Lichtspiele Juni 2018

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k i n o u n d film im h e r z e n w ie n s

licht spiele L:

SPECIA

CANNES

2018

OTOS

S, DIE F

R DIE STA

JUNI 2018

MARIA

BY CALLAS

programmtipps von apollo, artis, actors, urania und village cinemas wien mitte kino

Foto: Filmladen

nr. 135 FREE MAG


NOCH IMMER IM KINO: REGAU: STAR MOVIE 5.6.: Cinema paradiso, ST. PÖLTEN


k i n o u n d film im h e r z e n w ie n s

licht spiele JUNI 2018

URANIA Maria By Callas

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Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes

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Am Strand

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ACTOR’S studio System Error

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Vom Bauen der Zukunft

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Auf der Suche nach Oum Kulthum

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Euphoria

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Meine teuflisch gute Freundin

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APOLLO - DAS KINO Jurassic World: Das gefallene Königreich

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ARTIS international English Cinema in Vienna

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Kinoinformation Kinoprogramm & Erreichbarkeiten

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Lichtspiele-Chefredakteur

Matthias Greuling

lichtspiele@kabelplus.at

AUF UNSEREM COVER „Maria By Callas“ (Filmladen)

Impressum Lichtspiele erscheint elf Mal jährlich wienweit bei Werbeagentur Matthias Greuling, Spechtgasse 57/5, 2340 Mödling, Österreich. Telefon: +43 664 462 54 44 Fax: +43 2236 23 240 E-Mail: lichtspiele@kabelplus.at. Internet www.celluloid-filmmagazin.com. VERTRIEB in folgenden Wiener Kinos: Actor’s Studio, Artis International, Urania Kino, Apollo Kino, Village Cinemas Wien Mitte, sowie in rund 160 Wiener Szenelokalen, traditionsreichen Cafés und Pubs. Herausgeber & Chefredakteur: Matthias Greuling. Grafik & Produktion: Werbeagentur Matthias Greuling. Fotos: Filmverleiher. Printed in Austria. Die Beiträge geben in jedem Fall die Meinung der AutorInnen und nicht unbedingt jene der Redaktion wieder. Grundsätzliche Richtung der Zeitschrift lt. § 25 MedG: Lichtspiele informiert über aktuelle Kinofilme und DVD-Releases Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe. © 2018 by Werbeagentur Matthias Greuling

© Katharina Sartena

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE

EIN CAFÉ MIT ALICIA VIKANDER Alicia Vikander spielt die Hauptrolle in „Euphoria“ (Seite 11), den sie auch produzierte.

Der Film war Ihre erste Erfahrung als Produzentin. Wie war das? Vikander: Es hat mich äußerst nervös gemacht, für einen Film plötzlich eine ganz andere Rolle zu spielen. Also habe ich mich für diese erste Produktion auf die Erfahrungen meiner letzten Filme verlassen: Ich wusste, dass viel damit zusammenhängt, die richtigen Leute für so ein Projekt zu finden. War die Arbeit anders als bei Projekten mit größerem Budget? Ich habe meine Karriere mit dem europäischen Arthouse-Kino begonnen, dann habe ich zu teuren Mainstreamfilmen gewechselt. Die Dreharbeiten sind anders, aber die Arbeit als Schauspieler unterscheidet sich nicht wesentlich. Man will so wahrheitsgemäß wie möglich spielen, man will der Geschichte eine Seele geben.


4I5 URANIA ab 08.06.

IN THE MIND OF MARIA CALLAS MARIA BY CALLAS: die doku blickt hinter die kulissen des lebens der weltberühmten operndiva.

C

allas spricht über Callas. Eine Legende vor der Kamera und in den Opernhäusern der Welt. Der Titel „Maria By Callas“ ist durchaus wörtlich zu verstehen, denn Regisseur Tom Volf wählt für seinen Dokumentarfilm einen ganz besonderen Ansatz: Zwar erzählt er darin die Lebensgeschichte der griechischamerikanischen Sopranistin, allerdings geschieht dies ausschließlich durch die Worte von Callas selbst. Im Mittelpunkt steht dabei ein bislang unveröffentlichtes TV-Interview, das Fernsehlegende David Frost mit Callas führte. Mit Hilfe von privaten Foto- und Videoaufnahmen, Aufzeichnungen von Callas‘ Auftritten und auch ihren Briefen (deren Worte von Eva Mattes vorgetragen werden) entsteht so weniger die Huldigung des Weltstars Callas, als vielmehr ein Porträt der als Maria Anna Sofia Cecilia Kalogeropoulou geborenen Frau dahinter.

