Ein paar Worte vorweg Moin, Supporters!
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eihnachten und Silvester stehen vor der Tür und wir können auf ein sportlich erfolgreiches Kalenderjahr 2009 zurückblicken. Die erste Jahreshälfte war vom dreifachen Titelkampf und der am Ende ausgehenden Puste geprägt. Auch die zweite Hälfte begann furios, am Ende schwanden auch hier – verletzungsbedingt – die Kräfte. Nahezu konstant gut war allerdings die Leistung der Supporter und Fans des HSV. Wurde Hamburg in den 90er Jahren noch der Kategorie „Langweiligste Stimmung im Stadion“ zugeordnet, dürften wir hier inzwischen Champions-League-Format erreicht haben. Mit dem neuen Stadion entwickelte sich auch die Fan-Kultur weiter. Im neuen Stadion ist ein erfolgreicher Support der Mannschaft schon aus baulichen Gründen einfacher. Dennoch ist für viele von uns das gute alte Volksparkstadion der Beginn der Stadionleidenschaft und vor allem auch ein großes Stück der eigenen Geschichte als HSVFan. Das war Grund genug für uns, dieses Heft der guten alten Westkurve zu widmen. Es war der 19. Dezember 1998, das Stadion befand sich schon im Umbau, als die Rothosen letztmals vor der Westkurve aufspielten. Standesgemäß verabschiedeten wir unsere Kurve mit einem 2:0 Heimsieg gegen den 1. FC Nürnberg. Ebenfalls standesgemäß regnete es während des Spiels durchgehend, so dass jeder noch einmal das Gefühl von 90 Minuten Stadionbesuch bei durchgehendem Regen ohne Stadiondach genießen durfte… In den Tagen nach dem Spiel begann der Abriss der Tribüne, die für fast 40 Jahre die Heimat der HSV-Fans war. In diesem Heft erinnern wir uns mit einigen Geschichten aus der Westkurve
an unsere alte Heimat und hoffen, dass ihr uns auch für die kommenden Ausgaben der supporters news eigene Berichte und Bilder über die Westkurve zusenden werdet. Die Westkurve erlebte die Meisterschaften 1960, 1979, 1982 und 1983; begleitete den HSV zu den Pokalsiegen 1963, 1976 und 1987 sowie zu den internationalen Titeln 1977 (Pokal der Pokalsieger) und 1983 (Landesmeister-Cup). Sie musste aber auch tristere Zeiten mitmachen, in denen zu Heimspielen in das Volksparkstadion lediglich 16.000 Zuschauer kamen. Neben den sportlichen Berg- und Talfahrten gab es auch in der Fankultur Höhepunkte und Tiefschläge. Als Höhepunkte sind dabei vor allem die bedingungslose Unterstützung der Mannschaft oder der Beginn der Organisation von HSV-Fans in Fan-Clubs in den 70er-Jahren, die Gründung des Dachverbands für HSV-Fan-Clubs oder später die Gründung des Supporters Clubs zu sehen. Tiefpunkte waren dann sicherlich die Beschimpfungen ausländischer Spieler (Sammy Sane), die Tumulte bei der Meisterfeier 1979 oder der schreckliche Vorfall, bei dem Adrian Maleika in Folge von gewaltsamen Auseinandersetzungen starb. Natürlich waren für diese negativen Punkte nie alle Besucher der Westkurve verantwortlich. Es waren einzelne, die hier handelten. Dennoch prägten auch diese Tiefpunkte das Image der Westkurve. Es freut uns, dass wir für diese Ausgabe den Bremer Hornsby, einen Freund von Adrian Maleika, interviewen konnten. Hornsby berichtet nicht über Adrian selber, sondern berichtet auch über die Entwicklung der Beziehung von HSV-Fans und Bremer Fans in den vergangenen 30 Jahren. Dabei sieht er auch Parallelen zwischen der damaligen und heutigen Zeit.
Im November 2009 fand die jährliche Abteilungsversammlung im Pressekonferenzraum unseres Stadions statt. Christian Bieberstein wurde einstimmig (!) als Nachfolger von Tamara Dwenger gewählt. Im Namen der Abteilungsleitung gratuliere ich gern noch einmal Christian zur Wahl. Wir freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit in den kommenden zwei Jahren! Auch die Amateure haben gewählt. Im Namen der Abteilungsleitung gratuliere ich Ilja Eplinius, Hartmut Stöpel, Oliver Wittkowsky und Anne Gnauck zur Wiederwahl. Die Supporter freuen sich schon auf die gute Zusammenarbeit! Überhaupt nicht nachvollziehen kann ich, dass Uli Klüver als Kassenwart nicht wiedergewählt wurde. Unsere Ämter im Verein werden demokratisch durch Wahlen auf Zeit vergeben. Dazu gehört selbstverständlich auch, dass ein Kandidat nicht gewählt wird. Es ist allerdings schon erstaunlich, dass im Wesentlichen die Amateur-Fußballer (männlich) und der Vorstand von HSV-Ochsenzoll gegen Uli stimmten, gleichzeitig aber keinen Gegenkandidaten nominierten. Es ist nicht gerade konstruktiv, zwar zu wissen, wen man nicht will, ohne aber eine Alternative für das Amt des – ehrenamtlich arbeitenden – Kassenwarts der Amateure zu präsentieren. Ohne zu wissen, ob Uli Klüver zur Nachwahl im Februar erneut antreten wird, bedanke ich mich im Namen der Abteilungsleitung bei Uli für das außerordentliche, ehrenamtliche Engagement und die gute Zusammenarbeit mit der Abteilungsleitung. Ich kann nur hoffen, dass er sich auch weiterhin im Verein engagieren wird – ansonsten würden wir die Mitarbeit eines guten HSVers verlieren. Mit diesen supporters news erhält jeder Supporter einen Wandkalender. Lasst uns gemeinsam hoffen, dass wir im Jahr 2010 noch eine Menge zusätzlicher HSV-Termine – vielleicht für eine gemeinsame Feier im Mai am Rathaus, diverse Termine für internationale Spiele und in der zweiten Jahreshälfte auch wieder mehrere Termine im DFB-Pokal – eintragen dürfen. Die Abteilungsleitung wünscht allen ein frohes Weihnachtsfest und den berühmten „Guten Rutsch“ ins neue Jahr – und darüber hinaus uns allen ein sportlich erfolgreiches Jahr 2010! Für die Abteilungsleitung Ralf Bednarek
Ausgabe 61
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Inhaltsverzeichnis Ausgabe 61 · Dezember 2009 Ein paar Worte vorweg
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Moin, Supporters!
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Zusätzliche Schiedsrichterassistenten
Aus dem Arbeitsalltag
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Bericht des Vorstands für die Belange der Mitglieder
Jammern auf hohem Niveau
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Was bedeuten schon körperliche Verletzungen?
Der Neue
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Christian Bieberstein gewählt
Abstürzen & Zusammenrücken
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Die Mannschaft und die Medien
Wir trauern …
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Zum Tod von Robert Enke
Drei Monate Reha!
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Die Verletzung von Mladen Petric
Aus dem Aufsichtsrat
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Peter Becker im Interview
Zwischen Choreo und „Fressbegegnungen“
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Eine Einteilung der Zuschauer
Vorläufiges Triumvirat
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Wahlen mit fadem Nachgeschmack
50+1-Regel bleibt?
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Abschaffung zunächst abgelehnt
Nach der verlorenen Wahl
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Fragen an Uli Klüver
Fans sind alle Verbrecher
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Entscheidung des Bundesgerichtshofs zu Stadionverboten
Anspruch und Wirklichkeit
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Nachtrag zur Wahl des Amateurvorstands
Fans vs. Polizei
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Erste Schritte für mehr Verständnis und Respekt
Nicht ganz ohne!
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Rechnungsprüfer beim HSV
HSV-Fans beobachten Polizei
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Eine Initiative zur Deeskalation
„Jedes Spiel eine Herausforderung“
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Stadionmanager Kurt Krägel
„Hamburg Away“
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Buchrezension
„Bin ein Fan von …“
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Vaters Freud und Leid
Tops und Flops
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Berichte über die Spiele der Profis
Mehr als Tradition
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Identität von Sportvereinen
Mythos Westkurve
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Ein etwas wehmütiger Rückblick
Das Ehrenamt
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Gelobt und beleidigt
Mit 12 zum ersten Mal
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Faszination Westkurve
8
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Voll daneben?
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supporters news
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Das Gesetz der Kurve
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In der Westkurve und heute
Westkurve vs. Nordtribüne
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HSV-Fanclub „Dünn vorher“
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Die Raute aus Granit
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letzte ausVAART
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OFC Vorstellung
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Beliebte Spielchen in der Ultraszene
Der Ausnahme-Ordner
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Terrassengestaltung in Blau-Weiß-Schwarz
Ein Rückblick von außen
Stumpfsinnige Abzockerei
HSV 3 – sei dabei!
Jubiläum
Maskottchen-Memoiren
Mit den Teufeln im Volkspark
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Amateurfußball in Hamburg
Was war, was ist?
Harry, wo bist du?
Raus aus dem Keller Berichte über Spiele der zweiten Mannschaft des HSV
Pflichtlektüre!
Hooligans im Volkspark
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… dass ich HSV-Fan bin!
Eltern: Westkurve Block E, Kinder: Nordtribüne …
Maleika und kein Ende?
Danke, Papa, …
37 Stunden
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Fahrtbericht nach Wien
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Leserbriefe
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Kleinkram & Aus aller Welt …
58
Die wichtige Seite
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Gerd Grüttner beim Block 22c
Die Würde ist antastbar …
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Grüße an den SC
Von Ordnern und ihren eigenwilligen Spielchen im Rang A
Ultra-Schall, aber ohne Rauch
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Supporters Club · Tickets · Mitgliederwerbung · Fan-Shops · etc.
Mehr Freiheiten für Gästefans
Meisterschaftskrimi in Schweden Unterwegs mit AIK Solna
Das Regel-Quiz
Rund um den HSV
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Stammtischliste
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Regionalbetreuer & Botschafter
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Exklusives Kurz-Interview
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Pechvogel des Jahres
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Impressum
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Fußballregeln – hätten Sie es gewusst?
Wie Schwerverbrecher …
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Eishockey in Adendorf
Allesfahreressen 2008/09
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Die treusten HSV-Fans unter sich
Es fehlten nur neun Sekunden
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Über eine schmerzhafte Spurensuche im Barca-Museum
Ausgabe 61
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Aus dem Arbeitsalltag Bericht des Vorstands für die Belange der Mitglieder Text Oliver Scheel · Foto Witters
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iebe Mitglieder, liebe Leser und Leserinnen der supporters news, es ist nicht einfach, in umfassender Weise aus meinem Arbeitsalltag zu berichten, ohne den Eindruck zu erwecken, dass ein Rechenschaftsbericht entstehen soll. Es ist mir vielmehr wichtig, einen Über- und Einblick in das zu gewähren, was mich als Vorstandsmitglied für die Belange der Mitglieder in letzter Zeit beschäftigt hat und weiterhin herausfordern wird: Mit meinen Mitarbeitern der Abteilung Fördernde Mitglieder und denen des Amateursports wickle ich das Tagesgeschäft ab. Hierzu erfolgt ein enger Austausch mit den jeweils involvierten Mitarbeitern und natürlich die Abstimmung mit den hauptamtlichen Leitern der beiden Abteilungen, die täglich stattfinden. Auch meine Termine außer Hauswerden dabei erörtert und zum Teil vorbereitet. Als Beispiele seien hier das Fest der
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tausend Zwerge der Leichtathletik, die Geburtstagsfeier von Charly Dörfel oder Besuche von Veranstaltungen unserer Fan-Clubs genannt. Mir ist es wichtig, mit vielen Aktiven, Mitgliedern und Fans unseres HSV in engem Kontakt zu stehen, um ein Gespür für Ihre Anliegen, Sorgen oder Nöte zu bekommen, die ich dann in meine Arbeit einfließen lassen kann. Ich weiß nicht, wie oft ich auf die Ersatzraute oder ein eigenes Vereinsheim angesprochen wurde. Auch wenn ich mich seit meinem Antritt als Vorstand mit beiden Projekten intensiv beschäftige und wir Schritt für Schritt gut vorankomme, so verdeutlichen mir die Gespräche, wie wichtig beide Themen sind und dass ich weiter viel Zeit für eine baldige erfolgreiche Umsetzung aufzubringen habe. Denn diese Projekte sind nicht nur eine Herzensangelegenheit vieler HSVer, auch ich habe mir beide Projekte ganz hoch auf die Fahne geschrieben. Neben den vielen Terminen mit Mitgliedern und Fans tausche ich mich natürlich auch intensiv mit den Vertretern der Gremien unseres HSV aus. Wöchentliche Sitzungen mit der Abteilungsleitung der Förderer, dem Amateurvorstand sowie die Monatstreffen der Senioren erlauben es mir, nicht nur über meine Arbeit und deren Ergebnisse zu sprechen, sondern auch neue Projekte anzudenken und zu diskutieren. Die Vorbereitungen für die Mitgliederversammlung unseres HSV sind dann genauso auf der Agenda wie individuelle Anliegen oder Themen der jeweiligen Abteilungsleitungen bzw. der Vorstände. Als Beispiel seien hier gerade in den letzten Wochen Personalthemen genannt, die so zeitnah wie möglich im Interesse aller Beteiligten zu lösen waren. Auch Ochsenzoll spielt in meinen Aufgaben eine wichtige Rolle. Zusammen mit dem Vorsitzenden des HSV-O stehe ich in regem und konstruktivem Dialog, um den seit längerem diskutierten Masterplan konstruktiv zu begleiten und weiter voranzubringen. Aufwändig war außerdem die Planung und Umsetzung eines Kunstrasenplatzes in Ochsenzoll. Das Resultat lässt sich mit Sicher-
heit ausgezeichnet sehen. Nichtsdestotrotz warten auch in Ochsenzoll noch viele interessante und aufregende Projekte, denen ich mich in den kommenden Wochen und Monaten intensiv widmen werde. Sehr viel Zeit wende ich für das Thema „Stadionverbote“ auf. Dieses sehr sensible, immer wieder auftretende Thema erfordert einerseits die genaue Beachtung der vorgegebenen Richtlinien des DFB, andererseits müssen Gespräche mit unseren Fanbeauftragten und mit Betroffenen geführt werden, damit wir uns ein umfassendes Bild machen können. Diese Gespräche müssen koordiniert und inhaltlich detailliert vorbereitet werden. Dafür binden wir im Bedarfsfall auch das Stadionmanagement oder die Behörden mit ein. Es ist mir wichtig zu betonen, dass wir beim HSV sehr umsichtig verfahren, was heißt, dass wir nicht mit Stadionverboten um uns werfen, sondern eher dem Gedanken des „Im Zweifel für den Angeklagten“ folgen. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht und auch meine Erfahrungen als Jurist sind uns hierbei sehr behilflich. Natürlich überlege und diskutiere ich mit meinen Mitarbeitern kontinuierlich, wie wir das bestehende Verfahren verbessern können, auch, wenn wir als HSV dann wieder mal eine Vorreiterrolle innerhalb der Bundesliga einnehmen würden. Wichtig ist auch die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen im Vorstand, mit denen ich mich über meine Arbeit austausche und deren Meinungen, Gedanken und Ideen ich bewusst einhole, wie ich mich auch in ihre Themen analog dazu einbringe. Denn eines ist gewiss: Zusammen können wir noch viel mehr erreichen, als wir das ohnehin bis jetzt schon getan haben. Ich hoffe, erste Eindrücke und Informationen gegeben zu haben. Dass diese zum Teil nur angerissen werden konnten, liegt an der Vielzahl der Aufgaben, deren detaillierte Darstellung jeden Rahmen sprengen würden. Mehr dazu in den folgenden Ausgaben der supporters news. Ich halte euch auf dem Laufenden.
supporters news
Der Neue
Wir trauern …
Christian Bieberstein gewählt
Zum Tod von Robert Enke
Interview Volker Knut · Foto HSV Supporters Club
Text Christian Bieberstein · Foto Witters
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ir alle mussten am 10.11.2009 erfahren, dass sich Robert Enke – Torwart von Hannover 96 – das Leben genommen hat. Was einen Menschen wie ihn dazu getrieben hat, können und wollen wir nicht beurteilen. Wir können aber sagen, dass Robert Enke mit seiner herzlichen, freundlichen und ehrlichen Art zu den Spielern gehörte, mit denen man mitfühlen und sich identifizieren konnte. Er gehörte nicht zu den Spielern, die im größten Erfolg das Vereinswappen geküsst haben, um dann im nächsten Moment den Verein zu verlassen. Er war nicht einer derjenigen, die eine Verletzung vorgetäuscht haben, um einen besser dotierten Vertrag im Ausland unterschreiben zu können. Nein, Robert Enke war ehrlich und geradeaus, und genau das hat ihn zu einem ganz besonderen Menschen gemacht.
supporters news: Hallo Christian, willkommen in der AL und Glückwunsch zur Wahl. Wie sind deine ersten Eindrücke? Christian Bieberstein: Im Moment ein wenig erdrückend, ich bin zunächst mal erleichtert, dass die Wahl so glatt verlief. Allerdings finde ich es nach wie vor schade, dass die Mitgliedschaft durch den Rückzug des zweiten Kandidaten keine Auswahl hatte.
» Fußball ist nicht alles. « Zitat Bischöfin Käßmann
» Fußball darf nicht alles sein. « Zitat Dr. Theo Zwanziger
supporters news: Hast du schon eine Vorstellung, wie es nun weiterläuft? Christian Bieberstein: Zunächst einmal heißt es tief durchatmen. Wichtig ist nun, sich den einzelnen Aufgaben zu stellen und einen Überblick von den Abläufen zu verschaffen und viele Gespräche zu führen. supporters news: Du wurdest mit 100% der anwesenden Stimmberechtigten gewählt. Bürde oder Verpflichtung? Christian Bieberstein: Ohne Zweifel eine Mischung aus beidem. Es ist ein großer Vertrauensvorschuss der Mitgliedschaft, welchen ich nun bestätigen muss. Jedenfalls ist der (zumindest mein eigener) Erwartungsanspruch dadurch nicht weniger geworden.
Ausgabe 61
» Fußball ist ein starkes Stück Leben. « Zitat Bischof Huber
Aus dem Aufsichtsrat Peter Becker im Interview Interview Ralf Bednarek · Fotos Witters
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in gigantisches und spannendes Jahr!“ Peter Becker blickt auf sein erstes Jahr im HSV-Aufsichtsrat zurück und berichtet über Positives, aber auch weniger Gelungenes
supporters news: Herr Becker, seit einem guten Jahr sind Sie in der HSV-Öffentlichkeit bekannt. Hatten Sie aber auch schon ein HSV-Leben vor Ihrer Kandidatur für den Aufsichtsrat? Peter Becker (lacht): Ja, selbstverständlich! Ich komme aus dem Hamburger Süden, einer der wohl schwarz-weiß-blauesten Gegenden Hamburgs. Nein, ernsthaft, ich habe 1959 beim Harburger Turnerbund angefangen, Fußball zu spielen. Obwohl der HTB damals in der höchsten deutschen Spielklasse unter anderem gegen den HSV spielte, waren meine Freunde und ich auch HSV-Fans. Meine Idole Uwe und Charly. Der HTB war natürlich in Harburg populär, aber der HSV war auch damals schon für viele Harburger die Nummer eins. supporters news: Waren Sie als Jugendlicher auch im Stadion? Peter Becker: Natürlich, meine ersten Spiele habe ich in der Meistersaison 59/60 gesehen. Ich kann mich an Stadionbesuche unter anderem gegen Braunschweig, dann später auch gegen Dortmund und Frankfurt erinnern. Das war damals eine halbe Weltreise, um mit der Straßenbahn von Harburg zum Stadion zu kommen. Meine Eltern konnten mein Interesse für den Fußball nicht nachvollziehen, so dass ich dann gleich die ersten Spiele ohne Eltern im Stadion gesehen habe. supporters news: Heute sind Sie im Aufsichtsrat des HSV. Wie beurteilen Sie das erste Amtsjahr? Peter Becker: Es war ein gigantisches und spannendes Jahr. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Mitglieder ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Die Arbeit im Aufsichtsrat ist
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mit meiner Arbeit in den Aufsichtsräten der HASPA oder der Signal Iduna nicht zu vergleichen. Der HSV ist ein Sport (Fußball)-Verein und die Arbeit ist dadurch stark von Emotionen begleitet. Aber das unterscheidet unseren Verein ja auch zum Glück von Wirtschaftsunternehmen. Der Verein lebt ganz wesentlich von Emotionen und das spiegelt sich auch in der Arbeit der Gremien wieder. Die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ist eine ganz andere. Egal wo ich bin, ich werde nahezu jeden Tag auf unseren HSV angesprochen. Das passiert mir beim Friseur genauso wie bei geschäftlichen Terminen in, aber auch außerhalb Hamburgs. Die Arbeit macht unheimlich viel Spaß. Wir haben im Aufsichtsrat eine gute Mischung; ich habe sehr engagierte Kollegen. Aber auch außerhalb dieses Gremiums gibt es viele positive Erlebnisse. Ich stehe zum Beispiel gerade im Kontakt mit einem neugegründeten Fan-Club „Meine Perle“ in Harburg-Marmstorf und werde die Jungs demnächst mal besuchen. supporters news: Über die letzten Aufsichtsratswahlen wurde in den Medien außergewöhnlich viel berichtet. Welches Bild hat der Verein in dieser Zeit insgesamt abgegeben? Peter Becker: Stimmt, der Rummel um die Wahlen war riesig. Aber der Verein hat sich in dieser Zeit doch bestens verkauft. Wir haben durch unsere starken demokratischen Vereinsstrukturen geglänzt. Es gab zahlreiche gute Kandidaten für ein unbezahltes Ehrenamt. Die Mitgliedschaft hat sich bei den beiden Vorstellungsveranstaltungen für die Kandidaten unwahrscheinlich engagiert und interessiert eingebracht. Im Januar 2009 waren 5.000 Mitglieder bei der Versammlung. Ganz Fußballdeutschland war von diesem Engagement beeindruckt. Überhaupt lebt unser Verein ganz wesentlich von seiner engagierten Mitgliedschaft. Auch im Sommer kamen zu der außerordentlichen Versammlung wieder 2.400 Mitglieder. In den Gremien, also beispielsweise beim Seniorenrat, den Supporters oder auch den Amateuren, wird ehrenamtlich viel bewegt. Regelmäßig finden Informationsveranstaltun-
gen bei den Senioren und auch den Förderern statt. Es ist schon interessant zu sehen, dass sich da HSVer abends treffen, um auch über die Vereinspolitik zu diskutieren. supporters news: Bei der öffentlichen Abteilungsleitungssitzung haben wir Sie aber noch nie begrüßen dürfen … Peter Becker: Das stimmt. Ich war im vergangenen Jahr beruflich sehr eingespannt. Das soll zukünftig aber besser werden. Einige Termine sind schon eingeplant. Ich bin aber durch intensiven Austausch mit Björn Flohberg und Oliver Scheel und aufmerksames Lesen der supporters news durchaus auf dem Laufenden. Auch wenn ich vor kurzem wieder einmal bei dem Seniorentreff war, gibt es für mich noch viel HSV zu entdecken, also da ist noch viel Luft nach oben. supporters news: Kommen wir noch einmal zurück zum Aufsichtsrat. Haben Sie im Sommer das öffentliche Interesse am HSV unterschätzt? Peter Becker: Sie spielen auf die Entscheidungen um Dietmar Beiersdorfer an. Wir haben das mediale und auch das vereinsinterne Interesse sicherlich nicht unterschätzt. Trotzdem müssen wir uns im Nachhinein wohl selbstkri-
supporters news
tisch eingestehen, dass unsere Außendarstellung, also unsere eigene Öffentlichkeitsarbeit, nicht ganz optimal war. Wir haben teilweise kein glückliches Bild abgegeben. supporters news: Die Öffentlichkeit kritisierte vor allem das Krisenmanagement des Aufsichtsrates. War es hilfreich, dass Horst Becker nach Didis interner Offenbarung erst einmal in den Urlaub gefahren ist? Peter Becker: Dass Beiersdorfers Offenbarung und der Urlaub von Horst Becker genau zeitgleich stattfanden, war sicherlich mehr als unglücklich. Trotzdem muss ich Horst Becker in Schutz nehmen. Es gab zwischen Didi Beiersdorfer und Horst Becker klare Absprachen. Durch wen die Öffentlichkeit so frühzeitig informiert wurde, wird wohl nie aufgeklärt werden. Aber Horst Becker hatte und hat bei seinem Handeln immer das Wohl des Vereins im Blick. Und die Mitglieder des Aufsichtsrates müssen Horst Becker vertrauen, wenn er über von ihm geführte Vier-Augen-Gespräche berichtet. Gleiches gilt für das Vertrauen in den Personalausschuss. supporters news: Die Suche eines Nachfolgers von Didi gestaltet sich äußerst schwierig. Mit Bernd Wehmeyer war einer der erfolgreichsten HSVer als Nachfolger im Gespräch. Warum hat der Personalausschuss Wehmeyer einen Rückzug seiner Bewerbung nahegelegt? Peter Becker: Ich schätze Bernd Wehmeyer als Sportler und als Menschen sehr. Er hat sowohl als Fußballer als auch als Funktionär große Verdienste für den HSV erbracht und ich traue ihm diese Aufgabe auch zu. Im Aufsichtsrat gab es seinerzeit eine große Gruppe an Fürsprechern für Bernd. Der Personalausschuss hat wohl aber auch Gegenstimmen wahrgenommen und dann entschieden. Der Personalausschuss hatte letztendlich die Aufgabe, uns 2 bis 3 Kandidaten mit entsprechenden Erfolgsaussichten zu präsentieren.
Peter Becker: Der Vorstand, den ich übrigens sehr schätze und der mein volles Vertrauen hat, hat eine solide Finanzplanung erstellt. Wir müssen uns keine Sorgen machen. Trotzdem muss auch der HSV in wirtschaftlich schwierigen Zeiten mit Augenmaß handeln. Dazu gehört die ständige Überprüfung, an welchen Stellen Kosten vermieden bzw. gekürzt werden können. Dazu gehört auch die Steigerung der Einnahmen. Und der HSV hat ja schon erhebliche Einnahmeverluste hinnehmen müssen. Im DFB-Pokal sind wir – nicht nur aus sportlicher Sicht – viel zu früh ausgeschieden. Die Einnahmen mindestens einer weiteren Runde fehlen. Wirtschaftlich schlimmer ist aber, dass wir bis heute 200 BusinessSeats nicht verkaufen konnten. Da fehlen dem Verein erhebliche Einnahmen. supporters news: Können wir im Winter noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv werden? Peter Becker: Ich denke schon, dass wir im Winter alle Optionen prüfen sollten. Dabei möchte ich betonen, dass ich die Haltung und vor allem auch die Arbeit Bruno Labbadias schätze. Wir sind toll in die Saison gestartet. Ich unterstütze Bruno auch darin, dass er nach den schweren Verletzungen von Benjamin, Guerrero und Petric nicht Verstärkungen gefordert hat. Er hat in beeindruckender Weise den jungen Spielern wie Marcus Berg, aber auch unseren Nachwuchstalenten, den Rücken gestärkt. Aber unser Verletzungspech ist ja derzeit einzigartig. Ich glaube schon, dass wir uns im Winter verstärken sollten, um die Ausfälle zu kompensieren. Es muss aber passen.
supporters news: Haben wir denn das Geld für Sommertransfers, ohne Leistungsträger verkaufen zu müssen? Peter Becker: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass wir den jetzigen Kader längerfristig auf den wesentlichen Positionen unverändert lassen sollten. Andererseits haben wir auch einen teuren Kader, der letztendlich nur über die Teilnahme am internationalen Wettbewerb finanziert werden kann. Es muss unser Ziel sein, nicht nur international zu spielen, sondern auch die Champions League zu erreichen. supporters news: Zum Schluss würden wir gern wissen, wie Sie die Supporters sehen. Peter Becker: Mit meinem Beitritt zum HSV bin ich selber ein Supporter und Mitglied dieser Abteilung geworden. Die Supporters stehen für die Unterstützung der Mannschaft, sorgen für die einzigartige Stimmung im Stadion. Das begeistert mich immer wieder. Ich war im Jahr 2009 unter anderem bei den Auswärts-Spielen in Dortmund und in Glasgow und finde die Unterstützung unserer Mannschaft gerade auch bei Auswärtsspielen beeindruckend. Die Supporters regeln den Verkauf der Auswärtstickets und organisieren die Auswärtsfahrten. Dadurch, dass diese Fahrten nach meiner Information zum Selbstkostenpreis angeboten werden, können viele Fans mitreisen und unsere Mannschaft unterstützen, egal wo sie spielt. Auch hier macht die Abteilung Förderer einen tollen Job. Kurz gesagt: die Supporter sind für unseren HSV unentbehrlich und versorgen ihn mit dem nötigen Herzblut.
supporters news: Wechseln wir das Thema. Müssen wir uns Sorgen um die finanzielle Zukunft des HSV machen? Der HSV streicht die Behindertenrabattierung für HSV-Mitglieder, freiwerdende Dauerkarten wurden für die laufende Saison nicht neu vergeben, um die Einnahmen zu erhöhen und der Verkauf von VIP-Parkplätzen ist inzwischen wichtiger als die Erhaltung von behindertengerechten Parkplätzen in Stadionnähe.
