SA / SO, 24 ./ 25. OKTOBER 20 0 9
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RUNDSCHAU-Umfrage zum Leben der Menschen in Gallinchen
Nachwuchs in Gallinchen stets willkommen Eigenheimsiedlungen vergrößern Ortsteil am Rande von Cottbus Gallinchen hat mit seiner Lage am Rande von Cottbus in den vergangenen Jahren Zuwachs durch neue Einwohner erfahren. „Wir zählen gegenwärtig 2629 Einwohner“, sagt Ortsvorsteher Wolfram Fritz stolz. Von Adelheid Floß
Wir in
Gallinchen Mit dem Eigenheimbau in Gallinchen haben sich viele junge Familien angesiedelt. Der seit 60 Jahren im Ort bestehende Kindergarten bleibe nach wie vor eine gefragte Betreuungsstätte, sagt Leiterin Irene Konzack. Das ehemalige Gutsge-
bäude am Friedensplatz ist das Domizil der Kinder seit sechs Jahrzehnten und trägt seit Juni 2001 den Namen „Am Storchennest“. Inzwischen hat sich einiges verändert. Der neue Spielplatz ist der ganze Stolz, der mit Unterstützung von Vattenfall in diesem Jahr umgestaltet worden ist. „Seit Donnerstag haben wir als Ergänzung einen Rollrasen von unserem Träger bekommen“, sagt die Leiterin. „Für das gesunde Heranwachsen von Kindern hat das Erleben in der Natur eine elementare Bedeutung. Die neuen Spielund Verweilbereiche auf unserem Gelände fördern Kreativität, Motorik und Sinneswahrnehmung der Kinder.“ Der jungen Generation ein schönes Umfeld zu bieten, ist auch Ziel des Ortsbeirates. Beim Rundgang verweist Ortsvorsteher Fritz auf den neuen
Ein neuer Spielplatz ist in Gallinchen am Ameisenweg entstanden.
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Das Ortsporträt wird präsentiert von
Friedhofsgelände im neuen Glanz Gallinchen. Die Friedhofsanlage
von Gallinchen hat sich in den vergangenen Wochen zum Positiven verändert. „Es wurden die Wege gepflastert und eine kleine Mauer gezogen, damit nicht mehr das Regenwasser über die Gräber läuft“, berichtet Ortsvorsteher Wolfram Fritz. Mit den neu errichteten Wasserentnahmestellen ist Fritz noch nicht ganz zufrieden. „Die Hähne tropfen ständig“, sagt er. Über eine Lösung würde er sich sehr freuen. Traurig stimme ihn, dass der Müll in den bereitstehenden Containern nicht ordnungsgemäß getrennt werde. Die Folge sei, dass die Entsorgung mehr Geld koste und die Kosten später auf die Bürger umgelegt werden müssten. Gemeindearbeiter hätten früher für Ordnung gesorgt, diese gebe es aber nicht mehr. Entlang des Hauptweges des Friedhofes sollen noch Koniferen gepflanzt werden. Drei gepflasterte Parkplätze sind am Ameisenplatz entstanden. Der Hinweis eines Bürgers, ein Hinweisschild zum Parkplatz am Haupteingang anzubringen, wurde von Fritz entgegengenommen. afl
Neuer Weg des Friedhofes.
Die Kinder der Kita „Am Storchennest“ sind vom Rollrasen begeistert.
Spielplatz am Ameisenweg. „Das ist der Vierte im Ort.“ Eine Schaukel und ein Klettergerüst sind dort aufgestellt worden. Eine Bereicherung für den Ort ist der neue Sportpark, der in diesem Sommer von einem privaten Betreiberehepaar an der Tennishalle für Besucher offen steht. „Uns fehlt eine vernünftige Anbindung des öffentlichen Nahverkehrs an die Stadt bis in die Nacht hinein“, sagt Sportpark-Mitarbeiter Thomas Ludwig. Firmen hätten sich zu Betriebssportfesten angemeldet. 500 bis 1000 Leute kämen da bei Sport und Spiel zusam-
men. Viele Leute wollten jedoch nicht mit dem Pkw zum Feiern kommen. „Bis jetzt sind wir mit einem Pendelverkehr eingesprungen“, so Ludwig. Ortsvorsteher Fritz setzt in diesem Zusammenhang auf die Unterstützung der Kommune. „Die Verkehrsplanung ist gerade in Arbeit“, sagt der stellvertretende Ortsvorsteher Dietmar Schulz. Um das Leben in Gallinchen an einem zentralen Ort zu binden, soll der Friedensplatz zum Ortsmittelpunkt entwickelt werden. Der Umbau der in unmittelbarer Nähe befindlichen
Fotos: Adelheid Floß
alten Schule ist vorgesehen, wobei das kleine Museum erhalten bleibt. Saniert werden soll auch das Gutshaus. „Die ersten Absprachen für die Sanierung des Daches des Schlosses sind getroffen worden“, erklärt Fritz. „Wir hoffen, dass die Außenfassade dann auch bald in Angriff genommen wird.“ Mit 254 Gewerbetreibenden, die laut Fritz Ende 2008 in Gallinchen gezählt worden sind, entwickeln sich der Handel und das Handwerk kontinuierlich. Auf eine 200 Jahre alte Vereinsgeschichte kann der Ort zudem verweisen.
