Die Billy Best Geschichte - Vorschau

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Die Billy Best Geschichte Krebs mit alternativen Heilmethoden geheilt

Billy Best/Linda Conti

www.jimhumbleverlag.com



Für meine Eltern Wenn ich auf all die Ereignisse in meinem Leben zurückschaue, fühle ich eine tiefe Dankbarkeit, weil ihr immer für mich da gewesen seid, egal was passierte. Ihr habt mich aufgezogen. Ihr habt mich geliebt, ihr habt wegen mir und mit mir gelitten und mit mir gefeiert. Ihr habt aus mir den Menschen gemacht, der ich heute bin. Wie dumm war es von mir, zu glauben, dass ich einfach wegrennen könnte, um allein zu sterben. Ihr habt mich verfolgt und gerettet. Ich wünsche euch allen Segen. Ich liebe euch beide.


Danksagung Mehr als ein Jahr lang arbeitete ich immer wieder an diesem Buch. Wenn ich nicht Maya hätte, die mich immer wieder unterstützte und ermutigte, dann wäre es immer noch auf meiner zu erledigen-Liste. Danke, dass du mir geholfen hast, diesen Punkt abzuhaken. Ich danke jedem, der in diesem Buch erwähnt wird, dafür, dass er mir bei der Flucht, beim Verstecken, bei der Heimkehr und bei meiner Genesung geholfen hat. Ich hätte es nicht ohne die gemeinsamen Bemühungen von euch allen geschafft. Es ist praktisch unmöglich, hier all die anderen aufzuführen, die mich im Laufe der Jahre unterstützt und mein Leben verändert haben. Ich werde es trotzdem versuchen. Ich danke also: Richard Acken, der mir von 714X erzählte und mich in sein Haus einlud. Charlie Pixley für alles, was er für mich getan hat. Den Medien, weil sie die Geschichte verbreitet und eine so wichtige Rolle bei meiner Heimkehr gespielt haben. All den Menschen, die, nachdem sie von meiner Geschichte gehört haben, sich die Zeit nahmen, mir zu schreiben oder mich anzurufen, um mir Informationen über alternative Heilmethoden gegen meinen Krebs zu mitzuteilen. Jedem in Texas, der sich um mich gekümmert hat. Meiner Familie, weil sie mich nicht aufgegeben hat nach all dem Schmerz, den ich ihr verursachte. Kevin und Angel, weil sie mir geholfen haben, als ich anfing, dieses Buch zu schreiben. Martha und Rifat Chaprut und ihrer Familie. Kevin P. Miller. Jen vom Patriot Ledger. Gaston Naessens, weil er die Therapie begründet hat, die mein Leben rettete und seinen Mitarbeitern in Kanada, die mir immer hilfreich zur Seite standen. Katie Hartley und Mike Panarelli, weil sie ihre unglaublichen Geschichten von ihrem Überleben mit mir teilten.


Linda Conti, weil sie immer zur rechten Zeit am rechten Ort war. Ich könnte mir nicht vorstellen, mit irgendeiner anderen Person an diesem Projekt gearbeitet zu haben. Ich kann es kaum erwarten, mit ihr zusammen eine weitere Geschichte zu erzählen.

Billy Best *** Es gab noch verschiedene andere Personen, die einen bedeutenden Beitrag zu diesem Buch geleistet haben. Sie haben dieses Buch korrekturgelesen, wertvolle Beiträge geliefert und ehrliche Kritiken abgeliefert. Ich danke meiner Schwester Sue Traynor und meinen Freundinnen Corey Barrette, Serena Kilawee, Jamie Ghetti und Ellen Griffin. Ich danke ihnen allen dafür, dass sie sich die Zeit nahmen und mich so großartig unterstützten. Ein großer Dank geht auch an Julia Cumes für ihre großartigen Fotos. Sie machte aus meiner Vision eine erstaunliche Realität. Ein herzliches Dankeschön geht an meinen Ehemann Domenico, weil er mir seine unermüdliche Unterstützung und Ermutigung gewährte und weil er es geduldig über sich ergehen ließ, dass ich seit Beginn dieses Projekts fast nonstop über nichts anderes redete! Ich danke auch meiner übrigen Familie und meinen Freunden. Ich glaube, ich habe während des letzten Jahres in praktisch jedem Gespräch mit ihnen „das Buch“ erwähnt. Danke, dass ihr das so lange ertragen habt!

