Lichtspiele Juni 2019

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k i n o u n d fi l m im h e r z e n w ie n s

licht spiele nr. 142 FREE MAG

JUNI/Juli 2019

L:

SPECIA

CANNES

2019 RS, DIE

DIE STA

FOTOS

programmtipps von apollo, artis, actors, urania und village cinemas wien mitte kino

Foto: Filmladen

ein becken voller männer



k i n o u n d fi l m im h e r z e n w ie n s

licht spiele JUNI/JULI 2019

URANIA Ein Becken voller Männer

4

High Life

6

Reiss aus

6

Das Familienfoto

6

Erde

7

Nur eine Frau

7

Kleine Germanen

7

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Kaviar

9

APOLLO - DAS KINO Men in Black International

8

Spider-Man 2: Far From Home

8

ARTIS international English Cinema in Vienna

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Kinoinformation Kinoprogramm & Erreichbarkeiten

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CANNES 2019 Alle Highlights des Festivals

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Lichtspiele-Chefredakteur

Matthias Greuling

lichtspiele@kabelplus.at

AUF UNSEREM COVER

„Ein Becken voller Männer“ (Constantin) Impressum Lichtspiele erscheint elf Mal jährlich wienweit bei Werbeagentur Matthias Greuling, Spechtgasse 57/5, 2340 Mödling, Österreich. Telefon: +43 664 462 54 44 Fax: +43 2236 23 240 E-Mail: lichtspiele@kabelplus.at. Internet www.celluloid-filmmagazin.com. VERTRIEB in folgenden Wiener Kinos: Actor’s Studio, Artis International, Urania Kino, Apollo Kino, Village Cinemas Wien Mitte, sowie in rund 160 Wiener Szenelokalen, traditionsreichen Cafés und Pubs. Herausgeber & Chefredakteur: Matthias Greuling. Grafik & Produktion: Werbeagentur Matthias Greuling. Fotos: Filmverleiher. Printed in Austria. Die Beiträge geben in jedem Fall die Meinung der AutorInnen und nicht unbedingt jene der Redaktion wieder. Grundsätzliche Richtung der Zeitschrift lt. § 25 MedG: Lichtspiele informiert über aktuelle Kinofilme und DVD-Releases Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe. © 2019 by Werbeagentur Matthias Greuling

© Katharina Sartena

ACTOR’S studio

EIN CAFÉ MIT JIM JARMUSCH Der Kultregisseur kehrt ins Kino mit „The Dead Don‘t Die“ (siehe Seite 10) zurück.

Mr. Jarmusch, wie kommt es, dass Sie nun einen Zombie-Film gedreht haben? Jarmusch: Ich hatte schon vor einigen Jahren damit begonnen, ein Script für einen Zombie-Film zu schreiben, noch vor meinem letzten Film „Paterson“ (2016). Ich mag subversive Genres, wie man anhand meiner Filmografie unschwer erkennen kann. Die ZombieFilme sind schwer im Kommen. Was ist die Message des Films? Vampire zum Beispiel sind sehr verführerische Wesen. Das sind Zombies überhaupt nicht. Im Gegenteil. Sie wirken wie ferngesteuerte Untote. Jede Zombie-Geschichte ist irgendwie auch eine Metapher für uns Menschen und für das Menschsein - Tendenzen lassen sich da sehr gut abbilden, zum Beispiel jene von wandelnden Leichen ohne Seele.


4I5 URANIA ab 28.06.

WASSERSPIELE EIN BECKEN VOLLER MÄNNER: französische stars im wasser

EIN BECKEN VOLLER MÄNNER, KINOSTART 28.06. F 2018. REGIE Gilles Lellouche. MIT Mathieu Amalric, Guillaume Canet

URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06


Foto: © Filmladen

E

ine Gruppe Männer im besten Alter und jeder davon mitten in einer handfesten Lebenskrise: Was liegt da näher, als kurzerhand das erste männliche Synchronschwimmteam ihrer lokalen Badeanstalt zu gründen? Mit Badehose und Schwimmhaube wollen sie es mit der eigenen Midlife-Crisis und der internationalen Konkurrenz im Wasserballett aufnehmen. Der Skepsis und dem Spott ihrer Mitmenschen zum Trotz, und gedrillt von zwei ebenfalls ein wenig vom Weg abgekommenen Trainerinnen, begeben sich die wassersportliebenden „Schönschwimmer“ auf ein unwahrscheinliches Abenteuer, an dessen Ende sie über sich hinauswachsen müssen.In seiner neuen Ko-

mödie vereint der bekannte Regisseur und Schauspieler Gilles Lellouche eine bunte Mischung prominenter französischer Gesichter, wie unter anderem Mathieu Amalric, Guillaume Canet, Benoit Poelvoorde, Jean-Hugues Anglade, Virginie Efira und Leïla Bekhti. „Die meisten Ensemblefilme sind unterentwickelt, was die Figurenzeichnung betrifft“, sagt Lellouche. „Deshalb lag da der ganze Fokus meiner Arbeit. Komödien leiden oft unter einer Comic-Mentalität ohne vel Tiefgang. Ich hingegen wollte die Figuren reich ausgestalten und habe allein dafür ein ganzes Jahr gebraucht. Insgesamt dauerte die Arbeit am Film fünf Jahre“.


