02. Spieltag • Freitag, 26.07.2013 • FCK - FC Ingolstadt • IB Nr. 01 Saison 2013/14
| Infoblättsche Kurvenorgan der Generation Luzifer 1998
| Editorial
[Dön] Hallo zusammen! Die Zeit rennt, die Tage vergehen und ehe man es sich versieht, pilgern wir schon wieder zum zweiten Spieltag und ersten Heimspiel der neuen Spielzeit hoch auf den ehrwürdigen Berg. Was waren das nervenaufreibende Tage am Ende der vergangenen Saison, von denen man sich in der kurzen Zwischenzeit bisher kaum erholen konnte. Es kam, wie es zwangsläufig kommen musste, auch wenn wenige Tage vor den beiden Spielen noch nichts auf diese Katastrophe hingedeutet hatte. Geschichte wiederholt sich manchmal eben doch und man kann nur hoffen, dass nach dem Untergang der Schande des Kraichgaus auch die für diesen Frevel sportlich Verantwortlichen aus der Ersten Liga eines ganz elendiglichen Todes sterben. Ob ein Aufstieg des FCK verdient gewesen wäre sei mal dahingestellt, vollkommen unverdient war es aber, gegen diese Pestilenz antreten zu müssen. Vollidioten da oben! So geht es also auch im GLJubiläumsjahr durch bedauernswert altvertraute Gefilde und nach dem Auftakt in der kultigen Paderborner Arena treffen wir heute also auf den
Traditions-, äh Fusionsverein FC Ingolstadt 04… 2004. Schade um den ESV, der gänzlich von der Bildfläche verschwunden ist, immerhin hat sich der MTV wieder eines Besseren besonnen und schickt seit einigen Jahren wieder eine Herrenmannschaft ins Rennen. Also, neue Runde, Spieler gingen, Spieler kamen und mehr will ich dazu eigentlich gar nicht sagen, wird es in der Winterpause doch wieder genauso laufen. Einer, der Zeit seines Lebens noch andere Werte verkörperte, verstarb leider am 16. Juni. Alle, die den FCK im Herzen tragen, werden Ottmar Walter ein ehrendes Andenken bewahren und an seine Verdienste erinnern. Als Westkurve wollen wir heute wie schon bei seinem Bruder Fritz in Form einer Choreografie Abschied nehmen. Lest euch hierzu bitte die auf Handzetteln und Plakaten verbreiteten Informationen durch, damit alles reibungslos über die Bühne gehen kann! Denn Ehre wem Ehre gebührt!
Infoblättsche der Generation Luzifer • Auflage: 1.000 Stück • Herausgeber: Generation Luzifer, Postfach 1155, 67105 Schifferstadt • Redaktion: Dön, Jonas, Nico, Tom • Layout: Tom • online unter: www.der-betze-brennt.de, www.gl98.de Kleingedrucktes: Das Infoblättsche ist kein Erzeugnis im presserechtlichen Sinne. Es dient vielmehr als Rundbrief von Fans für Fans des 1.FC Kaiserslautern.Alle hier dargestellten Fotos und Berichte stellen lediglich Tatsachen dar und sollen weder zu Gewalt noch Alkoholkonsum aufrufen. Es sei auch darauf hingewiesen, dass das Abbrennen von Pyrotechnik in deutschen Stadien verboten ist! Berichte und Fotos spiegeln lediglich die Meinung der jeweiligen Autoren wieder, nicht zwangsläufig die Meinung der Generation Luzifer.
