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20. Spieltag: TSV München von 1860 - 1.FC Kaiserslautern Saison 2012/13
Griaß eich, beinand!
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Vorwort
Neues Jahr - neues Glück!? Oder dann vielleicht doch: Neues Jahr - oida Schua!? Nun ja, zweites trifft wohl nach der durchweg amüsanten Winterpause eher zu. Hoff‘ ma‘s mal, dass ihr die Ereignisse genau wie wir mit einer gehörigen Portion Humor und Belustigung verarbeitet habt, vor allem aber, dass euch der Ast, auf dem die Vereinsverantwortlichen saßen, beim Sägen nicht frontal auf den Kopf gefallen ist. Die heutige ZuGaBe behandelt einerseits, neben dem bereits angeschnittenen Thema, die letzten beiden Spiele des Jahres 2012 gegen Dynamo Dresden und Bochum im Pokal, andererseits befassen wir uns mit der Anhängerschaft unseres heutigen Gegners aus der Pfalz: Die Generation Luzifer 1998 steht uns in einem Kurzinterview zu aktuellen Themen und der eigenen Gruppe Rede und Antwort. Abschließend bleibt zu sagen: Wir freuen uns auf eine hoffentlich spannende Rückrunde zusammen mit euch allen und wünschen euch viel Spaß beim Lesen! Auf einen Dreier und damit verbunden einen guten Start in die verbleibende Rückrunde!
Inhalt Rückblick Dynamo Dresden(H) VfL Bochum (A) History - Wembley 1965 Interview Generation Luzifer 1998
Worte an Die Kurve
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Rückblick Dynamo Dresden (H) ,,Wir alle sind Max Mustermann“ - diese Worte konnte man am 13.8.2012, bei uns im Auswärtsblock im Dresdner GlücksgasStadion lesen. Aufgrund des Abbrennens von Pyrotechnik im Gästebereich beim DFB-Pokalspiel Borussia Dortmund gegen Dynamo Dresden, entschied die DFL beim Duell der SGD gegen unsere Münchner Löwen nur personalisierte Tickets zu zulassen, bei gleichzeitiger Beschränkung des Gesamtkontingents auf 12.000 Zuschauer. Wieso dieser Rückblick? Aufgrund neuerer Fehltritte der Dynamo-Fans beim Pokalspiel gegen Hannover 96 entschied der DFB, Dynamo Dresden vom Pokalbetrieb in der Saison 2013/14 auszuschließen. Zudem wurde wenige Tage zuvor das abgeänderte Sicherheitskonzeptpapier der DFL in allen Punkten durchgewunken. An dieser Stelle soll nun aber nicht wieder auf die Einzelheiten dieses Papiers eingegangen werden (Wer möchte, kann sich auf unserer Webseite bzw. in den älteren Zugaben nochmals informieren).
