Programmheft «Märchen im Grand Hotel», Luzerner Theater

Page 1


MÄRCHEN IM GRAND HOTEL

MUSIKALISCHE LEITUNG William Kelley

ALBERT Samuel Streiff

Lustspieloperette in zwei Akten von Paul Abraham

INSZENIERUNG UND KONZEPT Bram Jansen

ISABELLA Heidi Maria Glössner

Libretto von Alfred Grünwald und Dr. Fritz Löhner-Beda

BÜHNE Robin Vogel

MARYLOU Tora Augestad

In deutscher Sprache mit deutschen Übertiteln

KOSTÜME Ulrike Scheiderer

CHAMOIX Jason Cox

Premiere: 26. Oktober 2019

CHOREOGRAPHIE Ryan Djojokarso

ANDREAS Robert Maszl

Dauer: ca. 2 Stunden 30 Minuten mit Pause Aufführungsrechte: Musik und Bühne Verlagsgesellschaft Wiesbaden IN KOOPERATION MIT HOTEL SCHWEIZERHOF LUZERN UND DER HOCHSCHULE LUZERN – MUSIK IN KOOPERATION MIT RADIO PILATUS, TELE 1 UND SRF KULTURCLUB

VIDEO David Röthlisberger LICHT Marc Hostettler SOUNDDESIGN Jorg Schellekens

TRAINEES Giulia Bättig, Norma Haller, Chiara Schönfeld, Anna Vogt

DRAMATURGIE Julia Jordà Stoppelhaar

LUZERNER SINFONIEORCHESTER

STUDIENLEITUNG Valeria Polunina

STATISTERIE DES LUZERNER THEATER Xiaojie Wang, Sissi Pichler, Yuyu Pichler, Philippe Spangenberger, Charlotte Duay, Juliette Duay, Raphael Schmitz, Noah Beeler, Christian Ruoss

CELESTA Valeria Polunina, Alexander Sinan Binder INSPIZIENZ Lothar Ratzmer MUSIKALISCHE ASSISTENZ UND KORREPETITION Alexander Sinan Binder REGIEASSISTENZ UND ABENDSPIELLEITUNG Caterina Cianfarini 2. REGIEASSISTENZ Sophiemarie Won BÜHNENBILDASSISTENZ Sophie Köhler KOSTÜMASSISTENZ Zoé Brandenberg

Herzlichen Dank: Carla Schwöbel-Braun

LOSSAS Vuyani Mlinde

PRODUKTIONSHOSPITANZ Philippe Spangenberger


L

Märchen im Grand Hotel

Bühne  ←

T



Handlung In einer vom Übertourismus geprägten Stadt wie Luzern heisst die MarketingDevise des Grand Hotels, die beste Story zu finden und zu verkaufen. Nur so kann man sich vor EintagsfliegenTouristen schützen. Denn wenn es dem Grand Hotel nicht gelingt, eine neue Überlebensstrategie zu entwickeln, ist es nicht nur um den prachtvollen Glanz, sondern auch um die Jobs der Angestellten geschehen. Kellner Albert fühlt sich wie aus der Zeit gefallen. Alles scheint sich zu verändern. Was geschieht nur mit «seinem» Grand Hotel? Hoteldi­ rektor Chamoix entscheidet sich aus diesem Grund, einen MarketingFilm zu drehen. Die Filmbilder sind bereits gedreht, es muss nur noch die Tonspur professionell aufgenommen werden. Die Geschichte für den Film? Paul Abrahams «Märchen im Grand Hotel» von 1934. Die Texte und musikalische Nummern werden von den eigenen Hotelangestellten eingesprochen und -gesungen. Die Leitung der Tonaufnahmen übernimmt die Sounddesignerin Marylou. DIE TONSPUR

Prinzessin Isabella ist vor dem spanischen Bürgerkrieg geflohen und lebt seit Monaten mit ihrer Entourage Grossfürst Paul, Gräfin Ines und Prinz Stephan Andreas im Grand