Gegen Kahlschlag der Waldgebiete Hinweise und Bedenken der Gallinchener entgegen genommen Gallinchen. Beim Ortstreff der RUNDSCHAU mit den Bürgern von Gallinchen erzählen die Einwohner, was ihnen unter den Nägeln brennt. Bewohner Ulrich Noack sieht voller Skepsis auf die Entwicklung der Wohnungsbaugebiete in Gallinchen. „Die Waldflächen sollten erhalten bleiben“, sagt er. Dabei bezieht er sich insbesondere auf das Gebiet Eichengrund. Anfragen seinerseits beim Planungsamt der Stadt Cottbus hätten ergeben, dass es sich hier um ein 34-Gebiet handle. Das bedeute, dass in solchen Gebieten gemäß § 34 BauGB gebaut werden könne, wenn sich das Projekt in Bezug auf Bauweise, Nutzung und Grundstücksfläche in die Umgebung einfügt. „Wir drängen auf diese Weise die Natur nach draußen“, warnt Noack. Ortsvorsteher Fritz weist in diesem Zusammenhang auf ein Problem
hin. „Wir brauchen einen Ortsentwicklungsplan.“ Das große Ziel, das seitens des Ortsbeitrates angestrebt werde, sei eine straßenbegleitendende Bebauung in Gallinchen. Die Zustimmung bei
Baumaßnahmen gebe der Ortsbeirat, betont Fritz. Gleichzeitig verweist er darauf, dass bei privaten Waldflächen der Besitzer entscheide, was geschehe. Wolfgang Nikolai berichtet von
Ulrich Noack (re.) verweist auf die Abholzung von Wald in Gallinchen.
einem privaten Gelände an den Spreewiesen, das seit DDR_Zeiten schon für Ärgernis sorgt, sich jedoch nichts ändert. „Das ist ein Seuchenherd“, so Nikolai. Ursache sei die dortige Tierhaltung. Er könne nicht verstehen, warum hier nicht Einhalt geboten wird. Grundstücke mit „Messi-Verdacht“, wie in der Hauptstraße 17, könnten nur über das Ordnungsamt der Stadt Cottbus bearbeitet werden, sagt der Ortsvorsteher. Unterstützung der Stadt Cottbus ist laut Fritz ebenso nötig bei den parkenden Autos in den neuen Wohngebieten. „Viele haben Garagen und nutzen diese nicht.“ An verschiedenen Stellen versperrten die Fahrzeuge Zufahrten, die im Notfall gebraucht werden. Eine Beschilderung und regelmäßige Kontrollen könnten nach seinen Worten dagegen helfen. Adelheid Floß
Illegale Müllentsorgung in der Kritik
Inge Donath (68): „Ich fühle mich in meinem Haus nicht mehr wohl. Durch die Erschütterungen der vielen LKW vibriert alles. Die B 97 ist eine Katastrophe. Seit dem Straßenausbau 2005 ist der Straßenlärm noch schlimmer geworden. Der wilde Parkplatz an der Autobahnauffahrt ist ein Schandfleck. Ebenso das leer stehende Möbelhaus. Dieses verfällt, und vor der Einfahrt wird immer mehr Müll abgeladen. Schade, dass sich für ein solches Gebäude kein Nachnutzer findet. In Gallinchen fühle ich mich aber sonst wohl. Beim letzten Dorffest war Achim Mentzel da. Wir haben schöne Feste, und der Dorfklub ist engagiert.“ Barbara Klischat (60): „Ich wohne hier schon mein ganzes Leben. Vor allem der neue Friedhof ist einsame Spitze. Der ist echt schön geworden. Auch der neue Spielplatz ist toll. Schade finde ich, dass man am Wochenende fast gar nicht mehr in die Stadt gelangt. Es fahren zu wenig Busse. Würde gerne öfters mal nach Cottbus fahren. Und die Autos stauen sich. Ich habe das Gefühl, der Bürgersteig wird am Wochenende in Gallinchen hochgeklappt. Mein Wunsch wäre eine Umgehungsstraße. Früher war es hier viel ruhiger. Der Straßenlärm ist ärgerlich.