farbleitsysteme, Nutzungshinweise, Piktogramme und Marginalien hilfreiche Navigationshilfen. Es erschließt sich aus genannten Punkten, dass die Umsetzung didaktischer Typografie in elektronischen Publikationen erschwert ist, denn die meisten E-Book-Formate zeichnen sich durch ein dynamisches Layout aus. Was bei grafisch einfachen Büchern mit linearem Lesefluss gut funktioniert, scheitert größtenteils bei Werken mit aufwendigem Design und präziser Text-Bild-Relation, wie in der didaktischen Typografie vorliegend. Die Analyse der digitalen Schulbücher bestätigte diese Mutmaßung: Um die dynamische Textanordnung zu umgehen, weichen Verlage auf die digitalisierte statische Druckvorstufe aus. Interaktive Inhalte, die elektronische Schulbücher interessant machen würden, fehlen folglich weitestgehend in den aktuellen digitalen Angeboten der Schulbuchverlage.

87


fazit und ausblick

6.1 Ferner stellen diese digitalisierten Schulbücher nichts Neues dar, sie nutzen nicht die interaktiven Möglichkeiten der digitalen Endgeräte. Diese gegenwärtige Situation ist misslich, da zweifelsohne multimediale Lehrmaterialien neue Darstellungs- und Vermittlungsformen erlauben, die durch den Einbau dynamischer Funktionen einen großen Mehrwert gegenüber dem gedruckten Schulbuch erzeugen könnten. In der Analyse erwiesen sich appleinterne iBook-Schulbücher als Vorreiter für digitale Schulbücher (vgl. Physik 7, S. 80). Sie ermöglichen die digitale Umsetzung der typografischen Anforderungen der didaktischen Typografie.

6.2 fazit und ausblick In dieser Arbeit wurden Sachverhalte zur didaktischen Typografie sowie allgemeine typografische Aspekte hinsichtlich der Lesbarkeit und der Gestaltung von Schulbüchern dargestellt. Eine anschließende Analyse verdeutlichte die zuvor aufgestellten Kriterien der didaktischen Typografie in Printlehrwerken des Ernst Klett und Cornelsen Verlags. Nachfolgend wurden die Kriterien auf die Umsetzbarkeit als E-Book untersucht. Festzuhalten bleibt, dass die didaktische Typografie ein ganzheitliches und lernförderndes Informationsdesign verlangt. Folglich ist die Lehrmittelgestaltung durch ein aufwendiges, konsequent angewandtes Layoutkonzept gekennzeichnet, welche das Buch inhaltlich und typografisch in verschiedene Elemente zerlegt. Diese müssen für den Leser eindeutig als unterschiedliche Text- und Lernebenen erkennbar sein. Die Schrift gilt als das wichtigste Lesbarkeitskriterium, wobei Schrifttyp, Schriftgröße, Zeilenlänge und Zeilenabstand die Leserlichkeit bestimmen. In der Schulbuchgestaltung sind sie dem jeweiligen Alter und der Leseerfahrung der Zielgruppe anzupassen. Des Weiteren ist eine eindeutige Typohierarchie als Navigationshilfe gefordert, die dem Leser die Textorganisation erleichtert. Durch den Einsatz von Leiteinrichtungen, wie Farben, Nummerierungen, lebende Kolumnentitel, Piktogramme, Kästen, einheitlichen Beschriftungen und klaren Positionierungen wird die Lese- und Orientierungssituation im Buch unterstützt.

