Regiozeitung Hope-Reusstal 2023

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Nr. 9 www.hope-reusstal.ch

REGIOZEITUNG

REUSSTAL SEITEN 10 – 11

SEITEN 6 – 8

VERTEILT FARBE UND FREUDE

SEITEN 20 – 21

Malerin Jannine Aebersold und Gestalterin Tabea Wittwer teilen die Liebe für Menschen.

LIEDTEXTE MIT TIEFGANG

UMSICHTIG UND UNERSCHROCKEN Bundesrätin Viola Amherd über Krisen, Klimawandel und Kraftquellen.

AdobeStock

Wie der bekannte Liedermacher Tinu Heiniger von seinen Grosseltern geprägt wurde.

SEITEN 22 – 24

SEITE 9

SEITE 19

HIRNCOACH BARBARA STUDER

FOTO-WETTBEWERB: MITMACHEN & GEWINNEN

JA-MENSCH MARKUS MÜLLER


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HOFFNUNG UND DANKBARKEIT Am 20. Februar 2023 bin ich mit einem Lastwagen voller Spitalbetten und Schulbänke nach Abidjan aufgebrochen. Auf den 16'800 km tauchten wir in eine andere Welt ein. Unzählige Menschen leben am Strassenrand, besitzen oft nicht mehr als die Kleider auf dem Leib. Die Hoffnung auf ein besseres Leben ist an jeder Ecke spürbar. Nicht selten hörten wir: «Die nächste Generation wird Afrika verändern!» Das wäre schön, aber ich zweifle stark daran, denn es gibt kaum Vorbilder, die dieser neuen Generation zeigen könnten, wie es geht ...

Wie sollen junge Menschen den Wandel schaffen, umgeben von Armut, Schmutz, Arbeits- und Orientierungslosigkeit!? Wie gut haben wir es doch in unserem kleinen, gut organisierten, friedlichen und sauberen Land. Die meisten Menschen können zufrieden, dankbar und glücklich sein. Wenn ich jedoch in die Gesichter meiner Mitmenschen blicke, sehe ich davon oft nicht viel. Uns fehlt fast immer etwas zum Glück, obwohl wir aus afrikanischer Sicht alles haben. Hoffnung tut Not in Afrika und in dieser Welt – Dankbarkeit vor allem in unserem Land!

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«Seid allezeit fröhlich, betet ohne Unterlass, seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.» Die Bibel, 1. Thessalonicher, Kapitel 5, Verse 16 – 18

Pexels: Kasuma

DANIEL SCHÖNI, UNTERNEHMER AUS ROTHRIST

IMPRESSUM SCHWEIZ

HOPE NR.9

HERAUSGEBER

Diese Zeitung wurde durch die Redaktion von Livenet mit Sitz in Bern gemeinsam mit der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA sowie verschiedenen Partnern realisiert. Insgesamt erscheinen im Jahr 2023 in über 25 Regionen der Schweiz HopeZeitungen (www.hope-schweiz.ch).

REDAKTION

Daniela Baumann (db.) Florian Wüthrich (fw.) Mirjam Fisch (mf.) Markus Hänni (mhä.) Markus Richner-Mai (mrm.) Manuela Herzog (mhe.) Cosima Lydia Germann Dumler(lg.) (cd.) Lydia Germann Cosima Dumler(lg.) (cd.) Hanna Krückels (hk.)

LAYOUT

Andrina Mosimann AUFLAGE

14'500 4'700


3 EDITORIAL

«ES MENSCHELT!»

SEA-Kommunikationsleiterin Daniela Baumann (39) und Livenet-Chefredaktor Florian Wüthrich (40) bilden seit Sommer 2023 das Leitungs-Duo der Hope-Redaktion. Mit Blick auf die Zeitung fühlen sich beide etwas auf den Zahn.

Daniela, bist du grundsätzlich eine optimistische Person?

Ehrlich gesagt wäre ich gern etwas optimistischer. Ich habe den Hang, eher das Negative als das Positive zu sehen. Das fiel mir wieder auf, als ich in einem Zug sass, der wegen einer technischen Störung auf offener Strecke stehenblieb. Sofort malte ich mir aus, was es nun für meine weiteren Pläne bedeuten würde, wenn wir stundenlang steckenbleiben sollten. Tatsächlich aber fuhr der Zug nach fünf Minuten bereits weiter. Ich mache mir schnell mal Sorgen, die sich im Nachhinein oft als unbegründet erweisen. Dennoch würde ich mich nicht als «hoffnungslosen Fall» bezeichnen, sondern durchaus als ein Mensch mit Hoffnung. Im grossen Ganzen glaube ich daran, dass alles gut kommt.

«Ich wünschte mir weniger Nörgelei anund mehr Barmherzigkeit miteinander.» Daniela Baumann

Wie hast du's mit der Hoffnung, Flo?

In den allermeisten Fällen kippe ich tatsächlich auf die hoffnungsvolle Seite. Ich rechne an jedem Tag damit, positiv von Menschen oder Umständen überrascht zu werden. Dabei trägt mich ein tiefes Gottvertrauen. Mit dieser Haltung fahre ich gut, weil ich so meine Antennen stets ausgestreckt habe für das Schöne, das sich in dieser Welt entdecken lässt. Natürlich falle ich manchmal grausam auf die Nase, werde enttäuscht, aber das gehört zum Leben. Ich liebe es, etwas bewegen und gestalten zu können. Von daher nervt mich die aktuelle Kultur der Passivität und Angst. Mit Menschen, die oft kritisieren, aber selten Verantwortung übernehmen, habe ich Mühe. Und was nervt dich, Daniela?

Foodwaste und Hundehalter, die ihre Vierbeiner nicht im Griff haben! Ich weiss nicht,

weshalb, aber das kann mich so richtig in Rage versetzen – was bei mir selten der Fall ist. Im Nachhinein muss ich mir jeweils eingestehen, dass meine Reaktion übertrieben war. Ich weiss im Einzelfall ja meist nicht, was die Hintergründe für das irritierende Verhalten waren. Insofern geht es mir ähnlich wie dir: Ich wünschte mir für unsere Gesellschaft weniger Nörgelei an- und mehr Barmherzigkeit miteinander. Das wichtigste Argument dafür ist mir die Aufforderung von Jesus in der Bibel: «Seid barmherzig, wie euer Vater im Himmel barmherzig ist.»

geschichten stehenbleiben, sondern auch darüber berichten, wie sich Leben zum Guten verändern kann. Was gab dieser Person den Mut, Risiken einzugehen? Was gab ihr die Kraft, Schweres auszuhalten? Und was kann ich daraus für mein Leben lernen? So wirkt Hoffnung immer als treibende Kraft. Sie bringt uns in Bewegung und hilft uns, Passivität zu überwinden.

«Unsere Zeitung zeigt Menschen und ihre Wege, das Leben nicht nur zu überleben, sondern darin einen Sinn zu finden.» Florian Wüthrich

Wir wünschen Ihnen viel Freude mit dieser Hope-Herbstausgabe! Über Feedbacks, Anregungen, Kritik usw. auf info@hope-schweiz.ch freuen wir uns.

Aber sag mal Flo, was hat das mit dieser Zeitung zu tun?

Es menschelt! Dafür steht unsere Zeitung auf jeden Fall. Sie zeigt Menschen und ihre Wege, das Leben nicht nur zu überleben, sondern darin einen Sinn zu finden. Wir sitzen ja alle im gleichen Boot in diesem grossen Mysterium Leben, das im Tod mündet. Doch wie nutzen wir die Zeit, die wir haben? Was treibt uns innerlich an? Wie haben wir’s mit dem Glauben? Solche Fragen interDANIELA BAUMANN essieren uns als HopeLeiterin Kommunikation SEA, Redaktion. Wir wollen Co-Chefredaktorin Hope aber nicht beim blossen Abbilden von Lebens-

FLORIAN WÜTHRICH Chefredaktor/CEO Livenet, Co-Chefredaktor Hope

Mehr Hope: hope-schweiz.ch HOPE NR.9


4 DABRINA BET-TAMRAZ

Name: Dabrina Bet-Tamraz Alter: 37 Jahre Wohnort: Wettingen Beruf: Pastorin

«HOFFNUNG BEDEUTET, AUF GOTT ZU VERTRAUEN» Dabrina Bet-Tamraz wächst als Aramäerin in Teheran im Iran auf und wird dort aufgrund ihres Glaubens verfolgt. Schliesslich muss sie das Land verlassen. Dabrina lebt heute in Wettingen und erzählt vom Leben mit Asylantenstatus, der Herausforderung, sich in einem fremden Land zu integrieren, und worauf sie heute noch hoffen kann. HOPE NR.9

Wie haben Sie Verfolgung im Iran erlebt?

Schon als Kinder wussten mein Bruder und ich, dass Christen im Iran verfolgt werden. Jedoch hatten wir wenig Kontakt zu Muslimen, da wir eine katholische Schule besuchten. In meiner Jugend habe ich mich noch fleissig im Islam engagiert. Dort konnte ich Gott aber nicht kennenlernen, denn Fragen zu stellen, ist im Islam ein No-Go. An einem Pfingstsonntag hatte ich schliesslich meine erste Begegnung mit dem christlichen Gott. Ich war in der Kirche meines Vaters, als ich plötzlich spürte, wie mich jemand von hinten umarmt, jedoch war niemand hinter mir. Dann hörte ich eine Stimme und das Gesagte wurde mir später durch zwei verschiedene Personen bestätigt. Als ich acht Jahre alt war, wurde die Verfolgung von Christen schlimmer. Die Regie-

rung liess mehrere Pastoren durch andere Gemeindemitglieder umbringen. Mein Vater wurde oft verhört und war teilweise tagelang weg, ohne dass wir wussten, wo er war. Mit 17 ging ich nach England, um Theologie zu studieren, und einige Jahre später zurück in den Iran, um ein Psychologiestudium anzufangen. Im Jahr 2009 wurde dann unsere Kirche geschlossen und die regelmässigen Verhöre wurden unangenehmer und respektloser. Nach einigen Drohungen und meiner Verweigerung zur Kooperation wurde ich schliesslich von der Universität ausgeschlossen. Meine Eltern schickten mich daraufhin ins Ausland. Was war beim Neuanfang in der Schweiz die grösste Herausforderung für Sie?

Zuerst dachte ich, dass ich bald wieder in den Iran zurückkönne. Am Anfang war ich sehr


5 ZUR PERSON

Was bringt Sie zum Lachen? Ich finde Freude an den einfachsten Dingen und teile herzhaftes Gelächter mit anderen, ohne das Leben ernster zu nehmen, als es sein muss. Was würde uns an Ihnen überraschen? Ich habe mich auf eine aufregende Reise begeben und fahre Motorrad – eine Leidenschaft, die mich selbst überrascht hat. Mein treuer Begleiter auf der Strasse ist meine lebendige pinke Kawasaki 650.

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Was möchten Sie gern erleben? Ich strebe danach, den verändernden Weg von Menschen zu beobachten, wie sie eine echte, herzliche Verbindung zu Gott entdecken, frei von den Beschränkungen blosser religiöser Praxis.

einsam, ich verstand die Sprache nicht, hatte keine Kontakte. Die grösste Herausforderung war aber, kein Ziel und keinen Plan mehr zu haben. Mit dem Asylantentitel hat man nicht die Möglichkeit, für die Zukunft zu planen, denn man darf weder studieren noch arbeiten. Wie konnten Sie sich ein neues Leben aufbauen?