6I7 ACtors Studio

neue filme im actor‘s studio

REISS AUS Ein halbes Jahr Auszeit wollen sich Ulli und Lena nehmen und von Hamburg nach Südafrika fahren. Dort kommen sie nie an. Stattdessen rollen sie in ihrem alten Land Rover Terés und dem knapp 40 Jahre alten Dachzelt, das sie von Ullis Patentante geschenkt bekommen haben, knapp zwei Jahre durch Westafrika. Ab 14.06.

DAS FAMILIENFOTO Die drei Geschwister Gabrielle (Vanessa Paradis), Elsa (Camille Cottin) und Mao (Pierre Deladonchamps) könnten unterschiedlicher kaum sein: Warmherzig und mit feinsinnigem Humor erzählt Regisseurin Cécilia Rouaud in ”Das Familienfoto”, wie eine Familie wieder zueinander findet. Ab 21.06.

© Fotos: Polyfilm, Constantin, Thim, Filmladen, Stadtkino

HIGH LIFE Jenseits unseres Sonnensystems. Monte (Robert Pattinson) und seine Tochter Willow (Jessie Ross) leben zusammen an Bord eines Raumschiffs, Raumschiff Nummer 7. Steuerungslos und gänzlich isoliert schweben sie durchs All, der Tag nur gegliedert durch Reparaturarbeiten und tägliche Statusreports an die Erde. Sie sind Teil einer experimentellen Mission, die außer Monte und Willow niemand überlebt hat. Ab 07.06.


ERDE Mehrere Milliarden Tonnen Erde werden durch Menschen jährlich bewegt – mit Baggern, Bohrern oder Dynamit. Nikolaus Geyrhalter beobachtet in Minen und Steinbrüchen, an Großbaustellen und Kohleabbaugebieten die Menschen bei ihrem ständigen Bestreben, sich den Planeten untertan zu machen und sich seine Rohstoffe anzueignen: Eine Bestandsaufnahme der Menschheit als wichtigster Einflussfaktor auf die fundamentalen und unwiderruflichen Veränderungen ihres Heimatplaneten. Ab 14.06.

NUR EINE FRAU Mitten in Berlin wird Aynur von ihrem Bruder Nuri auf offener Straße erschossen. Arglos hat sie ihn zur Bushaltestelle begleitet, wenige hundert Meter entfernt in der Wohnung schläft ihr fünfjähriger Sohn Can. Wie ist es zu dieser Tat gekommen? In „Nur eine Frau“ erzählt Aynur ihre Geschichte. Ab 07.06.

KLEINE GERMANEN „Kleine Germanen“ macht auf ein kaum aufgearbeitetes Problem unserer Gesellschaft aufmerksam: Kinder, die in einem demokratiefeindlichen Umfeld aufwachsen und nach Prinzipien rechtsextremer Ideologie erzogen werden. Ab 21.06.

Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32


8I9 Apollo Village

imax-hits im JUNI/JULI neue Filme, die in den wiener Kinos apollo und donauplex in bester imax-qualität gezeigt werden.

MEN IN BLACK: INTERNATIONAL 3D Ab 14.06. Freuen Sie sich auf neue Agenten, neue Aliens und neue Locations im neuen Abenteuer der Men in Black! Die Men in Black haben die Erde immer vor dem Abschaum des Universums beschützt. In diesem neuen Abenteuer müssen sie sich ihrer bisher größten Bedrohung stellen: einem Maulwurf innerhalb der Men in Black Organisation.

SPIDERMAN: FAR FROM HOME 3D Ab 05.07.

APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien Tel.: 587 96 51

© Foto: Sony (2)

Peter Parker ist wieder da! In „SpiderMan: Far from Home“, dem nächsten Kapitel der „Spider-Man: Homecoming“Reihe, entschließt sich der freundliche Superheld aus der Nachbarschaft mit seinen besten Freunden Ned, MJ und dem Rest der Clique Urlaub in Europa zu machen. Doch seinen Plan, die Superheldenkräfte für ein paar Wochen hinter sich zu lassen, muss Peter schnell aufgeben: Nick Fury bittet ihn, das Geheimnis um zahlreiche, schwere Angriffe aufzudecken, die Zerstörung über den ganzen Kontinent bringen.


