Wirtschaftszeitung - das Unternehmerblatt der Leipziger Volkszeitung | November 2024

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DasUnternehmerblattderLeipzigerVolkszeitung wirtschaftszeitung.lvz.de

Ausgabe 20

Heft 3/2024

Preis: 2,90 €

Begehrte

Experten:

WieFirmen

Fachkräfte gewinnen und halten

Lehrabbrüche,Fachkräftemangel,Herbstbelebung: SachsensArbeitsagenturchefKlaus-PeterHansen imInterview. Seite3

DerTagdesHandwerks inLeipzigzeigtVielfaltund ChancenfürJugendliche inunzähligenBerufenmit Zukunft. Seite6-7

VierModelle,dreiAntriebe, zweiMarken–Leipzigs BMW-WerksleiterinPetra Peterhänselsetztauf Diversität. Seite8

DieOperLeipzigwirdals erstesdeutschesTheater fürihrvielseitges nachhaltigesHandeln ausgezeichnet. Seite27

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■ Fachkräfte

SachsensArbeitsagenturchefKlaus-PeterHansenberichtetüberLehrabbrüche, ­FachkräftemangelsowiegezielteZuwanderungunderklärt,wasFirmentunkönnen, umbeiJugendlichenfürFacharbeiterberufezuwerben 3

DasWeinberghotelEdelackerinFreyburghatsicheinemumfangreichenTransformations­prozessunterzogenundseineMitarbeitendenandieersteStellegestellt 4-5 DerTagdesHandwerksinLeipzigzeigte,welchspannendeund facettenreicheTätigkeitendasHandwerkzubietenhat 6-7 LeipzigsBMW-WerksleiterinPetraPeterhänselüberdieautomobileZukunft,Künstliche Intelligenz,Fachkrägftemangelundden20.JahrestagdesProduktionsstarts 8 MatthiasForßbohm,PräsidentderHandwerkskammerzuLeipzig,undHeikoHoffmann, GeschäftsführerderScopusBauundEntwicklungsGmbH,überdie4-Tage-Woche. 9 MartinFlechsigzeigt,wasmantrotzwenigSpaßundErfolginderSchuleerreichenkann. 10

DieJunior-Ingenieur-AkademiefördertdasInteresseanMINT-Berufen.. 11 HandwerkskammerundRechnungshofkritisierenStellenzuwachsimöffentlichenDienst. 13 MathiasKreft,HauptgeschäftsführerdesVerbandesderWirtschaftThüringen, forderteinenInfrastrukturplanfürdenländlichenRaum 14 HHL-ProfessorAlexanderLahmannbegleitetFirmenchefsbeider Unternehmensnachfolge. 15

■ Boss-Büro

BesuchbeiKarstenRogall,ChefdesLeipzigerStadtkonzernsLVV 12

■ Energie

DasneugegründeteSolarPowerTransformationCluster„SpotOn“möchte denSolarstandortOstdeutschlandstärken. 17

DieZinnwaldLithiumGmbHmöchtedenAbbauunddieAufbereitung desLithiumminerals„Zinnwaldit“beiAltenberginAngriffnehmen. 19

■ Porträt

FreibergerFirmaRevisalthateinVerfahrenentwickelt,mitdemGlasprodukte leichterundenergieeffizienterherstellbarsindundbruchsichererwerden. 18 Bombastus-WerkeinFreitalkümmernsichseit120Jahrenundmit mehrals200ProduktenumGesundheitundWohlbefinden. 29 ZwenkauerFirmaFUSEstelltbiobasierteVerbundwerkstoffeaus NaturfasernfürdenLeichtbauher. 30

■ Pharmaindustrie

DermapharmsetztmitTochtermibeinSandersdorf-Brehnaauf Produkte„MadeinEurope“. 20

■ Genossenschaft

JensKleinhatseinEinzelunternehmenCaféChavaloineineGenossenschaftumgewandelt 21

■ Landwirtschaft

amynovapolymershateineinnovativeLösunggefunden,umnichtbiologischabbaubare, wasserlöslichePolymereaufnatürlicheWeisezuersetzen 22 TorstenKrawczykwirdVizepräsidentdesDeutschenBauernverbandes 23

■ Gründerin

SächsischeJungunternehmerinverleihtlangweiligenvierRädernneuenLook 24

■ Innovation

volyticadiagnosticshateineBatterieanalysesoftwareentwickelt, dierundumdieUhrEinblickindenZustandeinerBatteriegewährt 25 LeipzigerCommunisystemsAGunterstütztundbegleitetUnternehmenmit zukuftsweisendenLösungenaufdemWegindieDigitalisierung 26

■ Nachhaltigkeit

DieOperLeipzigsetztvorundhinterderBühneaufNachhaltigkeitund definiertalserstesdeutschesTheaterlangfristigihrezukunftsorientiertenZiele. 27

■ Fusion

FassadenspezialistMedickeausGlauchauistalsstrategischerInvestor inNiedersachseneingestiegen. 28

■ Finanzwirtschaft

DerSechs-Punkte-PlandesInstitutsfürWirtschaftsforschungHalle fürdiegrüneTransformation 31

DIEWIRTSCHAFTSZEITUNG–ABSOFORTDIGITAL. LiebeLeserinnenundLeser,beieinigenArtikelnfindenSiesolcheinen ­kleinenKasteninklusiveeinesQR-Codes.DamitgelangenSiedirektzu unseremneuenDigital­magazin.HiererhaltenSienochmehrThemenrund umdiemitteldeutscheWirtschaftundweitereHintergrundinformationen. Interessiert?DanneinfachdenQR-Codescannenoderdirekt aufhttps://wirtschaftszeitung.lvz.deschauen!

Impressum

Wirtschaftszeitung–einProduktderLeipzigerVolkszeitung VerlagundHerstellung:LeipzigerVerlags-undDruckereigesellschaftmbH&KG Peterssteinweg19,04107Leipzig.

Geschäftsführer:BjörnSteigert

Vermarktung:ThomasJochemko

V.i.S.d.P.:HannahSuppa

Redaktion:NannetteHoffmann(Redaktionsleitung), UlrichLanger,UlrichMilde, SusanneReinhardt,­JochenReitstätter

Layout:ChristianeKunze,MariusLudwig(Advertorials)

Druck:PressedruckPotsdamGmbH,Friedrich-Engels-Straße24,14473Potsdam Auflage:20000

Redaktionsschluss:24.Oktober2024

NächstergeplanterErscheinungstermin:März2025

Preis:2,90Euro IdeeundKonzept:LeipzigMediaGmbH FürFragenoderHinweisezurLieferungderLVZ-WirtschaftszeitungerreichenSieunskostenfreiunter08002181-020.WennSieFragenzu einerAnzeigen-Buchunghaben,meldenSiesichbitteunterder Telefonnummer03412181-1406.

Kontakt:wirtschaftszeitung@lvz.de;www.lvz.de

BittebeachtenSiedieInformationenzurHerkunftundVerarbeitungIhrerpersonen­bezogenen

Daten:https://www.madsack.de/datenschutzhinweise/

Fachkräftesicherung im Fokus

Fachkräftemangel–einWort,daswir seitJahrenregelmäßighören,lesen undselbsterleben:Schulstunden fallenaus,weildasLehrpersonal fehlt.Aufträgekönnennichtangenommen,weilIngenieureundInformatikerfehlen.Flügewerdengestrichen,dadasBodenpersonalfehlt. DasBäcker-undFleischerhandwerk findetkaumnochbisgarkeineAzubis.EsgibtnichtgenügendPersonal–branchenübergreifend. Der Fachkräftemangel bremst trotz der konjunkturell verringerten Arbeitskräftenachfrage immer noch viele Unternehmen. Im April 2024 meldeten 34,9 Prozent der Unternehmen im KfW-ifo-Fachkräfte­barometer eine Behinderung ihrer Geschäftstätigkeit durch fehlende Fachkräfte. Im Dienstleistungs­bereich waren es mit 41,8 Prozent erheblich mehr, in der Industrie „nur“ 25 Prozent. Besonders häufig seien sind laut Barometer Unternehmen in den östlichen Bundesländern betroffen (40 Prozent).

Oder anders ausgedrückt: Am deutschen Arbeitsmarkt fehlen laut

Institut der Deutschen Wirtschaft derzeit etwa 573000 qualifizierte Arbeitskräfte. Daher setzen wir in dieser Ausgabe der LVZ-Wirtschaftszeitung unseren Schwerpunkt auf das Thema „Fachkräfte“. Sachsens Arbeitsagenturchef Klaus-Peter Hansen gewährt Einblick in den aktuellen Arbeitsmarkt, zu Lehrabbrüchen und erklärt, was Firmen tun können, um ­Fachkräfte zu gewinnen und zu halten. ­HHL-Professor ­Alexander Lahmann begleitet den Prozess der Unternehmensnachfolge und bietet neue Lösungsansätze. Wir haben außerdem bei der JuniorIngenieur-Akademie der Deutschen Telekom Stiftung vorbeigeschaut. Hier werden junge Menschen an MINT-Berufe herangeführt, um den Spaß und die Freude für die Welt der Technik zu entfachen. Und zwei Praxisbeispiele: Mit seinem Transformationsprozess konnte das Weinberghotel Edelacker in Freyburg den Hotelbetrieb und das Arbeitsklima verbessern und sogar mehr Personal gewinnen. Martin Flechsig, Chef der IT Mittel-

Kommentar

Mehr Markt, weniger Staat

VonUlrichMilde

DasBekenntniszumBürokratieabbauistgelebtePolitikäußerung,im BundwieinSachsen. Allein, es handelt sich in der Regel um bloße Lippenbekenntnisse, denn eine Reduzierung des Aufwandes, den Bürgerinnen und Bürger wie Unternehmen gleichermaßen zu tragen haben, ist unterm Strich nicht in Sicht. Den Beleg lieferte im Sommer der Sächsische Normenkontrollrat, der bei der Erstellung von Gesetzen und Verordnungen den Erfüllungsaufwand ermittelt, also Zeit und Kosten, die durch das Befolgen der Vorschrift entstehen. Danach beliefen sich 2022 die einmaligen und jährlichen Belastungen auf 23,2 Millionen Euro, denen Entlastungen von lediglich 4,1 Millionen Euro gegenüberstanden. Ein weiteres Beispiel. Statt das Steuerrecht zu vereinfachen, wird ein immer größerer Bürokratieauf-

deutschland, zeigt, wie man selbst als schlechter Schüler mit einem Ziel vor Augen auf Erfolgskurs kommt. Diese Ausgabe bietet aber noch mehr interessante Themen: So hat „volytica diagnostics“ eine Batterieanalysesoftware entwickelt, die rund um die Uhr Einblick in den Zustand einer Batterie gewährt. „Amynova polymers“ hat eine neue und innovative Lösung gefunden, um nicht biologisch abbaubare, wasserlösliche Polymere auf natürliche Weise zu ersetzen. Revisalt hat wiederum seine Vision, hochfestes Glas für die Massenprodukte zu realisieren, erfolgreich umgesetzt. Und Dermapharm setzt mit seiner Tochter „mibe“ in Sandersdorf-Brehna auf Produkte Made in Germany. Ich wünsche viel Spaß bei der Lektüre!

wand bei den Steuerpflichtigen, aber auch der Finanzverwaltung produziert. So wurde mit dem Mindeststeuergesetz ein gänzlich neues System geschaffen, das die betroffenen Firmen vor immense Herausforderungen stellt und unterm Strich die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands weiter verringert. Das geht einher mit einem massiven Ausbau der Stellen im öffentlichen Dienst. In Sachsen ist die Zahl der Landesbediensteten im Vergleich zu 2012 um rund zehn Prozent geklettert – bei abnehmender Bevölkerungszahl! So ist ein negativer Kreislauf entstanden. Neue Gesetze und Verordnungen erfordern zusätzliches Personal, das wiederum erfindet neue Gesetze und Verordnungen ... Mit negativen Folgen. Den privaten Unternehmen werden dringend benötigte Fachkräfte entzogen, zudem kostet das viel Geld. Und zwar das der Steuerzahler. Was früher oder später, um das zu finanzieren, zu höheren Steuern und Abgaben führt. Nötig ist folglich, dass der Staat den eingeschlagenen Weg in Richtung Planwirtschaft und überbordende Bürokratie verlässt und sich wieder zur Sozialen Marktwirtschaft bekennt. Also mehr Freiheit für Menschen wie Firmen statt ständig neue Regulierungen und Bevormundungen. Das Produktivitätspotenzial ist dank der gut ausgebildeten Leute groß genug, um das Problem der ­alternden Gesellschaft, auch mithilfe der Künstlichen Intelligenz, zu lösen und den wirtschaftlichen Aufschwung anzufachen.

Goldgrube jugendlicher Tatendrang

VonUlrichLanger

Esistwieverhext:Fastjedermöchte allesimLebennochbesser,schöner, größerhaben. Nur wie dies durch wen erreicht werden soll, da scheiden sich die Geister. Schnell fallen dann Stichworte wie Generation Z und Work-Life-Balance, worunter viele verstehen, am liebsten den ganzen Tag zu faulenzen und den Wohlstand zu genießen. Überspitzt? Mag sein, nur eine gewisse Tendenz in Richtung Selbstgefälligkeit ist durchaus spürbar. Wo bleibt der jugendliche Tatendrang? Es gibt ihn noch, nur muss er gezielt herausgekitzelt werden. Das ist allerdings in Zeiten von massivem Lehrermangel und Unterrichtsausfall schwer. Auch Verhaltensnoten und hohe Anforderungen sind hin und wieder verpönt. Die Kinder möglichst in Watte packen, statt auf deren Leistungswillen und -streben zu pochen, ist nicht selten gang und gäbe. Eine solche Grundeinstellung ist ein Krebsschaden. Schon der griechische Philosoph Platon (428-348 v. Chr.) sagte: „Es ist keine Schande,

nichts zu wissen, wohl aber, nichts lernen zu wollen.“ Dem entgegenzuwirken, ist ein hehres Ziel. Ihm stellt sich etwa die Junior-Ingenieur-Akademie in Leipzig. Sie begeistert Schüler des Max-KlingerGymnasiums an der hiesigen Berufsakademie, in die Geheimnisse von Informatik, Naturwissenschaft und Technik einzutauchen. So berichten die jungen Leute von Greifarm-Robotern, die sie selbst programmiert haben und als eine Art Barkeeper agieren, oder von ihren ersten Schritten in Sachen 3-DTechnologie oder von Virtual-Reality-Szenarien wie Videospiele, die sie kreierten. Begeisterung und Spaß am Erforschen und Lernen sind die Folge – weil das Geschaffene in der Praxis funktioniert. Der Stolz darüber erzeugt fast wie von selbst das nötige Selbstbewusstsein für Kommendes.

Zugleich entdecken die Schüler berufliche Ambitionen, haben da und dort gespürt, wofür sie brennen. Das ist ein sinnvoller Weg, Fachkräftenachwuchs bester Güte

zu generieren, und passt zum Credo der Berufsakademie mit ihrer dualen Ausbildung: Theorie und Praxis verschweißen „Sage es mir, und ich werde es vergessen. Zeige es mir, und ich werde es vielleicht behalten. Lass es mich tun, und ich werde es können“, so brachte es einst der chinesische Philosoph Konfuzius (551-479 v. Chr.) auf den Punkt. Ohne Wissenschaft und Experimentierwut sind die Herausforderungen der heutigen Zeit nicht zu bewältigen. Anpacken, Unvorhersehbares aufspüren – das muss die Fachkräfte der Zukunft auszeichnen. Sonst gestaltet sich die gesellschaftliche Entwicklung wohl eher nach Albert Einsteins (1879-1955) Erkenntnis: „Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Foto:AndréKempner

DasImageimFokus: FirmenmüssenfürBewerberattraktivsein

„Investiere in die Menschen die du hast.“ Das empfiehlt Sachsens obersterArbeitsvermittler Klaus-Peter Hansen den Betrieben zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

FrüherhattenwireinenArbeit­gebermarkt.DieFirmenkonntensich ihreBeschäftigtendankvielerBewerberaussuchen.Heute­handeltessich umeinenArbeitnehmermarkt?

Eindeutig. Wir haben diese Erfahrung schon bei den Jugend­lichen gemacht. Früher konkurrierten sie um einen Ausbildungsplatz mit vielen anderen Jugendlichen. Heute habensiedieQualderWahl,weiles deutlich mehr freie Ausbildungsstellen als Bewerber gibt.

WiesiehtdasinZahlenaus?

Vor 20 Jahren hatten wir auf 50ArbeitslosenureineoffeneStelle.

Jetzt gibt es rechnerisch für vier Arbeitslose eine offene Stelle. Das belegt, dass sich Angebot und Nachfrage aneinander angleichen, weil die Arbeitslosigkeit sinkt und die Fachkräftebedarfe steigen – in einigen Berufen gibt es sogar einen Mangel.

Woranliegtdersichabzeichnende Fachkräftemangel?

Die demografische Entwicklung schlägt voll durch. Zwei Menschen geheninRente,nureinerkommtauf den Arbeitsmarkt nach. Wir haben also ein enormes Defizit. BetrifftderFachkräftemangelalle Berufe?

Nein. Wenn wir mehr offene Stellen als Menschen haben, die in einem Beruf arbeitslos gemeldet sind, sprechen wir von einem Mangel. Ein weiterer Parameter ist, wie lange die Stellen unbesetzt bleiben. Je länger,desto­größeristdasIndizdes Mangels.TatsächlichkommenjährlichBerufehinzu.Essindnichtmehr nur Pflegeberufe, sondern auch gewerbliche Tätigkeiten, etwa im ­Metall- und Elektrobereich, selbst imHandwerk.Auchbeidengrünen Berufen.

FürdieBetriebewirdesschwieriger, Lehrstellenzubesetzen? WirhabendasThemaschonseitlängerer Zeit. Es betrifft nicht nur die dualeAusbildung,sondernauchdie schulische. Ich bin froh, dass sich immer mehr Jugendliche für eine dieser Ausbildungen interessieren, die Studierneigung hat sich nicht weiterverstärkt.WirhabeninSachsen im Schnitt jährlich 30000 Abgänger von Allgemeinschulen, von denenzweiDrittelindiedualeAusbildung gehen, 10000 in die schulische.

20000bis25000Jugendliche,­also einDrittelderAbiturienten,willstudieren.Dasistdochverständlich. Ja, verständlich und nachvollziehbar. Die Arbeitslosenquote von

SachsensArbeitsagenturchefKlaus-PeterHansenzuLehrabbrüchen, FachkräftemangelundausbleibenderHerbstbelebung

Akademikern liegt bei 2,5 Prozent, die von Facharbeitern bei 3,7 Prozent. Bedeutet: Menschen mit einem Studium oder einer klassischen Ausbildung sind seltener arbeitslos. Die Studierneigung per se ist also nichts Falsches. Wichtig ist,dassjederseinenTalentenund Interessenfolgt–egalobStudium oder Ausbildung.

Undbeidenen,diekeinenBerufsabschlusshaben? DakommenwiraufeineArbeitslosenquote von über 20 Prozent. WaskönnendieBetriebetun,um beiJugendlichenfürFacharbeiterberufezuwerben? Eine ganze Menge. Etwa Karrierechancen aufzeigen, also aufdieMöglichkeit,denMeister zu machen. Gleichzeitig können Betriebe mit ihrem Image werben, eine tolle Mannschaft vorhalten, wo junge Leute Teil davon sein können. Weiterentwicklungsmöglichkeiten sind auch gut, um die Nachwuchskräfte für ein Unternehmen zu begeistern. Löhne, verantwortungsvolle Aufgaben und Klimarelevanz der Produkte werden auch häufig von Jugendlichen genannt. VieleFirmenklagen,sie hättenaufausgeschriebeneLehrstellennichteine einzigeBewerbungbekommen. Die Berufsbilder sind offenkundig mal mehr, mal wenigerattraktiv.Sogibt es mehr Nachfragen nach Lehrstellen für den Kfz-Mechatroniker als Angebote. Andere Ausbildungsstellen werden wie Sauerbier angeboten. Es ist die Aufgabe der Wirtschaft, für ihr Angebot zu werben, welche Berufe es gibt und was deren Attraktivität ausmacht. Meine Empfehlung: Betriebe sollten auch junge Erwachsene undLeistungsschwächere für freie Ausbildungsstellen berücksichtigen. Falls es bei denen Probleme gibt, helfen wir mit finanziellen Förderangeboten –um sie fit zu machen.

Woranhapertes beidenberuf­lichen Ausbildungen noch?

WennesdieLehrstelle im gewünschten Beruf nichtinderNähe gibt oder wenn die Berufsschule weit weg ist, kann es schwie-

34

AktuellgibtesinSachsen 34000offeneStellen, dieindenArbeitsagenturen undJobcenterngemeldet sind.Dassind5400weniger alsvoreinemJahr. DieBesonderheitdabei: Mehrals80Prozentsindfür Fachkräfteausgeschrieben.

rig werden. Für den Goldschmied gibtesbundesweiteineBerufsschule, und zwar in Weimar. Für den ländlichen Raum kann die AnbindungandenöffentlichenPersonennahverkehr eine hohe Hürde sein. Auch die Eignung spielt eine Rolle. MankannjaderMeinungsein,man sei der beste künftige Zimmerer, aberdieFirmasiehtdasanders.Das gilt auch umgekehrt, wenn der Betrieb nicht den Erwartungen des Auszubildenden entspricht.

WasschnellzuAusbildungsab­brüchenführt. Das Klima in der Firma ist der Hauptgrund bei den Abbrüchen. Jugendliche reden miteinander in der Berufsschule. Da wird erzählt, was versprochen, aber nicht gehalten wurde. WassolltenFirmentun,um ­Fachkräftezugewinnenundzu halten?

würde die Beschäftigung in Sachsen abnehmen, weil immer mehr Deutsche in Rente gehen.

HinzukommtdieSprache?

Die Sprache ist der Schlüssel zur ­Integration. Der ungesteuerte Zuwanderer hat ja vorher nicht unsere Sprache gelernt. Der Spracherwerb braucht Zeit. Deshalb ist der Migrations- und Integrationsprozess aus der ungesteuerten Zuwanderung deutlich länger.

DasisteineAufgabefüralle? Migration ist kein staatlicher Vorgang, sondern ein Prozess von Mensch zu Mensch. Die zu uns Kommenden brauchen ihre Freizeitaktivitäten, ihre Kultur, wollen ihre Religion leben. Das bedarf ­Akzeptanz der Gastgeber und Vertrauensentwicklung auf beiden ­Seiten. Wichtig ist aber: Geltendes Rechtmussrespektiertwerden.Wer das permanent verletzt, muss weiterziehen.

ZurPerson

1,65

Aktuellarbeiten1,65Millionen MenscheninSachsensozialversicherungspflichtig. Dassind1100mehrals voreinemJahr. DavonarbeitetjederDritte inTeilzeit.

Ichsage:InvestiereindieMenschen, die du hast. LebenslangesLernen,eingutesbetrieblichesKlima,Wertesystem,Karrierechancen, Benefits. Das ist der Klebstoff. Es ist nicht nur der Lohn. Also: Sich als Firma attraktiv zu machen im Wettbewerb ist ganz wichtig. Mit einem schönen Werbespot kann man Neugierde erwecken. Aber am Ende muss das drinstecken, was man verspricht.

WiesehenSiedieLageaufdem sächsischenArbeitsmarkt? Aktuell sind wir eher in Richtung einer Quote von sieben Prozent unterwegs als Richtung fünf.

18600

ImAusbildungsjahr2023/2024 habensichinsgesamt18600jungeMenschen beiderBerufsberatungausbildungssuchend gemeldet.Dassind300wenigerals imVorjahreszeitraum.Davonsindetwa1000 nochaufderSuchenacheinemAusbildungsplatz.

Brauchenwireinegezielte Zuwanderung? Ja, gesteuerte Zuwanderung von Fachkräften ist ein Lösungsraum und rechnetsichfürdieGesellschaft. Wir werden einen Teil des FachkräfteproblemsnurdurchZuwanderung lösen. Nötig sind 12000 bis 16000 Menschen – pro Jahr! Momentan kommen wir hier nur auf dreistellige Zahlen.

WirhabenvieleFlüchtlinge,machenihnen esaberschwer,zu ­arbeiten.

DabeihabenSiemalvoneinervier vordemKommageträumt. Geträumt nicht, erhofft schon. Wir waren im November 2019 – also vor Corona – knapp dran, mit fünf Prozent. Corona und die Kriege auf der Welt haben uns mit ihren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft wieder zurückgeworfen. Nun gilt es,Arbeitslosigkeitabzubauen,den Menschen Erfolge zu organisieren und wirtschaftliche und globale ­Herausforderungen zu meistern.

AlsobleibtdieHerbstbelebungaus? Davongehenwiraus.Kaufkraftund KostenwirkenjetztaufdieBeschäftigung. Alle Unternehmen mit hohen Lohnkostenanteilen und hohen EnergiekosteninderFertigungsind unter enormem Kostendruck. Ein Teil wird weitergegeben durch den Abbau von Arbeitsplätzen.

UnddieKaufkraft?

20800

ImgleichenZeitraumwurden 20800freieAusbildungsstellengemeldet. Dassind1800wenigeralsimVorjahreszeitraum. Davonsindaktuellnoch2300Lehrstellenunbesetzt. |

Der Moment, ab dem ein Flüchtling einen Mehrwert für die Arbeitswelt und damit für die Gesellschaft leisten kann, ist verzögert. Fakt ist aber auch: 26000 Geflüchtete arbeiten in Sachsen in Voll- und Teilzeit. Das sind fast 5000 mehr als vor einem Jahr.Hierzeigtsich die Bereitschaft der Unternehmen, Menschen auf Grund von Kompetenzen einzustellen, unabhängig von HautfarbeoderHerkunft. Ohne Ausländer

Die Firmen spüren, dass sich das Kaufverhalten in Rezessionsphasen verändert. Es muss alles länger halten, Auto, Möbel. Oder es wird ein günstigerer Camping- statt eines All-inclusive-Urlaubs gebucht. AberdieBeschäftigungistdochauf einemhohenStand. Langfristig ja, auf aktuell dritthöchstem Niveau seit dem Jahr 2005. Seitdem sind in Sachsen 300000 zusätzliche Jobs entstanden. Das zeigt, von wo wir herkommen. Im Moment verändert sich aber die Struktur. Denn es gibt ­Branchen, die in den vergangenen zwölfMonatenTausendevonneuen Jobsgeschaffenhaben–undesgibt andere Branchen, die tendenziell Beschäftigung wegen der wirtschaftlichen Unsicherheiten abbauen – zum Beispiel das verarbeitende Gewerbe oder auch die Zeitarbeit.

Klaus-PeterHansen(61)istseitachtJahrenVorsitzenderderGeschäftsführungderinChemnitz ansässigenRegionaldirektionSachsender ­BundesagenturfürArbeit.DergebürtigeZittauer wuchsinFreibergundBrand-Erbisdorfaufund warspäterbeimLeuchtenbauerNarvatätig.Seine KarrierebeiderArbeitsagenturstarteteer1992in Pirna.NachStationen inderRegionaldirektionundinBautzen wurdeer2003Chef derAgenturinPirna, vierJahrespäterrückteerandieSpitzeder AgenturinErfurt,um 2010indieZentrale derBundesagentur nachNürnbergzu wechseln.Esfolgtedie LeitungdesJobcentersinBerlin-Neukölln, bevorer2014nach Chemnitzzurückkehrte,zunächstalsoperativerGeschäftsführer.

Nachgefragt

Zuwanderung ist unverzichtbar

Zuwanderung ist als Teil der Lösung des Fachkräftemangels „unverzichtbar für die deutsche Wirtschaft im Allgemeinen und die sächsische Wirtschaft im Besonderen“. Das sagt Kristian Kirpal, Präsident der Industrieund Handelskammer Leipzig (IHK). Erhebungen zufolge werden in den nächsten zehn Jahren allein in Sachsen 366000 Beschäftigte in Rente gehen, während die Geburtenrate weiter sinkt und die Einwohnerzahl um schätzungsweise 100000 bis 150000 Menschen ­zurückgehen wird. „Man muss kein großer Mathematiker sein, um sich auszurechnen, was das für Sachsen an Verlust an Wertschöpfung, Sozialabgaben und Steuereinnahmen bedeutet.“

Um ausländische Fachkräfte anzulocken, brauche es neben einer Willkommenskultur modernes Standortmarketing, wettbewerbsfähige Gehälter und weniger administrative Vorgaben. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Zuwanderung von Fachkräften müssen weiter verbessert werden“, verlangt der Kammerchef. Die Novellierung des Fachkräfteeinwanderungsgesetzes stelle dabei einen Schritt in die richtige Richtung dar. Wichtig sei, das Bewusstsein für die positiven Folgen der Zuwanderung zu stärken –und zwar auf gesamtgesellschaftlicher Ebene. „Insbesondere in Ostdeutschland verbinden zu wenige Menschen die Zuwanderung von Fachkräften als Maßnahme gegen den Fachkräftemangel“, so der IHK-Präsident. mi

VonUlrichMilde
VonKristianKirpal
Fotos:AnjaJungnickel,ArbeitsagenturSachsen|Grafik:Christiane

Stolz, ein Mitglied im Team Edelacker zu sein

DasWeinberghotelEdelackerinFreyburghatsichinden vergangenendreiJahreneinemumfangreichen TransformationsprozessunterzogenundseineMitarbeitenden andieersteStellegestellt.MitErfolg.Sokonnteder Hotelbetriebnichtnurverbessert,sondernauchmehrPersonal gewonnenwerden.DassdasHotelaufdemrichtigenWeg ist,bestätigtzumdrittenMalinFolgedasLandessiegel„Das mitarbeiterorientierteUnternehmen–Hierfühleichmichwohl“.

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IVonNannetteHoffmann angehoben“, berichtet Sandra ­Engel. Zudem gibt es in regelmäßigen Abständen Gehaltserhöhungen, „schließlich soll gute Arbeit auch gut entlohnt werden“, betont dieDirektorin.Mitihrgabesaußerdem mehr Urlaubstage sowie ­Zulagen zur Wochenendarbeit, zur Kita und zur betrieblichen Krankenversicherung. „Wir geben Tankgutscheine aus und haben für jedeneineRentenversicherungabgeschlossen.“

dyllisch und ruhig gelegen befindet sich über den Weinbergen von Freyburg das Weinberghotel Edelacker. Wer hierher kommt, sucht und findet seine Auszeit vom Alltag und Entspannung inmitten einer Region, wo sich Geschichte, Wein und Kultur auf besondere ­Weise vereinen. Das Vier-SterneHotelzähltzudenrenommiertesten derRegionundbietetseinenGästen einen wunderschönen Ausblick über das Unstruttal.

NeuegelebtePhilosophie Was das Hotel auszeichnet, sind abernichtnurErholungundGenuss im Vier-Sterne-Ambiente, sondern eine Philosophie, die aufhorchen lässt: „Team Edelacker first!“ Vor drei Jahren wurde das Haus einer Transformation unterzogen, die in dieser Dimension und in der ­Branche ihresgleichen sucht. Eine Herausforderung,einKraftakt,aber eine notwendige Weichenstellung für die Zukunft, wie Sandra Engel sagt. Seit1998istsieimHotelbeschäftigt. Angefangen hat sie als Hotelfachfrau, arbeitete später 15 Jahre alsDirektionsassistentinundhatvor drei Jahren den Posten der Direktorin übernommen. Mit ihr hat sich das Hotel gewandelt – hin zu einem mitarbeiterorientierten Unternehmen, das Wertschätzung, Parti­zipation und Gesundheit am Arbeitsplatz fördert. „Für uns sind die Mitarbeiterinnen und Mitar­beiter ein wertvolles Gut. Denn ­ohne sie läuft in einem Hotel nichts“, weiß sie. Daher lebt sie die Devise: „Bilde deine Mitarbeiter so aus, dass sie gehen könnten, aber behandlesiesogut,dasssiebleiben wollen.“ Ein Satz, der heute wichtiger denn je ist, aber etwas, dass das Haus in den Jahren vor ihrer Führung leider vernachlässigt hat. Verbesserungenfürdie Mitarbeitenden

EsisteinGeben undNehmenund ­manchmalmussman Kompromisse ­eingehen,dieeinen aberletztlich ­weiterbringen.

SandraEngel Direktorindes WeinberghotelsEdelacker

setzen. „Gerade im Housekeeping, wo ein Knochenjob verrichtet wird, brauchen wir genügend Personal.“ WertlegtdieDirektorinaufPartizipation. „Wir haben flache Hierarchien und jeder kann und soll sich aucheinbringen“,sagtdie44-Jährige.SiekönnedasHotelnichtalleine führen,dafürbraucheeseinstarkes Team. Deshalb hat sie ihren Abteilungsleitern viele Kompetenzen übertragen. Die FührungspositionenspiegelndiePersonalstrukturen hinsichtlich des Anteils von Frauen undMännernwider.Fast60Prozent der Mitarbeitenden des Hotels sind Frauenundgenausostelltsichauch die 13-köpfige Hotelleitung auf. Des Weiteren ist Sandra Engel das Thema Weiterbildung angegangen. „Wir haben dabei geschaut, was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für ihren Job und für den Umgang untereinander brauchen“, berichtet sie. So gibt es neben Qualifikationen in WeinsensorikundbeiAllergienauchFortbildungen in Konfliktsituationen und Kommunikation. Sandra Engel selbst hat sich zum Resilienz-Coach ausbilden lassen.

Mitarbeiterzahlerhöht

Wirtschaftbewegen.

„Als Erstes haben wir das Lohngefüge für Mann und Frau angepasst und auch mit 35 Prozent deutlich

Zusätzlich wurden verschiedene Arbeitszeitmodelle aufgesetzt und die Öffnungszeiten des Restaurants angepasst. „Wir möchten unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zum einen Privatleben ermöglichen und zum anderen auch auf die unterschiedlichen Lebensumstände reagieren.“ Daher habe sich das Weinberghotel bewusst dafür entschieden, Positionen doppelt zu be-

Durch all diese Veränderungen, die Stück für Stück vorgenommen wurden, konnte das Weinberghotel seinen Personalschlüssel ausbauen. Heute arbeiten hier 45 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon vier Azubis. „Wir sind besonders stolz, zweiAzubisfürdieAusbildungzum Koch gewonnen zu haben“, betont Sandra Engel. Darüber hinaus wurden in den vergangenen zwei Jahren ältere Mitarbeiterinnen eingestellt – auch an der Rezeption. „Wir geben diesenMenschenweiterhineineChanceaufdemArbeitsmarktundsehen, dass sie unser Team mit Erfahrung und Ruhe bereichern“, sagt Sandra Engelundergänzt:„Jederjammert, das Arbeitskräfte fehlen, aber dann kann ich ältere Menschen und Quereinsteiger nicht abweisen. Es ist ein Geben und Nehmen und manchmal muss man Kompromisse eingehen, die einen aber letztlich weiterbringen.“

So sei das Hotel gut aufgestellt für die Zukunft und die herausfordernde Zeit. Aber sie gibt zu: „Was man Jahre vorher versäumt hat, schafft man nicht in drei Jahren ­auszugleichen. Wir bleiben dran und werden unseren Weg weiter ­gehen.“

LandessiegelzurBestätigung

Um all die Bemühungen auch nach außen zu tragen, wurde im September 2021 ein Marketingleiter eingestellt. Er ist auf das Landessiegel Sachsen-Anhalts „Das mitarbeiterorientierteUnternehmen–Hierfühleichmichwohl“gestoßen.„Wirhaben uns daraufhin im Januar 2022 dem Analyseverfahren unterzogen und eine Befragung unter unseren Mitarbeitenden durchgeführt. Zu unserer Verblüffung gab es gleich eine 90-prozentige Zufriedenheit im Team“, freut sich Sandra Engel. Ihr gehe es vorrangig nicht darum, unbedingt das Siegel zu bekommen,sondern„umzusehen,wosind die Kolleginnen und Kollegen zufrieden und wo noch nicht? Was brauchen sie, um sich wohlzufühlen? Wo müssen wir nachjustieren mit unseren Angeboten und Benefits?“

Dennoch ist die Direktorin sehr stolz, denn das Weinberghotel Edelacker hat im Jahr 2022 das ­Landessiegel als erstes Hotel in Sachsen-Anhalt erhalten. „Für uns also eine Bestätigung, wir sind auf demrichtigenWeg.Aberebennoch nicht am Ende. Wir entwickeln uns immer weiter“, betont sie. Die ­Befragungen des Landessiegels helfen dabei.

Zudem konnte das Haus mit seinem Engagement weitere Hotels derRegiondazubewegen,sichdem Wert seiner Mitarbeiter zu vergewissern und das Siegel selbst zu beantragen.

WeitereZieleimBlick 2026 wird das Weinberghotel Edelacker 30 Jahre alt. „In diesem ­Zusammenhang stellen wir uns vier großen Bausteinen: der Digitalisierung, Modernisierung, Sanierung undNachhaltigkeit“,erklärtSandra Engel. Vor zwei Jahren wurde mit

AufderSpitzederWeinbergevon Freyburgerbaut,bietetdasWeinberghotelEdelackereinenwunderschönstenAusblicküberdasUnstruttal.DasVier-Sterne-Haushat sichindenvergangenendreiJahrenstarkverändert–hinzueinem mitarbeiterorientiertenUnternehmen,dasWertschätzung,PartizipationundGesundheitamArbeitsplatzfördert.FürdieGästewerden dieRäumlichkeitendesHotelssukzessiverenoviertundmodernisiert undvielfältigeAngebotefürErholungundGenusskonzipiert.