5 Hotel. Der unbeholfene Kellner Albert begeht einen Fauxpas nach dem an­ deren. Nur aus nervöser Verliebtheit kippt er ihr Sauce ins Dekolleté. Isabella wimmelt ihn ab, denn sie hat grössere Sorgen: Sie ist pleite. Die Perlenkette ihrer Ahnin soll verkauft werden. Sie ahnt nicht, dass die Kette eine Fälschung ist. Prinz Stephan Andreas und Grossfürst Paul bringen es kaum übers Herz ihr die unglück­ liche Botschaft zu überbringen. Plötzlich finden die Adeligen Geld in ihren Schubladen und Jackentaschen. Sie werden vom Kellner Albert versorgt, der in Wahrheit der Hotelierssohn Albert Chamoix ist. Er gesteht Prinzessin Isabella endlich seine Liebe. Sie liebt ihn zwar auch, doch sie enttäuscht seine Träume: Ein Kellner, das wäre eine aufregende Affäre gewesen, ein gewöhnlicher Herr Chamoix, ist alles andere als ein angemessener Heiratskandidat. Enttäuschte Liebe und eine gescheiterte Monarchie scheinen das Ende dieses hollywoodreifen Streifens zu sein, doch noch ist der Film nicht im Kasten … Während die Hotelangestellten im Keller die Ton­spur aufnehmen, laufen im Grand Hotel Verhandlungsgespräche mit einem kurzfristig eingetrof­ fenen, wohlhabenden Scheich, der das Grand Hotel zu kaufen wünscht. Kellner Albert gelingt es, den Kauf mit einem Komplott zu vereiteln: Er gibt


6 sich als Hoteldirektor aus und bringt den Scheich mit einem gefälschten Brief dazu, empört wieder abzureisen. Es bleibt für das Grand Hotel und für Kellner Albert scheinbar alles wie gehabt. Als seine verehrte Isabella, die Putzfrau, ankündigt, dass dies ihr letzter Arbeitstag sei, spürt Albert jedoch, dass der Wandel nicht aufzuhalten ist. Noch hat er Mary Lous fertigen Film nicht gesehen … DER FILM

Prinzessin Isabella ist zum Filmstar der Marketingszene geworden, somit sind auch ihre Geldsorgen gelöst. Nur eines belastet sie: Insgeheim liebt sie Albert immer noch. Hoteldirektor Chamoix macht sich hoffnungsvoll auf die Suche nach dem zurückgekehrten Scheich, der das Hotel doch erworben hat. Doch statt des Scheichs trifft er auf Isabella und Albert, der das Hotel verkauft hat, um einen Adelstitel zu erwerben und seiner Angebeteten ebenbürtig zu sein. Der Film hat sein Happy End.

DAS PERSONAL

Der Kellner, Albert Kellner Albert vermisst sehnsüchtig den Glanz der Vergangenheit, in der er den Selfie-Slalom auf der Kappelbrücke nicht täglich hinter sich legen musste, um zu «seinem» Grand Hotel zu gelangen. Ist er in die Putzfrau Isabella verliebt? In das Hotel? In die Erinnerung an vergangene Tage? Voller Elan schmeisst sich Kellner Albert in die Arbeit und übernimmt den Part des Hoteliersohns Albert Chamoix, der sich als Kellner ausgibt. Die Putzfrau, Isabella Seit Jahrzehnten ist sie die Seele des Room Service und räumt als solche McDonalds-Behälter, ungemachte Betten und hinterlassene Stöckelschuhe auf. Herzlich und unnahbar zugleich erschient sie dem Kellner Albert – ihre Beziehung scheiterte vor Jahren, doch Isabella lebt zukunftsorientiert und hat noch grosse Pläne … Sie wird engagiert, um die Partie der Prinzessin Isabella zu singen.