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Vorläufiges Triumvirat Wahlen mit fadem Nachgeschmack Text Ingo Thiel · Foto HSV Supporters Club
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ie Amateurversammlung am 9. November im Stadion versprach ein nettes Beisammensein zu werden. Die Zahlen stimmten, die Zukunft war finanziell gesichert und die neue Amateurstrategie von allen befürwortet worden. Für die anberaumten Wahlen zum Amateurvorstand hatte sich nicht ein einziger Gegenkandidat gefunden und so standen lediglich die jeweiligen Amtsinhaber zur Wahl. Reine Formsache also? Weit gefehlt, denn der Abend endete für einen der Kandidaten mit einer unliebsamen Überraschung und es blieb ein schaler Nachgeschmack. In der Welt der Amateure im HSV e.V. schien eitel Sonnenschein zu herrschen: Mit 1,5 Millionen Euro wurde das höchste Budget der Geschichte bekanntgegeben, der Zuschuss des HSV für die nächsten drei Jahre ist vertraglich gesichert, die Infrastruktur auf dem Gelände in Ochsenzoll wurde verbessert und die Planungen für den weiteren Ausbau gehen voran, das Mitgliederwachstum ist konstant und die Geschäftsstelle konnte ausgebaut werden. Lauter Erfolgsmeldungen, die noch untermauert wurden durch die im Konsens eingeführte neue Amateurstrategie sowie zahlreiche Meisterschaften der aktiven Sportler. Einziger Wermutstropfen war die mal wieder geringe Beteiligung, nur 91 stimmberechtige Mitglieder und sechs Gäste hatten sich eingefunden. Auffällig war dabei das zahlenmäßig große Engagement der Fußballabteilung, die auch zahlreiche Jugenddelegierte mitgebracht hatte und so rund ein Drittel der Anwesenden stellte – ein Fakt, der später noch große Bedeutung fand. Das geringe Interesse war umso verwunderlicher, wenn man die vorgestellten Zahlen betrachtet: Der Amateursport besteht aus mittlerweile 33 Abteilungen mit 5.223 Mitgliedern. Vertreten waren gerade mal 17 Abteilungen, was der 2. Vorsitzende Hartmut Stöpel deutlich kritisierte: „Man sollte meinen, dass die Amateurversammlung zumindest für die jeweiligen Abteilungsleiter eine Pflichtveranstaltung ist – das ist ein Trauerspiel.“ Ganz im Gegensatz zu den erreichten
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Die Amateursportversammlung Foto HSV Supporters Club
Steigerungen, denn das Mitgliederwachstum ist seit 2004 mit einem Plus von 8,5 Prozent in jedem Jahr konstant. Mit dem Vereinsvorstand konnte zudem ein Vertrag über die nächsten drei Jahre geschlossen werden, der pro Jahr einen Zuschuss des HSV von 325.000 Euro bedeutet. Darüber hinaus gibt es einen weiteren Vorstandsetat für die Leichtathletik, denn der HSV-Vorstand stimmte der Anfrage zu, ob in dieser Abteilung Spitzensport auf internationaler Ebene unterstützt werden könne. Auf der Geschäftsstelle arbeiten neben Leiter Jörn Spuida mittlerweile drei Mitarbeiterinnen und am 1. Januar kommt eine weitere Stelle hinzu. Die bisherige Jugendwartin Anne Gnauk wird sich dann hauptamtlich um interne Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit kümmern und versuchen, weitere Werbepartner und Sponsoren zu gewinnen, ein Bereich, der noch deutliches Zuwachspotenzial hat. Die im Konsens mit allen Abteilungen eingeführte Amateurstrategie hat den Universalsportverein HSV e.V. mit Priorität auf den Jugend- und Breitensport zum Ziel, Spitzensport soll nur in Einzelfällen gefördert werden. Weiteres Ziel ist die Gewinnung vor allem jüngerer Mitglieder, wobei man auch offen für bislang nicht vertretene Sportarten und damit die Gründung neuer Abteilungen ist. Die Amateurordnung, die die Zusammenarbeit zwischen Amateurvorstand und den
Abteilungen regelt, soll neu geschrieben werden. Die gültige Fassung stammt von 1987 und eine moderne Ordnung soll es vor allem neuen Abteilungsleitern erleichtern, sich in die Materie einzufinden. Außerdem soll eine Arbeitsgruppe mit der Erarbeitung einer „Ehrenamtsstrategie“ beauftragt werden. Momentan stellen sich bei Amateuren und Förderern/Supporters rund 800 Mitglieder für ehrenamtliche Aufgaben zur Verfügung, doch diese solide Basis beginnt zu bröckeln. Es fehlt vor allem der Nachwuchs, dabei ist der Amateurbereich dringend auf ehrenamtliche Hilfe angewiesen. Selbst für die Ehrenämter im Amateurvorstand fanden sich keine Kandidaten außer den bisherigen Amtsinhabern. Dabei deutete der 1. Vorsitzende Ilja Eplinius, seit 55 Jahren HSV-Mitglied und 8 Jahre im Amateurvorstand, in seiner Wahlrede seinen Rückzug zu den nächsten Wahlen im Jahr 2012 an, er „würde sich über einen jüngeren Kandidaten sehr freuen“. Die Wahlen wurden auf Antrag und mit deutlicher Unterstützung aus den Reihen der Fußballabteilung trotz der geringen Zahl der Anwesenden nicht per Akklamation, sondern geheim durchgeführt. Ilja Eplinius wurde mit 78 Ja-Stimmen als 1. Vorsitzender ebenso für die nächsten drei Jahre im Amt bestätigt wie der 2. Vorsitzende Hartmut Stöpel, der auf 74 Ja-Stimmen kam. Deutlich enger
supporters news
war bereits das Ergebnis für Sportwart Oliver Wittkowsky, der nur 50 Ja-Stimmen erhielt. Und großes Raunen ging durch den Saal als bekanntgegeben wurde, dass Kassenwart Hans-Ulrich Klüver durchgefallen war; nur 38 Ja-Stimmen standen 49 Nein-Stimmen gegenüber. Eine Mehrheit war also mit dem Kandidaten nicht zufrieden, ein normaler demokratischer Prozess, bei dem gleichwohl einige Fragen offen blieben: Warum wurde die Kritik nicht im Vorfeld oder spätestens nach der Wahlrede Klüvers geäußert und warum gab es dann aus diesen Reihen keinen Gegenkandidaten? Und es bleibt ein schaler Nachgeschmack, wenn aktive Sportler, die eigentlich Prinzipien wie Fairness selbst bei hartem Wettkampf verinnerlicht haben sollten, nicht den Arsch in der Hose haben, Meinungsverschiedenheiten offen auszutragen.
Der an sich legitime Antrag auf geheime Abstimmung bekam so den Anstrich von Heckenschützenmanier. Am 08.02.2010 wird nun erneut versucht, den Posten des Kassenwarts zu besetzen. Die Bewerbungsfrist endet satzungsgemäß fünf Wo-
chen früher. Da beim ersten Anlauf sich lediglich ein einziger Kandidat zur Verfügung stellte, darf man gespannt sein, ob ein oder gar mehrere Bewerber antreten. Wünschenswert wäre das alle Mal, genauso wie eine höhere Teilnehmerzahl aus wirklich allen Amateurabteilungen.
Der Amateuretat 2008/09 Budget/Einnahmevolumen: rund 1,5 Millionen, davon:
Ausgaben (nur höchste Posten)
721.000,– Beiträge/Kostenbeiträge der Mitglieder
521.000,– Trainer/Übungsleiter
330.000,– Zuschuss HSV e.V.
225.000,– Reisen/Veranstaltungen
203.000,– Verbände
195.000,– Hallenmieten
83.000,– Spenden
121.000,– Geschäftsstelle
71.000,– Veranstaltungen/Bewirtung 32.000,– Werbung/Sponsoring
Nach der verlorenen Wahl Fragen an Uli Klüver Interview Ingo Thiel · Foto HSV Supporters Club
supporters news: Uli Klüver, deine Nichtwahl war für viele eine Überraschung, für dich auch oder gab es Hinweise auf eine Unzufriedenheit bei den Amateuren?
supporters news: Wie beurteilst du die Rolle, welche die Jugenddelegierten, die vor allem aus der Fußballabteilung stammten, bei der Wahl gespielt haben?
Uli Klüver: Auch für mich war es eine Überraschung. Vielleicht war ich zu naiv, denn als Kassenwart des Amateurvorstandes vertrete ich die Interessen des gesamten Vereins und nicht die Interessen einzelner Personen oder Abteilungen. Das scheinen jedoch einige Abteilungen nicht als richtig anzusehen. Ich habe in einem formal demokratischen Prozess die Wahl verloren. Das ist schade, aber okay. Dass Menschen zu feige sind, offen zu ihrer Meinung zu stehen, ist auch schade. Das können wir aber alle nicht ändern. Die Vorgehensweise schadet aber dem HSV. Ich will nicht über die Motive spekulieren, es geht aber offensichtlich nicht um den HSV, denn sonst hätte es einen Gegenkandidaten gegeben, der die notwendige Arbeit gewissenhaft erfüllen kann. So wird nur dem HSV-Amateursport geschadet. Es scheint niemand bereit zu sein, diese Arbeit für die Vereinsgemeinschaft zu übernehmen. Das ist höchst alarmierend und muss geändert werden!
Uli Klüver: Das ist für mich die enttäuschendste Seite des Abends. Leider auch kein neues Problem; wir haben das schon bei Wahlen in Ochsenzoll und im letzten Jahr bei der Wahl des Amateurdelegierten für den AR erlebt. Hier werden Jugendliche, die keinen Einblick in das Geschehen haben, von Erwachsenen für ihre Ziele instrumentalisiert oder gar „geistig missbraucht“. Unabhängig von meiner Person muss das ein Ende haben! Ich halte es für wichtig, dass Jugendliche frühzeitig neben ihrem Sport auch an das Vereinsleben und die vereinspolitischen Dinge herangeführt werden. Dafür sind mir viele Jugendliche (nicht nur Delegierte) auch in der Amateurversammlung oder der Mitgliederversammlung willkommen. Daneben sollten wir weitere Wege finden, auch für Jugendliche das Vereinsleben interessant zu machen. Allerdings werde ich mich jetzt kurzfristig für eine Satzungsänderung einsetzen, wie wir sie
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schon beim HSV-Ochsenzoll vorgenommen haben. Es darf kein Stimmrecht für Jugenddelegierte auf den Mitgliederversammlungen mehr geben – einzig allein aus dem Grunde, dass zu viele Erwachsene im HSV damit nicht umgehen können! Uli Klüver Foto HSV Supporters Club
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Anspruch und Wirklichkeit Nachtrag zur Wahl des Amateurvorstands Text Stefan Rögener
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ei der jährlichen Amateurversammlung am 9. November hat es eine dicke Überraschung gegeben. Entsprechend groß war der Ärger. War das, was da abgelaufen ist, „HSV-like?“, fragt Stefan Rögener oder war es „hinterhältig“ und „Egoismus pur“? Im März 08 tagten die Gremien des HSV in Gut Thansen. Das Fazit – Unser Verein: Der begehrteste Klub Deutschlands. Der HSV findet zurück zu alter Stärke und entfaltet sein volles Markt- und Markenpotenzial. Der HSV steht neben sportlichem Erfolg für wirtschaftliche Solidität und entwickelt sich zum attraktivsten Sport-Investment in Deutschland. Am wichtigsten aber: Der HSV wird Marktführer der Herzen. Er bietet seinen Mitgliedern eine emotionale Heimat und begeistert seine Fans durch Leidenschaft und Identifikation. So weit – so gut. Für wahr hehre Ziele. Nun die Wirklichkeit.
Am 9.11.09 wurden alle Mitglieder der Amateurabteilung zum 2. Mal zur jährlichen Amateurversammlung eingeladen. Von 3.500 wahlberechtigten Mitgliedern erschienen 92 – von 33 Abteilungsleitern waren 17 anwesend und das zur wichtigsten Versammlung des Jahres! Ist das HSV-like? Der komplette Amateurvorstand, bis auf den Jugendwart, stand zur Wahl. Der alte Vorstand sollte auch der neue werden. Es gab keine Gegenkandidaten. Zur Überraschung bekam der Kassenwart nicht die erforderliche Mehrheit und schied somit aus. Alles demokratisch – wie Jan Wendt betonte. Ulli Klüver hat in den letzten Jahren hervorragende Arbeit geleistet und das Kassenwesen auf Vordermann gebracht, zum Vorteil aller Abteilungen. Wer schafft es, 33 Abteilungen zufriedenzustellen und allen gerecht zu werden?! Alle finanziellen Entscheidungen werden von dem Gesamtvorstand getragen. Infolgedessen hätten die Unzufriedenen den gesam-
ten Vorstand abwählen müssen. Demokratisch wäre es zugegangen, wenn die Enttäuschten sich zu erkennen gegeben hätten und einen eigenen Kandidaten präsentiert hätten. Das Tennis-Klubhaus ist nicht am Kassenwart gescheitert. Da spielen ganz andere Gründe eine Rolle, die auch den Wissenden bekannt sind. Wir müssen uns die Frage stellen: Sind wir HSVer in verschiedenen Abteilungen oder separate Interessenvertreter der unterschiedlichen Abteilungen? Wer so hinterhältig ehrenamtliche, verdienstvolle Mitglieder über die Klinge springen lässt, muss sich nicht wundern, wenn es schwer werden wird, die entstandene Lücke schließen zu können. Herr Wendt hat einen Pyrrhussieg errungen und allen anderen Abteilungen einen Bärendienst erwiesen. Wie wollen wir unseren Ansprüchen gerecht werden, wenn wir unter uns Egoismus pur praktizieren? Man darf gespannt sein, wie unter diesen Voraussetzungen die mühsam Gewählten noch im Amt bleiben werden.
Nicht ganz ohne! Rechnungsprüfer beim HSV Interview Patrick Grützner · Fotos HSV Supporters Club
Klaus Manal Foto HSV Supporters Club
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laus Manal und Reimund Slany, die amtierenden Rechnungsprüfer sind nach Vorschlägen aus dem Ehrenrat und der Abteilungsleitung der Supporters seit 2000 immer wieder von der Mitgliederversammlung gewählt worden. Nach § 30 der Satzung sollen sie die Finanzwelt des HSV e.V. und seiner Tochtergesellschaften überprüfen. Aber nicht immer fühlen sie sich dabei so unterstützt, dass die Ergebnisse ihrer komplexen und verantwortungsvollen Arbeit den Mitgliedern fristgerecht vorgelegt werden können. Das Gespräch führte Patrick Grützner.
supporters news: Erinnert ihr noch eure ersten Eindrücke von der neuen Aufgabe?
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Klaus Manal: Als ich vor 9 Jahren gewählt worden bin, dachte ich anfänglich, dass der Kassenprüfer bei einem so großen Verein wie dem HSV ein Relikt aus alten Zeiten ist. Ich habe recht schnell gemerkt, dass ich damit daneben liege. Die Prüfung durch gewählte Vertreter aus der Mitgliedschaft ist wichtiger denn je und eine notwendige Ergänzung zu den anderen Prüfungen, denen der HSV unterliegt – so z. B. durch die Wirtschaftsprüfer oder das Finanzamt. Reimund Slany: Bei unserem ersten Besuch beim damaligen Vorsitzenden des Vorstands, Werner Hackmann, hat dieser uns ermuntert und ermächtigt als Vertreter der Mitglieder kritisch in alle „Ecken“ des Vereins, aber auch seiner Betei-
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ligungs-gesellschaften zu gucken. Der HSV hatte damals gut 16.000 Mitglieder, der Umsatz des Konzerns betrug schon 170 Mio., aber zum Bilanzstichtag 30.06.2001 noch in DM. Das klang nach einer interessanten Herausforderung, aber auch nach viel Arbeit. supporters news: Welchen Umfang hat die Prüfung? Reimund Slany: Der HSV e.V. ist direkt oder indirekt an insgesamt fünf Gesellschaften mehrheitlich beteiligt. Davon haben drei (z. B. die HSV-Sport-AG) unbedeutende Umsätze, die Besitz-KG (Eigentümerin der Arena) im Wesentlichen nur Mieteinnahmen, die von der Betriebs-KG gezahlt werden. Diese Betriebs-KG ist für die Vermarktung des Stadions zuständig. Vom Konzernumsatz per 30.06.2009 von rund 161 Mio. Euro werden nur 66 Mio., oder anders gesagt 41% über den HSV e.V. abgewickelt. Es ist für uns daher seit Jahren selbstverständlich, dass wir auch die Betriebs- und die Besitz- kg nach den für den HSV geltenden Prüfungsgrundsätzen prüfen. supporters news: Wie läuft so eine Prüfung eigentlich ab? Klaus Manal: Das Geschäftsjahr des HSV e.V. und der insgesamt fünf Beteiligungsgesellschaften läuft vom 1.7. – 30.06. eines jeden Jahres. Zum 31.12. jeden Jahres wird vom Wirtschaftsprüfer ein Zwischenabschluss mit Lagebericht erstellt, der bei der DFL eingereicht wird, um die Lizenz für die neue Saison zu erhalten. Zum 30.6. jeden Jahres wird der „Prüfungsbericht und Jahresabschluss mit Lagebericht“ erstellt. Gut drei Monate nach dem jeweiligen Termin erhalten wir unsere Exemplare, dann können wir loslegen. Wir prüfen die uns zur Verfügung gestellten Berichte und fordern die aus unserer Sicht für die Wahrnehmung unserer Aufgabe notwendigen Unterlagen an. Diese haben wir in den letzten Jahren aber teilweise mit deutlichen Verzögerungen erhalten, so dass wir wiederholt erst sehr spät in der Lage waren, unseren Bericht für die Mitgliederversammlung zu liefern. Unser Bericht soll ja eigentlich im Vorfeld der anstehenden Versammlung allen Mitgliedern vorab zur Verfügung stehen, was nicht immer möglich war. Reimund Slany: Bei der Prüfung ist für uns zunächst von Bedeutung, dass der Bericht der Wirtschaftsprüfer (WP) einen uneingeschränk-
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ten Bestätigungsvermerk hat, d. h. die Prüfung vom WP hat zu keinen Einwendungen geführt und der Jahresabschluss entspricht den gesetzlichen Vorschriften. Zudem hat der Vorstand die Vollständigkeit der Buchführung schriftlich bestätigt. Generell schauen wir uns kritisch die wesentlichen, materiellen Themen des Vereins an – z. B. Wechsel des Ausrüsters oder Caterers, aber auch Fragen der Verlegung des Trainingsgeländes zur Arena und den damit verbundenen materiellen Aufwand, respektive die hierfür entsprechenden Regelungen – machen Stichproben in allen Bereichen der Einnahmen und Aufwendungen wie z. B. Reisekosten, Repräsentationsaufwand, Transfererlöse oder aktuell die Zahlung von Entschädigungen. Informationen und Hinweisen aus der Mitgliedschaft gehen wir nach, aber auch das satzungsgemäße Handeln der Organe des HSV im finanziellen Bereich überprüfen wir. Hierfür ist gelegentlich Nachhaltigkeit angesagt. Bereits 2003 haben wir auf die unterschiedlichen Ansichten zur Auslegung eines Paragraphen der Satzung hingewiesen, erst 2007 ist durch den Satzungsausschuss – in dem ich mitgearbeitet habe – eine erforderliche Änderung erfolgt. Im Rahmen der Prüfung der Amateure und der Abteilung Fördernde Mitglieder/Supporters Club sehen wir neben der Prüfung unseren Auftrag auch speziell darin, aus unserem Einblick in den Verein beratend Anregungen zur Optimierung/Effizienzsteigerung zu geben. So ergaben sich z. B. Ansätze im Bereich der Mitgliederverwaltung und des Mahnwesens. supporters news: Gab es besondere Vorgänge bzw. Situationen? Klaus Manal: Ja, eine Sache hat uns alle damals doch recht betroffen gemacht. Es gab einen Fall von Unterschlagung, zu dem wir mit einer Sonderprüfung beauftragt wurden. Zumindest das Ergebnis war in einer Hinsicht befriedigend – es gab keine weiteren Personen, die in diesen Vorgang eingebunden waren. Über notwendige Verbesserungen im Controlling wurde gesprochen und danach auch gehandelt, auch zum Schutz der Mitarbeiter. supporters news: Wie reagieren denn die anderen Organe des HSV auf euren Besuch? Reimund Slany: Kein Mensch mag es, kontrolliert zu werden! Ich habe Bernd Hoffmann einmal gesagt, dass man uns wohl am liebsten sieht, wenn wir die Tür von außen schließen. Aber Spaß bei Seite, unser Job ist es zu prüfen, und das machen wir im Auftrag des Souveräns unseres
Reimund Slany Foto HSV Supporters Club
Vereins, der Mitgliedschaft. Wichtig für uns dabei der immer der konstruktive Ansatz, und das Ganze natürlich sachlich, transparent und fair. Klaus Manal: Und wir stellen, sollte es dafür Ansätze geben, den jeweiligen Organen Lösungen vor, die ihre Arbeit einfacher und/oder auch kostengünstiger machen. supporters news: Nach 9 Jahren im Amt: Gibt es aus eurer Sicht Dinge, die verbesserungsfähig sind, um euch die Arbeit zu erleichtern? Klaus Manal: Da wir bekanntlich ehrenamtlich tätig sind, steht uns – insbesondere vor der Mitgliederversammlung – für die Prüfungen nur eine limitierte Zeit zur Verfügung. Darum noch einmal: Eine fristgerechtere Lieferung der notwendigen Unterlagen wäre sehr hilfreich. Reimund Slany: Im letzten Bericht haben wir auf den Umstand hingewiesen, dass wir die Mitgliedschaft nicht über aktuelle Sachverhalte, wie z. B. die finanziellen Auswirkungen von Transfers nach dem 30.Juni, informieren können. Leider sollen wir auch künftig diese Informationen erst mit dem nächsten Jahresabschluss erhalten, d. h. im Frühjahr 2010. Eine zeitnahe Prüfung und eventuell erforderliche Berichterstattung bei der nächsten Mitgliederversammlung wäre anzustreben. supporters news: Es stehen Wahlen an, die Rechnungsprüfer werden in unserer nächsten Mitgliederversammlung am 17.01.2010 neu gewählt – wie sieht es da bei euch aus? Klaus Manal und Reimund Slany: Wir haben darüber gesprochen und werden uns am 17.01. gern erneut zur Wahl stellen.
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„Jedes Spiel eine Herausforderung“ Stadionmanager Kurt Krägel Interview Uwe Liebnau · Fotos Witters
Stellen Sie sich vor, zu Ihnen kommen fast 60.000 Gäste. Unvorstellbar? Nicht für unseren Stadionmanager Kurt Krägel und seine Mitarbeiter. Wir fragten nach, was er vor den Heimspielen fühlt, denkt, anpackt. supporters news: Herr Krägel, wie haben wir uns Ihren Gemütszustand vor, während und nach einem Spiel vorzustellen? Kurt Krägel: So stelle ich mir das Lampenfieber bei Künstlern vor. Die Nervosität und der Druck im Bauch nehmen bis zum Anpfiff stetig zu. Diese laufe ich dann während der Halbzeiten in der Arena ab. Im Anschluss an einige Nachbesprechungen genieße ich die innere Ruhe am liebsten bei einem „kühlen Blonden“. supporters news: Ohne Kurt Krägel kein Spiel, oder? Kurt Krägel (lacht): Na ja. Das ist so nicht ganz richtig. Ich habe das Glück, dass ich im Stadion-Management mit einem Superteam* zusammenarbeiten darf. Als Leiter des Bereiches Arena-Betrieb und Organisation laufen alle Informationen bei mir auf und ich leite oder delegiere diese gezielt weiter. Außerdem bedarf es in einigen Situationen einer kurzfristigen Entscheidung. Aber bei uns weiß am Ende jeder, was er zu tun hat, und so kann ein Spiel dann schon mal ohne mich stattfinden. Dennoch habe ich
in meinen 13 Jahren beim HSV erst vier Spieltage verpasst. supporters news: Welche Qualitäten brauchen Sie als erfolgreicher Veranstaltungsleiter? Kurt Krägel: Zunächst einmal gute Nerven. Aber darüber hinaus ein gutes organisatorisches Talent und das Verständnis für die einzelnen Gewerke und Beteiligten. supporters news: Ihr Arbeitsfeld ist sehr umfassend. Kurt Krägel: Die gesamte organisatorische Planung und Durchführung des Stadionbetriebes. Als verantwortlicher Veranstaltungsleiter obliegt mir die Beauftragung und Leistungserbringung sämtlicher [externer] Dienstleister (Ordnungsdienst, Reinigungsdienst, Parkplatzbewirtschafter, Caterer etc.). Dazu fungiere ich sowohl als erster Ansprechpartner und als Kontaktperson für die zuständigen Mitarbeiter öffentlicher Stellen (Polizei, Feuerwehr, Hochbahn, Flughafen etc.) und je nach Art der Veranstaltung abseits des HSV-Geschehens als Kontaktperson z. B. für
Kunden oder aber für die Fußballverbände DFL/ DFB, UEFA/FIFA. Neben den genannten Dingen bin ich für die Sicherstellung der Arena-Ordnung und öffentlichen Auflagen verantwortlich. Ein weiterer Teil ist die hausinterne Kommunikation, z. B. mit den Fanbeauftragten. Dank an die Fanbeauftragten, das macht das Leben einfacher für uns. (Informationen über mögliche Unruhen aus Erfahrungen, Genehmigung/Ablehnung von über die Fanbeauftragten gerichteten Anfragen von Fans der Heim- und Gastseite). Konkret: Die Koordination aller anfallenden Aufgaben und Besonderheiten, die ein Spiel mit sich bringt in der Vorbereitung, während des Spieltages und in der Nachbereitung. Stichworte: genaue Absprachen; Koordination besonderer Aktionen über Choreos, Halbzeitaktionen, Ehrungen, Werbung; Besprechungen, an denen Vertreter aller beteiligten „Parteien“ teilnehmen; Verteilung von Aufträgen; Fällen kurzfristiger Entscheidungen; Reaktion auf unvorhersehbare Ereignisse; Beantwortung von Fananfragen/-beschwerden, u.v.a.m. Hinzu kommen die Lenkung aller im Hinblick auf das Stadion anfallenden Aufgaben, die Planung und Umsetzung anderer (Groß-) Veranstaltungen, die „Instandhaltung“ des Stadions, Budgetierung, Vergabe von Aufträgen, Akkreditierung, Verwaltung von Fundsachen, … supporters news: Es heißt:„Das Auge schläft, bis es der Geist mit einer Frage weckt.“ Wecken Sie unsere Augen für Details im und am Stadion. Kurt Krägel: Ich glaube, dass ich keinen Fan auf Details im Schmuckkästchen hinweisen muss. Für mich gibt es keinen schöneren Arbeitsplatz. supporters news: Sie waren schon damals im alten Volksparkstadion für diese Arbeiten verantwortlich. Was war anders, besser, schlechter? Kurt Krägel: Ich denke nicht, dass man die beiden Arenen miteinander vergleichen kann. Ich würde auch nicht sagen, dies war besser oder jenes war
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schlechter. Ich habe aber bereits einige Stadien in Europa gesehen und eines ist ganz klar, unser Stadion ist für mich mit Abstand das schönste und stimmungsvollste. Die heutige Arena entspricht dem Modernsten, was Stadien zu bieten haben. Nicht umsonst ist die Arena mit fünf Sternen der UEFA ausgezeichnet worden. Wir haben mit der WM 2006 unglaubliche Fußballmomente erlebt und das Europa League-Finale wird ein weiterer Meilenstein werden. Doch es ist völlig klar, dass das alte Stadion etwas Besonderes mit einer besonderen Geschichte war. supporters news: Wir haben ein Prachtstadion, haben Sie dennoch Verbesserungsvor-schläge und Wünsche? Kurt Krägel: Natürlich sind wir permanent damit beschäftigt, die Bedingungen zu verbessern. Nach der Saison wollen wir beginnen, die Kapazität der Arena auf 60.000 Zuschauer zu erhöhen. Grundsätzlich sind der Fantasie aber keine Grenzen gesetzt und wir nehmen jede Idee auf. Wir prüfen dann eine Machbarkeit, und bei Bedarf wird eine behördliche Genehmigung eingeholt supporters news: Gibt es Überlegungen zur Nutzung von Regenwasser und Sonnenenergie? Bei diesen Dimensionen wäre die Nutzung ökologisch und finanziell höchst attraktiv. Kurt Krägel: Es werden intensive Gespräche mit Partnern des HSV geführt und wir hoffen, mittelfristig eine umweltgerechtere Lösung bekannt geben zu können. supporters news: Welches Zuschauer- und Fanverhalten macht einen Stadionmanager glücklich? Kurt Krägel: Ein faires Verhalten, respektvoller Umgang untereinander, aber auch ein emotionales, dem Verein zugewandtes Verhalten. supporters news: Vielen Dank! Weiterhin gute Nerven und Freude an der Arbeit! *Das Team: Michael Schmidt (Technische Leitung), Caspar Lindhorst (Bauliche Leitung), Mitarbeiterinnen im Bereich Veranstaltungsmanagement und Assistenz: Julia Daalmann, Melanie Schulze, Ina Fremd; Mitarbeiter im hausmeisterlichen und hauswerkhandlichen Bereich: Wolfgang Bokholt (Elektrik), Stefan Hartmann (Sanitär und Heizung), Jörg Wilhelm (Haus und Veranstaltung); enge Zusammenarbeit mit Hermann Schulz (Greenkeeper) und der IT-Leitung.
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„Bin ein Fan von …“ Vaters Freud und Leid Text Axel Formeseyn
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eulich kam Marlene vom Spielen bei einer Freundin zurück. Sie hielt in ihren Händen ein ‚Hello Kitty’Freundschaftsbuch. So ein Ding, in das die Lütten von heute reinschreiben müssen, wenn sie „dazugehören“ wollen. Aber nicht wie früher solch geile Sprüche wie „Wer in dieses Büchlein schreibt, den bitte ich um Sauberkeit“ oder wenigstens „Bayern weg, hat kein` Zweck“, sondern nur so Antwortfetzen auf Fragen im Fragebogenstil. Und bevor Marlene überhaupt dazu kam, ihrem Papa irgendwas zu diktieren, was ER dann für SIE da reinschreiben sollte, blätterte Papa darin herum und musste überraschend oft den Antworten der Kinder, die bereits in das ‚Hello Kitty’- Büchlein reingeschrieben hatten (bzw. reinschreiben hatten LASSEN) zustimmen. „Mein Lieblingsessen? Pfannkuchen!“ Volle Zustimmung! „Was ich später mal werden möchte? Fußballprofi!“ Sag ich doch, man muss sich realistische Berufsziele stecken! „Meine Lieblingsmusik? Rocken Rohl.“ So sieht das aus, Kollege! Hauptsache es rockt! „Ich bin ein Fan von: Bayer München, HSV.“ Genau! Äh, bitte, WAS!? „Axel, was ist los?! Das klingt doch lustig und überhaupt: Da hat der Kleene wenigstens jedes Wochenende ZWEI Gewinnchancen!“ Inken nun wieder. Meine Frau saß neben mir und amüsierte sich offenbar königlich über mein Missfallen. „Zwei Gewinnchancen? Spinnst du? Was würdest du denn bitte sagen, wenn Marlene so’n Scheiß hier reinschreiben würde? Oder sogar Luis! Bald!“ – „Dann wäre das eben so.“ – „Dann wäre das eben so? Baby, ich sag dir mal, was ‚EBEN SO’ wäre: So lange ICH hier für Marlene die Antworten schreib, wird da ganz sicher nie was von ‚Bayern’ stehen!“ Zufrieden lehnte ich mich zurück. Ende der Durchsage. Hugh. Das Familienoberhaupt hatte gesprochen. Nach einer kurzen Pause meldete sich Inken wieder zu Wort: „Du willst mir doch wohl nicht sagen, dass du dich weigern würdest, ‚Bayern’ reinzuschreiben, wenn Marlene ‚Bayern’ sagen würde.“ – „Ich sage es jetzt noch mal so, dass es auch die Doofe von uns zwei ver-
steht: In DIESEM Büchlein hier wird bei MEINER Tochter auf die Frage „Ich bin ein Fan von:“ ebenso wenig ‚Bayern (oder Bayer) München’ stehen, wie auf unserem Rasen JEMALS dieses verfluchte ‚Handball’ gespielt wird.“ – „Ackil, du bist ein Idiot.“- „Wer hier wohl der ‚Idiot’ ist! DAS ist ja wohl eher dieses verzogene Kind, dass auf die Frage „Ich bin ein Fan von:“ tatsächlich ‚Bayer München, HSV’ hinschreibt oder – was ist das bitte für ein VATER?! – hinschreiben LÄSST!“ In genau dem Moment, als ich komplett zu eskalieren drohte, kam Marlene um die Ecke. Und ich wäre nicht ich, wenn ich die Lütte nicht gleich auf den Pott bzw. den Schoß gesetzt und zügig die erste Frage gestellt hätte. „Marlene, wovon bist du eigentlich ein Fan? Und überlege ganz genau, was du sagst!“ – „Hab ich schon!“ – „Bist du sicher?“ – „Ja.“ – Also?“ – „Von Pippi Langstrumpf!“ – „Von Pippi Langstrumpf?“ – „Von Pippi Langstrumpf.“ – „Aber, äh, das hat ja gar nichts mit Fußball zu tun.“ – „Wieso Fußball?“ – „Äh, nur so. Kein Problem.“ – „Ich geh jetzt spielen, okay?“ Marlene schaute mich erwartungsfroh an. Ich machte eine nachlässige Handbewegung aus der Abteilung „Ja, ja, schon gut…“ und schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Es war ein trüber Novembertag. Okay, okay. Das musste ich wohl fürs Erste gelten lassen, dachte ich so bei mir, schrieb „Pippi Langstrumpf“ ins Büchlein rein und beschloss: Beim nächsten Mal frage ich nicht groß nach. Da schreib ich’s lieber gleich selber rein: „HSV!“ Und dick daneben: „Bayern weg, hat kein’ Zweck!“
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Mehr als Tradition Identität von Sportvereinen Text Christian Mohr · Foto Witters
Woher beziehen Sportvereine ihre Identität? Was verbinden Mitglieder und Fans mit dem Club, den sie unterstützen? Und wie sieht es mit sozialer Verantwortung aus? Fragen über Fragen, auf die es unendlich viele Antworten gibt.
