Regiozeitung Hope-Solothurn 2023

Page 1

SOLOTHURN

SEITEN 8 – 9

MUSKELMANN UND MENTOR

Stephan Bernhard bahnte sich übers Boxen seinen Weg zum selbstständigen Sportmanager.

SEITEN 4 – 6

UMSICHTIG UND UNERSCHROCKEN

Bundesrätin Viola Amherd über Krisen, Klimawandel und Kraftquellen.

SEITEN 20 – 21

LIEDTEXTE MIT TIEFGANG

Wie der Liedermacher Tinu Heiniger von seinen Grosseltern geprägt wurde.

SEITEN 22 – 24

HIRNCOACH BARBARA STUDER

SEITE 7

FOTO-WETTBEWERB: MITMACHEN & GEWINNEN

SEITE 19

JA-MENSCH MARKUS MÜLLER

REGIOZEITUNG
Nr. 9 www.hope-solothurn.ch Shutterstock

FREUDENSPRÜNGE

«Hope», (dt. «Hoffnung»), kommt aus dem altenglischen «hoppen» und steht für hüpfen, vor Freude springen. Was passt besser zu unseren nationalen und regionalen Hoffnungsgeschichten?!

Heftig übers Wasser «hüpfte» auch einmal Bundesrätin Viola Amherd, wie sie auf den Seiten 4 – 6 verrät und im Interview persönlich über Hürden und Hoffnung in Land und Politik berichtet. Gut gelaunt durch die Landschaft springt Kilian Imhof, Elite-Cheftrainer des Schweizer OL-Verbandes –zurzeit in Vorfreude auf die WM in Flims Laax (Seiten 14 – 15).

Als Neuropsychologin und Inhaberin von hirncoach.ch ist Barbara Studer mit einem hirnverletzten Mann herausgefordert. Ihr simpler, nachhaltiger Tipp für Entspannung und mentale Gesundheit: Spazieren im Wald. Hirncoach.ch-Botschafter Adolf Ogi bereichert den Beitrag auf Seite 22 mit Hoffnungsgedanken.

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und ermutigende Impulse zu den grossen Fragen des Lebens!

HERAUSGEBER

Diese Zeitung wurde durch die Redaktion von Livenet mit Sitz in Bern gemeinsam mit lokalen Kirchen, Unternehmen und Partnern realisiert. Insgesamt erscheinen im Jahr 2023 in über 40 Regionen der Schweiz HopeZeitungen (www.hope-schweiz.ch).

REDAKTION

Florian Wüthrich (fw.)

Mirjam Fisch (mf.)

Markus Hänni (mhä.)

Markus Richner-Mai (mrm.)

Manuela Herzog (mhe.)

Christian Stricker (cs.)

Rebekka Schmidt (rs.)

LAYOUT

Andrina Mosimann

Roland Suter

AUFLAGE 11'000

2 HOPE NR.9
FLORIAN WÜTHRICH Chefredaktor Hope
IMPRESSUM

EDITORIAL: CLAUDIA DAHINDEN

PFEIFEN UND FLÜSTERN

INSPIRATION VERLEIHT FLÜGEL!

MUSIKERIN CLAUDIA DAHINDEN KANN DAVON VIELE LIEDER

SINGEN. IHRE BERUFUNG ALS

AUTORIN VERKNÜPFT SIE NACHFOLGEND MIT BELEBENDEN PFINGSTGEDANKEN.

Im Januar 2012 klimperte ich auf meinem Keyboad herum, als mir aus heiterem Himmel eine Idee kam. Ich könnte eine CD mit meinen Lieblingssongs aufnehmen und dazu Texte schreiben. Der Gedanke löste ein Prickeln in meinem Hinterkopf aus und erweckte einen alten Traum zum Leben: Eine Berufung als Autorin.

Erwacht war auch mein innerer Kritiker. Warum sollte es von mir ein Buch brauchen? Die Schlacht der Gedanken tobte auf einem Spaziergang weiter. Grübelnd sah ich einem Milan nach, der eben sein Pfeifen von sich gab und hörte plötzlich diesen Satz in meinem Kopf: «Ich habe dich geschaffen, zu fliegen.» Und ich wusste, was mit «fliegen» gemeint war.

Gott hat an jenem Tag durch seinen Geist zu mir gesprochen, und das feiern wir an Pfingsten: Gottes Geist, der auf die Menschen kam. Ich erlebe ihn als leise Stimme, die mir in unsicheren Zeiten Klarheit, in der Überforderung Kraft und in dunklen Stunden Hoffnung schenkt: Hoffnung auf Heilung oder die Wiederherstellung einer Beziehung; manchmal auch nur, dass Schmerz und Trauer sich ertragen lassen. Immer aber die Zuversicht, dass Gott mit mir ist. In diesem Sinne: Frohe Pfingsten und Gott mit Ihnen! zVg.

BUCHVERLOSUNG

Claudia Dahindens «Uhrmacherin»-Saga spielt im Grenchen des späten 19. Jahrhunderts; einer Zeit des industriellen Aufbruchs und der Glaubenskonflikte. Eine spannende Mischung aus Krimi und historischem Roman im Uhrenmetier rund um eine junge Frau, die im Uhrendorf ihre Bestimmung sucht. Band 3 erscheint im Dezember 2023.

Wir verlosen je 5x SIGNIERTE «UHRMACHERIN»BÄNDE!

der bereits erschienenen Exemplare.

HOPE NR.9 3
Teilnahme unter: hope-solothurn.ch/event
JETZT
GEWINNEN!
CLAUDIA DAHINDEN, Autorin aus Grenchen

VIOLA AMHERD

«ICH KANN MICH AUCH

MAL AUFREGEN …»

Name: Viola Amherd

Alter: 60 Jahre

Wohnort: Brig-Glis (VS)

Beru iches: Jusstudium, Notarsdiplom, Anwaltspatent

Seit 2019 sitzt die Walliserin Viola Amherd für die Mitte im Bundesrat. Im Gespräch mit Hope-Redaktor Markus Hänni verrät die erste Verteidigungsministerin der Schweiz, was ihr Sorgen bereitet und Hoffnung schenkt.

HOPE: Sie sind die erste Verteidgungsministerin der Schweiz. Macht Sie das stolz?

Viola Amherd: Stolz ist das falsche Wort. Es macht mir Freude, Ideen einzubringen und mit anderen zusammen Projekte umzusetzen, die der gesamten Bevölkerung dienen. Ich kann in meiner Funktion vieles bewirken.

Als Vorsteherin des VBS sind Sie Chefin eines eher von Männern geprägten Departements. Sie haben nie Militärdienst geleistet. Fühlen Sie sich trotzdem akzeptiert?

Auf jeden Fall, ich bin viel o ener aufgenommen worden als gedacht. Es war für alle neu, eine Frau an der Spitze zu haben. In der Armee nden sich tatsächlich nicht

viele Frauen. Ich liebe Herausforderungen, habe die Dossiers gut studiert, mich in die emen eingearbeitet und mit den Leuten das Gespräch gesucht. Man merkte schnell, dass ich Interesse zeige und mich einsetze, dass es mir um die Sache geht und darum, gemeinsam etwas zu erreichen. Auch wenn wir nicht immer überall gleicher Meinung sind oder ich neue Aspekte einbringe, wurde dies bisher positiv aufgenommen.

Seit Ausbruch des Ukraine-Kriegs rüsten viele Staaten auf. Sind dadurch andere Bedrohungen, etwa Angst um Versorgungssicherheit und Klimawandel, in den Hintergrund gerückt?

Ich denke nicht. Sicherheit muss gesamthaft verstanden werden. Mein Departement, das VBS, ist für Landesverteidigung

und Bevölkerungsschutz zuständig. Das Energiedepartement zum Beispiel für die Energieversorgung oder das Wirtschaftsdepartement für den Nachschub an lebenswichtigen Gütern. Keinesfalls darf man eine Gefahr gegen eine andere ausspielen. Alles hängt miteinander zusammen, auch der Klimawandel und die Sicherheit. Wenn durch den Klimawandel mehr Unwetter oder Naturkatastrophen eintreten, wirkt sich dies direkt auf mein Departement aus. Dann muss das Bundesamt für Bevölkerungsschutz mit der Armee bei der Bewältigung von Naturereignissen mithelfen. Wir sind gut beraten, wenn wir versuchen, uns in allen Bereichen vorzubereiten, die Zusammenhänge zu verstehen und unser Möglichstes zur Prävention zu tun.

HOPE NR.9 4
VBS/DDPS André Scheidegger

In der jährlichen Sorgenstudie von moneyland.ch vom April 2022 rangiert der Ukraine-Krieg auf Platz 1, gefolgt vom Klimawandel. Nehmen Sie die Ängste der Bevölkerung wahr? Und wie antworten Sie darauf?

Ich teile die Sorgen der Bevölkerung. Ich bin auch Teil der Bevölkerung und stehe regelmässig im Austausch mit den unterschiedlichsten Leuten. Am allerwichtigsten erachte ich, gut zu informieren, was der Bund unternimmt, um Land und Leute vor Gefahren zu schützen. Hier braucht es O enheit und Transparenz. Unser Land verfügt über hervorragende Strukturen und gut funktionierende Organisationen. Mit einem unmittelbaren militärischen Angri müssen wir aber nicht rechnen. Das ist so und das darf man auch so sagen.

steuer geben. Momentan erlebe ich unsere Gesellscha als solidarisch, man hil sich und ist rücksichtsvoll. Wichtig ist, dass wir weiterhin o en und respektvoll aufeinander zugehen und im Dialog bleiben, auch wenn sich Meinungen oder Lebenseinstellungen nicht decken.

Sei dies, indem wir versuchen zu vermitteln oder durch Friedensförderungs-Einsätze der Armee und Humanitäre Hilfe. Unsere Armee war eine der ersten ausländischen Organisation, die medizinisches Material und andere Hilfsgüter in die Ukraine brachte. Meine Ho nung ist, dass wir uns weiterhin global für Frieden und Stabilität einsetzen. Dafür mache ich mich stark.

Was gibt Ihnen persönlich Hoffnung im Leben?

Der Zusammenhalt in der Gesellscha während der Covid-Pandemie hat mich beeindruckt. Wenn ich sehe, dass man sich gegenseitig unterstützt, solidarisch ist und jenen hil , die es am nötigsten haben, dann gibt mir das Ho nung, auch für die Zukun .

Und wer sind für Sie die Hoffnungsträger dieser Welt?

Drittens, der Klimawandel und die gesamte Umweltthematik. Ich mache mir Sorgen um den Erhalt der Biodiversität und um die nachkommenden Generationen, die vielleicht nicht mehr in einer intakten Umwelt leben können.

Ho nungsträger sind für mich all die Menschen, die sich um andere kümmern.

Immer wieder hört man Stimmen, die vor einem möglichen Atomschlag warnen.

Ja, diese Angst besteht, das zeigen zahlreiche E-Mails und Briefe aus der Bevölkerung. Auch hier sind wir vorbereitet und strukturell gut aufgestellt. Mit unserer nationalen Alarmzentrale, die gemeinsam mit der Internationalen AtomenergieAgentur ständig Messungen vornimmt und Abklärungen tri , erfahren wir früh, wenn irgendwo ein nukleares Ereignis eintreten sollte. Das gibt uns zeitlichen Spielraum, unsere Massnahmen zu tre en. Es sind Krisenstäbe im Einsatz und im Notfall sind wir handlungsbereit. Aber wir wissen natürlich auch, dass man nie alles hundertprozentig im Gri haben kann.

Welche drei Punkte stehen auf Ihrem persönlichen Sorgenbarometer zuoberst?