„Von den Leuten, die am Film mitgearbeitet haben, haben viele junge Menschen Maria Callas gar nicht gekannt, und sie sind ihr fast augenblicklich verfallen“, berichtet Regisseur Tom Volf. „Es ist großartig, wenn man Menschen beobachtet, die sie nicht kennen – diese außergewöhnliche Magie, die sie ausstrahlt. Das ist wirklich einzigartig, sehr schwierig zu beschreiben, und es betrifft fast jeden! Vielleicht liegt es daran, dass es nichts Ähnliches und Vergleichbares gibt, nichts, das dem Phänomen Callas nahekäme.“ MARIA BY CALLAS KINOSTART 08.06. F 2017. REGIE Tom Volf Dokumentarfilm

URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06


Foto: Š Filmladen


6I7 URANIA AB 14.06.

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enn man Wim Wenders danach fragt, ob er ein gläubiger Mensch ist, dann zögert er nicht lange: „Ja, das bin ich. Ich wuchs mit einer katholischen Erziehung auf, habe aber später die Konfession gewechselt. Heute bin ich Protestant. Das lag mir mehr, weil es da nicht so viele Hierarchien gab“. Ausgerechnet dieser Mann wurde vom Vatikan höchstselbst darum gebeten, sich des derzeitigen Papstes und seines Pontifikates anzunehmen und daraus einen Dokumentarfilm zu machen. „Meine religiöse Zugehörigkeit war überhaupt kein Problem“, sagt Wenders, der in „Papst Franziskus“ das Oberhaupt der katholischen Kirche nicht nur in aller Genauigkeit vorstellt, sondern den Papst selbst vor die Kamera bittet: im Film spricht Franziskus in

ausführlichen Interviewpassagen nicht nur mit Wenders, sondern vor allem auch zu seinem Publikum. „Es ist eine außergewöhnliche Arbeit gewesen“, erzählt Wenders im Gespräch mit „Lichtspiele“ beim Filmfestival in Cannes. „Man kann sich das gar nicht vorstellen, doch auf einmal steht Franziskus da und beginnt, mit mir zu reden. Stundenlang“. Diese Gespräche sind - neben vielen Aufnahmen aus dem Archiv des Vatikan, die tragenden Säulen von „Papst Franziskus“; manch einer aus dem Umfeld der katholischen Kirche, der sich genauer mit dem Prozedere im Vatikan auskennt, vermutet hinter dem Film ein bisschen Propaganda, oder, treffender gesagt: einen Imagefilm, der die positiven Seiten dieses Pontifikates


Für kino hat er keine zeit

hervorhebt, während er die weniger gut verkaufbaren Konflikte, die sich auch gegen Franziskus vor allem im konservativen Flügel des Vatikan regen, ausspart. Wie dem auch sei: „Man hätte natürlich einen ganz anderen Film bekommen, hätte ich die Kurie und alle möglichen weiteren Aspekte berücksichtigt“, so Wenders. Doch der inzwischen 72-jährige Regisseur entschied sich, dem Papst eine Bühne zu bieten, „die Franziskus auch verdient. Er hat in der katholischen Kirche mit Sicherheit etwas angestossen, das sich nicht mehr aufhalten oder umkehren lässt“. Den Film wird Franziskus übrigens niemals zu Gesicht bekommen. „Er hat mich gleich vorgewarnt: Der Papst hat zwar gehört, dass ich Filmemacher

© Foto: Katharina Sartena

© Foto: Filmladen

Wim Wenders hat eine Doku über Papst Franziskus gedreht - und dabei ist er noch nicht einmal katholisch. Wie geht denn sowas?

bin und es wurde ihm versichert, dass man mir vertrauen könne, aber die Filme selbst sieht er sich nie an. Für Kino, das hat der Papst mir gesagt, habe er leider keine Zeit. Da gibt es durchaus wichtigeres“. PAPST FRANZISKUS - EIN MANN SEINES WORTES, KINOSTART 14.06. I/CH/D/F 2018. REGIE Wim Wenders

URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06


8I9 URANIA ab 21.06.

so geht hochzeitsnacht!