Infoblättsche Nr. 1 | 2013/2014 | 1.FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt
| Fanszene
Eine Legende verabschiedet sich Ottmar Walter: 06.03.1924 - 16.06.2013 Wenn man heutzutage an die Helden von 1954 denkt, hat man in erster Linie den Namen des damaligen Kapitäns und dem Idol unseres Vereins, Fritz Walter, im Kopf. In ganz Deutschland und auch über die Grenzen hinaus, ist sein Name heute noch präsent und nicht nur bei unserem Club spricht man von einer Fußball-Legende. Sein kleiner Bruder dagegen, Ottmar Walter, stand irgendwie immer etwas im Schatten seines großen Bruders. Zu Unrecht, denn mit 321 Pflichtspielen und 336 Toren für unseren Verein, trug er maßgeblich zu dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 1951 und 1953 bei. Auch für die deutsche Nationalmannschaft schlüpfte er 21 Mal in das Trikot und erzielte währenddessen zehn Tore und war am sagenumwobenen Gewinn der Weltmeisterschaft 1954 beteiligt.
für Deutschland selbst verliehen. Nun, nach seinem Tod, soll auch eine Straße in Kaiserslautern seinen Namen tragen.
Am 17. Juni 2002 verließ uns Fritz Walter. Nun, fast elf Jahre später, am 16. Juni 2013, folgte ihm Ottes. Ein trauriger Tag für unsere FCK-Familie, sowie für Fußball-Deutschland. Ich als Jungspund habe es damals nicht wirklich realisiert, was für eine große Persönlichkeit mit Fritz Walter von uns gegangen ist. Ganz anders bei Ottmar Walter. Durch das große mediale Echo wurde die Erinnerung an einen ehrwürdigen Mann bei vielen Leuten wieder ins Gedächtnis gerufen und aus dem ganzen Land machten sich Menschen auf den Weg, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Stefan Kuntz hat meiner Meinung nach den Nagel auf den Kopf getroffen, als er sagte, dass Ottmar Bodenständigkeit, Vereinstreue und Glaubwürdigkeit verkörpere. Ein Leben mit Höhen und Tiefen. Danke Ottmar, dass du uns gezeigt hast, was Menschsein heißt.
Allerdings verlief auch in seinem Leben nicht immer alles perfekt. Während dem Zweiten Weltkrieg wurde er durch mehrere Granatsplitter am rechten Knie verletzt, weswegen er 1959 seine Fußballkarriere an den Nagel hängen musste. Aufgrund familiärer und finanzieller Probleme mit seiner Tankstelle, beging er 1969 einen Selbstmordversuch. Später sagte er dazu, dass dies eine Kurzschlusshandlung gewesen sei, die er sich selbst nicht erklären könne. Danach lebte er ein bescheidenes Leben, als Verwaltungsangestellter bei der Stadt Kaiserslautern, bis er im stattlichen Alter von 89 Jahren in Kaiserslautern starb.
Ehre wem Ehre gebührt! Ruhe in Frieden Ottes
Nach dem Tod von Ottes großem Bruder wurde er, so hatte es zumindest den Anschein, von der Öffentlichkeit endlich, als einer der letzen vier lebenden Weltmeister von 54, stärker wahrgenommen. Anlässlich seines 80. Geburtstages, wurde ihm endlich die Ehre zuteil, die ihm während der Lebzeiten von Fritz oftmals verwehrt wurde und das Eingangstor der Nordtribüne wurde in Ottmar-Walter-Tor umbenannt. Zusätzlich bekam er das Große Bundesverdienstkreuz aufgrund seiner Errungenschaften für den deutschen Fußball und Infoblättsche Nr. 1 | 2013/2014 | 1.FC Kaiserslautern - FC Ingolstadt
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Infos zur Ottmar-Walter-Choreo
Ein Idol steigt zum Himmel auf
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Hallo Betze Fans,
Sektor welche Zettelfarbe verteilt wird.
knapp 11 Jahre nach dem Verlust von Fritz Walter mussten wir leider am 16.06.2013 die Meldung vernehmen, dass sein jüngerer Bruder Ottmar von uns gegangen ist. Die Gedanken drehten sich in diesem Moment nur um seine Familie und die Angehörigen. Um noch einmal an ihn zu gedenken, hat die Fanszene Kaiserslautern eine Gedenk-Choreografie für ihn vorbereitet, welche heute durchgeführt werden soll. Hierzu brauchen wir eure Mithilfe, damit diese Choreographie erfolgreich durchgeführt werden kann. Die Choreographie wird aus mehreren Teilen bestehen. Zum einen wird es ein großes Spruchband vor der Westkurve geben, sowie eine Blockfahne und viele Tausend Zettel innerhalb der Kurve.