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ieser Artikel beschäftigt sich damit, ob es beim (Profi-)Fußball um mehr als nur das „Bewegungsspiel“ oder die „Leibesübung“ geht bzw. gehen sollte. Jeder Verein bildet durch die Interaktion aller Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen (Aktive, TrainerInnen, Physios, ÄrztInnen, Verwaltung, Aufsichtsrat, Vorstand usw.) innerhalb seiner selbst soziale Netzwerke heraus. Diese prägen mehr oder weniger stark die Persönlichkeit der Aktiven und beeinflussen so auch deren Leben außerhalb dieser Strukturen. Gewinnt ein Club, in der Regel durch sportliche Erfolge, an Beachtung und Bedeutung, entstehen um ihn herum weitere soziale Netzwerke (Fanclubs, Ultra-Gruppen, Fanprojekte usw.). Da ein Verein somit auf die in ihm Organisierten und von außen an ihm Interessierten eine Wirkung ausübt, die über den Sport hinausgeht, ist es naheliegend zu fragen, ob dieser Effekt als Satzungsziel formuliert werden soll und wenn ja auf welche Weise. Daneben kann ein Verein auch seine Popularität dazu einsetzten, „Gutes zu tun“. Es geht
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um soziale Verantwortung. Der Autor dieser Zeilen hat sich in den letzten Jahren des Öfteren gefragt, ob es noch etwas anderes als die viel bemühte „Tradition“ gibt, wenn wir unseren geliebten Verein charakterisieren wollen. Schön wäre es doch, wenn das Kürzel „HSV“ auch mit sozialen Projekten in Verbindung gebracht würde. Dieser Artikel soll im besten Fall eine Wertediskussion auslösen, die es schon im Zuge der letzten großen Satzungsänderung hätte geben können. Eine Diskussion, bei der sich Mitglieder, Fans und Angestellte Gedanken über soziale und sportliche Inhalte machen, die sich im Wertekanon des HSV in einer Art und Weise etablieren, die alle stärker miteinander verbindet und mehr Identifikation schafft. Soziale Verantwortung Es gibt durchaus Vereine, die sich (im Gegensatz zum HSV) in ihrer Satzung nicht allein sportlichen Zielen verpflichtet fühlen, sondern ebenso soziale Aufgaben betonen:
„§ 2 Zweck, Ziele und Aufgaben Ziele, Aufgaben und Ergebnisse des Fußballclubs Carl Zeiss JENA e.V. (im weiteren FCCZ genannt) sind gerichtet auf die Wahrung, Förderung und Verwirklichung körperkultureller, sportlicher und humanistischer Interessen der Bürger und seiner Mitglieder, insbesondere durch den Mannschaftssport Fußball. Neben der sportlichen Schulung ist die körperliche, geistige und charakterliche Bildung seiner aktiven Mitglieder ein besonderes Anliegen… Die soziale Integration ausländischer Mitbürger soll gefördert werden.“ (FC Carl Zeiss Jena e.V.) „§ 2 Zweck und Aufgabe des Vereins Zweck und Aufgaben des Vereins ist die Pflege der Leibesübungen zur körperlichen Ertüchtigung seiner Mitglieder, insbesondere der heranwachsenden Jugend, wobei der Mannschaftssport Fußball als Hauptsportart die hervorragende Stellung innerhalb des Vereins einnimmt…Der Verein ist politisch und weltanschaulich neutral. Er verurteilt verfassungs- und fremdenfeindliche Bestrebungen.“ (Rot-Weiß Essen e.V.)
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„§ 3 Zweck des Vereins Ziele des Vereins sind die körperliche Ertüchtigung und sportliche Weiterbildung seiner Mitglieder. Die Integration ausländischer Mitbürger ist in jeder Beziehung zu fördern.“ (Hannoverscher
Das Ehrenamt Gelobt und beleidigt
Sportverein von 1896 e.V.)
Text Bodo Scheuing · Foto Witters
Nun soll an dieser Stelle nicht behauptet werden, dass sich der HSV mitsamt seinen Mitgliedern und Fans nicht sozial engagieren würde, eher das Gegenteil ist der Fall. Ein großer und bedeutender Verein wie der HSV kann aber um so mehr als Initiator und Verstärker sozialer Verantwortung auftreten, wenn dies eines seiner satzungsgemäßen Ziele ist. Diese Verantwortung sollte selbstverständlich dazugehören und nicht eher marketingmäßig daherkommen, indem „klassisches Sponsoring mit dem Verantwortungsbewusstsein eines professionellen Corporate Social Responsibility Engagements“ verbunden wird (Der Hamburger Weg). Der FC Carl Zeiss richtet sich ausdrücklich nicht nur an seine Mitglieder, sondern an alle BürgerInnen. Deutlicher kann die Übernahme sozialer Verantwortung wohl nicht formuliert werden. Der Verein positioniert sich inhaltlich im gesellschaftlichen Raum, wobei er sich durch sein Handeln nicht nur seiner zwangsläufigen Wirkung bewusst ist, sondern diese als Ergebnis intendiert. RWE bezieht sogar politisch Stellung, indem „verfassungsfeindliche und fremdenfeindliche Bestrebungen“ verurteilt werden. Da interessanterweise im Satz vorher politische und weltanschauliche Neutralität postuliert werden, ergeben sich nebenbei spannende Diskussionsmöglichkeiten entlang der Frage, was politisch sei? Die Satzung von RWE schlägt sich auf die Seite derer, die Antirassismus, unabhängig von politischen Meinungen, als menschliche Grundeinstellung ansehen. Die „offizielle“ Übernahme sozialer Verantwortung und die Postulierung sozialer Werte wie Solidarität und Gleichberechtigung aller Menschen als Ziel der Vereinsaktivitäten stünde unserem HSV gut zu Gesicht. Wir würden uns nicht nur zu etwas bekennen, was von vielen sowieso schon geleistet wird, sondern ein Signal setzen, über den Tellerrand des Fußballs hinaus zu blicken. Dies hätte gerade in den heutigen Zeiten Vorbildfunktion. In der nächsten SN soll aufgezeigt werden, wie auch vereinsspezifische Arten, Fußball zu spielen, zu planen und zu organisieren, also eine bestimmte durchgängige Philosophie, identitätsstiftend wirken können.
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ereits 1979 hat der DFB seine Ehrenamtsaktion zur Stärkung freiwilliger Vereinsarbeit ins Leben gerufen. Die Präsidenten Meyer – Vorfelder und Dr. Zwanziger haben das „Projekt Ehrenamt“ angestoßen und zur Chefsache erklärt. Jährlich werden aus allen Landesverbänden ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die durch besonderes Engagement im Bereich des Fußballsports aufgefallen sind, durch eine Ehrenamtsaktion herausgestellt. In Hamburg waren die Preisträger des „CLUB 100“ am 14./15.10.2009 zu Gast in der Hansestadt (u. a. Länderspiel gegen Finnland). Karl Rothmund, Präsident des Niedersächsischen Fußballverbandes hat den Vorsitz in der DFB – Kommission „Ehrenamt“. Als Vizepräsident des DFB für sozial – und gesellschaftspolitische Aufgaben begrüßte er die Anwesenden mit ihren Lebenspartnern in der eigens für diese Veranstaltung festlich hergerichteten RAUTE in der Arena im Volkspark. Seinen ehrenden Worten folgten ihm als Redner Dr. Zwanziger, Uwe Seeler, Katja Kraus, Oliver Bierhoff, Bruno Labbadia, Hermann Rieger u. a. Aus allen Ansprachen war herauszuhören, dass das Ehrenamt einen sehr hohen Stellenwert im Bereich des DFB, des Fußballes hat. Fast eine Million Ehrenamtliche beschäftigen sich täglich das ganze Jahr über mit ehrenamtlichen Tätigkeiten für den Sport
– auch dem Fußballsport. Ob am Schreibtisch, am PC, auf dem Platz, als Trainer und Betreuer, Busfahrer, Schiedsrichter … Man könnte eine sehr lange Liste erstellen. Um so erschütternder und beschämender sind da die Ausführungen des 96-Präsidenten Kind, der vor den Studentinnen und Studenten im Hörsaal der Uni Göttingen, mit einem Grinsen im Gesicht sagte: „Ich möchte keinem zu nahe treten, aber Mitglieder eines Vereines, die sich ehrenamtlich engagieren, haben meistens zu Hause nichts zu sagen.“ Kind hat sich als ehrenamtlicher Vorsitzender bei 96 damit selbst degradiert. Seine Äußerungen waren nicht nur extrem polemisch, sondern vor allem beleidigend gegenüber allen Ehrenamtlichen in unserem Land. Ich meine, gerade in einem Land wie Deutschland würde ohne Ehrenämter nichts laufen. Ich war und bin – auch während meiner aktiven Zeit – ehrenamtlich tätig und tue dies, wie viele Mitstreiter, sehr gern und darum möchte ich Sie, liebe Ehrenamtliche in Ihren Vereinen bitten, neue Mitarbeiter für den Fußballsport zu gewinnen. Ich durfte in Hamburg dabei sein und gebe meine Auszeichnung an alle Ehrenamtlichen weiter, denn ohne die Unterstützung derer hätte ich meine Ziele nie erreicht. Gemeinsam können, sollen und wollen wir dem Fußballsport helfen. Auf geht´s!
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Voll daneben? Zusätzliche Schiedsrichterassistenten Text Uwe Liebnau · Foto Witters
Beobachtet und hinterfragt werden hier die beiden zusätzlichen Schiedsrichterassistenten in der Gruppenphase der Europa League. Angeblich bieten sie „zwei weitere Augenpaare, die das Spiel beobachten und sicherstellen, dass das Regelwerk eingehalten wird“ (Stellungnahme der FIFA und UEFA) Was macht der da? Rückblick: HSV gegen Celtic, ein munteres, wenig spektakuläres Spiel, wenn es da nicht einen Antonio Rubinos Perez vor der Nordtribüne gegeben hätte. Dieser wähnte sich offensichtlich als Mittelpunkt des Geschehens, machte selbstverliebt das Stadion zu seiner Bühne: Breitbeinig, in Ronaldo-Manier, steht er auf der Torlinie – tänzelt bei einer Spielverlagerung durch den Strafraum – verharrt breitbeinig auf der Strafraumlinie – Sidesteps nach links, nach rechts – Dehnübungen – verlässt den Strafraum Richtung Mittellinie – tänzelt rückwärts, Celtic kommt – tänzelt schneller rückwärts, Celtic ist schon in der HSV-Hälfte – erreicht die Torlinie – tänzelt vorwärts, Celtic ist weg – verlässt den Strafraum Richtung Mittellinie, Rost steht beim Elfmeterpunkt – Antonio tänzelt zurück zur Strafraumlinie – Sprinteinlagen auf der Stelle – rhythmische Armbewegungen – rasches Zurücktänzeln – steht breitbeinig auf der Torlinie – Sidesteps zur Eckfahne und zurück – usw. Darf der das? Antonio Rubinos Perez ist nicht irgendwer, er ist Schiedsrichter der höchsten spanischen Spielklasse, wurde für dieses Experiment mit weiteren 47 Schiedsrichtern ausgewählt und
extra für diese Funktion im UEFA-Hauptquartier in Nyon (Schweiz) geschult. Die leidenschaftliche Nordtribüne ließ ihn die genauen Anweisungen der UEFA vergessen: Generell muss er als zusätzlicher Schiedsrichterassistent, als sogenannter Torrichter, hinter der Torlinie bleiben und zwar auf der rechten Seite (von der Torlinie aus gesehen). Er darf das Spielfeld betreten, wenn sich das Spiel auf die andere Seite verlagert. Er darf nicht über die Strafraumlinie hinaus Richtung Mittellinie gehen, nicht weiter im Spielfeld stehen als der letzte Spieler (normalerweise der Torhüter) und nicht den Torraum betreten. Sein Auftritt war fehlerhaft – menschlich eben. Was soll das Ganze? Erreicht werden soll „die Stärkung der Spielkontrolle gemäß Spielregeln in Schlüsselbereichen des Spielfeldes“, also im und um den Strafraum. Antonio sollte den Schiedsrichter unterstützen, indem er ihm beobachtete Vergehen über Funk meldet, „spielbeeinflussende Fehler mindern hilft“ und „Spieler von Vergehen abhält.“ Hat er das getan? Als Pitroipa vor seinen Augen im Strafraum gelegt wurde, blieb er bewegungslos stehen. War er sprachlos? Zweifel am Gelingen des Experiments sind angebracht, nicht so bei der UEFA. Platini:
„Zwei weitere Schiedsrichter im Bereich der beiden Tore, die ihre Wahrnehmungen per Headset an den Schiedsrichter weitergeben, sind für mich der einzig machbare Weg.“ Wie geht es weiter? Nach Abschluss der Gruppenphase im Dezember legen die „technischen Experten“ der für Regeln zuständigen IFAB (International Football Association Board) einen Bericht zur Entscheidung vor. Misslingt das Experiment, geht die Streiterei über den Einsatz von Torkamera, Chip-Ball und Videobeweis wieder los: „Das wäre ein Desaster, denn der Videobeweis mit Unterbrechungen im Zweiminutentakt würde zu einem ganz anderen Spiel führen und wäre der Tod des Fußballs.“ (Platini). „In unserer heutigen Zeit mit ihren medialen Möglichkeiten lässt sich jede strittige Szene in einer Minute aufschlüsseln. Eine falsche Entscheidung kann nie eine gerechte sein.“ (Markus Merk, ehem. Schiedsrichter). „Bei der heutigen Technik ist es aberwitzig, wenn man die Torkamera nicht einführen will.“ (Armin Veh, Trainer Wolfsburg). „Der ChipBall funktioniert, deshalb denke ich, dass er die beste Lösung wäre.“ (Fandel, ehem. Schiedsrichter). „Solange ich FIFA-Präsident bin, wird es keinen Videobeweis geben. Das Spiel muss sein menschliches Gesicht behalten, und dazu gehören eben auch Fehler.“ (Blatter). Antonio wäre Blatters Mann, ein Mensch mit Fehlern. Wetten, dass …? Die beiden zusätzlichen Schiedsrichterassistenten werden zukünftig nur bei internationalen Wettbewerben eingesetzt werden, nicht aber in den nationalen Ligen. Torkamera oder Chip-Ball werden hier als technische Hilfsmittel Verwendung finden. Den Videobeweis wird es (noch) nicht geben.
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Jammern auf hohem Niveau Was bedeuten schon körperliche Verletzungen? Text Oliver Huggel · Foto Witters
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ie Kette der Ereignisse in den letzten Wochen und Monaten der Saison 2009/2010 scheint endlos. Dauerverletzte, Wechseltheater und ein ungeahnter Todesfall. Dabei ging es am Anfang, in einem Testspiel gegen FC Wacker Innsbruck, nur um einen ernsthaften Test während des Trainingslagers. Dieser endete bei Alex Silva mit einem Kreuzbandriss – Ritsch Ratsch. Wirklich zu blöde, schließlich wollte Silva in dieser Spielzeit so richtig durchstarten. Das wollte Romeo Castelen nach 18 Monaten Verletzungspause ebenfalls. Im Spiel gegen Wolfsburg knipste der Niederländer auch gleich mal einen rein. Doch nur kurze Zeit später fiel er erneut mit Problemen an seinem lädierten Knie aus. Doch sowas kann ein Club wie der HSV kompensieren. Ähnlich tragische Dinge spielten sich schon vor dem Spiel in Wolfsburg, in der Länderspielpause im September ab. Collin Benjamin traf mit der Nationalmannschaft Namibias auf Swasiland, nur ein Freundschaftsspiel. Und wie das bei einem netten Gartenkick im Stadtpark so ist, man ahnt nichts Böses und – Ritsch-Ratsch zum Zweiten, das Kreuzband gerissen. Ergebnis: Lange Gesichter beim HSV-Anhang und wieder einer weg. Aber da der HSV eimerweise Nationalspieler zu den Länderspielen trägt, dachte sich der Fußballgott, so einen wie Guerrero könnte ich gebrauchen. In der gleichen Abstellungsperiode der Liga an die Verbände spielt Peru ein WMQualifikationsspiel gegen Venezuela. Venezuela gewann mit 3:1 und der HSV verlor mit dem Peruaner einen weiteren Bediensteten – RitschRatsch zum Dritten. Zu dumm, schließlich war Paolo mit vier Treffern nach vier Spieltagen schon fast gefühlter Torschützenkönig der Saison. Aber statt folgendem fünften Tor im fünften Spiel gab’s in der Summe ‚Drei Kreuzbandrisse für ein Hallelujah‘. Jetzt wird es wohl doch mal eng bei den Rothosen. Fazit: Neuzugang Marcus Berg muss es richten. Doch das sollte ja noch nicht alles sein. Es begab sich zu der Zeit, als der HSV in Berlin auflief, um Geschichte zu schreiben. Es ist in der Tat
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eine verrückte Geschichte, die sich da zutrug. Sascha Burchert, dritter Torwart der Berliner, köpft den HSV zum Sieg. Zweimal hintereinander klärt der Berliner spektakulär weit außerhalb des Strafraums mit dem Kopf und ermöglicht dem HSV zwei fast identische Tore aus größerer Distanz. Dass sich am Ende auch Mladen Petric mit dem Riss der sogenannten Peroneussehne (kannte bis dahin kein Mensch) in die Geschichtsbücher der medizinischen Abteilung des HSV eintragen musste, ist nach den anderen Ausfällen fast schon tragischer Alltag. So viel Pech kann doch keine Mannschaft haben – doch kann sie. Der HSV ohne seine Stürmer eins und zwei, starker Euro-Berg noch nicht ganz bei 100%. Neben den Langzeitverletzten, zu denen ja auch noch Bastian Reinhardt gehört, gesellten sich von Spieltag zu Spieltag weitere kleinere Ausfälle. Mal ein Demel, mal ein Jansen oder ein Boateng. Bei Boateng horchte die Fußballwelt besonders genau hin. Verletzt beißt sich der U21-Europameister gegen Mönchengladbach durch, humpelt gefühlte Stunden übers Feld. Grund ihn auszuwechseln hätte man vielleicht gehabt, doch sowohl er selbst als auch die medi-
zinische Abteilung gaben grünes Licht zum Weiterspielen. Aber was musste Bruno Labbadia nicht alles über sich ergehen lassen? Die Aufregung war riesengroß, aber belanglos, wenn man die folgenden Ereignisse betrachtet. Da wird sogar der zusätzliche Ausfall von Zé Roberto mit einem Bänderanriss nur noch eine Randnotiz. Robert Enke, Nationaltorwart und Keeper des fanbefreundeten kleinen HSV, dem Hannoverschen Sport-Verein von 1896 nahm sich am 10.11.2009 nach langen Depressionen das Leben. Ganz Deutschland, nein, sogar Teile Europas fallen in eine Art Schockstarre und Beten für den verstorbenen Spitzensportler und seine Familie. Das Freundschaftsspiel der Nationalmannschaft gegen Chile wurde abgesagt. Wenn man das betrachtet, ist das Rummaulen über das Aus im Pokal, über die Niederlage gegen Gladbach, einer vielleicht versäumten Auswechslung oder über die vielen Verletzten und deren mögliche Ersatz-Nachfolger in der Winterpause, wahrhaftig ein Jammern auf ganz hohem Niveau. NUR DER HSV.
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Abstürzen & Zusammenrücken Die Mannschaft und die Medien Text Dennis Girgsdies · Fotos HSV Supporters Club
Die Profimannschaft des HSV wurde in der Hinrunde von Verletzungen geplagt wie kein zweites Team und spielte dennoch eine respektable Halbserie. Trotzdem war das Team dauerhaft skeptischen Berichten in den Medien ausgesetzt, was schon fast den Anschein hatte, diese wollten den Misserfolg erzwingen. Eine Dokumentation der Hinrunden-Berichterstattung.
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ußball ist ein philosophisches Spiel. Keine andere Sportart bringt mehr Weisheiten und Phrasen hervor als das Spiel mit dem runden Leder. Und jeder hat seine Lieblingsfloskeln, natürlich auch Journalisten: So regte sich beispielsweise Rudi Völler in seiner ehemaligen Funktion als Nationaltrainer massiv über die überproportionale Verwendung der Vokabel „Tiefpunkt“ durch die Medien auf. Schön, dass sich Bruno Labbadia noch nicht derartig zum Gespött gemacht hat, wird auch er doch quasi seit Saisonbeginn von den Medien mit einem Wort verfolgt: Absturz. Vier Spieltage waren absolviert, da erschütterte den HSV die „Horror-Woche“ mit den Verletzungen von Guerrero und Benjamin. Die BILD-Zeitung bezeichnete dies schon als „Super-GAU“ und orakelte: „Dem HSV droht der Absturz“
(11.9.09). Bleibt die Frage, wie hoch man nach vier Spielen geklettert sein kann, um überhaupt abstürzen zu können? Der HSV jedoch schlug Stuttgart und blieb Spitze. Im Anschluss an die herbe Niederlage in Wien ähnliche Reaktionen: „Stürzt der HSV jetzt von Platz 1?“(19.9.). Wieder nicht. Trotz eines Remis in der Mainmetropole wurde der 1. Platz verteidigt. Nach dem peinlichen Pokal-Aus in Osnabrück reiste der FC Bayern an die Elbe. Natürlich die bange Frage: „Macht Labbadia schon wieder schlapp?“ Das musste doch einfach passieren, schließlich war der Coach in der vergangenen Rückrunde mit Leverkusen durchgereicht worden und der HSV stürzte die letzten Spielzeiten auch stets ab, diesmal etwa nicht? „Kann Labbadia den Absturz […] stoppen?“ (BILD, 24.9.) Welchen Absturz? Bayern wurde mit 1:0 geschlagen.
Durch den Sieg in Berlin machte der HSV mit 20 Punkten nach acht Spieltagen den besten Saisonstart aller Zeiten perfekt, doch dank Petric‘ Verletzung rauschte erneut das altbekannte Wort durch den Blätterwald. Schlechte Schlagzeilen steigern eben die Auflage, daher wird lieber Angst geschürt als die tolle Ligaplatzierung zu feiern. „Petric fällt bis Weihnachten aus – Sturm-SOS beim HSV – Stürzt der HSV jetzt ab?“ (BILD, 16.10.). Die Presse war bass erstaunt, als der HSV nach dem 0:0 gegen Leverkusen in Glasgow triumphierte: „Der HSV kann doch noch siegen“ (BILD, 23.10.). Wohlgemerkt, nach einem einzigen Remis bei vorangegangenen drei Siegen am Stück (Bayern, Tel Aviv, Berlin). David Jarolim brachte es auf den Punkt, als er unüberrascht feststellte: „…das war uns schon vorher klar. […] Aber die ganze Diskussion kam eher von außen“ (MOPO, 24.10.). Doch damit war der Diskussion natürlich noch kein Ende gesetzt. Wurde das 3:3 auf Schalke noch als „irres Spitzenspiel“ gefeiert, stellte die BILD als Folge der Niederlage gegen Gladbach fest: „2 Punkte aus 3 Spielen – Angst vorm Einbruch“ (3.11.). Nachdem also mit aller Macht versucht worden war, einen Absturz herbeizuschreiben, dieser aber nicht so richtig eintreten wollte, musste nun die unverbrauchte Vokabel „Einbruch“ herhalten, welche Dennis Aogo sogleich Angstschweiß auf die Stirn trieb. Schließlich wissen wir aus dem Boulevard nicht nur, dass Michael Jacksons Tochter HSV-Kappen trägt (BILD, 14.10.), Zé Roberto nach der Karriere Prediger werden will (MOPO, 31.10.) und Paolo Guerrero unschuldige TV-Verkäufer austrickst (BILD, 10.11.), sondern auch, dass Dennis Aogo Pokalaus in Osnabrück Foto HSV Supporters Club
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Drei Monate Reha! Die Verletzung von Mladen Petric Text Dr. Roger Repplinger · Foto Witters
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r. Repplingers Sprechstunde. Gefunden in: „Die Tageszeitung“ vom 12.10.2009, mit freundlicher Genehmigung des Autors Dr. Roger Repplinger: „Heute geht es um die Sehne, deren Führung jüngst im rechten Sprunggelenk des HSV-Stürmers Mladen Petric riss:
nach einem Einbruch umziehen musste (MOPO, 16.10.). Von weiteren Einbrüchen wollte er daher nichts mehr wissen und die Presse wechselte wieder zum Altbewährten („HSV ohne Angst vor Celtic-Crash und Absturz“, MOPO, 4.11.). Anstatt sich aber über die trotz des bis dato tollen Saisonverlaufs tendenziell eher negative Berichterstattung zu beschweren, fand Labbadia seinen eigenen Weg, die Rückschläge zu verdauen und betonte nach den Verletzungen von Silva, Reinhardt, Guerrero und Benjamin stets, dass man „zusammenrücken“ müsse (MOPO, 12.09.), um nach der Verletzung von Petric „noch enger zusammenzurücken“ (07.10.). Als sich dann auch noch Zé Roberto im November verletzt meldete, blieb nur zu hoffen, dass kein Spieler in der Kabine unter Klaustrophobie leidet… In der Winterpause wird sich wohl auch der Zahnarzt der Spieler nicht über zu wenig Arbeit beklagen können, schließlich wurde durch den Trainer bekannt, dass der HSV seit Oktober „auf dem Zahnfleisch“ lief (MOPO, 27.10.). Da drängt sich doch der Eindruck auf, dass der HSV, wenn sich bis zur Rückrunde alle Spieler behandeln lassen und neue Kräfte tanken, die Verletzten wieder mit an Bord sind und man in der Rückrunde vom Pech verschont bleibt, richtig durchstartet, kein Spiel mehr verliert und locker Meister werden müsste! Utopie? Oder vielleicht doch ein Traum, der real werden kann? Ich rate zur Vorsicht: Hochmut kommt schließlich vor dem Absturz…
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Die Peroneussehnen Greif mal zu deinem Sprunggelenk. Gut. Hast du. Über den Außenknöchel verlaufen zwei Sehnen, eine kurze, eine lange. Kannst du fühlen. Liegen in einer gemeinsamen Sehnenscheidentasche, werden vom oberen und unteren Retinakulum geführt, einem kleinen Band. Reißt die Sehnenführung, rutschen beide Sehnenteile hinter dem Außenknöchel heraus und der Fuß wird instabil. Kannst du fragen: Und? Diese beiden Sehnen heißen Peroneussehnen und sorgen dafür, dass du den Fußaußenrand
heben kannst. Kannst du wieder fragen: Und? Das brauchen wir zum Laufen, Rennen, immer. Normalerweise merkst du die Peroneussehnen nur, wenn du zu viel trainiert hast. Entzündung. Schmerzen beim normalen Stehen, richtig Geschrei beim Anheben des Fußes. Selten: Reißen. Die Peroneussehne reißt nicht so schnell. Ist auch nicht gerissen, als Kaka, Verteidiger von Hertha BSC Berlin, am 4. Oktober tüchtig von außen gegen den rechten Knöchel von Mladen Petric, Stürmer des Hamburger SV, trat. Die Führung der Sehnen riss, Petric wurde mittlerweile in Basel operiert: Die Retinakula wurden angenäht, die Sehnen fixiert. Drei Monate Pause. Petric fehlt den Rest der Hinrunde. Er wird Übungen auf dem Wackelbrett machen und sich wundern, wie schwer die Koordination ist.“
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Zwischen Choreo und „Fressbegegnungen“ Eine Einteilung der Zuschauer Textsichtung und Kommentar Uwe Liebnau · Foto Witters
Wo stehst du? Wo sitzen Sie? Bist du Fan, Anhänger, Konsument? Der beliebteste Radioreporter Deutschlands, Günther Koch, hilft bei der Positionierung. Wie gültig ist seine Bewertung?
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ünther Koch, Jahrgang 1941, wird anerkannt von Fans, Experten, Trainern und Spielern. „Ich kenne keinen, der kompetenter ist, der ehrlicher ist, der mitreißender ist.“ (Franz Beckenbauer) In seinem lesenswerten Buch(Koch, Günther: Der Ball spricht. Frankfurt 2006, 3. Auflage, 8,95€) kann sich jede/r von uns wiederfinden. Günther Koch über Fans „Viele Fans opfern fast ihre gesamte Freizeit und nicht selten viel Geld für ihren Verein, entwickeln Ideen für tolle Kurven-Choreografien und leisten auch noch – weitgehend un-
bemerkt von der Öffentlichkeit – nebenbei für uns alle wichtige Sozialarbeit. Damit meine ich z. B. die nicht selten äußerst schwierige Integration von Andersdenkenden, mitunter leicht und schnell zu unkontrolliertem Alkoholkonsum oder/und Gewaltausbrüchen Neigenden. Aber auch andere Außenseiter unserer Gesellschaft, wie beispielsweise viele arbeitslose Jugendliche und behinderte Mitmenschen, sowie weitere Gruppen werden von Fanclubs nicht nur auf den Abenteuerpfaden zu den Auswärtsspielen durchgängig betreut. Man darf nicht unterschätzen, welche Bedeutung der Fußball für viele Menschen hat und wie viel „Sinn“ oft ihr ansonsten eher tristes Leben dadurch erhält. Die oft unbeachtete und viel zu wenig vom Staat honorierte Sozialarbeit, die organisierte und nicht organisierte Fußballfans für unsere Gesellschaft leisten, kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Fanprojekte müssen weiterhin unterstützt und gefördert werden.“ (S.17) Über Anhänger „Anhänger sind sympathische Menschen. Sie unterscheiden sich vom oft zum Extrem neigenden Fan. Sie glauben wenigstens nicht, dass die heutigen Spieler für die Anhänger des Vereins spielen. Und sie wissen sehr gut, dass hier ein Geschäft abläuft, bei dem es auch um ihr Geld geht. So gesehen hat es der Anhänger viel leichter als der Fan. Er hat mehr Distanz und leidet weniger. Der Anhänger ärgert sich zwar auch. Aber er würdigt die Leistungen anderer Mannschaften. Ein Fußballanhänger liebt sozusagen kritisch und objektiv – nicht blind. Der Anhänger freut sich ehrlich über die guten Spielzüge der Gastmannschaften und honoriert das mit sportlichem Beifall.“ (S.99)
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Über Konsumenten „Viele der neuen, sich einkaufenden und eingekauften Fußballkonsumenten … brauchen die teuren Sitzflächen für ihr kleines Ego – inklusive Zugangsberechtigung mit Armbändchen verschiedener Güteklassen zum so genannten Hospitalitybereich, also zur gläsernen Futterhalle gleich in der Arena. … Das Fußballspiel unten wird kaum wahrgenommen. Es ist eigentlich nur Mittel zum Zweck, um den anderen zu zeigen, dass man kein Fan ist, sondern Kleinaktionär und Sponsor. Die romantischen Bilder von den letzten fahnenschwenkenden Fans hinter zwei kurzfristig aufgestellten Fußballtoren findet man lustig. Distanziert, ja amüsiert blickt man hinter Glas auf sie herab. Die Speise- und die Getränkekarte der Fressbegegnung kennt man oft viel besser als die Fußballgeschäftsleute und Ich-AGs – früher „Mannschaften“ – dort unten auf dem noch grünen Rasen.“ (S.137) Kommentar Fußball als Spiegelbild der Gesellschaft, also oben und unten, wie gehabt, neidlos hingenommene Hierarchie? Soweit ist der Fußball zum Glück noch nicht heruntergekommen. Die übliche gesellschaftliche Rangordnung klappt zumindest im Stadion nicht. Wir müssen umdenken: Denn oben ist, wer Fußball lebt, liebt, es ernst mit ihm meint, ihn leidenschaftlich am Leben hält; unten, wer ihn zweckentfremdet, instrumentalisiert, verschachert, sterben lässt. Zuallererst lebt der Fußball von den Fans, er gehört ihnen. Ihre mitreißenden Emotionen füllen das Stadion, machen das Spiel zum Spektakel, beflügeln den Alltag. Da stören die hinter Glas nicht weiter, auch wenn sie manchmal über die Idioten da draußen zetern.
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50+1-Regel bleibt? Abschaffung zunächst abgelehnt Text Christian Bieberstein · Foto HSV Supporters Club
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m 10.11.09 stimmte die Liga über den Antrag von Martin Kind ab, die sogenannte 50+1-Regel abzuschaffen. Das Ergebnis war eindeutiger, als vorher angenommen. Hunderttausend FanUnterschriften unterstützten die Beibehaltung der Regel. Aber trotzdem ist das Thema noch nicht vom Tisch. Wie geht es nun weiter? Die Liga, oder besser die 36 Bundesligisten der ersten und zweiten Liga haben sich also mit erstaunlicher Mehrheit für den Erhalt der bisherigen Regelung entschieden. Von den anwesenden Vereinsvertretern stimmte lediglich einer für den Antrag und drei enthielten sich. Die restlichen 32 Vertreter haben gegen den Antrag und für die 50+1-Regel gestimmt. Auch der Antrag vom FSV Frankfurt, welcher Investoren nicht gänzlich ausgeschlossen hätte, wurde eindeutig abgelehnt. „Damit erpressen Sie die Liga“, interpretierte nicht nur Dortmunds Präsident Hans-Joachim Watzke in einem Interview die Drohung von Martin Kind, dass dann, wenn sein Antrag abgelehnt würde, er vor dem Europäischen Gerichtshof (EGH) in Luxemburg gegen die 50+0 Regel klagen wolle.