88


fazit und ausblick

6.2 Dynamische, klar lesbare Grotesk- oder Serifenschriften für den Fließtext, in Kombination mit prägnanten Überschriften und visuell interessanten Auszeichnungschriften sind dabei der Schlüssel zu einer gelungenen Typohierarchie. Es gilt allerdings: Weniger ist manchmal mehr; zu viele verschiedene Schriftgrößen, -arten und -farben führen zu Verwirrung und Unübersichtlichkeit. Ebenso ein aufdringliches, ef­fekt­ha­sche­risches Design, das den Leser mehr vom Wesentlichen ablenkt, anstatt zu informieren und motivieren. Folglich lässt sich die Bedeutung einer ausgefeilten Schulbuchtypografie erkennen: Im didaktischen Informationsdesign geht es um mehr, als das Schaffen einer schönen Oberfläche; die didaktische Typografie trägt eine hohe Verantwortung im Bildungswesen. Das gestalterische Können liegt nun darin, die richtige Balance dazwischen zu finden und die Typografie in einem sinnvollen Spannungsverhältnis zwischen Textinhalt und Gestaltung einzusetzen. In Hinblick auf die Umsetzbarkeit in digitalen Medien zeigte sich, dass elektronischen Schulbüchern zweifelsohne eine große Zukunft bevorsteht, im Bereich der didaktischen Typografie derzeit allerdings noch Schwierigkeiten vorhanden sind. Die aufwendig strukturierten, zum Teil bildlastigen Designkonzepte lassen sich nur in Formaten mit fixem Layout sinnvoll verwirklichen. In der Analyse wurde deutlich, dass nicht alle digitalen Schulbücher für den Wissenserwerb der klassisch gedruckten Variante vorzuziehen sind. Digitalisierte statische PDFVersionen zeigten (bezogen auf Layout und Typografie für Print) sogar Nach- anstatt Vorteile beim digitalen Lesen. Folglich ist die Umsetzung des Schulbuchs als E-Book nur dann erstrebenswert, wenn dabei zusätzliche Features integriert werden. Aufgrund dessen ist es erforderlich, dass die E-Books multimediale Elemente enthalten, die Interaktionen ermöglichen. Am Beispiel des iBook ist erkennbar, wie digitale Schulbücher in Zukunft aussehen können: multimedial angereichert, interaktiv und typografisch ansprechend. Es bleibt zu hoffen, dass sich zukünftig der offene EPUB 3 Standard in den Schulverlagen verbreiten und durchsetzen wird. Im fixen Layout bietet er alle Funktionalitäten, die für die Umsetzung der digitalen didaktischen Typografie notwendig sind. Als digitales Lehrmittel könnte EPUB 3 einen großen pädagogischen und didaktischen Mehrwert schaffen.

89


literaturverzeichnis

literaturverzeichnis Apel, Yves (2014): E-Books mit InDesign CC, dpunkt.verlag GmbH Apel, Yves (2015): iBooks Author 2.3 erlernt den ePub Export URL: https://ebookworld.eu/e-books/epub-3/ibooks-author-2-3-erlernt-den-epub-export [Letzter Zugriff: 03.01.2016] Bayerische Staatsregierung (Hrsg.) (2008): Verordnung über die Zulassung von Lernmitteln, URL: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/XDLGVB0825.pdf?von=902 [Letzter Zugiff: 04.12.2015] Bildungsklick (Hrsg.)(2014): Materialien aus dem Netz URL: http://bildungsklick. de/a/90640/das-klassische-schulbuch-ist-kein-auslaufmodell/ [Letzter Zugiff: 03.01.2016] Bercker, Kirsten (2004): Thema Schulbuch: Warum ist Schulbuchgestaltung so wichtig? URL: http://bildungsklick.de/pm/4807/thema-schulbuch-warum-ist-schulbuchgestaltung-so-wichtig/ [Letzter Zugiff: 29.10.2015] Böhringer, Joachim / Bühler, Peter / Schlaich, Patrick (2014): Kompendium der Mediengestaltung, Springer-Verlag, Berlin Bollwage, Max (2005): Typografie kompakt, Springer-Verlag, Berlin Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. (Hrsg.)(o. J.): Buch & Kultur URL: http://www.boersenverein.de/de/portal/Buch_und_Kultur/158381 [Letzter Zugiff: 04.11.2015] Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. (Hrsg.)(o. J.): Schulbuch- und Bildungsverlage URL: http://www.boersenverein.de/de/293254 [Letzter Zugiff: 06.11.2015] Büchner, Karin (2003): Schulbuchgestaltung mangelhaft! URL: http://www.k-buechner. de/beraten/werkstatt/schulbuch.html [Letzter Zugiff: 06.11.2015] Cornelsen Schulverlage (Hrsg.)(2014): Presse-Meldung scook URL: http://www. cornelsen-schulverlage.de/home/1.c.3402515.de [Letzter Zugiff: 11.12.2015] Dilba, Eberhard (2008): Typografie-Lexikon, Books on Demand GmbH, Norderstedt Dunkl, Martin (2015): Corporate Code: Wege zu einer klaren und unverwechselbaren Unternehmenssprache, Springer Fachmedien Wiesbaden

