Programmheft Ein Luzerner Jedermann

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EIN LUZERNER JEDERMANN Freilichtspektakel nach Hugo von Hofmannsthal Eine Gemeinschaftsproduktion der Freilichtspiele Luzern und des Luzerner Theater Premiere: 25. Mai 2018 Dauer: 1 Stunde 15 Minuten, ohne Pause Hinweise auf die Besetzung finden Sie in der Mitte des Programmheftes

INSZENIERUNG UND BÜHNE Thomas Schulte-Michels KOSTÜME Tanja Liebermann MUSIKALISCHE LEITUNG Christov Rolla LICHT David Hedinger-Wohnlich

Ein Luzerner Jedermann

DRAMATURGIE Friederike Schubert INSPIZIENZ Yasmine Erni-Lardrot, Lothar Ratzmer REGIEASSISTENZ UND ABENDSPIELLEITUNG Melanie Durrer REGIEASSISTENZ UND KOORDINATION AMATEURE Andreas Rosar BÜHNENBILDASSISTENZ Vanessa Gerotto, Sophie Köhler KOSTÜMASSISTENZ Leonie-Liz Adami, Medea Karnowski REGIEHOSPITANZ Meret Feigenwinter PROJEKTLEITUNG Christoph Risi ASSISTENZ PROJEKTLEITUNG Bettina Glaus

Bühne / Jesuitenplatz


Zum Stück

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Gott hadert mit Jedermann, denn es hapert bei der Nächstenliebe. So wird der Tod entsandt, den knausrigen Verschwender zur Rechenschaft zu ziehen. Auf Erden ist Jedermann damit beschäftigt, seinen bisher angehäuften Reichtum um einige Grundstücke zu erweitern. Auf dem Weg dorthin begegnet ihm ein armer Nachbar, der ihn um Geld bittet. Jedermann gibt ihm zwar einen Schilling, doch als der Nachbar mehr Geld will und ihn auffordert, seinen Schuldbrief zu zerreissen, lässt Jedermann ihn in den Schuldturm werfen. Erst als sich eine der umstehenden Frauen für den Schuldner stark macht, lässt sich Jedermann erweichen und nimmt sich dessen Kindern an. Als nächstes begegnet Jedermann seiner Mutter, die sein freizügiges Leben kritisiert und ihn ermahnt, aus seinen Lastern eine Tugend zu machen und endlich zu heiraten. Kaum hat ihn seine Mutter verlassen, kommt ihm seine Buhlschaft entgegen, um ihn zu einem Fest zu begleiten. Auf dem Fest jedoch fühlt sich Jedermann schwach und krank. Auf einmal erscheint der Tod und fordert ihn auf, mit ihm zu kommen. Jedermann fleht den Tod an, ihm nur eine kurze Frist zu gewähren, damit er sich einen Freund suchen kann, der mit ihm vor das Jüngste Gericht tritt. Nach langem Bitten gewährt der Tod ihm eine Frist von einer Stunde. Zuerst fragt Jedermann seinen Gesell, der bereit ist, ihm auf Erden jeden Gefallen zu tun, doch ihn vor das göttliche Gericht zu begleiten, weigert er sich. Kaum anders handeln die beiden Vettern Jedermanns und seine Buhlschaft. Von allen verlassen will er wenigstens sein Geld mit in die Ewigkeit nehmen. Aber auch Mammon ist nicht bereit, mit ihm zu gehen. Da hört Jedermann eine leise Stimme, die seinen Namen ruft. Es sind seine guten Werke, die ihn gern ins Jenseits begleiten wollen. Sie sind aber zu schwach und bitten daher ihre Schwester «den Glauben», Jedermann zu begleiten. Jedermann ergreift diese letzte Möglichkeit und geht mit Glaube und guten Werken in den Tod. Inzwischen erscheint der Teufel um die schuldbeladene Seele Jedermanns, derer er sich sicher wähnte, zu holen. Doch er muss zu seinem Verdruss feststellen, dass er im Spiel vom Sterben des reichen Mannes den Kürzeren gezogen hat.