Mit diesen Ereignissen im Hinterkopf traf man sich als Gruppe, um die üblichen Spielvorbereitungen zu treffen. Leider mussten wir an diesem Wochenende auf eines unserer Gruppenmitglieder aufgrund eines Jugendarrestes verzichten. Wie die vorangegangenen Spiele auch, wurde von unsrer Seite aus 12 Minuten und 12 Sekunden geschwiegen, ehe man die Mannschaft mit allerlei Hingabe anfeuerte. Innerhalb der Schweigeminuten zeigten wir zwei Spruchbänder, die sich mit der Thematik auseinander setzten („Die wahrscheinlich demokratischste Bewegung in Deutschland – unterdrückt von machtgeiler und totalitärer Politik!“ / „Ohne Fußball kein Wahlkampf?!“). Die teils mitgereisten, teils ortansässigen Dresdner punkteten mit einem kreativen Protest gegen GästekontingentBeschränkungen, die dank des DFL-Sicherheitskonzepts nun möglich sind. Sehr eindrucksvoll und vorallem eine klarveranschaulichende Aktion für jeden Anwesenden! Abgerundet wurde das Ganze mit einer Art Blocksturm, was einen nun aber
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nicht wirklich vom Stuhl riss. Was soll‘s, rüber kam‘s auf alle Fälle. Nach der Ruhepause erwachte wie schon erwähnt die Nordkurve und fing an, die Münchner Löwen anzufeuern. Garniert wurde das Ganze mit einer kleinen Pyroeinlage im Block 128, welche mit einem Spruchband („Der Weg zur Hölle ist guten Vorsätzen gepflastert“) versehen war. Es war angerichtet. Zum Spielverlauf: Sechzig anfangs engagiert, was beinah in der 5. Spielminute mit der Führung belohnt wurde. Grzegorz Wojtkowiak hatte Moritz Stoppelkamp auf der rechten Seite steil geschickt, der marschierte bis zur Grundlinie, brachte dann den Ball scharf in die Mitte, doch die Position am langen Pfosten war verwaist, sodass die Möglichkeit ungenutzt verpuffte. In der gesamten ersten Hälfte sah man kämpfende Löwen, jedoch ging man mit 0:0 in die Pause. Aber Sechzig wäre ja nicht Sechzig, wenn Dresden nicht in der 61. Minute total unnötig das Tor zum 0:1 erzielt hätte. Doch entgegen schlimmster Befürchtungen und Erinnerungen an das peinliche 2:4 anno 2011 drehten unsere Löwen nun auf und konnten durch Guuuuuuiiiii Vallori nach einem Eckball den Spielstand egalisieren. Leider war das gleichzeitig auch schon
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das Ende der Fahnenstange, weswegen sich beide Mannschaften mit 1:1 unentschieden trennten. Stimmungstechnisch kann gesagt werden, dass hüben wie drüben kein überdurschnittlicher Auftritt zu verzeichnen war. Bei den Gästen war nur hier und da das allseits bekannte „Düüüünaaaamooo“ zu vernehmen, auf unsrer Seite konnte man unterm Strich nur bei „Mit Leib und Seele“ und kleineren Einlagen von einer guten Atmospähre sprechen . Ganz „Arena-Like“ also. Fazit: Das vierte Spiel in Folge unter Coach Alex Schmidt, welches remis endete. Spielerisch nicht wirklich eine Augenweide - doch mit wieder gefundenem Elan hinsichtlich der Kampfbereitschaft. Nach dem Spiel machte man sich ohne erwähnenswerte Erlebnisse auf den Weg nach Hause, um das Wochenende bei Lindenstraße und Tatort ausklingen zu lassen.
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VfL Bochum (A) Rückblick: Sonntag Abend, 4. November 2012, kurz vor 18.00 Uhr. Gespannt verfolgte man vor dem Fernseher die Auslosung für das DFB-Pokal Achtelfinale. Einmal mehr sollte eine Frauenfußballerin als Losfee fungieren und über das Schicksaal der Auslosung entscheiden. Nicht wenige hofften auf ein attraktives Los, einen Gegner dessen Stadion man nicht schon fünf mal im grauen Zweitligaalltag gesehen hat und manch einer träumte auch von einem Derby gegen den unsymphatischen Verein aus der Seitenstraße. Leider entsprach dann das Los, zu den Freunden vom roten Abschaum zu fahren, nicht
ganz den Hoffnungen. Immerhin standen die Chancen auf‘s Weiterkommen nicht sonderlich schlecht. Am Morgen des Spieltags traf sich dann unsere Busbesatzung, um die Fahrt in den Ruhrpott anzutreten. Die 8-stündige Fahrt verging wie immer feuchtfröhlich und wie im Fluge. Am Busparkplatz in Bochum angekommen, versammelte man sich noch mit andern Teilen der aktiven Fanszene und trat geschlossen den Weg Richtung Stadion an. Einlasskontrollen waren wie immer in Bochum relativ lästig. Nach Pyrosuchhunden in den
