LAUITZER RUNDSCHAU Sonderbeilage - Kammerempfang

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Zehn Jahre Vestas: Wie sich der Rotorblatthersteller am Standort Seite 11 Lauchhammer etabliert hat

BER in Schönefeld: Am 3. Juni 2012 beginnt in Berlin-Brandenburg ein neues Flughafen-Zeitalter Seiten 6 & 7

Generationswechsel: Sandra Lebedies übernimmt Vaters Seite 3 Handwerksbetrieb

Z E I T U N G F Ü R B R A N D E N B U RG U N A B H Ä N G I G E TA G E S Z E I T U N G

D IEN STA G, 10 . JAN UA R 201 2

Editorial

Johannes M. Fischer

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

Kammern fordern die Politik heraus Viel Optimismus und Streit um Gesetze – Neujahrsempfang der Kammern Brandenburgs in der Cottbuser Stadthalle „Horizonte 2012“ – unter diesem Motto laden Br andenburgs Kammern heute zum Neujahr sempfang in die C ottbuser Stadthalle. Ein Anlass, das Jahr 20 11 Revue passieren zu lassen. Ein bemerkenswert erfolgreiches Jahr, in dem es viel K onsens, aber auch Dissens zwischen Wirtschaft und Politik gegeben hat. Von Christian Taubert

Cottbus. Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) spart in seinem Rückblick auf 2011 die „heißen“ Themen Vergabegesetz und Gesetz zur Kommunalen Da-

seinsvorsorge nicht aus. Für ihn und die rot-rote Landesregierung in Potsdam sind damit Instrumente in Gang gesetzt worden, die einerseits Billiglöhne bekämpfen und andererseits den Kommunen einen größeren Spielraum für wirtschaftliche Betätigung einräumen sollen. „Wir haben am Ende nicht durchgängig einen Kompromiss gefunden“, beschreibt der Regierungschef den Dissens zwischen Politik und Wirtschaft, der nach langen Debatten geblieben ist. Während Platzeck auf viel weitergehende Gesetze zur kommunalen Daseinsvorsorge in den al-

ten Bundesländern verweist, sehen Brandenburgs Kammern und Wirtschaftsverbände nahezu einhellig eine Ausweitung der Staatswirtschaft mit schwer abzuschätzenden Folgen. Hier würden der Wirtschaft und dem Handwerk Aufträge entzogen, ist die große Sorge. Deshalb hat es der Präsident der Cottbuser Industrie- und Handelskammer, Klaus Aha, mit auf die Agenda für 2012 gesetzt, weiter die Auseinandersetzung mit der Landespolitik über dieses umstrittene Gesetz zu führen und auf Nachbesserungen zu drängen. Für die IHK gehöre dies

18,7

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Angaben in Prozent aller zivilen Erwerbspersonen 17,3 17,0

Brandenburg

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Neue Bundesländer

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Alte Bundesländer

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Mrd. Euro (jeweilige Preise) 46,9 46,6 45,9 45,0

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Quelle: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg, Foto: obs

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10 0 2000

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Bestnote von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM): Die Arbeitslosenquote in Brandenburg sank im Zeitraum von 2007 bis 2010 um 3,6 Prozentpunkte; im Bundesdurchschnitt nur um 1,3 Prozentpunkte. Im INSM-Ranking brachte das dem Land Platz 2.

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Ihr Johannes M. Fischer, Chefredakteur AUS D E M IN HALT .................................

Quelle: Bundesagentur für Arbeit Foto: dpa/Grafiken: Neumann/lr

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ge Entwicklung. Grund für diese Einschätzung sind vor allem geringere Schulden, weniger Arbeitslose und die Entwicklung des verfügbaren Einkommens je Einwohner. Laut INSM entwickelt sich die Wirtschaft in Brandenburg seit 2007 so stark wie in keinem anderen Bundesland. Der Neujahrsempfang der Kammern gibt damit Anlass zu Optimismus in die weitere Entwicklung. Nicht zuletzt, weil mit dem Flughafen Berlin Brandenburg am 3. Juni 2012 ein Mammutprojekt an den Start geht, von dem der Süden Brandenburgs erheblich profitieren soll.

BRUTTOINLANDSPRODUKT

ARBEITSLOSENQUOTE

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ebenso zu den wirtschafts- und mittelstandsfreundlichen Rahmenbedingungen wie gute Straßen und Schienenanbindungen oder der Ausbau einer leistungsfähigen Wissenschafts- und Forschungslandschaft in der Region. Einig sind sich Politik und Wirtschaft, dass trotz schwierigem Umfeld mit Finanz- und Bankenkrise der Kurs gehalten wurde. Im wissenschaftlichen Bundesländerranking 2011 bescheinigt die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) dem Land Brandenburg die größte Dynamik aller Bundesländer und eine insgesamt mustergülti-

als in den ersten Minuten des neuen Jahres die Raketen flogen, war das ein Startsignal. Symbolisch haben wir das Lebens- und Arbeitsprogramm auf null gestellt. Alles fängt von vorne an, ab sofort werde ich… Die Strapazen der Silvesternacht liegen hinter uns, inzwischen haben wir uns gesammelt, und den guten Vorsätzen folgen die ersten Taten. Die Ärmel hochgekrempelt, erleben wir auch heute Abend ein Startsignal ins neue Jahr, doch mit deutlich höherer Verbindlichkeit als in der Silvesternacht. Es wird ernst. Der Neujahrsempfang der Kammern ist so ein Abend, an dem Glück geschmiedet wird. Der die Gelegenheit bietet, das Schlechte des vergangenen Jahres zu vertreiben und das Gute heraufzubeschwören. Die Kammern und ihre Mitglieder werden das soziale und wirtschaftliche Zusammenleben der Brandenburger auch 2012 maßgeblich prägen. Ein besonderes Ereignis wie dieser Neujahrsempfang benötigt aus Journalistensicht eine besondere Darstellungsform. Diesem alten Grundsatz folgend hat sich das Medienhaus für die Königsform einer Sonderausgabe entschieden. Werfen Sie in dieser Ausgabe einen Blick in das Innenleben der Kammern, informieren Sie sich über wirtschaftliche Entwicklungen und erlesen Sie sich das Miteinander von Kultur, Forschung und Wirtschaft. Entdecken Sie neue Horizonte, wie es das Motto des Empfangs nahelegt. Ich wünsche Ihnen ein glückliches und erfolgreiches Jahr 2012 und viel Vergnügen beim Lesen dieser Sonderausgabe,

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Brandenburgs Wirtschaft ist in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich gewachsen. Selbst im Krisenjahr 2009 sank das Bruttoinlandspr odukt (BIP) nur minimal. Das BIP je Einwohner stieg in den Jahren 2000 bis 2010 von 17 298 Euro auf 22 258 Euro.

쏆 Seite 3: Warum enviaMVorstandschef Giesting die Energiewende als „Operation am offenen Herzen“ bezeichnet 쏆 Seite 10: Forschung an Algen, Dächern und Energien der Zukunft – Kooperation von Hochschulen der Region mit der Wirtschaft 쏆 Seite 12: Wenn die Chemie stimmt – Wie in der BASF Schwarzheide aus der Reaktion von Kunst und Wirtschaft Neues entsteht I m I nt ernet : Sonderausgabe online: www.lr-online.de/kammern


Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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In schwierigem Umfeld Kurs halten

DI ENS TAG, 1 0. JANUAR 201 2

Lausitzer Leuchttürme

Grußwort von Matthias Platzeck (SPD), Ministerpräsident des Landes Brandenburg In Cottbus gibt es heute Einmaliges zu beobachten: Die Vertreter der Kammern des Landes – von den Architekten über die Handwerker und Händler bis hin zu den Zahnärzten – versammeln sich gemeinsam in der Lausitzmetropole, um das neue Jahr einzuläuten. Ich bin mir sicher, es wird ein guter, optimistischer Neujahrsempfang. Nicht nur, weil wir schon heute den 3. Juni fest im Blick haben, wenn unser neuer Flughafen Berlin Brandenburg an den Start geht und für unsere Region ein Stück Luftfahrtgeschichte geschrieben wird. Auch hinter uns liegt ein erfolgreiches Jahr. Die Wirtschaft ist gewachsen, die Arbeitslosigkeit weiter gesunken. Diese Entwicklung findet über unsere Landesgrenzen hinaus Beachtung. So ist Brandenburg im Dynamikranking der deutschen Bundesländer weiter vorn und zum ersten Mal von der EU als Europäische Exzellenzregion ausgezeichnet worden. Die Landesregierung tut alles, damit unser Land im neuen Jahr an die Erfolge anknüpft. Das wird nicht einfach. Das Umfeld ist schwieriger geworden. Nicht nur Unternehmer sehen die Krise um unsere gemeinsame Währung mit Sorge. Ich teile die Befürchtungen nicht weniger angesichts der Ent-

wicklungen an den Finanzmärkten. Die nächsten Monate werden zeigen, ob die Rettungsaktionen erfolgreich sind und das Vertrauen der Märkte zurückkommt. Nur so kann verhindert werden, dass die

Regierungschef Matthias Platzeck

Foto: ZB

Eurokrise noch stärker auf die Realwirtschaft durchschlägt. Die jüngsten Konjunkturumfragen stimmen optimistisch. Eine zentrale Lehre der Krise ist für mich schon jetzt, auf jeder staatlichen Ebene eine verantwortungsvolle Haushaltspolitik zu betreiben. Es hilft eben nicht, finanzielle Probleme auf Pump zu lösen.

Deshalb setzen wir mit dem aktuellen Haushalt den Konsolidierungskurs fort. Und es bleibt dabei: Ab 2014 wollen wir als Land keine neuen Schulden mehr aufnehmen. Dabei kann sich jeder darauf verlassen, dass unsere Prioritäten Bildung, Wissenschaft und Wirtschaft auch weiterhin gelten. Es gibt eine zweite große wirtschaftspolitische Herausforderung. Deutschland steht vor der Aufgabe, die Energiewende zu gestalten. Ja, es war und ist richtig, die Atomkraftnutzung zu beenden und konsequent auf den Ausbau der erneuerbaren Energien zu setzen. Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen. Die Anstrengungen beim Netzausbau sind zu verstärken, die Forschungen zu Energiespeicherung zu vervielfachen, und an der Systemintegration der Erneuerbaren muss hart gearbeitet werden. Energie muss für Bürger und Unternehmen verlässlich zur Verfügung stehen und bezahlbar bleiben. Mit unserer Energiestrategie 2030 werden wir Wege aufzeigen, wie wir dies bewältigen wollen. Dabei werden wir den Anteil der Erneuerbaren konsequent ausbauen. Als Brückentechnologie im Energiemix brauchen wir aber auch in den kommenden Jahrzehnten die Verstromung der heimischen Braunkohle. Umso mehr

bedauere ich das Versagen der Bundesregierung, die es nicht geschafft hat, ein praktikables, mehrheitsfähiges CCS-Gesetz vorzulegen. Ein herber Rückschlag für den Industriestandort Deutschland und den Klimaschutz. Gestatten Sie mir einen letzten Gedanken. Zu Beginn des Jahres sind zwei wichtige Gesetze in Kraft getreten. Beide sollen helfen, wirtschaftlichen Fortschritt mit sozialem Zusammenhalt in Brandenburg zu verbinden. Während das Vergabegesetz einen Beitrag gegen Billiglöhne leistet, wird das Gesetz zur Kommunalen Daseinsvorsorge dazu beitragen, die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Betätigung der Kommunen zu verbessern. Bei Letzterem bleiben wir zum Teil bislang deutlich hinter dem zurück, was in den alten Bundesländern seit Jahren die Regel ist. Trotzdem weiß ich, dass beide Gesetze in Teilen der Wirtschaft nicht unumstritten sind. Wir haben uns lange und intensiv mit den Kammern darüber ausgetauscht – und haben am Ende nicht durchgängig einen Kompromiss gefunden. Das ist bedauerlich und nie Ziel des Prozesses. Trotzdem bleibt solcher Diskurs notwendig. Es ist meine feste Überzeugung, dass es uns nur gemeinsam gelingt, unser Land zukunftsfähig zu gestalten.

Vestas Blades Lauchhammer. Mit diesem 44 Meter lang en Rotorblatt hat die Lausitz eine Visitenkarte vor dem Deutschen Technikmuseum in Berlin hinterlegt. Der Flügel ist eine Attraktion der Ausstellung „WindS EI T E 1 1 stärken“, die bis zum 28. F ebruar 2013 läuft.

Ganz praktische Zukunftssicherung Grußwort von Ralf Christoffers (Linke), Minister für Wirtschaft und Europaangelegenheiten des Landes Brandenburg Kurz vor Weihnachten kam die Nachricht: Für deutsche und polnische Rettungsdienste ist die Grenze keine Barriere mehr. Im Notfall wird zukünftig das nächstgelegene Krankenhaus angefahren, egal ob es nun in Polen oder Deutschland liegt. Dies ist nur ein Beispiel von vielen, wie sich die deutsch-polnischen Beziehungen in den letzten 20 Jahren verbessert haben. Gleich nach der Wiedervereinigung haben beide Seiten einen Nachbarschaftsvertrag unterzeichnet, mit dem eine politisch tragfähige Basis entstanden ist, die die Beziehungen zwischen beiden Ländern und damit auch zwischen Polen und Brandenburg zum Wohle der Bürger auf beiden Seiten einen Rahmen geschaffen hat, den es so noch nie gab. Man kann mit Fug und Recht sagen, mit dem Beitritt Polens zur Europäischen Union und der Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit sind wir politisch im Zentrum Europas angekommen. Besonders erfreulich ist, dass inzwischen viele Bürgerinnen und Bürger, Vereine und Institutionen die Beziehungen zu un-

seren polnischen Nachbarn pflegen. Viele Aktivitäten werden dabei von der Europäischen Union unterstützt. In den letzten 20 Jahren wurden 375,3 Millionen Euro

Ralf Christoffers an Fördermitteln dafür ausgegeben. Vieles wurde erreicht und vieles ist noch zu tun. Verkehrs- und touristische Angebote müssen verbessert werden, gemeinsam wollen wir unsere kulturellen Potenziale besser nutzen. Ziel ist es, die Grenzregion zu einem funktiona-

len Raum zu entwickeln. Dies ist ein Prozess, in den schon jetzt Vereine und Verbände, letztlich die Bürgerinnen und Bürger eingebunden sind. Die Vielfalt dieses Engagements zeigt sich in jedem Jahr im Mai, wenn wir die EuropaUrkunden verleihen. Brandenburg hat also seine neue alte Lage in der Mitte Europas gefunden. 20 Jahre nach der Wende haben wir nicht nur unsere Beziehungen zu unserem Nachbarn Polen nachhaltig ausgebaut. Wir stehen heute mit vielen west- und osteuropäischen Partnern in vielfältigem Kontakt. Dazu zählen Frankreich, Rumänien, Italien und die Schweiz. Verbindungen gibt es aber auch zu nordamerikanischen und asiatischen Partnern. Mit allen teilen wir nicht nur das Interesse an guten Wirtschaftskontakten. Auch bei globalen und weit über unsere Region hinausragenden Themen wie Demografie oder Fachkräftemangel finden wir zur Weiterentwicklung und Diskussion unserer Lösungsansätze wichtige Ansprechpartner. Das ist ganz praktische Zukunftssicherung. Wir werden auch künftig da-

rauf achten, dass Brandenburg im Ausland nicht nur mit seinen exportstarken Seiten wahrgenommen wird. Gerade dort, wohin es gewachsene Beziehungen gibt – wie zum Beispiel in den Ostseeraum – werden wir das gesamte Spektrum unserer Möglichkeiten etwa auch im wissenschaftlichen, touristischen oder logistischen Bereich darstellen und anbieten, um Zukunftssicherung auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Trotz aller Erfolge in der Zusammenarbeit der Regionen Europas, das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in die europäischen Institutionen hat im Zuge der Euro-Krise gelitten. Wir müssen also in der jetzt anstehenden Debatte um die Lösung der Krise darüber reden, wie wir den EuroRaum stabilisieren können. Dies wird ohne die Übertragung von Kompetenzen der Nationalstaaten an die Europäische Union nicht gelingen. Dies wird keine einfache Diskussion, doch hilft sie uns, Wege aufzuzeigen, wie die Europäische Idee neuen Schwung bekommen und das Vertrauen der Bürger zurückgewonnen werden kann.