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literaturverzeichnis

Ebner, Martin / König, Monika (2012): E-Books in der Schule: Eine Evaluierung von E-Book-Formaten und E-Book-Readern hinsichtlich ihrer Eignung für Schulbücher, Verband Bildungsforschung, Ausgabe 1 Fedtke, Stephen / Reinerth, Lisa (2012): Erfolgreich publizieren im Zeitalter des E-Books, Springer Fachmedien Wiesbaden Feldmann, Wolf-Rüdiger (2014): Welche systemische Bedeutung haben Bildungsmedien für die Schule?, PDF abrufbar unter URL: www.bildungsmedien.de/veranstaltungen/ bildungskonferenz/bildungskonferenz-hamburg-2014/bk14_feldmann.pdf [Letzter Zugiff: 03.01.2016] Forssman, Friedrich / Willberg, Hans Peter (2005): Lesetypografie, Verlag Hermann Schmidt, Mainz Georg Eckert Institut (Hrsg.)(o.J.): Abteilung Schulbuch als Medium, URL: http:// www.gei.de/abteilungen/schulbuch-als-medium.html [Letzter Zugiff: 22.11.2015] Glaser, Cornelia (2012): Didaktische Typografie: Eine vergleichende Analyse zur typografischen Gestaltung von Schulbüchern des Faches Deutsch Gorbach, Rudolf Paulus (2013): Typografie intensiv: Ein Handbuch für Einsteiger und Profis, August Dreesbach Verlag Gudjons, Herbert (2012): Pädagogisches Grundwissen, UTB GmbH Hacker, Hartmut (1980): Das Schulbuch: Funktion und Verwendung im Unterricht, Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn Hammer, Norbert (2008): Mediendesign für Studium und Beruf, Springer-Verlag, Berlin Heiligenstadt, Frauke (2015:) Rede anlässlich der Verleihung des digita, URL: https:// www.digita.de/service/2015/service_reden15_heiligenstadt.htm [Letzter Zugiff: 28.11.2015] Hofhues, Sandra (2005): Lernen im Kontext von Wissen, Emotion und Feedback, Universität Augsburg

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literaturverzeichnis

Jank, Werner / Meyer, Hilbert (2002): Didaktische Modelle, Cornelsen Scriptor, Berlin Kordes, René (2015): Elektronische Schulbücher: Potenziale für den Einsatz im Unterricht, Diplomica Verlag Korthaus, Claudia (2014): Grundkurs Typografie und Layout: Für Ausbildung und Praxis, Galileo-Design Linotype (Hrsg.)(o. J.): eText-Fonts URL: http://image.linotype.com/files/pdf/Monotype_eText.pdf [Letzter Zugiff: 05.12.2015] LucasFonts (Hrsg.)(o.J.): The Thesis project URL: http://www.lucasfonts.com/fonts/ thesis-family/about/ [Letzter Zugiff: 05.12.2015] Nadolski, Dieter (1984): Didaktische Typografie: Informationstypografie, pädagogische Typografie, Fachbuchverband Leipzig Roth, Mareike / Saiz, Oliver (2014): Emotion gestalten: Methodik und Strategie für Designer, Birkhäuser Verlag GmbH Schlösser, Barbara (2012): Die Gestaltung moderner Lehrbücher, Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden Schröer, Kerstin (2004): Leselust statt Lesefrust -motivierende und lerneffektive Lehrbuchgestaltung für den Deutschunterricht der Sekundarstufe I an Gymnasien, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (FH) Stapelkamp, Torsten (2007): Screen- und Interfacedesign, Springer-Verlag, Berlin Tagesspiegel (Hrsg.)(2012): Auf den Lehrer kommt es an, URL: http://www.tagesspiegel.de/wissen/bildungsmesse-didacta-letztlich-ist-entscheidend-wie-die-lehrer-damitumgehen/6214220-2.html [Letzter Zugiff: 16.11.2015] Verband Bildungsmedien, Feldmann (Hrsg.)(2012): Zwischen Vision und Illusion: der digitale Unterricht, URL: http://www.boersenblatt.net/565076/ [Letzter Zugiff: 16.12.2015] Willberg, Hans-Peter (2001): Wegweiser Schrift, Hermann-Schmidt-Verlag, Mainz

