Celluloid Diagonale 2015 Special 2015

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d i o l u l l e c Nr 2a/2015- M채rz Sonderausgabe zur Diagonale 2015

azin g a m film

HomeSick

von Jakob M. Erwa

DIAG DIE B ESTEN

ONA

FILME

Hannah! Willkommen im Leben! Wir widmen Dir diese Ausgabe! Katharina & Matthias

LE 20 15

AUF E INEN

BLICK



Editorial Liebe Leser, Mit dieser Sonderausgabe im Pocketformat zur Diagonale 2015 möchten wir Ihnen eine subjektive Auswahl jener Filme vorstellen, die das Festival aus unserer Sicht prägen werden. Als langjährige Medienpartner der Diagonale sind wir bemüht, dem österreichischen Film die (große) Aufmerksamkeit zu geben, die er verdient. Bereits im Vorfeld haben wir viele Filme aus dem umfangreichen Programm gesichtet und hier für Sie zusammengestellt - es sind die Filmempfehlungen der celluloid-Redaktion. Matthias Greuling

Chefredakteur, mit seiner Hannah (* 5.3.2015), der wir dieses heft widmen

Und natürlich widmen wir das Ganze meiner kleinen Hannah, geboren am 5. März 2015! Viel Spaß im schönen Graz, Matthias Greuling Chefredakteur celluloid www.celluloid-filmmagazin.com

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celluloid FILMMAGAZIN Nummer 2a/2015 März 2015. Sonderausgabe zur Diagonale 2015.

Herausgeber, Eigentümer und Verleger: Werbeagentur Matthias Greuling für den Verein zur Förderung des österreichischen und des europäischen Films. Chefredakteur: Matthias Greuling. Layout / Repro: Werbeagentur Matthias Greuling. Printed in Austria. Die Interviews & Texte in dieser Ausgabe stammen von der celluloid-Redaktion. Fotos, sofern nicht anders angegeben: Diagonale. Die Beiträge geben in jedem Fall die Meinung der AutorInnen und nicht unbedingt jene der Redaktion wieder. Anschrift: celluloid Filmmagazin, Spechtgasse 57/5, A-2340 Mödling, Tel: +43/664/462 54 44, Fax: +43/2236/23 240, e-mail: celluloid@gmx.at, Internet: www.celluloid-filmmagazin.com Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe. © 2015 by Verein zur Förderung des österreichischen und des europäischen Films.


Termin: DIAGONALE 2015 17. bis 22. März 2015, Graz Festivalkinos:

Festivalzentrum

Filmzentrum im Rechbauerkino

im Kunsthaus Graz Lendkai 1, 8020 Graz www.kunsthausgraz.at

Rechbauerstraße 6, 8010 Graz www.filmzentrum.com

KIZ RoyalKino C. v. Hötzendorfstraße 10, 8010 Graz www.uncut.at/graz/kizroyal

Schubertkino Mehlplatz 2, 8010 Graz www.schubertkino.at

UCI Kinowelt Annenhof Annenstraße 29, 8020 Graz www.uci-kinowelt.de

Gäste-/Pressezentrum Haus der Architektur Graz Mariahilferstr. 2, 8020 Graz 17.–22. März, 10–19 Uhr

Diagonale Festivalcafé und Bar Luise im Kunsthaus Graz im Kunsthaus Graz 18.–22. März, 9 – 2 Uhr

Tickets Info & Bestellung: Infoline 0316 / 822 81 822

Kartenverkauf (11. –22. März) Kunsthaus Graz und Café Restaurant Sperl & Frühwirth Festivalkinos: Täglich jeweils eine Stunde vor Beginn der ersten Vorstellung Online Ticketverkauf unter www.diagonale.at/tickets DIAGONALE-NIGHTLINE

18. März, ab 22 Uhr: Festivalzentrum Kunsthaus Graz: A Filmmaker’s Festival Soundtrack hosted by VDFS mit Herrn Hermes Live: The Florian Horwath Ensemble 19. März, ab 22 Uhr: Festivalzentrum Kunsthaus Graz Glam-Disco: Draußen in der Stadt zum Spezialprogramm mit Adriana Celentana/Chris Peters 20. März, ab 22 Uhr: Festivalzentrum Kunsthaus Graz: FM4 Club Eden zum Spezialprogramm zu Mia Hansen-Løve mit Sebastian Schlachter (FM4 La Boum De Luxe/Vienna Wildstyle Rec) 21. März, ab 23 Uhr: Orpheum Graz: Abschlussfest: Das ewige Leben an den Turntables mit Sofa Surfers DJ-Team Intro: Evi Romen Eintritt € 4 / Akkreditierte frei 4-5


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celluloid interview

KARL MARKOVICS Mit „superwelt“ legt der Schauspieler seine zweite Regiearbeit vor. Wir sprachen mit ihm über, ja, gott und die welt.