Das Handwerk übernimmt Verantwortung für die Region

Lausitz ist von der deutschen Energiewende besonders betroffen

Ich freue mich sehr, dass der Neujahrsempfang der brandenburgischer Kammern „Horizonte 2012“ in diesem Jahr in Cottbus stattfindet. Damit können wir Südbrandenburg als wichtigen Wirtschaftsstandort im Land präsentieren. Manchmal geht diese Tatsache allzu schnell unter. Dem chinesischen Kalender

Der gemeinsame Neujahrsempfang der brandenburgischen Kammern ist für unsere Region eine ausgezeichnete Gelegenheit, sich vorzustellen und landesweit auf sich aufmerksam zu machen. Denn mit 15 einladenden Kammern ist „Horizonte 2012“ eine echte branchenübergreifende Versammlung

Grußwort von Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus nach war 2011 das Jahr des Hasen. Also ein Jahr der Ruhe, der Besinnlichkeit und des Innehaltens. Wenn dies das Jahr der Ruhe war, dann fehlt mir die Vorstellungskraft für das, was uns 2012, das Jahr des Drachens, alles bringen wird. Trotz der europäischen Krise sind die deutsche Wirtschaft und damit auch das Handwerk auf Wachstumskurs geblieben. In einem guten gesamtwirtschaftlichen Umfeld erhalten unsere Handwerksbetriebe von allen Seiten

Nachfrageimpulse. Insbesondere durch die spürbar gestiegene Binnennachfrage. Der Aufwärtstrend hat fast alle Gewerke erfasst. Entsprechend gut ist die Stimmung unter den Meistern und Inhabern. Doch wir wissen: Auch wenn sich das Handwerk als ein wichtiger Stabilisator der letzten Krise erwiesen hat, kann es sich nicht von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln. Für 2012 sind die Prognosen sehr zurückhaltend. Gerechnet wird mit einem Wirtschaftswachstum von nur noch 0,3 bis 0,6 Prozent und mit weiter steigenden Rohstoffpreisen. Sollten die Euro-Krise und die Krise der Staatsfinanzen nicht gelöst werden, könnte doch noch ein heftiges Jahr mit einem feuerspeienden Drachen daraus werden. Ich bin mir ganz sicher, dass das Handwerk auch diese Herausforderungen bestehen wird. Unsere Meister wissen, wie man einen Betrieb solide führt und auch in unruhigen Fahrwassern nicht vom Kurs abkommt. Sie liefern Qualitätsarbeit, finden individuelle Problemlösungen, sind in der Nähe der Kunden und übernehmen Verantwortung in der Region.

Grußwort von Klaus Aha, Präsident der Industrie- und Handelskammer Cottbus der brandenburgischen Gesellschaft. Hier kommen Mittelständler, Händler, Handwerker, Ärzte, Notare, Architekten, Anwälte und viele andere Berufsgruppen mit der Politik ins Gespräch. Für die IHK Cottbus ist es an einem solchen Tag besonders wichtig, auf das spezielle Profil des Wirtschaftsstandortes Südbrandenburg hinzuweisen. Grundsätzlich steht die hiesige Wirtschaft gut da. Und wir haben im Kammerbezirk mit dem Flughafen BER das größte Infrastrukturprojekt Ostdeutsch-

lands auf der Zielgeraden. Dennoch gibt es eine ganze Reihe von Herausforderungen. Die Lausitz ist von der deutschen Energiewende besonders betroffen und trägt als „Energieregion“ zugleich besondere Verantwortung für die Stromversorgung Brandenburgs, Berlins und auch ganz Deutschlands. Nicht zuletzt tritt die IHK Cottbus – gemeinsam mit den anderen Wirtschaftskammern – für wirtschafts- und mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen im Land ein. Dazu gehören die Auseinandersetzung um das umstrittene Gesetz zur kommunalen Daseinsvorsorge und das Engagement für gute Straßen und Schienenanbindungen genauso wie der Einsatz für günstige Fördermöglichkeiten auch bei abnehmenden Mitteln des Solidarpaktes II und der EU. Wichtig ist uns ebenfalls eine moderne und leistungsfähige Wissenschafts- und Forschungslandschaft in der Region. Dies ist ein angesichts der demografischen Entwicklung wichtiger Punkt für unsere Zukunftsfähigkeit. Mit diesen Anliegen im Gepäck haben wir allen Grund, das Jahr 2012 optimistisch anzugehen.

Papierfabrik Hamburger in Spremberg. Ein Mitarbeiter steht unter einer riesigen Rolle Wellpappe-Rohpapier. Das Unternehmen hat zudem Millionen Euro in den Bau eines Er satzbrennstoff-Kraftwerkes investiert.

IKMZ. Die Bibliothek der Br andenburgischen Technischen Uni prägt den Campus in Cottbus.

„Rostiger Nagel“. Die Landmarke im Lausitzer Seenland ist ein Symbol für die Lausitz nach der Kohle.

Kraftwerk Schwarze Pumpe. Das neue Vattenfall-Großkraftwerk – 1993 bis 1995 errichtet – gehört mit seinen zwei 800-Megawatt-Blöcken zu Fotos: dpa/dapd/Klein/LMBV/Behnke den modernsten in Europa.


Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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Hans-Joachim Lebedies und seine Tochter Sandra wollen noch in diesem Jahr ihre beiden Unternehmen zusammenführen. – Kreative Beratung: Sandra Lebedies (M.) bespricht mit Azubi Lisette Kruschke und RaumausFotos: Th. Seifert statter Marcel Richter den Auftrag eines Kunden.

Auf dem glatten Parkett der Unternehmensnachfolge Wie sich bei der Handwerkerfamilie von Sandra und Hans-Joachim Lebedies in Finsterwalde der Generationswechsel vollzieht Bei Handwerkerfamilie Lebedies aus Finsterwalde ist in diesem Jahr eine Fusion geplant. Parkettlegermeister Hans-Joachim Lebedies (55) will sein Unternehmen mit dem seiner Tochter Sandra Lebedies (36) zusammenführen. Die Raumausstattermeisterin soll in Zukunft einen g emeinsamen Betrieb führen. Von Thomas Seifert

Finsterwalde. „Zwei Meisterbetriebe unter einem Dach“ steht auf der Schaufensterscheibe des Ateliers und der Polsterei in der Langen Straße in Finsterwalde. Darunter stehen als Inhaber die Namen von Sandra und HansJoachim Lebedies. Seit 2004 ar-

beiten Tochter und Vater unter einem Dach und führen ihre beiden Betriebe gemeinsam. Die Zusammenarbeit ist sehr gut. Man hilft sich gegenseitig und profitiert von der Meisterschaft und den Fertigkeiten des anderen. Die größte Herausforderung, mit der sich in den kommenden Jahren viele kleine und mittlere Unternehmen in Südbrandenburg bei der Betriebsnachfolge konfrontiert sehen, hat HansJoachim Lebedies schon gemeistert. Er hat mit seiner Tochter eine passende Nachfolgerin gefunden. Schon seit einigen Jahren setzen sich beide mit dem Thema Generationswechsel in ihrer Handwerkerfamilie auseinander. So eine Nachfolgeregelung

G E N E R AT I O N SW EC H S E L B E I D E N U N T E R NEH MEN .............................................................................

쏆 Für viele Unternehmen in Südbrandenburg, die kurz nach der Wiedervereinigung gegründet wurden, steht in den nächsten Jahren ein Generationswechsel an. Bedingt durch den demografischen Wandel ist die Unternehmensnachfolge für viele kleinere und mittlere Unternehmen in Südbrandenburg zum wichtigsten Zukunftsthema geworden. 쏆 Schon in den nächsten fünf Jahren benötigen 5484 IHKUnternehmen und 1646 HwK-Unternehmen einen Firmennachfolger. In vielen Fällen übernehmen Familienmitglieder die Firma, immer häufiger sind es Mitarbeiter oder externe Personen. 쏆 Die größte Herausforderung bei der Unternehmensübergabe sehen die Unternehmen in der Suche nach einem passenden Nachfolger. Eine Unternehmensübergabe ist ein langwieriger und schwieriger Prozess und macht eine frühzeitige Planung unbedingt erforderlich. 쏆 Fachkundige Beratung zur Betriebsnachfolge finden die Unternehmen bei den Kammern in der Region.

braucht seine Zeit. Laut Hand- das Angebot, seinen Betrieb zu werkskammer sollte man fünf bis übernehmen. „Ich stellte also eizehn Jahre für einen geregelten nen Ausreiseantrag“, erinnert Generationswechsel einplanen. sich Lebedies. Letztlich entschied Es scheint der Idealfall, wenn Ju- er sich doch gegen die Ausreise. nior und Senior zusammenfin- Er kaufte in Finsterwalde ein den, wenn die Kinder für die El- Grundstück, absolvierte die Eigtern weitermachen wollen. Ver- nung zum Fußbodenleger und trauen, Rückhalt und Hilfe ma- stellte einen Gewerbeantrag, um chen ein Familienunternehmen seinen eigenen Betrieb eröffnen stark. In guten und in schlechten zu können. Zuvor musste aber Zeiten. noch viel getan werden. Das GeTrotzdem ist es bäude musste saniert wichtig, klare Verwerden. Lebedies hältnisse und einen „Wir sind musste alles, was man professionellen Umfür einen Betrieb begang miteinander zu beides nötigt, erst einmal schaffen – gerade in anschaffen, denn die Sturköpfe, Familienbetrieben. Materialbeschaffung „Wir sind beides Stur- aber nicht in der DDR war eine köpfe, aber nicht Sache für sich. „Vom nachtragend“, sagt nachtragend.“ Werkzeug über MaSandra Lebedies. Bis schinen bis hin zum Mitte dieses Jahres Sandra Lebedies Material“, erzählt soll die UnternehHans-Joachim Lebemensübergabe gedies. Am 1. Januar schafft sein. „Gerade mit Blick auf 1987 eröffnete er schließlich seidie Zukunft ist dieser Schritt rich- nen Familienbetrieb, den er seittig und wichtig“, sagt Hans-Joa- dem erfolgreich führt. chim Lebedies, der sich in ein Anfang dieses Jahres erhielt er paar Jahren in den Ruhestand be- von der HwK Cottbus als Anergeben will. „Dann ist es beruhi- kennung für seine erfolgreiche gend zu wissen, dass der Betrieb selbstständige Tätigkeit im süddurch meine Tochter weiterge- brandenburgischen Handwerk eiführt wird“, so der Meister. ne Ehrenurkunde zum 25-jähriDer gelernte Maler Hans-Joa- gen Betriebsjubiläum. chim Lebedies arbeitete zehn Bis zu 15 Angestellte beschäftigJahre in der Garantieabteilung te Hans-Joachim Lebedies in für Neubauten des Wohnungs- Spitzenzeiten. Heute haben er baukombinates und lernte dort, und seine Tochter ein Team von Bodenbeläge zu verlegen. Im Jahr etwa sechs Angestellten um sich, 1982 erhielt er von einem bekann- darunter eine Auszubildende, die ten Handwerker aus dem Westen den Beruf der Raumausstatterin

erlernt. Auch Sandra Lebedies ließ sich Anfang der 1990er-Jahre in Bielefeld in diesem Beruf ausbilden, der sehr viel handwerkliches Geschick verlangt. Denn wer sich mit der Ausstattung von Räumen beschäftigt, darf sich nicht nur auf das Dekorieren mit Möbeln, Bildern, Accessoires und Lichtanlagen sowie auf die Maßanfertigung von Gardinen und das Nähen von Tischwäsche und Kissen konzentrieren. Man muss auch die klassischen Tätigkeiten des Tapezierens beherrschen und mit Tapezierbürste, Zollstock und Wasserwaage genauso gut umgehen können wie mit Nadel, Faden und Schere. „Ein guter Raumausstatter kann

außerdem einen Polsterstuhl polstern oder aufarbeiten“, sagt Sandra Lebedies, die nach ihrem Meisterabschluss in Oldenburg zurück nach Finsterwalde ging, um 1998 ihren eigenen Betrieb zu eröffnen. „Natürlich habe ich mich gefreut, dass Sandra den Weg in die Selbstständigkeit gewagt hat“, erinnert sich HansJoachim Lebedies, der wie seine Tochter die gemeinsame Betriebsführung seit 2004 als Vorteil und Bereicherung für beide Unternehmen sieht. Vieles haben Vater und Tochter in den vergangenen Jahren gemeistert. Beide sind sich sicher: „Auch den Generationswechsel werden wir sicher aufs Parkett zaubern.“

Glückwünsche zum 25-jährigen Betriebsjubiläum kommen für Hans-Joachim Lebedies (r.) von Handwerkskammer und Bundesinnungsverband.

„Energiewende ist eine Operation am offenen Herzen“ Carl-Ernst Giesting, Vorstandschef der EnviaM, im RUNDSCHAU-Gespräch zum Umbau der Stromerzeugung und den Folgen für die Netze Für EnviaM-Vorstandschef CarlErnst Giesting ist die Energiewende eine Mammutaufgabe ohne Alternative. Er ist überz eugt, dass der Bau von Wind- und Solarparks gedrosselt werden muss, damit der Netzausbau Schritt hält und die Kosten nicht davonlaufen. Herr Giesting, Deutschland hat die Energiewende ausgerufen. Merken Sie in den regionalen Verteilnetzen von enviaM schon etwas davon? Ja, aber das schon seit Jahren. Durch die massive politische Förderung der Erneuerbaren Energien spüren wir das ganz deutlich. Wir haben schon jetzt in unserem Netz mehr aus erneuerbaren

Energien erzeugten Strom, als hier in der Region verbraucht wird. Und der Trend hält an. In Ostdeutschland wird spätestens 2020 sechsmal so viel Strom aus erneuerbaren Energien produziert, wie gebraucht wird. Damit stehen wir vor der großen Herausforderung, den überschüssigen Strom abzuleiten.

Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Quellen deutlich stärker steigt, als wir mit dem Netzausbau hinterher kommen. Dass das Licht ausgehen könnte, die Gefahr sehe ich jedoch nicht. Die Ballungsräume in Westdeutschland sind da auch schwieriger zu handhaben, als unsere Region hier im Osten.

Wie ernst ist die Situation bei enviaM Für die Über tragungsnetze, die großen Stromautobahnen, hat die Bundesnetzagentur kürzlich vor einem drohenden Zusammenbruch gewarnt, weil der Ausbau zu langsam vorangeht. ? Die gelbe Warnlampe leuchtet bei uns auch, weil die Zunahme der

Was müsste sich denn ändern, damit der Netz ausbau an Fahrt gewinnt? Wir alle, Energieversorger, Politik, Bürger, Forschungsinstitute und die Medien müssen verstehen, dass die Energiewende tatsächlich eine Mammutaufgabe ist. Und die kann nur bewältigt

darum, wechselseitig Forderungen aufzumachen. Wir müssen gemeinsam schauen, was hindert uns daran, die Energiewende umzusetzen.

Carl-Ernst Giesting. werden, wenn jeder seinen Beitrag dazu leistet. Es gibt dazu keinen Plan B. Die Energiewende muss gelingen, sonst würden wir unsere Volkswirtschaft massiv gefährden. Deshalb geht es nicht

Sie sagen, die Energie wende sei alternativlos. Wie kann enviaM diesen Prozess kreativ mitgestalten? Wie sind Teil der Lösung und nicht Teil des Problems. Die Energiewende zu bewältigen ist unsere ureigenste Aufgabe. Dazu müssen wir unser Netz so schnell wie möglich zukunftssicher machen. Das geschieht. Bis 2020 stecken wir rund 1,3 Milliarden Euro da hinein zusätzlich zu dem, was wir sowieso investieren woll-

ten. Mal sehen, ob das reicht. Haben Sie für diesen Netz ausbau die nötigen technischen Erk enntnisse oder f ehlt da noch F orschung? Sie arbeiten ja eng mit der BTU in Cottbus zusammen. Nicht nur mit der BTU. Die Energiewende ist eine Operation am offenen Herzen, in allen Bereichen. Es gibt keine Blaupause für das, was deutschlandweit gerade beim Netzumbau geschieht. Deshalb werden wir massiv Geld in Forschungsvorhaben gerade mit der BTU in Cottbus stecken. Mit Carl-Ernst Giesting sprachen Simone Wendler und Christian Taubert


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Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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Handwerk zwischen Tradition und Moderne Handwerkskammer Cottbus spürt frischen Wind ihrer Mitglieder und anhaltendes Interesse an solider Ausbildung Die Handwerkskammer Cottbus (HwK) wurde im Jahre 1953 vom Gesetzgeber als öf fentlich-rechtliche Körperschaft errichtet. Sie sorgt in ihr en modernen A usbildungsstätten in C ottbus-Gallinchen und Gr oßräschen unter anderem dafür, dass jung e Menschen aus- und Gesellen zu Handwerksmeistern weitergebildet werden. Sie nimmt hoheitliche Aufgaben wie die Führung der Handwerksrolle und die A ufsicht über die Kr eishandwerkerschaften wahr. Die HwK -Mitarbeiter beraten zudem in wir tschaftlichen, rechtlichen und technischen Fragen. Nicht zuletzt v ertritt die Handwerkskammer Cottbus auf allen Ebenen die Inter essen ihrer Mitgliedsunternehmen. 쏆 Mehr Mitglieder: Der Kammerbezirk erstreckt sich auf die vier Landkreise Dahme-Spreewald, Spree-Neiße, Oberspreewald-Lausitz sowie Elbe-Elster und auf die kreisfreie Stadt Cottbus. 10 406 Betriebe waren zum 31. Dezember 2011 bei der Handwerkskammer Cottbus eingetragen. Im Jahr 1995 waren es knapp 7300 Unternehmen. Die meisten Mitgliedsbetriebe entfallen auf den Landkreis Dahme-Spreewald (3085). Auf den Plätzen folgen Spree-Neiße (2341 Unternehmen), Elbe-Elster (1981), Oberspreewald-Lausitz (1605) sowie die kreisfreie Stadt Cottbus mit 1394 eingetragenen Unternehmen. 쏆 Kraftfahrzeugtechniker vorn: Die Hitliste der mitgliederstärksten Handwerke wird von den Kraftfahrzeugtechnikern angeführt (816). Es folgen Elektrotechniker (773) sowie Fliesen-, Platten- und Mosaikleger (727). 쏆 Lehrlinge gesucht: Ein wesentliches Standbein der HwK ist

scheidende Karrierestufe darstellt. Umso erfreulicher ist es, dass die HwK 2011 183 Meisterabsolventen zu ihrem neuen Titel gratulieren durfte.

