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So finden Sie den richtigen Beamer
Kaufberatung: Der richtige Beamer für Wohnzimmer, Heimkino und unterwegs
Es gibt mittlerweile zahlreiche Projektoren in allen Preissegmenten. In diesem Spezial zeigen wir Ihnen, worauf Sie beim Beamerkauf achten sollten, damit Sie den richtigen Bildwerfer für Wohnzimmer, Heimkino und unterwegs finden – und welche Leinwand für welchen Einsatzzweck geeignet ist.
Der Trend ist ungebrochen: TV-Geräte werden immer größer. Waren in den 1980er Jahren Bilddiagonalen von 66 Zentimetern noch als groß bezeichnet worden, ist heutzutage in den heimischen Wohnzimmern der Durchschnitt 140 Zentimeter (55 Zoll). Die Bilddiagonale hat sich über die Jahre also mehr als verdoppelt. 55 Zoller werden mittlerweile immer öfter von 65 Zoll-TVs (165 Zentimeter Diagonale) abgelöst. Darüber hinaus sind erste 85 Zoll-Geräte bezahlbar, was immerhin beachtlichen 215 Zentimeter entsprechen. Diese Größe reicht vielen Cineasten aber immer noch nicht. Sie möchten Bildbreiten von mehreren Metern. 120 Zoll sind im Gespräch, was satten 3,05 Metern entspricht. Da es so große Flatscreens (noch) nicht bezahlbar für die breite Masse gibt, kommen Projektoren ins Spiel. Hier reicht die Range von 100 Euro bis 100.000 Euro. Es gibt so genannte Weitwerfer, Ultrakurzdistanz- und Smart-Beamer sowie jede Menge Leinwände mit Bezeichnungen wie ALR und CLR. Was sich dahinter verbirgt, das bröseln wir jetzt mal auf.
Der BenQ W1800i ist ein eleganter 4K-Projektor via XPR-Technologie und zahlreichen Smartfunktionen, der in Heimkino und Wohnzimmer gleichermaßen gute Bilder in XXL-Größe projiziert. Foto: Michael B. Rehders
Heimkino mit 12 Sitzplätzen und CinemaScope-Leinwand mit nativem 4K-Projektor. Foto: Michael B. Rehders
Ein spannendes Großbilderlebnis ist auch unterwegs möglich. Mit einem BenQ GV1 gelingen beeindruckende Open-AirErlebnisse. Der Ton kommt direkt aus dem Beamer. Foto: Michael B. Rehders
Praktisch sind Mini-Beamer wie der ViewSonic M1 Mini Plus, um ihn mal eben in der Jackentasche mitzunehmen. Foto: Michael B. Rehders
Projektoren für das Heimkino
Wer einen eigenen Raum zu Hause besitzt, in dem er ein dediziertes Heimkino installieren kann, hat es relativ leicht. Der Raum ist komplett verdunkelbar, es gibt kein störendes Fremdlicht. Kurz: Die Voraussetzungen sind ideal. Im Grunde gibt hier das eigene Budget die Grenzen vor, was die Auswahl des Projektors anbelangt. Die angedachte Bildgröße entscheidet, wie weit der Beamer von der Leinwand entfernt stehen muss. Hier steht der Fachhandel beratend zur Seite. Überdies bieten die meisten Hersteller einen Entfernungsrechner auf ihrer Website. Damit kann der potentielle Käufer leicht ermitteln, wo der gewünschte Beamer im Raum platziert werden kann. Im Lite-Magazin geben wir in unseren Testartikeln an, in welchem Abstand ein Projektor ein 2-Meter-Bild darstellt. Aufgrund der optimalen Raumeigenschaften in einem Heimkino kann praktisch jeder Lichtwerfer verwendet werden, der auf der anvisierten Leinwandbreite mindestens 14 Footlambert erzielt. Das ist der von THX empfohlene Wert für digitale Kinoprojektoren.