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Randnotiz
Ein Kommentar von MzGB
Für unsere Verhältnisse herrschte wohl zu viel Ruhe und Harmonie: Bis kurz vor der Winterpause, genauer gesagt bis zum Rauswurf Maurers, tat sich erstaunlich wenig an der Grünwalderstraße. Was dem Münchner Sportjournalisten der Spate „Sechzig“ wie ein zweites Sommerloch vorgekommen sein mag, erstaunte zugegebenermaßen auch unsereins. Kein Skandal, kein notgedrungener Verkauf von XY, der übliche Saisonverlauf und kein Clinch mit der Investorenriege. Doch wie sagt man so schön? Was nicht ist, kann noch werden- so selbstverständlich auch in unserem Fall. Beginnend mit der Entlassung Maurers, den Spekulationen um den Nachfolgeposten, ominösen Tribünengästen, klaren Forderungen Hasans, der Einstellung Schmidts sowie den zwischenzeitlichen Ausstiegsgedanken des „Scheiches“, gipfelte das Treiben wiedermal in einem typischen Löwendesaster. Die selbstverständliche und lockere Bekanntgabe der Verpflichtung eines Welttrainers (was gibt’s den schöneres als Sechzig, klasse Arbeitgeber), der sich aber schlussendlich trotz seines Alters entschieden gegen den Status eines beliebig einsetzbaren Objektes wehrt, hat´s allerdings auch in sich: Sie ist Ausdruck eines Prozesses, der uns wohl aufgrund der fehlenden Heimat plagt wie keinen anderen deutschen Verein. Ausdruck eines Prozesses der Selbstfindung und Abgrenzung zum rodn G`schwerl. Ja, Ausdruck des Prozesses der Identitätssuche. Zu Schade nur, dass wir nach Dingen suchen und streben, die uns ohnehin wie Haare zu Berge stehen und auf deren Umsetzung man sich stets -trotz der zahlreichen Wechsel der Vereinsverantwortlichen- verlassen konnte als wären sie Vereinsphilosophie. Liegt da nicht eine ganz einfache Schlussfolgerung nahe? Wir haben sie wieder gefunden- die verloren geglaubte Vereinsidentität! Des is SECHZGE!!!
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letzten Saisons, war diesmal ein Zaunfahnenverbot am vorderen Zaun die nächste Schnapsidee, die man sich in Bochum ausgedacht hatte. Nachdem man jedoch mit sanftem Druck die Ordner vom Gegenteil überzeugt hatte, hingen die Fahnen an ihrem angestammten Platz, nämlich vorne am Zaun. Im Rahmen der „12:12“ Kampange wurden die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden im Gästeblock geschwiegen, auf heimischer Seite verzichtete man jedoch auf ein Fortsetzen der Protestaktion. Auf dem Spielfeld wollte sich keine der beiden Mannschaft verstecken und so bekamen die rund 20000 Zuschauer eine ansehnliche Partie zu sehen. Nachdem die ersten 12 Minuten und 12 Sekunden abgelaufen waren, schallte es sofort lautstark
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aus dem Gästeblock durch das Stadion. Wir waren da! Mitte der ersten Hälfte zog unser Spanier Vallori am Trikot von Iashvilli, der ließ sich fallen und Schiri Tobias Welz zeigte unserer Nr. 5 die rote Karte. 3 Minuten später lies der erst kurz zuvor für Wannewetsch eingewechselten Schindler Dedic laufen, der zur Führung für die Bochumer einschob. So kann‘s laufen, wenn man TSV 1860 München heißt. Zu zehnt kämpften unsere Löwen, um den Ausgleich vor der Halbzeit zu erzielen, blieben jedoch ein ums andere Mal in der Abwehr der Bochumer hängen. In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild auf dem Platz: Sechzig kämpfte um den Ausgleich, dieser hätte auch fallen müssen, aber Benny Lauth vergab kläglich vor dem Tor. In der 75. und 78 Minute beseitige dann Maltritz die letzten Hoffnung auf ein Weiterkommen mit einem Doppelpack für die Ruhrpottler. Stimmungsmäßig konnte man durchaus von einem ansprechenden Auftritt der mitgereisten Löwen im nahezu ausverkauften Gästeblock sprechen, so wurden die Bochumer samt ihrer roten Freunde mit einigen schönen Komplimenten bedacht und die Mannschaft lautstark unterstützt. Die Ostkurve war akustisch des
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Öfteren zu vernehmen, wieso jedoch 90 Minuten lang ein „Scheiß Dortmund“-Banner mitsamt diverser Hampelmänner präsentiert wurde, erschloss sich einem nicht wirklich.
