Wirklich gut leben mit Milchallergie und Laktoseintoleranz Mehr verstehen, statt nur vermeiden! Gabriele Feyerer
Mit Hinweisen zu Basisallergie, Fruktose und Histamin
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Die Tipps und Hinweise in diesem Buch dienen der Information und Selbsthilfe. Sollten Sie ernsthafte Gesundheitsprobleme haben, seien diese nun physischer oder psychischer Natur, begeben Sie sich bitte in ärztliche bzw. fachkundige Behandlung. Die Angaben in diesem Buch basieren auf dem bei Erscheinen des Buches aktuellen Stand von Wissenschaft, Medizin und Forschung, soweit er für die Autorin bzw. den Verlag verfügbar war. Genannte Links waren zu diesem Zeitpunkt aktiv. Alle Ratschläge wurden sorgfältig erwogen und geprüft, jedoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin oder des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- oder Vermögensschäden ist ausgeschlossen. Im Text wird die weibliche Form von Substantiven nur fallweise explizit gebraucht. Sie ist selbstverständlich in allen Fällen mitumfasst!
Wirklich gut leben mit Milchallergie und Laktoseintoleranz Gabriele Feyerer
Copyright deutsche Ausgabe© 2018 – Verlag: Jim Humble Verlag Das Neue Licht/Jim Humble Verlag Postbus 1120, 6040 KC Roermond, Nederland www.dasneuelicht.com www.jimhumbleverlag.com Erste neuüberarbeitet Auflage: September 2018 ISBN: 9789088791802 Autorenfoto: Fotostudio Karin Bergmann
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Für Dorian
INHALT
Wirklich…? – (K)ein Vorwort
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Einführung: Geht es wirklich um Ihre Gesundheit?
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1. Schöne neue Ernährungswunderwelt 1.1. Vom Gletschermann zur Allergie-App 1.2. Foodhunter und Frankensteinkühe 1.3. Nahrungsmittel aus der Trickkiste 1.4. Die Krankheitsindustrie als Selbstläufer 1.5. Nahrungsergänzungen und Diätwunder
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2. Gesunde Ernährung – was ist das? 2.1. Richtig essen – eine Frage der Evolution? 2.2. Allergien einst und jetzt 2.3. Die Theorie der Basisallergie 2.4. Vier Allergietypen 2.5. Warum Kreuzallergien?
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3. Unser Darm – Motor jeder Allergie 3.1. Die Darmflora – ein eigenes Universum 3.2. Immunsystem und Leaky gut 3.3. Die maskierte Typ 3-Allergie 3.4. Der Streit um IgG-Tests 3.5. Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
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4. Allergie oder Intoleranz? 4.1. Milch – Gefahr oder Gesundheitsmittel? 4.2. Echte Milcheiweißallergie 4.3. Laktoseintoleranz 4.4. Galaktosämie 4.5. ADHS, Autismus und verwandte Störungen
63 63 67 71 74 76
5. Natürlich geht es „ohne“ 5.1. Soja – leider auch ein Allergen 5.2. Eier, Fisch und… 5.3. Fruktose und Histamin – auch das noch?
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5.4. Zöliakie, Glutensensitivität oder…? 5.5. Babys gedeihen auch ohne Kuhmilch
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6. Die Ernährung anpassen 6.1. Grundsätzliches 6.2. Eiweiß – Kohlenhydrate – Fett 6.3. Tiermilch und Alternativen 6.4. Ungewohnte Lebensmittel nutzen 6.5. Tipps und Rezepte
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7. Hilfe durch natürliches Heilwissen 7.1. Gesundheit aus Asien: Tibet, China, Indien 7.2. Indigenes Kräuterwissen und europäische Hildegardmedizin 7.3. Weitere Kräuter, Pflanzenöle & Co 7.4. Mykotherapie – Heilpilze 7.5. Apitherapie – Honig und Propolis 7.6. Brottrunk und Fermentgetreide 7.7. Homöopathie und Schüssler-Salze
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8. Was Sie unbedingt wissen sollten… 8.1. Zusatzstoffe 8.2. Die Cholesterinlüge 8.3. Arteriosklerose, das Herz und die Milch 8.4. Zuckerwahn und Diabetes 8.5. Fasten , die Operation ohne Messer 8.6. Und sonst noch…
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Nachwort
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Über die Autorin
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Anhang Nützliche Links und Adressen Anmerkungen und Quellenhinweise Ausgewählte Literatur zum Weiterlesen
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Dank
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WIRKLICH? – (K)EIN VORWORT
Bei jedem meiner Bücher frage ich mich erneut: Wie nenne ich die Dinge beim Namen, ohne mein Publikum abzuschrecken? Was könnten die richtigen Fragen, was die sinnvollen Antworten zu einem Thema sein? Aus Reaktionen meiner Leserinnen und Leser habe ich mit der Zeit viel darüber gelernt, wie empfindlich wir auf die Themen Gesundheit und Essen reagieren. Die einen fanden mein erstes „Milchbuch“ zu sehr oder zu wenig wissenschaftlich, andere hätten gerne mehr über die Hintergründe von Allergien und Unverträglichkeiten erfahren, die Rezepte wurden kritisiert oder gelobt und so fort. Was an dieser Neuauflage nun wirklich anders ist: Ich habe mich entschlossen, nicht bloß seitenweise Fakten aufzuzählen und Tabellen abzubilden (diese Infos finden Sie heute detailliert auf zahllosen Webseiten), sondern herauszustreichen, welches Hintergrundwissen Ihnen hilft – unabhängig von den Ansichten hochkarätiger Experten (oder denen, die sich dafür halten) Ihre Essenswelt zu gestalten. Mit oder gänzlich ohne Milchprodukte. Gute frische Kuhmilch ist nicht „böse“, sie ist aber auch nicht notwendig. Jedenfalls nicht in dieser bei uns, speziell in Nord- und Mitteleuropa konsumierten Menge, und schon gar nicht in „Industriequalität“. Reflektieren wir also ein paar Fragen, die Sie vielleicht dazu brachten, dieses Buch aufzuschlagen: Kann man ganz ohne Tiermilch und Milchprodukte gut leben? Selbstverständlich, Millionen Menschen tun das! Droht mir ohne Milch wirklich kein Kalzium- oder gar Eiweißmangel? Natürlich nicht, das ist barer Unsinn. Zahlreiche Völker dieser Erde lebten und leben gänzlich ohne Milch (oder Fleisch und Fisch), sind gesund und werden sehr alt. Aber man wird von guter, unverfälschter Tiermilch in maßvoller Menge auch nicht krank – außer Sie sind Basisallergiker. Davon werden wir ausführlich sprechen. Also keine Panik. Angst macht dumm und damit empfänglich für die selbst etablierten Weisheiten einer klug organisierten, konzerngesteuerten Milchwerbung. Wie ist es übrigens möglich, dass die Unverträglichkeit von Milch, oder eine echte Milchallergie, trotz der Vielzahl an Ratgebern, die zum Thema schon auf dem Markt sind, immer noch in diversen Medien als ein hochkompliziertes Problem angesehen wird? Weil Milch so überaus gesund und lebensnotwendig wäre? Kann es der einzige Ausweg sein, alle Milchprodukte zu meiden, allerlei Ergänzungsmittel zu nehmen oder gleich zum Veganer zu werden? Was immer gefährlich ist, weil Sie dann vor lauter Knochenerweichung zusammenbrechen? Während andere behaupten, gerade von der Milch bekäme man Osteoporose.
