LICHTSPIELE März 2012

Page 1

nr. 69 eur 0.5

märz 2012

OSCAR NUMMER 3 FÜR MERYLS STREEP

Die Eiserne Lady programmtipps von apollo, artis, actors, urania und village cinemas wien mitte kino



MÄRZ 2012

URANIA Die Eiserne Lady

4

Wer weiß, wohin?

8

ACTOR’S studio Shame

10

Best Exotic Marigold Hotel

14

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Haywire

18

APOLLO - DAS KINO John Carter

20

ARTIS international English Cinema in Vienna

21

Kinoinformation Kinoprogramm & Erreichbarkeiten

22

AUF UNSEREM COVER MERYL STREEP in „DIE EISERNE LADY“ (Filmladen) Impressum Lichtspiele erscheint acht Mal jährlich wienweit bei Werbeagentur Matthias Greuling, Anningerstrasse 2/1, 2340 Mödling, Österreich. Telefon: +43 664 462 54 44 Fax: +43 2236 23 240 E-mail: lichtspiele@kabelplus.at. Internet http://programmkino.cineplexx.at. VERTRIEB in folgenden Wiener Kinos: Actor’s Studio, Artis International, Urania Kino, Apollo Kino, Village Cinemas Wien Mitte, Cineplexx Wienerberg, sowie in 160 Wiener Szenelokalen, traditionsreichen Cafés und Pubs.Herausgeber & Chefredakteur: Matthias Greuling. Vertriebsleitung Tomasz Krynski. Grafik & Produktion: Werbeagentur Matthias Greuling. Printed in Austria. Fotos: Filmverleiher. Die Beiträge geben in jedem Fall die Meinung der AutorInnen und nicht unbedingt jene der Redaktion wieder. Offenlegung gemäß § 25 MedienG: Grundsätzliche Richtung der Zeitschrift: Lichtspiele informiert über aktuelle Kinofilme und DVD-Releases Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe. © 2012 by Werbeagentur Matthias Greuling

EIN CAFÉ MIT STEVEN SODERBERGH Soderbergh hat mit „Haywire“ (Seite 18) einen Agententhriller gedreht LICHTSPIELE: Sie zeigen eine Frau als Hauptfigur, was ungewöhnlich ist im Agentengenre... SODERBERGH: Ich hatte mir eigentlich immer schon die Frage gestellt, warum die Hauptfigur in diesen Filmen notwendigerweise immer ein Kerl ist. Ich finde, dass man Dramatik und Konflikte noch einmal verschärft, wann immer man mit einer weiblichen Hauptfigur hantiert. Es gibt dann immer noch die zusätzliche Ebene, dass die weibliche Figur in einer Welt, die von Männern bestimmt wird, operieren muss. Es ist eine weitere Mauer, die es zu überwinden gilt. In unserer Geschichte geht es also nicht nur um Spionage und verdeckte Operationen. Es geht auch um die Beziehungen unserer weiblichen Hauptfigur mit diversen männlichen Figuren und wie sie sich in einer Männerdomäne behauptet. LICHTSPIELE: Inwieweit ist „Haywire“ auch eine Hommage an James Bond? SODERBERGH: Ich bin ein großer Fan der frühen James-Bond-Filme und ich wollte auch so etwas machen wie diese frühen Bond-Filme. Ihr Verhältnis von Handlung zu Action ist ungefähr identisch mit unserem Film.


URANIA – AB 02.03. 4I5

die lady und die macht MERYL STREEP IM INTERVIEW über ihre rolle als margaret thatcher, und darüber, was ihr die oscars überhaupt noch bedeuten nach 17 nominierungen und drei siegen


S

© Filmladen

ie ist die wahrscheinlich meistverehrte Schauspielerin der Welt: Meryl Streep, 62, wird von Kritik und Publikum gleichermaßen geliebt, und das ist kein Wunder. Schließlich brilliert sie meistens in ihren Rollen, auch in der der umstrittenen einstigen britischen Premierministerin Margaret Thatcher. Soeben hat sie ihren dritten Oscar für diese Rolle erhalten.