Die Dolmetscherin

© Foto: Thimfilm

KAVIAR: Oligarchen und Ost-Charme

N

adja kennt den Oligarchen Igor in- und auswendig. Als seine Dolmetscherin weiß sie mehr von seinem Privatleben und seinen illegalen Geschäftsgebarungen, als ihr lieb ist. Sein jüngstes Projekt ist purer Aberwitz: Er will sich eine luxuriöse Villa auf der Schwedenbrücke in Wiens schickem ersten Bezirk bauen lassen. Doch Nadja, ihre beste Freundin Vera und Teresa, die Babysitterin ihrer Kinder, haben mit Igors Geld andere Pläne. Im Kern ist „Kaviar“ ein Film über Migration und über die Überwindung der Einsamkeit, die sie mit sich bringt. Die

Hauptfiguren sind Migrantinnen, keine, die als Putzfrauen arbeiten, sondern aus der Gruppe, die sich einredet, an der Gesellschaft teilzuhaben, aber doch häufig wegen ihrer „Ost-Mentalität“ belächelt wird. KAVIAR, KINOSTART 13.06. Ö 2019. REGIE Elena Tikhonova MIT Margarita Breitkreiz, Daria Nosik, Sabrina Reiter

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien Tel.: 242 40-418


10 I 11

english cinema in vienna

ARTIS ENGLISH CINEMA

THE DEAD DON‘T DIE JUNE 13

Š Constantin; Universal (2)

USA 2019. Directed by Jim Jarmusch, starring Bill Murray, Adam Driver, Steve Buscemi, Selena Gomez Jim Jarmusch goes Zombie! The peaceful town of Centerville finds itself battling a zombie horde as the dead start rising from their graves.

LONG SHOT JUNE 20 USA 2019. Directed by Jonathan Levine, starring Seth Rogen, Charlize Theron Fred Flarsky (Seth Rogen) is a gifted and free-spirited journalist with an affinity for trouble. Charlotte Field (Charlize Theron) is one of the most influential women in the world. Smart, sophisticated, and accomplished. The two have nothing in common, except that she was his babysitter and childhood crush. When Fred unexpectedly reconnects with Charlotte, he charms her with his self-deprecating humor and his memories of her youthful idealism. As she prepares to make a run for the Presidency, Charlotte impulsively hires Fred as her speechwriter...

THE SECRET LIFE OF PETS 2 JUNE 27 USA 2019. Directed by Chris Renaud, Jonathan del Val Continuing the story of Max and his pet friends, following their secret lives after their owners leave them for work or school each day.

ARTIS INTERNATIONAL Schultergasse 5, 1010 Wien Tel.: 535 65 70


kinoprogramm Das aktuelle Kinoprogramm mit den genauen Beginnzeiten entnehmen Sie bitte cineplexx.at und den Tageszeitungen. Alle Angaben ohne Gewähr. EIN BECKEN VOLLER MÄNNER (Seite 4)

URANIA

AB 28.06.

HIGH LIFE (Seite 6)

ACTORS

AB 07.06.

REISS AUS (Seite 6)

ACTORS

AB 14.06.

DAS FAMILIENFOTO (Seite 6)

ACTORS

AB 21.06.

ERDE (Seite 7)

ACTORS

AB 14.06.

NUR EINE FRAU (Seite 7)

ACTORS

AB 07.06.

KLEINE GERMANEN (Seite 7)

ACTORS

AB 21.06.

MEN IN BLACK INTERNATIONAL (Seite 8)

APOLLO/DONAUPLEX

AB 14.06.

SPIDER-MAN: FAR FROM HOME (Seite 8)

APOLLO/DONAUPLEX

AB 05.07.

KAVIAR (Seite 9)

VILLAGE

AB 13.06.