Die Zettel sind weiß oder gelb und werden euch in den verschiedenen Sektoren ausgehändigt, sodass ihr sicher sein könnt, die richtige Farbe im richtigen Sektor erhalten zu haben. Solltet ihr aus irgendwelchen Gründen den Sektor wechseln, achtet bitte darauf, dass ihr keinen falschen Zettel hochhaltet und wechselt ihn gegebenenfalls. Die Zettel haltet ihr bitte erst dann hoch, wenn die Mannschaft das Spielfeld betritt. Bei Fragen stehen wir euch selbstverständlich zur Seite. Desweiteren haben wir nun noch eine Bitte an euch. Haltet bitte auch während der Gedenkminute die Choreo Materialien nach oben, sodass diese so lange wie möglich sichtbar sind. Vielen Dank!
Damit das Zettelmuster so gut wie mögich zur Geltung kommt, haben wir den alten Teil der Westkurve in verschiedene Sektoren unterteilt (mittels Kreide auf dem Boden, sowie aber auch Absperrband). Das Absperrband geht in der Form von „Strahlen“ durch die Kurve. Dieses ist befestigt an mehrere PVC Stangen, an welchen wiederum Zettel mit den verschiedenen Farben angeklebt sind, damit jeder erkennen kann, in welchem
Generation Luzifer Pfalz Inferno Frenetic Youth Ein Idol steigt in den Himmel auf! Ruhe in Frieden Ottes!!! 06.03.1924 – 16.06.2013
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| Spielberichte
Relegation: FCK - Hoffenheim Olé Rot-Weiß, Olé [Tom] Relegation. Ein hässliches Wort. Hässlich, wenn man von oben kommt, weil man als Bundesligist eigentlich nur verlieren kann. Hässlich, wenn man von unten kommt, weil mit zwei dummen Spielen eine ganze Saison ad absurdum führen kann. Nachdem für den Betze spätestens nach dem Regensburgspiel klar war, dass der Relegationsplatz gesichert war, ging der Blick in den Bundesligakeller. Wer würde unser Gegner sein? Gespanntes Warten auf den letzten Spieltag, heiße Diskussionen auf allen Kanälen. Lieber gegen Fortuna oder doch den FCA? Hoffenheim wäre eh draußen, noch immer klingt mir der Satz eines guten Freundes und alten Betzefahrers in den Ohren: „Dortmund wird gegen die Arschlöcher nicht verlieren. Denkt an Klopps Tränen 2008, als er mit Mainz wegen Hoffenheim nicht aufgestiegen ist.“ Den Samstag verbringe ich bei einem wenig fußballaffinen Freund, Distanz schaffen. Aber natürlich hören wir trotzdem Radio. Hoffenheim liegt hinten, Fortuna auch, Augsburg führt. Düsseldorf scheint es zu werden. Nach deren Rückrunde der wohl dankbarste Gegner, auch wenn ich wenig Lust auf Bellinghausens unbedingten Willen auf der Gegenseite habe. Immer noch ein geiler Typ, der Axel. Dann foult erst Hummels einen Hoffenheimer. Ausgleich. Und plötzlich räumt Weidenfeller eine Fußballhure weg, wieder Strafstoß. Ausgerechnet Roman. Der Lautrer. Gerrys erster und wohl derzeit erfolgreichster Musterschüler. Dreck, jetzt ist Hoffenheim 16. und steht uns bevor. Dann der Ausgleich, ich stelle das Wohnzimmer auf den Kopf. Doch er gibt ihn nicht. Ernüchterung. Ausgerechnet das Spielzeug des guten Menschen von Sinsheim. Noch am gleichen Abend werden alle Kanäle bemüht, Karten für dieses Grabmal der Fußballkultur klarzumachen. Es gibt schönere Arten, sich selbst zu quälen als ein Spiel neben dem Technikmuseum. Aber es ist der Betze. Diese eine, große Liebe für die man alles tut. Sogar 27 Euro für einen Sitzplatz ausgeben. Ich schäme mich für mich selbst. Aber daheim sitzen, das Spiel im TV sehen?
