nr. 73 eur 0.5
september 2012
liebe
MICHAEL HANEKES ZWEITE GOLDENE PALME programmtipps von apollo, artis, actors, urania und village cinemas wien mitte kino
SEPTEMBER 2012
URANIA Amour To Rome With Love Chico & Rita
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Das Haus auf Korsika
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Mama Illegal
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Buck
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VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Sleep Tight
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APOLLO - DAS KINO Große IMAX-Vorschau: Resident Evil 5, Skyfall, The Hobbit
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ARTIS international English Cinema in Vienna
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Kinoinformation Kinoprogramm & Erreichbarkeiten
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AUF UNSEREM COVER „Liebe“ (Filmladen)
Impressum Lichtspiele erscheint acht Mal jährlich wienweit bei Werbeagentur Matthias Greuling, Anningerstrasse 2/1, 2340 Mödling, Österreich. Telefon: +43 664 462 54 44 Fax: +43 2236 23 240 E-mail: lichtspiele@kabelplus.at. Internet http://programmkino.cineplexx.at. VERTRIEB in folgenden Wiener Kinos: Actor’s Studio, Artis International, Urania Kino, Apollo Kino, Village Cinemas Wien Mitte, sowie in 160 Wiener Szenelokalen, traditionsreichen Cafés und Pubs. Herausgeber & Chefredakteur: Matthias Greuling. Mitarbeiter dieser Ausgabe: Matthias Heschl, Jürgen Belko Grafik & Produktion: Werbeagentur Matthias Greuling. Fotos: Filmverleiher. Printed in Austria. Die Beiträge geben in jedem Fall die Meinung der AutorInnen und nicht unbedingt jene der Redaktion wieder. Grundsätzliche Richtung der Zeitschrift: Lichtspiele informiert über aktuelle Kinofilme und DVD-Releases Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion und Quellenangabe. © 2012 by Werbeagentur Matthias Greuling
EIN CAFÉ MIT JEAN-LOUIS TRINTIGNANT Jean-Louis Trintignant über seine Mitwirkung an Hanekes „Liebe“ (Seite 4) Was hat Sie nach Ihrer langen Leinwandabsenz dazu bewogen, noch einmal vor die Kamera zu treten? JEAN-LOUIS TRINTIGNANT: Michael Haneke erzählte mir von dieser Rolle, noch bevor er sie geschrieben hatte. Ich schätze Haneke sehr, deshalb war ich interessiert. Es gab aber einen Moment, in dem ich überlegte, den Film doch nicht zu drehen. Es ist so ein trauriges Thema, vielleicht sollte ich es lieber lassen. Außerdem ging es mir zu dem Zeitpunkt nicht besonders gut. Ich dachte sogar an Selbstmord. Dann sagte die Produzentin des Films: „Wenn du dich schon umbringen willst, dann mach es wenigstens erst nach dem Film. Wenn du den Film nicht machst, wirst du es bereuen.“ Das hat mich überzeugt. Sie haben wiederholt gesagt, dass Sie sich selbst nicht auf der Leinwand sehen wollen. Wieso? Ich schaue mir meine alten Filme nicht an, das interessiert mich nicht. Ich finde, dass Kino ein Produkt ist, das man frisch genießen soll. Wenn ich mich selbst sehe, dann fallen mir alle Dinge auf, die ich nicht gut an mir finde.
© Polyfilm
ACTOR’S studio
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URANIA – AB 21.09.