Unter freiem Himmel Zur Geschichte des Freilichtspiels in der Zentralschweiz Von Buschi Luginbühl ZURÜCK ZUM ANFANG Wenn man nach den Anfängen des «Theaters unter freiem Himmel» sucht, kommt man bereits in Erklärungsnot, stellt sich damit doch die Frage: Wann und wo beginnt das Theater? Bereits Johan Huizingas klassisches Buch «Homo Ludens –  Vom Ursprung der Kultur im Spiel» entwickelte die These, dass der Mensch ein Spieler sei, und dass sich ohne seine Lust und Fähigkeit zum Spielen ganze Bereiche der Kultur nicht entwickelt hätten. Auch andere «klassische» Werke – wie Joseph Gregors «Weltgeschichte des Theaters» – verweisen auf die wichtige Funktion des Spieles beim Tier wie beim Kind. Vom Maskenspiel schlägt Gregor den Bogen zu den frühen Theateraktivitäten in der Schweiz: «Am Ursprung steht zweifellos ein tierischer Tanz, der sich der Maske des Tieres, auch seines Felles bedient und wenn sich auch die Ausdrucksmittel vielfach verändert haben, so hat diese Maskierung ihre Ursprünglichkeit bei uns in den Alpengegenden bis heute bewahrt.»

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FAHRENDE GAUKLER, TENNEN-, PASSIONS- UND FASNACHTSPIELE Zum Schauplatz dieser Maskenspiele wurden früh die Märkte. «Seit Generationen haben die Männer der Kirche vor dieser Pest der Märkte gewarnt. Umsonst. Die fahrenden Spielleute und Schauspieler wurden immer frecher und immer besser. Sie verhunzten den Teufel, die jungen Weiber ebenso wie einen lachenden Jesus, die heiligen Mysterien. Dabei gehen sie so geschickt vor, dass sich selbst Männer der Kirche verführen lassen.» Für das Jahr 1434 erwähnen die Chroniken in Luzern einen «gougler uff dem seil». Auch andere Belege legen nahe, dass die Städte an der Nord-Süd-Achse von Fahrenden stark frequentiert waren. DIE GESELLSCHAFT JESU In Luzern änderte sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die Theatersituation grundsätzlich. Die Jesuiten kamen nach Luzern – und mit dem Auftrag der Jugenderziehung übernahmen sie zumindest teilweise die Leitung der öffentlichen Spiele. Die Aufführungen fanden zunächst wiederum im Freien statt, zunächst auf dem Weinmarkt, seit 1638 auf dem Mühlenplatz.

7 1677 wurde die Michaelskirche mit finanzieller Unterstützung des Luzerner Rates in ein Theater umgebaut, das allerdings schnell baufällig wurde, schliesslich einstürzte und 1694 abgerissen wurde. Stattdessen wurde im oberen Saal des Gymnasiums die erste Saalbühne eingerichtet. 1708 wurden die Theateraufführungen in einen Raum über der Sakristei verlegt, und der «Tägliche Rat» erkannte, «es möchte dann ein komlich und gelegener Orth zu den Comödien aufgesucht werden.» Aber es sollten noch 32 Jahre vergehen, bis im ehemaligen Jesuitenkollegium das «obrigkeitliche Comödienhaus» eingerichtet wurde, der Vorläufer des heutigen Stadttheaters. «Der Jesuit Franz Xaver wurde am 6. März 1654 auf Antrag der beiden Schultheissen zum Schutzpatron der Stadt und des Kantons erwählt und am 21. November fand darauf eine feierliche Prozession zu Ehren des Landespatron von der Peterskapelle zur Jesuitenkirche statt. Allegorische Bilder wurden vorausgetragen, welche die Macht der Heiligen darstellten. Der Festzug glich mehr einem Fastnachtszuge als einer nordländischen kirchlichen Ceremonie. Zur Erhöhung der Feier lies