Keine gute Idee. Nicht für die Nachbarn, nicht für mich. Währenddessen spielt sich an den Kartenschaltern in Sinsheim ein bizarres, ein unwürdiges Spiel ab. Aus Angst vor dem Auswärtsspiel im eigenen Haus lässt Dietmar den freien Vorverkauf mehrfach verschieben. Den knapp 17.000 Dauerkartenarschlöchern hat man das Spiel eh schon geschenkt. Die ganze Klasse und Leidenschaft der Hoffenheimer zeigt sich in den vielen Mitgliedern und DK-Besitzern, die mit der Karte lieber bei eBay Geld verdienen als sich die Relegation anzutun. Klassenkampf ist halt nichts für Neureiche. Der Gipfel der Peinlichkeit: Onkel Didi verschenkt 700 Karten an Mitarbeiter seines Softwarekonzerns. Dass zeitgleich mit den Relegationsspielen und der zu erwartenden schlechten Presse wegen der Anfeindungen gegen den Sohn eines lupenreinen Demokraten und einer herzensguten Frau die SAP groß verkündet, man werde mal wieder Gutes tun und mehrere Hundert Autisten einstellen, fast schon prophezeibar. Der Hopp tut ja so viel Gutes für die Region, der spendet ja so viel. Vor Steuern. Das drückt jetzt auch schon aus, worum sich seit Sonntag alle Gespräche drehten. Hopp, der Wohltäter. Hopp, der gute Mensch. Hopp, der Totengräber des Fußballs. Hopp, der Milliardär, dessen großes Vermögen auf der Asche vieler kleiner Vermögen steht. Kunden, keine Fans. Ein Riss zog sich durch die Republik, aber diesmal gottseidank nicht durch Familie und Freundeskreis. Auf der einen Seite wir. Die Guten. Der Verein Fritz Walters. Der viermalige Deutsche Meister. Der auf dem heimischen Betzenberg schon alle vier Champions League-Halbfinalisten gedemütigt hatte. Dieses Verein gewordene Stück Fußballkultur mit all seinen Höhen und Tiefen. Auf der anderen Seite Hoffenheim. Muss ich jetzt nichts mehr sagen.Wer kein durch und durch negativ besetztes Bild von diesem Abschaum hat, der ist es nicht wert, dass man ihn überhaupt anblickt. Zuspruch kam von al-
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len Seiten. Ob aus Köln oder München, Hamburg oder Dresden, jeder stand hinter uns, jeder erwartete nicht weniger als die Befreiung des deutschen Fußballs von dieser Hybris. Selbst Mannheimer und Frankfurter verkündeten mit dem Messer in der Jackentasche, dass sie uns den Sieg wünschen. Ein krankes Gefühl. Die Tage verliefen wie in Trance, alles war auf den Donnerstag ausgerichtet. Keine Ahnung, wie oft die Herzblut-DVD mit dem Kölnspiel 2008 in diesen Tagen bei mir lief. Wie oft kam Jendrisek, um Ziemer zu unterstützen. Wie oft drosch Simpson dieses Ding in die Maschen, wie oft salutierte Ziemer und zahllose Male plumpste Sasic auf den Hintern. Wenn doch nur immer alles so selbstverständlich und einfach wäre wie dieser 18. Mai. Ja, manchmal verklärt man Dinge im Nachhinein. Die Tage davor waren gewiss nicht einfacher als das Warten heute. Der Donnerstag begann damit, dass ich aus meiner Nervosität heraus viel zu früh nach Lautern aufbrach, nochmal unruhig zum Stammhaus der Walter-Elf tigerte und dort den Segen der Legenden erbat. Klingt verrückt, aber mir half es, runterzukommen. Mit einem guten alten Freund, selbst Betzefahrer seit über zwei Jahrzehnten und dessen Freundin ging es per Auto Richtung Osten. In Neustadt nochmal Reisever-