Fotos:OleksandraShyshyhin,priavt

Nachgefragt

Markenzeichen für gute Arbeit

MitdemLandessiegel„DasmitarbeiterorientierteUnternehmen–Hierfühleichmichwohl“erhalten UnternehmeninSachsen-Anhalt seitsiebenJahreneinfürdie ­ÖffentlichkeitsichtbaresSignal, dasssieaufUnternehmenskultur setzenundeinattraktiverArbeitgebersind.ImInterviewberichtet AndréGottschalk,Regionalberater fürUnternehmenbeiderInitiative „FachkraftimFokus“,wasdasSiegel genauist,welcheVorteileesbringt undwarumesentwickeltwurde.

WasistdasLandessiegelgenau?

Die Landesinitiative Fachkraft im Fokusentwickelte2018aufInitiative des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt eine wertebasierte Mitarbeiterbefragung mit Namen „Wertenetz“. Mit Hilfe dieser Befragung haben die Unternehmen des ­Landes die Möglichkeit, den ISTZustand der Mitarbeiterzufriedenheit zu eruieren und ein Stimmungsbild abzuleiten.

WarumhatdasLandSachsen­AnhaltdiesesLandessiegel ­initiiert?

Umfrage

Wir sind Teil des Teams Edelacker

AuszubildendeLeaPauloImAugustvergangenenJahreswurdeLeaPauloMitgliedimTeam Edelacker.SiehathierihreAusbildungzurHotelfachfraubegonnen.„Ichhattedamalsein PraktikumineinemanderenHotelgemachtund erfahren,welcheVerpflichtungendieserJob mitsichbringt.Aberichkonntemirdasgutvorstellen“,sagtdie17-Jährige.VonderBerufsberaterinhabesieeinenFlyervomWeinberghotel Edelackerbekommenundsichbeworben.„Ich binhergekommenundhabemichsofortwohlgefühlt.“Überzeugthabesiedannaberdas Probearbeiten.„DieLageistnatürlichtoll.Aber auchdasTeamundwieallemiteinanderumgehenfandichrichtiggut“,betontsie.Daraufhin schautesiesichgarnichtweiteraufdemAusbildungsmarktum,sondernsagteimEdelacker zu.VonAnfanganseisieindenAbteilungengut aufgenommenworden.„JedernimmtsichZeit, selbstimgrößtenStress,undzeigtmiralles.An derRezeptionkonnteichsogarschoneigenverantwortlicharbeitenundhabemehrVerantwortungübertragenbekommen.“Siekönntesich vorstellen,nachihrerAusbildungimEdelacker zubleibenundamliebstenwürdesieander ­Rezeptionarbeiten.

Haustechnik-AbteilungsleiterChristianSacher istvonHauseAutomatisierungstechniker,hatviele JahreaufMontagegearbeitet.DasständigeHinund-her-Fahrenundaußerhalbarbeitenwollteer vorviereinhalbJahrennichtmehrmachen.„Daich ausFreyburgstamme,habeichmichumgeschaut, waseshierimOrtfürMöglichkeitengibt“,erklärt der52-Jährige.ErstießaufdasWeinberghotel EdelackerundbegannalsHaustechnikerzuarbeiten.„LeiderwaresunterderaltenÄgidesehr schwierig.DenKollegenwurdenichtzugehörtund Verbesserungennichtumgesetzt“,berichteter. EineZeit,inderersichunwohlfühlteundschon bereitwarzukündigen.„ZumGlückübernahm dannSandraEngel,rissdasSteuerum180Grad rumundbrachtedasHotelwiederaufKurs“,beschreibtderheutigeAbteilungsleiterbildlich.Nun seiesArbeitenaufAugenhöheundneueProjekte werdeninAngriffgenommen.„Sokonntenwirim HoteleinigesautomatisierenundhabendieBeleuchtungkomplettaufLEDumgestellt.Dasspart uns80ProzentEnergiekosten“,betonter.Auch dasMiteinanderseidurchdieneueDirektorinviel bessergeworden.„WirsindalsTeamrichtigzusammengewachsen.Undwenneshakt,findenwir gemeinsameineLösung.“WieseineKollegengehe erjetztwiedergernaufArbeitundfreutsichüber dievielenlächelndenGesichteraufdenFluren.

Die Steigerung der Arbeitgeberattraktivität der Unternehmen ist seit Langem ein zentrales Ziel des zuständigenMinisteriums.Mitder Initiierung des Landessiegels sollen Unternehmen, welche dieses Thema schon länger angehen, einerseits hervorgehoben werden und andererseits weitere Unternehmen motiviert werden, neue WegederVerbesserungderUnternehmenskultur zu beschreiten.

Fürweneignetsichdas ­Landessiegel? Mit dem Landessiegelerhaltenvorallem kleine und mittlere Unternehmen, die eine wertschätzende und mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur pflegen oder sich in überdurchschnittlicher Weise für eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskulturengagieren, seitens des Landes eine besondere Würdigung. Wiewirdesbeantragt? Um das Landessiegel beantragen zukönnen,müssenUnternehmen erfolgreich an der MitarbeiterbefragungWertenetzteilgenommen haben. In den Bereichen: Persönliche Entwicklung; Arbeitsbedingungen; Gestaltung des Arbeitsprozesses sowie Kommunikation und Bewertung der Unternehmenskultur haben die Mitarbeitenden des Unternehmens die Möglichkeit, ihre persönlichen Präferenzenmitdenbetrieblichen Realitäten abzugleichen und somitdieKulturimUnternehmenzu bewerten. Im Ergebnis dieser Befragung erhält das Unternehmen einedetaillierteAuswertung,wel-

che die Grundlage für weitere Maßnahmen zur Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität bilden sollte. Alle Unternehmen, welche einen bestimmten Schwellenwert der Übereinstimmung erreichen (66 Prozent) und bei denen mindestens66ProzentderBelegschaftan der Befragung teilgenommen haben, haben die Möglichkeit, das Landessiegelzubeantragen. Verliehen wird dieses in einer jährlichen Festveranstaltung im Beiseinderzuständigen Ministerin.

WarumsolltenUnternehmendasSiegelbeanIn einer Evaluation, welche die Landesinitiative 2022 durchgeführt hat, haben durchweg alle Siegelträgerunternehmen dargestellt, dass durch das Siegel die Bewerberzahlen signifikant zugenommen haben. Dies ist ein sehr relevantes Ergebnis, gerade in Zeiten des sich weiter entwickelnden Fachkräftemangels. Darüber hinaus berichten Unternehmen, denen es gelungen ist, die Mitarbeiterzufriedenheit zu erhöhen, auch von Steigerungen im Bereich der Produktivität. WievieleUnternehmenhabenseitherdiesesSiegelbereitsbeantragt undwievieledavonhabenesletztlicherhalten? Seit 2018 haben 262 Unternehmen des Landes Sachsen-Anhalt an der Wertenetzbefragung teilgenommen,vondenen160Unternehmen das Landessiegel beantragen konnten. nah

EmpfangsmitarbeiterinAnettKakerbeckwagteimvergangenenJahreinenNeuanfang.Als Rechtsanwaltsfachangestelltenahmsieim WeinberghotelEdelackereineStelleander ­Rezeptionan.„icharbeitegernmitMenschen zusammenundwollteesimHotelmalausprobieren“,sagtdie59-Jährige.AlssiezumVorstellungsgesprächeingeladenwurde,warsie danndochüberrascht.„Ichhättenichtgedacht, dassmanmiralsQuereinsteigerinohneentsprechendeQualifikationundmitmeinemAlter eineChancegebenwürde.“Umsodankbarer warsiefürdieZusage.SeitheristdieRezeption ihrneuerArbeitsplatz.„Ichwurdesehrguteingearbeitet,habeeineFortbildunginEnglisch absolviert,kannimTeamimmernachfragen oderumHilfebitten.“Dasfindesiesehrschön undnahmihrauchdieanfänglicheSorge,den Erwartungennichtzuentsprechen.„Icharbeite gernehier,esmachtmirwirklichSpaß.Und wenndieGästemiteinemLächelndasHotel verlassen,dannhabenwirallesrichtiggemacht.“

der Digitalisierung in allen Bereichen angefangen. Gefolgt von einer umfangreichen Renovierung des Restaurants,derTagungsräumeund desFrühstücksraums.Offenseijetzt die Modernisierung der 83 Zimmer. AußerdemlaufenderzeitGespräche zur energetischen Sanierung. „Das wollenwir2025inAngriffnehmen.“ In der Region ist das WeinberghotelEdelackerbekanntundmöchte der Region nun auch etwas zurückgeben. „Deshalb sind wir zum Beispiel 2023 Sponsor unser Fußball-E-Jugendgeworden.Sowollen wirzeigen,dasswirzuFreyburggehören, auch wenn wir auf dem Berg liegen.“

Ein weiteres Beispiel ist die ­Zusammenarbeit mit dem Tourismusverband Saale-Unstrut-Region. Hier beteiligt sich das Weinberg­hotel an der Charta „Gemeinsam Saale-Unstrut“. Die Charta sei ein Abkommen, das Grundlagen und Maßnahmen zur Förderung einer attraktivenArbeitsumgebunginder Region definiert. „Als Gründungsmitglied gehen wir als Botschafter für ein attraktives Arbeitsumfeld im Tourismus voran und zeigen, wie kleine Bausteine helfen können“, beschreibt sie.

StolzaufBerufsein Gastro ist in ihren Augen ein schöner Beruf. „Viele behaupten, wer das macht, muss auch ein bisschen verrücktsein.Unddasstimmt“,sagt Sandra Engel lächelnd. „Wir sind Dienstleister am Gast, geben ihnen eine schöne Auszeit, schenken ­MomentederRuheunddesGlücks. Das aber aus Überzeugung.“ Wenn die Gäste sich wohlfühlen, sei das der Lohn. „Aber wenn die Gäste wahrnehmen, dass sich auch die Mitarbeitenden wohlfühlen, ist das die hohe Kunst.“ Das Weinberghotel konnte das Landessiegel auch in den Jahren 2023sowie2024erhalten.Fürsieals Direktorin ein großes Lob für das Team. „Wir sind hier eine große Familie, wo jeder für jeden da ist und das auch so lebt. Wir haben es gemeinsam geschafft, dass die Leute wieder stolz sind, im Edelacker zu arbeiten.“

AndréGottschalk

„Ohne Handwerk funktioniert nichts“

TagdesHandwerkszeigtVielfaltundChancen fürJugendlicheinunzähligenBerufen

Nach dem Einbruch an Ausbildungsstellen Anfang der 2000erJahre und den pandemiebedingten Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt erholen sich die Ausbildungszahlen stetig. Das Vor-Corona-Niveau an offenen Stellen ist diesesJahrbereitsumüber100Stellen im Kammerbezirk Leipzig übertroffen und die Schulabgänger profitieren bei den Handwerksberufen von Chancen wie lange nicht. Wer am diesjährigen Tag des Handwerks in Leipzig am 21. SeptemberüberdenMarktplatzschlenderte, sah nicht nur unzählige Stände unterschiedlichster Betriebe und Branchen,manhörteesauchsägen, hobeln, bohren, klopfen und hämmern, allenthalben wurde gearbeitetundanschaulichpräsentiert,was in den jeweiligen Berufen für handwerkliche Tätigkeiten dahinterstehen.

„Das Ziel beim Tag des Handwerks war auch dieses Jahr wieder, die handwerklichen Berufe in den

Mit130Berufenistdas HandwerkKerndesMittelstandes.*

*ZentralverbanddesDeutschenHandwerks

InSachsengibtes54872 eingetrageneHandwerksbetriebe.*

*SächsischerHandwerkstag(Stand30.06.2024)

Mehrals280000Menschen (inkl.Betriebsinhaber)arbeiten imsächsischenHandwerk.*

*SächsischerHandwerkstag(Stand31.12.2023)

Fokus der Öffentlichkeit zu rücken und aufzuzeigen, wie vielfältig, ­modern, aber auch traditionell die dargestellten Berufe sind“, erklärt Matthias Forßbohm, Präsident der Handwerkskammer zu Leipzig. „Für junge Menschen ist es ein ­lohnendes Ziel, ins Handwerk zu gehen,undauchinhandwerklichen Berufen gibt es viele Möglichkeiten der Weiterentwicklung, Spezia­lisierung und der Karriere“, so ­Forßbohm.

Dass das Handwerk im Aufschwung ist, zeigen auch die Besucherzahlen dieses Jahr, welche die Handwerkskammer auf mehr als 10000 schätzt. Und wer noch zu klein ist, um schon eine Ausbildung anzufangen,konnteebenfallseinen spannenden Eindruck kriegen, was im Kleinen alles gezeigt wurde. „Ich freue mich natürlich, dass wir mit unserem antiquierten Bohrer und dem riesigen Holzbalken auchdieAufmerksamkeitschonder kleinsten Besucher auf uns ziehen können.“JohannesThiele,ehemals Handwerkerundjetztselbstständig imVertriebtätigsowieleidenschaftlicher Sammler von älteren Hand-

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werksutensilien wie zum Beispiel über 600 Hobel, will vor allem interessiertenBesucherinnenundBesuchern einmal das Handwerk in seinem ehemaligen Arbeitsbereich präsentieren.

Die Tradition in seinem Handwerksgebiet will der ehemalige Zimmerer fortführen. Den großen Dachbalken hat Thiele mitgebracht, um einmal vorzuführen, wie man da ein Loch reinbekommt, ohneAkku,ohneStrom,dassmanmal sieht, wie das früher ging. „Heute geht alles viel einfacher“, weiß der Handwerker, „keiner würde mehr so einen Handbohrer in die Hand nehmen, es geht alles mit Maschinen,aberdieJugendsollhiersehen, dass es früher auch anders ging.“

„Wichtig ist, bei der heutigen ­Jugend das Interesse erst mal zu ­wecken,unddasgehtnur,indemdu ihnen was zeigst, zum Beispiel ­Hobeln oder Loch bohren, ohne Handy oder Playstation, damit wollen wir das Interesse anschieben, und vielleicht bewerben sich im Nachgang auch welche.“

Nachwuchsmangelistgrößtes ProblemdesHandwerks Das Handwerk leidet wie viele Bereiche der Wirtschaft an einem teils eklatanten Nachwuchsmangel wie auchMangelanArbeitskräften.Dabeikonkurriertesvorallemauchbei Abiturienten mit einer Ausbildung an einer Universität, die für viele noch als der aussichtsreichere Berufsweg angesehen wird. Dabei übersehen viele, dass es auch mit einer akademischen Ausbildung keineswegs in allen Bereichen ein-

DerTagdesHandwerks

„FürdieEntscheidung,eineAusbildungalsAnlagenmechanikerfürSanitär, ­HeizungundKlimatechnikzumachen,wardasPraktikumimVorfeldsehrhilfreich.DaskonnteichimBetriebmeinesVatersmachen.Ichkonntesoviele ­AspekteundFacettendesBerufskennenlernenundschauen,obmirdasSpaß macht.ImPraktikumprobiertmanallesaus,vomRohbaubishinzurWartung, manwirdinvieleBetriebsbereicheeingeführt,undmankanndieAspekte nochmalsgenaueranschauen,dieeinenammeisteninteressieren,dieman spannendfindetoderaufdiemanammeistenLusthat.Ichhabeschnellgemerkt,dassmirvorallemderKontaktmitdenKundenundderKundendienstan sichvielSpaßmacht.NachdemPraktikumwussteich,dassichdiesenBeruf erlernenwill.

DieAusbildungselbstwollteichaberineinemanderenBetriebmachen.Ich werdedieLehrzeitaufjedenFalldurchziehenundbeenden,inwelcheRichtung esdanngeht,werdeichsehen.“ MaxZanke 1.Lehrjahr,AnlagenmechanikerfürSanitär,HeizungundKlimatechnik beiderFirmaGlesienerHaustechnik

fach ist, im gewünschten Bereich arbeiten zu können.

„Der Bedarf an Azubis und ausgebildeten Fachkräften ist in allen Bereichen hoch, mit gewissen Unterschieden in den verschiedenenBerufen,geradeimKfz-Bereich

und bei den Elektronikern könnten nochvielmehrBewerbereinenAusbildungsplatz finden“, weiß Kammerpräsident Forßbohm aus der Statistik.

DabeisiehterdasHandwerkkeineswegsalsKonkurrenzzuanderen

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NachRückmeldungenderausstellendenBetriebe beim­diesjährigenTagdesHandwerkswarauch 2024dieResonanzwiedergewohntvielversprechend.AuchdieHandwerkskammerzuLeipzig ­bestätigtedies,wassichschonandergeschätzten Besucherzahlvonmehrals10000erkennenlässt. Be­triebeaus15InnungenzeigtenaufdemMarktplatz imZentrumLeipzigsanschaulichunddurchemsige ArbeitenvielerAuszubildenden,welchspannende undfacettenreicheTätigkeitendasHandwerkzubietenhat.WersichfüreinenBerufinteressierte,konnte anOrtundStellemitdenVertreternderBetriebe sprechen,KontakteknüpfenundGesprächevereinbaren.DieChancenfürdieAusbildungsplatzsuchendenstehengutwienie,soauchdieAussageder HWKzuLeipzig,über600BetriebeimHandwerksbezirkbietenKarrierechanceninjedemBereich. MiteinerSteigerungvon7Prozentzumvergangenen JahrkonntenmitStandEndeSeptemberdieAbschlüssebeidenLehrverträgenabermalserhöht werden–dieHitlisteführenhierdieKraftfahrzeugmechatronikermit315Ausbildungsverträgenan,darauffolgendieElektronikermit141undAnlagenmechanikermit103begonnenenAusbildungen. FürdasAusbildungsjahr2025/26sindbereitsjetzt dieerstenAusbildungsplätzeimAngebot,darunter fürElektroniker,Kraftfahrzeugmechaniker,MetallbauerundAnlagenmechanikerSHK.

VonJochenReitstätter
KarlJonas:„MirhatesvielSpaß gemacht,einmalmiteigener KraftindiesenriesigenBalken einLochzubohren.“Wenn

Karrierewegen. „Wir wollen, dass Abiturienten frei entscheiden, was sie einmal machen wollen, aber eben nicht bestimmt durch gesellschaftliche Vorgaben, dass der eine Weg weniger hochwertig sei als ein anderer.“HiersiehtForßbohmnoch viel zu tun, zum Beispiel durch eine durchgängige Berufsorientierung auch an Gymnasien, welche das Handwerk und die duale AusbildungalsgleichwertigeLebensperspektiven darstellt und die Möglichkeiten aufzeigt, auch nach einer Lehre noch „aufzusatteln“, den Meister zu machen oder zu studieren.

Forßbohm:„Wirkönnenauf­keinen Schulabgängerverzichten“ TrotzvielhändischerArbeitundder traditionellen Verbundenheit vieler Handwerksberufe gibt es auch in vielen Berufen des Handwerks einen Trend zur Digitalisierung und Automatisierung.DieAnsprüchean Schulabgänger steigen auch in ­diesenBereichen,gleichwohlistdas Abitur keinesfalls zwangsläufig ­Voraussetzung für viele Berufe. „Der Weg für Hauptschüler und Abgänger von Oberschulen mag mitunter etwas länger dauern, aber es gibt vielfältige Chancen, seinen Wunschberuf erlernen zu können, zum Beispiel durch eine anfängliche Einstiegsqualifizierung“, so der Handwerkskammerpräsident.

Ebenfalls können vorher Praktika absolviert werden oder der Start mit einer zweijährigen Ausbildung als Fachkraft erleichtert werden. Der Weg zum Gesellenabschluss ist dann für viele leichter machbar,

ModernesHandwerkmitgroßer Tradition:zurEröffnungdesTag desHandwerksspieltederSpielsmannszugMutzschenundführte FunktionsträgerundHonoratioren einmalumdieStändeaufdem Marktplatzherum. Fotos:JochenReitstätter

wenn erst einmal „der Knoten geplatzt“ sei, wie Forßbohm unterstreicht.AuchdieArbeitsagenturen leisten hier beratende Unterstützung und können individuell Karrieremöglichkeiten aufzeigen.

AmImagevon Handwerksberufenarbeiten Viele handwerkliche Berufe stehen akademischenBerufeninBezugauf Verdienstmöglichkeiten und Entwicklungschancen in nichts mehr nach. Eine der wichtigen Aufgaben

„IchbinjetztimzweitenLehrjahrderAusbildungzumKaminbauer,undesfasziniertmichimmernoch wieamerstenTag. DiesesHandwerkist einfachunglaublich vielseitig,esgibtviel kreativeArbeiten,zum BeispielbeidenKachelöfen,dasind schonvielfältige Technikengefragt.Es istaufjedenFallein sehrumfassenderBeruf,esgehtnichtnur umAusführungund baulicheTätigkeiten, wirlernenauchimVorfeldeinesAuftrageszuplanen,Bau-undMontagezeichnungenanzufertigen, esgehörtderEinkaufderdafürbenötigtenMaterialiendazuundauchdiePlanungderAusführung. Esistallesmitdabeibeiuns.DenBerufkannich aufjedenFallempfehlen,eristeinesehrguteBasisundGrundausbildungfürvielehandwerkliche TätigkeitenundBerufe,weilwirunterschiedlichste Fähigkeitenerlernen,wiezumBeispielmauern, Fliesenlegen,fürunswichtigauchdasSchneiden undBearbeitenvonOfenkacheln–dasallesmacht dieArbeitsehrabwechslungsreichundimmer spannend.“

FynnRetzlaw, 2.Lehrjahr,Kaminbauerbeider FirmaKaminbauLeipzig

wird es daher sein, dem Handwerk als Ganzes ein neues Image zu geben. In vielen Sparten ist dies schon gelungen. So sind die Sommeliers im Bäckereihandwerk oder bei den Weinbauern schon hoch angesehene Fachleute.

Auch der Meistertitel gilt gemeinhin als Zeichen von hoher ­Qualifizierung. Zwischenstufen wie derFachwirtoderdieWeiterbildung zur Erlangung eines Ausbildereignungsscheins sind zudem Beispiele beruflicher Karriereschritte.

„WirzeigenheutehierModelle,wieman einDachdeckenkann,unddasmitden bestenLehrlingenderZwischenprüfung vondiesemJahr,auchmeineAzubineist hierdabei,woraufichstolzbin.Füruns gehteshierbeimTagdesHandwerks immerauchumdieAusbildung,ich selbstgehöreauchzurPrüfungskommissionderHandwerkskammerzuLeipzigimGesellenwesenbeidenDachdeckern.Fürunsgehteshauptsächlichum dieAzubishier,wirwolleninteressierte Jugendlicheansprechen,dasswirfür diesenBerufszweigweiterkommenund neueAuszubildendeausbildenkönnen, auchfürmeinenBetriebsucheichInteressierteaneinerLehrealsDachdecker. Chancengibtesimmer,dasmöchteich denjungenLeutenvermitteln.Wirhaben auchjedesJahrhierimmereinpaargute aussichtsreicheGespräche,daserwarte ichmirvondiesemJahrauchwieder. Klappernwiehierheutegehörtzum Handwerk,unddasziehtamschönsten.Wennmansieht,dasswasgemacht wird,sprichtdasdieJugendlichenambestenan.“ InhaberundAusbilder:DachdeckermeisterThomasAurichund AuszubildendeMiaIrrgang(3.Lehrjahr),FirmaBauserviceAurich

„IchmöchteaufdemTagdesHandwerksjungeMenscheninformieren,weildiewenigstenLeuteüberhaupteineVorstellunghaben, wasderGlasereigentlichist.DerGlasermachtjanichtnurScheiben,derGlaseristderFensterbauer.DerBerufumfasstauchGlasvitrinen,FensterinKunststoff,HolzundAluminium,Fassadenverglasung,Fensterbauundvielesmehr.DasBerufsbilddesGlasersistso umfangreich,undesistnichtnurdasHandwerkansich,derGlaser mussfitseininMathematik,ermusszumBeispielWärmeberechnungenmachenkönnenundersollteeinräumlichesVorstellungsvermögenmitbringen.ManmussinderLageseinundwillenssein, mitseinemHinternwaszumachenundaucheingewissesGeschick mitbringen. NichtjedermusssichfüralleFacettenbegeistern,ichhattezum BeispieleinenAuszubildenen,derjetztfertigist,derhattezuerstnull HerzblutfürHolz,aberdafürFeuerundFlammefürGlasundTechnik undBeschlagsachen.UndwennwirhierdurchdieStadtgehenund sagenkönnen,dieunddieHäuserhabenwirsaniert,dasistschon sehrbefriedigend.DiesesBerufsbildwillichhiervermitteln.“ InhaberundAusbilder:GlasermeisterDirkSchneider,FirmaKunstglasereiSchneider

„FüreineAusbildungbinichleidernoch zujung,aberichmachejetztschon PraktikaimBetriebDieBrillenmodelei, weilmichderBerufdesAugenoptikers sehrinteressiert.AmAnfangbinichmit derVorstellungindasPraktikum ­gestartet,dassesja‚nur’umBrillengeht, aberichhabeschnellgelernt,dassBrille nichtgleichBrilleistunddasTätigkeitsspektrumalsAugenoptikerinsehrbreit ist.EsgibtganzgrobeArbeiten,aber auchwiedervielefiligraneAspekte,BrillenvonderStangeundSonderan­fertigungen,woallesindividuellist.Es gehtdarum,dieWünschedesKunden umzusetzen,ihnzuberaten,vomBrillengestellbiszuGläserninverschiedenen Ausführungen,mitundohnePolarisationsfilterodervielemanderenmehr,und dieserFacettenreichtumgefälltmirsoanderArbeit. DasTolleanmeinemPraktikumsbetriebistfürmichdasFamiliengefühl,ichkannhierjetztschon alsPraktikantinsehrviellernen,unddasaufeineArtundWeise,diesuperangenehmist.Auch dieBrillenmodeleisuchtnochAuszubildende,undichkanndiesenBerufnurjedemempfehlen.“ LottaLiebermann, PraktikantinbeiderFirmaFamilienbetriebDieBrillenmodelei

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AmyMüllermachtdieAusbildung zurPflegefachkraft,unterstützt aberseitihremPraktikumbeimBestattungsbetriebChristianBach nochzusätzlichbeiBeratungen, beiBereitschaftenoderauchbei Beerdigungen.

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„Es wird weiter Verbrenner geben“

LeipzigsBMW-WerksleiterinPetraPeterhänselsetztaufVielfalt/ ImMärzwirdder20.JahrestagdesProduktionsstartsgefeiert

Eswärevermessenzusagen, „überall wird nur noch elektrisch gefahren“. Den Verbrenner werde es weiter geben, sagt im Interview mit der LVZ-Wirtschaftszeitung Petra Peterhänsel, Leiterin des BMWWerks Leipzig

Am1.März2005starteteimBMWWerkdieProduktion.SpürenSie schonVorfreudeaufdiesesJubiläum imkommendenJahr?

Definitiv. Allerdings haben wir jeden Tag, wenn wir hier ins Werk kommen, große Freude zu sehen, wie die Autos von den Bändern rollen. Aber klar, das wird schon ein besonderer Tag. Wenn alles gut geht, werden wir im nächsten Jahr die Marke von vier Millionen Autos aus Leipzig knacken.

BMW,soheißtes,hathierbisjetzt mehralsvierMilliardenEuroinvestiert… ... da muss ich Sie korrigieren, es sind 5 Milliarden Euro. Allein seit 2020 waren es über 1,6 Milliarden Euro in die Volumenerweiterung durch den Mini-Countryman – dadurch haben wir die jährliche Produktionskapazität um 100000 auf über 350000 Fahrzeuge erhöht –und den Ausbau der E-Mobilität.

WoranliegtdieseAufwärtsbewegung? Unser Werk hat immer Pioniergeist gezeigt, ist flexibel. Wir haben qualifizierte Mitarbeiter, auch die erforderlichen Technologien. Wir produzieren vier Modelle,dreiAntriebe, zweiMarken–allesauf einerLinie.Wirsinddie einzige Fabrik von BMW,diezweiMarken aufeiner­Linieherstellt. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal. ZumStartwarenes2600direktBeschäftigte,heutesindesumdie 7000,soebenwurdeeinedritte SchichtinderMontageeingeführt. IstpersonelldasEndederFahnenstangeerreicht? Es arbeiten sogar deutlich mehr Menschen in unserem Werk. Am Standortsindes,etwadurchDienstleister und Zulieferer, insgesamt über10000Beschäftigte.Wirhaben jetzt einen Stand erreicht, mit dem wirineinegewisseStabilitätgehen.

dungsbeginn im nächsten Jahr. Ich bin zuversichtlich, dass wir unseren Bedarf abdecken können.

1:ProduktiondesMINICountrymanElectricimBMWGroup WerkLeipzig.

2:AggregatemontagedesMINICountrymanElectric

3:ProduktiondesneuenBMWM135xDriveinThundernight MetallicmitKontrastdach

4:MINICountrymanProduktion

5:LackierungvonBatteriezellen–VereinzelungderunlackiertenZellenundPositionskontrolle Fotos:BMWGroup

SiesetzenimWerkinderLackiererei unddeninnerbetrieblichenTransportfahrzeugenaufWasserstoffund wollenandasNetzangeschlossen werden.Wasserstoffistjedochteuer. WasserstoffisteineTechnologie,um von fossilen Brennstoffen wegzukommen. Wir haben mit unseren mehr als 130 Flurförderfahrzeugen sehrguteErfahrungengemacht,haben für sie fünf Wasserstofftankstellen in Betrieb. Unser Ziel ist, im nächsten Jahr an das Wasserstoffnetz angeschlossen zu werden. Dann können wir die DekarbonisierungdesWerksweitervorantreiben.

WiehatsichdieAutoproduktion durchDigitalisierungundKünstliche Intelligenzverändert?

DassindBestandteileunsereri-Factory. Sie ist in allen Werken unsere Produktionsstrategie in Richtung Effizienz,DigitalisierungundNachhaltigkeit.BeiderKünstlichenIntelligenz sind wir dabei, sie für unsere Fertigung zu nutzen, zunächst bei einfachen und ermüdenden Tätigkeiten. Wir setzen sie etwa ein im Karosseriebau bei der automatischen Oberflächeninspektion und -behandlung.

Menschenwerdentrotzdemweiter benötigt? Natürlich. Ein Auto wird sich nie ­digital zusammenbauen lassen. Dafür ist das Produkt zu komplex. Es wird weiter viele Bauteile geben, die beim Einbau menschliche Hände benötigen.

WelcheRollespieltLeipzigimProduktionsnetzwerk?

UngefährjederzehnteBMWkommt hierausLeipzig.JedesWerkhatbestimmte Themen, die für alle bearbeitet werden. Diese Zusammenarbeit ist eine unserer Stärken. Wir waren zum Beispiel Pilot bei der Nutzungvon5-G-Netzen.Dazuwaren wir mit dem BMW i3 2013 die Geburtsstätte der E-Mobilität bei BMW. Darauf sind wir heute noch stolz.

WaskommtnochinLeipzig? Wir haben dieses Jahr eine große ­Modelloffensive: Der vollelektrische Mini-Countryman, der neue 1er, Ende des Jahres das neue BMW 2er Gran Coupé. Wir wollen in den nächstenJahrenauchdieNeueKlasse in Leipzig integrieren, die sich durch eine fundamental neue rein elektrische Architektur auszeichnet.

SiesinddieeinzigeFraualsWerkleiterininderAutobrancheinDeutschland.WasbedeutetdasfürSie? Ichbinschonstolzdarauf,würdemir aber wünschen, dass es bald mehr Frauen in dieser Funktion geben wird.EsgibtmitSicherheitviele,die das können.

Siesindberuflichvielherumgekommen.WiegefälltesIhneninLeipzig? Sehr gut. Ich bin seit vorigem Jahr auchLeipzigerin.TolleGegend,tolleMenschen.EsmachtSpaß,hierzu leben.

MachtsichderFachkräftemangelbemerkbar? Wir haben nach wie vor eine gute Nachfrage nach AusbildungsplätzenundbildennunproJahr65Lehrlingeaus,vorKurzemwarenesnoch 45. Die Bewerberzahlen geben das her. Das gilt auch für den Ausbil-

ZurückzumFachkräftemangel. Erfreulicherweisesindwirnichtnur der größte industrielle Arbeitgeber in der Region, sondern dazu noch sehr attraktiv. Aber auch wir merken, dass wir die benötigten FachkräftenichtalleausderNäherekrutieren konnten. Wir haben verstärkt in Südeuropa und auch unter Geflüchteten gesucht und sind sehr international aufgestellt. Wir haben heute Mitarbeitende aus mehr als 90 Ländern, vor drei Jahren waren es noch die Hälfte davon.

SiesindaufZuwanderungangewiesen?

Ganz klar. Allein aus demografischen Gründen brauchen wir ausländische Talente. Zudem: Vielfalt

belebteinUnternehmen.Auchdavonleben wir.

WieläuftdieIntegration? Sie ist kein Selbstläufer. Man muss was dafür tun. Wir führeninterkulturelle Trainings durch, um unsere Kultur zu vermitteln. Wir bieten auch Deutschkurse an. Man muss permanentdranbleiben.Indenvergangenen 24 Monaten haben wir gut 2000 Mitarbeitende eingestellt. Das Miteinander muss gelebt werden.

DieAutokonjunkturlahmt,somancherKonkurrentkriselt.Warumläuft esbeiBMWbesser?

Das liegt an unserer Flexibilität und Komplexitätsbeherrschung. Verschiedene Modelle auf einer Linie zu bauen bietet die Möglichkeit, rasch auf Kundenwünsche zu reagieren. Und offenkundig haben wir Autos, die dem Kundengeschmack entsprechen. DieE-Mobilitätkommtauchnichtso richtiginFahrt. Da herrscht eine gewisse Skepsis. Es hapert unter anderem noch an der erforderlichen Ladeinfrastruktur. Aber: Das Elektrofahrzeugseg-

ment ist bei BMW das am stärksten wachsende. Weltweit sind wir hier die Nummer drei. Im ersten Halbjahr haben wir den Absatz im VergleichzumVorjahrkonzernweitum 25 Prozent gesteigert.

IstdieautomobileZukunftelektrisch?

DiereinbatteriegetriebeneE-Mobilität wird nicht die einzige sein. Mit Blick auf die CO2-Reduzierung mussesnochandereMöglichkeiten geben.

WelchehabenSieimAuge?

BMW kooperiert mit Toyota für ein in Serie produziertes WasserstoffBrennstoffzellen-Elektrofahrzeug. Das wird schon 2028 auf den Markt kommen. Das ist ein richtiger und wichtigerSchritt.Ichdenkeauchetwa an E-Fuels. Mit ihnen könnten Bestands-Fahrzeuge relativ schnell den CO2-Ausstoß reduzieren.

DerVerbrennerstehtvordemAus? Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen, haben in 30 Ländern Produktionsstandorte, liefern in 140Ländernaus.Dawäreesvermessen zu sagen, überall wird nur noch elektrisch gefahren. Es wird weiter Verbrenner geben.

WiesiehtesinDeutschlandaus?

Auch, solange die Kunden den KaufwunschhabenundderGesetzgeber es zulässt.

ZurPerson

PetraPeterhänsel(58)istseit ­Januar2022LeiterindesBMW-Werks inLeipzig.DiegebürtigeEisenacherinarbeitetenachderBerufsaus­bildungalsQualitätssicherungsSpezialistinimAutomobilwerkEisenach(Wartburg),späterübernahm siemehrereleitendeAufgabenbei derOpelEisenachGmbH.Von1998 bis2007warsiefürOpelundden MutterkonzernGeneralMotorsin Polen,Russland,Belgienund ­Bochumtätig.Peterhänsel,diean derHamburgerFern-Hochschule EuropäischeBetriebswirtschaft studierteundsowohldenBachelor alsauchdasDiplomerwarb,wechselte2010alsHeavyTruckSpartenleiterinderLkw-Montagezu MANinMünchen.ZweiJahrespäter schlosssiesichBMWanundwurde inDingolfingundChinaeingesetzt.

VonUlrichMilde

Vier-Tage-Arbeitswoche? „Mit mir nicht“, kommt es wie aus der Pistole geschossen.

Für Matthias ­Forßbohm ist das kein Thema. Der 55-jährige Maurermeister und Präsident der HandwerkskammerzuLeipzigschüttelt vehement den Kopf bei der Entgegnung von Heiko Hoffmann, der beim Streitgespräch in der Kammer einwirft: „Wir praktizierendiesschonseitvierJahren.“Er habe gute Erfahrungen damit gemacht, betont der 47-jährige Zimmerermeister,derGeschäftsführer der Firma Scopus Bau und Entwicklungs GmbH im Brehnaer Ortsteil Petersroda ist und sechs Mitarbeiter beschäftigt. Forßbohm leitet sein Unternehmen Forßbohm&Söhnemit20BeschäftigtenindersechstenGenerationund hält absolut nichts von einer VierTage-Woche. „Überall fehlen Fachkräfte und dann wird die Arbeitszeit noch gesenkt, das passt einfach nicht zusammen“, schimpft der Kammerpräsident. Im Allgemeinen steht die kürzere Woche für 32 Stunden.

NurvierTagerackernundgutverdienen–dasisteinehübscheVorstellung. Heiko Hoffmann: Ja,dieseVorstellung ist nett.

Matthias Forßbohm: Das ist doch Blödsinn. Funktioniert nicht. Wie soll denn der Handwerker dann sein Arbeitspensum schaffen? Zudem ist das eine Frage, wie man die Vier-Tage-Woche definiert: 40 Stunden pro Woche arbeiten –dasbedeutetZehn-Stunden-Tage. ObdiesaufDauerklappt,weißich nicht.

Kommtdasnichtaufdenjeweiligen Auftragan? Hoffmann: Mag sein, aber wir ziehenseitvierJahrendieVier-TageWoche durch.

Forßbohm: Dann bleibt doch Arbeit liegen. Nie und nimmer ist dann alles zu stemmen. Hoffmann: Das hängt von der Organisation ab.

Tatsächlich?