Nach dem Spiel trat man ohne große Umstände die Heimreise an und erreichte frühmorgens die schönste Stadt der Welt. Wie so oft wäre deutlich mehr drin gewesen!
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HISTORY Die größten Erfolge der Löwen – WEMBLEY 1965 London, 19. Mai 1965, WembleyStadion: Die Löwen stehen im Finale des Europapokals der Pokalsieger! Nach dem DFB-PokalGewinn ein Jahr zuvor, waren die Löwen in der bis dato zehnjährigen Historie des Europapokals der Pokalsieger die zweite deutsche Mannschaft (neben Eintracht Frankfurt), der ein Einzug in das Finale dieses Pokals gelang. Alleine die Tatsache, einmal im legendären Wembley spielen zu können, sprach Bände. Der Weg dorthin gelang über die Stationen Union Luxemburg, FC Porto, Legia Warschau und AC Turin. Im Finale wartete nur West Ham United – mit dem Vorteil quasi ein Heimrecht zu besitzen. Der TSV 1860 war klarer Außenseiter, dennoch gab man sich in München optimistisch. Trainer Max Merkel erkun-
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digte sich zum Beispiel im Vorfeld der Partie über die tatsächliche Größe des Pokals:„Damit wir beim Feiern auch wissen, wie viel Sekt wir zum Reinschütten brauchen.“ So reisten die Löwen, trotz angeschlagenem Fredi Heiß und vor dem Tor gerade glücklosen Rudi Brunnenmeier optimistisch nach London, trainierten im Hyde-Park in Hotelnähe und ließen gar einen Journalisten der „SZ“ bei den Vorbereitungen teilhaben. Dann sollten die Spiele beginnen. „Die erste halbe Stunde müssen wir überstehen, dann haben wir eine Chance“ – so Brunnenmeier. Dies sollte gelingen. Die 12.000 Löwenfans vor Ort sahen in der ersten Hälfte jede Menge Chancen auf beiden Seiten, dass die Löwen jedoch nicht in Rückstand gerieten, war
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vor allem dem überragenden Radi zu verdanken – 0:0 zur Halbzeit. Wäre es bei diesem Spielstand geblieben (damals gab es noch keine Verlängerung), hätte Fredi Heiß gar seine Hochzeit verschieben müssen. Doch beim 0:0 blieb es nicht. Zwar hielten die Löwen auch am Anfang der 2. Hälfte noch gut mit, nach der 69. und 71. Minute war der Kas jedoch `bissen – Doppelpack des Londoners Sealey, 0:2. Der Traum war vorbei, doch Komplimente gab’s für die Löwen im Nachhinein en masse. „Eines der besten Spiele, das je im Wembley stattfand“ titelte der „Daily Express“. Nach der Landung in Riem waren die „Helden von Wembley“ wieder
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zurück in München, per Autokorso und mit einigen englischen Bowlern auf den Köpfen der Spieler führ man zum Rathaus. Mit den 400.000 Mark Gewinn ging’s anschließend erst einmal in den Bürgerbräukeller und die Niederlage trat mehr und mehr in den Hintergrund. Einige Zeit später wurden die Löwen schließlich noch mit dem Fairplay-Preis ausgezeichnet, doch über das friedvolle Auftreten der Löwenmannschaft war Manni Wagner auch später noch etwas unglücklich: „Wenn wir nämlich genauso geholzt hätten wie in den Spielen gegen Turin, dann hätten wir den Europacup vielleicht gewonnen ...