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uperwelt“ erzählt von Gabi (Ulrike Beimpold), die plötzlich Gott begegnet, oder das, was sie dafür hält: Der liebe Gott, das ist kein weißbärtiger, alter Mann, sondern das können die Geräusche eines surrenden Kühlschranks sein, das sind innere Stimmen, die Gabi herausfordern und sie aus der Spur werfen. Dass sie morgens den Frühstückstee achtlos aus der Thermoskanne laufen lässt, bis das Häferl übergeht, ist da nur die harmloseste Aktion. Ihr Ehemann (Rainer Wöss) versteht nicht, wieso seine Gattin plötzlich Reißaus nimmt und tagelang verschwindet. Wir sprachen mit Karl Markovics über seine zweite Regiearbeit. celluloid: Der Begriff „Superwelt“, der als Filmtitel zu Beginn über ein Bild aus der Vogelperspektive über den Alltag in einem kleinen burgenländischen Dorf eingeblendet wird, weckt schnell 6-7

die Suggestion, es handle sich um eine zynische Abrechnung mit unserem Dasein. Markovics: Zynisch würde ich nicht sagen, vielleicht passt der Begriff ironisch hier besser. Dieses Bild ist ein vorsichtiges Augenzwinkern, ja, schon allein deshalb, weil ich mir einen Gott mit Humor wünschen würde. Ich habe mir als Protagonisten für diesen Film bewusst keine Familie ausgesucht, die einem großen Leidensdruck unterliegt, vor allem nicht die Hauptfigur, die Supermarktkassiererin Gabi, die im Prinzip keine besonderen Beschwernisse kennt. Dies war wichtig, um nicht die Geschichte einer Flucht in den Glauben zu erzählen, wie es sie schon unzählige gibt. „Superwelt“ erzählt das Gegenteil: Gott kommt zu ihr, klopft mehr oder weniger an und stellt sich vor: „Da bin ich. Ich versuche das jetzt einmal in Einzelgesprächen mit sieben Milliarden Menschen und fange bei Ihnen an. Es wird ein paar Jahrtausende dauern, bis


© Thimfilm/Nagl

„Gott kommt, klopft an und stellt sich vor: Hier bin ich“


Š Diagonale/Daniel Hermes

Ulrike Beimpold als Gabi: Sie kann zunächst nicht glauben, dass Gott sie aufsucht

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celluloid interview ich durch bin. Leider lebt ihr nicht lange genug, weshalb ich praktisch immer wieder von vorne anfangen muss.“ Einer Supermarktkassiererin erscheint Gott. Wie kommt man auf diese Idee? Die Idee mit der Kassiererin entstand, als ich in einem Supermarkt eine solche Frau dabei beobachtet habe, wie sie ihr Kassenband gereinigt hat. Eine banale Tätigkeit, und doch war da Universalität. Das Thema Gott ist für mich scheinbar schon weitaus länger in der Luft gelegen. Das hängt damit zusammen, dass ich mir, wie die meisten anderen auch, regelmäßig Gedanken über meine Existenz mache, aber dabei nur bis zu einem gewissen Punkt gelange, über den es nicht hinaus geht. Es ist gar kein Punkt, sondern vielmehr ein Fragezeichen. Und dieses Fragezeichen, das vielleicht die meisten Menschen genauso gut kennen wie ich, wollte ich in einen Film bringen - das hat mich gereizt. Ich wollte mit dem Film keine Antwort finden, aber zumindest ein Stück weit besser greifen können, warum uns Gott so wichtig ist, sowohl in der Verneinung als auch im Zuspruch. Selbst Atheisten brauchen ja Gott, um ihn zu negieren. Das bedeutet: Man kommt nicht an ihm vorbei. Was glauben Sie? Meine Einstellung zum Glauben schwankt. Ich bin mir zumindest nicht sicher. Wenn ich wählen müsste, wäre mir eine Welt mit Gott lieber als eine

Welt ohne Gott. Ich kann aber schwer erklären, warum. Es gibt in „Superwelt“ auch zahlreiche biblische Motive, von einem brennende Hecke über eine Essenssituation, die wie das letzte Abendmahl wirkt, bis hin zu einem Judas. Wieso diese Zitate? Für mich sind das drei augenzwinkernde, bewusste Zitate, die mich schon beim Schreiben amüsiert haben. Es geht dabei gar nicht um eine allzu tiefe Bedeutung. Manchmal erzählt man mit einer Oberfläche, einem Bild, im Film viel mehr, während sich Tiefe gar nicht wirklich transportieren lässt. Die Tiefe muss der Zuschauer dem Film bringen. Ist Religion durch ihre Regeln oft mehr Belastung als Befreiung? Ich glaube schon, dass Religion eine große Befreiung sein kann, aber wie jeder Befreiungskampf ist das auch eine große Belastung. Dabei geht es um die Belastung, zu erkennen, wie sehr man sich selbst belügt und sich im Wege steht, wie wenig man über andere weiß, und umgekehrt, wie unglaublich schön Menschen sind und wie wunderbar die Existenz an sich ist. Wie schön es ist, dass ich nur den Moment meines Daseins betrachte. Dass es überhaupt etwas gibt, und nicht Nichts. Je mehr und je genauer ich darüber nachdenke, umso schöner finde ich die Vorstellung, das alles in ein Wesen zu fokussieren, das man dann Gott nennt. Gott ist sozusagen die Summe aller Wesen.