der Nuntius ‹Zweibätzler› vom Collegium aus unter das Volk werfen, welches in dieser Comödie die geistliche Hochzeit des heiligen Franz Xaver mit der ehr- und tugendreichen Jungfrau Luzerna erblicken sollte, wie ein lateinisches Gedicht durchblicken liess.» DIE VATERLÄNDISCHEN FESTSPIELE IN DER ERSTEN HÄLFTE DES 20. JAHRHUNDERTS Ein weiteres theatralisches Grossereignis fand 1891 statt: Das Festspiel für die Eidgenössische Bundesfeier. Im Vorspiel wurden die ersten Besiedler – Hirten, Jäger und Fischer –  durch die Allegorie der Freiheit begrüsst: Aus der Staatengewalt hatte die Freiheit sich hier in die Bergeinsamkeit zurückgezogen, um den Tag zu erwarten, an dem man sich ihrer erinnere. Überwölbt wurde das Ganze durch die Schlussapothese «An der Bundesfeier in Schwyz 1891», die die Zuschauer auf die Grundwerte Eintracht, Gerechtigkeit und Vaterlandsliebe verpflichtete und in die gemeinsam gesungene Landeshymne «Rufst Du mein Vaterland» mündete.


8 GROSSE IDEEN UND GESCHEITERTE PROJEKTE In den fünfzig Jahren zwischen den beiden Bundesfeierspielen von 1891 und 1941 war natürlich manches geschehen auf den Freilichtbühnen der Zentralschweiz. Einiges davon blieb ein phantastischer Traum, anderes musste, bei allem guten Willen, innert kürzester Zeit scheitern. Bereits Richard Wagner hat während seines Aufenthalts in der Villa auf Tribschen von einem schwimmenden Festspielhaus in Brunnen am Vierwaldstättersee geträumt. Erst die konkrete Erfahrung eines echten Föhnsturms lenkte seine Träume schliesslich nach Bayreuth. Konkreter waren die Pläne von Arnold Ott. Bekannt wurde er durch seine patriotischen Festspiele mit gekonnt inszenierten Massenszenen, die den Vorstellungen des Volkstheaters entgegenkamen. Er konzipierte den Festakt zur Enthüllung des Telldenkmals in Altdorf. Seine umfangreichste Arbeit aber sollte das Festspiel «Karl der Kühne und die Eidgenossen» werden. Mit diesem Stück wollte er in Luzern ein Festspielhaus für ein Nationaltheater eröffnen. Es blieb ein Traum.

WIR, DIE SPIELLEUTE «So wird die Stadt den Menschen zurückgegeben.» Dies die Überschrift in den «Luzerner Neuesten Nachrichten» zur ersten Freilichtaufführung der «wiedererstandenen» Luzerner Spielleute im Münzlgässli 1972. Bereits 1960 hätte man schreiben können: «So wird den Menschen ihr Theater zurückgegeben.» Denn mit Horst Gnekow kam ein Theatermann nach Luzern, der es verstand, die Jungen in altehrwürdige Stadttheater zu holen. FREILICHTTHEATER HEUTE Die Luzerner Freilichtspiele auf Tribschen finden seit 2005 im Zweijahres-Rhythmus statt. Die Trägerschaft der Spiele liegt in den Händen des «Vereins Luzerner Freilichtspiele». Für das Stück und die Regie werden junge, talentierte oder bekannte, bewährte Profis herangezogen. Das Ensemble besteht jeweils aus professionellen Schauspielern und einer grossen Anzahl Laien.