Als erstes suchte ich mir eine Kirche, in der ich mich wohlfühlte. Das fand ich im ICF International in Zürich. In der Kirche knüpfte ich Beziehungen und fand neue Freunde. Später zog ich nach Weinfelden, wo ich tiefere Wurzeln schlagen und eine neue Familie finden konnte. Was sind die grössten kulturellen Unterschiede zwischen der Schweiz und dem Iran?

Die asiatische Kultur ist eine Wir-Kultur, die europäische ist eher eine Ich-Kultur. Hier ist man individualistisch orientiert, es geht darum, wie es mir geht und wie ich mich fühle. Die Asiaten denken eher als ganze Familie, Kirche oder Gesellschaft. Beide Kulturen haben Vor- und Nachteile. Im Iran, wo man wegen seines Glaubens verfolgt wird, haben auch die Kirche und die Gemeinschaft unter Christen eine ganz andere Bedeutung. Dann heisst es, erwartungslos zu vertrauen, ohne nach dem Warum zu fragen, und auch mal zu akzeptieren, dass nicht alles gut und einfach ist. Diese Hingabe und die Leidenschaft fehlen mir manchmal in der Schweiz.

«Egal, ob wir in der Schweiz, im Iran oder in Afrika leben, egal, ob wir reich oder arm sind, Menschen brauchen Gott immer.» Brauchen die Menschen in der Schweiz Gott überhaupt noch?

Egal, ob wir in der Schweiz, im Iran oder in Afrika leben, egal, ob wir reich

oder arm sind, Menschen brauchen Gott immer. Denn er ist der Schöpfer und gibt dem Leben einen Sinn. Ich denke, in der Schweiz sind Individualismus und Humanismus die grössten Hindernisse für den Glauben. Ich finde diese Selbstgerechtigkeit, den Glauben daran, dass man unabhängig von Gott allein durch die eigene Leistung und gute Taten gerecht und rechtschaffen sein kann, problematisch. Wenn eine Person davon überzeugt ist, ein vollkommen tugendhafter Mensch zu sein, erhebt sie sich im Grunde auf die Ebene Gottes. In der heutigen, von Missverständnissen und vielfältigen Denkweisen geprägten Zeit hat die Suche nach der Wahrheit eine erhebliche Bedeutung. Ich habe die Wahrheit im Wort Gottes gefunden.

«In der heutigen, von Missverständnissen und vielfältigen Denkweisen geprägten Zeit hat die Suche nach der Wahrheit eine erhebliche Bedeutung.» Was bedeutet das Wort «Hoffnung» für Sie?

Hoffnung bedeutet für mich, auf Gott zu vertrauen. Nicht zu wissen, was in Zukunft passiert, und trotzdem zu vertrauen, dass Gott es gut machen wird, egal wie es kommt. In meinem Leben gab es viele Situationen, die hoffnungslos aussahen und mir das Gefühl gaben, hilflos zu sein. Diese Situationen stellten mich vor die Wahl, den Glauben aufzugeben oder auf Jesus zu schauen und auf sein Eingreifen zu warten. Gerade in diesen Zeiten zeigte mir Gott, dass er für mich kämpft und dass meine Freiheit in seiner Hand liegt und nicht in der Hand von Menschen. Möchten Sie wieder zurück in den Iran gehen?

Langsam ist die Schweiz zu meiner Heimat geworden und ich merke, wie ich mich in den letzten Jahren verändert habe. Ich würde zwar immer gerne zurück in den Iran gehen, aber das ist momentan nicht möglich. Auch meine Eltern sind inzwischen in die Schweiz geflohen und haben hier eine Wohnung gefunden. Ich möchte einfach Gott folgen und dahin gehen, wo er mich hinführt. Wo auch immer das sein mag. (hk.) HOPE NR.9


VIOLA AMHERD

«ICH KANN MICH AUCH MAL AUFREGEN …»

VBS/DDPS André Scheidegger

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Name: Viola Amherd Alter: 61 Jahre Wohnort: Brig-Glis (VS) Berufliches: Jusstudium, Notarsdiplom, Anwaltspatent

Seit 2019 sitzt die Walliserin Viola Amherd für die Mitte im Bundesrat. Im Gespräch mit Hope-Redaktor Markus Hänni verrät die erste Verteidigungsministerin der Schweiz, was ihr Sorgen bereitet und Hoffnung schenkt. HOPE: Sie sind die erste Verteidgungsministerin der Schweiz. Macht Sie das stolz?

Viola Amherd: Stolz ist das falsche Wort. Es macht mir Freude, Ideen einzubringen und mit anderen zusammen Projekte umzusetzen, die der gesamten Bevölkerung dienen. Ich kann in meiner Funktion vieles bewirken.

Als Vorsteherin des VBS sind Sie Chefin eines eher von Männern geprägten Departements. Sie haben nie Militärdienst geleistet. Fühlen Sie sich trotzdem akzeptiert?

Auf jeden Fall, ich bin viel offener aufgenommen worden als gedacht. Es war für alle neu, eine Frau an der Spitze zu haben. In der Armee finden sich tatsächlich nicht HOPE NR.9

viele Frauen. Ich liebe Herausforderungen, habe die Dossiers gut studiert, mich in die Themen eingearbeitet und mit den Leuten das Gespräch gesucht. Man merkte schnell, dass ich Interesse zeige und mich einsetze, dass es mir um die Sache geht und darum, gemeinsam etwas zu erreichen. Auch wenn wir nicht immer überall gleicher Meinung sind oder ich neue Aspekte einbringe, wurde dies bisher positiv aufgenommen. Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs rüsten viele Staaten auf. Sind dadurch andere Bedrohungen, etwa Angst um Versorgungssicherheit und Klimawandel, in den Hintergrund gerückt?

Ich denke nicht. Sicherheit muss gesamthaft verstanden werden. Mein Departement, das VBS, ist für Landesverteidigung

und Bevölkerungsschutz zuständig. Das Energiedepartement zum Beispiel für die Energieversorgung oder das Wirtschaftsdepartement für den Nachschub an lebenswichtigen Gütern. Keinesfalls darf man eine Gefahr gegen eine andere ausspielen. Alles hängt miteinander zusammen, auch der Klimawandel und die Sicherheit. Wenn durch den Klimawandel mehr Unwetter oder Naturkatastrophen eintreten, wirkt sich dies direkt auf mein Departement aus. Dann muss das Bundesamt für Bevölkerungsschutz mit der Armee bei der Bewältigung von Naturereignissen mithelfen. Wir sind gut beraten, wenn wir versuchen, uns in allen Bereichen vorzubereiten, die Zusammenhänge zu verstehen und unser Möglichstes zur Prävention zu tun.


7 In der jährlichen Sorgenstudie von moneyland.ch vom April 2022 rangiert der Ukraine-Krieg auf Platz 1, gefolgt vom Klimawandel. Nehmen Sie die Ängste der Bevölkerung wahr? Und wie antworten Sie darauf?

Ich teile die Sorgen der Bevölkerung. Ich bin auch Teil der Bevölkerung und stehe regelmässig im Austausch mit den unterschiedlichsten Leuten. Am allerwichtigsten erachte ich, gut zu informieren, was der Bund unternimmt, um Land und Leute vor Gefahren zu schützen. Hier braucht es Offenheit und Transparenz. Unser Land verfügt über hervorragende Strukturen und gut funktionierende Organisationen. Mit einem unmittelbaren militärischen Angriff müssen wir aber nicht rechnen. Das ist so und das darf man auch so sagen.

«Am allerwichtigsten erachte ich, gut zu informieren, was der Bund unternimmt, um Land und Leute vor Gefahren zu schützen.» Immer wieder hört man Stimmen, die vor einem möglichen Atomschlag warnen.

steuer geben. Momentan erlebe ich unsere Gesellschaft als solidarisch, man hilft sich und ist rücksichtsvoll. Wichtig ist, dass wir weiterhin offen und respektvoll aufeinander zugehen und im Dialog bleiben, auch wenn sich Meinungen oder Lebenseinstellungen nicht decken.

Sei dies, indem wir versuchen zu vermitteln oder durch Friedensförderungs-Einsätze der Armee und Humanitäre Hilfe. Unsere Armee war eine der ersten ausländischen Organisationen, die medizinisches Material und andere Hilfsgüter in die Ukraine brachten. Meine Hoffnung ist, dass wir uns weiterhin global für Frieden und Stabilität einsetzen. Dafür mache ich mich stark.

«Wichtig ist, dass wir weiterhin offen und respektvoll aufeinander zugehen und im Dialog bleiben, auch wenn sich Meinungen oder Lebenseinstellungen nicht decken.»

Was gibt Ihnen persönlich Hoffnung im Leben?

Drittens, der Klimawandel und die gesamte Umweltthematik. Ich mache mir Sorgen um den Erhalt der Biodiversität und um die nachkommenden Generationen, die vielleicht nicht mehr in einer intakten Umwelt leben können. Von den Sorgen zur Hoffnung: Haben Sie angesichts der geopolitischen Situation noch Hoffnung auf eine Welt in Frieden?

Der Zusammenhalt in der Gesellschaft während der Covid-Pandemie hat mich beeindruckt. Wenn ich sehe, dass man sich gegenseitig unterstützt, solidarisch ist und jenen hilft, die es am nötigsten haben, dann gibt mir das Hoffnung, auch für die Zukunft. Und wer sind für Sie die Hoffnungsträger dieser Welt?

Hoffnungsträger sind für mich all die Menschen, die sich um andere kümmern.

«Hoffnungsträger sind für mich all die Menschen, die sich um andere kümmern.»

Welche drei Punkte stehen auf Ihrem persönlichen Sorgenbarometer zuoberst?

Erstens der Ukraine-Krieg. Er betrifft mich in meiner Funktion und persönlich sehr stark. Es ist himmeltraurig zu sehen, was die Bevölkerung durchmachen muss. Auch die Auswirkungen auf die Stabilität weltweit, insbesondere auf Europa, sind gravierend. Zweitens liegt mir der Zusammenhalt in unserer Bevölkerung sehr am Herzen. Die politische Polarisierung, wie zum Beispiel in den USA, belastet die Gesellschaft. Meine Sorge ist, dass dieser Trend auch die Schweiz zunehmend erfasst. Hier müssen wir Gegen-

Aufmerksam und aufgeschlossen: Viola Amherd im Interview.

Ich denke, man muss realistisch bleiben. Dass es irgendwann weltweit keine Konflikte mehr geben wird, darauf kann man nicht hoffen. Die Schweiz leistet international einen wichtigen Beitrag für den Frieden.

Livenet, Florian Wüthrich

Ja, diese Angst besteht, das zeigen zahlreiche E-Mails und Briefe aus der Bevölkerung. Auch hier sind wir vorbereitet und strukturell gut aufgestellt. Mit unserer nationalen Alarmzentrale, die gemeinsam mit der Internationalen AtomenergieAgentur ständig Messungen vornimmt und Abklärungen trifft, erfahren wir früh, wenn irgendwo ein nukleares Ereignis eintreten sollte. Das gibt uns zeitlichen Spielraum, unsere Massnahmen zu treffen. Es sind Krisenstäbe im Einsatz und im Notfall sind wir handlungsbereit. Aber wir wissen natürlich auch, dass man nie alles hundertprozentig im Griff haben kann.