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literaturverzeichnis

analysierte schulbücher cornelsen verlag, berlin Biologie Oberstufe Gesamtband (2009): Layoutkonzept, Layout und technische Umsetzung: Miriam Bussmann Umschlaggestaltung: Klein & Halm, Berlin Biosphäre 1 (2010): Layoutkonzept, Umschlaggestaltung, Layout und technische Umsetzung: SOFAROBOTNIK GbR, Augsburg & München Biosphäre 2 (2012): Layoutkonzept, Umschlaggestaltung, Layout und technische Umsetzung: SOFAROBOTNIK GbR, Augsburg & München Biosphäre 3 (2014): Layoutkonzept, Umschlaggestaltung, Layout und technische Umsetzung: SOFAROBOTNIK GbR, Augsburg & München

ernst klett verlag, stuttgart Markl Biologie 1 (2014): Gestaltung und Umschlaggestaltung: Petra Michel, Gestaltung & Typografie, Bamberg Natura 1 (2013): Layoutkonzeption, Gestaltung und Umschlaggestaltung: KOMA AMOK, Kunstbüro für Gestaltung, Stuttgart

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abbildungsverzeichnis

abbildungsverzeichnis Abb. 1

Vorsatz Markl Biologie, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5

Abb. 2

Typografie für lineares Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15

Abb. 3

Typografie für informierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Abb. 4

Typografie für differenzierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Abb. 5

Typografie für konsultierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Abb. 6

Typografie für selektierendes Lesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25

Abb. 7

eText-Fonts, Linotype . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Abb. 8

eText-Fonts Gegenüberstellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37

Abb. 9-11

Markl Biologie 1, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42

Abb. 12-14 Natura 1, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 Abb. 15-18 Biosphäre 1-3, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 Abb. 19-21 Biologie Oberstufe, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 Abb. 22

Inhaltsverzeichnis Markl Biologie 1, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . 46

Abb. 23

Inhaltsverzeichnis Biosphäre, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . . 47

Abb. 24

Inhaltsverzeichnis Natura 1, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . . 47

Abb. 25

Inhaltsverzeichnis Biologie Oberstufe, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . 48

Abb. 26

Struktur Markl Biologie 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49

Abb. 27-28 Markl Biologie 1, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 Abb. 29

Natura 1 Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51

Abb. 30

Natura 1 Doppelseitenlayout, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . 51

Abb. 31

Biosphäre 2 Einbandgestaltung, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . 52

Abb. 32

Biosphäre 2 Struktur, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52

Abb. 33-34 Biospähre 2 Doppelseitenlayout, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . 52 Abb. 35

Biologie Oberstufe Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Abb. 36

Biologie Oberstufe Doppelseitenlayout, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . 53

Abb. 37

Natura 1, Leitsysteme, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54

Abb. 38

Markl Biologie 1, Nutzerhinweise, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . . . 55

Abb. 39-44 Markl Biologie 1, Natura 1, Biosphäre Kolumnentiel . . . . . . . . . . . . 56 Abb. 45-50 Biosphäre, Biologie Oberstufe Kolumnentitel . . . . . . . . . . . . . . . . 57 Abb. 51

Natura 1, Kapitelzusammenfassung, Ernst Klett Verlag . . . . . . . . . . 58

Abb. 52-59 Farbeinsatz: Markl Biologie 1, Biosphäre, Biologie Oberstufe . . . . . . . 59