Und nicht zuletzt danke ich natürlich Billy dafür, dass er mich mit dieser Geschichte beauftragte und mir diese fantastische Chance gab. Nie zuvor hat mir ein Werk so viel Freude bereitet.

Linda Conti Sandcastle Memoirs


Die Billy Best Geschichte Krebs mit alternativen Heilmethoden geheilt

Billy Best/Linda Conti Copyright deutsche Ausgabe© 2014 – Verlag: Jim Humble Verlag

Das Neue Licht / Jim Humble Verlag Graafseweg 199, 6531 ZR, Nijmegen www.dasneuelicht.com www.jimhumbleverlag.com Erste Auflage: Mai 2014 ISBN: 9789088790966 Print-Ausgabe ISBN: 9789088790973 Ebook-Ausgabe

Übersetzung: Klaus Peter Kubiak Cover: Isis Sousa Cover-Foto: Julia Cumes, juliacumesphoto.com. – Coast Guard Beach, Cape Cod National Seashore, Eastham, MA. Amerikanischer Titel: The Billy Best story – Sandcastle Memoirs

Die Vervielfältigung und/oder (digitale) Speicherung von Teilen dieser Ausgabe bzw. deren Veröffentlichung durch Druck, Mikrofilm, Bildaufnahmen oder auf sonstige Weise, sei es chemisch, elektronisch oder mechanisch, bedarf immer der vorherigen, schriftlichen und ausdrücklichen Zustimmung des Verlegers.


Inhaltsverzeichnis Einleitung - Wie alles begann............................................................................. 9 1. Der Unfall ..................................................................................................... 12 2. Wieder gesund .............................................................................................. 22 3. Symptome..................................................................................................... 25 4. Tante Judy .................................................................................................... 33 5. Die Diagnose ................................................................................................ 37 6. Tests ............................................................................................................. 40 7. Chemotherapie.............................................................................................. 45 8. Die Flucht ..................................................................................................... 51 9. Eine verzweifelte Suche ............................................................................... 60 10. Houston ...................................................................................................... 64 11. Medienspektakel ......................................................................................... 80 14. Katie ......................................................................................................... 108 15. Mike ......................................................................................................... 116 16. 714x und Essiac-Tee und Diät .................................................................. 120 17. Verbreitet die Botschaft............................................................................ 130 18. Das nächste Kapitel .................................................................................. 148 Endnoten......................................................................................................... 150 Wie sie sich getroffen haben .......................................................................... 152



Die Billy Best Geschichte

Einleitung Wie alles begann Ich kam im März 1978 in Stoughton, Massachusetts auf die Welt. Meine leibliche Mutter hieß Dawn, und sie war siebzehn, als ich geboren wurde. Viele Jahre später, als ich sie endlich persönlich kennenlernte, erfuhr ich ein wenig über ihr Leben und die Geschichte meines etwas unsanften Eintreffens in dieser Welt. *** Dawns eigene Mutter verließ die Familie, als sie erst vier Jahre alt war, und ihr Vater war plötzlich damit konfrontiert, sie und ihre Geschwister selbst aufzuziehen. Dieser alltägliche Kampf ums Überleben war manchmal zuviel für eine einzelne Person. Im Alter von neun entschied sich Dawn, bei ihrer Mutter zu leben, und in den folgenden Jahren wurde sie ständig zwischen den Eltern hin und her geschoben, bis sie schließlich bei ihrem Vater blieb. Während ihrer Teenagerjahre war Dawn nach eigenen Aussagen ein „wildes Kind“, und sie stellte für ihren alleinerziehenden Vater eine ziemliche Herausforderung dar. Als Heranwachsende schloss sie sich den falschen Leuten an, und das hatte, zusammen mit den Schwierigkeiten in ihrer eigenen Familie, einen ziemlich starken Einfluss auf ihr ungestümes wildes Leben. Als sie sechzehn war, hatte Dawn eine kurze Affäre mit einem älteren Mann, einem Indianer. Ich war das unerwünschte Ergebnis dieser Begegnung. Sie sah den Mann niemals wieder, und er hatte wohl auch keine Ahnung, dass er einen Sohn in die Welt gesetzt hatte. Während der ersten Wochen meines Lebens beobachtete mein Großvater die vergeblichen Anstrengungen meiner Mutter, den täglichen Anforderungen zu genügen, die ein Kleinkind an seine Mutter stellte. Er kam zu dem Schluss, dass sie absolut nicht in der Lage war, dieser Verantwortung gerecht zu werden. Außerdem war es in dem kleinen Haus viel zu eng, und es dauerte nicht lange, bis er ihr mitteilte, dass sie zusammen mit ihrem kleinen Sohn ausziehen müsste. 9