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Wie kann es sein, dass manche Menschen lebenslang sehr viel Milch trinken, aber trotzdem 90 Jahre und älter werden? Einige nomadische Volksgruppen ernähren sich sogar fast nur von Milch, Fleisch und Blut ihrer Tiere und kommen trotzdem stolz und stattlich daher, etwa die afrikanische Volksgruppe der Massai? Wie passt das zusammen? Essen als Lebensinhalt Weshalb ist unsere tägliche Ernährung überhaupt zu einem echten „Problem“ geworden? Warum widersprechen sich die Studien so eklatant? Was heute noch gesund war, gilt schon morgen als verdächtig. So lange, bis man anfängt, jedes Lebensmittel als potenzielle Gefahr zu betrachten. Medien bombardieren uns in einem nie gekannten Ausmaß mit Ratschlägen und Vorschriften. Die Frage Bio oder nicht, Fleisch ja oder nein sowie ein täglicher „Nahrungsmittelcheck“ ist für immer mehr Menschen zur zweiten Natur geworden. Es spiegelt häufig ihren „Lifestyle“ und wird praktiziert wie eine Religion, die enormen Aufwand beansprucht. Zugleich agieren via TV „Ernährungs-Docs“, die Hilfesuchenden eine für sie angeblich genau richtige Ernährung „verschreiben“. Ob vorgestellte Erfolge anhalten, bleibt unbekannt. Ist diese neue Coachingwunderwelt wirklich die Lösung oder soll das Ernährungstheater nicht auch eine innere Leere füllen, die vielen von uns Angst macht? Zumindest unser Essen möchten wir dann noch unter Kontrolle haben. Alles soll übersichtlich und kontrollierbar sein. Es muss aber auch anders gehen, wenn wir nicht verlernen wollen, wie man die täglichen Mahlzeiten noch genießt, ohne dabei auf Tabellen zu starren oder sich Sorgen zu machen, ob wir gemäß unserer Blutgruppe und unseres speziellen „Typs“ essen. Ob der Tellerinhalt Keto- und Low Carb-Vorgaben erfüllt oder wir schlimmstenfalls ein Gramm Eiweiß zu wenig, das „falsche“ Fett oder ein Kohlenhydrätchen zu viel essen. Nahrung soll dem Überleben dienen, statt in eine permanente Kontrollsucht auszuarten. Zuerst einmal muss das Essen uns schmecken, satt machen und Wohlbefinden vermitteln, dazu muss es natürlich brauchbare Nährstoffe liefern – alles andere kommt später. Die Realität? Es gibt bereits Gaststätten, wo man Personen mit tatsächlichen (oder eingebildeten) Allergien und Intoleranzen abweist – besser gesagt: man ersucht sie höflich, anderswo zu essen. Diese Gastronomen haben die Fragerei satt, ob in einem durchaus mit Sorgfalt zubereiteten Essen eine Zutat enthalten sein könnte, die den Gast aufregt, weil sie medial gerade wieder als bedenklich gilt. Auf den Speisekarten müssen nunmehr die 14 häufigsten Allergieauslöser gemäß EU-Lebensmittel-Kennzeichnungsverordnung aufgelistet werden – samt
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Hinweisen, in welchen Speisen sie enthalten sind. Begeistert zeigt sich davon kaum jemand, auch wenn es echten Allergikern den Alltag erleichtert. Es führt aber auch dazu, dass immer mehr vorgefertigte Gerichte kredenzt werden, weil eine Schulung des gesamten Küchenpersonals als zu umständlich oder zu teuer empfunden wird. Die Qualität der Gerichte und der gesamten Gastronomie wird auf Dauer darunter leiden – so hört man es jedenfalls aus Fachkreisen. Was also tun? Auf alles und jedes verzichten, das schaden könnte? Auch, wenn gar nicht sicher feststeht, ob wirklich eine Intoleranz oder Allergie vorliegt? Oder den Dingen auf den Grund gehen und insofern auch mutiger werden, was den Umgang mit dem eigenen Körper und der eigenen Gesundheit betrifft? Selbst halte ich es nun seit Jahren so und entdeckte dabei Unerwartetes. Darum werden Sie in diesem Buch öfter einmal auf Sätze stoßen, die polemisch klingen und durchaus so gemeint sind. Vieles darf man heute nämlich nicht ganz ernst nehmen, ohne allein davon krank zu werden. Und häufig wird Ihnen das Wörtchen wirklich begegnen, denn das fragte ich mich über die Jahre häufig: „Ist es wirklich so – oder könnte es auch ganz anders sein?“ Überblick wahren – Ohren offen halten Was ich in dieser Neuauflage meines „Milchbuches“ also wirklich besser bzw. anders machen wollte: ich liefere Ihnen abseits der Basisinformationen über Milchallergie, Laktoseintoleranz & Co viele Hintergründe und Zusammenhänge, die Sie wahrscheinlich nicht bedacht oder so noch nie gehört haben. Sie lernen dadurch, mit der Fülle an Angeboten und Ratschlägen sinnvoll umzugehen und entspannter den richtigen Weg für sich zu finden. Die Verantwortung für das, was wir essen und wie wir unser Leben gestalten, soll und darf uns nämlich kein Expertenteam, kein Arzt, kein Ernährungsberater, auch kein „Coach“ und keine „Coachin“ (was für ein lächerliches Wort) abnehmen. Wir sind erwachsen, also selbst dafür verantwortlich, was wir essen – ebenso für die Ernährung und das gesunde Aufwachsen unserer Kinder. Folgen Sie weder irrationalen Ängsten, noch den Vorgaben von Ernährungslobbys, die Sie für sich oder ihre Familie als unpassend oder wertlos empfinden. Handeln Sie beim Essen selbstbewusst, denn auch in dem ganzen Nahrungsmittelwahnsinn sind wir nicht bloß passive Opfer, sondern müssen informierte Konsumenten werden. Essen darf dann wieder Spaß machen, statt jede Menge Ängste und Sorgen. Sehen Sie dies als Ihr Ziel an. Im Sinne der Sache gehe ich bisweilen auch mit der Medizin und Pharmaindustrie ins Gericht. Was nicht bedeutet, ich würde ihre Leistungen nicht würdigen. Dort, wo sie angebracht sind: in der Notfall- und Schmerzmedizin oder für (notwendige) Operationen.
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Bei vielen chronischen Krankheiten, die sie häufig durch ihre Chemo-TechnoEingriffe zuvor selbst mitverursacht hat, sollte sie jedoch Vertretern der Naturheilkunde besser zuhören. Es tut gut zu sehen, dass es weltweit immer mehr Mediziner und Fachleute gibt, die hier wirklich etwas ändern möchten und es bisweilen tatsächlich schaffen. Die Thematik der Unverträglichkeiten scheint sich indes totzulaufen. Es gibt seit einiger Zeit – von Koch- und Backbüchern und Skandalen wegen bestimmter Lebensmittel oder kunterbunten Foodblogs abgesehen – fast nichts Neues mehr. Der Sektor „me too“ („ich auch“), wie die Verlagswelt den Drang nennt, noch und noch ein Buch zum selben Thema auf den Markt zu werfen, scheint nachzulassen. Die Betroffenen wurden gewiss nicht weniger, nur mit der Fülle an Ratschlägen sind die meisten wohl ähnlich überfordert, wie mit dem Problem selbst. Auf Internet-Portalen, in zahllosen Apps und Online-Foren findet man Antworten von A bis Z für jedes Problem auf dieser schönen Erde, wozu überhaupt noch ein Buch kaufen? Genau hier liegt mein Ansatzpunkt: die Flut an Informationen zu sichten, Wichtiges zu bündeln und Ihnen neue Sichtweisen zu eröffnen. Veganismus heißt gerade der aktuelle Mediendarling. Betreffend Milchverzicht ein Vorteil, und für „Nutztiere“ eine Freude, doch werden wir auch diese Ernährungsform ein wenig kritisch beleuchten. Machen wir uns einfach tapfer auf den Weg durch einen leider wirklich dichten Ernährungsdschungel und seine Tücken. Sie werden es nicht bereuen. Gabriele Feyerer im Frühjahr 2018
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Als der liebe Gott Mutter Natur schuf, gab er ihr so viel Verstand, wie sie brauchte. Den kargen Rest bekamen die Menschen.
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EINLEITUNG: GEHT ES WIRKLICH UM IHRE GESUNDHEIT?
Bereits vor unglaublichen 12 Jahren erschien mein erstes „Milchbuch“. Man müsste allerdings blind und taub sein, um zu übersehen, was sich seither auf dem Ernährungssektor getan hat – wo wir 2018 gelandet sind. Das tägliche Essen wurde zu einer verklausulierten Expertendisziplin. Dabei ist unser Essverhalten (ebenso wie die strapazierte Naturheilkunde) allen Behauptungen zum Trotz, eine Kulturleistung. Im Klartext bedeutet das: Die Ernährung ist mitnichten eine „Wissenschaft“ – wie man uns vorgaukelt. Sowohl in der Entwicklung der modernen Medizin, als auch in der Ernährungswelt hat aber eine so massive Entfremdung von der Alltagswelt stattgefunden, dass man uns heute glaubhaft versichern will, wir (die dummen Laien) seien ohne den Rat und die Hilfe einer Fachwelt, die sich ihre Ratschläge natürlich gut bezahlen lässt, weder fähig, gesund zu bleiben, noch vernünftig zu essen. Denken Sie daran, wenn Ihnen wieder ein Experte die Deutungshoheit über Ihre Lebensführung aus der Hand nehmen will, denn das passiert in steigendem Ausmaß. Das Ganze spiegelt eine Entwicklung, die in den USA der 50er Jahre ihren Ausgang nahm. Es war die Zeit des großen Aufbruchs nach dem Krieg, als man wirklich glaubte, die Menschheit würde in einigen Jahrzehnten fremde Planten besiedeln und sich nur noch von Pillen ernähren (für manche Zeitgenossen inzwischen gar nicht so unwahr). Seit der ersten Mondlandung leben wir alle ein bisschen hinter dem Mond. Die heute rasant zunehmende Hirnvernebelung der Massen, vor der kritische Stimmen schon lange warnen, ist hier sehr nützlich. Wer geistig ständig halb abwesend ist, wird leichter lenkbar. Das werden Ihnen besonders die Computer-, Smartphone- und Tablet-Hersteller nicht erzählen, denn Sie sollen den SocialMedia und Cyberkram ja toll finden. Aber Lethargie und Verdummung sind nicht „smart“. Eine Studie des britischen Versicherers Aviva ergab, dass jeder 10. Engländer kein einziges Buch besitzt, doch jede Familie verfügt über rund acht (!) digitale Entertainment-Geräte gegen die Langeweile. Sagt das nicht alles? Jedenfalls hat es der Homo Digitalis auch geschafft, unseren gesamten Planeten großflächig zu verschmutzen, die gesamten Weltmeere mit Plastik zu verseuchen, täglich zahllose Menschen in Ängste, Depressionen oder Burn out zu treiben, vor allem aber große Teile unserer Nahrung in einer Weise zu „verbessern“, die so krank macht, wie nie zuvor. Alles im Namen des gelobten Fortschritts und einer oberklugen Wissenschaft. Ähnliches gilt für die moderne Medizin: sie sequenziert Gene, kann sie heute sogar „abschalten“ und verändern.