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abbildungsverzeichnis

Abb. 60

Thesis Kernschrift, Biosphäre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 61

Abb. 61

Layout mit zwei Kernschriften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Abb. 62

Thesis Sans in Biologie Oberstufe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62

Abb. 63

Layout mit einer Kernschrift . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63

Abb. 64-65 Polo in Markl Biologie 1 und Natura 1 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 Abb. 66-69 Überschriften in Markl Biologie 1 und Natura 1 . . . . . . . . . . . . . . . 64 Abb. 70-73 Überschriften in Biosphäre und Biologie Oberstufe . . . . . . . . . . . . 65 Abb. 74-77 Auszeichnungen in Markl, Natura, Biosphäre, Biologie Oberstufe . . . . 66 Abb. 78-81 Linotype Feltpen in Markl Biologie 1, Natura 1, Biosphäre . . . . . . . . . 67 Abb. 82-86 Biosphäre 1-3, Cornelsen Verlag . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 Abb. 87-90 Projekt Digitale Schulbücher, Screenshots . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 Abb. 91

scook, Startseite . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 78

Abb. 92-93 scook, App-Ansicht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 Abb. 94

scook, Editieransicht im Browser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Abb. 95

Physik 7 Cover, Huber Lehrbücher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 80

Abb. 96

Fonts aus Physik 7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

Abb. 97

Physik 7 im Quer- und Hochformat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81

tabellen Tab. 1

Kriterien der didaktischen Typografie, Print . . . . . . . . . . . . . . . . 71

Tab. 2

Kriterien der didaktischen Typografie, Digital . . . . . . . . . . . . . .

83

95


E 96


1.1

eidesstattliche erklärung Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Bachelorarbeit mit dem Thema „Didaktische Typografie in Print- und Digitalmedien“ selbstständig verfasst und keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt, sowie die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit habe ich bisher keinem anderen Prüfungsamt vorgelegt. Berlin, 12. Januar 2016

Lena Rebekka Seelbinder

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musterlayout

1.1

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musterlayout

anhang Beruhend auf den Erkenntnissen aus der Schulbuch-Analyse legt die Autorin ergänzend zu ihrer schriftlichen Arbeit „Didaktische Typografie in Print- und Digitalmedien“ ein selbstentworfenes Beispiellayout bei.

musterlayout Das Musterlayout zeigt den Auszug eines Templates für ein Schulbuch für Schüler der Klassenstufe 6/7. Es wurde so gestaltet, dass sich die markantesten Eigenschaften der didaktischen Typografie komprimiert auf je eine Doppelseite darin wiederfinden. Der Inhalt ist unabhängig vom Medium, daher sind die Texte und Abbildungen austauschbar und dienen lediglich der exemplarischen Ansicht. Das Musterlayout gliedert sich in zwei Varianten, eine für Print-Werke sowie eine für digitale Publikationen. In der Analyse der Bachelorarbeit zeigten sich deutliche Schwächen in den gegenwärtigen digitalen Schulbüchern der Verlage Ernst Klett und Cornelsen. Das hier vorliegende Template für E-Books soll verdeutlichen, wie elektronische Schulbücher effektiver gestaltet werden könnten, indem dynamische Inhalte eingebaut werden. Der Prototyp ist für einen offenen Standard, wie EPUB 3 mit fixem Layout, angedacht. Möglichkeiten zur Interaktivität sowie Audio- und Videosequenzen werden konzeptionell im digitalen Template dargestellt und bieten einen sinnvollen Mehrwert gegenüber der klassischen Printvariante.