7 Die Sounddesignerin, Marylou

Der Chefkoch, Andreas

Mit einem Koffer voller Tonrequisiten, einem Aufnahmegerät und drei Mikro­ fonen reist die professionelle Sound­ designerin Marylou in Luzern an, um mit den Hotelangestellten die Dialoge und Musiknummern aufzunehmen. Nebenbei ist sie für alle Geräusche im Film zuständig und voll damit beschäftigt, fallendes Geschirr, klirrende Zuckerwürfel und mit Orangen hergestellte Kussgeräusche aufzunehmen.

Kreativ und traditionsbewusst ist Andreas der Chefkoch. Seine einzige Leidenschaft ist seine Fünf-SterneKüche. Um die Partie des Prinz Andreas aufzunehmen, kommt er in das Tonstudio der Sounddesignerin Marylou und entdeckt in ihr einen neuen Traum.

Der Hoteldirektor, Chamoix

Der Concierge, Lossas

Das Marketing-Genie Chamoix hat ein Händchen dafür, den Luzerner Touristen im Grand Hotel jeden Wunsch vorwegzunehmen und ist sich nicht zu schade dafür, jede Geschichte zu vermarkten – solange sie Instagramwürdig ist. In seinem Eifer, das Grand Hotel vor dem Bankrott zu retten, bringt er gleich mehrere Strategien ins Rollen. Und er hat Erfolg, denn schon meldet sich der erste Käufer …

Er ist ein Multitalent, stets zur Stelle und er entdeckt als Neuankömmling in Luzern das Leben im Touristenparadies noch selber. Aufgrund von Personalmangel wird er nicht nur als Grossfürst Paul, sondern auch als Gräfin Ines eingespannt. Für jemanden, der kurzerhand einen Berner Sennenhund samt Genehmigung für einen abreisenden Gast organisieren kann, ist das ein Kinderspiel.






«Der Operettenkönig 12 Berlins» Paul Abraham wurde 1892 im donauschwäbischen Apatin geboren. Aus einer Familie aus Kaufleuten stammend besuchte er die Wirtschaftsschule, wechselte jedoch auf die Musikhochschule nach Budapest. In der Studienzeit dirigierte er einige seiner klassischen Kompositionen und fiel durch Bestnoten auf. Dennoch hatte Paul Abraham keinen Hochschulabschluss vorzuweisen. Aus Geldnot, die durch seine Spielsucht und die wirtschaftliche Krise nach dem 1. Weltkrieg verschärft wurde, entschied er sich für die Tätigkeit als Börsenspekulant. Von seinem Erfolg konnte er sich zwar eine Villa leisten, allerdings wurde er im Jahr 1924 nach Konkurs verhaftet. Erst das Engagement ab 1927 als Kapellmeister am Budapester Operettentheater bildete einen erneuten Lichtblick. Seinen ersten Erfolg konnte er 1928 mit seiner Operette «Zenebona» (Spektakel) verbuchen. Mit der Operette «Viktória» schaffte Abraham den nationalen und internationalen Durchbruch. Alfred Grünwald und Dr. Fritz Löhner-Beda erfanden sie als «Viktoria und ihr Husar» für das Berliner Publikum neu. Abraham zog nach Berlin um und mietete sich in keinem geringeren als dem Hotel Adlon ein. Er arbeitete mit dem Librettisten-Duo an zwei weiteren Sensationserfolgen: «Die Blume von Hawaii» ( 1931 ) und «Ball im Savoy» ( 1932 ). 1933 ergriffen die Nationalsozialisten die Macht in Deutschland und verboten die Musik des Juden Paul Abraham. Jäh endete der Operetten-Höhenflug Abrahams, der ohne Hab und Gut nach Budapest fliehen musste. Sein nächstes Projekt wurde «Märchen im Grand Hotel», nach der Vorlage «Die Grossfürs­tin und der Zimmerkellner» des französischen Autors Alfred Savoir. Am 28.  März 1933 kam sie in Wien zur Uraufführung. Der Komponist erfreute sich auch in Wien an Popularität und brachte dort zwei weitere Operetten heraus («Dschainah – das Mädchen aus dem Tanzhaus» von 1935 und «Roxy und ihr Wunderteam», eine Fussball-Operette von 1937), sowie in Budapest vier wei­ tere, bevor er aus Prag, wo er wohnte, fliehen musste. Anfang 1939 lebte er in Paris im Hotel Splendid, wo er als Barpianist arbeitete, um sich sein Hotel­ zimmer leisten zu können. Auf der Reise über Kuba in die USA besserte sich seine finanzielle Lage nicht und als er in New York ankam, logierte er zwar im Hotel Windsor, war aber geradezu verarmt. Durch Abrahams Leben zieht sich das Hotel als standesgemässer Wohnort. Es war seine Welt, in der er arbeitete und lebte. Mit «Märchen im Grand Hotel» setzt er diesem Aufenthalts- und Zufluchtsort ein Denkmal, wie der Operndramaturg Ulrich Lenz schreibt:


13 «Dass Abraham und seine Textautoren in dieser Situation ein Grand Hotel zum Schauplatz ihrer neuen Operette machen, scheint alles andere als beliebig. Hotelhallen und Hotelzimmer werden zur Konstante in Abrahams weiterem Leben bis zu seinem Tod: Auf der Flucht vor den Nazis rund um den halben Erdball logiert der Komponist die meiste Zeit in Hotels – in Paris im Splendid Hotel, in Havanna im Hotel nacional de Cuba, in New York dann im Windsor Hotel an der Ecke 6th Avenue / 58th Street, nur 500 Meter vom Broadway entfernt. Vom Hotel ins Hospital: nachdem der angeblich an Syphilis erkrankte Komponist laut einer mehrfach kolportierten Erzählung bei dem Versuch, den Autoverkehr zu dirigieren, auf der Strasse aufgegriffen wird, bringt man ihn zunächst in das Bellevue Hospital am Rande von Manhattan, wenig später dann in das Creedmore State Hospital, ein Psychiatriekrankenhaus auf Long Island. 1956 kehrt Abraham nach Deutschland zurück, wo er in der Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg Eppendorf behandelt wird. In Briefen wähnt er sich immer noch im Hotel Windsor in New York. Das «Märchen im Grand Hotel» scheint dem Jahre lang heimatlosen «König der Operette» irgendwann zur zweiten Heimat geworden zu sein. Der einstige Glanz der alten Grand Hotels ist da schon längst nicht mehr als geronnene Erinnerung … »



«Vergebens erstrebt 15 man’s, plötzlich erlebt man’s» Der Musikalische Leiter William Kelley und Regisseur Bram Jansen im Gespräch mit Dramaturgin Julia Jordà Stoppelhaar Julia Jordà Stoppelhaar — Paul

Abrahams Jazzoperette «Märchen im Grand Hotel» ist ein Kind ihrer Zeit, den 1930ern, in denen nicht nur die Jazz- und Foxtrott-Rhythmen grosse Popularität genossen, sondern das Thema Grand Hotel, wie beispielsweise in Vicky Baums «Menschen im Hotel» ( 1929 ), Hochkonjunktur hatte. Was hat dieses Märchen mit Luzern 2019 zu tun? Bram Jansen — Tatsächlich haben wir andersherum gesucht. Die Ausgangsfrage nach einem passenden Stoff hiess: Welche Operette passt zur Stadt Luzern? 1845 wurde das Hotel Schweizerhof Luzern hier als erstes Grand Hotel gebaut und in rascher Folge weitere Luxushotels wie das National oder das Palace, um der Fremdenindustrie gerecht zu werden. «Märchen im Grand Hotel» war deshalb genau die richtige Wahl – eine Operette für die Hotelstadt Luzern.

JJS — Aber auch über die Tourismusstadt Luzern. Wie hast du dich vorbereitet? BJ — Wir sind in das Stück und die Ära, aus der es stammt, eingetaucht und haben gleichzeitig recherchiert, wie die Bildermaschine «Tourismus» in Luzern funktioniert. Von Re­ chercheaufenthalten im Schweizerhof, über die Lektüre von Artikeln und Studien zum Tourismus bis zum Besuch Luzerner Denkmäler, Löwendenkmal inklusive, haben wir alles aufgesogen. JJS — Wir kommen beide aus Städten,

die unter «Overtourism» leiden, du aus Amsterdam, ich aus Barcelona. Wie geht Amsterdam mit dem Tourismus um?