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Man spricht in Studien so überheblich wie gedankenlos vom „Mausmodell“, so als wären die Lebewesen, an denen munter und grausam experimentiert wird, nichts als lebloses Material. Wissenschaftler haben zugleich immer noch keine Ahnung, wie Leben wirklich funktioniert. Sich hier vor jenen Kreisen zu fürchten, die alle Fäden in der Hand halten (allen voran die Gentechnik- und Pharmakonzernlobby), ist gewiss nicht verkehrt. Haben Sie je von der Gänserauke (auch Acker-Schmalwand – lat. Arabidopsis thaliana) gehört? Sie dient wegen ihres einfachen Genoms inzwischen weltweit als Modellorganismus dafür, wie man Nutzpflanzen gentechnisch verändern kann, sie beispielsweise resistent gegen Schädlinge, Nässe oder Trockenheit, aber auch gegen versprühte Gifte (Glyphosat!) macht. Natürlich zum Wohle der Menschheit, so redet man uns ein. Es geht jedoch um Manipulation und totale Kontrolle. Ob neue Designerpflanzen den Bienen und Insekten schaden, ob ihr Genuss später Krebs bei Mensch und Tier erzeugt oder sie unsere Darmflora ruinieren, ist zweitrangig, denn jedes neue Patent bringt Millionen. Großfarmer in den USA und Kanada finden diese Fortschritte genial und Forscher haben damit jedes Argument, um immer mehr Geld für ihre Spielchen zu verlangen. Die langfristigen Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem und all unsere Lebensmittel sind völlig offen, das gibt man sogar zu. Hinter uns die Sintflut! Nicht nur Milch, Fleisch oder Zuchtfisch verändern sich durch gentechnisch manipulierte Futtermittel, auch unser Getreide (vor allem Weizen) ist schon längst nicht mehr, was es einmal war. Und dann ereifert man sich offiziell über Unverträglichkeiten. Dieser „Wissenschaft“ und ihren bezahlten Experten, die sich plakativ äußern, ist unsere Gesundheit denkbar gleichgültig. Es geht um Wichtigeres: langfristigen Profit und eine Lenkung der Wirtschaft und Industrie. Lobbyismus ist ein Ausdruck, den heute jeder kennt. Ohne diese Einflussnahme geht überhaupt nichts mehr. In der EU sind für die Nahrungsmittelindustrie rund 30.000 Lobbyisten tätig! Hierzulande versucht ein Teil der Ärzteschaft gerade wieder, einen so genannten „Quacksalber“ zurechtzustutzen; mit dem Argument, seine Ratschläge und die Mittel, die er vertreibt, seien für „unwissende Laien“ (gemeint sind immer jene, die der Schulmedizin und Pharmaindustrie kritisch gegenüberstehen) gefährlich. Außerdem wird die „Geldmacherei“ des Beklagten angeprangert. Was Kritiker dabei vergessen: dass sie selbst nicht anders handeln, nur erlaubterweise, weil gestützt auf eine „etablierte Wissenschaft“, die uns heute von der Wiege bis zur Bahre vorschreiben möchte, was wir tun und denken oder welche Pillen wir schlucken müssen, welcher Blutdruck „erlaubt“ ist und wie wir zu leben haben.
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Fast alles, was sie so genannten „Quacksalbern“ vorwirft, tut sie munter selbst. Zudem sind die Zeiten, in denen man Wissenschaft für objektiv und zweckfrei halten durfte, längst vorbei. Mehr als 50 Prozent aller Studien werden heute nie veröffentlicht, weil sie Unliebsames enthalten, während die Industriesponsoren sich passende Ergebnisse zur Profitsteigerung heraussuchen. So lange sich hier nichts ändert, sollte man nur äußerst vorsichtig von objektiver Wissenschaft sprechen. Es gibt nicht wenige Studien zu genau diesem Problem. (1) Hüten wir uns dennoch vor Panikmache und finden möglichst selbst heraus, wie man seine Ernährung vor schädlichen Einflüssen rettet. Der beste Schutz, das vermuten Sie schon selbst, ist mehr Hintergrundwissen. Folgen Sie mir also weiter durch ein paar nützliche Gedankengänge. Sie werden sehen, es lohnt sich.
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1. SCHÖNE NEUE ERNÄHRUNGSWUNDERWELT
1.1. Vom Gletschermann zur Allergie-App Zuerst fehlte mir eine Initialzündung für dieses Kapitel, dann sprang sie mir durch einen Zeitungsbericht ins Auge: „25 Jahre Ötzi – einer wie wir…“, so die Schlagzeile. (2) Diese Eckdaten sind ganz wichtig: der Jubilar, die „ermordete“ (das kommt immer gut an) Gletschermumie vom Tisenjoch hatte braune Augen, Blutgruppe Null, litt an Herzproblemen und sie war …laktoseintolerant! Seien wir ehrlich: wen hätte das vor Jahren interessiert? Aber nun, da selbst die „Steinzeit-Diät“ (Paleo!) immer mehr eifrige Anhänger findet, wird es plötzlich wichtig. Ötzi vertrug also keine Milch? Ziemlich logisch, denn sie stand ihm kaum zur Verfügung. Der menschliche Organismus hatte wenig Veranlassung, nach dem Abstillen weiter ein Enzym zu bilden, das zum Verdauen von Milch unbedingt notwendig ist: die Laktase. Heute weiß schon jedes Kind, dass man laktoseintolerant sein kann und es spezielle Lebensmittel im Milchregal gibt – farblich meist leicht erkennbar. Und oft kauft eine Mama sie auch nur deshalb, weil sie angeblich gesünder sind oder schlank machen. Szenenwechsel, Jänner 2017: termingerecht zum pollenschleudernden Frühjahr findet wieder einmal ein „Welt-Allergie und Asthma-Tag“ statt. Alleine der Veranstaltungsort macht Lust auf die Teilnahme: das altehrwürdige Schloss Schönbrunn in Wien. Hochkarätige Vorträge von ebenso prominenten Experten (mit Betonung auf prominent). Dazu ein umfangreiches Rahmenprogramm: vom Gratis-Allergie-Risiko-Check, über Messungen der Lungenfunktion bis zur Anti-Asthma-Gymnastik. Ein Eldorado für Betroffene oder die glauben, es zu sein. Das Ganze findet, wie praktisch jede Tagung und jeder Kongress, „mit freundlicher Unterstützung von“ (hier folgt eine Liste von Pharmaunternehmen und ihrer „Stakeholder“) statt. Eine übliche Vorgangsweise, die nicht unbedingt zu kritisieren wäre – solange einem klar ist, dass bei solchen Veranstaltungen der Schwerpunkt darauf liegt, den Besucherinnen und Besuchern (natürlich auch jenen „vom Fach“) die neuesten Therapien gegen jede Erscheinungsform eines quasi-allergischen Husters oder winzigster Atemnot so schmackhaft wie nur möglich zu machen. Denn nur dann rentiert sich die Sache. Heute spricht man gern von „Allergie-Impfungen“ (die mit üblichen Impfungen wenig gemein haben, man verwendet dafür ins Ohr gehende Kürzel wie SIT und SLIT) und ganz neu: AIT (allergenspezifische Immun-, sprich Antikörpertherapie). Auch teure Tests werden künftig für den „Markt“ immer wichtiger sein. Eingängige
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Kurzbezeichnungen sind die positiven Emoticons der neuen Pharmawunderwelt. Gut zu merken, und immer klingen sie nach großem Insiderwissen und smarter Problemlösung. Alles soll glatt und einfach sein – bald gibt es „Impfungen“ für alles und jedes – bloß nicht gegen Naivität und Dummheit, das will und braucht keiner. Je weniger die Kunden (jeder Kranke ist heute ein umworbener Kunde) mitdenken, umso besser werden sie lenkbar. Für 2018 steht angeblich sogar eine „Alzheimer-Impfung“ im Raum. Nach dem gleichen Muster gibt es alljährlich Herz-, Migräne- und Rheumatage, Krebstagungen, Lungen-, Darm-, Hirn- und Rückentage… was immer sich dazu eignet, dem jeweiligen Thema Auftrieb zu geben und den Betroffenen zu vermitteln, dass Rettung durch die moderne, hochtechnisierte Medizin allzeit naht. Doch zurück zum Megaevent in punkto Allergien: Die Vortragsthemen sind breit gestreut: Hausstaubmilben verursachen Asthma (nicht immer, aber immer öfter), es geht um allergische Reaktionen auf Insektengift, Nahrungsmittel und Medikamente (letztere zu kennen, ist in der Tat nützlich, denn viele Ärzte geben sich ahnungslos), sogar über Asthma beim Schoßhündchen wird diskutiert – ein Leiden, das wohl falscher Fütterung und der chemischen Hyperhygiene mancher Haushalte anzulasten ist. Ihnen geht es wie den Kindern, sie können im trauten Heim vom strahlend chemiesauberen Boden (fr)essen. Ein Vortrag stellt die Frage in den Raum, ob Cortison noch zeitgemäß sei (es warten ja Novitäten, wie die monoklonale Antiköpertherapie oder sogar Blutwäsche für Allergiker), auch eine „Urtikaria-App“ gibt es – Interessierte werden mit Informationen förmlich zugemüllt. Die Hersteller Bezug habender Medikamente, ihre Sponsoren und Werbeagenturen möchten, dass man sie für den nimmermüden Einsatz auch entsprechend „wertschätzt“. Der ganze Aufwand hat System. Keineswegs will ich Ihnen nun raten, Veranstaltungen wie die beschriebene zu meiden, wohl aber, dass Sie Ihren kritischen Verstand dorthin mitnehmen. Was auf diesen „Gesundheitstagungen“ und Kongressen nämlich primär stattfindet, ist ganz gezielte Breitenwerbung – Propaganda für leidende und Sinn suchende Menschen, die dankbar nach jedem neuen Strohhalm greifen. „Big Pharma“ lebt eben nicht von unserer Gesundheit, und so vermittelt man dem Publikum: All die forschenden Wissenschaftler sind unsere strahlenden Helden der Neuzeit, denn sie bleiben am Ball. Selbstlose Expertinnen und Experten rackern sich bis zum Umfallen ab, um tagtäglich nur das Beste vom Besten zu „erfinden“ und baldigst anzubieten. Kommen Sie her! Schau‘n Sie sich das an! Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie…Sie wissen schon. Ehrlicherweise müsste man zugeben: solche Events ersetzen die früher bekannten Marktschreier. Und sie