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Jetzt kann man sich sicher fragen, warum Herr Kind das nicht gleich macht und sich erstmal bei der Liga die Blöße gibt. Die Begründung liegt auf der Hand, er muss es einfach. Nicht nur weil die Statuten der DFL dies vorsehen, nein – auch der EGH verlangt dies, bevor eine Klage überhaupt zugelassen wird. Ob der Antragsteller nun klagt, drückt er so aus: „Wir werden jetzt in Ruhe über das Votum nachdenken“. Was es über das Votum noch nachzudenken gibt, bleibt wohl ein Geheimnis von Herrn Kind. Schließlich haben sich nicht nur die Vertreter der Profivereine zum Erhalt der Regel bekannt, sondern auch wir Fans mit über 100.000 Unterschriften, welche durch Vertreter von „Unsere Kurve“ dem Ligavorstand überreicht wurden. „Damit bleibt sich die Bundesliga treu“, verkündete Rainer Rauball umgehend nach der Versammlung. Und genau das sollte auch Hannovers Präsident endlich verstehen. Weder die Vereine der Bundesliga, noch wir Fans wollen Zustände, wie sie in anderen europäischen Ligen herrschen.
Die Identifikation mit einem Verein ist mehr wert als die Anteile, die ein finanzstarker Investor kaufen kann. Dies hat die Liga erkannt und demokratisch darüber abgestimmt, damit sollte sich auch Herr Kind abfinden. „Ich gehe nicht davon aus, dass sich unser Denken modifizieren wird“, klingt wie eine Drohung und zeigt, dass es Herr Kind mit einer Klage durchaus ernst meint. Die Frage, ob der EGH der Klage zustimmt und somit die 50+1-Regelung für „wettbewerbsunfreundlich“ erklärt, ist sehr schwer zu beantworten. Auf der einen Seite hat der EGH in den letzten Jahren schon mehrfach gezeigt, dass er eben auf „wettbewerbsfreundliche“ Regelungen Wert legt, siehe das Bosman-Urteil, auf der anderen Seite hat gerade die UEFA ein Interesse daran, dass die Besitzverhältnisse bei den europäischen Vereinen wieder zurecht gerückt werden. Eine endgültige Tendenz ist leider nur schwer zu erkennen, so dass wir nur hoffen können, dass Martin Kind die Signale der Vereine und seiner Fans gehört hat und nicht klagen wird. Sollte er dies doch tun wollen, so könnte ich ein Hörgerät empfehlen …
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Fans sind alle Verbrecher Entscheidung des Bundesgerichtshofs zum Thema Stadionverbote Text Christian Mohr · Fotos HSV Supporters Club
Die Entscheidung des Bundesgerichtshofs vom 30.10.2009, mit der die gängige Praxis zur Verhängung von Stadionverboten bestätigt wird, setzt nicht nur ein Zeichen gegen alle Fußballfans, sie wirft auch ein Licht auf das Rechtsverständnis der deutschen Justiz und aller, die dieses Urteil begrüßen.
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in Mitglied der „Schickeria München“ hatte gegen sein inzwischen abgelaufenes bundesweites Stadionverbot geklagt. Nach einem Bundesligaspiel am 25.3.2006 in Duisburg kam es laut BGH zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen MSV- und BayernFans, wobei im Zuge eines Polizeieinsatzes der Kläger in Gewahrsam genommen wurde. Dieser bestritt, an den Auseinandersetzungen beteiligt gewesen zu sein und äußerte, das Ganze nur aus der Distanz verfolgt zu haben. Ein von der Staatsanwaltschaft üblicherweise eingeleitetes Ermittlungsverfahren wegen Landfriedensbruch wurde am 27.10.2009 eingestellt. Der MSV verhängte trotzdem unter Berufung auf die „Richtlinien zur einheitlichen Behandlung von Stadionverboten“ des DFB ein bundesweites Stadionverbot bis zum 30.6.2008. Der DFB begrüßte das BGH-Urteil mit den Worten seines Sicherheitsbeauftragten Helmut Spahn: „Wir sehen in diesem Grundsatz-Urteil eine Bestätigung unserer Linie, durch den Erlass von Stadionverboten gegen Gewalttäter oder Randalierer friedliche Fans vor gewaltbereiten Zuschauern zu schützen.“ Dieser nannte Stadionverbote zudem eine „wichtige Präventivmaßnahme“, um die Sicherheit in den Stadien zu gewährleisten. Auch wenn die Kompetenzen von Helmut Spahn
augenscheinlich nicht im pädagogischen Bereich zu finden sind, so sollte er wie jeder halbwegs intelligente Mensch doch wissen, dass Verbote ein Mittel der Repression sind. Verbote sind Strafen, die ein bestimmtes Verhalten (welches im vorliegenden Fall nicht nachgewiesen wurde) sanktionieren. Prävention bedeutet Vorbeugung und lässt sich nur im Dialog und nicht in der Konfrontation erreichen. Der Gedanke, nicht erwünschtes Verhalten dadurch zu verhindern, indem Personen, die nach Meinung der sanktionierenden Stelle dieses Verhalten ausüben könnten, von bestimmten Teilen des Lebens auszuschließen, hat mit einem demokratischen Gemeinwesen nichts zu tun und entspringt totalitärer Ideologie. Dass der DFB seine Richtlinien zudem als „einzelfallgerecht“ ansieht, kann nur bedeuten, dass die hohen Damen (?) und Herren das Urteil des BGH und ihre eigenen Grundsätze nicht verstehen oder dreist das Gegenteil von dem behaupten, was Sache ist: Sippenhaft statt „einzelfallgerecht“. Damit wird einer der elementarsten Grundsätze des bundesdeutschen Rechtsstaats aufgehoben: Die Unschuldsvermutung, die besagt, dass jede und jeder solange unschuldig sei, bis das Gegenteil bewiesen wurde. Der DFB fordert hingegen schon dann Stadionverbote auszusprechen, wenn bloß ein Ermittlungsverfahren eingeleitet
wurde. Diese Praxis ist nicht präventiv, sie schürt das Gewaltpotential geradezu, da es zumindest in Bezug auf Stadionverbote egal ist, ob mensch nur dabei ist oder mitmacht. Leider folgen die meisten StadiongängerInnen leicht den „Argumenten“ von DFB, DFL, BGH oder Polizei und verkennen dabei, dass es nicht darum geht, Gewalt von Fußballfans einzudämmen, sondern obrigkeitsstaatliche Richtlinien durchzusetzen, die inhaltlich immer im Sinne bestimmter Interessensgruppen gefüllt werden. Diese beanspruchen für sich natürlich auch die Definitionsmacht: Mal ist Pyrotechnik Gewalt, mal „südländische Begeisterung“, heute sind Fußballfans in Partystimmung, morgen besoffene ChaotInnen, die nicht mehr Bahn fahren dürfen.Für aktive Fußballfans bedeutet dies, weiter Überzeugungsarbeit zu leisten und die eigene Position klar zu machen. Einschränkungen der persönlichen Freiheit kann jede und jeden treffen und ist nicht auf bestimmte Gruppen von Menschen beschränkt. Wer denkt, dass ein hartes Vorgehen gegen „ChaotInnen“ richtig sei, weil sie / er sich nicht dazu zählt, wird im nächsten Moment verwundert sein, wenn sie / er Stadionverbot wegen zu langem Torjubel erhält, da dieser die Sicherheit im Stadion gefährden würde. Unwahrscheinlich? Wer weiß. So lange wir als Fans uns nicht deutlicher äußern, werden weiterhin Gesetze verabschiedet und Richtlinien erlassen, die an unseren Bedürfnissen vorbeigehen und die Freiheit von allen einschränken. Was einen Dialog mit DFB, DFL, Justiz oder Polizei allerdings so schwierig macht, ist die Tatsache, dass eben genannte nur so lange gesprächsbereit sind, bis ihre eigenen Standpunkte auf dem Prüfstand stehen. Wer die Macht hat, hat das Recht. Bayern-Support im Volkspark Foto HSV Supporters Club
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Fans vs. Polizei Podiumsdiskussion: Erste Schritte für mehr Verständnis und Respekt Text Philipp Piepiorka · Foto HSV Supporters Club
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or kurzem ließ die Gewerkschaft der Polizei verkünden, dass jeder Fußballfan, der ein Stadion der Bundesliga besucht, sich in Lebensgefahr begibt. Für eine solche Aussage habe ich gerade noch ein Kopfschütteln über, doch wie sagt man so schön, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Schaut man sich nämlich die Bilder der letzten Derbys gegen Werder an, dann wirkt diese Aussage gar nicht mehr so lächerlich, wie zunächst angenommen. Schwere Verletzungen durch Hundebisse, Schlagstockeinsatz und Pyrotechnik waren damals Ergebnis einer ewigen Provokation zwischen Fans und der Polizei. Und die Spirale der Gewalt droht sich weiterzudrehen – unaufhörlich. Aus diesem Grund wandte sich der Supporters Club an die Bremer Polizei und bot an sich auszutauschen, um diese Spirale zu stoppen. Die Polizei Bremen zeigte sich sehr gesprächsbereit und nahm diesen Vorstoß extrem positiv auf. Auch den Vorschlag einer Podiumsdiskussion mit Fans und der Polizei stieß auf Zustimmung. Und so kam es, dass an einem verregneten Montagabend sachlich, aber doch sehr kontrovers über das Verhalten von Fans und Polizei diskutiert wurde. Teilnehmer waren neben Moderator Thorsten Eikmeier unser Fanbeauftragter Mike Lorenz, der szenekundige Beamte aus Hamburg Dieter Mundt, Philipp Markhardt von Pro Fans, Einsatzleiter der Polizei Bremen Herr Pusch sowie sein Kollege Herr Zottmann und Johannes Liebnau, Vorsänger beim HSV und Mitglied der Fangruppierung Chosen Few. Dass an diesem Abend nicht ein Allheilmittel
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gefunden werden würde, war wohl jedem klar, doch immerhin gab es erste Ansätze, die hoffen lassen, dass es nicht wieder zu derlei Szenen wie in der vergangenen Saison kommen wird. Besonders Herr Zottmann von der Bremer Polizei zeigte ernsthaftes Interesse an einer Lösung, mit der beide Seiten am Ende leben können. Dies lässt sich leider von seinem Kollegen Herrn Pusch nicht durchweg behaupten, der auf Kritik an seiner Einsatztaktik nicht immer einging und somit die Selbstkritik etwas zu kurz kam. Durch die angeregte Diskussion konnten sicherlich einige Probleme zu Tage gebracht werden, die im Laufe der Zeit noch weiter besprochen werden müssen: So zum Beispiel der Fan-Marsch und die namentliche Kennzeichnung von Polizeibeamten. Doch es gibt auch Probleme, die bereits gelöst wurden, so z. B. der Einsatz von Hunden. Die Polizei Bremen sicherte nämlich zu, dass es keine Hundeeinsätze in solchen Situationen mehr geben wird. Auch wenn mit solchen Zusagen gerade einmal ein kleiner Schritt gemacht wurde, so ist es immerhin die richtige Richtung, die eingeschlagen wurde. Dass immer noch ein großer Graben beide Seiten voneinander trennt, zeigt dann zum Beispiel der versteckte Vorwurf in Richtung Fans und speziell der Ultraszene, keine Selbstreflexion vorzunehmen. Dies möchte ich an dieser Stelle nochmals vehement zurückweisen. Der Aufruf zum letzten Fan-Marsch in Bremen, bei dem explizit noch einmal darauf hingewiesen wurde, dass der Einsatz von Pyrotechnik schwere Verletzungen hervorrufen
kann, sollte Beweis genug hierfür sein. Aber klar ist auch, dass wir dann eben auch zugeben müssen, dass es am Ende erneut zu dem Einsatz von solchen Gegenständen gekommen ist. Doch vielleicht erwartet die Polizei an dieser Stelle auch einfach zu viel. Es ist nun mal unmöglich eine solche Masse an Menschen zu steuern und zu regulieren. Dies kann zwar auch nicht des Rätsels Lösung sein, doch möchte ich den schwarzen Peter an dieser Stelle nicht einer bestimmten Personengruppe zugeschoben wissen. Diese Aussagen zeigen einfach, dass es ein weiter Weg ist, um am Ende eine erkennbare Veränderung auf beiden Seiten zu bewirken. Nicht zuletzt diese Erkenntnis sorgte sicherlich dafür, dass man sich bereits für April erneut verabredete, um in einer ähnlichen Runde weiter zu diskutieren und gewisse Spielregeln für das dann bevorstehende Derby an der Weser miteinander zu erarbeiten. Vielleicht können ja tatsächlich sogenannte Konfliktmanager entsprechende Arbeit vor Ort leisten, die nach Aussagen von Herrn Mundt und der beiden Bremer Kollegen in beiden Städten eingeführt werden sollen. Immerhin, und dies wurde dann doch deutlich, sind beide Seiten bereit, kleine Zugeständnisse zu machen, um die angespannte Stimmung etwas zu entschärfen. Ein solcher Abend hat sicherlich zumindest dazu beigetragen, dass beide Seiten etwas mehr Verständnis und Respekt für das Gegenüber haben!
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HSV-Fans beobachten Polizei Eine Initiative zur Deeskalation Text Für die AG Joachim Ranau · Foto HSV Supporters Club
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eit September 2009 treffen sich engagierte und interessierte HSV-Fans, die das zunehmend schlechte Verhältnis zwischen Polizei und Fußballfans beschäftigt und belastet und die an einem ganz speziellen Weg arbeiten, dies zu ändern. Die letzte Ausgabe der „Supporters News“ widmete dem Thema wohl zu recht auch viel Aufmerksamkeit. Dass zu Konflikten immer mindestens zwei „Partner“ gehören, ist klar. Dass sich Fans gelegentlich fehlverhalten, bestreitet auch niemand. Doch was kann man von Fanseite aus tun, wenn Polizeieinsätze nicht gut laufen, Polizisten sich nicht korrekt verhalten oder man gar den Eindruck gewinnt, dass ein Polizeieinsatz eine schwierige Situation noch verschärft? Zumindest kann man mal genau hinschauen, versuchen, sich ein Bild zu machen und eben die Maßnahmen der Polizei beobachten. Nach einem ähnlichen Prinzip ist 2005 in Babelsberg das Projekt „Fußballfans beobachten Polizei“ entstanden. Die Babelsberger setzten dabei vor allem auf den Einsatz von Rechtsanwälten, die vor dem Hintergrund ihres Wissens und ihrer Erfahrung „ein gesellschaftliches Korrektiv gegenüber der allgemein verbreiteten Auffassung darstellen, Gewalt und gewalteskalierende Situationen gehen ausschließlich von den Fans aus“. Sie vertreten die These, „dass diese per se strukturell mit bedingt sind vom Auftreten und der
operativen Handlungsweise der Polizei vor Ort“. Die Babelsberger führen weiter aus, dass, wenn die Polizei in ihrer Grundeinstellung zum Fußballfan von seiner Gewaltbereitschaft als Grunddisposition seines Verhaltens überzeugt ist (ihn praktisch als gewaltbereiten Fan erwartet), dann wird sie sich durch kleinste vermeintliche Verhaltensauffälligkeiten bestärkt sehen und dem Fan sein Komplementärverhalten (nämlich sich abweichend zu verhalten) unbewusst aufzwingen. Dies bezeichnet man in der wissenschaftlichen Sprache der Kommunikations- und Systemtheorie als (sich) „selbst erfüllende Prophezeiung“. Die Babelsberger ließen also bei ausgewählten Spielen die Fans durch Rechtsanwälte begleiten, welche das Verhalten von Polizei und Ordnungskräften genau beobachteten. Sie wollten „zivile Kontrolle ausüben“ und „die Öffentlichkeit über die aus unserer Sicht umstrittene Einsatzpraxis der Polizei aufklären“ (Quelle: www.fussballfans-beobachten-polizei.de). Nach den dort gemachten Erfahrungen „verbesserte“ sich das Polizeiverhalten durch die Aktion insgesamt: „ Wir stellten eine geringere Größe der Einsätze (fest), sowie sogar eine Erklärung der Maßnahmen, wie es eigentlich generell sein sollte, aber nicht ist, fest. Einige obere Polizisten mahnten ihre Kollegen sogar nach Zurückhaltung.“ Die Gruppe der „HSV-Fans beobachten Polizei“ nimmt diese Anregungen jetzt auf und verfolgt
mit der Aktion ähnliche Ziele: möglichst objektive Berichte über Polizeieinsätze im Fußballzusammenhang zu erstellen, ggf. (Gegen-)Öffentlichkeit herzustellen, aus Fansicht Bewertungen von Polizeieinsätzen vorzunehmen und dadurch positiven Einfluss auf Polizeiverhalten zu nehmen. Es geht den Beteiligten nicht darum, Polizei und die Einsatzleiter „in die Pfanne zu hauen“ oder an den Pranger zu stellen, sie möchten vielmehr zu einem möglichst kommunikativen und deeskalierenden Verhalten seitens der Polizei beitragen. Natürlich werden zukünftig nicht nachvollziehbare oder als überzogen empfundene Polizeieinsätze kritisiert, aber genauso wird über positives Polizeiverhalten und/oder negatives Fanverhalten berichtet werden. Dazu braucht man kein ausgebildeter Jurist zu sein, deshalb sind bei „HSVFans beobachten Polizei“ alle Fans willkommen, die unter dieser Voraussetzung mitarbeiten wollen und können. So werden zukünftig regelmäßig Berichte über Heim- und Auswärtsspiele angefertigt, die sich besonders mit dem (eigenen) Fanverhalten und den Maßnahmen der Polizei beschäftigen. Dazu hat die Gruppe einen Fragenkatalog entwickelt, der das Fan- und Polizeiverhalten vergleich- und bewertbar macht: Welche Polizei(en) waren an dem Einsatz beteiligt (welches Bundesland, Bundespolizei, spezielle Einheiten usw.)? Wie wurde das Verhältnis Polizeiaufkommen zum Fanaufkommen empfunden (Zahl der Polizeibeamten / Mannschaftswagen etc. im Verhältnis zum Fanaufkommen etc.)? Wurden spezielle Polizeimaßnahmen (z. B. Kessel) angekündigt und erläutert? Wurden Nachfragen von Fans durch Polizisten beantwortet? War der Umgang von Polizisten mit Fans respektvoll, wurden Fans ungewollt geduzt?
HSV Fans in Bremen am Osterdeich Foto HSV Supporters Club
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„Hamburg Away“ Buchrezension Text Peter Kupka
Haben Polizeibeamte sich auf Nachfrage ausgewiesen? Wurde durch die Polizei bei den Einsätzen Rücksicht auf Unbeteiligte genommen? Wurden nicht nachvollziehbare Maßnahmen durch die Polizei durchgeführt (z. B. Toilettengänge nicht zugelassen, der Kauf von Softdrinks nicht gestattet)? Wie war das Fanverhalten? „Szenekundige Beamte“: Waren diese vor Ort? Wie viele? Was haben diese gemacht bzw. in welchem Zusammenhang haben diese eingegriffen? Gibt es relevantes über den beteiligten Ordnungsdienst zu berichten (Verhalten und Auftreten, besondere Vorkommnisse)? Die nach diesem Schema entwickelten Berichte werden regelmäßig auf der Homepage: www.hsvfansbeobachtenpolizei.jimdo.com erscheinen und werden auch über die SC-Homepage veröffentlicht. Die Gruppe bemüht sich außerdem darum, Polizeieinsätze abschließend nach bestimmten Kriterien zu bewerten und besonders „gelungene“ oder „misslungene“ Einsätze öffentlich darzustellen. Das nächste Treffen der Gruppe findet am Mittwoch, den 13. Januar 2010 im Fanhaus in der Stresemannstraße 162 (ab 19 Uhr) statt. Wir treffen uns danach regelmäßig jeden 2. Mittwoch im Monat um 19 Uhr im Fanhaus. Auf den Treffen werden Berichte besprochen, Erfahrungen ausgetauscht, Spiele für die Berichterstattung verteilt und die Außendarstellung abgestimmt. Außerdem werden wir zu den Treffen Fachleute einladen, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen im Umgang mit Polizei vortragen werden. Jeder HSV-Fan, der sich über die „Polizeibeobachter“ genauer informieren oder an dieser Aktion beteiligen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Ansprechpartnerin für die Gruppe ist Verena Vogt (E-Mail: HSVFansbeobachten Polizei@web.de.
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ch hatte das Glück, mir vorab das neue HSV-Werk „Hamburg Away“ von Mirko Beyer angucken zu können. Ich war angenehm überrascht. Vorher hatte ich es nicht für möglich gehalten, dass man mit Fotos von etwas über zwanzig Fußballspielen ein interessantes Buch füllen kann. Nun weiß ich, man kann es. Gut gefällt mir schon das im modernem Schwarz gehaltene Layout. Fotograf Mirko Beyer hat es geschafft, die HSV-Fanszene bei den Auswärtsspielen der letzten Saison sehr variabel zu fotografieren. Jedes Spiel ist auf mindestens vier Seiten zu sehen. Für den Statistiker sind Datum, Zuschauerzahl und Anzahl der HSV-Fans erwähnt. Sehr gelungen auch das Abdrucken der Eintritts- und Pressearbeitskarten. Bis auf zwei Aufnahmen hat er komplett darauf verzichtet, den eigentlichen Ort des Geschehens, das Spielfeld, abzulichten. Dafür hat er teilweise die HSV-Fans schon auf dem Weg zum Stadion begleitet. Besonders beeindruckende Bilder sind hier vor dem UEFA-Cup-Spiel in Bremen entstanden. Ebenfalls verzichtet hat er auf Fotos vom kompletten HSV-Block, sondern lieber Ausschnitte des jeweiligen Gästebereichs für das Buch gewählt. So hat er HSVer in allen Stimmungslagen zu Papier gebracht: Der eine oder andere wird überrascht sein, wenn er beim Betrachten des Buchs seinen Gesichtausdruck sieht. Mirko hat sich nicht davor gescheut, leidende HSVer zu fotografieren. Mindestens genauso oft sieht man aber auch glückliche und feiernde Anhänger unseres Clubs. Der Vorteil
für den Fotografen war da sicherlich, dass die vergangene Saison ja alles geboten hat, was man sich nur vorstellen kann: Großartige Auswärtsspiele mit Aufholjagden nach Rückständen, dann das Gegenteil, bittere Niederlagen nach Führungen, sehr interessante Reisen ins Ausland und leider sogar zwei Besuche in Bremen. Ebenfalls leider auch den sportlichen Einbruch zum Ende der Saison und dann den emotions- und erfolgreichen Abschluss am letzten Spieltag in Frankfurt mit dem Happy End. Das Minimalziel wurde noch erreicht, und Ivica Olic konnte den Verein und seine Fans mit einem Erfolgserlebnis verlassen. Genauso emotionsreich wie die letzte Saison war, so kommt auch dieses Buch rüber. Ich kann es allen HSVern, die in der letzten Saison mit dem HSV unterwegs waren, nur wärmstens empfehlen. Etliche werden sich selbst wiederfinden (kleiner Nachteil allerdings: Wo bin ich eigentlich?!) Immer, wenn sie es in Zukunft zur Hand nehmen, werden unsere Auswärtsfahrer an die Touren erinnert werden. Und besonders Spaß macht das in einigen Jahren: Ich bin Besitzer des Buches „HSV live 1990/91“ und schaue es mir bestimmt einmal im Jahr an. In dem Buch sind nämlich etliche HSV-Fangruppen von damals abgebildet, und es ist wirklich amüsant, sich die Leute achtzehn Jahre später anzuschauen. Genauso werdet Ihr empfinden, wenn Ihr Euch in einigen Jahren das Buch „Hamburg Away“ anschaut. Fazit: Dieses Buch gehört in die Bücherregale aller Auswärtsfahrer. Bis im Volkspark – oder irgendwo auswärts.
Mirko Beyer „Hamburg Away“ 160 Seiten, A4 quer ISBN 978-3-9812649-4-4
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Tops und Flops Berichte über die Spiele der Profis Text Phillipp Markhardt · Foto HSV Supporters Club
SK Rapid Wien vs. HSV 3:0 Ernst-Happel-Stadion Wien Ein Trauerspiel war es, das sich dem HSV-Anhang bot. Klar und deutlich wurde man von Rapid geradezu düpiert. Auch der Anhang konnte gegen ein gut aufgelegtes Heimpublikum gesanglich nichts reißen, was allerdings immerhin nicht daran lag, dass nicht gesungen wurde, sondern daran, dass die Fans rund um Ultras Rapid abgingen wie ein Zäpfchen. Somit nichts zu holen im Land, das laut „Titanic“ aussieht wie ein Schnitzel. SG Eintracht Frankfurt vs. HSV 1:1 Waldstadion Frankfurt Viel zu holen gab es auch bei der Eintracht vom Main nicht. Zwar war der HSV dominant, doch bereits vor der Pause egalisierte die Eintracht den frühen Hamburger Treffer und stellte den Endstand her. Die hoch (und meist auch zu recht) gelobte Frankfurter Nordwestkurve enttäuschte dieses Mal überraschenderweise. Erstmals hatte man das Gefühl, sich mal wieder im Waldstadion behaupten zu können. Dazu gab es noch eine nette Choreo, bestehend aus einer schwarz-weiß karierten Blockfahne und blauen Schwenkern, die durch Löcher in der Fahne gewedelt wurden. Gab zusammen mit dem passenden Spruchband ein ansprechendes Bild ab. Nur das Ergebnis, wie gesagt … Eintracht Frankfurt vs. HSV Foto HSV Supporters Club
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VfL Osnabrück – HSV 4-2 i.E. Stadion an der Bremer Brücke Osnabrück Immerhin, die Fahrt war nicht so lang, so dass man sich nicht auch noch über einen ganzen Urlaubstag ärgern musste, den man für eine Niederlage verpulvert hatte. Das Spiel kommentiere ich nicht weiter. HSV vs. FC Bayern München
HSV vs. FC Bayern München 1:0 Volksparkstadion Schwante einem nach dem Spiel in Osna schon Böses, wurde man am Ende doch von der Mannschaft eines Besseren belehrt. Es stand ein wirkliches Team auf dem Rasen, dessen Sturmtank Mladen Petric die Schlafmützen von der Isar nach stundenlangem Anrennen aufs rot-weiße Tor vollkommen berechtigt bestrafte. Der Sieg wurde über die Zeit gerettet und man kann wohl erstmals behaupten, dass der HSV den Rekordmeister souverän im Griff hatte. Das veranlasste den Anhang selbstverständlich zum Durchdrehen. Ein Funken Hoffnung keimte wieder auf. HSV vs. Hapoel Tel Aviv 4:2 Volksparkstadion Mit Hapoel kam ein unbekanntes Team in den Volkspark, das am ersten Spieltag mit einem Sieg gegen Celtic die Leute aufhorchen ließ. Ein
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Team aus Nobodys schlägt die Schotten? Was würde uns bevorstehen? Nun, nicht besonders viel, mal abgesehen von ein paar nervenden Sympathisanten Hapoels, die dem braun-weißen Lager zuzurechnen sind. Respektable 900 Hapoel-Fans dürften schlussendlich den Weg an die Elbe gefunden haben und wurden Zeuge, wie ihr Team gegen einen starken HSV sangund klanglos unterging. Allerdings sollte sich das Team eventuell die Flüchtigkeitsfehler sparen. Es kann doch nicht angehn, dass Hapoel zwei Chancen hat und diese locker verwertet! Da hätte man was fürs Torverhältnis tun können. Mit der Bitte um Berücksichtigung … Hertha BSC vs. HSV 1:3 Olympiastadion Berlin Der Herthafluch, wer kennt ihn nicht? Gerissen haben wir da in der jüngeren Vergangenheit jedenfalls fast nie etwas. Niederlagen schienen Standard und an guten Tagen bekam man auch ein Unentschieden zustande. Gewonnen haben wir da, glaube ich, letztmals in deren Aufstiegssaison. Keine guten Vorzeichen also für die 5.000 HSVer, die an einem Sonntag nach Berlin juckelten. Immerhin war Hertha in dieser Saison bis dato das schwächste Bundesligateam. Warum also nicht mal gewinnen? Dachten sich wohl auch die Spieler, die die alte Dame 3-1 abfiedelten, zwei Tore davon waren fast identisch und wurden unter der tatkräftigen Mithilfe des Berliner Ersatzkeepers Burchert, der eine reichlich unglückliche, beinahe schon bemitleidenswerte Figur abgab. Doch wen juckte das schon im Gästeblock? Die HSV-Fans waren dementsprechend am Abfeiern und fuhren zufrieden zurück nach Hamburg.
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HSV vs. Bayer Leverkusen 0:0 Volksparkstadion Ein ganz trauriger Kick, der verdient 0-0 endete. Traurig waren auch die Begleitumstände, war doch kurz nach dem Hertha-Spiel bekannt geworden, dass Ole „Olinger“ Körner, langjähriges Mitglied des SC und der CFHH, an den Folgen seiner langjährigen Krankheit gestorben war. Dementsprechend bedrückt waren viele und so stand das Spiel für diese Leute im Zeichen des Abschieds von Ole. Neben einem Schweigemarsch ihm zu Ehren gab es eine kleine Wunderkerzenaktion in Block 22 C, verbunden mit einem Spruchband mit der Aufschrift „Ciao Ole!“. Vor dem Spiel traten zahlreiche Fans an seinen Platz in Block 22B, um sich von ihm zu verabschieden. Harte Szenen, die da teilweise abliefen. Ciao, Ole!