So hartherzig das zu dem damaligen Zeitpunkt auch erschien, war es doch die einzige Möglichkeit, Dawn klarzumachen, dass sie weder über die Fähigkeit noch über die Mittel verfügte, sich um ein neugeborenes Kind zu kümmern – und ich brauchte dringend ein stabiles Zuhause. *** Das Ganze hätte sich so entwickeln können, dass man mich von einer Pflegefamilie an die nächste weiterreichte. Aber ich hatte Glück. Im Alter von sieben Monaten wurde ich von meinen jetzigen Eltern adoptiert. Mit ihnen an meiner Seite und mit meiner Schwester Jenny, die ein Jahr älter war als ich, war unsere glückliche Familie komplett. Im Laufe der Jahre machten wir zusammen die üblichen Probleme durch, mit denen Eltern und Kinder so konfrontiert werden. Es war die übliche Entwicklung – typisch für eine Familie mit zwei lebhaften Kindern. Unser tägliches Leben war von Arbeit, Schule, Sport und Gemeinschaft bestimmt. Wir genossen unsere Gegenwart und planten unsere Zukunft. *** Im Alter von sechzehn geschah dann das Unerwartete: Man stellte bei mir ein Hodgkinsches Lymphom fest. Ich werde Ihnen nun meine Geschichte über meinen Sieg über den Krebs erzählen und von den alternativen Mitteln (714X, Essiac-Tee), natürlichen Lebensmitteln und natürlichen Nahrungszusätzen, die ich verwendete, um mein Immunsystem zu stärken und die Krankheit von innen heraus zu bekämpfen. Hat mich mein indianisches Erbe irgendwie unbewusst davon abgehalten, die Chemo- und Strahlentherapie zu akzeptieren, die mir angeboten worden waren? Ich halte das durchaus für möglich. Hat meine Religion und mein Glaube an ein höheres Wesen mich beschützt und mir den Weg zur Heilung gewiesen? Ich bin davon fest überzeugt. *** Als ich dieses Buch schrieb, war es nicht meine Absicht, die traditionelle Medizin, die Forschung oder die Behandlungsmethoden unseres Landes zu kriti10


Die Billy Best Geschichte sieren oder in Verruf zu bringen. Es ist lediglich mein Wunsch, den Leuten meine Geschichte mitzuteilen und sie darüber zu informieren, dass es wirksame und natürliche alternative Heilmethoden gegen den Krebs gibt – und dass sie bei mir funktioniert haben. Dies ist eine Geschichte des Glaubens, der Entschlossenheit und letztendlich auch des Erfolgs gegen den bösartigen Eindringling, der sich in meinem Körper breitgemacht hatte. Ich hoffe, dass Sie meine Hoffnung teilen, wenn Sie diese Geschichte lesen, und dass Sie jeden Tag bewusster erleben.