stärkung aufgegabelt und dann über Mannheim in den Kraichgau. Hatte ich es bislang seit dem Auftritt 2007 vermieden, nochmals auch nur einen Cent in Dietmar und sein Spielzeug zu investieren, ließ mir die Relegation diesmal keine Chance. Die Vorbeifahrt am Sinsheimer Bahnhof und dem sich dort gerade formierenden „Marsch“ ließ mich zwischen Belustigung und Hass schwanken. Der Weg zum Stadion, gepflastert mit den Seelen des echten Fußballs. Und doch nur eine schwache Einstimmung auf das, was dich darin erwartet. Angekommen, begrüßte uns zuerst einmal ein brachiales „Kaiserslautern“ aus dem Innenraum, schon an der Autobahnunterführung gut vernehmlich. Schön anzusehen auch der Hoffenheimer „Mob“, der erst den Lautrer Mannschaftbus anpöbelte, dann auf eine Kette aus handgezählten zwei Polizisten stürmte, dort Schläge kassierte und sich wüst schimpfend zurückzog. Fremdscham, Belustigung und Mitleid stritten in meiner Brust. Drinnen angekommen, machte ich es mir im Sitzplatzblock über den Gästestehern gemütlich. Im fortgeschrittenen Alter ruht man eben gerne, bis das Spiel anfängt. Was aber im Stadioninneren abging, einfach krank. Das fängt bei diesen Lappen an, die mit den Wappen der regionalen Gemeinden vom Stadiondach hängen. Was
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| Spielberichte soll das schaffen? Tradition? Regionalität? Mich erinnerte es an die Fahnenparaden der Herren, die gerne zu Schaftstiefeln und beiger Pumphose mit der Fackel rummarschierten. (Wer hier die geschickte Anspielung findet, darf sich freuen. Du bist ein guter Mensch.) Das Publikum, so es nicht rot trug, war bestenfalls geeignet, ihm das Mittagessen (Klasse Hotdogs, danke Migs) ins Gesicht zu speien. Vor dem Spiel das berüchtigte „Vereinslied“ mit der Neiderei und Lästerei, die ihnen am Arsch vorbeigehen. Apropos Arsch. Selbigen hat man in Sinsheim nicht in der Hose, zensiert man ihn doch beim Einblenden des Textes auf der Stadionleinwand. Ihr seid schon wirklich sehr speziell. Speziell hässlich. Speziell dumm. Das Spiel selbst lief dann, wie man es befürchten konnte. Angetrieben vom unermüdlichen Gästeblock, der eine außergewöhnliche Leistung ablieferte, versagten den Männern in Rot leider zu oft die Nerven. Zweimal netzte Firminho, dieser Brasilianer mit dem Gesicht der Ziege aus „You don’t mess with Zohan“ und ließ es sich natürlich nicht nehmen, vor dem Gästeblock zu provozieren. An dieser Stelle betete ich zum heiligen Martin Wagner, dass er ihn irgendwann auf der Straße um-
grätscht. Mehrfach. Von hinten. Mit Klingen an den Sohlen. Lauterns besten Spielzug netzte Mo dann zum Anschluss rein und da war er wieder. Der Betze, wie ich ihn allzu oft erlebt hatte. Rankommen, Gegentreffer fangen, nix mehr reißen. Nach Abpfiff wurde Hoffenheim nochmal gezeigt, wer Herr im Hause ist, akustischer Natur. Die Mannschaft nochmal heißgemacht und ab auf die Autobahn. Raus aus diesem Friedhof des traditionellen Fußballs und in die Heimat echter Menschen. Die Tage bis zum Rückspiel