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stehen immer auch in enger Verbindung mit Selbsthilfeorganisationen und deren Mitgliedern, das kann ich aus meiner eigenen leidvollen Erfahrung sagen. Kundenfang ist kein falscher Ausdruck. Doch so funktioniert sie eben, die schöne, neue Medizin-Wunderwelt (nicht, dass sie gar keine guten Seiten hätte). In „modernen“ Ernährungsfragen ist es ähnlich, denn auch hier sind wir den Begehrlichkeiten der Industrie und ihren immer neuen Produkten stärker denn je ausgeliefert. Zugleich gibt es Intoleranzen und Allergien auf genetisch und technologisch manipulierte Nahrung in einem nie gekannten Ausmaß. Echte Ursachenfindung scheint dabei zunehmend unerwünscht. Dass ich mit meiner Schilderung keineswegs übertreibe, können Sie etwa dem „Aufregerbuch“ eines österreichischen Facharztes, Dr. Fahmy Aboulenein, entnehmen (siehe Literaturliste). Er legte in einer Dokumentation und diversen TVDiskussionen unredliche Machenschaften der Pharmaindustrie samt ihrem System von „Fortbildungen“ oder Finanzanreizen für eine willige Ärzteschaft kompromisslos offen und gründete die Plattform „MEZIS“ („Mein Essen zahl‘ ich selbst!“). (3) Einschlägig beliebt hat er sich damit nicht gemacht, das können Sie sich denken. Hut ab vor so viel Mut und Konsequenz. Genau solche Ärzte brauchen wir! 1.2. Foodhunter und Frankensteinkühe Es ist Jänner 2017, als ich dieses Buch zu schreiben beginne. Draußen schneit es und einer Tageszeitung entnehme ich die Meldung: Demnächst schwelgt unsere Ernährungswelt in Lila und Violett! Künftig werden wir nicht nur lila Erdäpfel oder Karotten, sondern auch mehr lila Kohl oder nur violetten Salat verspeisen. Schließlich verfügt solches Gemüse über einen hohen Anteil an Anthocyanen, das sind blau-rote Pflanzenfarbstoffe, die als Antioxidanzien krebsvorbeugend sind. Das erinnert mich an meine Jugend, als es kurz einen Trend gab, sich vom Scheitel bis zur Sohle in lila zu kleiden, dazu Accessoires in der Trendfarbe Silber. Man musste natürlich nicht, aber es war der letzte Schrei. Heute geben uns Trendforscher sogar vor, was wir farblich essen „werden“ (so als könnten wir gar nicht anders). Was Sie auch hier notieren dürfen: es handelt sich um nichts anderes, als pure, nackte Werbung – Propaganda nannte man das früher, und es war seinerzeit ein Grund, dass alle anfingen, das Rauchen toll zu finden, besonders Frauen. Alljährlich werden diverse Trends nun wortreich, im Format pseudowissenschaftlich bis stupid, über Agenturen und Medien in die moderne Konsum-, Garten- und Modewelt gestreut. Ihre Akteure geben vor, wonach wir uns angeblich sehnen und mittlerweile auch, was die aktuellen „Must Haves“
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auf dem Teller sein sollen. „Foodhunter“ sind, neben der Gattung Food-Blogger, eine weitere Spezies, die sich zeitgeistig abhebt. Sie helfen uns laut Werbetext dabei, „uns selbst besser zu verstehen“ (alleine schaffen wir das nicht und passen dann schlecht in die uns umgebende Welt). Wir wären ja heillos von gestern. 2018 sind lila und violett auch als Modefarben wieder brandaktuell – die lila Kuh haben wir schon. Außerdem der Hit: wir essen jetzt alle Kimchi (milchsaures Gemüse aus Korea), sogar ein „Forschungszentrum zur Globalisierung von Kimchi“ wurde gegründet (zu Sauerkraut gibt es keines, soweit ich weiß). Das sind die typischen Kulturphänomene einer modernen Ich auch-Gesellschaft, in der jeder verdienen und real am Kuchen teilhaben möchte, vom FoodblogTeenie über den Einzelhandel bis zu „Ernährungsmedizinern“ mit eigener TVSendung. 2017 hatte man Österreich wieder zum Jahr der Milch erklärt. Seltsam daran (oder eben gar nicht seltsam): dass man solche Ehrenjahre just dann ausruft, wenn niemand weiß, wohin mit den Milchseen und Butterbergen, der Konsum eines Produkts also gesteigert werden soll. Die Lösung heißt nicht etwa, weniger zu produzieren (wodurch es Mensch und Tier besser ginge), sondern mehr Milch an die Verbraucher zu bringen, weil sie ach so gesund und unentbehrlich ist, die Almen sonst verwildern und China inzwischen mehr Milch aus Europa verlangt. Veganer (kaum 5 Prozent der Bevölkerung) gelten direkt als bedrohlich. Wenig später wurde Butter in Österreich teurer, trotz der Milchseen. Konsumenten wie Bauern werden von der Milchindustrie regelmäßig für dumm verkauft, und man muss nicht Volkswirtschaft studiert haben, um den verlogenen Milchmarkt, der heute durch eine riesige EU-Lobby gesteuert wird, abstoßend zu finden. Ein System endloser Tierqual „Das System Milch“ ist ein wahrhaft erschütternder Film, der jedem Tier- und Menschenfreund alle Haare zu Berge stehen lässt und die Frage aufwirft, wie tief eine zu erwartende Grundmoral in der Ernährungsindustrie eigentlich schon gesunken ist. (4) In dieser Dokumentation sehen Sie das EU-Gremium unter anderem eine zynische Schweigeminute für hunderte von Landwirten abhalten, die alljährlich Selbstmord begehen, weil sie – finanziell und seelisch ausgeblutet – dieses entsetzliche „System“ nicht mehr aushalten! Was man über die Zustände grausamster Massentierhaltung darin gerade noch zeigen „darf“, ist schlimm genug. Möchten Sie gerne eine Kuh sein, die lebenslang nichts anderes zu Gesicht bekommt, als das Milchkarussell, auf dem sie für wenige Jahre gewaltsam gemolken wird, danach geht es ab zum Schlachthof (Kühe würden rund 20 Jahre alt)? Möchten Sie das Gebrüll von Kühen ertragen, die tagelang nach ihren Käl-
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bern weinen? Ja, Kühe können so etwas wie weinen! Ich hoffe, Sie bedenken auch: ohne Kälber keine Milch! Eine Folge der Massentierhaltung sind viele schmerzhafte bis tödliche Krankheiten, wogegen massiv Antibiotika zum Einsatz kommen. Kälber erhalten nie die Milch ihrer Mütter, sie werden sofort separiert und mit Ersatz gefüttert, bis sie selbst reif sind fürs „System“. Der männliche Kälberüberschuss wird entweder sofort getötet oder lebend, unter unbeschreiblichen Qualen, an die keiner wirklich denken will, sogar bis zu Schlachthöfen in Ägypten (!) gekarrt. In mir ist zu viel Wut, um das hier nicht niederzuschreiben und sie befällt mich immer wieder, sobald ich meterlange Milchregale in unseren Supermärkten sehe, die keiner braucht. Der einzige Grund für diese Zustände liegt nicht nur bei den Konsumenten, jedenfalls aber an unserer naiven Vorstellung von Wirtschaftswachstum und der üblichen Langeweile mitten im Überfluss, die nur mit genügend Auswahl zu befriedigen ist. Jeder Einzelne von uns kann einen Teil beitragen, das zu ändern. Lobbyisten von rund 60 (!) Organisationen arbeiten EU-weit für die Milchindustrie und nur 10 Prozent der Megalandwirte haben hier das Sagen. Milliarden von Euro/Dollar fließen in diesen Wachstumsmarkt – mehr, als im Bereich der chemischen oder der Autoindustrie! Kein Mensch in Mitteleuropa muss täglich Fleisch, Milch und Käse essen, wie ferngesteuerte Ernährungsaufklärer propagieren. Die „Ernährungspyramide“ ist das Konstrukt einer Lobby, die auch Medizin und Politik massiv beeinflusst. Verschließen Sie nicht die Augen vor Tatsachen und betrachten Sie einmal das Leben aus Sicht einer Milchkuh: www.ianimal360.de ! Danach sehen Sie sich bitte das Video „Frau Lotti im Schnee“ an oder lesen das Buch von Jeffrey M. Masson. (5) Vielleicht entschließen Sie sich dann leichter, diesen grausamen Wahnsinn nicht mehr zu unterstützen, selbst wenn Sie keine Unverträglichkeit oder Allergie haben. Denn tragen müssen dieses unsägliche Leid auf extremen Fleisch- und Milchertrag getrimmte, malträtierte und dauerträchtige Kühe, die jemand nicht umsonst „Frankenstein-Cows“ nannte. Sie sind nichts anderes, als geschundene, verkrüppelte Kreaturen. Bio-Haltung ist übrigens nicht unbedingt besser, denn der Begriff „Bio“ ist rechtlich nicht geschützt, manche Vertreiber basteln sich hier ihr Siegel gern selbst. Schon immer wollten viele Menschen gesünder leben oder kein Teil dieses Lügenkreislaufes sein, schränkten daher ihren täglichen Fleisch- und Milchkonsum drastisch ein. So hatte Wien schon seit etwa 1900 eine große vegetarisch-vegane Tradition, ihre Anhänger nannte man abfällig „Spinatbrüder“.