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1. Der Unfall

Während ich auf all die Ereignisse zurückschaue, die mein Leben bestimmt haben, sehe ich, dass es viele bedeutende Momente gibt, die ich niemals vergessen werde – Momente, die die Richtung, die mein Leben nahm, dramatisch veränderten. Da gibt es einen, der so fest in meiner Erinnerung verankert ist, dass allein der Gedanke daran mich schlagartig in die Vergangenheit zurückversetzt. Obwohl doch schon soviel Zeit vergangen ist, steht jede Einzelheit kristallklar vor meinen Augen. Es war der 14. November 1992. *** Es war ein kühler Samstag, Mitte November. Ich war ein gesunder vierzehnjähriger Jugendlicher, der gerade an der Highschool angefangen hatte. Ein guter Freund von mir – Alex – und ich waren mit dem Bau einer SkateboardRampe in unserem Hinterhof beschäftigt. Das Skateboarding hatte ich erst wenige Jahre zuvor in Kalifornien erlernt. Ich war vom ersten Augenblick an davon fasziniert, und als ich merkte, dass ich nicht nur in der Lage war, mich auf dem Brett zu halten, sondern auch damit zu manövrieren, wurde ich praktisch süchtig danach. Und ich war sehr gut! Die ganze Sache entwickelte sich sehr rasch zu einer Leidenschaft. Ich sprang in jeder freien Minute auf mein Brett und skatete Stundenlang in meiner Nachbarschaft herum. Ich nutzte jeden Quadratmeter Asphalt. Ich genoss den weichen Klang der Räder. Bei jeder Gelegenheit sprang ich auf das Brett und fuhr los. Ich lernte und praktizierte alle möglichen Tricks. Meine Lieblingsübung war es, hoch in die Luft zu springen und dann das Geräusch zu hören, das meine Räder machten, wenn sie wieder den Boden berührten. Im Laufe der Jahre bildete sich eine enge Freundschaft mit den anderen Skateboardern, und ich lernte durch den Sport eine Menge Leute kennen. Wir forderten uns gegenseitig zu immer höheren Sprüngen heraus, und wir jubelten jedem zu, der den anderen darin übertroffen hatte. Jeder von uns war davon überzeugt, dass er eines Tages so gut wie die Profis sein würde. 12


Die Billy Best Geschichte Alex und ich hatten bereits die Rampe in unserem Hinterhof aufgestellt. Wir mussten nur noch einige Schrauben und Bolzen aus dem Laden in der Innenstadt besorgen. Also hüpften wir auf unsere Boards und glaubten, dass wir schnell wieder zurück sein würden. Wie sich herausstellte, dauerte es aber länger als wir erwartet hatten, und als wir wieder zurückkehrten, war es dunkel. An der Straße, die wir entlanggingen, gab es keine Bürgersteige, also skateten wir so nah am Rand wie möglich. Es herrschte starker Verkehr, und ich trug dunkle Kleidung. Ich fühlte mich nicht sehr sicher, weil ich die Wagen, die von hinten auf uns zukamen, nicht sehen konnte. Ich wusste, dass sie mich auch nicht sehr gut sehen konnten. Sobald sich die Gelegenheit ergab, die Straße zu überqueren, winkte ich Alex zu, mir auf die andere Seite zu folgen. Wir überquerten also die Straße, und fühlten uns danach viel sicherer. Jetzt konnte ich die Wagen sehen, die auf uns zukamen, und wenn mir einer zu nahe zu kommen drohte, konnte ich immer noch auf den Seitenstreifen ausweichen. Während ich fuhr, schaute ich nach hinten. Alex fiel etwas zurück, also rief ich ihm zu, dass er sich beeilen sollte. „Ich komme schon!“, rief er zurück. „Beeil dich“, rief ich noch einmal. „Wir müssen nach Hause.“ Im nächsten Moment, bevor ich auch nur meinen Kopf drehen konnte, wurde ich von einem Wagen erwischt. Ich hatte ihn nicht kommen sehen. In weniger als einem Sekundenbruchteil wurde mein rechter Arm vom Seitenspiegel eines Müllautos, eines Eintonners, getroffen. Der Laster fuhr mit einer Geschwindigkeit von etwa 45 Meilen pro Stunde, und der Aufprall war wirklich enorm. Als ich auf dem Boden aufschlug, dauerte es einige Sekunden, bis ich wusste, was passiert war. Alex sprang von seinem Brett und kam auf mich zugerannt. „Billy! Mein Gott! Billy, bist du OK?“ Ich stöhnte, aber es gelang mir, mit dem Kopf zu nicken. Er kniete bei mir nieder und behielt dabei den Verkehr im Auge, der immer noch an uns vorbeirauschte. „Wir müssen deine Füße von der Straße bekommen!“ schrie er. Ich war mit meinem Rücken gegen einen Telefonmast geknallt, aber meine Füße waren 13