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SUPERWELT REGIE: KARL MARKOVICS

Eröffnungsfilm

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enn Gott Hollywood besucht, dann ist das Ergebnis in der Regel sehr monumental, sehr polarisierend, sehr aufgeblasen: Man denke nur an „The Ten Commandments“ (1923), „The Last Temptation of Christ“ (1988) oder natürlich den Mel Gibson-Aufreger „The Passion of Christ“ (2004). Erst 2014 schickte die scheinbar doch nicht so gottlose Traumfabrik die beiden Monumental-Filme „Noah“ und „Moses“ ins Rennen, in der die Auseinandersetzung mit Gott vor allem eines ist: laut, dreckig, vielleicht sogar ein bisschen sexy. 10-11

Laut ist Gott in Karl Markovics‘ neuem Werk „Superwelt“ nicht, dreckig manchmal, sexy aber keineswegs, genauso wenig, wie er in monumentaler Größe auftritt. Die Supermarktkassiererin und Durschnitts-Österreicherin Gabi (Ulrike Beimpold) wird eines Tages, gänzlich unerwartet, aus ihrem tristen Alltag gerissen, als sie Gott zu ihr sprechen hört. Irritierenderweise erscheint dieser aber nicht in gleißend hellem Licht, nicht als alter Mann mit langem Bart und auch nicht als engelsgleiche Gestalt: Gabi hört die göttliche Stimme etwa


durch eine schleudernde Waschmaschine oder einen kaputten Kühlschrank. Je mehr der Film voranschreitet, desto mehr tritt die End-Fünfzigerin aus dem Burgenland mit der fremden, aber doch so vertrauten Stimme in Dialog: Was ist der Sinn ihres Daseins? Wieso tun Menschen, was sie tun? Was bedeutet Glück, was Liebe? Was Glauben? Gabi muss sich „auf ihre oidn Tog“, wie sie selbst sagt, plötzlich mit hochphilosophischen Fragen des Lebens auseinandersetzen, wobei der Film mehr Fragen aufwirft, als er Antworten gibt. Beimpold gelingt es hier eindrucksvoll, ihre Gabi zwischen Irritation, Wahnsinn, innerer Gelassenheit und Verzweiflung changieren zu lassen. Ohne Mühe trägt sie den gesamten Film. Biblisch. Interessant ist, dass Markovics nicht nur Gabis Begegnung mit Gott wie eine heimliche Liebesaffäre inszeniert, sondern seine Protagonistin erst im letzten Drittel des Filmes das Wort „Gott“ aussprechen lässt. Dafür aber spart er nicht mit religiösen Motiven, die manchmal mehr, manchmal weniger subtil inszeniert werden und auch den einen oder anderen humorvollen Unterton nicht verbergen können: So fängt plötzlich die Thujenhecke im Garten zu brennen an, der Sohn entpuppt sich als Judas, wenn er vor seinen Bundesheerkollegen die barfuß durch die Landschaft laufende Mutter verleumdet und Gabi selbst sich der Mittagspause

Berlinale-Premiere: Produzent Dieter Pochlatko, Markovics, Beimpold, Minister Ostermayer, Junior Producer Jakob Pochlatko

von Bauarbeitern anschließt, die irritiert und fasziniert sogleich die sonderbare Neue an ihrem Tisch aufnehmen – und so eindrucksvoll das Bildnis des Letzten Abendmahls entsteht. Nur halt im Burgenland. „Danke, dass du mir gezeigt hast, dass ich nichts bin!“, schreibt Gabi Gott in einer Szene an, bevor sie kurze Zeit später die harte Erkenntnis trifft, dass sie eines einfach nicht kann: „Glücklich sein.“ Doch Gottes Wege sind bekanntlich unergründlich, wie das Ende des Films anzudeuten scheint. Unergründlich ist nach „Superwelt“ aber zumindest eines nicht mehr: dass Karl Markovics (der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet) zu den ganz Großen seiner Zunft gehört. Diese Erleuchtung traf auch die diesjährige Berlinale, auf der Markovics und sein Werk bejubelt wurden. -Manuel Simbürger

DIAGONALE-TERMINE: 17.3., 21.00, ANNENHOF 5, 22.3., 11.30, SCHUBERT 1


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MA FOLIE REGIE: Andrina Mračnikar

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eugierige Blicke in einem Pariser Café, ein Lächeln, später ein Kuss, Sex. Als Hanna (Alice Dwyer) von ihrem Frankreichaufenthalt nach Wien zurückkommt, mailt ihr ihre deutsch-französische Romanze Yann (Sabin Tambrea) selbstgedrehte Filmsequenzen voller Erinnerungsfetzen an die spärliche, gemeinsame Zeit. Dazu zärtliche Worte: „Ich habe Angst vor dem Tag, an dem ich weiß, dass ich dich am Abend nicht wiedersehen werde. Ich bereite mich darauf vor. Ich übe, ohne dich zu sein.“ Das Spiel auf der Klaviatur flüchtiger Stimmungen, die den Beziehungsthriller „Ma Folie“ tragen, beherrscht die gebürtige Kärntner Slowenin und Regisseurin Andrina Mračnikar ohne Zweifel - selbst

dann, wenn das anfängliche Liebesmärchen von Hanna und Yann nicht nur gehörig schief geht, sondern auch ins Alptraumhafte abdriftet. Denn der von Gefühlen ergriffene Yann weiß nicht nur, wie er Hanna mit poetischen Worten und Bildern schmeicheln kann, sondern auch, wie er seinerseits von ihr Besitz ergreift und ihr am besten den blanken Angstschauer über den Rücken jagen kann: Als Yann Hanna in Wien besucht und sie für ihn kurzerhand sogar ihren Freund, den Betrogenen, sitzen lässt, nennt der neue Geliebte seine Heilige Hanna bald Hure, die Eifersucht auf ihren Exfreund treibt ihn dazu. Die Inhalte von Yanns bisherigen Liebesbotschaften verkehren sich schnell ins Gegenteil: Vertraute