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DIE HAUSKATZE

Viele Stubentiger leben in deutschen Haushalten

Wissenschaftl. Name: Felis silvestris catus

Die Hauskatze ist eine Unterart der Wildkatze und deren Haustierform. Sie ist ein Fleischfresser und zählt zu den beliebtesten Heimtieren. „Hauskatze“ wird für Katzen mit einer breiten Vielfalt von Wuchstypen und Fellfarben verwendet, die zwar in mehr oder weniger direktem Kontakt mit dem Menschen leben, aber keiner bestimmten Rasse angehören. Verbreitung Hauskatzen stehen den Rassekatzen gegenüber, die durch mehrjährige gezielte Züchtung entstanden sind. Als Haustier kommt

12

102

die Hauskatze weltweit in allen vom Menschen besiedelten Gebieten vor. Sie kann als wild oder verwildert lebendes Tier aber nur in klimatisch warmen oder gemäßigten Zonen unabhängig von subsidiären menschlichen Einflüssen leben. Sie ist ein Folgetier. Auch in den biogeographisch lange isolierten Lebensräumen Australiens und Neuseelands, in die sie durch den Menschen eingebracht wurde, konnte sie sich sehr schnell anpassen, beeinflusst dort jedoch zusammen mit einer Vielzahl anderer Neozoen die vorhandenen einzigartigen Ökosysteme.


