TEODOR 1. – 4. April 2020
Deutsch
ALSO SPRACH TEODOR …
«Ich möchte Menschen mit meiner Arbeit wirkliche Freude geben.» «Im Musikmachen liegt eine grosse Verantwortung. Man muss darauf achten, dass alles, was man tut, ein Konzept hat und gut geprobt ist. Und dann muss man auch noch sein Bestes geben.» «Spiritualität hat nichts mit Wellness, sondern mit Transzendenz zu tun. Und das setzt die Anstrengung voraus, sich ernsthaft auf etwas einzulassen.» «Meine Musiker und ich wirken ein wenig wie Nudisten in einem Musiksystem, das sehr gut gekleidet ist. Ich bin ehrlich in dem, was ich will. In einer Welt, die das nicht ist, sieht diese Ehrlichkeit exzentrisch aus. Exzentrisch sind die anderen, ich bin normal.» «Wenn es um mich geht, schreiben die Leute gern darüber, was ich für merkwürdige Hosen trage und mit welchen Schuhen ich auf die Bühne komme. Auch meine Haare sind ein beliebtes Thema. Ich will das nicht bewerten, aber in Wirklichkeit ist es so, dass ich in denselben Hosen, in denselben Schuhen und mit derselben Frisur auf die Bühne komme, wie ich sie ausserhalb des Theaters trage. Ich gehe so auf die Bühne, wie ich bin.» «Ich versuche jeden Tag, alle Türme zu zerstören, die ich selber gebaut habe, sogar um mich herum. Die gründliche Zerstörung seiner eigenen Mythologie ist sehr wichtig.»
«Ich arbeite immer so lange, bis ich das gewünschte Ergebnis habe. Das können zehn Stunden, das können aber auch zehn Minuten sein.» «Als ich musicAeterna gründete, habe ich nicht nur die Besten der Besten berufen. Ich holte Gleichgesinnte. Solche, die nicht die Proben auf Gongschlag verlassen und sich danach ihren eigenen Dingen widmen. Ich brauche Menschen, die Tag und Nacht über Musik nachdenken.» «Ich bin ein grosser Romantiker. Aber nicht im Sinne von Kategorien wie ‹Landschaft›, ‹Küste›, ‹mein Schatz›. Meine Romantik ist erhaben. Wilde Katzen, die auf einen Flügel springen, wilde Pflanzen mit Aromen wie Weihrauch – so wie bei Baudelaire.» «Ein Dirigent muss wissen, dass er kein besserer Mensch ist als ein Orchestermitglied. Dass er noch nicht mal ein besserer Musiker ist.» «Ich träume von einer Welt ohne Dirigenten und Politiker.»
Š Nadia Rosenberg
Freunde LUCERNE FESTIVAL
Ohne sie wäre LUCERNE FESTIVAL nicht, was es ist: Seit 1966 unterstützen die «Freunde» grosszügig das Festivalprogramm. Ihre Zuwendungen bemessen sich mittlerweile auf rund 8% des Gesamtbudgets und tragen somit massgeblich zur Finanzierung bei. Die Mitgliedschaft lohnt sich, denn wer sich im Freundeskreis engagiert, kann das Festival als Insider erleben und gehört zur «Familie»: Angeboten werden Probenbesuche, Gespräche mit hochrangigen Künstlern und exklusive Anlässe, und dabei trifft man natürlich auch auf Gleichgesinnte. Für junge Erwachsene bis zum Alter von 39 Jahren gibt es eigens die Jungen Freunde LUCERNE FESTIVAL, die gemeinsame Konzertbesuche zu vergünstigten Konditionen organisieren und ein vielfältiges Rahmenprogramm offerieren. LUCERNE FESTIVAL dankt allen seinen Freunden für ihre langjährige und treue Unterstützung. Ein besonderer Dank gebührt unseren Mäzenen: Thomas Abegg | Nachlass Ernest I. Ascher | Dr. Dr. Prof. H. Batliner | Albert Behler | Jörg G. Bucherer | Coralma Stiftung, Meggen | Oswald J. Grübel | Yann und Sabine Guyonvarc’h | Happel Foundation, Luzern | International Music and Art Foundation, Liechtenstein | Dr. Klaus Jenny | Josef Müller Stiftung, Muri | Dr. Christoph M. Müller und Sibylla M. Müller | Michael Pieper | Charlotte Scheidegger-Vonlanthen | Thomas Schmidheiny | Carla Schwöbel-Braun
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Impressum Herausgeber: Stiftung LUCERNE FESTIVAL Foto Umschlag © Anton Zavjyalov Dieses Programm wurde im Oktober 2019 publiziert. Änderungen vorbehalten. Alle abgedruckten Preise ohne Gewähr.
