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Lausitzer Rundschau
Ortsporträt Frauwalde
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Elbe-Elster-Rundschau
NACHRICHTEN
75-jährige Feuerwehr hat kein Geld zum Feiern In diesem Jahr war die Freiwil-
Die Biogasanlage der Agrargenossenschaft „Elster-Pulsnitz“ Frauendorf steht am Ortsrand von Frauwalde und versorgt die Gewächshäuser mit Wärme.
Fotos: Jana Wieduwilt
Mit der D-Mark-Einführung in die Selbstständigkeit gestartet Volkmar Klemm betreibt einen der drei Gewerbebetriebe in Frauwalde / Agrargenossenschaft als Arbeitgeber begrüßt, doch Lärm und Staub stören Frauwalde. Es ist ein Gründungs-
datum, das kaum zu vergessen ist: Volkmar Klemm startete genau mit der Einführung der D-Mark in den neuen Bundesländern mit seiner Selbstständigkeit. Am 1. Juli 1990 begann er mit dem Aufbau seiner freien Kfz-Werkstatt. „Ich hatte keine Alternative. Heute bin ich zufrieden, so wie es gelaufen ist und läuft“, sagt der Frauwalder.
Er ist einer der drei Gewerbetreibenden, die in Frauwalde ihrem Geschäft nachgehen. Ingo Hofmann betreibt Volkmar ebenfalls eine Klemm. Kraftfahrzeugwerkstatt. Und Gastwirt Roland Klaus ist mit seinem „Dorfkrug“ allseits bekannt. Dass Grundstü-
cke auch gewerblich genutzt werden, findet Dietmar Bruntsch richtig: „Die großen Dreiseithöfe, die früher bäuerliche Wirtschaften waren, werden durch die Geschäftstätigkeit erhalten.“ Der größte Arbeitgeber in dem Dorf Frauwalde und in der Umgebung ist aber die Agrargenossenschaft „Elster-Pulsnitz“. Sie hat ihren Hauptsitz zwar im nahen Frauendorf, betreibt aber direkt
am Ortsrand Gewächshäuser, eine Biogasanlage, bewirtschaftet die umliegenden Felder und erzeugt Strom aus Sonnenenergie. So froh die Frauwalder über das landwirtschaftliche Unternehmen direkt vor der Haustür sind und so positiv die umweltfreundliche Strom- und Wärmeerzeugung gesehen wird, doch gerade das Befüllen der Biogasanlage verursacht auf den unbefestigten
Zufahrten Staub- und Lärmbelästigung für die Anwohner. Besonders betroffen seien jene, deren Gehöfte zwischen „BrummiStraße“ und dem unbefestigten Weg zur Anlage „eingeklemmt“ sind. „Es wäre schön, wenn auch der Weg zur Anlage entsprechend befestigt werden könnte“, so die Gemeindevertreter Dietmar Bruntsch und Thomas Lindemann. jw
Ein herausgeputztes Dorf
Brummis stören nicht nur die Brummochsen Von „Brummochsen“ und einer festen Gemeinschaft
Ein schmuckes und von den Fassaden her ein buntes Dorf ist Frauwalde in den vergangenen 20 Jahren geworden. Die knapp 200 Einwohner sind stolz auf ihren Ort an der Landesstraße zwischen Schraden im Elbe-Elster-Kreis und Großkmehlen.
Knapp 200 Seelen zählt Frauwalde. Doch trotz der wenigen Einwohner hat der Ort einiges vorzuweisen, was ihn zu einem ganz besonderen Dorf macht. Das Vereinsleben spielt sich zwar stärker bei den Nachbarn in Groß- und Kleinkmehlen ab, aber auch in Frauwalde gibt es viele engagierte Bürger. Die RUNDSCHAU traf sich mit einigen am Stammtisch im „Dorfkrug“ Frauwalde. Von Jana Wieduwilt
AU S D E R G E S C H I C H T E
Chefin der Kneipe am Waldrand gab Frauwalde den Namen Das Dorf wurde 1374 erstmals urkundlich erwähnt Seit vielen Jahrhunderten ist das Dorf Frauwalde eng mit Großkmehlen verbunden. Beide Orte teilen sich eine sehr lange Geschichte. Das ehemalige Rittergut, das mit dem Bau des Renaissanceschlosses in Großkmehlen entstanden ist, war Herrschaft über die „Wenigen Kmehlen“. Die „Wenigen Kmehlen“ hatten ihr Zuhause in den heutigen Ortschaften Kleinkmehlen und Frauwalde. Frauwalde muss einst von dichtem Wald umgeben gewesen sein. Daraus resultiert auch der darauf hindeutende Ortsname, zu dem Folgendes erzählt wird: Einst ha-
be am Rande des Schradenwaldes eine Schenke gestanden, deren Besitzerin eine Frau war, bei der so manch einer gern Einkehr hielt. Es war die Frau am Wald. Aus dieser Bezeichnung ist später „frawenwalda“ und „frenwalda“, das heutige Frauwalde geworden. Dies steht in der Festschrift der Gemeinde zur 800-Jahr-Feier von Großkmehlen. Erstmals ist der Ort im Jahr 1374 urkundlich erwähnt worden. Frauwalde gehörte bis 1952 zum Kreis Liebenwerda, danach zum Kreis Senftenberg. Seit 1973 ist Frauwalde nach Groß- kmehlen eingemeindet. jw
Jugendclub steht leer
Der Jugendclub in Frauwalde steht seit einiger Zeit leer. Aktive Leute werden dafür gesucht. Die Gemeinde wünsche sich die Wiederbelebung des Hauses, sagt Bürgermeister Dr. Gerd Müller-Hagen. Junge Einwohner, die Verantwortung für den Jugendclub übernehmen möchten, seien jederzeit willkommen.