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Interview mit der Generation Luzifer 1998 1. Generation Luzifer 1998 schon der Name spricht Bände. Eure Gruppe besteht seit knapp 15 Jahren. Auch wenn es daher nicht ganz leicht sein wird: Stellt euch doch bitte in Kürze für unsere Leser vor. Wie waren die Anfänge, gibt es seither gravierende Unterschiede, was macht euch heute aus und wie greifen die verschiedenen Generationen ineinander? Die GL wurde 1998 von sechs Personen gegründet mit den Zielen, die Stimmung zu verbessern und das Potential in der Kurve zu bündeln. Vorbild war, wie wohl bei vielen Gruppen die sich Ende der Neunziger in Deutschland gründeten, die italienische Ultrakultur. Das Mitgliedersystem ist nach wie vor ein offenes, da zu Beginn klar war, dass man nur durch die Masse etwas bewegen kann, schließlich galt es ja viel Aufklärungsarbeit zu leisten, da Ultra und die damit verbundenen Neuerungen (Megafon, Doppelhalter, usw.) bis dato eher unbekannt in Deutschland und Kaiserslautern waren. Dieses
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offene Mitgliedersystem hält bis heute in der Gruppe Einzug, sodass jeder Mitglied in der Generation Luzifer werden kann, egal, ob er uns nur finanziell unterstützen will oder auch selbst bei Choreografien oder in den verschiedenen Projektteams anpacken will (,,Du sollst den Teufel nicht nur auf dem Schal, sondern auch im Herzen tragen´´ lautete mal ein Slogan). Gruppenklamotten sind hingegen nur dem aktiven Kreis vorbehalten, in welchen man über die Zeit durch aktive Teilnahme am Gruppenleben gelangen kann. Nach einem kleineren Schnitt im Jahr 2012 hat die GL mittlerweile knapp 600 Mitglieder, aktiv bei Auswärtsfahrten und sonstigen Aktivitäten dabei sind ca. 100 Leute. Nach nun fast 15 Jahren ist die GL seit längerem fest in der Kurve etabliert und hat auch schon einige Generationswechsel durchgemacht, sodass von den älteren Generationen nur noch ein Teil aktiv in der Gruppe am Start ist. Das führt dann bei Themen wie Internetpräsenz oder Klamottengestaltung öfters zu lebhaften Diskussionen, ist im Endeffekt
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aber immer förderlich für die Gruppe. 2. Ein nennenswertes Merkmal eures Clubs ist ohne Zweifel die verhältnismäßig kleine Stadt, in der er ansässig ist. Wenn Lautre spielt ist aber der Teufel los: Aus jeder Richtung zieht es die Massen auf den Betze- der Spieltag gleicht dann einem Pilgerzug an einen heiligen Ort Wie gestaltet sich euer größtenteils dezentrales Gruppenleben, welche Rolle nimmt dabei die Stadt Kaiserslautern ein und was ist das besondere an ihr? Vieles spielt sich in den einzelnen Regionen ab, da nur ein Bruchteil der Gruppenmitglieder direkt in Kaiserslautern wohnt. Allerdings verfügt unsere Gruppe seit einigen Monaten über einen neuen zentralen Anlaufpunkt in KL, sodass nun auch hier mehr los ist. Kaiserslautern an sich hat weniger als 100.000 Einwohner und kann daher auch bei weitem nicht so viel wie andere Bundesligastädte bieten. Daher nimmt der Fußball eine umso größere Bedeutung für die Stadt ein, Kaiserslauternwäre wohl kaum so bekannt in Deutschland, wenn es den 1. FCK nicht gäbe. Neben dem Fußball gibt es aber auch
