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V ERSTECKTE K AMER A BEI DER „PLAT TEN“-FAHRT
FAHRT INS MÄRCHENLAND
Der Ötzi-Bike-Chef Klaus Nischler und seine schlimmste Radtour zur Tablander Alm
Der Seniorchef Werner Nischler empfiehlt einen Tagesausflug mit dem Auto
2010 hatte ich noch keinen eigenen Radshop wie heute. Ich arbeitete als Guide und kam im Jahr schon so auf 220 Touren und Kurse. Da ist einem nicht viel fremd – und doch hatte ich so eine Fahrt wie die auf die Tablander Alm noch nie erlebt. Und ich musste sie gottseidank auch nie wieder erleben.
Wir amüsierten uns trotzdem oben auf der Alm, genossen die Aussicht und freuten uns auf die Abfahrt. Ich gab noch ein paar kluge Sätze zur Strecke von mir, bevor mich einer aus meiner Gruppe jäh stoppte. „Du hast ja einen Platten“, sagte er süffisant lächelnd und zeigte auf den Vorderreifen.
Wie immer ging mein Blick prüfend über die sechs Radfahrer, die mit mir den anspruchsvollen Kurs hoch zur Tablander Alm fahren wollten. Das ist so ein kurzer Check, in dem ein erfahrener Biker zu ergründen hofft, ob alle über genügend Kraft und Kondition verfügen. Alle in Form, erkannte ich und freute mich auf die Tour. Es ist eine der schönsten Strecken im Vinschgau – und auch heute noch oft das Ziel meiner Ötzi-Bike-Guides. Die Gäste sind immer begeistert, zumal man heutzutage ja auch mit dem E-Bike berghoch kommt.
Ja. Ich hatte einen Platten.
Wir waren mit den Bio-Bikes unterwegs, mussten also richtig strampeln. Das war die ersten 4,5 Kilometer auf dem Radweg nach Tschars auch kein Problem. Und natürlich ist auch ein Loch im Schlauch kein Problem. Ein guter Guide wie ich macht das für seinen Gast. Absteigen, flicken, weiter geht’s. Und jetzt 14 Kilometer nur berghoch. 1.500 Meter Höhenunter-
Es sollte nicht der letzte gewesen sein. Bis wir im Tal waren, hatte jeder von uns einmal einen unfreiwilligen Stopp hinter sich. Jeder. Wirklich jeder. Zwei mit den Rissen an der Kette, fünf mit dem Loch im Schlauch. schied. Mit den Schwächeren fuhr ich ein bisschen hinterher – und musste dann doch absteigen. Einer meiner Radfahrer wartete am Streckenrand und rief mir schon von weitem zu: „Die Kette ist gerissen.“ Es dauerte ein bisschen länger als beim Platten, aber ich hatte ja alles dabei und war für den Notfall bestens gerüstet. Kette mit Kettenschloss repariert, es konnte weiter gehen. Und es ging weiter. Der nächste Gast wedelte einen Kilometer später mit den Armen – und meldete einen Platten. Ein paar Kilometer weiter wartete ein weiterer Teilnehmer. „Bei mir ist die Kette gerissen.“ Ganz ehrlich: ich schaute mich vorsichtig um und suchte die versteckte Kamera. Zwei Mal Platten, zwei Mal Kettenriss. Was haben die eigentlich für Bikes dabei?
Wie hieß damals eine Fernsehsendung: Pleiten, Pech und Pannen. Wir hätten die Hauptdarsteller sein können…
Klaus Nischler ist Chef der Ötzi Bike Academy in Naturns, die auch in Zusammenarbeit mit dem Lindenhof geführte Touren mit Guides anbietet sowie Fahrtraining, Sicherheitstraining und MountainbikeKurse. Im Ötzi Bike-Shop an der Hauptstraße kann man sich auch vom Fahrrad bis zum Sturzhelm alles leihen.
Werner Nischler weiß gar nicht, wo er anfangen soll. Und wo aufhören. Er holt die Karte, um es dem Touristen zu zeigen. Selbst braucht er so was nicht. „Alle Touren in Südtirol sind schön“, sagt der 80-jährige Seniorchef und fährt mit dem Finger durch die herrliche Landschaft von Naturns nach Bozen – und von dort in alle Richtungen. Er überlegt. „Am schönsten“, sagt er dann und man spürt, wie schwer ihm die Entscheidung fällt, „ist vielleicht die Strecke zum Karersee über Seis, das Grödner Joch und den Campolongo-Pass.“ Er selbst fährt da mit seiner Frau Doris schon immer morgens um acht los. „Es ist ein Tagesausflug, weil man ja auch immer wieder aussteigen und die Berge sehen will. Und ein bisschen spazieren gehen“, sagt Werner
Nischler. Er schätzt, dass die Fahrt 270 Kilometer lang ist. Von Naturns nach Bozen, von Bozen über Karneid nach Seis und Kastelruth. Werner: „Da werdet ihr selbst sehen, dass ihr einfach aussteigen müsst. So schön ist der Blick auf die ganzen Dolomiten.“ Die Fahrt geht weiter hinunter nach St. Ulrich und St. Christina über das Grödner Joch nach Wolkenstein und Corvara. Die Familie Nischler gönnt sich hier immer so nach drei Stunden ein Mittagessen. Auf bekannten Südtiroler Pässen geht es weiter: der Campolongo-Pass führt auf 1.850 Meter rund um den Sellastock und in knapp 20 Minuten hinunter nach Arabba; das Pordoi-Joch bietet den Blick auf den Piz Boé, den Langkofel, die Finger- und Rofanspitze. „Da bist Du auf schätzungsweise 2.140 Meter“, sagt Werner Nischler, schaut aber doch noch mal nach, weil es es genau wissen will. Einen Meter verschätzt. Es sind 2.139 Meter. Ein weiteres Highlight auf der Autofahrt ist der Karersee, den man von Arabba aus über das Fassatal in einer Stunde und 15 Minuten erreicht. „Obwohl da meistens viel los ist, sollte man sich die halbe Stunde Zeit nehmen, um den Rundweg um den See zu spazieren.“ Bei schönem Wetter spiegeln sich in dem smaragdgrünen und kristallklaren Wasser der Rosengarten und der Latemar. „Man nennt ihn ja den Märchensee der Dolomiten“, sagt Werner Nischler.
Für den Lindenhof-Seniorchef ist das Ganze eine „Märchenroute“ – und seit er nicht mehr so gut zu Fuß ist, kennt er sich aus mit eintägigen Autoreisen. Wie oft er die Strecke schon gefahren ist? Er lacht: „100 Mal ganz bestimmt…“ Schließlich findet er immer wieder kleine Streckenänderungen, ganz ohne Karte. Und immer wieder neue schöne Fleckchen Erde, die er so noch nicht gesehen hat. Sein Fazit: „Südtirol ist auch im Auto schön. Wenn man hin und wieder mal aussteigt…“ Die Strecke: Naturns – Bozen – Karneid – Kastelruth – St. Christina – Corvara – Arabba – Karersee – Welschnofen – Bozen – Naturns. Fahrtzeit: rund 4.30 Stunden Kilometer: 270
Sie können sich im Lindenhof Lifestyle DolceVita Resort auch ein Porsche-Boxster-Cabrio leihen und die schönsten Pässe in Südtirol fahren. Unser Seniorchef berät Sie gerne.