Am Stammtisch kommt man schnell auf den Punkt. Es ist nicht wenig, was dem Bürgermeister Dr. Gerd Müller-Hagen sowie seinen Gemeindevertretern Dietmar Bruntsch und Thomas Lindemann auf den Nägeln brennt. Gemeinsam überlegen sie, wie die Wünsche im Ort verwirklicht werden können. Gerade die Dreiergemeinde aus Groß- und Kleinkmehlen und Frauwalde stehe im Zwiespalt, die jeweiligen Identitäten der Ortschaften zu erhalten und gleichzeitig sparsam mit den nicht üppig vorhandenen Mitteln umzugehen, beschreibt Dr. Gerd Müller-Hagen die Gratwanderung.
zeln erzählt. Thomas Lindemann ist einer derjenigen, die sich neu in Frauwalde niedergelassen haben und die neuen Häuser am nördlichen Ortsausgang bewohnen. Den Titel „Brummochsensiedlung“ habe man sich selber gegeben, einfach aus Spaß, berichtet Thomas Lindemann verschmitzt. Und weil die Frauwalder ein lustiges Völkchen sind, haben die „Neuen“ nun mal ihren Namen weg. Auch am Stammtisch wird darüber gescherzt. Die gut gemeinten Sticheleien lassen die Neu-Einwohner von Frauwalde gern über sich ergehen. Denn eigentlich freuen sich die Alteingesessenen sehr, dass die Baugrundstücke gut nachgefragt werden und keine Gehöfte leer stehen. „So wird alles bewirtschaftet, und es sieht ordentlich aus“, betont Volkmar Klemm. Darauf, dass
Klemm. Inzwischen kommt durch die Kabel digitales Fernsehen in die Haushalte, die Frauwalder sind dank ihres Gemeinschaftsgeistes auf dem neuesten Stand in Sachen Fernsehen. „Wir haben alle Schrott und Altpapier gesammelt. Aus den Erlösen konnten wir die Station vor einigen Jahren bereits auf Digital-Betrieb umrüsten“, erzählt Volkmar Klemm weiter. Natürlich ist auch in Frauwalde nicht alles in Ordnung. Und ein Stammtisch wäre keiner, wenn nicht auch Probleme zur Sprache kämen. Die stark befahrene Straße mit rund 1000 durchfahrenden Lastwagen am Tag ist ein ewiges Ärgernis für die Einwohner. „Es ist schon eine ziemliche Belastung. Vor allem sind die vielen Lkw, deren Fahrer sich die Autobahnmaut sparen und über Land fahren, Stress
Kriegerdenkmal soll erhalten werden Wie in fast jedem Ort erinnert auch in Frauwalde ein Kriegerdenkmal an die Gefallenen aus dem Ersten Weltkrieg. Einst waren auf dem Obelisk alle Namen von den ums Leben gekommenen Frauwalder Bürgern eingemeißelt. Diese Namenszüge sind nach den vielen Jahrzehnten nicht mehr erkennbar. Deshalb soll das Kriegerdenkmal neu gestaltet und um zwei Tafeln für die Gefallenen aus dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg ergänzt werden, lautet der Wunsch in Frauwalde.
Windschutzhecke fehlt im Osten von Frauwalde Anfang der 90er-Jahre sind auch in Frauwalde Hecken gepflanzt worden, um die weitgehend ausgeräumte und monotone Agrarlandschaft aufzuwerten und der zunehmenden Bodenerosion vorzubeugen. Heute sind die Hecken, die einst im Westen des Dorfes angelegt worden waren, gut angewachsen. Doch auf der östlichen Seite des Dorfes fehlt solch ein Windschutz ganz. „An windigen Tagen kann man zusehen, wie die gute Erde davongetragen wird“, sagt Dietmar Bruntsch. „Schön wäre, wenn diese Heckenpflanzung auch an der östlichen Ortsgrenze fortgesetzt werden könnte.“ Ganz abgesehen vom Umweltaspekt – die Hecken würden das Ortsbild noch ein Stück mehr verschönern, sagt der Gemeindevertreter.