Erstens der Ukraine-Krieg. Er betri mich in meiner Funktion und persönlich sehr stark. Es ist himmeltraurig zu sehen, was die Bevölkerung durchmachen muss. Auch die Auswirkungen auf die Stabilität weltweit, insbesondere auf Europa, sind gravierend. Zweitens liegt mir der Zusammenhalt in unserer Bevölkerung sehr am Herzen. Die politische Polarisierung, wie zum Beispiel in den USA, belastet die Gesellscha . Meine Sorge ist, dass dieser Trend auch die Schweiz zunehmend erfasst. Hier müssen wir Gegen-

Von den Sorgen zur Hoffnung: Haben Sie angesichts der geopolitischen Situation noch Hoffnung auf eine Welt in Frieden?

Ich denke, man muss realistisch bleiben. Dass es irgendwann weltweit keine Konikte mehr geben wird, darauf kann man nicht ho en. Die Schweiz leistet international einen wichtigen Beitrag für den Frieden.

Bei Ihrer Vereidigung im Dezember 2018 beriefen Sie sich auf Gott und die Dreifaltigkeit. War das für Sie ein Ritual oder hatte es eine tiefere Bedeutung?

HOPE NR.9 5
«Am allerwichtigsten erachte ich, gut zu informieren, was der Bund unternimmt, um Land und Leute vor Gefahren zu schützen.»
«Ho nungsträger sind für mich all die Menschen, die sich um andere kümmern.»
«Wichtig ist, dass wir weiterhin o en und respektvoll aufeinander zugehen und im Dialog bleiben, auch wenn sich Meinungen oder Lebenseinstellungen nicht decken.»
Aufmerksam und aufgeschlossen: Viola Amherd im Interview. Livenet, Florian Wüthrich

Es ist ein Ritual, das dazugehört, aber für mich auch eine Bedeutung hat. Gerade wenn man ein Amt mit einer solchen Verantwortung antritt, ist es wichtig, sich der Unterstützung von oben bewusst zu sein.

ZUR PERSON

Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Ihrer Heimatstadt Brig (VS)? Irgendwo in Brig-Glis. Dort gibt es so viele schöne Plätze, ich möchte mich nicht auf einen festlegen.

Wie entspannen Sie sich nach einem anstrengenden Tag? Am liebsten auf dem Bike, beim Spazieren oder mit Musik hören.

Welches Buch liegt aktuell auf Ihrem Nachttisch? «Die Verlockung des Autoritären» von Anne Applebaum.

Auf welche App möchten Sie auf keinen Fall verzichten? Natürlich auf swisstopo und Alertswiss aus meinem Departement.

Wofür sind Sie in Ihrem Leben dankbar?

Für meine Gesundheit und die Unterstützung durch meine Familie und meinen Freundeskreis, ohne die ich meine Funktion nicht ausüben könnte.

Was war bisher Ihre mutigste Tat?

Ernstha : wahrscheinlich meine Kandidatur für den Bundesrat. Weniger ernsthaft, dass ich mich von einem Regionalfernsehen zum Wakeboarden auf dem unersee überreden liess. Ich wusste nicht genau, was das ist und dachte, es würde schon irgendwie gehen. Doch das Ganze endete mit einer Zerrung.

Woher nehmen Sie die Kraft für Ihre vielfältigen Herausforderungen?

Die Grundkonstitution ist sicher zentral. Ich habe grosses Glück, dass es mir gesundheitlich und mental gutgeht. Ein weiterer, wichtiger Faktor ist das Umfeld. Meine Familie und mein Freundeskreis unterstützen mich und geben mir einen sicheren Rahmen. Ich kann mich auch mal aufregen, ohne dass das am nächsten Tag in der Zeitung steht. Auch in der Natur erhole ich mich und tanke Kra . Wenn ich am Wochenende Zeit habe, ins Wallis zurückzukehren, dann gehe ich wandern, biken oder im Winter Ski fahren.

Welchen Stellenwert hat heute Ihrer Meinung nach die Kirche?

Für viele Menschen ist die Kirche wichtig, da sie hier und insbesondere im Glauben Halt nden.

«Habe ich einmal ein eies Wochenende, gehe

in die Natur oder bleibe bei schlechtem Wetter zu Hause.»

Sind Sie privat in der Kirche anzutreffen?

Ja, das bin ich, wenn ich für einen Moment innehalten möchte oder irgendwelche Anlässe erfreulicher oder weniger erfreulicher Art stattfinden. So gesehen bin ich regelmässig in der Kirche, auch wenn ich nicht jeden Sonntag den Gottesdienst besuche. Habe ich einmal ein freies Wochenende, gehe ich gern in die Natur oder bleibe bei schlechtem Wetter

«Feste wie Weihnachten oder Ostern verbinde ich mit dem Namen Jesus Christus und denke dabei an den Ursprung, auf dem alles aufgebaut ist.»

Welche Bedeutung hat der Name Jesus Christus für Sie?

Dieser Name hat für mich eine sehr weitläu ge Bedeutung. Ich bin im katholischen Glauben aufgewachsen und habe alle Elemente wie Taufe, Erstkommunion und Firmung mitgemacht. Feste wie Weihnachten oder Ostern verbinde ich mit dem Namen Jesus Christus und denke dabei an den Ursprung, auf dem alles aufgebaut ist.

Viola Amherd, vielen herzlichen Dank für das Gespräch! (mhä.)

HOPE NR.9 6
ich gern
Eine Bundesrätin, die Herausforderungen liebt. VBS/DDPS André Scheidegger

FOTOWETTBEWERB

WIR SUCHEN AUCH 2023 DAS SCHÖNSTE LANDSCHAFTSBILD AUS IHRER REGION. DURCHSTÖBERN SIE IHRE ARCHIVE ODER FANGEN SIE FÜR UNS TAUFRISCHE MOTIVE EIN! ES GIBT WIEDER ETWAS ZU GEWINNEN!

«BEI UNS LAG NOCH NEBEL ...»

..., erzählt Daniela Gerber aus Rüderswil. Kaum waren die Kinder aus dem Haus, packte die Familienfrau und Hobbyfotogran ihre Kamera, marschierte an ihren Lieblingsort und wartete auf «den perfekten Moment». Damit schoss sie das Siegerbild unseres Fotowettbewerbs 2022. Wir gratulieren herzlich!

AKTUELLER WETTBEWERB

Unser Land ist wunderschön. Sicher kennen auch Sie schmucke Flecken in Ihrer Umgebung. Wenn Sie Auge und Talent besitzen, die Idylle mit Ihrer Kamera einzufangen, sind Sie unsere Frau/unser Mann!

Mit etwas Glück wird Ihr Sujet in einer unserer Regiozeitungen als Poster verö entlicht. Ein bisschen mehr Glück – und Sie gewinnen unseren Hauptpreis: einen Gutschein für ein Wandbild von Pro -Fotograf Martin Mägli (www.naturbild.ch) im Wert von CHF 350.–.

TECHNISCHE BILDVORGABEN

– Bildau ösung: 300 dpi bei Format A3 – Querformat wird bevorzugt

TEILNAHMESCHLUSS

Senden Sie uns maximal zwei Landscha sfotos von Ihnen (keine übermässige Photoshop-Bearbeitung und nur Bilder aus der Schweiz) bis Ende Dezember an wettbewerb@hope-schweiz.ch.

Vergessen Sie bitte nicht, den Betre «Hope-Fotowettbewerb» sowie folgende Angaben zu vermerken: Vorname, Name, Region, Aufnahmeort und -datum des Fotos!

HOPE NR.9 7
Daniela Gerber
MITMACHEN & GEWINNEN! SIEGERFOTO UND BESCHRIEB AUF DEN SEITEN 16/17.
zVg.
Livenet

HARTES TRAINING, WEICHES HERZ

Den eigenen Traum aufgeben, und helfen, dass andere ihn verwirklichen – das ist für Stephan Bernhard Schicksal und Glück zugleich. Der selbstständige Sportmanager und Berufstrainer übers Durchbeissen im eigenen und im Leben allgemein.

Boxer werden, das war der grosse Kindheitstraum von Stephan Bernhard aus Bettlach. Den Segen seiner Mutter bekam er nicht, aber er gab seinen Traum nicht auf. Kaum war die Schulzeit beendet, begann Stephan mit dem Box-Training. Seine Leidenschaft für diesen Sport sollte bald jäh enden –zumindest vorläufig …

Unfall mit Folgen

Nur zwei Saisons lang hatte Bernhard seinen Traum leben können. Damals gerade mal 20 Jahre jung, erinnert er sich an die einschneidende Zeit: «Als Maurer im dritten Lehrjahr hatte ich einen schweren Arbeitsunfall. Dabei erlitt ich einen Schädelbruch und ein Schädel-Hirn-Trauma, schwebte einige Tage zwischen Leben und Tod.» In der Folge musste Stephan seinen Traumsport aufgeben. Das war hart für ihn, er haderte mehrere Jahre mit seinem Schicksal. Trotz dieses brutalen Rückschlags lebte der Traum vom Boxen in Stephan weiter. Irgendwann begann er, die Situation zu akzeptieren und seine Möglichkeiten auszuloten. «So kam es, dass ich sehr jung Trainer wurde. Ich bildete mich nicht nur im Boxen ständig weiter, sondern auch im Bereich Kraft/Athletik», erzählt Stephan. Dabei

zeigte sich seine Begabung, das Potenzial in Menschen zu erkennen und sie zu fördern.

Die Berufung gefunden Aus heutiger Sicht brauchte es die durch den Unfall erzwungene Wende, damit Stephan zur Rolle als Trainer fand. Darin erkannte er seine wahre Berufung, blühte auf und der Erfolg blieb nicht aus: Von 2000 bis 2006 trainierte er Dina Burger, die 2005 WMSilber gewann. Bis 2010 war Stephan zudem Trainer der Schweizer Nationalmannschaft und brachte sich in späteren Jahren als Chef Leistungssport und Prüfungsexperte Trainerbildung für Swissboxing ein.

schule seinen Charakter und gewinne Kapital fürs Leben. «Durchhaltewil len, Biss und Fairness möchte ich hierbei beto nen», sagt Stephan und fügt an: Jeder und jedem, die Men schen einstellen und führen, seien sportbegeisterte Anwärter und Anwärterinnen empfohlen. Wer im Sport durchbeissen kann, der gibt auch im Leben nicht so rasch auf!»

Sport formt den Charakter «Boxen im Speziellen und Sport im Allgemeinen reflektieren für mich das richtige Leben», erklärt Stephan und beschreibt dies mit «kämpfen, umfallen, wieder aufstehen, weiterkämpfen ...». Wer im Sport längere Zeit hart und diszipliniert trainiere, der

Im Tränen meer Glaube und Religion waren in Stephans Herkunfts familie kein Thema gewesen. «Ich hatte nie das Gefühl, einen Gott zu brauchen, es ging mir ja gut», kommentiert Stephan. Damals

8 HOPE NR.9
«Kämpfen, umfallen, wieder aufstehen, weiterkämpfen ...»
André Berger STEPHAN BERNHARD

Heute trainiert Stephan, der im Februar 2020 das eigene Unternehmen BEST TRAINING GmbH gründete, Athleten aus verschiedenen Sportarten im Leistungssport. Auch Einsteiger und Breitensportler mit unterschiedlichen Zielen betreten seine Trainingshalle in Grenchen, um im Sport und im Leben weiterzukommen.

