GESUNDHEIT
Chamäleon der Krankheiten
Mit glutenfreier Vielfalt, die uns zusammenbringt.
DIE ZÖLIAKIE GILT WEGEN IHRER VIELEN SYMPTOME ALS CHAMÄLEON DER KRANKHEITEN. DREI FRAGEN AN UNIV.-PROF. DR. MED. ALMUTHE HAUER VON DER UNIV. KLINIK FÜR KINDER- UND JUGENDHEILKUNDE IM LKH-GRAZ. Was ist Zöliakie und welches sind die Symptome? Bei der Erkrankung handelt es sich um eine genetisch verankerte Unverträglichkeit gegenüber Gluten (Proteine aus Weizen, Roggen, Gerste), die mehr als 270 Symptome zeigen kann. Das klassische Bild ist ein zartes, kleines, geschwächtes Kind mit aufgeblähtem Bauch, chronischem Durchfall und Gedeihstörung. Oft tritt die Zöliakie im mittleren Schulalter auf, die Kinder haben Bauch- und Kopfschmerzen, häufig auch Eisenmangel. Kinder mit Diabetes leiden fünfmal öfter an Zöliakie. Insgesamt sind 1 % bis 2 % der Bevölkerung (inklusive Erwachsene) betroffen. Wegen der Vielzahl der Symptome gehört Zöliakie zu den am häufigsten übersehenen Krankheiten. Wie wird die Diagnose erstellt? Wenn ein Kind ständig „schlecht drauf“ ist und der Verdacht auf Zöliakie besteht, werden bei der Blutuntersuchung in einem zertifizierten Labor zwei Antikörpertests (IgA-Transglutaminase und endomysiale
Antikörper-Titer) durchgeführt. Wenn dazu erhöhte Werte in einem bestimmten Bereich vorliegen, erfolgt im nächsten Schritt eine Gastroskopie, bei der im Zwölffingerdarm Gewebeproben entnommen und histologisch untersucht werden. Bei massiv erhöhten Laborwerten ist dies nicht notwendig. Merkmal einer ausgeprägten Zöliakie sind zurückgebildete Darmzotten. Dadurch verringert sich die Oberfläche des Darms und die Nährstoffe können nur noch eingeschränkt in das Blut übertreten. Wie erfolgt die Therapie? Die Zöliakie bleibt lebenslang, sie kann nur durch eine strikt glutenfreie Ernährung behandelt werden. Das rechtzeitige Weglassen von Gluten führt zur Wiederherstellung der Dünndarmschleimhaut. Ernährung mit Reis, Kartoffeln, Polenta oder Fisch und Geflügel ist gut geeignet, allgemein ist die Ernährung um etwa € 2.000,– pro Jahr teurer. Die Eltern von betroffenen Kindern erhalten daher die doppelte Familienbeihilfe. Weitere gute Nachricht: In drei bis fünf Jahren könnte ein Medikament gegen Glutenunverträglichkeit red auf den Markt kommen.
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14 01/2020 ALLES FÜR MEIN KIND