vertrieb man sich mit Warten, Warten und Warten. Champions LeagueFinale war noch, als echter Suchtmensch nahm ich das natürlich mit, aber irgendwie lief auch das wie in Trance. Der Montag begann wie der Donnerstag. Nervös, fahrig, die Uhr anstarrend und die Zeiger bittend, schneller zu laufen. In Lautern dann gespanntes Warten an der Buzzhaltestelle, mir war das Treiben vor dem Bahnhof zu viel. Die ersten Hoffenheimer, die vorbeitrudelten, waren dermaßen armselig und traurig anzusehen, dass mir nicht mal Motivation zum Pöbeln blieb. Der Weg hoch zum Stadion war emotional ähnlich wie 2008, die Zuversicht groß. Viel zu früh oben hieß es dann Warten. Erst vor dem Stadion, dann im
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Stadion. Tick‘ schneller, Uhr, tick‘ schneller. „Bastion Betzenberg – Back to Glory“ hieß das Motto des Tages, eingeläutet durch eine passende Choreographie. Auch wenn es auf dem Rasen nicht so lief, auf den Rängen wurde dieses Motto voll umgesetzt. Fantastische Stimmung, in einer ersten Explosion mündend, als Sippel den Elfmeter dieses hässlichen Vogel Salihovic hielt. Auf den Knien, den Rücken zum Feld erlebte ich diesen Moment, zu nervös war ich. Der Blick in die begeisterten Gesichter meiner Freunde, diese pure Emotion, das glich das Verpassen der Heldentat mehr als aus. Gefühlt hatte ich solche Leidenschaft das letzte Mal erlebt, als ich – tut mir leid, es schon wieder zu erwähnen – 2008 bei Simpsons erstem Tor ganz rechts im 8.2 stand, einmal quer durch den Block flog und mich erst wieder daran erinnern kann, zu Füßen meiner Schwester zum Liegen gekommen zu sein. Die stand am anderen Rand des Blocks. Brachte aber alles nix, kurz vor der Pause gingen die Arschlöcher in Führung. Mit Baumjohanns genialem Freistoßtor keimte nochmal Hoffnung auf, auch wenn tief in mir die Gewissheit nagte, dass die Mannschaft zu nervös war. Der Führungstreffer eines weiteren dieser Idioten in blau und weiß
beendete dann alles Zittern und es begann etwas, was mich noch heute, Tage danach, emotional so berührt, dass ich beim Ansehen der Videos heulen muss. Erst war es eine Reminiszenz, eine Huldigung an vergangene Tage, ein traurig-schönes „Olé Rot-Weiß, Olé Rot-Weiß, Olé Rot-Weiß, Olé“. Dann wuchs es sich zu einem trotzigen Gesang aus. Einem nicht donnernden, aber doch lautstarken Signal an den Gästeblock. Einem „Seht her, das macht uns zu den besseren Menschen. Zu etwas, was ihr nie sein werdet!“ Und dann wurde es zur, vom Leuchten bengalischer Feuer perfekt abgerundeten Selbstbekenntnis. Es war kein Feiern der Mannschaft, der Führung, der Fans oder des Vereins mehr. Es war einer dieser mystischen Momente, die du nicht beschreiben kannst, was sie eigentlich bedeuten. Und es machte diese Relegationsspiele, in denen mit der Niederlage gegen Hoffenheim der Worst Case eintrat doch zu einem Moment, der in der Geschichte dieses Vereins unvergessen bleibt. Die Zukunft muss zeigen, ob hier die Seele des Vereins ein letztes Mal in all ihrer Pracht aufleuchtete oder ob es der Beginn einer neuen, einen positiven Zeit war. Mir bleibt nur noch eins: Olé Rot-Weiß, Olé.