Forßbohm: Kannichmirnichtvorstellen.Wiesolldasdennklappen, dasselbe in vier Tagen zu leisten, was sonst in fünf Tagen geschafft wird?

DasisttatsächlichUtopie.

Forßbohm: Eben, vier Tage acht Stunden – also 32 Stunden statt 40 Stunden: Wenn dann das gleiche Ergebnis erreicht werden muss, braucht es mehr Effizienz zum Beispiel durch Einsatz von Technik, künstliche Intelligenz undsoweiter.BeimpersonalintensivenHandwerkistdasmeinesErachtens noch nicht vorstellbar. Hoffmann: Wer sagt denn, dass meine Mitarbeiter jeweils nur 32 Stunden die Woche agieren? Wasdennsonst?

Hoffmann: Na genauso 40 Stunden, wie sonst an fünf Tagen jeweils acht Stunden.

DannmüssenIhreBeschäftigtenja täglichzehnStundenaufderBaustelleschuften. Hoffmann: Gut erkannt.

SindSieauchzehnStundenvon MontagbisDonnerstagauf­Achse?

Hoffmann: Wenn ich mit auf der Baustelle bin, dann arbeite ich genauso wie meine Kollegen zehn Stunden täglich.

GefälltIhnendie­Vier-Tage-Woche?

Hoffmann: Naja,imPrinzipja–für meineMitarbeiter.Ichselbstnutze den Freitag meist für Arbeiten, zu denen ich sonst nicht komme, wenn ich auf der Baustelle bin.

ZumBeispiel? Hoffmann: Oftmals Bürokram … und Kundentermine.

Forßbohm: Also doch keine VierTage-Woche,sowiesiederzeitdiskutiert wird – 32 Stunden bei vollem Lohnausgleich.

Hoffmann: Ich sagte doch: Für meine Mitarbeiter ist Freitag frei. Ich bin ein Familienmensch. Für mich ist Familie wichtig. Wenn meine Leute bis Freitag arbeiten, kommen sie in der Regel erst spät abendsnachHause.Dawirdnicht mehr viel. Und sonnabends brauchensiemeistzumAklimatisieren undmontagsgehtesjadannschon wieder los zur Baustelle, die nicht

30%

Indem„TrendsinderArbeitswelt“ReportvonStatista,KununuundXINGbeantworten30ProzentdieFrage„GlaubenSie, dasssicheinModellwiedie4-Tage-Woche ­innerhalbdernächsten5Jahreinden ­Unternehmendurchsetzenkann?“ mit„Ja.“

Quelle:Statista.com

Streitfall

Vier-TageWoche

WenigerarbeitenbeigleichemLohn –eineangenehmeVorstellung. AllerdingsgehendieMeinungen übermöglicheVor-undNachteile starkauseinander.

52%

EtwasmehralsdieHälfte der­Befragtenzweifelt anderFinanzierbarkeit.

selten ein ganzes Stück von zu Hauseentferntliegt–wiejetztzum Beispiel in Berlin.

Pilotprojektehabengezeigt,dass BeschäftigtebeieinerVier-TageWochebiszu60Prozentproduktiverseinwürden,dieArbeitwerde effektivererledigt. Hoffmann: Nee,daskannichnicht bestätigen. Irgendwann muss auchmaleinePausesein,sonstfallen mir die Leute um.

Forßbohm: Hätte mich auch gewundert. Die Arbeit muss bei rein körperlicherArbeitandersorganisiert werden, sonnst kommt man bei einem regelmäßigen ZehnStunden-Tag sicher an Grenzen.

Wirziehenseit vierJahrendie ­Vier-Tage-Woche durch[...] wiesonstanfünf Tagen­jeweilsachtStunden.

HeikoHoffmann

GeschäftsführerderFirmaScopus BauundEntwicklungsGmbH

AberzehnStundenamTagschuftenistauchwenigeffektiv.Eshat sichherausgestellt,dassschon nachfünfbissechsStundendie menschlicheKonzentrationsfähigkeitsinkt.

Forßbohm: Nabitte,sageichdoch. Hoffmann: Deswegen hatte ich von sinnvollen Pausen gesprochen.

Dasheißt?

Forßbohm: Soll doch jeder Betrieb essoregeln,wieesfürihnamsinnvollstenist.AmFließbandistdaeiniges machbar. Aber Krankenwagen, Pflegedienst, Krankenhäuser müssen rund um die Uhr präsent sein. Und der Klempner sollte bei einer Havarie auch rasch vor Ort sein und kann nicht erst nach drei freien Tagen auflaufen.

Siemeinenalso,dieTestszurVierTage-Woche,dieseitJanuarin Deutschlandlaufen,sindunnütz?

Forßbohm: Ja. Es muss doch jeder Betrieb selbst regeln, wie er seine Arbeit organisiert – natürlich in Absprache mit seinen Mitarbeitern.

Hoffmann: GesetzlicheFestlegungen braucht es nicht, die würden nurHärteindieSachebringenund Firmen zu Abläufen zwingen, die ihnen nicht gut tun.

Forßbohm: Übrigens: Wer die 32Stunden-WochebeigleichenLeistungen und gleichem Service will, brauchtmehrFachkräfte–unddie sind nicht da. Zudem müssten sie bezahltwerden,dasheißt,esmuss inderZeitnichtgenausoviel,sondern mehr erwirtschaftet werden. AberbeiScopusläuftseitJahren derVier-Tage-BetrieboffensichtlichohneSchwierigkeiten.

Hoffmann: Ja, weil wir uns das so wünschenundsoeinrichtenkonnten. So muss ich bei planbaren Arzt- oder Behördenbesuchen meineLeutenichtextrafreistellen. Und außerdem spare ich Kosten, weilichetwafreitagskeineGerätschaften und Ähnliches extra auf die Baustelle fahren muss.

SolltealsonichtdocheinegesetzlicheRegelungfüralleher,wennes kostengünstigerist?

Forßbohm: Um Himmels willen, nein.

Hoffmann: Je mehr auf Freiwilligkeit basiert, umso besser, um so mehr ziehen die Leute mit.

65% derBefragtenmeint,dasses nicht­genügendArbeitskräfte gibtund49Prozentrechnen miteinerzuhohen Arbeitsbelastung.

Hoffmann: 40 Stunden in vier TagenkommenaufalleFällezusammen. Irgendwie muss ja schließlich die Arbeit geschafft werden.

Forßbohm: Das kenne ich ja auch:

Die Arbeit durchziehen auf der Baustelle. Da kann nicht schlagartig der Hammer fallen, wenn nochWichtigeszutunist,etwaum die Baustelle zu sichern.

Hoffmann: Eben. Das Baustellenleben hat seine eigenen Gesetze.

WasmeinenSiedamit?

Hoffmann: WennwiraufMontage sind,weitwegvonzuHause,dann hängen meine Mitarbeiter ja faktisch am späten Nachmittag in der Unterkunft rum und langweilen

Werdie32-StundenWochebeigleichen Leistungenund gleichemService will,brauchtmehr Fachkräfte–und diesindnichtda.

MatthiasForßbohm

Geschäftsführer Forßbohm&Söhne

sich. Da arbeiten sie lieber paar Stunden länger und können dafür schon freitags zu Hause zu sein.

Forßbohm: Klingt nicht schlecht. Aber: Wir fahren nicht mehr auf Montage, daher wird bei mir im Betrieb fünf Tage gearbeitet.

Hoffmann: Warum?

Forßbohm: WeilmeineMitarbeiter das so gewohnt sind und daran nichts ändern wollen.

Hoffmann: Das verstehe ich.

regelbar. Dafür braucht es kein neues Gesetz, das die Vier-TageWoche vorschreibt. Unsere Mitarbeiter zum Beispiel gehen nach der Arbeit zum Arzt oder holen ihreKinderausderKitaaboderregeln Behördengänge.

OftmalsverbindenFürsprecherder Vier-Tage-Wochediesmit32StundenbeivollemLohnausgleich.

Forßbohm: Das ist ja gerade der Krebsschaden. Diese VollkaskoMentalitätbringtmichaufdiePalme. Das kann nicht die Lösung sein.

IstdieseFormulierungnichtetwas überspitzt?

Forßbohm: Mag sein. Aber der Trend geht doch in die Richtung. DreiTagefrei–bringtdasdieWirtschaft voran?

Hoffmann: Wenn die Stundenzahl stimmt – ja. Wenn das Arbeitsziel erreicht wird – ja.

Forßbohm: Abereswirddochständigdavongesprochen,auchinden

Medien, es müsse immer mehr Freizeit geben und weniger Arbeit.

StichwortWork-Life-Balance.

Forßbohm: Das Wort nehme ich nicht in den Mund. Bei mir heißt dasVereinbarkeitvonFamilieund Beruf.Arbeitistdochnichtalsnotwendiges Übel zu verstehen, sondern bringt auch Erfüllung im Leben.

Hoffmann: Aber es ist oftmals so: ImmerhäufigerwollenjungeLeutenachderSchuleerstmaleinJahr Freiraum dranhängen, um sich zu orientieren.

schonanstrengend.Undallesnoch schneller … ist nicht zu packen.

VerkürzteArbeitszeitensindalso ­illusorisch?

Forßbohm: Ja. Immer weniger arbeiten und immer mehr Geld –diesewachsendeGrundstimmung ist gesellschaftsschädlich. Hoffmann: Stimmt. Das funktioniert volkswirtschaftlich nicht. Forßbohm: Noch dazu angesichts des herrschenden Fachkräftemangels. Hoffmann: Wir müssen die Arbeit erledigen,diezutunist,umbezahlen zu können, was wir bezahlen müssen. Das sind ja nicht nur die Lohnkosten. Forßbohm: Rentenversicherung, Krankenversicherung und was nicht alles an Sozialleistungen zu schultern ist.

Jaund?

Forßbohm: Jedes Unternehmen solltefreientscheiden,obvieroder fünf Tage die Woche gerackert wird.Dasistdochinnerbetrieblich

DielaufendenTestszurVier-TageWocheverfolgendasModell10080-100:100ProzentLeistungin80 ProzentderZeitbei100Prozent Bezahlung.EineZwischenbilanz nachdenerstenMonatenzeigt: FastdieHälftederBetriebeerreicht dasZielnichtundverkürztdie Arbeitszeitwenigerstark. Hoffmann: Logisch, das geht doch an die Substanz der Leute. Die ArbeitaufderBaustelleistohnehin

Forßbohm: Dasgiltbei32Stunden ohneLohnausgleichundbedeutet daher Mindereinnahmen in den Sozialkassen, weniger Einkommenssteuern. In der Folge können beispielsweise weniger Krankenhäuser, Schulen oder Brücken gebaut und saniert werden. Mit Lohnausgleich führt es zu deutlichen Verteuerungen der Leistungen. Und in beiden Fällen wird entweder weniger erbracht oder esbrauchtmehrFachkräfte,diees erstensnichtgibtundzweitensbezahltwerdenmüssen.Folge:weniger Angebote, längere Wartezeiten und/oder Verteuerung. DasistkeineguteVorstellung. Forßbohm: Deshalb muss die Notwendigkeit des Arbeiten-Gehens mehrindengesellschaftlichenFokus. Hoffmann: Keine Frage. Kürzer arbeiten und statt dessen mehr UrlaubunddazunochmehrGeld–das ist utopisch. Forßbohm: Sehr richtig. Und ich dachte schon, Sie sind ein SozialRomantiker der harten Sorte, weil SienurvierTagedieWochearbeiten … Wie ich merke, sind wir viel näher beieinander als vermutet.

VonUlrichLanger
Fotos:AndréKempner,Grafik:ChristianeKunze

„Glaubtaneuchselbst“

MartinFlechsigwareinmiserablerSchüler, heuteisterChefdermitteldeutscheITGmbH

Die Büros sind modern, hell und freundlich. Es gibt eine Küche und einen Raum mit Billardtisch und kleiner Bar. Draußen lockt ein Beachvolleyballplatz. „Da spielen wirmanchmalimSommerundwerfen auch den Grill an“, berichtet MartinFlechsig.EristChefdermitteldeutscheITGmbH,dievoreinem Jahr ihre neue, 5,3 Millionen Euro teureZentraleimLeipzigerNorden bezogen hat und in diesem ZusammenhangvonGrimmaindieMesseMetropoleumgezogenist.

Dabei ist es schon bemerkenswert, dass Flechsig sich als Unternehmer offenkundig auf einem erfolgreichen Kurs befindet. Der 44Jährigehateine,sagenwirmal,bewegte Vergangenheit hinter sich. Mauerfall und Wiedervereinigung haben ihn aus der Bahn geworfen. Er nutzte die neu gewonnene Freiheit, um im Schulunterricht häufig dazwischenzurufen und zu stören. Viele Stunden verbrachte er deshalbalsStrafevorderKlassentür.

SchlechtesZeugnis

„Ich war der rebellische Typ und ­habemirvonkeinemwassagenlassen“, erinnert er sich. So wurde er vom Musterknaben zum schlechtesten Schüler in Grimma, blieb in dersiebtenKlassesitzenundwechselteaufdieHauptschule.„DieFreiheit hat mich überfordert“, blickt er zurück. „Es war mir damals vieles egal.“MitderFolge,dassermitAch und Krach und wohl nur, weil die

Lehrer alle Augen zudrückten, den Hauptschulabschluss schaffte. „Ich hatte wohl das schlechteste Zeugnis.“

Sein Vater besorgte ihm eine Lehrstelle als Dachdecker, doch ­diese Ausbildung absolvierte er mehr schlecht als recht, der Beruf machte ihm nicht so richtig Spaß. Dafür fand er gefallen daran, viele Partys zu feiern. „Ich war am Tiefpunkt meines Lebens angelangt.“ Doch irgendwann habe er sich gesagt,dassessonichtweitergehe. BundeswehrzeitbringtWende Seine persönliche Wende kam in seiner Zeit bei der Bundeswehr. FlechsigwarbeidenGebirgsjägern in Garmisch-Partenkirchen stationiert und pendelte somit häufig mit der Bahn zwischen Sachsen und Bayern.Dabeientdeckteer„riesige Unterschiede“ zwischen den beidenFreistaaten.„Hierwarvielgrau, das hat mich berührt.“ Während einer der Zugfahrten fiel ihm eine Wirtschaftszeitschrift in die Hände. Darin stand, dass nur wenige der Unternehmen in den neuen Ländern Ostdeutschen gehören. „Da hat es bei mir Klick gemacht, ich wollte etwas für meine Heimat tun und nicht, wie viele meiner Freunde, in den Westen gehen, sondern den dortigen Wohlstand hierherbringen.“

NachdemWehrdienstwiederzurück zuHause,begannereineUmschulung zum IT-Systemelektroniker bei Robotron. Dabei hatte er Glück, dass niemand so richtig darauf achtete, dass er den eigentlich

erforderlichenSchulabschlussnach derzehntenKlassenichthatte.„Ich bin da reingerutscht.“ Zur Informationstechnologiehatteereinegroße Neigung.SchonalsKindhatteerbegonnen, auf einem Commodore C 64 die ersten Programme zu schreiben.

Klassenbester

Flechsig hatte der Ehrgeiz gepackt, er arbeitete fast täglich zwölf Stundenlang.MitErfolg.NachdemAbschluss als Klassenbester fand er rascheineAnstellungalsSystemadministrator in einem Opel-Autohaus. Zusätzlich bildete er sich an der Abendschule fort, unter anderem in Englisch. Später modernisierte er für andere Autohäuser die IT-Programme, schrieb dabei Anwendungenselbst.„Ichhatteschon eineKompetenzinderSoftwareentwicklung.“

DienächsteWendeinseinemLeben kam, als ein Geschäftspartner seinesArbeitgebersihnbat,sichum seineschlechteInternetverbindung zu kümmern. Flechsig fuhr zur ComputerschauCebitnachHannover, schaute sich ein RichtfunkequipmentausIsraelan,bestelltees und modifizierte die Software. Es gelang,einenInternetanschlussmit ISDN-Tempo zu installieren. Flechsig war 27 Jahre alt, als er seine Selbstständigkeit im Keller eines Freundes in Krostitz startete. Per Richtfunk schloss er mehr als 100TeilnehmerandasInternetan.

VieleWest-Kunden Flechsig spezialisierte sich mit sei-

NeueSegelsetzen

FranziskaWildnerüber dasLeipzigerProjekt„PlanB2.0“ Fürwenist„PlanB2.0“gedacht? Das Projekt richtet sich an Studienzweifelnde sowie Studienabbrecher und StudienabbrecherinnenallerHochschularten imRaumLeipzig,diesichberuflich neu orientieren möchten. Neben wichtigen Anlaufstellen wiedenzentralenStudienberatungen der Hochschulen unterstützt Plan B insbesondere bei der beruflichen Orientierung. Plan B sensibilisiert darüber hinaus kleine und mittlere Unternehmen hinsichtlich der besonderenZielgruppe. WassinddieZieledesProjekts? Unser Projekt beinhaltet drei Ziele: Hauptziel ist, Studienzweifelnde sowie Studienabbrecherinnen und Studienabbrecher bei der beruflichen Neuorientierung zu unterstützen.Dasheißt,wirzeigenAlternativen zur aktuellen Situation auf – das kann eine Ausbildung sein, aber auch ein Studiengang- oder Studienortwechsel, vielleicht eine Auszeit, eine Weiterbildung oder der Weg in die Selbstständigkeit. Es ist ein RaumvollerMöglichkeiten.Wir schauen bei der Beratung ganz individuell,wodiePersongerade steht und was sie genau braucht. ZweitesZielist,kleineundmittlere Unternehmen für diese Zielgruppe zu sensibilisieren. DieseMenschensindmeistMit-

inderBeratung.

te 20 oder älter. Sie haben sichdenSchrittzumAbbruch wohlüberlegt und sind sehr motiviert die Ausbildung zu absolvieren. Mit ihnen erhalten Unternehmen also hochmotivierte, eigenständige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit großem Verantwortungsgefühl und einer starken regionalen Verwurzelung. DieimStudiumerworbenenFähigkeiten sind sehr wertvoll für den Arbeitsmarkt, denn sie bringen Fachkompetenz und Lebenserfahrungmit. UnserdrittesZielistdiegezielte Zusammenarbeit mit Beratungs- und Unterstützungs­stellenausLeipzig.Dafürbieten wir verschiedene Veranstaltungsformate an, zum Beispiel Arbeitskreistreffen.Esgibtsehr viele Akteure vor Ort. Wir stärken unter uns die Vernetzung sodass Studienzweifelnde und Studienabbrechende an der richtigen Stelle die Unterstützungerhalten,diesiebrauchen.

WarumistdasProjektwichtig? Laut einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschulund Wissenschaftsforschung bricht jeder dritte Bachelorstudierende (28 Prozent) ab. Ein Studienabbruchgehthäufigmit einer längeren beruflichen Orientierungsphase einher. Fünf Jahre nach dem Studienabbruchhabennurrund60Prozent einen qualifizierenden Berufsabschluss erreicht. DaherbrauchtesAnlaufstel-

ner Firma auf Dienstleistungen in der IT und den Glasfaserausbau, gründete dazu einen Tiefbaubetrieb. Inzwischen ist der Unternehmer in ganz Sachsen aktiv und betreut zahlreiche mittelständische Betriebe, überwiegend in der alten Bundesrepublik. In den vergangenen Jahren entwickelte er eine Cloud-Lösung, „die es zuvor nur in den USA gab“. Heute beschäftigt Flechsig alleine in der IT 65 Mitarbeiter und setzt mehr als 20 MillionenEuroum. In Zeiten des Fachkräftemangelskommtauchdennichtsoguten Schülerinnen und Schülern eine wachsende Bedeutung zu. „Die Quote der Schulabbrecher muss reduziert werden“, sagte dazu vor einiger Zeit Andreas Brzezinski, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Dresden. Tatsächlich gibt es bundesweit jährlich 50000 Jugendliche, die ihre Schule ohne Abschlussverlassen.2022warenes in Sachsen 8,5 Prozent der 33000 Schulabgänger. Von einer „inakzeptablen Vergeudung von Ressourcen“ wird da in Wirtschaftskreisengesprochen.„Glaubtaneuchselbst,lassteuch nicht hängen“, appelliert Flechsig anJugendliche,diewenigSpaßund ErfolginderSchulehaben.Esgebe in der Regel immer Ziele, die erreicht werden könnten. Vor allem, „wenn man sich wirklich für etwas interessiert“.DieElternforderteder Geschäftsführer auf, ihren Kindern Werte zu vermitteln. Schließlich: „Manerntet,wasmangesäthat.“

Abbruch.Undjetzt?

len wie uns, die sie bei der beruflichen Orientierung unterstützen.Eskommtvor,dassStudienabbrechende ihren Abbruch als einen Bruch im Lebenslaufsehen. AberdasLeben ist bunt, kein Lebenslauf ist heute mehr geradlinig und ein Studienabbruchistheutenichts Ungewöhliches. Und um bei Zahlen zu bleiben: 47 Prozent der sächsischen Betriebe können mindestens eine Stelle nicht besetzen. Wir sind zusammen mit den Kammern hier die Schnittstelle, denn Unternehmerinnen und Unternehmer haben diese Menschen noch zu wenig auf dem Schirm. InmeinenAugenistesauchein Stück weit soziale VerantwortungfürdieZukunft.

SeitwanngibtesdasProjektund wiewirdesfinanziert?

Seit 2015 gibt es das Projekt „Plan B“ der Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt Leipzig(KOWA).Gefördertwird dieMaßnahmederzeitdurchdie Fachkräfteallianz Leipzig und dieStadtLeipzig. nah

EinenPlan fürsLebenaufbauen

LisaKohlerberichtetüber dasProjekt„STABIL“inHalle(Saale)

FürwenistSTABILgedacht? STABIL richtet sich an förderungsbedürftige junge MenschenausderStadtHalle(Saale), die in der Regel unter 27 Jahren sind. Diese haben zwar ihre allgemeine Schulpflicht erfüllt, besitzen aber noch keinen Berufsabschluss, sind arbeitslos und können mit Hilfe der Förderangebote der Agenturen für Arbeit oder des Trägers der Grundsicherung nicht oder nicht mehr erreichtwerden.

WasistdasZielvonSTABIL? Wir kümmern uns darum, dass diese jungen Menschen ihren Platz in der Gesellschaft finden könnenundholensieindividuell da ab, wo sie gerade stehen. Mit Hilfe des Projektes können sie später ihren Schulabschluss nachholen,denWegineineAusbildung oder in eine geförderte Reha-Ausbildungeinschlagen. EinZielist,dassdiejungenMenschen die Ausbildungsreife ­erlangen. Das heißt, sie sollen alltägliche Grundkompetenzen erlangen, um ihr Leben selbstständig bewältigen zu können. Sie lernen Durchhaltevermögen, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, als auch Verständnis für andere zu entwickeln und wie man mit Konflikten umge-

jungeMenschenkonntenimaktuellen ­Förderzeitraum(Dezember2023bis­ November2026)bislanginAusbildung, Arbeitodereineberufsvorbereitende ­Bildungsmaßnamevermittelnwerden.

henkann.Dazugehörtauch, dass sie wissen, wohin sie sich wenden können, wenn sie Hilfe brauchen,woundwiesieAnträgestellenkönnen.Damitsiediese Ausbildungsreife erreichen können,imitierenwirdenberuflichen Alltag. Die Teilnehmendenbleibenbiszu18Monateim Projekt und können in drei Bereichen arbeiten: der Kreativwerkstatt, der Reparaturwerkstatt und der Hauswirtschaftlichen Dienstleistung. Sie lernen dieGrundlagenderBearbeitung und Oberflächenbehandlung von Holz und Metall sowie den Umgang mit entsprechendem Werkzeug. Dabei entstehen schöne Deko-Elemente und Gebrauchsgegenstände,diewirauf verschiedenenMärktenverkaufen. Zudem Kochen und Backen siefürunsereneigenenÜbungsRestaurantbereich.Damitgeben wirihrerArbeiteinenSinn. Zusätzlich bieten wir einmal in der Woche Stützunterricht an. Dabei achten wir darauf, sie in kleinen homogenen Leistungsgruppenzuunterrichten.

WarumistdasProjektwichtig? InHalle(Saale)gibteseinehohe Jungendarbeitslosigkeit. Zwei Drittel der Teilnehmer, die zu uns kommen, haben keinen Schulabschluss und ein Drittel keine Ausbildung. Wenn wir diese Leute nicht auffangen, geraten sie in die Arbeitslosigkeit und kommen aus diesem Kreislaufnichtmehrheraus.

Die Jugendlichen haben mit vielfältigen Problemen im ­Leben zu kämpfen: Mobbing, Lernschwierigkeiten, psychi-

schen Erkrankungen, fehlendem sozialen Halt. Wir wollen ­ihnen Erfolgserlebnisse verschaffen, ihrem Leben wieder einen Sinn geben, der sie motiviert und antreibt. Viele haben immer nur gehört, „das kannst Du nicht“, „Du bist schlecht“. Bei uns lernen sie, dass sie eben doch etwas können und schauen,wasfürsiepassenkönnte. WasistdasBesondereanSTABIL? ZumeinenistdasProjektfreiwillig. Wir zwingen keinen hier zu sein.Undselbstwerabbricht,erhälteineNachbetreuung.Damit bleiben wir Ansprechpartner und halten Kontakt. Das ist für vielewichtig.

Zum anderen profitieren die Teilnehmenden von einem guten Personalschlüssel. In jedem Werkstattbereich betreuen je ein fester Werkstattpädagoge und ein Sozialpädagoge zehn junge Leute. Zusätzlich haben wirnocheinenLehrerundeinen PsychologenimTeam. Worauf wir durch unsere lange Erfahrung stolz sind, ist die Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern. Wir können auf ein großes Netzwerk bauen und so auf individuelle Förderbedürfnisseeingehen..

SeitwanngibtesdasProjektund wiewirdesfinanziert?

Seit2010gibtesSTABILbereits. Das Projekt wird gefördert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus und des Landes Sachsen-AnhaltimRahmender Richtlinie REGIO AKTIV. nah

VonUlrichMilde
MartinFlechsig,Geschäftsführer dermitteldeutschenITGmbHin Leipzig. Foto:UlrichMilde
FranziskaWildner. Foto:kowa
LisaKohler. Foto:SBHGmbH

Junge Leute auf den Spuren in die Welt der Technik

LeipzigerBerufsakademieundMax-Klinger-Gymnasium begeisternSchülerinderJunior-Ingenieur-Akademieund feiernzehnjährigesJubiläumdieserAusbildungsform

Erkennen, was die Welt im Innersten zusammenhält.Soetwa,wiees Goethes Faust sinngemäß formulierte, hört es sich an, wenn über Sinn und Zweck der Junior-IngenieurAkademie (JIA) gesprochen wird. „Sie fördert das Interesse an MINTBerufen“,schätztdennauchSandra Heidemann ein. Die Projektleiterin derDeutschenTelekommeintdamit die Bereiche Mathematik, Informatik,NaturwissenschaftundTechnik.

Junge Leute für eine Qualifikation auf diesen Gebieten zu begeistern, „ist unser Anliegen“. Diese Ausbildungsform – eine Kooperation mit dem Leipziger Max-Klinger-Gymnasium – bietet seit zehn Jahren die Leipziger Berufsakademie (BA) an. Und die Resonanz bei den Absolventen ist riesig. „Das hat mächtig Spaß gemacht, zum Beispiel einen Greifarm-Roboter selbst zu programmieren und seine Fähigkeiten dann auszuprobieren“, schwärmt Fabian Grebarsche. Der 21jährige Leipziger hat vier Semester JIA gemeistert und startete im Oktober ein Informatik-Studium an der Berufsakademie.

16 Neuntklässler treten nun in die Fußstapfen ihrer mehr als 100 Vorgänger. „Das ist ein tolles Jubiläum“,soBrauerundfügtmitBlickzu den Neulingen hinzu: „Ihr seid die künftigen Gestalter der Welt.“ Bisschen hochgestochen klinge das ­womöglich, „aber die Grundidee der Junior-Ingenieur-Akademie trifft diese Formulierung haar­genau“.

LeidenschaftfürInformatik Im Zentrum der zweijährigen Ausbildung stehe, die Begeisterung der Jugendlichen für die Welt der Technik zu entfachen und zu forcieren, Freude und Spaß dabei zu entwickeln. „Das alles setzt Kenntnisse und­FähigkeitenimUmgangmitInformationenundihrerVerarbeitung voraus“, betont Brauer. Die Leidenschaft für die Informatik werde ­dabei geweckt. Die Direktorin des Gymnasium, Uta Dübener, pflichtet

notwendige Neugier trainiert.“

Und genauso die praktischen ­Finessen. „Der PC macht leider nicht einfach das, was er soll“, weiß Dübener, „sondern nur das, was man ihm sagt“ – also an Befehlen vorgibt. Dies lernen die jungen ­Leute nach BA-Angaben auf verschiedenen Gebieten: Etwa in der Robotertechnik – also das Programmieren von Robotern mit Greifarm oder als eine Art Barkeeper, oder das Eintauchen in die 3-D-Technologie oder in die Entwicklung von Virtual-Reality-Szenarien, wie ­Videospielen.

10.JIA-JahrestaginderBerufsakademie

Mehrals100Absolventen

Die Telekom-Stiftung rief 2005 ­diese Art der praxisverbundenen Ausbildung als JIA für Gymnasiasten in der Bundesrepublik ins ­Leben.„Andemdazuausgerufenen Wettbewerb“, so BA-Direktorin Kerry Brauer, „beteiligten wir uns und gemeinsam mit dem Gymnasium bekamen wir den Zuschlag“, erinnert sich die Professorin. Ende AugustwurdeinzwischenderzehnteSchüler-Jahrgangimmatrikuliert.

inder

dem bei: „Die erfolgreiche Reise in die Welt der Ingenieurwissenschaften begann bei uns mit der JIA vor zehn Jahren.“ Sie sei neben dem ­natur-, gesellschaftswissenschaftlichen oder künstlerischem Profil einer von vier belegbaren Pflichtkursen im Profilunterricht an der Schule. Markenzeichen der JuniorIngenieur-Akademie sei die Praxisnähe, das Eintauchen in die Geheimnisse der ingenieurtechnischenProzesse.„Hierwirddiedafür

RiesenvorteilPraxis Grebarsche lobt vor allem das Sichselbst-Ausprobieren bei der JIA. „Klar, vielleicht wäre etwa bei der ­3-D-Modellage da und dort mehr ­Erklärung von den Lehrkräften gut gewesen, aber am Ende ist es toll, vieles selbst herausgefunden zu haben.“ Sein Absolventenkollege ­Jässin Aouani (18) bläst ins gleiche Horn. „Das Praktische ist ein Riesenvorteil.Ebennicht nur im Unterricht gelangweilt rumsitzen, sondern ausprobieren und sich dann freuen, wenn es klappt.“ Auch er hat das Max-KlingerGymnasium-Abitur in der Tasche und ist nun ebenfalls Informatikstudent an der Akademie. Beide sind sich einig: Mit der Praxis, also anwendungsbezogen, lerntessichbesserals nur Theorie zu büffeln.

DasprechendiejungenLeuteder Schuldirektorin aus dem Herzen. „Esistganzwichtig,dassdieSchüler frühzeitig wissen, was sie einmal werden wollen. Dann ist das Lernen einfacher und sie schaffen das Abitur leichter, eben zielgerichteter“, betont Dübener. Und dabei sei die JIA ein toller Helfer. Das Credo dieser Ausbildungsform besteht, so Brauer, nicht zuletzt darin, den jungen Leute die Berufsorientierung zu

DasdualeStudiumanderBerufs­akademieLeipzigdauertdreiJahre. Folgendefünf­Studiengängesind imAngebot:

■ Informatik DerStudiengangbasiertaufden ­theoretischen,praktischenund natur­wissenschaftlich-mathema­tischenGrundlagenundnatürlich fachspezifischeInhaltederInformatik vermittelt.

■ NachhaltigeIngenieurwissenschaftfürImmobilienund­Anlagen ImFokusstehtdieRessourcenschonungentlangdesLebens­zyklusvon Immobilien,AnlagenundMaschinen. Damitverbundenistdiesichere, ­störungsfreieundzuverlässigeNutzungdieser­Systeme.ImWechselvon theo­retischenundpraktischen

Studienphasenwerdenalletech­nischenundwirtschaftlichen­Inhalte diesesaktuellenundfacettenreichen Gebietesvermittelt.

■ Immobilienwirtschaft IndieserStudienrichtungerfolgtdie systematischeWissensvermittlung anhanddesLebenszyklusderImmobilieundallerdamit­verbundenen wirtschaftlichenAufgabenbereiche undrechtlichenAnforderungen.In denpraktischenStudienphasenwerdendietheo­retischenErkenntnisse angewendetundvertieft.

■ Steuerberatung/Wirtschafts­prüfung

DieLehrinhaltefolgenderGesetzessystematikimdeutschenSteuerrecht.

IndenpraktischenStudien­phasen werdendietheo­retischenErkenntnisseange­wendetundvertieft.Aufgrund derinhaltlichenAbstimmungzwischenTheorieundPraxisfindetein ­unmittelbarerWissenstransferstatt.

■ Controlling/Finance DieLehrinhalteorientierensichan deninderPraxisvorkommenden Controllingkonzeptionenundden ­darausableitbarenControlling­aufgabenund-instrumenten.Zudem werdenInhalteüberdiefinanz­wirtschaftlichenAufgabenund ­InstrumentevonUnternehmen ­vermittelt.Dankderinhaltlichen ­AbstimmungzwischenTheorieund ­Praxiserfolgteinunmittel­barer ­Wissenstransfer.

erleichtern und im besten Falle für ein duales Studium zu gewinnen. StudierenimMarkt Die Studienakademie Leipzig bietet fünfFachrichtungenan,nebenInformatik nachhaltige Ingenieurwissenschaft für Immobilien und Anlagen, Steuerberatung/Wirtschaftsprüfung, Immobilienwirtschaft und Controlling/Finance. Und all dies unter dem großen Motto „Studieren im Markt“, das sich die Berufsakademie auf ihre Fahnen geschrieben hat. Es ist nicht nur so dahergesprochen. Immerhin heißt dual, dass Theorie und Praxis eben eng verknüpft sind in der Aus-

bildung.„VoraussetzungfüreineImmatrikulation bei uns ist deshalb ein Studienvertrag mit einem Betrieb“, erklärtBrauer.JedesSemesteristgeteiltineinVierteljahrTheorieundein Vierteljahr Praxis. Und das bleibt auch so, wenn ab Januar nächsten Jahres aus der Berufsakademie SachsendieDualeHochschuleSachsen wird. Grebarsches Partnerunternehmen ist der Leipziger Softwareentwickler Forcont, bei Aouani ist es der Leipziger IT-Dienstleister WBS VorteilebeiJobsuche

DieBindungandenwirtschaft­lichen Firmenalltag werde, so ­Brauer, in

denzweiJahrenanderJunior-Ingenieur-Akademie mit großem Engagement „trainiert“ und dann „bei uns im Studium ­weitergeführt. Das bereichert nicht nur das Bachelorstudium mit sechs Semestern der jungen Leute bei uns, sondern begünstigt danach auch deren Job­suche. Viele Absolventen unterschreiben bei ihrem Praxisbetrieb ihrenerstenArbeitsvertrag.Dashilft ihnen genauso wie den Unternehmen.“ Und nicht zu vergessen: Während des Studiums verdienen die jungen Leute ja bereits ihr erstes Geld.

deutsche-bank.de/depotwechsel

Sachsen
Schönauer StraßeinLeipzig.v.l.Prof.KerryBrauer,Fabian(21),UtaDübenerund Jässin(18)imLabor. Foto:AndréKempner

DiesesBildzeigtdie KartedesFernwärmenetzesderStadt­werkeLeipzig.

Vielebekommennichtmaldashin: RogallhatzumindestdiegelbeSeitedesZauberwürfelseigenhändig geschafft.

DasmittlereBildzeigteineLuftaufnahmedesGasundDampfturbinenkraftwerksderStadtwerkeinder EutritzscherStraße,danebensindImpressionenaus demGeschehendesEnergieversorgerszusehen.

DasBoss-BürovonKarstenRogall: ZauberwürfelundSchiffsmodelle

AufdemSideboardinseinemBüroliegteinZauberwürfel.EineSeiteistkomplettgelb,alsogelöst.„Dashabe ichselbstgeschafft“,berichtetKarstenRogall,inPersonalunionChefdesLeipzigerStadtkonzernsLVVundder Stadtwerke.Hexenkannder56-Jährigezwarnicht. AberdiegesamtekommunaleGruppesiehtdergebürtigeGrevensmühleneraufgutemWeg.„Wirsindbisjetzt mitdemlaufendenJahrsehrzufriedenundplanmäßig unterwegs“,sagtdergelernteStahlschiffbauer,derin seinemBüroimsechstenStockdesEuropahausesdeshalbaucheinigeSchiffsmodelleausgestellthat.Daerscheintespassend,dassaufseinerBürotürdasWort „Zuversicht“steht. DerBetriebswirtistseitzehnJahrenbeidenStadtwerken,seitsechseinhalbJahrenzusätzlichinderTopFührungsebenederLeipzigerVersorgungs-undVerkehrsgesellschaft(LVV),zudernebendenStadtwerken dieVerkehrsbetriebeunddieWasserwerkegehören, undseit16MonatendortderPrimus.DamitistRogall derobersteChefvon4900Beschäftigten,dieimvorigenJahreinenUmsatzvon4,47MilliardenEuroundein ErgebnisvorZinsen,SteuernundAbschreibungenvon 344MillionenEuroerwirtschafteten.

DieseContainerschiffsmodelleerinnerndenChefdesStadtkonzerns anseineberuflicheVergangenheit alsStahlschiffbauer.

DasErgebnisdesEndspielsumdieFußball-Weltmeisterschaft2014(DeutschlandgegenArgentinien1:0)tippte RogallineinemGewinnspielkorrekt-undbekamalsSiegespreisUrkundeundFußball.