DIE EISERNE LADY, KINOSTART 02.03, GB 2011, REGIE Pyhllida Lloyd. MIT Meryl Streep, Jim Broadbent, Alexandra Roach, Harry Lloyd

Lichtspiele: Frau Streep, Hollywood liebt Sie: Gerade haben Sie Ihren dritten Oscar erhalten. Bedeutet Ihnen das eigentlich noch etwas? MERYL STREEP: Es ist für mich immer noch aufregend, aber auch besorgniserregend. Denn man kann sich nicht dagegen wehren, man wird von dieser Oscar-Stimmung mitgerissen. Das ist wie ein Sportevent. In Las Vegas schließen sie Wetten auf dich ab, als wärst du ein Pferd. Die Oscar-Nacht dreht sich nur um deine Erscheinung, um deine Frisur, dein Make-up, dein Kleid, deine Schuhe, deine Handtasche und deinen Schmuck. Dieser Teil, das kann ich ihnen ganz ehrlich sagen, macht mir überhaupt keinen Spaß. Ich hasse es! Aber was ich an den Oscars mag, ist, dass ich all meine Freunde wiedersehe. Denn an diesem Punkt meiner Karriere habe ich schon mit fast allen gearbeitet, die dorthin kommen. Ich gehe da rein und bin unter Freun-


URANIA – AB 02.03. 6I7

den. Das ist das Großartige an den Oscars. Zu einer Weltkarriere wie der Ihren gehört auch großer Ehrgeiz. Eine Eigenschaft, die Sie mit Margaret Thatcher gemein haben? Ehrgeiz ist das falsche Wort, denke ich. Ich würde es eher Leidenschaft nennen. Ich verliere mich gerne in meiner Arbeit, das liebe ich. Ich glaube nicht, dass Politiker auch so sein können, denn das ist ein völlig anderer Job. Wir Schauspieler springen von Projekt zu Projekt, und immer spielen wir andere Figuren. Man weiß nie, wie es nach einem Film weitergeht, man ist prinzipiell immer arbeitslos. Eine Politikerin wie Margaret Thatcher hat hingegen ein Ziel vor Augen. Das ist eher vergleichbar mit einem Athleten. Wenn er es schafft, stärker und stärker zu werden, dann kann er es immer weiter nach oben bringen. Woher kam also Ihre Inspiration für die Darstellung der Margaret Thatcher? Ich wollte so überzeugend wie möglich wiedergeben, wie sich Margaret Thatcher der Welt präsentierte. Denn genau ihre Erscheinung war es, die ihre Aura ausmachte und auch ihr Image als „Eiserne Lady“ zementierte. Deshalb wollte ich diese Seite so genau wie möglich darstellen, fast schon mit einer archivarischen Wahrheit. Der Film zeigt Thatcher aber auch als demenzkranke, 86-jährige Frau. Einerseits sollte Thatcher als Politi-

kerin, andererseits aber auch als alte Dame dargestellt werden. Das kam meiner Vorstellungskraft viel mehr entgegen. Da musste ich selbst meine Erfahrungen mit dem Älterwerden einbringen. In diesem Bereich hatte ich darstellerisch mehr Freiheit, und es war eine tolle Aufgabe, diese beiden Frauen zu einer werden zu lassen. Ich kann Thatchers Schicksal nachvollziehen, denn meine Eltern waren beide am Ende ihres Lebens dement. Mich interessiert es daher natürlich, was mit einem passiert, wenn man darunter leidet. Und ich frage mich, was eines Tages aus mir wird. Margaret Thatcher ist bis heute umstritten: Manche lieben sie, manche lehnen ihre Politik komplett ab. Wir waren uns bewusst, dass die Linken sagen würden, wir wären zu emphatisch, und die Rechten, wir wären nicht autorisiert, in das Privatleben dieser Person einzudringen. Dabei war es vor allem ihre Gebrechlichkeit, die uns interessierte. Es geht um das Ende der Macht und darum, womit man am Ende seines Lebens dasteht. Speziell für eine Frau in der Politik, der ersten Frau in einer solchen Position. Was fasziniert Sie an Thatcher? Vieles. Allein, was es bedeutete, im Jahr 1979 zur Anführerin einer antisemitischen, homophoben Partei, der konservativen Partei, zu werden, in der Frauen nur den Tee servierten. Damals gab es im Parlament nur 17