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noch eine schöne Altstadt mit einigen Kneipen. 3. Im Rahmen der Fußball WM 2006, hat sich auf dem Betze einiges verändert...Wehmut, Glücksfall oder Chance? Wohl Fluch und Segen zugleich. Durch den Ausbau des Stadions und speziell der Westkurve bestand nun quasi für jeden die Möglichkeit, hier seinen Platz zu finden. Musste man vor einigen Jahren noch mehrere Saisons warten, bis man eine Dauerkarte ergattern konnte, ist die Westkurve heute im 2. Liga Alltag auf dem Papier ausverkauft, in Wirklichkeit sind aber noch viele Plätze frei. Das neue Dach tut dann sein übriges, dass die Akustik sehr bescheiden ist. Auf der anderen Seite kann die Westkurve aber auch ein wahres Monster werden, wenn das Spiel entsprechend läuft. Dass Sonntags um 13:30 Uhr gegen Duisburg keine Bäume ausgerissen werden, ist verständlich. Doch beim 2:0 über Bayern, dem 5:0 gegen Schalke oder dem 3:3 gegen Stuttgart zeigte sich, was eine volle Westkurve bewirken kann. Es ist wohl nicht vermessen zu sagen, dass dann nur wenige Kurven in
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Deutschland mithalten können. Finanziell war der Ausbau aus heutiger Sicht ein klarer Schuss in den Ofen, da der FCK nur noch Mieter im eigenen Haus ist und eben jener Mietvertrag eine völlig überhöhte Miete veranschlagt. Dies war den damaligen Entscheidungsträgern aber völlig egal und wir können froh sein, dass solche Leute heute nicht mehr in Kaiserslautern am Werk sind. 4. Charakteristika für die Stimmung auf dem Betze sind die bekannten Gassenhauer, die, wenn sie auf die gesamte Westkurve überschwappen, jedem Gästeanhang in den Ohren stehen. Wie lässt sich ein derartiges Spektakel koordinieren und welchen Platz nehmt ihr eigentlich inmitten der großen Tribüne ein? Wenn man sich in Deutschland umschaut wird man wohl feststellen, dass wir als Gruppe eine andere Philosophie verfolgen, als es die meisten Gruppen in Deutschland tun. Für uns kann die Westkurve nur über eben jene Gassenhauer oder Schlachtrufe funktionieren und eine ohrenbetäubende Lautstärke erreichen. Melodische Gesänge hingegen werden von der Kurve
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erst angenommen, wenn man mal mit 2-3 Toren in Führung liegt und das Spiel quasi schon entschieden ist. Zwar gibt es hier in Kaiserslautern auch unterschiedliche Ansichten, was auch für die Vielfältigkeit einer Kurve spricht und das gute Recht der Gruppen ist, doch schafft man es gut sich hierbei zu arrangieren. Zur Koordination setzen wir eine Megafonanlage ein, bei der wir Wert darauf legen, dass sie auch wirklich zum koordinieren und weniger zum intonieren von Gesängen verwendet wird, was Sascha auch sehr gut an der Anlage macht. Parallel zur Anschaffung 2006 entschieden wir uns auch in die Mitte der Kurve zu wechseln, wo wir mittlerweile einen Stimmungsblock aufbauen konnten, welcher es ständig schafft die Position zu nutzen und immer wieder Gesänge anstimmt. Zu dieser Saison ist das Pfalz Inferno (PI) auch ,,hoch´´ gewechselt und steht neben uns, zur nächsten Saison soll Frenetic Youth (FY) folgen, sodass im Herzen der Kurve ein großes Stimmungszentrum entsteht.