Was am ende übrig bleibt „Liebe“ ist Michael Hanekes bislang relevantester Film. Er berichtet darin meisterhaft vom umgang mit der Endlichkeit
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ichael Hanekes präzises und – entgegen vieler Kritikermeinungen – nicht hochemotionales, sondern sehr distanziert und kühl gefilmtes Drama „Liebe“ dreht sich um den Abschied vom Leben: Ein altes Ehepaar sieht sich nach dem Schlaganfall der Frau mit den quälenden Mühseligkeiten des Alters konfrontiert. Emmanuelle Riva und Jean-Louis Trintignant spielen die beiden alten Menschen mit einer intensiven Behäbigkeit. Für Trintignant ist es die Rückkehr vor die Filmkamera nach 14 Jahren; damals hat er sich endgültig vom Kino verabschiedet, spielte nur mehr am Theater. Doch für Haneke machte er eine Ausnahme – und brilliert hier in einer nicht nur emotional, sondern auch physisch fordernden Rolle, die dem selbst schon gebrechlichen Trintignant sichtlich viel Kraft abverlangt. Haneke gewann mit „Liebe“ in Cannes nach „Das weiße Band“ seine zweite Goldene Palme. Lichtspiele traf Haneke zum Interview:
LIEBE, KINOSTART 21.09., F/D/Ö 2012, REGIE Michael Haneke. MIT Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert
Herr Haneke, welche Einstellung haben Sie zum Tod? Michael Haneke: Meine Einstellung zum Tod ist eine zwiespältige. Er ist bitter für jene, die er aus der Blüte ihres Lebens reißt, und er ist vielleicht erlösend für manche, die leiden. Der Film ist für jedermann zugänglich, weil das Thema Sterben jeden betrifft. Vor zehn Jahren hätte ich diesen Film vermutlich anders gemacht. Die Idee zu diesem Film war eine Geschichte, die in meiner Familie stattgefunden hat und mich berührte. Das Wesentliche ist, dass es kaum jemanden gibt, der nicht schon einmal in der Situation war, dass er einen geliebten Menschen verloren hat. Jeder kennt das, und jeder Mensch geht denselben Weg. Der Grundgedanke von „Amour“ ist, wie man mit dem Leiden des Menschen, den man liebt, umgeht. Das kann eine bittere Angelegenheit sein. Ich habe „Liebe“ jedenfalls nicht anders gemacht, als meine anderen Filme, es ist wohl das Thema, das den Film für ein größeres
URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06
URANIA – AB 21.09. 6I7
Publikum öffnet, weil es intimer herangeführt werden kann. Den Film an nur einem Ort, nämlich in der Wohnung des alten Ehepaares zu drehen, ist vermutlich eine dramaturgische Kleinstarbeit gewesen. Das Thema hat ja einen sehr hohen Anspruch, also musste ich auch eine Form finden, die diesem hohen Anspruch gerecht wird. In diesem Fall ist es die klassische Einheit von Ort, Zeit und Handlung, die mir ermöglicht, dem Thema auf angemessener Höhe zu begegnen. Andererseits ist das aber auch riskant, denn es kann ja schiefgehen, da benötigt man dann eine große Portion Handwerk, damit der Film innerhalb dieser einen Wohnung funktioniert. Sie haben aber nichts dem Zufall überlassen, denn Sie sind bekannt für Ihre akribische Vorbereitung. Das stimmt. Das Apartment hatte ich jenem meiner Eltern nachempfunden und es in Paris mit dem entsprechenden Dekor errichten lassen. Was aber nicht bedeutet, dass die Geschichte, die ich in „Amour“ erzähle, irgendetwas mit meinen Eltern zu tun hat. Aber mir half das beim Erfinden der Details zu diesem Film, mich in einer mir bekannten Geografie zu bewegen. Ich arbeite mit Prävisualisierung, das heißt, ich plane jede
Einstellung bereits zuhause in einem Modell, und weiß daher, wann wo welche Kamera steht am Set. Der Erfolg eines Films liegt einzig und allein in seiner genauen Vorbereitung, das versuche ich auch meinen Studenten klarzumachen. Dass man als Regisseur ans Set kommt und denkt, man lässt sich dort einfach inspirieren, daran glaube ich nicht. Sie haben nun Ihre bereits zweite Goldene Palme gewonnen. Wie wichtig sind Ihnen solche Auszeichnungen heute noch? Sie sind schon wichtig, denn der Erfolg deines letzten Films bestimmt die Arbeitsbedingungen des nächsten. Daher muss man dieses Spiel mitspielen. Es wäre auch verlogen, zu sagen, Preise sind mir wurscht. Natürlich ist es angenehm, wenn die Leute etwas gut finden. Aber man zittert nicht vor der Preisverleihung. Als jemand, der noch keinen Preis gewonnen hat, wäre man wahrscheinlich nervöser. Aber das ist so, wie wenn Sie als Theaterregisseur bereits 20 Stücke inszeniert haben, und vor der 21. Premiere erst recht wieder nervös sind. Man arbeitet schon, damit die Leute diese Arbeit irgendwie anerkennen. Sonst könnte man ja zuhause bleiben und nichts tun.