immer noch ausgestreckt. Das war gefährlich bei den ganzen Autos, die vorbeifuhren. „Hier ist es zu gefährlich“, sagte er. „Kannst du aufstehen?“ Irgendwie gelang es mir, Nein zu sagen. Ich versuchte, mich zu bewegen, aber das ging nicht. Ich konnte meine Zehen und meinen Kopf ein wenig bewegen, also wusste ich, dass ich nicht gelähmt war. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich am Boden festklebte. Also lag ich einfach da, mit meinen Füßen auf der Straße. Der Fahrer des Lasters hatte angehalten und kam jetzt mit einer Taschenlampe auf uns zugelaufen. „Oh, mein Gott! Bist du OK? Um Gottes Willen! Ich habe dich nicht gesehen!“ Er drückte Alex die Taschenlampe in die Hand und rief: „Halte die Lampe auf ihn. Ich hole schnell Hilfe“ Er sprang wieder in seinen Wagen und raste zum nächsten Polizeirevier, das weniger als eine Meile entfernt war. So lag ich also da auf der Straße. Ich war nicht in der Lage, mich zu bewegen, und Alex konnte nichts dagegen tun. Als ich so dort lag, nahm er einige Gummibärchen aus seiner Hosentasche. „Möchtest du welche?“, fragte er mich leise. Ich wollte natürlich, und ich dachte, das wäre doch wohl ein Zeichen dafür, dass ich nicht zu stark verletzt wäre. Alles würde wieder in Ordnung kommen. Aber es sollte nicht lange dauern, bis mir klar wurde, dass meine Verletzungen sehr viel schwerer waren als ich es mir vorgestellt hatte. Ich geriet ein wenig in Panik, als ich die Sirene des Krankenwagens hörte. Das war nicht einer der Rettungswagen, deren Sirenen man ständig in der Ferne hört. Dieser kam wegen mir! Ich versuchte, ruhig zu bleiben. Die Sirene wurde immer immer lauter, und bevor ich wusste, was los war, kam der Krankenwagen bereits angefahren; sämtliche Signale blinkten. Einer der Rettungssanitäter sprang heraus und eilte sofort zu mir. Er kniete sich vor mich und fragte mich nach meinem Namen.

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Die Billy Best Geschichte „Billy.“ „Okay, Billy, alles klar! Wo tut es weh?“ Ich sagte ihm, dass mein Arm schmerzte, und dass ich mich nicht bewegen könnte. Sie hoben mich auf einen Bahre in den Krankenwagen. Zuerst zerschnitten sie meine Schuhbänder und zogen mir die Schuhe und die Socken aus. Einer von ihnen kniff mir in die Zehen. „Kannst du das fühlen?“, fragte er. Ich konnte, und das war ein gutes Zeichen. Sie sahen, dass ein Ring an meiner linken Hand zerbrochen war, und der Finger blau anlief. „Den nehmen wir jetzt ab“, sagte einer von ihnen. Sie nahmen ein seltsames Instrument und zerschnitten den Ring, um den Finger vom Druck zu befreien. Als nächstes kam die Jacke an die Reihe. „Schauen wir uns seinen Arm an. Die Jacke muss weg.“ Ich trug eine ganz neue Jacke, die ich wirklich mochte. Und sie wollten sie zerschneiden! Ich wollte aber nicht, dass sie ruiniert wurde. Ich machte einen schwachen Versuch, sie auszuziehen, aber das hatte überhaupt keinen Zweck. Der Schmerz war kaum auszuhalten. Sie nahmen eine Schere und schnitten den Ärmel ab. Keiner von uns wusste es, aber der Ärmel war so ziemlich das Einzige, was meinen Arm noch an meinem Körper festhielt. Als sie den Ärmel abschnitten, fiel meine Hand auf den Tisch. Ich sah, wie meine Knochen aus der Haut hervortraten, und meine Hand lag auf dem Tisch neben meinem Ellbogen. Ich hörte, wie einer der Sanitäter schrie: „Oh, mein Gott!“ Das war der schrecklichste Augenblick in meinem ganzen Leben. „Werde ich jetzt sterben?“, schrie ich. Ich war kurz davor, meine Fassung zu verlieren. „Nein, Billy, mach dir keine Sorgen. Du kommst wieder in Ordnung!“ „Habe ich einen Schock?“ „Nein, du hast keinen Schock. Du kommst wieder in Ordnung. Wir bringen dich jetzt erst mal ins Krankenhaus.“ „Können Sie mir nicht eine Narkose verpassen?“, flehte ich sie an. „Der Schmerz ist kaum auszuhalten.“