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lice Dwyer gehört zu den Gesichtern des deutschsprachigen Films, die man nicht mehr vergisst. In „Ma folie“ spielt die 1988 in Berlin geborene Schauspielerin eine junge Frau, die unter einer zunehmend obsessiven Beziehung leidet. Eine emotional fordernde Rolle, in deren Verlauf der Film immer mehr zum Psychothriller wird ‑ und genau das spiegelt sich auch im Gesicht von Dwyer wider. Schon als Kind, im Alter von neun Jahren, bewarb sich Dwyer bei einer Schauspielagentur - gegen den Willen ihrer Mutter. Mit 13 war sie in „Baby“

(2002) als 15-Jährige zu sehen, die sich an den Freund des Vaters heranmacht. Um von dem daraus entstandenen Lolita-Image loszukommen (es folgten zahlreiche ähnliche Angebote), trat sie in Hans-Christian Schmids „Lichter“ auf, eine intensive, dichte Arbeit über das deutsch-polnische Grenzgebiet und Schmuggleraktivitäten. In Saarbrücken beim Max-Ophüls-Preis war Alice Dwyer schon erfolgreich: Dort wurde sie 2008 zur besten Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnet. Heuer feierte „Ma folie“ in Saarbrücken Premiere.

© Foto: Matthias Greuling

Augen mit Starpotenzial


© Filmladen

Bilder lässt er im Montage-Stil Sergej Eisensteins mit dem Horrorhaften eines blutigen Taubenkadavers kollidieren oder der berühmten Eröffnungsszene aus „Un chien andalou“ von Luis Buñuel und Salvador Dalí, in der ein Rasiermesser ein weibliches Auge durchtrennt. Ein bedrohlicher Stalker ward geboren. KARIKATUR  Spätestens dann, wenn sich die „Folie“, die anfängliche Tollerei, in den Wahnsinn verkehrt, geben sich auch die Probleme des 99minütigen Streifens zu erkennen: Trotz intelligent eingesetzter Motive und geschickt aufgebauter Spannungsbögen wirken die Figurenzeichnungen bald wie Karikaturen ihrer selbst. So scheint Hannas Verhalten in Momenten der Bedrohung zu oft schwer nachvollziehbar - wie bei einem simpel gestricktem Horrorfilm, bei dem die junge, attraktive Frau in der nächtlichen Dunkelheit nachschauen geht, was denn da hinter der Tür im einsamen Haus geknackst ha-

ben könnte. Dabei ist Hanna eine gebildete junge Frau, von Beruf Psychotherapeutin in Ausbildung unter Supervision: Eine, die ihrer Klientin im Film den Weg weisen und sie von Panikattacken und Traumatisierung befreien will - und selbst offenbar nicht weiß, wie sie sich selbst den nächsten Schock erspart. Zwischen gekonnten Dialogen mit doppelten Boden, die nachvollziehbare Fragen nach möglichen Schattierungen von Wahrheit(en) aufwerfen oder der eigenen Zurechnungsfähigkeit, wirkt das irrationale Verhalten mancher Figuren folgewidrig: Manchmal scheint es, als würde Hanna-Darstellerin Alice Dwyer nur eine Hanna spielen, die Angst hat, weil das Drehbuch oder das eigene künstlerische Empfinden es eben so verlangen - und eine betont besorgte Gerti Drassl spielt eben die besorgte Nachbarin. Es sind diese Klischees, die ein sonst vielversprechendes Konzept untergraben. -Sandra Nigischer

DIAGONALE-TERMINE: 20.3., 18.30, KIZ ROYAL, 22.3., 13.30, Annenhof 5


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BAD LUCK REGIE: Thomas Woschitz

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die ihre Tankstelle selbst ausrauben will, einen Automechaniker, der Geld aus einem vom Himmel fallenden Auto stiehlt und einen gekündigten Spielhallen-Mitarbeiter, der sich an seinem Chef rächen will. „Es sind Figuren, die vom großen Glück träumen, es aber nie erlangen“, so Regisseur Woschitz im Gespräch. „Ich habe mich als Basis für die Geschichte von kurzen Zeitungsmeldungen inspirie-

© Foto: Matthias Greuling

homas Woschitz’ neuer Film „Bad Luck“ feierte seine Premiere kürzlich beim Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken, wo Woschitz 2009 mit seiner Elegie „Universalove“ den Hauptpreis gewann. In „Bad Luck“ schickt Woschitz etliche seiner Kärntner Landsleute (und überwiegend Laiendarsteller) in eine verzwickte Geschichte voller narrischer Pechvögel. Es gibt darin eine junge Frau,