Sport- und Menschenfreund

Ob Kunden oder seine Kinder: Menschen zu ermutigen und sie darin zu unterstützen, zu entdecken, was ihn ihnen steckt, dafür schlägt sein Herz. Auch wenn sein Kindheitstraum nicht in Erfüllung ging, sagt Stephan zurück- und vorwärtsblickend: «Ich habe viel mehr gefunden und erreicht, als ich mir je hätte erträumen können. Ein Leben ohne Jesus ist für mich unvorstellbar. Bei ihm finde ich Kraft und Halt, in guten und in herausfordernden Zeiten.» (mrm.)

Name: Stephan Bernhard

Familie: Verheiratet, zwei Kinder Wohnort: Bettlach

ZUR PERSON

Meer oder Berge? Berge

Käse oder Fleisch?

Beides. Mein Lieblingsessen ist Fondue, aber auch einer Bratwurst bin ich sehr zugetan.

Altbekanntes oder Neues?

Sowohl als auch. Neues ist auf den ersten Blick interessanter. Oft ist es aber einfach Altbekanntes (alter Wein) verpackt in neuen Schläuchen.

Glas eher halbvoll oder halbleer?

Halbvoll: Logisch! Als Unternehmer und Christ ist das Glas immer halbvoll.

Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty?

Heimlich altern. Partys überlasse ich anderen.

9 HOPE NR.9
«Ein Leben ohne Jesus ist für mich unvorstellbar. Bei ihm finde ich Kraft und Halt, in guten und in herausfordernden Zeiten.»
André Berger

JASMIN GRABER

«DAS ATELIER IST MEIN KRAFTRAUM»

Name: Jasmin Graber

Alter: 23 Jahre

Wohnort: Basel

Jasmin Graber (23) ist Theologiestudentin und Jugendarbeiterin in der Thomaskirche Basel. In ihrem jungen Leben kennt sie mehrere Krisenzeiten, jedes Mal begegnet ihr Gott. Dadurch reift Jasmins Vertrauen zu ihm. Ebenso der Mut, ihrem Glauben Ausdruck zu verleihen: mit dem Pinsel, im Predigen oder Dialog mit Menschen.

Jasmin Graber wächst ohne Bezug zum christlichen Glauben auf. Mit 13 erlebt sie eine dunkle Phase, fühlt sich deprimiert. Sie beginnt nach dem Sinn des Lebens zu suchen und wird o en für Gott. Beim Stöbern in einer Kinderbibel stösst Jasmin auf das «Vaterunser»-Gebet (MatthäusEvangelium, Kapitel 6, Verse 5–15). Sie spürt, dass mehr dahinterstecken muss. Kurz darauf träumt sie von Jesus: «Er stand mir gegenüber in einem Garten und rief meinen Namen. Augenblicklich erfasste mich eine

nie gekannte Liebe, die mein Herz und alles in mir durchdrang. Ich spürte Wärme, Geborgenheit und Zuwendung – diesen grossen Gott, der in meine kleine Welt hereinbrach.» Jasmin hat viele Fragen, sucht und ndet Antworten im Bibelunterricht der Heilsarmee.

Gebet holt Kollegin aus dem Koma Das Erleben im Verborgenen hat Ein uss auf ihr Leben gegen aussen. Während eines Schullagers plagen Jasmin Zweifel an ihrem

Glauben. Die damals 16-Jährige freundet sich mit einer anderen Teilnehmerin an, erfährt, dass diese in einer ähnlichen Situation steckt. An einem Abend fällt die Kollegin plötzlich ins Koma. Jasmin, die zu diesem Zeitpunkt am Lagerfeuer sitzt, spürt, dass sie die junge Frau umgehend aufsuchen

«Ich sagte: ‹Im Namen von Jesus Christus, komm zurück! › – und sofort schlug sie die Augen auf.»

soll. Als Jasmin sie im Zimmer au ndet, ist diese umgeben von anderen Jugendlichen und ringt um Lu . «Kurzerhand legte ich ihr mein Kreuz-Kettchen in die Hand und betete für sie. Ich sagte: ‹Im Namen von

HOPE NR.9 10
Livenet

Jesus Christus, komm zurück! › – und sofort schlug sie die Augen auf», erzählt Jasmin. Erneut hatte sich Gott ihr auf eindrückliche Weise gezeigt. Ihre Zweifel verpu en.

Berufung wird Beruf

Volljährig geworden fragt sich Jasmin, wo ihr Weg beru ich hinführt. Der Wunsch, ihren Glauben mit einem Kunststudium zu verbinden, scheint nicht realisierbar. Mit Gott an ihrer Seite o enbar sehr wohl! Jasmin erzählt: «An einem Sommertag lief ich an der omaskirche vorbei und las die Inschri an der Aussenmauer: ‹Des Herrn Wort bleibt in Ewigkeit›. Dabei spürte ich sehr stark Gottes Gegenwart. Kurzerhand fasste ich Mut, klingelte beim Pfarrer und fragte, ob ich bei ihm ein Praktikum machen könne… Tja, heute bin ich dort angestellt und studiere parallel am TDS ( eologischDiakonisches Seminar) in Aarau.» Auf die Frage, wie es ihr gehe, wenn sie anderen Menschen von ihrem Glauben erzähle, antwortet Jasmin: «Noch heute habe ich Herzklopfen. Ein Leiter erklärte mir einmal: ‹Jasmin, die Angst, die du spürst, ist nicht deine Angst, sondern die Angst des Feindes, der verhindern will, dass Gott wirken kann›. Mut ist nicht die Abwesenheit von Angst, es bedeutet, die Angst zu überwinden. Daran erinnere ich mich immer wieder und es ermutigt mich, die Begegnungen zu wagen.»

Kunst und Glaube

In ihrem Atelier, das sie sich im Keller der Kirche eingerichtet hat, verbringt Jasmin gern Zeit mit Gott: «Für mich ist es ein Kra ort, wo ich heimkommen und bei Gott ankommen kann, fernab vom Trubel des Lebens. Dass Gott in mir wohnt, das

berührt und begeistert mich. Gott hält mich ganzheitlich aus, ob ich lache oder weine. Er schämt sich nicht für mich, er rennt mir sogar auf halber Strecke entgegen», erzählt Jasmin – und man nimmt der strahlenden

Mutig sein, mutig leben und mutig glauben. In den Videos auf diesem YouTube-Kanal geht es um Geschichten mitten aus dem Alltag junger Menschen bis hin zu Diskussionen über Glaubensfragen.

Wenn Menschen Jesus begegnen, passiert etwas. Es verändert Leben. Heilungen passieren und Wunder geschehen. Jasmin erzählt, wie es für sie war, als sie Jesus kennengelernt hat und wie er ihr Leben verändert hat. Über die Kunst verarbeitet sie viele Dinge und ist voller Sehnsucht und Leidenscha , dass andere Menschen Jesus kennenlernen. So können auch mal ganz verrückte Dinge passieren.

jungen Frau jedes Wort ab. Beim Malen begegne ihr Gott, fährt sie fort. Früher habe sie sofort ein Resultat sehen wollen. Je länger, je mehr konnte sie sich davon lösen, bezeichnet das Ganze als langen Prozess, sagt: «Es geht nicht um das Ziel, sondern um den Weg. So ist es auch mit unserer Beziehung zu Gott. Wir sind zusammen auf dem Weg.»

Alltagsnahe Predigten

Oben im Gemeindesaal be nden sich nebst der Orgel auch Instrumente einer Band. «Wir sind eine Gemeinde, die auch Worship macht, also Anbetung mit moderner Musik. Es ist schön zu sehen, wie Traditionelles und Modernes hier in Harmonie nebeneinander existieren», stellt Jasmin fest. Als angehende eologin liebe sie es, zu predigen, die Bibel auszulegen und den Menschen etwas Brauchbares für ihren Alltag mitzugeben. «Gottesdienst ist viel

mehr als die eineinhalb Stunden am Sonntagmorgen. Die Kirche ist der Ort, an dem Himmel und Erde aufeinandertre en, wo eine Begegnung mit dem lebendigen Gott möglich wird, wo Spannungen sein dürfen und man gemeinsam um Meinungen, Weltanschauungen und Werte ringen darf; in alledem ist der Heilige Geist das verbindende Element.» (dh. / mhe.)

HOPE NR.9 11
Gott hält mich ganzheitlich aus, ob ich lache oder weine. Er schämt sich nicht für mich, er rennt mir sogar auf halber Strecke entgegen»
Diese Inschri auf der Mauer der omaskirche (BS) führte Jasmin Graber zu einer Anstellung als Jugendarbeiterin. BRAVE beLIFE
Livenet
Hier gehts zum Video mit Jasmin Graber!

«DIE GROSSEN AUFTRITTE BRAUCHE ICH NICHT»

Kilian Imhof aus Balterswil darf mit Fug und Recht als einer der erfolgreichsten Trainer im OL bezeichnet werden. Seit über 20 Jahren ist er persönlicher Betreuer des achtfachen Weltmeisters Daniel Hubmann. Auch mit der 23-fachen Weltmeisterin Simone Niggli-Luder durfte er seit ihrer Zeit als Juniorin jahrelang zusammenarbeiten.

Früher war er selbst ein starker Juniorenund Jugendläufer. Nach den ersten beiden Elitejahren stiess er aber körperlich an seine Grenzen. Was nun? Imhof setzte voll auf die Karte «Trainer».

Trainer an der Weltspitze

Mittlerweile ist Kilian Imhof 54-jährig, vierfacher Vater und Che rainer des EliteKaders des Schweizer OL-Verbandes. Als ausgebildeter Berufstrainer ist er persönlicher Betreuer der Weltmeister-Brüder

Daniel und Martin Hubmann und zu 70 Prozent von Swiss Orienteering, dem Schweizer OL-Verband, angestellt. Er sagt von sich selbst: «Ich bin kein Hero! Ich bin ein zuversichtlicher, o stiller Ermutiger im Hintergrund. Die grossen Au ritte brauche ich nicht!» Vieles geschieht im Verborgenen. Etwa einen Drittel seines Lebens verbringt er unterwegs in bis zu 14-tägigen Trainingslagern oder mit dem Begleiten von Wettkämpfen. Den grösseren Teil seiner Zeit ist er aber zu Hause, organisiert, plant, erledigt die Administration, kocht das Mittagessen als Hausmann und bereitet Geschä e für den Kantonsrat vor. Wie blickt Kilian Imhof heute auf seine sportliche Laufbahn zurück? Was ist ihm

Name: Kilian Imhof

Alter: 54 Jahre

Familie: verheiratet, vier Kinder

Wohnort: Balterswil

12 HOPE NR.9
KILIAN IMHOF
Orienteering Focus

wichtig im Leben? Christian Stricker traf den Hinterthurgauer zum Gespräch.

«Hope»: Kilian, als Trainer kann man kaum mehr erreichen als du, und doch wirkst du auf mich bescheiden. Inwiefern hast du «Demut» gelernt in Zusammenhang mit dem Abbruch der eigenen Karriere?

Kilian Imhof: Dieser Bruch war tatsächlich ein Schlüssel. Ich war sehr erfolgreich in meiner Juniorenzeit. Es gab Jahre, da habe ich fast alle Wettkämpfe gewonnen. Meine Vision war, Weltmeister zu werden. Doch dann machten meine Knie nicht mehr mit. O ensichtlich kam ich an Grenzen, und dann entdeckte ich, dass sich andere Türen ö nen … Damals spielte meine Mutter eine grosse Rolle. Sie war eine bescheidene, demütige Frau und hat die Menschen so akzeptiert wie sie sind. Von ihr erfuhr ich sehr viel Liebe und Unterstützung. Sie setzte grosse Ho nungen in mich, die sich teilweise auch erfüllten. Und sie hatte grosses Vertrauen in mich.