Printed in Switzerland | © 2019 by LUCERNE FESTIVAL
EIN WOCHENENDE MIT TEODOR CURRENTZIS UND FREUNDEN
«Teodor Currentzis, ein Akrobat auf dem Dirigentenpodium, vermag den musikalischen Ausdruck ganz unerhört zuzuspitzen: im Leisen wie im Lauten, im Schnellen wie im Langsamen. Er gehört damit zu den (mehr oder weniger) Jungen Wilden der klassischen Musik. Die Tempi werden bei ihm nicht einfach im Gleichschlag durchgezogen, sondern vielmehr reichhaltig und ganz dem expressiven Moment entsprechend nuanciert.» Peter Hagmann, Musikkritiker
Der Mozart-Da Ponte-Zyklus, mit dem Teodor Currentzis das Sommer-Festival 2019 beschloss, dürfte vielen unvergesslich sein: Von der ersten bis zur letzten Sekunde standen die drei Abende unter Strom, sie elektrisierten das Publikum – nicht zuletzt, weil Currentzis am Pult das Äusserste an interpretatorischer Radikalität wagte und durch seinen suggestiven körperlichen Einsatz alle geradezu mitriss, auf der Bühne wie im Auditorium. Diesem aussergewöhnlichen Dirigenten soll deshalb das erste der musikalischen Wochenenden gewidmet sein, die LUCERNE FESTIVAL ab 2020 neu ins Programm nimmt. Drei Konzerte wird der griechische Maestro mit seinem Ensemble musicAeterna und mit Solistinnen und Solisten des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA gestalten. Alle drei Aufführungen verbindet eine gesellschaftliche und ethische Mission, die über das reine Musikerlebnis hinausgeht. Mit Philippe Hersants berührender Choroper Tristia, die das Schicksal politischer Gefangener umkreist, spricht er ein Plädoyer für die Freiheit aus. Mit Beethovens Neunter Sinfonie träumt er von einer Welt der Liebe und Freundschaft. Und mit geistlichen Chorwerken aus 1000 Jahren öffnet er gleich zu Beginn ein Fenster in die Ewigkeit. Dazu gibt es ein vertiefendes Rahmenprogramm mit einer öffentlichen Probe, einem Filmportrait und einer Diskussionsveranstaltung.
Mi 1. 4. 19.30 Uhr Jesuitenkirche
LUX AETERNA
CHF 120/80 Veranstaltung 20106
musicAeterna (Vitaly Polonsky Einstudierung) Teodor Currentzis Dirigent Hildegard von Bingen O vis aeternitatis György Ligeti Lux aeterna Alexey Retinsky Salve Regina Byzantinische Gesänge Das weitere Programm wird zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben.
Ende gegen 21.00 Uhr | Dieses Konzert hat keine Pause
Zu den Markenzeichen von Teodor Currentzis und musicAeterna gehörte von Anfang an, dass sie sich nicht auf das Kernrepertoire aus der Klassik und der Romantik beschränken, sondern die Musikgeschichte in beide Richtungen der Zeitachse tief ausloten wollen: bis ins Mittelalter auf der einen, hinein in die Gegenwart auf der anderen Seite. Das Eröffnungskonzert des «Teodor»-Wochenendes greift deshalb nicht zufällig Werke aus fast tausend Jahren auf und rückt sie in ein ebenso perspektiven- wie aufschlussreiches Wechselspiel. Unter dem Titel Lux aeterna trifft die Äbtissin Hildegard von Bingen auf den Avantgardisten György Ligeti, begegnen uralte byzantinische Gesänge aus Currentzis’ griechischer Heimat der Musik des jungen Ukrainers Alexey Retinsky. Mit verblüffendem Erkenntnisgewinn: Das vermeintlich Alte klingt mit einem Mal frappierend modern, das scheinbar Neue offenbart unerwartete Bezüge zur Tradition. Im Mittelpunkt aber steht der Mensch mit seinem Wunsch, die Endlichkeit zu überwinden – und was könnte besser den Vorschein auf die Ewigkeit eröffnen als die Musik? Teodor Currentzis und sein fabelhafter Chor laden auf eine spirituelle Reise in vorösterlicher Zeit.