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Machte man sich noch in den 80er Jahren über Vegetarier oder Veganer lustig, versucht man jetzt, alternative Ernährungsformen in die Verdienstmaschinerie einzugliedern. Das bietet einerseits Chancen zur Veränderung, weil aber unser Essverhalten sich primär an Geschmacksvorlieben orientiert, wird der Traum von lauter „Peace food“ und „Clean Eating“ wohl einer bleiben. Milch, Käse und Fleisch sind Grundnahrungsmittel, die möglichst artgerecht erzeugt und sorgfältig zubereitet, nicht ungesund sind und schmecken. Man sollte das nicht naiv in Abrede stellen. Wo sie, wie in den Alpenländern, zur Tradition gehören, wären sie auch maßvoll akzeptabel, nicht aber für laktoseintolerante Chinesen, die gerade dem Milchwahn verfallen, aggressiv bestärkt von einer Lobby, die sich damit den nächsten Weltmarkt zur Optimierung endloser Nutztierqualen erschließt. Landwirte müssen sich hier selbst organisieren und massiv zur Wehr setzen. Die Dokumentation „Das System Milch“ zeigt auch positive Ansätze und Initiativen. Man kann nur wünschen, dass sie wachsen und sich etablieren. Die (gottlob nicht EU-gesteuerte) Schweiz hat etwa als traditionelles Milchland zum Beispiel großes Interesse an einer Verbesserung der Lage für Mensch und Tier. Sie ist ein Motor von Ideen, wie der Milchmarkt und humane Tierhaltung künftig besser in Einklang zu bringen sind. Wer aber ebenfalls dazu beitragen kann, sind wir selbst, durch Zügelung uferloser Konsumwünsche. Wir befeuern damit nämlich nur „grüne Lügen“. Wie sehr – und dass dies sehr wohl auch den Veganismus betrifft – zeigt deutlich der Film „Green Lies“. (6) Einprägsamer Satz: „Es gibt kein nachhaltiges Palmöl!“ Der Trend bei Milch geht übrigens dahin, diesen „Rohstoff“ künftig noch viel stärker nutzbar zu machen – etwa für Kleidung. Bitte sich vorzustellen, was das für die „Lieferanten“ – lebende, leidende Wesen – bedeuten wird! Minderwertige Nahrung meiden Wie und was also essen, wenn es nach den Herstellern und der Werbung geht? Am besten jeden Kram, mit dem „Food-Designer“ die Supermarktregale füllen? Was uns schön bunt anlacht, am besten noch als billiges Sonderangebot? Von Gesundheit ist zuletzt die Rede. Dabei geht es auch anders: Wenn Sie etwa einen Asia- oder Indienladen betreten, wird Ihnen eines auffallen: es gibt dort noch jede Menge echter Lebensmittel – sie sehen aus wie Nahrung, riechen und schmecken auch so. Man muss sie allerdings zubereiten, wirklich noch selbst kochen. Nichts mit Mikrowelle und Fast Food, nichts tiefgefroren – fast alles wird frisch oder getrocknet angeboten. Es gibt eher wenige Produkte mit Zusatzstoffen, dafür wunderbare Gewürze, Körner- und Pflanzenkost. Man ist fasziniert von den Hülsenfrüchten, Getreide- und Mehlsorten, von Tees und interessanten Zutaten. Genießen Sie öfter eine solche Shopping-Tour. Sie lässt erah-
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nen, wie weit unsere westliche Fehlernährung sich vom Idealzustand einer natürlichen Essenswelt entfernt hat, wie steril Mega-Supermärkte dagegen wirken. Dort muss auch alles „hygienisch“ verpackt sein (der Hauptgrund ist allerdings Markierung und Schutz vor Diebstahl), frische Waren dürfen nicht riechen, werden mit buntem Licht bestrahlt und sollen am besten monatelang haltbar sein. Der arbeitsame, fortschrittliche, aber nicht weniger ignorante und bequeme Mensch will es so. „Extended Shelf Life“ (ESL) – Sie haben den Begriff so noch nicht gehört? Er bedeutet „längere Haltbarkeit im Regal“, denn das ist es, was Supermärkte am nötigsten brauchen. Jeden Tag frische Milch für alle, die trotzdem zu Hause noch lange hält? Dachten Sie wirklich, das funktioniert? Wir erwarten Wunder von der Industrie, aber wenn es sie scheinbar gibt, gehen sie natürlich zu Lasten der Qualität eines Lebensmittels. Heute lesen Sie auf zahllosen Milchprodukten „länger frisch“, denn es handelt sich um ESL-Milch. Sie wurde einem Verfahren unterzogen, um sie „marktgängiger“ zu machen, unserem Darm kann sie jedoch einigen Schaden zufügen. Großsprecherisch wird die hohe Qualität dieser Milch beworben, so als wäre Rohmilch per se ein gefährlicher Keimträger (was nur ab dem Massenmelken in Richtung Transport wirklich zutrifft). Die Konsumenten störte angeblich auch eine Rahmschicht auf frischer Milch, daher wurde die Methode des Homogenisierens erfunden. Das Milchbärtchen, wenn man früher aus der Milchflasche trank, gibt es längst nicht mehr. ESL-Milch ist ein weißes, hygienisches Wässerchen. Nicht ganz so mausetot wie H-Milch, aber ihr fehlen bereits alle Enzyme, die zu einer guten Verdauung nötig wären, damit praktisch alles, was Milch zu einem echten Lebensmittel macht. Überlagert wird diese Milch nicht sauer, sondern verfault (auch pasteurisierte Milch!). Ein Produkt, von dem wir nicht gleich tot umfallen, aber Gesundheit geht anders. Das ESLVerfahren ist nur eine von vielen Techniken zur „Lebensmitteloptimierung“, über die wir noch sprechen. Was ist in den letzten Jahrzehnten eigentlich mit unserem Essen passiert? 1.3. Lebensmittel aus der Trickkiste Es gibt eine simple Wahrheit und man kann sich nicht genug wundern, weshalb sie in den Köpfen einer „modernen Ernährungswissenschaft“ keinen Platz findet: Wenn ich ein Lebensmittel – egal welches – so esse, wie Mutter Natur es anbietet (verändert maximal durch Kochen oder Fermentieren), enthält es immer noch eine Fülle an Substanzen, die zugleich bei seiner Verdauung helfen, das trifft genauso auf Tiermilch zu. Sobald ich es aber industriell verändere, es „ver-
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bessere“ (wie manche wirklich glauben), wenn ich es bestrahle, Teile daraus extrahiere oder Allerlei hinzufüge, wird dieser natürliche Energielieferant zerstört. Das Ergebnis ist kein Lebensmittel mehr, sondern Nahrungsmasse. Sie kann uns zwar sättigen, reizt aber den Körper und verwirrt die Seele. Geht das über Jahre und Jahrzehnte so, verändert sich auch unsere gesamte Darmflora zum Negativen und wir werden krank. Dieses Ende ist sicher und gewiss. Punkt. Aber wie oft sagt Ihnen das jemand? Stattdessen jammern wir über die Zunahme chronischer Krankheiten und lassen uns einreden, Zusammenbrüche des Körpers wie Krebs oder Diabetes, träfen uns völlig überraschend und wir wüssten noch immer nichts über die Ursachen. Wirklich? In Wahrheit kennt man sie längst, und dieses Wissen sollte man schon Kindern im Elementarunterricht vermitteln. Was denken Sie, wozu gibt es ständig neue Ernährungstrends? Weil die vielen „Ernährungswissenschaftler“ und Diätberater sich solche Sorgen um das arme fehlernährte Volk machen und uns helfen wollen, diesem Jammertal falscher Ernährung zu entfliehen? Weil es allen Produzenten von Lebensmitteln (die oft diese Bezeichnung nicht mehr verdienen) so sehr am Herzen liegt, dass wir gesund sind? Es reicht, ein beliebiges Halbfertig- oder Fertigprodukt (zeitgeistig Convenience-food genannt) aus dem Supermarktregal zu fischen und die lange Zutatenliste zu lesen. Jeder kann erkennen, wie wenig daran gesund ist. Solche Angaben dienen der „Aufklärung“, tun dem Gesetz Genüge und sind positiv gemeint. Aber was, wenn es wirklich gesunde Nahrung für alle gäbe, zu einem erschwinglichen Preis? Vor allem Letzteres ist in der Praxis ohne die Trickkiste fast unmöglich, weshalb nicht selten tief hineingegriffen wird. Ein Beispiel? foodwatch – die unser Essen retten Sicher haben Sie schon von der „Industrieampel“ für Lebensmittel gehört. Mit dieser Idee sollte der Zucker-, Fett- und Salzgehalt sowie gesättigte Fette in Nahrungsmitteln mit den Ampelfarben rot, gelb und grün pro 100 Gramm offen ausgewiesen werden. So würde für Konsumenten auf den ersten Blick kenntlich, ob es sich um ein eher gesundes oder ungesundes Produkt handelt. Man denke nur an diverse Frühstücksflocken oder so genannte Kinderlebensmittel, die reine Fett- und Zuckerbomben sind. Welchem Hersteller, der durch Zucker und Fett hochwertige Zutaten einspart, könnte das recht sein? „foodwatch“ hat sich die Vermeidung solcher Betrügereien an Konsumenten auf seine Fahnen geheftet. Doch findige Großkonzerne schickten unverzüglich ihre Lobby in den Kampf gegen die Wahrheit, indem sie nun ihre eigene Ampel vorstellen: Wo etwa die korrekte Ampel drei bis vier Mal rot anzeigen würde, strahlt sie dann plötzlich nur in Gelb, dazu kommt ein Mal grün für die geringste Menge, selbst wenn sie