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„Das können wir nicht. Du musst unbedingt bei Bewusstsein bleiben.“ Sie sagten mir, dass ich ruhig schreien könnte. Und das tat ich dann auch. Als wir die Notaufnahme im South Shore Hospital erreichten, war der Schmerz schier unerträglich. Die Krankenschwester kippte Jod auf meine Verletzungen und verpasste mir eine Dosis Morphin. Die erste Spritze bewirkte absolut gar nichts. Ich wurde für die Operation vorbereitet, als meine Eltern eintrafen. „Es tut mir leid“, sagte ich immer wieder. „Es geht mir gut. Es tut mir leid. Ich brauche wirklich etwas gegen die Schmerzen. Bitte besorgt mir etwas gegen die Schmerzen!“ „Sie bringen dir schon etwas, Schatz. Sie bringen gleich etwas.“ Meine Mutter versuchte verzweifelt, mich zu trösten. Die Krankenschwestern gaben mir noch zwei Spritzen. Aber das half auch nicht sehr viel. Anscheinend durften sie mir keine weitere geben, aber es reichte einfach nicht aus. Glücklicherweise wurde ich dann ohnmächtig. Ich wachte auf, weil jemand laut schrie. Ich öffnete meine Augen gerade rechtzeitig, um noch zu sehen, wie meine Schwester aus dem Aufwachzimmer stürzte. Jenny arbeitete gerade in ihrer ersten Stellung in der Brigham's Eisdiele in der Hanover Mall, als sie den Anruf erhielt. Sie war damals erst fünfzehn. Offensichtlich hatte derjenige, der ihr die Nachricht überbrachte, dies nicht sehr schonend gemacht. Das arme Mädchen war ganz hysMeine geschwollenen Finger terisch. Anstatt ihr behutsam beizubringen, dass ihr Bruder mit einem gebrochenen Arm im Krankenhaus liege, hatte ein Freund von uns ihr gesagt, dass ich von einem Laster überfahren worden wäre. Als ich erwachte und sie schreien hörte, zitterte ich unkontrolliert. Ich hörte, wie jemand um eine warme Decke bat. Dann wurde ich wieder ohnmächtig. Ich musste etwa zwei Wochen lang in dem Krankenhaus bleiben. Während der Zeit wurden die Finger meiner rechten Hand so dick wie Würste. Während der ersten Tage im Krankenhaus war ich niemals ganz bei mir. Meine einzige Ak16


Die Billy Best Geschichte tivität bestand darin, den Morphinknopf zu drücken. Jedes Mal wenn ich aufwachte, hatte ich schreckliche Schmerzen. Und wenn ich dann den Knopf drückte, wurde ich wieder bewusstlos. Meine Mutter war ständig da, aber ich konnte mich nicht zusammenhängend ausdrücken. Ich hatte angefangen zu halluzinieren. Als die Ärzte das Mittel reduzierten, fingen die schrecklichen Schmerzen wieder an. Mein rechter Arm befand sich in einem enormen Gipsverband, aus dem nur meine Finger herausragten. Während die Wirkung des Morphins allmählich nachließ, fühlte sich mein Arm an, als ob er Feuer gefangen hätte. Meine Mutter versuchte, ihn zu kühlen, indem sie ein kaltes Tuch auf meine Hand legte, aber die geringste Berührung verursachte bereits enorme Schmerzen. Alles, was sie tun konnte, war, eine Pipette für Augentropfen zu benutzen, um meine Finger mit Eiswasser zu benetzen. Jeder einzelne Tropfen fühlte sich so an, als ob man mir mit einem Hammer auf die Finger hauen würde. Aber seltsamerweise sorgte die Kühle dafür, dass ich ein wenig Erleichterung für meine brennende Haut fühlte. Es dauerte einige Tage, aber schließlich fühlte ich mich ein wenig besser. Eine junge Krankenschwester kam und erklärte mir, was mit mir passiert war: Ich hatte durch den Zusammenstoß einen komplizierten Bruch erlitten. Der Rückspiegel des Lasters hatte meinen Arm so schwer erwischt, das er aus dem Gelenk gerissen worden war. Und dieses Trauma hatte auch die Knorpel in meiner Hand in Mitleidenschaft gezogen. Als nächstes erklärte sie mir die verschiedenen Schläuche und Drähte, die in meinen Körper gingen. Die Drähte, mit denen meine Herzfrequenz, die Pulsrate und der Blutdruck überwacht wurden, interessierten mich nicht besonders. Der Schlauch, der Morphin in meinen Körper pumpte, war mir viel wichtiger. Aber da gab es noch einen weiteren Schlauch, den Infusionsschlauch für Flüssigkeit. Ich sollte bald erfahren, wozu der gut war. Später am Abend schaute ich Fernsehen, als die Krankenschwester wieder in mein Zimmer kam. „Ich will nur schauen, ob Sie schon auf der Toilette waren.“ Ich sagte ihr, dass ich nicht musste, aber sie sagte, dass sich das bald ändern würde. „Wir pumpen dich ständig mit Flüssigkeit voll“, erklärte sie. „Und die muss 17