Bei Ihrer Vereidigung im Dezember 2018 beriefen Sie sich auf Gott und die Dreifaltigkeit. War das für Sie ein Ritual oder hatte es eine tiefere Bedeutung? HOPE NR.9


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ZUR PERSON

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Ihrer Heimatstadt Brig (VS)? Irgendwo in Brig-Glis. Dort gibt es so viele schöne Plätze, ich möchte mich nicht auf einen festlegen. Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Tag? Am liebsten auf dem Bike, beim Spazieren oder mit Musik hören. Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch? «Die Verlockung des Autoritären» von Anne Applebaum. Auf welche App möchten Sie auf keinen Fall verzichten? Natürlich auf swisstopo und Alertswiss aus meinem Departement. Wofür sind Sie in Ihrem Leben dankbar? Für meine Gesundheit und die Unterstützung durch meine Familie und meinen Freundeskreis, ohne die ich meine Funktion nicht ausüben könnte. Was war bisher Ihre mutigste Tat? Ernsthaft: wahrscheinlich meine Kandidatur für den Bundesrat. Weniger ernsthaft, dass ich mich von einem Regionalfernsehen zum Wakeboarden auf dem Thunersee überreden liess. Ich wusste nicht genau, was das ist und dachte, es würde schon irgendwie gehen. Doch das Ganze endete mit einer Zerrung.

Woher nehmen Sie die Kraft für Ihre vielfältigen Herausforderungen?

Die Grundkonstitution ist sicher zentral. Ich habe grosses Glück, dass es mir gesundheitlich und mental gutgeht. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist das Umfeld. Meine Familie und mein Freundeskreis unterstützen mich und geben mir einen sicheren Rahmen. Ich kann mich auch mal aufregen, ohne dass das am nächsten Tag in der Zeitung steht. Auch in der Natur erhole ich mich und tanke Kraft. Wenn ich am Wochenende Zeit habe, ins Wallis zurückzukehren, dann gehe ich wandern, biken oder im Winter Ski fahren.

VBS/DDPS André Scheidegger

Es ist ein Ritual, das dazugehört, aber für mich auch eine Bedeutung hat. Gerade wenn man ein Amt mit einer solchen Verantwortung antritt, ist es wichtig, sich der Unterstützung von oben bewusst zu sein.

Welchen Stellenwert hat heute Ihrer Meinung nach die Kirche?

Für viele Menschen ist die Kirche wichtig, da sie hier und insbesondere im Glauben Halt finden.

«Habe ich einmal ein freies Wochenende, gehe ich gern in die Natur oder bleibe bei schlechtem Wetter zu Hause.» Sind Sie privat in der Kirche anzutreffen?

Ja, das bin ich, wenn ich für einen Moment innehalten möchte oder irgendwelche Anlässe erfreulicher oder weniger erfreulicher Art stattfinden. So gesehen bin ich regelmässig in der Kirche, auch wenn ich nicht jeden Sonntag den Gottesdienst besuche. Habe ich einmal ein freies Wochenende, gehe ich gern in die Natur oder bleibe bei schlechtem Wetter zu Hause ...

«Feste wie Weihnachten oder Ostern verbinde ich mit dem Namen Jesus Christus und denke dabei an den Ursprung, auf dem alles aufgebaut ist.» Welche Bedeutung hat der Name Jesus Christus für Sie?

Dieser Name hat für mich eine sehr weitläufige Bedeutung. Ich bin im katholischen Glauben aufgewachsen und habe alle Elemente wie Taufe, Erstkommunion und Firmung mitgemacht. Feste wie Weihnachten oder Ostern verbinde ich mit dem Namen Jesus Christus und denke dabei an den Ursprung, auf dem alles aufgebaut ist. Viola Amherd, vielen herzlichen Dank für das Gespräch! (mhä.)

Eine Bundesrätin, die Herausforderungen liebt.

HOPE NR.9


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FOTOWETTBEWERB WIR SUCHEN AUCH 2023 DAS SCHÖNSTE LANDSCHAFTSBILD AUS IHRER REGION. DURCHSTÖBERN SIE IHRE ARCHIVE ODER FANGEN SIE FÜR UNS TAUFRISCHE MOTIVE EIN! ES GIBT WIEDER ETWAS ZU GEWINNEN!

Livenet

..., erzählt Daniela Gerber aus Rüderswil. Kaum waren die Kinder aus dem Haus, packte die Familienfrau und Hobbyfotografin ihre Kamera, marschierte an ihren Lieblingsort und wartete auf «den perfekten Moment». Damit schoss sie das Siegerbild unseres Fotowettbewerbs 2022. Wir gratulieren herzlich!

AKTUELLER WETTBEWERB Unser Land ist wunderschön. Sicher kennen auch Sie schmucke Flecken in Ihrer Umgebung. Wenn Sie Auge und Talent besitzen, die Idylle mit Ihrer Kamera einzufangen, sind Sie unsere Frau/unser Mann! Mit etwas Glück wird Ihr Sujet in einer unserer Regiozeitungen als Poster oder als Cover veröffentlicht. Ein bisschen mehr Glück – und Sie gewinnen unseren Hauptpreis: einen Gutschein für ein Wandbild von Profi-Fotograf Martin Mägli (www.naturbild.ch) im Wert von CHF 350.–. TECHNISCHE BILDVORGABEN

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«BEI UNS LAG NOCH NEBEL ...»

– Bildauflösung: 300 dpi bei Format A3 – Querformat wird bevorzugt TEILNAHMESCHLUSS

Senden Sie uns maximal zwei Fotos von Ihnen bis Ende Dezember an wettbewerb@hope-schweiz.ch. (Keine übermässige Photoshop-Bearbeitung und nur Bilder aus der Schweiz. Gerne auch per Downloadlink.)

Daniela Gerber

Vergessen Sie bitte nicht, den Betreff «Hope-Fotowettbewerb» sowie folgende Angaben zu vermerken: Vorname, Name, Region, Aufnahmeort und -datum des Fotos!

SIEGERFOTO UND BESCHRIEB AUF DEN SEITEN 16/17.

MITMACHEN & GEWINNEN! HOPE NR.9


10 JANNINE & TABEA

GEMEINSAM «KREA-TIEF» Die Künstlerinnen Jannine Aebersold und Tabea Wittwer aus Wettingen haben ein grosses Herz für Menschen. Soeben eröffneten sie ein Haus in Wildegg mit Atelier und viel Raum für Kulturevents. Hier sollen künstlerisch begabte Menschen eine Plattform erhalten, Inspiration und Gemeinschaft erleben.

Neues «Kunsthaus»

Ab Oktober arbeiten die Dekorationsgestalterin Tabea Wittwer und die Schneiderin Salome Geissmann in Wildegg. Das neu eröffnete Haus wird Tabeas Töpferatelier mehr Platz verschaffen und Salomes Arbeitsräume beherbergen. Ausserdem planen Tabea, Jannine und Salome, darin Events durchzuführen. Das können Konzerte, ein Künstlermarkt oder Kreativangebote sein. Neben ihrer selbstständigen Arbeit als Töpferin gestaltet Tabea Räume, liebt es, die WG aufzuhübschen und hat mit ihrer Begabung das Haus in Wildegg in eine Kunstoase verwandelt. Auch sie malt gern und arbeitet Teilzeit bei Changemaker in Baden, einem Laden für nachhaltige Produkte. HOPE NR.9

Namen:

Jannine Aebersold (31) und Tabea Wittwer (32) Wohnort: Wettingen

Handwerken und Herz teilen

Wunsch und Ziel von Tabea und Jannine ist es, künstlerisch begabte Menschen zu vernetzen und zu ermutigen.

«Es tut gut, gemeinsam mit den Händen zu arbeiten. Dabei entstehen oft spannende Gespräche.» «Es tut gut, gemeinsam mit den Händen zu arbeiten. Dabei entstehen oft span-

Livenet

Ihre Beine sind mit Farbspritzern gesprenkelt. Jannine Aebersold kommt gerade von der Arbeit. Als selbstständige Malerin frischt sie nicht nur Räume auf, sie gestaltet auch Wandbilder, bringt in Absprache mit ihrer Kundschaft wunderschöne Tierbilder, Blumen und andere Motive an. Jannine hat ihre Werkstatt unter einem Dach mit einem Bodenleger und einem Schreiner. Zusammen bilden sie eine Handwerksgemeinschaft, die sich gegenseitig ergänzt. Sie tauschen sich aus und springen bei Engpässen füreinander ein. Gern würden sie diese Zusammenarbeit erweitern. Ihre Freundin und WG-Partnerin Tabea Wittwer hegt ähnliche Träume.

nende Gespräche», haben beide Frauen erfahren. Mit offenen Ohren und Herzen möchten sie Themen auffangen und weiterentwickeln, die während des gemeinsamen Schaffens auftauchen. Tabea weiss: «Die Ansprüche unter Kunstschaffenden sind manchmal so hoch, dass Anfänger sich nicht getrauen, ihre Werke zu zeigen.» Sie und Jannine freuen sich deshalb auf eine bunte, vielfältige Künstlergemeinschaft, in der sich alle frei entfalten können. «Niemand wird als perfekter Künstler oder perfekte Künstlerin geboren, aber Talente hat jeder. Man kann sich auf den


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HIER GEHTS ZUM INSTA-KANAL VON TABEA:

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HIER GEHTS ZUR WEBSEITE VON JANNINE:

«Wir können zu zweit oder mit anderen Menschen zusammen überall und jederzeit Gott anbeten und auf ihn hören.» Glaube im Alltag leben

Tabea und Jannine, zwei junge Frauen, die ihren Weg gefunden haben, beruflich – und im Glauben. Die beiden Christinnen möchten ihr Leben nach Gott ausrichten. Beide haben Schulungsangebote im In- und Ausland genutzt, um ihn besser zu verstehen und kennenzulernen. Der Besuch einer Kirche sei nicht die Grundlage für eine Freundschaft mit Gott, finden sie. Ihnen ist Gemeinschaft mit Gott und Menschen sehr wichtig, doch sie solle weiter gehen als der sonntägliche Gottesdienst. So leben sie ihren Glauben mitten im Alltag, zusammen mit Freunden, bei jemandem zuhause oder in den Ferien. «Wir können zu zweit oder mit anderen Menschen zusammen überall und jederzeit Gott anbeten und

auf ihn hören», bekräftigen die beiden. Das Singen christlicher Lieder bereichere diese Momente – ein weiteres Talent von Jannine. Zahlreiche Lieder hat sie selbst geschrieben und begleitet die Episoden aus ihrem Leben und das Staunen über die Schöpfung gern mit der Gitarre.

gebenen Formen ausmalen oder selbst ein kleines Muster anbringen. Es gab Essen und Musik, Nachbarn kamen vorbei, schauten zu, tranken ein Bier. «Solche Anlässe beugen der Vereinsamung vor und motivieren Menschen dazu, selbst Hand anzulegen», erklärt Jannine.