© Filmladen; Greuling

Frauen, aber 635 Männer. Wie muss es sich für Thatcher wohl angefühlt haben, diesen Raum zu betreten? Wie viel Kraft kostete es wohl, Aufmerksamkeit zu bekommen? Haben Sie auch eine persönliche Meinung zu Thatchers Politik? Ich hatte eine vorgefasste Meinung über sie: Sie war mit Reagan befreundet, trug hässliche Schuhe und hatte eine schlechte Frisur. Aber während der Vorbereitung zum Film entdeckte ich Überraschendes für mich: Sie war zum Beispiel eine der Ersten, die auf die Gefahr der globalen Erwärmung aufmerksam machte. Sie war für das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung bei Abtreibungen. In ihren elfeinhalb Jahren als Premierministerin hat sie allen Krisen zum Trotz niemals das britische Gesundheitswesen an-

Meryl Streep im Gespräch mit LichtspieleChefredakteur Matthias Greuling in Berlin

gegriffen; die Amerikaner haben es bis heute nicht geschafft, überhaupt eines zu installieren. Solche Dinge haben mich überrascht. URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06


URANIA – AB 23.03. © Tobis

8I9

mikrokosmos der spannungen NADINE LABAKI. In ihrer zweiten Regiearbeit versprüht die Libanesin „Bollywood“-Feeling mit Tiefgang


WER WEISS, WOHIN?, KINOSTART 23.03, F/I/LEB 2011, REGIE Nadine Labaki. MIT Nadine Labaki, Claude Baz Moussawbaa, Layla Hakim

1

001 Nacht war einmal, heute ist der Nahe Osten ein explosives Pulverfass – wie die Protagonistinnen der Tragikomödie „Wer weiß, wohin?“ aus leidvoller Erfahrung wissen. Zu oft mussten die Bewohnerinnen eines kleinen libanesischen Dorfes bereits ihre im Bürgerkrieg getöteten Männer und Söhne zu Grabe tragen. Kein Wunder also, dass sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um einen bewaffneten Konflikt zwischen den christlichen und muslimischen Dorfbewohnern

zu verhindern – mit mehr als unorthodoxen Mitteln. Nach ihrem Filmerfolg „Caramel“ entführt Regisseurin Nadine Labaki das Publikum erneut in einen mediterranen Mikrokosmos voller Spannungen: Statt eines amourösen Beziehungs-Kaleidoskops rückt die geborene Libanesin in ihrer zweiten Leinwandarbeit stärker den politischen Alltag und die Probleme im Zusammenleben von Christen und Moslems in ihrer Heimat in den Vordergrund. Dennoch entwirft sie mit viel Leidenschaft und Wärme ein hoffnungsvolles Gesellschaftsbild, in dem Frauen das Sagen haben und ein friedliches Miteinander der Religionen möglich ist. Inszenatorisch greift die Filmhochschul-Absolventin dabei auf ihre „Wurzeln“ zurück: In der Tradition orientalischer Geschichtenerzähler pendelt sie zwischen Realismus und Pathos, Prosa und Poesie und versprüht als Hauptdarstellerin vor der Kamera „Bollywood“-Charme. „Mein Film ist kein Musical im herkömmlichen Sinn. Weil ich aber auch keinen ausgesprochen politischen Film machen wollte, bot sich mir durch das Tanzen und Singen die Chance, den Film mit einer leicht märchenhaften Atmosphäre auszustatten“, sagt Labaki. URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06