Das Gespräch führte Matthias Greuling
Š Filmladen
Woody Allen im Gespräch über seinen neuen Film „To Rome With Love“
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oody Allen ist in einer komfortablen Ausgangslage: Sein letzter Film „Midnight in Paris“ brachte ihm nicht nur seinen vierten Oscar, sondern auch das beste Einspielergebnis seiner langen Filmkarriere. Jetzt setzt Allen mit „To Rome With Love“ seine „Europa-Tournee“ durch die Hauptstädte fort und erzählt eine romantische Komödie in der italienischen Hauptstadt, nachdem seine letzten Filme unter anderem in London, Paris und Barcelona angesiedelt waren. In der Ewigen Stadt schickt Allen seine Protagonisten auf ins Abenteuer quer durch die Tiber-Metropole. Hintersinniger Humor, geschliffene Dialoge, sommerliche Bilder: Allen erzählt unterschiedliche Geschichte von Menschen, die in Rom weilen, und diesmal ist er auch endlich wieder selbst vor der Kamera zu sehen, als Opern-Regisseur, der aus einem Handwerker einen Bühnenstar machen will. In den letzten Filmen zeichnete Allen nur für Drehbuch und Regie verantwortlich. Außerdem stehen Penélope Cruz, Alec Baldwin, Ellen Page, Jesse Eisenberg und Roberto Benigni vor Woody Allens Kamera. TO ROME WITH LOVE, KINOSTART 31.08., USA/I 2012, REGIE Woody Allen. MIT Woody Allen, Penélope Cruz, Alec Baldwin, Ellen Page
Mr. Allen, Sie haben in „To Rome With Love“ mit Roberto Benigni einen Komiker gecastet, der Ihnen in punkto Humor in Nichts nachsteht. Woody Allen: Zuerst dachte ich, es würde schwierig mit Benigni werden, aber er überraschte mich am Set mit seiner Intelligenz und seiner Ruhe. Ich dachte, er würde die ganze Zeit schusselig herumlaufen, wie man das ja von ihm kennt, aber das Gegenteil war der Fall. Schauspieler, die ich in meinen Filmen auftreten lasse, müssen nicht unbedingt kompatibel zu mir und meinem Humor sein, sie sollen nur genau in die Rolle passen, für die ich sie vorgesehen habe. Das tut Benigni, aber nebenbei ist er auch noch absolut kompatibel zu meinem Humor. Sie selbst hat man schon lange nicht mehr vor der Kamera gesehen. Warum haben Sie sich entschieden, in „To Rome With Love“ wieder selbst mitzuwirken? Ganz einfach, weil es die passende Rolle für mich war. Wenn es keine Rolle gibt, dann spiele ich auch nicht mit. Sehen Sie, mit dem Alter wird es schwieriger, passende Rollen zu finden. Früher spielte ich in all meinen Filmen die Hauptrolle und konnte URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06
© Lunafilm
URANIA – AB 31.08. 8I9
woody liebt rom
die romantischen Szenen mit den Schauspielerinnen drehen. Aber im Alter nimmt man mir das wohl nicht mehr ab. Gibt es eigentlich Ähnlichkeiten zwischen den Figuren, die Sie spielten, und Ihnen selbst? Ich mache niemals eine Verbindung zwischen mir und den Figuren, die ich auf der Leinwand darstelle. Ich könnte natürlich immer einen anderen Schauspieler dafür besetzen, aber es ist oft der Weg des geringsten Widerstandes, solche Rollen selbst zu spielen, wenn ich sie mir zutraue und das richtige Alter habe. Natürlich wäre ich gerne noch ein junger Mann und könnte die jüngeren Figuren spielen. Was hat Sie an Rom als Drehort fasziniert? Die Idee dazu gibt es schon seit
einigen Jahren. Meine italienischen Verleiher hatten mich schon oft gebeten, hierher zu kommen und einen Film zu drehen. Sie haben das Geld bereit gestellt, also bin ich gekommen. Diese Chance konnte ich mir nicht entgehen lassen, denn ich habe immer schon davon geträumt, in Rom zu drehen. Sie sind ja ein bekennender Fellini-Fan. Hatten Sie in Rom auch an den Drehorten seiner Filme, etwa 8 1/2 gedreht? Alle Locations wurden von meinem Art Director zusammengestellt, da ich Rom selbst kaum kannte. Natürlich sind darunter auch Stadtansichten, die man auf der ganzen Welt kennt und die wohl auch schon in etlichen Filmsets vorkommen, aber bewusst haben wir solche Locations nicht gewählt.