Das Dentallabor Matthias Gür tler im Ruhlander Or tsteil Arnsdorf hat im v ergangenen Jahr die A uszeichFoto: HwK nung „Bester Ausbildungsbetrieb“ erhalten. die qualifizierte Aus- und Weiterbildung. In den vergangenen Jahren hat sich die Situation auf dem Lehrstellenmarkt radikal gewandelt. Noch nie gab es so wenige Bewerber. Die Zahl der Schulabgänger in Südbrandenburg hat sich innerhalb der vergangenen fünf Jahre nahezu halbiert. Dennoch sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz im Handwerk so gut wie nie. Denn trotz rückläufiger Bewerberzahlen bleibt

das Ausbildungsengagement der Handwerksunternehmen hoch. Insgesamt 717 Schulabgänger begannen 2011 eine Ausbildung im Handwerk. Damit verzeichnet die Kammer knapp 2050 Lehrlinge. Gut 200 Ausbildungsplätze in über 70 verschiedenen Berufen sind bereits für das laufende Jahr 2012 gemeldet. 쏆 Wahrlich meisterlich: Die meisten Meisterprüfungen im

vergangenen Jahr wurden in den Berufen Metallbauer (27), Kraftfahrzeugtechniker (25) und Installateur und Heizungsbauer (18) absolviert. Seit dem Jahr 1990 haben insgesamt 6409 Gesellinnen und Gesellen in 18 Gewerken die Meisterprüfung erfolgreich bei der Handwerkskammer Cottbus abgelegt. Damals wie heute gilt: Der Meisterbrief ist ein international anerkanntes Qualitätssiegel, das eine ent-

쏆 Gute Stimmung: Der Erholungskurs des südbrandenburgischen Handwerks hat sich in ein stabiles Wirtschaftswachstum gewandelt. Dies beweisen die Ergebnisse der zweiten Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Cottbus im Herbst vergangenen Jahres. 91 Prozent der Unternehmer beurteilten ihre Geschäftslage als gut oder zufriedenstellend. Damit scheinen die Turbulenzen der europäischen Finanzmärkte bisher keinen Einfluss auf den regionalen Mittelstand zu finden. Diese positive Tendenz spiegelt sich auch in der Umsatzentwicklung wider. So verzeichnen knapp 83 Prozent der Unternehmen steigende beziehungsweise gleichbleibende Umsätze. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Auftragsbestand. Knapp 83 Prozent der Betriebe berichten über steigende oder konstante Auftragseingänge, was wiederum ein Plus von fünf Prozent zum Vorjahr bedeutet. Treibende Kraft ist auch hier das Baugewerbe. Neben der guten Bewertung der aktuellen Lage stimmt auch der Blick in die Zukunft optimistisch. Immerhin 90 Prozent der Betriebe erwarten in den Folgemonaten eine gute oder zufriedenstellende Geschäftslage. Jedoch kann niemand prognostizieren, wie sich die Schwankungen auf den europäischen Finanzmärkten auf die Wirtschaft in Südbrandenburg auswirken werden. Bisher schafft der unsichere Euro beim Verbraucher das Bedürfnis, sein Geld für werterhaltende Dinge auszugeben.

Seit 160 Jahren Anwalt und Stimme der Wirtschaft Die Industrie- und Handelsk ammer Cottbus ist das Selbstverwaltungsorgan der Unternehmerschaft in Südbr andenburg. Vor mehr als 160 Jahren wurde sie im Jahr 1851 auf Erlass des pr eußischen Königs F riedrich Wilhelm IV. gegründet. Dies war kein königlicher Gnadenakt, sondern ordnete sich ein in den grundlegenden Erneuerungsprozess Deutschlands nach der Revolution von 1848, als das Bürg ertum vom Staat ernsthafte politische und gesellschaftliche Teilhabe forderte.

쏆 Regionale Vernetzung: Die IHK Cottbus unterstützt die regionale Vernetzung von Wertschöpfungsketten. Sie stärkt die wirtschaftliche Entwicklung der Region insgesamt und im Besonderen kleine und mittelständische Unternehmen, welche die Südbrandenburger Wirtschaftsstruktur entscheidend prägen. 쏆 Ehrenamt, das Fundament der IHK: Etwa 38 000 Mitgliedsunternehmen aus Industrie, Handel, Gastgewerbe, Dienstleistungen und Verkehr gehören der IHK Cottbus an. Aus diesem Kreis engagieren sich mehr als 1200 Personen in der Kammerarbeit – in der Vollversammlung, in Ausschüssen oder als Prüfer und Sachverständige. Ihr ehrenamtliches Engagement bildet das Fundament der IHK Cottbus.

„Für mich war 2011 ein besonderes Jahr, denn ich wurde als IHKPräsident gewählt. Ich habe mich dieser Herausforderung gern gestellt, um Südbrandenburg weiter voranzubringen. Wir haben uns 2011 zum Beispiel stark für den Flughafen BER eingesetzt. Mit seiner Eröffnung bieten sich viele neue Perspektiven in der Region.“

Peter Dreißig, Präsident der HwK Cottbus „Das Handwerk hat sich zu einem unverzichtbaren Wirtschaftszweig in Südbrandenburg entwickelt. 2011 war für viele unserer Betriebe ein weitgehend erfolgreiches Jahr. In vielen Unternehmen waren die Auftragsbücher gut gefüllt. Der Optimismus unserer Betriebe ist groß, dass die kommenden Monate genauso erfolgreich werden.“

Dr. Ulrich Müller, Präsident der IHK Ostbrandenburg „Wir haben begonnen, das Leitbild des ehrbaren Kaufmanns in den Mittelpunkt unserer Arbeit zu stellen. Ein ehrbarer Kaufmann fühlt sich verantwortlich für die Entwicklung seiner Region. Er zeichnet sich durch gesellschaftliches Engagement aus. Ich wünsche mir, dass viele Unternehmer dieses Leitbild umsetzen.“

Bernd Ebert, Präsident der HwK Potsdam

Industrie- und Handelskammer Cottbus setzt auf Netzwerke, Mittelstand und Berufsnachwuchs

Die IHKs dienten von Anbeginn als branchenübergreifende Interessenvertretung der örtlichen Wirtschaft und als Instrument der gesellschaftlichen Selbstbestimmung der Unternehmer. Von da an konnten IHKs die Regierung sachkundig beraten und positiven Einfluss auf wirtschaftspolitische Entscheidungen nehmen. Seither hat sich die Welt verändert, doch in diesen Funktionen wird die IHK-Organisation auch heute noch gebraucht.

Klaus Aha, Präsident der IHK Cottbus

„Für unsere fast 17 500 Mitgliedsbetriebe war es ein gutes Jahr – gute Geschäftslage, volle Auftragsbücher, mehr Personal durch gute Konjunkturlage. Was inzwischen aber alle – vom Bäcker bis zum Zimmermann – belastet, ist der Mangel an geeigneten Lehrstellenbewerbern und die große Zahl unbesetzter Lehrstellen.“

Wie war das Jahr 2011, Herr Präsident?

Dr.-Ing. Victor Stimming, Präsident der IHK Potsdam

Kjellberg Finsterwalde unterstützt die Technische Universität Nowosibirsk: Alexander Ognev und Alexander Teplyck aus Nowosibirsk – hier mit Archivfoto: D. Seidel/dse2 Schweißlehrer Reid Wolter (v. l.) – wurden bei Kjellberg Finsterwalde mit der Schweißtechnik vertraut gemacht. 쏆 IHK-Wahl 2012: Die Vollversammlung, höchstes Organ der IHK Cottbus, setzt sich aus 50 Unternehmerinnen und Unternehmern zusammen, die von den IHK-Mitgliedern gewählt wurden. Entsprechend bildet sie ein Abbild der im Kammerbezirk ansässigen Branchen. Die Vollversammlungsmitglieder bringen ihre Praxisnähe und ihren Sachverstand ein und bestimmen Ausrichtung, Umfang und Richtlinien der IHK-Arbeit. Aus ihrer Mitte werden das ehrenamtliche Präsidium und der ehrenamtlich tätige Kammerpräsident gewählt. Eine neue Vollversammlung wird von den IHK-Mitgliedern in diesem Jahr vom 12. Mai bis 11. Juni gewählt. 쏆 IHK-Service vor Ort: Um den Prozess der regionalen Vernetzung zu unterstützen und das

umfangreiche Dienstleistungsund Serviceangebot der Kammer näher an die Unternehmen heranzutragen, hat die IHK neben ihrem Hauptsitz in Cottbus weitere Geschäftsstellen in Schönefeld, Herzberg und Senftenberg aufgebaut. Zum Leistungsangebot gehören fundierte Auskünfte zu Themen wie Aus- und Weiterbildung, Existenzgründung, Fördermittel bei Investitionsvorhaben, Standortfragen und gewerbliche Rahmenbedingungen. Zudem werden Beratungsgespräche, Informationsveranstaltungen und Seminare angeboten. Auf Wunsch findet die Beratung im Unternehmen statt. 쏆 Fokus Mittelstand: Großbetriebe wie BASF, Vattenfall oder der Flughafen in Schönefeld sind die Anker der Südbrandenburger Wirtschaft. Das Gros der Beschäftigungsverhältnisse, der Ausbil-

dungsplätze und der Wertschöpfung erfolgt jedoch in kleinen und mittelständischen Unternehmen. So sind etwa 90 Prozent der IHKMitglieder Klein- und Kleinstbetriebe und etwa zehn Prozent mittelständische Unternehmen. 30 Großbetriebe machen weniger als ein Prozent aus. Insbesondere die Dienstleistungsbranche ist von KMU geprägt und steht mit circa zehn Milliarden Euro für rund 70 Prozent der Bruttowertschöpfung in Südbrandenburg von insgesamt rund 14 Milliarden Euro. Darüber hinaus werden über 80 Prozent aller IHK-Ausbildungsverhältnisse mit kleinen und mittelständischen Unternehmen geschlossen. 쏆 Schwergewicht Bildung: Bildung entscheidet über die wirtschaftliche Zukunft der Region. Daher ist die Aus- und Weiterbildung ein Schwerpunkt der IHK-

Aktivitäten. Die IHK Cottbus hat ihr Serviceangebot den veränderten Bedingungen auf dem Ausbildungsmarkt angepasst und verstärkt ihre Bemühungen, die duale Ausbildung auch im 21. Jahrhundert für junge Menschen attraktiv zu gestalten. Die südbrandenburgischen Unternehmen werden von der IHK bei der Suche nach geeigneten Bewerbern, beim Ausbildungsmarketing sowie bei der Qualitätssicherung der Berufsausbildung unterstützt. 2011 verzeichneten Industrie und Handel in Südbrandenburg ein deutliches Plus in der betrieblichen Ausbildung – trotz rückläufiger Bewerberzahlen. Insgesamt 1908 betriebliche Ausbildungsverträge wurden per 31. Dezember 2011 bei der Industrie- und Handelskammer Cottbus registriert. Das sind drei Prozent mehr als im Vorjahr.

„Die IHK-Organisation ist der Hauptakteur am Ausbildungsmarkt im Land Brandenburg. Zum 30. November 2011 waren allein in Westbrandenburg genau 3117 betriebliche Ausbildungsverträge – zwei Prozent mehr als im Vorjahr – registriert. Das zeigt, unsere Kampagne fruchtet: Mach es in Brandenburg!“

Wolf-Harald Krüger, Präsident der HwK Frankfurt (Oder) „Aufgrund der gestiegenen Binnennachfrage kann das Handwerk in Ostbrandenburg auf ein erfolgreiches 2011 zurückblicken. Große Sorge gibt es aber mit Blick auf die internationalen Finanzmärkte. Die Politik muss dafür Sorge tragen, dass die volkswirtschaftlich geschaffenen Werte nicht von Finanzjongleuren vernichtet werden.“


Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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Brandenburg und seine Stärken Das Land baut auf den Optimismus v on Industrie und Handwerk und konzentriert sich auf erfolgversprechende Branchen Brandenburg steht unter Hochdruckeinfluss. Industrie und Handwerk sind optimistisch wie nie, die Umsätze steigen, die Zahl der Mitarbeiter auch. Nun will sich das Land g emeinsam mit der Wirtschaft fit Hamburg für die Z ukunft machen.

Greifswald

Szczecin (Stettin)

Rostock

UCKERMARK

PRIGNITZ OSTPRIGNITZRUPPIN

Prignitz

Das Land Brandenburg hat in den vergangenen 20 Jahren einen beispiellosen Strukturwandel erlebt. Aus einer monostrukturierten Wirtschaft – geprägt im Wesentlichen von der Förderung und Verstromung von Braunkohle – hin zu einer vielfältigen, überwiegend mittelständisch geprägten Wirtschaft. Das Ergebnis dieses teilweise äußerst schmerzhaften Anpassungsprozesses kann sich sehen lassen: Im wissenschaftlichen Bundesländerranking 2011 bescheinigt die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) Brandenburg die größte Dynamik aller Bundesländer und eine insgesamt mustergültige Entwicklung. Grund für diese Einschätzung sind vor allem geringere Schulden, weniger Arbeitslose und die Entwicklung des verfügbaren Einkommens je Einwohner. Laut INSM entwickelt sich die Wirtschaft in Brandenburg seit dem Jahr 2007 so stark wie in keinem anderen Bundesland. Robuste Wirtschaft Auch durch die Finanzkrise ist die Mark einigermaßen glimpflich gekommen. Geholfen hat dabei einerseits die Wirtschaftsstruktur: Mehr als 70 Prozent der Bruttowertschöpfung im Land entstehen im Dienstleistungsbereich, etwa 20 Prozent im produzierenden Gewerbe (ohne Bau) und um die 15 Prozent im verarbeitenden Gewerbe. Andererseits erweist sich ein aus dieser Struktur resultierender Nachteil gewisssermaßen als Vorteil: das relativ schwache Exportvolumen. Zwar ist nach Angaben des Statistischen Bundesamtes der Brandenburger Auslandsabsatz im Jahr 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 13,9 Prozent auf 12,2 Milliarden Euro gestiegen. Das entspricht laut Potsdamer Wirtschaftsministerium aber nur einer Exportquote von 27,2 Prozent; der gesamtdeutsche Wert liegt bei rund 46 Prozent, die ostdeutsche Exportquote bei 34 Prozent. Ein weiteres Indiz für die insgesamt robuste Verfassung der Brandenburger Wirtschaft ist der Umsatzzuwachs der 439 Industriebetriebe mit mehr als 50 Beschäftigten: In den ersten fünf Monaten des Jahres 2011 stiegen die Erlöse um 17,3 Prozent auf 9,1 Milliarden Euro. Damit wurde

Schwedt/Oder BARNIM

Neuruppin OBERHAVEL

Eberswalde O-H-V HAVELLAND

MÄRKISCHODERLAND BERLIN

Brandenburg an der Havel

Frankfurt (Oder)/ Eisenhüttenstadt

Potsdam Magdeburg Hannover

POTSDAMMITTELMARK

Ludwigsfelde

das Vorkrisenniveau sogar übertroffen. Auch in der Förderpolitik hat Brandenburg klare Prioritäten geLeipzig setzt. Schon im Jahr Frankfurt/Main 2005 verabschiedete sich München das Land vom Gießkannenprinzip und konzentrierte die Förderung auf Branchen, die sich besonders erfolgreich entwickeln und die besten Zukunftpotenziale aufweisen – zu- vestitionsbank des Landes sammengefasst in Branchen- Brandenburg (ILB) wurden kompetenzfeldern und Regiona- seit dem Jahr 1990 mit eilen Wachstumskernen. Bei den nem Fördervolumen von Regionalen Wachstumskernen 30 Milliarden Euro Inveshat sich das Land auf 15 Städte titionen in Höhe von und Städteverbünde konzent- 70 Milliarden Euro angeriert: Brandenburg an der Havel, schoben. Allein im Bereich Cottbus, Eberswalde, Frankfurt Wirtschaft wurden nach An(Oder)/Eisenhüttenstadt, Fürs- gaben der ILB fast 40 Milliartenwalde/Spree, Luckenwalde, den Euro investiert und damit Ludwigsfelde, Neuruppin, O-H-V 135 000 neue Arbeitsplätze geOranienburg-Hennigsdorf-Velschaffen. Doch die Zeiten üppiten, Potsdam, Prignitz, Schöne- ger finanzieller Unterstützung felder Kreuz, Schwedt/Oder, sind vorbei; es gibt weniger Geld Spremberg, Westlausitz. aus den Fördertöpfen in Brüssel Dort entstanden wirtschaftli- und der Solidarpakt II läuft aus. che Anker: die besondere Fürsorge für ausgewählte Branchen und Cluster mit Berlin Orte führt dazu, dass sich im Um- Vor diesem Hintergrund geht feld Neues entwickelt. Brandenburg den nächsten Begleitet wurde dieser Prozess Schritt hin zu einer neuen Qualimit massiver finanzieller Unter- tät: Die Branchenkompetenzfelstützung des Bundes und der Eu- der werden zu Clustern mit überropäischen Union. Über die In- regionaler Ausstrahlung weiter-

BER Schönefelder Kreuz

Luckenwalde

Warszawa (Warschau)

Fürstenwalde ODERSPREE

DAHMESPREEWALD

TELTOW-FLÄMING

Cottbus Wrocław (Breslau)

OBERSPREEWALDLAUSITZ

SPREENEIßE

ELBE-ELSTER

Westlausitz

Spremberg

Dresden Praha (Prag)

entwickelt, und zwar zu großen Teilen für die Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Gemeinsame Cluster mit Berlin sind nach Angaben des Wirtschaftsministeriums

쏆 Energietechnik 쏆 Gesundheitswirtschaft 쏆 Medien/Informations- und Kommunikationstechnologie/ Kreativwirtschaft 쏆 Optik

쏆 Verkehr, Mobilität, Logistik. Es gibt jedoch auch brandenburgspezifische Cluster, die die Wirtschaftsstruktur des Landes in hohem Maße prägen und deswegen auch enorme beschäftigungspolitische Bedeutung haben: 쏆 Ernährungswirtschaft 쏆 Kunststoffe/Chemie 쏆 Metall 쏆 Tourismus.