Kreativität verbindet

Klare Hinweise auf einen Schöpfer sehen Jannine und Tabea in der Vielfalt der Farben und Formen in der Natur und Tierwelt: «Es gibt nichts Schöneres, als die schöpferische, kreative Kraft, die Gott in jeden Menschen hineingelegt hat, zu entdecken und zu entfalten», sagt Jannine. Tabea pflichtet ihr bei und ergänzt: «Wir träumen davon, dies noch mit vielen Menschen zu erleben, und möchten Raum und Möglichkeiten dafür bieten.» Im Sommer veranstalteten die beiden ein Kreativ-Camp. Vier Frauen nahmen an fünf Nachmittagen daran teil. «Es war eine wunderbare Zeit, wir haben uns sofort gefunden und über die grossen Fragen des Lebens ausgetauscht», erzählt Jannine. Mitte August organisierten die zwei Kreativen ein Wall-Art-Festival in Melligen. Im Laufe des Tages wurde mit 70 Besuchern, vom Kind bis zur Seniorin, die Wand einer Lagerhalle bemalt. Man konnte die vorgeLivenet

Weg machen und das wertschätzen, was im Entstehen ist», stellt Tabea klar.

«Wenn man miteinander malt, öffnen sich Herz und Mund.» Ganzheitlich Gutes tun

Als Selbstständige bietet sie arbeitslosen Menschen temporär Beschäftigung. «Wenn man miteinander malt, öffnen sich Herz und Mund», erlebt auch Jannine regelmässig. Dann gehe sie gern auf das Geteilte ein und könne so ihre Passion leben: ganzheitlich Gutes zu tun! Sie liebe es, Menschen in herausfordernden Lebenssituationen Wertschätzung entgegenzubringen, grosszügig zu begegnen, Zeit und Anteilnahme zu schenken. Jannine lächelt und sagt fröhlich: «Gott hat mich selbst so reich beschenkt, davon gebe ich gern etwas weiter!» (mf.) HOPE NR.9


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13 HOPE-KOLUMNE SILKE SIEBER

6:1 – FÜR DAS LEBEN

Aber warum? Vielleicht, weil unser Leben geprägt ist von einer chronischen Rastlosigkeit? Vielleicht, weil es hip geworden ist, «busy» zu sein und strukturierende Faktoren wie Öffnungszeiten, Arbeitszeiten, Erreichbarkeit und Feierabend immer mehr verschwinden? Vielleicht auch, weil wir meinen, erst wieder Pause machen zu dürfen, wenn alles erledigt ist? Der Theologe Dr. A. J. Swoboda wagt eine steile Diagnose für uns Menschen von heute: «Wir sind vermutlich das emotional erschöpfteste, psychologisch überforderteste und geistig unterernährteste Volk der Geschichte geworden.» Ursache für diese Symptome: Wir haben verlernt, zu ruhen. Die Konkurrenz der Ruhe ist riesig: digital, kommerziell, materiell. Wir glauben, nichts verpassen zu dürfen und in immer weniger Zeit immer mehr schaffen zu müssen. Dabei zeigen Studien, dass wir nicht produktiver werden beim Versuch, in kürzerer Zeit mehr zu machen. Aber – und das ist die entscheidende Erkenntnis der Wissenschaft: Wir sind produktiver, nachdem wir geruht haben!

«Wir sind produktiver, nachdem wir geruht haben!» Ist es in diesem Zusammenhang nicht faszinierend, dass Gott dem Menschen bereits in der Bibel einen 6:1-Rhythmus ans Herz legt? «Sechs Tage sollst du arbeiten, am siebten Tage sollst du ruhen», steht im 2. Buch Mose, Kapitel 20, Verse 9-10. Der Ruhetag ist ein uraltes Geschenk für den Menschen. Biblisch gesehen verankert Gott ihn in den zehn Geboten. Korrekt, was der

Pexels: Evgenia Basyrova

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Die Ferien sind vorbei; unsere Erholung verpufft, als wir nach acht Stunden Heimfahrt die Autobahn verlassen. Kaum zurück, male ich mir den nächsten Urlaub aus … Schneller als der Koffer ausgepackt ist der Alltag wieder da – und dieser Alltag ist «anstrengend»!

schwedische Schriftsteller und Pastor Tomas Sjödin deshalb folgert: «Ruhe ist keine Belohnung, nichts, was man sich verdienen muss. Sie ist eine Pflicht.» Wenn Gott uns etwas gebietet, ist das immer wohlwollend gemeint. «Richtet euch nach meinen Geboten. Jedem, der sie erfüllt, bringen sie Leben.» (3. Buch Mose, Kapitel 18, Vers 5). In diesem von Gott gedachten Leben ist der Mensch in seinem Sein würdig, nicht durch sein Tun. Denn als Gott den Menschen schuf, war diesem der Tag Pause vergönnt, noch bevor er seinen Auftrag erfüllen konnte. Diesen Pausentag nennt die Bibel «Shabbat», hebräisch für «stoppen, aufhören». Es ist ein Tag, der unseren Alltag unterbricht. Dafür müssen wir die Entscheidung treffen, dass die Dinge jetzt gut genug sind, um eine Pause zu machen – für volle 24 Stunden! Doch wie füllt man einen Tag, wenn man nichts tun soll? Wir haben die Kreativität verloren, die uns hilft, Zeit zu verbringen, ohne poduktiv sein zu müssen. Die Frage

Name: Alter: Wohnort: Familie: Beruf:

Silke Sieber 36 Jahre Männedorf Verheiratet, drei Kinder Theologin, Referentin, Co-Geschäftsleiterin Bibellesebund Schweiz

ist nicht, was in dieser zweckfreien Zeit «erlaubt» oder «verboten» ist, sondern was uns «belebt» oder «erschöpft». Es geht darum, dass dieser eine Tag sich von den sechs anderen unterscheiden soll. Immer wieder habe ich erlebt, dass Gottes 6:1-Prinzip mir wohltut. In den Stunden der Pause wendet sich mein Blick dem Wesentlichen zu, von «alles haben wollen, was man

«Dann geht es nicht länger darum, bis zu den nächsten Ferien zu überleben, sondern wir beginnen im Hier und Jetzt zu leben!» liebt» zu «alles lieben, was man hat», von «allem Geschaffenen» hin zum «Schöpfer». Dann geht es nicht länger darum, bis zu den nächsten Ferien zu überleben, sondern wir beginnen im Hier und Jetzt zu leben! HOPE NR.9


14 MICHELLE OSCHWALD

ENTSCHEIDUNG ÜBER DER WC-SCHÜSSEL Ohne Partys, Alkohol und Cannabis konnte sie kaum noch leben. Heute findet Michelle Oschwald Entspannung in der Natur und Erfüllung in ihrem Glauben. Im Gespräch erzählt die angehende Sozialpädagogin von ihrem Weg zu Gott – und von ihrem Doppelleben, das sie schier zerriss. Für das Interview haben wir Michelle gebeten, uns an ihren Lieblingsort mitzunehmen. Sie hat sich ein idyllisches, ruhiges Plätzchen am Waldrand oberhalb von Kaiseraugst ausgesucht. Michelle, wir sind sehr gespannt auf deine Geschichte. Was hast du erlebt?

Schon mit 15 habe ich den Reiz von Partys, Alkohol und Kiffen entdeckt. Das war mein Lebensinhalt. Ich habe die Wochenenden durchgefeiert – aber immer über den Sinn des Lebens nachgedacht. Damals beschloss ich, für den Augenblick zu leben und nicht für den Erfolg. Ich suchte nach Erfüllung.

Meine «wilde Phase» dauerte etwa fünf Jahre, also bis zu meinem 20. Lebensjahr. Mit 18 hatte ich ein Schlüsselerlebnis, das mein Leben nachhaltig geprägt hat. Eine gute Freundin lud mich eines Tages zu einem Gottesdienst ein. Weil ich wissen wollte, was die «spiessigen» Christen so treiben, nahm ich die Einladung an. Der Gottesdienst war damals sehr bewegend, ich spürte die Gegenwart Gottes so stark, dass ich fast zu weinen begann. Ich wusste, dass die Menschen hier etwas besassen, was ich noch nicht hatte – und ich spürte den Wunsch, das Gleiche zu erleben. HOPE NR.9

Livenet

Wie lang hast du diesen Lifestyle durchgehalten?

Name: Michelle Oschwald Alter: 25 Jahre Wohnort: Kaiseraugst


15 Hast du diese Spur und dieses Spüren weiterverfolgt?

Absolut, ich bin hartnäckig geblieben. Ich habe gespürt, wenn es auch nur eine einprozentige Chance gibt, dass das mit diesem Jesus stimmt, dann würde dies mein Leben verändern. Weil ich meinen Lebensstil mit Ausgehen, Alkohol und Kiffen liebte und nicht bereit war, darauf zu verzichten, hatte ich innere Konflikte. Die Freundin lud mich erneut zu einer Veranstaltung ein. Mit meinem damaligen Freund ging ich hin. Ich hatte das Gefühl, dass alle um mich herum auf Drogen waren, aber die einzigen, die wahrscheinlich Drogen genommen hatten, waren mein Freund und ich. Nach der Veranstaltung gab es die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Ich ging zu einer Person und wir tauschten uns über eine Stunde lang über meine Fragen aus. Mein Hintergedanke war, dass ich einfach genug herausfinden muss, um mit Sicherheit sagen zu können, dass der Glaube nichts für mich ist. Aber diese Erkenntnis kam nicht.

«Ich hatte das Gefühl, dass alle um mich herum auf Drogen waren, aber die einzigen, die wahrscheinlich Drogen genommen hatten, waren mein Freund und ich.» Bist du weiterhin in diese Kirche gegangen?

Ja – und nachdem mich eine andere Kollegin zu einem Alphalive-Kurs eingeladen hatte, begann mein Doppelleben. Auf der einen Seite merkte ich, dass es mir sehr guttat, über Jesus zu sprechen und mit Christen zusammen zu sein. Auf der anderen Seite war ich immer noch nicht bereit, meinen Lebensstil aufzugeben. Ich habe einen Deal mit Jesus gemacht, dass ich zwar in die Kirche komme und Zeit mit ihm verbringe, aber die Männergeschichten, das Kiffen und die Partys mein Ding bleiben. Nebenbei hatte ich noch eine Beziehung mit einem Grasdealer, so dass ich einfach an Nachschub kam. Ich rauchte immer mehr, in der Spitze bis zu vier Joints am Tag. Wie ging es dir in dieser Zeit?

Ich war gespalten. Ich merkte, dass mein Leben vom Gras bestimmt war. Ich hatte nur noch Kiffer-Freunde und unternahm kaum noch etwas mit anderen, wenn ich nicht rauchen konnte. Ich betete zu Jesus, dass er mir helfen möge, davon loszukommen, indem er mich zum Erbrechen bringt oder mir das ganze Zeug auf einmal zuwider ist.

Irgendein Wunder musste geschehen! Nach meiner Ausbildung als FaBeK hatte ich noch mehr Freizeit, habe noch mehr geraucht und dann nach einer Überdosis heftig erbrochen. Den Kopf über der WC-Schüssel beschloss ich, mit dem Kiffen aufzuhören. Durch diese Entscheidung verlor ich meine Kiffer-Freunde. Ich war nun allein, weil ich noch kein christliches Umfeld hatte. Aber ich wollte Jesus mein ganzes Leben anvertrauen, ich hielt die Spannungen in meinem Doppelleben nicht mehr aus.

ZUR PERSON

Wann ist ein Leben erfolgreich? Wenn es durch die Freundschaft mit Gott verändert wird. Wohnort, Einkommen und alles Materielle spielen dann keine Rolle mehr. Wofür bist du besonders dankbar? Dass Jesus mich freigemacht hat und für die Lebensqualität, die er mir schenkt.