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insgesamt immer noch hoch wäre. Das Geheimnis: man nimmt einfach kleinste Portionsgrößen als Grundlage – viel weniger, als durchschnittlich von einem Nahrungsmittel gegessen wird. Und siehe da, schon erscheint es relativ gesund! Sogar Nussnougat-Creme oder Cola, ja selbst purer Zucker werden da flugs zu gesunder Nahrung. Das ist nur einer der Tricks in der Lebensmittelbranche. Die Aufklärung von „foodwatch“, wird als Aktion von Verschwörungstheoretikern gebranntmarkt, die uns das gute Essen nicht gönnen. Auf EU-Ebene könnte die Industrielobby mit solchen Lügen schlimmstenfalls wieder durchkommen. Was das Ganze mit der Milch zu tun hat? Nun, auf diese Art wird es weiterhin unzählige Joghurts, „Frischkäsezubereitungen“, Desserts oder Milchdrinks geben, die vor Aromastoffen, Verdickungsmitteln, Fett und Zucker strotzen, aber sogar noch als gesund deklariert werden dürfen. Bekannt sollte etwa sein, dass es wirklich nie genug Erdbeeren für all die Joghurts in den Regalen geben kann. Die meisten enthalten Erdbeeraroma aus Sägespänen, in Orangenlimonade findet sich oft Aroma aus altem Frittierfett, Vanillin entsteht aus Ferulasäure, Zitronensäure keineswegs aus Zitronen, sondern wird durch Aspergillus Niger, einen Schimmelpilz erzeugt. Die Hexenküche ist hier bodenlos. Mehr als die Hälfte aller Speisen sind heute aromatisiert. Laktose ist in unzähligen Produkten enthalten, man muss zum Detektiv werden, um alles Schädliche zu meiden. Wir essen außerdem kiloweise in Produkten versteckten Zucker (Isoglukose, das ist billiger Fructose-Glukose-Sirup, vor allem massenhaft in Softdrinks zu finden), er ist nur eine der Ursachen für Übergewicht. Erstmals gibt es heute auf dieser Erde mehr fettleibige als unterernährte Menschen! Und zum ersten Mal kommt wieder eine Generation zur Welt, deren Lebenserwartung durch Umweltgifte, minderwertige Ernährung samt Dauerstress und Bewegungsmangel verkürzt sein wird. Modernes Leben Dumm wären also viele Hersteller, würden sie zugeben, wie ihre Maschinerie läuft. Denn eines ist klar: niemand kann den Wunsch „entwickelter“ Nationen nach guter Nahrung (worunter man leider viel Fleisch, Fisch, Milchprodukte und Brot versteht) im gewünschten Ausmaß befriedigen, ohne diese Lebensmittel zu verändern und Tiere in Massenhaltung zu quälen. Man muss diese Produkte erzeugen, um die halbe Welt karren, sie für Supermarktregale länger haltbar machen, gefällig präsentieren und am besten schon vorgefertigt anbieten. Jede Kochkunst wird überflüssig, denn selten bleibt noch Zeit und Lust dafür, wenn man nach einem Tag voller Mühe und Stress, abends erschöpft aufs Sofa plumpst (wo uns via TV schon die Appetit machende Werbung erwartet). Das
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sind bedrückende Tatsachen unserer Konsum- und Leistungsgesellschaft, die niemand verleugnen kann. Gefühlte Ausweglosigkeit ist ein Grund für diese Misere – die Gesellschaft, unsere ganze Haltung zum Essen muss sich ändern. Die Industrie liefert, was auf Dauer gewünscht und gekauft wird. Ernährung, vor allem die ungesunde und haltbare, ist längst ein Milliarden-Business, das man sich nie wieder nehmen lässt. Doch für den Gesundheits-, eigentlich einen Krankheitsmarkt, ergeben sich auch ungeahnte Vorteile! Je mehr Menschen nämlich durch Fehlernährung krank werden, umso mehr logisch erscheinende Gründe findet die weltweite Pharmaindustrie, weiter Geld zu fordern, um genau diese Krankheiten „zu erforschen und zu bekämpfen“. Mit denkbar ungünstigen Mitteln: immer neuer Chemie, diversen Ergänzungspräparaten, synthetischen Vitaminen, was auch immer sich dafür eignet, Geld zu scheffeln und auch neue „Arbeitsplätze zu schaffen“, dieses Argument zieht ja immer. Ebenso viele entstünden allerdings durch alternative Forschung, mehr Umweltschutz, echte Innovationen und nachhaltige Agrarwirtschaft – echte Sinnstiftung inbegriffen. Ursachenforschung gehört aber nicht zum „Business“ des Mainstreams. Lieber schiebt man die Schuld alleine auf die Konsumenten, die eben zu dumm oder zu faul sind, sich gesünder zu ernähren. Die sich ständig zu wenig bewegen und nicht oft genug zum Arzt gehen, bevor es zu spät ist. Ein wahrhaft perfides Spiel mit unserer Gesundheit, an dem sich heute fast jeder Industriezweig beteiligt. Wie sonst sollte es möglich sein, dass wir, inmitten allen Überflusses, in dem westliche Nationen leben und trotz einer vielfach großartigen Medizin immer kranker werden? Beispiele: Allergien, Diabetes, Rheuma, Altersdemenz oder der berühmte Reizdarm (in Wahrheit wohl eine Basisallergie – siehe dort). 1.4. Die Krankheitsindustrie als Selbstläufer Wer meint, es gäbe kein Perpetuum Mobile – eine selbstlaufende Apparatur, die niemals stillsteht und ihre Energie aus sich selbst bezieht: in der westlichen Ernährungs- und Gesundheitsindustrie haben wir eines vor uns! Noch gar nicht hinzugezählt wird hier der Millionenumsatz eines Heeres von Vortragenden, Beratern und Fachpersonal, das Ihnen „gesunde“ Ernährung erklärt – nur selten gratis, versteht sich. Wer am wenigsten darüber weiß, sind in der Regel: Ärzte. Das fand ich immer amüsant. Sie leben meist selbst ungesund, haben den größten Stress und tun häufig wenig Sinnvolles für sich – schlucken oft und gern jede Chemie, die ihnen unterkommt (oder halten sich streng davon fern, warum wohl?) Am liebsten wäre es einigen, man könnte impfen statt essen, um satt zu werden. Tragisch, aber wirklich wahr. Nicht auf alle trifft das zu, aber auf viel
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zu viele. Wenn ärztliche Ratschläge überdies darin bestehen, Ihnen zu sagen, Sie sollen „fettarme Milchprodukte“ essen oder, falls man das nicht will, fleißig Kalzium-Präparate schlucken (stehen im Verdacht, Herzinfarkte zu begünstigen) oder „kalziumreiches Mineralwasser“ trinken, dreht sich mir der Magen gleich zwei Mal um. Wussten Sie, dass viele Mitteleuropäer durch ihre Milch- und Käsesucht in der Regel nicht zu wenig, sondern viel zu viel Kalzium täglich aufnehmen? (7) Trotzdem steigen die Knochenbrüche bei älteren Menschen genauso beständig an, wie Alzheimerdemenz. Mehr darüber später, doch auch an dieser Stelle können Sie sich merken: Es geht dabei nicht wirklich um Ihre Gesundheit, sondern um das, was die Industrie und Food-Konzerne von uns wollen: den praktisch suchtartigen Massenkonsum bestimmter Nahrungsmittel. Wertloses für die Ärmsten Eine besonders dunkle Seite des „food business“ in Entwicklungsländern, über die zunehmend TV-Dokus gezeigt werden, sei hier noch erwähnt: Nicht nur wird in afrikanischen Ländern die heimische Landwirtschaft durch Importe aus der westlichen Welt massiv zerstört, die traurige Ausweglosigkeit der Ärmsten wird durch massive Gesundheitsschäden noch vermehrt. Sie entstehen, weil Großkonzerne wertlose Nahrung wie etwa Suppenwürfel (mit viel süchtig machendem Glutamat) in Kleinstpackungen anbieten. Diese sind vor Ort ein Riesengeschäft: Die Ärmsten können sich nun zu ein wenig Gemüse, um ein paar Cent „etwas für den Geschmack“ kaufen, dazu gibt es Billigstmargarine (hält ohne Kühlung!) und Toastbrot. Viele Kleinkinder essen jahrelang nichts anderes. Einkommen von rund einem Euro (!) täglich lassen das nicht zu. Die Konzerne bilden eigene „Berater“ vor Ort aus, oder sie organisieren, wie in den Favelas, den Armenvierteln Brasiliens, den praktischen Haus zu Haus-Verkauf ihrer Waren (gezuckerter Joghurt, Kekse, Chips, Soft-Drinks etc.). Mit der Zeit verlieren die Familien jedes Wissen über gesunde Ernährung. Sie sind sogar stolz, sich diese Dinge leisten zu können, die natürlich abhängig machen und zu Übergewicht und Diabetes führen. Sie kennen vieles aus der Werbung, es sieht „cool“ aus und schmeckt gut, vor allem aber süß. Verantwortliche Hersteller verweigern Stellungnahmen, waschen ihre Hände zynisch in Unschuld (8). Ja, sie graben den Menschen häufig vor Ort noch ihr Trinkwasser ab, um daraus ein gewisses schwarzes Getränk zu fabrizieren (9) oder verschmutzen es, ohne sich je verantworten zu müssen. Was mit der Verteilung von Milchpulver in Afrika begann, um die Frauen letztendlich vom Stillen abzubringen, setzt sich so in unterschiedlicher Weise auf allen Kontinenten fort.
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Nicht besser ergeht es den Indianern Kanadas oder Nordamerikas (die findigen von ihnen markieren mit dem staatlich verteilten Milchpulver die Ränder ihrer Baseballfelder). Ebenso betroffen sind Inuitvölker (Eskimos) oder „moderne“ Aborigines in Australien, die durch Industriekost oft schwer erkranken, weil ihr Körper diese Nahrung durch und durch ablehnt. Um es hier gleich anzufügen: Diesen Menschen wäre auch mit veganer Sterneküche nicht geholfen, denn viele Jahrtausende genetischer Anpassung an örtliche Nahrungsquellen haben ihren Stoffwechsel geprägt. Er braucht dann Fisch und Fleisch, um gesund zu bleiben oder es wieder zu werden. Bei US-Indianern heilte eine traditionelle Kost mit Bisonfleisch und Wildreis chronischen Diabetes. Sogar der Hang zu Alkohol (den ihr Körper extrem schlecht abbaut) lässt dadurch nach. Die genannten Volksgruppen sind zugleich laktoseintolerant, Milchprodukte brauchen sie also keinesfalls. So wenig, wie Chinesen (Nomaden ausgenommen) oder Japaner sie brauchen würden. Sie bilden sich aber neuerdings ein, man würde von Kuhmilch größer und klüger. Ein wirklich toller Erfolg globaler Milchkonzernwerbung! Die Rate an Brustkrebs und Fettsucht steigt in Chinas Städten sprunghaft an, seit die Bewohner anfingen, sich nach westlichem Muster zu ernähren. Japanerinnen erkranken ebenso häufig an Brusttumoren wie westliche Frauen, sobald sie im Westen leben bzw. viel Fleisch, Milch und Zucker essen, während in Japan diese Krebsart vor dem Krieg extrem selten vorkam. 1.5. Nahrungsergänzungen und Diätwunder Nahrungsergänzungsmittel (NEM), was versteht man darunter? Hier wird oft bewusst alles in einen Topf geworfen, was miteinander nichts zu tun hat. Zum Beispiel Tees, Gewürze oder naturbelassene Kräutermischungen. So ziemlich alles, was nicht direkt nach Essen aussieht und der Markt hergibt, wird medial und in der Klatschpresse mit diesem Etikett versehen. Synthetische Vitamine ebenso, wie die Kalziumtabletten vom Drogeriemarkt, spezielle Diätdrinks, ja sogar purer Milchzucker oder Laktase-Tabletten als Verdauungshilfe für eben diesen. Auch über Jahrhunderte erprobte Kräutergemische haben auf dem Markt manchmal keine andere Chance. Es handelt sich häufig um Produkte, die nach dem Gesetz nicht als Arzneimittel zugelassen werden konnten (wegen fehlender Studien, oder weil – nach aktuellen EU-Regeln – die traditionelle Anwendung einer Mischung über lange Zeit nicht schlüssig nachweisbar ist). Das ist aber der Knackpunkt: eine Bezeichnung, die nur etwas über die Art der Markteinführung aussagt, wird hier auf Wirkung oder Nicht-Wirkung eines Präparates umgelegt. Viele Produkte mit eindeutigem Gesundheitsnutzen sind als NEM zugelassen, also völlig unschädlich, aber deshalb nicht wirkungslos.