Alte und neue Energien in einem länderübergreifenden Verbund

Wirtschaft und Wissenschaft Drehscheibe für den kleinen kooperieren für bessere Gesundheit und großen Verkehr

Zum Cluster Energietechnik gehören Unternehmen und Institutionen der Energiewirtschaft/ Energietechnologie, Mineralölwirtschaft/Biokraftstoffe und der Solarwirtschaft. Das Clustermanagement arbeitet nach Angaben des Wirtschaftsministeriums seit Januar 2011. Aufgabe des Clusters ist demnach vor allem, die in der Region vorhandenen Kompetenzen etwa im Bereich der Energieeffizienz über die gesamte Wertschöpfungskette zu stärken. Die Energiebranche mit den strukturbestimmenden Unternehmen Eon edis AG und Vatten-

Die Biotechnologie/Life Sciences Branche bildete schon in der gemeinsamen Innovationsstrategie der Länder Berlin und Brandenburg einen Schwerpunkt. Im Cluster Gesundheitswirtschaft wird dieser Kern nun flankiert von den Bereichen Augenoptik, Medizintechnik, Herstellung medizinisch-optischer Geräte sowie Pharmaindustrie. Laut Wirtschaftsministerium gilt die Biotechnologie/Life Sciences Branche als Musterbeispiel für eine enge und vor allem produktive Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft: Etwa das vom Land Brandenburg ge-

fall Europe Mining & Generation stellt nach wie vor einen wichtigen Wirtschaftsfaktor in der Region dar. Allerdings holen die erneuerbaren Energien massiv auf – sowohl in Sachen Wertschöpfung als auch bei den Arbeitsplätzen. Allein in der Solarbranche sind inzwischen mehr als 4000 direkte und indirekte Stellen geschaffen worden. Wichtiges Thema in diesem Cluster ist die Einspeisung erneuerbarer Energien in die vorhandenen Stromnetze, der notwendige Ausbau der Netzkapazitäten und die Speicherung von Strom aus erneuerbaren Quellen.

förderte Telemedizin-Verbundprojekt Fontane. Ziel ist die Verbesserung der ambulanten Betreuungsqualität bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ein weiteres Verbundprojekt ist die Plattform T(h)era-Diagnostik zur Entwicklung autonomer Biosensoreinheiten. Hierbei geht es um die Verknüpfung von Bioanalytik und Halbleitertechnologie auf verschiedenen Ebenen. An diesem Verbundprojekt sind das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik, die Universität Potsdam und das IHP in Frankfurt (Oder) sowie drei märkische Unternehmen beteiligt.

Im Cluster „Verkehr, Mobilität, Logistik“ sind die früheren Branchenkompetenzfelder Automotive, Logistik, Luftfahrttechnik und Schienenverkehrstechnik zusammengefasst. In der Hauptstadtregion gibt es rund 200 Unternehmen mit insgesamt mehr als 20 000 Beschäftigten bei Automobilherstellern und ihren Zulieferern. Hinzu kommen universitäre und außeruniversitäre Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen. Die Branche in Brandenburg ist überwiegend kleinbis mittelständisch strukturiert. Über das Cluster und weitere Netzwerke wird der Zugang zu

Forschungen über neue Technologien ermöglicht. Die Logistik gilt insbesondere im Zusammenhang mit dem Hauptstadtflughafen BerlinSchönefeld als Wachstumsbranche schlechthin. Die Region erweist sich im besten Wortsinn als Drehscheibe. In Berlin-Brandenburg gibt es vier Güterverkehrszentren und fast 100 Firmen. Wie die Logistik braucht auch die Luftfahrttechnik besonders kluge Köpfe. Neben kleinen und mittelständischen Unternehmen sind im Land Global Player wie Rolls-Royce, MTU oder Lufthansa Technik zu finden.


Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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Flughafen BER „Willy Brandt“:

In einem halben Jahr ab. Noch ist das Gelände südlich vom jetzigen Flughafen Schö-

DI ENS TAG, 1 0. JANUAR 201 2

heben vom neuen Berlin Brandenburg Airport die ersten Flieger nefeld eine Baustelle – aber die Anlage wächst und wächst.

N AC H R I C H T E N .................................................................................................................

Ein Drehkreuz mit Blick nach Asien Der BER hat ein klares Ziel: Fluggesellschaften wie die australische Qantas oder Hongkongs Cathay Pacific sollen statt zu den westeuropäischen Drehkreuzen lieber nach Berlin fliegen. So könnte Schönefeld zu einem europäischen Drehkreuz mit interkontinentalen Verbindungen bis nach Asien werden. BER-Chef Rainer Schwarz sieht sich in direkter Konkurrenz zu den Flughäfen Frankfurt, Amsterdam, Paris und London im Wettbewerb um lukrative Langstreckenflüge von und nach Fernost.

Zurück auf Weltkarte des Luftverkehrs

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Mt der Inbetriebnahme des BER im Juni 2012 erhält die Hauptstadtregion einen Flughafen, der das Potenzial für weiteres Wachstum bietet – bis hin zu einer Verdopplung der aktuellen Kapazität auf dann bis zu 45 Millionen Passagiere jährlich. „Mit dem BER kehrt Berlin zurück auf die Weltkarte des Luftverkehrs“, betont Flughafenchef Rainer Schwarz. „Die Region erhält wieder direkten Anschluss an die Märkte und Menschen der Welt.“

Kunst am Bau zum Thema „Luft – Land“ An insgesamt sechs Orten im neuen Hauptstadt-Flughafen BER wird Kunst am Bau umgesetzt. Das verbindende Leitthema lautet „Luft – Land“. Alle Kunstwerke sollen bis zur BEREröffnung im Juni 2012 realisiert werden. Dabei greift der Luftraum in der Check-in-Halle das Motiv des fliegenden Teppichs auf, der als Membran zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Realität und Imagination, Erinnerung und Hoffnung fungieren soll.

Neues Konzept mit Airport in Sperenberg Der Bürgerverein Brandenburg-Berlin, der gegen den BER Sturm läuft, hat inzwischen ein Nachnutzungskonzept für das Areal in Schönefeld vorgestellt. Anstelle eines Großflughafens sollen auf dem BER-Gelände eine Klinik, ein Messezentrum sowie ein Entwicklungsareal für die Verkehrswirtschaft unterkommen. Der Großflughafen soll dagegen in Sperenberg (Teltow-Fläming) entstehen, einem ehemaligen russischen Fliegerhorst.

H I STO R I E .................................................................................................................

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1 Herzstück des BER ist das Terminalgebäude (715 m lang) mit sechs Geschossebenen, Bahnhof im Unterg eschoss. 2 Hauptpier mit 85 Flugzeug-Abstellpositionen 3 Nordpier 4 Südpier 5 Start- und Landebahn Nord – die ehemalige Piste des Flughafens Schönefeld wurde von 3000 auf 3600 Meter v erlängert 6 Start- und Landebahn Süd – 4000 Meter lang, 60 m br eit, 1,30 m Grafik: BER/lr-R. Neumann dick 7 BER-Tower – 72 m hoch mit elf Arbeitsplätz en 8 Airport City mit Geschäften, Cafés, Restaurants, Parkhäusern (10 300 Stellplätze), Hotels/Konferenzzentren.

Schönefeld – Airport im geordneten Chaos Jetzt prüft der Tüv Rheinland ein halbes Jahr lang die F unktionalität der Systeme / Tests mit 9000 Komparsen Der lange Endspurt am BER in Schönefeld hat begonnen. Ein gutes halbes Jahr lang jag t jetzt parallel zu den Bauarbeiten am Flughafen Berlin Br andenburg „Willy Brandt“ ein Test den anderen. Inzwischen hat der Tüv Rheinland seinen operativen Stützpunkt mit acht Sachverständigen bezogen. Bis zum 3. Juni 2012 muss alles wie am Schnürchen funktionieren. Von Christian Taubert

Schönefeld. Zweifel daran hat auf der Mega-Baustelle in Sichtweite des alten Schönefeld-Airports niemand. „Wir haben hier ein geordnetes Chaos“, umschreibt Manfred A. Körtgen das Bild, das sich dem Besucher zurzeit im und rund um den Glaspalast unweit der Autobahn A 113 eröffnet: Vor dem Terminal, unter dem 45 Meter hohen Vordach, werden mit schwerer Technik Gehwegplatten verlegt. Die elegante Glasfassade und die Metallstützen sind eingepackt. In der Empfangshalle nichts als Sperrholzplatten am Fußboden, überall zwischengela-

gerte Baumaterialien. Pappen zieren Geländer und Treppenstufen. Monitore sind in Folien gehüllt. Genau das ist es, was Körtgen, der Geschäftsführer Betrieb der Berliner Flughäfen, ausdrücken will. Unter den Holzplatten sind 110 000 Quadratmeter Fußbodenplatten über den Heizschlangen verlegt. Die acht eingehüllten Check-in-Bereiche werden bereits getestet. Auf den FIZZ-Monitoren waren am Vortag Abflugund Ankunftszeiten zu sehen. Wie im realen Flugbetrieb. „Damit niemand durcheinander kommt, steht immer ein T für Test dahinter“, schildert Körtgen und fügt hinzu, dass der äußere Eindruck auf der Baustelle täuscht. „Wir liegen im Zeitplan und beginnen die heiße Phase.“ Das heißt aber auch: Über die reine Bauphase ist der BER längst hinaus. Jeden Dienstag und Donnerstag gehen hier zum Beispiel 15 000 Koffer – die zum Teil übrigens im geordneten Chaos wiederzufinden sind – von den Check-in-Bereichen auf Reisen: über Beförderungsbänder, durch

Röhren und Schächte bis zur Gepäcksortieranlage. „Sie ist unser Herzstück“, schildert Flughafensprecher Ralf Kunkel. „Hier kann man alles richtig, aber auch alles falsch machen.“ Denn im Gegensatz zu Tegel und Schönefeld (alt) ist dieses System so intelligent, dass es Gepäck umsteigen lässt, ohne dass der Passagier seinen Koffer noch einmal in die Hand nehmen muss. „Die Anlage erkennt auch, wenn sich der Flugsteig ändert und leitet das Gepäckstück entsprechend weiter“, erklärt Kunkel, um zugleich darauf hinzuweisen, dass ohne Tests gar nichts laufen würde. Auf dem Weg zu jenem Gate, an dem der erste „lange Finger“ – eine Fluggastbrücke – angedoggt ist, steht Norman Fitzner auf einer Montagebrücke. Am Helm hat er eine Lampe, mit der er in die KabelWelt hinter der abgehangenen Decke leuchtet. „Na klar, weeß ick, wat ick hier anklemme“, berlinert der Elektromonteur auf eine entsprechende Frage zurück. „Das sind Taupunktwächter, die die Klimadecke mit regeln.“ Irgend-

wann in den nächsten sechs Monaten wird der Tüv Rheinland, der sich gerade mit einem operativen Stützpunkt und acht Sachverstän-

„Hier kann man alles richtig, aber auch alles falsch machen.“ Flughafensprecher Ralf Kunkel über die Gepäcksortieranlage digen auf dem BER eingerichtet hat, auch Norman Fitzners Arbeit überprüfen. Heute aber hält der Tüv-Sachverständige Jens Schwarz einen dicken Ordner in den Händen, in dem sich die Checklisten für die erste der 25 Fluggastbrücken befinden. „Wir müssen das Funktionieren von Mensch und Technik sicherstellen. Passagiere und Personal müssen unbeschadet in das Flugzeug und wieder herauskommen können“, verweist der seit zwölf Jahren als Tüv-Prüfer tätige Schwarz darauf, dass man Fehler

simulieren wird, um zu erkennen, wie das System darauf reagiert. Es hört sich etwas martialisch an, was Schwarz diesem Gedankengang folgen lässt. Doch so sehe der Test auf Herz und Nieren aus: „Wenn es uns nicht gelingt, Schaden zu machen, dann ist alles o.k.“ An diesem sonnenüberfluteten Freitag kann der Tüv nur Theorie verbreiten. Aber schon ab Montag folgt ein Test dem anderen. Die zurzeit 5500 Bauarbeiter, Architekten und Ingenieure sind gespannt wie der Berliner Elektromonteur Norman Fitzner. „Es ist ganz schön Auflauf in letzter Zeit, seitdem zweimal in der Woche getestet wird. Ich hoffe, wir haben alles richtig gemacht.“ Bevor der Flughafen mit 20 000 Beschäftigten abhebt und sozusagen über Nacht das Licht in Tegel ausgeknipst wird, erlebt der BER mehrfach einen Massenansturm. 9000 Komparsen – 6000 mehr haben sich gemeldet – werden den Airport unter Realbedingungen testen. Ralf Kunkel: „Sie steigen am Ende nur nicht ins Flugzeug, sondern in den Bus.“

Die Favoriten hatten das Nachsehen 1994: Das Raumordnungsverfahren für einen HauptstadtAirport favorisiert Sperenberg und Jüterbog-Ost. 1996: Bund, Berlin und Brandenburg entscheiden sich im sogenannten Konsensbeschluss für Schönefeld. 2004: Der Planfeststellungsbeschluss für den Ausbau des Verkehrsflughafens BerlinSchönefeld wird erlassen. 2008: Am 11. Juni war Baustart für das 220 m lange BBIPassagierterminal. 2010: Aufgrund der Pleite des Generalplaners muss die Eröffnung des „Willy Brandt“Airports vom 30. Oktober 2011 auf den 3. Juni 2012 verschoben werden.

Ralf Langenickel ist Herr über den Testlauf an der vollautomatisierten Gepäcksortieranlage, die stündlich bis zu 15 000 Koffer zuordnen kann.

Die Befeuerung der neuen 4000 Meter langen Start- und Landebahn Süd (l.) hat ihr e Feuertaufe längst Fotos: dpa/dapd/amh/ta bestanden.


Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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Flughafen BER „Willy Brandt“:

Auch wenn noch überall gewerkelt wird – die rund 3000 Bauarbeiter auf dem SchönefeldAirport sind sich sicher: Der Eröffnungstermin, 3. Juni 2012, wird eingehalten. Die RUNDSCHAU hat sich umgesehen.