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Leben und Sterben des reichen Mannes Über die Inszenierung «Ein Luzerner Jedermann» Von Friederike Schubert Und plötzlich steht er da. Ohne Vorwarnung, mitten im Leben, trifft es den Jedermann. Gewöhnlich mit Schauspielgrössen «älteren Semesters» besetzt, begegnet uns in «Ein Luzerner Jedermann» ein junger Mensch, der noch keine vierzig Jahre zählt – eine Besetzungsentscheidung, die für Regisseur Thomas Schulte-Michels die Drastik der Situation unterstreicht. «Bei einem alten Knacker, wie mir, juckt das ja keinen mehr, aber wenn einem das blühende Leben gegenübersteht und es heisst bei dem ‹Ab auf die Bahre!›, dann ist das schon was anderes», scherzt der 74-jährige. Die Agilität des Hauptdarstellers Matthias Schoch kommt dieser Setzung sehr entgegen. Da ist einer, der bewegt Massen, der sprüht vor Energie und der soll sich nun vom Tod mitnehmen lassen? Gut, der beste und gläubigste Erdenbürger ist Jedermann nicht gewesen, aber wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein. In diesem Sinne verweist das Spiel vom Sterben des reichen Mannes auf uns, die Bewohner des globalen Norden.

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Meinen wir, dass wir unser Leben einzigartig und individuell gestalten können, so suchen wir am Ende doch nach Wegbegleitern und wollen nicht für unsere Taten, sondern, wenn überhaupt für unsere Persönlichkeit gerichtet und bewertet werden. Theater ist in der Zentralschweiz historisch tief und gesellschaftlich breit verankert. Einzelne Traditionen reichen weit ins Mittelalter zurück und prägen – in ihrer spezifischen Mischung aus Amateurtheater und professionellem Schauspiel – die Städte, Dörfer und Menschen bis heute. Der Tradition der Freilichtspiele und der des Fahrenden Volkes bewusst, setzt die Inszenierung auf zirzensische Momente und folgt in ihrer Anlage der Volkstheatertradition. In diesem Sinne schafft das Team um Thomas Schulte-Michels einen Brückenschlag zwischen zwei besonderen Formen: Es verknüpft die Zentralschweizer Freilichtspieltradition mit dem fahrenden Theatergruppen des Spätmittelalters, die ihre Geschichten auf Marktplätzen zum Besten gaben und versuchten die Weltsicht ihres Publikums zu verunsichern.

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Die Welt ist dumm, gemein und schlecht Hier toppt Gewalt allzeit das Recht, Ist einer redlich, treu und klug, Ihn narren Arglist und Betrug. Adieu ihr Leut – Ich hab genug. — Der Teufel



Die Beteiligten AUF DER BÜHNE JEDERMANN Matthias Schoch TEUFEL / GUTER GESELL /  MAMMON Aaron Hitz TOD Christian Baus STIMME GOTTES unbekannt JEDERMANNS MUTTER Giulietta Odermatt ANSAGER / SCHULDKNECHT Adrian Furrer EINE FRAU Alina Vimbai Strähler BUHLSCHAFT Miriam Joya Strübel DICKER VETTER Jakob Leo Stark DÜNNER VETTER Michel Kopmann WERKE Wiebke Kayser GLAUBE Sofia Elena Borsani DER KOCH Alfons Liner DER VERWALTER Adalbert Spichtig

DER HAUSBURSCH Bernhard Kesseli BUHLSCHAFTS GEFOLGE Mascia Altermatt, Sabrina Althaus, Samantha Aquilino, Sofia Elena Borsani, Antonia Bucher Nadja Fanger, Tina Frank, Nesi Haxhimurati, Wiebke Kayser, Nadia Odermatt, Laura Rutz, Anna Rebecca Sehls, Isabelle Siegenthaler, Helena Steffen, Alina Vimbai Strähler NONNEN Marlies Giger, Lena Krütli, Alma Lichtsteiner, Mariella Pfyffer, Rahel Wüest, Soley Tobler FESTGÄSTE Mascia Altermatt, Sabrina Althaus, Melchior Amgarten, Samantha Aquilino, Timo Balzli, Agnes Barth, Josef Blättler, Josef Bühler, Ursula Brunner, Antonia Bucher, Susanna Burger, Nadja Fanger, Marlies Giger, Nesi Haxhimurati, Philip Hecht, Lia Aurelia Kraft, Lena Krütli, Alma Lichtsteiner, Stefan Murmann, Nadia Odermatt, Mariella Pfyffer, Laura Rutz, Liselotte Schleiss, Isabelle Siegenthaler, Verena Stämpfli Meier, Helena Steffen, Soley Tobler, Franz Tschümperlin, Hans Woodtli, Rahel Wüest