Celt c Glasgow vs. HSV 0:1 Celt c Park Glasgow 3.500 Hamburger machten sich auf den Weg nach Schottland, um den HSV dort siegen zu sehen, wo bereits 1996 ein Erfolg gelang. Bereits am Abend vor dem Spiel drückte sich eine Vielzahl von Leuten in den Rangers-Pubs der Stadt herum, am Spieltag selbst war das Stadtzentrum fest in blau-weiß-schwarzer Hand. Insbesondere in der Glaswegian Bar, entlang der Bridge Street und in der näheren Umgebung trank sich der Mob warm und der Old Bill drückte bezüglich Alkoholverbots auf den Straßen beide Augen ganz fest zu. Um 18 Uhr ging es ab der Glaswegian Bar in Richtung Osten, wobei sich an den verschiedenen Kneipen immer wieder Leute anschlossen. Hätte man vorher gewusst, wie weit es zum Stadion ist, hätte man allerdings vielleicht doch die Bahn genommen. So
Celt c Glasgow vs. HSV Foto HSV Supporters Club
HSV vs. Bayer Leverkusen Foto HSV Supporters Club
wurde fast der gesamte Feierabendverkehr in Glasgow zum Erliegen gebracht und geschätzte eineinhalb Stunden später konnte der Gästeblock betreten werden, in dem man neben ca. 150 Rangers-Sympathisanten auch diverse Bielefelder begrüßen durfte. Apropos begrüßen: Begrüßt wurde man natürlich auch mit zahlreichen Fahnen des Lokalrivalen, sowie eines supergenialen Schals, der die Zerschlagung einer Raute durch zwei Fäuste (nämlich von St. P … und Celt_c) zerschlagen werden sollte. Das ganze unter dem Motto „Smash Fascism“. Großer Sport. Große Smasher waren die Bewohner des selbst ernannten Paradise dann aber nicht, sie blieben nämlich original bis zur 86. Minute ruhig. Dann ließen sie sich einmal dazu hinreißen, gemeinsam zu singen. Ganz vergessen: Zu YNWA haben sie das auch getan, einmal vor der ersten und einmal vor der zweiten Halbzeit. Das Spiel ging dann tatsächlich an den HSV, der angetrieben vom Gästeblock durch Berg mit 1-0
Vielseitige Spielanlage … Zeitschriften Magazine Bücher Kataloge Broschüren
Mitgliederbroschüre 08
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Weitere Referenzen:
HSV Tattoobuch
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HSV vs. Celt_c Glasgow Foto HSV Supporters Club
gewann. Danach hieß es erst mal Blocksperre und man durfte Zeuge werden, wie die Polizei die Mannschaft daran hinderte, mit den Fans zu feiern. Scheiß Verlierer! FC Schalke 04 vs. HSV 3:3 steriles Bauwerk auf Schalke Zurück aus Glasgow blieben nur wenige Stunden zur körperlichen Rehabilitation. Schalke wartete und damit ein Hochkaräter, was den Wettkampf um die Tabellenspitze angeht. Der HSV zeigte teilweise traumhaften Fußball und ging vollkommen verdient gleich zweimal in Führung. Leider konnte der Sieg diesmal nicht nach Haus gebracht werden. Kurz vor dem Schlusspfiff erzielte Kuranyi per Kopf den Ausgleich zum 3-3. Zu allem Überfluss fiel mit Rozehnal auch noch ein Spieler für ein Spiel aus. Dieser hatte Kuranyi in der 61. Minute per Notbremse (jedenfalls angeblich) gestoppt und war mit Rot vom Platz geschickt worden.
zeigten sich die 5.000 dem Gegner zugeneigten Personen wenig sangesfreudig und manifestierten den schlechten Eindruck vom Hinspiel. Der HSV schaffte es nicht, gegen eine unterirdisch spielende Mannschaft aus Glasgow den Ball ins Tor zu schieben, weshalb der Anhang auch dementsprechend bedient nach Hause ging. Mann, ey! Hannover 96 vs. HSV 2:2 Niedersachsenstadion Hannover Gegen keine andere Mannschaft hat der HSV auswärts so oft Unentschieden gespielt wie gegen die „Roten“. Das sollte sich auch heute fortsetzen. Im – wie immer – freundschaftlichen Rahmen des Aufeinandertreffens beider
Clubs führte der HSV zwar bis zur 88. Minute mit 2-1, dann jedoch kam Stajner, der gegen den um einiges schmächtigeren Rincon prallte und danach wie ein kleines Mädchen weinend zusammenbrach. Fast jedenfalls. Und dieser Stajner ließ es sich natürlich nicht nehmen, den folgenden Elfmeter zu treten und auch noch zu verwandeln. Schöne Scheiße! P.S.: Zwei Tage nach dem Spiel wählte Hannovers Torwart Robert Enke den Freitod, indem er sich vor einen Zug warf. Wir trauern mit seinen Freunden und seiner Familie. HSV vs. VfL Bochum 0:1 Volksparkstadion Kein Kommentar.
Hannover 96 vs. HSV Foto HSV Supporters Club
HSV vs. Bor. Mönchengladbach 2:3 Volksparkstadion Bin ich eigentlich der Einzige, der der Meinung ist, dass man gegen Gladbach gewinnen muss? Und dann fügen die uns auch noch die erste Niederlage der Bundesligasaison zu! Zuhause! Scheiß-Tag, Alter! HSV vs. Celt_c Glasgow 0:0 Volksparkstadion Auch heute waren wieder zahlreiche Gäste vertreten, die Freunde aus Schottland mitgebracht hatten. So kam es einem zumindest vor. Im Gästeblock dürfte heute jedenfalls Deutsch Amtssprache gewesen sein. Auch im weiteren Verlauf
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Das perfekte Weihnachtsgeschenk
Mythos Westkurve Ein etwas wehmütiiger Rückblick Text Volker Knut · Foto Witters
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echs Blöcke, beziffert von A bis F, irgendwo weit weg vom Spielfeld gelegen und nicht überdacht. Manchmal vom kalten Ostwind getroffen, manchmal von Regenschauern oder Schneestürmen durchnässt. Gefühlt kam meistens alles zusammen. Selbst in den sportlich erfolgreichen Zeiten blieben zumeist Plätze frei. Doch genau das ist wohl der Grund, warum diesen Ort, fernab einer öffentlichen Verkehrsanbindung, ein solcher Mythos umgibt. Mittels zweier Rampen gelangte man in den Umlauf, dessen nördliches Ende ein kleiner Verkaufswagen aus Gelsenkirchen („Wimpel, Schals, Mützen“) zierte. Am südlichen Ausgang gab es die wohl beste Stadionbratwurst aller Zeiten. Auch wenn ein Lied von „Norbert und den Feiglingen“ dies in „Trotzdem HSV“ ganz anders sieht und den Wurstverkäufer in sich in eine dubiose Ecke rückt. Ein großer Erdwall musste nun noch bezwungen werden und schon war man mittendrin. Die Blöcke A bis C waren eher für Familien und Einsteiger, die dem Treiben der Spieler „in Ruhe“ zuschauen wollten. Block D konnte eher als Pufferzone angesehen werden, denn es folgte der berüchtigte Block E, welcher sich in Richtung Südtribüne in den Block F erstreckte. Block E war der „Stimmungsblock“. Eine Bezeichnung die sicher für die 80er Jahre zutreffend war, doch für die verbleibenden Jahre bis zum Abriss immer weniger Gültigkeit besaß. So zogen dann in den letzten Jahren immer mehr auf die „Süd“, in den Block 13, um von dort aus die Stimmung anzukurbeln. Doch die letzte Halbserie, das letzte Spiel bevor die Abrissbirne zuschlug, ließ sie alle wieder zurückkehren. Warum also dieser Mythos? Diese Frage kann aus der heutigen Fan-Generation, eng am Spielfeld stehend oder gar sitzend, voll überdacht, wohl kaum einer nachvollziehen. Die in der Westkurve angetroffenen Originale, der Kampf mit dem Wetter und die Liebe zum Verein – irgendwie hält all das die Legende am Leben!
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Mit 12 zum ersten Mal Faszination Westkurve Text Christian Bieberstein · Fotos HSV Supporters Club
Wer kennt sie noch, die alte Westkurve? Foto HSV Supporters Club
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anke, Mama, dass du mich zum HSV gebracht hast! Das klingt vielleicht im ersten Moment doch etwas seltsam, aber es war so. Wir schreiben das Jahr 1996 und ich stand kurz davor mein 12. Lebensjahr zu erreichen, als es wieder die alljährliche Überlegung gab, was machen wir bloß an meinem Geburtstag. Kino stand noch nicht auf der Tagesordnung und auch der Besuch eines Schwimmbades war nicht wirklich angesagt. Also entschloss sich meine Mutter, mir endlich meinen großen Traum zu erfüllen und den Geburtstag beim HSV zu verbringe. Ich durfte ins Volksparkstadion und das Beste… ich durfte meine Freunde mitnehmen. Neben Markus und meinem damals besten Freund Jan kamen auch noch ein paar Jungs aus der Nachbarschaft mit und zur moralischen Unterstützung meiner Mutter auch Jans Mutter. Jan und Markus hatten im Gegensatz zu mir das richtig coole „HSV-Fan-Outfit“ mit allem, was dazugehört. Neidisch war ich vor allem auf die Kutte, die Jan damals besaß. Aber wie es sich für einen guten Freund gehört, hatte Jan mich natürlich auch mit HSV-Fanutensilien ausgestattet, so dass jeder sehen konnte, wohin es uns trieb. Mit der Bahn fuhren wir nach Stellingen. Dort waren schon so viele Leute unterwegs. Ich weiß noch genau, wie ich diese Atmosphäre genossen habe: überall Schals, Trikots und singende Menschenmassen. Es war toll, da mitten drin zu
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sein und dieses Gefühl zu erleben. Dann kam der Tunnel am Stellinger Bahnhof und damals ging es dort durchaus rau zu. Ein ums andere mal wurden Böller gezündet und wenn ich behaupten würde, ich hätte keine Angst gehabt, dann würde ich wohl lügen. Bald schon kamen wir am Stadion an … und das was dort folgte, werde ich wohl niemals vergessen. Nachdem wir endlich die Karten für den Block g in der Westkurve gekauft hatten und die erste Stadionbratwurst meines Lebens verzehrt wurde, war es soweit. Die Schlange vor dem Aufgang zum Block hatte schon eine gewissen Länge erreicht und mir dauerte das alles viel zu lange. Endlich … es ging langsam die Stufen hoch, dann kam dieser Augenblick, als sich bei den letzten Stufen langsam aber sicher das weite Rund öffnete und man endlich im Stadion war. Diesen Anblick liebe ich bis heute.Gerade das Flair der alten Stadien, wie z. B. in Karlsruhe, das sind auch heute unvergessliche Augenblicke. Nachdem wir endlich auch im Block waren, haben wir uns etwas von unserer weiblichen Begleitung entfernt, weil wir ja richtige Männer waren und die gehen ja nicht offensichtlich mit Ihren Müttern ins Stadion. Der HSV spielte an diesem Samstag gegen den MSV aus Duisburg. Die Saison lief bis dato, so wie viele andere Saisons auch, irgendwo im Nirgendwo. An das Spiel habe ich leider keine große Erinnerung mehr, nur eine kleine Anekdote möchte ich
euch nicht vorenthalten: Der HSV spielte schon damals ganz satzungskonform in Rot/Weiß und Duisburg durfte in Blau/Weiß antreten. Da die Westkurve damals in einem wunderschönen Blau-Weiß-Schwarz gehalten war, ist meine Mutter einer Täuschung verfallen. Der MSV ging leider früh in Führung und meine Mutter jubelte, weil sie dachte, dass der HSV das Tor geschossen hätte. Sie merkte schnell, dass sie allein in der Westkurve jubelte und erntete ein paar böse Blicke. Meine Mutter nahm es aber mit Humor und nach kurzer Aufklärungsarbeit nahm sie ihren mitgebrachten Sekt – damals war das noch erlaubt – und stieß auf meinen Geburtstag mit Jans Mutter an. Die Atmosphäre, welche die Westkurve ausgestrahlt hat, war unglaublich. Wildfremde Leute lagen sich in den Armen und das Schönste: Niemand kam wegenw des Events ins Stadion, sondern weil der HSV dort spielt. Das allein sorgte für einen ganz eigenen Charme. Und dann mein erstes HSV-Tor, welches ich live erleben durfte! Ich weiß leider nicht mehr, wer es geschossen hat, ich habe nur noch die Bilder der tobenden Masse im Kopf. Welch ein Gefühl und das Beste war, ich war ein Teil davon! Gefühlt war dieses 1:1 wie ein Sieg. Für mich war es sicher einer meiner schönsten Geburtstage und der Beginn dessen, was für immer anhalten wird: die Leidenschaft für unseren Hamburger SportVerein e.V. – Danke, Mama!
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Das Gesetz der Kurve In der Westkurve und heute Text Philipp Markhardt · Fotos HSV Supporters Club
Jede Gemeinschaft besitzt ihre Regeln und Gesetze. Die Bundesrepublik Deutschland hat ihr Grundgesetz, die Bundesländer haben ihre Gesetze und auch die angeblich so anarchischen Fankurven besitzen Derartiges. In diesem Artikel wollen wir versuchen, es ansatzweise zu dokumentieren. Selbstverständlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
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eute wie damals gibt es das „ungeschriebene Gesetz der Kurve“ in den Fußballstadien. Auch beim HSV gibt es diese Regeln und Paragrafen, nur werden sie heute kaum noch beachtet. Und wenn sich dann mal jemand „vom alten Schlag“ darüber mokiert, dann ist das Geschrei ziemlich groß. Denn nicht selten war und ist die Ahndung solcher Verstöße die so genannte Ordnungsschelle. Aber woran liegt das eigentlich? Warum wurde früher dieses „eherne Gesetz“ von jedem beachtet und heute nicht mehr? Es hat wohl mit dem Wandel der Zuschauerstrukturen und vor allem auch mit dem Zuwachs an Zuschauern in den Stadien zu tun. Wer erinnert sich nicht an den alten Volkspark, wo weniger als 20.000 Zuschauer anwesend waren, es mit dem Block E noch einen Fanblock in der alten Westkurve gab und der Fußballanhänger grund-
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sätzlich schon mal als gewalttätiger Asi galt? Ganz falsch ist das sicherlich nicht. Fußball war in den 70ern, 80ern und noch bis in die 90er keine Veranstaltung für das wohlbetuchte Bildungsbürgertum. Arbeiterklasse und wenn es hochkam Angehörige der Mittelschicht versammelten sich in den Kurven. Auch beim HSV, dem ja immer nachgesagt wird, der Verein der Pfeffersäcke zu sein, regierte der Pöbel die Traversen und nicht die Bourgeoisie. Das mit den Pfeffersäcken war zwar so falsch nicht, kamen doch insbesondere in den frühen Jahren die Mitglieder (und Fans) großteils aus den gutbürgerlichen Stadtteilen wie Eppendorf oder Harvestehude. Die Fans, die ab den 70ern auch organisiert in Fanclubs auftraten, gehörten in ihrer Mehrheit aber mit Sicherheit nicht dazu. In dem Milieu aus Kutten, dann Rockern und später auch Hooligans herrschte selbstverständ-
lich ein raues Klima und das erste Kurvengesetz war das Gesetz des Stärkeren. Dazu hatten die „Alteingesessenen“, die langjährigen Fans natürlich am meisten Respekt verdient. Der 12-jährige mit dem kleinen Fähnchen genoss hingegen eher weniger Respekt, wenn er überhaupt beachtet wurde. Mit dem Auftauchen der Fanclubs folgten weitere „ungeschriebene“ Gesetze. Die der Standorte nämlich. Ein Mitglied der Rothosen erklärte mal im Theaterstück „Hinter Euren Zäunen“, wie es ablief. Die Fanclubs hatten ihre festen Standorte im Stadion. Wer sich dort hinstellte, wenn der Fanclub noch nicht da war, der wurde beim Eintreffen des selbigen einmal, vielleicht zweimal darauf hingewiesen, dass er dort nicht zu stehen hatte. Beim dritten Mal wurde er dann anders „weggebeten“. So konnte man es noch bis zum Ende der Westkurve beobachten und Jungfans wurden nicht selten auch
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Die Betonschüssel im Volkspark Foto HSV Supporters Club
nonverbal zurechtgewiesen, wenn sie vorlaut, respektlos oder aufmüpfig waren. Auch dem Autor dieses Textes passierte dies. Im Übrigen nicht zu seinem Nachteil. Wir halten fest: Die Alten und die Starken standen an oberster Stelle, die Schwachen und die Neulinge an unterster. Doch warum ist das heute nicht mehr so? Wahrscheinlich liegt es am Stadionumbau. Mit dem Abriss der Westkurve verloren die HSV-Fans nicht nur ihre Heimat im Volksparkstadion (die genaugenommen aber auch nicht die eigentliche Heimat war, das war die Ostkurve) sondern auch die eingespielten Strukturen in ihrer Fanszene. Mit dem Umzug auf die Nordtribüne stellte oder setzte sich jeder dort hin, wo er es für am nettesten hielt. Die alten Strukturen waren aufgebrochen, es entstand ein völlig neuer Mix. Hinzu kam, dass durch den Umbau des Volksparkstadions vormals fußballfremde Personen die Tribünen zu bevölkern begannen (siehe Zuschauerschnitt im alten und neuen Volksparkstadion). Denen waren diese Regeln und „Gesetze“ vollkommen unbekannt. Vor allem aber kamen diese „neuen“ Fans, weil sie vom neuen Stadion angezogen wurden. Die mittelmäßige Leistung
der Mannschaft in den Umbaujahren kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Und wo waren die, die die „Macht“ in der alten Kurve besaßen? Die waren in den Mitgliederblock gezogen. Oder blieben vereinzelt im Stehplatzbereich. Ihre „Kontrolle“ war somit vermindert worden und griff fürderhin – bis heute – nur noch sporadisch und wenn es mal ein Grünschnabel zu sehr übertreibt. Sicher, auch heute gibt es die „ungeschriebenen“ Gesetze noch. „Wer stellt sich zum Beispiel auswärts unten an den Zaun? Niemand, weil er weiß, dass dort CFHH und Poptown stehen werden, wenn
sie eintreffen. Wer sucht auswärts noch ernsthaft nach seinem auf dem Ticket abgedruckten Platz? Niemand, weil eh jeder steht, wo er will. Aber viel mehr gibt es heutzutage nicht mehr. Sicherlich, man mag argumentieren, dass es doch eigentlich eine Verbesserung ist, wenn nicht mehr das Gesetz des Stärkeren gilt. Schließlich lief dieses fast immer auf Gewalt aus. Aber manchmal, wenn mal wieder so ein kleiner 18jähriger vordrängelt und dir frech kommt, lieber Leser, wünschst du dir dann nicht auch das ungeschriebene Gesetz der Kurve zurück?
Westkurve vs. Nordtribüne Eltern: Westkurve Block E, Kinder: Nordtribüne … Text Maybrit Tetau · Foto HSV Supporters Club
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ann man die damalige Westkurve mit der heutigen Nordtribüne vergleichen? Die Fans der Westkurvenzeit meinen: Nein! Sie erfüllen zwar den selben Zweck, die Atmosphäre jedoch ist eine ganz andere. Damals hatte die Aussage: „Wir gehen zum Fußball“, eine etwas andere Bedeutung als heute. Selbst bei Sturm und Wind, Schnee und Regen standen die Fans in der Kurve und fieberten mit ihrem HSV. Heute tun sie dies zwar immer noch, nur heute ist das Stadion viel moderner und vor allem überdacht. Wir stehen also nicht mehr im Regen. Würden heutige Fans, die nur die Arena
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kennen, überdacht stehen, an jeder Ecke Würstchen und Bierchen finden, noch „zurück gehen“ in die gute alte Zeit? Natürlich, weil ein echter Fan wetterfest und genügsam ist. Genügsam ist natürlich nicht auf das Ergebnis nach 90 Minuten bezogen. Wenn es möglich wäre, würde ich mich per Zeitreise gerne in die Westkurve Block E beamen. Ich hätte diese Zeit gerne erlebt, darf mir aber leider nur die guten alten Geschichten meiner Eltern anhören. Egal, ob Westkurve bei Sturm und Wind, Nordtribüne oder 22C oder auch ein gemütlicher Sitzplatz: Es ist immer geil, ein HSV-Fan zu sein.
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Maleika und kein Ende? Pflichtlektüre! Interview Andreas Birnmeyer & Ralf Bednarek · Fotos Witters, Archiv
Am 16. Oktober 1982 starb Adrian Maleika an Verletzungen, die er bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hamburger und Bremer Fans erlitt. Andreas Birnmeyer und Ralf Bednarek trafen Uwe Jahn, genannt Hornsby, der ein guter Freund von Adrian Maleika war. supporters news: Hallo, Hornsby, Hauptthema dieser sn ist die Westkurve. Was sagt ein Bremer eigentlich zum Thema Westkurve? Woran denkt er, wenn er heute an die alte Westkurve denkt?
mich daran erinnern, dass ich nach einigen Spielen sogar bei HSV-Fanclubs zu Besuch war. Ich habe Spiele des HSV von der Westkurve aus gesehen.
supporters news: Anfang der Achtziger gab es den tragischen Vorfall um Adrian Maleika. Es muss ja eine Entwicklung dorthin gegeben haben. Kannst du dich daran erinnern?
Hornsby: Ich denke daran, dass ich selber häufiger in der Westkurve gestanden habe. Das war Mitte der Siebzigerjahre, als die Bremer und Hamburger nicht gerade eine Freundschaft, aber ein geduldetes Miteinander hatten.
supporters news: Bevor wir auf das Drama um Adrian Maleika eingehen, würden wir gern wissen, wie du damals die Fankultur in der Westkurve wahrgenommen hast?
Hornsby: Nach dem Angriff durch die Bremer kam es zu einer Trennung der Fanlager. Man hat halt nicht mehr miteinander geredet. Das Verhältnis hat sich dann von Spiel zu Spiel verschlechtert. Anfangs gab es Auseinandersetzungen von kleinen Gruppen untereinander. Es wurden dann immer mehr. Eigentlich gab es in beiden Szenen nur einen Kern von anfangs fünfzig, dann hundert, vielleicht auch hundertfünfzig Gewaltbereiten, die überhaupt Auseinandersetzungen gesucht haben. Es standen sich ja nicht mehrere tausend Fans feindselig gegenüber. Plötzlich gab es diese neue norddeutsche Rivalität, die noch nicht einmal eine Tradition hatte.
supporters news: Geduldetes Miteinander? Hornsby: Ja, damals waren wir weder befreundet noch verfeindet. Wir lebten nebeneinander her. Für Werder waren Braunschweig und Hannover die großen Rivalen. Das Verhältnis zum HSV war neutral. Ich kann
Hornsby: Zu der Zeit gab es auch dort die typische Grundkultur mit Fanclubs bestehend aus 10 bis 150 Leuten. Ich weiß nicht genau, wie viele die Rothosen damals waren, aber das war ja der etablierteste Fanclub. Die Westkurve stand damals für gute Anfeuerung, bei den wenigen Möglichkeiten, die man aus einer nicht überdachten Kurve hatte, und für den Block E. Darüber hinaus gab es ja nicht mehr viel an Fanszene. Rechts und links davon war ja eher das nichtkostümierte Publikum. supporters news: Wodurch kippte die Beziehung zwischen den Bremern und den Hamburgern? Gab es einen besonderen Anlass? Hornsby: Das ist schwierig zu beurteilen, weil die Leute natürlich auch alle unterschiedlichen Dinge erzählen. Es passierte wohl bei einem Spiel des HSV Ende der Siebziger in Bremen. Nachdem es im Stadion selber und auch im Umfeld keine Probleme gegeben hatte, gab es einen Angriff einer Bremer Rockergruppe auf HSV-Fans.
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supporters news: Welche Verbindung hattest du zu Adrian Maleika? Hornsby: Die Familie Maleika sind Spätaussiedler aus Schlesien. Adrian und vor allem sein großer Bruder Roland haben mit uns den Fan-Club „Die Treuen“ gegründet. Wie in anderen Fan-Clubs kannte jeder jeden und wir hatten dementsprechend eine gute Gemeinschaft. Das letzte Erlebnis, das ich mit Adrian hatte, war zwei Wochen vor dem besagten Spiel in Hamburg nach einem Auswärtspiel in Dortmund. Ich habe Adrian ge-
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Hamburg Volkspark: Ort des Geschehens Foto Witters
meinsam mit den anderen Fans auf der Rückfahrt getroffen. An dem Tag habe ich auch seinen Bruder getroffen, der ihn nach der Fahrt vom Bahnhof abholte, um sicher zu sein, dass Adrian heil und gesund zu Hause angekommen ist. Er war ja erst 16 Jahre alt. supporters news: Wart ihr damals das, was man heute „Allesfahrer“ nennt? Hornsby: Ja, allerdings im Rahmen der Möglichkeiten. Wir waren angewiesen auf das Gruppenticket der Bahn. Aber man kann die Zahlen der Auswärtsfahrer nicht mit heute vergleichen. Du bist damals mit maximal 50 Leuten mit dem Zug zu Auswärtsspielen gefahren, ausverkaufte Gästeblöcke wie heute waren damals Utopie. supporters news: Wie hast du den tragischen Tag, an dem Adrian so schwer hinter der Ostkurve des alten Volksparkstadions verletzt wurde, erlebt?
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» Die Leute sollten sich fragen, was sie verlieren wollen und was nicht! « Hornsby: Das ist jetzt 27 Jahre her. Mittlerweile kann ich auch sachlich darüber sprechen. Ich bin an diesem Tag aufgrund der Erlebnisse, die wir ein paar Wochen vorher bei einem Bundesligaspiel in Hamburg hatten, nicht mit dem ganzen Fan-Zug nach Hamburg gefahren (Anmerkung der Interviewer: Hamburger Fans griffen eine mit Bremern besetzte S-Bahn am Jungfernstieg an). Ich bin mit meinem Bruder, der in etwa im selben Alter wie Adrian war, und einem Freund mit dem Auto nach Hamburg gefahren. Wir sind dann zu Fuß von den bekannten Parkplätzen in Richtung Stadion gegangen. Wir haben die Auseinandersetzungen zwischen den HSV-Fans und den Werder-Fans gar nicht live mitbekommen. Wir sind etwa fünf bis zehn Minuten später vorbeigekommen, haben dann am Stadion ein paar Leute aus unserem Fanclub getroffen. Die berichtteten, dass sie Adrian verloren hätten. Auf unsete
rem Weg zum Stadion vorbei an dem Wäldchen sind wir wahrscheinlich sogar an Adrian vorbeigegangen. Adrian lag damals vermutlich schwerverletzt im Gebüsch. Das war wie gesagt ca. fünf bis zehn Minuten nach den Auseinandersetzungen. Mein Freund war zu diesem Zeitpunkt schon ausgebildeter Rettungssanitäter. Der hat sich jahrelang Vorwürfe gemacht. Hätte er gewusst, dass Adrian schwerverletzt im Gebüsch lag, hätte er ihm sicherlich noch helfen und vielleicht sein Leben retten können. Wir sind dann ahnungslos ins Stadion gegangen. Es war zwar bekannt, dass diese Ausschreitungen stattgefunden haben. Es war auch bekannt, dass dort auch Steine geworfen worden sind. Keiner wusste aber, dass jemand so schwer verletzt worden war. Ich will hier niemandem die Schuld zuweisen. Ich weiß nicht, wer wirklich den Stein geworfen hat, der Adrian traf.
Die Bremer Fans sind an dem Tag auch nicht in Begleitung der Polizei geblieben, so dass man vermuten kann, dass unsere Leute auch die Hamburger zur Auseinandersetzung treffen wollten. Ob man dann Steine auspacken muss, ist eine andere Frage. Da wird jeder Zeitzeuge, der dort direkt vor Ort war, sicherlich auch etwas anderes erzählen. Keiner weiß mehr, wer angefangen hat oder wer was geworfen hat. Das will ich heute aber auch gar nicht mehr wissen. Genauso wenig will ich heute wissen, wer 27 Jahre später Flaschen in die Hand nimmt. So ein Verhalten ist sicherlich immer auf allen Seiten zu finden. Das Problem ist, dass wir damals einen Toten hatten. supporters news: Wie hast du denn von Adrians Verletzung und dem anschließenden Tod erfahren?
Hornsby: Wir haben abends im Radio gehört, dass ein Schwerverletzter im Koma liegt. Wir haben uns dabei noch nicht einmal etwas gedacht. Das denkst du dann auch nicht, dass das dein Freund ist. Du nimmst nur wahr, das war einer von uns, aber wer? Die bittere Wahrheit ist dann für uns erst am Montag, eben als der Name bekannt wurde, rausgekommen. Das war dann für uns vielleicht so, wie heute für die Nationalspieler, die sich mit dem plötzlichen Tod von Robert Enke beschäftigen müssen. supporters news: Adrian war bundesweit der erste Fußballfan, der infolge von gewaltsamen Ausschreitungen von Fans untereinander gestorben ist. Entsprechend groß war das Medienecho. Gab es aber auch eine Reaktion von Hamburger Seite? Haben sich HSV-Fans oder der Verein bei euch gemeldet?
» Das Problem ist, dass wir damals einen Toten hatten. « Hornsby: Also man muss dazu sagen, dass der Organisationsgrad, wie er heute ist, längst nicht vorhanden war. Wir haben als Fan-Club Beileidsbriefe erhalten, auch von HSV-Fanclubs. Es gab damals sehr viele persönliche Aussagen. Da war alles dabei. Es wurde uns viel Beileid ausgesprochen, es gab aber auch Äußerungen ins andere Extrem, die ich hier nicht wiederholen möchte. supporters news: Wie hat d Bremer Fanszene redie aagiert? H Hornsby: Im ersten Spiel ddanach im UEFA-Cup hattten wir Transparente unter aanderem mit der Aufschrift „„Fußball ist Kampf um den Ball, nicht zwischen den B FFans“. Es gab aber auch damals in der Bremer Szene m welche, die dann vermehrt w „„Tod und Hass dem HSV“ ggerufen haben. Die auch kein
Problem damit hatten zu sagen: „Wir fahren da demnächst hin und rächen Adrian“. supporters news: Was hat sich für dich ganz persönlich seit dem Tod von Adrian Maleika geändert? Hornsby: Ich habe seitdem nie wieder ein Spiel von Werder gegen den HSV besucht. Das haben sich damals viele Bremer vorgenommen. Die meisten haben es aber nicht durchgehalten. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass man nach einer gewissen Zeit vielleicht auch über seinen Schatten springen sollte. Ich bin seitdem aber nicht mehr bei Spielen des HSV in der Bundesliga und in anderen Wettbewerben im Stadion gewesen. Ich will mich dadurch auch vor mir selber schützen. Ich weiß nicht, wie ich auf diese dämlichen – zum Glück seltenen – Rufe „Adrian Maleika – die Steine fliegen weiter!“ reagieren würde. supporters news: Einige Zeit nach dem Unglück gab es den Versuch zwischen beiden Fanlagern, sich beim „Frieden von Scheeßel“ anzunähern und ein normaleres Verhältnis wieder herbeizuführen. Warst du damals dabei und wie beurteilst du dieses Treffen? Hornsby: Ich war bei dem Treffen. Es ist es immer besser miteinander als übereinander zu reden. Die Frage ist für mich bei solchen Sachen immer: Bringt es den Erfolg, den man haben möchte? Solche Treffen sind wichtig! Sie sind aber auch oft von außen organisiert. Es kommt oft nicht aus dem inneren Empfinden der Menschen heraus, sondern kommt von oben aufgesetzt von den Vereinen, von den Fanprojekten. Auch heute gibt es für einzelne Gruppierungen auf beiden Seiten doch kein gutes Miteinander. In den besseren Phasen gab es maximal eine wechselseitige Duldung. Grundsätzlich hat sich das Verhältnis hoffentlich verbessert. Die Fans kommen heute nicht nur aus den jeweiligen Städten, sondern auch aus dem jeweiligen Umland. Da wohnen dann plötzlich Bremer neben Hamburgern. Die reden miteinander, sind im selben Schützenverein oder fahren zusammen zur Arbeit. Die kennen sich persönlich. Eigentlich gibt es da keine Unterschiede zwischen diesen Leuten – nur die Liebe zum eigenen Verein. Das hat viel zur Beruhigung beigetragen. supporters news: Trotzdem hat sich das Verhältnis in den letzten Jahren doch wieder stark verschlechtert. Es kommt zu immer mehr Auseinandersetzungen und man hat das Gefühl, dass jedes Mal bei Auseinandersetzungen wieder ei-
ner drauf gesetzt wird. Gerade die letzte Saison hat mit fünf Spielen, vier davon innerhalb kürzester Zeit, eher zu einer weiteren Verschlechterung der Situation zwischen den Fans untereinander, aber auch zwischen den Fans und der Polizei geführt. Siehst du da Gefahren aufkommen oder beruhigt sich das alles wieder? Hornsby: Ich glaube, man sollte den Menschen immer die Chance geben, dass sie über sich selber nachdenken und dann vielleicht auch einen Schluss ziehen, der in eine andere Richtung als Gewalt geht. Es ist sicherlich auch falsch zu sagen, es sind die Fans und es ist die Polizei oder es sind die Bremer und es sind die Hamburger. Denn die Probleme gehen immer von Minderheiten aus. Es ist bloß ein Ausschnitt aus diesen Fanszenen, der miteinander rituell verfeindet ist. Die extremen Auseinandersetzungen finden in einem kleinen Ausschnitt der Szene statt – allerdings mit fatalen Ergebnissen. Was mich sehr bewegt hat, ist, dass es nach einem der letzten Spiele einen Angriff auf einen Bus gegeben hat. Da wurden Steine und Eisenstangen in den Bus auf Bremer geschleudert. Das hat es wenige Wochen vor dem Tod von Adrian in Hamburg schon einmal gegeben. Damals wurde eine S-Bahn am Jungfernstieg angegriffen. Damals
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wurde mit Leuchtspurmunition in die Bahn hinein auf Fans geschossen. Zwei Wochen später war Adrian – nach einem anderen Spiel – tot. Als ich die Bilder jetzt sah, dachte ich: „Scheiße, das hast du vor 27 Jahren schon einmal so gesehen!“. Auch damals haben alle gedacht, das betrifft mich ja nicht. Kurze Zeit später war dann die Trauer und das Entsetzen groß, als es jemanden aus unserer Szene traf. Die Trauer ist erst dann groß, wenn es jemanden aus dem eigenen Umfeld trifft, aus dem Freundeskreis. Ich denke, die jungen Leute heute sollten einfach darüber nachdenken, was sie verlieren möchten und was nicht. Nichts ist es wert, einen Menschen zu verlieren. Und das kann doch beiden Seiten passieren! Das muss allen klar sein! supporters news: Du hast in deinem Leben als Fußballfan viel erlebt. Du hast schlimmste Schatten- aber natürlich auch viele Sonnenseiten gesehen. Was wünscht du dir für die Zukunft?