Der Protest sucht ein gemeinsames Ziel Bürgerinitiativen in und um Berlin wehren sich gegen Fluglärm, aber sie sprechen nicht mit einer Stimme Teltow protestiert. Potsdam auch. Stahnsdorf, Mahlow, Lichtenrade, Zeuthen – alle protestieren gegen Fluglärm, den es noch gar nicht gibt. Über 20 Bürgerinitiativen haben sich g egen den BER f ormiert. Jede von ihnen versucht ihre Interessen durchzusetzen, auch auf Kosten anderer. Ein klares gemeinsames Ziel f ehlt bisher. Das könnte dem P rotest die Luf t abschnüren. Von Johann Legner

Potsdam. Unbeeindruckt vom Baufortschritt in Schönefeld agieren die Initiativen gegen den Betrieb des neuen Flughafens BER. Aber der Protest ist nicht nur vielfältig, er kann sich auch nicht auf ein klares gemeinsames Ziel verständigen. Nicht zuletzt deswegen ignoriert die Politik in Potsdam und Berlin zunehmend die Demonstrationen der wütenden Bürger. Nicht nur einmal legten die Aktionen der Fluglärmgegner Berlins Mitte und das Umland lahm. Die abnehmende Teilnehmerzahl signalisierte allerdings, dass sich der Protest gegen den Betrieb des neuen Airports in Gremien wie der Fluglärmkommission verlagert hat. Dort sind die sehr unterschiedlichen Interessen der Betroffenen nicht ohne Weiteres in Übereinstimmung zu bringen. Der alte, seit einem Jahrzehnt andauernde Widerstand gegen den Ausbau von Schönefeld stellt nach wie vor den Standort grund-

sätzlich infrage. Ferdi Breidbach, der fast schon legendäre Flughafengegner der ersten Stunde und ehemalige Bürgermeister aus Diedersdorf, hatte eine Renaissance seiner Protestbewegung erlebt. Der Neuansiedler aus dem Westen, der einst für die CDU im Bundestag saß, hat viele Mitstreiter. Aber was auf den ersten Blick als mächtiges Bündnis erscheint, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als eine bunte Sammlung unterschiedlicher Forderungen. Denn der gemeinsame Ausgangspunkt ist nicht länger der Standort des Flughafens, sondern die

aufgeflammte Auseinandersetzung um die Flugrouten. Viele, die sich halbwegs sicher fühlten vor dem Lärm der in Schönefeld startenden Maschinen, wurden durch Vorschläge der Deutschen Flugsicherung (DFS) vom September 2010 alarmiert. Sie bestehen auf der einst versprochenen Ruhe und verweisen auf die alten Planungen, wonach der Lärm sich beispielsweise auf Diedersdorf beschränkte. Diese und andere in jedem Falle stark von den Landungen und Starts betroffenen Gemeinden in Flughafennähe wie Mahlow oder Eichwalde

werden kaum noch gehört. Ihr Schicksal war schon besiegelt, angesichts der gewaltigen Investitionen. Der neue Protest kommt aus einem anderen Lager. Er wird vornehmlich getragen von Eigenheimbesitzern im ferneren Umkreis des Flughafens. Die hatten sich darauf verlassen, dass ihr Zuhause weit genug wegliegt. Nun wurden sie überrascht von den Auswirkungen des Parallelbetriebs auf zwei Bahnen, der das Gebiet für Überflüge gewaltig ausweitet. So gesellten sich zu den langjährigen Flughafengegnern wie Breidbach die Reihen-

LÄRM KO M M ISSIO N .................................

Flugroutenvarianten für den BER Abflugroute vom BBI in Richtung

Osten Westen

BERLIN Nordbahn Richtung Osten Wannsee

gerade Route bis Erkner

POTSDAM Teltow

BRANDENBURG

Werder (Havel)

hausbesitzer aus Stahnsdorf oder Teltow, die oft erst in den letzten Jahren gebaut hatten. Alarmiert sind jetzt auch die allerbesten Villenlagen in Potsdam-Babelsberg oder Berlin-Wannsee. Wer dort ein Anwesen bewohnt, findet ein Flugzeug auch in beachtlicher Höhe noch störend. Zum echten Widerstandskämpfer wird man allerdings angesichts solch merklich geringerer Belästigungen nicht. Und mit jeder diskutierten Änderung der Flugrouten prallen sofort die unterschiedlichen Interessen aufeinander.

Empfehlung der Flugsicherung: Ab einer Höhe von 5000 Fuß (1700 Meter) steht es Piloten frei, innerhalb des Flugkorridors zu fliegen.

Großbeeren

BlankenfeldeMahlow

Beschluss der Fluglärmkommission: Ab einer Höhe von 10 000 Fuß darf der Pilot die Flugroute frei wählen.

Ludwigsfelde

Jühnsdorf

Schönefeld

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Südbahn Richtung Osten gerader Start und scharfe Kurve nach rechts über Autobahnkreuz Königs Wusterhaufen

Quelle: Fluglärmkommission/Grafik: Schubert/lr

Die Abflugroute nach Westen haben die Bürger erstritten. Das letzte Wort spricht die Deutsche Flugsicherung.

Die Fluglärmkommission hat 39 Mitglieder. Darunter sind Vertreter der Kommunen und Landkreise, des Flughafens, der Fluglinienverbände und der Lärmschutzbehörden. Bei der Sitzung Anfang Mai 2011 einigte sich die Kommission auf Abflugrouten, die einen Bogen um Potsdam schlagen. Doch die Fluglärmkommission darf nur beraten. Wie die Flugrouten verlaufen, entscheidet die Deutsche Flugsicherung. Trotz immer neuer Änderungswünsche wollen die Behörden die Flugrouten für den BER nun am 26. Januar festlegen.

ZAHLE N + + + F AKT E N + + + ZAHLE N +++ F AKT E N .............................................................................

쏆 Insgesamt wird der Flughafen Berlin Brandenburg BER in Schönefeld 1470 Hektar groß, das entspricht rund 2000 Fußballfeldern. Die gesamten Baukosten belaufen sich auf etwa 2,8 Milliarden Euro. 쏆 Bei Inbetriebnahme im Juni 2012 hat der Flughafen eine Kapazität von 27 Millionen Passagieren pro Jahr. Die Passagierzahl ist erweiterbar auf bis zu 45 Millionen Fluggäste. Bis zu 6500 Personen werden hier in Spitzenstunden starten oder landen. 쏆 Start- und Landebahnen: Zur Nordbahn wird die Piste des ehemaligen Flughafens Schönefeld von 3000 auf 3600 Meter verlängert. Die bereits fertiggestellte neue Südbahn ist 4000 Meter lang, 60 Meter breit und 1,30 Meter dick. 쏆 In der Startversion des Flughafens können die Passagiere über 25 Fluggastbrücken in die Maschinen steigen. 쏆 Für das Haupt-Terminal werden 12 766 Glasscheiben verbaut, jede ist 3,20 mal 3,20 Meter groß und 900 kg schwer. 쏆 Für den Flughafenneubau waren Umsiedlungen notwendig. Aus den Brandenburgischen Gemeinden Selchow und Diepensee zogen insgesamt 370 Menschen um. 쏆 Zehn Kilometer lang sind die Förderstrecken für das Gepäck. Zwei Maschinen können zusammen bis zu 15 000 Gepäckstücke pro Stunde sortieren.

Vor einem farbenprächtigen Abendhimmel steht der neue Tower zwischen Süd- und Nordbahn. In der Nacht vom 2. zum 3. Juni 2012 zieht die „Besatzung“ von Tegel nach Schönefeld, um dann das Fluggeschehen am BER zu leiten. Der neue Arbeitsplatz der F luglotsen ist 72 Meter hoch und hat 35 Millionen Euro gekostet.

쏆 Sonstiges: 50 000 Sprinklerköpfe und 10 000 Brandmelder werden installiert, 177 Kilometer Rohre und 2400 Kilometer Leitungen verlegt. 60 000 Leuchten, 10 000 Lautsprecher und 68 Aufzüge sollen für Orientierung sorgen.

K O M M E N TA R CHRISTIAN TA U B E R T

Vor einem neuen Flughafen-Zeitalter An diesem Großflughafen hat die Region Berlin-Brandenburg fast zwanzig Jahre lang herumgedoktert. In einem halben Jahr geht er an den Start. Aus einst drei Berlin-Flughäfen wird der BER „Willy Brandt“ in Schönefeld. Ein Airport, den die Einen als Segen und die Anderen als Fluch empfinden. Segen, weil die Hauptstadtregion endlich konkurrenzfähig wird im europäischen Flughafen-Konzert. Ein hochmoderner BER bietet eine Unmenge von Ansiedlungsflächen, die Arbeitsplätze weit über die bisher anvisierten 40 000 auf dem Airport und in dessen Umfeld erwarten lassen. Und dieser Jobmotor sollte auch auf die Lausitz ausstrahlen. Das ist keine Fiktion mehr. Was möglich ist, zeigen München oder Frankfurt/Main. Berlin steigt auf in ein neues Flughafen-Zeitalter. Dennoch wird der BER auch ein Airport der verpassten Chancen. Weil in der Ära Stolpe und Diepgen nicht mehr möglich war, als ein internationales Drehkreuz am Stadtrand aufzubauen, wo heute schon Bürgerinitiativen gegen den Fluglärm Sturm laufen, dürfte der ganz große Wurf nicht gelingen. Der 24-Stunden-Betrieb bleibt eine Illusion, weil für das 40 Kilometer entfernte Sperenberg mit Transrapidanbindung ins Berliner Zentrum der Mut gefehlt hat. Diese Entscheidung war falsch. Den BER überhaupt zu haben, ist dagegen goldrichtig.

„Die Region kann auf die Jobmaschine Flughafen nicht verzichten, an uns sind Ansiedlungen genug vorbei gegangen und in München oder Frankfurt gelandet, weil Berlin nicht genügend internationale Flugverbindungen anzubieten hatte.“ Klaus Wowereit (SPD), Berlins Regierender Bürgermeister

Mehr vom BER auf: lr-online.de/ber Cottbus. Ein Tag auf der größten Verkehrsbaustelle Europas war ein Erlebnis für die Volontäre der RUNDSCHAU. Sie schauten sich um, fragten, machten Notizen, fotografierten und filmten. Auf LROnline sind die Ergebnisse zu sehen: Von der Bildergalerie über interaktive Grafiken bis zu Videos. Mit dieser Fülle an Informationen können Sie sich ein Bild davon machen, wie weit die Bauarbeiten fortgeschritten sind. In Videointerviews erfahren Sie Argumente für und gegen den Flughafenneubau. Hier finden Sie alle Infos zum BER: I m I nt ernet : www. l r-onl i ne. de/ b er

Bahnhof unter dem BER-Terminal mit sechs ICE-tauglichen Gleisen. Ein Airport-Express verkehrt im 15-Minuten-Takt zum Stadtzentrum Berlin.

Der neue Schönefeld-Airport ist ein Glaspalast. Deshalb putzen Gebäudereiniger schon mal dort an Fassaden, wo es nicht mehr staubt.

Hinter diesem QR-Code verbirgt sich ein Film vom künftigen BER in Schönefeld.


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Ob Rechtsanwälte, Notare, Steuerberater oder Wirtschaftsprüfer – sie alle müssen sich mit R echt und Gesetz auskennen, um ein kompetenter Partner ihrer Mandantschaft sein zu können.

Foto: fotolia

Anwaltsvertretung seit 100 Jahren

Testamentsregister mit Leben erfüllen

Rechtanwaltskammer wirkt auch an Gesetzesvorhaben in Land und Bund mit

Notarkammer hat im Vorjahr große Reformen des Bundes umgesetzt

Die Rechtsanwaltskammern entstanden nach der Reichsgründung 1879. In Brandenburg wurde die Rechtsanwaltskammer (RAK) erstmals 1911 gegründet. 1990 kam es dann zur Neugründung im Land Brandenburg als Selbstverwaltungsorganisation sämtlicher in den Landgerichtsbezirken Cottbus, Frankfurt (Oder), Neuruppin und Potsdam zugelassener Rechtsanwältinnen, Rechtsanwälte und Rechtsanwaltsgesellschaften. Der Kammer gehören etwa 2300 Berufsträger an. Derzeit sind rund 35 Prozent der Mitglieder weiblich. Die meisten Mitglieder (rund 1200) sind im Landgerichtsbezirk Potsdam zugelassen. Diese Gewichtung innerhalb des Landes spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des Vorstandes der Rechtsanwaltskammer wider. Die RAK ist zuständig für die Ausbildung und Prüfung von Rechtsanwaltsfachangestellten und Rechtsfachwirten. Derzeit absolvieren 300 Auszubildende eine Ausbildung zur Rechtsan-

Die Notarkammer Brandenburg wurde im September 1990 gegründet und ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts mit Sitz in Potsdam. Sie vertritt die im Land Brandenburg amtierenden Notarinnen und Notare. Entsprechend ihrer gesetzlichen Aufgabenzuweisung und auf der Grundlage der Satzung und berufsethischen Richtlinien wacht sie über Ehre und Ansehen ihrer Mitglieder und fördert die Pflege der notarspezifischen Rechtsgebiete. Die Notarkammer ist ebenfalls für die Fortbildung der Notarinnen und Notare sowie des notariellen Nachwuchses verantwortlich. Die Tätigkeit der Notarkammer untersteht der Dienstaufsicht des Ministeriums der Justiz des Landes Brandenburg. Die Notarinnen und Notare sind unabhängig und unparteiisch. Sie betreuen die Beteiligten eines Rechtsgeschäfts umfassend, ermitteln deren Willen und stellen auch unter dem Aspekt des Verbraucherschutzes durch ihre Pflicht zur allumfassenden

waltsfachangestellten bei in Brandenburg zugelassenen Rechtsanwälten. Des Weiteren ist die RAK seit 2003 zuständig für die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft. In bestimmten Fällen ist die Kammer auch für den Widerruf der Zulassung zuständig. Darüber hinaus ist bei erheblichen Berufsrechts-

Dr. Frank Engelmann, Präsident der R echtsanwaltskammer verstößen ein gesondertes anwaltsgerichtliches Verfahren erforderlich, bei dem die Anklage gegen den betroffenen Berufsträger von der Generalstaatsanwaltschaft vertreten wird. Weiterhin ist die RAK zuständig für die Verleihung und den Entzug von Fachanwaltstiteln. Daneben hat die Kammer das Recht, bei der Besetzung des Anwaltsgerichts und des Anwaltsgerichtshofs

Vorschläge beim Ministerium einzureichen. In Fällen von Streitigkeiten zwischen Mandanten und Rechtsanwälten über die Angemessenheit der anwaltlichen Vertretung sowie bei Streitigkeiten zwischen Rechtsanwälten ist die Rechtsanwaltskammer außergerichtlich im Rahmen von Schlichtungsverfahren tätig. Weiterhin wird die RAK bei Gesetzesinitiativen des Landes – soweit Anwaltsrecht betroffen ist – gehört bzw. mit der Erstellung von Gutachten betraut. Auf Bundesebene übernimmt die BRAK die Aufgaben. Sie vertritt die Interessen der Rechtsanwälte in Deutschland bei Gesetzesinitiativen im Bund sowie die deutsche Anwaltschaft im europäischen Ausland und international. Aus der Mitte des elfköpfigen Vorstandes wird der KammerPräsident gewählt, der zurzeit Dr. Frank Engelmann ist. Er ist in Zusammenarbeit mit dem Präsidium zuständig für Grundsatzfragen und die Richtlinien der Kammerpolitik.

Aufklärung des Willens der Beteiligten sicher, dass diese vor übereilten Vertragsabschlüssen hinreichend gewarnt werden, zugleich aber auch durch die rechtlich fundierte Mitwirkung der Notare sachgerechte und zweckmäßige, vor allem aber rechtswirksame Urkunden errichtet werden.

Dietmar Böhmer, Präsident der Notarkammer Gemeinsam galt es für die Notarinnen und Notare der Bundesrepublik Deutschland, im zurückliegenden Jahr die großen Reformen der Vorjahre zu meistern. Hierbei ist insbesondere das Gesetz über das Verfahren in Familiensachen und in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (FamFG) zu nennen, aber auch das ab 1. Januar 2012 eingerichtete Zentrale Testamentsre-

gister bei der Bundesnotarkammer. Es gilt, dieses nunmehr in der Praxis umzusetzen. Im Bereich der Notarkammer Brandenburg existieren seit dem 1. Januar dieses Jahres 77 Notarstellen, wovon derzeit zwei Notarstellen durch Notarassessorinnen verwaltet werden. Es gibt somit insgesamt 75 Notarinnen und Notare, davon 38 Notarinnen und 37 Notare. Weiterhin sind sieben Notarassessorinnen und Notarassessoren im Kammerbereich tätig. Alle vier Jahre wählen die Notarinnen und Notare des Kammerbereiches ein Präsidium, dessen Tätigkeit ehrenamtlich ist. Präsident der Notarkammer Brandenburg ist Notar Dietmar Böhmer mit Amtssitz in Cottbus. Vizepräsident ist Notar Peter Arntz mit Amtssitz in Potsdam. Weitere Mitglieder des Vorstandes sind: Notarin Heike Richnow mit Amtssitz in Eberswalde, Notarin Birgit Brückner mit Amtssitz in Wittenberge, Notar Hagen Stavorinus mit Amtssitz in Fürstenwalde.

