SA / SO, 2 1./ 22. NOVEMBE R 20 0 9
Lausitzer Rundschau
Ortsporträt Deulowitz
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Elbe-Elster-Rundschau
RUNDSCHAU-Ortsrundgang in Deulowitz
Der Tagebau und die bevorstehende Abbaggerung der umliegenden Dörfer ist das Gesprächsthema Nummer Eins in Deulowitz. Ein großer Wunsch ist die Sanierung der Birkenallee.
STIMMEN
Deulowitzer schätzen die gute Luft im Ort Wilfried Pansow (67): Der Zusammenhalt und vor allem die Wohnqualität im Ort sind super. Ich bin wegen der guten Luft aus Guben hierher gezogen. Das ist ein hübsches Dorf und ich fühle mich wohl hier.
Der Tagebau ist ein Reizthema Deulowitzer fordern eine Entschädigung für den Verlust von Lebensqualität Heimat macht vor dem Ortsschild nicht halt. Deshalb sorgenn sich die Deulowitzer um ihre zukünftige Landschaft. Doch das Dorf ist gespalten. Die Hälfte ist dagegen, schätzt Gert Richter. Von Mathias Klinkmüller
Roland Weise (51):
Werner Schulz (77): Hier ha-
ben viele neu gebaut, weil es so schön ruhig ist. Dadurch kamen auch wieder junge Leute ins Dorf. Joachim Lieske (71): Jeder hilft hier dem anderen. Um den Deulowitzer See und die Kaltenborner Berge ist es schade, wenn der Bagger eines Tages kommt.
Der Tagebau spukt in den Köpfen der Deulowitzer. Erst in diesem Jahr hat der Ort beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ den dritten Platz belegt. Doch gerade um diese Zukunft machen sich viele Einwohner große Sorgen. „Wenn die Wälder verschwinden, wird die Luft auch schlechter“, ist sich Wilfried Pansow (67) sicher. Ortsvorsteher Gert Richter stellt hingegen die Frage in die Runde, wo die zukünftige Generation baden gehen wird, wenn der Deulowitzer See verschwunden ist. Es soll zwar ein neuer See entstehen, doch dies kann noch gut 100 Jahre dau-
Wir in
Deulowitz ern. „Staub, Dreck und Lärm werden unsere Wohnqualität um mindestens 50 Prozent mindern“, befüchtet Wilfried
Das Ortsporträt Der Spielplatz im Ortskern ist beliebt.
Pansow. „Auch unsere Grundstücke verlieren massiv an Wert“, ergänzt Sabine Ansorge. Deshalb fühlen sich einige Deulowitzer auch ungerecht behandelt. „Die am Tagebaurand liegenden Orte verlieren an Lebensqualität, erhalten dafür aber keinen Ausgleich“, beschwert sich Jürgen Ansorge. Auch die jungen Deulowitzer machen sich Sorgen. „Ich finde es auch doof, dass der Tagebau Atterwasch wegnimmt. Da gehe ich immer zum Chor hin“, sagt Eveline (9) die gern singt. Die Deulowitzer stehen aber noch am Anfang des Protestes. Wer für und wer gegen den Tagebau ist, wurde unter den Einwohnern noch nicht ausgemacht. „Ich schätze, dass min-
destens 50 Pozent der Deulowitzer dagegen sind“, sagt der Ortsvorsteher. Einwohner Klaus Patig sieht die Problematik eher nüchtern. „Klar, jeder
Der See wird verschwinden
hängt an seinem Grundstück. Aber jeder hängt doch auch an seiner Arbeit“, sagt der Neu-
Loch an Loch nach Guben
Schlittschuhlauf auf dem Parkteich
Die Birkenallee ist das Ärgernis der Deulowitzer
Pflegeheim unterstützt das Dorfleben
Die ersten 500 Meter der Birkenallee aus Richtung Deulowitz sind gut geteert. Die Anwohner
Loch an Loch.