Projektoren für das Wohnzimmer
Da nicht jeder einen eigenen Raum für ein Heimkino besitzt – oder lieber im gemütlichen Wohnzimmer Filme und Live-Sport genießen will – gibt es in der guten Stube ein paar Dinge zu beachten. Zunächst ist eine Projektion bei prallem Sonnenlicht unmöglich, wenn ein Mindestmaß an Qualität erwartet wird. Rudimentär sollte der Raum daher verdunkelt werden. Oftmals reicht es bereits zu verhindern, dass direktes Tageslicht auf die Leinwand fällt. Im Wohnzimmer sollten Beamer daher lichtstärker sein, als es für das Heimkino erforderlich ist, damit diese sich gegen das Fremdlicht tagsüber durchsetzen können. Bezüglich Aufstellung gelten die gleichen Bedingungen wie für das dedizierte Lichtspielhaus. Wer seinen TV ersetzen möchte, für den gibt es Ultrakurzdistanz-Beamer und CLR-Leinwände (siehe unten). Diese Beamer habe den Vorteil, dass sie nicht mitten im Raum unter der Decke hängen, sondern einfach vorne auf das Sideboard gestellt werden. Aus wenigen Zentimetern Abstand machen diese Geräte meterbreite Kinobilder.
Projektoren für unterwegs
Wer viel auf Reisen ist, möchte nicht immer auf das Großbilderlebnis verzichten. In Wohnwagen und Camper-Vans ist überdies relativ wenig Platz vorhanden, um große und schwere TV-Geräte unterzubringen. Hier bieten kleine mobile Beamer eine tolle Alternative. Diese werden einfach in einer Schublade transportiert. Als Projektionsfläche kann jedes weiße Material verwendet werden. Da in Wohnwagen und Camper-Van Bildgrößen ohnehin limitiert sind, reicht die relativ geringe Lichtleistung dieser Bildwerfer aus, um strahlend helle Bilder zu erzeugen. Außerdem kann so ein Projektor auch schnell draußen aufgebaut werden. Abends (ab Sonnenuntergang) sind dann Bildbreiten bis 1,50 Meter durchaus möglich. Es ist auf Akkubetrieb zu achten, weil nicht überall Strom zur Verfügung steht. In der Regel halten die eingebauten Akkus mehrere Stunden, so dass ein Fußballspiel mit Verlängerung und Elfmeterschießen komplett angeschaut werden kann. Auch für Kindergeburtstage und Familienfeiern sind diese Beamer geeignet, da sie leicht sind und einfach transportiert werden können.
Testaufbau in unserer Redaktion: Zum Einsatz kommt eine Splitscreen von Stewart. Hierbei handelt es sich um eine mattweiße Studiotek 100 (links) und eine Phantom HALR (rechts) auf demselben Rahmen.
Die richtige Leinwand
Der großen Auswahl an Projektoren stehen Leinwände nicht nach. Es gibt die unterschiedlichsten Modelle. Die bekanntesten sind Motor- und Rahmenleinwände. Motorleinwände haben den Vorteil, dass sie nach dem Großbildspaß eingefahren werden und anschließend nichts mehr an das „Kino“ im Wohnzimmer erinnert. Rahmenleinwände haben den Vorteil, dass sie überaus plan sind und das in der Regel auch bleiben. Für dedizierte Heimkinos empfehlen wir daher eine Rahmenleinwand in Mattweiß mit Gain 1,0. Wenn der Ton aus dem Bild kommen soll, gefallen uns Gewebetücher sehr gut, weil diese kaum Einfluss auf den Sound haben. Obendrein sind keine störenden Löcher auffällig, wenn der Sitzplatz weniger als drei Meter entfernt ist. Sollte der Betrachtungsabstand größer sein als drei Meter, kann auf schalldurchlässige Vinyl-Folien zugegriffen werden, da die Perforation dann nicht mehr zu sehen sein sollte. Allerdings dämpfen Vinyl-Folien den Hochton stärker als Gewebetücher, bieten dafür aber eine höhere Lichtausbeute.