© StudioCanal

VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE (erscheint anfang JULI 2019):

„Pain and Glory“ mit Antonio Banderas (Kinostart: 26.07.2019)

Erreichbarkeiten ACTOR’S studio Tuchlauben 13, 1010 Wien, Tel.: 533 52 32 Öffentlich: Linie U1 und U3 bis Stephansplatz H Bus 1A, 2A und 3A APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien, Tel.: 587 96 51 Öffentlich: U3 Neubaugasse / U4 Pilgramgasse, Bus 13A, 14A 57A Gumpendorferstr. ARTIS international Schultergasse 5, 1010 Wien, Tel.: 535 65 70 Öffentlich: Linie U1 oder U3 Stephansplatz H Bus 1A, 2A oder 3A Hoher Markt URANIA kino Uraniastraße 1, 1010 Wien, Tel.: 715 82 06 Öffentlich: Linie U1 und U4 Schwedenplatz H Straßenbahn 1, 2, N Julius-Raab-Platz VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstr. 2a, 1030 Wien, Tel.: 24240-418 Öffentlich: U4/U3 Landstr., Straßenbahn O, S1, S2, S3, S5 - S9, S15, Wien Mitte, Bus 74A.


12 I 13 72. CANNES FILM FESTIVAL

9 1 0 2 S E CANn in die gröSSten stars dabei und zeigt Sartena Cannes in live er Katharina ar wied g Fotos: „Lichtspiele“ w matthias greulin l-special. Text: unserem festiva


Š Katharina Sartena

Auf der Croisette lassen sich jede Menge Starletts und MĂśchtegernModels fotografieren


14 I 15 72. CANNES FILM FESTIVAL

Spielen umwerfend: Valerie Pachner und August Diehl begeisterten in Cannes als Fani und Franz Jägerstätter in Terrence Malicks famosem Alterswerk „A Hidden Life“. Der Regisseur blieb dem Trubel wie immer fern.

E

s gab nur eine wirkliche Enttäuschung bei diesen 72. Filmfestspielen von Cannes: Nämlich, wie es Quentin Tarantino nicht schaffte, in seinem fast dreistündigen Opus „Once Upon a Time in Hollywood“ seine Qualitäten als Erzähler des Absurden zu unterstreichen: Die Geschichte um einen abgehalfterten Western-Star (Leonardo DiCaprio) und sein Stunt-Double (Brad Pitt), die letztlich mit der Geschichte von Roman Polanski und Sharon Tate auf überraschende Weise korreliert, mäandert zwei Stunden mühevoll, fast langweilig umher. Von Tarantino ist man wahrlich anderes gewohnt. Die größte Überraschung des Festivals ist, dass Terrence Malick für seine herausragende Adaption der Geschichte des österreichischen Widerständlers Franz Jägerstätter (August Diehl) und dessen Frau Fani (Valerie Pachner) völlig leer aus-

ging. Die meisten Kritiker hatten sich für „A Hidden Life“ durchaus die Goldene Palme vorstellen können, so kunstvoll und so innig und emotional schildert Malick diese Geschichte, und natürlich: ganz in der ihm so eigenen Weise. Die Goldene Palme in Cannes ging aber deshalb nicht unverdient aus den Händen von Jury-Präsident Alejandro Gonzalez Inarritu. Der Mexikaner und seine Jury zeichneten einstimmig den südkoreanischen Beitrag „Parasite“ von Bong Joon-Ho: Er unternimmt eine wilde Tour de force durch alle Ecken und an alle Enden der koreanischen Gesellschaft, es geht um arme und reiche Parasiten, eine Parabel, dargereicht in einem wahrlich atemberaubenden Genremix. Ein Glücksfall von einem Film. Überhaupt: Gab es in einigen CannesJahrgängen kaum genug Filme, die dem


Bekam die Goldene Ehrenpalme: Der wegen seiner Nähe zum Front National nicht unumstrittene Alain Delon

Grand Prix des Festivals für Mati Diop

In Hochform: Ken Loach

Monica Bellucci, eine Augenweide

Fotos: © Katharina Sartena

Teil von Jim Jarmuschs „The Dead Don‘t Die“: Tilda Swinton und Selena Gomez

Abel Ferrara drehte mit Willem Dafoe den Film „Tommasso“


16 I 17 72. CANNES FILM FESTIVAL

Beste Darstellerin: Emily Beecham für Jessica Hausners „Little Joe“. Rechts: Bella Hadid, Beruf: Schön sein.

Festival und seinen Preisen würdig waren, so schöpfte die Jury in diesem Jahr aus dem Vollen - es gibt gar nicht so viele Preise wie preiswürdige Filme. Die alten Meister wie Ken Loach, Pedro Almodovar oder Marco Bellocchio zeigten sich in einer sensationellen Hochform, zugleich machten die Jungen großen Eindruck und erhielten dafür auch Preise: Allen voran Mati Diop: Die Französin mit senegalesischen Wurzeln trat als erste schwarze Regisseurin im Wettbewerb von Cannes an und schaffte es mit ihrem Debüt „Atlantique“ gleich zum „Grand Prix“ der Jury, dem zweitwichtigsten Preis in Cannes. Darin gehen Afrikaner auf eine Bootsreise nach Europa und ertrinken alle dabei; nicht aber ihre Geister, die sie zurückschicken, um Rache an denen zu üben, die sie auf die Boote getrieben hatten - ein kleines Meisterstück zwischen Realität und Spiritualität.