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5. Thema Vereinspolitik: Was sich innerhalb unserer Szene nicht ganz einfach aufschlüsseln lässt, läuft bei euch in etwa wie? Welche Lager gibt es, über welches Organ- welches Sprachrohr verschaffen sich eure vereinspolitischen Anliegen Gehör? Verschiedene Lager gibt es eigentlich nicht, da in der Regel alle an einem Strang ziehen. So äußern wir Angelegenheiten gegenüber dem Vorstand in der Regel geschlossen als Szene mit den anderen aktiven Gruppen. Daneben gibt es die Fanbetreuung, welche mit Timo und Christoph zwei Leute bilden, die früherselbst in der GL waren und daher ein gutes Gespühr für die Fanszene haben, die Fanvertretung, welche von den Fans selbst gewählt wird und sich unter anderem für die Organisation der Sonderzüge verantwortlich zeigt, oder die ,,Perspektive FCK´´, welche sich aus FCK Fans zusammensetzt die sich vornehmlich Vereinspolitisch engagieren und erst vor kurzem einen neuen Satzungsentwurf eingereicht haben. Das Fanprojekt hingegen konnte sich in all den Jahren nicht etablieren. Alles in allem kann man sagen, dass es in Kaiserslautern einen guten Dialog
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zwischen Verein und Fans gibt, auch wenn das ganze durch das Abstimmverhalten am 12.12 sehr getrübt wurde. 6. Auch ihr habt euch an den Protesten rund um das DFLSicherheitspapier beteiligt. Wie erging es euch hierbei und was war die Spitze eures Protestes? Der 12:12 Protest wurde in Kaiserslautern dank der großflächigen Aufklärungsarbeit sehr gut angenommen, zugegebenermaßen spielte uns da auch der Mittwochstermin als einziges Heimspiel während des Protestes in die Karten. Auswärts funktionierte es auch, wobei wir in Berlin sogar Freitags Abends gemeinsam mit den Fans vom FC Union auf die Straße gingen und demonstrierten. Vom Verein wurde nicht der Kontakt zu den Fans gesucht, nur umgekehrt war es der Fall. Am 12.12 dann kam das, womit leider zu rechnen war, allerdings war man doch vom Abstimmverhalten des eigenen Vereins schwer enttäuscht, dass noch am selben Abend szeneintern beschlossen wurde, beim Heimspiel gegen Aalen, welches schon zwei Tage später auf dem Programm stand, einen Stimmungsboykott über 90 Minuten
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durchzuführen. Zwar stellten sich kleine Teile der Kurve gegen den Boykott, dennoch konnte man auch hier ein klares Zeichen setzen, dass man vom eigenen Verein schwer enttäuscht war. Es hangen nur 2-3 Zaunfahnen (allesamt falschrum), während die Zaunfahnenplätze der Westkurve mit schwarzer Folie abgedeckt waren, sodass über die kompletten 90 weder akustisch noch optisch von Stimmung die Rede sein konnte. Natürlich wussten wir, dass wir mit dieser Maßnahme auch bei Fans auf Unmut stoßen würden, doch konnte keiner von uns zum Tagesgeschäft übergehen. Viele Fans gingen an diesem Freitag Abend erst gar nicht ins Stadion, der spärliche Anhang aus Aalen, der sich am 90 Minütigen Boykott beteiligte, tat sein übriges. 7. Mal ehrlich: Wie kommt man mit dem Schicksal klar, jedes Heimspiel aufs Neue das höchst gelegene Stadion der Republik zu erklimmen?
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Hierbei gibt es in unserer Gruppe zwei Lager: Während die eine Hälfte seit Jahren einen Shuttelservice von den Kneipen am Bahnhof zum Stadion fordert, würde sich die andere Hälfte schon mit einer Rolltreppe den Berg hoch begnügen. Spaß beiseite: Damit kommt man gut zurecht, schließlich überragt das Stadion ja so auch die Stadt und prägt das Stadtbild, was in dieser Form wohl einzigartig in Deutschland ist. 8. Zum Schluss noch zwei simple Fragen: Euer Tipp für den heutigen Abend? Und: Am Ende der Saison steht ihr wo? Ein 1:0 Sieg für uns wie bei unserem letzten Gastspiel bei euch würde uns schon genügen Am Ende steigen wir dann hoffentlich wieder in die 1. Bundesliga auf - was sonst!