Bei Tageslicht: ALR-Leinwand
Auf obigem Screenshot ist gut zu sehen, das bei Tageslichteinfall auf einer weißen Gain-1,0-Leinwand alle Inhalte überstrahlen, während es auf einer ALR-Leinwand (Ambient Light Reflection) mit grauer Grundtönung zu keinen nennenswerten Beeinträchtigungen kommt. Das liegt daran, dass die ALRBildwand das Fremdlicht wie eine Billardkugel zur gegenüberliegenden Seite ablenkt. Ermöglichen tun das mikroskopisch kleine „Glanzpartikel“ auf dem Tuch. Auf diese Weise kommt das vom Beamer projizierte Licht beim Zuschauer fast vollständig an. Kontraste bleiben viel besser erhalten. Zu den Nachteilen einer ALR-Leinwand gehören leichtes Glitzern und eine festgesetzte Sitzposition. Man kann nur innerhalb eines relativ kleinen Winkels die optimale Bildqualität erleben. Geht man zu weit nach Außen, wird das Bild schlichtweg zu dunkel. Auch sollte der Betrachtungsabstand etwa 1,5-Mal zur Bildbreite betragen. Also bei 2,50 Meter Leinwandbreite sollte das Sofa rund 3,75 Meter entfernt stehen. Dann ist auch auf den Außenplätzen beste Qualität gewährleistet.
Im Heimkino: Mattweiße Leinwand
Für den dedizierten Heimkinoraum läuft man mit einer mattweißen Gain-1,0-Leinwand in die wenigsten Probleme. Egal ob Vinyl oder Gewebetuch, die Einschränkungen wie im Wohnzimmer gibt es nicht. Das Bild ist auf diesen Tüchern vollkommen glitzerfrei und man kann auch weit außen alles bestens sehen. Hier wird der bestmögliche Kontrast gewährleistet, da es kaum Streulicht im Raum gibt.
Laser-TV: Beamer als TV-Ersatz
Eine dritte Leinwand nennt sich CLR (Ceiling Light Rejecting). Diese wird exklusiv für Ultrakurzdistanz-Beamer hergestellt. Das Besondere daran ist: Sie lenkte nur das von unten kommende Licht zum Zuschauer. Das übrige im Raum befindliche Restlicht wird weggelenkt. Dadurch kann die Kombination aus CLR-Leinwand und Ultrakurzdistanz-Beamer wie ein Fernseher genutzt werden. Der Beamer steht dafür auf dem Sideboard und projiziert auf die CLR-Leinwand, die aktuell in Größen bis 120 Zoll erhältlich sind. Die Preise dieser Spezial-Bildwände beginnen bei 800 Euro. Obendrein besitzen diese Ultrakurzdistanz-Beamer zahlreiche Smartfunktionen, so dass sie wie ein TV nutzbar sind. Dazu gehören Sprachsteuerung, Apps, Wi-Fi und Chromecast.
Projektoren wie die neue NZ-Serie von JVC sind für Wohnzimmer- und Heimkino gleichermaßen geeignet, um auf ALR- und mattweißen Gain-1,0-Leinwänden in bestmöglicher Qualität zu projizieren. Foto: Michael B. Rehders
Der BenQ V6000i ist ein Ultrakurzdistanz-Beamer, der mit einer CLR-Leinwand das Fernsehgerät vollständig ersetzen kann. Beamer und 120 Zoll-Leinwand kosten zusammen um 4.500 Euro – was deutlich günstiger ist als ein gleichgroßer Fernseher. Foto: BenQ
Technische Begriffe - schnell erklärt
Full HD: Besitzt eine Auflösung von 1.920 x 1.080 Pixel
UHD: Besitzt 3.840 x 2.160 Pixel – also viermal mehr Auflösung als Full HD, wodurch Filme viel mehr sichtbare Details besitzen.
4K: Besitzt eine Auflösung von 4.096 x 2.160 Pixel und wird überdies als Marketingbegriff für Ultra High Definition (UHD) verwendet.
