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Interview mit den Inhabern
from LiebMIT 01/2022
by LIEB
Die Inhaberfamilie: Mag. Margit Gasser, Arch. DI Josef Gasser, DI Doris Enzensberger-Gasser (v. l. n. re.)
Ressourcen-Engpässe, Kostenexplosionen und brüchige Lieferketten. Wie die Lieb Bau Unternehmensgruppe auf diese Herausforderungen reagiert und welche Chancen dadurch entstehen, beleuchten Josef Gasser, Doris Enzensberger-Gasser und Margit Gasser im Interview.
Welche Auswirkungen hat denn das globale Umfeld aktuell auf die Auftragssituation am Bau?
Josef Gasser: Die momentane Auftragssituation stimmt uns vorsichtig zuversichtlich – es ist genug zu tun. Auch neue Projekte sind im Entstehen und kommen herein. Natürlich ist die zukünftige Entwicklung aktuell aber nur schwer zu prognostizieren.
Doris Enzensberger-Gasser: Dazu tragen vor allem auch die nach wie vor stark wachsenden Preise für Rohstoffe bei, deren Kostenkurve sich zwar langsam abflacht, aber nach wie vor auf einem noch nie da gewesenem Rekordhoch ist. Viele Grundbaustoffe wie Plattenwerk- oder bspw. Dämmstoffe sind nicht nur von einer massiven Teuerungswelle betroffen, sondern sind temporär in Konsequenz von Pandemie und des Krieges nach wie vor Mangelware. Es gibt aber erste Indizien, die auf eine leichte Entspannung der Situation hindeuten.
Was kann man derartigen Herausforderungen entgegnen?
Josef Gasser: Flexibilität und Kreativität sind im derzeitigen Marktumfeld ganz entscheidende Eigenschaften. Hier konnten wir gemeinsam Lösungen erarbeiten, welche in den verschiedenen Kompetenzbereichen dazu geführt haben, einerseits die Warenverfügbarkeiten bestmöglich zu gewährleisten und andererseits die Kostenseite wirtschaftlich zu halten.
Margit Gasser: Wir haben auf diese neuen Markttendenzen aber auch zielgerichtet reagiert – und etwa unser Baustoff-Zentrallager in Gleisdorf um 3.500 Quadratmeter erweitert. Durch diese zusätzlichen Lagerflächen können wir unseren Kunden eine noch höhere regionale Versorgungssicherheit bieten. Der Weg ist das Ziel, nicht nur in allen unseren Unternehmensprozessen, die wir ständig adaptieren, sondern beispielsweise in der Schaffung von kurzen Wegen für Baustoffprodukte ab Lager mit der dazu optimierten Logistik auf den Baustellen.
Herr Gasser, eine weitere, ganz besonders wichtige Maßnahme konnte in den vergangenen Wochen und Monaten durch das Engagement der Bauinnung, die Sie als stellvertretender Landesinnungsmeister mitverantworten, erreicht werden. Welche Entwicklung zeichnet sich hier ab?
Josef Gasser: Tatsächlich ist es uns in der steirischen Landesinnung für den Bau gemeinsam gelungen, der Politik die Zusage abzuringen, die Kostenlimits für den sozialen Wohnbau anzuheben. Die neue Verordnung, die nun möglichst rasch von der Politik umgesetzt werden muss, sichert einerseits die Existenz insbesondere von mittelständischen Bauunternehmen und den Wohnbauträgern des sozialen Wohnbaus ab, bringt andererseits aber auch zusätzlichen Schwung in die ins Stocken geratene Bauwirtschaft. Es ist eine erforderliche Anpassung, da der vom Land vorgegebene Kostendeckel unter den bisherigen Marktgegebenheiten schlicht nicht mehr eingehalten werden konnte.
Die Teuerungen, speziell im Energiesektor, stellen aber dennoch eine große Herausforderung dar. Wo sehen Sie hier Ansatzpunkte, um in der LIEB-Gruppe gegenzusteuern?