Was sind heute die Schlüsselfaktoren? Heute ist ebenfalls mein persönliches Umfeld ein wichtiger Aspekt für meine Ausgeglichenheit. Meine Frau unterstützt mich fast uneingeschränkt. Das gibt mir sehr viel Kra für die diversen Tätigkeiten. Auch die Familie, die Freunde und Grossvater zu sein, geniesse ich sehr. Da sehe ich konkret, wie das Leben weitergeht. Durch die guten Engel in meiner Biogra e habe ich zu einem Urvertrauen gefunden. Ich bin überzeugt, dass es da jemanden gibt, der uns behütet und unsere Tätigkeiten belohnt. Dieses Urvertrauen gründet im christlichen Glauben – «dein Wille geschehe, nicht mein Wille». Es gibt Leute, die denken: «Wenn ich alles gebe, so kann ich alles selbst erreichen!» Ich glaube zwar auch, dass es meine Aufgabe ist, das Beste zu geben. Aber am Schluss zu entscheiden, wie etwas herauskommt, das liegt nicht in meiner Macht, auch nicht in der Kra bestimmter Leute, sondern in der Hand eines Grösseren.

einen zeitraubenden Fehler. Er war auch an den eigenen Erwartungen gescheitert. Denn an der vorhergehenden WM hatte er in dieser Sta el die Bronzemedaille gewonnen. Jetzt wollte er Gold. Wegen ihm erreichte das Team schlussendlich lediglich den vierten Platz. Es war wichtig, das ganze Team zu motivieren, sich für diesen vierten Läufer einzubringen. Wir mussten ihn trösten, aufbauen, stützen, motivieren. Es gehört zum Alltag, dass auch einmal ein Wettkampf misslingt. Wir waren zwar enttäuscht, konnten so aber den Wettkampf abhaken. Aus den darau olgenden Einzelwettkämpfen resultierte dann ein Weltmeistertitel und eine beachtliche Teambilanz.

Ebene immer mehr Siege einstrich. Lange lief er im Schatten von Simone Niggli-Luder. Etwas vom Wichtigsten war jeweils, die Wettkämpfe sorgfältig auszuwerten und Konsequenzen daraus zu ziehen. Bis heute sind das für mich die wesentlichsten Besprechungen. Ich sprach Daniel damals aber auch zu: «Hab Geduld!» Denn wie gesagt: Es ist wichtig, sich auch über einen zweiten Platz freuen zu können. Ehrgeiz ist wichtig. Verbissenheit kommt nicht gut.

Inwiefern sind diese Erfahrungen eine Hilfe bei der Unterstützung der Athleten?

An der letzten WM waren wir in der Sta el auf Medaillenkurs. Aber dann machte der dritte Läufer dieser gemischten Vierersta el

Da gehört offenbar viel Coaching im mentalen und psychischen Bereich dazu ...

Auf jeden Fall. Und viel professionelle, harte Arbeit. Wir haben im Schweizer OL gute Strukturen aufgebaut und werden ausreichend unterstützt. Darum gehört die Schweiz seit der Jahrtausendwende zu den TopNationen der Welt. Das ist speziell. In den skandinavischen Ländern Schweden, Norwegen und Finnland ist der Orientierungslauf populärer und es gibt x-mal mehr Aktive. Möglichst professionelles Arbeiten mit viel Herzblut und Geduld ist entscheidend.

Daniel Hubmann lernte ich zum Beispiel als Junior kennen. Wir waren im selben Klub, er wohnte im Nachbardorf, in Eschlikon. Ich erlebte mit, wie er auf der internationalen

Und wie gehst du mit Athleten um, bei denen du erkennst, dass sie nie vorne an der Spitze mitmischen werden? Ich bin jemand, der grosse Ho nungen hat. Ich bin aber auch ein recht bodenständiger Realist. Es ist wichtig, der Wahrheit ins Auge zu schauen. Was liegt drin? Welches Potenzial habe ich? Wo sind meine Grenzen? Es gibt Athleten, die versuchen voll anzugreifen, merken dann aber, dass zu viele andere besser sind. Dann ziehen sie sich rechtzeitig aus dem Spitzensport zurück. Grundsätzlich ist es wichtig, ehrlich zu sein. Zudem sollte man seine eigene Person nicht zu wichtig nehmen. Wenn ich mit meinen Fähigkeiten in einer Sportart auf Weltklasseniveau arbeiten kann, ist es ein Privileg und ich bin dankbar dafür. Ich habe aber immer im Hinterkopf, dass mein Tun zwar für mich und mein Umfeld wichtig ist, für das Grosse und Ganze aber nur eine winzige Rolle spielt. (cs.)

OL-WM 2023 IN DER SCHWEIZ

Im Sommer 2023 wird Graubünden zum Zentrum des internationalen Orientierungslauf-Sports: Vom 11. bis 16. Juli 2023 werden in Flims Laax die OL-Weltmeisterscha en durchgeführt. Zeitgleich und in der Folgewoche gehen mehrere tausend Breitensportlerinnen und Breitensportler an der internationalen Swiss Orienteering Week selbst auf Postenjagd.

«Ich freue mich auf die anspruchsvollen Laufgelände rund um Flims», sagte der achtfache Weltmeister Daniel Hubmann aus Eschlikon bei der Medienkonferenz ein Jahr vor der WM. Bei Beginn der Wettkämpfe wird der urgauer sein 40. Lebensjahr vollendet haben und zu seinen 18. OL-Weltmeisterscha en antreten.

HOPE NR.9 13
«Durch die guten Engel in meiner Biogra e habe ich zu einem Urvertrauen gefunden.»
Orienteering Focus
«Ehrgeiz ist wichtig, Verbissenheit kommt nicht gut.»
Trainingsanweisungen mit Martin Hubmann, dem jüngeren Bruder von Daniel Hubmann.

Name: Alberta de Paiva

Alter: 53 Jahre

Familie: Verheiratet, drei Kinder Wohnort: Grenchen

PLÖTZLICH ERWACHSEN

Der Verlust ihres Bruders und kurz darauf des Vaters stellt das Leben von Alberta Paiva auf den Kopf. 12-jährig arbeitet die Dominikanerin hart, heiratet mit 15, kommt später verletzt und enttäuscht in die Schweiz. Hier ändert sich ihr Leben positiv –und bleibt herausfordernd.

Alberta de Paiva wird 1970 in der Dominikanischen Republik geboren und wächst mit zwei Brüdern und sechs Schwestern auf dem Land auf. Sie sagt: «Ich hatte eine sehr schöne Kindheit und immer alles, was ich brauchte.» Dennoch: Die Familie ist nicht auf Rosen gebettet. Der Vater arbeitet viel und hart, um seinen Kindern eine gute Schulbildung zu ermöglichen. Alberta erklärt: «Ich bin mit den Werten aufgewachsen, die mein Vater mir vermittelte, dazu gehörte Respekt gegenüber unseren Mitmenschen.»

Schmerzhafter Verlust

Als Alberta elf Jahre alt ist, stirbt plötzlich ihr älterer Bruder. «Er war der Rückhalt meines Vaters, seine rechte Hand», sagt

14 HOPE NR.9
ALBERTA DE PAIVA

zVg.

Alberta. Der Tod des Sohnes trifft den Familienvater schwer und er fällt in eine tiefe Depression.

Harte Arbeit

Von da an weht ein anderer Wind. Die älteren Geschwister leben in der Stadt und studieren dort. Alberta bleibt mit ihrer Mutter und zwei kleineren Schwestern auf dem Land. Alberta unterstützt ihre Mutter in der Landwirtschaft, arbeitet auf der familieneigenen Kaffeeplantage und kümmert sich um die Tiere. Mit nur zwölf Jahren muss sie plötzlich erwachsen werden. Rückblickend sagt sie: «Ich tat das alles sehr gern. Ich war stolz darauf, meiner Mutter helfen zu können. So lernte ich früh, zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen.»

«Ich tat das alles sehr gern. Ich war stolz darauf, meiner Mutter helfen zu können. So lernte ich früh, zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen.»

Neues Land und Leben … Mit nur 15 Jahren heiratet Alberta. Ihre Mutter zieht mit den Schwestern in die Stadt, Alberta bleibt bei ihrem Mann und bekommt bald einen Sohn, der heute 33 Jahre alt ist. Doch die Ehe hält nur wenige Jahre. Sie zieht zurück zu ihrer Mutter, die ihre Tochter bei der Betreuung und Erziehung des Jungen unterstützt. Alberta ist oft ausser Haus und arbeitet viel. Als eine ihrer Schwestern, die in der Schweiz lebt und verheiratet ist, sie in den Ferien einlädt, fliegt die junge Mutter für drei Monate zu ihr. «In dieser Zeit lernte ich meinen heutigen Mann kennen», erzählt Alberta. Nachdem sie die Formalitäten in ihrer Heimat geregelt hat, stehen der Heirat mit Carlos und einem Leben in der Schweiz nichts mehr im Wege. Alberta sagt: «Ich bin Gott sehr dankbar für meinen heutigen Mann, ein wunderbarer, verantwortungsbewusster Mann, der mich seit Beginn unterstützt.» Alberta und Carlos werden Eltern von zwei Kindern, ihre Tochter ist heute 26, der Sohn 20 Jahre alt. Damals ist Alberta glücklich und versorgt. Nichts scheint ihr Leben trüben zu können.

… mit düsteren Schatten

Nach der Geburt ihrer Tochter 1997 holt

beste Alternative. Heute weiss ich, dass dem nicht so war.»

Halt, Hilfe und Herzeleid

In jener Zeit hört Alberta erstmals von Jesus. Sie erzählt: «Eine Freundin von mir fand zum Glauben an Jesus. Sie besuchte regelmässig eine Kirche und brachte sich dort ein. Und sie sagte zu mir: ‹Komm zu Jesus, damit er dir hilft, Ruhe zu finden. Nur er kann dir bei dem helfen, was du durchmachst!›» Alberta wird neugierig und begleitet ihre Freundin zu einem Gottesdienst. Dort begegnet sie Jesus und lernt, ihre Sorgen und Probleme bei ihm abzugeben. Derweil wird die Beziehung zu ihrem Sohn immer schwieriger. Er fühlt sich von seiner Familie ungeliebt und abgeschoben. Alberta erinnert sich: «Es waren Jahre des Kampfes und der Tränen. In dieser Zeit wurde mein Glaube fester und tiefer. All das half mir, nicht aufzugeben und weiterhin zu vertrauen, dass Gott mich nicht fallenlassen wird.» Ihre Freundin aus der Kirche ist Alberta damals ebenfalls eine grosse Stütze.

Mode, Menschen und Mut

Bald darauf findet auch ihr Mann zum Glauben an Jesus, die beiden jüngeren Kinder wachsen in der Gemeinde auf. Seit mittlerweile 18 Jahren gehört die Familie Paiva der Methodistenkirche in Grenchen an. Und seit 14 Jahren ist Alberta Besitzerin einer Modeboutique, die sie nutzt, um Menschen zu ermutigen, ihnen von Jesus zu erzählen, sie zu beraten und in die Kirche einzuladen.

Versöhnung und Zuversicht

Nur sieben Monate danach verliert Alberta auch ihren Vater: «Das hat mich sehr geprägt, weil ich noch so klein war und nicht verstand, weshalb mein Vater so plötzlich starb.»