BedingtdurchseineHerkunftausdemNordwestenvon Mecklenburg-VorpommernistRogall,derseineersten beruflichenMeritennachdemStudiumbeieinerWirtschaftsprüfungs-undSteuerberatungsgesellschafterwarb,vorallemFandesHamburgerSV,magaberauch denLeipzigerFußball.UndbeimHandballgehörenseineSympathiennebendenhiesigenMannschaftenvor allemEmporRostockundFrank-MichaelWahl.Der OlympiasiegerundviermaligeTorschützenkönigder Oberligabestritt313LänderspielefürdieDDRundnach derWiedervereinigung31fürGesamtdeutschland. NebenseinemmitzweiMonitorenbestücktenSchreibtischhatRogalleinenStehtischplatziert.Mappen,die erdurcharbeitenmuss,„lassensichsoflüssigererledigen“.SeinBüro,indemersichimSchnittproArbeitstag zehnStundenaufhält,istvomFlurwievomVorzimmer herdankdesGlaseseinsehbar–einZeichenvonTransparenz.DielegtRogallauchandenTagaufdieFrage, wanndasHeizkraftwerkSüdendlichmitgrünem,umweltfreundlichemWasserstoffbetriebenwird.DieHoffnungwar,dassesEndedesJahrzehntssoweitsein würde.AberauchwegendernochunklarenRahmenbedingungen„seheichdaserstzehnJahrespäter“. UlrichMilde

5,5%

5,5Prozent,290500,der ­BeschäftigtenarbeitenimBereich „Gesundheit,Umwelt,Sportund ­Erholung“

18%

18ProzentderBeschäftigtenarbeiten imBereichder„­SozialenSicherung“, 14ProzentimBereich„Öffentliche­Sicherheit undOrdnung,Rechtsschutz“

AnzahlderBeschäftigtenimöffentlichenDienst inDeutschlandvon2000bis2023

11%

11Prozentder­Beschäftigtenarbeiten imBereich„PolitischeFührung“, vierProzentinderFinanzverwaltung undfünfProzentinderVerteidigung

12%

knapp12Prozent allerErwerbs­tätigen inDeutschlandarbeiteten2023 imStaatsdienst

1Mio

BisMitte2023stieganden­Schulen dieZahlderBeschäftigteninnerhalb einesJahresum 1,9Prozentauf1028400.

BusinessClass

Von

KritikandengegenRusslandverhängtenSanktionen hatUlrichBlum(71)geübt.IneinemBeitragfürdieWirtschaftswocheschriebderProfessorvoneinem„weitgehendenVersagen“,dasein„Ärgernisfürdiewestliche Politik“sei.ZöllewärenderrichtigeWeggewesen, meintedergebürtigeMünchner.Russlandhättediese weitgehendtragenmüssen.UndderWestenhättesie aufindirekteLieferungen,etwaRaffinerieprodukteaus IndienaufderBasisrussischenÖls,ausdehnenkönnen. BlumwarGründungsdekanderFakultätWirtschaftswissenschaftenanderTechnischenUniversitätDresdenundanschließend,von2004bis2014,alsNachfolgervonRüdigerPohl(79) PräsidentdesInstitutsfürWirtschaftsforschungHalle(IWH).

StefanTraeger

5,3

Rund5MillionenMenschensind im­öffentlichenDienstbeschäftigt, beimBund,beidenLändern, den­KommunenunddenSozial­versicherungsträgern.

„Da sägt jemand an dem Ast, auf dem er sitzt“

HandwerkskammerundRechnungshofkritisieren

StellenzuwachsimöffentlichenDienst

Der Sächsische Rechnungshof ist besorgt. Der immer stärkere Anstieg der Personalkosten im Verhältnis zu den Gesamtausgaben des Freistaates sei alarmierend. Das Land habebislang„nichtsunternommen, um den massiven Anstieg strategisch zu steuern“, heißt es im von Präsident Jens Michel herausgegebenen Jahresbericht 2023. Tatsächlich kennt der Stellenbestand von Landesbediensteten ungeachtet der demografischen Entwicklung, die einen Rückgang der Bevölkerung zeigt, nur eine Richtung: Es geht nach oben. Gab es 2012 noch 85542 Arbeitsplätze, so waren es zehn Jahre später bereits 94139. Mit Folgen für den Finanzminister. Er muss immer mehr Geld indenEtateinstellen,umdieGehälterzubezahlen.DiePersonalausgaben betrugen 2012 noch 5,9 Milliarden Euro, vor drei Jahren waren es bereits 8,1 Milliarden Euro. Die Planung sieht einen weiteren Anstieg im Kernhaushalt auf über 9 Milliarden Euro bis 2026 vor.

Personalausgabensteigen ­überproportional

Die Gesamtausgaben des Freistaates sind, wie aus einem Bericht der PersonalkommissiondesLandtages hervorgeht,alleinvon2010bis2019 um rund ein Viertel geklettert, die Personalausgaben dagegen sogar umknappeinDrittel.ImLändervergleich, ohne die Stadtstaaten, kommt Sachsen mit 2621 öffentlich Beschäftigten je 100000 Einwohner auf Platz drei, nur geschlagen vom

VolkerLux, Hauptgeschäftsführer derHandwerkskammer Leipzig Foto:AndréKempner

JensMichel, Präsidentdes Sächsischen Rechnungshofs Foto:OliverKillig

Saarland (2706) und Thüringen (2669).

„Die dynamische Entwicklung der Personalausgaben birgt hohe Risiken, da aufgrund eingegangenerfinanziellerVerpflichtungender Handlungsspielraum des Haushaltsgesetzgebers spürbar eingeschränkt wird“, warnt die Döbelner Behörde. Weitere Ausgabeverpflichtungen durch neue Stellen ­belasteten zudem künftige Generationen. „So werden für jede neu ­geschaffene und besetzte Stelle ­Personalausgaben über bis zu vier Jahrzehnte vorgebunden, zuzüglich sich daran anschließender Pensionszahlungen“, betont Michel. KampfumFachkräfte Der kontinuierlicher Stellenzuwachs ist nicht nur im Haushalt des Landes spürbar, sondern auch für die Unternehmen im Land problematisch. Denn in Zeiten knapper werdender Fachkräfte – die Zahl der Erwerbstätigen sinkt bis 2020 um mehr als 7 Prozent – konkurrieren sie mit dem Staat um die Menschen.VolkerLux,Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Leipzig, ist beunruhigt. Nicht nur, dass der Privatwirtschaft Fachkräftepotenzial verloren gehe. Zudem müssten die steigenden Personalausgaben „aus der Steuerlast bezahlt werden, die unsere Betriebe erwirtschaften“. Die Personalbeschaffung im öffentlichen Dienst konkurriere „in unfairer Art und Weise“mitdemgewerblichenSektor, sagte Lux vor einiger Zeit in einer Anhörung des Landtages. „Da sägt jemand an dem Ast, auf dem er sitzt.“

Der Handwerkerchef fordert den Freistaatauf,einen„PaktfürFairness und Fachkräftesicherung“ mit der ­regionalen Wirtschaft einzugehen. Der Stellenplan müsse eine atmende Obergrenzebekommen,„diesichan der Entwicklung des ErwerbstätigenpotenzialsinSachsenorientiert.“

Doppelstrukturen

Es brauche „dringend eine ReduzierungvonAufgabenundeineOptimierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen“,empfiehltder Rechnungshof. Auch sollten vorhandene Doppelstrukturen kritisch hinterfragt werden. So seien etwa für die Aufgaben im Braunkohlestrukturwandel gleich sieben verschiedene Organisationseinheiten in der Staatsverwaltung zuständig. „Zusätzlich erfolgt noch eine Beratung durch Externe.“ Als Grund für den Jobmotor öffentlicher Dienst haben die Industrie- und Handelskammer HalleDessauunddieHandwerkskammer Halle „zu viele schlechte Gesetze“ ausgemacht.SieließendieBürokratie und damit die vom Bund, den Ländern und den Kommunen bezahlten Arbeitsplätzen steigen. Daher brauche es eine bessere Rechtsetzung, die politische Ziele über Anreize umsetze und die nicht auf zahlreiche kleinliche Ge- und Verbote baue, „die wiederum kontrolliert werden müssen“. Und es gehe darum, Firmen nicht als Gegner zu betrachten,sonderngemeinsamein Interesse an guten Wirtschaftsbedingungen zu haben. Politik und Verwaltung sollten sich nicht als Überwacher und Kontrolleur begreifen, sondern als Dienstleister.

Bewährteswirdbehalten.BeimThüringerTechnologiekonzernJenoptikAGbleibtStefanTraeger(57)weiter anderSpitzedesVorstandes.DerAufsichtsratentschied,denbiszum30.Juni2025laufendenVertragum weiteredreiJahrezuverlängern.EsseiJenoptiksehr gutgelungen,sichunterderLeitungvonTraeger„zu einemprofitabelwachsenden,fokussiertenPhotonikKonzernzuentwickeln“,begründeteAufsichtsratschef MatthiasWierlacher(61),imHauptberufVorstandsvorsitzenderderThüringerAufbaubank.Kontinuitätinder FührungschaffedieGrundlage,„dieorganischen Wachstumspotenzialezurealisieren“.TraegerwurdeinJenageboren.Der ­promoviertePhysikerrückte2017andieSpitzedesUnternehmens.

GeorgStamatelopoulos

DerLeipzigerGasrieseVNGAGgehörtmehrheitlich demKarlsruherEnergiekonzernEnBW.DorthatalsVorstandsvorsitzenderGeorgStamatelopoulos(54)nun dasSagen.EristderNachfolgervonAndreasSchell (55),dernachnur16MonatenaufdemChefsesselKnall aufFallgehenmusste.„Ichweiß,dassichwichtigeImpulsegesetzthabe“,bilanzierteSchell.OffizielleGründe fürseinAusscheidenwurdennichtmitgeteilt.Berichten zufolgemoniertederAufsichtsratdieUnternehmensstrategie,inderenRahmenSchellauchdieGasversorgungssparteabstoßenwollte.DerehemaligeManager desFriedrichshafenerMotorenbauersRolls-RoycePowerSystemswarNach­folgervonFrankMastiaux(60),derEnBWneunJahregeführthatte. ­Stamatelopoulos,inAthengeborenundeinpromovierterMaschinenbauer,ist seit2010imUnternehmen,zuletztalsEnergieinfrastruktur-Vorstand.

JörgMuschol

BeimBauindustrieverbandOstistKontinuitätangesagt. PräsidentJörgMuschol(64)wurdevonderMitgliederversammlunginseinemAmtbestätigtundstehtsomit demArbeitgeber-undWirtschaftsverbandindenkommendendreiJahrenvor.„WirwollenauchinZukunftein verlässlicherPartnerfürdiePolitikundVerwaltungder vierVerbandsbundesländersein,umgemeinsamdie schwierigewirtschaftlicheundkonjunkturelleLageim Sinneder260vertretenenMitgliedsunternehmenmit ihrenzusammen20000Beschäftigtenzubewältigen“, sagtederDiplom-Ingenieur.Erkündigtean,dassder VerbandzurStärkungderAttraktivitätderBauberufe vermehrtVeranstaltungenmitUniversitätenundBerufsschulenplane.Muschol leitetimHauptberufdie­NiederlassungDresdenderDreßlerBauGmbH.

GabiSchupp

DieVilleroy&BochAGhatbekanntlichaucheinWerkin Torgau.DieMitarbeiterinnenundMitarbeiterindernordsächsischenKreisstadthabenseiteinigerZeiteineneue obersteChefin.GabiSchupp(60)hatdenVorstandsvorsitzdessaarländischenKonzernsübernommen.Schupp („ichstartedenTagmiteinerTasseEspresso,meistensvor siebenUhr“)wuchsimSchwarzwaldauf.Siebegannihre beruflicheLaufbahnimMarketingbeiProcter&Gamble (P&G)undprägtediesenBereichübermehrals20Jahre durchihreFührungsfähigkeiteninverschiedenenleitenden Positionen.2019rücktesiealsersteFrauüberhauptinden Villeroy-Vorstand.DasUnternehmenwurde1748gegründetundisteinederweltweit führendenPremium-MarkenfürkeramischeProdukte(Geschirr,Bad).Imvorigen JahrsetztendieSaarländermitihren6400Beschäftigen902MillionenEuroum.

PeterSeeberger

EsfließtvielGeld.DieArbeitenzumAufbaudes„Center fortheTransformationofChemistry“(CTC)inDelitzsch laufenaufHochtouren.AusKohlemittelnundausder ­KassedesLandessind94,5MillionenEurovorgesehen fürdenAnkaufderGewerbeflächen,dieErschließungund dieFörderungvonAnsiedlungen.Gut1000Beschäftigte, davon300amZweitstandortLeuna,wollenVerfahren entwickeln,umdieChemieindustrieweltweitnachhal­tiger,umweltfreundlicherundzueinerKreislaufwirtschaft zugestalten.DieGroßforschungseinrichtung–siewird vomBundmit1,1MilliardenEurofinanziertunderhältzusätzlicheinenjährlichenZuschussvon170MillionenEuro-seiindenvergangenen Monatenkräftiggewachsen,berichteteCTC-ChefPeterSeeberger(58).„Unsere WissenschaftlerinnenundWissenschaftlerschärfendiezubeforschendenThemengebiete,bauenihrNetzwerkausundarbeitenanerstenForschungsprojekten“, sagtederrenommierteChemieprofessor.

Foto:HendrikSchmidt
Foto:JenoptikAg
Foto:VNGAG
Foto:BauindustrieverbandOst
Foto:Villeroy&Boch
Foto:UlrichMilde

GunterErfurt

BusinessClass

ErwardasGesichtderostdeutschenSonnenbranche. GunterErfurt(51)brachtealsChefdesSchweizerKonzernsMeyerBurgerdieSolarindustriemitStandortenin FreibergundBitterfeld-WolfenzurückindieBundesrepublik.JetztgehendasUnternehmenundderpromoviertePhysikergetrennteWege,erscheidetaus.Beider BundesregierungundderEU-Kommissionsetztesich Erfurt,derinFreiberglebt,fürdenSchutzdereuropäischenHerstellerunermüdlichundvehementein–bislangvergeblich.„LeiderhabendieeuropäischenPolitiker zuvielAngstvorChinaundwarennichtbereit,dieeuropäischeSolarindustrievorunlauteremWettbewerbzuschützen“,kritisierteerund konntesoauchnichtverhindern,dassdieFreibergerFabrikmitihren500Beschäftigtengeschlossenwerdenmusste.DerManagerwarfChinawiederholtvor, mitDumpingpreisendieKonkurrentenausdemMarktzudrängen.

BettinaRockenbach

DieinHallebeheimateteNationaleAkademiederWissenschaftenLeopoldinaerhälteineneueFührung.DerSenat wählteBettinaRockenbach(61)zurneuenPräsidentin. Sietrittam1.März2025dieNachfolgevonGeraldHaug (56)an.DerPaläoklimatologeführtdieAkademieseit 2020undscheidetnacheinerAmtszeitaus.Rockenbach istdieersteFrauanderSpitzederEinrichtung.SieistProfessorinfürVerhaltensökonomieanderUniversitätzu KölnundSeniorResearchFellowamMax-Planck-Institut zurErforschungvonGemeinschaftsgüterninBonn.Als NationaleAkademiederWissenschaftenseidieLeopoldinafürPolitikundGesellschafteinedererstenAdressenfürdenunabhängigen ­wissenschaftlichenDiskursinDeutschland,sagteRockenbach.„Ichmöchteerreichen,dassdiewissenschaftlicheDiskussionzudengesellschaftlichenHerausforderungenundHandlungsoptionennochstärkerindieKommunikationmitPolitik undGesellschafteinfließt.“Von2000bis2011warRockenbachProfessorinfürMikroökonomiemitSchwerpunktIndustrieökonomieanderUniversitätErfurt.

SteffenKeitel

SechsJahrelangstanderalsPräsidentanderSpitzeder Industrie-undHandelskammerHalle-Dessau.Jetzt ­wurdeSteffenKeitel(66)zumEhrenpräsidentender Kammergewählt.SeineAmtszeitwarvondreischweren Krisengeprägt:derCorona-Pandemie,demAusbruch desUkraine-KriegesundderEnergiekrise.„InderKombinationausAnzahl,SchwereundBallunghatteersonoch niedageweseneHerausforderungenzubewältigen,ohne zeitlichenVersatzundohneVerschnaufpause“,sagteder jetzigeIHK-PräsidentSaschaGläßer(46),imHauptberuf ChefderVolksbankHalle.KeitelhattealsGeschäftsführer dieSchweißtechnischeLehr-undVersuchsanstaltHalle GmbHdurchdieWirrenderWendezeitgeführtundzueinemprofitablenundinternationalwettbewerbsfähigenUnternehmengeformt.

InesZekert

Foto:IHKHalle-Dessau/ UweKöhn

AnderSpitzedesMarketing-ClubsLeipziggibteskeine Veränderung.InesZekert(61),PressesprecherinderUrKrostitzer-Brauerei,bleibtPräsidentinderVereinigung. SiezogeineeindrucksvolleBilanzüberdieArbeitder vergangenenzweiJahre.EshabeeinVielzahlvonVeranstaltungengegeben,diezumTeilsogareineüberregionaleAusstrahlunggehabthätten.Zudemseiesgelungen,dieMitgliederzahlaufnunmehrals160Marketingfachleutezuerhöhen.DenVorstandgehörenalsVizepräsidentenMargitEnke(71),MarkusKossmann(62) undSandorMohacsi(44)an.DasFührungsgremium komplettierenAndreasRodefeld(52),HaraldHausbeck(59),RomyGottschalk (41),TinaSchmidt(37)undMarioPavlov(50).DieGeschäftsstelleleitetRobert Steinbach(29).

Foto:RaikSchache

„Wir

brauchen eine Ermöglichungskultur in den Behörden“

MathiasKreft,HauptgeschäftsführerdesVerbandesderWirtschaft Thüringen,fordertInfrastrukturplanfürländlichenRaum

Sein Schreibtisch ist höhenverstellbar. Mathias Kreft kann also nicht nur im Sitzen, sondern auch im Stehen seiner Arbeit als Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Wirtschaft Thüringen (VWT) nachgehen. Stehvermögen ist ­dabei auch für die Unternehmen des Freistaates angesagt. Denn der Aufholprozess nach der WiedervereinigungistinsStocken geraten.

„Wir sind in vielen Rankings nicht mehr in Spitzenpositionen unterwegs, sondern in einer Negativentwicklung“, seufzt der Verbandsmanager. So wurde 2022 pro Kopf ein Bruttoinlandsprodukt von 33700 Euro erarbeitet,wasunterdenBundesländern Platz 15 bedeutet. Lediglich Mecklenburg-Vorpommern war noch schlechter. Bundesweit lag der Schnitt bei 46000 Euro. 2023 ging die Wirtschaftsleistung ­zwischen Gerstungen und Altenburg, Nordhausen und Sonneberg um 0,1 Prozent zurück.

Diversifizierte

Wirtschaftsstruktur

UteSteglich

EineÄraistbeendet.UteSteglich(69)istnichtmehr GeschäftsführerinderASL–AllesSaubereLeistung–GmbH.Siehatzudem90ProzentihrerAnteileanzwei NachfolgerausderGebäudedienstleistungunddem ­Sicherheitsbereichverkauft.Steglichhältalsoweiterhin zehnProzentderAnteileandervonihrgegründeten ­Firma,dieinLeipzig65MitarbeiterinnenundMitarbeiter beschäftigtundübereinFranchise-Systemdeutschlandweitvertretenist.ZudembleibtsiealsSenior-BeraterinihremUnternehmenverbunden.„Ichhabenoch einenFußinderTür“,kommentiertsiedas.Undkann ihreMaximeweitergeben:DasWichtigsteseiendieMitarbeiter,diemanständig wertschätzenundmotivierenmüsse. „31Jahresindgenug“,begründetsieihrenAusstieg,wobeisiesichdieEntscheidungnichtganzleichtgemachthabe.AberpotenzielleNachfolgerfürihren ­Betrieb(„eristmeinBaby“)stehennunnichtgeradeSchlange,„daesinderBundesrepubliknichtenvogueist,Unternehmerzuwerden“.SohatdieLeipzigerin sichihrLebenswerkgesichert.Außerdem„habeichjaaucheineVerantwortung denBeschäftigtengegenüber,dassesfürsieweitergeht“.

ASLbietetHaushaltsdienstleistungenundHausmeisterservicean,istan 19Standortenvertretenundhatinsgesamt500MenscheninLohnundBrot.Die frühereBerufsschullehrerinwarauchstetssozialengagiert.SeitJahren ­unterstütztASLdievonProfessorWielandKiess(66)gegründeteStiftungUniKinderklinikLeipzig.IhrenungewonnenefreieZeitnutztdiegelernteGroßundAußenhandelskauffrau,umvielSportzutreiben,darunterGolf.Auchmöchte sienunhäufigerUrlaubmachen.„OhneständigdasHandyamOhrhabenzu müssen,wieesfrüherimmerderFallwar.“

Dabei hatte Thüringen nach der Wiedervereinigung eine überaus positiveEntwicklunggenommen. So vervierfachte sich von 1991 bis 2019 die Wertschöpfung, das Bruttoinlandsprodukt kletterte in diesemZeitraumvon7Milliarden auf beinahe 64 Milliarden Euro und erreichte im vorigen Jahr 75,9 Milliarden Euro. So ist es unterm Strich gelungen, eine diversifizierte Wirtschaftsstruktur aufzubauen,vonderOptoelektronik über die Biotechnologie bis hin zur Autoindustrie, angeführt von Opel, das in Eisenach Fahrzeuge von den Bändern rollen lässt. Zu weiteren bedeutenden Unternehmen zählen der Energieversorger Teag, der Medizintechnikherstellern Carl Zeiss Meditec und der Technologieriese Jenoptik AG. Alles Konzerne mit Milliardenumsatz. Doch Kreft, der seit Jahresbeginn dem Arbeitgeberverband vorsteht, beobachtet in seinem Bundeslandeineleichtanziehende Arbeitslosigkeit und eine Exportwirtschaft, deren Produkte „nicht mehr so richtig wettbewerbsfähig“ seien. „Sie hat zu strampeln.“ Zwar erhöhten sich die Ausfuhren im vergangenen JahrumsechsProzentauf18Milliarden Euro. Doch dabei habe es sichvorallemumNachholeffekte aus vorherigen Phasen etwa der Lieferkettenproblemegehandelt, betont der 52-Jährige und verweist auf sinkende Auftrags­eingänge im verarbeitenden ­Gewerbe.

Schwierige Rahmen­bedingungen Deutschland und somit auch ­Thüringen seien nie der Standort für Billigproduktion gewesen. Aber die Rahmenbedingungen mit hohen Energiepreisen, einer ausufernden Bürokratie, immer länger dauernden Genehmigungsverfahren und kräftig gestiegenen Baukosten hätten sich zu einem schwer verdaulichen Cocktailentwickelt.„Esgibtkein wirtschaftspolitisches Gesamtkonzept“, sagt Kreft und adressiertseineKlageinersterLiniean die Bundesregierung. Die Landtagswahlen im September habe

die Bevölkerung genutzt, „um vernichtende Kritik an der Bundesregierung anzubringen“. Die drei Ampelparteien hatten zusammen lediglich 10,4 Prozent derStimmenbekommen.„Dasist auch zusammen ­weniger als jede einzelne der vier größten Parteien“, analysiert Kreft. „Das ist ein sehr deutlicher Befund.“ Auch der Linkspartei mit ihrem Spitzenkandidaten und Ministerpräsidenten Bodo Ramelow habe es nicht geschafft, mit ihrem Programm zu überzeugen. WenigNeuansiedlungen Nach Krefts Einschätzung hätten sich die Linken zunehmend zu einerParteifürdasgroßstädtische Milieu entwickelt. Der ländliche Raum, geprägt von Rückbauprozessen bei der Infrastruktur, sei dagegen vernachlässigt worden. Überhaupt sei es der alten Landesregierung nicht gelungen, große wirtschaftliche Impulse zu setzen.ZwarhatmitCATLeinchinesischer Hersteller am Erfurter Kreuzfür1,8MilliardenEuroeine große Batteriefabrik für Elektroautos errichtet, die 2023 offiziell eröffnet wurde. Aber ansonsten sei wenig gekommen. „Im VergleichzuanderenBundesländern sind wir bei Neuansiedlungen verhalten unterwegs.“ Zudem habe es das Kabinett Ramelow nicht geschafft, eine dringend erforderliche Behördenstrukturreform in Angriff zu nehmen.„Esgibtnachwievorzuviele Ämter, die etwa Erweiterungsinvestitionengenehmigenmüssen.“ Auch dauerten die Verfahren viel zu lange. „Da haben wir an Geschwindigkeit verloren.“ Zu oft entstehe der Eindruck, es werde seitens der Behörde nach einem Grund für die Ablehnung gesucht anstatt den Ermessensspielraum bürger- und unternehmerfreundlich auszunutzen. „Die neue Landesregierung muss daher eine Ermöglichungskultur in den Behörden etablieren“, verlangt der gebürtige Eisenacher. Dazu müsse die Staatskanzlei eine Task Force einsetzen,dieauchdieBürgermitzunehmen habe.

SorgeumjungeMenschen Einen weiteren Punkt hält Kreft für wichtig. „Thüringen braucht einen Infrastrukturplan für den ländlichen Raum.“ Das betreffe die Grundversorgung wie die SchulenunddenNahverkehr.Zu-

Esgibtnach wievorzu ­viele­Ämter, dieetwa Erweiterungs­investitionen ­genehmigen müssen.

MathiasKreft Hauptgeschäftsführer desVerbandesder ­WirtschaftThüringen

demhabedieabgewählteLandesregierungdieBerufsschulen„sehr starkzentralisiert“.WaseswiederumfürjungeMenschenimländlichen Raum schwierig mache, diese Schulen zu erreichen. Folglich wanderten viele in benachbarte Länder etwa nach Sachsen, BayernoderHessenab.„Sogehenuns junge Menschen verloren.“ Kreft war vor seinem Wechsel auf den Chefsessel 13 Jahre lang für die Tarifpolitik in seinem Verband zuständig. „Das ist eine reizvolle Aufgabe, denn die Tarifverträge, die wir mit den Gewerkschaften aushandeln, haben eine gesetzesgleiche Wirkung“, betont derpromovierteJurist.Gleichwohl hättensichvieledieserVerträgein eine Richtung entwickelt, die ­weniger die Belange der kleinen und mittelständischen Betriebe beachteten,sonderninersterLinie die der Konzerne. Kein Wunder dürfteesdahersein,dasslediglich ein Viertel der Beschäftigten dem jeweiligen Flächentarifvertrag unterliegen, für weitere knapp 15 Prozent gilt ein Haustarif. WebfehlerbeimMindestlohn Die Forderung von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, den Mindestlohn auf 15 Euro anzuheben, hält der Rechtswissenschaftler für falsch. Der Politiker entferne sich dabei von der gesetzlichen Grundlage. „Wir haben immer davor gewarnt, dass der Mindestlohn politisiert wird.“ Es stelle sich die Frage, warum es noch eine Mindestlohnkommission geben solle. Überhaupt habe sich aus der ostdeutschen Perspektive der bundeseinheitliche Mindestlohn als „grundlegender Webfehler“ erwiesen. Die Lohnuntergrenze habe dazu geführt, dass auch in Thüringen viele Dienstleister, etwa in der Gastronomie, aus dem Markt ausgeschieden seien. Die erhöhten Arbeitskosten der Firmen kollidierten mit geringer Kaufkraft in vielen Regionen. BeiallemVerweisaufzulösende Probleme – Kreft ist ein engagierter Fürsprecher seines Bundeslandes. „Wir haben hier attraktive Arbeitsplätze mit guten Aufstiegschancen, die Wohnungen sind noch bezahlbar, die Kinderbetreuung funktioniert gut.“ Von der hohen Freizeitqualität ganz zu schweigen. Sagt er und stellt seinen Schreibtisch passend nach oben.

Foto:MeyerBurger
Foto:Leopoldina
Foto:ASLLeipzig
VonUlrichMilde
VonUlrichMilde
Foto: Isabel Halbauer

Ulrich Spanka hatte das richtige Gespür. Als er anfing, über den Verkauf seiner ­Firma nachzudenken, holte erAlexanderLahmannundMaximilian Schreiter an Bord. Die beiden Professoren an der Leipziger Manager-Schmiede HHL begleiteten mit ihrem Institut für Familienunternehmen & Unternehmensnachfolge den eineinhalbhalb Jahre dauernden Nachfolgeprozess intensiv. „Wir habeneinenPlanaufgesetztundWorkshops veranstaltet, um mit Mitarbeitern des Betriebes zu erörtern, wie wir eine Nachfolge gestalten können“, berichtet Lahmann. Es sei darum gegangen, aus einer eher neutralen Perspektive Impulse zu geben. Heute ist die Spanka ITC SolutionsmehrheitlichimBesitzvonMatthias Wendenburg und Giso Wittig, vorherigen leitenden Mitarbeitern. Der Gründer bleibt noch eine Zeit aktiv, um mittelfristig weitere Anteile abzugeben. „Wir haben eine ­Lösunggefunden,diesehr,sehrtragbarist“,kommentiertLahmann.Von allen Seiten sei die Bereitschaft groß gewesen,zueinervernünftigenEinigungzukommen.Ersei„gutberaten worden“, lobt Spanka. VorteilfürdieRegion

DiesesBeispielderSchkeuditzerFirma ist so etwas wie ein Idealfall. Der Betrieb behält Mitarbeiter und Sitz amgewohntenStandort,zahltweiter vor Ort Steuern, bleibt regional verankert.„Dasistschonetwasanderes, alswenneinKonzernbeispielsweise aus Westdeutschland das Unternehmen gekauft hätte, dann wäre es möglicherweise nur noch eine Filiale“, sagt Lahmann, der an der HHL denvonderSparkasseLeipzigfinanzierten Lehrstuhl für Mergers & Acquisitions innehat. „Die Transaktion hat uns Freude bereitet, wir haben etwas für die Region erreicht.“ ZugleichistdieHilfestellungseinesInstituts bei der Nachfolgesuche ein Beleg für gelebten

„Die Nachfolgewelle baut sich vermehrt auf“

Know-how-TransfervonderWissenschaft in die wirtschaftliche Praxis. SchwierigeexterneLösung DabeiwirddieNachfolgeproblematik immer größer. In rund 900000Firmenistindennächsten fünf Jahren bundesweit der Generationenwechsel fällig.

eineÜbernahmewirtschaftlich

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer(DIHK)befürchtet, dassdieNachfolgebeieinerViertelmillion Unternehmen nicht klappt, siealsovordemAusstehen.ImFreistaatwollenlauteinerEinschätzung des Wirtschaftsministeriums in Dresden von den rund 135000 Familienbetrieben bis zum Jahr 2030 rund33000InhaberinnenundInhaber hauptsächlich aus Altersgründen ihren Betrieb abgeben.

„Die Nachfolgewelle baut sich vermehrt auf“, hat Lahmann beobachtet, relativiert aber die Zahlen. Von den zum Verkauf anstehenden Firmen seien rund 10000 attraktiv, schätzt er. Wird als Jahresumsatz eine Größenordnung von mindestens fünf Millionen Euro genommen,„bewegenwirunsinRichtung 1000 Unternehmen“.

Der romantische Idealfall ist es, wenn der Senior den Chefsessel an Tochter oder Sohn weitergeben kann. Was aus unterschiedlichsten Gründenhäufignichtgelingt.Dann kommt die unternehmensinterne Nachfolge ins Spiel. Das hat den Vorteil, dass die Firma fortbesteht, das Lebenswerk des Gründers also erhalten bleibt – wie bei Spanka. Eine externe Lösung, also einen neuenChefvonaußenzufinden,sei schwierig, so der 44-jährige Wirtschaftsprofessor. „Wir haben nicht nur einen Fachkräftemangel, sondern auch einen an potenziellen Nachfolgern.“

KapitaldurchFinanzinvestoren Häufig steigen die vom früheren SPD-Vorsitzenden Franz Müntefering als „Heuschrecken“ geschmähten Finanzinvestoren ins Rennen ein. „Das ist grund-

sätzlich positiv“, hält Lahmann dagegen. Sie hätten dieselben Ziele wie die Unternehmen, nämlich die Renditezusteigern.Zudembrächten sie das erforderliche Kapital mit, das in die regionale Wirtschaft fließe. Nur in ganz wenigen Fällen sei es vorgekommen, dass ein solcher ­Investor einen Betrieb etwa wegen eines Patents gekauft und sich ­danach rasch wieder verabschiedet habe. Ideal sei es, wenn in Mitteldeutschland regionale FinanzinvestorenwiedervonLandundSparkassengetrageneWachstumsfondsMittelstand Sachsen ins Spiel komme. „Er hat mehr Nähe zur regionalen Wirtschaft.“

„Wir müssen es in Sachsen schaffen, die wirtschaftliche Basis zu halten und größere Einheiten zu schaffen“, appelliert der HHL-Ökonom. Was bedeutet, dass bestehende Unternehmen passende Konkurrenten, bei denen die Nachfolge ansteht, erwerben sollten. „Dadurch entstehen Synergien.“ Je größer ein Betrieb, desto mehr Geld stellt er in der Regel für Forschung und Entwicklung zur Verfügung.

GründungsuniNr.1 Generell braucht es nach Ansicht von Lahmann eine bessere Einstellung der Wirtschaft gegenüber, beginnendinderSchule.„Wirmüssen darauf achten, dass Unternehmertum wieder en vogue ist.“ Leistungsbereitschaft sei etwas Gutes. Die HHL, wiederholt ausgezeichnetalsDeutschlandsGründeruniversität Nummer eins, mache dabei eine ganze Menge. „Wir geben Hilfestellung abseits klassischerBeratungundsindanderSeite von Nachfolge suchenden Unternehmen, um sie mit den richtigen ­Begleitern zusammenzubringen. Obendraufengagieresichdieprivate Hochschule unter anderem mit dem Spin-Lab und dem hauseigenen Inkubator Digital Space intensiv auch bei Start-ups.

DerGroßteildervonderÜbergabebetroffenenArbeitsplätzeliegtbei dengrößerenUnternehmen.Inden530Familienunternehmenmitmehrals 5MillionenEuroUmsatz,beidenenindennächstenJahrendieNachfolgeansteht, befindensichknapp40ProzentderinsgesamtvonderNachfolgebetroffenenArbeitsplätze.

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Quelle:AlexanderLahmann|GRafik:ChristianeKunze
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Grafik:Freepik–pch.vecor

OptimierenSiedieBonität IhresUnternehmens

DieBonitäteinesUnternehmensisteinentscheidenderFaktor,umerfolgreichamMarktzuagieren.Siebestimmtnicht nur,wiefinanzstarkundvertrauenswürdigeinUnternehmennachaußenwirkt,sondernauch,welcheFinanzierungsmöglichkeitenundKonditionenesvonBankenundGeschäftspartnernerhält.Daheristeswichtig,dieBonitätdes eigenenUnternehmensgenauzukennen.IndemKennzahlenwieLiquidität,EigenkapitalquoteundCashflowregelmäßig betrachtetwerden,könnensichUnternehmeninterneinBildüberihrefinanzielleSituationmachen.

WerbewertetdieBonität vonUnternehmen?

AuskunfteienundRatingagenturenbeurteilenalsExternedieBonitätundKreditwürdigkeit.WährendRatingagenturen aufgroße,börsennotierteUnternehmen spezialisiertsind,analysierenWirtschaftsauskunfteienwieCreditreformmittelständischeUnternehmen.Siesammeln wirtschaftsrelevanteDaten,bereitendieseaufundberechnendieWahrscheinlichkeiteinesZahlungsausfallsmithilfe desBonitätsindex.

WasbedeutetBonität?

DieBewertungderBonitätbasiertauf einemkomplexenmathematisch-statistischenAnalyseverfahren.FürdieBerechnungwerdenverschiedeneFaktorenjenachRelevanzgewichtetundzu einemzahlenbasiertenGesamtwert zusammengefasst.DabeikannderBonitätsindexeinenWertvon100(ausgezeichneteBonität)bis600(Zahlungseinstellung)annehmen.Jeniedriger derBonitätsindex,destogeringerdie Wahrscheinlichkeit,dassdasUnternehmenausfallenwird. DieErgebnissegibtCreditreformin FormeinerAuskunftanMitgliedsunternehmenmitberechtigtemInteresse weiter,dieaufdieserGrundlagewichtige Geschäftsentscheidungentreffen–etwa überKreditlinienundZahlungsziele.Die GeschäftsanbahnungmiteinemNeukundenberechtigtbeispielsweiseein UnternehmeneineBonitätsprüfungvorzunehmen.

WarumsolltenSieIhreeigene Bonitätsbewertungkennen? BonitätistkeinSchicksal.Siekönnen aktiv anderBewertungIhresUnternehmensmitwirken.WennSieIhreeigene Bonitätkennen,dannwissenSie,auf welcherGrundlageIhreGeschäftspartnerundBankenIhrAusfallrisikoeinschätzen.Deshalbisteswichtig,Ihren Bonitätsindexregelmäßigzuüberprüfen.Faktist:IhrBonitätsindexkann Schwankungenunterliegen.

PRAXISTIPP

GeradewennSievoreinerKreditaufnahmestehenodereinengrößerenLieferantendealabschließen möchten,isteinguterBonitätsindexvonVorteil.DennererleichtertdieEntscheidungüberdieKreditwürdigkeit.Zudemlassensich MöglichkeitenfürFinanzierungen ausbauenundverbilligen.Siesolltenstetsbedenken,dassdieVergabeeinesKreditskeineSelbstverständlichkeitist.