Hornsby: Gesunde Rivalitäten hat es im Fußball immer gegeben und wird es auch immer geben. Ich denke, das gehört zum Fußball. Wir dürfen auch nicht blauäugig sein und den Vereinen folgen, die eine klinisch reine Fußballlandschaft haben möchten für die Familien, diese berühmten Zweihunderteuro-Familien, die zum Spiel gehen und brav ihre 200 ausgeben. Es muss auch noch ein paar geben, die in der Kurve stehen und supporten, sonst verliert das Ganze nämlich seinen Reiz. Die Frage ist nur, wenn ich mir selber als Leitbild „Support bis zum Abwinken“ setze, warum beschränke ich mich dann nicht darauf? Warum versuche ich dann noch meine Machtspiele und meine territorialen Kämpfe auf anderen Wegen auszutragen? Es muss im Stadion mit der Stimme reichen. Man muss sich hinterher ja nicht in die Arme fallen, aber man muss sich gegenseitig akzeptieren und den Kampf und die Rivalität halt in den Gesängen und in den unterschiedlichen Plakaten austragen.
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Hooligans im Volkspark Was war, was ist? Text Joachim Ranau, HSV-Fanprojekt · Fotos HSV Supporters Club
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ie Hamburger Hooligans als erkennbare Gruppe gibt es seit dem Umbau bzw. Neubau des Stadions weder in der Fankurve noch in anderen Teilen des Stadions. Diese Entwicklung deutete sich schon Mitte der Neunziger Jahre an, als die Hooligans – die „HH-Ultras“, wie sie sich selbst nannten – im Stadion bzw. in den Stadien immer zurückhaltender agierten und als Gruppe kleiner wurden. Die bundesweite Entstehung der Ultraszene Ende der Neunziger hat diese Entwicklung sicher auch in Hamburg beschleunigt. Besonders das erkennbare, lautstarke und zum Teil provozierende und herausfordernde Verhalten, mit dem in Hamburg die „Hools“ zunächst in der Westkurve und dann auf der Südtribüne des Volksparkstadions auffielen, findet man jetzt in den Bereichen des Stadions wieder, in denen die neuen Ultras ihren Platz haben. „Action“ auf der Tribüne war und ist für jüngere Fußballfans immer hochattraktiv, so dass die Ultraszene schnell Zulauf bekam. Die Ultras haben seitdem die Hooligans als führenden oder zumindest dominanten Teil der Fanszene abgelöst. Ihren Ursprung hatten die unterschiedlichen Hooligangruppierungen Ende der Siebziger/Anfang der Achtziger in den Fankurven der Stadien, in Hamburg war das die „Westkurve“, im Be-
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sonderen der „Block E“. Dort standen seit jeher die informellen Chefs und führenden Gruppen und Fanklubs der HSV-Fanszene. Auseinandersetzungen mit gegnerischen Fans wurden von hier aus geplant und geführt. Skinheads, „Fußballrocker“ und einige Fanclubs bildeten zusammen den „Hamburger Mob“. Zu ihnen stießen auch vermehrt jüngere Fans bzw. Fanclubmitglieder, die vom Auftreten und Gebaren dieser Gruppen fasziniert waren und irgendwie mitmischen wollten: „Bevor ich auswärts einstecke und Schal und Fahne loswerde, teile ich doch lieber selbst aus!“ Aus dieser Gemengelage entstanden schließlich die „Hamburg Hooligans“, wobei besonders die jüngeren und neuen Gruppenmitglieder diesen Prozess vorantrieben. Die „Alten“ aus Block E betrachteten diese Entwicklung wohlwollend, hatten aber schließlich schon ihren „guten Namen“. Zum Ende der Achtziger und zu Beginn der Neunziger Jahre war die Gruppe derjenigen, die sich als „Hamburg Hooligans“ begriffen, beträchtlich angewachsen. Je nach Anlass konnten bis zu 300 Leute bei Auswärts- oder Heimspielen des Hamburger SV auftauchen. Auffällig war zudem, dass zunehmend auch Fußballfremde oder junge Männer ohne die klassische Fankarriere (mit Papa ins Stadion und dann zu den Fans in der Kurve) zu den „Hools“ stießen. Soziolo-
gen sprechen in diesem Zusammenhang gern von „erlebnisorientierten Fußballfans“, ein Begriff den die Protagonisten bis heute übrigens selbst gern benutzen. Außerdem war man mit Beginn der Saison 86/87 im Stadion umgezogen. Nicht die Westkurve, sondern die alte Südtribüne (Block 34) des Volksparkstadions wurde im Laufe der nächsten Jahre zur Heimat der „Hamburg Ultras“. Man grenzte sich von den normalen Fans durch modische Kleidung ab („Räuberzivil“) und konnte auf der überdachten Südtribüne viel besser als kompakter und bestimmender Haufen auftreten. Vor allem: Man war dichter am „Feind“, denn die Gästefans waren in der Ostkurve und die grenzte direkt an die Südtribüne. Als politisch verstanden sich die meisten Hooligans nicht. Der aus vielen Kleingruppen bestehende „Mob“ gab sich aber bei jeder sich bietenden Gelegenheit betont widersprüchlich. Während die alten Haudegen aus der Westkurve sich immer als „national“ oder „rechts“ verstanden (oder besser: fühlten), konnte es unter den Hooligans durchaus auch bekennende „Linke“ geben. Genauso wie der überwiegende Teil aller Fans lehnten sie „Politik in den Stadien“ zwar ab, das hinderte einen Großteil der „Hools“ jedoch nicht daran, immer wieder die Aktivisten der Hafenstrasse oder Teile der ihnen verhassten und als links geltenden St.Pauli-Fanszene anzugreifen.
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Die einzelnen „Hool“-Gruppen waren nicht homogen und voller Widersprüche, das zeigen auch andere Beispiele. Es kam vor, dass Skins von den „Hools“ verprügelt wurden, weil sie angeblich einen HSVKutten-Fan mit dem Aufnäher „HSV-Fans gegen rechts“ attackiert hatten. Bei Auswärtsspielen skandierten die „Hools“ aber auch gerne mal „Schwarz-Weiß-Blau – Faschisten HSV“ und(!) beschimpften andere als „Nazis“. Eine einheitliche, feste Ideologie oder gar Parteilinie gab es bei den „Hamburg-Ultras“ nie, aber als HSV-er war man auch in Abgrenzung zu St.Pauli tendenziell rechtsorientiert. Trotzdem scheiterten einige Anläufe von rechtsextremen Gruppen oder Parteien, im Stadion Fußballbzw. HSV-Fans oder Hooligans für ihre Zwecke zu gewinnen oder z. B. als Schläger zu instrumentalisieren. Heutzutage ist man bei den „HH-Ultras“ etwas in die Jahre gekommen und nur noch selten – wenn überhaupt – aktiv. Die „Riot Crew“ hat die „HH-Ultras“ als „Gewaltfraktion“ abgelöst und macht meist jenseits der Stadien „ihr Ding“. Der überwiegend am Fußball interessierte Teil der alten „Hools“ sitzt bei HSV-Spielen mit Dauerkarte auf den Tribünen und gibt sich ungewohnt öffentlichkeitsscheu. Der Versuch, (ehemalige) Mitglieder der „HH-Ultras“ für ein supporters-news-Interview zu finden, erwies sich als nicht machbar. Die Bereitschaft, sich öffentlich als (Ex-)Hooligan zu outen, ist auch eher gering ausgeprägt. Naja, angesichts des Ansehens dieser Gruppe in der Öffentlichkeit und mit Blick auf den eigenen Lebenslauf nicht so verwunderlich, oder? Einen interessanten und zum Teil sehr humorvollen Einblick in die Geschichte der Hamburger Hooligans gibt im Übrigen Alexander Hoh mit seinem Buch „In kleinen Gruppen, ohne Gesänge“. Dort beschreibt er eigene Erlebnisse, Anekdoten und Ereignisse aus seiner Zeit bei den „Hamburg-Ultras“ auf trockene und lakonische Art. Lesenswert, doch „Political Correctness“ kann man dort nicht erwarten.
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Harry, wo bist du? Maskottchen-Memoiren Text Ralf Bednarek · Fotos Witters, Malte Meyer
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enn heute Dino Hermann durch den Volkspark wackelt, erinnert sich mach einer an Hermanns Vorgänger, an Harry, die Hummel! Harry wurde zu Beginn der 90er-Jahre als Maskottchen vom HSV in Zusammenarbeit mit einer Marketing-Agentur erfunden und eingeführt. Es war die Zeit, in der über den HSV nahezu täglich in den Zeitungen über die drohende Insolvenz unseres Vereins zu lesen war. Jürgen Hunke war gerade zum neuen Präsidenten gewählt worden und hatte von seinem Vorgänger Horst Becker einen total überschuldeten Verein übernehmen müssen. Das Image des HSV war damals auf einem Tiefpunkt angelangt. Hunke erinnert sich in Axel Formeseyns Buch „Unser HSV“ daran, dass „der HSV noch so ein richtig antiquierter Verein war. Es kamen zu der Zeit ja nur 8.000 Leute zu
uns, wenn mal nicht die Sonne schien“. Hunke fragte den damaligen Vorstand des Dachverbands, was die Fans von der Einführung eines Maskottchens halten würden. Hani Hamdan, damals im Vorstand des Dachverbands, fand die Idee anfangs nicht schlecht: „Ich fand es gut, dass der HSV die Fans in entsprechende Ideen und in die Planungen einweihte.“ Der Dachverband entwarf dann auch einen eigenen Vorschlag, in Anlehnung an die Hafenstadt Hamburg, eine Möwe. Die Leser des Abendblatts sollten dann aus mehreren Vorschlägen das Maskottchen wählen. Wie durch einen Zufall setzte sich der Entwurf der MarketingAgentur „Harry, die Hummel“ durch. Damals änderte Hunke vieles an der Erscheinung des HSV. Aus der alten Stadionzeitung wurde die HSVlive, den Fans schenkte er eine Blockfahne für den Block E und Harry war da. Im Stadion befand sich eine feste Harry-Fi-
gur, die die Fans grüßte. Außerdem lief eine Hummel-Figur über die Laufbahn des Volksparkstadions, um den Zuschauern zuzuwinken. Es gab damals eine Gruppe von vielleicht vier bis sechs Personen, die in dem Harry-Kostüm durch das Stadion gingen. Rüdiger Schmidt war einer von ihnen. „Die Hummel war wie ein großer Ballon, in den man steigen musste. Das Kostüm hatte einen Motor am Hintern, der ständig Luft in diese übergroße Hummel gepustet hatte“, erinnert sich Schmidt. Auch Hamdan lief im Kostüm durch das Stadion und erinnert sich gern an die Zeit zurück: „Das hat schon Spaß gemacht, mit dem HummelKostüm durch das Stadion zu laufen.“ Damals war alles anders beim HSV. Die Stadionshow glänzte nicht selten durch Spielmannszüge, die Evergreens präsentierten. Unvergessen sind auch die Schlagerstars, die ihre Lieder vor dem Spiel oder in der Halbzeit präsentieren durften.
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Dabei wurden die Musiker auf einem Anhänger stehend von einem Traktor einmal über die Laufbahn durch das Stadion gefahren. Teil der Show war auch die Hummel, die – wie heute der Dino – winkend durch den Innenraum des Stadions lief. Harry wurde von der Westkurve nicht gerade mit offenen Armen empfangen. Trotzdem rätselten viele HSVer, wer wohl in dem Kostüm steckte. Rüdiger Schmidt stand selber in der Westkurve, wenn er keinen Hummel-Einsatz hatte. Seine Freunde wussten nichts von seiner zweiten Identität als HSV-Insekt. Die ganze Wahrheit kam durch ein Missgeschick raus. „Ich kann mich an ein Spiel erinnern, ich weiß nicht mehr, gegen wen es war. Da bin ich während des Spiels in der Westkurve über einige Kabel gestolpert. Ich konnte mich gerade noch halten, aber dieser heftige Wackler hatte dazu geführt, dass der Motor ausgegangen ist. Ich konnte ihn auch nicht wieder neu starten. Somit ist diese Hummel über mich zusammen gefallen und ich musste mich aus der Hummel befreien. Mit den Beinen noch in der Hummel und den Rest unter den Arm geklemmt, bin ich dann an der Westkurve entlang gelaufen. Ich wurde natürlich von einigen Bekannten, die nichts von meinem `Hummelleben` wussten, sofort erkannt und wurde mit lauten Rufen gefeiert. Naja, vielleicht wurde ich auch einfach nur ausgelacht. Eine Zeit lang hieß ich dann auch Hummel in meinem Fußballclub.“ Die Hummel wurde von der Westkurve oft auf eine weniger charmante Art begrüßt. Schmidt
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kann sich an so manchen fliegenden Bierbecher erinnern: „Ich weiß noch, dass ich Senf, Ketchup und Bier immer in sehr ausreichender Menge an mir kleben hatte, wenn ich mit der Stadionrunde fertig war. Eine kleine Reinigung war dann von Nöten.“ Die Hummel verschwand dann mit dem Umbau des Stadions. Trotzdem werden sie viele noch in Erinnerung haben. Denn über Jahre hinweg wurde jedem HSVer, der ein HSV-Produkt erwarb, ein Jutebeutel mit der Abbildung von Harry vor einer Raute kostenlos mitgegeben. Die Seeler-Ära hatte nicht nur Ost-Immobilien und HSV-Autowachs hinterlassen, es gab auch
Unmengen von diesen Jutebeuteln. Aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte. Die Hummel ist heute noch auf verschiedenen Merchandise-Artikeln aus der Zeit zu sehen. Bei zwei HSVern ging die Identifikation mit der Hummel sogar so weit, dass auch professionelle Tätowierer Harry kennenlernten. Die Hummel-Kostüme gibt es heute nicht mehr. Dirk Mansen, Leiter des HSV-Museums, hat schon einmal vor einigen Jahren nach dem Verbleib der Kostüme geforscht. Leider wurden sie vernichtet. Dino Hermann kann sich also sicher fühlen, ein Comeback von Harry wird es wohl nicht mehr geben.
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Mit den Teufeln im Volkspark Ein Rückblick von außen Text Sebastian Scheffler · Fotos Witters, HSV Supporters Club
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um ersten Mal führte es mich, mit dem 1. FC Kaiserslautern, am letzten Spieltag der Saison 1993/94 ins Hamburger Volksparkstadion. Es war der 7.05.1994 und es gab an diesem 34sten Spieltag noch eine minimale Chance auf den Meistertitel für den FCK. Bei einem Sieg und einer gleichzeitigen Niederlage des FC Bayern wäre der Titel noch möglich gewesen. Unter normalen Umständen wäre in der Woche davor das Wiederholungsspiel zwischen Bayern München und dem 1. FC Nürnberg, welches erst aufgrund des mysteriösen Helmer-Tors zustande kam, nicht so deutlich mit 5:0 für die Bayern ausgegangen. Dennoch machten sich an diesem Tag an die 20.000 Lautrer auf den Weg nach Hamburg. Letztendlich waren bei diesem Spiel 36.000 Zu-
schauer im Stadion und somit hatten wir Lautrer ein leichtes Übergewicht. Aufgrund meines jungen Alters von 14 Jahren hatte ich bis auf den Betzenberg noch nicht allzu viele Stadien zur damaligen Zeit live erleben können, bis auf die umliegenden Stadien in Saarbrücken, Ludwigshafen, Homburg und Neunkirchen und die Erstligastadien in Köln, Dortmund und Bochum. Somit war ich doch recht gespannt auf das damals riesige Volksparkstadion, das ich bisher nur aus dem Fernsehen kannte. Beim Weg zum Stadion wurden einem schon die Ausmaße dieses Bauwerks bewusst, da man zum Gästeeingang noch einmal komplett um das ganze Stadion herumlaufen musste. Beim Betreten kam dann schon die erste Ernüchterung auf, da man doch etwas erstaunt war, dass die ganzen Treppenstufen zur Ostkurve doch schon einen baufälligen Eindruck hinterließen. Auch die Stufen im Gästeblock machten keinen besseren Eindruck und man merkte deutlich, dass an diesem Stadion schon der Zahn der Zeit genagt hatte. Obwohl das Stadion halb gefüllt war, verspürte man doch eine gewisse Kälte, die dieses Stadion ausstrahlte, allerdings waren die Gegentribüne und Haupttribüne mit ihren riesigen Dimensionen schon beeindruckend. Die Stimmung auf Lauterer Seite war über das ganze Spiel hinweg sehr gut und trotz Aussichtslosigkeit auf den Meistertitel war jeder in Feierlaune. Da das weite Rund wohl keine bessere Akustik zuließ, vernahm man kaum etwas von den HSV-Anfeuerungsrufen. Zur Halbzeit stand es 1:1 (die Tore erzielten Kuka und Ivanauskas) und die Bayern führten mittlerweile,
sodass man sich mit der Vizemeisterschaft abfand. In der 90. und 91. Minute gelangen uns noch zwei Treffer, durch Martin Wagner und Stefan Kuntz, der dadurch in der Torschützenliste mit Yeboah gleichzog und sich noch die Torjägerkrone mit ihm zusammen sicherte. Die Bayern siegten souverän und somit feierte wir zusammen mit der Mannschaft bis lange nach Spielende die Vizemeisterschaft im Stadion und am nächsten Tag in Kaiserlautern auf dem Rathausplatz nochmals mit über 30.000 Menschen. Kleine Anmerkung: Die Bayern feierten ihre Meisterschaftsparty gerade einmal vor 20.000 Fans auf dem Marienplatz. Am 34. Spieltag der Saison 1997/1998 reiste ich ein zweites und letztes Mal in das alte Volksparkstadion mit dem FCK. Es war das letzte Pflichtspiel in diesem Stadion, bevor mit den Umbauarbeiten zum neuen Volksparkstadion begonnen wurde. Eine Woche zuvor hatte man sich bereits die deutsche Meisterschaft gesichert und so machten sich 30.000 Lautrer auf den Weg nach Hamburg, um dort die Meisterschaft und die Übergabe der Schale zu feiern. Das Spiel war an diesem Tag Nebensache, letztendlich endete es vor 58.000 Zuschauern mit 1:1 durch die Tore von Dembinski und Olaf Marschall. Aufgrund des bevorstehenden Umbaus hatte sich im Vergleich zu meinem Besuch 1994 nicht mehr viel verändert. Man merkte aber im Gegensatz zu dem Spiel vier Jahre zuvor im nur zur Hälfte gefüllten Stadion, dass sobald das Stadion annähernd ausverkauft war, endlich Atmosphäre und Leben dort herrschte und es auf einen gleich nicht mehr so kalt wirkte.
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Stumpfsinnige Abzockerei Beliebte Spielchen in der Ultraszene Text+Foto Sascha Roolf
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as Abzocken von Schals, Fahnen und Bannern ist mittlerweile ein beliebtes Spielchen der Ultraszene geworden. Kaum ein Spieltag vergeht, an dem man nicht in einer Kurve Fanutensilien des Gegners bestaunen darf und so ließ sich auch ein Teil des Dortmunder Anhangs in Frankfurt nicht lumpen und präsentierte eine große Schwenkfahne eines Franfurter Fanklubs. Eine ganz tolle und mutige Aktion, die von viel Männlichkeit und Einsatz für den Verein zeugt. Zumindest sollen diese Szenespielchen anscheinend so etwas ausdrücken. In der Realität sind das aber mitnichten harmlosere Spielchen, die intern ablaufen. Die Geschädigten befinden sich oft außerhalb der „Spielfreudigen“. Das sind zum Einen die Bestohlenen, die auf dem Heimweg einer Überzahl gegenüberstehen und die Wahl haben, ihre Fan-Utensilien entweder freiwillig rauszurücken oder erst Backenfutter zu kassieren und dann ihrer Schals oder Fahnen beraubt werden. Geschädigt werden aber vor allem auch die eigenen Fans, die sich zu Hunderten oder Tausenden in Kleingruppen zum Bahnhof oder Parkplatz begeben dürfen, während da draußen ein gegnerischer Mob unterwegs ist, der Gleiches mit Gleichem vergelten möchte. Die Präsentateure laufen währenddessen im Schutz einer größeren Gruppe und unter den Augen der Polizei zurück zu Bus oder Zug. Hier hätte man die Möglichkeit, die oft eingeforderte Eigenverantwortung für Fans Realität werden zu lassen und zum Schutz der gesamten Fanschar auf diesen Mist zu verzichten – aber man lässt diese Möglichkeit ungenutzt verstreichen. Stattdes-
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sen gibt es dann den nützlichen Tipp, dass man doch zivil ins Stadion gehen sollte, wenn man nicht in der Lage sei, die eigenen Fan-Utensilien zu verteidigen. Eine Argumentation, die ähnlich schwachsinnig ist wie die, dass Frauen doch auf kurze Röcke verzichten sollten, wenn sie nicht wollen, dass ihnen was passiert. Warum sollte die überwiegende Mehrheit, die absolut keine Lust auf Randale hat, entweder zweimal in der Woche zum Kampfsport gehen oder komplett auf die liebgewonnene Fankleidung verzichten müssen, nur weil ein deutlich kleinerer Teil auf Beutezug gehen will? Hier werden die Verantwortlichkeiten auf den Kopf gestellt. Paradoxerweise kommt der Täterkreis aus einer Gruppe, die ansonsten das hohe Lied einer lautstarken und vor allem farbenfrohen Kurve singt. Da möge man sich doch bitte entscheiden, was man nun eigentlich genau möchte. Eine Kurve, die aus Angst vor Übergriffen zivil im Stadion erscheint, oder eine, die dort ohne Scheu ihre jeweiligen Farben stolz und gefahrlos vertreten kann. Und wo wir gerade bei Paradoxa sind: Aus dem selben Kreis wird auch immer wieder gegen die Eventisierung des Fußballs gewettert. Aber was macht man denn anderes im Stadion, als sein eigenes „Event“ aufzuziehen? Man präsentiert das gezockte Material und schaut erst einmal in den gegnerischen Block, ob die Reaktion dort auch wie gewünscht ist. Ein bloßes Fäusteschütteln ist ganz nett, aber noch toller ist es, wenn dort dann ein Teil den Block verlässt und sich alibimäßig auf den niemals zu bewältigenden Weg Richtung Gegner macht. Währenddessen
läuft auf dem Platz unbeachtet das Spiel weiter. Was ist das anderes als ein Event, das vom eigentlichen Fußballsport ablenkt? Es wäre an der Zeit, das eigene Handeln auf Stichhaltigkeit zu überprüfen und sich zu entscheiden, was man eigentlich erreichen will. Ebenso sollte man die mittlerweile überfrachtete Symbolik und den Kult um Gegenstände überdenken. Wenn mir am Bahnhof eine Gruppe in Überzahl gegenüberstehen und die Herausgabe meines Schals verlangen würde, ich würde ihn hergeben und ohne blutige Nase das Feld verlassen. Natürlich wäre die Faust in der Tasche geballt und das Gefühl der Ohnmacht kein schönes, aber schlussendlich würde ich es tun und mir später etwas Neues kaufen. Sollen sie sich doch damit brüsten und ihr Ego damit aufpolieren, dass sie den Schal später mit anderen zusammengeknüpft im Stadion präsentieren – wenn dafür dann der BVB das Feld als Sieger verlässt, habe ich alles, was ich will. Ich brauche auch keine Gruppe, die sich an meiner Statt auf Rachefeldzug begibt und Richtung gegnerischer Block stürmt. Ein Unterfangen, das in den Hochsicherheitstrakten der Bundesliga zum Scheitern verurteilt ist und im Fäusteschütteln vor verschlossenen Gittertoren endet. Das dürfte auch klar und einkalkuliert sein, aber Hauptsache, man hat sich sehen lassen. Ich würde gerne mal die Gesichter sehen, wenn die Tore nicht verschlossen wären, die Sicherheitskräfte weggucken würden und man wirklich gezwungen wäre, mit 100 oder 200 Leuten eine Tribüne mit mehreren Tausend zu stürmen. Ob man da ähnlich enthusiastisch zu Werke gehen würde? Und wofür das alles? Für Gegenstände, die zwar in den eigenen Farben gehalten sind, hinter denen oftmals einiges an Arbeit und Geld steckt, die aber letzten Endes nichts anderes als Gegenstände sind. Die Liebe zum eigenen Verein und der Stolz auf die eigenen Farben sind nicht in den Stoff eingeschlossen, sie sitzen im Herzen eines jeden Fans. Vielleicht sollte man sich das in Erinnerung rufen, um die Bedeutung von Schals, Doppelhaltern und Fahnen wieder richtig einzuordnen. Diese Dinge kann man einem Fan stehlen, das wirklich Wichtige aber nimmt ihm niemand.
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Der Ausnahme-Ordner Gerd Grüttner beim Block 22c Text+Foto Ulie Liebnau
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en Gang müssen Sie jetzt bitte freimachen!“, sagt ein Ordner freundlich, aber bestimmt. Das verdeutlicht mir, dass mein ausgiebiges Fotoshooting rund um den Block 22c nun beendet werden muss. Mir fällt auf: Dieser Ordner hatte geduldig gewartet und sich nicht aufgespielt wie manch einer seiner Kollegen (s. Artikel auf der nächsten Seite von M.E.). Eine Stunde vor dem Heimspiel gegen Gladbach frage ich ihn, ob er sich für unsere supporters news interviewen lassen würde. Er willigt sofort ein, sagt aber pflichtbewusst, das müsse erst sein Chef, Herr Leibrock, genehmigen. Wir finden diesen Herrn nach einigem Suchen, legen ihm den Fragebogen vor, bekommen die Genehmigung und werden von ihm hilfsbereit zu einem der unbekannten Nebenräume unter der Westtribüne geführt. Der Lärm aus dem sich füllenden Stadion kommt hier nur noch gedämpft an und so hat ein alter Cassettenrecorder auch eine Chance, die Fragen und Antworten aufzuzeichnen: Gerd Grüttner, 58 Jahre, Vater von zwei erwachsenen Kindern, ist einer von 380 Ordnern und im 46. Jahr beim HSV. „Angefangen hat alles, als ich 12 Jahre alt war beim Spiel gegen Santos. Da hat mich mein Vater mitgeschleift und seitdem hab´ ich Blut geleckt. Jetzt bin ich im zwanzigsten Jahr Ordner und im zehnten bei der Firma Power.“ Auf die Frage, welche Unterschiede er zwischen der damaligen Westkurve und dem Block 22c sieht, antwortet er, ohne nachzudenken, überraschend: „Es ist hier ruhiger. Die Lautstärke in meinem Block ist zwar größer, aber insgesamt … Man muss nicht mehr die Angst haben wie früher im Block E – z. B. wegen der Feuerwerkskörper -, die Sicherheit ist größer geworden.“ Und was ist heute für ihn besonders schwierig? Spontane Antwort: „Das Treppensteigen. Das sind immer 72 Stufen!“ Die Arbeit beim Block 22c macht er aber „sehr gerne, denn die Fans sind im Großen und Ganzen sehr vernünftig. Ich hab´ auch das Gefühl, das hält mich selber auch ein bisschen jung.“
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„Wie geht gehst du bei Konflikten vor, hast du ein besonderes Konzept?“, frage ich und benutze dabei das von ihm angebotene Du. „Ich versuche das erstmal auf die freundliche Art und nicht gleich so von oben herab. Erstmal so per Du, damit hab´ ich bisher Erfolg gehabt. Ich hab´ nichts davon, wenn ich gleich aggressiv da reingehe. Da erreicht man genau das Gegenteil. Wenn es ´mal zu doll wird, z. B. wegen Alkoholmissbrauchs, dann sag ich denen: ´Hinsetzen und ruhigbleiben bis zum Ende des Spiels!´ Das langt dann meistens, wenn nicht, dann müssen die raus. Bei mir im Block wissen die Fans, wie weit sie bei mir gehen dürfen. Die achten auch untereinander drauf, dass es da nicht zu Ausschreitungen kommt. Ich hatte auch schon mal zwei angebliche Fans, mit denen ich nicht zurechtkam, da sind dann Leute aus dem Block gekommen und haben mich unterstützt. Das finde ich super. Deswegen macht das hier auch riesigen Spaß.“ Was wünscht er sich sonst noch von den Fans? „Dass die noch ´n bisschen mehr Stimmung machen. Der Einpeitscher Jojo da unten, der tut mir manchmal wirklich leid. Ich
hab´ das Gefühl, das wird von Saison zu Saison ruhiger.“ Auf die Frage, wie er ausgebildet worden sei, antwortet ausführlich sein Chef und sagt zusammenfassend, dass es für jeden Ordner ein Info-Heft gäbe. „Da steht alles drin, was man im Stadion alles machen muss.“ „Das hab´ ich leider nicht dabei“, sagt Gerd Grüttner lächelnd. Das hat er auch nicht nötig, denn er macht seinen Job auch ohne konkrete Dienstanweisung in der Tasche vorbildlich. Er wird von seinen Fans akzeptiert, weil er ihnen freundlich, geduldig, aber auch gut begründet konsequent begegnet. Er wirkt so im besten Sinne deeskalierend. „Er ist bei uns auch ein Ausnahme-Ordner“, sagt sein Vorgesetzter. Schade eigentlich. Denn wie Gerd Grüttner seinen Ordnerdienst wahrnimmt, das sollte nicht die Ausnahme sein! Doch vielleicht wird er ja ´mal als Trainer bei der Schulung der anderen Ordner eingesetzt. Dann müsste er auch nicht so häufig die 72 Stufen rauf- und runterlaufen. Auch wenn ihn das – hoffentlich noch lange – jung hält.