Alberta ihren ältesten Sohn in die Schweiz. In der Pubertät wird er rebellisch, gerät beeinflusst von Freunden in Süchte. Immer wieder kommt es zu heftigen Auseinandersetzungen mit seiner Mutter. Diese sagt: «Nachdem ich ein Leben voller Freude gehabt hatte, veränderte sich alles. Ständig gab es Streit, es war eine Qual.» Als der Junge 15 Jahre alt ist, weiss Alberta nicht mehr weiter, ist am Ende ihrer Kräfte angelangt – und gibt ihn in ein Kinderheim. «Ich dachte damals, das sei die

Alberta ist heute voller Dankbarkeit für all das, was Gott ihr geschenkt hat: «Gott hat mich nie verlassen – er hatte immer die Kontrolle über mein Leben!» Dennoch sieht sie sich in ihrem Leben immer wieder herausgefordert. Zwar hat ihr ältester Sohn den Weg aus seinen Süchten gefunden, geriet aber bald darauf mit dem Gesetz in Konflikt und wurde letztlich aus der Schweiz ausgewiesen. Noch vor seiner Ausreise konnte sich Alberta mit ihm versöhnen – und zurück in der Dominikanischen Republik versöhnte sich der Junge auch mit seinem Vater. Alberta ist zuversichtlich: «Ich weiss, dass Gott in meinem Sohn wirken und ihn verändern wird. Ich bitte ihn nur, dass ich das noch erleben und mit eigenen Augen sehen darf …» (rs.)

15 HOPE NR.9
«Ich bin mit den Werten aufgewachsen, die mein Vater mir vermittelte, dazu gehörte Respekt gegenüber unseren Mitmenschen.»
«Es waren Jahre des Kampfes und der Tränen. In dieser Zeit wurde mein Glaube fester und tiefer.»

FOTOWETTBEWERB

SIEGERBILD HOPE NR. 8

Fotogra n: Daniela Gerber

Aufnahmeort: Unterhalb Knubel, Blick in Richtung Langnau i.E.

HERZLICHE GRATULATION!

HOPE NR.9 16
HOPE NR.9 17

MEHR HOPE?

ENTDECKEN SIE

HOPE ONLINE

Entdecken Sie die Hope-Stories dieser und weiterer Ausgaben auch aus anderen Regionen online! Auf der Webseite für Ihre Region finden Sie hilfreiche, weiterführende Informationen und Video-Beiträge.

Haben Sie ein Feedback für uns? Zu einem bestimmten Artikel oder allgemein zur Hope-Regiozeitung? Wir freuen uns darüber!

WERDEN SIE TEIL DER

HOPE-VISION

VIER MÖGLICHKEITEN, WIE SIE «HOPE» ZU DEN MENSCHEN BRINGEN KÖNNEN:

ORTSPATENSCHAFTEN

Sie ermöglichen mit einem finanziellen Beitrag die Verteilung der Regiozeitung für Ihren Wohnort (oder eine andere Ortschaft nach Ihrer Wahl).

(ONLINE-)SPENDE

Sie unterstützen das Projekt der «Hope Regiozeitung» mit einem von Ihnen festgelegten finanziellen Beitrag.

INSERAT SCHALTEN

Sie nutzen die «Hope» als Werbeträger und buchen ein Inserat für Ihr Unternehmen, Ihren Verein oder Ihre Kirche.

ZEITUNGEN VERSCHENKEN

Sie bestellen die Zeitung, um sie im persönlichen Umfeld weiter zu verschenken. Kosten pro Exemplar: 25 Rappen.

ALLE INFOS UND UNTERSTÜTZUNGSMÖGLICHKEITEN: www.hope-schweiz.ch/mitmachen

MIT 55 FRANKEN ERHALTEN 100 HAUSHALTE EINE REGIOZEITUNG!

Werbung HOPE NR.9 AdobeStock
MEHR HOPE-STORIES UND INFOS AUS IHRER REGION:

EIN JA-MENSCH WERDEN

Markus Müller kennt die Höhen und Tiefen eines Menschenlebens von der Wiege bis zur Bahre. Leidenschaftlich leitet und begleitet er Menschen – und schreibt Bücher: zuletzt «Ein Ja-Mensch werden». Wir haben einige seiner Aussagen für Sie herausgepickt.

«Begrenzung, Schwäche, Verletzlichkeit, Schmerz, Ohnmacht, Scheitern sind allgegenwärtig. Wir leiden darunter. Gleichzeitig werden wir fast täglich damit umworben, als moderne Menschen diese Welt eines Tages unter Kontrolle zu bekommen, Schweres nur als Durchgangsstadium anzusehen sowie Krankheit, Alter und Tod auf geheimnisvolle Weise abscha en zu können.»

«Wer wirklich in der Zukun zu Hause und verankert ist, spürt einen Hauch von Freiheit in dieser Welt. Diese Welt ist nicht das Höchste. Sie hat nicht das letzte Wort, weder im Leben noch im Tod.»

«Gott sehnt sich nach Gemeinscha mit den Menschen, akzeptiert aber auch ein Nein. Die Bibel ist eine eindeutige Ho nungsbotscha . Sie ist auf Ho nung hin gepolt. Daher kann man auch beim kranken und sterbenden Menschen honungsvoll werden. Der Grund: Gott hat ein Ja zu jedem Menschen. Jeder Mensch ist ein «Be-Ja-hter».

«Ich gestehe: Das Ja zur Gegenwart, wie sie ist, irritiert. Und doch: Dieses Ja macht frei, das Bild der Zukun vor Augen zu malen –ohne Druck, bloss mit Nach-druck.»

«Mir

Werden auch sie ein Ja-Mensch und beschenken Sie sich damit selbst! Das Buch «Ein Ja-Mensch werden» von Markus Müller gibt hilfreiche Impulse: shop.livenet.ch

ZUR PERSON

Markus Müller (1955) studierte Erziehungswissenscha und promovierte in Behindertenpädagogik. Er war Direktor der Pilgermission St. Chrischona und ist bis heute Pfarrer eines Alterszentrums bei Winterthur. Müller ist Autor mehrerer Bücher, unter anderem über gesellscha liche Trends.

19 HOPE NR.9
MARKUS MÜLLER
scheint, dass ich o in eine Welt des Nein hineinrede.»
zVg.

Name: Tinu Heiniger

Alter: 77 Jahre

Familie: Partnerin, ein Sohn

Wohnort: Kölliken im Aargau

«ICH MAG SCHLITZOHRE UND FRECHDACHSE»

Tinu Heiniger ist Schweizer Liedermacher und Mundartsänger aus dem Emmental. In einem seiner Lieder «Feiss und wyss» (üppig und weiss) singt er über eine weisse und mächtig erscheinende Kirche, die hoch über dem Dorf thront. Eine Kirche, in der ihm das Wilde fehle ...

Der Pfarrer und Barkeeper Tobias Rentsch traf den illustren 77-Jährigen oberhalb von Langnau i.E. auf der Hochwacht zu einem Gespräch. An seiner Velobar «Unfassbar», mit der der gebürtige Burgdorfer regelmässig dem Unfassbaren auf der Spur ist und unterschiedlichste Menschen tri , hiess er Tinu mit einer erfrischenden Apfelschorle willkommen.

Wissen wandert weiter

Mit einem zufriedenen Lächeln und wärmenden Sonnenstrahlen im Gesicht bestaunen die beiden zu Beginn das wunderschöne Berner-Alpenpanorama. Die Aussicht reicht vom Hohgant über das Breithorn bis hin zum Naturpark Gantrisch. Die Liebe zu den Bergen bekam Tinu von seinem Grossvater mit auf den Weg. Auf den gemeinsamen

Wanderungen lehrte er nicht nur ihm, sondern auch gleich allen anderen Wanderern, die sie unterwegs antrafen, die Namen aller Berggipfel. Tinu war das damals o peinlich. Doch heute, so stellt er fest, erklärt er die Berge selbst gerne allen, die es interessiert. Auch an seine Grossmutter erinnert er

sich gut. Sie hatte einen besonders starken Bezug zu Jesus. Als kleiner Junge war Tinu o bei ihr: «Sie hat mit mir Kirchenlieder

HOPE NR.9 20
TINU HEINIGER
«Meine Grossmutter hat mit mir Kirchenlieder gesungen.»

gesungen, darunter das bekannte ‹Gott ist die Liebe›.» Auch von seinem Grossvater (väterlicherseits), der Prediger war, wurde ihm der christliche Glaube vermittelt und vorgelebt. Tinu kam auch mit Menschen in Kontakt, die von sich selbst sagten, dass sie gläubig seien, dies aber überhaupt nicht lebten. Das irritierte ihn und bringt ihn noch heute zum Nachdenken.

Leere Kirchen

In seinen Liedern beschä igt er sich vorwiegend mit seiner Vergangenheit und setzt sich kritisch mit dem Glauben auseinander. Im Lied «Feiss und wyss» befasst er sich mit den sich leerenden Kirchen und den sich immer mehr füllenden Konsumhäusern. Er singt: «Der Einkaufslärm draussen ist lauter, als das Gebet drinnen.»

ZUR PERSON

Meine Lieblingsbeschäftigung an verregneten (Sonntag-) nachmittagen: Auch wenns «schi et», gehe ich in den Wald.

Meine Lieblingsmusik: Bob Dylan, sein neustes Album «Rough and Rowdy Ways»

Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: SBB

BUCHTIPP

Mitte September 2022 erschien Tinus neustes Buch «Mein Emmental –Geschichten aus der schönen, engen Welt von Gestern» beim Zytglogge Verlag.

«NACHGEFASST MIT TINU HEINIGER»

Oberhalb von Langnau i.E. tre en sich Tinu Heiniger und Tobias Rentsch auf ein erfrischendes Getränk. «Feiss u wyss» sei die Kirche, das singt Tinu Heiniger im gleichnamigen Lied, das Tobias seit seinem Theologiestudium begleitet. Darüber unterhalten sie sich.

Scannen Sie den QR-Code, um das Gespräch von Tobias Rentsch «Nachgefasst mit Tinu Heiniger» zu hören.

Die Religion und das Leben

Tinu geht gern in Kirchen, auch wenn er dort das Wilde vermisst. «Die Religion und das Leben gehören zusammen und darum gehört auch das Wilde und Fürchterliche dazu», erklärt der Liedermacher. Damit meint er, dass es schön und gut sei, Friedensfahnen aufzuhängen und Gebete zu sprechen, doch manchmal müsse man einfach «Stopp!» sagen können. Ein guter Anfang wäre, so meint er, wenn jeder zuerst in seinem eigenen Herzen etwas verändern würde, bevor er versuche, die Welt zu ändern. Auf seiner Webseite schreibt der Musikmensch: «Ich mag keine Graumäuse, dafür aber Schlitzohren und Frechdachse.»

Das «Hähnlein» im Wind Während sich der Pfarrer und der Liedermacher über die unterschiedlichsten Facetten

des Lebens unterhalten, merkt man, dass es Tinu nicht um eine Abrechnung geht, sondern um versöhnliche Töne. Dabei redet er Situationen, auch seine o schwierige Vater-Sohn-Beziehung, nicht einfach schön. Er beleuchtet üchtige Momente und eigene Beobachtungen, die zum Nachdenken anregen, darunter die Liedstrophe aus «Feiss und wyss» über den goldenen Hahn, der zuoberst auf der Turmspitze steht und kräht und sich nach den wehenden Winden dreht.

In seinem bekannten Lied «Jede chunnt und jede geit» befasst sich Tinu mit dem Tod und der Vergänglichkeit. Diese emen beschäftigen ihn. Mit seinem Vater hat er sich noch zu Lebzeiten versöhnen können und auch er scheint mit sich und seiner Vergangenheit versöhnt zu sein. (mhä.)