früher oder später wieder raus. Wenn du bis morgen nicht auf der Toilette warst, müssen wir einen Katheter anbringen. Also, versuch dein Bestes.“ Ich war mit der Bettpfanne nicht sehr erfolgreich. Die Medikamente hatten mich doch ziemlich umnebelt. Ich war nicht so sicher, was eigentlich ein Katheter war, aber ich war ziemTotal frustriert in meinem lich sicher, dass das bedeuten Krankenzimmer würde, dass man mir dort etwas reinstecken würde, wo es mir nicht so besonders angenehm wäre. Leider sollte ich das später noch herausfinden. Es gelang mir schließlich, mich aus dem Bett in einen Rollstuhl zu hieven. Meine Mutter schob mich hin und her, und zuerst war ich sehr schwach. Ich konnte kaum meinen Kopf gerade halten. Allmählich nahm ich weniger Morphin und bewegte mich mehr. Freunde durften mich besuchen, und nach zwei Wochen konnte ich nach Hause gehen und mich dort weiter erholen. Als ich schließlich wieder zur Schule gehen konnte, hatte man die Morphinbehandlung komplett eingestellt und war auf Percocet umgestiegen. Die Pillen waren nicht so stark, aber immer noch stark genug, und ich hatte das Gefühl, dass sich mein Kopf in einem ständigen Nebel befinden würde. Ich musste vier Pillen zum Frühstück nehmen, um den Schmerz erträglich zu machen und zur Schule gehen zu können. Natürlich kursierten überall Gerüchte über meinen Unfall. Eines lautete, dass ich von einem Mack-Laster getroffen worden sei, und der Abdruck seiner Kühlerfigur immer noch auf meinem Arm wäre. Ich schleppte mich von einer Unterrichtsstunde zur nächsten, fühlte mich wie in Trance und beantwortete immer und immer wieder dieselben Fragen. „Ja, es hat weg getan.“ „Nein, ich habe keinen Abdruck auf meinem Arm.“ „Nein, ich werde mit dem Skateboarding nicht aufhören. 18