«Ich betete zu Jesus, dass er mir helfen möge.»

Welche drei Worte beschreiben dich am besten? Menschenliebend, Jesusliebend und abenteuerlustig.

Inzwischen sind einige Jahre vergangen. Inwiefern hat sich dein Leben verändert?

Hast du ein Lieblingsbuch? Vor allem Biografien. Das letzte Buch, das ich gelesen habe, ist «Der Tod eines Guru» von Rabindranath R. Maharaj.

Als ich Jesus sagte, dass er mein Leben bestimmen soll und ich ihm dienen will, wusste ich noch nicht, welche Folgen das haben würde. Zuerst durchlief ich eine heftige Entzugsphase. Für meine Familie war es schwer, den ganzen Prozess mitzuerleben, denn es ging mir nicht sofort besser. Meine Entscheidung für Jesus hat mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ich musste mir neu überlegen, was ich mit meinen Wochenenden anstellen soll, wenn ich nicht auf Partys gehen konnte. In der Kirche fühlte ich mich in diesem Lernprozess nicht verstanden, denn die Leute konnten nicht nachvollziehen, was es bedeutet, wenn man das Partymachen vermisst und nicht weiss, was man sonst unternehmen soll. Ich war zunächst einsamer als zuvor.

Deine wichtigste App auf dem Handy? WhatsApp, um mit Menschen Kontakt pflegen zu können .

HIER GEHTS ZUM HOPETALK MIT MICHELLE IN VOLLER LÄNGE:

Wie haben deine Eltern auf die neue Michelle reagiert?

Meine Mutter ist streng katholisch aufgewachsen und konnte sich nicht vorstellen, dass Gott nicht strafend und streng ist. Ich habe ihr gesagt, dass er mich liebt und mein Freund sein will, das war für sie befremdlich. Mein Vater dagegen hatte eher Angst, dass ich ausgenutzt werde, wenn ich mich in der Gemeinde engagiere. Heute stehen beide dem christlichen Glauben sehr offen gegenüber.

«Dieser authentische Lebensstil gefällt mir sehr.» Wie gestaltest du heute dein Leben und was machst du beruflich?

Meine Freizeit sieht heute ganz anders aus. Wir haben eine Hauskirche und ich liebe es, zusammen zu beten, die Bibel zu lesen und christliche Lieder zu singen. Man lebt Gemeinschaft, streitet sich auch mal und

versöhnt sich dann wieder. Dieser authentische Lebensstil gefällt mir sehr. Auch in der Natur tanke ich auf, unterhalte mich beim Spazieren gern mit Gott und lese viel. Gemeinsame Zeiten und der Austausch mit Freunden sind mir ebenfalls wichtig. Nebst meinem Studium als Sozialpädagogin arbeite ich mit Kindern und Jugendlichen, die in schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen. Dort gehe ich sehr transparent mit meinem Glauben um, ohne ihn jemandem aufzudrängen. Mein Team und die Klientinnen und Klienten wissen, dass ich Christin bin. Sie wissen auch, dass ich ihnen gerne helfe, wenn sie Fragen zum Glauben haben. Ich arbeite bewusst in einem säkularen Betrieb, weil ich den Kontakt zu kirchenfernen Menschen als sehr wertvoll empfinde. Immer wieder bietet sich die Möglichkeit, ihnen zu erzählen, dass Gottes Liebe das Leben positiv verändern kann. Ich bin der beste Beweis dafür! (lg.) HOPE NR.9


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FOTOWETTBEWERB SIEGERBILD HOPE NR. 8

Fotografin: Daniela Gerber Aufnahmeort: Unterhalb Knubel, Blick in Richtung Langnau i.E. HERZLICHE GRATULATION!

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Name: Johannes Hartl Alter: 44 Jahre Wohnort: Augsburg DE Online: johanneshartl.org DR. JOHANNES HARTL

Mit seinen YouTube-Vorträgen und Büchern wie dem SpiegelBestseller «Eden Culture» erreicht Johannes Hartl ein Millionenpublikum. Im Sommer 2023 sprach der gefragte Redner vor Geschäftsleuten im KK Thun. Hope lud ihn tags darauf zum Gespräch ein. Er habe den ständigen Pessimismus satt, sagte Johannes Hartl bei seinem Vortrag im KK Thun. Viele düstere Prognosen der Vergangenheit hätten sich nicht erfüllt. Der Autor und Theologe beobachtet: «Wir leben zunehmend in einer angstgesteuerten Kultur.» Gerade die junge Generation gehe davon aus, dass alles nur schlechter werde. Für negative Zukunftsszenarien, die von KI oder dem Klimawandel geprägt sind, hätten viele einen klaren Blick. Angst, Zynismus und psychische Störungen seien einige Folgen dieses zutiefst pessimistischen Zukunftsbildes. «Uns fehlt zunehmend eine Perspektive der Hoffnung!» Hartl forderte dazu auf, sich wieder positiv zu positionieren, zu gestalten, statt angstvoll zu erstarren. HOPE NR.9

In der Schockstarre

Wer davon ausgehe, dass die Welt gut, der Mensch aber schlecht sei, drücke damit aus, menschliches Leben sei nicht mehr erstrebenswert. «Diese Aussage, die ich immer wieder höre, ist erschreckend», so Hartl. «Es ist ein Flirt mit dem Nichts, letztlich ein Flirt mit dem Tod.» Die digitale Vernetzung führe dazu, dass wir durch negative Impulse in eine Schockstarre gerieten. Es brauche einen bewussten Umgang mit den Medien, mit der Selbstregulierung. Hartl fährt fort: «Angstgefühle aus der Vergangenheit können plötzlich hochspringen – damit musst du gesund umgehen!» Sein Tipp: «Wir müssen uns nicht alles reinziehen! Was wir pflanzen, das wächst.» Die zutiefst pessimistische Sicht der Zukunft verschweige Erfolge der Vergangenheit, übersehe neue Chancen und Möglichkeiten – und traue Gott nichts mehr zu.

Livenet

POSITIVE ZUKUNFT IN SICHT! Wie wird Handeln konstruktiv?

Optimismus sei eine Charaktereigenschaft, Hoffnung eine «Tugend», eine Haltung, die man einüben könne. «Hoffnung ist, wenn man etwas tut, obwohl man Angst hat.» Christen seien Hoffnungsträger – nicht, weil alles besser werde, sondern weil sie mit einem Gott rechnen würden, der sich vorstelle als «Ich werde sein, der ich sein werde». «Gott ist der Gott der Zukunft, gerade da, wo wir oft mit der Angst flirten», macht Hartl Mut. Konstruktives Handeln bedinge, seine Ziele in kleine, machbare Schritte aufzuteilen, wöchentlich umzusetzen und von einem Partner begleiten zu lassen. «Dies steigert die Chance, dass sich etwas verändert.» Innerhalb unseres Einflussbereichs könnten wir etwas bewegen. Hartl resümiert: «Die Zukunft ist nicht gut, weil alles gut wird, sondern weil Gott gut ist und auf unserer Seite steht.» (mf. / fw.)

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Wir verlosen 4x das Buch «Eden Culture» von Johannes Hartl (Spiegel-Bestseller). TEILNAHME VIA E-MAIL: info@hope-schweiz.ch

Vermerken Sie in der E-Mail: Name, Adresse, Vermerk «Buchverlosung 2023 EdenCulture»


19 MARKUS MÜLLER

EIN JA-MENSCH WERDEN Markus Müller kennt die Höhen und Tiefen eines Menschenlebens von der Wiege bis zur Bahre. Leidenschaftlich leitet und begleitet er Menschen – und schreibt Bücher: zuletzt «Ein Ja-Mensch werden». Wir haben einige seiner Aussagen für Sie herausgepickt.

«Gott sehnt sich nach Gemeinschaft mit den Menschen, akzeptiert aber auch ein Nein. Die Bibel ist eine eindeutige Hoffnungsbotschaft. Sie ist auf Hoffnung hin gepolt. Daher kann man auch beim kranken und sterbenden Menschen hoffnungsvoll werden. Der Grund: Gott hat ein Ja zu jedem Menschen. Jeder Mensch ist ein «Be-Ja-hter».

«Wer wirklich in der Zukunft zu Hause und verankert ist, spürt einen Hauch von Freiheit in dieser Welt. Diese Welt ist nicht das Höchste. Sie hat nicht das letzte Wort, weder im Leben noch im Tod.»

«Ich gestehe: Das Ja zur Gegenwart, wie sie ist, irritiert. Und doch: Dieses Ja macht frei, das Bild der Zukunft vor Augen zu malen – ohne Druck, bloss mit Nach-druck.»

«Begrenzung, Schwäche, Verletzlichkeit, Schmerz, Ohnmacht, Scheitern sind allgegenwärtig. Wir leiden darunter. Gleichzeitig werden wir fast täglich damit umworben, als moderne Menschen diese Welt eines Tages unter Kontrolle zu bekommen, Schweres nur als Durchgangsstadium anzusehen sowie Krankheit, Alter und Tod auf geheimnisvolle Weise abschaffen zu können.»

zVg.

«Mir scheint, dass ich oft in eine Welt des Nein hineinrede.» ZUR PERSON

Werden auch Sie ein Ja-Mensch und beschenken Sie sich damit selbst! Das Buch «Ein Ja-Mensch werden» von Markus Müller gibt hilfreiche Impulse: shop.livenet.ch

Markus Müller (1955) studierte Erziehungswissenschaft und promovierte in Behindertenpädagogik. Er war Direktor der Pilgermission St. Chrischona und ist bis heute Pfarrer eines Alterszentrums bei Winterthur. Müller ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem über gesellschaftliche Trends.

HOPE NR.9


20 TINU HEINIGER

Name: Tinu Heiniger Alter: 77 Jahre Familie: Partnerin, ein Sohn Wohnort: Kölliken

«ICH MAG SCHLITZOHREN UND FRECHDACHSE» Tinu Heiniger ist Schweizer Mundartsänger mit Wurzeln im Emmental. In einem seiner Lieder «Feiss u wyss» (üppig und weiss) singt er über eine weisse und mächtig erscheinende Kirche, die hoch über dem Dorf thront. Eine Kirche, in der ihm das Wilde fehle …

HOPE NR.9

Der Pfarrer und Barkeeper Tobias Rentsch traf den illustren 77-Jährigen oberhalb von Langnau i.E. auf der Hochwacht zu einem Gespräch. An seiner Velobar hiess er den Mundartsänger Tinu Heiniger mit einer erfrischenden Apfelschorle willkommen. Wissen wandert weiter

Mit einem zufriedenen Lächeln und wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht bestaunen die beiden zu Beginn das wunderschöne Berner-Alpenpanorama. Die Aussicht reicht vom Hohgant über das Breithorn bis hin zum Naturpark Gantrisch. Die Liebe zu den Bergen bekam Tinu von seinem Grossvater mit auf den Weg. Auf den gemeinsamen Wanderungen lehrte er nicht nur ihm, sondern auch gleich allen anderen Wanderern, die sie unterwegs antrafen, die Namen aller

Berggipfel. Tinu war das damals oft peinlich. Doch heute, so stellt er fest, erklärt er die Berge selbst gerne allen, die es interessiert.

