Slash Film Festival 2016

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festival interview SLASH FILM FESTIVAL. Die siebente Ausgabe der Film-

schau (22.9. bis 2.10., Filmcasino Wien) zeigt 41 Filme aus den Bereichen Horror und Fantasy. Stargäste sind Ruggero Deodato und Christopher Lloyd.

Auch in den Alpen leben

ZOMBIES E

s ist eine wahrlich bizarre Geschichte: Inmitten der winterlichen Alpenromantik überfallen Zombies friedliche Wintersportler und Einheimische, um sie reihenweise zu Untoten zu machen. „Angriff der Lederhosenzombies“, einer der ungewöhnlichsten österreichischen Filme der letzten Jahren – und Eröffnungsfilm des heurigen Slash Film Festivals. 2010 gegründet, geht Österreichs größtes Festival für den phantastischen Film von 22. September bis 2. Oktober in die bereits

siebente Runde. „Wir haben ,Angriff der Lederhosenzombies’ als Eröffnungsfilm gewählt“, so Festivalgründer und Kurator Markus Keuschnigg, „weil er ein spezielles Genre darstellt, in dem Heimatfilm- mit Zombieelementen verschmelzen. Der Film thematisiert außerdem den Tourismuswahnsinn in den Alpen. Das ist ein Thema, das in Österreich eigentlich am Silbertablett präsentiert wird, bislang aber von nur wenigen Filmen aufgegriffen wurde.“ Tatsächlich finden sich in der neuesten Arbeit von Regisseur Dominik Hartl

„Seoul Station“, ein Zombie-Animationsfilm von Yeon Sang-ho ist Teil der Filmauswahl

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(„Beautiful Girl“) neben beeindruckenden Naturaufnahmen auch jede Menge Blut, Eingeweide und spektakuläre SnowboardStunts. Erzählt wird die Geschichte des Snowboarders Steve (Laurie Calvert), der für einen Werbespot engagiert wird. Als er sich mit zwei Freunden in einer abgelegenen Berghütte einmietet, erwarten den jungen Mann statt Ruhe und Erholsamkeit jedoch blutrünstige Zombies und mutierte Wildtiere, die zu Menschenfressern werden. Die Ursache für den plötzlichen Wechsel der Bambis zu Monstern: mutierter Kunstschnee. Den hat ein geldgieriger Hotelier entwickelt, um ewigwährendes Skivergnügen für Touristen zu garantieren. Wer mit dem Chemieirrsinn in Kontakt kommt, mutiert nahezu umgehend zum blutrünstigen Killer. Deshalb nehmen die drei Helden, an der Seite von Margarethe Tiesel („Paradies: Liebe“) als schnapsgeeichte Hüttenwirtin, Karl Fischer („Die Werkstürmer“) und Patricia Aulitzky („Falco – Verdammt, wir leben noch!“), den Kampf gegen die Untoten auf. Noch mehr Horror und Fantasy bieten die 40 weiteren Slash-Filme aus aller Welt, die meisten davon Österreich-Premieren oder Uraufführungen, klassische Spielebenso wie Animationsfilme. So etwa der koreanische Zombie-Animations-Thriller „Seoul Station“ von Yeon Sang-ho. Darin


Eröffnungsfilm der siebten Ausgabe des Slash Film Festivals: „Attack of the Lederhosenzombies“ des Österreichers Dominik Hartl - ein Genrefilm, wie er im Buche steht

fällt eine Zombiearmee über den Bahnhof der südkoreanischen Hauptstadt her und liefert sich Gefechte mit den ortsansässigen Obdachlosen. Auch prominente Gäste werden das beliebte Festival beehren: So feiert Christopher Llyod mit der Romanverfilmung „I Am Not A Serial Killer“ seine lang erwartete Rückkehr auf die Leinwand. In dem irischen Thriller sorgt ein Serienkiller in einer kleinen Stadt für Angst und Schrecken. Parallel dazu wird die Geschichte eines Teenagers erzählt, der versucht, seine eigenen dunklen Seiten und Mordgelüste zu bändigen. Christopher Lloyd, der verrückte Professor aus der „Zurück in die Zukunft“Reihe, wird Wien ebenso persönlich beeh-

ren wie eine andere Trashfilm-Ikone: Ruggero Deodato, Regisseur des italienischen Exploitation-Kultfilms „Cannibal Holocaust“ (1980), wird in Wien sein neuestes Projekt „Ballad in Blood“ vorstellen. Mittlerweile zum größten heimischen Festival seiner Art geworden, hat sich Slash über die letzten sieben Jahre durchaus verändert: Zeigte man anfänglich ausschließlich Horrorfilme, die vorallem von einem Szenepublikum geschätzt wurde, sind seit einiger Zeit auch Fantasyfilme zu sehen – Blockbuster ebenso wie Indie-Produktionen und Klassiker des Genres. Eine Mischung, die das Publikum offenbar zu schätzen weiß, besuchten doch alleine im Vorjahr an den elf Festivaltagen mehr als 10.000 Cineasten das Filmcasino, Hauptspielort und Festivalzentrum. Markus Keuschnigg: „Seit der Gründung unseres Festivals haben wir ein großes Stammpublikum, wobei Frauen mit 51 Prozent die Mehrheit stellen. Wir versuchen, uns nicht auf den Lorbeeren auszuruhen und möchten dem Publikum jährlich immer wieder Neues bieten.“

Gerne würden die Veranstalter neben dem Filmcasino eine weitere Wiener Spielstätte mieten, um mehr Wiederholungen und neue Filme zeigen zu können. Dann könnten statt der derzeit rund 40 bis zu 70 verschiedene internationale Produktionen gezeigt werden. Jedoch: Die geringen Fördersummen lassen dies derzeit nicht zu, wollen doch mehr und mehr österreichische Filmveranstaltungen ein Stück des nicht wirklich großen Finanzkuchens abhaben, wie Markus Keuschnigg erklärt: „Das Gießkannenprinzip der Festivalförderung kann unter diesen Bedingungen nicht funktionieren. Außerdem gibt es immer noch Berührungsängste mit dem unterhaltenden Filmgenre. Kunst und Horrorfilm – das geht für viele, trotz Filmen wie ‚Shining’, immer noch nicht zusammen. Und man denkt deshalb, dass Horror und Fantasy nicht so förderungswürdig sind wie klassische ArthausFilme.“ Dass diese cineastischen Grenzen sich jedoch schon längst aufgelöst haben, beweist das breite und bunte Programm des siebenten Slash Film Festivals kommenden Herbst erneut.  Sandra Wobrazek celluloid 5/2016

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