14 HINTER DER BÜHNE TECHNISCHER LEITER Julius Hahn PRODUKTIONSASSISTENTIN Marielle Studer PRODUKTIONSLEITER Roland Glück BÜHNENTECHNIK Riki Jerjen (Bühnenmeisterin), Dominic Pfäffli (Bühnenmeister), Christoph Birrer, Manuel Brandstätter, Walter Bucher, Jonathan Eckert, Enrico Iseli, Philipp Klemm, Yves Niederberger, Josafá Palma, Stefan Roth, René Schütz, Toni Schwegler, Michael Suter, Claudine Ulrich, Evaldas Viskontas, Kaspar Wyss, Achim Zanolari, Manuel Zweili REQUISITE Melanie Dahmer (Chefrequisiteurin), Simone Fröbel, Noemi Hunkeler, Nicole Küttel, Anna-Lisa Schneeberger, Oliver Villforth BELEUCHTUNG David Hedinger-Wohnlich (Leiter der Beleuchtungsabteilung), Sonja Egli, Daniel Erni, Clemens Gorzella, Marc Hostettler, Roland Isler, Renato Limacher, Michael Peters, Stefano Ricciardi

15 TON Rebecca Stofer (Leiterin der Ton- und Videoabteilung), Gérard Gisler, Thomy Lötscher, Adrian Wild LEITER PROBENBÜHNEN Thomas Künzel TRANSPORTE Ido van Oostveen, Hamzi Gashi, Dobrica Vasovic MASKE Lena Mandler (Chefmaskenbildnerin), Georg Bachtler, Désirée Delic, Ewa Lees, Doris Mösler, Hanni Nievergelt KOSTÜMABTEILUNG Angelika Laubmeier (Leiterin Kostümabteilung), Ulrike Scheiderer (Gewandmeisterin Damen), Stefanie Gwerder, Regula Hostettler, Silvia Lötscher, Luzia Lustenberger, Andrea Ruhstaller, Andrea Pillen (Gewandmeisterin Herren), Lea Fischer, Esther Galliker, Manuela Rüegsegger Hanni Rüttimann, Sarah Stock, Camilla Villforth (Kostümbearbeitung), Rhea Willimann (Leiterin Kostümfundus), Birgit Künzler, Andrea Vonarburg ANKLEIDEDIENST Monika Malagoli (Leiterin Ankleidedienst), Maribel Aramendia, Vreni Bucher, Angelica Bucheli, Anita Bucheli, Berta Bucheli, Pierina Caligiuri, Käthy Häcki, Sonja Hasler, Susanne Hefti, Patrizia Huber, Tiziana Malagoli, Christina Pletsch, Delphine Queval, Christa Sövegjarto-