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1.1



23

Schädel Rippe nur mit den Zehen auf. Die Katze ist ein Wildtyp besitzt eine M-förmige Zeichnung Äußere Merkmale Zehengänger. Sie kann sehr gut klettern und Schulterblatt Wirbelsäule große Sprünge auf der Stirn, von den Augen zu machen. Seite Hierbei ge- hilft der Die Merkmale der Hauskatze schwanken je Schwanz, das Gleichgewicht zu halten. Ihre hende „Kajal“-Striche, einen dunklen Aal-Die Katze ist nach Verbreitungsgebiet. Bei den gezüchWirbelsäule ist sehr beweglich. ein Wirbeltier. Mit den spitzen Eckzähnen strich und dunkle Querstreifen (oder auch teten Formen sind sie von den Rassestantötet die Katze ihre Beutetiere wie zum Beispiel Mäuse und Vögel, aber auch KaninTupfen) an den Körperseiten. Beine undNackenbiss. dards abhängig, bei den kulturfolgenden chen und Frösche durch einen kräftigen Reißzähne wirken wie eine Schwanz sind ebenfalls Die dunkel gebändert. Hauskatzen unterliegen sie dem jeweiligen Brechschere und dienen dem Zerbrechen von Knochen und dem Zerkleinern der Schienbein Ihre Farbe variiert von grau-schwarz bis zu Selektionsdruck, der von den natürlichen Beute. Die Katze hat, wie der Hund, ein Wadenbein warmen Brauntönen. DieFleischfressergebiss. für die Hauskatze Umweltbedingungen abhängt. SI N Nwerden ESLEISTUNGEN ein Beutetier Zehentypischen Fellzeichnungen als· Um TabHauskatzen sind im Durchschnitt etwa 01 Katze auf knochen aufzuspüren, nutzt die Katze ihren leisder Lauer tungsfähigen Sie kann bei DunkelMittelfußby bezeichnet. Neben dem obenSehsinn. beschriefünfzig Zentimeter lang und vier Kiloknochen heit fast genauso gut sehen wie bei Tageslicht.genannt, Bei der Jagd hilft ihr auch ihr sehr 03 Skelett der Katze benen Wildtyp, mackerel haben gramm schwer mit einer großen VariationsDie Katze – ein Schleichjäger guter Hörsinn. Die Ohren können aufAbb. 1: Katzenskelett sich weitere Zeichnungengestellt undundeine Vielzahl breite von ca. 2,5 kg bis ca. 8 kg. In Verbreigedreht werden, wodurch auch Berührungen wahrnehmen. So gelingt es Tief geduckt und mit gespitzten Ohren lau- zum Sprung ab und packt die Maus mit das Piepsen und das Nagen von kleinen der Katze, auch bei vollständiger Dunkelan Fellfarben herausgebildet. In Europa, tungsgebieten mit kälterem Klima sind die Beutetieren über eine weite Entfernung heit Hindernissen auszuweichen. Neben ert die Katze im Feld. Fast bewegungslos ihren scharfen Krallen. Sie tötet das Beutenoch sehr genau wahrgenommen werden dem Tastsinn kann sich die Katze in der sitzt sie dort und beobachtet mit weit geöff- tier mit einem Biss. Katzen jagen in ihrem Nordamerika Katzen allgemein schwerer und größer, in Sie sind neten Augen ihre Beute. Wie schaff t es die Revier alleine. Einzelgänger. Wie istund Australien können. überwiegt die Nacht auch auf ihre ausgezeichneten Augen Katze, eine flinke Maus zu fangen? der Körper der Katze an ihr Jagdverhalten Geruchssinn ist zwar schlechter aus- verlassen. Die hervorragenden Sinnesleisgestromte Zeichnung, dieDer oft mit einer teilwärmeren Gebieten sind sie leichter.angepasst? gebildet als der eines Hundes, aber dennoch tungen ermöglichen ein Jagen im Dunkeln. JAGDVERHALTEN · Hat die Katze eine Maus mehr als doppelt so gut wie der eines Men- Die Katze ist ein Nachtjäger. weisen Weißfärbung verbunden ist. Die Länge des Schwanzes beträgt etwa 25 entdeckt, schleicht sie sich sehr langsam, KÖRPERBAU · Mit ihren kurzen Beinen schen. Er hilft nicht nur bei der Jagd, sontief geduckt und fast lautlos an das Beute- kann sich die Katze in geduckter Haltung dern auch bei der Erkennung von RevierDie Ohren der Hauskatze stehen aufrecht, bis 30 Zentimeter. Eine Ausnahme hat dabei 1 Beschreibe die verschiedenen Körpertier heran. Die Katze ist ein Schleichjäger. In anschleichen. Die Krallen kann sie im Gemarkierungen. haltungen der Katze bei der Jagd! gensatz zum Hund einziehen. Mit ihren Sprungnähe von verharrt sie dann fast regungsMit sensiblen Tasthaaren und gelingt es der Katsind breit am Ansatz, dreieckförmig die Manx-Katze der Insel Man, die ohne Beschreibe die Angepasstheiten des los und verliert dabei die Maus nicht aus weichen Ballen tritt sie wie mit „Samtpfoze, sich auch in der Dunkelheit sicher zu be- 2 ten“ auf und wirdan von den ihren Beutetieren Katzenkörpers an die Lebensweise Augen. Die Katze lauert. Blitzschnell wegen. Die weit Spitzen leicht gerundet. Sieabstehenden könnenSchnurrhaare Schwanzdengeboren wird. Die Schulterhöhe der Katze! stößt sich die Katze mit den Hinterbeinen nicht gehört. Wie der Hund tritt auch sie und andere Borstenhaare am Kopf können unabhängig voneinander in verschiedene beträgt 30 bis 35 Zentimeter. Männliche Richtungen gedreht sowie gänzlich flach an Tiere sind etwas größer als weibliche. So den Hinterkopf angelegt werden. Die Augen beträgt die durchschnittliche Kopf-Rumpf02 Katze bei sind nach vorne gerichtet und ermöglichen Länge verwildert auf der Macquarieinsel der Jagd so räumliches Sehen. vorkommender männlicher Hauskatzen 52,2 Zentimeter, die Schwanzlänge 26,9 Stütz- und Bewegungsapparat Zentimeter und das Gewicht 4,5 KiloAbb. 2: Katze in der Wohnung Das Skelett der Hauskatze besteht aus über gramm. Weibchen sind durchschnittlich 230 Knochen. Der Schädel der Katze ist 47,8 Zentimeter lang, besitzen einen 25,2 kurz und robust gebaut. Die Augenhöhle ist Zentimeter langen Schwanz und ein Genicht vollständig knöchern geschlossen, der wicht von 3,3 Kilogramm. hintere Teil wird durch ein bindegewebiges Die National Geographic Society (1981) Band verschlossen. Die Wirbelsäule besteht gibt die durchschnittliche Kopf-RumpfFellfarben siehe S. 15 aus sieben Hals-, 13 Brust-, sieben Lenden-, Länge mehrerer beliebter Katzenrassen drei zum Kreuzbein verwachsenen Kreuzmit 46 Zentimetern und die Schwanzlänge und 20 bis 23 Schwanzwirbeln. mit 30 Zentimetern an. Die Hauskatze im 9783064200005 Inhalt_S023 23