Actor´s Studio – AB 09.03. © Filmladen

10 I 11

ganz schön viel sex

MICHAEL FASSBENDER. DER SHOOTING-STAR SPIELT IN SEINEM NEUEN FILM „SHAME“ EINEN SEXSÜCHTIGEN, der anonymität schätzt, aber versagt, sobald gefühle im spiel sind. WIR TRAFEN FASSBENDER ZUM GESPRÄCH


SHAME, KINOSTART 09.03, GB/USA 2011, REGIE Steve McQueen. MIT Michael Fassbender, Carey Mulligan, James Badge Dale, Hannah Ware

M

r. Fassbender, Sie sagten, die Rolle des sexsüchtigen Brandon in „Shame“ war schwieriger zu spielen als Ihre im Hungerstreik befindliche Figur in „Hunger“? MICHAEL FASSBENDER: Die Rolle in „Hunger“, das war ein Charakter, der sehr stark an sich und seine Ziele glaubte, der durch den Hungerstreik etwas erreichen wollte, während Brandon, der Sexsüchtige in „Shame“, sich selbst nicht mag. So jemanden darzustellen, fällt mir tatsächlich schwer. Inwieweit hat der Titel „Shame“ mit der Sexsucht Brandons zu tun? Der Titel „Shame“ hat weniger mit der Sexualität an sich und dem Sichdiesbezüglich-Schämen zu tun, als vielmehr mit dem Gefühl, dass viele

ehemalige Abhängige kennen: Ein Schamgefühl, ein Genieren für das, was man sich mit der Sucht angetan hat. Das hat mit Kontrollverlust zu tun. Man fühlt sich schlecht, wenn man diese Kontrolle verliert und rückfällig wird. Das geht wohl auch einem Alkoholiker so, der morgens aufwacht und nochmal an die letzte Nacht zurückdenkt, in der er sich hat volllaufen lassen. Und der nun erst mal eine halbe Flasche Schnaps braucht, um überhaupt wieder in die Gänge zu kommen. Im Film sind Sie oft nackt zu sehen. Hatten Sie Probleme mit der Nacktheit vor der Kamera? Das ist schrecklich. (lacht) Steve hat mich zu den Nacktszenen gezwungen, er zog mir einfach die


Figur des Brandon preisgab. Beim Sex mit der Prostituierten zum Beispiel merkt man, dass Brandon die Kontrolle über sie und das Umfeld hat.Als er sich später mit seiner Arbeitskollegin einlässt, kann er im Bett plötzlich nicht performen, weil es hier mehr ist als nur Sex. Brandon kann mit dieser Nähe nicht umgehen und macht schlapp. Die Sexszenen haben also alle einen Grund für die Figurenzeichnung.

© Filmladen; Greuling

Actor´s Studio – AB 09.03. 12 I 13

Hose runter, und wenn ich mich wehrte, dann haben sie mich auf den Boden gerungen. (lacht) Nein, ich musste es einfach spielen, weil es zur Geschichte gehört. Schon 2008 habe ich ihm gesagt, dass ich diese Rolle gerne spielen würde, und da es um einen Sexsüchtigen geht, war mir klar, worauf ich mich da einlasse. Spaß hat es mir keinen gemacht, aber es musste sein, da ich mit jedem Sex-Akt zugleich auch mehr von der