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ren lassen, die sich manchmal sehr skurril lesen“, so Woschitz. „Da gab es tatsächlich einmal ein Auto, das zwei Tage in einem Baum hing, ehe es zu Boden krachte“. Die Figuren seines Films sehen ihre Pläne immer wieder durch Zufälle vereitelt. „Ich glaube an den Zufall“, so Woschitz, „nichts im Leben ist vorbestimmt. Wenn meine Figuren eine Verkettung von Zufällen erleben, so haben diese sicher auch ihre Ursache in ihrem desperaten Handeln“. Will heißen: Jeder ist seines Glückes Schmied, kann aber doch nichts erzwingen. Oder: Wir sind zum Scheitern verurteilt. Woschitz zeigt das mit einem charmant-süffisanten Un-

terton und dank des Kärntner Dialekts in größtmöglicher Authentizität. „Bad Luck“ ist eine komische und lakonische Betrachtung verschrobener und hoffnungsvoller Hoffnungsloser. - Paul Heger

DIAGONALE-TERMINE: 19.3., 21.00, KIZ ROYAL, 21.3., 13.30, KIZ ROYAL


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AUS EINEM NAHEN LAND REGIE: MANFRED NEUWIRTH 16-17


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ochsommer, grasende Schafe, azurblauer Himmel, sich sanft im Wind wiegende Wiesen – es ist eine idyllische und stille Welt, die Manfred Neuwirth in seinem jüngsten Dokumentarfilm zeigt. Auch, wenn es die Bilder im ersten Moment anders vermuten lie-

ßen: „Aus einem nahen Land“ ist nicht etwa im fernen Süden gedreht, sondern in Kritzendorf an der Donau. Die kleine Gemeinde liegt nordwestlich von Wien und ist die Heimat des Regisseurs. In 24, jeweils drei Minuten langen, Einstellungen beleuchtet dieser einen lebendigen Mikrokosmos und portraitiert liebevoll die Menschen jener Region. So wie zum Beispiel seine eigenen Nachbarn, eine Winzer-Dynastie, deren Mitglieder bei der täglichen harten Arbeit im Weinberg und dem familieneigenen Heurigenlokal zu sehen sind. Neuwirth zeigt eine Messe im Freien, ein Dorffest, aber auch die Stille des Waldes mit all seinen Geräuschen, oder einen rauch- und aschereichen Spanferkelgriller. Zahlreiche kleine Miniaturen eines (Land-)Lebens, die sich inmitten unserer Gesellschaft abspielen. Neuwirths Szenen entfalten durch ihre stetigen leichten Seitwärtsbewegungen mit der Kamera einen Sog ins bekannte Unbekannte. Geräusche, Bilder, Farben aus Österreich, jedem von uns zutiefst vertraut und dann doch neu entdeckt: Meist in Slow Motion, immer in leichter Seitwärtsbewegung und dennoch statisch. Die Tonebene ist asynchron, wirkt manchmal aber dennoch im Takt. Alles in „Aus einem nahen Land“ ist Realität und Bruch mit ihr zugleich: Neuwirth rückt scheinbar bekannte ÖsterreichBilder in einen neuen Zusammenhang aus Wohlfühlen und Hinterfragen. -Matthias Greuling

DIAGONALE-TERMINE: 18.3., 11.30, Annenhof 6, 20.3., 18.30, Rechbauerkino


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Homesick REGIE: jakob M. erwa

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eistungsdruck, Beziehungsprobleme, Nachbarschaftsstreitigkeiten – Jakob M. Erwa thematisiert in „HomeSick“ mehrere grundlegende Themen. In seinem überwiegend mit Crowdfunding-Geldern finanzierten Psychothriller erzählt der Grazer Wahl-Berliner die Geschichte von Jessica (Esther Maria Pietsch) und Lorenz (Matthias Lier). Das Paar ist glücklich verliebt, man hat soeben die erste gemeinsame Wohnung bezogen. Eine scheinbar heile Welt, wäre da nicht Jessicas übertriebener künstlerischer Ehrgeiz: Um bei einem renommierten Klassikwettbewerb in Moskau bestehen zu können, übt die Cello-Studentin täglich stundenlang. Die Sucht nach Perfektion bestimmt im Laufe des Films mehr und mehr den 18-19

Alltag der jungen Frau, lässt sie nicht mehr schlafen. Seltsame Vorkommnisse in der Nachbarschaft gefährden die früher so harmonische Beziehung zu ihrem Freund. Die Grenzen zwischen Realität und Einbildung beginnen sich zu verschieben. Jakob M. Erwas zweiter Langfilm nach seinem schon 2007 realisierten Diagonale-Gewinner „Heile Welt“ sperrt seine Protagonisten in ein entrisches Kammerspiel voller Begrenzungen: Türen, Tore, Wände, Fenster - all das, was uns die Sicht auf das Leben und den eigenen Alltag verstellen kann, was man auf- und zumachen kann und wo man als Unbefugter dahinterblicken möchte, wenn sich die Gelegenheit ergibt; „HomeSick“ ist verortet in einer


