SA / SO, 24 ./ 25. OKTOBER 20 0 9
Lausitzer Rundschau
Ortsporträt Tröbitz
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Elbe-Elster-Rundschau
NACHRICHTEN
Freibad soll erhalten bleiben
Ein Viertel der Bewohner seit der Wende verloren
Aushängeschild von Tröbitz lockt immer mehr Besucher an – dennoch bleibt es ein Zuschussgeschäft Tröbitz hat vieles, was andere Gemeinden vergleichbarer Größe nicht vorweisen können, den Industriepark mitten im Ort etwa. Besonders stolz sind die Gemeindevertreter aber auf das Freibad, das trotz aller Haushaltsprobleme offen gehalten wird. Ganz ohne Diskussionen geht das aber natürlich nicht. Von Bodo Baumert
8671 Badegäste – so fällt die Bilanz der Freibadsaison 2009 aus. Ein beachtliches Ergebnis für einen Ort mit gerade einmal 737 Einwohnern. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt Landkreis die Tendenz weiter nach oben. 2008 hatte man etwa 6000 Besucher gezählt. Logisch, dass das Freibad auch beim Besuch der RUNDSCHAU am Mittwoch zur Sprache kam. Anwohnerin Ulla Löschke: „Das Bad sollten wir auf jeden Fall beibehalten und
noch mehr bewerben.“ Dem stimmt auch der stellvertretende Bürgermeister Holger Gantke zu, während er mit den Bürgern im Gemeindebüro diskutiert: „Wir gehen da keinen Schritt zurück.“ Zum Erfolg des Bades hat vor allem die seit 2007 aktive Interessengemeinschaft Freibad beigetragen. Die freiwillig engagierten Bürger kümmern sich um den Erhalt und die Vermarktung des Bades. Erfolge sieht man etwa beim wachsenden Bekanntheitsgrad in den Schulen, die aus dem gesamten Kreisgebiet nach Tröbitz kommen, hier baden und zum Teil auch mit Zelten übernachten. Elbe-Elster Ulla Löschke: „Mein Enkel war mit seiner Klasse aus Bad Liebenwerda zum Wandertag da. Die waren alle begeistert.“ Positiv wirkte sich in diesem Jahr trotz durchwachsenen Badewetters die Lage in Finsterwalde aus. Das Aus für das dortige Freibad und die lange
Tröbitz. Seit der Wende hat Tröbitz einen starken Bevölkerungsschwund zu verkraften. Von 1132 Einwohnern im Jahr 1992 ist man mittlerweile bei 737 Tröbitzern angekommen. Grund dafür ist vor allem der Niedergang des Industrieparks, der nach jahrelanger Insolvenz und Sanierung heute zwar wieder eine Erfolgsgeschichte ist und sogar Gewerbesteuern abwirft, aber dennoch weitaus weniger Arbeitsplätze bietet als früher. bob
Jeder zweite Tröbitzer könnte im Ort arbeiten
Wir aus
Tröbitz
Schon 1969 war das Bad Anziehungspunkt für viele.
Ulla Löschke
Foto: Poetzsch
Christine Tschesch
Bei Schulklassen erfreut sich das Freibad wachsender Beliebtheit als Ausflugsziel.
Sommerpause der Schwimmhalle machte Tröbitz zum attraktiven Ausweichort. „Amtsdirektor Jörg Gampe hat da einiges für uns getan, auch als Chef des SV Neptun“, lobt Holger Gantke. Ein Highlight für das Freibad war die Beachparty im Juli. Das Megaparty-Team aus Schönborn sorgte zwei Tage für großen Andrang im Bad. „Das war eine Supersache. Die Signale sind schon da, dass das im nächsten Jahr wiederholt wird“, so Gantke. Bei einigen Tröbitzern hatte die Party allerdings auch zu Beschwerden geführt. Dass das Bad überhaupt jedes Jahr geöffnet wird, ist keine Selbstverständlichkeit. Denn trotz der über den Planungen liegenden Einnahmen bleibt
Wilfried Sott
das Freibad ein Zusatzgeschäft für die Stadt. „30 bis 35 000 Euro bleiben bei der Gemeinde hängen“, so Amtskämmerin Birgit Weinert, die ebenfalls in Tröbitz wohnt. Seit April ist das Bad zwar endlich schuldenfrei. Rücklagen für nötige Reparaturen konnte die Gemeinde, deren Etat jährlich unter Haus-
Archivfoto: Rösler
haltssicherung steht, nicht anlegen. Unter den Gegebenheiten der Doppik müsse man noch einmal ganz genau rechnen, warnt die Kämmerin: „Rentabel wird das Bad nie sein.“ Dennoch sind sich die Gemeindevertreter einig, an ihrem Aushängeschild so lange wie möglich festzuhalten.
DAS F REIBAD TR ÖBITZ
der Anwohner sind die verwahrlosten Gebäude, die zum Teil trotz fragwürdiger Zustände immer noch bewohnt werden. Gemeindevertretung und Amt bemühen sich, auf die Besitzer einzuwirken. Es sei aber schwierig, oft handele es sich um Insolvenzverwalter, die lieber ein Strafgeld zahlen, als Mittel in die Häuser zu stecken. Einfach abreißen, wie es sich mancher Bürger vorstellt, kann man die Gebäude auch nicht. bob
Haushaltslage entspannt sich
Historische Eindrücke
„Ich bin selbstständig im Systembau. Der Arbeit muss ich hinterherfahren. Aus Tröbitz wegzugehen, kam aber nie in Frage.“
meinde Tröbitz mit einem Haushaltssicherungskonzept und muss sich ihren Etat jährlich genehmigen lassen. „Da würde sogar Peter Zwegat von RTL die Finger von lassen“, schätzt der stellvertretende Bürgermeister Holger Gantke. Dennoch ist es Schritt für Schritt gelungen, das Minus zu
Gemeindevertreter sprechen sich gegen Gedenkstätten-Neubau aus Ausstellung in alter Kirche soll im Bestand saniert werden Tröbitz. Die Zukunft der Ge-
Eine Ansichtskarte von 1926 hat Sammler Joachim Poetzsch aus Finsterwalde zum Ortsporträt beigesteuert. Zu sehen sind die Grube Hansa, das Kriegerdenkmal mit Kirche und die Fleischerei und WurstFoto: Sammlung Poetzsch fabrik Seidel.