BJ — Amsterdam erzählt seine Geschichte als eine der Prostitution, der Drogen. Mit den Touristen wird Geld gemacht. Worüber ich mir vor unserer Recherchearbeit keine Gedanken gemacht habe, ist, dass Tourismus eigentlich nicht nur den Touristen als Erlebnis, sondern vor allem der besuchten Stadt zu Gute kommen sollte. Es geht also nicht darum


16 jede mögliche Geschichte zu erzählen, sondern die richtige.

Fox­trotts, die in der Jazz-Sprache der 30er Jahre gehalten sind.

JJS — Worin liegt die Verknüpfung zwischen Inszenierung und Realität?

JJS — Der Ungar Paul Abraham liess

BJ — Im Wunsch, die eigene Geschichte, das eigene Grand Hotel zu bewahren. Als Tourist wünscht man sich ein authentisches Erlebnis am Ort, den man besucht. Jedoch sind authentische Geschichten rar. Bei Abraham entscheidet sich Marylou und in unserer Inszenierung der Hotelmanager Chamoix dazu, die Geschichte von Paul Abraham, ein Zeugnis aus vergan­ genen Zeiten, das er vorfindet, zu vermarkten, um der Realität etwas mehr Farbe zu verleihen. JJS — Es ist das erste Mal, dass du dich dem Genre der Operette inszenatorisch näherst. Was interessiert euch an dieser Operette besonders? BJ — In den Niederlanden gibt es seit den 1990ern keine Operettentradition, aber mich fasziniert die Leichtigkeit der Musik. Sie trägt durch den Abend, während dahinter immer etwas Dunkles hervorblitzt.

William Kelley — Diese Operette ist etwas dazwischen – zwischen Jazz und Operette, die polystilistisch ist. Es gibt Wiener Walzer aber auch

sich also nicht nur von verschiedenen Tanzrhythmen inspirieren, sondern von unterschiedlichen Ländern? WK — Von der Wiener Tradition über seine ungarischen Wurzeln bis zu lateinamerikanischen Tango-Nummern verschmelzen die unterschiedlichsten musikalischen Stile miteinander. Abraham war ein guter Komponist, er schreibt nicht nur Songs, sondern auch orchestrale Passagen mit echter Substanz, wie die letzten acht instrumentalen Takte der Nummer 17, dem Brieflied «Märchen im Grand Hotel», in dem man Prinzessin Isabella – bei uns vielmehr der Putzfrau Isabella – in ihre Traumwelt folgt. Ein raffinierter kompositorischer Griff. BJ — Paul Abraham komponierte diese Musik trotz seiner konfliktreichen Biografie. Kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland floh er aus Berlin über Paris und Kuba nach New York ins Exil. Er war an Syphilis erkrankt und dazu kam eine Schizophrenie. WK — Als Komponist war er sehr flexibel. Zu Anfang seiner Karriere an der Musikhochschule in Budapest


17 schrieb er klassische Werke und nach seinem grossen Operettenerfolg in Berlin sogar für Hollywoodfilme. Hört man Aufnahmen, in denen Abraham seine Werke selber dirigiert, erlebt man diese Flexibilität auch in der Inter­ pretation. Jeder Song aus der Operette könnte zu einer Ballade verlangsamt werden oder als schmissige Nummer bei einer Dinnerparty zum Besten gegeben werden. Aber sie leben erst vom Theater, von der Geschichte, die ihnen Leben einhaucht. JJS — Diese Flexibilität spürt man auch

in unserer Inszenierung. Es gibt eine Entwicklung von musikalischem Vortragen und dem plötzlichen Aussetzen von Realismus und Musik. BJ — Die Musik übernimmt plötzlich die Leitung. «Vergebens erstrebt man’s, plötzlich erlebt man’s» – auf einer gewissen Metaebene ist damit nicht nur das Märchen und der Traum der Menschen im Hotel gemeint, sondern die Musik und ihre Geschichte, die, ohne dass die Hotelangestellten es merken, ihr Leben verändert.