Steger, Katerina Todorovska, Bernadette Weber, Barbara Weiss WERKSTÄTTENLEITER Marco Brehme MALERSAAL Brigitte Schlunegger (Leiterin Malersaal), Irene Häusermann, Varinia Oberholzer, Norbert Schaab, Remo Traber (Lernender) SCHLOSSER Nicola Mazza SCHREINEREI Tobias Pabst (Leiter Schreinerei), Vincenzo Bortoluzzi, Clint James Harris, David Koch, Patrick Schlosser TAPEZIERER Alfred Thoma EINLASS UND GARDEROBE Daniel Hungerbühler (Leiter Einlass und Garderobe), Trudi Brändlin, Irene Bucher, Ruth Bucher, Deborah De Col, Rahel Dudler, Pia Güntert, Lorenz Härri, Tamara Hammer, Carla Haslbauer, Lilian Heeb, Sylvia Heinrich, Sara Hensler, Maria Holenstein, Regula Hosner, Ana Kazarow, Silvia Koch, Christine Korner, Claudia Korner, Clara Kost, Pia Laubacher, Carmen Leibundgut, Kornelia Liem, Annemarie Luterbach, Sibylle Maurer Stirnemann, Biljana Mitrovic, Milica Mitrovic, Gabriela Nützi, Helene Simone Rölli, Regina-Petra Roost-Glanzmann, Barbara

Rutishauser, Margrith Schweizer, Anna Schürch, Marlene Schürch, Milena Schürch, Petra Schumacher, Irene Stadelmann, Christian Stirnemann-Maurer, Tiziana Stallmann, Tina Steiger, Olivia Sturny, Irene Troxler, Jenay Vogel, Bernadette Weber, Katharina Wigger, Marianne Zimmermann VERKEHR UND SICHERHEIT Kurt Christen (Leiter Verkehr und Sicherheit), Kurt Engel, Annemarie Fellmann, Sibylle Gerardi, Louise Leserri, Peter Müller, Reinhold Näf, Peter Rimml, Rinaldo Santini, Beat Wolf GESTALTUNG JEDERMANNS BAR Yves Niederberger, Jonathan Eckert BETREUUNG AMATEURSCHAUSPIELER Marianne Zwahlen



Abschied ist ein bisschen wie Sterben Aus «Winterreise» von Elfriede Jelinek Ich schalte mich auf schnellen Vorlauf, aber immerhin, beim Vorlauf geht es auch zurück, beim Verlauf nie. Sagen Sie das mal der Zeit! Die geht nie zurück. Man glaubt zwar, man wäre zurückgegangen, aber man ist es nie. Sogar das Vorbei läuft vor, es läuft voraus, man läuft unwillkürlich mit, das Vorbei ist ansteckend, es hat ein ansteckendes Lachen, wenn man an ihm vorübergeht, an diesem Lachen glaubt man es zu erkennen, dreht sich freudig um, als würde man erwartet, so ein liebes Lachen, direkt einladend!, aber das ist dann schon nicht mehr das Vorbei, das man kennt, das man doch kennt, denn man kennt ja das eigene Vorbei, das Verlieren von Möglichkeiten, ein andrer hat sein eignes Vorbei, verliert seine eigenen Möglichkeiten, verliert seine eigene Zukunft, aber meine muss ich schon selber verlieren. Aber auch dieses freundliche Vorbei werde ich nicht festhalten können, ich versuche, nach vorn zu laufen, um das nächste Vorüber, den wilden Knochenmann, der unweigerlich kommen wird, noch aufzuhalten, aber ich erwische ihn nicht, knapp daneben ist auch vorbei, sehen Sie, genau!

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Das ist auch ein Vorbei, doch als ich es erkenne, bin ich schon weiter, und auch das Vorbei ist schon viel weiter, allerdings hinten, es ist hinter mir verschwunden, egal, ob ich es bedauere oder betrauere oder mich darüber freue, es ist verschwunden, es ist weg, das ist weg, das Heulen höre ich, aber es ist nie dort, wo ich bin, nie dort heult es, es heult immer dicht hinter oder dicht vor mir, das Vorbei heult, weil es sich angeschlagen hat, mein Vorbei ist sogar besonders angeschlagen, wird aber immer freundlicher, je weiter ich von ihm weg bin, ich kann es nur bedauern, dass es mich nicht behalten wollte, ich kann es von vorne nach hinten bedauern, doch nicht von hinten nach vorn, ich bekomme es nicht mehr zu fassen, mein Vorbei, das kommt nicht wieder, am Vorbei kommt man nicht mehr vorbei, an diesem Verlauf hat man teil, aber man wird nie Teilhaber, niemand macht einen zum Teilhaber des Verlaufs, denn man verläuft sich immer selbst im entscheidenden Moment.


