Ortsporträt Laasow

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Lausitzer Rundschau

Ortsporträt: Laasow

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Elbe-Elster-Rundschau

Viele haben in Laasow den Organisations-Hut auf

Tornitzer und Briesener feiern und arbeiten gern gemeinsam

Heimatverein, Frauenklub und Jugend sind aktiv

Tornitz/Briesen. Mit Andreas Adolph steht zwar ein Mann an der Spitze des Heimatvereins Tornitz/Briesen. Wer die aufgeweckten Einwohner der Zwillingsdörfer kennt, weiß jedoch, dass bei den Vorbereitungen und der Durchführung von Veranstaltungen meist die Frauen die Hosen anhaben. „Wir feiern gemeinsam und wir feiern gern“, sagt Marita Adolph. Beim geselligen Beisammensein könne man schließlich für ein paar Augenblicke unangenehme Nachrichten ausblenden, die täglich über die Medien bekannt werden. Schon im Januar stehen die Tornitzer und Briesener auf der Matte, ziehen von Haus zu Haus, um böse Geister zu vertreiben. „Das Zampern ist hier ebenso Tradition wie das Eierkuchenessen, zu dem noch am selben Abend eingeladen wird“, so Vereinsvorstandmitglied Marita Adolph. Die kulinarischen Gaben seien dann besonders frisch und der Appetit entsprechend groß, zumal der Zug der Kostümierten zu Fuß von einem in den anderen Ort unterwegs ist. Gestärkt überstehen die Vereinsmitglieder so die Wintermonate, um im Frühjahr erneut durchzustarten: Frauentagsfeier, das Treffen zu Himmelfahrt stehen an und wenig später die Vorbereitungen für das jährliche Dorffest. Im Oktober wird vom Verein, der sich bereits 1996 gegründet hat, noch ein Dankeschönfest ausgerichtet. Bei diesem stehen Einwohner im Mittelpunkt, die durch außergewöhnliches Engagement dazu beigetragen haben, dass Briesen und Tornitz lebens- und liebenswert sind. Das gesamte Jahr hindurch verlange ein einvernehmliches Dorfleben ehrenamtliches Wirken: ob bei den anfallenden Friedhofsarbeiten, die in Briesen der Heimatverein erledigt und in Tornitz die freiwillige Feuerwehr oder bei der Organisation der Kinderweihnachtsfeier. An dem Weihnachtsmann dürfen ältere Kinder bei diesem Fest schon mal zweifeln – nicht aber an einem couragierten Heimatverein, der diese Feier und viele andere ermöglicht. ueh

Laasow. Fällt der Name Laasow, wird dieser mit der Tauchschule, dem See oder dem Reiterfest in Verbindung gebracht. Die Pflege von Traditionen ist den Laasowern Herzenssache. Der rührige Heimatverein steht meist dahinter. „Unser Verein hat sich 1994 gegründet und zählt inzwischen 56 Mitglieder“, sagt Michael Mlitzko, der in der Funktion des Vorsitzenden seit drei Jahren den Hut auf hat. Das Amt konnte er in dem Wissen antreten, dass seine Arbeit von weiteren „Hut-Trägern“ gestützt wird. So etwa der Laasower Frauenklub, der jährlich Mutter- und Frauentagsveranstaltungen organisiert und zu Radtouren einlädt. „Teilnehmen dürfen alle. Wer nicht mitradeln kann, wird per Shuttledienst zum Zielort chauffiert“, erzählt Regina Wonneberger. Auch schaue die rund 30-köpfige Damenriege gerne mal über den kulturellen Tellerrand und besuche Theateroder Kabarettveranstaltungen. Der Frauengruppe steht die dynamische Nachwuchsgilde von rund einem Dutzend Jugendlichen in nichts nach. Beim Oster-

feuer, Maibaumaufstellen und der Übernahme der Versorgung lernt der Nachwuchs das Einmaleins dörflichen Zusammenlebens kennen. Später ist es nur noch ein kleiner Schritt, um in den Kreis des Heimatvereins aufgenommen zu werden, sagt Vorstandsmitglied Matthias Scherer. Und in diesem werde jede Unterstützung gebraucht. So gilt es, neben den Feierlichkeiten die Friedhofspflege zu schultern oder bei der Entwicklung des Gemeindezentrums anzupacken. Das altehrwürdige Haus im Laasower Dorfzentrum liegt den Einwohnern am Herzen. „Unter diesem Dach war einst die Schule untergebracht und später der Konsum“, weiß Michael Mlitzko zu berichten. Der Vereinsvorsitzende erklärt, dass im und am Gebäude noch einiges zu machen sei und sowohl materielle wie personelle Unterstützungen willkommen sind. Mit der ihnen nachgesagten Zielstrebigkeit ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die Laasower den Wunsch eines einladenden Gemeindezentrums erfüllen, denn zupacken können sie. ueh

Erholungssuchende zieht es an den Gräbendorfer See.