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| Spielberichte
SC Paderborn - FCK Auftaktsieg im Auftaktspiel [Phil]…und schon hat sie uns wieder, diese zweite Bundesliga. Olé Rot-Weiß als Ohrwurm noch tief drin im Kopf, den tristen Zweitligaalltag mit Paderborn jedoch schneller vor Augen, als uns lieb war. Wer wäre nicht noch lieber ein paar Wochen länger in der Sommerpause geblieben, hätte dann gegen Dortmund, Stuttgart oder Frankfurt gespielt und sich Spiele gegen Ingolstadt und Co erspart?! Aber was soll`s, schauen wir nach vorne und geben zusammen mit der Mannschaft alles für unser gemeinsames Ziel, denn Samstags 15:30 Uhr ist ja so viel schöner, als Montags um 20:15 Uhr. Gegen Paderborn bekam man die Uhrzeit gleich zu spüren. Zwar wurde Samstag gekickt, dafür aber um 13:00 Uhr. Das hieß früh aufstehen oder gar nicht erst ins Bett gehen. 7 Per Sonderzug wurde das erste Spiel der neuen Runde in Angriff genommen, welcher wie immer restlos ausgebucht war. Glücklicherweise passten sich die Getränke im Zug nicht der Außentemperatur an und somit war schon mal der erste Sieg des heutigen Tages erreicht. Der Barwagen allerdings, hatte mindestens 70 Grad Celsius und man wartete eigentlich schon auf den nächsten Aufguss. Das Sommerfeeling ließen sich einige nicht nehmen und traten die Auswärtsfahrt stilecht mit Sandalen oder Pepita-Hut an. Den Ordnern in Paderborn war es wohl auch zu heiß, so wurde man nur kurz und lässig abgetastet und ab ging es in den Block. Könnte eigentlich immer so sein. Der schön beflaggte Gästeblock war mit 2.000 Lautrern gut gefüllt. Für Paderborn eine starke Zahl. Stark war auch der Auftritt der Betze-Fans. Gerade die zweite Halbzeit hat richtig Spaß gemacht. Lasst uns so
weiter machen! Apropos schön beflaggter Gästeblock, bringt eure Zaunfahnen öfter mit und zeigt Flagge für unseren FCK, ist auch viel schöner als irgendeine Werbebande. Auf der Heimtribüne gaben sich die Paderborner zwar Mühe, aber stets bemüht ist nun mal nicht gut. Mehr Gegenwehr aus Paderborn gab es auf dem Platz. So blieb dank einer Top-Leistung von Tobias Sippel die Null stehen. Da Mo Idrissou heute scheinbar kein Tor schießen wollte und mit seiner 20-Tore Wette erst gegen Ingolstadt beginnt, netzte Simon Zoller in seinem ersten Spiel für die Roten Teufel zum 1:0 ein. Der Auftaktsieg im ersten Spiel war wichtig. Es war zwar keine Glanzleistung, aber die Mannschaft steht erst am Anfang der Saison und kann noch zeigen was sie drauf hat. Zurück an den Bahnhof ging es wieder mit dem Bus, am Bahnhof noch kurz mit dem wichtigsten eingedeckt und schon saß man wieder im Sonderzug. In der rollenden Sauna wurden dann noch die paar Kilometer Richtung K-Town zurückgelegt, ehe dieser Spieltag sich auch wieder dem Ende zuneigte. Und schon hat sich uns wieder, diese zweite Bundesliga, mit einem Auftaktsieg, einer schönen Zugfahrt, einer Mannschaft die das Potenzial hat aufzusteigen und vor allem mit reisefreudigen, lautstarken und erfolgshungrigen Betze-Fans. Legen wir los…der erste Schritt ist getan.