uns nur allzu bekannten Häuslichkeit, mit schlecht ausgemalten Wänden und freistehenden Elektroherden; es reflektiert den „Berlin-Style“, nicht nur in der Altbau-Location, sondern auch im Dekor, der Nachbarschaft und der farblichen Anmutung. Erwa inszeniert aber geschickt um platte Klischees herum: Das zeigt sich in den Szenen, in denen er mit genretypischen Erwartungshaltungen bricht, aber auch darin, dass er keine allzu übertriebene optische Zuspitzung unternimmt: Die Bilder bleiben stets sauber und unaufgeregt. Auch inhaltlich geht Erwa den Weg der Klarheit: Die schwer unter Druck stehende Cello-Spielerin sucht nach

den klaren Linien in ihrem Spiel und im Leben, doch der Drill von Lehrern und nicht zuletzt vom eigenen Vater setzen ihr schwer zu; dazu korrespondierend verschärft sich die Lage in den eigenen vier Wänden: Wenn Liebende gegeneinander ausgespielt werden und selbst der Ort, an dem man sich zuhause fühlen soll, ein Ort der Unsicherheit wird, ist der Wahnsinn geradezu obligatorisch. „HomeSick“ ist ein Film der dunklen Gefühle, ein Schattenreich voller Ängste, das selbst Polanski in „Ekel“ nicht besser hingekriegt hat. Für Jakob M. Erwa ist „HomeSick“ der Film, der ihn auf die Landkarte setzt. Das Warten hat sich gelohnt. - Matthias Greuling

DIAGONALE-TERMINE: 18.3., 18.30, KIZ ROYAL, 20.3., 13.30, KIZ ROYAL


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Der letzte Sommer der reichen REGIE: Peter kern

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eter Kern („Blutsfreundschaft“) ist bekannt für seine unbequemgesellschaftskritischen Filme. Und auch in seinem neuen Werk bleibt der Wiener Regisseur seinem Stil treu, hat mit „Der letzte Sommer der Reichen“ ein bitterböses Sittengemälde gezeichnet: Gleich ob unverbindlicher Sex, harte Drogen oder Unmengen an Alkohol – Hanna von Stezewitz (Amira Casar) nimmt sich, was sie bekommen kann, um der Langeweile in ihrem Leben zu entfliehen. Die stets in

Lack und Leder gekleidete Kapitalistin ist Mitglied der vermeintlich besseren Wiener Gesellschaft, eine mächtige und skrupellose Strippenzieherin in Politik und Wirtschaft. Einzig im Weg steht ihr dabei ihr höchst reaktionärer Großvater. Um den kranken Familienpatriarchen loszuwerden, engagiert Hanna in ihrer Not einen Killer. Doch als sie sich in die attraktive Klosterschwester Sarah verliebt, beginnt das einst so kalkulierte und emotionslose Leben von Hanna aus dem Ruder zu laufen.

DIAGONALE-TERMINE: 18.3., 20.30, Annenhof 6, 19.3., 11.00, Annenhof 5 20-21


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Fang den haider REGIE: Nathalie Borgers

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s war im Jahr 2000, als die belgische Drehbuchautorin und Regisseurin Nathalie Borgers erstmals nach Österreich kam. Damals zog die FPÖ unter Jörg Haider in den österreichischen Nationalrat ein. 13 Jahre später, und sieben Jahre nach dem Unfalltod Haiders, begibt sich Borgers auf eine filmische Spurensuche. Im Zentrum von „Fang den Haider“ steht jener Mythos, der sich nach 2008 um den ehemaligen Kärntner Landeshauptmann aufgebaut hat. Borger

hat mit dem distanzierten Blick von Außen Kritiker ebenso aufgesucht wie Weggefährten. Unter anderem mit dabei: Haiders langjährige Parteikollegen Stefan Petzner, Peter Westenthaler und Gerhard Dörfler. Dabei gelingt es der Regisseurin, ein spannendes Bild rund um das System des „Kärntner Sonnenkönigs“ zu zeichnen, dessen Anhänger nach wie vor die kritische Auseinandersetzung mit einem der umstrittensten Politiker der Zweiten Republik konsequent ausblenden.

DIAGONALE-TERMINE: 19.3., 18.00, Annenhof 6, 21.3., 21.00, Annenhof 5


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KREUZ DES SÜDENS REGIE: Barbara Eder

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igentlich hatte sich Tommy (Andreas Lust) den Genesungsurlaub nach einer überstandenen Hirnblutung anders vorgestellt. Doch um den Hof seines verstorbenen Vaters verkaufen zu können, muss der Wiener Polizist in Barbara Eders ORF-Landkrimi „Kreuz des Südens“ in sein ehemaliges Heimatdorf im Südburgenland zurückkehren. Dass in der beschaulichen Gemeinde ebenso viele Leichen im Keller liegen, wie in der Großstadt, wird dem Beamten schnell klar:

Während der Vorstellung eines Wanderzirkus verfehlt ein Messerwerfer nur knapp sein Ziel und tötet dabei den Fenninger, den letzten Arbeitgeber der Region. Ab diesem Zeitpunkt beginnt die Stimmung im Dorf zu kippen: Jeder verdächtigt jeden. Als Tommy aus professioneller wie privater Neugier, unterstützt von der attraktiven Greißlerin (Franziska Weisz) des Ortes zu ermitteln beginnt, macht sich der „Großkopferte“ unter den verschrobenen Dorfbewohnern freilich keine Freunde.