Es fehlt ein Radweg nach Großthiemig
Ein farbenfrohes Dorf Doch über eines sind sich die Frauwalder einig: „Es ist eine gute Wohnqualität hier im Ort, es hat sich viel getan.“ Das bestätigt auch Manfred Götze, der Älteste in der Runde und ein Frauwalder Urgestein. Stolz sind sie alle, dass aus dem grauen Landwirtschaftsdorf heute ein sehr farbenfroher und gepflegter Ort geworden ist. Alle Medien sind erneuert, es ist viel privat in die Gebäude investiert worden. Die Struktur bleibe nun mal so, wie sie ist – ein lang gezogenes Straßendorf. Abseits der viel befahrenen Hauptstraße, hinter den Gehöften, herrscht landschaftliche Idylle. Weite Wiesen, Felder und der Blick auf die Kmehlener Berge verlocken auch so manchen Fremden, in Frauwalde zu investieren und sich ein Eigenheim zu errichten. Auf diese Weise entstand beispielsweise die „Brummochsensiedlung“ oder auch der „Wohn- und Vergnügungspark“ FrauwaldeNord, wie Dietmar Bruntsch mit einem breiten Schmun-
lige Feuerwehr Frauwalde 75 Jahre alt geworden. Doch die Party haben die Kameraden um Falk Kunisch erst einmal auf Eis gelegt. „Leider, denn die finanziellen Mittel, die wir derzeit haben, reichen nicht aus, um eine würdige Feier zu organisieren“, bedauert der Ortswehrführer. Vorbei sind die Zeiten, als die Kameraden der Wehr noch große Dorffeste organisierten und den ganzen Ort sowie viele Auswärtige auf die Beine brachten. „Die Kosten sind zu hoch und die Beteiligung zu gering“, begründet Falk Kunisch. Nun hofft er, dass es im nächsten Jahr mit einer großen „Nachfeier“ des runden Geburtstages der Wehr klappt.
Ein Gespräch am Stammtisch in Frauwalde. Mit dabei sind (v. l) Falk Kunisch, Manfred Götze, Dietmar Bruntsch, Dr. Gerd Müller-Hagen, Volkmar Klemm und Thomas Lindemann.
Baugrundstücke noch vorhanden und Neuzugänge stets erwünscht sind, weist Dietmar Bruntsch ausdrücklich hin. Eines funktioniert sehr gut. „Die Dorfgemeinschaft hält zusammen“, sagt Volkmar Klemm. Er erklärt es am Beispiel der nach wie vor vom Dorf betriebenen Gemeinschaftsantennenanlage: 1990 begannen die Frauwalder, unter anderem Harald Monse, „unter großen Schwierigkeiten“ gemeinsam eine Antenne und die dazugehörige Verkabelung zu allen Gehöften im Dorf zu verlegen. „Alle packten mit an, wir haben selbst die Kabelgräben geschachtet und die Leitungen verlegt“, so Volkmar
für die Anwohner“, moniert Dr. Gerd-Müller Hagen. Obwohl die Straße und vor allem die Gehwege erneuert worden sind und alles auch von den Bewohnern gepflegt wird, ist die Durchgangsstraße mit den schnellen Brummis nicht nur gefährlich, sondern auch laut. Immerhin hoffen Gemeindevertreter und Frauwalder auf eine Lösung beim Ausbau der Bundesstraße 169, die „hoffentlich die Mautumfahrung“ berücksichtigt. Und sie wollen sich für verkehrsberuhigende Elemente am Ortseinund -ausgang einsetzen. „Eine Mittelinsel wäre schön, ebenso wie ein Kreisel an der Kreuzung zur L 69“, so der Tenor.
Weite Wiesen umgeben das Straßendorf Frauwalde im Südwesten des Landkreises. Doch die Verbindungen für die Unmotorisierten sind nicht so gut, denn es fehlen die Radwege. Vor allem die Verbindung nach Großthiemig in den benachbarten Elbe-Elster-Landkreis würde die Lebensqualität noch erhöhen. jw
Brummis nerven
Über den zunehmenden Lkw-Verkehr ärgert sich der gesamte Süden des Landkreises. Auch die Frauwalder freuen sich nicht gerade darüber, dass die Autobahnund damit die Mautflüchtlinge durch das Dorf donnern.