© Foto: Polyfilm

AM STRAND zeigt saoirse ronan als frischvermählte mit einigen differenzen zum ehegatten.

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as Schwierigste am Heiraten ist die Hochzeitsnacht. Jedenfalls für das frischvermählte Ehepaar Florence Ponting (Saoirse Ronan) und Edward Mayhew (Billy Howle), das 1962 am Strand von Chesil Beach im englischen Dorset seine Flitterwochen verbringen möchte. Ihre Gefühle füreinander sind groß und aufrichtig – doch die Erwartungen des jungen Paares an das einschneidende Ereignis in ihrem Leben könnten kaum unterschiedlicher sein… Mit „Am Strand“, der Verfilmung des 2007 erschienenen, gleichnamigen Romans von Bestseller-Autor Ian McEwan („Abbitte“) über die Beziehung eines jungen Paares, das im Käfig seiner Zeit und seiner Erziehung gefangen ist, legt der

renommierte britische Theaterregisseur Dominic Cooke sein Kinospielfilmdebüt vor. McEwan lieferte auch das Drehbuch zu dem Liebesfilm. In detailreicher Ausstattung entwirft Dominic Cooke nicht nur ein Gesellschaftsporträt der 1960er Jahre, sondern erzählt eine universelle Geschichte über Liebe und Selbstfindung, Begierde und Angst – und über die Unerbittlichkeit des Schicksals. AM STRAND, KINOSTART 21.06. USA 2018. REGIE Dominic Cooke MIT Saoirse Ronan, Billy Howle, Anne-Marie Duff

URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06



10 I 11 ACTORS VILLAGE

neue filme im actor‘s studio SYSTEM ERROR Es ist verrückt: Wir sehen die schwindenden Regenwälder und Gletscher, wissen um die Endlichkeit der Natur und sind dennoch wie besessen vom Wirtschaftswachstum. Warum treiben wir das Wachstum immer weiter, obwohl wir wissen, dass man auf unserem endlichen Planeten nicht unendlich wachsen kann? „System Error“ sucht Antworten auf diesen großen Widerspruch unserer Zeit Ab 01.06.

© Fotos: Polyfilm (2), Filmladen

VOM BAUEN DER ZUKUNFT Vor beinahe hundert Jahren wurde eine radikale künstlerische Utopie in die beschauliche Stadt Weimar hineingebo- ren: Das Bauhaus. Ihre Auswirkungen prägen unsere Lebenswelt bis heute. Vor dem Hintergrund des 100. Bauhaus- Jubiläums erzählt der Dokumentarfilm „Vom Bauen der Zukunft - 100 Jahre Bauhaus“ nicht nur Kunst-, sondern Zeitgeschichte. Ab 08.06. auf der suche nach oum kulthum Die iranische Künstlerin und Filmemacherin Mitra (Neda Rahmanian) lebt seit Jahren im Exil, doch nun bekommt sie endlich die Gelegenheit, ihren Traum wahrzumachen und einen Film über ihr Idol, die legendärische arabische Sängerin Oum Kulthum, zu drehen. Ab 15.06.

Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32


ZWEI SCHWESTERN

EURPHORIA, KINOSTART 29.06. GB/S/D 2018. REGIE Lisa Langseth MIT Eva Green, Alicia Vikander, Charlotte Rampling

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eit Jahren hatten die Schwestern Ines (Alicia Vikander) und Emilie (Eva Green) keinen Kontakt mehr zueinander. Jetzt aber erhält Ines eine dringliche Einladung Emilies, sie auf einer mysteriösen Europareise zu begleiten. Sie willigt ein, wenn auch widerstrebend. Erst als sie ihr Ziel erreichen, ein geheimnisvolles Schloss inmitten einer abgelegenen Waldlichtung, begreift Ines, warum Emilie sie an genau diesen Ort geführt hat. Sechs Tage bleiben den Schwestern sich mit ihrer bewegten Vergangenheit, die sie auf völlig unterschiedliche Lebenswege geführt hat, mal temperamentvoll, mal melancholisch auseinanderzusetzen. Marina (Charlotte Rampling), die Leiterin des surrealen An-

wesens, wird dabei für die Schwestern zu einer vermittelnden Instanz. „Ich habe Philosophie studiert. Schon damals galt mein Interesse den moralischen Fragen, die sich stellen, wenn Menschen ihr Leben freiwillig beenden. Seitdem wollte ich immer mal etwas darüber schreiben“, so Regisseurin Lisa Langseth. „Aber ich fälle in meiner Geschichte kein Urteil – ich bin eine Autorin, eine Regisseurin, ich vertrete keinen politischen Standpunkt. Ich erzähle eine Geschichte, und dabei untersuche ich lieber die anfallenden Fragen, als Antworten darauf zu geben. VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien Tel.: 242 40-418

© Foto: Filmladen

EUPHORIA Drama um zwei schwestern, schwierige vergangenheiten und einen freitod.


12 I 13 VILLAGE ab 28.06.

TOCHTER DES SATAN

© Foto: Constantin

MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN: Vater und Tochter machen einen Deal: Schafft sie es innerhalb einer Woche einen guten Menschen zum Bösen zu verführen?

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ilith (Emma Bading) ist ein ganz normales Teenager-Mädchen, mal davon abgesehen, dass sie die Tochter des Teufels (Samuel Finzi) ist und in der Hölle wohnt. Und das ist wirklich die Hölle, denn ihr strenger Vater lässt ihr keinerlei Spielraum und denkt, dass seine Tochter zu jung für die Arbeit des Teufels ist. Richtig böse sein? Darf sie nur in der Theorie unter Aufsicht ihres Hauslehrers - und im Internet. Aber das reicht Lilith schon lange nicht mehr. Sie will raus in die richtige Welt und zeigen, was sie kann. Also schlägt sie ihrem Vater einen teuflischen Deal vor: Schafft sie

es innerhalb einer Woche einen guten Menschen zum Bösen zu verführen, darf sie dortbleiben und weiter ihr Unwesen treiben. Scheitert sie, geht es umgehend zurück in die höllische Langeweile – für immer! Vater und Tochter schlagen ein, der Deal steht. MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN, KINOSTART 28.06. D 2018. REGIE Marco Petry MIT Emma Bading, Janina Fautz

VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien Tel.: 242 40-418


IMAX APOLLO DONAUPLEX

imax-hits im JUNI

© Foto: Universal

neue Filme, die in den wiener Kinos apollo und donauplex in bester imax-qualität gezeigt werden.

JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH Ab 07.06. Drei Jahre sind vergangen, seit der als gedacht, da es auf dem von Beben Themenpark Jurassic World samt Luxuserschütterten Terrain der Insel bereits Resort von gefährlichen Dinosauriern bei ihrer Ankunft Lava regnet. Während zerstört wurde. Seit die Menschen von Owen verzweifelt versucht, seinen Rapder Isla Nublar fliehen mussten, betor Blue zu retten, kommen die übrigen haupten sich nun die übrig gebliebenen Expeditionsmitglieder einer VerschwöSaurier als unangefochtene Herrscher rung auf die Spur, durch die die Erde in des Dschungels. Doch als der inaktiv den lebensfeindlichen Zustand der Urgeglaubte Vulkan der Insel anfängt zu zeit zurückkatapultiert werden könnte. brodeln, müssen Owen (Chris Pratt) und Claire (Bryce Dallas Howard) zurückkehren, um die letzten Dinosaurier vor APOLLO - DAS KINO dem Aussterben zu bewahren. Die RetGumpendorferstraße 63, 1060 Wien tungsaktion erweist sich als gefährlicher Tel.: 587 96 51