Foto: U. Hegewald

Gräbendorf musste dem Bergbau weichen Nachbarorte grenzen nun an einen See Laasow, Wüstenhain, Tornitz und Briesen haben Glück gehabt. Ohne die politische Wende hätte die Dörfer womöglich dasselbe Schicksal ereilt wie ihrem Nachbarort Gräbendorf. Der musste der Braunkohle weichen, lebt aber – wenn auch ein schwacher Trost – im Namen des entstandenen Sees weiter. Das schwarze Gold ist dem Blau des Wassers gewichen, dem Gelb der Getreidefelder und dem Grün der Wälder, die bewahrt werden konnten.

„Die Dörfer verlieren ihr ländliches Flair und werden unzureichend oder zu spät über die geplanten Vorhaben informiert“, beklagte Ute Bergholz. „Uns wird Aufmüpfigkeit vorgeworfen und nachgesagt, dass wir gegen die tou-

Wir in

Laasow

Von Uwe Hegewald

Wüstenhainer lieben und pflegen ihr Dorf Wüstenhain. Das Dorf Wüsten-

hain mit etwas Wüstem in Verbindung zu bringen, würde dem Ort nicht gerecht werden. In Eigenregie pflegen die Einwohner ihren schmucken Dorfplatz, das Kirchenareal, den Friedhof und ihre privaten Grundstücke. Mit dem einladenden Dorfbild und seinen in dieser Region einzigartigen Wasserterrassen hätte der Ort eigentlich das Anrecht, sich am Dorfwettbewerb zu beteiligen. Punkten würden die Wüstenhainer dabei mit einem Phänomen – dem Heimatverein. 53 Mitglieder zählt der Zusammenschluss und das bei gerade einmal 79 Einwohnern. Hans-Jürgen Ullrich, Vorsitzender des vor fünf Jahren gegründeten Vereins, kennt die Gründe der stattlichen Mitgliederzahl. „Bei uns dürfen und sol-

Die Wüstenhainer haben viel für ihre Kirche und das Umfeld geFoto: U. Hegewald tan.

len Menschen mitwirken, die sich mit dem Dorf verbunden fühlen. Dabei sind auch Leute willkommen, die nicht in Wüstenhain wohnen und das Dorf aus beruflichen oder familiären Gründen verlassen mussten“, erklärt er. So werde bei den Ex-Einwohnern das Heimatgefühl gepflegt und der Personenkreis gleichzeitig zu Botschaftern des Dorfes erhoben. „Das gesamte Jahr hindurch gilt es, Aktivitäten zu stemmen. Da sind wir dankbar für jede Unterstützung aus dem Dorf und von auswärts“, sagt Hans-Jürgen Ullrich. Die in einem Vertrag mit der Stadt Vetschau verankerten Pflegemaßnahmen auf öffentlichen Flächen zählt er auf sowie kulturell-gesellige Veranstaltungen. Maibaumaufstellen, Osterfeuer, Zampern, gelegentliche Radtouren zählen dazu wie auch das jährliche Trecker- und Dorffest. Einer spontanen Idee entsprungen, erweist sich dieses als Besuchermagnet. Teilnehmerund Besucherresonanz: steigend. Für das kommende Jahr streben die Wüstenhainer danach, einen zweiten Veranstaltungshöhepunkt in den Ort zu holen. „Wir haben uns um die Ausrichtung des Gemeindekirchentages beworben“, berichtet Ullrich. Der Spruch „Die Kirche im Dorf lassen“ genügt den Einwohnern nicht. Sie packen an, wenn es um werterhaltende Maßnahmen im und um das Gotteshaus geht und stecken einen Teil des Zampergeldes in die Sanierung. Demnächst sollen die Kirchenfenster zur Straßenseite erneuert und damit ein weiterer Mosaikstein für das Gesamtwerk Wüstenhain gesetzt werden. ueh

ristische Entwicklung am Gräbendorfer See sind“, so die Laasowerin. „So ist das aber nicht, wir sind nur gegen unvernünftige Entwicklungen“, ergänzte sie. Viel sei über den Vorentwurf des Bebauungsplanes „Ferien, Wassersport und schwimmende Häuser am Gräbendorfer See“ diskutiert und berichtet worden, der demnächst von der Stadtverwaltung Vetschau offengelegt wird. „Wir haben die verbindliche Zusage, dass die Offenlegung – sollte sie noch in diesem Jahr erfolgen – bis Ende Januar garantiert ist“, informierte Ina Mütze. „So haben wir es gefordert, zumal bei einer praktizierten 30-tägigen Offenlegung aufgrund der Feiertage