HOPE NR.9 21
Dominique Meienberg Dominique Meienberg
e
RolandJukerFotogra
e
RolandJukerFotogra

BARBARA STUDER

HIRNCOACH FÜR GEISTIGE FITNESS UND GESUNDHEIT

Als Neuropsychologin kennt

Barbara Studer die Risiken einer Hirnoperation. 2014 musste sich ihr Mann eingekapselte Hirnblutungen (Kavernome) entfernen lassen. Das hat das Familienleben verändert. Beide fanden aber ein Ja für die neue Lebensrealität. Barbara engagiert sich für ihre Familie und als Unternehmerin für mentale Fitness und Gesundheit.

«Zuerst war es ein Schock, ich habe einfach funktioniert. Familien- und Berufsleben sowie den Hausumzug zu organisieren, stand im Vordergrund», erinnert sich Barbara Studer an die Zeit vor acht Jahren: Sie ist schwanger, der erste Sohn zwei Jahre alt, als ihr Mann David, damals Unternehmensberater, 31 Jahre alt, mehrere Kavernome entfernen lassen muss. «Danach wird es nicht mehr so sein wie zuvor – das wusste ich», hält Barbara fest. David hat überlebt, sich weitgehend erholt. Doch nach einigen Jahren stagnierten die Fortschritte. «Wir mussten uns neu füreinander entscheiden und akzeptieren, dass unser Leben anders als erwartet verlaufen wird», stellt Barbara fest. Tiefes Gottvertrauen und gute «Gedankenhygiene», wie sie es nennen, haben dem Ehepaar dabei sehr geholfen. Nach wie vor ist Barbara fasziniert davon, was das lebenslang veränderbare Hirn leisten und wieder erlernen kann.

Rollentausch

David ist nun vor allem als Hausmann tätig, betreut die drei Kinder und arbeitet an zwei Halbtagen bei seinem früheren Arbeitgeber. Er muss sich tagsüber immer wieder hinlegen und benötigt Physiotherapie. Lange Wanderungen oder Tagesaus üge sind nicht möglich. Seine Kinder kennen ihn als Liegevelofahrer – das Rennrad musste er wegstellen. Inzwischen hat er sich versöhnt mit seinem Schicksal, schöp Zuversicht und Ho nung aus dem christlichen Glauben. Viel Zeit mit den Kindern verbringen zu können, sieht er als

Name: Barbara Studer

Alter: 38 Jahre

Wohnort: Lenzburg

Chance und seine Aufgabe. «Ich bewundere ihn für seine positive Haltung und innere Kra !», sagt Barbara. Die 38-Jährige ist an zwei Tagen zuhause mit den Kindern im Einsatz. Sie hat ein Unternehmen gegründet, doziert und forscht an der

Uni Bern und anderen Institutionen und ist als Referentin eine gefragte Frau. Mit dem digitalen ganzheitlichen Programm Hirncoach.ch unterstützt sie Menschen dabei, die geistige Fitness zu erhalten und wirksam zu fördern.

HOPE NR.9 22
mirjamzurbruegg.ch

Bewegung und Beziehung

«Spazieren im Wald ist einer der e ektivsten Wege zur Entspannung und mentalen Gesundheit, das ist wissenscha lich belegt. Prävention ist dabei essenziell», hält die Neurowissenscha lerin fest. Studer ist persönlich auf das ema sensibilisiert. Ihr Vater litt an Depressionen und nahm sich das Leben. «Wenn depressive Menschen täglich einige Stunden und mehr in Wald und Natur unterwegs sind, wirkt das therapeutisch und kann teilweise sogar Medikamente ersetzen», erklärt sie begeistert. «Vielleicht muss man sich dazu zwingen, rauszugehen und sich zu bewegen. Doch man wird im Kopf und Körper belohnt, und das motiviert, es wieder zu tun!» Barbara Studer selbst liebt Sport, geht joggen, jongliert, spielt mehrere Instrumente und singt in Bands. «Ich erhole mich, wenn ich mich nach einem anstrengenden Tag ans Klavier setzen kann», sagt sie. Oder wenn David und sie tanzen gehen, sich ein Wochenende zu zweit gönnen. Das geniessen beide sehr.

«MEIN VATER WAR EIN HOFFNUNGSTRÄGER»

«Ich unterstütze Hirncoach, weil es mir wichtig ist, bis ins hohe Alter auch geistig fit zu bleiben», sagt Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Der Hirncoach-Ambassador nahm für Hope kurz Stellung zum Thema Hoffnung.

Herr Ogi, woraus schöpfen Sie Hoffnung?

Meine Eltern haben mir Ho nung vorgelebt. Ich bin in einfachen Verhältnissen aufgewachsen, mein Vater war als Bergführer und Förster im Einsatz. Ich habe nie die Ho nung verloren, dass er unbeschadet von seinen risikoreichen Einsätzen zurückkommt. Er war Leiter des Gemeinderates: Ich habe nie die Ho nung verloren, dass er im Interesse der Gemeinde das Beste macht. Mein Vater war ein Ho nungsträger, das hat mich geprägt und immer begleitet.

dafür zuständig, im Sport für Frieden und Entwicklung einzustehen. Damals habe ich den armen Kindern in Asien, Afrika und Südamerika immer wieder zugesprochen: «Ihr habt eine Zukun , gebt die Ho nung nicht auf! Ihr könnt etwas erreichen!» Sport ist die beste Lebensschule – sie vermittelt Ho nung. Die Jugendlichen von heute sind die Leiter von morgen. Wenn wir eine bessere und friedlichere Welt wollen, brauchen wir eine Jugend, die sich ihrer kün igen Rolle als Verantwortungsträger bewusst ist.

Das Energiekonto verwalten «Wir sind alle krä eraubenden Anforderungen ausgesetzt», stellt Studer klar. Für Introvertierte könnten das grosse Menschenmengen sein, die sie aushalten müssen, für Bewegungstypen stundenlange Schreibtischarbeit. «Um fokussiert und produktiv zu bleiben, muss man regelmässig Pausen und Abwechslung einbauen», sagt die Hirnforscherin. Nach grossen Anstrengungen gelte es, genug Regenerationszeit einzuplanen und Ressourcen zu entdecken, welche die eigenen Batterien wieder füllen. Wie erhole ich mich? Wo tanke ich neue Energie? «Musik und besonders Singen wirken wie eine Gesundheits- oder Glücksdusche», bestätigen Studers Erfahrungen und zahlreiche Forschungsstudien. «Tiefe Beziehungen, Bewegung und Kreativität ist etwas vom Besten, was wir uns und unserem Gehirn schenken können.»

Fitness fürs Hirn

«Das Zusammenspiel der Nervenzellen bestimmt die Leistungsfähigkeit unseres Gehirns», erläutert Studer. Die Anzahl Neuronen und Synapsen sei aber nicht konstant – würden sie zu wenig oder falsch beansprucht, setze eine Rückbildung ein, >>

Während meiner 13 Jahre im Bundesrat habe ich an der Ho nung festgehalten, die NEAT durchzubringen. Ich musste dafür viele Hürden überwinden, National- und Ständerat überzeugen, das Volk und immer wieder den Finanzminister.

Wie geben Sie Hoffnung weiter? Nach dem Bundesratsmandat war ich sieben Jahre lang im Au rag der UNO

HIRNCOACH-EVENT

Erleben Sie Barbara Studer und Dölf Ogi am 2. Juni 2023 live in Bern.

Infos und Anmeldung auf: www.hirncoach.ch

HOPE NR.9 23
«Spazieren im Wald ist einer der e ektivsten Wege zur Entspannung und mentalen Gesundheit, das ist wissenscha lich belegt.»
mirjamzurbruegg.ch
mirjamzurbruegg.ch

>> die Hirnleistung nehme ab. «Spezi sche Trainings, wie zum Beispiel das von Hirncoach, stimulieren das Gehirn gezielt und ganzheitlich, scha en günstige Rahmenbedingungen für die Neuronen und erhalten oder verbessern so die Leistungsfähigkeit», erklärt die Wissenscha lerin. Sie gestalte daher auch ihre Vorlesungen interaktiv, überrasche die Studierenden und bringe sie in Bewegung. «Wir bauen mentale Paläste, damit sie sich Fakten merken können, und lachen über skurrile Beispiele.»

zu bleiben. «Nach emotionalen Reaktionen müssen wir weder uns noch andere verurteilen, sondern überlegen, was dazu geführt hat», rät Studer. So könne man dazulernen und persönlich wachsen: «Was fühle ich? Wie bewerte ich die Situation? Ginge es auch anders?» Sie emp ehlt, den eigenen Emotionen gegenüber neugierig zu bleiben und die Einstellung der Situation gegenüber zu verändern.

Neugierig auf eigene Emotionen «Es sind unterschiedliche Situationen, die uns triggern und zu emotionalen Reaktionen führen können», hält Studer fest. Kürzlich habe sie barsch reagiert, als ihr Mann am Morgen in die Küche kam und etwas besprechen wollte. Sie habe ihre Reaktion dann re ektiert und sei zum Schluss gekommen: «Ich war fokussiert auf die Bedürfnisse der Kinder, die sich für die Schule bereit machten, ging innerlich meinen Tagesablauf durch – da konnte ich keine zusätzlichen Informationen ertragen.» Sie habe sich bei David entschuldigt und sich vorgenommen, das nächste Mal im Hier und Jetzt

Vorbeugen ist besser als Heilen «Das Hirn braucht Raum und Zeit für innere Verarbeitungsprozesse», führt Barbara Studer aus. «Eine Stunde am Abend reicht nicht.» Sie emp ehlt, sich regelmässig einen Nachmittag oder gar ein Wochenende frei zu nehmen, in die Berge zu reisen, sich in der Natur zu bewegen. So könne verarbeitet werden, was sich angestaut habe. «Dann kann das Gehirn sortieren und verknüpfen, und plötzlich iessen wieder Ideen», beschreibt sie ihr eigenes Erleben. «Es ist wichtig, der mentalen Gesundheit hohe Priorität einzuräumen», mahnt Studer. Wer seine Grenzen nicht achte, werde unzufrieden, riskiere ein Burnout oder eine Erschöpfungsdepression. Andauernde emotionale, kognitive oder physische Überlastung oder

angstvolle Reaktionen auf die Umwelt hätten Ein uss auf den Hormonspiegel. Die engagierte Forscherin und Familienfrau weiss: «Denkmuster lassen sich steuern und erlernen. Man kann sich zum Beispiel immer wieder vor Augen führen, wofür man dankbar ist. Dankbarkeit schüttet im limbischen System Serotonin, ein Glückshormon, aus. Indem wir verständnis- und liebevoll mit uns selbst und anderen umgehen und reden, nutzen und stärken wir unsere emotionale Agilität!» (mf.)

HIRNCOACH.CH

Möchten Sie in Ihre Gehirngesundheit investieren? Gerne unterstützen wir Sie mit unserem ganzheitlichen, wissenscha lich fundierten Programm: Sie erhalten wöchentliche Impulse und Übungen für Ihre Hirn tness im Alltag und Zugang zu spannenden Webinaren und Events. Gerne können Sie das Programm kostenlos testen.

www.hirncoach.ch

Talk von Ruedi Josuran mit Barbara und David Studer auf SRF 1, Fenster zum Sonntag.

24 HOPE NR.9
TALK MIT BARBARA UND DAVID STUDER
«Nach emotionalen Reaktionen müssen wir weder uns noch andere verurteilen, sondern überlegen, was dazu geführt hat.»
«Denkmuster lassen sich steuern und erlernen.»
mirjamzurbruegg.ch

KEIN KIND SOLLTE IN ARMUT LEBEN.

Deine Patenschaft wirkt.