„Chico & Rita“ ist ein atemberaubend schöner animationsfilm, angesiedelt im Havanna der späten 1940er Jahre
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ei einem Barbesuch im Jahre 1948 zeigt sich der Pianist Chico von der auftretenden Musikerin Rita vollends entzückt. Als er ihr in einen nobleren Nachtclub folgt und dort eine improvisierte Performance am Piano hinlegt, verzaubert er die zuvor abweisende Rita. Ihre Liebe zueinander drückt sich fortan durch die gemeinsame Komposition „Rita“ aus. Die Liebenden werden erst durch die Verheißungen des glamourösen New Yorks entzweit – Rita wird ein Weltstar. Der zurückgelassene Chico folgt ihr und trifft auf Jazz-Größen wie Charlie Parker, Chano Pozo oder Dizzy Gillespie. Die tragische Romanze nimmt einen weiteren Umschwung, als Rita zu einem gefeierten Hollywood-Star avanciert. Die visuelle Machart des Animationsfilms bringt Figuren und Schauplätze mit dicken schwarzen Kon-
turen hervor, deren Farbgebungen atmosphärische Funktionen erfüllen. Während die detailverliebte Optik ein geographisch inhärentes Lebensgefühl Havannas ausdrückt, scheint der farbenfroh-heitere Grundton zu den späteren Zeitpunkten des Trickfilmes verflogen. In monochromen Einstellungen widerhallen Empfindungen, welche die kubanischen Musiker in der Fremde – in den USA – verspüren. Fernando Truebas und Javier Mariscals „Chico & Rita“ ist einer der schönsten Animationsfilme der letzten Zeit. -MH CHICO & RITA, KINOSTART 07.09., E/GB 2010, REGIE Fernando Trueba, Javier Mariscal, Tono Errando
URANIA KINO Uraniastr. 1, 1010 Wien Tel.: 715 82 06
© Polyfilm
URANIA – AB 07.09.
Havanna hautnah
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Actor´s Studio – AB 14.09.
30 und ratlos
Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32
© Lunafilm
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„DAS HAUS AUF KORSIKA“ erzählt von den lebens-irrungen einer 30-jährigen frau
DAS HAUS AUF KORSIKA, KINOSTART 14.09., F/B 2011, REGIE Pierre Duculot. MIT Christelle Cornil, François Vincentelli
Christina ist fast 30, lebt seit 10 Jahren mit ihrem Freund zusammen und jobbt lustlos in der Pizzeria ihres „Schwiegervaters“ in der kleinen italienischen Kolonie der belgischen Bergarbeiterstadt Charleroi. Eines Tages erbt Christina von ihrer Oma ein Haus auf der Insel Korsika, von dem die Familie nichts wusste. Alle drängen Christina zum schnellen Verkauf. Doch Christina denkt nicht im Traum daran und macht sich lieber selbst auf den Weg in den Süden. Schließlich – hofft sie – hat sich ihre Lieblingsoma vielleicht etwas dabei gedacht, sie nach Korsika zu schicken. Doch das Haus entpuppt sich als eine echte Bruchbude mitten in der Wildnis. Ungewohnt herb ist nicht nur die Natur, auch die verschlossenen Nachbarn machen Christina den Anfang nicht leicht. Doch die frische Luft der korsischen Berge tut ihr gut. Sie möchte das Haus wieder bewohnbar machen. Plötzlich ist jeder weitere Tag ein Geschenk. Und natürlich gibt es noch eine Geschichte, die das Haus erzählen soll. „Ich kenne viele 30-jährige, die sich jeden Tag fragen, ob sie die richtigen Entscheidungen für ihr Leben getroffen haben. Aus Mangel an Mut, führen sie ein wenig befriedigendes, angepasstes Leben“, sagt Regisseur Pierre Duculot über die Motivation zu seinem Film.