14 I 15 71. CANNES FILM FESTIVAL

8 1 0 2 S E CANn stars in zeigt die gröSSten Sartena Cannes dabei und in live harina Kat ieder ar w g Fotos: „Lichtspiele“ w matthias greulin -special. Text: unserem festival

Reich und schön: Bella Hadid verzauberte die Fotografen am roten Teppich von Cannes


Š Katharina Sartena


16 I 17 71. CANNES FILM FESTIVAL

Sorgte für Entrüstung: Lars von Trier (3.v.l.) mit dem Team seines neuen Films „The House That Jack Built“ (ganz links Hauptdarsteller Matt Dillon, rechts neben von Trier Bruno Ganz)

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er hätte das gedacht? Da hat eine Jury - unter der Leitung einer Frau die Gelegenheit, die künstlerisch stärksten Filme des Wettbewerbs auszuzeichnen, und hat es nicht getan. Noch dazu, wo Jury-Präsidentin Cate Blanchett zu Anfang der Filmschau in Cannes verkündete, unbedingt Qualität VOR Quoten und Gender-Fragen zu stellen. Und dann waren diese beiden palmenwürdigen Filme auch noch von Frauen inszeniert, ganz so, als wäre Festival-Chef Thierry Frémaux nach der #metoo-Debatte endlich ein Licht aufgegangen und hätte verstanden, dass Qualität und Frausein einander nicht ausschließen, so wie man das viele Jahre lang hätte glauben können, als Cannes überhaupt keine Filme von Regisseurinnen gezeigt hatte. Ein elitärer Männerclub ist es zwar noch immer, aber wenigstens standen

diesmal drei Frauen im Wettbewerb, und die beiden preiswürdigen Filme wurden auch ausgezeichnet, aber nur mit Trostpreisen. Alice Rohrwacher zum Beispiel: Die Italienerin führt in ihrem Fantasy-Märchen über einen ausgebeuteten Landarbeiter vor, wie hoffnungsvolles Kino mit Esprit geht. Und erhielt dafür den Drehbuchpreis, den sie sich noch dazu mit Jafar Panahi, dem Iraner mit Berufsverbot, für dessen Film „3 Faces“ teilt. Oder Nadine Labaki: Sie wurde mit dem Preis der Jury abgespeist, obwohl ihr intensives Kinderdrama „Capharnaüm“ der absolute Favorit auf die Goldene Palme war - minutenlange Standing Ovations bei der Premiere und eine einhellig begeisterte Presse. Labaki trifft mit ihrem Drama über ausgebeutete und verkaufte Kinder im Libanon einen Nerv der Zeit: Denn so wie wir mit unseren Kindern umgehen,


Den Großen Preis der Jury holte Spike Lee für sein Rassismus-Drama „BlacKkKlansman“

Jury-Präsidentin Cate Blanchett mit ihrer Jury

Hielt eine Masterclass: Gary Oldman

Die russische Schauspielerin Victoria Bonya

Adam Driver spielte in „The Man Who Killed Don Quixote“

Fotos: © Katharina Sartena

Jury-Mitglied mit Kreativ-Frisur: Kristen Stewart


18 I 19 71. CANNES FILM FESTIVAL

Christoph Waltz und Regie-Legende Martin Scorsese waren gut aufgelegt.

werden sie diesen Umgang an ihre Kinder weitergeben. Was wir in „Capharnaüm“ sehen, zeigt, wieso so viele Gesellschaften dieser Welt niemals ihre Elendsviertel überwinden werden können. Ein fantastischer, beklemmender Film, leider weit unter seinem künstlerischen und gesellschaftspolitischen Wert prämiert. Auch ein Film von einem Mann wurde unter Wert ausgezeichnet: Spike Lee kehrte mit seinem messerscharfen RassismusDrama „BlacKkKlansman“, das viele als Komödie missverstanden hatten, in den Wettbewerb zurück und eroberte mit Nonchalance und frechen Sprüchen das Publikum; Lee bekam die längsten Standing Ovations dieser Festivalausgabe. Und das zurecht, weil er in seinem Film einen schwarzen Polizisten auf die Idee bringt, sich ausgerechnet im lokalen Ku-klux-Klan einzuschleusen, was aber ohne die Hilfe seines weißen Kollegen nicht gelingt. Wie Lee mit seiner absurden Geschichte die aktuel-

