"Alles für mein Kind" Sommer/Herbst 2022

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FREIZEIT

Tour De Gatsch und das Schwarze unter den Fingernägeln sind lustig und machen gesund .

„Hupf in Gatsch und schlog’a Wön“ DAS KIND SPIELT IM GARTEN, GRÄBT SEINE HÄNDCHEN IN DIE NASSE ERDE UND IST GLÜCKLICH. GATSCH HAT EINE NAHEZU MAGISCHE WIRKUNG AUF DIE KLEINEN. TEXT: SUSANNA ARLT

Der Gedanke daran, wie wir die Klamotten nach dieser Tour De Gatsch wieder sauber bekommen werden, ist zwar kurz da, wird aber ob der freudigen Jauchzer des Juniors schnell verworfen. Die kindli-

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che Freude, die Natur in all ihren Facetten mit allen Sinnen zu erfahren, macht jeden Grasfleck auf der Hose wett. Kinder und Gatsch, das hat für mich immer zusammengehört. Schließlich gibt es überall

spannende Dinge zu entdecken, die einem Erwachsenen leider gar nicht mehr auffallen. Und gerade das Spielen im vermeintlichen Dreck* hat viele Vorteile für Kinder, die sogar wissenschaftlich belegt sind. DRECK FÖRDERT DAS IMMUNSYSTEM Eine keimfreie Umgebung, um die sich viele Eltern wohlmeinend bemühen, ist der kindlichen Gesundheit weniger zuträglich, als das Spielen mit Erde oder Haustieren. Zahlreiche Studien aus der ganzen Welt bestätigen diese Annahme. Der Grund dafür ist leicht erklärt: In den ersten Lebensjahren bildet sich das menschliche Immunsystem aus. Und genau deshalb ist es auch so wichtig, dass Kinder so früh wie möglich mit diversen Keimen aus der Umwelt in Berührung kommen. Denn ein Immunsystem, das keinen regelmäßigen Kontakt zu Keimen und Bakterien hat, ist schlicht weniger gut trainiert und kann deshalb viel zu übertrieben auf äußere Reize reagieren. So konnte zum Beispiel wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Kinder, die auf einem Bauernhof groß geworden sind, seltener als Stadtkinder an Allergien oder Asthma leiden, da sie zu Hause regelmäßig mit verschiedenen Keimen in Berührung gekommen sind. Mit einer allzu sauberen Umwelt tut man seinen Kindern keinen Gefallen – im Gegenteil. Wer zu viel desinfiziert und so für eine keimfreie Umgebung sorgt, begünstigt später im schlimmsten Fall diverse Allergien und Asthma. So werden die in unseren Breiten steigenden Zahlen an Asthma- und Allergie-Kranken in der Medizin der übertriebenen Hygiene zugeschrieben.

NEUGIERDE UND ENTDECKERLUST WERDEN GEFÖRDERT Umgekehrt bedeutet das aber nicht, dass man sein Kind ständig im Dreck wühlen lassen soll. Wie bei allem im Leben gilt es auch hier, einen Mittelweg zu finden. So müssen Eltern nicht gleich in Panik verfallen, wenn ihr Kind einmal vom Sandkuchen gekostet hat oder freudig vom Nachbarshund abgeschleckt wurde. Und auch das intensive Erforschen von Erde und Schlamm ist weit weniger schlimm, als es aussieht. Ich habe mir angewöhnt, immer ein Reservegarnitur mitzunehmen. Abgesehen von dem gesundheitlichen Aspekt bietet der regelmäßige Kontakt zur Natur noch viele weitere Vorteile. Neugierde, ForscherInnengeist und die Freude an Bewegung abseits von Turnhallen und Co können so gefördert werden und kostenlos für jede Menge Spaß und Abwechslung sorgen. Also, liebe Eltern, nichts wie raus in die Natur. Das Immunsystem eurer Kinder wird es euch danken. * Mit Dreck sind natürlich weder Müll noch Gefahrenstoffe oder Erreger gemeint, sondern Matsch, Erde, Rasen, Sand etc.

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