“ Werner Siegfried (74): „Ich fühle mich wohl in Gallinchen und kann nicht meckern. Es gibt hier alles, was ich brauche. Viele Geschäfte und Lokale. Auch die Busverbindung vor der Tür ist angenehm. Im Imbiss um die Ecke kann ich Eisbein essen. Im Dorf ist man auch als Rentner gut versorgt. Die Menschen im Ort halten zusammen. Ich bin zwar nicht mehr so mobil, aber die Senioren treffen sich regelmäßig und unternehmen Ausflüge. Loben möchte ich die Friedhofgestaltung. Der sieht jetzt richtig schön aus.“ Marina Frühling (51): „Ich wünschte mir mehr Sauberkeit in den Seitenstraßen. Auch die Gehwege sind teilweise sehr verwachsen. Wichtig ist aber vor allem eine Umgehungsstraße für den Ort. Es ist hier sehr laut. Der LKWLärm ist belastend.“ kli
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Fehlende Gemeindearbeiter erschweren die Kontrollen Gallinchen. Fensterrahmen, Staubsauger, Matratzen, Reifen, Kissen, Glas und diverse Müllsäcke bilden einen Müllberg hinter dem Gelände der ehemaligen „Möbelwelt“ in Gallinchen. Die illegale Müllentsorgung ist nicht nur dort zu finden. Auch hinter dem Gelände des Lagerplatzes neben dem neuen Sportpark kämen regelmäßig Fahrzeuge, die zwischen dem Feld- und Wiesenweg Dinge abladen, erzählt Thomas Ludwig. „Da waren sogar Waschmaschinen dabei.“ Anwohner Jürgen Kaffka beklagt, dass im Bereich Feldweg zwar die Straße gereinigt werde, aber das Gras ziemlich hoch wachse. „Da muss man sich schämen“, betont er. Ein weiterer Stein des Anstoßes, der beim Rundgang zur Sprache kommt, ist die Ablagerung von Ästen und Grünschnitt. Besonders stark sei das zwischen Autobahn und Eichengrund zu beobachten. Auf die Frage, ob Äs-
Illegale Müllhalde.
te noch verbrannt werden können, sagt Wolfram Fritz: „Darüber werden wir in einem Aushang informieren. Auch die Sprechstunden, die jeden Donnerstag im Schloss stattfinden, können die Bürger nutzen, um Fragen und Probleme loszuwerden.“ Zu Kritiken, die den Unrat auf dem Gelände des Baggerlochs betreffen, erklärt Dieter Schulz: „Das Gelände befindet sich in Pri-
vatbesitz.“ Da habe das Ordnungsamt keine Handhabe. Für Ortsvorsteher Wolfram Fritz ist das Thema Müll nichts Neues, der Zustand in Gallinchen sei ihm bekannt. Mit eigenen Kräften aus dem Ortsteil könnten diese Probleme jedoch nicht gelöst werden. „Früher ist der Gemeindearbeiter regelmäßig unterwegs gewesen.“ Diese Stelle sei gestrichen worden. „Jetzt ist die Arbeit auf uns zugekommen.“ Er selbst kümmere sich schon um das Ablesen der Zähler für Heizung und Wasser, betont er. Das Ordnungsamt sei bezüglich der illegalen Entsorgungen in Gallinchen zuständig. „Die Mitarbeiter sollten wenigstens einen Tag mal hierher kommen.“ Bezüglich des Geländes der ehemaligen „Wohnwelt“ erklärt Fritz, dass sich Interessenten für eine Bewirtschaftung gemeldet haben. Mehr wolle er dazu aber nicht sagen. Adelheid Floß
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