len Abgründe der US-Gesellschaft, deren Sichtbarkeit durch Trump massiv verstärkt wurde, aufschlüsselt, sucht seinesgleichen; „BlacKkKlansman“ kann als Widerstandsfilm gesehen werden, und zwar als einer, der Spaß macht und Breitenwirksamkeit verspricht. Leider „nur“ der zweite Preis für Spike Lee, der „Große Preis der Jury“. Dann also der Sieger: Kore-eda Hirokazu aus Japan hat schon viele hochwertige Filme inszeniert, und alle von ihnen zeigen einen deutlichen Reifungsprozess, aber „Shoplifters“ über eine bunt zusammen gewürfelte Patchwork-Familie, ist sein erster Film, der in Cannes die Goldene Palme erhielt. Kore-eda zeigt eine Gesellschaft, die auf Druck des Kapitalismus mehr und mehr in ihre einzelnen Bestandteile zerrissen wird; Die diebische Familie, die hier im Mittelpunkt steht, schlägt sich unter widrigsten Umständen und auf engstem Raum miteinander durch und empfindet dabei sogar so etwas von Glück - und dabei


Fotos: © Katharina Sartena

Sorgten bei der Festivaleröffnung für Furore: Javier Bardem und Penelope Cruz, im echten Leben ein Paar, spielen Ex-Geliebte in Asghar Farhadis „Todos lo saben“


20 I 21 71. CANNES FILM FESTIVAL

Mick Jaggers Tochter Georgia May (links) war ebenso da wie Benicio del Toro und Virginie Ledoyen (oben), die der Jury der Reihe „Un certain regard“ angehörten, und Cannes-Stammgäste wie Isabelle Adjani (ja, sie ist es wirklich!) und Julianne Moore (Foto unten).

ist hier keiner mit keinem verwandt, wie sich bald herausstellt, sondern alle wurden nur aus verschiedenen Gründen zu Mitgliedern dieser Lebensgemeinschaft. „Shoplifters“ist ein solide gemachter, erstklassiger Film, aber angesichts der Qualität seiner Konkurrenz doch eher ein Kompromiss-Preisträger. Es sieht so aus, als hätte sich die Jury am Ende doch bloß auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt - aus welchem Grund, wird ein Geheimnis bleiben. Im übrigen Preisregen ragt die erstmals (und wohl einmalig) vergebene „SpezialPalme“ für den 87-jährigen NouvelleVague-Mitbegründer Jean-Luc Godard heraus: Der hatte mit „Livre d’image“ (dt. Bilderbuch) eine formal radikale, essayistische Collage zum Zustand der Welt in den Wettbewerb entsandt, in der er mit Bildund Tonschnipseln, mit Übermalungen

und Auslassungen, mit Verfärbungen und Schwarzbild von einer allerorts zerfaserten Welt im Dauerkriegszustand erzählt. Die Jury würdigte Godards Bestreben, die Filmkunst immer neu zu definieren. Die Kasachin Samal Yeslyamova („Ayka“) und der Italiener Marcello Fonte (in Matteo Garrones „Dogman“) holten die beiden Darstellerpreise, als bester Regisseur ging der Pole Pawel Pawlikowski vom Feld. Der hatte mit „Cold War“ eine opulente Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Kalten Kriegs der 1950er Jahre inszeniert, und das in eleganten, schwarzweißen 4:3-Bildern. Die Auszeichung geht völlig in Ordnung, und doch beschleicht einen das seltsame Gefühl, dass die 71. Festivalausgabe von Cannes eine war, bei der mehr Gelegenheiten verpasst als genützt wurden. Matthias Greuling


Chewbacca stand für Selfies zur Verfügung Model Romee Strijd mit Modezar Fawaz Gruosi

Fotos: © Katharina Sartena

Traumpaar aus Hollywood: John Travolta mit seiner Frau Kelly Preston. Sie stellten den gemeinsamen Film „Gotti“, ein MafiaDrama, vor.