«Meine Grossmutter hat mit mir Kirchenlieder gesungen.» Auch an seine Grossmutter erinnert er sich gut. Sie hatte einen besonders starken Bezug zu Jesus. Als kleiner Junge war Tinu oft bei ihr: «Sie hat mit mir Kirchenlieder gesungen, darunter das bekannte ‹Gott ist die Liebe›.» Auch von seinem Grossvater väterlicherseits, der Prediger war, wurde ihm der


Dominique Meienberg

21 ZUR PERSON

Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-) nachmittagen: Auch wenns «schiffet», gehe ich in den Wald. Meine Lieblingsmusik: Bob Dylan, sein neustes Album «Rough and Rowdy Ways» Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: SBB

BUCHTIPP

RolandJukerFotografie

RolandJukerFotografie

christliche Glaube vermittelt und vorgelebt. Tinu kam auch mit Menschen in Kontakt, die von sich selbst sagten, dass sie gläubig seien, dies aber nicht lebten. Das bringt ihn noch heute zum Nachdenken. Leere Kirchen

In seinen Liedern beschäftigt er sich mit seiner Vergangenheit und setzt sich mit dem Glauben auseinander. Im Lied «Feiss u wyss» befasst er sich mit den sich leerenden Kirchen und den vollen Konsumhäusern. Er singt: «Der Einkaufslärm draussen ist lauter als das Gebet drinnen.» Religion und das Leben

Tinu geht gern in Kirchen, auch wenn er dort das Wilde vermisst. «Religion und das Leben gehören zusammen, darum gehört auch das

Dominique Meienberg

Im Herbst 2022 erschien Tinus neustes Buch «Mein Emmental – Geschichten aus der schönen, engen Welt von Gestern» beim Zytglogge Verlag.

«NACHGEFASST MIT TINU HEINIGER»

Oberhalb von Langnau i.E. treffen sich Tinu Heiniger und Tobias Rentsch auf ein erfrischendes Getränk. «Feiss u wyss» sei die Kirche, das singt Tinu Heiniger im gleichnamigen Lied, das Tobias seit seinem Theologiestudium begleitet. Darüber unterhalten sie sich.

Scannen Sie den QR-Code, um das Gespräch von Tobias Rentsch «Nachgefasst mit Tinu Heiniger» zu hören.

Wilde und Fürchterliche dazu», erklärt der Liedermacher. Damit meint er, dass es schön und gut sei, Friedensfahnen aufzuhängen und Gebete zu sprechen, doch manchmal müsse man einfach «Stopp!» sagen können. Ein guter Anfang wäre, so meint er, wenn jeder zuerst in seinem eigenen Herzen etwas verändern würde, bevor er versuche, die Welt zu ändern. Auf seiner Webseite schreibt der Musikmensch: «Ich mag keine Graumäuse, dafür aber Schlitzohren und Frechdachse.»

«Religion und das Leben gehören zusammen, darum gehört auch das Wilde und Fürchterliche dazu.»

Das «Hähnlein» im Wind

Während sich der Pfarrer und der Liedermacher über die unterschiedlichsten Facetten des Lebens unterhalten, merkt man, dass es dem Emmentaler nicht um eine Abrechnung geht, sondern um versöhnliche Töne. Dabei redet er Situationen, auch seine oft schwierige Vater-Sohn-Beziehung, nicht einfach schön. Tinu Heiniger beleuchtet flüchtige Momente und eigene Beobachtungen, die zum Nachdenken anregen. In seinem bekannten Lied «Jede chunnt und jede geit» befasst sich Tinu mit dem Tod und der Vergänglichkeit. Diese Themen beschäftigen ihn. Mit seinem Vater hat er sich noch zu Lebzeiten versöhnen können, und auch er scheint mit sich und seiner Vergangenheit versöhnt zu sein. (mhä.) HOPE NR.9


22 BARBARA STUDER

HIRNCOACH FÜR GEISTIGE FITNESS UND GESUNDHEIT mirjamzurbruegg.ch

Als Neuropsychologin kennt Barbara Studer die Risiken einer Hirnoperation. 2014 musste sich ihr Mann eingekapselte Hirnblutungen (Kavernome) entfernen lassen. Das hat das Familienleben verändert. Beide fanden aber ein Ja für die neue Lebensrealität. Barbara engagiert sich für ihre Familie und als Unternehmerin für mentale Fitness und Gesundheit. «Zuerst war es ein Schock, ich habe einfach funktioniert. Familien- und Berufsleben sowie den Hausumzug zu organisieren, stand im Vordergrund», erinnert sich Barbara Studer an die Zeit vor neun Jahren: Sie ist schwanger, der erste Sohn zwei Jahre alt, als ihr Mann David, damals Unternehmensberater, 31 Jahre alt, mehrere Kavernome entfernen lassen muss. «Danach wird es nicht mehr so sein wie zuvor – das wusste ich», hält Barbara fest. David hat überlebt, sich weitgehend erholt. Doch nach einigen Jahren stagnierten die Fortschritte. «Wir mussten uns neu füreinander entscheiden und akzeptieren, dass unser Leben anders als erwartet verlaufen wird», stellt Barbara fest. Tiefes Gottvertrauen und gute «Gedankenhygiene», wie sie es nennen, haben dem Ehepaar dabei sehr geholfen. Nach wie vor ist Barbara fasziniert davon, was das lebenslang veränderbare Hirn leisten und wieder erlernen kann. Rollentausch

David ist nun vor allem als Hausmann tätig, betreut die drei Kinder und arbeitet an zwei Halbtagen bei seinem früheren Arbeitgeber. Er muss sich tagsüber immer wieder hinlegen und benötigt Physiotherapie. Lange Wanderungen oder Tagesausflüge sind nicht möglich. Seine Kinder kennen ihn als Liegevelofahrer – das Rennrad musste er wegstellen. Inzwischen hat er sich versöhnt mit seinem Schicksal, schöpft Zuversicht und Hoffnung aus dem christlichen Glauben. Viel Zeit mit den Kindern verbringen zu können, sieht er als HOPE NR.9

Name: Barbara Studer Alter: 38 Jahre Wohnort: Lenzburg

Chance und seine Aufgabe. «Ich bewundere ihn für seine positive Haltung und innere Kraft !», sagt Barbara. Die 38-Jährige ist an zwei Tagen zuhause mit den Kindern im Einsatz. Sie hat ein Unternehmen gegründet, doziert und forscht an der

Uni Bern und anderen Institutionen und ist als Referentin eine gefragte Frau. Mit dem digitalen ganzheitlichen Programm Hirncoach.ch unterstützt sie Menschen dabei, die geistige Fitness zu erhalten und wirksam zu fördern.


23 Bewegung und Beziehung

«Spazieren im Wald ist einer der effektivsten Wege zur Entspannung und mentalen Gesundheit, das ist wissenschaftlich belegt. Prävention ist dabei essenziell», hält die Neurowissenschaftlerin fest. Studer ist persönlich auf das Thema sensibilisiert. Ihr Vater litt an Depressionen und nahm sich das Leben. «Wenn depressive Menschen täglich einige Stunden und mehr in Wald und Natur unterwegs sind, wirkt das therapeutisch und kann teilweise sogar Medikamente ersetzen», erklärt sie begeistert. «Vielleicht muss man sich dazu zwingen, rauszugehen und sich zu bewegen. Doch man wird im Kopf und Körper belohnt, und das motiviert, es wieder zu tun!» Barbara Studer selbst liebt Sport, geht joggen, jongliert, spielt mehrere Instrumente und singt in Bands. «Ich erhole mich, wenn ich mich nach einem anstrengenden Tag ans Klavier setzen kann», sagt sie. Oder wenn David und sie tanzen gehen, sich ein Wochenende zu zweit gönnen. Das geniessen beide sehr.

«Ich unterstütze Hirncoach, weil es mir wichtig ist, bis ins hohe Alter auch geistig fit zu bleiben», sagt Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Der Hirncoach-Ambassador nahm für Hope kurz Stellung zum Thema Hoffnung.

Herr Ogi, woraus schöpfen Sie Hoffnung?

Meine Eltern haben mir Hoffnung vorgelebt. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, mein Vater war als Bergführer und Förster im Einsatz. Ich habe nie die Hoffnung verloren, dass er unbeschadet von seinen risikoreichen Einsätzen zurückkommt. Er war Leiter des Gemeinderates: Ich habe nie die Hoffnung verloren, dass er im Interesse der Gemeinde das Beste macht. Mein Vater war ein Hoffnungsträger, das hat mich geprägt und immer begleitet.

«Spazieren im Wald ist einer der effektivsten Wege zur Entspannung und mentalen Gesundheit, das ist wissenschaftlich belegt.»

Während meiner 13 Jahre im Bundesrat habe ich an der Hoffnung festgehalten, die NEAT durchzubringen. Ich musste dafür viele Hürden überwinden, National- und Ständerat überzeugen, das Volk und immer wieder den Finanzminister.

Das Energiekonto verwalten

«Das Zusammenspiel der Nervenzellen bestimmt die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns», erläutert Studer. Die Anzahl Neuronen und Synapsen sei aber nicht konstant – würden sie zu wenig oder falsch beansprucht, setze eine Rückbildung ein, >>

Wie geben Sie Hoffnung weiter?

Nach dem Bundesratsmandat war ich sieben Jahre lang im Auftrag der UNO dafür zuständig, im Sport für Frieden und Entwicklung einzustehen. Damals habe ich den armen Kindern in Asien, Afrika und Südamerika immer wieder zugesprochen: «Ihr habt eine Zukunft, gebt die Hoffnung nicht auf ! Ihr könnt etwas erreichen!» Sport ist die beste Lebensschule – sie vermittelt Hoffnung. Die Jugendlichen von heute sind die Leiter von morgen. Wenn wir eine bessere und friedlichere Welt wollen, brauchen wir eine Jugend, die sich ihrer künftigen Rolle als Verantwortungsträger bewusst ist. www.hirncoach.ch

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«Wir sind alle kräfteraubenden Anforderungen ausgesetzt», stellt Studer klar. Für Introvertierte könnten das grosse Menschenmengen sein, die sie aushalten müssen, für Bewegungstypen stundenlange Schreibtischarbeit. «Um fokussiert und produktiv zu bleiben, muss man regelmässig Pausen und Abwechslung einbauen», sagt die Hirnforscherin. Nach grossen Anstrengungen gelte es, genug Regenerationszeit einzuplanen und Ressourcen zu entdecken, welche die eigenen Batterien wieder füllen. Wie erhole ich mich? Wo tanke ich neue Energie? «Musik und besonders Singen wirken wie eine Gesundheits- oder Glücksdusche», bestätigen Studers Erfahrungen und zahlreiche Forschungsstudien. «Tiefe Beziehungen, Bewegung und Kreativität ist etwas vom Besten, was wir uns und unserem Gehirn schenken können.» Fitness fürs Hirn

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«MEIN VATER WAR EIN HOFFNUNGSTRÄGER»

HOPE NR.9


24 >> die Hirnleistung nehme ab. «Spezifische Trainings, wie zum Beispiel das von Hirncoach, stimulieren das Gehirn gezielt und ganzheitlich, schaffen günstige Rahmenbedingungen für die Neuronen und erhalten oder verbessern so die Leistungsfähigkeit», erklärt die Wissenschaftlerin. Sie gestalte daher auch ihre Vorlesungen interaktiv, überrasche die Studierenden und bringe sie in Bewegung. «Wir bauen mentale Paläste, damit sie sich Fakten merken können, und lachen über skurrile Beispiele.»