© Goldengirls/Polyfilm
Actor´s Studio – AB 28.09.
mama-schicksale „Mama Illegal“ zeigt die situation illegaler Arbeitsmigranten in Europa
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ie sind unscheinbar, arbeiten im Verborgenen und ihren Lohn erhalten sie „steuerfrei“ in einem Kuvert. Nein, hier ist nicht von dubiosen Lobbyisten die Rede, sondern von Aurica, Raia und Natasa – drei moldawische Mütter, die im Ausland illegal als Putz- und Pflegehelferinnen arbeiten. Sieben Jahre (!) hat (Film-)
Journalist Ed Moschitz, der zuletzt mit seinem Rechtsstreit wegen angeblich manipulierter Videobänder für eine „Am Schauplatz“-Reportage über zwei Skinheads für Schlagzeilen gesorgt hat, die Protagonistinnen seiner Leinwand-Doku „Mama Illegal“ mit der Kamera begleitet. Das Resultat ist eine präzise Langzeitstudie
MAMA ILLEGAL, KINOSTART 28.09., Ö 2012, REGIE Ed Moschitz. Dokumentarfilm
über individuelle Lebensschicksale, die sich trotz aller Unterschiede in einem Punkt ähneln: dem Wunsch nach einem besseren Leben. Ein Traum, für den alle Beteiligten einen hohen Preis zahlen: Aurica musste Mann und Kinder zurücklassen, um mit einem Schlepper in den „goldenen“ Westen zu gelangen; Natasa lebt fernab ihrer Heimat in ständiger Angst, abgeschoben zu werden und Raias einzige Hoffnung auf eine gesicherte Existenz sind die staatlichen Amnestieregelungen für illegale Einwanderer. Getrennt von ihren Familien, weitgehend rechtlos und ohne Anspruch auf medizinische Versorgung harren die „Glücksritterinnen“ in der Fremde aus, während sie sich zunehmend von ihrer alten Heimat entfremden. Besonders deutlich wird dies in jenen Szenen, in denen Aurica viele Jahre nach ihrer Flucht das Wagnis unternimmt, ohne gültige Dokumente ihre Familie in Moldawien zu besuchen. Ein Wiedersehen, das deutlich macht, dass sie sich ebenso verändert hat, wie die Menschen, die sie einst zurückgelassen hat. Die Kinder sind größer, der Ehemann älter und die emotionale Kluft unüberwindbar – mit dramatischen Folgen: aus Verzweiflung über die familiäre Situation nimmt sich Auricas Mann wenig später das Leben. Es sind Momente wie diese, in denen Moschitz seine (menschliche)
Qualität als Journalist unter Beweis stellt. Dem 1968 in Judenburg geborenen ORF-Redakteur geht es bei seinem Kinodebüt nicht um Effekthascherei, sondern um die Menschen, die er porträtiert. Statt in emotionalen Situationen mit der Kamera „draufzuhalten“ und die Lebens- und Sinnkrisen seiner Protagonistinnen voyeuristisch in Szene zu setzen, verleiht er als – im wahrsten Sinn des Wortes – stiller Beobachter dem Thema „illegale Einwanderung“ konkrete Stimmen und Gesichter. Inhaltlich überzeugend, kann „Mama Illegal“ allerdings nicht über handwerkliche Schwächen hinwegtäuschen: Was als mehrteilige TV-Reportage wunderbar funktioniert hätte, verliert auf der Kinoleinwand aufgrund der schwankenden Qualität des Filmmaterials an emotionaler Intensität und Stringenz. „Es war leider unmöglich, über diesen langen Prozess, mit demselben Kamerateam durchzuarbeiten. Dadurch ist die Sprache des Filmes nicht ganz so homogen, wie man es sonst bei Filmen hat, wo mehrere Wochen am Stück gedreht wird“, ist sich auch Moschitz bewusst, der mit „Mama Illegal“ eine berührende Sozial-Reportage im „Schauplatz“-Stil vorlegt. -J. Belko Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32
Actor´s Studio – AB 31.08.