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Die Würde ist antastbar … Von Ordnern und ihren eigenwilligen Spielchen im Rang A Text Manfred Ertel · Foto Witters
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ie Anzeigetafel leuchtet auf, der Stadionsprecher holt Luft. „Wir bedanken uns bei 57.000 Zuschauern“, sagt der dann, „wir sind damit wieder ausverkauft“. Beifall weht durchs Stadion. Das Spiel geht in die Schlussphase, es ist wie fast immer in den letzten Wochen. Spannung pur auf den Rängen, unsere Mannschaft ist auf dem Weg zum nächsten Heimsieg, die Kulisse bebt, alle HSV-Fans verfolgen mit großer Leidenschaft die letzten Minuten. Alle Fans? Fast. Denn einige sind schon seit Mitte der ersten Halbzeit auf dem Heimweg, oder sie trinken sich an der S-Bahnstation den Spieltag schön. Gezwungenermaßen. Denn sie sind aus dem Stadion geflogen, haben „Hausverbot“ bekommen, von den eigenen Ordnern, für das Spiel. Und sie wissen nicht warum. So war es im Heimspiel gegen Köln, gegen Stuttgart, gegen Leverkusen. So passiert es immer häufiger. Und unsere Ordner spielen dabei die Hauptrolle, immer öfter jedenfalls. Der Ablauf ist immer der gleiche. Das Stadion ist voll. Tausende von Fans drängen auf die Nordtribüne, am liebsten in die Blöcke 22, 23 24 A, viele von ihnen ohne Karte für diese Sektoren. Kontrolliert wird großzügig bis gar nicht, wer will, kommt auch hinein. Dann kommen 20 Minuten vor Anpfiff die letzten Dauerkarteninhaber, schieben, drücken, zwängen sich auch noch in die vollgepferchten Blöcke. Es kommt
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zu Grenzüberschreitungen, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn die roten Grenzlinien zu den Aufgängen werden überschritten, Fans stehen im Gang. Und nun kommen die Ordner ins Spiel. Die Partie läuft bereits, manchmal schon 15 oder 20 Minuten, wenn sie den Gang betreten und „freimachen“ wollen. „Flucht- und Rettungswege“ heißen die und sollen für den Notfall frei sein, soweit so gut. Doch was, wenn nicht? Wenn die Blöcke so voll sind, dass einzelne Fans im Aufgang stehen, notgedrungen? Dann werden Fans geschoben, geschubst, zum Teil rüde gestoßen, manchmal auch eigentlich Unbeteiligte. Andere werden aufgefordert, Platz zu machen. Nur wie? „Der Ton ist aggressiv, es gibt oft gar keine Kommunikation“, sagt einer, der seinen Namen lieber nicht genannt sehen will, wegen möglicher Konsequenzen. Denn wer sich gegen den „Befehlston“ und die Umgangsformen auflehnt, wer auch nur mit diesen Ordnern reden will, ist „dran“. Gegen Köln und Stuttgart lief das Spiel so, und auch schon gegen Dortmund. „Zeig mal deine Karte!“, werden Fans dann ultimativ aufgefordert. Wer seine Dauerkarte vorzeigt, dem wird sie „aus der Hand gerissen“, berichtet einer. Der Ordner verschwindet damit nach oben, der Kartenbesitzer muss notgedrungen mit, den Block verlassen. Im Umlauf des A-Ranges wird dem Fan dann, „mit dem Rücken an der Wand“, seine Dauer-
karte wieder ausgehändigt, gleichzeitig wird gegen ihn aber ein „Hausverbot“ für das laufende Spiel verhängt. Wer auf sein „Recht“ pocht, wird belehrt: „Du hast hier gar keine Rechte“, Diskussion und Widerspruch zwecklos. Denn – Paragraph eins – Ordner haben bei HSV-Heimspielen offenbar immer recht. Und – Paragraph zwei – sollten sie einmal nicht recht haben, tritt automatisch Paragraph eins in Kraft. Wohlgemerkt: Nicht alle Ordner sind so, aber einige, und die vor allem auf der Nordtribüne im Rang A. Das ging sogar so weit, dass im Spiel gegen Leverkusen, nach einer Schlägerei zwischen Schwarzjacken mit sandbepackten Schlägerhandschuhen und „Kutten“ Nichtbeteiligte des Blockes verwiesen wurden, nur weil sie die Auseinandersetzung befriedet hatten und sich über das späte und raue Eingreifen der Ordner beschwerten. Was tun in solcher Situation? Die Fan-Beauftragten sind meist nicht zur Stelle, können sie auch gar nicht, die haben genug zu tun. Beschwerden beim Supporters Club im Nachhinein treffen, immerhin, auf offene Ohren, sind aber relativ zwecklos. Denn die müssen, mangels Zuständigkeit, an das Stadion-Management der „HSV-Arena Gmbh & Co. kg“ weitergeleitet werden – jawohl, richtig gehört: Nicht etwa unser HSV-Vorstand, der SC oder die Fan-Beauftragten haben das Sagen über die Ordner, sondern eine unbekannte Tochterfirma, die aus der Anonymität heraus agiert. Und die singt dann das hohe Lied von Schulungen, um „stets besonnen und freundlich zu agieren“. Und beruft sich, natürlich? auf eine „abweichende Darstellung“ ihrer Ordner und darauf, dass man sich „zunächst auf die Aussagen unseres Ordnungsdienstes verlassen“ muss, mit freundlichen Grüßen. Kein Name, keine Unterschrift, kein Ansprechpartner, keine Konsequenzen, bis zum nächsten Ausschluss. Mit Demokratie oder Fan-Rechten hat das nicht eben viel zu tun, eher mit Willkür und Gutsherrenart. Merke: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Auch die des Fußballfans. Vielleicht sollten sich HSV-Ordner und ihre Vorgesetzten das bei der nächsten Schulung und Einsatzbesprechung einmal mehr in Erinnerung rufen. Denn auch wir sind der HSV. Wir Fans.
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Ultra-Schall, aber ohne Rauch Mehr Freiheiten für Gästefans Text Ingo Thiel · Fotos HSV Supporters Club
Zum 1. Heimspiel in der Rückrunde gegen den SC Freiburg wird im Stadion zum ersten Mal das sogenannte „Dortmunder Modell“ praktiziert, bei dem Auswärtsfans ihrer Kreativität, Leidenschaft und Fankultur freien Lauf lassen können, weil nahezu alle Utensilien erlaubt sind. Dafür werden sie aber auch in die Verantwortung genommen, wenn verbotene Gegenstände wie Pyrotechnik mitgeführt und eingesetzt werden.
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ästefans sind beim HSV willkommen, sie werden weder in Käfige gepfercht noch unnötig von Ordnungsdienst und -hütern drangsaliert, wie es in und um einige Bundesligastadien leider üblich ist. Damit die Anhänger der jeweiligen Gastmannschaft ihren Verein in allen Formen und Farben unterstützen und sich auch als gern gesehene Gäste fühlen können, erlaubt der HSV gegnerischen Anhängern bei Bundesliga-Heimspielen und Heimspielen im DFB-Pokal ab sofort Fan-Utensilien mit nach Hamburg zu bringen, ohne sich hierfür vorher eine Genehmigung durch den HSV ausstellen lassen zu müssen. Die Verantwortlichen der in Hamburg antretenden Gastmannschaften müssen nur spätestens fünf Tage vor dem angesetzten Spiel an die Fanbeauftragten des HSV schreiben, welche Fan-Utensilien sie mitbringen werden, damit der Ordnungsdienst entsprechend unterrichtet wird und so auch alle angekündigten Gegenstände mit ins Stadion genommen werden können. Natürlich gilt es, die Stadionordnung sowie Behördenauflagen wie z. B. die Nicht-Brennbarkeit der mitgeführten Materialien zu erfüllen. Dass darüber hinaus auf Spruchbändern, Fahnen oder bei Choreographien keine radikalen politischen Botschaften oder Diskriminierungen auftauchen, sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit darstellen. Alle in Hamburg gastierenden Vereine können das Modell nutzen, unabhängig von eventuellen Vorgängen aus der Vergangenheit. Hier soll ein Strich gezogen werden, der Blick geht in die Zukunft. Ausgearbeitet hat diese neue Gästeordnung nach dem sogenannten „Dortmunder Modell“ der Geschäftsführer des Supporters Clubs, Andreas Birnmeyer. Sein Vorschlag fand breite Unterstützung im gesamten Verein vom Vor-
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Dortmunder Gästeblock im Volkspark Foto HSV Supporters Club
stand und dem Leiter des Stadionmanagements über die Fanbeauftragten, die Abteilungsleitung der Abteilung Fördernde Mitglieder/ Supporters Club bis hin zu den beiden größten Ultra-Gruppierungen beim HSV, Chosen Few und Poptown. Auch die Hamburger Polizei steht dem Modell positiv gegenüber, denn die Auswärtsfans werden hinsichtlich der Umsetzung mit in die Verantwortung genommen. Wer die hanseatische Gastfreundschaft missbraucht und zum Beispiel Pyrotechnik im Gästeblock zündet, muss mit Konsequenzen für die gesamte Fankurve rechnen: Dann werden dem betroffenen Verein alle Fanutensilien für die folgenden drei Jahre untersagt mit Ausnahme von Kleidungsstücken, Schals und Mützen. Aber so weit, hofft Kurt Krägel, Leiter des
Stadionmanagements, wird es erst gar nicht kommen: „Wir sind froher Hoffnung, dass die Auswärtsfans mit den neuen Freiheiten verantwortungsbewusst umgehen und das Modell so annehmen, wie wir uns das vorstellen.“ Die neuen Freiheiten im Gästeblock sollen zu einer optisch und akustisch noch reizvolleren Atmosphäre im Stadion führen und die Stimmung auf den Rängen weiter verbessern. Jetzt ist die Kreativität der Gästefans gefragt. Der HSV und seine Anhänger freuen sich auf eine „bunte“ Rückrunde. Außerdem besteht die Hoffnung, dass auch weitere Bundesligaklubs dieses Modell einführen und den HSV-Fans bei Auswärtsspielen die gleiche Wertschätzung entgegengebracht wird.
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Meisterschaftskrimi in Schweden Unterwegs mit AIK Solna Text & Fotos Benjamin Voigtländer
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nsere Freunde aus Stockholm konnten zumindest einen Traum am Sonntag, den 01. November hautnah miterleben: Svenska mästre 2009 – AIK Solna und das ausgerechnet am letzten Spieltag beim Erzrivalen IFK Göteborg, der nur einen Punkt hinter dem Erstplazierten lag. Die Feindschaft zwischen den beiden Klubs und das Szenario kann man so beschreiben wie zwischen uns und Bremn: die Feindschaft, klar! und die vermeintliche Ausgangssituation, in der es am letzten Spieltag um alles gehen könnte! Also machten wir uns voller Vorfreude gegen halb fünf auf den Weg Richtung Göteborg. Die Strecke Hamburg-Puttgarten-Rögby-Kopenhagen-Malmö-Göteborg wurde in knappen sechs Stunden plus jeweils einer Stunde Fährfahrt und Zollkontrolle zurückgelegt. Zeitgleich fuhr auch der Sonderzug aus Stockholm im Rauch bengalischer Lichter in die Central Station ein. Das nenn ich mal timing. Auf dem Vorplatz des Bahnhofs mischten wir uns unter den Mob unserer Freunde und machten uns auf zum Marsch gen Stadion, welches keine drei Meter Luftlinie davon entfernt war. Allerdings vergrößerte sich die Entfernung auf schätzungsweise 1.000 Meter, weil der Mob von der Polis (Polizei) gebeten wurde, einmal ums Stadion herum (wo sich der Gästeblock befindet) zu gehen. Die gefühlte Völkerwanderung von ca. 5.000 Stockholmern gestaltete sich unproblematisch, die Polis hielt sich im Hintergrund, muckte nicht auf und die pyrotechnischen Artikel wurden
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kontrolliert abgebrannt. Wenige Meter vor den Einlasskontrollen zum Gästesektor war der Mob dann aber nicht mehr zu halten und es schafften ca. 300 Mitgereiste in das Stadion zu stürmen. Hintergrund: Statt ins doppelt so viele Zuschauer fassende Ullevi (ist auch nur einen Steinwurf vom kleinen Stadion entfernt) umzusiedeln, wurde von IFK entschieden im Gamla Ullevi zuspielen, einen Pufferblock von ca. 1.000 Plätze freizuhalten und insgesamt nur ca. 17.000 Zuschauer die Möglichkeit zu geben, das Spiel live zu sehen. Ca. 1.000 AIK-Fans waren ohne Karte angereist und hatten eh keine andere Change ins ausverkaufte Stadion zu gelangen, da es vor Ort auch keinen Schwarzmarkt geben würde. Die Ticketkontrolle interessierte wohl keinen Ordner, denn ohne Nachzudenken ließ man auch den Fan rein, bei dem sein Ticket (in Schweden kann man sich die Online-Tickets zu Hause selber ausdrucken) mal nicht zu scannen ging, AHA! Zum Intro gab es auf Seite der AIK-Fans im überfüllten Block gelb-schwarze Schenker und bei den IFK-Fans ein Spruchband und Bengalos. Das Spiel lief in der ersten Halbzeit eher mäßig, genau wie der Support. IFK führte zur Halbzeit mit 1:0 und wäre somit Meister, deswegen war die Stimmung von AIK auch weiterhin nicht am Überkochen. IFK konnte auch nicht überzeugen. Dann in der 55. Minute machte Flavio den Ausgleich für AIK und die Menge glaubte nun an den Titel, der zum Greifen nahe war. Dies zeigten sie auch in Sachen Support. Die Atmosphäre wurde immer besser bis in die 86. Minute Tjernström das 2:1 für AIK
machte und es förmlich explodierte. Nun wusste jeder: „Jetzt werden wir Meister“. Die ersten Fans erklommen den Zaun und als die Nachspielzeit von vier Minuten angezeigt wurde, war die tobende Meute nur noch von den Polis aufzuhalten, nicht frühzeitig das Spielfeld zu stürmen. Endlich ertönte der Abpfiff und alle strömten aufs Feld. Die Emotionen kannten keine Grenzen. Ich wurde von wildfremden Menschen umarmt und natürlich beglückwünschte ich die mir über den Weg laufenden Freunde. Die AIK Spieler wurden gefeiert, einige Textilien tauschten ihren Träger und etliche Souvenirs wie ein Teil des Tornetzes, Eckfahne, Spielball fanden einen neuen Besitzer. Der Meister wurde würdig gefeiert. Den Freunden wurde alles Gute zur errungenen Meisterschaft und viel Spaß auf der Feier im Sonderzug und in Stockholm gewünscht, der man leider nicht beiwohnen konnte, da wir nach Hause mussten, um am nächsten Tag wieder dem Alltagsgeschehen nachzukommen. Am Rande hatte man noch einen größeren Übergriff von IFK Hooligans auf ganz normale AIK Fans an der Central Station mitbekommen, nicht schön so was… Die Hoffnung besteht ja weiterhin, dass es ein ähnlich positives Ende am 34. Spieltag für uns nimmt, also vorwärts HSV! Ein Dankeschön gilt AIK Solna (auch für unser verlorenes Finale 1982 gegen Göteborg), allen AIK-Fans und unseren Freunden von Ultras Nord für den unvergesslichen Tag. Nach elf Jahren und kurzzeitiger Abstinenz aus der Allsvenskan wurde AIK Solna nun wieder Meister.
supporters news
Das Regel-Quiz sst? Fußballregeln – hätten Sie es gewu Text Schiedsrichter Bodo Scheuing das Pokalends piel zwiSitua tion 5: Nach 120 Minu ten steht Elfme terschießen zur Ein 2:2. schen dem HSV und Amsterdam TW an den Pfosvom wird s Schus Elias an. Entsc heidu ng steht einen Erd-G rasauf t ten gelenkt, von dort prallt der Ball direk !? hüge l und dann ins Tor. Prima der Seite des SR – AsSitua tion 6: Im Strafr aum gibt es auf ion, bei der ein Foul situat ampf Zweik e sisten ten eine umst ritten te. Der SR konn te könn n habe legen vorge elers hrspi des Abwe tun? Was en. die Situa tion nicht genau wahr nehm
Ant wor ten: Pfiff, weist Fring s mit Zu 7: Der SR unter brich t das Spiel durch mit indire ktem Freistoß Roter Karte vom Platz . Spielf ortse tzung wurd e. Beric ht an das dort, wo die Belei digun g ausge sproc hen tzt. Kein Vorteil, da eine Sportgerich t, welch es die Strafe festse persö nliche Strafe ausge sproc hen wird. Assis tente n, denn er soll Zu 6: Keine Anzeige durch den SR – hkeiten anzei gen, also nur klare und unau slegb are Unsp ortlic weite rspiel en. Ausw Zu 5: Der SR entsc heide t auf Tor, da die muss . stoße s (Elfm eter) abge warte t werd en
irkun g des Straf-
auch ande re Versu che, rung nicht möglich. Schei tert dies und entsc heide t das Sportso brich t der SR das Spiel ab. Auch hier gerich t über die Spielw ertun g.
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Spielf ortse tzung , veran Zu 1: Der SR verhindert durch Pfiff die Lautsprech erdurchsag e lasst über den Mannschaf tskap itän eine setzt nach der Beruhigung (Unterlassung der Unsp ortlic hkeiten), ericht ist zwing end erfordas Spiel fort. Eine Meld ung im Spielb n! derlic h. Sport gerich t verhä ngt u.U. Strafe
unbe recht igten StrafSitua tion 4: TW Rost hat sich über einen schaf t so geärg ert, Mann stoß (Elfm eter) gege n ihn und seine der gegn erisch en zen Schüt den durch dass er zur Ausfü hrung Und nun? Mannschaf t nicht ins Tor gehe n will.
im Mitte lfeld in der eiSitua tion 7: Berg vom HSV gewin nt s (Werd er), der foul Fring n gege gene n Hälfte einen Zweikampf (Vorteil). Da Fring s n laufe r Konte guten einen spielt . Berg kann „Du bist ein Blind SR: einen Pfiff erwa rtet hatte, sagt er zum ? recht er Hat “ nicht! fisch, waru m pfeifs t du
ab. Ein ausfü hrlich er BeZu 2: Der SR brich t das Spiel sofor t m Fall zwing end erricht an die Spielinstan z ist auch in diese t tätig. forde rlich. Auch hier wird das Sportgerich
indire kten Freistoßes Situa tion 3: Vor der Ausfü hrung eines r. Der Schüt ze TroMaue der aus läuft ein Abwe hrspieler zu früh llend e Ball lanabpra der und an r Spiele n diese chow ski schie ßt det im Tor. OK? Oder?
Verw arnun g für den Zu 3: Der SR entsc heide t auf Tor. Keine Abwe hrspieler.
annsc haft wird der Situa tion 2: Vom Anha ng der Gastm ffen und erleid et getro r körpe Knall Schie dsrich ter von einem Auge n! Was seine n träne rdem Auße a“. Traum – ein „Kna ll muss der SR tun?
sich ins Tor zu stelle n, Zu 4: Komm t Rost der Auffo rderu ng, sich auch dann nicht ins nicht nach, wird er verwa rnt. Stellt er der einen Spiele r bene nTor, so ist der Kapit än einzu schal ten, ohne TW ist die Ausfü hnen muss , der sich ins Tor stellt , denn
hrung eines EckstoSitua tion 1: In der 20. Min. – vor Ausfü sisten ten Rauch teras dsrich Schie des Nähe ßes – werd en in der gezün det. Schön das bomb en auf das Spielf eld gewo rfen und Feuer werk , oder?
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Wie Schwerverbrecher … Eishockey in Adendorf Text Andreas Kloß · Foto Oliver Meyer
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n der Ausgabe 59 der supporters news gab es einen Bericht zum Spiel unserer EishockeyMannschaft beim Adendorfer EC, von einer unvergesslichen Begegnung mit der dortigen Polizei, nachdem HSV-Fans in der Halle Pyrotechnik gezündet hatten und somit für einen Spielabbruch sorgten. Am 06.11. war es wieder soweit – der HSV spielte in Adendorf. Was war nicht alles geschrieben worden und welche Panik wurde verbreitet: Die HSV-Horden sind wieder im beschaulichen Adendorf und verbreiten Angst und Schrecken! Nach den Geschehnissen beim letzten Spiel war frühzeitig klar, dass wir auf jeden Fall zum nächsten Auftritt unserer Kufencracks nach Adendorf fahren würden. Bereits beim Erreichen der Halle wurde uns das ganze Ausmaß des – nennen wir es mal – Sicherheitswahns deutlich, denn zahlreiche Einsatzwagen der Polizei konnten erblickt wer-
den. Auch im Eingangsbereich und in der kompletten Eishalle verteilt waren die geschätzten 50-60 Uniformierten vertreten, größtenteils in kompletter Kampfmontur, also mit Brust- und Schienbeinpanzer etc. Was genau haben die hier eigentlich erwartet? Dazu kamen noch einige Zivilbeamte und ein extra engagierter Sicherheitsdienst, welcher die gefühlt eher laschen Eingangskontrollen durchführte. In der mit 1.001 Zuschauern gefüllten Halle – gute Werbung, in welcher Form halt auch immer, ist halt doch das A und O – fanden sich etwa 100 HSV-Fans ein, größtenteils ultraorientierte Leute vom Fußball. Die sonst üblichen HSV-Eishockey-Fans waren leider kaum vertreten. Und um gleich die Spannung aus der Geschichte zu nehmen, es gab natürlich keinerlei Probleme, keine Rauchbomben, keine Bengalos, keine Gewaltexzesse, nichts. Einzig das regelmäßige Hämmern ge-
gen die Plexiglaswand rief den Hallensprecher auf den Plan, welcher die HSV-Fans mehrfach aufforderte, dieses zu unterlassen. Ansonsten wurde „nur“ gesungen, durchgängig und abwechslungsreich. Letztlich also außer einer Menge „Spesen“ für den Steuerzahler nichts gewesen. Vielleicht sollte man den Hallensprecher mal darauf hinweisen, dass es nicht gerade zur Deeskalation beiträgt, den Heimsieg eines eigentlich unbedeutenden Zweitligisten freudestrahlend in der Halle durchzugeben … Durch eine überzeugende kämpferische Vorstellung und den überragenden Renars Kazanovs im Tor gelang den überwiegend in die Defensive gedrängten HSV-Kufencracks ein sensationeller 2:1-Sieg beim bezahlten Team der Adendorfer, welcher von Fans und Spielern natürlich frenetisch gefeiert wurde! Eishockey spielt eben doch nur der HSV!
Allesfahreressen 2008/09 Die treusten HSV-Fans unter sich Text Andreas Kloß · Foto Jessica Werner
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edes Jahr die gleiche Frage innerhalb der aktiven HSV-Fanszene: „Wie viele Spiele hast du denn gesehen?“ – 53 Pflichtspiele hatte der HSV in der abgelaufenen Saison 2008/09, Bundesliga, DFB-Pokal und natürlich auch im UEFA-Pokal mit den Krimis in Istanbul und Manchester – und 22 HSV-Fans haben es geschafft, diese Pflichtspiele komplett zu besuchen. Immer wieder unglaublich, was die HSV-Fans alles auf sich nehmen, um ihren HSV in ganz Europa begleiten und unterstützen zu können. Wie schon in den vergangenen Jahren üblich, lud der Supporters Club diese 22 HSV-Fans als kleines Dankeschön und Anerkennung für die auf sich genommenen Mühen und Kosten zum Essen ein. Dieses Jahr ging es zum Bowlingund Bratkartoffelbrunch ins „Gilde Bowling“
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in Wandsbek. In geselliger und sportlicher Runde konnte dort über manche Anekdote aus der vergangenen Saison gelacht, die unkonventionellste Anreise bestaunt oder die ein oder andere Träne zum deprimierenden Saisonausgang weggedrückt werden. Ein herzliches Dankeschön an Tamara Hamann für die Idee und die Organisation. Groß waren natürlich das Geschrei und das Gemecker, als der weibliche Part des einzigen anwesenden Ehepaares die Kugel um 0,23 km/h zu schnell warf – ihr Mann aber direkt mit dem nächsten Wurf und exakt geworfenen 18,87 km/h die Ehre wieder herstellen konnte. Namen werden natürlich nicht genannt, Tamara.:-) Man darf gespannt sein, wie viele Pflichtspiele der HSV in dieser Saison absolvieren
wird und die altbekannte Frage „Wie viele Spiele hast du denn gesehen?“, erneut die Runde machen wird.
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Es fehlten nur neun Sekunden Über eine schmerzhafte Spurensuche im Barca-Museum Text+Foto Manfred Ertel
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er Ort atmet Geschichte. So sagt man gemeinhin über Schauplätze von großer historischer Tragweite. Und ein bisschen davon ist hier durchaus zu spüren. Ich stehe im Stadion Camp Nou im Museum des großen FC Barcelona, dort, wo „Barca“, der katalonische Traditionsklub, seine ruhmreiche Vergangenheit konserviert – und wieder auferstehen lässt. Da hängen sie, ihre großen Helden, von einst bis heute. Von Kuballa bis Bernd Schuster, von Foncho bis Cruyff, von Zubizarreta bis Stoichkoff, Laudrup oder Messi. Und verbreiten Anerkennung, Respekt und Schmerz – eine Art Phantomschmerz. „GOL!“ schreit es vor mir von der Wand, „Tor“. Noch einmal steht Sandor Kocsis auf dem Zeitungsfoto förmlich in der Luft und trifft den Ball, allein vorm Tor, voll mit dem Kopf. Tor. Es ist Mittwoch, der 26. April 1961, gegen 19 Uhr 16, so notieren es die Chronisten. Es ist die 90. Spielminute, fast schon Nachspielzeit. 72.000 Zuschauer im Volksparkstadion fiebern dem Schlusspfiff entgegen. Unser HSV führt im Halbfinale des Europapokals der Landesmeister mit 2:0 gegen den großen Favoriten, die Übermannschaft aus Barcelona, die zuvor in Spanien die Königlichen von Real nach fünfmaligem Europa-
pokalsieg vom Thron gestoßen hatten. Die Sensation ist also perfekt. Eigentlich. Schon das Hinspiel in Barcelona war außergewöhnlich: Nur 0:1 verlor der HSV gegen die Fußball-Legenden von Barca. Gegen Foncho und Kuballa, Suarez und Evaristo, Ramallets, Czibor und Kocsis, das ungarische Kopfballungeheuer. Jetzt ist das Endspiel greifbar nahe, der große Triumpf für Uwe Seeler, Gert Dörfel, Klaus Stürmer, Jürgern Werner und die Meistermannschaft von 1960. Und ich steh hier vor dem Foto und quasi hinter dem Tor von Horst Schnoor, sehe unseren Keeper in seiner kurzen weißen Hose und dunklem Sweater wie versteinert auf der Linie stehen, breitbeinig, fassungslos. Es ist die Minute 90+1, wie man heute sagt. Der Ball ist drin. „GOL!“ schreit es von der Wand. der Traum ist vorbei. In wahrlich allerletzter Sekunde. Nur noch neunmal sollte der Sekundenzeiger nach dem Treffer noch weiterspringen, wird später notiert. Es war mein zweites HSV-Spiel, an das ich mich bis heute bewusst erinnere, das zweite internationale nach dem 4:1 gegen FC Burnley im Viertelfinale, aber auch das zweite überhaupt, das mir wirklich noch konkret präsent ist. Die Anfahrt mit der Straßenbahn bis zur Schnackenburgsallee,
der Anmarsch inmitten der Menschenmassen quer durch den Volkspark, die Karten-Vorkontrollen gleich nach Verlassen des Waldes, die Fans, die noch in der Ostkurve standen, im Block zur Haupttribüne, und eben das tragische Ende des Kräftemessens mit Barcelona. Das Entscheidungsspiel in Brüssel ging wieder 0:1 verloren, 15.000 Hamburg waren mitgefahren. Die Kräfteverhältnisse waren wieder in Ordnung gerückt. Zwei Fotos ist Barca dieses historische Ereignis, immerhin, noch wert. Das Tor von Kocsis und die Mannschaft, die vier Wochen später im Endspiel stehen wird. An unserer Stelle. Zwei Dokumente, die Geschichte atmen und Geschichte erzählen. Und alte Wunden aufreißen. Immer noch.
Danke, Papa, … … dass ich HSV-Fan bin! Text Maybrit Tetau
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ie kommt man als kleines Kind eigentlich zum Fußball bzw. zum HSV? Durch seine Eltern. Wenn man Eltern hat, die früher schon in der Westkurve im Block E gestanden haben, bleibt einem gar nichts anderes übrig, denn das HSVGen wurde vererbt. Aber wie fängt alles an? Sportschau am Samstagabend. Man sieht die Spiele nur im Fernsehen, doch ein Traum eines jeden kleinen HSV-Fans ist es, endlich einmal im Stadion zu sein und alles live mitzuerleben.Und
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dann kommt irgendwann die Frage:“Papa, wann gehen wir endlich mal zusammen zum HSV?“ Zum Geburtstag dann macht man sein Geschenk auf und es ist ein HSV-Trikot. So fängt es manchmal an, mit einem Trikot, auf dem die Rückennummer seines Lieblingsspielers steht. Zu Weihnachten dann, kommt die erste Karte, meiner Meinung nach das beste Weihnachtsgeschenk für einen kleinen Fan. Die Aufregung steigt von Tag zu Tag. Das erste Mal in diesem riesigen Stadion,eines der tollsten Gefühle!
Zu sehen, wie ie das ganze Stadion aufsteht und mitsingt, sobald Lotto „Hamburg, meine Perle“ singt, verursacht Gänsehaut. Man ist das ganze Spiel über einfach nur noch fasziniert. Irgendwann kommt sogar vielleicht die erste Dauerkarte und man kann sich keinen Samstag mehr ohne HSV vorstellen. Hiermit also im Namen aller kleinen und jetzt schon größeren HSV-Fans: Danke, Papa, dass du mich damals mit zum HSV genommen hast.
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Raus aus dem Keller Berichte über Spiele der zweiten Mannschaft des HSV Text Rainer Steffens · Fotos Witters
Herta BSC Berlin II vs. HSV II 0:1 Wieder mal ein Spiel, das am selben Tag stattfand wie das der Profis. Duve sorgte mit seinem Tor in der 88. Minute für den dritten Sieg in Folge. HSV II vs. Chemnitzer FC 1:2 235 Zuschauer und die Profis spielen in Hannover. Wer macht nur solche Ansetzungen? 60 Fans begleiteten die Himmelblauen nach Norderstedt und nahmen 3 Punkte mit zurück. In einem ausgeglichenen Spiel sorgten die Fehler von Leschinski und Mikkel für den 0 zu 2-Rückstand. Kazior konnte zwar noch per Elfmeter verkürzen, aber zum Ausgleich sollte es nicht mehr langen.
HSV II vs. Hallescher FC Foto Witters
Wilhelmshaven vs. HSV II 2:2 In der Jadestadt holte der HSV- Nachwuchs durch die Tore von Beister und Torun ein Unentschieden. Da die Profis am selben Tag spielten, waren aus Hamburg keine Fans vor Ort.
Goslar vs. HSV II 1:2 Im Stadion an der Hamburgerstraße in Braunschweig gewann der HSV- Nachwuchs durch die Tore von Schulz und Behrens beim Tabellenletzten.
HSV II vs. Babelsberg 1:6 Der Trainer versprach Besserung gegenüber dem Ergebnis vom letzten Jahr, hat aber nicht hingehauen! Die Paketboten vom Dom waren auch wieder in Norderstedt, ihr könnt wohl auch nicht ohne HSV?
HSV II vs. FC **** 4:0 Das erste Heimspiel seit 1 1/2 Jahren für unsere Zweite fand vor 1197 Zuschauern im Volksparkstadion statt, damit war es genau ein Zuschauer mehr als bei den fünf Spielen zuvor in Norderstedt insgesamt! Etwa 60 Gäste verzichteten auf das zeitgleich stattfindende Spiel ihrer Ersten Mannschaft. Kazior sorgte mit einem Elfmeter für die 1 zu 0-Halbzeitführung. In Halbzeit Zwei folgten dann die weiteren Treffer durch ein Eigentor und die Tore von Lewerenz und Groß. Der HSV zeigte deutlich, wer den besseren Nachwuchs in der Stadt hat und hätte noch das ein oder andere Tor mehr schießen müssen! Ein Teil der Gästefans sahen die zweite Hälfte durch einen Polizeikessel. Warum, konnte aber niemand so genau sagen. Freuen wir uns also auf das Rückspiel im Wilhelm-KochStadion. ;-)
Hannover 96 II vs. HSV II 0:2 Dieses Spiel fand im Niedersachsenstadion statt! Warum es an einem Tag gespielt wurde, wo beide Profiteams auch aktiv waren, weiß niemand so genau. Torun erzielte beide Treffer für die kleinen vom großen HSV. HSV II vs. Halle FC 0:1 Dieses Spiel wurde vom 3. Oktober wegen Unbespielbarkeit des Platzes auf Montag, den 5. Oktober, 14 Uhr verlegt! Immerhin 207 Zuschauer, davon sahen 30 aus Halle unsere unglückliche Niederlage.
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Durch die Siege konnten sich die Amas aus dem Tabellenkeller absetzen und liegen jetzt auf einem Platz in der Mitte der Tabelle. Am 13. Dezember beginnt bereits die Rückrunde mit dem Spiel in Meuselwitz. Da die Profis einen Tag vorher in Nürnberg spielen, bietet sich ein Doppler-Plus-Christkindlmarkt an. In diesem Sinne: Frohes Fest und Guten Rutsch!