Zoom: Hiermit kann die Bildgröße verändert werden, ohne dass der Projektor bewegt werden muss. Je größer der Zoomfaktor des Objektivs ist, desto flexibler kann der Beamer im Raum aufgestellt werden. Lens-Shift: Verschiebt das Bild horizontal und vertikal auf der Leinwand.
Lens-Memory: Speichert Zoom-, Schärfe- und Lens-Shift-Einstellungen und kann diese auf Knopfdruck direkt anfahren. Meist in teuren Projektoren enthalten.
Offset: Beschreibt wie das Bild vom Projektor abgestrahlt wird. Es gibt Beamer die strahlen mehr nach oben, so dass er auf Höhe der Leinwandunterkante (z. B. auf einen Tisch) platziert wird oder überkopf unter der Decke hängen kann. Andere Strahlen nach vorne ab und vergrößern das Bild geometrisch korrekt in alle Richtungen gleichermaßen. Letztgenannter sollte auf Höhe der Leinwandmitte installiert werden. Ein hohes Offset haben fast alle DLP-Projektoren, während LCD- und LCOS-Beamer eher mittig abstrahlen.
Ratio: Der Begriff beschreibt das Verhältnis von Bildgröße zum Abstand. Beträgt das Ratio zum Beispiel 1,0 – 2,0 bedeutet das, dass eine Bildbreite von 1,00 Meter aus einer Distanz von 1 – 2 Metern erzielt wird, oder dass 2,00 Meter Bildbreite aus einem Abstand von 2 bis 4 Metern möglich sind.
FI: Das steht für Frame Insertion, auch allgemein bekannt als Zwischenbildberechnung. Das Tool verbessert die Schärfe von bewegten Inhalten, in dem, wie es der Name schon beschreibt, zusätzliche Bilder berechnet und eingefügt werden. HDR: High Dynamic Range ist ein recht neues Feature, das mit UHD (Ultra High Definition) eingeführt worden ist. Filme und Sportsendungen in HDR besitzen Inhalte, die deutlich heller und kontrastreicher sein können als in herkömmlichen FullHD-Filmen.
3-Chip-Technologie: Hier werden die Farben aus Rot, Grün und Blau (RGB) erzeugt, im Projektor zusammengesetzt und fertig auf die Leinwand projiziert. Diese Technologie wird von LCD- und LCOS-Projektoren verwendet.
1-Chip-Technologie: Hier gibt es nur einen Chip zur Bilderzeugung. Die Farben werden von einem Farbrad mit RGB-Elementen oder farbigen LEDs nacheinander erzeugt und (sequentiell) auf die Leinwand projiziert. Dadurch nehmen empfindliche Gemüter farbige Blitze wahr, den sogenannten Regenbogen-Effekt (RBE). Diese Technologie wird überwiegend von DLP-Projektoren verwendet. Da der RBE unterschiedlich stark ausfallen kann, empfehlen wir, DLP-Projektoren vor dem Kauf diesbezüglich auszuprobieren. Der ViewSonic PX701-4K ist ein günstiger Ein-Chip-DLP-Projektor mit 4K/XPR-Technologie, der in Wohnzimmer und Heimkino überzeugt. Er wird überkopf an der Decke installiert oder auf einem Tisch vor der Leinwand aufgestellt - dank seines durchdachten Offsets funktioniert beides. Foto: Michel B. Rehders
Fazit
Bereits günstige Projektoren ab 200 Euro sorgen für jede Menge Großbildspaß zu Hause und unterwegs. Mit steigenden Preisen verbessern sich Ausstattung, Lichtausbeute, Kontrast und Auflösung. In der richtigen Kombination mit der passenden Leinwand können Beamer als sogenannte Laser-TV sogar einen Fernseher im Wohnzimmer vollständig ersetzen.
Text: Michael B. Rehders Fotos: BenQ (1), Michael B. Rehders (9)