Die Summe seiner Teile plus Variablen – Entstehungsprozess eines Grossprojekts Von Carole Barmettler Neujahrsapéros lassen nicht nur Visitenkarten-Stapel wachsen, manchmal wachsen auch Ideen für gemeinsame Projekte. Anfang 2016 haben sich Benedikt von Peter (Luzerner Theater) und Christoph Risi (Freilichtspiele Luzern) im Rahmen eines solchen Anlasses kennengelernt, gemeinsam fantasiert, den Jesuitenplatz beäugt und sich gedacht: «Hier müsste man eigentlich den ‹Jedermann› nach Hofmannsthal inszenieren – einen ‹Luzerner Jedermann.›» Dass den Worten vielzählige Taten folgten, liegt auf der Hand und vor Ihren Augen. Nur wenige Monate später arbeiteten von Peter und Risi bereits ein erstes Ideenpapier aus. Dieses wiederum präsentierten sie der städtischen «Arbeitsgruppe Events», schliesslich sollte der «Luzerner Jedermann» im öffentlichen Raum auftreten. Die Stadt Luzern stand dem angedachten Freilichtspektakel grundsätzlich positiv gegenüber, dennoch diskutierte man über alternative Schauplätze. Von Peter und Risi wollten allerdings nur ungern vom Jesuitenplatz absehen und hielten am Ansatz «Barocker Inhalt in barocker Umgebung» fest. Mit überzeugenden Argumenten und letztlich mit Erfolg. Indes begaben sich die Kooperationspartner auf die Suche nach dem passenden Regisseur für den «Luzerner Jedermann» und luden ausserdem zu zwei öffentlichen Informationsveranstaltungen in die Box. Im Januar 2017 stellten die Projektverantwortlichen den Anwohnerinnen und Anwohnern sowie dem umliegenden Gewerbe und relevanten Institutionen das geplante Freilichtspektakel vor. Im April liessen von Peter und Risi die Katze auch im Blätterwald aus dem Sack: Im Rahmen einer Medienkonferenz wurden die Pläne erläutert, Fragen beantwortet und der Regisseur Thomas SchulteMichels vorgestellt. Er sinnierte – inspiriert von der barocken Vorlage – über die Endlichkeit der irdischen Existenz. Nun, da der Regisseur gefunden war, erhielt der «Luzerner Jedermann» Fleisch an seine Knochen. Mit Bühnenbild- und Tribünenplänen in der Tasche konnten die Bewilligungseingaben in Angriff genommen werden. Die teilweise über der Reuss schwebende

21 Zuschauertribüne verlangte nach einer kantonalen Bewilligung und nach grünem Licht seitens der Korporation Luzern. Für die Tribüne musste zusätzlich eine Baubewilligung bei der Dienststelle für Raum und Wirtschaft des Kantons Luzern eingereicht werden. Und «last, but not least» erteilte die Stadt Luzern eine Bewilligung für die Nutzung des Jesuitenplatzes. Was auf der Bühne geschieht, befand sich natürlich zeitgleich in Entstehung. Die Idee: Schauspieler des LT-Ensembles und Gäste erwecken den «Luzerner Jedermann» gemeinsam mit mehreren Dutzend Amateur-Spielern zum Leben. Im November 2017 fanden deshalb zwei Castings für interessierte Laien statt. 40 Amateurinnen und Amateure stellten sich vor, machten Bewegungsübungen mit Thomas Schulte-Michels und sangen gemeinsam mit dem musikalischen Leiter Christov Rolla. Seit Anfang März waren sechsmal wöchentlich Proben angesagt. Die Laien-Spielerinnen und -Spieler, die grösstenteils noch beruflichen Verpflichtungen nachgehen, probten zunächst nur am Wochenende, während der heissen Phase zusätzlich an Wochentagen. Nebst den insgesamt 50 Spielerinnen und Spielern galt es auch die Probebühnen zu koordinieren. Der Probenprozess startete im Südpol Luzern, mit Notenblättern in den Händen, einem Stuhl unter dem Gesäss, Christov Rolla am Klavier und Schulte-Michels im Blickwinkel. Danach feilte man in der Viscosi-Halle an der Inszenierung und im originalen Bühnenbild – fünf Infanterie- und zwei Zirkus-Wagen – weiter. Die finalen Justierungen erhielt der «Luzerner Jedermann» natürlich auf dem Jesuitenplatz und auf der LT-Bühne. Sitzung für Sitzung und Probe für Probe fanden alle Einzelteile zusammen. Aus der Neujahrsidee entwickelte sich über zwei Jahre hinweg «Ein Luzerner Jedermann». Jetzt kommen die unbeeinflussbaren Variablen hinzu: Petrus’ Laune und die Ihrige. Erstere wird vom Jedermann Team mit Vorsicht erwartet, zweitere mit grosser Vorfreude.