WelcheFaktorenbeeinflussen dieBonität: BeiderBonitätsprüfungeinesUnternehmensfließenunternehmensbezogene FaktorenindieBewertungein.Während Aspekte,wieRechtsform,UnternehmensalterundBranchenrisikonichtunmittelbarbeeinflussbarsind,unterliegen hingegenZahlungsweise,JahresabschlussdatenoderbetriebswirtschaftlicheAuswertungen(BWA),Umsatzund KapitalSchwankungenundVeränderungen.HateinUnternehmenfinanzielle Schwierigkeitenodernimmtesmitder Zahlungsmoralnichtimmerganzgenau, sinddasNegativmerkmale,diezueiner schlechterenBonitätsbewertungführen. Zielsollteesalsosein,positivaufdiebeeinflussbarenFaktoreneinzuwirken.Dies könnenSiemitdenfolgendenTipps: •OffeneForderungenminimieren •DenUmgangmitAnzahlungenprüfen •Liquidität/flüssigeMittelausreichend dokumentieren •Eigenkapitalstärkenunderhöhen •VerbindlichkeitenausLieferungund Leistungreduzieren

WiekönnenSieIhreBonität optimieren?

SieselbstkönnenAuskunfteienjederzeitdieaktuellstenInformationenüber

WelcheInformationenbeiCreditreform überSiegespeichertsindundwieIhre Bonitätbewertetwird,könnenSieeinmaljährlichinFormeinerSelbstauskunft/Datenkopiekostenlosabfragen. ÜblicherweiseerhaltenSieregelmäßig einenFragebogenvonCreditreform, mitdemSiedievorhandeneDatenbasis abgleichenundaktualisierenkönnen. HäufignehmendieCreditreform-AnalystenauchdirektmitdenUnternehmenKontaktauf,umdieneustenInformationenzuerfassen.ZudengrundlegendenUnternehmensdatengehören zumBeispielRechtsform,Größe,Alter undAdresseeinesUnternehmens.DarüberhinauserweiternJahresabschlussdatenoderbetriebswirtschaftlicheAuswertungen(BWA), Mitarbeiter,Umsatz undKapitaleineobjektiveBeurteilung. MitdemAbonnement„MeineBonität“ habenSiedieMöglichkeitjederzeitonlinezusehen,wieIhreZahlungsfähigkeit vonCreditreformbeurteiltwird.GenausohabenSie365TagelangimBlick,ob sichIhrBonitätsindexverschlechtert odernegativeEinträgezuIhremUnternehmenhinterlegtsind.

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Im Osten schlägt noch immer das Herz der deutschen Solarindustrie

DasneugegründeteSolarPowerTransformationCluster„SpotOn“e.V. möchteproduzierendeUnternehmen,DienstleisterundForschungsinstitute entlangdergesamtenWertschöpfungskettemiteinandervernetzenund sodenSolarstandortOstdeutschlandstärken.

Die Zukunft der ostdeutschen Solarbranche ist noch nicht besiegelt. Das jedenfalls meinen die Mitglieder des neu gegründeten Solar Power Transformation Clusters „Spot On“ e.V. Im April dieses Jahres haben sich zehn Akteure der ostdeutschen Solarbranche zusammengeschlossen, um die „Sonnenseite“ Ostdeutschlands neu zu beleben, wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit zu rücken und die Wertschöpfung vor Ort zu fördern.

„Die Solarwirtschaft war mal Ostdeutschlands Baby“, betont Danny Wehnert, einer der drei VorständedesSolarclusters.Ererinnert an das Solar Valley bei Bitterfeld, mit Unternehmen wie QCells sowie auch die Standorte von Solarworld und Solon. In den 2000er-Jahren ein Spitzencluster, angetreten die Solarindustrie als Schlüsseltechnologie der künftigenEnergieversorgungzuentwickeln. „Deutsche Solarhersteller waren Weltmarktführer.“ Doch dann kürzte die damalige Bundesregierung die Solarförderung, die PV-Zubauraten sanken drastisch und machten den Weg frei für billige Importe aus China. „Chinesische Produkte, wie Module, Wafer, Zellen und Wechselrichter, überschwemmten unseren Markt. Es entstand ein Loch, das wir selbst geschaffen haben“, sagt Danny Wehnert. Besinnungaufostdeutsche Tradition Doch jammern und in Erinnerungen schwelgen bringt in den Augen von Danny Wehnerts nichts. „Photovoltaik ist und bleibt die Schlüsseltechnologie für die Dekarbonisierung der EnergieversorgunginDeutschlandundEuropa“,betonter.Daherhabenessich dieClustermitgliederzumZielgesetzt, „ihre wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Potenziale zu bündeln, um die Wahrnehmung

Ostdeutschlands als innovativen und wettbewerbsfähigen Solarstandortzufestigen.Wirladendaher weitere Akteure der Solarbranche dazu ein, sich mit ihrem Know-howanderländerübergreifendenInitiativezubeteiligen“,so der Clustervorsitzende. Gemeinsammöchtensiediealte Tradition wieder beleben und zeigen, dass hier im Osten immer noch ein Herz schlägt. „Die Voraussetzungen sind gut: Industrie- und Gewerbeflächen sind vorhanden, ebenso eine gut ausgebaute Infrastruktur für Forschung und Entwicklung und gut entwickelteTransport-undLogistiknetzwerke“, betont er.

Ausgangslage ­widersprüchlich Aktuellherrscheeineambivalente Gemengelage: Auf der einen SeitesagenvieledenzweitenTod der Solarindustrie vorher, weil namhafte Modulhersteller, wie MeyerBurger,HeckertSolaroder Solarwatt, ihre ProduktionsstätteninDeutschlandschließen.Auf der anderen Seite schreitet der AusbauvonPhotovoltaikanlagen und die Stromerzeugung aus Photovoltaik (PV) weiter voran. So entfielen 13,9 Prozent des eingespeisten Stroms in Deutschland im ersten Halbjahr 2024 laut dem Bundesamt für Statistik auf PV. Das sei ein Anstieg von 8,3 Prozent zum Vorjahreszeitpunkt. Vor allem PV-Anlagen auf Dächern und Freiflächen seien Treiber dieser Entwicklung. Für Danny Wehnert stecken hinter dieser Ambivalenz zwei Wahrheiten. „In der öffentlichen Diskussion wird die Solarbranche meist auf die Solarmodulhersteller reduziert. Klar, sie waren mal dasFlaggschiffderBranche.Aber zu Solar gehört weitaus mehr“, betonter.FrüherentfieldieHälfte des Anlagenpreises auf die Module. Jetzt verschiebe sich der Wert hin zu anderen Komponenten, wie Trafostationen, Messund Regelsysteme, Einspeisezähler, Stromspeicher sowie Projektierung.

DiezweiteWahrheitistfürihn, dass die dauerhafte Verfügbarkeit der chinesischen Solarprodukte den aktuellen PV-Ausbau fördert. China ist das aus deutscher Sicht mit Abstand wichtigste Herkunftsland für Photovoltaikanlagen. Und das Statistische Bundesamt belegt dies mit Zahlen: 86,4 Prozent der nach Deutschland eingeführten Photovoltaikanlagen kamen 2023 aus derVolksrepublik.„Umdieseeinseitige Ausrichtung der Lieferketten zu beenden und den Ausbau erneuerbarer Energien resilienter gegenüber internationalen Krisen und Preismanipulationenzumachen,benötigenwirein politisches Programm für das Hochfahren einer europäischen Massenproduktion, die den Bedarf zu einem signifikanten Teil decken kann“, sagt er.

Themenschwerpunkte ­entwickeln

Deshalb widmen sich die Gründungsmitglieder zwei Schwerpunkten in ihrer Arbeit: „Die Arbeit des neuen Netzwerks wird insbesondere die Belange kleinund mittelständischer Unternehmen der Solarwirtschaft und damitverbundenerBranchenadres-

Wirwollen alleBereiche derPV-Wert­schöpfungskette ­ansprechen und ­zusammen­bringen.

sieren – von Herstellern, Forschungs- und Lehreinrichtungen, Projektentwicklern und Solarparkbetreibern über Dienstleister für Installation und Wartung bis hin zu Anbietern für Speicherlösungen und Cleantech-Start-ups, aber auch den Standortkommunen“, skizziert Danny Wehnert, Geschäftsführer der Leipziger Energie GmbH & Co. KG., einen der künftigen Themenschwerpunkte. Damit fasse das Cluster seinen Ansatz breiter, denn „wir wollenalleBereichederPV-Wertschöpfungskette ansprechen und zusammenbringen“. Zum anderen werden Möglichkeiten gesucht, wie man die Solarwirtschaft fördern kann. „Die preislichen Unterschiede können wir nicht lösen. Aber durch die Unterstützung bei Marktzugängen und Projektentwicklung sowie die Vernetzung von potenziellen Geschäftspartnern, Kunden und Lieferanten wollen wir regionale Wertschöpfungskreisläufe initiieren und ausbauen“, erklärt Danny Wehnert. So könnte man Kommunen, die Freiflächenanlagen anlegen wollen, dazu animieren, zum Beispiel zu einem gewissen Teil Produkte und Dienstleistungen zu

verwenden, die aus der Region kommen. „Damit würde man regionaleWertschöpfungunterstützen.“

VerschiedeneAktionenin ­Zukunftgeplant Das Solarcluster hat viele Ideen für die Zukunft. „Für die UmsetzungbrauchtesaufArbeitsebene aber Strukturen, die wir noch dabei sind zu schaffen.“ Es brauche daher noch etwas Zeit, bis der Gründungsprozess vollständig vollzogenist.Zielistesaber,noch in diesem Jahr mit einer ersten Veranstaltung zu beginnen. AnersterStellestehtfürDanny Wehnert aber die Sichtbarkeit. „Wir wollen die Solarregion Ostdeutschlandnationalundinternational bekannt machen.“ Dafür werde man verschiedene Marketing- und Kommunikationsstrategien entwickeln. Zudem soll es Veranstaltungsformate zur länder- und wertschöpfungskettenübergreifenden Vernetzung der Akteure und Institutionen der Solarbranche geben. „Wir möchten außerdemfürregionaleBehörden und Unternehmen Ansprechpartner sein, sie fachlich begleiten.“ Workshops oder Seminare könne er sich da sehr gut vorstellen.

VonNannetteHoffmann
DannyWehnert Vorstanddes ­Solarclusters

1:DieVisionvon­Revisalt:hochfestesGlasfürMassenproduktezurealisieren.

2:MichaelHeidan,RevisaltGeschäftsführer,miteinem superfestenGlasinderHand vorderLaboranlagezurVerfestigungvonGlas.Unterder weißenAbdeckung(rechts) befindetsichdasheißeSalzbad.

3:InsolcheinemOfenwerden Schmelzversucheunternommen.

4/5:Glasscheibenuntereinem Polarimeter.MiteinemPolarimeterwerdenSpannungenim Glassichtbargemacht,die durchdenTemperprozeßentstehen.ImBild4:DieScheibe wurdegetempert,alsothermischgehärtet–damitsieht manauchdieVerspannungen. ImBild5sindungehärtete Scheibenzusehen,diekeine Spannungenaufweisen.

6:RevisaltTeam(v.l.n.r.): MichaelHeidan,Dr.-Ing.Martin Groß,LisaKaminski,Robert Wohlfarth,Dr.-Ing.Thomas Voland,MartinHerrmann.

FotoS:Revisalt/UlrichLanger

Warumsagtman: ­Scherbenbringen Glück?

Ganzsicheristmansichnicht, woherdas­Sprichwortkommt. EineErklärungist,dassmitdem entstehendenLärmböseGeister ­vertriebenwerdensollen.Außerdemhießengefüllte ­Vorratsgefäßefrüher„Scherbe“. WergenugEssensvorrätehatte, musstefrühernichthungernund hatteGlück.

Damit Glas nicht mehr zersplittert

FreibergerFirmaRevisalthatanDDR-Vorläuferangeknüpft undVerfahrenweiterentwickelt/NachhaltigkeitstehtimMittelpunkt

Scherben bringen Glück –heißt es im Volksmund. Nicht für Michael Heidan. „Zumindest wenn die Bruchstücke aus Glas sind“, meint der Chef der Freiberger Firma Revisalt, der zusammen mit seinem Geschäftsführerkollegen Martin Groß das 2022 gegründete Unternehmen leitet. „AberesgibtjaauchnochScherben aus Porzellan“, fügt Heidan scherzhaft hinzu. Dass er Glasbruch nicht so mag, liegt vor allem an dem, worauf sich seine Firma konzentriert:

„Wir haben ein Verfahren entwickelt, mit dem Glasprodukte herstellbar sind, die wesentlich fester werden und dabei auch noch deutlich weniger Energie und Materialien verwenden und fast nicht mehr kaputt gehen.“ Zwar zersplittere früher oder später bei entsprechendem Druck jedes Material, „allerdings geht es bei uns um hochfestes Glas für Massenprodukte – das deutlich unzerbrechlicher ist“, kommt der gebürtige Radebeuler ins Schwärmen. DDR-Bürger dürften sich noch gut an jene Biergläser erinnern, die in den 1980er-Jahren die ostdeutschen Gaststätten eroberten, weil sie nicht so schnell zu Bruch gingen. Und hieran knüpften die Freiberger an.

LangerWegnachSachsen So kurz, wie es hier klingt, ist für Heidan der Weg in die sächsische Bergstadtallerdingsnichtgewesen. Nach dem Studium in Bautzen zum Maschinenbauingenieur ging er seineerstenberuflichenSchrittebei verschiedenen Firmen in Westdeutschland. 1997 machte er sich selbstständig, gründete ein IngenieurbüroinWiesbadenundagierte hier 18 Jahre lang im Maschinenbau,kreierteeigeneEntwicklungen undkanninzwischenandie300Patentveröffentlichungen vorweisen. Zum Beispiel entwickelte er einen speziellen SchiebedachmechanismusfürAutos,wobeimiteinemeinzigen Antrieb sowohl Dach als auch Sonnenschutz elektrisch bewegbar sind. „In Deutschland fand ich keinen Händler, der sich dafür interessierte.ImchinesischenWuhanallerdings schon.“ Dort engagierte er sich in einem Joint-Venture, das Prototypen seiner Erfindung herstellte. In der Folge klapperte er deutscheFirmenab,umsiedafürzu begeistern und wurde bei der BOSGmbHinOstfildernnaheStuttgart fündig. „Inzwischen sind diese Schiebedächer weltweit im Einsatz, etwainFahrzeugenvonBMW,Audi undVolvo“,erzähltderverheiratete Vater zweier Töchter. Dass er schließlich in Freiberg landete, verdankt er mehr oder weniger seiner Frau Lisa. Sie hatte

einen Online-Handel für Trink­flaschen eröffnet und sagte eines Tages zu ihrem Mann: „Mach mal, dassdieFlaschennichtmehrkaputt gehen!“ Heidan erinnerte sich prompt an die superfesten DDRBiergläser, die im Volkseigenen BetriebSachsenglasSchwepnitzinder Lausitz hergestellt wurden. Rasch nach der Wende verschwanden sie, Glasfirmen wollen ja möglichst viel verkaufen,damachtsichewigHaltbares nicht so gut. „2017 nahmen wirKontaktzudenExpertenvondamals auf“, erinnert sich Heidan. „Sie verwiesen uns an die TechnischeUniversitätFreiberg.“DieWissenschaftler hatten auf dem Gebiet weitergeforscht und etwas Neues entwickelt. Daran anknüpfend entstand hier später die Revisalt GmbH. „Unsere Vision, hochfestes Glas für Massenprodukte zu schaffen, hat uns angetrieben“, sagt der Geschäftsführer und bezieht damit alle acht Mitarbeiter ein. BahnbrechendeTechnologie Das, was sie inzwischen vorweisen können, hat es mehr als in sich. Mit denvonRevisaltentwickeltenTechnologien lassen sich nämlich Glasprodukte leichter, bruchsicherer,

energieeffizienter und somit nachhaltiger herstellen. Experten sprechen nicht ohne Grund von einer bahnbrechenden Technologie zur schnellen Härtung von Glas in nur wenigen Minuten. Heidan erklärt das Prinzip: „Es heißt exakt chemische Verfestigung. Dies gibt es schon seit den 1960er-Jahren. Wir haben es aber stark verbessert“, sagt er nicht ohne gewissen Stolz. Bisher dauerte dieser Prozess bis zu 24Stunden.„DabeiwirddasGlasin ein 450 Grad heißes flüssiges Salzbad getaucht, dadurch kommt es zum Kalium- und Natrium-IonenAustausch, wodurch das Glas fester wird.“DasVerfahrenderFreiberger allerdings verkürzte den Prozess enorm.„DieFirmenmitgründerhatten bereits eine Variante in der Schublade, in der die Verfestigung in fünf bis 30 Minuten erledigt ist“, betontHeidan.InTestswurdenachgewiesen, dass ein herkömmliches GlasrohrbeieinemDruckvon60Kilogrammzersprang,dasin25Minuten chemisch verfestige Glas hingegen erst bei 236 Kilogramm. Tolle Lösung, allein es fehlte an ihrer Umsetzung in die Praxis. Das hatsichmitRevisaltgeändert.Dank ihresEngagementswirddiesesVer-

fahren nun erstmals in einem Betrieb angewendet. „Die bayerische Firma Heinz-Glas in Kleintettau ist sozusagen unser erster Kunde, der seit diesem Jahr Produkte mit unserer Technologie verfestigt“, freut sichHeidan.UndumweitereNutzer sind die Freiberger bemüht. Sie von den Vorzügen ihrer Produktionsweise zu überzeugen, hat der Chef gute Argumente in der Hand. „Da wir schneller sind, braucht es zur Verfestigung des Glases deutlich weniger Energie.“ Und der zweite Vorteil ist, „dass weniger Material nötig ist, um die gleiche Festigkeit wiebeikonventionellemGlaszuerreichen“.

HöhereEffizienz

Heidan macht es an einem Beispiel deutlich: „Das Deckglas bei Solarzellen zu dessen Schutz ist etwa zwei Millimeter dick. Und dennoch geht es nicht selten durch Hagelschaden zu Bruch. Mit unserer Methode erzielen wir mindestens die gleiche Festigkeit mit nur 0,7 Millimetern.“ Das bedeute mit weniger GlasmehrEffizienz.Oder:BeiFenstern mit Dreifachverglasung verschwendet man etwa 44 Millimeter Bauraum, mit den drei Glasschei-

ben, in Summe etwa 10 Millimeter reines Glas, und dazwischen noch Luft zur Isolierung. „Mit unserem verfestigten Glas, sind nur zwei dünnere Scheiben erforderlich und dazwischenbefindetsichkeineLuft mehr, sondern Vakuum – das sogenannteVakuum-Isolier-Glas.Esbenötigtdeshalbnurnochcirca5Millimeter Bauraum.“ Das reduziere das Gewicht der Fenster erheblich und erleichtere den Bauleuten ihre Arbeit.

Vorteile auch im privaten Alltag. Bei einer 0,7-Liter-Flasche aus ­herkömmlichem Glas kommen 623GrammaufdieWaage,mitRevisalt-Glas nur 234 Gramm. „So hätte jeder beim Einkauf weniger zu schleppen.“ Und noch einen Vorteil nennt Heidan: „Mit der gleichen Menge an Material und Energie können mit unserem Verfahren deutlich mehr Glasprodukte hergestellt werden, die auch noch länger haltbar sind.“

Zudem betont der 58-Jährige, dass sein Unternehmen nicht nur dieses Sparpotenzial als Trumpf ausspielenkann.„UnserGeschäftsfeld basiert noch auf einer zweiten Technologie: der Revitalisierung desSalzbades.“DaherauchderFirmenname: Revisalt. „Im Laufe der ZeitvermindertsichdieQualitätdes Bades,sodassderAustauschvonIonen nicht mehr so gut funktioniert und darunter die Glasqualität leidet.“ Das flüssige Salz zu wechseln ist nicht billig. Nicht selten handelt es sich etwa um Salzschmelzen mit 220 Tonnen Inhalt. „Wir haben aber nun ein Regenerationsmaterial entwickelt, mit dem die Salzqualität wiederverbessertwerdenkann.“Es werde,ähnlichwieTeebeutel,indas Badgehängtundschonseiallesfast wie neu. Doppelte Nachhaltigkeit –wenigerGlasmassezurHerstellung festerErzeugnisseundSenkungder Prozesskosten.

Dass alles patentiert ist, sowohl die Technologie als auch Anlagen und Produkte, „versteht sich von selbst“, meint Heidan. Das sei auch nötig, immerhin „haben wir das Potenzial, den weltweiten Glasmarkt zu revolutionieren, ihn deutlicheffizienterundumweltschonender zu gestalten“. Und dieser habe immerhin ein jährliches Umsatzvolumen von reichlich 300 Milliarden Euro.

WeltmarktimVisier

Allerdings steht dem nach wie vor dieWende-ErfahrungimWege,„als das superfeste sächsische Glas rasch in der Versenkung verschwand. Es ist ja nach wie vor so: Die großen Hersteller wollen ihre Erzeugnisse massenhaft verkaufen. So ist es eben in der Marktwirtschaft“, meint Heidan. Aber selbst wenn, wie in den USA, kein Glasrecycling praktiziert werde und das Alte auf der Halde lande, „dann würde mit unserem Glas immer noch weniger Material und darin steckende Energie vergeudet“. Nichtsdestotrotz geben die FreibergerdieSuchenachweiterenGeschäftspartnern nicht auf. Inzwischen produziert zwar eine Firma aus dem sächsischen Coswig Produktionsanlagen zur Verfestigung vonGlasnachdemRevisalt-Prinzip. „Um aber weltweit durchzustarten, brauchen wir noch mehr strategische Verbündete aus der Praxis“, betont Heidan. Dazu bedürfe es eineslangenAtems,weißerausseiner langjährigen beruflichen Erfahrung.DasdürfteallerdingskeinProblem für ihn sein. Immerhin betrieb er 20 Jahre lang Judosport und war als Fallschirmspringer aktiv. „Das schult vor allem Durchhaltevermögen und Durchsetzungskraft.“

Es geht voran. Im Chemiepark Bitterfeld-Wolfen wird weißes Gold produziert. ­Lithium, das aussieht wie Zucker, ist der wichtigste Rohstoff für Batterien. Das Unternehmen AMG hat in die Errichtung der ­ersten europäischen Raffinerie 140MillionenEurogesteckt.Zielist, jährlich 20 000 Tonnen Lithium herzustellen. Das reicht aus für Batterien in 500000 Elektroautos. In Guben plant Rock Tech ­Lithium eine Raffinerie mit einer Jahreskapazität von 24000 Tonnen. Dabei soll die Hälfte des Materials aus dem Recycling von Altbatterien stammen. Noch ist die 800-Millionen-Euro-Investition nicht unter Dach und Fach. Rock-Tech-Chef Dirk Harbecke rechnet aber damit, dass die restlichen Finanzierungsschritte„indenkommendenMonaten“ abgeschlossen sein werden. Positiv für die Kanadier: Sie haben mitMercedes-BenzeinenLiefervertrag unterzeichnet. Der Autobauer verpflichtet sich darin, durchschnittlich 10000 Tonnen LithiumhydroxidproJahrabzunehmen.Das genügt für jährlich 150000 vollelektrische Fahrzeuge.

Recyclingunwirtschaftlich

Allerdings: Technisch gesehen sei das Recycling von Lithium-IonenBatterien zwar möglich, aber schwierig, schreibt Ernst Glöckner, Doktorand an der Niederlassung DresdendesMünchnerIfo-Instituts, ineinemAufsatz.Zunächstmüssten dieBatteriengesammeltundgründlich aufbereitet werden. „Dieser VorgangistimStatusquonochnicht wirtschaftlich.“ Aufgrund der steigenden Menge an Altbatterien sei jedochzuerwarten,dassRecyclingprozesse eine Größenordnung erreichten, „in der sie effizient betrieben werden können“.

Klar ist, dass der Bedarf an diesem Rohstoff stark zunehmen dürfte.„BiszumJahr2050wirddieeuropäischeNachfragenachLithiumum 3500 Prozent explodieren“, heißt es dazu in der Brüsseler EU-Kommis-

MartinDulig,WirtschaftsministervonSachsen, lässtsichbeim„Rohstofftag2021“imBesucherbergwerk­„VereinigtZwitterfeldzuZinnwald“von Thomas­Dittrich,Geologe derDeutschenLithium GmbH,mitLithiumdurchsetztesErzaneinemHunt ­erklären.DasVorkommen wirdaufrund125000TonnenLithiumgeschätztundgiltlautsächsischem Oberbergamtalseinesder größtenVorkommenin Europa.

Foto:DPA/ROBERT­MICHAEL

Der Schatz im Erzgebirge

GroßesLithium-Vorkommen/BedeutungdesRohstoffswirdstarkzunehmen

sion. Ohne das Leichtmetall kann die EU nicht klimaneutral werden. Für die Energiewende werden allein in Europa bis 2050 bis zu 860000 Tonnen benötigt.

ChileProduzentNummereins Zudem sollen laut Rohstoffgesetz der EU mindestens 40 Prozent der gefördertenRohstoffeinEuroparaffiniert und prozessiert werden. Doch die Hauptvorkommen von ­LithiumsindinChileundAustralien beheimatet, gefolgt von Argentinien und China. Und Chile, der weltgrößte Produzent, hat seinen ­Lithiumbergbau verstaatlicht. Ein Druckmittel,damitInvestorenRaffinerien dort bauen. Eine Entwicklung, die sich massiv auf die Preise ausgewirkt hat. Laut Glöckner wurde mit der Verwendung von Lithiumbatterien in der Unterhaltungselektronik der Rohstoff zwar teurer, stabilisierte sich aber zwischen 6000 und 7000 US-Dollar pro Tonne Lithiumcarbonat. „Mit dem Aufkommen vonE-MobilitätstiegdieNachfrage nach dem Leichtmetall in der zweitenHälfteder2010er-JahresprunghaftanunderreichteerstmalsPreise jenseits von 15000 US-Dollar.“ Bis 2022 ging der Aufwärtstrend weiter und erreichte ein Allzeithoch von 80000 US-Dollar. Ein kleiner Teil der Lösung der Rohstoffproblematik – noch ist Europa zu nahezu 100 Prozent auf Importe angewiesen – könnte aus Sachsen kommen. Eine Lagerstätte in Zinnwald im Erzgebirge wird auf 429000 Tonnen geschätzt und zählt damitzudengrößtenVorkommenin

Europa. Zum Vergleich: In Chile sind es rund elf Millionen Tonnen. Widerstanderwartet

Die ersten Silberfunde in Freiberg datieren auf das Jahr 1186. Das kulturelle Erbe der Bergbautradition wird dort bis heute hochgehalten und gelebt. „Auf der anderen Seite regt sich überall dort, wo der Bergbau ausgeweitet, neu oder wiederaufgenommen werden soll, Protest gegen die Vorhaben“, so Glöckner. Nicht ohne jeglichen Grund. Zwar würde im Erzgebirge das Lithium unter Tage abgebaut, was den Nutzungskonflikt um die Flächen verringere, so der Ifo-Experte. Allerdings würden Areale für Deponien benötigt,aufdenendasAbraummaterial gelagert werden könnte. Um lithiumhaltiges Konzentrat aus dem aus Festgestein gewonnenenErzzuerhalten,„wirdWasserin großen Mengen benötigt, das zum Teil aufbereitet und wiederverwendet werden kann, zum Teil aber in Absetzbecken verbleibt“. Im Gegensatz zu ähnlichen Verfahren im Metallbergbau auf Kupfer, Blei, Zink und Goldkonzentraten sei es beim Lithium unwahrscheinlich, „dassGrund-undOberflächenwasser versauert“. Gleichwohl werden bei der Weiterverarbeitung „erneut große Mengen Energie und Wasser benötigt“.

Untertagebergwerkgeplant Trotz aller Bedenken spricht Glöcknervoneinem„großenRessourcenschatz“, der eine große Chance für Sachsen darstelle. Und sie wird in Angriff genommen. Die Zinnwald Lithium GmbH beabsichtigt, bei ­Altenberg dieses LithiumabbauVorhaben zu realisieren. Dabei soll ein Untertagebergwerk errichtet werden,umZinnwalditabzubauen. Das abgebaute Erz wird anschließend raffiniert, um Lithiumhydroxid-Monohydrat in Batterie-Qualität sowie diverse Nebenprodukte herzustellen. Ziel des Unternehmens ist es, pro Jahr Lithium für ­etwa 600000 Autobatterien zu ­extrahieren und aufzubereiten. Vor 2028 soll es aber nicht losgehen.

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MerzbautStandortin ­Sachsen-Anhaltaus

DieMerzPharmaGmbH&Co.KGbleibtinOstdeutschlandauf Expansionskurs.DasFrankfurterUnternehmenhatinseinem WerkinDessau-Roßlaueineneue,sterileProduktionsliniein Betriebgenommen.50MillionenEurohabendieHessenin dieseAnlagesowieneueMultifunktionsgebäudeinvestiert. „WirhabendiesenStandortindenvergangenenJahrenstark entwickeltundsetzenaufweiteresWachstum“,sagteVorstandschefPhilipBurchard.Ersei„sehrstolzaufdiegroßartigeArbeit,diehiervonunserenMitarbeitendeninDessaugeleistetwird,weilsieeinenwichtigenBausteinunseresgroßartigenGeschäftserfolgsdarstelltundschauenzuversichtlich nachvorn“.

NachAngabenvonStandortleiterBjörnNiemczaksetzt MerzmitweiterenVorhabenseinenExpansionskursinDessau-Roßlaufort.AktuellbefindetsicheinweiteresGebäude imBau,indemmikrobiologischeTestsstattfindenwerden.Es stellteinenAusbaudesBiotechnologiezentrumsdar.ZusätzlicheErweiterungsprojektezurErhöhungderHerstellungsundDistributionskapazitätensindinPlanung. ImBiopharmaparkDessau-RoßlaustelltMerzseit2002mit inzwischenmehrals200BeschäftigtenhochwertigeästhetischeundneurologischeSpezialprodukteher.MitdenErweiterungsmaßnahmenrichtetdasUnternehmenseineHerstellung aufbesondersumsatzstarkeProdukteaus,diesowohlzurBehandlungvonneurologischenBewegungsstörungenalsauch inderästhetischenMedizineingesetztwerden. Merzwurde1908vomApothekerundChemikerFriedrich Merzgegründetundistinzwischenweltweitvertreten.Die Gesellschaftbeschäftigtgut3000Mitarbeiterundkommtauf einenJahresumsatzvonmehrals1,3MilliardenEuro.

ACLexpandiert–Markkleeberger eröffnenNiederlassunginDubai

DieExpansiongehtweiter.DieACLGmbHinMarkkleeberg hatvorKurzemeinenVertriebsstandortinDubaiindenVereinigtenArabischenEmirateneröffnet.ErseiaufdieBedürfnissedesMarktesdortsowieinAfrikazugeschnitten,erklärte ThomasWollesky,ChefderFirma,dieinersterLinieComputerundMonitorefürhochsensibleundkritischeBereichewie OperationssäleundIntensivstationenherstellt.

„ImdeutschenMarktsindaktuellkeineWachstumsraten mehrzuerwarten“,sagtederUnternehmer.Erführtedasauf eineganzeReihevonerschwerendenPunktenzurück.SogebeesimbundesrepublikanischenKrankenhauswesenviele Einschnitte,regulatorischeund„überbordendebürokratische Anforderungen“ankleineundmittelständischeUnternehmen kämenobendrauf.BeispielhaftnanntederstudierteZahnmedizinerundBetriebswirtdasEU-Lieferkettengesetz.Zudem habeesüberdurchschnittlicheErhöhungenderLohn-und Energiekostengegeben.DasmachedenAbsatzinDeutschlandschwierig.Deshalbgeltees,neueRegionenzuerschließen,„dadieglobaleNachfragenachDigitalisierungimmedizinischenITHardwarevorhandenist“.

ACLkamimvorigenJahrmitseinen90Beschäftigtenauf einenUmsatzvonrund23MillionenEuroundhatsichmittlerweilezumgrößteninhabergeführtenHerstellervonspezialisierterIT-TechnikaufdemKontinententwickelt.DabeierfolgenHerstellungundEntwicklungvorOrt,Zuliefererkommen inderRegelausderRegion,abgesehenvonChips,dienurin Asienfabriziertwerden.DieProdukteverkörpernsomitdas QualitätssiegelMadeinGermany.„UnserehoheFertigungstiefebeimedizinischenPCshatniemandsonstinEuropa“, sagteWollesky.Dasermöglichees,auchkleineStückzahlen zubauen.DerBetriebhateineNischegesucht,gefundenund nutztsieoffenkundigerfolgreich.„Natürlichschreibenwir schwarzeZahlen.“

DergeschäftsführendeGesellschafterhatte2018alleAnteileamBetriebübernommen.Seitdemhabeernichtnurden Umsatz,GewinnunddieMitarbeiterzahlmehralsverdoppelt, sondernauchinnovativeProdukteundDienstleistungenneu entwickelt,diedenaktuellenAnforderungendesMarktesgerechtwürden,betontedieOskar-Patzelt-StiftungvorwenigenWochenanlässlichderVergabedesGroßenPreisesfür denMittelstand.DieseEhrungwürdigtherausragendeLeistungenundnachhaltigeunternehmerischeErfolge.DiesehabeACLGmbH„durchvielebemerkenswerteMeilensteineerreicht“,hießesinderLaudatiofürdendiesjährigenSieger. UlrichMilde

So sieht der Normalfall in Firmen aus: Der siebenköpfige Vorstand des Autoriesen BMW um Konzernchef ­Oliver Zipse und Produktionsboss Milan Nedeljkovic, dem früheren Leiter des Leipziger BMW-Werks (2013 bis 2015), hat seine Büros in der Münchner Zentrale, im Volksmund Vierzylinder genannt. Aus der Reihe tanzt die Dermapharm Holding SE. Sie hat den Sitz in Grünwald bei München. Doch der Hauptproduktionsstandort befindetsichimSandersdorferOrtsteil Brehna, rund 30 Autokilometer nördlich von Leipzig. Folglich hat CEO (Chief Executive Officer) Hans-Georg Feldmeier auch sein BüroinSachsen-Anhalt,beimTochterunternehmen mibe GmbH Arzneimittel.

FöderaleOrganisation

„UnsereFirmengruppeisteinNetzwerk aus vielen Standorten mit ­dezentralen und zentralen Kompetenzzentren“, begründet Feldmeier die Struktur. In Reinbek bei Hamburg etwa hat die Chefin des Personalwesens ihr Büro, der Chef der IT arbeitetinBrehna,dieVorständefür ­Finanzen und Marketing haben ihren Sitz in Grünwald. „Wir sind ein bisschen wie die BundesrepublikDeutschland,alsoföderalorganisiert“, schmunzelt der Chef, der ­natürlich viel unterwegs ist und ­dabei gerne Bahn und Fahrrad ­benutzt. „Wir sind einfach ein bisschen anders als andere.“

Viele Wege führen bekanntlich nach Rom – und offenkundig auch zum wirtschaftlichen Erfolg. Im ­ersten Halbjahr 2024 erzielte ­Dermapharm einen Umsatz von 578,5 Millionen Euro und ein bereinigtes Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhevon153,0MillionenEuro.Der Vorstandschef erwartet für das Gesamtjahr Erlöse zwischen 1,17 Milliarden und 1,21 Milliarden Euro. DasentsprichtdemNiveaudesVorjahres–unddaswarim­erstenQuartal 2023 noch durch eine SonderkonjunkturwegenderCorona-Pandemie gekennzeichnet.

StarkesWachstum

Das Unternehmen hat damit ein rasantes Wachstum hingelegt. Zum Vergleich:2018,alsderBörsengang anstand, betrug der Umsatz erst 573MillionenEuro.„Erhatsichseither verdoppelt, das ist schon eine beachtenswerte Entwicklung“, betont der gebürtige Rostocker, der in einer Apothekerfamilie aufwuchs undspäterinGreifswaldPharmazie studierte und in Berlin promovierte. Dermapharmblicktaufeineüber dreißigjährige Firmengeschichte zurück. Das Unternehmen wurde

BeiderProduktion vonArzneimitteln vonmibeinBrehna istPräzisionund ­Genauigkeitgefragt (großesFoto). Ebenfallswichtigist, dassdieMedikamentevordemVersand nocheinmalüberprüftwerden(unten links).

Seit2003wurden Produktionsbereiche zurHerstellung ­nahezusämtlicher Arzneimittelund ­Arzneiformenneu ­errichtet(unten rechts).

Fotos:Dermapharm, MibeGmbH

„Wir sind einfach ein bisschen anders als andere“

DermapharmsetztmitTochtermibe inSandersdorf-Brehnaauf Produkte„MadeinEurope“

1991 vom heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden Wilhelm Beier gegründet und ist inzwischen auch in vielen anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Österreich, Polen, Kroatien, der Ukraine oderSpanienaktiv. Der Erfolg liegt offenkundig maßgeblich am Rezept, dem der Pharmahersteller sich verschrieben hat. Mehr als die Hälfte der Markenarzneimittel sind Originalprodukte, die nur einen oder wenige Wettbewerber haben.

UnsereFirmengruppeistein Netzwerkaus ­vielenStandorten mitdezentralen undzentralen ­Kompetenz­zentren.