Was wussten Sie über Sexsucht? Die Sexsucht ist gar nicht als Sucht anerkannt. Ich traf mich mit Männern, die dasselbe Problem haben wie Brandon, nämlich Nähe zuzulassen. Ich unterhielt mich ausgiebig mit diesen Männern, denn mir ist das Problem fremd. Im Gegenteil: Nähe ist für mich eine Grundvoraussetzung für eine Beziehung. Wenn jemand ein sexuell sehr aktives Leben führt, ist er noch lange kein Sexsüchtiger. So wie jemand, der zu einem guten Essen eine Flasche Wein leert oder ein paar Drinks nach der Arbeit kippt, auch kein Alkoholiker ist. Das ist was anderes als bei dem Typen, der morgens aufwacht und seinen Schnaps braucht. Michael Douglas war einer der prominentesten Sexsüchtigen. Wenn man berühmt ist und im Rampenlicht steht, ist man anfälliger für jede Art von Süchten, denn man hat ständig Zugang zu allen Formen von Exzess. Man lebt ein Leben unter Beobachtung der Öffentlichkeit, und mit dem Ruhm eröffnen sich sehr viele Gelegenheiten. Als Michael Douglas mit seiner Sexsucht an die Öffentlichkeit ging, haben ihn die Leute dafür ausgelacht, weil sie natürlich dachten, dass Promis wie er den ganzen Tag ohnehin nichts Besseres zu tun hätten. Dass es ein echtes Problem ist, hat man damals nicht erkannt. Hatten Sie jemals Zweifel, dass ihre Karriere einmal an diesen Punkt kommt, an der sie heute ist?

Ich dachte nie ans Aufhören. Mit 40 hätte ich mir das vielleicht überlegt, wenn ich noch in der Position von damals gewesen wäre. Aber die Schauspielerei ist meine Leidenschaft. Man muss den Glauben an sich bewahren, denn in diesem Beruf erfährt man ständig eine Ablehnung. Ich habe so viele Castings versaut! Ich habe immer große Angst, wenn ich in neue Projekte gehe. Davor, mein Niveau nicht halten zu können. Aber das ist gut, das mag ich. Ich stelle mich gerne diesen Ängsten, und manchmal verwandeln sie sich ins Gegenteil, dann denke ich: „Komm schon, du weißt, dass du gut genug bist“. Das ist eine Art Wechselbad.

Michael Fassbender im Gespräch mit LichtspieleChefredakteur Matthias Greuling in Berlin

Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32


© FPhoto by Sarah Dunn Courtesy of Twentieth Century Fox

14 I 15

Actor´s Studio – AB 16.03.


LEBEN FÜR DIE ARBEIT DAME JUDI DENCH verschlägt es in „Best Exotic Marigold Hotel“ (AB 16. 03.) nach Indien. Im Interview spricht sie über das Älterwerden und die Kraft, die ihr die Arbeit gibt

S

ieben Engländer im höheren Alter (Judi Dench, Bill Nighy, Maggie Smith, Tom Wilkinson, Celia Imrie, Penelope Wilton, Ronald Pickup), sogenannte „Best Agers“, reisen aus den verschiedensten Gründen nach Indien und landen alle im „Best Exotic Marigold Hotel“, das seine glanzvollen Zeiten schon hinter sich hat. Das Hotel, das von einem hoch motivierten jungen Inder (Dev Patel) aus der Krise wieder zu altem Ruhm geführt werden soll, versprüht dennoch seinen ganz eigenen Charme. Und schon bald überträgt sich die magische Wirkung Indiens auf die Gruppe der Reisenden - bei jedem der sieben auf seine ganz eigene Art. Lichtspiele traf die 77-jährige Judi Dench in London zum Gespräch über Indien, Bond, das Älterwerden und die Kraft der Arbeit.

SHAME, KINOSTART 09.03, GB/USA 2011, REGIE Steve McQueen. MIT Michael Fassbender, Carey Mulligan, James Badge Dale, Hannah Ware

Lichtspiele: Frau Dench, kannten Sie Indien vor den Dreharbeiten? Judi Dench: Nein, ich wollte dort auch nie hin, weil ich keine Lust auf dieses Land hatte. Aber in dem Moment, in dem ich es betrat, war es um mich geschehen, denn es hat mich überwältigt. Verzaubert. Die Farben, die Geräusche, die Gerüche, die Menschen. Der Kontrast zwischen Arm und Reich, die Architektur, der viele Verkehr. All das ist dort so, wie ich es von sonst nirgendwo kenne. Was haben Sie am meisten vermisst, als Sie in Indien waren? Vermisst? Meine Familie und Freunde, aber mit dem Internet ist das heutzutage ja auch kein Problem mehr. Ich sehe so aus, als könnte ich das benutzen (zeigt auf ihr Smartphone), aber ich kann es nicht (lacht). Wonach treffen Sie heute Ihre


© Fox

Actor´s Studio – AB 16.03.

BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL, KINOSTART 16.03, GB/USA/IND 2012, REGIE John Madden. MIT Bill Nighy, Maggie Smith, Judi Dench

16 I 17

Judi Dench in Indien - in „Best Exotic Marigold Hotel“

Entscheidungen, welche Rollen Sie spielen? Ich lese keine Drehbücher mehr. Früher tat ich das, aber heute geht das schon alleine wegen meiner Augen nicht mehr, mit denen ich massive Probleme habe. Ich sehe sehr schlecht. Stattdessen liest meine Tochter alle Drehbücher und erzählt mir danach die Geschichte. So wollte ich das immer haben, auch als ich noch besser sehen konnte. Denn so ist das ja auch im Kino, da wird dir eine Geschichte vorgetragen. Wenn dich diese Erzählung packt, dann ist sie gut. Ist „Best Exotic Marigold Hotel“ auch eine Fürsprache für den Umgang mit alten Menschen? Natürlich ist der Film auch ein Plädoyer für die Integration älterer Menschen in die Gesellschaft. Mein Mann und ich sowie meine Eltern

und Schwiegereltern hatten uns schon sehr früh dazu entschlossen, später einmal alle zusammen unter einem Dach zu leben. Und das haben wir getan. Heute lebe ich mit meiner Tochter und meinem Enkel. Das ist nicht einfach, natürlich, weil jeder andere Erwartungen hat und weil man auch mal in Konflikt miteinander gerät. Aber die guten Zeiten waren einfach schrecklich gut! Sie scheinen sich vom Alter nicht beeindrucken zu lassen: Sie arbeiten ohne Unterlass. Die Arbeit ist für mich absolut lebensnotwendig. Jeder fragt mich: Wann wirst du in Pension gehen? Da tue ich immer so, als würde ich das Wort nicht kennen. Ich habe ein sehr großes Maß an Energie, das habe ich von meinen Eltern geerbt. Und wenn man so viel Energie hat, was soll man dann damit anfangen, wenn man pensioniert daheim hockt? Haben Sie eigentlich noch Lampenfieber? Ich habe dauernd Lampenfieber, besonders im Theater. Das geht nicht weg, ist immer da, aber du benutzt es und verwandelst es in etwas anderes. In Wut, Hass, Trauer, was gerade gebraucht wird. Lampenfieber kann eine unglaubliche Energie in einem entfachen.

Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32



© Constantin (2)

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE – AB 09.03. 18 I 19

Agenten-komplott Steven Soderbergh hat einen agenten-thriller gedreht: In „Haywire“ versammelt er Stars wie Ewan McGregor, Michael Douglas, Antonio Banderas und Michael Fassbender vor seiner Kamera


HAYWIRE, KINOSTART 09.03, USA 2011, REGIE Steven Soderbergh. MIT Gina Carano, Michael Fassbender, Ewan McGregor, Antonio Banderas