Der pferdeflüsterer „Buck - Der wahre pferdeflüsterer“ handelt von dem Cowboy, der Vorbild für den berühmten Film „Der pferdeflüsterer“ mit Robert redford war
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an „Buck“ Brannaman ist eine amerikanische Legende: Er ist Horseman und Pferdetrainer – und diente als Vorbild für Nicholas Evans’ Buch „Der Pferdeflüsterer“. Die Regisseurin Cindy Meehl drehte nun einen Dokumentarfilm über den stillen Cowboy, der 2011 beim Sundance Film Festival ausgezeichnet wurde. Brannaman hat ein einzigartiges Verständnis für Pferde und verfolgt die Ziele des „natural horsemanship“, das sich am natürlichen Verhalten der Tiere orientiert. Lange Zeit war es üblich, die Tiere zu „brechen“ und
ihnen den Willen des Menschen aufzuzwingen. Die Doku zeigt, wie sensibel Brannaman auf die Tiere zugeht und wie er ihnen, aber auch ihren Besitzern quasi Lebenshilfe bietet. Für Tierfans ein faszinierender Einblick in die Welt der Pferde. BUCK - DER WAHRE PFERDEFLÜSTERER, KINOSTART 31.08., USA 2011, REGIE Cindy Meehl. Dokumentarfilm
Actor‘S STUDIO Tuchlauben 13, 1010 Wien Tel.: 533 52 32
APOLLO - DAS KINO – VORSCHAU
IMAX-vorschau: Kino in bes
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IMAX FILME IM APOLLO Bis Ende des Jahres kommen die Blockbuster „Resident Evil 5“, „Skyfall“ und „The hobbit“ in bester Bildqualität ins kino RESIDENT EVIL 5- in 3D Ab 21.09. Die letzte und einzige Hoffnung der Menschheit heißt Alice (Milla Jovovich). Ohne einen sicheren Rückzugsort jagt die unerschrockene Heldin diejenigen, die für den Ausbruch einer Seuche verantwortlich sind, und sucht in der streng geheimen Umbrella-Schaltzentrale nach einer Lösung. Doch je tiefer Alice in das Gebäude und seine Geheimnisse eindringt, desto mehr offenbart sich ihr ihre eigene mysteriöse Vergangenheit. Ihre Jagd führt sie von Tokio über New York und Washington D.C. bis nach Moskau und gipfelt schließlich in einer erschreckenden Enthüllung, die
sie zwingt, all das, was sie bisher als die Wahrheit angesehen hat, neu zu überdenken. Mit der Hilfe ihrer Freunde und neuen Verbündeten muss Alice ums nackte Überleben kämpfen. Die Welt steht am Abgrund, und die Zeit läuft langsam ab ... SKYFALL Ab 02.11. James Bonds (Daniel Craig) Loyalität M (Judi Dench) gegenüber wird auf eine harte Probe gestellt, als seine Vorgesetzte von ihrer Vergangenheit eingeholt wird. Als der MI6 unter Beschuss gerät, muss 007 die Angreifer aufspüren und unschädlich machen, ohne Rücksicht auf den Preis, den er
© Constantin; Sony; Warner
ter Bild- und Tonqualität selbst dafür zahlen muss. Daniel Craig übernimmt nach „Casino Royale“ und „Ein Quantum Trost“ zum dritten Mal die Rolle des berühmtesten Geheimagenten der Welt, James Bond 007. Regie führt diesmal Oscar-Preisträger Sam Mendes. THE HOBBIT - in 3D Ab 14.12. Der Oscar-preisgekrönte Filmemacher Peter Jackson präsentiert DER HOBBIT: EINE UNERWARTETE REISE, den ersten Film der dreiteiligen Kinofassung des nach wie vor sehr populären Meisterwerks „Der Hobbit“ von J.R.R. Tolkien. Der nächste Film heißt „Der Hobbit: Hin und zurück“. Die Filme spielen in Mittelerde 60 Jahre vor „Der Herr der Ringe“, den Jackson
und sein Filmteam als Blockbuster-Trilogie auf die Leinwand brachten - Höhepunkt war der Oscar-preisgekrönte „Der Herr der Ringe - Die Rückkehr des Königs“. Ian McKellen ist wie schon in der „Herr der Ringe“-Trilogie als Gandalf der Graue dabei, und Martin Freeman übernimmt die Rolle des Titelhelden Bilbo Beutlin. Hinweis für Fans von Originalfassungen: Im Apollo werden jeden Mittwoch die aktuellsten Filme in OV gezeigt!
APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien Tel.: 587 96 51
© Constantin
VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE – AB 14.09.