Dem Verbraucherschutz verpflichtet

Kontrolle zum Wohle der Unternehmen

Steuerberaterkammer unterstützt mehr als 1000 Mitglieder im Land

Wirtschaftsprüferkammer achtet auch auf internationalem Parkett auf Qualität

Die Steuerberaterkammer Brandenburg ist die berufliche Selbstverwaltung der mehr als 1000 im Land Brandenburg niedergelassenen Steuerberater und Steuerberaterinnen. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts nimmt sie die ihr durch das Steuerberatungsgesetz übertragenen Aufgaben wahr und vertritt die beruflichen Interessen ihrer Mitglieder. Ihr Ziel ist es, die Steuerberaterinnen und Steuerberater als Organe der Steuerrechtspflege und Angehörige eines Freien Berufes in ihrer unabhängigen, eigenverantwortlichen und gewissenhaften Berufsausübung zu unterstützen. Dabei ist die Steuerberaterkammer Brandenburg in besonderem Maße dem Verbraucherschutz verpflichtet. Als Ratgeber und Dienstleister unterstützt sie ihre Mitglieder in Fragen der Berufsausübung. Sie sorgt für ein breites Angebot der beruflichen Aus- und Fortbildung für Berufsangehörige und deren Mitarbeiter. Die Qualität der Berufsausübung sichert sie

Die Wirtschaftsprüferkammer (WPK) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, deren Mitglieder alle Wirtschaftsprüfer, vereidigten Buchprüfer, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Buchprüfungsgesellschaften in Deutschland sind. Die WPK hat ihren Sitz in Berlin und ist für ihre über 21 000 Mitglieder bundesweit zuständig. In jedem Bundesland ist ein Landespräsident als Repräsentant des Berufsstandes ehrenamtlich tätig. Er ist mit der Wahrnehmung bestimmter Aufgaben auf dem Gebiet der Pflege der Beziehungen der WPK in den Ländern, insbesondere zu den Landesregierungen, beauftragt. Sechs Landesgeschäftsstellen in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, München und Stuttgart sorgen für Präsenz in der Region und führen das Berufsexamen durch. Um zu gewährleisten, dass die Ansprüche und Erwartungen von Öffentlichkeit und Staat an den Berufsstand erfüllt werden, untersteht die WPK der Rechtsaufsicht durch das Bundesministerium für

durch die Beratung und die Berufsaufsicht über ihre Mitglieder. Die gesetzlichen Regelungen des Berufsrechtes der Steuerberater gewährleisten Qualität und Sicherheit. Steuerberater und Steuerberaterinnen üben ihren Beruf unabhängig, eigenverantwortlich und gewissenhaft aus. Sie verzichten auf berufswidrige

Werbung und sind zur Verschwiegenheit über alle ihnen anvertrauten Angelegenheiten verpflichtet. Sie sind von Gesetz wegen verpflichtet, eine Berufshaftpflichtversicherung abzuschließen, die den einzelnen Steuerberater gegen mögliche Pflichtverletzungen im Rahmen der Berufsausübung versichert. Der Versicherungsschutz umfasst sowohl die berufliche Tätigkeit auf

dem Gebiet der Hilfeleistung in Steuersachen als auch die weiteren Leistungen, die der Steuerberater im Rahmen der vereinbarten Tätigkeiten erbringen kann. Und sie unterliegen der Berufsaufsicht der Steuerberaterkammern. Die Steuerberaterkammern stehen darüber hinaus als objektive und neutrale Körperschaft des öffentlichen Rechtes bei Streitigkeiten zwischen Mandant und Steuerberater als Vermittlungsstelle zur Verfügung und fördern im Streitfall das Zustandekommen von außergerichtlichen, gütlichen Einigungen zwischen Steuerberater und Mandant. Die Steuerberaterkammer Brandenburg ist im Land Brandenburg für die Berufsausbildung zum/zur Steuerfachangestellten zuständig. Unter „www.stbk-brandenburg.de/Suchdienst“ bietet die Kammer einen kostenlosen Steuerberatersuchdienst an. Im Internet: w w w.s tbk- brandenburg.de

Wirtschaft und Technologie. Das Ministerium prüft, ob die WPK bei der Durchführung ihrer Aufgaben die Gesetze und Satzungen beachtet. Die ausschließlich mit Berufsfremden besetzte Abschlussprüferaufsichtskommission (APAK) übt die öffentliche fachbezogene Aufsicht über die WPK aus.

Dr. Heinz D. Müller, Landespäsident der Wirtschaftsprüferkammer Gesetzliche Aufgaben der WPK sind nach Paragraf 57 Wirtschaftsprüferordnung (WPO) unter anderem, die Berufsaufsicht auszuüben, soweit nicht die Zuständigkeit der Generalstaatsanwaltschaft gegeben ist; das Qualitätskontrollverfahren durchzuführen; das bundeseinheitliche Wirtschaftsprüfungsexamen durchzuführen; Wirtschaftsprüfer und vereidigte Buchprüfer zu bestellen

beziehungsweise Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Buchprüfungsgesellschaften anzuerkennen, wie auch die Bestellung beziehungsweise Anerkennung zu widerrufen; den Berufsstand gegenüber der Öffentlichkeit zu vertreten (zum Beispiel Gesetzgeber, Behörden und Gerichte); ihre Mitglieder zu beraten und zu belehren. Auf internationaler Ebene arbeitet die WPK mit ausländischen Berufsorganisationen der Prüferberufe zusammen. Die WPK ist Mitglied der International Federation of Accountants (IFAC), dem Weltberufsverband der Abschlussprüfer. Ziel dabei ist eine Vereinheitlichung fachlicher Regeln auf einem hohen Qualitätsniveau. Die WPK steht auch in einem regelmäßigen Meinungsaustausch mit Vertretern der EU-Kommission und bringt sich durch Stellungnahmen zu europäischen Gesetzes- und Richtlinienentwürfen in die Fachdiskussion ein. Die Zusammenarbeit mit ausländischen öffentlichen Prüferaufsichten ist der APAK vorbehalten.


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Im Dienst der Bauherren Architektenkammer ist auch Interessenvertreter gegenüber Politik und Verwaltung Architekten planen und betreuen Baumaßnahmen im Auftrag ihrer Bauherren, also unabhängig von gewerblichen Unternehmen. Dadurch können sie besonders individuelle, gut gestaltete und zugleich preiswerte Lösungen realisieren. Damit sich der Bauherr auf eine hohe Qualität der Dienstleistung verlassen kann, gibt es die Architektenkammer: Sie schützt die Berufsbezeichnung „Architekt“ und regelt die Berufsausübung. In die Architektenliste des Landes Brandenburg wird nur eingetragen, wer sein Hochschulstudium abgeschlossen und eine mindestens zweijährige praktische Tätigkeit in den Berufsaufgaben durchlaufen hat. Alle knapp 1200 Architekten, Innenarchitekten, Landschaftsarchitekten und Stadtplaner im Lande gehören der Brandenburgischen Architektenkammer an. Als gesetzliche Berufsvertretung engagiert sich die Kammer bei Themen, die die Berufsausübung betreffen. „Ganz wichtig ist uns, in der Öffentlichkeit ein Bewusst-

sein für die gebaute Umwelt zu wecken und Diskussionen über Baukultur anzustoßen“, betont Kammerpräsident Bernhard Schuster, selber Architekt in Frankfurt (Oder): „Beim Tag der Architektur, jedes letzte Juniwochenende, stellen wir etwa 50 neue oder grundhaft sanierte Gebäude und Anlagen vor. Und

Bernhard Schuster, Präsident der Ar chitektenkammer beim alle zwei Jahre gemeinsam mit Infrastrukturministerium und Ingenieurkammer verliehenen Baukulturpreis zeichnen wir Bauwerke aus, deren Gestaltung beispielgebend ist.“ Zum Alltag der Kammerarbeit, die in Brandenburg aufgrund der vergleichsweise kleinen Mitgliederzahl vor allem ehrenamtlich geleistet wird, gehört auch die In-

teressenvertretung gegenüber Politik und Verwaltung, etwa bei geplanten Änderungen von Architektengesetz, Bauordnung und anderen berufsrelevanten Vorschriften sowie die Erarbeitung von Positionspapieren zu Themen wie Stadtumbau oder Entwicklung der ländlichen Regionen Brandenburgs. Mit zahlreichen Architekturgesprächen oder Architekturwerkstätten ist die Kammer zudem vor Ort präsent. Zur Unterstützung ihrer Mitglieder veranstaltet die Kammer außerdem Fortbildungen und stellt aktuelle Informationen über rechtliche und betriebswirtschaftliche Neuerungen bereit. Die Geschäftsstelle der Brandenburgischen Architektenkammer mit drei Mitarbeitern befindet sich in der Kurfürstenstraße in Potsdam. Hier tagt auch der Vorstand, dem neben Schuster noch Vizepräsident Christian Keller, Architekt aus Cottbus, und fünf weitere Mitglieder angehören.

Verlässlicher Partner für Auftraggeber Ingenieurkammer fördert außerdem Wissenschaft, Technik und Baukultur Die Aufgabe der Brandenburgischen Ingenieurkammer (BBIK) ist es, die berufspolitischen, wirtschaftlichen und fachlichen Interessen der rund 2000 Mitglieder zu bündeln und zu vertreten. Als Körperschaft öffentlichen Rechts vertritt sie darüber hinaus alle Berufsträger des Ingenieurwesens und fördert Wissenschaft, Technik sowie Baukultur. Und dies nun schon mehr als 17 Jahre. Die fachliche Weiterbildung der Mitglieder stellt einen besonderen Schwerpunkt dar. Um den wachsenden Anforderungen qualitativ und nachhaltig gerecht zu werden, stärkt die BBIK die Eigenverantwortung, die Unabhängigkeit sowie die Fachkompetenz ihrer Mitglieder. Deshalb bietet sie ihren Mitgliedern ein umfangreiches Seminarprogramm zu verschiedenen Fachthemen des Bauingenieurwesens und weiterer Ingenieurdisziplinen an. Dadurch kann ein jeder Auftraggeber auf einen umfangreichen Pool an gut ausgebildeten Fachkräften zu-

rückgreifen. Die Brandenburgische Ingenieurkammer ist in diesem Zusammenhang auch eine der drei in Deutschland beauftragten Einrichtungen mit Prüfungsausschuss für Prüfsachverständige Ingenieure, unter anderem für die Fachgebiete sicherheitstechnische Einrichtungen und energetischer Gebäudeplanung.

Wieland Sommer, Präsident der Ingenieurkammer Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit trägt die BBIK dafür Sorge, dass Ingenieurleistungen auch besser wahrgenommen werden. Die Veröffentlichung verschiedener Fachinformationen, die Durchführung mehrerer Ingenieur- und Baukulturwettbewerbe sowie die kontinuierliche Beteiligung am „Tag des offenen Un-

ternehmens“ unterstreichen dies. Die Werbung für den Ingenieurberuf in einer frühen Phase der Berufsfindung wird aktiv durch die Aktion „Ingenieure treffen Schule“ durchgeführt und mit einer aussagekräftigen Broschüre unterstützt. Die BBIK nimmt darüber hinaus auf die für den Ingenieurberuf relevante Gesetzgebung sowie auf die Normung Einfluss. Sie wirkt weiterhin auf die konsequente und korrekte Anwendung und Weiterentwicklung der Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI) und steht dabei in engem Kontakt mit Wirtschaft und Politik. Für mehr Transparenz bei den Leistungen und dem Berufsfeld der Ingenieure, aber auch zum Abbau von Bürokratie wurde der Ingenieurausweis eingeführt. Dieser dokumentiert bundeseinheitlich den Ausbildungsstand und die Qualifikation der Ingenieure und sichert die Qualität der Ingenieurleistungen.

Planung ist das halbe L eben – sag t der Volksmund. Und das trif ft nicht nur für Ar chitekten oder Ing enieure zu. Wenn auch nicht die andere Hälfte, so be-

steht doch ein Gutteil des Lebens auch aus Intuition, Vision, Kreativität, Spontaneität, W agemut und Foto: fotolia Ähnlichem.

Im Interesse der Zahnärzte und ihrer Patienten

Dienstleister – aber kein Lobbyistenverband

Apotheke vor Ort ist auch Garant für die Arzneimittelsicherheit

Landeszahnärztekammer widmet sich auch Vorsorge

Landestierärztekammer bietet Beratung und Hilfe

Landesapothekerkammer vertritt 1500 Mitglieder

Die Landeszahnärztekammer Brandenburg besteht seit dem 16. Februar 1991 und wurde auf der Grundlage des Heilberufsgesetzes des Landes Brandenburg als Körperschaft des öffentlichen Rechts errichtet. Sie ist die öffentliche Berufsvertretung für ihre derzeit rund 2600 Mitglieder. Die Geschäftsstelle befindet sich in Cottbus. Die Aufgaben der Zahnärztekammer sind im Heilberufsgesetz festgeschrieben und werden im Rahmen der Selbstverwaltung realisiert. In diesem Sinne hat die Kammer unter Beachtung der Interessen der Allgemeinheit die beruflichen Belange der Ge-

Die Landestierärztekammer (LTK) Brandenburg als Körperschaft des öffentlichen Rechts vertritt derzeit etwa 1650 Tierärztinnen und Tierärzte. Sie nimmt in Selbstverwaltung die beruflichen Belange ihrer Angehörigen gegenüber Staat und Gesellschaft wahr, und zwar auf allen Gebieten tierärztlicher Berufsausübung, (Kliniken, freie Praxis, Beamte und Angestellte oder in anderen Tätigkeitsbereichen). Die Aufgaben der Landestierärztekammer, etwa in der Berufsaufsicht, in der Fort- und Weiterbildung der brandenburgischen

Im Land Brandenburg gewährleisten 590 Apotheken die Arzneimittelversorgung aller Bürger und Patienten. Das schließt den Not- und Nachtdienst durch die Apotheke vor Ort mit ein. Zudem werden in brandenburgischen Apotheken jährlich rund 300 000 Rezepturen, also individuell auf den Patienten abgestimmte Arzneimittel hergestellt. Die Apotheke vor Ort ist auch ein Garant für die Arzneimittelsicherheit. Sie bezieht ihre Arzneimittel vom pharmazeutischen Großhandel oder direkt von der Industrie. Damit wird dem zunehmenden Einfluss gefälschter Arz-

Jürgen Herbert Winzer, Präsident der Landeszahnärztekammer samtheit der Kammerangehörigen wahrzunehmen. Sie gestaltet für die Zahnärzte die Weiterbildung und fördert die berufliche Fortbildung. Die Kammer ist auch zuständige Stelle für die Berufsausbildung der Praxismitarbeiter zur/zum „Zahnmedizinischen Fachangestellten“. In den zurückliegenden Jahren wurden über 5000 Zahnmedizinische Fachangestellte ausgebildet oder umgeschult. Zu den Selbstverwaltungsaufgaben der Zahnärztekammer gehört

darüber hinaus, die Qualitätssicherung zu fördern. Dafür stellte die Kammer unter anderem den Zahnarztpraxen ein praxisinternes „Zahnärztliches Qualitätsmanagementsystem“ zur Verfügung – seit 2012 als Online-Version. Ebenso wirkt die Landeszahnärztekammer Brandenburg bei der Förderung und dem Schutz der Gesundheit der Bevölkerung mit. Das spiegelt sich unter anderem in den alljährlichen Aktionen aus Anlass des „Tages der Zahngesundheit“ wider. Eine weitere vorbeugende Maßnahme zur Verbesserung der Zahngesundheit insbesondere für ältere Menschen und Menschen mit Handicap, welche in einem Alters- oder Pflegeheim leben oder von Angehörigen gepflegt werden, ist die Schulung des Pflegepersonals oder der Angehörigen durch Zahnärzte. Für die Patienten sind in Kooperation mit der Verbraucherberatung im Land verschiedene „Beratungsstellen zur Zahngesundheit“ installiert. Hier berät ein Zahnarzt an einem neutralen Ort die Patienten, beispielsweise über Zahnersatz oder neue Therapieverfahren. In der Kammergeschäftsstelle gibt es zudem eine wöchentliche GOZSprechstunde, in der Fragen zu privaten Rechnungen des Zahnarztes geklärt werden. An die Schlichtungsstelle, die ebenfalls über die Kammergeschäftsstelle erreicht werden kann, können sich Patienten wenden, wenn ein Behandlungsfehler vermutet wird.