Danke

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Unser herzlichster Dank geht an die Stadt Luzern, Kanton Luzern, Landschaftsschutzverband Vierwaldstättersee, Anliker AG, Nüssli AG, Bild + Ton AG, Korporation Luzern, IG Velo, Marktfahrer, Taxibetreiber, Team der Jesuitenkirche, die umliegenden Restaurants und Geschäfte, die Anwohner rund um Theater und Jesuitenplatz, die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer und allen Beteiligten vor und hinter der Bühne, die wir hier nicht alle namentlich aufführen können. HAUPTPARTNER

PARTNER

WEITERE PARTNER — Postauto, — Luzerner Kantonalbank — Landis + Gyr Stiftung GASTROPARTNER — Vorderbühne GmbH — Bodu — Mill'feuille — Schiff — Zur Ente

Impressum TEXTNACHWEISE

IMPRESSUM

Die Texte «Zum Stück», «Leben und Sterben des reichen Mannes» und «Die Summe seiner Teile plus Variablen – Entstehung eines Grossprojekts» sind Originalbeiträge für dieses Programmheft. Der Text «Unter freiem Himmel – Zur Geschichte des Freilichtspiels in der Zentralschweiz ist eine gekürzte Version des gleichnamigen Textes aus «Bühnenlandschaften – Theater in der Zentralschweiz», Herausgeber Bernd Isele, von Buschi Lunginbühl. Erschienen ist das Buch in der Reihe Kultur in der Zentralschweiz, 2016 im Pro Libro Verlag, Luzern.

Herausgeber: Luzerner Theater Theaterstrasse 2, 6003 Luzern www.luzernertheater.ch

Der Text unter dem Titel «Abschied ist ein bisschen wie Sterben» stammt aus Elfriede Jelineks «Winterreise», 2010 im Rowohlt Theaterverlag erschienen. BILDNACHWEISE Die Fotos wurden von Ingo Höhn aufgenommen. S. 5: Matthias Schoch S. 9: Matthias Schoch, Miriam Joya Strübel S. 12: Christian Baus und Ensemble S. 16: Miriam Joya Strübel und Ensemble S. 18: Aaron Hitz

Spielzeit 17 / 18 Intendant: Benedikt von Peter Verwaltungsdirektor: Adrian Balmer Technischer Direktor: Peter Klemm Leitende Dramaturgin Schauspiel ad interim: Julia Reichert Redaktion: Friederike Schubert In Kooperation mit Verein Luzerner Freilichtspiele Postfach 6000 Luzern 14 www.freilichtspiele-luzern.ch Vorstand: Erwin Waltisberg (Präsident) Roman Heggli (Vizepräsident) Marie-Anna Baumann Birgit Fischer Manuela Jost Robert Bühler Christoph Risi (Geschäftsführer) Jürg Weber

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