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HSV 3 – sei dabei! Amateurfußball in Hamburg Text Andreas Kloß · Foto http://hsv3.fuppers.de
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on großen Ambitionen war in den letzten supporters news zu lesen. Neue Spieler sollten der Dritten helfen, in der Tabelle oben anzugreifen und die Liga aufzumischen. Die Bestandsaufnahme nach Ende der Hinrunde fällt da eher ernüchternd aus: Platz 9 nach 15 gespielten Partien, mit erreichten 17 Punkten satte 23 Punkte hinter dem Tabellenführer Germania Schnelsen, dem man am ersten Spieltag mit 0:8 (!) auf heimischem Platz unterlegen war. Besonders auffällig ist die eklatante Heimschwäche der Dritten. Einem Sieg gegen den Aufsteiger SV Lieth stehen da 6 Niederlagen gegenüber. Auch der Wechsel auf den neugebauten Kunstrasenplatz zum Ende der Hinrunde brachte da keine Besserung. Das letzte Spiel gegen den FC Teutonia 05 wurde ebenfalls verloren. Liegt es vielleicht an der Umstellung auf den Freitagabend als Spieltag? Bis zu dieser Saison wurden die Heimspiele immer am Sonntag um 10.45 Uhr in Ochsenzoll angepfiffen. Wir dürfen gespannt sein, ob es den Jungs gelingt, den „Heimfluch“ in der Rückrunde endlich zu besiegen und den letzten Tabellenplatz in der Heimspieltabelle zu verlassen …
Die nächsten Spiele der Dritten nach der Winterpause: 12.02.2010
HSV III vs. SC Nienstedten
20.00 Uhr
21.02.2010
VfL Pinneberg vs. HSV III
15.00 Uhr
26.02.2010
HSV III vs. SC Egenbüttel
20.00 Uhr
07.03.2010
TuS Holstein Quickborn vs. HSV III
14.00 Uhr
12.03.2010
HSV III vs. SC Sperber
20.00 Uhr
21.03.2010
SV Eidelstedt vs. HSV III
15.00 Uhr
Auswärts sieht es da schon besser aus, viermal konnte auf fremden Plätzen gewonnen werden, besonders erwähnenswert der 1:0-Auswärtssieg beim alten Rivalen SC Egenbüttel, wobei das Spiel lange nicht so emotional war, wie in den letzten Jahren. Interessant auch der 5:0-Sieg beim SV Blankenese mit insgesamt drei Platzverweisen gegen die Heimmannschaft! Aussage des Grillmeisters nach dem 0:3: „Da hilft nur noch Saufen“ ;-) Einige HSVer reisten zu diesem Spiel übrigens per Fähre über Finkenwerder an, bevor es nach dem Fußballspiel weiter zum HSV-Eishockey ging. Mit weiteren 2 Unentschieden und 2 Niederlagen rangiert die Dritte in der Auswärtstabelle auf einem hervorragenden 3. Platz!
Weiterhin sehr erfreulich der Zuschauerzuspruch, auch wenn bei dem einen oder anderen Spiel der Einsatz von Pyrotechnik ein wenig übertrieben wurde und der HSV vor das Sportgericht des Hamburger Fußballverbandes gebeten wurde. Daher der Appell, dieses in Zukunft zu unterlassen und die Dritte auf konventionelle Art und Weise zu unterstützen. Ein besonderer Dank der aktiven Fans geht an die Verantwortlichen und die Mannschaft für den Trauerflor und die Gedenkminute für Ole Körner beim Spiel gegen den ETV – HSVer stehen zusammen! Wir sehn uns oben, Bomben-Ole! Weitere Infos über die Dritte findet Ihr seit Neuestem auch auf der Internetseite http://hsv3.fuppers.de.
Neuer Kunstrasen in Ochsenzoll Foto http://hsv3.fuppers.de
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HSV-Fanclub „Dünn vorher“ Text+Foto OFC „Dünn vorher Baccum“
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n diesem Jahr konnte der HSV-Fanclub „Dünn vorher“ 1999 Baccum sein 10-jähriges Vereinsjubiläum feiern. Im Rahmen eines Familientages im Gasthof Hense konnte der 1. Vorsitzende Marco Mengering neben den 39 aktiven Mitgliedern auch deren Frauen und Kinder begrüßen. Neben Kaffee und Kuchen standen für die Kinder unter anderem eine Hüpfburg, ein Glücksrad sowie eine Torschussmessanlage zur Verfügung. Für die Vereinsmitglieder wurde ein gemischtes Kickerturnier veranstaltet. Hier konnten sich Harald Becker und Michael Grimmstein nach fairem Spiel den 1. Platz erkämpfen. Höhepunkt des Abends war eine Tombola mit hochwertigen Preisen. Neben VIP-Karten vom HSV, Originaltrikots des HSV etc. wurde der 1. Preis eine Reise im Wert von 400 € verlost. Marco Mengering bedankte sich hierbei ganz besonders herzlich bei den Sponsoren. Ebenfalls freuten sich die Vereinsmitglieder über den Besuch einer Abordnung des befreundeten HSV-Fanclubs Frerens. Der 1. Vorsitzende Marco Mengering konnte in
seinem Rückblick der letzten 10 Jahre von der Gründungsversammlung, von etlichen Fahrten und Veranstaltungen berichten. Er bedankte sich bei allen Vereinsmitgliedern für den starken Zusammenhalt und freut sich heute schon auf die nächsten 10 Jahre. Im Rahmen einer Sammlung der Vereinsmitglieder konnten 300 € vom HSVFanclub an den Förderverein Kindergarten Baccum gespendet werden. 1 Woche vor der Jubiläumsfeier trafen sich die Mitglieder des HSV-Fanclub „Dünn vorher“ 1999 Baccum im Vereinslokal Gasthof Hense. Nach dem Rückblick auf das vergangene Jahr standen die Vorstandswahlen im Vordergrund. Hier wurde der gesamte Vorstand einstimmig wiedergewählt: 1. Vorsitzender Marco Mengering, 2. Vorsitzender Matthias Bökers, Kassenwart Stefan Hense, Schriftführer/Pressewart Christian Großepieper, Zeugwart Christoph Kolmes. Höhepunkt des Abends war wie immer die Wahl des „Fan des Jahres“. Die Mitglieder wählten hier deutlich Karl Hermeling zum Fan des Jahres 2009.
Stefan Hense, Ute Hartwig (Förderverein Kindergarten Baccum), Matthias Bökers, Sonja Dietrichs (Förderverein Kindergarten Baccum, Marco Mengering (1. Vorsitzender HSV-Fanclub Baccum) Foto OFC „Dünn vorher Baccum“
Die Raute aus Granit Text Uwe Liebnau · Fotos Dr. Felix Müller
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attoos, Autos, Schiffe, Mauern, Bettzeug, … mit Raute, alles wunderbar. Jetzt gibt es eine Raute aus Granit für die Ewigkeit. Gesehen bei Schleswig auf der Terrasse eines Fans. supporters news: Sie haben als Bauherr Ihre Terrasse in den HSV-Farben schwarz, weiß, blau mit großer Raute gestaltet, alles aus Stein für die
Ewigkeit. Wie kommt ein gestandener, beruflich erfolgreicher Mann auf so eine Idee? Müller: HSV als Dino für ewig in der Bundesliga, da passt doch eine Terrasse aus Granit, die meine Familie und mich überleben wird, prima dazu. Richtfest war beim seinerzeitigen 4:0 gegen Stuttgart. Ausreichend HSV-verrückt bin ich wohl. Fahnenmast steht auch schon. supporters news: Blicken Sie doch mal zurück ins alte Volksparkstadion: Wo standen oder saßen Sie?, was haben Sie als Kind und Jugendlicher damals gefühlt, gesungen, gerufen, erlebt, …? Müller: Ich bin als Kind in der Nähe von Schleswig aufgewachsen. Mit 12 nahm mich mein Onkel mit zum HSV. Wir haben 2:1 gewonnen, Keegan schoss ein Tor, Kaltz war prima. Meine Familie selbst war nie beim HSV, war zu teuer, mein Taschengeld reichte nicht. Aber seit diesem
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Spiel war und bin ich Fan in tollen und in harten Zeiten geblieben. Ich weiß noch, dass eine HSVFahne mir teilweise die Sicht versperrte, gestört hat sie nicht, weil´s ja die richtige Fahne war. Es war toll, umwerfend, viel besser als ich mir das im Fernsehen vorstellen konnte. supporters news: Welche Unterschiede von damals zu heute nehmen Sie wahr hinsichtlich Atmosphäre, Fanunterstützung, Identifikation mit der Mannschaft, Kommerzialisierung, Gewaltbereitschaft, rassistischer Parolen, …? Müller: Es ist kommerzieller heute, keine Frage. Die Stimmung im Stadion finde ich grandios, unvergleichbar mit den Stadien, die ich kenne. Rassismus (wie damals, der Lektor) geht gar nicht – allerdings glaube ich, dass das kein reines Fußballproblem ist. Entdeckte Rassisten gehören nicht ins Stadion – also klares Zutrittsverbot. supporters news: Vielen Dank!
supporters news
letzte ausVAART 37 Stunden Text Sebastian Rohmann, Andreas Kloß · Fotos „letzte ausVAART“
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oin, Moin, HSV-Fans, wir sind der offizielle HSV-Fanclub „letzte ausVAART“ aus Büsum im schönen Dithmarschen an der Westküste von Schleswig-Holstein und nutzen gerne die Gelegenheit, uns in den supporters news vorzustellen. Gegründet haben wir uns am 18.11.2006, damals noch in Hardemarschen im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Unser HSV befand sich damals auf Tabellenplatz 18 und man wurde von jedem als HSV- Fan belächelt und durfte sich viele schlaue Sprüche anhören. Deshalb beschlossen wir, unsere Treue zum Hamburger Sport-Verein öffentlich durch einen neuen OFC zu zeigen. Mit etwas Galgenhumor entstand dann auch unser Name, sollte Rafael van der Vaart doch unser letzter Ausweg aus der Krise sein. Der Name „letzte ausVAART“ ist auch nach van der Vaarts Abgang unantastbar und wird auch in Zukunft unsere Fahnen, unsere Pullis und unseren Banner schmücken. Dieses ist sicherlich mit zweierlei Augen zu betrachten, jedoch haben wir uns entschlossen, dem Namen treu zu bleiben, unter dem wir uns gegründet haben. Zur Saison 08/09 haben wir uns komplett neu sortiert und präsentieren uns seit dieser Zeit noch aktiver und stärker als je zuvor. Aktuell haben wir 23 sehr aktive Mitglieder plus Vereinshund „Bacardi“. Geleitet wird der Fanclub von Jens und Peter. Wir würden uns selbst nicht als Ultras, jedoch schon als stark supporttechnischer OFC bezeichnen. Im Volksparkstadion sind wir im Block 27A anzutreffen
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und dank der 5x6 Meter großen Rautenfahne, welche uns vom Supporters Club und der Chosen Few zur Verfügung gestellt wird, sind wir dort auch nicht mehr zu übersehen. Die Heimspiele des HSV steuern wir mit unserem Fanclub-Neunsitzer, welcher dem ein oder anderen schon aufgefallen sein wird, und Autos an. Zudem versuchen wir, zu jedem Auswärtsspiel zu gelangen. Absolute Highlights der Auswärtsspiele sind natürlich Europapokaltouren, wie Zilina, Zürich oder zuletzt Glasgow. Bei diesen Spielen fährt unsere „Nordsee -Reisegruppe“ meistens im Bus des Fanclubs „Rautengeil Fallingbostel“ (RGF) mit, da bei ihnen die Reise an sich schon ein Erlebnis ist. Mittlerweile versuchen wir viel für die HSV- Fans in Dithmarschen und Umgebung zu organisieren. So haben wir zum Beispiel im vergangenen Sommer den ersten „Dithmarschen-Cup“ mit ausgerichtet. Im nächsten Jahr werden wir zusammen mir dem OFC „Nord-Dithschis“ ein eigenes Turnier mit anschließender HSV-Party ausrichten. Seit gut einem halben Jahr haben wir extra für unseren OFC eine Wohnung gemietet, um ein eigenes Fanhaus zu haben, in dem wir zum Beispiel unsere Fanclubtreffen abhalten, Pokerabende organisieren oder anstehende Projekte planen. Nähere Infos über unseren Fanclub findet ihr auf unserer Homepage www.letzteausvaart.jimdo.com. Wenn ihr Interesse habt, uns näher kennen zu lernen, dem Fanclub beizutreten oder Fragen habt, sprecht uns doch einfach im Stadion an oder schreibt uns eine E-Mail über unsere Homepage.
Text Dirk, Trabis & Marc, swb Karos · Foto HSV SC
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ittwochabend, 23.00Uhr, Aufbruch in Richtung Wien. Im Minibus der Firma XYZ aus Eckernförde 24 gutgelaunte Mitfahrer beider Fanclubs, ´n paar Bier, einige Wodkas und auch Wasser für die Fahrer. Anfangs ging es richtig gut voran, keine Staus und nix, nur halt immer diese Pinkelpausen … Problematisch wurde es ab Passau, da das Navi unseren Chauffeur von der Autobahn lotste. Damit begann das Übel: Endlose Kilometer Landstraße, Probleme mit der Vignette … wieder pinkeln, und die Zeit verstrich. Wie ätzend. Alles, was wir uns für Wien noch vorgenommen hatten (Ernst Happels Grab besuchen, Riesenrad fahren) klappte nicht mehr. Wir waren mittlerweile 19! Stunden unterwegs und gerade noch rechtzeitig im Stadion. DIESES Spiel tat ein Übriges zu unserer ohnehin miesen Stimmung. Also: Abpfiff, Schwamm drüber und wieder rein in die Karre. Jetzt kennt der Fahrer ja wohl den Weg. Denkste! Ab Richtung Prag dann wieder Ösiland, wieder Richtung Prag. Wat macht der bloß? Hat der sich doch wieder auf den Weg Richtung Passau gemacht. Und nun platzte Marc doch der Kragen. Das Navi umprogrammiert und plötzlich ging´s. Nach wieder 18! Stunden, der Hintern schon mit Hornhaut überzogen, endlich zu Hause. Also diese Tour war echt fürn A … Aber auch solche Erlebnisse gehören nun mal dazu. Und dass wir wieder fahren, ist sicher, denn für unseren Verein ist doch kein Weg zu weit oder zu anstrengend. Wir freuen uns schon auf die nächste Tour. Dirk von den Trabis und Marc von den swb Karos
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Leserbriefe Wir freuen uns über jeden Leserbrief – besonders dann, wenn er sich auf Beiträge in den supporters news bezieht. Kürzungen – markiert durch (…) – müssen wir uns aber vorbehalten. Dabei bemühen wir uns, die wesentlichen Aussagen nicht zu verfälschen.
Zum Artikel „Vom „Vorteil“ ein Rolli zu sein“ von Manfred Ertel aus der SN 60 von Matthias Keck Als Behindertenbeauftragter, der selbst im Rollstuhl sitzt, kann ich den Artikel nicht so im Raum stehen lassen. Die Ansichten und Aussagen des selbst nicht behinderten Verfassers sind teilweise diskriminierend und einseitig dargestellt. Die soziale Verantwortung wird vom Verein natürlich umgesetzt, da es Ermäßigungen für Schwerbehinderte gibt und die Begleitperson bei Rollstuhlfahrern keinen Eintritt zahlen muss. Es gibt keine gesetzliche Grundlage oder Regelung für Freizeitveranstaltungen über Ermäßigungen für Schwerbehinderte. Veranstaltungen, die behinderte Menschen zum Nulltarif besuchen können, sind wohl die Ausnahme. Ermäßigungen bei Sportveranstaltungen sind oft nur unwesentlich und die Begleitperson
muss auch meistens Eintritt bezahlen. Nicht bei allen Rollstuhlfahrern ist die wirtschaftliche Situation so, wie von Herrn Ertel geschildert. Durch meine persönlichen Kontakte kenne ich Rollstuhlfahrer, die bei Behörden, Versicherungen oder in der Verwaltung Bürotätigkeiten ausüben oder in Behindertenwerkstätten oder vom Arbeitsamt geförderten Projekten einer geregelten Tätigkeit mit Einkommen nachgehen. Natürlich gibt es auch behinderte Menschen, die keinen Arbeitsplatz haben, aber die gibt es bei „normalen“ Menschen auch. Und die bekommen keinerlei Vergünstigungen bei Eintrittskarten und können sich somit auch nicht alles finanzieren. (…) Ich denke, die aktuelle wirtschaftliche Situation betrifft alle Schichten unserer Gesellschaft und nicht nur
Behinderte. Der angesprochene gesetzliche Anspruch „Gleichstellungsgesetz“ beinhaltet nicht die Preisstruktur für Veranstaltungen. Es bestimmt u. a., dass Veranstalter sicherstellen müssen, dass behinderte Menschen jeder Art daran teilnehmen können. Daran hält sich der HSV in allen Bereichen. Dass sich unser Verein an den „Schwächsten der Schwachen“ vergreift, weise ich entschieden zurück. Auch dass sich der Verein als zusätzliche Einnahmequelle die Mitgliedsvergünstigungen der Schwerbehinderten ausgesucht hat, entbehrt natürlich jeder Grundlage. „Ein wenig Scheinwerferlicht“ ist aus meiner Sicht bei objektiver Betrachtung sicher nicht der richtige Weg.
Zur supporters news · Ausgabe 60 von Gaby Thoß Liebe Supporter, lieber Ralf Bednarek, nach fast 40 Jahren HSV-Fan-Dasein bin ich vor knapp einem Jahr den Supporters beigetreten und lese seitdem mit Begeisterung die Supporters News. Heute möchte ich ein paar kritische, aber auch anerkennende Anmerkungen machen. 1. Ich empfinde es als kleinlich, dass ihr vom FC St. Pauli immer vom „Hamburger Stadtteilverein“ sprecht (Ausgabe 60). In meinen Augen ist St. Pauli ein toller Zweitligaverein und damit eine Ergänzung für unsere schöne Stadt. Dass der HSV unangefochten die Nr. 1 in Hamburg ist, ist doch klar. Sollte St. Pauli etwas als Konkurrenz empfunden werden? Das kann ich mir nicht vorstellen. Wir sollten also Selbstbewusstsein und Größe zeigen und
Kleinkram
unseren „kleinen Bruder“ beim Namen nennen. 2. In der letzen SN-Ausgabe erschienen mehrere Leserbriefe zu euren Beiträgen zum Thema Gewalt. Auch ich war erfreut, dass dieses Thema angesprochen wurde. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass zu einseitig Schuldzuweisungen an die Adresse der Polizei erfolgten. Mir fehlte ein deutlicher Appell an unsere Fans, jegliche Form von Gewalt zu unterlassen. Dies trifft auch auf das Problem der Pyrotechnik zu.( … ) 3. Voll und ganz unterstützen möchte ich Ulie Liebnaus Vorschlag, zum alten „Na uund“ zurückzukehren. Ich habe dieses Ritual früher mitzelebriert und halte es für sehr viel kreativer als die heute üblichen Beschimpfungen des Gegners.
Ich bin nicht überempfindlich und mir ist klar, dass auf den Stehplätzen, die ich bevorzuge, ein etwas rauerer Ton herrscht. Aber die zahlreichen Mittelfinger und Beleidigungen mit drastischem Vokabular gehen mir beim Spiel schon auf die Nerven. Es wirkt einfallslos, hilflos und auch armselig. ( … ) 4. Noch ein Lob für Ulie Liebnau: Der Offene Brief an Bernd Hoffmann (Ausgabe 60) findet in allen Punkten meine Zustimmung. Toll! Hoffentlich nimmt Bernd Hoffmann sich die Anregungen zu Herzen. So, trotz meiner Kritik möchte ich betonen, dass ich eure Arbeit und auch die Zeitung sehr schätze. ( … )
NEUE RUBRIK
Hier ist Platz für Kontaktanzeigen, Gesuche, Angebote, Grüße, Dankeschöns, Wünsche, Sprüche des Monats, Witze … Aufl agen: Maximal 25 Wörter, keine kommerzielle Werbung, keine Beleidigungen Kontakt: liebnau.ulie@web.de
+ + + Im Sommerurlaub am Holmes Beach in Florida hatten Thomas und Niklas Kasten und Sven Pahlke aus Aukrug die Raute immer dabei. Nur der HSV! (siehe Foto links unten auf S. 59) + + + Schwarz-weiß-blaue Grüße an alle HSVer aus dem Grand-Canyon (Arizona)! Die Raute ist natürlich auch dabei. Siehe Foto! Auf eine erfolgreiche Season. Gruß, Erik Balzer + + + 26.6.1976, Pokalfinale in Frankfurt gegen Kaiserslautern, 40 Schüler/Schülerinnen der Julius-Leber-Gesamtschule und ich als Lehrer, nun pensioniert. Danke und liebe Grüße! Uwe + + + Teebeutelsprüche: „Jedes Leben braucht einen Anker“, „Glücklichsein ist unser Geburtsrecht.“ Ersetze in jedem Spruch ein Wort durch „ HSV“! + + + Hoeneß über Trochowski: „Der kann normalerweise keine zwei Sätze geradeaus sprechen und jetzt spricht er über Fußballpolitik.“ Über sich: „Ich bin der Letzte dieser Art.“ Zum Glück! + + +
Aus aller Welt … Grüße an den SC
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Die wichtige Seite Supporters Club · Tickets · Mitgliederwerbung · Fan-Shops · etc. Auf dieser Seite findet ihr alle wichtigen Informationen rund um den Hamburger Sport-Verein e.V. Sollten dennoch Fragen auftauchen, so wendet euch bitte direkt an den HSV unter 040/4155-1500 oder Supporters@hsv.de.
Supporters Club Ihr erreicht uns wie folgt: Hamburger SportVerein e.V., Supporters Club, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg Tel.: 040/4155-1500, Fax: 040/4155-1510, Mail: supporters@hsv.de. 24 Stunden Infoline: 040/4155-1530 unter dieser Nummer könnt Ihr rund um die Uhr, alle aktuellen Informationen über die Aktivitäten des Supporters Club abhören. SC Stand: Der Stand befindet sich in der Ebene 4 der Nordtribüne. Er ist an Heimspieltagen bis 15 Minuten vor Anpfiff und nach dem Spiel geöffnet. Hier könnt Ihr Euch mit Fahr-und Eintrittskarten für Auswärtsspiele sowie SC-Merchandisingprodukten eindecken. Öffentliche Infoveranstaltung der Abteilungsleitung Diese findet an jedem ersten Dienstag im Monat im Fanhaus statt. Jeder ist herzlich eingeladen, vorbeizuschauen und zuzuhören oder auch mit zu diskutieren. Das Fanhaus befindet sich in der Stresemannstrasse 162, 22769 Hamburg; Beginn ist 19 Uhr. Themen und eventuelle Änderungen sind auf www.hsv-sc.de zu finden.
Ticketservice Heimspielkarten können über die HSV Bestellservice-Hotline unter 01805/478478, im Internet unter www.hsv.de oder in einem der HSV-Fanshops gekauft werden. Am SC-Stand gibt es keine Heimspielkarten. Auswärtstickets und –fahrten Können im Internet unter www.hsv-shopping. de, in den HSV-Fanshops und an Spieltagen am SC-Stand gekauft werden. HSV-Museum/Stadionführungen Der Supporters Club ist der größte Sponsor des HSV-Museums, welches seit dem 07.02.04 seine Pforten geöffnet hat. Das Museum befindet sich neben dem Restaurant „Die Raute“ im Nord-Ost-Bereich des Stadions. Die Öffnungszeiten des Museums sind täglich von 10 bis 20 Uhr*. Stadionführungen** finden täglich statt. Mitglieder erhalten auch hier einen Rabatt. Für Gruppen gibt es auf Anfrage auch Sondertarife und Führungen zu anderen Zeiten. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 040/4155-1550 oder www.hsv-museum.de. *Bei Heimspielen ist der Zutritt ab 2 Stunden vor Spielbeginn nur mit Eintrittskarte für das Spiel möglich.
Mitgliederwesen Auch du kannst als Mitglied aktiv werden und Mitglieder werben. Vielleicht befindet sich ja auch in deinem Bekanntenkreis noch der ein oder andere HSVer, der noch kein Mitglied ist. Damit deine Mühen nicht umsonst sind, belohnen wir alle aktiven Werber natürlich auch. Gewinne der Mitgliederwerbung findest du unter www.hsv.de. Fanshops HSV Arena Store (im Stadion), Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg, Mo.-Sa. 10-18 Uhr, Sa. bei Heimspielen: 10-12 Uhr und 13.30-18.30 Uhr HSV City Store (Innenstadt), Schmiedestr. 2, 20095 Hamburg, Mo.-Fr. 10-19 Uhr, Sa. 10-16 Uhr HSV Fan Shop (Herold Center), Berliner Allee 34a, 22850 Norderstedt, Mo.-Sa. 9.30-20.00 Uhr An dieser Stelle noch eine Bitte Bei Umzug, Namens-oder Bankverbindungsänderungen bitte auch an uns und die eigene Mitgliedschaft im Hamburger Sport-Verein e.V. denken. Bitte eine kurze Notiz per Post, Mail oder Telefon an uns. Nur so können wir gewährleisten, dass auch in Zukunft alle Informationen bei Euch ankommen.
**An Spieltagen oder anderen Veranstaltungstagen ent-
Öffentliche Infoveranstaltung des Seniorenrates Der Seniorenrat veranstaltet an jedem ersten Montag im Monat eine öffentliche Versammlung. Die Versammlung findet im Grand Hotel Elysee statt und beginnt um 19 Uhr. Onlinestore Unter www.hsv-shopping.de könnt Ihr neben aller Art von Karten und Fahrten für Auswärtsspiele auch jederzeit Merchandisingartikel aus der Supporters Kollektion bestellen.
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fallen die Stadionführungen, Näheres erfährst Du unter der obigen Telefonnummer.
OFC-Gründungen Alle interessierte HSV-Fans, die mit dem Gedanken spielen, einen offiziellen HSV-Fanclub zu gründen oder Ihren bereits existierenden Fanclub bei uns registrieren lassen wollen, finden alle Informationen unter www.hsv-ofc. de. Bei Rückfragen wendet Euch bitte an René Koch, zu erreichen unter 040/4155-1505 oder rene.koch@hsv.de. Auch eine Unterstützung vor Ort ist möglich.
supporters news
Rund um den HSV Alle folgenden Informationen beziehen sich auf den Stand vom 01. Dezember 2009 Mitglieder im HSV: Davon im HSV Supporters Club:
66.595 51.614
Hauptamtliche Mitarbeiter: (Abteilung Fördernde Mitglieder) Ehrenamtliche Mitarbeiter/Aushilfen: (Abteilung Fördernde Mitglieder)
15
300
Ehrenamtliche Abteilungsleitung: (Abteilung Fördernde Mitglieder)
5
Vorstandsmitglieder: Bernd Hoffmann (Vorsitzender) Oliver Scheel Katja Kraus Das Vorstandsmitglied für die Belange der Mitglieder, Oliver Scheel, wird durch die Mitgliederversammlung gewählt. Aufsichtsrat: Horst Becker (Vorsitzender) Alexander Otto (stellv. Vorsitzender) Ernst-Otto Rieckhoff (stellv. Vorsitzender, Delegierter HSV Ochsenzoll-Norderstedt) Sergej Barbarez Peter Becker Prof. Dr. Jörg Debatin Bernd Enge Björn Floberg Thiel (Delegierter der Förderer) Ian Kiru Karan Gerd Krug (Delegierter der Senioren) Eckart Westphalen (Delegierter der Amateure) Ronald Wulff Bis auf die vier delegierten Aufsichtsräte, die von ihren jeweiligen Abteilungen gewählt und nominiert werden, werden alle anderen Aufsichtsräte durch die Mitgliederversammlung gewählt. Internetadresse: Öffnungszeiten:
www.hsv-sc.de Montag – Donnerstag von 9–18 Uhr Freitags von 9–17 Uhr (Abteilung Fördernde Mitglieder)
Büroräumlichkeiten: Stadion, Geschäftsstelle Nord, Eingang Nord-West (Abteilung Fördernde Mitglieder)
Netztipps … Hier surfen HSVer HSV
www.hsv.de
HSV Supporters Club
www.hsv-sc.de
Offizielle Fanclubs
www.hsv-ofc.de
Kids Club
www.hsv-kids.de
Museum
www.hsv-museum.de
Fanprojekt
www.hsv-fanprojekt.de
Amateurfußball
www.hsv-amateurfussball.de
Badminton
www.hsv-badminton.de
Baseball
www.hsv-baseball.de
Boxen
www.hsv-boxen.de
Dart
www.hsv-dart.de
Cricket
www.hsv-cricket.de
Eishockey
www.hsv-eishockey.de
Eishockey Frauen
www.hsv-eishockeyfrauen.de
Eishockey Nachwuchs
www.hsv-eishockey-nachwuchs.de
Frauenfußball
www.hsv-frauen.de
Golf
www.hsv-golf.de
Handball
www.hsvhandball.de
Handball 3. Herren
www.hsv-handball-amateure.de
Hockey
www.hsv-hockey.de
HSV III
http.//hsv3.fuppers.de
Inline-Hockey
www.hsv-inlinehockey.de
Karate
www.hsv-karate.de
Leichtathletik
www.hsv-la.de
Rollstuhlsport
www.hsv-rollstuhlsport.de
Rugby
www.hsv-rugby.de
Schwimmen
www.sg-hamburg-west.de
Supporters Direct
www.supporters-direct.org
Tanzen
www.hsv-tanzsport.de
Tanzssport Norderstedt
www.hsv-tanzsport-norderstedt.de
Tennis
www.tennis-im-hsv.de
Tischtennis
www.hsv-tischtennis.de
Unsere Kurve
www.unserekurve.de
FSI
www.footballsupportersinternational.com
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Exklusives Kurz-Interview
Impressum
Diesmal mit Herrn Hörness
Abteilungsleitung Ralf Bednarek Jens Wagner Christian Bieberstein (seit 22.11.09) Andreas Kloß Volker Knut
Text Ulie Liebnau · Foto Witters
p.A. HSV, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg HSV supporters news, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg Telefon: 040/4155-1500, Fax: 040/4155-1510 Herausgeber HSV Supporters Club, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg im Selbstverlag Bezugspreis 2 Euro Erscheinungsweise vierteljährlich V.i.s.d.P. Ralf Bednarek, p.A. supporters news, Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg Auflage Nr. 61 54.500 Exemplare
supporters news: Herr Hörness, warum machen Sie unseren Troche schlecht? Herr Hörness: Also, äh, der Beckennigge und ich oder war es Rummebauer oder, äh, vielleicht auch van Jal, also, da blickt ja keiner mehr durch bei uns. Also, da dachte ich, einer muss ja der Buh-Mann sein. Aber
halt, der Trochowski ist ja gar nicht mehr bei uns. Oder? supporters news: Vielen Dank für das informative Gespräch. Ab sofort: In jeder supporters news ein „exklusives Kurz-Interview“
Pechvogel des Jahres Der späte Ausgleich …
Drucklegung 30.11.2009 Mitgearbeitet haben diesmal Marco Anspreiksch, Ralf Bednarek, Christian Bieberstein, Andreas Birnmeyer (Koordination), Dirk Draksal, Manfred Ertel, Axel Formeseyn, Lars Gesing, Dennis Girgsdies, Peter Gottschalk, Patrick Grützner, Oliver Hugel, HSV OFC „Dünn vorher Baccum“, Kim Kristofer Kant, Matthias Keck, Andreas Kloß, Volker Knut, René Koch, Yvonne Kosian (Anzeigen), Peter Kupka, Ulie Liebnau, Uwe Liebnau, Philipp Markhardt, Christian Mohr, Philipp Piepiorka, Joachim Ranau, Sebastian Rohmann, Sascha Roolf, Stefan Rögener, Oliver Scheel, Sebastian Scheffler, Bodo Scheuing, Rainer Steffens, Maybrit Tetau, Ingo Thiel, Benjamin Voigtländer, Oliver Wittkowski Bilder von Witters Sport-Presse, Hamburger Sport-Verein e.V., HSV Supporters Club, HSV III (http://hsv3.fuppers.de), HSV OFC „Dünn vorher Baccum“, HSV OFC „letzte ausVAART“, Manfred Ertel, Dr. Felix Hüller, Kim Kristofer Kant, Ulie Liebnau, Malte Meyer, Sascha Roolf, Benjamin Voigtländer, Jessica Werner, Lektorat Ulie Liebnau Illustrationen, Grafiken Jan Meifert, Oliver Peters, Jens Wagner Gestaltung ewert | göttling gmbh, Hannover Druck Quensen Druck+Verlag, Hildesheim Namentlich gekennzeichnete Artikel, Leserbriefe und Kommentare geben nicht unbedingt die Meinung der Abteilungsleitung des Supporters Club als Herausgeber der supporters news wieder (wirklich nicht). Die supporters news ist erhältlich im Arena Store (Sylvesterallee 7, 22525 Hamburg), im City Store (Schmiedestraße 2, 20095 Hamburg), im HSV Fan Shop (Herold Center, Berliner Allee 34a, 22850 Norderstedt) sowie bei Heimspielen beim SC-Stand in Ebene 4 der Nordtribüne. Wir bitten freundlichst um Beachtung der Anzeigen und danken allen Anzeigenkunden für ihre Treue.
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