«Nach emotionalen Reaktionen müssen wir weder uns noch andere verurteilen, sondern überlegen, was dazu geführt hat.» Neugierig auf eigene Emotionen

Vorbeugen ist besser als Heilen

«Das Hirn braucht Raum und Zeit für innere Verarbeitungsprozesse», führt Barbara Studer aus. «Eine Stunde am Abend reicht nicht.» Sie empfiehlt, sich regelmässig einen Nachmittag oder gar ein Wochenende frei zu nehmen, in die Berge zu reisen, sich in der Natur zu bewegen. So könne verarbeitet werden, was sich angestaut habe. «Dann kann das Gehirn sortieren und verknüpfen, und plötzlich fliessen wieder Ideen», beschreibt sie ihr eigenes Erleben. «Es ist

«Denkmuster lassen sich steuern und erlernen.» wichtig, der mentalen Gesundheit hohe Priorität einzuräumen», mahnt Studer. Wer seine Grenzen nicht achte, werde unzufrieden, riskiere ein Burnout oder eine Erschöpfungsdepression. Andauernde emotionale, kognitive oder physische Überlastung oder

angstvolle Reaktionen auf die Umwelt hätten Einfluss auf den Hormonspiegel. Die engagierte Forscherin und Familienfrau weiss: «Denkmuster lassen sich steuern und erlernen. Man kann sich zum Beispiel immer wieder vor Augen führen, wofür man dankbar ist. Dankbarkeit schüttet im limbischen System Serotonin, ein Glückshormon, aus. Indem wir verständnis- und liebevoll mit uns selbst und anderen umgehen und reden, nutzen und stärken wir unsere emotionale Agilität!» (mf.)

HIRNCOACH.CH

Möchten Sie in Ihre Gehirngesundheit investieren? Gerne unterstützen wir Sie mit unserem ganzheitlichen, wissenschaftlich fundierten Programm: Sie erhalten wöchentliche Impulse und Übungen für Ihre Hirnfitness im Alltag und Zugang zu spannenden Webinaren und Events. Gerne können Sie das Programm kostenlos testen.

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TALK MIT BARBARA UND DAVID STUDER

Talk von Ruedi Josuran mit Barbara und David Studer auf SRF 1, Fenster zum Sonntag.

mirjamzurbruegg.ch

«Es sind unterschiedliche Situationen, die uns triggern und zu emotionalen Reaktionen führen können», hält Studer fest. Kürzlich habe sie barsch reagiert, als ihr Mann am Morgen in die Küche kam und etwas besprechen wollte. Sie habe ihre Reaktion dann reflektiert und sei zum Schluss gekommen: «Ich war fokussiert auf die Bedürfnisse der Kinder, die sich für die Schule bereit machten, ging innerlich meinen Tagesablauf durch – da konnte ich keine zusätzlichen Informationen ertragen.» Sie habe sich bei David entschuldigt und sich vorgenommen, das nächste Mal im Hier und Jetzt

zu bleiben. «Nach emotionalen Reaktionen müssen wir weder uns noch andere verurteilen, sondern überlegen, was dazu geführt hat», rät Studer. So könne man dazulernen und persönlich wachsen: «Was fühle ich? Wie bewerte ich die Situation? Ginge es auch anders?» Sie empfiehlt, den eigenen Emotionen gegenüber neugierig zu bleiben und die Einstellung der Situation gegenüber zu verändern.

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26 PIRMIN ZURBRIGGEN

«HIER OBEN GEHT MIR DAS HERZ AUF» Seine Leistungen und Medaillen in den 80er-Jahren sind unvergessen: Pirmin Zurbriggen ist die Skisportlegende der Schweiz! Aktiv ist er noch immer, doch nun vor allem als Gastgeber. Zurbriggen erzählt, was ihn seit Generationen prägt und ihm als Hotelier wichtig ist. Der Knopf im Ohr macht es möglich: Unterwegs zum Interview in die stylisch eingerichtete Bar seines Boutique-Hotels in Zermatt erledigt Pirmin Zurbriggen ein Telefonat. Auch für eine Familie im Foyer nimmt er sich Zeit, lächelt freundlich in die Handykameras. Der 60-Jährige ist ein aufmerksamer Gastgeber und dienstbereiter Hotelier! Hope: Herr Zurbriggen, mit 27 Jahren endete Ihre aktive Karriere. Wie ging es weiter?

Ich habe im Marketingbereich für eine Ski-Firma gearbeitet. Als Familie lebten wir einige Jahre in der Westschweiz, bevor Moni und ich das Hotel meiner Eltern in Saas Almagell übernahmen.

«Die Liebe zu Moni war mir wichtiger als meine Heimatliebe, deshalb bauten wir das Suitenhotel Zurbriggen in Zermatt.» Weshalb leben Sie heute in Zermatt?

Moni ist Zermatterin, es zog sie zurück. Die Liebe zu Moni war mir wichtiger als meine Heimatliebe, deshalb bauten wir das Suitenhotel Zurbriggen in Zermatt. Das elterliche HOPE NR.9

Name: Pirmin Zurbriggen Alter: 60 Jahre Wohnort: Zermatt Familie: Verheiratet, fünf Kinder

Hotel führen heute meine ältere Schwester Esther und ihr Mann. Sie sind seit 1989 mit Moni verheiratet. Wie gross ist Ihre Familie?

Wir haben fünf Kinder, sie sind heute zwischen 15 und 33 Jahre alt. Drei davon sind mit ihren Ehepartnern als Gastronomen tätig. Sie wurden wie ich schon früh einbezogen ins Metier und haben uns bereits vier Enkel geschenkt. Bereitet Ihnen der schneearme Winter Sorgen?

Nein, das ist nichts Neues. Heute können wir uns jedoch mit Kunstschnee behelfen. Letztlich bestimmen nicht wir, wie die Dinge laufen in dieser Welt, das macht ein anderer. Sie wurden stark von Ihrem Vater geprägt. Was war besonders an ihm?

Er hat immer das Gute und Schöne in allem gesehen und war ein wunderbarer Trainer für mich. Mein Vater hat nie an mir herumkritisiert.

Hat er Ihnen ein Vermächtnis hinterlassen?

Ja, er ermutigte mich, mein Leben auf Gott auszurichten. «Lebe mit ihm, er wird dich gut führen», waren seine Worte. Ich habe alles gegeben, grossartige Erfolge, aber auch harte Zeiten erlebt. Im Nachhinein erkannte ich immer mehr das geistliche Erbe meiner Vorfahren. Es wurde mir bewusst, dass alles von Gott abhängt. Der Glaube ist mein «Vitamin B», die Beziehung zu Gott macht vieles möglich.

«Der Glaube ist mein ‹Vitamin B›, die Beziehung zu Gott macht vieles möglich.» Auch Ihre Grosseltern waren Vorbilder für Sie …

Wenn ich daran denke, welche Schicksalsschläge sie überwinden mussten: Grossvater


27 Bei ihm fühlte ich mich immer gut aufgehoben. Diese Zuversicht haben wir auch unseren Kindern weitergegeben.

ZUR PERSON

Meer oder Berge? Berge

«Es ist uns wichtig, allen Gästen mit einem dienenden Herzen zu begegnen.»

Käse oder Fleisch? Käse Altbekanntes oder Neues? Neues

Heute führen Sie ein Hotel. Was ist Ihnen dabei wichtig?

Glas eher halbvoll oder halbleer? Halbvoll

Die Bergwelt ist so imposant, man fühlt sich dem Himmel nah, kann seinen Geist herunterfahren. Nebst allem Engagement braucht der Mensch auch Ruhe. Diese Möglichkeit wollen wir mit unserem Haus bieten; eingebettet in die Natur, mit freiem Blick auf das Matterhorn geht einem hier oben das Herz auf … Es ist uns wichtig, allen Gästen mit einem dienenden Herzen zu begegnen. Moni ist mir darin Vorbild, sie kann auch sehr gut mit anspruchsvollen Gästen umgehen.

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty? Heimlich altern

Emil starb durch den Gletscherabbruch beim Bau des Staudammes, ein Onkel verunfallte während der Plattjenabfahrt auf den Skiern tödlich. Beide Grosselternpaare waren tiefgläubige Menschen. Sie lebten ihren Glauben auch im Alltag, wussten sich von Gott begleitet, geführt und versorgt. Das hat auf mich abgefärbt. Sie setzten sich in verschiedenen Gremien für die Förderung des Skisports ein. Von 2004 bis 2016 waren Sie Präsident des Walliser Skiverbands. Was motivierte Sie dazu?

Schneesport in den Bergen ist eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung. Der Skisport kann die Jugend prägen. Durch tragfähige Beziehungen können Kinder auf den richtigen Weg gebracht und Werte gelebt werden, die förderlich sind für Körper und Geist. Jeder Mensch hat Stärken und Schwächen, das zeigt sich besonders in sportlichen Triumphen und Misserfolgen. Man muss lernen, damit umzugehen. Im Skisport kommt es nicht nur auf den

Mirjam Fisch

Mirjam Fisch

Wie haben Sie die Pandemie erlebt?

Einzelnen an – das Team als Ganzes ist wichtig, um den Spirit des Sports gemeinsam zu leben. Es geht nicht um verbissenes Training und Professionalität, sondern primär darum, Freude und Begeisterung zu teilen. Woher nahmen Sie die Kraft, immer wieder ans Limit zu gehen?

Ohne intensives Training wird man kein Weltmeister. Es gilt dranzubleiben, Schritt für Schritt und immer wieder den Blick zum Himmel zu richten. Der Druck ist sehr gross. Heute werden die Athleten von Mentaltrainern unterstützt. Ich wurde katholisch erzogen. Mit 15 Jahren habe ich mich entschieden, in allen Lebensbereichen auf Gott und seine Hilfe für meine Zukunft zu vertrauen.

Corona hat viel Angst ausgelöst. Alles im Leben hat zwei Seiten: Von heute auf morgen den Betrieb zu schliessen, forderte uns finanziell heraus. Die Regelungen mit ihren Widersprüchen waren schwer zu verstehen. Wir erlebten, wie Einwände den Entscheidungsträgern immer wieder vorgetragen werden mussten – und später korrigiert wurden. Wir kennen Menschen und Unternehmer, die in gesundheitliche oder betriebswirtschaftliche Schwierigkeiten gerieten. Die meisten unserer Gäste wussten mit den Einschränkungen in den Ferien gut umzugehen, es gab auch andere, denen dies Mühe bereitete.

«Wenn ich bete, bin ich schon heute mit Gott verbunden. Deshalb blicke ich hoffnungsvoll in die Zukunft.» Sie müssen stets vorausschauend planen. Gilt das auch für Ihr persönliches Leben?

Ich glaube, das Leben endet nicht mit dem Tod. Die Berichte vom Leben und Wirken von Jesus lassen uns erkennen, was für Gott wichtig ist. Unter seiner Führung zu leben, schenkt Aussicht auf ewige Gemeinschaft mit ihm, ein Weiterleben nach dem Tod. Wenn ich bete, bin ich schon heute mit Gott verbunden. Deshalb blicke ich hoffnungsvoll in die Zukunft.» (mf.) HOPE NR.9


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ZUVERSICHT BIS ZUM LETZTEN ATEMZUG Ein spitzbübisches Lächeln im Gesicht und unerschütterliche Zuversicht trotz Todesdiagnose: «Real Life Guy» und YouTuber Philipp Mickenbecker (1997–2021) hat Millionen Menschen ermutigt – und bewegt: Mittels Crowdfunding kamen über 90 Prozent der Finanzen für einen Dokumentarfilm (Infos siehe Böxli unten) zusammen. Nachfolgend ein Rückblick ins Leben des jungen deutschen Abenteuerfreaks.