Ausgewählte Therapiegebiete Dabei konzentriert sich Dermapharm auf ausgewählte Kerntherapiegebiete. Das sind Dermatologie, Allergologie, Schmerz & Entzündung, HerzKreislauf-Unterstützung, Gynäkologie & Urologie sowie Vitamine, Mineralien und Nahrungsergänzungsmittel.DerAbsatzderzumeist verschreibungspflichtigen Medikamente erfolgt über die Bewerbung beim Arzt und in Apotheken. Dermapharm bietet ein umfangreichesPortfolioan,dasmitmehrals 390 pharmazeutischen Wirkstoffen

Hans-GeorgFeldmeier CEODermapharmHoldingSE

und über 1300 Arzneimittelzulassungen insgesamt rund 1900 Erzeugnisse umfasst. „Das ist seit der Gründung unsere Strategie“, berichtet Feldmeier, der 2003 nach Stationen bei BerlinChemie und Schering zu mibe wechselte und 2018 an die Konzernspitze rückte. Zudem werden die ProdukteinEuropagefertigt, der LöwenanteilinBrehna,wo auf einem 80000 Quadratmeter großen Areal die Waren produziert, einer Qualitätskontrolle unterzogen, verpackt und versandt werden. Spannende Aufbauphase

Corona-Impfstoffhergestellt Während Corona hatte mibe alle Hände voll zu tun. Im Auftrag von ­Biontech wurden in der Firmengruppe bislang 750 Millionen Einzeldosen des Impfstoffes pro­duziert. Dazu haben die Sachsen-Anhalter etwa in eine neue Abfüllanlage investiert, die Kapazitäten erweitert und die Ausrüstung ­modernisiert. „Wir sind stolz auf das Erreichte“, sagt Feldmeier und spricht von einem Know-how-­Gewinn. Seine FirmaistweiterinBereitschaft.„Wir sindalsosoetwaswiedieFeuerwehr vor der nächsten Pandemie.“ Langfristig setzt der verheiratete VatervondreiKindernaufeineFortsetzung des Expansionskurses und will dabei unter anderem die Chancen von „Made in Europe“ in Fernost austesten. Permanent wird die Branche gescreent, um zu schauen, ob es Übernahmekandidaten gibt. „WirsindIntegrationsweltmeister“, sagt der Vorstandsvorsitzende und führtdasaufdiedezentraleStruktur zurück, die für ihn auch den Vorteil hat, dass die Leipziger Oper, das ­Gewandhaus und der ThomanerchorinderNäheseinesDienstsitzes sind.

Der Aufbau von ­mibe begann 2002. „Wegen der guten Lage im Süden von Sachsen-Anhalt zentral in der ­Bundesrepublik“, erinnert sich Feldmeier, fiel die Wahl auf diesen Standort. Zudem habe es sich um ein Förderungsgebiet mit dem Höchstfördersatz gehandelt. Ein Jahr später war die erste Halle fertig, die Produktion startete mit Salben und Lösungen. Auch wurde ein Logistikzentrum errichtet, welches für das weitere Wachstum der Firmengruppe von großer Bedeutung gewesen ist. Es sei eine spannende Aufbauphase gewesen. „Wir hatten am ­Anfang keine ausreichende Infrastruktur für unsere damals 100 Mitarbeiter. Also haben wir uns mit einemeigenenKochundeinereigenen Wäscherei beholfen.“ 2004 wurden die Kapazitäten wegen der Übernahme der Therapeutika-Präparate von Jenapharm erweitert. 100MillionenEuroinvestiert Esgingweiteraufwärts.2008wurde die zweite Halle in Betrieb genommen, sodass seitdem auch sterile Arzneiformen hergestellt werden können. Und vor fünf Jahren wurde mit der dritten Halle ein neues Versandlager als zentrales LogistikHub von Dermapharm eröffnet. „Wir haben bisher in Brehna rund 100 Millionen Euro investiert“, sagt Feldmeier und viele Arbeitsplätze wurden geschaffen. „Wir haben hier 750 Beschäftigte“, so der 62Jährige. Ein Teil von ihnen ist in der ForschungundEntwicklungtätig.„Das führt dazu, dass wir kontinuierlich neue Produkte einführen.“ Insgesamt stehen bei Dermapharm rund 3600 Menschen auf den Gehaltslisten, davon 1900 im Ausland. Ein Beispiel ist die französische Tochter Arkopharma mit Hauptquartier in Carros in der Nähe von Nizza. Mit diesem führenden Hersteller von pflanzlichenNahrungsergänzungsmitteln hat sich Dermapharm den Marktzugang in West- und Südeuropa erschlossen.

Jens Klein behauptet von sich, „schon immer ein bisschen anders gewesen zu sein“. „Ich war in der Schule der, der fair gehandelte Schokolade statt Milka aß. Mich hat eben ein anderes Wirtschaften interessiert als das konventionelle“, beschreibt er. Doch in diesem Bereich nach der SchuleberuflichFußzufassen,kam ihm nicht sofort in den Sinn. „Ich ­habe 2011 erst mal ein Volontariat im Journalismus begonnen.“ Privat blieberdemThematreu,informiertesichweiter,umtieferindieMaterie einzusteigen, arbeitete ehrenamtlichinWeltlädenmit.Nachzwei Jahrenstandfürihnfest:„Ichwollte lieber selbst fairen Handeln betreiben, statt nur darüber zu schreiben“, sagt der 38-Jährige. KooperativeninNicaragua besucht Für Jens Klein war nach dieser Entscheidungklar:UmsicheinrealistischesBildvomfairenHandelzumachen, muss man direkt vor Ort sein und mit den Menschen, den Produzenten, in Kontakt treten. Also erzählte er seinem Vater von seiner Idee, nach Lateinamerika zu reisen und sein Volontariat an den Nagel zuhängen.„Erwardavonnursemibegeistert, unterstützte mich aber von Anfang an.“ Dank eines Kontaktes nach Nicaragua ging Jens Klein 2012 für dreieinhalb Monate in das mittelamerikanische Land.

„Wasichdortgesehenunderlebt habe, hat mich schließlich überzeugt, ein eigenes Unternehmen aufzubauen“, berichtet er und wird konkreter: „Die Menschen sind so offen und freundlich, sie haben sich Zeit genommen und mir alles gezeigt.“ Beeindruckt war er, dass er nicht mit Geschäftsführern oder Verwaltungsdirektoren ins Gespräch kam, sondern direkt mit den BauernundBäuerinnen.„Sokonnte ich direkt in die Arbeitswelt der ­Kooperativen reinschauen.“ Und es zeigtesich,diebestehendenKooperativen haben alle das gleiche Problem: „Sie können alle Kaffee zu besseren Bedingungen verkaufen, aber der Absatzmarkt ist noch nicht groß genug.“

Potenzialfürsein„Kind“ Hierwollteeransetzen,denAbsatzmarkt in Deutschland zu erweitern, denn er sah das Potenzial dieses Kaffees. Zurück in Deutschland ging alles recht schnell. Er suchte sich Partner zum Rösten und Verkaufen seiner eigenen Kaffeesorte und informierte sich, wie er eine Kaffeefirma aufbauen könne. „In meinemkleinenWG-Zimmerinder Südvorstadt habe ich angefangen. Undhierwurde2014meinersterfair gehandelter Bio-Kaffee abgenommen“, schildert er.

Einen Namen für sein neues Projektfanderebenfallsschnell:„Chavalo“ sollte es heißen. „Wörtlich übersetzt bedeutet Chavalo ‚Kind‘. Darin liegt für mich die Hoffnung auf ein würdevolles Aufwachsen undeinelebenswerteZukunft“,betont Jens Klein. Sein „Kind“ Café Chavalo erblickte dann auch offiziell 2014 das Licht der Welt. „Damals begannen die partnerschaft­-

JensKleinarbeitetfürseinenfairgehandeltenBio-Kaffeemit zweiKooperativen-VerbändeninNicaraguazusammen.Die BauernerntennurreifeKaffeekirschenvomStrauch,dieMitarbeiterimLaborinNicaraguakontrollierendieQualitätjeder Charge–undinderRöstereiwirddenBohnenvielZeitgegeben,ihrAromazuentfalten.

Kaffee von seiner besten Seite

JensKleinbietetinDeutschlandseitzehnJahren fairgehandeltenBio-KaffeeausNicaraguaan. MitseinemProjektCaféChavaloermöglichter esdenKooperativenundderenFamilien, vonderArbeitlebenzukönnen.

lichenHandelsbeziehungenmitder Kaffee-Kooperative ‚Tierra Nueva‘ inBoaco/Nicaragua.EinJahrspäter kam schon der erste SchiffscontainermitfairgehandeltemBio-Kaffee nach Deutschland“, beschreibt er. HeuteimportiertCaféChavalojährlich 60 bis 70 Tonnen Kaffee aus ­Nicaragua.

HochwertigerAlltagskaffeein ganzDeutschlanderhältlich Mit seinem nussig-schokoladigem Aroma und einer leichten Geschmackssäure sei Café Chavalo ein solider hochwertiger Alltagskaffee. „Wir arbeiten in Nicaragua

mit zwei Kooperativen-Verbänden zusammen – ‚Tierra Nueva‘ und ­‚Miraflor‘. Deren 250 Mitglieder bauen hochwertigen Spezialitätenkaffee in Bio-Qualität an. Die Pflanzen wachsen im Schatten von Bäumen und Bananenstauden, sodass der Kaffee langsam heranreift“, erzählt Jens Klein. Der Weltladen Leipzig sei der erste gewesen, der Café Chavalo in sein Sortiment aufnahm. Mit der Zeit und einigem Klinkenputzen, wie Jens Klein zugibt, kamen verschiedene Einzelhändler und Gastronomen dazu. 250 Verkaufsstellen deutschlandweit haben Café Cha-

DieVorteilederGenossenschaftfürCaféChavalo

JensKleinhatseinEinzelunter­nehmenCaféChavaloin eineGenossenschaftumgewandelt.Im­Interviewerzählt erwarum,welcheVorteilediesfürseinKonzepthatund wassichinderArbeitveränderthat.

WarumhabenSiedieRechtsformvonGmbHzu ­Genossenschaftgewechselt?

DaswarimWesentlicheneineEntscheidungausÜber­zeugung.CaféChavaloistangetreten,umgenossen­schaft­licheZusammenschlüsseinNicaraguainihrerArbeit zufördern.Daistesnurkonsequent,selbstauchals ­Genossenschaftzufirmieren.Eshandeltsichdabeiaus unsererSichtumdienachhaltigsteRechtsform.

WasbedeutetdasModellfürihrUnternehmengenau? Wirsindbesondersstolzdarauf,dassauchunserebeiden Partner-KooperativeninNicaraguaMitgliederunserer ­GenossenschaftinDeutschlandsind.Dassorgtfüreine ­engereundtransparentereVerbindungalseinebloße ­Handelspartnerschaft.UnsereGenossenschaftsmitglieder inDeutschlandfungierenauchalsBotschafterunserer

valobeisichgelistet.EinVierteldes Umsatzes komme dabei aus Leipzig, ist Jens Klein stolz. „Bei den Gastronomen ist es schwerer, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Corona war da für uns nur ein Schreckmoment, aber die Inflation hat uns einen echten Umsatzeinbruch beschert“, gibt Jens Klein zu. KonzeptdesfairenHandels verstehen

Doch die Menschen verstehen, wie wichtig die Philosophie hinter dem KonzeptdesfairenHandelsist.„Mit fair gehandelten Produkten wollen wir den Bauern und Bäuerinnen ein

auskömmliches Leben ermöglichen. Sie sollen von ihrer Arbeit leben können“, erklärt Jens Klein. KaffeewirdanderBörsegehandelt, ist damit immer Schwankungen unterworfen.„MitdemKonzeptdes fairen Handels wollen wir das verhindernunddeckelndenPreisnach unten. Das heißt, wir haben mit den KooperativeneinenPreisfestgelegt, derweitüberdemüblichenBörsenpreis liegt und zahlen ihn auch, wenn der Börsenpreis fällt.“ Ziel sei es, so selbstverwaltete Kooperativen zu unterstützen, EigenverantwortlichkeitundeinehoheProduktqualität zu fördern.

IdeeundunseresHandelsinihrenjeweiligenWirkungs­bereichen.Dasistextremwichtig. InderjährlichenGeneralversammlunggibteseinensehr ­regenAustausch,überdieAusrichtungderGenossenschaft,Perspektiven,Lösungsansätzeetc.DasTreffenist weitmehralseinbloßesAbarbeitenformalerTagesordnungspunkte.

WarnurdieeGeineLösungfürSie?

Ja-keineandereFormwäreähnlichkonsequentgewesen.

WassindIhreErfahrungenausdenvergangenenJahren?

UnsereIdeehatvieleBotschafter­gefundenunddie ­MitgliederderGenossenschaftsindeinwesentlicher ­FaktorbeiderFinanzierungunsererAktivitäten ­geworden.Diegezeich­netenAnteileerhöhenunser ­Eigenkapitalunddarüberhinauswerdenauchimmer ­wiederNachrang­darlehenzurVorfinanzierungvon ­Kaffeegewährt.

WeristbeiIhnenMitglied?

DaserkläreauchdenetwashöherenPreisgegenüberdemkonventionellen Kaffee: nämlich 27 Euro pro Kilogramm für Café Chavalo statt 10 Euro pro Kilogramm für Kaffee aus dem Discounter. Dafür trinke hier das gute Gewissen mit. „Für mich ist der faire Handel die einzige Form, Kaffee zu trinken, der aus menschenwürdigemAnbaustammt. Undichweiß,wievielArbeitinsolch einer Tasse Kaffee steckt.“ Dieser Gedanke bewege immer mehr Menschen dazu, zu fair gehandelten Produkten zu greifen. Laut Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind auf dem deutschen Markt rund 7800 fair gehandelte Produkte erhältlich – Kaffee sei dabei das wichtigste Produkt. „NochsindwireinNischenprodukt, aber der Umsatz mit fair gehandelten Produkten steigt, trotz des zurückhaltenden Konsumverhaltens sowie der Klima- und Wirtschaftskrise“, hebt Jens Klein hervor. Segel-KaffeeundFrauenpower Wenn man Verantwortung für die Menschen vor Ort und ihre Lebensbedingungen übernimmt, hat man laut Jens Klein auch eine Verantwortung gegenüber der Natur. Daher hat sich der Kaffeehändler dazu entschlossen, beim Transport einen anderen Weg zu gehen. „Unseren Segel-Kaffee und Segel-Espresso lassen wir emissiosarm in einem ­Segelschiff von Mittelamerika nach Europa transportieren. Damit setzen wir ein Zeichen für verantwortungsvollen und klimabewussten Transport.“

Mit der Sorte „Café Feminista“ kämpft er für Gleichberechtigung und faire Entlohnung in einem patriarchisch geprägten Land. „Der Anbau und die spezielle Weiterverarbeitungstehenkomplettunterder Regie von Kaffeebäuerinnen“, unterstreicht er seinen Ansatz. VomEinzelunternehmenzur ­Genossenschaft

Einen weiteren wichtigen zukunftsorientierten Schritt ging Café Chavalo2017.DawurdeausdemEinzelunternehmen eine Genossenschaft mit rund 90 Mitgliedern. „Die Genossenschaft war schon immer ein Traumvonmir,schließlichistdasdie konsequente Umsetzung unseres Konzepts, genossenschaftliche Zusammenschlüsse in Nicaragua zu unterstützen“, erläutert Jens Klein. Mitglieder sind Freunde, Familienmitglieder, Kaffeeröster und die ­Kooperativen selbst. „Das verdeutlicht noch einmal mehr den Grundgedanken:gemeinsamarbeiten,gemeinsam Verantwortung tragen.“ ErweiterungdesAngebots EinmalimJahristJensKleininNicaraguaundbesuchtdieKooperativen. „Mitisteswichtig,aufAugenhöhein Kontakt zu sein und umgekehrt schätzenesdieBauernundBäuerinnen wert.“ Und dadurch hat er sich einweiteresZielgesetzt:„Nicaragua bietet als Land viele spannende BioProdukte.IchmöchtegerndasAngebot von Café Chavalo erweitern“, blickt er voraus. So dürfen Interessierte gespannt sein, was demnächst auf dem Frühstückstisch landet. MehrInfosuntercafe-chavalo.de.

EsisteinbunterMix:Kaffeeproduzentinnenund-produzentenin­Nicaragua,KaffeefansinDeutschland, Nicaragua­Soli-Bewegte,­Kaffeeröster,Weltlädenetcetera. ArbeitenSienunanders?

AnderArbeitsweiseimAlltaghatsichweniggeändert, aberdurchdieGeneralversammlungensowiespora­dischenTreffenoderauchimE-Mail-Austauschmitden MitgliedernhateseinenKreativitätsschubgegeben.Viele Köpfe,vieleIdeen. DieExistenzeinesAufsichtsrats­sowiedieregelmäßigen PrüfungendesGenossenschaftsverbands­sorgenzudem fürmehrDokumentationundmehrunterjährigeKontrolle derArbeitsweise.DasistausbetriebswirtschaftlicherSicht durchausvorteilhaft.

SinddiePartnerschaftenjetztengeralsvorher? Unbedingt,sowohlnachNicaraguaalsauchzudenKonsumentinnenundWiederverkäufern.Werselbst­Mitgliedder Genossenschaftist,trinktundverkauftunserenKaffee ganzanders.

KaffeeausNicaragua-fairundbio:DiesenAnsatz
KleinmitseinemProjektCaféChavalo seitzehnJahren. Fotos:CaféChavalo

Mit Stärke zu besseren Ernteergebnissen

BernhardSackhatmitseinemUnternehmenamynovapolymerseineneueund innovativeLösunggefunden,umnichtbiologischabbaubare,wasserlöslichePolymereauf natürlicheWeisezuersetzen.DerzeitkommtseinAlternativproduktinderLandwirtschaft zumEinsatz.GeforschtwirdauchanweiterenEinsatzmöglichkeiten–vonderKosmetik überdiePharmazieundLebensmittelchemiebishinzurPapierverpackung.

Pflanzenschutzmittel werden in der Landwirtschaft angewendet, um Pflanzen vor Schädlingsbefall zu schützen und somit Erntenzusichern.Allerdingssind Pflanzenschutzmittel gesundheitsschädigend. Daher hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im September das „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ vorgestellt. Darin ist unter anderem festgelegt, bis zum Jahr 2030 den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zu halbieren. Für Landwirte eine weitere Auflage, die ihre Betriebe vor neue Herausforderungen stellt und eine effiziente Produktion von Lebensmitteln erschwert. Hier kann Bernhard Sack, Geschäftsführer der amynova polymers GmbH, weiterhelfen. Denn amynova hat ein innovatives Produkt auf Stärkebasis entwickelt, ein einzigartiges Biopolymer, mit dem Landwirte die geforderten 50 Prozent Pflanzenschutzmittel einsparen können und sich der Ernteertragsogarsignifikantverbessert. „Es gibt kein anderes ProduktaufdemMarkt,dasdiese Eigenschaften aufweist“, betont der 58-Jährige.

UmweltwirdmitKunststoff überschwemmt

In der Industrie gibt es verschiedeneProdukte,dieEigenschaften wie Beschichtung (also Filmbildung) und Verdickung besitzen. „Jedoch sind diese allesamt auf synthetischer Basis hergestellt und damit schwer biologisch abbaubar“, beschreibt Bernhard Sack. Wer aufmerksam das Etikett der Inhaltsstoffe auf den Tuben,DosenundFlaschenderKosmetikindustrieliest,findetsiedort aufgelistet:PolypropyleneGlycol, Acrylate Copolymer oder Dimethiconol.Abernichtnurhierfindet man Kunststoffarten – auch in Waschmitteln, Spielzeug, Dünger, Arzneimitteln und Verpackungsmaterialien.

977 Tonnen Mikroplastik und 46900 Tonnen gelöste Polymere gelangenjährlichinDeutschland alleinausKosmetikproduktensowie Wasch-, Putz- und Reinigungsmitteln ins Abwasser. Das ergab eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) im Auftrag des NABU. UndeinForschungsteamderUniversität Bayreuth hat in einer Meta-Studie herausgefunden, dassdieBedrohungdurchMikroplastik an Land noch viel größer ist als in Gewässern.

ForschungimPolymerbereich Erschreckende Zahlen und Aussagen. „Wir überschwemmen unsere Umwelt förmlich mit Kunststoff“, bestätigt Bernhard Sack. Der Grund ist für den Geschäftsführer ganz einfach: „Kunststoff wird in so vielen Produkten eingesetzt, weil er eine hoheLeistungerbringt,billigist–sowohl in der Herstellung als auch der Verarbeitung – und eben vielseitig einsetzbar ist.“

Das Problem wiederum ist seine

Schädlichkeit auf die Umwelt und den Menschen. Daher hat amynova vor 14 Jahren angefangen, im Polymerbereich zu forschen. „Unser Ziel war es, eine Alternative zu den herkömmlichen, nicht biologisch abbaubaren und wasserlöslichen Polymeren zu finden – und zwar aus natürlichen Rohstoffen, aber mit derselben Performance“, berichtet er. Entstanden ist das stärkebasierte Biopolymer „amylofol“.

MitderKartoffelfingallesan „Ich habe mich dann auf dem Marktumgeschaut,fürwenunser ProdukteinenbedeutsamenNutzenhabenkann“,erzähltderGeschäftsführer. Sein Blick fiel auf diefürihnvielgebeuteltenLandwirteunddieKartoffel–desDeutschenliebstesGemüse.„Alsohaben wir eine Anlage entwickelt, mit der wir anfangs 500 Liter in der Woche produzieren konnten, haben Partner gesucht und mit Untersuchungen auf dem Feld begonnen.“

Bis zu 18-mal müsse ein Landwirt seine Kartoffeln mit Fungiziden und Herbiziden spritzen, um Schadpilzezutöten.„Dasgiltübrigens auch für Bio-Kartoffeln“, betontBernhardSack.Bislangsei esso,dassbeiRegendiePestizide von den Pflanzen gewaschen werden. Gebe man aber „amylofol“ ins Spritzwasser, bilde der Wirkstoff eine Art Beschichtung aufdenPflanzenblättern,dender Regen nicht abwaschen kann. „Damit kann der Landwirt sein Feld sauber halten, die Pflanze hat weniger Stress, weil sie sich nicht gegen Schädlinge wehren muss, und der Ertrag kann sich besser entwickeln.“, zählt Bernhard Sack die Vorteile auf. Damit erhöhesichinseinenAugenauch die Effizienz des Pflanzenschutzmittels signifikant. Auf dieser Erfahrungsbasis ging die Forschung weiter und zwei weitere Einsatzgebiete in der Landschaft kamen hinzu: „Unser Produkt ‚Seedcover‘ wird zur Saatgut-Beschichtung verwendet.Hiersorgtesfüreinebessere Keimfähigkeit sowie kräftigen Pflanzenwuchs“, beschreibt Bernhard Sack. „Erosioncontrol“ wirdalsHaftmittelzusammenmit Vorauflaufherbiziden ausgebracht. Auch hier blockiert das Biopolymer die Abwaschung durchRegen,„vorallemaberhält es Herbizide und Dünger länger in den oberen Bodenschichten und verhindert, dass weniger Pflanzenschutz ins Grundwasser gelangt“.

Biopolymererobertden ­Globus Tausende Landwirte in Deutschland sind bereits vom neuen Biopolymerüberzeugt.VorzweiJahren kamen weitere in Österreich, der Schweiz, den Niederlanden und Frankreich hinzu. 5000 Liter proTagwerdenbeiamynovajetzt hergestellt. „Und wir können jederzeit hochskalieren, um der steigendenNachfragegerechtzu werden“, ist er stolz. Denn die ist da. „Landwirte in denUSAsindaufmichzugekommen. Auch sie konnte unser Produkt überzeugen.“ Acht Tonnen ist amynova gerade dabei auszu-

WassindPolymere?

WerdasWort„Polymer“hörtundliest,denktzuallererstanPlastik.Ganzfalschistdasnicht, aberauchnurdiehalbeWahrheit,wieBernhardSackerklärt:„Kunststoffemachennureinen kleinenTeilderPolymereaus.Polymerbedeuteteinfach‚ausvielenTeilenaufgebaut’.Somit sindPolymerechemischeStoffe,dieauslangkettigenMolekülenbestehen.ManunterscheidetzwischensynthetischenPolymerenundBiopolymeren.SynthetischePolymere sindpetrochemisch,alsomithilfevonErdgasodergeeignetenFraktionendesErdölsmodifizierteSubstanzen.SiesindeineHauptkomponentefürdieHerstellungvonKunststoff.BiopolymerehingegenbildendieGrundbausteinejeglicherOrganismenundsindbiologisch abbaubar.ZudenBiopolymerenzählenzumBeispielStärke,ProteineundKeratin.“

1:BernhardSackaneinemmiteinerStärkelösunggefülltenTank.EinenTaglang ­verbingtdieLosunginRotation.

2:Dr.SebastianKöhlinggibtgeradeReagenzienineinekleineAnlage,umeine ­chemischeReaktionherbeizuführen.

3:Dr.KatrinEckardtbeiderTitration,einemAnalyseverfahren,beidemdieKonzen­trationeineschemischenStoffesbestimmtwird. Foto:NannetteHoffmann|Symbolbild:AdobeStock

Wiekameszur­Namensgebung?

DerFirmenname„amynovapolymers“warlautBernhardSackinzehnSekundengefunden. „IchwargeradeamTelefonundmeineGedankenkreistenumunserneuesHauptprodukt ‚amylofol‘.NunbasiertdasjaaufStärke,daherdielateinischeForm‚amylo‘.Darinstecktefür michwiederumderschöneFrauenname‚Amy‘.UnddaunserProduktneuist,kammirnoch daslateinischeWortfürneu,also‚nova‘,indenSinn.Zusammenergabdasfürmichdann ‚amynova‘–undpolymersheißenwir,daessichbeiunseremProduktumeineshandelt.Also bezeichnetamynovapolymersfreiübersetzt:NeueStärkefürdenPolymerbereich.“

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liefern. „Das sind Mengen, die wir zwar hier produzieren können, den Export aber unheimlich verteuert.“ Daher denkt er darüber nach, eine Produktionsstätte in den USA aufzubauen. Vor ein paar Wochen habe dann auch China Interesse am Produkt bekundet. Das beweise ihm: „Weltweit haben alle dasselbe Problem.“

Um das innovative Produkt weiterzuentwickeln und in den Markt zu bringen, sucht Bernhard Sack Fachkräfte. „Derzeit haben wir drei Chemiker im Labor und vier in der Produktion hier am Standort in BitterfeldWolfen. Im Innendienst arbeiten fünf und ich habe ein Team von drei Verkäufern draußen.“ Das reicht nicht mehr aus, wohl wissentlich, dass der Vertrieb das A und O ist. „Und aktuell auch das Teuerste am Produkt“, bestätigt Bernhard Sack, der gerade viele 1-zu-1-Gespräche mit den Landwirten selbst führt.

Vorreiteraufdem ­Forschungsgebiet Zur Anwendung kommt das Biopolymer nicht nur bei Kartoffeln, sondern auch bei weiteren Nutzpflanzen wie zum Beispiel Mais und Zuckerrüben. Aktuell laufen zudem Forschungen mit Obstbauern. „Überall dort, wo Wirkstoffe eingesetzt werden, kann unser Produkt mit seinen positiven Eigenschaften mit eingesetzt werden“,sagtBernhardSack.Also in so gut wie allen Bereichen des Lebens. „Mit unserer Forschung im Polymerbereich sind wir Vorreiter“, betont der Geschäftsführer. Aufgrund der jahrlangen Erfahrung geht er jetzt weiter – in andere Anwendungsbereiche. „Wir suchen dafür neue Partner in den verschiedenen Industriezweigen.“ Geglückt ist das schon mit einem großen namhaften Kosmetikhersteller.„AktuellentwickelnwirhierfüreinneuesProduktundhoffen,esindreibisfünf Jahren auf den Markt zu bringen“, berichtet Bernhard Sack. HohesMaßan Frustrations­toleranz An den neuen Produkten und den damit verbundenen vielseitigen Einsatzgebieten forschen Dr. Katrin Eckhardt und Dr. Sebastian Köhling.„WirhabeneineZielstellung,zumBeispielsolleinProdukt eine hohe Viskosität aufweisen. Also besteht unsere Forschung darin, wie wir das erreichen können, welche Einflussfaktoren dies verhindern und wir diese wiederum abändern können“, erklärt Dr. Sebastian Köhling. Anhand von verschiedenen Parametern testen sie sich Stück für Stück an ein Ergebnis. Der Weg sei steinig und mit vielen Rückschlägen gepflastert. „95 Prozent unserer Tests klappen dabei nicht“, gibt Dr. Katrin Eckhardt zu. Das sei aber typisch für Forschung und Entwicklung. Da müssten die beiden Naturwissenschaftler schon eine hohe Frustrationstoleranz an den Tag legen. Doch wenn der Durchbruch gelingt, können sie mitihrerArbeitMenschundNatur helfen und die Welt in großem Stil nachhaltiger gestalten.

Im Allgemeinen kommt das Sächsischebundesweitnicht so gut weg. Bei Umfragen über die Beliebtheit der deutschen Dialekte landet es ­regelmäßig auf den hinteren ­Rängen.DochimSpeziellenkann es einen Vorteil bedeuten: Beim Deutschen Bauerntag in diesem Sommer in Cottbus zum Beispiel. Torsten Krawczyk kandidiert für das Amt des Vizepräsidenten. Der im Ortsteil Hochweitzschen indermittelsächsischenGemeinde Großweitzschen geborene Landwirt verblüfft die Delegierten nicht nur, sondern überzeugt siemiteinerebensolaunigenwie deutlichen Rede im feinsten Sächsisch.

Er plädiert für konservative Werte, legt ein Bekenntnis zur Wahrheit ab und setzt sich für ­offene Märkte sowie unternehmerische Freiheit ein. Er wolle nicht auf die „nächste Show der politischen Pausenclowns“ warten. Das Ergebnis: Der Sachse wird mit 96,95 Prozent belohnt –416 Ja- und 15 Neinstimmen. So vielZustimmungwienochnieauf einem Bauerntag, heißt es. Damit bekommt er mehr Unterstützung als die anderen drei Vizepräsidenten, die aus Bayern, Hessen undNiedersachsenkommen.Der für vier Jahre wiedergewählte VerbandspräsidentJoachimRukwied (63) vereint 409 Stimmen auf sich.

ZuständigfürdenAckerbau

„Das Ergebnis hat mich sehr überrascht und natürlich auch gefreut“, sagt Krawczyk, der seit fünf Jahren Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes ist. Zugleich ist er sich einer ­hohen Erwartungshaltung ihm gegenüber bewusst. An der Spitze des bundesweiten Verbandes kümmert sich der Neuling um den Ackerbau. Landwirte sind halt vielseitig. Denn zusammen mit seinem Bru-

Vom Vorteil des Sächsischen

TorstenKrawczyknutztdenDialekt, umVizepräsidentdesDeutschenBauernverbandeszuwerden

FaktenLandwirtschaft

DerSächsischeLandesbauernverbandistdieberufsständigeVertretungderinderLand-undForstwirtschaftTätigen.Erwurde1991gegründet.

Inden7000BetriebenimFreistaat sindzusammenrund17000Mitarbeiterbeschäftigt.ZumVergleich: 2003warenesnoch21400Menschen. DiesächsischeLandwirtschaftist keineinzelnstehenderWirtschaftszweig,sondernübervielfältigeBeziehungenmitanderenBereichen verbunden.DadurchentstehenzusätzlicheWertschöpfungseffekte imHandel,beiHerstellernvonLebensmitteln,beiDienstleisternund beianderenAkteuren.DieLandwirtschafthatsomiteineökonomischeBedeutung,dieweitüberdie ProduktionlandwirtschaftlicherErzeugnissehinausgeht. JederVollzeit-Arbeitsplatzinder sächsischenLandwirtschaftführt zuetwasmehralseinemweiteren ArbeitsplatzinSachsen. JederEuro,deralsEinkommenin derLandwirtschaftgezahltwird,erzeugtweitere1,40EuroEinkommen inanderenWirtschaftsbereichenin Sachsen. VonderlandwirtschaftlichgenutztenFlächesindzweiDrittelPachtfläche.2023warensachsenweit 703000Hektarbeziehungsweise 78ProzentAckerland(Deutschland: 70Prozent).Auf54Prozentdieser Fläche(Deutschland:52Prozent) wurdeGetreidezurKörnergewinnungangebaut.

der ist er Geschäftsführer der Landgut Westerwitz GbR. Die Firma konzentriert sich auf die Schweinehaltung mit eigener Schlachtung, die DirektvermarktungsowieeineeigeneBiogasanlage, deren Input aus nachwachsenden Rohstoffen und den Nebenprodukten der Tierproduktion besteht. Ein Teil des ­gewonnenen Stromes wird ins ­öffentliche Netz eingespeist. Die entstehende Wärme wird selbst genutzt. Außerdem wird das ­benachbarte Fachkrankenhaus Bethanien, ein Fachzentrum für psychosoziale Medizin, beliefert. Zudem werden Eier (aus Freilandhaltung) und Honig aus der eigenen Imkerei angeboten.

Krawczyk, der in seiner Freizeit gerne mit der Harley durch die Gegend tourt, hat nach Ansicht von Beobachtern gerade zu Jahresbeginn durch die Bauernproteste im Freistaat deutlich an Profil gewonnen. „Die Demonstrationen waren ein Erfolg“, resümierterimGesprächmitderLVZWirtschaftszeitung. Die Landwirte hätten es geschafft, eine breite Öffentlichkeit auf ihre Sorgen und Nöte aufmerksam zu machen. Es gelang etwa, die AbschmelzungderSteuervergünstigung beim Agrardiesel über drei Jahre zu strecken. Veränderungenmöglich Beeindruckt ist der verheiratete Vater von zwei Kindern vom unerwartetgroßenZuspruchausder BevölkerungandenProtestaktio-

nen.„DieDemoshabengeholfen, Druck aus dem Kessel zu nehmen“,meinter.Dadurchseieserreicht worden, auf europäischer Ebene Veränderungen in Gang zusetzen.„UnsereNachbarnhatten nicht gedacht, dass die deutschen Bauern so auf die Straße gehen.“ Es sei ein Bewusstsein geschaffen worden, „dass Veränderungen mit demokratischen Mitteln möglich sind“. Es gebe einen „breiten Willen“ bei den Menschen, neue ­Wegeeinzuschlagen.„Mankann vieles erreichen, wenn die Leute hinter einem stehen“, meint Sachsens oberster Landwirt. Weshalb er auch in seiner neuen Funktion „mit der Basis“ agieren wolle. „Darauf kann man sich verlassen.“ Der Deutsche Bauernverband sei verlässlich, kooperationsbereit, aber wie ein großes, schweres Schlachtschiff, deutet er vorsichtige Kritik an. ErneuteProtestemöglich Nun ist Krawczyk kein Krawallmacher, abwimmeln, vertrösten lässt er sich jedoch nicht. „Wir können die Bauernproteste wiederholen“, verkündet er. Es sei möglich, sie organisatorisch innerhalb von drei Tagen auf den Weg zu bringen. „Aber wir sind uns dieses Schatzes bewusst, werden ihn aber nur dosiert einsetzen.“ Es gebe die steigende Bereitschaft, unbequem zu sein. Was die sächsische Politik zu spürenbekam.SofordertederInteressenvertreter vor einem Jahr

inSachsen aufeinemGetreidefeldvor einemMähdrescher.

Foto:RobertMichael/dpa

ZeitfürverführerischeDüfte

SiegehörenzurWeihnachtszeitwie derAdventskranzoderderWeihnachtsbaum–dieRäucherkerzen. BesondersimErzgebirgeistdas AbbrennengelebteTradition.Den wohligenundwarmenGeruchvon WeihrauchundMyrrheverströmen ganzklassischhölzerne„Raachermannl“oderRäucherhütten.

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AbsageanPolitik Krawczyk kann lästig sein. Das bekamendieLandtagsfraktionen vonCDU,SPDundGrünezuspüren,dieimFrühjahrzueinemGespräch über das geplante Agrarstrukturgesetz eingeladen hatten. Der Terminvorschlag sei zu kurzfristig erfolgt, so der Landwirte-Leader. Außerdem sollte die Unterredung einen Tag vor der wichtigsten Branchenmesse, der Agra, stattfinden. Das gehe nun gar nicht. Das Gesetz, mit dem der Verkauf landwirtschaftlicher Flächen stärker ­reguliert werden sollte, liegt auf Eis. Sicher ist, dass der 49-Jährige weiter seine Stimme erheben wird. „Sachsens Landwirtschaft hat in den vergangenen Jahren rund 20 Prozent an Wertschöpfung verloren“, berichtet er. „Wir stehen vor existenziellen Problemen.“ Diese will er auf Bundeswie auf Landesebene helfen zu ­lösen. Und wenn in vier Jahren ­Joachim Rukwied nicht mehr antretensollte,dannstelltKrawczyk sich zur Wahl? „Das ist kein Thema“, winkt er ab. Weiß aber, dass man niemals nie sagen sollte.

ANZEIGE den Rücktritt von Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (Grüne), als es Verzögerungen bei den Direktzahlungen gab. „Das war unglaublich, weil viele Zahlungstermine wie Kredite, Versicherungen und Pachten unserer Betriebe darauf abgestellt sind.“ 30 Jahre lang sei es korrekt gelaufen. Günther hatte die Verspätung mit einer Um­stellung des Computerprogrammes erklärt. „Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern hatten ihm angeboten, deren Programme zu nehmen.“ Das habe der Minister nicht getan und so einen „riesigen Vertrauens­schaden“verursacht.Sachsensei das einzige Bundesland gewesen, in dem die Gelder – immerhin ging es um 241 MillionenEuro–nichtpünktlichausgezahlt ­wurden.

ÖffnungszeitendesMuseums undderVerkaufsausstellung: Montag–Freitag 9:30bis15:00Uhr MuseumundVerkaufsind zusätzlichgeöffnet: 1./2./3.Adventswochenende 13:00bis17:00Uhr

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Fax: 035209/22844

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Internet: www.knox.de

VonUlrichMilde
TorstenKrawczyk,Bauern­präsidentvonSachsen,steht nacheinerPressekonferenz zumErnteauftakt

MaikeMaurerbringt Fahrzeugerichtiggroß raus:miteinemeinzigartigenindividuellen ­Foliendesign–indezent oderextremauffällig.