Oberschenkelknochen Beckenknochen

Fersenknochen Fußwurzelknochen

24.08.10 11:44

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Beschreibe die Angepasstheiten des Katzenkörpers an die Lebensweise der Katze! Überlege, warum man Katzen als Folgetiere bezeichnet. Kennst du noch weitere? Partnerarbeit: Erstellt für ein Haustier eurer Wahl einen Steckbrief.

 Katzen kommunizieren durch Körpersprache, Laute und Gerüche. Talgund Schweißdrüsen produzieren die dafür notwendigen Duftstoffe, die durch Reiben, Kratzen und Urin an Gegenständen, Pflanzen und Personen verteilt werden.

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DIE HAUSKATZE

Viele Stubentiger leben in deutschen Haushalten

Die Hauskatze ist eine Unterart der Wildkatze und deren Haustierform. Sie ist ein Fleischfresser und zählt zu den beliebtesten Heimtieren. „Hauskatze“ wird für Katzen mit einer breiten Vielfalt von Wuchstypen und Fellfarben verwendet, die zwar in mehr oder weniger direktem Kontakt mit dem Menschen leben, aber keiner bestimmten Rasse angehören.

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Verbreitung Hauskatzen stehen den Rassekatzen gegenüber, die durch mehrjährige gezielte und dokumentierte Züchtung entstanden sind. Als Haustier kommt die Hauskatze weltweit in allen vom Menschen besiedelten Gebieten vor. Sie kann als wild oder verwildert lebendes Tier aber nur in klimatisch warmen oder gemäßigten Zonen unabhängig von subsidiären menschlichen Einflüssen leben. Sie ist ein Folgetier. Auch in den biogeographisch lange isolierten Lebensräumen Australiens und Neuseelands, in die sie durch den Menschen


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:       

 Äußere Merkmale Die Merkmale der Hauskatze schwanken je nach Verbreitungsgebiet. Bei den gezüchteten Formen sind sie von den Rassestandards abhängig, bei den kulturfolgenden Hauskatzen unterliegen sie dem jeweiligen Selektionsdruck, der von den natürlichen Umweltbedingungen abhängt. Hauskatzen sind im Durchschnitt etwa fünfzig Zentimeter lang und vier Kilogramm schwer mit einer großen Variationsbreite von ca. 2,5 kg bis ca. 8 kg. In Verbreitungsgebieten mit kälterem Klima sind die Katzen allgemein schwerer und größer, in wärmeren Gebieten sind sie leichter. Die Länge des Schwanzes beträgt etwa 25 bis 30 Zentimeter. Eine Ausnahme hat dabei die Manx-Katze von der Insel Man, die ohne Schwanz geboren wird. Die Schulterhöhe beträgt 30 bis 35 Zentimeter. Männliche Tiere sind etwas größer als weibliche. So beträgt die durchschnittliche Kopf-Rumpf-Länge verwildert auf der Macquarieinsel vorkommen-

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 Fellfarben

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 Katzen kommunizieren durch Körpersprache, Geräusche und Gerüche. Talg- und Schweißdrüsen produzieren die notwendigen Duftstoffe, die durch Reiben, Kratzen und Urin an Gegenständen, Pflanzen und Personen verteilt werden.

Galerie: Katzen in der Wohnung

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3D-Modell: Katzenskelett

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Beschreibe die Angepasstheiten des Katzenkörpers an die Lebensweise der Katze! Überlege, warum man Katzen als Folgetiere bezeichnet. Kennst du noch weitere? Partnerarbeit: Erstellt für ein Haustier eurer Wahl einen Steckbrief.

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Fachbereich VI Informatik & Medien  Studiengang Druck- & Medientechnik Betreut durch Prof. Dr.-Ing. Helmut Peschke  Wintersemester 2015/2016


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