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Es gibt dafür genaue Regeln: NEM sind Konzentrate mit ernährungsspezifischer und physiologischer Wirkung (Homöopathika sind keine NEM), es darf aber nie von Krankheit bzw. „Heilung“ die Rede sein und Dosierungsangaben sind sehr gering. Auch deshalb werden NEM oft als nutzlos bezeichnet, oder im Gegenteil als gefährlich. Oft kommt es zu Streitigkeiten, etwa wegen „für Laien gefährlicher“ Behauptungen. Diese Gefahr wird von der chemischen Konkurrenz gerne herbeigeredet. Gute Produkte tauchen häufig auf und verschwinden wieder, weil solche medialen Aktionen kleine Hersteller schnell in den Ruin treiben können. Dagegen bringen Pharmakonzerne immer wieder hochgefährliche Medikamente auf den Markt und ziehen diese erst wieder ab, wenn die Beweise für schwere Schäden und Todesfälle erdrückend sind (Vioxx, Lipobay, gewisse Verhütungspillen etc.). Man glaubt so gerne einer scheinbar allwissenden Forschung und landet zum Dank dafür mit etwas Pech in der Intensivstation oder gleich auf dem Friedhof. Für einen geregelten Markt und die Sicherheit der Konsumenten ist es natürlich wichtig, die wachsende Zahl an Lebens-, Ergänzungs- und (potenziellen) Heilmitteln einer Kategorie zuordnen zu können. Abzuwägen, für wen sind sie richtig, für wen eher nicht, wer darf sie herstellen und verkaufen und wer nicht, ist eine Notwendigkeit. In der Praxis gilt dieses Muster eben am häufigsten für Nahrungsergänzungen, zu denen gesundheitsbezogene Wirkversprechen auf der Verpackung somit nicht erlaubt sind. Nutzer sind deshalb auf Informationen aus alternativer Quelle angewiesen. Über Arzneimittel beraten uns Ärzte (wirklich?) und Apotheken. Beide Gruppen haben jedenfalls Werbung bitter nötig, wie Ordinationen und Schaufenster zeigen. Den Vogel schießt aber inzwischen der Ernährungssektor ab. Noch nie gab es so viele Produkte, die uns helfen sollen, richtig und besser zu essen. Schlagwörter wie Ernährungs- oder Essmedizin sollen vermitteln, man müsse nur bestimmten Diäten folgen oder bestimmte Ergänzungsmittel einnehmen, um wieder fit und fröhlich zu werden. Aber ist das wirklich so? Wie wäre es mit 3-2-2? Da haben Sie nun eine Menge getan: gegen Übergewicht, gegen Bauchfett, um schlanker zu werden, für Schönheit und Anti-Aging. Ich erspare mir, hier alle Ernährungstrends und Diätpläne aufzuzählen, die man ausprobieren kann. Sie essen vermutlich auch „fettarme“ Milchprodukte, statt der dieser vollmundig fetten…Sie wissen schon…die aber viel besser schmecken. Dennoch klappt es nicht? Weder nehmen Sie ab (wenn das Ihr Ziel war), noch geht es Ihnen damit gut. Sie hatten irgendwann die Nase voll und taten sich wagemutig an einem –
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nein gleich zwei – Stück Quarktorte mit Fruchtspiegel gütlich. Oder einem Wiener Schnitzel – es war anders nicht mehr auszuhalten. Um sich danach entsetzlich schuldig zu fühlen. Warum bitte? Wo uns Paleo-Steinzeit-Verfechter ohnehin sagen, Fleisch sei gut. Oder weil eine Pseudo-Quarktorte mit Seidentofu einfach nicht so wunderbar schmeckt, wie das Original? Stimmt. Ich liebe unsere österreichische Topfentorte. Aber sie birgt leider ein 50:50-Geheimnis, über das Sie noch im Kapitel über Zucker lesen werden. Man sollte auf jeden Fall versuchen, den Tieren zuliebe Maß zu halten und auf die Herkunft von Produkten zu achten. Würde das jeder tun, gäbe es weniger Krankheit und Leiden. Vegane Gerichte finden sich häufig auf meinem Tisch, schon weil ich asiatische Pfannengerichte, Gemüse und Hülsenfrüchte liebe. Vor Jahren aß ich längere Zeit vegan und ich will ehrlich sein: mein Körper hörte nie auf, sich ab und zu nach etwas Fleisch zu sehnen. Dazu bekam ich eine Gier nach Fett und Süßem. Ich halte es für ein Gerücht, dass Veganismus einen völlig davon befreit. Unser Körper ist auf das gepolt, was er aus der Kindheit bzw. von seinen Vorfahren her kennt. Sich strengstens zu kasteien, halte ich für unsinnig, ebenso wie Maßlosigkeit. Wobei ich betone: meine Hochachtung und mein Respekt gehört allen Veganern, die mit Blick auf die Tierwelt jegliches Bedürfnis in Schach halten. Auf manche Frage, was man etwa über den Skandal rund um das Palmöl denkt, zu dem auch der Veganismus mit diversen Speziallebensmitteln das Seine beiträgt, gibt es allerdings wenig plausible Antworten. Keine, die mich daran hindern, etwas gute Butter zum Frühstück zu essen. Mit Fanatismus kann ich nichts anfangen, egal woher er kommt, und in welche Richtung er geht. Ich würde mir für die Mehrheit lieber eine Regel 3-2-2 wünschen: pro Woche drei vegane (bzw. milch-, fisch- und fleischlose), zwei vegetarische Tage (mit Ei und ev. wenig Milchprodukten) und höchstens zwei mit Fleisch oder Fisch (am besten überhaupt nur der Sonntagsbraten). Die westliche Welt samt allen „Nutztieren“ hätte es schlagartig besser. Wären hier nicht ein paar solide Ziegel sinnvoller, als der unerreichbar hohe Turm von Babel, der immer wieder einstürzt? „Go vegan!“ ist ein Slogan, der gut in die Städte mit ihren bunten Reformläden und dem angesagten Lifestyle passt. Am Land, unter täglichem Stress, für ältere, wenig mobile Personen oder solche mit kleiner Geldbörse sieht es häufig anders aus. Veganismus ist eine Ernährungsform, die leider recht eilfertig über manches Problem hinwegphilosophiert. Mir scheint es angesichts der globalen Situation auch nicht unbedingt fair, sich im eigenen, perfekt gestylten Vegan-Paradies zu inszenieren. Veganismus für jeden ginge nämlich (wie viele bekannte Biolügen) am Ende genauso auf Kosten armer Menschen oder der Natur.
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Die Möglichkeit, ständig so zu essen, darf man ruhig als Luxusgut hochindustrialisierter, westlicher Länder betrachten. Wer ethisch perfekt und dazu vegan leben will, müsste auch auf sämtliche Technologien und Mittel verzichten, die wir bewusst oder unbemerkt nutzen, um überhaupt an dieses Essen heranzukommen. Interessantes dazu lesen Sie hier: (10) (11) Superfood und Werbeschmäh Besonders ärgerlich finde ich immer den Rat, bei Süßverlangen Obst zu essen, noch schlimmer: Trockenobst (meist auch noch geschwefelt). Bereits als Kind mochte ich das klebrige Zeug nicht. Aus gutem Grund, wie ich heute weiß, denn ich vertrage Fruktose schlecht und Obst ist eine Fruchtzuckerbombe. Wenn ich Äpfel esse, sind sie abgelagert, gebacken oder gekocht, was sie verträglicher macht (das wusste schon Hildegard von Bingen). Ich meide Rohkost weitgehend (angeblich kerngesunde Rohköstler, vergebt mir, das ist nichts für mich) und ich verzichte gern auf exotisches „Superfood“, denn unsere Gier führt dazu, dass dieses in den Herkunftsländern als Grundnahrungsmittel so teuer wird, dass es für die einheimische Bevölkerung kaum noch leistbar ist. Das wussten Sie nicht? Eben. Wir haben wirklich genügend heimisches Superfood – doch Rote Rüben, Buchweizen oder Sauerkraut klingt weniger lautmalerisch. Ersetzen Sie die Goji- oder Acai-Beeren also getrost durch Himbeeren, Heidelbeeren oder Hagebutten, mit dem gleichen positiven Effekt. Sie müssen keine schleimigen Chiasamen oder Kimchi futtern – Leinsamen und Sauerkraut reichen völlig. Man sollte essen, was im eigenen Umfeld gedeiht und viele Generationen zuvor schon kannten. Auch spezielle Typ-Analysen ändern nichts an unserer Genetik, ebenso keine Diätpläne x, y und z, die es heute in Schwindel erregender Anzahl gibt. Zum Fisch: Falls Sie am Meer leben oder dort Urlaub machen, essen Sie eben Fisch, ansonsten braucht niemand in den Binnenländern Seefisch und „Meeresfrüchte“ für sein Wohlergehen. Diese Einbildung ist absurd und sie entspringt, wie so vieles, einer Binsenweisheit von „Experten“, die nur extrem selten nicht mit Werbeagenturen und der Industrie zusammenarbeiten. „Wes‘ Brot ich ess‘, des‘ Lied ich sing.“ Vielleicht kennen Sie diese alte Weisheit. Nirgends trifft sie so sehr zu, wie auf moderne „Wissenschaft und Forschung“ westlicher Industrieländer. Dank solcher Fachmeinungen über Gesundheit und „richtige“ Ernährung werden heute alle Weltmeere rücksichtslos leergefegt. Abgesehen davon, dass jeder Meeresfisch bereits voll ist von Quecksilber oder Mikroplastik (wirkt in unserem Körper wie Hormone!). Nicht einmal ihren Krill möchte man den Meeresbewohnern mehr lassen (Krillöl!). Keine Spur von ökologischem Bewusstsein oder Nachhaltigkeit. Zuchtfisch?