S

teven Soderbergh ist ein Arbeitstier: Zwischen seinen größeren Filmprojekten (zuletzt „Contagion“) streut er gerne kleinere ein, denn „das macht mir am meisten Spaß: Mit Freunden gemeinsam einen kleinen Film zu drehen, der allen Freude macht, auch den Zuschauern“, sagt Soderbergh. „Haywire“ ist nun so ein Film, bei dem Soderbergh ohne viel Aufwand mit seiner RED-Digitalkamera und ein paar Buddies (Michael Fassbender, Ewan McGregor, Michael Douglas) eine rasante Agentengeschichte erzählt. Er selbst saß dabei hinter der Kamera und setzte das Licht. Nach Drehschluss hat Soderbergh die gedrehten Szenen des Tages gleich geschnitten. „Er ist einfach ein Phänomen“, streut ihm Antonio Banderas Rosen, der in „Haywire“ einen Bösewicht spielt. „Er kommt ans Set, und alles geht ganz schnell. Er arbeitet mit einem wahnsinnigen Tempo, doch das kommt den Schauspielern sehr entgegen, denn dann wird alles spontaner und authentischer“, so Banderas. In „Haywire“ erzählt Soderbergh von der hübschen und erfolgreichen Spezialagentin Mallory Kane (Gina Carano), die auf eigene Rechnung und in absolut geheimer Mission für die Regierung der USA arbeitet. Ihre Aufgaben sind meist von derart delikater Angelegenheit, dass ihre Auftraggeber im Notfall jegliche Verbindung zu der Agentin abstreiten und lieber

deren Tod in Kauf nehmen würden, als sie aus einer gefährlichen Mission zu retten. Nach einem erfolgreich abgeschlossenen Projekt in Barcelona, bei der Mallory Kane eine Geisel befreien musste, wird sie sofort weiter nach Dublin geschickt. Doch die dortige Operation, die sie gemeinsam mit Paul (Michael Fassbender) durchführen soll, geht schief. Mallory Kane ahnt, dass ihr jemand eine Falle gestellt hat und sie selbst zur Zielscheibe geworden ist. Von nun an ist sie ganz auf sich alleine gestellt und muss ihre ganze Kraft und ihre kämpferischen Fähigkeiten einsetzen, um die Drahtzieher des Komplotts aufzudecken...

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien Tel.: 242 40-418


FREMDE WELTEN „JOHN CARTER“, erschaffen von „Tarzan“-Schöpfer Edgar Rice Burroughs, bekommt nun sein erstes kinoabenteuer, inszeniert von andrew stanton. Im Wiener Apollo ist der Film in IMAX® 3D zu sehen

20 I 21

J

ohn Carter (Taylor Kitsch) glaubt, alles schon erlebt, alles schon gesehen zu haben. Doch dann gerät der ehemalige Offizier, der nicht mehr kämpfen will, in einen Konflikt, der alle Vorstellungskraft sprengt. Auf unerklärliche Weise findet er sich auf einem geheimnisvollen Planeten wieder, den man auf der Erde als Mars kennt, den die Bewohner aber Barsoom nennen. Exotische Geschöpfe bevölkern diese Welt, aber auch fremdartige Stämme und Kulturen, die sich bekriegen und damit ihren eigenen Untergang heraufbeschwören. Auf seiner abenteuerlichen Odyssee durch eine fremde Welt, die am Abgrund steht, begegnet John Carter

dem charismatischen Anführer Tars Tarkas (Willem Dafoe) und verliebt sich in die bezaubernde, selbstbewusste Prinzessin Dejah Thoris (Lynn Collins). Von unbekannten Gefahren bedroht und unglaublichen Eindrücken überwältigt, entdeckt Carter wieder, was er als ehemaliger Soldat verloren zu haben glaubte: seine Menschlichkeit. Und schließlich erkennt er, dass die Zukunft des Planeten und das Überleben seiner Bewohner in seinen Händen liegen ...

APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien Tel.: 587 96 51

© Disney

APOLLO – AB 08.03.

JOHN CARTER, KINOSTART 08.03, USA 2011, REGIE Andrew Stanton. MIT Taylor Kitsch, Lynn Collins, Samantha Morton


ARTIS INTERNATIONAL - ENGLISH CINEMA IN VIENNA

english cinema in vienna

THE HUNGER GAMES MARCH 23

© Fotos: Fox; Elmo; Constantin

USA 2012. Directed by Gary Ross. Starring Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Woody Harrelson Set in a future where the Capitol selects a boy and girl from the twelve districts to fight to the death on live television, Katniss Everdeen volunteers to take her younger sister‘s place for the latest match.

BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL MARCH 16 USA 2010. Directed by John Madden. Starring Judi Dench, Maggie Smith, Dev Patel, Bill Nighy The film follows a group of British retirees who decide to „outsource“ their retirement to less expensive and seemingly exotic India. Enticed by advertisements for the newly restored Marigold Hotel and bolstered with visions of a life of leisure, they arrive to find the palace a shell of its former self. Though the new environment is less luxurious than imagined, they are forever transformed by their shared experiences, discovering that life and love can begin again when you let go of the past.

THE WOMAN IN BLACK MARCH 30 UK/CAN/S 2012. Directed by James Watkins. Starring Daniel Radcliffe A young lawyer travels to a remote village where he discovers the vengeful ghost of a scorned woman is terrorizing the locals. ARTIS INTERNATIONAL Schultergasse 5, 1010 Wien Tel.: 535 65 70


Das aktuelle Kinoprogramm mit den genauen Beginnzeiten entnehmen Sie bitte cineplexx.at und den Tageszeitungen. Alle Angaben ohne Gewähr.

DIE EISERNE LADY (Seite 4)

URANIA

AB 02.03.

WER WEISS, WOHIN? (Seite 8)

URANIA

AB 23.03.

SHAME (Seite 10)

ACTORS

AB 09.03.

BEST EXOTIC MARIGOLD HOTEL (Seite 14)

ACTORS

AB 16.03.

HAYWIRE (Seite 18)

VILLAGE CINEMAS

AB 02.03.

JOHN CARTER (Seite 20)

APOLLO

AB 08.03.

Next Issue

„My Week With Marilyn“, ab 20.04. im Kino

Erreichbarkeiten ACTOR’S studio Tuchlauben 13, 1010 Wien, Tel.: 533 52 32 Öffentlich: Linie U1 und U3 bis Stephansplatz H Bus 1A, 2A und 3A APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien, Tel.: 587 96 51 Öffentlich: U3 Neubaugasse / U4 Pilgramgasse, Bus 13A, 14A 57A Gumpendorferstr. ARTIS international Schultergasse 5, 1010 Wien, Tel.: 535 65 70 Öffentlich: Linie U1 oder U3 Stephansplatz H Bus 1A, 2A oder 3A Hoher Markt

22 I 23

URANIA kino Uraniastraße 1, 1010 Wien, Tel.: 715 82 06 Öffentlich: Linie U1 und U4 Schwedenplatz H Straßenbahn 1, 2, N Julius-Raab-Platz VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstr. 2a, 1030 Wien, Tel.: 24240-418 Öffentlich: U4/U3 Landstr., Straßenbahn O, S1, S2, S3, S5 - S9, S15, Wien Mitte, Bus 74A.

© Lunafilm

Actor´s Studio & VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE – AB 04.03.

kinoprogramm


Bestellen Sie jetzt:

DAS Jahresabo zum Vorzugspreis! Bestellen Sie celluloid jetzt für ein Jahr (6 Ausgaben)

zum Preis von nur EUR 18,90 (EUR 12,- für Studenten gegen Nachweis)

So bestellen Sie celluloid im Abo: + auf www.celluloidfilmmagazin.com + via E-Mail: celluloid@gmx.at + telefonisch unter +43-664-462-54-44 Preise inkl. Porto & Verpackung. Das Abonnement kann bis zwei Wochen nach Erhalt der 6. Ausgabe schriftlich gekündigt werden. Andernfalls verlängert es sich automatisch um ein weiteres Jahr zum jeweils gültigen Vorzugspreis. Zahlungsart: Sie erhalten einen Zahlschein. Angebot gültig innerhalb Österreichs.

Besuchen Sie uns ONLINE: www.celluloid-filmmagazin.com www.youtube.com/celluloidVideo



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.