DIAGONALE-TERMINE: 19.3., 17.30, Schubert 1 22-23


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LAMPEDUSA REGIE: peter schreiner

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ine Frau, ein Mann und die Mittelmeerinsel Lampedusa. Auf den ersten Blick haben die Mittfünfzigerin Giulia aus einem italienischen Bergdorf und der junge Zakaria aus Somalia wenig gemeinsam. Doch sie verbindet in Peter Schreiners Film „Lampedusa“ ihre Geschichte: Beide sind ehemalige Flüchtlinge, wollten ihrer Vergangenheit entkommen, für beide markierte dieses Eiland vor Jahren einen Neuanfang. Während es bei Giulia private Krisen

waren, die sie als Touristin auf die Insel zwischen Sizilien und Tunesien kommen ließen, floh Zakaria, mittlerweile ein in Rom lebender Filmer, vor den schlechten wirtschaftlichen und sozialen Zuständen in seiner Heimat. In berührend-bedächtigen SchwarzWeiß-Bildern erzählt Schreiner von der Rückkehr zweier Menschen an einen für sie wichtigen Ort – und von der mitunter äußerst schmerhaften Aufarbeitung zweier bewegter Biografien.

DIAGONALE-TERMINE: 18.3., 16.00, schubert 2, 20.3, 20.15, Schubert 1


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ÜBER DIE JAHRE REGIE: Nikolaus Geyrhalter

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ls im Winter des Jahres 2004 die einst florierende Textilfabrik „Anderl“ im nördlichen Waldviertel vor dem definitiven Aus steht, beginnt für die dort beschäftigten Frauen und Männer ein vollkommen neuer Lebensabschnitt: In einer ganzen Region, in der Arbeitsplätze soundso rar sind, müssen sich alle umstellen. Wie dieser Prozess abläuft, zeigt Nikolaus Geyrhalter („Elsewhere“) in seiner neuen Dokumentation „Über die Jahre“, in der er in Form einer

cineastischen Langzeitstudie einige der betroffenen Menschen begleitet hat. Die einen suchen dabei viele Jahre lang mitunter vergeblich einen neuen Job, während sich die anderen mit intensivem Engagement in der Freiwilligen Feuerwehr, der Pflege kranker Angehöriger oder mitunter skurrilen Hobbies von der Arbeitslosigkeit ablenken. Das Fazit des Films: Neuanfänge und Veränderungen sind Bestandteil des immerwährenden Kreislaufs unseres Lebens.

DIAGONALE-TERMINE: 18.3., 21.00, KIZ ROYAL, 20.3., 14.00, ANNENHOF 6 24-25


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UNTER BLINDEN REGIE: Eva Spreitzhofer

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r ist Extrembergsteiger, hat in den letzten Jahren sechs Achttausender bezwungen: Andy Holzer ist nicht nur ehrgeiziger Sportler, der Osttiroler ist auch noch von Geburt an blind. Doch sein vermeintliches Handicap hindert ihn nicht daran, immer und immer wieder die steinernen Giganten zu erklimmen. Denn Andy Holzer hat ein Ziel: Er möchte die höchsten sieben Berge der Welt besteigen – nur noch der Mount Everest fehlt ihm in seiner „Sammlung“. Eva Spreitzho-

fer portraitiert in ihrem Film „Unter Blinden – Das extreme Leben des Andy Holzer“ den 46-Jährigen. Dabei zeigt sie eine Welt, die für die meisten Menschen nach wie vor fremd und schwer fassbar ist. Spreitzhofer begleitet den Sportler und Vortragsreisenden, der der einzige nicht-sehende Profibergsteiger Europas ist, nicht nur in seinem beruflichen, sondern auch in seinem privaten Alltag und schafft so ein intimes Portrait einer faszinierenden Persönlichkeit.

DIAGONALE-TERMINE: 20.3., 20.30, Annenhof 6, 22.3., 16.00, Annenhof 5


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WENN DU WÜSSTEST, WIE SCHÖN ES HIER IST REGIE: ANDREAS PROCHASKA

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s ist ein Krimi mit einer großen Portion Lokalkolorit und bissiger österreichischer Satire, den Andreas Prochaska für die ORF-„Landkrimi“-Reihe in Kärnten angesiedelt hat: Nach einem brutalen Mord geht es im ansonsten beschaulichen Dorf Hüttenberg und vor allem für den örtlichen Postenkommandanten Hans Muck (Gerhard Liebmann) mehr als turbulent zu. Nicht nur, dass bei einer Rettungsübung der lokalen Einsatzkräfte plötzlich eine tote Frau gefunden wird –

es traut auch niemand dem schüchternen Ortskieberer (mit einer skurrilen Vorliebe für düsteres Kärntner Liedgut) zu, den kniffligen Fall zu lösen; am wenigsten sein eigener Vater (Branko Samarovski) und sein Vorgesetzter aus Klagenfurt (Simon Hatzl). Im Zuge der mühevollen Ermittlungen von Muck, der allerorts auf eine beharrliche Mauer des Schweigens stößt, wird schnell klar, dass nahezu alle Bewohner des ehemaligen Bergbaudorfes so einiges zu verbergen haben.