쏆 458 Einwohner (Stand 31. Dezember 2008) leben im Vetschauer Dorfquartett. Mit 186 Einwohnern erweist sich Laasow als bevölkerungsstärkster Ort, gefolgt von Tornitz mit 125, Wüstenhain mit 79 und Briesen mit 68 Einwohnern. Während die Einwohnerzahl in der Stadt Vetschau seit 1991 schrumpft, zählen die Dörfer zu den Gewinnern. In Suschow gibt es einen Zuwachs von über 33 Prozent. 쏆 Mit 43 Mitarbeitern ist die Bolart Schweineproduktion GmbH Tornitz der größte Arbeitgeber in den vier Dörfern Laasow, Wüstenhain, Tornitz und Briesen. Weitere 60 Mitarbeiter stehen in der Schlachterei in Lohn und Brot. Laut Firmenangabe werden in Tornitz rund 5000 Muttertiere mit Nachwuchs gehalten und rund 27.000 Mastschweine. Veredelt wird das Fleisch größtenteils in der Vetschauer Wurstwaren GmbH. ueh

Das Zampern gehört zu den Traditionen, die in Tornitz und Briesen gepflegt werden. Archivfoto: rhl

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KURZ NOTIERT

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Kein wüster Ort

„Wir sind schon etwas Besonderes“, unterstrich Ina Mütze. Die Ortsvorsteherin lobte „die gut aufgestellten Heimatvereine, die in ihren Dörfern vieles bewegen und Veranstaltungen durchführen, zu denen sich auch Gäste aus entfernteren Regionen hingezogen fühlen“. Etwas wehmütig betrachten die Einwohner die Entwicklung, die durch den Bau von Energiegewinnungsanlagen Schaden nehmen könnte. Ein riesiges Solarfeld soll entstehen und dicht an Tornitz heran weitere Windkraftanlagen, obwohl sich die Mehrheit bis heute nicht an die 2006 aufgestellte Riesenwindkraftanlage gewöhnt hat. „Warum nicht auch noch ein Kernkraftwerk“, spöttelte ein Tornitzer.

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Das Laasower Dorf- und Reiterfest zählt zu den größten Veranstaltungen in den vier Dörfern. Während Ross und Reiter auf der Rennbahn am See noch um Erfolge und Eichenlaubkränze kämpfen, beginnt im Dorf bereits das Festprogramm mit Blasmusik und den Hupfdohlen, einer kleinen Schauspielgruppe. Der Termin für das Dorf- und Reiterfest 2010 steht bereits und kann schon im Kalender angekreuzt Foto: U. Hegewald werden: 14. und 15. August.

und Festvorbereitungen ohnehin kaum einer Betroffenen den Kopf für solche Probleme freihätte.“ Hoffnungen auf ein faires Miteinander setzen die Laasower in den Vetschauer Tourismusausschuss, der am Montag in Laasow tagte und von dessen Vorsitzenden Uwe Jeschke (SPD) die Zusage kam, den Prozess am Gräbendorfer See zuverlässig begleiten zu wollen. Auch vom neuen Bürgermeister Bengt Kanzler (parteilos) erwartet man, dass seine Erklärungen, sich stärker für Bürgernähe einzusetzen, nicht nur Lippenbekenntnisse sind. „Ich denke schon, dass in der Vetschauer Verwaltung ein anderer Geist einzieht und die Dörfer besser wahrgenommen werden“, bemerkte ein Teilnehmer. 30 Personen nutzten das Treffen, um mit der RUNDSCHAU ins Gespräch zu kommen. In dem vom Gasthausehepaar Brigitte und Helmut Krüger schon Stunden zuvor angeheizten Saal mündete die Zusammenkunft in angeregte Gespräche. So verwies Tobias Lehnigk auf den Sanierungsbedarf des Feuerwehr-Gerätehauses in Tornitz und Hartmut Pannwitz auf das couragierte Mitwirken der Wüstenhainer bei der Gestaltung und Pflege des Dorfplatzes und Kirchenareals.

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