Josef Gasser: Wir sehen in der aktuellen Energiepreisentwicklung generell die Chance, erneuerbare Energie zu forcieren. Denn langfristig führt daran ohnehin kein Weg vorbei. Daher ist es unser erklärtes Ziel, durch alternative Energieformen einen möglichst hohen Deckungsgrad zu erreichen. Besonders positiv ist, dass unsere Standorte mittlerweile weitestgehend mit Photovoltaikanlagen versehen sind bzw. im Laufe des Jahres versehen werden.
Margit Gasser: Insbesondere unsere Lieb Märkte nehmen dabei eine Vorreiterrolle ein. Allein an unserem wiedereröffneten hagebau Lieb Markt in Gleisdorf haben wir 2.100 Quadratmeter PV-Module auf dem Dach verbaut und in Betrieb gesetzt. Nur als Anhaltspunkt: Damit könnten etwa 50 Einfamilienhäuser mit Strom versorgt werden. Außerdem wird der Standort auch an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Gleisdorf angeschlossen werden. Die restlichen Baumarktstandorte werden im Laufe des Jahres nach den erforderlichen Genehmigungsfreigaben Schritt für Schritt in Umsetzung gebracht.
Auch auf der Fachkräfteseite hat eine Trendwende begonnen. Spüren Sie diese?
Doris Enzensberger-Gasser: Wir sind in der glücklichen Lage, über 1.250 kompetente Fachkräfte in unserer Unternehmensgruppe beschäftigen zu können. Sie sind das Fundament für unseren Erfolg. Es ist aber gleichzeitig kein Geheimnis, dass in unserer Gesellschaft in den kommenden Jahren mehr Menschen in den verdienten Ruhestand wechseln werden, als an jungen potenziellen Fachkräften nachkommen. Daher sind wir hier gefordert, diese jungen Menschen anzusprechen, uns in ihre Lebensrealität hineinzuversetzen – wir arbeiten dazu etwa mit neuen Social Media-Kanälen. Auf gesetzlicher Ebene benötigen wir dringend neue Regulative, um etwa auch flexiblere Arbeitszeitmodelle anbieten zu können. Hier ist der Gesetzgeber gefordert, sichere Rahmenbedingungen zu schaffen. Bei allen neuen Maßnahmen wollen wir aber die für uns wichtigsten Werte wie Wertschätzung und den familiären Umgang ganz besonders hochhalten.
Josef Gasser: Es wird überdies aber erforderlich sein, dass auch unsere derzeitigen Mitarbeitenden als Markenbotschafter nach außen agieren, von ihren Arbeitserfolgen und ihrem Berufsbild erzählen – und so Interessierte dazu einladen, sich in unseren Familienbetrieb einzubringen. Gerade in herausfordernden Zeiten wird die Wichtigkeit eines sicheren Arbeitsverhältnisses und einer guten Ausbildung – in Form einer LIEB-Lehre – besonders stark spürbar.
Welche Mitarbeiterimpulse werden ansonsten aktuell umgesetzt oder vorbereitet?
Margit Gasser: Aktuell sind wir in Planung und Vorbereitung eines dynamischen Teambuilding-Events für alle Lehrlinge der Lieb Märkte und SPORT2000 Geschäfte. Die jungen Fachkräfte werden dabei zwei Tage lang – in- und outdoor – Inputs zu Themenstellungen wie Gemeinschaftsgefüge, Kundenkontakt oder zum Mindset erhalten. Außerdem sind wir zusammen mit dem Baustoffausbildungszentrum Österreich an der Erarbeitung einer neuen modularen Ausbildung für Quereinsteiger im Baustofffachhandel beteiligt.
Doris Enzensberger-Gasser: Generell haben persönliche Mitarbeiterveranstaltungen, Ehrungen oder Feiern einen hohen Stellenwert in unserem Betrieb. Das wollen wir natürlich beibehalten, so es denn die allgemeine Situation erlaubt.
Wir wünschen allen schöne Urlaubstage, blicken auf eine gut ausgelastete zweite Jahreshälfte und würden uns freuen, im Herbst/Winter wieder die Möglichkeit zu gemeinsamen Feierlichkeiten zu haben.