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| Fankultur
Fußballkulturen SpVgg Bayreuth - 1. FC Trogen 5:3 Deutschland | Bayreuth | Hans-Walter-WildStadion Bayernliga Nord (5. Liga) „SpVgg Bayreuth. Eine Ära endet“, so konnte man auf einem Spruchband lesen, das zum Ende der zweiten Halbzeit auf der Gegengeraden des Hans-Walter-WildStadions befestigt worden war. Noch wenige Minuten, der Abpfiff, und dann besiegelte die treue Fanschar dieses Ende mit gelbem Rauch und Ovationen. 17 Tage zuvor hatte die Mitgliederhauptversammlung des Vereins mit großer Mehrheit die Ausgliederung der ersten Mannschaft in eine „SpVgg Oberfranken Bayreuth“ getaufte GmbH abgesegnet und damit gewissen Kreisen aus der Region das Erreichen ihrer Wünsche ermöglicht. Man will hoch hinaus, den Neustart wagen, eine „Startrampe“ aufbauen und „durchstarten“ - zur Not auf Kosten gewisser Traditionen, denn neben der Ausgliederung und Umbenennung sollen künftig auch diverse Heimspiele pro Saison im 40 Kilometer entfernten Weismainer Waldstadion ausgetragen werden, den neuen Mitgesellschaftern sei Dank. Ob das gut geht? Trotz finanziell zuletzt schwieriger Jahre mit Lizenzentzügen und dem Tiefpunkt des Insolvenzverfahrens 2008 konnte sich die „Oldschdod“ ihren aus erfolgreicheren Zeiten stammenden Charme auch in den Niederungen des Amateurbereichs bewahren. 1921 aus einer Abspaltung
hervorgegangen und als Mitglied des Arbeiter-Turn- und Sportbundes im Dritten Reich verboten, ging es sportlich seit dem Ende der Fünfziger Jahre aufwärts, als erste Ausflüge in die Zweitklassigkeit glückten. Seit dem Beginn der Siebziger gehörte man zum festen Bestand der Zweiten Liga und setzte 1979 gar zum Höhenflug an, der erst in den Entscheidungsspielen um den Aufstieg in die Bundesliga gegen Bayer Uerdingen ganz knapp scheiterte. In den Achtzigern folgten mehrere Abstiege in die Bayernliga, wo man mit Augsburg den Titel des Rekordmeisters führt, ehe 1990 das endgültige Ausscheiden aus dem Profifußball und der zwischenzeitliche Absturz bis hinunter in die Landesliga bevorstanden. Dennoch hält man bis heute den 26. Platz in der Ewigen Tabelle der Zweiten Liga und kann neben den dort gewerteten zwölf Spielzeiten auf insgesamt 18 Jahre Zweitligafußball zurückblicken.Auch im DFB-Pokal führte die Reise 1977 und 1980, als man in der 3. Hauptrunde die Bayern mit 1:0 aus dem Wettbewerb warf, zwei Mal bis ins Viertel- | finale. Das geschah bereits in der 1967 eröffneten und von den Schwarz-Gelben seit 1974 regelmäßig genutzten städtischen Sportanlage, nachdem man seit 1925 auf der legendären Jakobshöhe beheimatet war. Doch auch die „neue“ Spielstätte hat mit einer sehr ansehnlichen Haupttribüne ihre Vorzüge und wenn dann nach jedem Tor der Heimelf Richard Wagners genialer Walkürenritt aus den Lautsprechern ertönt, dann passt das.
Neues vom Infostand Rechtzeitig zu Saisonbeginn ist die neue Ausgabe des WegbeGLeiters fertig geworden. “Der WegbeGLeiter #7″ behandelt die ganze Saison 2012/2013 und bildet mit 164 Seiten die bisher größte Ausgabe. Durch die gesteigerte Seitenzahl musste der Preis auf 5 Euro angehoben werden. Das Heft ist wie gewohnt komplett in Farbe gehalten
und behandelt die bekannte Palette an Texten rund um unseren FCK, dessen Fanszene und vieles mehr. Zu erwerben gibt es das Heft heute wie immer am Infostand vor der Westkurve sowie nach dem Spiel (hier dann aber schräg gegenüber dem eigentlichen Infostand). Einen Versand wird es vorerst nicht geben. Sollte sich dies ändern, erfahrt ihr es hier auf unserer Seite.
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