Badewannen voller Abenteuer

Liebstes Bastelobjekt der «Real Life Guys», wie sich die Jung-Ingenieure selbst und auch ihren YouTube-Kanal nennen, sind ausrangierte Badewannen. Sie verpassen ihnen Kufen, Räder, Beine und Propeller, heben damit ab, gehen auf Tauchstation und halten die tollkühnen Aktionen für ihre Fans immer auf Video fest. Die Botschaft der «Real Life Guys» an ihre Generation: Schaltet Computer und Konsolen aus! Geht raus an die frische Luft und lebt das echte Leben! Doch dann der Schock: Am 19. März 2018 stürzt ihre Schwester Elli Mickenbecker 19-jährig mit einem Sportflugzeug ab und stirbt. Zu diesem Zeitpunkt kämpft Philipp gegen seinen zurückgekehrten Lymphdrüsenkrebs, der fünf Jahre zuvor erfolgreich therapiert worden war. Die zweite Therapie schlägt nicht an. Philipp blickt in einem Videointerview mit dem NDR zurück: «Ich schaute HOPE NR.9

verzweifelt zum Himmel und flehte: ‹Gott, wenn es dich gibt, dann musst du es mir beweisen. Ich kann sonst nicht an dich glauben. Zeig mir, dass du real bist!› Plötzlich empfand ich eine intensive, unerklärliche Liebe. Ich wusste auf einmal, dass es mehr gibt, dass ich diesem Gott gerade begegnet war. Meine Angst um mein Leben und um meine Zukunft war wie weggeblasen. Ich spürte, da ist jemand, der passt auf mich auf und hält mein Leben in der Hand.» Ein Leben voller Hoffnung

Es geht aufwärts mit Philipps Gesundheit, die Ärzte sprechen von einem medizinischen Wunder. Doch dann, im Sommer 2020, meldet sich der Tumor zurück. Statt zum Arzt zu gehen, reist Philipp mit 17 Freunden nach Island. Er leidet körperlich Qualen, wird von Gott aber auch eindrücklich beschenkt: «Ich wünschte mir sehnlichst, einmal Polarlichter zu sehen. Im Sommer sei das unmöglich, sagten die Leute. Nicht so für Gott. An zwei Abenden war dieses Spektakel am Himmel zu beobachten!» Nach der Reise geben ihm die Ärzte noch zwei bis acht Wochen. Schonungslos und ehrlich lässt Philipp die Welt an seinem Ergehen und Erleben teilhaben. Er spricht unverblümt von der Hoffnung und Kraft, die er aus seinem Glauben schöpft. Auf sein Ende angesprochen, sagt er im NDR-Video: «Meine grösste Hoffnung ist zu wissen, dass das Leben weitergeht. Am Ende wird Gott alles gutmachen, ich brauche mich nicht zu sorgen.» Im Beisein von Familie und engsten Freunden fällt am 9. Juni 2021 in der Klinik die letzte Klappe. (mhe.)

Facebook

Das «Do-it-Yourself-Gen» von Philipp Mickenbecker steckt in der Familie. Peter und Sabine Mickenbecker aus dem hessischen Bickenbach DE unterrichten ihre drei Kinder Johannes, Philipp und Elli in der Grundschulzeit zuhause und erziehen sie nach ihren Vorstellungen des christlichen Glaubens. Dazu wird Philipp später schreiben: «Meine Eltern waren ultrastrenggläubig und mit dem frommen Zeug wollte ich nichts mehr zu tun haben …» Nach dem Abitur studieren die Zwillingsbrüder Johannes und Philipp Umweltingenieurwissenschaften, brechen die «Übung» aber bald ab. Weshalb Theorie büffeln, wenn es auch praktisch geht? Die Informationen besorgen sich die Tüftler-Teenies in YouTube-Tutorials.

Philipp Mickenbecker, †2021. Die Doku «Philipp Mickebecker REAL LIFE» läuft aktuell in deutschen und Schweizer Kinos und Kirchen. Infos: mickenbecker.film


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HOFFNUNG FINDEN SCHON HEUTE «Meine grösste Hoffnung ist zu wissen, dass das Leben weitergeht», sagte der todkranke Philipp Mickenbecker (siehe Artikel links). Woher diese hartnäckige Hoffnung? Sie entspringt Philipps Glauben, dass Jesus Christus den Tod überwunden hat. Philipp war klar: Das gilt auch mir. Der Tod hat nicht das letzte Wort. Diese Hoffnung gilt allen Menschen!

KRASSER TAUSCH

Damit wir leben können, nahm Jesus Christus den Tod am Kreuz auf sich. Er gab sein Leben für unseres. Doch dabei blieb es nicht. Jesus wurde durch die Kraft von Gottes Geist von den Toten auferweckt. Nun erhalten alle, die ihre Hoffnung auf Christus setzen, Leben in neuer Qualität.

UNBEZAHLBARES GESCHENK

Diese Hoffnung gilt auch Ihnen. Sie kann nicht gekauft werden, sie ist ein Geschenk. Und weil Christus heute noch lebt, dürfen auch wir aufleben und uns betend an ihn wenden. Zum Beispiel so: «Jesus Christus, danke, hast du dein Leben hingegeben, damit auch ich an deinem Auferstehungsleben teilhaben kann. Ich will dieses Leben entdecken und dich kennenlernen. Vergib mir, wo ich nicht nach dir gefragt oder auf dich gesetzt habe. Erneuere mich durch deinen Geist.» Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Entdecken und Erleben, wer und wie Gott ist. Suchen Sie sich andere Menschen, die Jesus lieben, z. B. in einer lokalen Kirche. In jeder Lebenslage bleibt Jesus bei Ihnen. Sie sind nie allein!

KONTAKT

E-Mail: Online: Telefon:

info@hope-schweiz.ch www.hope-schweiz.ch/ihre-frage 0848 737 737

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Haben Sie Fragen zum christlichen Glauben? Brauchen Sie ein offenes Ohr? Melden Sie sich bei der anonymen Beratungsstelle von Hope und Livenet.

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Marco Muntwyler

Hat das Leben mehr zu bieten? Leisten, Geld verdienen und glücklich sein. Zu Beginn seines Studiums tauchten bei Marco Fragen über dieses Lebenskonzept auf. Bei einem Alphalive fand er Antworten und einen Sinn für sein Leben. Seine Suche führte zu echter Freude und einer neuen Lebensbestimmung.

Jeder Mensch hat Fragen. Und jeder Mensch sollte die Möglichkeit bekommen, Fragen zu stellen, seine Meinung zu sagen und den Glauben zu entdecken. Alphalive ist eine Serie von interaktiven Treffen über die Basics des christlichen Glaubens. Überall auf der Welt findet Alphalive statt: in Cafés, Kirchen, Schulen, Universitäten, in Wohnzimmern, online und sogar in Gefängnissen. Egal wo: Bei jedem Treffen erlebt man Gastfreundschaft, hört einen Input und kommt über das Thema ins Gespräch.

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alphalive.ch/story

Mehr Stories:

Viel lernen, gute Noten schreiben und zu den Besten gehören. Das gab mir Bestätigung und Sicherheit im Leben. Eine Karriere im Rechtswesen sollte es werden. Doch mit Anfang zwanzig spürte ich eine innere Leere: Trotz vieler Erfolge fragte ich mich: Warum tue ich mir das an? Wem muss ich etwas beweisen? Was will ich mit meinem Leben erreichen? In dieser Zeit zerbrach die Beziehung zu meiner damaligen Partnerin. Geld verdienen, Haus bauen, Familie gründen – das alles schien plötzlich weit weg. Ich verlor Orientierung und Freude in meinem Leben. Ein Kollege lud mich zu einem Alphalive ein. Er versprach mir gutes Essen und Diskussionen über die Fragen des Lebens. Also ging ich hin. Mein Mut hat sich gelohnt! Während dem Alphalive erlebte ich, wie lebensnah der Glaube ist. In der Bibel fand ich Antworten auf Fragen, die mich beschäftigten. Bis dahin sah ich keine Relevanz von Gott für meinen Alltag. Nun erkannte ich, wie sehr sich Jesus für die Menschen interessiert. Ich wollte herausfinden, ob das auch für mich gilt. So gab ich Gott eine Chance und liess mich auf das Abenteuer mit ihm ein. Jesus schenkte mir eine neue und wunderbare Sicht auf mein Leben. Je mehr ich seine Nähe erlebte, desto grösser wurde meine Freude. Ich entschloss mich, anstatt einer Karriere im Rechtswesen meinem Herzen zu folgen. Nun schliesst sich der Kreis. Anfang Mai übernahm ich die Leitung von Alphalive Schweiz. Ich wünsche mir, dass die Menschen die Freude und Hoffnung erleben, die mir zum Segen wurde.

Alphalive in Ihrer Nähe finden und weitere Stories entdecken: alphalive.ch


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KIRCHEN HERZLICH WILLKOMMEN!

Reusstal

Sie wollen mit Menschen aus Ihrer Region in Kontakt treten, die ihre Hoffnung im Leben auf Jesus setzen? Dann empfehlen wir Ihnen den Besuch eines Gottesdienstes. Wenn Sie allgemeine Fragen zum christlichen Glauben haben, stellen Sie uns diese gerne per Mail an info@hope-schweiz.ch. Ihre Anfragen werden in einem vertraulichen und anonymen Rahmen beantwortet.

KONTAKTANGABEN UND AKTUELLE ANGEBOTE:

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www.hope-reusstal.ch/adressen

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STATEMENTS ÜBER HOFFNUNG

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HOFFNUNG BEDEUTET FÜR MICH …

JAN, OLTEN

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«Hoffnung bedeutet für mich, den Glauben an ein Ziel im Leben zu haben, beispielsweise die Berufslehre abzuschliessen, um später zu studieren und Wirtschaftsingenieur zu werden. So will ich in dieser Branche die Arbeitsbedingungen zum Besseren verändern. Das gibt mir Hoffnung, jeden Morgen aufzustehen.»

«Hoffnung bedeutet für mich, an das Gute zu glauben und nicht aufzugeben, auch wenn alles um mich herum ‹Nein!› schreit. Hoffnungsstärkende Momente wie gemeinsames Singen von Gospels sind Sauerstoff für meine Seele.»

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CHRISTINA, BUBIKON

LIA, WITTENWIL

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«Hoffnung bedeutet für mich eine positive Erwartung an die Zukunft.»

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«Hoffnung bedeutet für mich Glaube, Sport und Familie.»

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RAPHAEL, NEUENHOF

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DORLI, ADELBODEN

MESERET, OLTEN «Hoffnung bedeutet, ein Ziel im Leben zu haben, dieses zu verfolgen und zu erreichen.»

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«Hoffnung bedeutet für mich … … dass ich jeden Tag hier auf der Erde so viel Kraft bekomme, wie ich brauche. … meine Zuversicht auf ein ewiges Zuhause bei Gott im Himmel. … dass alle meine Kinder den Weg mit Gott einschlagen und ihr Leben mit ihm leben.»


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