Dr. Burkhard Wendland, Präsident der Landestierärztekammer Tierärztinnen und Tierärzte, bei den Fachtierarztprüfungen und der Qualitätssicherung tierärztlicher Tätigkeit, die Mitwirkung bei Gesetzesvorhaben (Arzneimittelgesetz, Hundeverordnung) sind im Brandenburgischen Heilberufsgesetz geregelt. Eine starke tierärztliche Selbstverwaltung ist Ausdruck gelebter Demokratie. Nicht der Staat, sondern die Tierärzteschaft selbst übernimmt ihre eigene Verwaltung, bietet Beratung, Information und Hilfe. Die Kammer betrachtet sich bis

zu einem gewissen Grad auch als Dienstleistungsunternehmen, sie ist kein Lobbyistenverband. Zu ihrer Aufsichtsfunktion gehört, dass sie zum Wohl der Verbraucher und der Patienten die Ausübung der tierärztlichen Berufspflichten überwacht. Durch Förderung der beruflichen Weiterbildung der Kammerangehörigen hilft sie mit, die Qualität im Veterinärwesen zu sichern. Gemäß Berufsbildungsgesetz betreut die LTK Brandenburg die Ausbildungsverhältnisse und nimmt die Zwischen- und Abschlussprüfungen der Tiermedizinischen Fachangestellten ab. Die Landestierärztekammern in den neuen Bundesländern wurden im Jahr 1990 gegründet. Sie entstanden aus dem Verband der Tierärzte der DDR e.V. heraus. Dieser Verein wurde 1989 von engagierten Tierärztinnen und Tierärzten gegründet, die die DDR verändern wollten. Mit dem Beitritt zur Bundesrepublik wurde uns allerdings klar, dass dieser Verein keine Überlebenschance hatte. Deswegen wurde die Tierärztekammer Brandenburg gegründet. Präsident der Landestierärztekammer ist der in einer Kleintierpraxis niedergelassene Tierarzt Dr. Burkhard Wendland, Vizepräsidentin die Cottbuser Amtstierärztin Dr. Ingrid Schütze. In die Kammerversammlung wurden 32 Tierärztinnen und Tierärzte gewählt.

Dr. Jürgen Kögel, Präsident der Landesapothekenkammer neimittel entgegengewirkt. Außerdem werden jährlich 150 000 Fertigarzneimittel in Brandenburg unter Inaugenscheinnahme geprüft und so Qualitätsmängel ausgeschlossen. Der Apotheker erfasst ebenso Neben- und Wechselwirkungen der Medikation. Auf diese Weise kann die Therapie gesichert und verbessert werden. Das alles sind Leistungen, die in der Apotheke vor Ort jederzeit abgerufen werden können – im Fernhandel mit Arzneimitteln ist das nicht mög-

lich. Die Landesapothekerkammer Brandenburg ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die ihren Sitz in 14478 Potsdam, Am Buchhorst 18 hat. Sie vertritt die beruflichen Belange der Mitglieder im Rahmen der geltenden Gesetze. Mitglieder sind alle Apotheker, die im Land Brandenburg ihren Beruf ausüben oder, falls sie ihren Beruf nicht ausüben, ihren gewöhnlichen Aufenthalt haben – derzeit sind das etwa 1500 Apothekerinnen und Apotheker. Die Kammer verwaltet die Angelegenheiten ihrer Mitglieder in eigener Verantwortung auf der Grundlage des Heilberufsgesetzes des Landes Brandenburg. Dazu erlässt sie als Selbstverwaltungseinrichtung eigene Satzungen und Ordnungen. Zur Wahrnehmung dieser Aufgaben wird von den Mitgliedern ein zurzeit 46-köpfiges Parlament, die Kammerversammlung, für jeweils vier Jahre gewählt. Für die Dauer einer Wahlperiode werden Ausschüsse gebildet, die bestimmte Aufgaben im Auftrag der Kammerversammlung ausführen. Aus der Kammerversammlung heraus wird der Vorstand gewählt, der die laufenden Geschäfte der Kammer führt, alle von der Kammerversammlung zu treffenden Entscheidungen vorbereitet und die Beschlüsse der Kammerversammlung ausführt. Zu den wesentlichen Aufgaben gehören die Fort- und Weiterbildung der Kammerangehörigen.


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Wirtschaft und Forschung

Wie die Brandenburgische Technische Universität (BTU) Cottbus und die Hochschule Lausitz (FH) mit Unternehmen kooperieren und voneinander profitieren, zeigen ausgewählte Projekte auf dieser Seite.

Forschung an Algen, Dächern und Energien der Zukunft Die Lausitzer Hochschulen arbeiten mit regionalen und überregionalen Firmen zusammen und praktizieren angewandte Wissenschaft Von Steffi Schubert

Dass Wissenschaftler im Elfenbeinturm sitzen und sich nur mit wirklichkeitsfremder Forschung beschäftigen, ist ein Vorurteil, das lange ausgedient hat. Das beweisen auch BTU Cottbus und Hochschule Lausitz mit ihren vielfältigen Kontakten zu regionalen und überregionalen Unternehmen – sie forschen im Auftrag von Firmen an praktischen Problemen oder arbeiten im Verbund mit ihnen und anderen Wissenschaftseinrichtungen an aktuellen Fragestellungen. Das bringt einer-

seits den Unternehmen neue Produkte und Impulse und den Hochschulen andererseits Erkenntnisgewinn, Renommee und nicht zuletzt auch die Drittmittel, also Gelder aus der Privatwirtschaft oder aus Forschungsprogrammen der Ministerien oder anderer Fördereinrichtungen, mit denen sie ihre Forschung finanzieren. Mit mehr als 140 Unternehmen unterhält die BTU nach eigenen Angaben vertragliche Verbindungen. Viele sichtbare Spuren in der Lausitz zeugen davon – so wurden beispielsweise mehrere Bereiche des Klinikums Niederlausitz von Studenten

Forschung an Wasserstoff als Energiespeicher

und Wissenschaftlern mit Kunst- und Wohlfühlobjekten ausgestaltet. Und gerade angesichts der aktuellen Diskussion über Atomausstieg, die Rolle der Braunkohle, über Energiewende und den Ausbau der erneuerbaren Energien gibt es an BTU und Hochschule Lausitz eine Reihe an Forschungsvorhaben gemeinsam mit Unternehmen, wie einige Beispiele auf dieser Seite zeigen. Das zielt auch in die Richtung der gewünschten Profilierung der Lausitzer Hochschullandschaft im Bereich der Energieforschung, die Brandenburgs Wissenschaftsministerin Sabine Kunst (parteilos) jüngst

Lausitzer Entwurf

Im Frühjahr soll es eingeweiht werden, das neue Wasserstoff-Forschungszentrum an der BTU Cottbus. Ein Team von derzeit zehn Wissenschaftlern und Technikern vom Lehrstuhl Kraftwerkstechnik arbeitet dort an der Optimierung eines Elektrolyse-Prototypen – dieser soll Überschussenergien aus Windenergieanlagen mithilfe des Energieträgers Wasserstoff speichern. Dabei versucht das Team um Projektleiterin Christine Tillmann, mit dem Druckelektrolyseur einen hohen Druck von 58 bar zu erzeugen – das könnte helfen, die Prozesskette effizienter und so den Bau von Hybridkraftwerken wesentlich rentabler zu gestalten. Durch die zunehmende Einbindung von Hybridkraftwerken mit Speichermöglichkeit können regenerative Energien verstärkt im Grundlastbereich eingesetzt werden. Der Lehrstuhl arbeitet dabei eng mit Wirtschaftspartnern wie der Enertrag AG, die im Oktober das weltweit erste Wasserstoff-Hybridkraftwerk in Prenzlau Das Wasserstoff-Forschungszentrum, startete, und der Total hier eine Simulation, soll im ersten Halb- Deutschland GmbH zuFoto: BTU sammen. jahr 2012 eingeweiht werden.

Elektro-Autos als Stromspeicher

„Dach der Zukunft“ ist ein Projekt, mit dem die Mage Herzberg Gruppe in Zusammenarbeit mit der Hochschule Lausitz ein energieeffizientes Fertigdach entwickelt. Solarthermie- und Fotovoltaik-Module übernehmen die Funktion von Dachziegeln und liefern zugleich Wärme und Strom für das Gebäude. Das Dach soll verschiedenste individuelle Anforderungen für gewerbliche und private Bauten erfüllen. Dafür werden für die Statik, die Luft- und Wasserdichtigkeit sowie die Effizienz der Solarmodule optimale Parameter ermittelt. Ziel der Produktentwickler und Wissenschaftler ist es, ein verkaufsfähiges Fertigdach zu kreieren, das weitestgehend industriell vorgefertigt werden kann, wodurch sich die Bauzeit deutlich verkürzt. Das Modellhaus steht auf dem Cottbuser Campus. Das Projekt wird vom Zentralen Innovationsprogramm Mittelstand gefördert. Die Mage Herzberg Gruppe ist ein Unternehmen der Mage Industrie Holding AG und ein international führender Produzent und Lieferant von Dachzubehör und kompletten Systembauteilen für Dächer und Gebäude.

Am Senftenberger Hochschulstandort wird in einem im Herbst 2011 neu eröffneten, modernisierten Labor an Algen geforscht. In dieser zukunftsträchtigen grünen Wissenschaft werden mehrere Schwerpunkte untersucht, die alle dem Klimaschutz, der Energiewirtschaft sowie der chemischen und pharmazeutischen Industrie dienen. Einerseits wird nach einer robusten Algenart gesucht, die viel Biomasse produziert und gleichzeitig Lipide (fettähnliche Substanzen) bildet. Weiterhin wird Algenbiomasse in ultradünnen Schichten untersucht, um herauszufinden, wie dort die Nährstoffe und das Licht verteilt sind. Denn es soll erforscht werden, welcher Algenstamm am besten das Kohlendioxid aus Rauchgasen von Kraftwerken herausfiltern kann. Im dritten Schwerpunkt geht es um die Gewinnung von Energieträgern wie Biokraftstoffen aus der Algenbiomasse. Beteiligt am Projekt sind die Universität Potsdam und das Institut für Getreideverarbeitung (IGV GmbH) Potsdam.

Prof. Ingolf Petrick, Leiter des Alg en-Projektes, in der Alg en-VerArchivfoto: Steffen Rasche/str2 suchsanlage an der Hochschule Lausitz.

GeoEnergieforschung zur Nutzung von Kohlendioxid Im Verbundvorhaben GeoEnergieforschung (GeoEn) arbeitet die BTU Cottbus mit dem Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) und der Universität Potsdam sowie Wirtschaftsunternehmen der Region Brandenburg/Berlin und ganz Deutschlands zusammen. Es geht darum, Technologien zu entwerfen, die übergangsweise eine schonende und klimaverträgliche Nutzung fossiler Energieträger ermöglichen, jedoch eine preisgünstige Anwendung regenerativer Energiequellen zum Ziel haben. „Die Betrachtung von CO2 als Rohstoff wird ein weiterer wichtiger Bestandteil der Forschung in GeoEn II sein“, sagt Prof. Dr. Dieter Schmeißer, Vizepräsident für Forschung an der BTU, der zugleich als Lehrstuhlinhaber Physik/Sensorik dieses Projekt mit seinem Team bearbeitet. Ziel sei die Gewinnung von Methan oder Methanol aus abgeschiedenem Kohlendioxid. Kern des Projektes ist die Findung von neuen Katalysatoren mit hohem Wirkungsgrad für die Umwandlung in Methan oder Methanol. Beide sind wichtige Ausgangsstoffe für verschiedenste Materialien, sie können aber auch direkt als Treibstoffe für Autos oder Brennstoffzellen genutzt werden. Innerhalb des Verbundprojektes GeoEn forscht die BTU Cottbus an verschiedenen Teilbereichen. Dazu zählt auch die Strömungs-Simulation und die technikphilosophische Erforschung der gesellschaftlichen Akzeptanz von neuen kohlenstoffbasierten Technologien.

Das „Dach der Zukunft“

Algen als Kohlendioxid-Killer und Biokraftstoff-Lieferant

verkündete und nun weiter diskutiert werden soll. Die Hochschule Lausitz mit ihren Standorten Cottbus und Senftenberg ist vor Kurzem wieder als deutschlandweit führende Fachhochschule in Bezug auf ihre Forschungspartnerschaften mit kleinen und mittleren Unternehmen auserkoren worden. 45 Projekte mit Firmen wurden ihr innerhalb des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand (ZIM) genehmigt. Insgesamt hält die Hochschule nach Auskunft ihrer Technologietransferstelle Kontakte mit rund 65 Unternehmen und 15 anderen Forschungseinrichtungen oder Institutionen.

Das markante Vattenfall-Verwaltungsgebäude am Cottbuser Südeck weist auf einen großen Erfolg der damaligen Fachhochschule Lausitz hin. Denn im Herbst 2002 wurde entschieden, das Verwaltungsgebäude Lausitz von Vattenfall Europe Mining & Generation auf Grundlage des Entwurfes einer studentischen Projektgruppe aus dem Studiengang Architektur – unter Leitung von Prof. Ralf-Rüdiger Sommer – zu bauen. An dem Wettbewerb hatten sich rund 50 weitere ArchitekturArchivfoto: Michael Helbig/mih2 büros beteiligt.

Neue Hochleistungsverfahren zum Trennen und Fügen dicker Bleche In diesem Verbundprojekt mit dem Namen „system 4+“ haben sich neun Partner zusammengefunden, darunter die Hochschule Lausitz und die BTU Cottbus sowie Unternehmen aus Brandenburg und Berlin. Alle haben sich auf die Fahnen geschrieben, bewährte Verfahren des Schweißens und Schneidens weiterzuentwickeln und zu optimieren. Insgesamt entsteht eine Kombination aus Hochleistungsverfahren zum thermischen Trennen und Fügen bei der Herstellung von Erzeugnissen aus dicken Stahlblechen. Zu den Partnern gehört auch die SIAG Anlagenbau Finsterwalde GmbH, die moderne Großanlagen errichtet und Stahlrohrtürme für Windkraftanlagen fertigt. Dies soll mit den zu entwickelnden Schneid- und Schweißtechniken noch effektiver geschehen. In dem Projekt arbeiten weiterhin mit: die Kjellberg Finsterwalde Plasma und Maschinen GmbH, die Kjellberg Finsterwalde Schweißtechnik und Verschleißschutzsysteme GmbH, die Leibniz Universität Hannover, die TU Dresden, die GP Innovation GmbH Lübbenau sowie profil.metall – Netzwerk Stahl- und Metallverarbeitung Brandenburg Berlin.

Ziel dieses dreijährigen Projektes ist es, Elektrofahrzeuge als Stromspeicher zu betreiben und mithilfe einer Ladeeinrichtung Strom in das Netz ein- und auszuspeichern. Anhand dieses Versuches sollen Modelle für die zukünftige Ausgestaltung innerstädtischer Stromversorgungsnetze entwickelt werden, die einen hohen Anteil regenerativer Einspeisungen aufnehmen, aber auch das Laden von Elektrofahrzeugen ermöglichen. Gleichzeitig sollen die Autos als Stromspeicher dienen. Das Projekt „eSolCar“ ist im Sommer 2011 in Kooperation zwischen BTU, Vattenfall Europe Mining & Generation und der Firma German E Cars GmbH gestartet worden. Vattenfall stellt 50 Elektro-Autos zur Verfügung, darunter Opel Corsa und Mercedes Sprinter, die von verschiedenen Nutzern in der Lausitz gefahren werden. Die BTU, die das Projekt leitet, bekam vom Bronkower Unternehmen A-R-T bereits eine Fotovoltaik- und Batterieanlage. Weitere 100 Ladestationen, die Strom ins Netz zurückleiten und Informationen über das aktuelle Stromangebot in den Leitungen aufnehmen können, Der Prototyp eines Elektroautos des eSolCarFoto: BTU Projektes. sollen folgen.

Entwicklung eines flexiblen Kraftwerks Die Zielsetzung der Bundesregierung, die Energiewende mit einem starken Ausbau der erneuerbaren Energien umzusetzen, unterstützt die BTU mit der Entwicklung neuer Technologien und Komponenten sowohl im Bereich der konventionellen Kraftwerke als auch bei der Nutzung regenerativer Energien. So werden in aktuellen und neuen Vorhaben am Lehrstuhl Kraftwerkstechnik gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus der Industrie (Vattenfall, Eon Ruhrgas, Siemens, 50Hertz, EWE) und mit Unterstützung der Bundesministerien Konzepte für große Energiespeichersysteme, der flexible Betrieb von konventionellen Kraftwerken und Pipelinesysteme für den Gastransport entwickelt. In einem neuen Projekt liegt der Fokus auf der neuen Komponente Wasserstoff und dem flexiblen Betrieb von konventionellen Kraftwerken (Absenkung der Mindestlast, höhere Laständerungsgeschwindigkeit). Weiterhin wird dieser neue Kraftwerkstyp im Verbund mit der Einspeisung in Gasleitungen sowie der Rückverstromung mittels Gasturbinen im System „Flexibles Kraftwerk“ entwickelt. Neben den nationalen Forschungsinitiativen ist die BTU auch auf EU-Ebene als Partner involviert und bereitet ein EU-weit beachtetes Projekt zum „Pipelinetransport für CO2“ vor, in deren Mittelpunkt die Entwicklung und der Aufbau einer Demonstrationsanlage am Standort Schwarze Pumpe steht.