Spanner in Barcelona
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„Sleep Tight“ ist ein spanischer Thriller rund um einen Spechtelnden Hausmeister César (Luis Tosar) arbeitet als Portier in einem Mietshaus in Barcelona. Und obwohl ihn die Mieter des Hauses kaum wahrnehmen, weiß César alles über sie. Denn er beobachtet sie genau, kennt all ihre intimsten Geheimnisse. Insbesondere die von Clara (Marta Etura), einer lebensbejahenden jungen Frau. Doch Claras unbeschwerte Haltung verursacht bei César die reinste Übelkeit. Erst wenn er ihre Ausgelassenheit ein für alle Mal zerstört hat, kann er Ruhe finden. Das Elend anderer Menschen ist Césars Lebenselixier. Er liebt nichts mehr, als Leid zu säen und blüht erst auf, wenn dieses wächst. Mit Clara hat er nun sein perfektes
Opfer gefunden und ist bereit, ihr das Leben zur Hölle zu machen … Regisseur Jaume Balagueró („[REC] 1 und 2“) hat mit „Sleep Tight“ einen verstörenden Psycho-Thriller gedreht, in dem sich der Filmemacher von den sonst üblichen Konventionen des Horrorfilms abwendet, hin zu einer Erforschung der Gesetzmäßigkeiten des Thrillers. SLEEP TIGHT, KINOSTART 14.09., E 2011, REGIE Jaume Balagueró . Mit Luis Tosar, Marta Etura, Alberto San Juan
VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstraße 2a, 1030 Wien Tel.: 242 40-418
ARTIS INTERNATIONAL - ENGLISH CINEMA IN VIENNA
english cinema in vienna
THE WATCH SEP 7
© Fotos: Fox; Universal; Constantin
USA 2012. Directed by Akiva Schaffer. Starring Ben Stiller, Vince Vaughn, Jonah Hill Suburban dads who form a neighborhood watch group as a way to get out of their day-to-day family routines find themselves defending the Earth from an alien invasion.
THE BOURNE LEGACY SEP 14 USA 2012. Directed by Tony Gilroy. Starring Jeremy Renner, Rachel Weisz, Edward Norton, Stacy Keach An expansion of the universe from Robert Ludlum‘s novels, centered on a new hero whose stakes have been triggered by the events of the previous three films: Aaron Cross (played by „Hurt Locker“-actor Jeremy Renner), a new hero, experiences life-or-death stakes that have been triggered by previous events. In the fourth instalment of the series, Matt Damon is not part of the cast.
RESIDENT EVIL 5 SEP 21 D/USA 2012. Directed by Paul W.S. Anderson. Starring Milla Jovovich Alice fights alongside a resistance movement in the continuing battle against the Umbrella Corporation and the undead. ARTIS INTERNATIONAL Schultergasse 5, 1010 Wien Tel.: 535 65 70
ALLE FILME AUF EINEN BLICK
kinoprogramm
Das aktuelle Kinoprogramm mit den genauen Beginnzeiten entnehmen Sie bitte cineplexx.at und den Tageszeitungen. Alle Angaben ohne Gewähr. LIEBE (Seite 4)
URANIA
AB 21.09.
TO ROME WITH LOVE (Seite 8)
URANIA
SEIT AUG.
CHICO & RITA (Seite 10)
URANIA
AB 07.09.
DAS HAUS AUF KORSIKA (Seite 12)
ACTORS
AB 14.09.
MAMA ILLEGAL (Seite 14)
ACTORS
AB 28.09.
BUCK (Seite 16)
ACTORS
SEIT AUG.
RESIDENT EVIL 5 (Seite 18)
APOLLO
AB 21.09.
SKYFALL (Seite 18)
APOLLO
AB 02.11.
THE HOBBIT (Seite 19)
APOLLO
AB 14.12.
SLEEP TIGHT (Seite 20)
VILLAGE CINEMAS
AB 14.09.
© Filmladen
Next Issue (erscheint anfang Oktober)
„More Than Honey“, ab 12.10. im Kino
Erreichbarkeiten ACTOR’S studio Tuchlauben 13, 1010 Wien, Tel.: 533 52 32 Öffentlich: Linie U1 und U3 bis Stephansplatz H Bus 1A, 2A und 3A APOLLO - DAS KINO Gumpendorferstraße 63, 1060 Wien, Tel.: 587 96 51 Öffentlich: U3 Neubaugasse / U4 Pilgramgasse, Bus 13A, 14A 57A Gumpendorferstr. ARTIS international Schultergasse 5, 1010 Wien, Tel.: 535 65 70 Öffentlich: Linie U1 oder U3 Stephansplatz H Bus 1A, 2A oder 3A Hoher Markt
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URANIA kino Uraniastraße 1, 1010 Wien, Tel.: 715 82 06 Öffentlich: Linie U1 und U4 Schwedenplatz H Straßenbahn 1, 2, N Julius-Raab-Platz VILLAGE CINEMAS WIEN MITTE Landstraßer Hauptstr. 2a, 1030 Wien, Tel.: 24240-418 Öffentlich: U4/U3 Landstr., Straßenbahn O, S1, S2, S3, S5 - S9, S15, Wien Mitte, Bus 74A.