DIAGONALE-TERMINE: 21.3., 18.30, KIZ ROYAL 26-27


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CENTAURUS REGIE: Wolfgang Rupert Muhr

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n sich hätte es für Leonid Kronzeiter ein entspanntes Hüttenwochenende mit seiner Frau Sissy werden sollen. Doch just in jenem Moment, in dem der Angestellte zum Kurzurlaub in den Wienerwald aufbrechen will, ruft ihn sein Chef zu sich – und kündigt eine mögliche Entlassung Leonids an. Von da an weiß der Mann nicht mehr, ob er seinen Sinnen trauen soll. Stimmen in den Bürogängen, obwohl dort niemand zu sehen ist, Bürokollegen, die vom eigentlich geheimen Hüttenur-

laub wissen, ein Überraschungsbesuch in der Hütte und dunkle Momente aus der Vergangenheit, die plötzlich wiederkehren, verstärken die Paranoia des Protagonisten solange, bis er sich der für ihn unbequemen Wahrheit stellen muss. „Centaurus“ bleibt stets kryptisch, lässt aber dennoch unendlich viel erahnen: In langen Einstellungen trägt Schauspieler/Autor Wolfgang Rupert Muhr in seinem Langfilmdebüt als Regisseur die Innenwelt der Hauptfigur beeindruckend nach außen.

DIAGONALE-TERMINE: 19.3., 23.00, Annenhof 6, 22.3., 16.00, schubert 2


IN MEMORIAM FLORIAN FLICKER MICHAEL GLAWOGGER Diagonale-SpeciaL

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it ihnen hat der österreichische Film im Vorjahr gleich zwei maßgebliche Protagonisten verloren: Der Tod von Florian Flicker und Michael Glawogger riss eine große Lücke ins heimische Filmschaffen. „Beide waren bewusste Grenzgänger zwischen den Genres, ihre filmischen Œuvres strahlten weit über die Landesgrenzen hinaus und erfuhren vonseiten der Kritik und des Publikums gleichermaßen Wertschätzung“, schreibt die Diagonale, die Flicker und Glawogger ein Spezialprogramm widmet. Im Gedenken an Florian Flicker zeigt die Diagonale heuer seinen ersten großen Erfolg, „Suzie Washington“. Für diesen viel beachteten

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Spielfilm, der 1998 die erste Diagonale in Graz eröffnete, hatte er nicht nur zuvor den Carl Mayer-Drehbuchpreis gewonnen, sondern wurde auch mit dem Großen Diagonale-Preis für den besten Spielfilm ausgezeichnet. Von Michael Glawogger stehen neben frühen Kurzfilmen, die in Österreich bisher kaum zu sehen waren, auch Fragmente seines letzten Filmprojekts auf dem Spielplan, die einen ersten Versuch darstellen, mit dem Material seines „Projektes Untitled. Der Film ohne Namen“ zu arbeiten.



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DIE DIAGONALE DISKUTIERT Relevante Gespräche

Mi 18. März, 11 Uhr, Festivalzentrum Kunsthaus Graz WERKSTATTGESPRÄCH. LET’S TALK ABOUT SCRIPTS SPEZIAL: SUPERWELT Vom Drehbuch zum Film: Karl Markovics erzählt von seiner Arbeit am diesjährigen Diagonale-Eröffnungsfilm „Superwelt“. Mi 18. März, 16 Uhr, Festivalzentrum Kunsthaus Graz DISKUSSION. Der Stoff, aus dem die Träume sind Wie finden junge Drehbuchautor/innen Stoffe für ihre Bücher? Wie nähern sie sich Themen an, die einer fremden Lebenswelt entspringen? Welchen (produktiven) Einfluss haben Dramaturgen, Redakteure und Förderstellen in der Stoffentwicklung? Junge Drehbuchautoren und Filmemacher sprechen über ihre Erfahrungen, Freiheiten und Zwänge im aktuellen System. Do 19. März, 13.30 Uhr, Schubertkino 2 WERKSTATTGESPRÄCH. NIKOLAUS GEYRHALTER Er ist einer der renommiertesten DokumentarfilmautorenÖsterreichs. In einem Werkstattgespräch gibt der diesjährigePersonale-Gast Nikolaus Geyrhalter zusammen mit seinem langjährigen Cutter Wolfgang Widerhofer Einblickein seine Arbeitsweise und präsentiert Ausschnitteaus seinem aktuellen Work in Progress „Irgendwann“. Do 19. März, 16 Uhr, Festivalzentrum Kunsthaus Graz DISKUSSION. Komplizin, Visionärin, Steigbügelhalterin? Wir stellen europäische Produzentinnen vor, die es geschafft haben, in der obersten Liga der Filmlandschaft zu reüssieren, und befragen sie zu ihren Lebenswegen, Strategien und Herausforderungen. Mit Maria Köpf (Geschäftsführerin und Produzentin bei Zentropa Entertainment Berlin) und anderen. 30-31




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