Fotos:tripleschicht, NannetteHoffmann| Hintergrund&Grafik: AdobeStock

Jungunternehmerin verleiht vier Rädern neuen Look

MaikeMaurerhatvorsiebenJahreninHamburg ihreDesign-undFolierwerkstatt„tripleschicht“ aufgebaut.ZurückinihreraltenHeimatbringt sieAutos,VansundWohnmobilezumLeuchten.

Eigentlich stehen in der Design- und Folierwerkstatt „tripleschicht“ von Maike Maurer PS-starke Flitzer oder große Wohnmobile. Doch an diesem Donnerstagabend steht fast einsam nur ein Klavierkorpus–dafüraberalsbunter Hingucker zwischen grauem Beton. Dieses Spezialprojekt sei eine Ausnahme, sagt die junge Frau. „Der Kunde kommt gleich zur Abnahme, ich muss mich beeilen“,sagtsiekurzundmachtsich sogleichandenletztenFeinschliff: dieBeine.MitPräzisionfaltet,legt, beklebt sie die Kanten mit einer bunten Folie und schneidet schließlich die Überreste ab. Binnen Minuten sehen die Beine genauso farbenfroh aus wie der Korpus. Wenig später steht auch schon PeterinderToreinfahrt.DemMusiker stockt der Atem – „wie damals, als ich meinen Van hier abgeholt habe“, sagt er. Er geht zum frisch folierten Korpus, streicht über dessenneuenUnterbau,legtseinKeyboard ein, setzt sich davor und stimmt ein Lied an. „Es spielt sich herrlich“,schwärmter.WasAussehen so alles bewirken kann … Band-VanimVan-Halen-Look Der Musiker der Band „The New Hornets“ ist – wie es oft läuft – auf Empfehlung zu Maike Maurer gekommen. „Möchtest du Qualität und ein auffälliges Design, dann bist du bei Maike in den besten Händen“, hieß es. Die Band hat einen schwarzen Van, den wollten sie „aufpolieren“ lassen. „Wir wollten was anderes als die klassische Werbebeklebung mit Logo und Telefon, wir wollten was mit Wiedererkennungswert“, berichtet der junge Mann. Und das sollten sie bekommen. Zusammen haben sie gesessen und überlegt, wie der Van aussehen könnte. „Es sollte unser Foto drauf sein, für den Rest war ich offen.“DerGitarristderBandbrachte seine ­Gitarre ins Spiel, die im gelb gestreiften Van-Halen-Look bereits ein Hingucker war. Nun solltenpassendzumNamen„Hornet“(engl.fürHornisse)diegelben Streifen auch quer über den Van verlaufen. Dann noch das Foto, den Bandnamen und weitere grafische Elemente dazu und fertig war das Design für den Bandbus. Also ab an den Rechner, aufzeichnen, drucken, zuschneiden

undaufkleben.NachsiebenTagen war der neue Look fertig. „Es war echt Wahnsinn, als wir unseren Tourenwagenabgeholthaben.Wir waren alle begeistert“, sagt Peter. Dank der Optik seien auch schon neue Anfragen für Auftritte dazugekommen.„Unddabeifahrenwir denVanerstseitvierWochen.“Immer wieder werde der Bus gesichtet und fotografiert und daraufhin in den sozialen Medien verlinkt. KreativeHandarbeit Für Maike Maurer ist die Freude ihrerKundendergrößteLohn.„Ich mag es, dass ich mich in meinem Beruf ausleben und kreativ sein kann. Das ist großartig. Es ist aber immer eine Arbeit mit dem Kunden zusammen. Das Ergebnis ist niezu100Prozentmeines,sondern zur Hälfte die des Kunden“, sagt sie. Die Projekte reichen von einzigartigen und bunten Privatkundenfahrzeugen über signifikante und stylische Flottenfolierungen biszurFirmenwerbung.Aberauch vonderNaturinspirierteWohnmobile und Caravanprojekte bis zu Rennstreckenfahrzeugen, deren Look auch bei Höchstgeschwindigkeiten ins Auge fällt.

Diedesignten ­Foliensind ­allesUnikate. Esgibtkeine ­zweite, diegenauso ­aussieht.

MaikeMaurer Geschäftsführerin

„Da alle Kunden sehr verschiedensind,ermöglichtunsmodernste 3-D-Computer-Simulation, die GrafikbereitsimVorfeldbestmöglich zu visualisieren. Dennoch habenwirbeiderÜbergabederfertig folierten Wagen immer einen Wow-Effekt, da die Realität eben doch noch eine andere Wirkung hat“, erklärt Maike Maurer. Was ihr bei der Arbeit wichtig ist:„DiedesigntenFoliensindalles Unikate. Es gibt keine zweite, die

Das nahm sie zum Anlass, über einemUmzugnachzudenken.„Ich wollte zurück, zurück nach Hause.“ Der Grund: „Es ist schwer in der Gründung, in der meine Arbeitszeit weit über 40 Wochenstundenhinausging,neueFreunde zu finden.“ Als neuen Standort hat siesichimvergangenenJahrLeipzig ausgesucht. „Ich liebe die Stadt, weil sie kulturell viel bietet, weltoffen ist. Und in der Umgebung finde ich alles zur Erholung und zum Ausgleich“, betont sie. Und das Beste: „Meine Freunde wohnen alle in der Nähe.“

genausoaussieht.“Fürdie32-Jährige verstehe es sich von selbst, nicht zu kopieren. „Ich habe ein sehr gutes Gespür dafür zu verstehen, was mein Gegenüber sich vorstellt und brenne dafür, die GeschichtenhinterderbloßenIdeezu hören.“ Dafür nimmt sich Maike

Maurer auch extra Zeit, um den Kunden kennenzulernen. „So kann ich am Ende visualisieren, was gewünscht ist, auch wenn der ein oder andere nicht immer von Anfang an eine ganz konkrete Idee hat.“

HohesServicelevel, ­hochwertigeFolien

MaikeMaurerbietetinihrerWerkstatt echte Handarbeit und einen Rundum-Service aus einer Hand: „angefangen beim Grafikdesign und der Erstellung von Motiven über das Drucken oder Plotten auf hochwertigen Digitaldruck- und Fahrzeugfolienbishinzumperfekten Ergebnis auf dem Fahrzeug“, zählt sie die Arbeitsschritte auf. Das ergebe auch den stolzen Preis von 3400 Euro für eine einfarbige Vollfolierung beispielsweise bei einem SUV. „Ich weiß, ich bin da nicht der günstigste Anbieter. JedochrechtfertigenunserServicelevel, der Einsatz der neuesten 3-DSoftware zur Grafikansicht sowie die jahrelange Erfahrung und die hochwertigen, langfristig haltbarenFoliendenPreis.Wirhabenuns über die Jahre ein Standing aufgebaut, das uns Kunden aus ganz Europa beschert. Darauf bin ich sehr stolz“ betont Maike Maurer. Möglich sind bei ihr Teil- oder Vollfolierungen. Dabei foliert sie alle Modelle – vom Trabant über Smart, Opel, VW, BMW bis zum Porsche GT3 RS, aktuell aber vor allem Multivans, Wohnwagen oder Wohnmobile. „Eines eint alle meine Kunden: Der Wunsch nach Individualisierung ihres FahrzeugesundeinerBeratung,beidersie sich wohlfühlen“, fasst die Jungunternehmerin zusammen.

Vielschichtige­Ausbildung DassMaikeMaurerzusolcheinem Handwerk kam, war eher Zufall. DiegebürtigeZwickau­erinatmete als Werkstudentin bei VW erste Automobilluft. Obwohl sie Fahrzeugentwicklung und Automobilfertigung toll fand, entschied sie sich 2010 dafür, in Chemnitz Chemie zu studieren.

Da ihre Jobaussichten damals auchmitAbschlussalsMasterwenig attraktiv ausfielen, nahm sie 2015 in Hamburg ein Duales Studium zum Wirtschaftsingenieurwesen bei einem Pharmakonzern auf.„DerJobmachtemirSpaßund ich konnte schnell aufsteigen“, berichtet sie. Aber ihr fehlte es, kreativ zu sein.

Ihr damaliger Partner war ­Folierer und so sammelte sie erste Erfahrungen in diesem Bereich, eignete sich nebenbei noch WissenzumDigital-undDesigndruck an. Und dann stand sie vor einer Entscheidung: Mache ich in meinem Job weiter oder versuche ich, mich mit einer eigenen Folierwerkstatt selbstständig zu machen?

Sie wagte 2017 den Schritt in die Teilselbstständigkeit. „Ich gründete tripleschicht, blieb aber in meiner alten Firma, während mein Partner die Folierung übernahm“, erzählt sie. „So hatte ich die Sicherheit, erst einmal das gesamte Kundennetzwerk aufzubauen, die Prozesse rund um DesignundDruckzuvertiefenundin die Aufgabe der Geschäftsführung hineinzuwachsen.“

Daswürdesieauchjedemempfehlen, der sich überlegt, neu zu gründen. „Ich hatte vorher keine Ahnung vom Unternehmertun. Ich musste alles von der Pike auf lernen – und zwar von 0 auf 100“, gibtsiezu.DasseieineDoppelbelastung gewesen: „Tagsüber der erste Job, anschließend Vertrieb und Buchhaltung steuern und dann noch ein Handwerk neu erlernen.“

InSelbstständigkeit

aufgegangen

Doch sie leckte Blut, ging in die Kaltakquise, baute sich Stück für Stück ein Vertriebsnetzwerk auf undstiegimmertieferindieMaterie ein. „Es hat funktioniert. Die Kunden kamen, die Arbeit hat mir gefallen und ich konnte mir vorstellen, in dieser Branche zu bleiben.“Alsokündigtesie2019ihren alten Job und widmete sich komplett ihrer neuen Herausforderung. Allen Widrigkeiten zum Trotz, denn oft schwappten ihr Vorurteile entgegen. „Es gab manche, die warenderMeinung‚soeinekleinePüppi‘ könne doch nicht ihr Auto folieren. Das kannte ich schon aus der Chemieundhatmichnurnochmehr angetrieben.“ Aufgeben kam ihr so nieindenSinn.ImGegenteil,durch ihrepräziseundhochwertigeArbeit konnte sie auch die letzten Zweifel auf der Welt räumen. „Ich habe zu der Zeit auch immer flexibel geschaut,waspasst,waswirunsinder Werkstatt zutrauen konnten und wasnochnicht“,sagtMaikeMaurer. Ihr Ansatz: manufakturartig arbeiten. „Schritt für Schritt das Arbeitsfelderweitern,dieProduktivitätausbauen und Prozesse optimieren.“ Geholfen habe ihr in der Zeit auch dasNetzwerkzuFirmenkundenund Geschäftspartnern, von denen sie viel lernen konnte. „Der Austausch ist enorm wichtig. Wenn du mit anderen Unternehmern sprichst, kannst du Wissen teilen und aus Erfahrungenlernen.“

Neue,alteHeimat

Dass sie damals Hamburg als Gründungsort auserkor, war auch Zufall. „Ich dachte, ich bin einmal hierundhieristsichereineandere Kaufkraft zu erwarten.“ Doch wie sichherausstellte,kamendieKunden von überall her aus ganz Deutschland. „Es zeigte sich, dass die Community bereit ist, mehrere hundert Kilometer zu fahren. Die wenigsten meiner Kunden kamen aus Hamburg.“

Die Arbeit ging in Leipzig nahtlos über. Von Anfang an betreibt Maike Maurer auch einen eigenen Online-Shop und vermarktet ihre Projekte über Instagram und Youtube. So hat sich die Community stetig erweitert. Warenanfangsvorallem junge Tuning-Fans ihre Kunden, sind es jetztUnternehmerinnen und Unternehmer, die ihren Firmenwagen individualisieren lassen wollen – sportlich, modern, auffällig verrückt, in matt, glänzend, mit 3-DEffekt – den Wünschen sind keine Grenzen gesetzt. „Und immer mehr Leute wollen ihre Wohnmobile aufhübschen, zum Beispiel passend zu ihrem Hobby“, verrät Maike Maurer.

AutosmitErinnerung Viele Kunden sind ihr über die ­Jahre in Erinnerung geblieben. „Die allererste Folierung haben wir zu Werbezwecken komplett mit Design, Druck und Folierung verlost und dem Gewinner kostenloszurVerfügunggestellt.Das war ein genialer Werbeeffekt und das junge Pärchen hatte es mehr als verdient! Mein allererster Porsche, der riesige vollfolierte Crafter in superhoch und superlang oder erst neulich der folierte Dodge Ram im Galaxy Look – alles Projekte, an die ich mich einfach gern erinnere, weil die Geschichten der Menschen dazu so greifbar sind“, schwärmt sie. Eine Herausforderung war die Rennstreckenfolierung für einen Porsche GT 3 RS. „Die Ingenieurstechnik dieses Fahrzeuges war sehrbeeindruckend,dasfielvorallem bei der Demontage und Montage der ganzen Fahrzeugteile auf.“ Oder auch die ZusammenarbeitfürdieExtremeE-Rennserie – „da habe ich Cupra die designte Digitaldruckfolie für ihr Projektfahrzeug bis nach Spanien an die Rennstrecke geschickt. Und das alles made in Leipzig. Ein wirklich cooles Projekt.“ All diese Erinnerungen teilt Maike Maurer auf ihrem YoutubeKanal.„Ichmöchtedamitnichtnur dieschönenMomentezeigen,sondernauch,welcheArbeitinmeiner Autofolierung steckt. Ich möchte einBewusstseinfürdasHandwerk schaffen,damitdieMenschenverstehen, wie auch der Preis zustande kommt.“ Denn wie bei vielem: Die Liebe steckt im Detail.

Das Dresdner Softwareunternehmen volytica diagnostics bietet eine Batterieanalysesoftware an, die Batterien kontinuierlich überwacht,umProblemefrühzeitig zu erkennen und einen sicheren Betrieb zu gewährleisten. Die cloudbasierte vdx-Technologie erfasst zentrale Kennzahlen wie Batteriezustand und -leistung. Die Software ist flexibel in verschiedenen Branchen einsetzbar, von der Elektromobilität bis zur Speicherung erneuerbarer Energien. „Eine Lithium-Ionen-Batterie ist das teuerste und komplexeste Verschleißteil in einem Elektrofahrzeug und speichert potenziell gefährliche Stoffe wie Nickel und Kobalt. ­Aktuell behandeln wir Batterien wie einen Joghurt. Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum überschritten, entsorgen wir die Batterie“, erklärt Claudius Jehle. Als Beispiel führt er die Batterie eines Elektroautos an,beidemderHerstellerGarantien von acht bis zehn Jahren gewährt. Danach reiche die KapazitätnichtmehrausunddieBatterie werde vorzeitig ausrangiert. Dem schließen sich Banken und Versicherer an – eine Verschwendung von Geld und ­Ressourcen. Hier setzt ­volytica an: „Mit unserer Software lässt sich die tatsächlicheBatterieleistungüberwachen, genau analysieren und eine vorzeitige Entsorgung ver­meiden.“

InnovationdurchForschung amFraunhofer-Institut Claudius Jehle begann vor mehr als zehn Jahren am FraunhoferInstitut für Verkehrs- und Infra-

Mitunserer Software lässtsichdie ­tatsächliche Batterie­leistung ­überwachen, ­genau ­analysieren undeine ­vorzeitige Entsorgung vermeiden.

ClaudiusJehle Geschäftsführervon ­volytica

Sicherheit und Zuverlässigkeit durch kontinuierliche Batterieüberwachung

volyticadiagnosticshateineBatterieanalysesoftwareentwickelt, dierundumdieUhrEinblickindenZustandeinerBatteriegewährt.

struktursysteme IVI in Dresden, um die Batterie als das komplexeste Verschleißteil der Energiewende zu entmystifizieren. Er ­leitete die Forschungsgruppe „Energiespeicherdiagnose und Telematik“ und entwickelte eine Methode zur kontinuierlichen Überwachung und Diagnose von Batterien, um die Lebensdauer und damit die Wirtschaftlichkeit von Batterien zu verbessern. Als Spin-off der Fraunhofer Gesellschaft gründete er 2019 zusammenmitSebastianStolldievolytica diagnostics GmbH, welche mittlerweile 40 Mitarbeiter aus über 10 verschiedenen Nationen beschäftigt.

BatterienimFokus Für ihn und seinen Co-Founder verfügen Batterien über einen erstenundeinenzweitenLebenszyklus. „Der erste Lebenszyklus erstreckt sich bis zum Verfallsdatum. Dann beginnt das zweite Leben der Batterie – und auch ­danach kann man noch Ressourcen aus ihr gewinnen“, berichtet der Geschäftsführer. Darüber hinaus ist die Art und Weise, wie eine Batterie betrieben wird, ­entscheidend für ihre Lebensdauer. „Nämlich, bei welcher Temperatur, wie und wie lange geladen wird. Genau deshalb ­bedarf es der Batteriediagnose, umebenzuwissen,wievielEnergie noch drinsteckt“, ergänzt ­Sebastian Stoll. Jede Lithium-Ionen-Batterie –ob in der Computermaus, im ­Rasenmäher, im E-Bike oder im Smartphone – sollte ihr Potenzial voll ausschöpfen. Genau das ­gelingt seit zehn Jahren. „Was früher als Nischenthema galt, ist

heute präsenter denn je“, erklärt Claudius Jehle. „In Zeiten, in denen Kostenoptimierung, Sicherheit und Verfügbarkeit im Vordergrund stehen, gewinnt die Batteriediagnostik auch in ­Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zunehmend Bedeutung.“ Sofunktioniertdie ­Datenanalyse

„Jede Lithium-Ionen-Batterie ist mit einer Vielzahl von Sensoren ausgestattet, die Strom, Spannung und Temperatur messen“, erklärt Claudius Jehle. Diese enorme Datenmenge muss systematisch ausgewertet werden –hier kommt die Software von ­volytica diagnostics ins Spiel. „Unsere skalierbare Technologie analysiert rund um die Uhr die von den Batteriesystemen gelieferten Felddaten“, sagt Jehle. Er vergleicht das mit einer Blutuntersuchung im Labor: „Wir ­erhalten die Daten wie bei einer Blutprobe, analysieren sie anhand verschiedener Parameter und können daraus präzise ­Einschätzungen und Empfeh­lungen zum Zustand der Batterie geben.“ Diese Analyse hilft Unternehmen, Betriebskosten zu senken und Risiken zu minimieren. volytica diagnostics überwacht bereits Batteriesysteme in Städten wie Mexiko City, Texas, Schottland, Italien, den Niederlanden und der Schweiz. EinsatzbereicheundZukunft derBatteriediagnose „Batterieüberwachung ist vor ­allem dort sinnvoll, wo Batterien eine zentrale Rolle im Geschäftsmodell spielen, zum Beispiel bei E-Nutzfahrzeugflotten (Busse,

DasTool ­vereinfacht nichtnurden täglichen ­Betrieb ­erheblich, sondern unterstützt Unternehmen auchdabei, ihrenBeitrag zurNach­haltigkeitzu leisten.

SebastianStoll Geschäftsführervon ­volytica

Lkw) oder großen Energiespeichern in Photovoltaik- und Windkraft­anlagen. Hier werden die Batteriedaten bereits kontinuierlich erfasst und ausgewertet“, sagt ­Sebastian Stoll. Neu ist die Kooperation mit dem Automobilzulieferer Mahle. „Hier wird mit dem E-Health Charge der Batteriezustand ­während des Ladevorgangs des E-Autos überprüft – im Gegensatz zur kontinuierlichen Über­wachung handelt es sich hier um einen einmaligen Test“, sagt Claudius Jehle. Insbesondere im Lieferverkehr, bei Unternehmen wie Post, Taxi oder Pizzadiensten, bietet das Monitoring einen großen Mehrwert. Zwar sind die ­E-Flotten in Deutschland noch ­relativ klein, aber der Markt wächst stetig. Um dieser Entwicklung gerecht zu werden, hat volytica das Tool vdx sentry entwickelt, das seit Juli erfolgreich bei Kunden im Einsatz ist. Wasistdervdxsentry? „Dieser vollautomatische Wächter fasst die Batteriedaten in drei Kategorien zusammen: Sicherheit, Leistung und Werterhalt. Er liefert klare Warnungen und ­konkrete Handlungsempfeh­lungen wie zum Beispiel ‚Bitte Modul XX innerhalb eines Tages außer Betrieb nehmen‘“, erklärt ­Sebastian Stoll. „Das Tool vereinfacht nicht nur den täglichen ­Betrieb erheblich, sondern unterstützt Unternehmen auch dabei, ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit zuleisten,indemsieihreBatterien effizienter und länger nutzen –nämlich so lange, bis ihr wahres Potenzial ausgeschöpft ist.“

Business-Entwicklung neu gedacht – mit Strategie, Innovation und Balance

DasFestival„MACHN“am18.und19.Juni2025inderBaumwollspinnerei

Wenn Patrick Bauer über „MACHN“ spricht, sprudelt es förmlich aus ihm heraus,kannmandenStolzunddie Freude über die Entwicklung des Festivals in seinem Gesicht erkennen. „Ich bin immer wieder beeindruckt,welcheEnergiedasFestival freisetzen kann“, sagt der Organisator. Es sei eben nicht nur eine fachspezifischeKonferenzmiteiner AneinanderreihungvonVorträgen, sondern ein Festival mit ganz viel Musik, Raum für Kunst und Kultur, FoodtrucksundgenügendZeitzum Austausch und Kontakteknüpfen. „Was uns auszeichnet ist die Leichtigkeit eines Festivals in Verbindung mit intensiver Weiterbildung. Wer will, kann bei Workshops mitmachen,verschiedeneVorträgebesuchenundalsAusgleichbeiMusik undGesprächenauchmaldenKopf frei kriegen.“

IdeenmadeinMitteldeutschland Die Macher des „MACHN“ hatten 2022 ihre Idee zu einem Festival erstmals umgesetzt. „Wir haben ­davor kleinere Events zu unternehmerischen Themen mit mittel­deutschen Akteuren organisiert.“

Das daraus entstandene Netzwerk konntesichsehenlassen:Start-ups, Traditionsfirmen, Weltmarktführer, Technologiebetriebe, kleine und mittlereUnternehmen,Forschungseinrichtungen,BusinessAngelsund Agenturen….„Sieallekommenaus Ostdeutschland und machen echt coolen Scheiß. Sie stehen für ­Innovation, Werte und Qualität –aber sie bleiben irgendwie immer unter sich“, sagt Patrick Bauer. Das sollte sich 2022 ändern, als das „MACHN22“ seine Premiere feierte. 900 branchenübergreifende Gäste kamen für einen Tag zusammen – und gaben am Ende ein ­positives Fazit ab. Dieser für alle

Beteiligten überraschende Erfolg gab den Anstoß, größer zu denken, eben zu machen. „Wir verlagerten unsere Location vom Westgarten in die Baumwollspinnerei, um mehr Gästen, mehr Aktionen und mehr Tagen an Vielfalt einen geeigneten Raum zu geben“, erklärt Patrick Bauer. Denn in der Baumwoll­spinnerei leben Kunst und Kultur, trifft Business auf Technologie und verbinde sich alles auf hervor­ragende Weise mit dem Charme des Industriedenkmals. So kamen

in den vergangenen Jahren mehr als 2300 Gäste zum Festival. Das„MACHN“wächst Auch die Formate wuchsen. „Wir haben in diesem Jahr 120 verschiedene Programmpunkte auf 5 Bühnen präsentiert“, berichtet der ­40-Jährige.Dabeihabensichinden vergangenen Ausgaben drei Schwerpunkte herauskristallisiert: Marketing und Kommunikation –Unternehmensentwicklung und Führungskompetenzen–Diversität

und nachhaltige Technologie. „DieseKernpunktewollenwirweiter stärken“, betont Patrick Bauer schon mit Blick auf „MACHN25“. So habe man in diesem Jahr angefangen, Area-Konzepte einzuführen, in denen auf einzelne Schwerpunkte ein besonderer Fokus gesetzt wurde. „Da gab es zum BeispieleineCreative-Area,indersich Kreative, Agenturen und Medienschaffende zusammenfanden, oder eineInnovations-Area,inderStartups und Tech-Unternehmen sich

Dervdxsentry überwachtBatterienwieeinSuperheld:Eranalysiert Datenundgibt ­konkreteHandlungsempfehlungen. Fotos:Volytica

präsentieren konnten.“ Dieser ­Ansatzwerdebei„MACHN25“mit speziellen Workshops und Vorträgen ergänzt. PraxisnaheEinblicke Besuchende des Festivals sind laut Patrick Bauer zu 70 Prozent Angestellte kleiner und mittelständischer Unternehmen. Daher fordert das „MACHN“-Team bei den WorkshopsundVorträgenauchimmer einen Mehrwert für die Teilnehmenden. „So sollen die Unternehmen praxisnahe Einblicke aus ihremAlltaggebenundzeigen,was sie können, mit welcher Strategie sie ihr Ziel erreicht haben oder was beiihnenmalnichtfunktionierthat. Die Zuhörenden erhalten so neuen Input für die eigene Zukunft“, erklärt Patrick Bauer. Im nächsten Jahr soll es neben weiteren überregionalen Experten auch neue Networking- und Recruiting-Formategeben,umdieBedürfnisse von Menschen und Unternehmen noch besser zu vernetzen. „Manchmal braucht es eben einen kleinen Funken, damit sich Menschen finden“, sagt Patrick Bauer. In diesem Sinne dürfen sich alle auf den 18. und 19. Juni 2025freuen,wennesheißt:Einfach mal MACHN! Der Vorverkauf für das Business-Festival startet Ende ­November. Nannette Hoffmann

VonNannetteHoffmann
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Die digitalen Antreiber

LeipzigerCommunisystemsAGsetztaufweiteresWachstum

Es gibt zwei Arten, auf Krisen zureagieren.Mankannsich ärgernunddabeiinSchockstarre verharren – oder versuchen,auchinmisslichenSituationen Chancen zu erkennen und sie zunutzen.RalfHeipmann,Gründer und Vorstandsvorsitzender der Communisystems AG in Leipzig, hat sich, ganz der anpackende Unternehmer, für den zweiten Weg entscheiden. Natürlich hat auch die CoronaPandemie Spuren beim IT-Dienstleisterhinterlassen.„Mehrereunserer großen Kunden haben sich in dieserZeitmitAufträgenzurückgehalten“, erinnert sich der 58-Jährige. Das habe viel Geld gekostet. Dochzugleichhatersichmitseinem Team überlegt, wie neue Felder erschlossen werden können. „Wir haben das Geschäft mit öffentlichen Auftraggebern gestartet“, berichtet Heipmann. Dabei steht vor allem die Digitalisierung der Verwaltung im Fokus. Der Chef und seine heute 120 Beschäftigten bekämpfen etwa dentechnologischenRückstandder Bildungseinrichtungen. Das macht heutzutage einen guten Teil des Umsatzes aus, der im vorigen Jahr bei 15 Millionen Euro lag. Effizienzgewinne

„Corona hat das digitale Arbeiten erheblich beschleunigt“, sagt der frühere Siemens-Manager, dessen Unternehmen heute mehr als

1000 Kunden betreut und ihnen Lösungen rund um die digitale Transformation anbietet. Dabei geht es vor allem darum, digitale Arbeitsplätze einzurichten sowie Prozesse und Abläufe zu automatisieren, damit Effizienzgewinne entstehen, immer ganz individuell zugeschnitten. So wurden in den vergangenen Jahren zum Beispiel Hunderte von Edeka-Märkten auf den neuesten Stand der Breitbandtechnik gehoben, als Rundum-sorglos-Paket, wodurch etwa die Einführung digitaler Arbeitsweisen erst ermöglicht wurde. Das spart Zeit und Kosten. DynamischeExpansion Überhaupt, die Leipziger haben eine bemerkenswerte Entwicklung genommen. Vor acht Jahren wurde die Communisystems AG von ­Heipmann gegründet. Sie ist ein VorzeigebeispielfüreinIT-Start-up. Es hat den Break-Even-Point längst ­erreicht und ist inzwischen ein wirtschaftlich erfolgreicher Firmenverbund. Es hat dabei einen dynamischen Expansionskurs hingelegt. Unter dem Dach der Aktiengesellschaft, die inzwischen übergeordnete Funktionen wie die Finanzbuchhaltung und das Personalwesen ausübt, befand sich zum Start die Communisystems-Care. Deren Stärken ist es, in einer Art Massengeschäft zahlreiche Standorte als Projekt in kürzester Zeit digital zu erschließenundmitWifi,VOIP,Kassensystemen, IOT, Firewall oder Workplace aufzurüsten.

„Wir setzen auf organisches Wachstum,aberauchaufZukäufe“, sagt Heipmann. So übernahm er 2019 die hup-si GmbH in Aschersleben. Der Betrieb bietet schlüsselfertige ERP-Lösungen (Enterprise Resource Planning) gezielt für das Handwerk. Dabei handelt es sich umeinSoftwaresystem,mitdemdas gesamteUnternehmengeführtwerden kann, weil es die AutomatisierungundAktioneninBereichenwie Finanzen, Personalwesen, Angebot, Auftrag , Kundenservice und Beschaffung unterstützt.

Software-Kompetenz

Ebenfalls2019erwarbHeipmanndie Klopfer Datennetzwerk GmbH in Leipzig, heute ein Spezialist für Managed Workplace, Managed ServiceswieeineneigenenServiceDesk und Security. Vor der Akquisition hattedieFirmatraditionellaufHardware gesetzt. Durch eine Minderheitsbeteiligung an der Light Digital Solutions GmbH in Hürth bei Köln holte sich Communisystems KompetenzeninderSoftware-Entwicklung. So ist der Unternehmensverband jetzt in der Lage, nahtlos von der Infrastruktur über die Applikationen Lösungen zur Verfügung zu stellen, die ortsunabhängiges Arbeiten ermöglichen.WeiteresWissenrundum Serviceprozess, ITSM Tools und in der Datenintegration gewannen die Messestädter durch die Gründung der Commpanion. RB-Leipzig- und Chemie-Fan Heipmann ist es gelungen, alle

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Schritte des Digitalisierungsprozesses in seinem Verbund anzubieten. Die Vorgehensweise ist dabei: Konzepterstellung, Vorschlag unterbreiten, Umsetzung, Inbetriebnahme. Und natürlich wird auch der nötige Service angeboten. „AllesimmermitdemZielderOptimierung.“

PapierlosesArbeiten

WirsetzenauforganischesWachstum, aberauchaufZukäufe.

RalfHeipmann FußballlfanundChefderCommunisystems.

Verwöhnende Weihnachtsprodukte

Sein Ziel ist es, weiter zuzulegen. „Wir wollen die Zukunft mit intelligentenLösungenfürunsereKunden gestalten.“ Auch neuerliche Firmenkäufe sind denkbar. Ende dieses Jahrzehnts sollen die Erlöse sowie die Mitarbeiterzahl deutlich gesteigertsein.Das,wasKundenempfohlen wird, das gilt auch intern. „Wir sind dabei, jeden Stein umzudrehen.“Eswirdallesautomatisiert, was automatisiert werden kann. PapierhatesinderPlagwitzerZentrale noch nie gegeben. Eine neue Software im Auftragsmanagement, 2024 eingeführt, mache die Tätigkeiten im Projektmanagement um 30 Prozent effektiver. Gleichzeitig wirdaufKnopfdruckeineeinzigartige Transparenz angeboten. Der Ressourceneinsatz wird ­optimiert zugunsten der Nachhaltigkeit. Der Start eines größeren KI Projektes gehört ebenso dazu wie die Entwicklung eigener Produkte. ­Zudem plant er mittelfristig den ­Generationenwechsel. „Ich habe eineguteLeitungsebene.“Dasollte es möglich sein, die Zukunft entspannt anzugehen.

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DieOperLeipzigverbindetKultur mitVerantwortungundhatdie ZertifizierungnachDINISO20121 erhalten,derinternationalenNorm fürnachhaltigesVeranstaltungsmanagement.DamitsetztdasKulturhausnichtnuraufderBühne, sondernauchhinterdenKulissen aufNachhaltigkeit.Investiertwird unterandereminumweltfreundlicheMaterialienundTechnikenin derKostümabteilungsowieinden Theaterwerkstätten.

Wer von der Oper Leipzig hört, denkt an das Kulturhaus am Augustusplatz oderandieMusikalische Komödie in Lindenau, in denenOpernwerke,Musicals,OperettenoderBallettstückeaufgeführt sowieBildungsangebotefürdiejunge Generation kreiert werden, in denen Festivals und noch viel mehr aufdieBühnegebrachtwerden.Für derzeit 738 Menschen ist die Oper Leipzig aber noch weitaus mehr –sie ist ihr Arbeitgeber, in Voll- oder Teilzeit.

AufdemWegzurNachhaltigkeit

Diesen letzten Aspekt haben Lydia Schubert und Daniel Koch, die Verwaltungsdirektorin und der PersonalchefderOperLeipzig,indenFokusihrerArbeitgestelltundmitdem komplexen Thema Nachhaltigkeit verbunden. „Wir verfolgen hier einen ganzheitlichen Ansatz. Wenn wir das eine angehen, müssen wir das andere mitbedenken“, sagt ­Lydia Schubert kurz und erklärt sogleich, was sie damit meint. Als Arbeitgeber trage man Verantwortung: Verantwortung für jeden einzelnen Mitarbeitenden, aber auch für das Arbeitsumfeld, die Arbeitsprozesse und – mit Blick in die Zukunft – für umweltfreundliches Handeln. Daher verknüpfen die beiden mit Nachhaltigkeit einen ökonomischen, ökologischen und sozialen Ansatz.

ZertifiziertesNachhaltiges ­Veranstaltungsmanagement „Mit diesen Vorgaben war uns schnell klar, wir müssen uns einem grundlegenden Wandel unterziehen“, sagt der Personalchef. Also entstanden im vergangenen Jahr fürdiesedreiAnsätzeMaßnahmenkataloge, in denen Ziele definiert und festgehalten wurden, die sukzessive umgesetzt werden. „Um unseren ökologischen Fußabdruck zureduzieren,fördernwirbeispielsweise Recycling, nutzen energieeffiziente Beleuchtung und erneuerbare Energien“, zählt Lydia Schubert auf. Zudem habe man geschaut, worauf man noch Einfluss nehmen könne. „Bei unseren Besucherinnen und Besuchern nur bedingt. Wenn sie mit dem Auto kommen wollen, können wir das nicht verhindern.Aberwirhabenmitdem Kombiticket eine Möglichkeit geschaffen, kostenfrei den ÖPNV nutzen zu können – und das schon seit vielen Jahren.“ Ökonomisch hat die Oper Leipzig wie viele Betriebe mit Kostendruck und Preissteigerungen zu kämpfen. „Daher fördern wir die moderne Kreislaufwirtschaft. Das

Mit gelebten Werten

überzeugen

GermanEqualPayAward,Audit„berufundfamilie“, Nachhaltigkeitsmanagement–mitdiesendreiZertifizierungen definiertdieOperLeipzigalserstesdeutschesTheaterlangfristig ihrezukunftsorientiertenZielefüreinenpositivenund nachhaltigenEinflussaufGemeinschaftundUmwelt.

heißt, alle Produkte auf der Bühne versuchen wir wiederzuverwerten. InderKostümabteilungexperimentieren wir zusätzlich mit nachhaltig hergestellten Materialien und Naturstoffen“, berichtet die Verwaltungschefin.

Seiner sozialen Verantwortung wird das Haus gerecht, in dem es sich für faire Arbeitsbedingungen undBezahlungeinsetztunddieVereinbarkeit für Beruf und Familie ermöglicht. Mit all diesen Bemühungen erarbeitete sich die Oper Leipzig unter der Intendanz von Tobias WolffimJunidiesesJahresalserstes deutschesTheaterdasinternationale Zertifikat für ein nachhaltiges Veranstaltungsmanagement gemäß DIN ISO 20121. ArbeitskulturimWandel Die Oper Leipzig ist auf diesem Gebiet in die Vorreiterrolle gegangen. „Einer muss ja den Anfang machen“, sagt Daniel Koch lächelnd. Aber für ihn war schnell klar, dass der Weg hier nicht endet, sondern weitergeht. „Unsere Arbeitskultur sollte und musste sich ändern. Sie soll ehrlich, transparent und gleichberechtigt sein. Das versuchen wir schon seit Längerem umzusetzen.“ Doch es sei ein fließender Prozess.Damitdasgelingt,müssenalle an einem Strang ziehen, sich Menschen dafür öffnen. Und da könne die Führungsebene nicht hintenanstehen. „Führen heißt, Moderator zuseinundZielevorgeben.Wirwollen Mitarbeitende fördern und gleichzeitig auf die verschiedenen Bedürfnisse eingehen“, gibt Lydia Schubert den Weg vor. „Theater ist ein sehr hierarchisch strukturiertes System,trotzdemwollenwiraufAugenhöhe mit dem Mitarbeitenden agieren und transparent Entscheidungen treffen.“ Dafür versuche

sie,alsDirektorininständigemAustausch mit den verschiedenen Bereichen zu sein – „und da zu sein, wenn ich gebraucht werde“.

Auf Arbeitsebene sei es beiden wichtig, dass unter den Mitarbeitenden ein gegenseitiges Verständnis für Arbeitsabläufe entsteht. „Dass sie wissen, was machen beispielsweise die Bühnentechnikerin, der Schneider, die künstlerischen Bereiche genau, um Schnittstellen in Arbeitsprozessen besser verbindenzukönnen“,erklärtLydiaSchubert.