Biografien

21

SAMUEL STREIFF

TORA AUGESTAD

ROBERT MASZL

wurde 1975 geboren und wuchs in London und Walchwil im Kanton Zug auf. Er studierte Schauspiel an der Zürcher Hochschule der Künste. Diversen Gastengagements an bedeutenden Häusern in der Schweiz und in Deutschland folgten zahlreiche freie Engagements. Eine enge Partnerschaft verbindet ihn mit dem Regisseur Thom Luz, mit dessen Inszenierungen «Girl from the Fog Machine Factory» er 2019 an das Berliner Theatertreffen eingeladen wurde. Von 2013 bis 2019 spielte Samuel Streiff den Fahnder Reto Dörig in der Serie «Der Bestatter». Samuel Streiff ist als Sprecher beim SRF tätig und schreibt und inszeniert Hörspiele.

Die 1979 in Bergen geborene Sängerin und Schauspielerin studierte sowohl klassische Musik als auch Jazzgesang und widmet sich seitdem u. a. dem Repertoire von Kurt Weill, Hanns Eisler, Luciano Berio, Arnold Schönberg und zeitge­ nössischen Komponisten. Eine Konstante in ihrem künstlerischen Leben ist die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Regisseur Christoph Marthaler. Tora Augestad ist seit 2015 Künstlerische Leiterin des Hardanger Music Festivals in Norwegen. 2015 wurde sie für den Nordic Council Music Prize, den wich­ tigsten Kulturpreis in Skandinavien, nominiert und 2018 als Performer of the Year von der Norwegischen Komponistengesellschaft geehrt.

studierte am Konservatorium in Wien. Seit der Spielzeit 09/10 gehört er fest zum Ensemble des LT. Zuvor sammelte er Büh­ nenerfahrung u. a. an der Wiener Volksoper und der Burgarena Reinsberg. Am LT sang er bereits Rollen von Eurimaco / Iro in «Il ritorno di Ulisse in Patria» über Monostatos in «Die Zauberflöte» bis zu Dr. Blind in «Die Fledermaus». In dieser Spielzeit ist er als nächstes in «Salome» und «Oliver» und am LT zu erleben.

HEIDI MARIA GLÖSSNER

JASON COX

In über 50 Jahren hat Heidi Maria Glössner unzählige Rollen quer durch die gesamte Theaterliteratur gespielt, davon elf Jahre als festes Ensemblemitglied am Luzerner Theater (1976 – 87). Sie sang grosse Musicalpartien, gestaltete Chansonund Leseabende und spielte in etlichen Kino- und Fernsehfilmen, z. B. im erfolgreichsten Schweizer Kinofilm der letzten Jahrzehnte «Die Herbstzeitlosen» von Bettina Oberli oder im Luzerner Tatort «Die Musik stirbt zuletzt». Für ihr Wirken hat sie mehrere Preise bekommen, so u. a. den Armin Ziegler-Preis für ihr Lebenswerk, den Prix Walo als beste Schau­ spielerin sowie die Ehrenmedaille der Bernburger.

wurde an der Manhattan School of Music als Bariton ausgebildet. Er war Mitglied des Opernstudios «OperAvenir» am Theater Basel und gastierte am Theater Magdeburg, am Theater Bremen und am Salzburger Landestheater. Seit der Spielzeit 16/17 ist er festes Ensemblemitglied des LT. In der aktuellen Spielzeit ist er in der Rolle des Jochanaan in «Salome» sowie als Titelfigur in «Eugen Onegin» zu erleben.