Foto: FOTO-Werner
kommen so bequem zu ihren Häusern. Doch weiter scheint der Teer nicht gereicht zu haben. Bis nach Guben reiht sich Loch an Loch. Den Weg nutzen vor allem Schüler mit Rädern.. „Das ist sicherer, als an der befahrenen Cottbuser Straße entlang“, sagt der Ortsvorsteher.. Auch andere Radler und Wanderer wissen die kurze Verbindung zwischen Deulowitz und Guben zu schätzen. Aber wenn es regnet, wird die Kraterlandschaft zur ernsten Gefahr. Vor allem dann, wenn die tiefen Pfützen im Winter zufrieren, ist der Weg nicht mehr sicher, beschreibt Gert Richter die Situation. Für die Verkehrssicherheit fordert der Ortsvorsteher schnelles Handeln seitens der Stadt. Ein befestigter Radweg ist der Wunsch vieler Deulowitzer, die ihr Auto gern mal stehen lassen. kli
Der kleine Teich am Pflegeheim Pro Seniore wirkt unscheinbar. Doch im Winter friert er zu, was vor allem die Kinder freut. „Hierher gehe ich zum Schlittschuhlaufen“, sagt Eveline (9). Auch im Sommer ist der kleine Teich inmitten des Ortes ein Einod, an
dem nicht nur die Bewohner des Pflegeheimes gern verweilen. Das Pflegeheim ist Treffpunkt für viele Veranstaltungen im Ort. Vom Kinderfest bis zum großen Sommerfest arbeiten Pflegeheim und die Deulowitzer Hand in Hand. kli
Fotos: Mathias Klinkmüller
Deulowitzer. Er selbst habe bereits zweimal seine Heimat durch den Tagebau verloren. „Erst war es der Tagebau in Most, dann Bitterfeld und nun hier in Deulowitz“, sagt Patig. Trotzdem ist er kein entschiedener Gegner der Braunkohle. „Jeder will doch einen warmen Hintern haben. Windräder haben ja auch nicht viele Freunde“, gibt der Deulowitzer zu bedenken. „Wir verlieren nicht nur unsere Heimat, sondern auch die Jugend“, sagt Sabine Ansorge. Darüber hinaus befürchten die Deulowitzer, dass durch die Grundwasserabsenkung die Gärten leiden und der Tourismus durch das Fehlen des Naherholungsgebietes zusammenbricht.
Der Parkteich wird gern besucht.
Im landschaftlich idyllischen Deulowitz wird Reiten gelernt Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde gesucht werden. Die ganze Woche über bietet die Deu-
lowitzer Reitschule Reitstunden an. „Bei uns reiten schon Dreijährige“, sagt Reitlehrerin Laura
Reitstunden in Deulowitz sind gefragt.
Böhme (20). Das Kinderreiten ist beliebt. Aber auch Erwachsene scheuen sich nicht, in fortgeschrittenem Alter auf einen wackligen Sattel zu steigen. „Reitschüler über 50 sind keine Seltenheit“, sagt die Reitlehrerin. Zusammen mit Christina Hinze gibt Laura Böhme Reitstunden. Eine 45-minütige Reitstunde kostet 15 Euro. „Ich reite gerne aus“, sagt Hella (8). Doch die Reitlehrerin hat Angst vor dem Tagebau. „Die Gegend ist für tolle Ausritte ideal. Doch was bleibt von der schönen Landschaft und den Ausritten, wenn der Bagger kommt?“, fragt die Reitlehrerin. kli
RUNDSCHAU-Kontakt 岼 0180 1 22 22 10
Ausreiten ist in der Deulowitzer Umgebung beliebt/ Apfelbaum ist Preis für Zukunftsfähigkeit des Ortes Deulowitz ist klein und landschaftlich reizvoll. Ideal für Wanderer, Radfahrer und all jene, die Erholung und Ruhe abseits des stressigen Alltags suchen. Dass der Ort Potenzial hat, beweist ein unscheinbarer Apfelbaum. Dieser steht seit diesem Jahr auf der Dorfaue. Der Baum ist die Anerkennung für den 3. Platz beim Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“. Der Apfelbaum heißt Jakob Fischer. „Zwei Blüten hatte er schon. Die große Ernte wird aber noch ein paar Jahre dauern“, sagt Ortvorsteher Gert Richter. Aber Zukunftsorte haben Zeit Im Gewerbegebiet kann das
Die Stadt Guben hat seit dem 1. Juli vorigen Jahres über das Kommunalkombi-Modell zwei Mitarbeiter, die Ortschroniken erstellen. „Das sind keine Historiker, aber so werden die Geschichten gesammelt, bevor sie vergessen werden“, sagt Regina Bellack von der Stabsstelle für Ortsteile der Stadt Guben. Im Sommer kommenden Jahres soll die Deulowitzer Ortschronik fertig sein. Die zwei Mitarbeiter haben dafür nur sechs Monate Zeit. Dazu müssen sie ältere Einwohner befragen und Dokumente sichern. Der Ortsbürgermeister bekommt das erste Exemplar, verspricht Regina Bellack. kli
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DIE ANZEIGENECKE
Deulowitz hat mit dem Fließtal einfach eine schöne Lage. Ich bin viel in der Natur und reite auch gerne mal aus. Die Birkenallee müsste mal gemacht werden. Aber nicht so, dass sie zur Rennstrecke für Autos wird. Unsere Region wird für den Energiehunger geopfert. Es geht immer nur um Profit.
Deulowitz bekommt eine Ortschronik
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Deulowitz und seine Umgebung sind beliebt für Ausflüge, Erholung und Sport.