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Worte an die Kurve
Die einen bevorzugen den Klassiker aus Wolle, anderen ist der moderne aus „Seide“ lieber. Die einen mögen es schlicht gestreift, die anderen tragen eine Aufschrift durch die Stadien der Republik. Die einen geben sich mit einem Exemplar um den Hals zufrieden, die anderen versuchen soviel wie möglich am eigenen Körper unterzubringen. Die einen erwerben ihn bei diversen Fangruppen, andere machen sich selbst Gedanken und kreieren ihren eigenen. Die einen gehen in den Fanshop, was nach dem Verkauf der Fanartikel GmbH einen sehr faden Beigeschmack hat und andere wiederum gehen zum Verkäufer an der U-Bahn Haltestelle Fröttmaning. Die Rede ist natürlich vom Fanschal. Es ist schön zu sehen das fast ein jeder der im Block 130/131 steht einen Schal dabei hat und das soll auch gar nicht unser Kritikpunkt sein, was aber seit einiger Zeit vielen aktiven Fans in unserer Fankurve ein Dorn im Auge ist, ist die zunehmende Anzahl an Schals vom vorher genannten Verkäufer an der U-Bahn Haltestelle. „Warum das?“ werden sich jetzt vielleicht einige von euch fragen. Dafür gibt es mehrere Gründe, zum
einen ist der Verkaufsstand den ihr bei jedem „Heimspiel“ unserer Löwen seht auch bei Spielen der Roten aufgebaut, auf den ersten Blick vielleicht gar kein so großes Problem aber wenn man genauer hinschaut erkannt man sogar die selben Schals wie bei Sechz‘ger Spielen, die sich nur dadurch unterscheiden, das die Farbe eine andere ist. Bei so manchem T-Shirt oder Pullover von diesem Stand ist noch nicht einmal das der Fall. Wer sich den ganzen Wahnsinn einmal online zu Gemüte führen will sollte sich zum Beispiel auf der Seite „black-dragon-king-fanware. com“ umschauen. Unzählige Schals zu diversen Bundesliga Clubs die sich nur durch Kleinigkeiten unterscheiden. Stellt euch also mal vor ihr seid mit den öffentlich Verkehrsmitteln unterwegs zum Derby oder einem anderen Spiel und euch gegenüber sitzen gegnerische Fans mit dem selben Schal, oder gar 1 zu 1 dem selben Pulli. Wie würdet ihr euch in diesem Moment fühlen? Und als wäre das nicht das einzige Problem steht auf einigen Schals auch noch HOOLIGANS oder gar ULTRAS geschrieben. Ob ihr euch als solches definieren wollt oder
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einfach nur Löwenfan sein wollt ist im Grunde genommen gar nicht unser Bier. Jedoch stellt sich die Frage ob sich eine subkulturelle Bewegung die sich in ihrem weitverbreiteten Selbstverständnis gegen Kommerz ausspricht, mit dieser unkreativen, lediglich auf Gewinn ausgerichtete Art von Fanartikelverkauf unter einen Hut bringen lässt. Unserer Ansicht nach ganz klar NEIN! Wir wollen euch nicht vorschreiben was ihr zu tun und lassen habt, jedoch würden wir uns wünschen, dass ein jeder der sich als Sechzgerfan sieht ein
wenig Gedanken macht, bei wem er seinen Schal erwirbt und wen er damit unterstützt. Unsere Gruppe freut sich auf jeden Fall über jeden bei uns gekauften Schal und wenn ihr an die Choreos und Fahnen in unserer Kurve denkt, könnt ihr sicher sein, dass jeder Euro wieder auf irgendeinem Weg der Fanszene zu Gute kommt.
IMPreSSuM ZuGaBe der Giasinga Buam 1860 Auflage: 750 Stück Herausgeber: Szene Giesing e.V. Postfach 950273 in 81518 München Online: www.giasinga-buam.de Für Fragen, Kritik oder Anmerkungen wendet euch an: kontakt@giasinga-buam.de foerderkreis@giasinga-buam.de auswaerts@giasinga-buam.de newsletter@giasinga-buam.de shop@giasinga-buam.de blauemeute@giasinga-buam.de
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