Auch „Les Misérables“ von Ladj Ly hätte die Goldene Palme verdient gehabt. Das Erstlingswerk dreht sich um Straßengewalt in den Pariser Banlieues, die Ly als packenden Polizeithriller inszeniert. Geteilt hat er sich den Preis mit „Bacurau“ der Brasilianer Kleber Mendonca Filho und Juliano Dornelles, die die Notwehr der Menschen gegen die Globalisierung eskalieren lassen, und zwar gewaltreich, inmitten des Amazonas. Beiden Filmern überreichte passenderweise Michael Moore die Preise, mit der Nebenbemerkung, es wäre genau jetzt wichtig, „Kunst in dunklen Zeiten“ zu schaffen. Aus österreichischer Sicht war das Festival auch ein Erfolg: Nicht nur kam Jessica Hausners wunderbar und einfallsreich konstruierter Thriller „Little Joe“ um eine gezüchtete Pflanze, die die Menschen um sie herum glücklich machen soll, besonders gut an; die Jury verlieh Hauptdarstel-


Sir Elton John wollte bei der Premiere seines Bio-Pics „Rocketman“ persönlich anwesend sein - schließlich hat er mitproduziert

Fotos: © Katharina Sartena

Antonio Banderas bekam für „Pain & Glory“ von Pedro Almodovar, an der Seite von Penelope Cruz, den Preis als bester Hauptdarsteller


18 I 19 72. CANNES FILM FESTIVAL

Tarantino-Day in Cannes: Zur Premiere von „Once Upon a Time in Hollywood“ kamen Leonardo DiCaprio, Tarantino selbst, Brad Pitt und Margot Robbie - der Film stieß auf verhaltene Reaktionen in Cannes.

lerin Emily Beecham außerdem den Preis für die beste Darstellerin. Bei den Männern war hier Antonio Banderas siegreich, der in „Pain and Glory“ von Pedro Almodovar sozusagen den Großmeister der Regie höchstselbst spielt. Almodovar reflektiert in dem Film über sein bisheriges Leben, und Banderas trifft den persönlichen Ton des Films genau. Celine Sciamma für den hervorragenden Kostümfilm „Portrait de la jeune fille en feu“ bloß den Drehbuchpreis zu geben, ist ebenso unverständlich wie der Regiepreis für die Dardenne-Brüder: Der Regie-Preis für „Le jeune Ahmed“ ist vielleicht filmisch gerechtfertigt, jedoch könnte das Drama um einen uneinsichtigen 13-jährigen Moslem mit absoluter Tötungsabsicht auch als Auftragsarbeit der Rechten durchgehen.

Die Preisträger von Cannes Goldene Palme: Bong Joon-Ho (Südkorea), „Parasite“ Großer Preis: Mati Diop (Frankreich), „Atlantique“ Preis der Jury: Ladj Ly (Frankreich), „Les Misérables“ sowie Kleber Mendonca Filho & Juliano Dornelles (Brasilien), „Bacurau“ Beste Regie: Jean-Pierre & Luc Dardenne (Belgien), „Young Ahmed“ Beste Darstellerin: Emily Beecham (GB), „Little Joe“ Bester Darsteller: Antonio Banderas (Spanien), „Dolor y Gloria“ Bestes Drehbuch: Céline Sciamma (Frankreich), „Portrait Of A Lady On Fire“ Goldene Palme für das Lebenswerk: Alain Delon (Frankreich) Goldene Palme für den besten Kurzfilm: Vasilis Kekatos (Griechenland), „The Distance Between Us And The Sky“ Preis der Reihe Un Certain Regard: Karim Aynouz (Brasilien), „The Invisible Life Of Euridice Gusmao“ Goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm: César Diaz (Guatemala), „Nuestras Madres“


Gewann die Goldene Palme: Der Südkoreaner Bong Joon-ho für „Parasite“

Vorhang oder Abendkleid? Julianne Moore ist Stammgast am roten Teppich von Cannes.

Fotos: © Katharina Sartena

Javier Bardem ging diesmal mit einer sexy Charlotte Gainsbourg über den roten Teppich

Jury-Präsident Alejandro Gonzalez Inarritu genoss die zehn Tage an der Seite von Jury-Mitglied Elle Fanning sichtlich


Fotos: © Katharina Sartena

CANNES: So ein SpaSS, der rote Teppich!


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