COMPASSION.CH

Übernachten in der mongolischen Jurteein Hauch von Abenteuer ganz nah erleben

Ein Erlebniss für die ganze Familie Übernachten in der Jurte

Wunderbar, natürliche Atmospähre, von Kamelen und Schafen umgeben

Frühstück in unserem Bistro

Saison von April - Oktober

Spycher-Handwerk AG Schaukarderei / Wollparadies

www.kamele.ch 062 962 11 52

2 Erwachsene, 1 Nacht, Frühstück CHF 139.-

Buchen Sie ihre Jurte online auf unserer Website

Werbung HOPE NR.9

«VOR MIR SELBST KANN ICH NICHT FLIEHEN»

Als Jugendlicher trampt Willi Brammertz vom Bodensee nach Indien. Weder im Drogenparadies Goa noch in fernöstlichen Lehren findet er das ersehnte Glück. Inneren Frieden entdeckt er erstmals hinter einer Mauer.

«Mein Vater hat mich seit meiner Geburt abgelehnt», lässt Willi Brammertz aus Uster in seine Kindheit blicken. Am 6. November 1960, exakt an seinem neunten Geburtstag, zieht die Mutter mit den drei Kindern nach Arbon, später wird die Ehe geschieden. Willi ist ein rebellischer Sohn, zieht früh aus und beginnt in Basel die Ausbildung zum Chemielaboranten. «Ich wollte etwas er nden, etwas Aussergewöhnliches», bekrä igt der heute 71-Jährige und schmunzelt. In seiner Freizeit experimentiert er damals mit Alkohol, LSD und Cannabis.

Aus- und Aufbruch

Im dritten Lehrjahr schmeisst er die Ausbildung und trampt mit einem Freund nach Schweden. «Wir waren noch minderjährig und wurden von Interpol gesucht», berichtet Willi. Nächstes Ziel ist Kreta, mit ein paar Kumpels klappern sie im VW-Bus die Küsten ab. Als einer im Übermut ein Schaf stiehlt, um es alsbald am Spiess zu braten, landen sie alle für sechs Wochen im Gefängnis. Willi präzisiert: «Wir hatten uns aus Solidarität mit auf die Anklagebank gesetzt, ohne uns der Folgen bewusst zu sein …» Wieder auf freiem Fuss trampt Willi mit vier Dollar in der Tasche von Istanbul nach Indien. Er ist auf der Suche nach dem Ort der Erfüllung. Jedes Mal, wenn er glaubt, ihn gefunden zu haben, hält er es dort kaum aus. Willi erinnert sich: «Connor-Place in Delhi zum Beispiel – nach fünf Minuten war ich

ZUR PERSON

Einer meiner Lieblingsplätze in Uster: Weiherallee 29 beim Herterweiher

Meine Lieblingsbeschä igung an verregneten (Sonntag-)nachmittagen: Sonntag ist mein Erholungstag. Lesen, eindösen, wieder lesen, nochmals dösen, lesen ...

Meine Lieblingsmusik: Iona mit Joanne Hogg, Dire Straits

Auf diese App möchte ich auf keinen Fall verzichten: Zeitungs-App

Name: Willi Brammertz

Alter: 71 Jahre

Wohnort: Uster

Familie: Verheiratet, drei Kinder

26 HOPE NR.9
WILLI BRAMMERTZ
Mirjam Fisch

dort wieder weg!» Nachts kann er nicht schlafen, am Tag ist er nicht richtig wach. «Mein Hirn ratterte, und immer plagte mich die Frage: Warum existiere ich?» Als er wieder einmal aus einer Stadt « üchtet», realisiert Willi, dass er stets den gleichen Weg läu und erkennt: «Ich bin das Problem, vor mir selbst kann ich nicht iehen.»

mich wie ein Planet, der seine Umlaufbahn verliert …» Der Trip verstärkt die Farben des Monsun-Sonnenuntergangs. Die Welt sieht wunderschön aus, aber die Schönheit schmerzt unendlich, weil sie ihm keine Erfüllung schenkt. Orientierungs- und ziellos sieht Willi am Strand einen armen Fischer und sehnt sich nach dessen Leben.

Monster und Mächte

Frieden und Bücher

Eines Tages, in Pakistan, lehnt er sich an eine Mauer, um auszuruhen. Da schlüp ein Einheimischer durch einen Spalt und winkt ihn zu sich. Innerhalb der Mauer be ndet sich ein Lepradorf. Schwestern des Hilfswerks «Christusträger» sorgen hier für die verstossenen Kranken. «Sofort empfand ich einen Frieden wie nie zuvor in meinem Leben», erinnert sich Willi. Die Schwestern erzählen ihm von Jesus, schenken ihm eine Bibel. Willi kümmert sich nicht gross darum, packt sie ein und zieht weiter. Die Frauen versprechen, für ihn zu beten. Doch der Friede, den er in ihrer Gemeinscha empfunden hat, verlässt ihn. Er liest buddhistische und hinduistische Bücher, geht davon aus, dass alle Religionen das gleiche Ziel haben, aber sein Hunger nach Sinn bleibt.

Mit seinem Kumpel Boris verlässt er den Hippie-Strand und zieht in eine selbstgebaute Hütte im Urwald. Sie leben spartanisch. In einem der kleinen Tee-Zelte gehen sie eines Tages etwas trinken. Im Innern hängt ein Kalender mit Schweizer Naturbildern. Willi schaut hin und ippt aus. Als hätten böse Geister von ihm Besitz ergri en, springt und schreit er herum. Seine fürchterliche Ausstrahlung lässt die Menschen vor Schreck erstarren. Ein Hund bewegt sich rückwärts ins Abseits, als Willi und Boris das Zelt verlassen. Drogen, mangelnde Ernährung und psychische Überforderung fordern beim 18-Jährigen ihren Tribut. «Dieses ‹Sich Au ösen› ist Horror, alles andere als das ersehnte Nirwana», weiss er heute. «Dem Leben, dem Sein, kannst du nicht ent iehen, du musst es annehmen.»

Fast Versuchskaninchen

Schliesslich kehrt Willi krank nach Hause zurück. Der Hausarzt weist ihn ins Spital Münsterlingen ein, wo seine he ige Malaria behandelt wird. Dort wird Dr. Kuhn, ein renommierter Psychiater, auf ihn aufmerksam. Er forscht zusammen mit der Pharmaindustrie und sucht Probanden, um die Wirkung von Medikamenten zu testen. Doch dafür müsste der junge Mann von der medizinischen in die psychiatrische Abteilung wechseln. Seine Mutter verweigert ihr Einverständnis, denn Willi ist noch nicht volljährig. «Mutter hat mich damals davor gerettet, Versuchskaninchen eines umstrittenen Arztes zu werden», hält Willi dankbar fest.

Landessprachen Urdu und Hindi. Sie können sich mit den Leuten unterhalten, verkaufen Bücher und Bibeln für OM und sind gut darin. Doch dann erkennt Willi, dass er sich durch sein asketisches Leben und gute Taten den Himmel verdienen will. Er erkrankt an Typhus und bricht auch psychisch zusammen. «Kommt her zu mir, die ihr euch abmüht und unter eurer Last leidet, ich will euch Ruhe schenken.» Dieses Jesus-Wort aus dem Matthäus-Evangelium, Kapitel 11, Vers 28 nimmt er für sich in Anspruch.

Liebe und Lernen

Zurück in der Schweiz besucht Willi 1974 eine Bibelschule und lernt im Sommereinsatz Erika kennen. Deren Vater ist nicht begeistert, als ihm seine Tochter ihren Freund vorstellt: keine abgeschlossene Ausbildung, dafür eine wenig vertrauenserweckende Vergangenheit … Doch Willi hat mit Jesus sein Leben neu geordnet. Ein gutes Jahr später heiratet er Erika. Die 24-Jährige arbeitet als Primarlehrerin, Willi holt mit 28 Jahren die Matura nach und schliesst sein Ökonomiestudium mit einem Doktorat ab. Ab 1980 gründet er in Pakistan christliche Schulen, in Indien baut er zudem ein eigenes Unternehmen in der Finanzbranche auf. Erika und Willi leben in der Schweiz, werden Eltern von drei Kindern und haben heute vier Enkel.

Höheres Ziel

Auch 50 Jahre später ist Willi davon überzeugt, in Jesus den Sohn Gottes gefunden zu haben. «Dass Jesus der Messias ist, bestätigt sich in seinen Prophezeiungen, die sich alle, bis auf seine Wiederkun , erfüllten», erklärt Willi Brammertz. Das seien Wahrheiten, die er nicht leugnen könne. «Zudem gibt mir der Gedanke an Gott Halt, wie sonst nichts auf der Welt.»

Langeweile auf Goa

Weihnachten in Goa, das ist Willis nächste Station, von der er sich viel verspricht. Doch dort herrscht erdrückende Stille, alle stehen unter Drogen. «Jeder wartete darauf, dass endlich etwas geschieht, wir hatten uns nichts mehr zu sagen», erzählt Willi und fügt an: «Heute wird das alles romantisiert: Wenn ich jemandem sage, dass ich einer der ganz frühen Hippies war, reagieren die Leute meistens erstaunt und bewundernd.»

Rückblickend stellt er klar: «Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt als das!»

Als der Jugendliche Bekannte tri , wir er mit ihnen einen starken LSD-Trip ein.

«In der Schweiz oh man an Wochenenden aus seinem geregelten Leben in einen LSD-Trip», erklärt Willi. «Hier war der Startpunkt bereits Wahnsinn. Ich fühlte

Grosse Erkenntnis

Wieder auf den Beinen strei er mit seinem Jugendfreund, dem späteren eologen Benedikt Peters aus Arbon, durch die Wälder. Sie reden über ihre Erfahrungen, auch über den christlichen Glauben. Dann reist zuerst Benedikt Richtung Indien, später Willi. Dass sie einander mitten in der Wüste wieder tre en, bezeichnet er als Wunder. Das Christentum lässt beide nicht los. In Kalkutta lernen sie George Verwer kennen, den Gründer der christlichen «Organisation Mobilisation» (OM). Verwer und seine Mitarbeitenden laden Hindus und Buddhisten ein, Jesus Christus kennenzulernen. Auch Benedikt und Willi erkennen und erleben, dass Jesus ihren Lebensdurst stillt. Innert Kürze lernen die jungen Männer die

Willi hat gefunden, wonach er in Indien, Pakistan, im Hinduismus und Buddhismus, auf Drogentrips und in der Wissenscha suchte: Sinn und Halt im Leben, Erfüllung und ein Ziel, das über das Leben auf dieser Erde hinausgeht. Und die Möglichkeit, in Beziehung zu leben, mit Menschen und dem Schöpfer des Universums. (mf.)

Mehr zur Sti ung für Schul- und Sozialprojekte: sti ung-ssp.ch

27 HOPE NR.9
«Das sind Wahrheiten, die ich nicht leugnen kann.»
«Wir hatten uns aus Solidarität mit auf die Anklagebank gesetzt, ohne uns der Folgen bewusst zu sein …»
«Sofort empfand ich einen Frieden wie nie zuvor in meinem Leben.»

«ICH VERLASSE MICH AUF MEIN BAUCHGEFÜHL»

Mit ihrem leichtfüssigen Gesang und ihrer Ausstrahlung erobert Melanie Oesch ihr Publikum jeweils im Flug. Die 35-jährige Berner Oberländerin liebt den Auftritt, geniesst aber auch die Ruhe im Kreis ihrer Familie in der Oberlangenegg. Worauf setzt sie ihre Hoffnungen? Welche Werte sind für sie zentral? Und wie organisiert sie Karriere und Familienleben?

Melanie Oesch, Sie sind eine moderne Frau mitten in einer bodenständigen Szene. Damit brechen Sie Klischees auf. Tun Sie das bewusst oder hat sich das so entwickelt?