VUYANI MLINDE absolvierte sein Gesangsstudium an der Free State Musicon in Südafrika und am Royal College of Music in London. Von 10/11 bis 15/16 war er festes Mitglied des Opernensembles der Oper Frankfurt. Ausserdem trat er u. a. beim Edinburgh International Festival, am Opernhaus von Oviedo, an der Cincinnati Opera, der Houston Grand Opera und in der Carnegie Hall New York auf. Zur Spielzeit 16/17 wechselte er ans LT. In der Spielzeit 19/20 ist er als nächstes in «Salome», «Dschungel» und «Eugen Onegin» zu erleben.


22 WILLIAM KELLEY

ROBIN VOGEL

RYAN DJOJOKARSO

studierte an der Juilliard School bei Jonathan Feldman, Margo Garrett und Brian Zeger, sowie an der University of North Carolina in Greensboro Klavier bei John Salmon sowie Dirigieren bei Tonu Kalam. Im Lincoln Center in New York debütierte William Kelley 2015 als Pianist und 2018 als Musikalischer Leiter in Europa mit dem Luzerner Sinfonieorchester und mit dem Prager Radio-Sinfonieorchester. Seit 18/19 ist er als Kapellmeister und Korrepetitor am LT engagiert. In der aktuellen Spielzeit übernimmt er als nächstes die musika­ lische Leitung «María de Buenos Aires» sowie das Nachdirigat für «Tanz 31: CARMEN.maquia» und «Eugen Onegin».

ist als Produktionsdesigner, Bühnenbildner und Filmemacher selbstständig tätig. 2002 gründete er die Kompanie De Vogelfabriek, für die er das Bühnenbild in zwölf Theaterproduktionen entwarf. 2016 debütierte er als Regisseur für Dokumentarfilm mit dem Film «chUrchroad», der beim Melbourne Documentary Film Festival mit dem Wildcard Award ausgezeichnet wurde.

studierte an der Codarts Hochschule der Künste in Rotterdam. Er ar­ beitete als Tänzer mit Choreographen wie u. a. Itzik Galili, Itamar Serussi und Tabea Martin. Seit 2013 ar­beitet er als Choreograph für das Korzo Theater in Den Haag. 2013 entwickelte er das Duett «Balts», für das er u. a. 2013 den Kritikerpreis am Internationaler Wettbewerb für Choreographie in Hannover erhielt. Seit 2014 entstanden Choreographie-Serien und Stücke für junges Publikum. 2017 erhielt er den BNG Bank Dance Prize für vielversprechende Choreographen sowie 2018 die Förderung Nieuwe Makersregeling vom Fonds Podiumkunsten.

BRAM JANSEN schloss 2012 sein Regiestudium an der Theaterakademie Maastricht ab. Mit seiner Diplominszenierung «Kijken Naar Julie» nach August Strindberg wurde er 2013 zu den europäischen Nachwuchsfestivals «Premières» in Karlsruhe und «Fast Forward» in Braunschweig sowie zu Festivals in Russland und Rumänien eingeladen. In St. Petersburg gewann er mit dieser Inszenierung den Theaterpreis des Baltic House Festival. Am LT inszenierte Bram Jansen «What about Nora?» in der Spielzeit 16/17 sowie 17/18 «Der unzerbrochene Krug».

ULRIKE SCHEIDERER begann nach einer Ausbildung in Modedesign ihre berufliche Laufbahn in den Kostümwerkstätten der Bayerischen Staatsoper. 1986 wechselte sie an das Opernhaus Zürich und wirkte dort in 120 Opern- und Tanzproduktionen als Leiterin der Kostümabteilung und Gewandmeisterin. 1995 gründete sie mit «fashion art» ihr eigenes Atelier und entwarf Couture und Kostüme für Theater. Ab 2004 war sie Gewandmeisterin am LT, wo sie ab der Spielzeit 18/19 Leiterin der Kostüm­ abteilung ist. In der aktuellen Spielzeit entwirft sie als nächstes das Kostümbild für «María de Buenos Aires».