Schorsch-Club lädt zu Tag des Trabi Tröbitz.
Der Trabant-Club Schorsch macht Tröbitz im kommenden Jahr zum Mekka der Trabi-Fans. Am 10. Juli soll im Gewerbegebiet das legendäre Trabitreffen von Lug (OSL) fortgeführt werden. Es soll ein ruhi-
ges, familiäres Treffen in seiner ganzen Ursprünglichkeit werden, zu dem der Verein bereits jetzt alle Besucher herzlich einlädt. Die Teilnahme kostet fünf Euro pro Trabi. Für Besucher ist der Eintritt frei. bob
schichte des „Verlorenen Transports“, der am 23. April 1945 auf dem Wege vom KZ Bergen-Belsen ins KZ Theresienstadt in Tröbitz zum Stehen kam, beschäftigt derzeit die Gemeindevertreter wie die Amtsverwaltung. Die Ausstellung in der ehemaligen neuapostolischen Kirche (Foto r. o.) soll erneuert werden. Geld dafür hat die aus dem Amt scheidende Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) bereits versprochen. Doch wie soll es genutzt werden? Pläne zur Errichtung eines neuen Museums, das auch die anderen Gedenkorte durch Sichtachsen verbinden sollte, stießen in der Gemeindevertretung auf wenig Begeisterung. Stattdessen
holte Bürgermeister Dieter Schäfer Angebote zur Sanierung des bestehenden Gebäudes ein. Diese kostengünstigere Variante soll nun verfolgt werden. Einig ist man sich, dass die Ausstellung selbst professionell überarbeitet werden soll. Im Gespräch sind dafür das Kreismuseum, der Zentralrat der Juden, aber auch wissenschaftliche Einrichtungen wie das Moses-MendelssohnZentrum in Potsdam oder die Stiftung Bergen-Belsen. bob
nehmen bringen sich dort ebenso ein, wie die evangelische Grundschule des Ortes. Die Vorbereitungen laufen schon. bob
Tröbitz. Eine Reihe von Vereinen ist in Tröbitz aktiv, vom Sport bis zum Angeln. Zum Teil fehle es aber am Miteinander. Bei der Gesprächsrunde mit der LR kam deshalb der Vorschlag der Bürger auf, die Vereine sollten sich einmal alle zusammensetzen, um gemeinsam zu überlegen, wie man gemeinsam noch mehr für den Ort tun kann. bob
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im Kalender der Gemeinde Tröbitz ist der Weihnachtsmarkt am 5. Dezember. Vereine und Unter-
Vereine an einen Tisch!
Petra Freiberger
Weihnachtsmarkt am 5. Dezember Tröbitz. Der nächste Höhepunkt
verkleinern. Der Fehlbetrag wurde stetig gesenkt, auch dank notweniger, aber umstrittener Gebührenanhebungen, etwa für die Sporthalle. „Das ist eine gewaltige Leistung, die auf die gute Arbeit von Bürgermeister Dieter Schäfer und Kämmerin Birgit Weinert zurückzuführen ist, die immer wieder alles ganz genau durchrechnen“, so Gantke.
DIE ANZEIGENECKE
Tröbitz. Seit Jahren lebt die Ge-
„Ich bin 1990 mit meinem Mann nach Tröbitz gekommen. Hier haben wir unseren Betrieb und fühFotos: bob len uns sehr wohl.“
Verwahrsloste Häuser als Problem Tröbitz. Ein Ärgernis aus Sicht
1968 wurde das Freibad mit seiner 50-Meter-Bahn in Tröbitz eröffnet. „Schon damals war das für so eine Gemeinde sehr groß“, erinnert sich Amtsdirektor Jörg Gampe. Das Besondere war die Beheizung aus dem angrenzenden Industriepark, die heute über Fotovoltaik weiter betrieben wird. Gampe erinnert sich noch an seine eigenen Erfahrungen im Tröbitzer Schwimmlager. Ohne Filteranlage entließ das Becken seine Gäste oft mit grünen Haaren: „Angeschimmelte Bademütze haben wir immer dazu gesagt.“ Ab 1994 wurde das Freibad dann saniert. Insgesamt wurden laut Amtsangaben 3,5 Millionen D-Mark investiert.
Bürgermeister und Kämmerin gehen kleine Schritte
„Es ist einfach schön hier. Die Natur, die Ruhe. Besucher sind immer begeistert und fragen, ob sie hier Häuser kaufen können.“
Tröbitz. Rein statistisch kommt auf jeden zweiten Tröbitzer ein Job im Ort. So bietet alleine der Industriepark rund 300 Arbeitsplätze. Hinzu kommen viele kleine Betriebe, die im Ort angesiedelt sind. Insgesamt schätzt Holger Gantke, Unternehmer und Gemeindevertreter, die Zahl der Stellen auf über 400. Ein Teil davon wird aber von Arbeitnehmern ausgefüllt, die nach Tröbitz pendeln. bob
Holger Gantke präsentiert die derzeitige Ausstellung.
Fotos: bob
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