Das bin einfach ich. Ich verfolge keinen Plan, keine Strategie. Das Gegensätzliche ist tatsächlich meine Welt, Kontrast gehört zu mir. Wenn’s ums Jodeln geht, werde ich dafür auch ab und zu kritisiert. Seitens der Verbände gibt es bezüglich des Jodelns viele Regeln, aber ich brauche meine Freiheit. Ich will niemandem auf die Füsse treten und bin deshalb auch nirgends Mitglied. Ich sehe darin auch Chancen, weil durch meine Art zu jodeln auch andere Zugang zur Volksmusik nden.

Was heisst für Sie, echt und authentisch zu sein?

Ich verlasse mich auf mein Bauchgefühl, mein Herz. Dadurch, dass ich schon sehr lange singe, kann ich gut darauf vertrauen. Ich habe einen engen Bezug zu meinem Körper, höre auf seine Signale und kann dadurch auch tiefe Emotionen transportieren. Jodeln ist für mich wie eine Sprache geworden. Wenn ich mit Worten nicht mehr weiterkomme, greife ich zum Jodel. Ich jodle also nicht nur, weil es mir Spass macht, sondern auch, um Dinge zu verarbeiten. Entsprechend ist nicht immer wichtig, ob ich richtig oder falsch, schön oder nicht

Name: Melanie Oesch

Alter: 35 Jahre

Wohnort: Oberlangenegg

HOPE NR.9 28
zVg.

schön jodle, sondern ob das Gesungene jemanden berührt. Ich weiss, das klingt fast etwas esoterisch. Ein Jodel beruht zwar nur auf Silben – und trotzdem stecken so viele Botscha en drin.

Sie geben sehr viel Persönliches, ja schon fast Intimes preis. Fällt es Ihnen nicht schwer, sich darauf einzulassen? Es kostet manchmal schon Überwindung. Aber Musik machen bedeutet Emotionen teilen. Wenn ich also gerade keine überschwänglichen Gefühle habe, dann ist mir das Publikum o eine Hilfe. Du gehst auf die Bühne und siehst da vielleicht 1'000 Leute, die feiern wollen. Das willst du nicht ruinieren! Und dann spürst du diese Schwingungen des Publikums und versuchst, deine Gefühle zu synchronisieren, wie wenn man die gleiche Frequenz einstellt. Das funktioniert erstaunlich gut. Nach ein paar Songs weisst du gar nicht mehr, wie du dich vorher gefühlt hast. Klar, man muss es zulassen und sich ö nen. Ich denke, das ist o der Schlüssel, weshalb jemand, der nicht perfekt singt oder ein Instrument spielt, trotzdem viele Herzen berühren kann. Es geht viel über das Gefühl und die Leidenscha .

sich so nah ist. Aber auch im Kontakt mit Veranstaltern und Fans gerät man schon mal an seine Grenzen, wenn man nach zwei Stunden am Fan-Stand merkt, wie sich die Batterien langsam leeren. Da ist es wichtig, sich gut abzugrenzen und seine Ressourcen einteilen zu können.

selbst. Ich bin eher der harmonische Typ und zum Beispiel in der Erziehung am Lernen, auch mal zu sagen «Stop, hier geht’s nicht weiter. Hier ist die rote Linie!»

Was sich auch verändert hat, ist mein Blick für das Kleine. Robin und Eric sehen jedes Blümchen und können dann lange verweilen und staunen. Ich habe die Natur vorher auch schon geliebt, aber mit meinen Söhnen nehme ich mir mehr Zeit, die Details zu entdecken. Ich liebe das. (fw.)

ZUR PERSON

Wie fühlen sich «Oesch’s die Dritten» in der Schweizer Musikszene als volkstümliche Band akzeptiert und integriert?

Wir fühlen uns sehr eng verbunden, auch mit Künstlern, die für einen ganz anderen Musikstil stehen als wir. Dies kommt wohl daher, dass wir sehr o en sind. Zudem sind wir an Festivals o der einzige VolksmusikAct im Line-up. So kommt es auch zu Begegnungen und zu einem Austausch.

Wer schreibt die Songtexte bei euch? Vater und ich schreiben die meisten Lieder. Mike hat auch angefangen, Kevin ebenso. Ausserdem werden uns viele Texte von externen Songwritern angeboten.

Nach einem anstrengenden Tag entspanne ich mich am liebsten … … bei einem feinen Tee, o mals mit Kräutern aus dem Garten.

Dafür bin ich in meinem Leben besonders dankbar: Für meine Familie, für unsere musikalischen «Lebenssteine» und für das wunderschöne Zuhause, das ich noch immer meine Heimat nennen darf.

Diese drei Wörter beschreiben mich am besten: Gutmütig, leidenschalich, feinfühlig

Ein gutes Stichwort… Was heisst für Sie, leidenschaftlich zu leben?

Alles geben und aufs Ganze gehen. Ich liebe es, zu zelebrieren, was ich gerne mache. Das gilt für uns als ganze Familie – also auch als «Oesch’s die Dritten»: Wenn wir etwas machen, dann Vollgas.

Welche Werte möchtet ihr als «Oesch’s die Dritten» mit eurer Musik vermitteln?

Der Zusammenhalt über die Generationen hinweg ist ein zentraler Wert, den wir verkörpern möchten. Wir tre en Entscheidungen als Team, als ganze Band, auch wenn sehr unterschiedliche Ansichten zusammenkommen. Manchmal sind die Entscheidungen mehr auf die junge Generation gemünzt, ein andermal kommen wir zum Beispiel eher meinem Vater entgegen. Bei uns herrscht nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen, aber wir haben erfahren: Wenn man will, kommt man immer zusammen und ndet einen Weg. Respekt und Bodenständigkeit sind ebenfalls sehr wichtige Werte für uns. Innerhalb der Familie ist es o besonders schwierig, respektvoll zu bleiben, weil man

Sie schreiben und singen auch viel über Ihre Heimat. Was schätzen Sie an Ihrem Land und besonders am Berner Oberland?

Ich bin keine Patriotin, aber ein Fan der Schweiz und ihrer Natur! Gerade das Berner Oberland ist für mich der schönste Fleck Erde. Die Verschiedenheit der Umgebung, diese verspielten Täler und Hügelzüge und dann dahinter die Berge. Alles ist so vollkommen! Nicht zu vergessen unsere super Produkte, feines Essen, gute Lu und eine schöne Sprache. Ich weiss, es klingt kitschig, aber ich bin tatsächlich Fan von unserer Region. Es tut einfach gut, hier zu sein.

Im Dezember 2021 wurden Sie zum zweiten Mal Mutter. Haben Sie schon eine musikalische Vision für die eigene Familie – so à la Oesch’s die Vierten? Nein, dafür ist es viel zu früh (lacht).

Wie hat Sie das Muttersein verändert? Ich habe eine neue Lockerheit entdeckt, was meine Karriere betri . Heute kann ich es leichter akzeptieren, wenn es nicht genau nach meinem Plan läu . Ich sehe es nicht mehr so eng und bin mir bewusst, dass ich es nicht nur für mich, sondern für die Familie mache. Als Mutter lernt man viel über sich

Etwas vom Mutigsten, das ich bisher getan habe: Immer wieder an meine Träume und Visionen zu glauben und darauf zu vertrauen, dass es schon gut kommt.

2. HOT SHOT FESTIVAL

Erleben Sie «Oesch’s die Dritten» am 2. Hot Shot Festival vom 8. – 9. Juli live in Oberlangenegg!

Scannen Sie den QR-Code für mehr Infos und Tickets:

HOPE NR.9 29
«Ich jodle nicht nur, weil es mir Spass macht, sondern auch, um Dinge zu verarbeiten.»
«Der Zusammenhalt über die Generationen hinweg ist ein zentraler Wert, den wir verkörpern möchten.»

Marco Muntwyler

Hat das Leben mehr zu bieten?

Leisten, Geld verdienen und glücklich sein. Zu Beginn seines Studiums tauchten bei Marco Fragen über dieses Lebenskonzept auf. Bei einem Alphalive fand er Antworten und einen Sinn für sein Leben. Seine Suche führte zu echter Freude und einer neuen Lebensbestimmung.

Jeder Mensch hat Fragen.

Und jeder Mensch sollte die Möglichkeit bekommen, Fragen zu stellen, seine Meinung zu sagen und den Glauben zu entdecken.

Alphalive ist eine Serie von interaktiven Treffen über die Basics des christlichen Glaubens. Überall auf der Welt findet Alphalive statt: in Cafés, Kirchen, Schulen, Universitäten, in Wohnzimmern, online und sogar in Gefängnissen. Egal wo: Bei jedem Treffen erlebt man Gastfreundschaft, hört einen Input und kommt über das Thema ins Gespräch.

Viel lernen, gute Noten schreiben und zu den Besten gehören. Das gab mir Bestätigung und Sicherheit im Leben. Eine Karriere im Rechtswesen sollte es werden. Doch mit Anfang zwanzig spürte ich eine innere Leere: Trotz vieler Erfolge fragte ich mich: Warum tue ich mir das an? Wem muss ich etwas beweisen? Was will ich mit meinem Leben erreichen? In dieser Zeit zerbrach die Beziehung zu meiner damaligen Partnerin. Geld verdienen, Haus bauen, Familie gründen – das alles schien plötzlich weit weg. Ich verlor Orientierung und Freude in meinem Leben.

Ein Kollege lud mich zu einem Alphalive ein. Er versprach mir gutes Essen und Diskussionen über die Fragen des Lebens. Also ging ich hin. Mein Mut hat sich gelohnt! Während dem Alphalive erlebte ich, wie lebensnah der Glaube ist. In der Bibel fand ich Antworten auf Fragen, die mich beschä igten. Bis dahin sah ich keine Relevanz von Gott für meinen Alltag. Nun erkannte ich, wie sehr sich Jesus für die Menschen interessiert. Ich wollte heraus nden, ob das auch für mich gilt. So gab ich Gott eine Chance und liess mich auf das Abenteuer mit ihm ein.

Jesus schenkte mir eine neue und wunderbare Sicht auf mein Leben. Je mehr ich seine Nähe erlebte, desto grösser wurde meine Freude. Ich entschloss mich, anstatt einer Karriere im Rechtswesen meinem Herzen zu folgen. Nun schliesst sich der Kreis. Anfang Mai übernahm ich die Leitung von Alphalive Schweiz. Ich wünsche mir, dass die Menschen die Freude und Ho nung erleben, die mir zum Segen wurde.

Finde einen Alphalive in deiner Nähe & entdecke weitere Stories: alphalive.ch

HOPE NR.9 30 alphalive.ch/story Mehr Stories:

HERZLICH WILLKOMMEN!

KIRCHEN

Solothurn

Sie wollen mit Menschen aus Ihrer Region in Kontakt treten, die Ihre Hoffnung im Leben auf Jesus setzen? Dann empfehlen wir Ihnen den Besuch eines Gottesdienstes. Wenn Sie allgemeine Fragen zum christlichen Glauben haben, stellen Sie uns diese gerne per Mail an info@hope-schweiz.ch. Ihre Anfragen werden in einem vertraulichen und anonymen Rahmen beantwortet.

KONTAKTANGABEN UND AKTUELLE ANGEBOTE: www.hope-solothurn.ch/adressen

31 HOPE NR.9
Shutterstock

Nur bei Gott komme ich zur Ruhe; er allein gibt mir Hoffnung.

Die Bibel: Psalm 62,6

HOPE NR.9 Agentur C ®
Ins Hope2023 Ps62-6_200x280_2.indd 1 06.04.23 13:17

Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.