Die Billy Best Geschichte Die Monate vergingen, und es kam der Zeitpunkt, da der Gips entfernt werden konnte. Ich schaute mir ständig Serien im Fernsehen an, wie Twilight Zone mit Rod Serling, und ich erinnere mich an eine Folge, in der ein Mann namens „Pig Face“ operiert wurde, um seine schreckliche Entstellung zu beseitigen. Sie wickelten langsam den Verband um seinen Kopf ab, um festzustellen, dass er noch immer grotesk und abstoßend aussah. So ähnlich fühlte ich mich auch, als ich sah, was sich unter meinem Verband verbarg. Ich bekam einen Mordsschreck, als ich sah, was aus meinem Arm geworden war. Er sah aus, als ob er von einem Hai abgebissen und dann wieder angenäht worden war. Der Arzt gab mir eine neue gepolsterte Manschette mit Riemen. Ich konnte sie entfernen, wenn ich die Physiotherapie machte oder eine Dusche nahm. An meinem ersten Tag in der Schule mit meiner neuen Manschette setzte ich mich in eine Toilette und schloss die Tür hinter mir zu. Ich entfernte die Riemen und schaute auf meinen hässlichen Arm. Ich weiß nicht, ob es mein ständiger Kampf war, zu akzeptieren, wie schrecklich er aussah, oder ob es die Monate waren, in denen ich unter dem Einfluss starker Medikamente gelebt hatte oder die Erschöpfung, die durch die ständigen Schmerzen verursacht wurden. Jedenfalls brach ich in Tränen aus. Während ich mir diese heilende Masse so anschaute, fragte ich mich, ob der Arm jemals wieder ganz gesund werden würde. Ich versuchte, daran zu denken, was mein Arzt mir erzählt hatte. Er hatte gesagt, dass er plante, eine multiple rekonstruktive Operation durchzuführen. Ich müsste nur ein wenig Geduld haben. *** Sieben Monate nach meinem Unfall ging ich ins Children's Hospital in Boston. Dort wollte man mich operieren. Das war im Juni 1993. Da mein Bruch sehr kompliziert war, operierte mich der beste orthopädische Chirurg der Stadt. Der Chirurg entfernte ein wenig Knochen aus meiner Hüfte und fügte es in mein Handgelenk. Das Ganze wurde mit zwei Metallplatten und elf Schrauben befestigt. Nach einiger Zeit der Erholung und der Physiotherapie war ich hinterher fast so gut wie neu.

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Nachdem der Verband entfernt wurde, war der Arm an den Stellen, wo sich die Platten unter der Haut befanden, sehr empfindlich. Noch nach Monaten tat es sehr weh, wenn ich mit dem Arm aus Versehen an den Schreibtisch stieß oder mich jemand im Flur anrempelte. Die Schulkameraden gingen alle auf Zehenspitzen, wenn sie an mir vorbeikamen, und ich hasste das. Ich wollte nicht als sozialer Fall gelten, der eine Sonderbehandlung verdient. Mein Arzt sagte mir, dass diese Kontaktschmerzen ein Problem bleiben würden, solange sich die Platten in meinem Körper befanden. Sobald mein Arm stark genug wäre, würde man die Platten entfernen. Sechs Monate später, Anfang Dezember, wurden die Platten endlich entfernt. Das war ein großartiges Weihnachtsgeschenk! Die Operation ging sehr schnell. Ich war nicht mal einen Tag im Krankenhaus. Für einige Monate brauchte ich noch einen neuen, letzten Verband. Die Ärzte konnten auf den Röntgenbildern erkennen, dass sich die Löcher von den Schrauben mit Kalzium gefüllt hatten. Das bedeutete, dass meine Knochen stabil waren, und ich keine Manschette mehr benötigte. Mein Arm und meine Finger wurden wieder so kräftig und beweglich wie vorher, und das war das letzte Mal für lange Zeit, dass ich den Arzt aufsuchen musste. Es hatte wirklich lange gedauert – dreizehn Monate – aber jetzt war es fast überstanden. Dachte ich jedenfalls. Er frage mich, ob ich noch irgendwelche Fragen hätte. Ich hatte noch eine. Ich streckte meinen Arm über den Tisch vor ihm aus.

Die Platten und Schrauben in meinem Arm

„Wenn ich meine Hand ausstrecke, so wie jetzt, dann kann ich meinen Daumen nicht bewegen, egal, wie sehr ich es versuche.“ Nach der Untersuchung sagte mir der Arzt, dass die Sehne meines Daumens wahrscheinlich durch ständiges Reiben an einer Platte gerissen wäre. Ich müsste mich sofort operieren lassen, um das wieder zu beheben. Sie würden eine Sehne aus meinem Zeigefinger nehmen – weil dieser Finger aus irgendeinem Grund zwei Sehnen hat – und sie so umleiten, dass sie mit meinem Daumen verbunden würde. Das würde wieder ziemliche Schmerzen verursachen, und ich würde noch einige Monate Physiotherapie benötigen.

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