DAVID RÖTHLISBERGER wurde 1984 in Langnau im Emmental geboren. Er studierte im Fachbereich Video an der Hochschule Luzern – Design & Kunst und ist freischaffend tätig als Kameramann und im Bereich der Farbkorrekturen für Film. Er arbeitete für Dokumentarfilme und für die Web-Serie «Güsel» (2015) für das SRF. Seit 2017 ist er vermehrt als Videokünstler für Theaterproduktionen tätig.


Impressum TEXTNACHWEISE

BILDNACHWEISE

HERAUSGEBER

Alle Texte sind Originalbeiträge für dieses Heft und stammen von Julia Jordà Stoppelhaar. Das Interview mit William Kelley und Bram Jansen führte ebenfalls Julia Jordà Stoppelhaar. Das Zitat im Text «Der Operettenkönig Berlin» stammt von Ulrich Lenz im Programmheft «Märchen im Grand-Hotel», Herausgeber Komische Oper Berlin, 2017, S. 15.

Bildnachweise S. 4: Robert Maszl, Heidi Maria Glössner S. 8/9: Jason Cox, Tora Augestad S. 10/11: Giulia Bättig, Norma Haller, Chiara Schönfeld, Anna Vogt Samuel Streiff S. 14: S. 18/19: Tora Augestad, Samuel Streiff, Heidi Maria Glössner, Jason Cox S. 20: Vuyani Mlinde

Luzerner Theater Theaterstrasse 2, 6003 Luzern www.luzernertheater.ch

Umschlag aussen: Samuel Streiff Ingo Hoehn fotografierte die Klavierhauptprobe am 16. Oktober 2019.

Spielzeit 19/20 Intendant: Benedikt von Peter Verwaltungsdirektor: Adrian Balmer Operndirektorin: Johanna Wall Redaktion: Julia Jordà Stoppelhaar Gestaltung: Studio Feixen Druck: Engelberger Druck AG Diese Drucksache ist nachhaltig und klimaneutral produziert nach den Richtlinien von FSC und Climate-Partner.

TECHNISCHER STAB

Technischer Direktor: Peter Klemm, Technischer Leiter: Julius Hahn, Produktionsleiter: Roland Glück, Produktionsassistentin: Marielle Studer, Bühnenmeister: Dominic Pfäffli, Claudine Ulrich, Chefrequisiteurin: Melanie Dahmer, Requisiten: Irina Biadici, Noemi Hunkeler, Simone Fröbel, Leiter Beleuchtungsabteilung: David Hedinger-Wohnlich, Beleuchtungsmeister: Marc Hostettler, Leiterin Ton- und Videoabteilung: Rebecca Stofer, Tontechniker: Franz-Christian Schaden, Leiter Probenbühnen: Thomas Künzel, Transporte: Ido van Oostveen, Hamzi Gashi, Chefmaskenbildnerin: Lena Mandler, Maskenbildner: Georg Bachtler, Leiterin Kostümabteilung: Ulrike Scheiderer, Gewandmeisterin Damen: Hanni Rütimann, Gewandmeisterin Herren: Andrea Pillen, Kostümmalerin: Camilla Villforth, Leiterin Ankleidedienst: Monika Malagoli, Fundusverwalterin: Rhea Willimann, Werkstättenleiter: Marco Brehme, Leiterin Malsaal: Brigitte Schlunegger, Schlosser: Nicola Mazza, Leiter Schreinerei: Tobias Papst, Tapeziererin: Fernanda von Segesser, Leiterin Statisterie: Monika Malagoli


16. – 24. November 2019

Rudolf Buchbinder | Danae Dörken | Festival Strings Lucerne | Claire Huangci | Víkingur Ólafsson | Evgeny Kissin | Igor Levit | Dame Mitsuko Uchida | Alexander Ullman | Arcadi Volodos Piano Off-Stage | 19. − 24. November

in ausgewählten Luzerner Restaurants und Bars

Info: lucernefestival.ch


Wo Luzern Geschichte(n) schreibt

Telefon +41 (0)41 410 0 410

www.schweizerhof-luzern.ch


pfistergasse 9 | 6003 luzern | bluetenblatt.ch


Danke unserem Hauptsponsor



Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.