Do 2. 4. 19.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal
TRISTIA
CHF 200/170/130/90/60/30 Veranstaltung 20101
musicAeterna (Vitaly Polonsky Einstudierung) Mitglieder des LUCERNE FESTIVAL ORCHESTRA Teodor Currentzis Dirigent Mikhail Meylach Sprecher Philippe Hersant Tristia Choroper für gemischten Chor und Instrumentalensemble ca. 80’
Diese Aufführung hat keine Pause
18.30 Uhr Konzerteinführung mit Susanne Stähr KKL Luzern, Auditorium
Ist es Alte Musik oder Neue? Folklore, Klassik oder Minimal Music? Orthodoxer Gesang oder ein Musikdrama? Philippe Hersants Choroper Tristia entzieht sich jeder Einordnung – und ist gerade deshalb ein fesselndes Ereignis, wie man es nur selten erleben kann. Teodor Currentzis gab das Werk bei dem 1948 geborenen französischen Komponisten in Auftrag und brachte es 2016 mit musicAeterna in Perm zur Uraufführung. In Tristia, das man mit «Klagelieder» übersetzen könnte, vertont Hersant 33 Gedichte, die in russischen und französischen Gefangenenlagern entstanden, darunter Verse von Ossip Mandelstam und Warlam Schalamow. Sie drücken Wut aus und Verzweiflung, aber auch Hoffnung auf Gerechtigkeit und eine bessere Zukunft. Rezitiert werden sie von Mikhail Meylach, der selbst in einem Gulag inhaftiert war. Hersant koppelt die Chorstimmen auch mit volkstümlichen Instrumenten wie der Mundharmonika, dem Akkordeon oder der armenischen Duduk-Oboe; seine Musik ist rhythmisch prägnant, dramatisch und zugleich von ätherischer Schönheit. Denn es geht, so Teodor Currentzis, um «das Kostbarste, was wir haben»: die Freiheit.
© Alexandra Muravyeva
Fr 3. 4. 18.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal
MEET TEODOR
Eintritt frei | Tickets online buchbar Veranstaltung 20102
Wenn Sie Teodor Currentzis näher kennenlernen und ihn bei der Arbeit mit musicAeterna erleben wollen, dann sollten Sie diese Veranstaltung nicht verpassen. Im Rahmen einer öffentlichen Probe wird er an seiner Interpretation von Beethovens Neunter Sinfonie feilen. Anschliessend wird Currentzis Einblicke in sein BeethovenVerständnis eröffnen und erklären, worauf es ihm bei der Interpretation dieses Komponisten ankommt.
Sa 4.4. 15.00 Uhr KKL Luzern, Auditorium Eintritt frei
FILMPORTRAIT
«Die Sprache unserer Träume». Der Dirigent Teodor Currentzis Dokumentation von Andreas Ammer | SWR 2018 | 60’
Acht Monate lang hat der Regisseur Andreas Ammer den Dirigenten Teodor Currentzis begleitet, ihn bei der Arbeit mit dem Ensemble musicAeterna sowie dem SWR Symphonieorchester beobachtet und mit ihm zahlreiche Gespräche geführt. Entstanden ist dabei ein facettenreiches Portrait des beeindruckenden Musikers, der seinen Beruf auch als spirituelle Mission begreift.
Sa 4.4. 16.30 Uhr KKL Luzern, Auditorium
PODIUMSDISKUSSION «Our Time Is Now». Teodor Currentzis – ein neues Zeitalter im Musikleben?
Eintritt frei
Als Rebell in der Klassikszene begann Teodor Currentzis seine Karriere, doch längst hat er den Betrieb selbst verändert: durch sein unorthodoxes Auftreten, seine Unbedingtheit, seine künstlerische Kompromisslosigkeit. Was das Phänomen Currentzis für das Musikleben bedeutet, darüber sprechen der Musikkritiker Christian Wildhagen, Intendant Michael Haefliger und Musiker mit Susanne Stähr.
Sa 4. 4. 18.30 Uhr KKL Luzern, Konzertsaal CHF 290/240/190/130/70/40 Veranstaltung 20105
musicAeterna (Vitaly Polonsky Einstudierung) Teodor Currentzis Dirigent Solisten Ludwig van Beethoven Sinfonie Nr. 9 d-Moll op. 125 ca. 70’
Dieses Konzert hat keine Pause
BEETHOVENS NEUNTE
«Beethoven ist Beethoven», weiss Teodor Currentzis und begreift den vermeintlichen Klassiker als Revolutionär, der keiner Epoche allein zugeordnet werden kann, sondern über seine Zeit weit ausgreift und bis heute ungebrochen aktuell geblieben ist. Auch deshalb lasse sich Beethovens Musik, so glaubt der griechische Dirigent, immer wieder neu deuten und halte ganz verschiedene Interpretationen aus – wie ein Orakel, das sein Geheimnis nie preisgibt. Kein Wunder, dass sich Currentzis an diesem Monolithen der Musikgeschichte stetig reibt und ihn nur zu gern auf seine Programme setzt. Auch im Beethoven-Jahr 2020: In Luzern bringt er mit dem Chor und dem Orchester seines Ensembles musicAeterna die wirkungsmächtigste aller neun Beethoven-Sinfonien zu Gehör und verkündet damit die Botschaft, dass alle Menschen zusammengehören, auch und gerade in Zeiten der gesellschaftlichen Polarisierung: «Diesen Kuss der ganzen Welt!» Und natürlich wird Currentzis, der begnadete Pultekstatiker, die berühmte Freudenmelodie des Finales mitreissend und Beethovens Botschaft weltumarmend ausgestalten.