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„Die Vision einer klimafreundlichen Zukunft“ Seit 10 Jahren: Vestas-Rotorblätter für Windkraftanlagen aus Lauchhammer Im Jahr 2012 feiert Vestas Lauchhammer sein zehnjähriges Bestehen. Im Interview hält Ines Heger, Pressesprecherin der Vestas Blades Deutschland GmbH in Lauchhammer eine Rück schau, blickt aber auch in die Zukunft. Frau Heger, was war die Vision und der Anspruch bei der Gründung von Vestas in Lauchhammer? Natürlich fühlen wir uns seit Anbeginn den Werten des Konzerns verbunden: Unsere Vision ist die einer klimafreundlichen und CO2freien Zukunft. In unserer Rolle als Produktionswerk leisten wir dazu unseren Beitrag. Darüber hinaus war unser Anspruch, zügig eine hohe Prozessstabilität in der Fertigung zu erreichen und führend in der Herstellung von Rotorblättern zu werden. Rückblickend haben wir das erreicht. Wir haben uns kontinuierlich weiterentwickelt und bei den wichtigsten Konzernvergleichszahlen für Qualität, Effizienz und Fertigungskosten immer Spitzenplätze belegt. Warum entschied sich Vestas vor zehn Jahren, in Lauchhammer zu investieren? Die Region wurde ausgewählt, weil sie im Zentrum des größten Zielmarktes, also in Mittel- und Osteuropa, liegt. Eine Rolle hat sicher auch gespielt, dass ein hohes Level an qualifizierten Fachkräften in der Region zu finden ist und das Land Brandenburg das Vorhaben unterstützt hat. Welche Ereignisse in der 10jährigen Unternehmensgeschichte erachten Sie als besonders wichtig?

Meilensteine waren sicherlich die Produktumstellungen im Laufe der Zeit: Angefangen haben wir mit 39 Meter langen Rotorblättern für die V80-Turbine. 2004 bis 2010 haben wir 44 Meter lange Flügel der V90 in Serie produziert. Am herausfordernsten war die Umstellung auf die 55-Meter-Generation für die V112 im vergangenen Jahr. Damit verbunden war auch eine Erweiterung der Produkti-

Ines Heger, Pressesprecherin der Vestas Blades in Lauchhammer onsfläche um 8325 Quadratmeter und ein hochmodernes Produktionslayout nach dem Vorbild der Lean Production der Automobilindustrie. Dabei wurde eine enorme Investition des Konzerns in die Region getätigt – in Höhe etwa eines kompletten Werkneubaus. Wo gab es ök ologische und ök onomische Verbesserungen? In Lauchhammer wurde die erste automatisierte LackierroboterLösung in der Fertigung eingeführt. Durch die vollständige Umstellung von manueller auf automatisierte Lackierung konnte mit der neuen Lackieranlage sowohl der Lackverbrauch mit rund 17 Prozent als auch der Emissionsausstoß deutlich gesenkt werden. Auch in logistischer Hinsicht hat man Neuerungen angestoßen: Die Frachtschifffahrt als eine sehr kostengünstige und umweltfreundli-

che Lösung für den Transport der Rotorblätter wurde ausgebaut. 2002 hat Vestas mit 100 Beschäftigten in Lauchhammer ang efangen. Heute sind es 630 . Worauf kommt es Ihnen bei der Einstellung der Mitarbeiter an? Neben der fachlichen Kompetenz zählen für uns natürlich Einsatzbereitschaft, Teamarbeit, Mut zur Innovation und die Identifikation mit den Werten des Unternehmens. Auch der Wille, sich kontinuierlich zu verbessern, zeichnet unsere Mitarbeiter aus. In den vergangenen Jahren sind wir personell stetig gewachsen. Welche künftigen Herausforderungen werden auf V estas in Lauchhammer zukommen? Als Ergänzung zu den bestehenden Transportwegen Straße und Binnengewässer testet Vestas den Bahn- und Binnenschifftransport. Beispielsweise erfolgte der Transport eines 55 Meter langen Rotorblatts zu Testzwecken Mitte November vom alten Güterbahnhof Lauchhammer Ost zum Hauptsitz ins dänische Lem. Zudem wird die Anbindung des Werks an die Bahnstrecke geprüft. Wir setzten damit unser Bemühen fort, konfliktarme, umweltverträgliche und kostengünstige Transportalternativen zur Straße zu schaffen. Je nach Zielort des Windparkprojekts bieten sowohl Binnenschifffahrt und Bahntransport hervorragende Perspektiven. Bei guten Witterungsbedingungen ist zu Jahresbeginn auch der erste Testtransport über Mühlberg geplant. Mit Ines Heger sprach Thomas Seifert

Seit nunmehr zehn Jahren produziert Vestas in Lauchhammer Rotorblätter. So wie das Unternehmen selbst, sind auch die Flügel gewachsen: Inzwischen werden am Lausitzer Standort Rotorblätter mit einer Länge von Foto: Vestas 55 Metern produziert.

Rotorblätter der neuesten Generation – produziert in Lauchhammer.

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Foto: Vestas


Neujahrsempfang 2012 in Cottbus

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DI ENS TAG, 1 0. JANUAR 201 2

Wirtschaft und Kultur.

Wie können sie gemeinsam das Leben einer Region bereichern? Welche Verantwortung, die über gesetzliche Forderungen hinausgehen, übernehmen Unternehmen? Die Lausitz kann mit guten Beispielen aufwarten.

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„Vattenfall ist Teil der Region, und wir sehen uns neben den wirtschaftlichen Aspekten auch in der Verantwortung, einen Anteil an der gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklung zu leisten. Das tun wir unter anderem mit unserem Engagement für Kunst und Kultur in der Lausitz, auch im Sport und mit der Förderung von Projekten im Bereich Jugend und Erziehung.“

Kunst im neuen Berliner Flughafen

Dr. Hartmuth Zeiß, Vorstandsvorsitzender der Vattenfall Europe Mining AG und V attenfall Europe Generation AG „Es ist uns ein besonderes Anliegen, vielversprechende Künstler und Kulturprojekte zu unterstützen. Das kulturelle Engagement der BASF in Schwarzheide gehört zu unserem Verständnis gesellschaftlicher Verantwortung. Damit leisten wir einen Beitrag zum lebendigen kulturellen Leben und der Attraktivität der Region.“ Dr. Karl Heinz Tebel, Vorsitzender der Geschäf tsführung der BASF Schwarzheide GmbH, im Grußwort zur Ausstellung „Deutschlandreise“ von H. D. Tylle „Die Zusammenarbeit mit Künstlern kann für alle Beteiligten, ob Unternehmer, Geschäftspartner oder Mitarbeiter, einen Mehrwert erzeugen. Die IHK Cottbus gibt Künstlern Gelegenheit, ihre Werke in unseren Räumlichkeiten auszustellen und sie damit einer breiten Unternehmerschaft zugänglich zu machen. Nach Abschluss der Umbaumaßnahmen werden wir mit Künstlern aus der Region weitere Projekte umsetzen.“ Egbert Gläßner, Leiter Zentrale Dienste bei der IHK Cottbus

Noch bis zum 15. Januar ist im BASF-Kulturhaus Schwarzheide täglich von 12 bis 18 Uhr die Ausstellung „Deutschlandreise“ von H. D. Tylle (57) zu sehen, die danach in die USA geht. Seine detailgetreuen Industriegemälde zeigen, wie sich in drei Jahrzehnten die Arbeitswelt gewandelt hat – Archivfoto: Steffen Rasche/str2 technisch und sozial.

Wenn die Chemie stimmt Wie in der BASF Schwarzheide aus der Reaktion von Kunst und Wirtschaft Neues entsteht So ist Chemie: W enn Dinge zusammentreffen, reagieren sie aufund miteinander und v erändern sich. Neues entsteht. Seit 20 Jahren treffen in der Galerie des K ulturhauses Schwarzheide Kunst und Wirtschaft aufeinander. Von Heidrun Seidel

Schwarzheide. Zehn vor Mittag ist am Mittwoch in Schwarzheide ein fester Termin. Anne Bachmann, die erst 27-jährige Kulturreferentin, die sich die BASF

Schwarzheide GmbH leistet, bietet zur Mittagspause eine kleine Führung durch die aktuelle Ausstellung an. Kurzgespräch zu zwei oder drei Bildern. Manchmal kommen zehn Mitarbeiter, manchmal auch keiner. Kein Grund zum Verzagen. Die Kunst ist ein Angebot an die Mitarbeiter, weiß sie, keine Verordnung. Seit gut zwanzig Jahren unterbreitet der Chemie-Riese, das größte Unternehmen im Süden Brandenburgs mit 1800 Arbeitsplätzen, solche Angebote. In den

Ausstellungen geht es um Traditionen, Nachwuchsförderung und regionale Kunst, aber auch darum, international bekannte Kunstwerke in der Lausitzer Kleinstadt zu zeigen. Dabei ist der spröde, 1935 errichtete Klinkerbau mit seiner multifunktionalen Ausstattung, den großen Fenstern und der hohen Decke oft eine Herausforderung. Ab 4. Februar wird es ein Rendesvouz mit dem Australier James Larsen (37) und seinem Pop Art ähnlichen Schaffen ge-

ben. Vier Ausstellungen sind für dieses Jahr vorbereitet und fünf Konzerte. Das, aber auch Unterstützung für Bildung, Soziales und Sport – wie den zweiten Firmenlauf am 12. September 2012 – gehören zu den Aktivitäten des Unternehmens über Wirtschaften hinaus. Neudeutsch heißt das „Corporate Social Responsibility“ und meint: Unternehmen übernehmen Verantwortung und leisten einen freiwilligen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft.

Zweimal im Jahr heißt es: Züblin macht Theater

Filmfest und Gut Geisendorf beleben die Region

Ullrich Pfabe: Zeigen, dass die Region lebenswert ist

Kultur gehört zu Vattenfalls Firmenphilosophie

Hosena. Zweimal im Jahr ist in der Züblin-Stahlbau GmbH in Hosena bei Senftenberg Theater. Statt ihm aus dem Wege zu gehen, reißen sich die Leute darum. Denn: Es ist nicht irgendein Rabatz in der Firma angesagt, sondern ein Gastspiel der Neuen Bühne Senftenberg, bezahlt vom Unternehmen. „Die fünf Euro, die wir pro Karte verlangen, gehen als Spende an die Neue Bühne“, erklärt Geschäftsführer Ullrich Pfabe. Er sieht in der Theatervorstellung ein kleines Dankeschön an die Einwohner des Ortes. Außerdem liegt ihm – selbst im Vorstand des Fördervereins der Neuen Bühne Senftenberg – das Theater am Herzen. „Das gehört für mich neben See und

Cottbus. Vattenfall hat Kulturförderung zur Firmenphilosophie erklärt: Kunst und Künstler werden unterstützt, vom öffentlichen Bereich bis zu Film- und Literaturfestivals. Für die Lausitzer ist beispielsweise das Kulturforum auf Gut Geisendorf eine beliebte Adresse. Ein buntes Kulturprogramm von Ausstellungen über Konzerte wie der Geisendorfer Musiksalon, literarische Foren wie das Geisendorfer Literaturforum oder Bürgertreffs bringen im denkmalsgeschützten Herrenhaus am Rande des Tagebaus Welzow-Süd und unweit von Cottbus die Menschen zueinander. Im Jahresprogramm für Gut Geisendorf ist für 2012 beispielsweise ab 24. März die Fotoaus-

Landschaft zum Gesamtpaket, weshalb unsere Region lebenswert ist und auch dieses Image ausstrahlen sollte“, sagt er. Darauf möchte der aus Ruhland stammende erfolgreiche Firmenchef nicht verzichten und engagiert sich für eine gute Zukunft des Kunsttempels, der aus finanziellem Mangel poetischen Reichtum zu zaubern vermag. Schon als Schüler erlebte Pfabe in den 60er-Jahren Theateraufführungen als selbstverständliches Bildungsprogramm. Das braucht aus seiner Sicht auch die nachwachsende Generation. Außerdem ist es ein gutes Argument, Fachkräfte für Unternehmen in der Lausitz zu begeistern. hs

stellung „Abschied" mit Mitarbeiterfotografien vom Rückbau der Zubringerbrücke im Tagebau Welzow-Süd geplant. Ab 5. Mai wird es eine gemeinsame Ausstellung des Regionalen Entwicklungskonzeptes Altdöbern – Drebkau – Spremberg – Welzow zu verlorenen und bedrohten Kulturwerten der Region geben. Unter vielem anderen sind Ausstellungen vor allem mit heimischen Künstlern in der Hauptverwaltung in Cottbus und im Kraftwerk Schwarze Pumpe geplant. Darüber hinaus unterstützt das Unternehmen bergmännische Orchester und Chöre, die beiden Theater der Region und ist seit acht Jahren Partner des Filmfestivals Cottbus. hs

„Eine Region muss Angebote zum Wohlfühlen schaffen. Die Wirtschaft kann das unterstützen. Wir haben uns besonders dem Theater, und hier der Neuen Bühne Senftenberg, verschrieben.“ Ullrich Pfabe, Geschäftsführer Stahlbau GmbH in Hosena

Schönefeld. An insgesamt sechs Orten im neuen Flughafen BER wird Kunst am Bau umgesetzt. Das verbindende Leitthema lautet „Luft – Land“. Die Auswahl der Künstler erfolgte über Einladungssowie offene Wettbewerbe, die weltweites Interesse fanden. Ein unabhängiges Expertengremium prämierte sechs Entwürfe. Alle Kunstwerke sollen bis zur Eröffnung im Juni 2012 realisiert werden. So werden am Flughafen Berlin Brandenburg nicht nur Flugzeuge, sondern auch ein riesiger roter Teppich fliegen – „The Magic Carpet“ von Pae White, die in Los Angeles lebt und arbeitet. Der fliegende Teppich bietet eine Vielzahl von Bedeutungen und Assoziationen: als Willkommensgruß, als Übermittler von Geschichten, als Schwelle zwischen Innen und Außen. Im Flughafen soll er als Membran zwischen Bekanntem und Unbekanntem, Realität und Imagination, Erinnerung und Hoffnung fungieren. Das Kunstwerk ist 37 mal 27 Meter groß. An etwa 150 Seilen wird die Skulptur installiert. ber/hs I m I nt ernet : www. b erl i n-a i rpor t . de/ D E/ B ER / Kunst _ a m_ B a u/

Kunsthandwerker aus der Lausitz Cottbus. Kunsthandwerk hat in der Lausitz lange Tradition. Zu diesem Handwerk, das mit künstlerischen Fähigkeiten Unikate zu schaffen vermag, gehören seltene Berufe wie Töpfer, Glas- und Porzellanmaler, Graveure, Holzbildhauer, Textilhanddrucker, Theaterkostümnäher und andere. Die haben ihren festen Platz in der Region, präsentieren sich auf Kunstmärkten und in Ausstellungen. Dabei sind auch die Töpferei Sander aus Lübben ebenso wie die Trachtenschneiderinnen Marie-Elisabeth Jacobick aus Burg und Doris Heinze aus Sielow oder die Blaudruckmeisterin Evelin Rühtz-Müller aus Cottbus. hs

Sparkassen fördern Musentempel Senftenberg. Mit Förderstipendien, Projektförderungen und anderen Instrumenten engagieren sich die Sparkassen. So unterstützt beispielsweise die Sparkasse Niederlausitz die junge Senftenberger Pianistin Silvia Patru seit Jahren mit einem Förderstipendium. Die Ostdeutsche Sparkasse und die Sparkasse Elbe-Elster fördern den Ausbau der Probstei in Mühlberg zu einem Museum, das die Reformation und die reformationsgeschichtliche Bedeutung der Stadt Mühlberg zum Thema hat. hs

I MPRESSUM Sonderveröffentlichung des Medienhauses Lausitzer Rundschau Geschäftsführung: Andreas Heinkel Bernhard Liske Verantwortlich: Johannes M. Fischer Redaktion: Christian Taubert Susann Michalk Titelgestaltung: Ricarda Neumann

Züblin

Die Neue Bühne Senftenberg ist zweimal im Jahr zu Gast im Speisesaal Archivfoto: Steffen Rasche/str2 der Züblin Stahlbau GmbH in Hosena.

Im November ist bei V attenfall der Sponsorv ertrag 2012/13 für das Foto: Vattenfall Cottbuser Filmfestival unterzeichnet worden.

Druck: LR Medienverlag und Druckerei GmbH


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