22 I 23

english cinema in vienna

ARTIS ENGLISH CINEMA

JURASSIC WORLD: FALLEN KINGDOM JUNE 7

© Warner, Universal, Fox

USA 2018. Directed by J.A. Bayona, starring Bryce Dallas Howard, Chris Pratt, Jeff Goldblum. When the island‘s dormant volcano begins roaring to life, Owen and Claire mount a campaign to rescue the remaining dinosaurs from this event.

OCEAN‘S 8 JUNE 21 USA 2018. Directed by Gary Ross, starring Sandra Bullock, Cate Blanchett, Anne Hathaway, Dakota Fanning, Matt Damon, Helena Bonham Carter, Katie Holmes, Rihanna, Kim Kardashian, Anna Wintour Danny Ocean‘s estranged sister Debbie attempts to pull off the heist of the century at New York City‘s star-studded annual Met Gala. Her first stop is to assemble the perfect all-female crew: Lou, Rose, Daphne Kluger, Nine Ball, Tammy, Amita, and Constance. Debbie Ocean gathers an all-female crew to attempt an impossible heist at New York City‘s yearly Met Gala.

LOVE, SIMON JUNE 29 USA 2018. Directed by Greg Berlanti, starring Nick Robinson, Jennifer Garner Simon Spier keeps a huge secret from his family, his friends, and all of his classmates: he‘s gay. When that secret is threatened, Simon must face everyone and come to terms with his identity. ARTIS INTERNATIONAL Schultergasse 5, 1010 Wien Tel.: 535 65 70


kinoprogramm Das aktuelle Kinoprogramm mit den genauen Beginnzeiten entnehmen Sie bitte cineplexx.at und den Tageszeitungen. Alle Angaben ohne Gewähr. MARIA BY CALLAS (Seite 4)

URANIA

AB 08.06.

PAPST FRANZISKUS: EIN MANN SEINES WORTES (Seite 6)

URANIA

AB 14.06.

ACTORS

AB 22.06.

AM STRAND (Seite 8)

URANIA

AB 22.06.

SYSTEM ERROR (Seite 10)

ACTORS

AB 01.06.

VOM BAUEN DER ZUKUNFT (Seite 10)

ACTORS

AB 08.06.

AUF DER SUCHE NACH OUM KULTHUM (Seite 10)

ACTORS

AB 15.06.

EUPHORIA (Seite 11)

VILLAGE

AB 29.06.

MEINE TEUFLISCH GUTE FREUNDIN (Seite 12)

VILLAGE

AB 28.06.

JURASSIC WORLD: DAS GEFALLENE KÖNIGREICH (Seite 13)

APOLLO/DONAUPLEX

AB 07.06.

© Polyfilm

VORSCHAU AUF DIE NÄCHSTE AUSGABE (erscheint anfang JULI 2018):

„The King: Mit Elvis durch Amerika“ (Kinostart: 29.06.2018)

Erreichbarkeiten ACTOR’S studio Tuchlauben 13, 1010 Wien, Tel.: 533 52 32 Öffentlich: Linie U1 und U3 bis Stephansplatz H Bus 1A, 2A und 3A APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien, Tel.: 587 96 51 Öffentlich: U3 Neubaugasse / U4 Pilgramgasse, Bus 13A, 14A 57A Gumpendorferstr. ARTIS international Schultergasse 5, 1010 Wien, Tel.: 535 65 70 Öffentlich: Linie U1 oder U3 Stephansplatz H Bus 1A, 2A oder 3A Hoher Markt URANIA kino Uraniastraße 1, 1010 Wien, Tel.: 715 82 06 Öffentlich: Linie U1 und U4 Schwedenplatz H Straßenbahn 1, 2, N Julius-Raab-Platz VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstr. 2a, 1030 Wien, Tel.: 24240-418 Öffentlich: U4/U3 Landstr., Straßenbahn O, S1, S2, S3, S5 - S9, S15, Wien Mitte, Bus 74A.



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