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Haben Sie schon mal eine dieser riesigen Fisch- oder Muschelzuchtfarmen gesehen? Daran ist nichts Humanes. Fisch(öl) kann übrigens auch ein Basisallergen sein, wenn man Sie als Kleinkind noch mit Lebertran gequält hat (siehe dazu im Kapitel 2.3.). Arm aber Bio? Die Frage Bio oder nicht, kann man lange diskutieren. Fakt ist, dass Bio-Ware inzwischen billig, massentauglich und damit nicht gerade besser wurde. Aus Tests geht hervor, dass sie, vom (nicht notwendig) niedrigeren Pestizidgehalt in Gemüse und Obst abgesehen, gewöhnlichen Produkten nicht immer überlegen ist. Auch mit „normalen“ Lebensmitteln können Sie gesund essen. Bevorzugen Sie Produkte der Region aus natürlichem Anbau (dieser liegt häufig ohne teures Bio-Siegel vor). Auf Gentechnik-Freiheit (auch im Tierfutter!) zu achten, ist notwendig. Ansonsten enden „Bio-Kühe“ ebenso im Schlachthof, und ihr Leben unterscheidet sich viel weniger von gewöhnlicher Massentierhaltung, als man hofft. Fachlichen Informationen zufolge gibt es heute so gut wie keine Milch mehr im gewöhnlichen Supermarkt, die nicht zuvor Rückstände (Jod, Hormonoder Antibiotika-Spuren) oder Entzündungsfaktoren enthalten hätte. Sie werden zwar in der Produktion „unschädlich gemacht“, aber die natürliche und gesunde Milch für alle bleibt ein Wunschtraum. Sogar resistente Superkeime vermutet man neuerdings in Massenzuchtställen. Konventionelle Milch (qualitätsmäßig natürlich in Ordnung – was wir eben darunter verstehen) ist in Wahrheit ein Konglomerat unzähliger, dauerträchtiger Mastkühe, deren kurzes Leben häufig die reinste Hölle war (siehe oben). Wir geben uns gerne „christlich“, aber sind wir das wirklich? Auch zu jenen Lebewesen, die sich nicht wehren können? Nomadenvölker, deren Alltag von ihren Herden abhängt und die natürlich auch schlachten müssen, lieben ihre Tiere und quälen sie nicht – es geht um Respekt. Indianer sahen die notwendige Jagd fast als heiligen Akt – man dankte erlegten Tieren, dass sie Nahrung spendeten und die Natur wurde niemals ausgebeutet. Ebenso liegen etwa den Tibetern ihre Yaks am Herzen. Man kann sogar in der Schweiz welche sehen, weil seit langem viele Exiltibeter dort leben. Die im Handel angebotene „Heumilch“ ist eine gewisse Verbesserung, doch nur Kühe von Demeter-Höfen, die nicht ständig Kälber bekommen müssen und auch nicht enthornt werden (die Hörner einer Kuh sind teilweise durchblutete, für ihre Verdauung enorm wichtige Organe!), liefern etwas, das man als wirklich echte Bio-Milch bezeichnen kann (die alle Omega-3-Fettsäuren und Enzyme enthält). Oder die frische Milch von einem Bauernhof Ihres Vertrauens, der auch ohne Siegel biologisch arbeitet. Solche Rohmilch wäre eine vernünftige Sache. Aber
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wer hat noch diese Möglichkeit? Sie fällt unter Luxus – schön, wenn man sie findet oder als Stadtmensch wählerisch einkaufen kann. Darüber startete Rosa Wolff einen interessanten Selbstversuch und schrieb darüber ihr Buch „Arm aber Bio!“ Man erfährt allerhand Nützliches über einfaches Kochen und den sinnvollen Umgang mit Lebensmitteln. Diesen haben wir ja schon weitgehend verlernt. Genießbare Nahrungsmittel werden heute in einer Menge entsorgt, die wirklich jedem die Schamesröte ins Gesicht treiben sollte. Alles für jeden, dazu spottbillig, kann jedoch unmöglich mit dem Bio-Gedanken zusammengehen. Bioprodukte als Massenware unterscheiden sich im Anbau fast nicht mehr von den konventionellen Agrarprodukten. Ressourcen (Wasservorräte, Boden) und Menschen (etwa Wanderarbeiter im spanischen Almeria!) werden hier ebenso ausgebeutet. Bio, weltweit, billig und für jeden, ist unmöglich – eine Lüge, die die Konsumenten glauben sollen. Kleinbauern und Selbstvermarkter kommen dabei unter die Räder. Für findige Großproduzenten sind Bio-Siegel sehr leicht käuflich zu erwerben (China oder Korea).
Wirklich sinnvoll und Bio für alle wäre der eigene Garten oder auch nur eine Balkonkiste – eigene Kuh dürfte schwierig sein…Huhn geht etwas leichter, wie meine glücklichen Hühnchen, die es sich täglich zwischen Bäumen, Gras und Blumen wohl sein lassen, bestätigen können. Die paar Eier, die sie mir während ihrer Legesaison schenken, esse ich natürlich. Der Geschmack ist konkurrenzlos, denn sie fressen nur bestes, natürliches Körner- und Grünfutter. Selbst wenn meine beiden Damen gar nichts mehr „leisten“, werden sie bei mir ihr ruhiges Ableben haben. Solche Bio-Eier sind zweifellos ein gesundes, wertvolles Lebensmittel, gegen das man eher selten allergisch reagiert. Bitte kaufen Sie Eier aus Freilandhaltung!
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2. GESUNDE ERNÄHRUNG – WAS IST DAS?
2.1. Richtig essen – eine Frage der Evolution? Man wird noch lange darüber streiten, ob der Mensch ein Pflanzen-, Früchte-, Beeren- und Wurzelkonsument oder doch eher ein Alles(fr)esser war und ist. Den Homo sapiens gibt es erst rund 100.000 Jahre. Er besiedelte, ausgehend von Afrika, ganz Asien und kam bis nach Amerika. In Europa verdrängte er den Neandertaler. Etwa 7 Millionen Jahre dauerte die gesamte Zellentwicklung der menschlichen Art. Glaubt man dem menschlichen Gebiss und unserem langen Darm, sind wir jedenfalls nicht dafür geschaffen, ständig Fleisch zu essen und zu verdauen. Dennoch boten der Werkzeuggebrauch, Jagd und Feuer ganz neue Entfaltungsmöglichkeiten, körperlich wie geistig. Was vorkam, wurde genutzt. Menschen können in völlig unterschiedlichen Umgebungen dieser Erde gesund existieren. Der Organismus passt sich über Jahrtausende so gut an, dass etwa die „Eskimos“ (Inuit) allein mit viel Fett und Fisch prima auskamen. Gefäßschäden oder Diabetes treten erst auf, seit sie viel Industriekost und Zucker essen. Das Argument, sie wären dadurch jünger gestorben, zieht nicht, denn die meisten Inuit scheiterten an Umweltbedingungen bzw. starben bei der Jagd. Wieder andere Völker ernähren sich mit viel Getreide, rohen Früchten und einem hohen Kohlenhydratanteil. Bewohner des Pazifikstaates Nauru lieferten ein Beispiel dafür, was passiert, wenn Menschen ihre angestammte Ernährung aufgeben. Wie alle Südseevölker haben sie ein Erbgut, das ihren Körper besonders leicht Fett speichern lässt, denn sie brauchten es auf langen Fahrten über das Meer. Als sie anfingen, sich weniger zu bewegen und Industriekost zu essen, reagierten sie umgehend mit Diabetes. (12) Ähnliche Folgen beobachtet man an den vielen Übergewichtigen in Hawaii oder Neuseeland. Hochbetagte Einwohner der berühmten japanischen Insel Okinawa pflegen, neben ihrer Ernährung mit viel Fisch und Algen, nie so viel zu essen, dass sie vollkommen satt sind. Ihre Empfehlung lautet, immer ein wenig hungrig zu bleiben. Tibeter haben ähnliche Regeln – ein Drittel des Magens soll leer bleiben. Unser Organismus wird sehr viel besser mit Mangel fertig, als mit Überfluss. Auch indigene Völker oder die Aborigines reagieren sehr negativ auf Fast Food und die Segnungen moderner Nahrungsmittel wie Industriefette und Zucker. Milch brauchen sie gar nicht, während in Asien, wo über 90 Prozent der Menschen laktoseintolerant sind, ausgerechnet bei den Indern Kuhmilch als Lebenselixier gilt. Kühe sind heilig und unantastbar, jedenfalls für gläubige Hindus. Ihre Milch wird unbearbeitet
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