DasallesseieinProzess,derwohl nie abgeschlossen sein wird, da ständigWechselimHaus,inPositionen, in Arbeitsaufgaben stattfinden – aufgrund von Neuorientierung, Digitalisierung und Techni-

UnsereArbeitskultur sollteundmusste sichändern.Siesoll ehrlich,transparent undgleichberechtigt sein.

Führenheißt, ­Moderatorzusein undZielevorgeben. WirwollenMitar­beitendefördern undgleichzeitigauf dieverschiedenen ­Bedürfnisseeingehen.

LydiaSchubert

VerwaltungsdirektorinderOperLeipzig

sierung.„Wirmüssenunsdaherimmer wieder selbst neu hinterfragen und schauen, wo neue Lösungen gebraucht und Prozesse angepasst werden müssen“, erläutert Daniel Koch.

VereinbarkeitvonBerufund ­Familie

Eine besondere Herausforderung sei die heterogene Mitarbeiterschaft der Oper Leipzig. Eines vereint sie: der Wunsch nach mehr Planbarkeit. Wann habe ich Zeit für die Familie? Wann kann ich mich meinenpflegebedürftigenAngehörigen widmen? Kann ich meinen Urlaub flexibler gestalten? Die Be-

dürfnisse der Mitarbeitenden sind so individuell wie die Menschen selbst.DeshalbistesfürLydiaSchubert und Daniel Koch eine Herzensangelegenheit, diesen Punkt in Angriffzunehmen.„Wirhabenunsauf Leitungsebene gefragt, wie weit fassen wir den Begriff Familie“, erklärt die Verwaltungschefin. „In meinen Augen gehören dazu nicht nurElternundKind.AucheinHaustier oder der Nachbar können für mancheeinsozialerBezugsein,den es zu schützen gilt“, betont sie. In einem Maßnahmenkatalog haben sowohl die Führungsebene als auch die einzelnen Bereiche formuliert, was sie sich in ihrem Arbeitsumfeldwünschen–„unddas setzenwirnunkonsequentum“,bestätigt Daniel Koch. So werden gerade ein verbindlicher Wochenplan eingeführt sowie flexiblere Arbeitszeitmodelle. „Proaktiv haben wir das Sabbatjahr eingeführt, was bereits rege genutzt wird“, so Daniel Kochweiter.DasAngebotderteambildenden Maßnahmen wurde für alle Bereiche erweitert. „Hierbei ist uns wichtig, dass sich auf diese unkonventionelle Weise die Mitarbeitenden aus den Bereichen kennenlernenundüberdeneigenenTellerrand schauen können.“ Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagementswirdder FokusaufMitarbeitendeundAngehörige gelegt. „Sie bekommen durch uns die Möglichkeit, Ansprechpartner oder Hilfe zu bekommenfürdieBelange,diesieinihrem Alltag bedrücken“, beschreibt die Verwaltungschefineinenwichtigen Aspekt. Außerdem wurde eine Vertrauensstelle etabliert, an die sich Mitarbeitende wenden können, wenn es beruflich oder privat Probleme gibt. „Ichbinstolz,dasswirunsmitallenAbteilungenundunserenunter-

schiedlichen Jobprofilen der Herausforderung gestellt und erfolgreich das umfassende Audit ‚berufundfamilie‘ durchgeführt haben. Mit Erreichen des Zertifikats sind wir einen wichtigen Schritt weiter, unsere Arbeitgebermarke positiv auszubauen. Die nächsten drei Jahre stehen nun ganz im Zeichen der Umsetzung und Evaluation der vereinbarten Maßnahmen“, verdeutlicht Lydia Schubert. FaireBezahlung In diesem Atemzug haben sich beide Leiter noch einen anderen Punkt angeschaut: die Gehaltsstrukturen. „Wir haben im Haus verschiedene Tarifverträge des öffentlichen Dienstes. Da können wir nicht ran. Aber im Bereich Solokünstler, BühnentechnikundBühnenbereich,wo das Gehalt frei verhandelt wird, da könnenwiretwastun,dawollenwir eine Entgeltgleichheit durchsetzen“, stellt Lydia Schubert klar. Für diese Gruppe wurden objektive Strukturen und Kriterien geschaffen, die unabhängig vom Verhandlungsgeschick des einzelnen Mitarbeitenden sind und sogar die persönliche Weiterentwicklung aktiv fördern. Für diese „Strahl- und Durchsetzungskraft ihres Vergütungssystems“ wurde die Oper Leipzig mit dem German Equal Pay Award des Bundesfamilienministeriums ausgezeichnet. Prozessenachaußenundinnen tragen All diese Maßnahmen sollen dazu beitragen,dieArbeitgebermarkezu stärken. „Wir wollen, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gern auf Arbeit gehen, sich mit unserem Haus und ihrer Arbeit identifizieren können“, sagt Daniel Koch.Zielseies,Mitarbeitendelängerfristig an das Haus zu binden. „Wir haben hier Menschen, die seit mehrals40Jahrenfürunstätigsind. Das brauchen wir weiterhin. Menschen, die bleiben wollen, weil sie sichhierwohlfühlen,Entwicklungsmöglichkeiten finden und sich selbst verwirklichen können“, betont der Personalchef. In der Kulturlandschaft DeutschlandssinddieTheaterofteherunter sich. „Das wollen wir aufbrechen, unseren neuen Werdegang nach außen tragen, damit jeder sehen kann, wer wir sind und was wir machen“, betont die Verwaltungschefin. „Wir sehen hierbei auch klar unsere Pflicht der Gesellschaft gegenüber“, fügt sie hinzu. „Als Kulturbetrieb müssen wir unsere klaren Werte auch nach außen transportieren. Und wer kann das besser als unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie sind unsere Botschafter“, meint Lydia Schubert. Botschafter für eine offene und wertschätzende Zukunft.

VonNannetteHoffmann
DanielKoch PersonalleiterderOperLeipzig
Fotos:OperLeipzig

BusinessNews

KlassestattMasse

KlassestattMasse:Dasistdas MottoderLeipzigerLeuchten GmbH.„WirwollenunsereIngenieurkunstnichtverramschen“, sagteFirmenchefinNadineHofmannjetztbeiderEinweihung zweierneuerFertigungshallen mitzusätzlichemLager.Dasvor 135JahrengegründeteUnternehmenbietet500verschiedene Außen-undSonderleuchtenan, diein20Länderrundumden Globusverkauftwerden. DamitseidieFirma,die65Beschäftigtehatundmehrals 20MillionenEuroimJahrumsetzt,zwarinLeipzigverwurzelt,sorgeaberzugleichfür überregionaleWertschöpfung,lobteMathiasReuschel,PräsidentdesUnternehmervereinsGemeinsamfürLeipzig.„Wir müssenaufhören,regionalzudenken,wirbrauchenmehr Internationalität“,appellierteReuschelandiehiesigeWirtschaft,sichdenBetriebalsleuchtendesVorbildzunehmen. DerNeubauinderBraunstraßeunweitderFirmenzentrale inderHeiterblickstraßeistnachAnsichtvonHofmannein „ZeichenfürweiteresWachstum“.VonWirtschaftskriseistin derinhabergeführtenGesellschaftalsokeineRede.Dank weitsichtigerFirmenpolitikseiesauchgelungen,dieEinschränkungeninderZeitderCorona-Pandemiezumeistern. „Wirwarennichtgezwungen,Kurzarbeiteinzuführen“,erinnertesichdieGeschäftsführerin.Wegenderguten,umfangreichenLagerhaltunghabeeskeineFertigungs-undAuslieferungsproblemegegeben. MitderErweiterungwillLeipzigerLeuchtennachHofmannsAngabenauchmitneuenProduktionsanlageneffizienterwerden.„Wirplanen,dieWertschöpfungstiefeauszubauen unddenkendaran,auchindieMetallverarbeitungeinzusteigen.“ DasFünf-Millionen-Euro-ProjektwurdevomBauunternehmenZüblinverwirklicht.RainerSchmidt,kaufmännischerBereichsleiterfürSachsen,berichtetevoneinerRiesenpanne. „DieeingereichtenBauunterlagenwarenimBauamtverschwunden.“DieBehördereagiertedaraufmitderAnregung, dieUnterlagenerneuteinzureichen,sonstwürdeesVerzögerungengeben.ReuschelhattezuvordieausuferndeBürokratiekritisiert.„Warumlassenwirunsdasgefallen,dassÄmter nichtfürunsdasind,sonderndasswirUnternehmenBittstellersind?“,fragteerrhetorisch.

AusLeunasollen umwelt­freundliche Kraftstoffekommen

DieKurzformlautetTPP.Mitder „TechnologieplattformPower-toLiquid-Kraftstoffe“bautdas DeutscheZentrumfürLuft-und Raumfahrt(DLR)aufdemGeländedesChemieparksinLeunadie bishergrößteForschungsanlage fürstrombasierteKraftstoffe.Die Anlagedientdazu,dieseKraftstoffezuoptimierensowieTechnologienundVerfahrenfürderen Produktionineinemindustriellen Maßstabweiterzuentwickeln.Der BundfördertdasVorhabenmit130MillionenEuro.

DieEnergieforschungdesZentrums„leistetmitdiesem GroßprojekteinenwichtigenBeitragfürdentiefgreifenden WandelderSektorenEnergie,MobilitätundIndustrieundfür denTechnologiestandortDeutschland.Dennklima-undumweltverträglicheKraftstoffesicherndieglobaleMobilitätder Zukunft“soDLR-VorstandschefinAnkeKaysser-Pyzalla. „WenneinLeuchtturmvorhabenwiedieTechnologieplattforminunsererChemieregionumgesetztwird,dannistdas einMutmachendesSignal“,betonteSachsen-AnhaltsMinisterpräsidentReinerHaseloff.AlteIndustrienverschwinden zwar,dochdafürwürdenneue,zukunftsweisendeaufgebaut. „Daszeigt,dietraditionsreicheIndustrieregionistauchheute innovativ,bereitfürdenWandelundsiewirdeineguteZukunfthaben.“

MitderTPPverfolgtdasZentrumeinenganzheitlichenAnsatzundbildetdazudiekompletteProzesskettevonPowerto-Liquid-Kraftstoffenab.DiesereichtvondenAusgangsstoffenüberdieHerstellungstrombasierterKraftstoffebishin zuderenZertifizierungundAnwendung.DerimDemonstrationsbetriebhergestellteKraftstoffstehtForschungs-undPilotprojektenzurVerfügung,diedenEinsatzinkonkretenAnwendungenerproben.

Thomas Horn zeigt sich erfreut. „Innerdeutsche Investitionen sind schon längst keineEinbahnstraßemehr“, betontderGeschäftsführerderWirtschaftsförderungSachsen.Übernahmen westdeutscher Firmen durch sächsische Unternehmen spiegelten deren wirtschaftliche Stärke, Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit sowieInvestitionsbereitschaftwider. Tatsächlich gibt es eine ganze Reihe von Betrieben im Freistaat, die auch in der alten Bundesrepublik Standorte aufgebaut oder Gesellschaften und Marken gekauft haben. „So funktioniertMarktwirtschaft“,meint der oberste sächsische Wirtschaftsförderer.

Der Fassadenspezialist Medicke aus Glauchau steht beispielhaft dafür. Die in der Fassadentechnik sowie im Fassaden- und Gewerbebau tätige Ronge-Gruppe aus Alfeld an der Leine stand kurz vor der Pleite, als der Retter aus den neuen Bundesländern kam. Marcus Medicke, der geschäftsführende Gesellschafter,stiegindiesemFrühjahralsstrategischer Investor bei dem Betrieb ein, der sich im Insolvenzverfahren in Eigenregie befand, und erwarb 50 Prozent der Anteile. Alle 160 Arbeitsplätze blieben erhalten. SchnelleEinigung

Auf die angeschlagene Firma aufmerksam wurde Medicke durch einen seiner Projektleiter. Ronge war ihm als qualitativ hochwertig arbeitender Wettbewerber bekannt. Zunächst legte der Chef die Idee auf die virtuelle Seite, denn sein Urlaub stand an. Doch nach zehnTagenEntspannung„habeich dort angerufen und einen Termin vereinbart“. Medicke fuhr nach Niedersachsen,luddieGeschwister Melanie und Matthias Ronge zum Gegenbesuch ein. „Ich wollte wissen, ob wir als Familienunternehmer zueinander passen.“ Schnell waren sich beide Seiten einig.

Ziel ist es nun, das Know-how beiderSeitenzubündelnunddiejeweiligen Netzwerke zur Erweiterung des Portfolios zu verbinden. Die Betriebe sind in unterschiedlichen Segmenten des Fassadenbaus tätig, ergänzen sich also. „Gemeinsamwerdenwirnochstärkerseinim Vertrieb, bei fachlichen Fragen und technischen Lösungen sowie gegenüber unseren Lieferanten“, sagt Medicke. Von einer „Partnerschaft auf Augenhöhe“ spricht ­Ronge. Die Norddeutschen sind inzwischen wieder auf einem guten Kurs.

Helfersyndrom Nötig war der Einstieg für die Sachsen nicht, denn es handelt sich um einen etablierten und profitablen Verbund.„IchhabeeineSchwäche, das ist mein Helfersyndrom“, gesteht Medicke schmunzelnd. „Eigentlich bin ich ein Sanierer.“ Der Betriebswirt fing schon mehrfachangeschlageneFirmenauf.Das begann mit dem elterlichen Unternehmen, das er 2005 als geschäftsführender Gesellschafter in dritter Generation mit 25 Beschäftigten und einem Umsatz von 6 Millionen Euro übernahm.

„Das war eine schwere Zeit“, erinnert er sich an die Gesellschaft, die, nicht untypisch für Ostdeutschland, eine bewegte Vergangenheit hat. 1928 gründete Bernhard Medicke in Glauchau den Baubetrieb, der 1972 zwangsenteignet und verstaatlicht wurde. Nach der Wiedervereinigung erfolgte die Neugründung, die Firma war wieder im Familienbesitz.

RongedieersteWest-Akquise

Marcus Medicke erwies sich als ­cleverer Manager, brachte das Unternehmen auf einen ruhigen Wachstumskurs, intern wie extern. Bereits2007übernahmerdieGladis

Metallbau GmbH und eröffnete damit den zweiten Standort in Borna. Vier Jahre später erwarb er die Kulkwitz Stahl- und Metallbau GmbH & Co. KG in Markranstädt, erweiterte 2015 den Stammsitz in GlauchauumeinneuesBürogebäude sowie eine Produktionshalle. Zwölf Monate darauf wurde in Berlin eine Niederlassung aufgemacht. 2020kauftedergebürtigeZwickauer die Ela – Mechanische SicherheitstechnikGmbHimbrandenburgischenBeelitz.Rongewardieerste West-Akquise.

Ost-Betrieb rettet

West-Firma

FassadenspezialistMedickeaus GlauchauistalsstrategischerInvestor inNiedersachseneingestiegen

Gemeinsamwerdenwir nochstärkerseinimVertrieb, beifachlichenFragenund ­technischenLösungen sowiegegenüberunseren ­Lieferanten.

MarcusMedicke Geschäftsführer

Medicke baut alles, was an Gebäudenvonaußenzusehenist.Also die Fassade, aber auch Fenster und Türen.AnsechsStandortenwerden Fassadenelemente aus Aluminium, Stahl, Kunststoff, Glaskeramik und fasermodifiziertem Beton entwickelt, geplant und gefertigt. Seit zwei Jahren wird in Penig glasfaserverstärkter Architekturbeton produziert.

Gebäudehüllen von der Firma aus dem Freistaat finden sich bundesweit, etwa in Leipzig am TrainingszentrumvonRB,amBürokomplex„Wirtschaftswunder“inBerlin, an der Biowissenschaftlichen Universität in Düsseldorf, in der Hamburger Hafen-City, am Campus von Aldi Nord in Essen, in den Kölner Kaiserhöfen.

AnfragestattAusschreibung Medicke hat so einen Firmenverbund geformt, der sich an keinen Ausschreibungenbeteiligt,sondern der angefragt wird. Die Kunden bekommen die komplette GebäudehülleinderversprochenenQualität, von Medicke entwickelt, produziert und montiert, mit neuen Werkstoffen und Technologien. „Wir geben ein Garantieversprechen über Preis undLeistungab.“DiesesGeschäftsmodell sei ein Alleinstellungsmerkmal „Man kennt uns, man vertraut uns.“ Daraus ist eine Gruppe entstanden, die heute 320 Mitarbeiter beschäftigt und im vorigen Jahr ErlöseinHöhevon122MillionenEuro erwirtschaftete.

Marcus Medicke („Die Arbeit ist mein Hobby“) ist zwar erst 52 Jahre alt, hat dennoch schon die Weichen in Richtung Nachfolge gestellt. Tochter Maximiliane übernahm 2020 in Chemnitz einen in Medicke Steelconcept umgetauften Stahlbauer, startete mit 3,5 Millionen Euro Umsatz und ist heute bereitsbei12MillionenEuro.Dabeihat die 27-jährige Betriebswirtin unter anderem schon Aufträge in New York abgearbeitet. Das kommende Zeitalter ist also international.

DieTechnologieplattformwirdübereineKapazitätvon 2500TonnenproJahrverfügen.Aufgrundihresmodularen AufbauskanndieAnlagemitweiterenKomponentennachgerüstetunddieProduktionskapazitäterhöhtwerden. StrombasierteKraftstoffehabendasPotenzial,nichtnur größereMengenanKohlenstoffdioxid(CO2)einzusparen, sondernauchdieNicht-CO2-Effekteerheblichzusenken.DazugehörtderAusstoßvonStickoxiden,Rußpartikelnoder Wasserdampf.InderLuftfahrtkönnendieNicht-CO2-Effekte einengrößerenEinflussaufdasKlimahabenalsdasfreigesetzteCO2 selbst.ZumBeispielkönnenRußpartikelundWasserdampfinderAtmosphäreKondensstreifenverursachen, dieeinenzusätzlichwärmendenEffekthaben.DieZusammensetzungvonPower-to-Liquid-Kraftstoffenlässtsichso optimieren,dassbeimVerbrennungsprozessbeispielsweise keinRußundFeinstaubmehrentstehen.

HiereineAuswahl:

■ DerChemieanlagenbauChemnitzkauftedie ­HugoPetersenGmbHinWiesbaden,dieLösungenimIndustrieanlagenbaubietet.

■ DieDr.FödischUmweltmesstechnikAGin ­MarkranstädterwarballeAnteilederTestaGmbH inMünchen,dieMessgeräteundAnalysesysteme produziert.Födischistinzwischenmehrheitlichim BesitzdesSchweizerGroßkonzernsABB.

■ DieSteegerLagertechnikinMühlaukauftedie LagertechnikHahnVertriebsGmbHimbayerischenBruckmühlundLagertechnikGrohGmbH im­niedersächsischenSeevetal.

■ DieSolarwattGmbHinDresdenhatdas ­LübeckerInstallationsunternehmene-nelund ­AnfangdesJahres60ProzentderAnteileamInstallationsbetriebAhrensSolar-und­Dachtechnik GmbH­(Bückeburg,Niedersachsen)übernommen.

■ DieGETTGerätetechnikGmbHinTreuen(HerstellervonEingabesystemenund-komponenten wieTastaturen,Cursorsteuerungen,Touchscreens,Decodern)kauftedieWESSystemeElectronicGmbHinNidderau-Heldenbergen(Hessen).

■ DieZschimmer&SchwarzMohsdorfGmbHin BurgstädtübernahmdieLefatexChemieGmbHin Brüggen-Bracht,Nordrhein-Westfalen.Zschimmer undSchwarzwurde1894inChemnitzgegründet; dieGesellschafterflüchtetenzwischen1945und 1948nachWestdeutschlandundbauteneinneues UnternehmeninLahnsteinauf.1993gingderursprünglichesächsischeStandortwiederan ZschimmerundSchwarz.

■ DieCommunardoGmbHinDresden(Spezialist fürKommunikation,digitaleTransformationund agilesArbeiten)hatdasSchweizerUnternehmen BitvodooundimApril2024dasUnternehmenSco-

lutionGmbH&Co.KGinSchwäbischHallübernommen;schon2018hatteCommunardodieSiller PortalIntegratorsGmbHinHeilbronnerworben.

■ DieFitGmbHinHirschfeldehatvonProcter& GambledieMarkenRei,ReiinderTubeundSanso sowievonUnileverdieMarkenKuschelweichund Sunilerstanden.

■ DieStrumpfwerkLindnerGmbHinHohensteinErnstthalhatdieVertriebsgesellschaftVenoCare imbaden-württembergischenSulzburgübernommenundsoeineEigenmarke/Zulassungenfürden Gesundheitsbereicherworben.

■ Die3DMicromacAGinChemnitz(Mehrheitsanteilseignerseit2021beiUS-Investorengruppe) kaufte2011dieAnteilederLaser-undMedizinTechnologieGmbHinBerlin.Mehrheitseignerbeim MaschinenbauerMicromacistinzwischeneine US-Investorengruppe. mi

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Fotos: Ulrich Milde

Bombastisches –

seit 120 Jahren beliebt

FreitalerUnternehmenschwörtaufdiewunderbaren heilsamenKräftederSalbei-Pflanze,setztaufErfahrungen ausfrüherenZeitensowieaufdeneigenenAnbau

Was tun gegen Fieber, Magenprobleme, Harnwegserkrankungen oder gegen übermäßigesSchwitzen?Markus Kunze und Ulrich Brodkorb antworten wie aus einem Mund: ­Salbeihilft!KeinWunder,alsVorstandsduo der Bombastus-Werke AGinFreitalhabensietagtäglich mitdieserPflanzezutun.„Vorallem natürlich mit den Arzneimitteln, die wir daraus herstellen“, ergänzt Kunze, der seit 2023 „Mitvorstand“ ist, wie er selbst sagt, nachdem sein Vorgänger in den Ruhestand wechselte. Brodkorb bekleidet seit 13 Jahren den Chefposten. Die Tradition des Unternehmens reicht allerdings viel weiter zurück. „Wir haben in diesem Jahr unseren 120. Geburtstag gefeiert“, strahlt Brodkorb(65)mitseinemChef-Juniorpartner um die Wette. Der 50-Jährige ist wohl auch deswegen in besonderer Weise stolz auf dieses Jubiläum, weil er bereits in seiner Kindheit mit Bombastus in Kontakt kam. „Meine Eltern waren in dem Betrieb beschäftigt.“ Schon als Zehn-, Elfjähriger „ging ich in denFerienmitaufdieSalbei-Felder zur Ernte. Auf dem Teeboden half ich dann mit, alle vier StundendiePflanzenmitdemRechen zum Trocknen zu wenden“, erinnert sich der gebürtige KarlMarx-Städter (heute Chemnitz), der seit den 1980er-Jahren in Freital lebt, zunächst als KfzElektromechanikerineinerAutowerkstatt seine ersten beruflichen Sporen verdiente, 1996 als Lagerleiter für Roh- und Fertigwaren bei Bombastus startete und sich nebenbei in der Abendschule zum Fachkaufmann und Betriebswirt qualifizierte. „Bereut habe ich den Wechsel nie“, gibt Kunze unumwunden zu, „im Gegenteil.“

GeschenkderGötter Brodkorb nickt zustimmend. Der gelernte Bankkaufmann, der im bayerischen Berchtesgaden auf die Welt kam, schmunzelt und sagt: „Ich gab zur Jahrtausendwende mein bequemes Bankerlebenauf.InFreitalbinichrichtig

heimisch geworden. Ansonsten wäre ich wohl längst wieder weg.“ Das mag nicht zuletzt an der „Zauberkraft“ von Salbei liegen. „Das ist eine Art Allheilmittel“, meint der Seniorchef und kommt ins Schwärmen. Kein Wunder, ist doch der Name dem lateinischen Wort „salvare“ entlehnt, das so viel wie „retten, erretten“undauch„heilen“bedeutet. Schon seit Jahrtausenden gilt die Pflanze als Heilpräparat schlechthin. Für die Römer war sie gar ein Geschenk der Götter, wie in der Fachliteratur zu lesen ist. „Wer Salbey baut, den Tod kaum schaut!“, meinte gar seinerzeit der deutsche Pädagoge Karl Friedrich Wilhelm Wander (1803 bis 1879). Und für die Freitaler ist und bleibtdasGewächseinewichtige Unternehmenssäule. Inzwischen sind die Sachsen weltweiter Marktführer im Anbau und der vollständigen Nutzung von Salbei. „Die gesamte Pflanze wird bei uns zu hochwertigen Arzneimitteln veredelt“, sagt Brodkorb. Andere Hersteller, so Kunze, würden nur die Blätter verwenden. Gerade dieser Unterschied mache die 120-jährige Tradition aus. „Das ursprünglich hergestellte Salbei-Mundwasser aus ätherischen Ölen und Kräutern produzieren wir bis heute nach der damaligen Rezeptur“, betont Kunze. Pro Jahr verarbeiten die Freitaler etwa 15 Tonnen Salbei, der seit 1949 auf der Oberhermsdorfer Flur auf 40 Hektar angebaut wird. „Zuvor wuchs er auf der Coschützer Flur, die nach dem zweiten Weltkrieg dem Wismut-Bergbau weichen musste“,

erzählt der Vorstandsjunior. Aber mit Salbei allein schafft Bombastus natürlich nicht den Jahresumsatz in Millionenhöhe. „ImvorigenJahrerzieltenwirmit rund 13,1 Millionen Euro unser bislang bestes Ergebnis“, freuen sichdiebeidenFirmenchefs.Dass schwarze Zahlen geschrieben würden – „na klar“. Konkreter wollen sie allerdings nicht werden. Diese positive Bilanz erreichen die rund 140 Mitarbeiter –„während der Salbei-Ernte kommen noch knapp 20 Saisonkräfte hinzu“ (Brodkorb) – mit einer reichhaltigen Angebotspalette. „260 Artikel haben wir zu bieten“, betont Kunze. Neben Mundwasser zig verschiedene Cremes, mannigfaltige Früchteund Kräutertees (lose und in Filterbeuteln), Tropfen verschiedenster Art und vieles mehr: Arzneimittel, Heilpflanzen, Schüßler-Salze, pharmazeutische Grundstoffe, Mund- und Hautpflegeprodukte, ätherische Öle, Basisöle und Duftessenzen.

FavoritKamillenblütentee

All das funktioniert natürlich längst nicht mehr nur auf der Basis von Salbei. Dieser Tee stehe umsatzmäßig auf Platz drei bei Bombastus, erklärt Brodkorb. An der Spitze rangiere Kamillenblütentee,aufPlatzzweiLavendelöl.

In einem kleinen A-5-Heftchen sind auf fast 70 Seiten alle einzelnen Präparate aufgelistet. Gut zu wissen.„AllesistinApothekenzu haben“, betont Brodkorb. Sie können die heilsamen Mittel direkt oder über die sieben Großhändler der Bundesrepublik ordern, die Bombastus beliefert.

Diegesamte Pflanzewird beiunszu ­hochwertigen ­Arzneimitteln ­veredelt. UlrichBrodkorb

Historie

Anfangdes20.Jahrhunderts erhieltenFirmenoftbeeindruckendeNamen,welche ausdrückensollten,wasdie GründerimtiefstenInnern bewegte.Dasgaltauchfür EmilBergmann,MaxDäbritz undOttoBraune,die1904in PotschappelbeiDresden (heuteFreital)einUnternehmenzurHerstellungvonNaturheilmittelngründeten.Sie wähltensichTheophrastus BombastusvonHohenheim, auchbekanntunterdemNamenParacelsus,zumNamenspatron.UndeinWortspielfanddannEingangindie DDR-Fernsehwerbung.Eine Frau,diegeradeSalbeiMundwasserverwendethatte,wurdevonihremMann geküsst.Woraufhinerzuihr sagte:„Hm,bombastisch.“ Sieantwortete:„Nein,Bombastus!“

Bundesweitgibtesimmerhinfast 17300 Apotheken, „die alle bei uns bestellen können“.

„Mit allen in Deutschland ansässigen Pharmagroßhändlern haben wir außerdem Liefervereinbarungen“, fügt Vertriebsleiterin Grit Schuster (54) hinzu. Aber auch über Online-Bestellungen oder im direkten Einkauf imInformationszentruminFreital unweit der Fabrik sei der Produktreichtum von Bombastus erhältlich. Und natürlich im Ausland. „Aber wir konzentrieren uns auf Deutschland“, so Brodkorb. „Hier erzielen wir 95 Prozent unseres Umsatzes.“ Die fünf Prozent Exportanteil realisieren die Freitaler vorrangig im europäischen Raum, etwa in Österreich, Finnland, der Schweiz, Frankreich. Wobei auch Taiwan auf der Abnehmerliste steht. HochwertigeAnsprüche Qualität ist eben gefragt. Zudem ist die Firma in gewisser Weise einmalig. „Wir sind nicht nur Pharmahersteller, sondern zugleich Landwirtschaftsbetrieb“, erklärt Brodkorb. „Als Arzneimittelproduzent pflegen wir strengstens hochwertige Ansprüche.“ Dazu seien sie auch verpflichtet. Alleinandie1000Regelngeltees zuerfüllen.SowohldieRohwaren als auch die fertigen Erzeugnisse unterstehen genauesten Kontrollen. „Das ist oftmals sehr aufwändig“, merkt Kunze an. Brodkorb spricht gar von „ganzen Regalwänden, die Ordner mit den Vorschriftenfüllen“.Deutschlandleide an Regelungswut. „Aber bisher haben wir alle Prüfungen ohne Beanstandungen gemeistert.“ Zugleich setzen die Freitaler stark auf Regionalität. Nicht nur der eigene Salbei-Anbau gehört dazu. „Kamille beziehen wir aus Thüringen“, berichtet Kunze. Und so manche Glasflaschen für Flüssiges von Bombastus kämen aus dem Glaswerk Freital. Zugleich sei Automatisierung ein wichtiges Stichwort. „Das ist allerdings nicht ganz so einfach.“ NichtjederTeeseimaschinellabpackbar. „Pflanzenblätter mit wolligerOberflächezumBeispiel können nur per Hand eingetütet werden.“Kunzezählteinigesauf: Ringelblumentee oder Himbeerblätter, die die Durchblutung ­fördern, oder Frauenmantel-

Salbei

Salbei–seinNamekommtvom ­lateinischen„salvere“–„gesund sein,sichwohlfühlen“.Salbeiistdie Rettung–zumindestdemNamen nach.Denn„salvare“bedeutetauch sovielwie„retten,erretten“und „heilen“.AusdemMittelalteristder Spruchüberliefert:„WerSalbey baut,denTodkaumschaut.“Er stammtvonKarlFriedrichWilhelm Wander,einemdeutschenPäda­gogen,dervon1803bis1879lebte. SalbeiistalsHeilpflanzeinseiner Anwendungvielseitig,dennseine Inhaltsstoffewirkenantiviral, ­antibakteriellundentzündungshemmend.

kraut. Insgesamt 45 Sorten Grobschnitttee und 45 Sorten Feinschnitttee (in Aufbrühbeuteln) gehören zum Sortiment. DassalleBombastus-Produkte in bester Güte das Werk verlassen, darauf achten alle Beschäftigten, davon allein fünf Apotheker und 18 Laboranten. Hohe Qualität sei nur durch „tolle Mitarbeiter zu schaffen. Und die haben wir“, lobt Brodkorb. Viele vonihnenseienschonJahrzehnte imBetrieb.„Dasschweißtzusammen.“ Und mit einem AugenzwinkernverrätSchustereinebesondere Art des Dankes: „Jeder von ihnen bekommt pro Tag einen Liter Salbeitee umsonst. Das ist eine Art Gesundheitsprävention.“ Ob auch die Vorstände dies trinken? „Selbstverständlich“,antwortenbeideimGleichklang.

InvestitioninneueProdukte Obwohl schon 260 bombastische Produkte zu haben sind, stehen Neuerungen nicht hintenan. Seit der Wende flossen 25 Millionen Euro in die Modernisierung und Erweiterung von Produktion, Lagerung und Pflanzenanbau. Das ist nicht zuletzt der Tatsache zu verdanken, dass noch nie Dividende ausgeschüttet wurde an die 450 Aktionäre. Alles verdiente Geld fließe ins Werk. „Wir gehören uns selbst“, betont Brodkorb.SowerdederzeiteineEtage einesvorzehnJahrenerrichteten Mehrzweckgebäudes ausgebaut. Auf2500Quadratmeternhalte weitere moderne, automatisierte Fertigung Einzug. Und nicht zuletzt investieren die Freitaler in neue Produkte - wie die Zahncreme Salvia-Dent. „ZähneputzenmitSalbeiundKamille“steht auf einem Werbekärtchen. Seit September ganz frisch auf dem Markt: „Apfel-Salbei-Zimt-Sinfonie. Das ist ein alkoholhaltiges Heißgetränk. Schmeckt aber auch mit Eiswürfeln“, meint die Vertriebsleiterin. Dabei werde Apfelwein verwendet, „der natürlich aus Sachsen komme – aus der Obstkelterei Kurt Heide in SiebenlehnbeiFreiberg.“Das,so wünscht sie sich, möge die Bekanntheit von Bombastus weiter erhöhen. „Oftmals hören wir: Was, Bombastus gibt es noch?“ Ja, und wie!

VonUlrichLanger
MarkusKunze(links)undUlrichBrodkorbimFirmengelände-inder MitteeineSalbeipflanze. Foto:UlrichLanger

Er gibt es unumwunden zu: Hanf hat es ihm angetan. Aber nicht der, aus dem die Cannabis-Droge entsteht. „Bei unserer Firma geht es um Industriehanf“, erklärt Lovis Kneisel. Der Chef des jungen Unternehmen FUSE GmbH aus Zwenkau spricht von jenen Pflanzen, aus denen Fasernfürdieverschiedenstentechnischen Anwendungen gewonnen werden. „Das ist eine fantastische Sache“, schwärmt der 34-Jährige. Kein Wunder, hatte er doch seinerzeitselbstdieIdee,aufdiesesNaturprodukt zu setzen und am Ende ist daraus das Start-up entstanden. „Wir haben es im Februar dieses Jahres offiziell aus der Taufe gehoben“, erzählt Kneisel und fügt gleich hinzu, wen er noch mit „wir“ meint: seinen Gründungspartner Kay Kölzig (36). Mit dem Hanf-Gedanken ging Kneisel schon 2017/18 schwanger. „DamalshabeichamIMWS-FraunhoferInstitutinHallegearbeitet,das an einem gemeinsamen Projekt mit der Sachsenleinen GmbH in Markkleeberg bei Leipzig mitwirkte. ­Dabei ging es um einen naturstoffbasierten Kindersitz für die Firma Britax-Römer“, erinnert sich der ­Vater einer sechsjährigen Tochter. Auch Kölzig sei daran beteiligt gewesen. Und da sei ihm in den Sinn gekommen, statt Leinen viel mehr auf Hanffasern zu setzen. „Sie sind klimaresistenter und regional verfügbar.“

SeitJahrhundertenkultiviert

Kneisels Blick in die Vergangenheit beschreibt vielfältige Aspekte der Leinenherstellung und -nutzung. „ZuDDR-ZeitenwarderAnbaudieser Pflanze und deren Weiterverarbeitung zum Textil ein wichtiger Wirtschaftszweig in Sachsen.“ In Deutschland wurde sie bereits seit vielenhundertJahrenkultiviertund verwertet. „Im Laufe der Jahre, vor allem nach der Wende, änderte sich das dann rasch“, erinnert sich der gebürtige Berliner, der in Pankow aufgewachsen ist. Vielfach sei ausgesourct worden etwa nach China. „Weltweit waren Frankreich und Belgien führend im Flachs/Leinenanbau.“

InDeutschlandseierimmermehr zurückgegangen. Anwendung fandenundfindendie­Fasernvorallem für die Produktion von Oberbekleidung und im technischen Bereich etwa in der Automobilsparte. „Für die Türinnenverkleidung werden sie verwendet.“ Damit könnten die Leinenanbauer allerdings nicht allzu viel Geld verdienen. „In der Fahrzeugbranche werden meist längerfristige Lieferverträge vereinbart.WenndanneineFlachsernte nicht so toll ausfällt, wird schnell ein Verlustgeschäft ­daraus“, weiß Kneisel. Der Master of Science für Textiltechnologien, der 2017 seinen Abschluss an der TU Chemnitz machte, spricht von massiven wirt-

1:LovisKneiselmitHanf-Pflanzen inderHandundimHintergrund ProdukteausderFaserwieSkier.

2:ImRahmeneinerKooperation mitdemSki-HerstellerSPURartist einSki-Modellsowiepassende SkistöckeausHanffasernent­standen.ImDetailbestehendie SkierauseinerHolzkernlagesowie 100ProzentHanffasernalsUDundTorsionslage.

3:FUSEstehtfür„NaturalFibersin Use“.DasUnternehmenstellt ­100-ProzentbiobasierteVerbundwerkstoffeausNaturfasernfür denLeichtbauher.

4:FUSEUD-Tapesstellendas ­BasisproduktdesUnternehmens dar.

Fotos:UlrichLanger,FUSEGmbH

Vielseitig nutzbar –Hanffasern aus Sachsen

LovisKneiselsetztmit seinerZwenkauerFirmaFUSE aufNachhaltigkeit

schaftlichen Einbrüchen in der sächsischenBranchenachderWende. „Symptomatisch für diese Entwicklung: Gab es hierzulande bis Anfang1990etwazahlreicheTextilbetriebe, sind es derzeit noch eine Handvoll.“

Aber die Faserherstellung sei wieder im Kommen, ist Kneisel überzeugt. „Ganz einfach, weil ­Aspekte wie Nachhaltigkeit und Nutzung nachwachsender Rohstoffe immer mehr an Bedeutung gewinnen.“ Firmen, die den Ausweg in synthetischen Stoffen suchten, kehren „nun wieder zu Naturfasern zurück“. Keine Frage: „Die Recycelbarkeit der Materialien erhöht sich,dasverringertnichtzuletztden umweltschädlichen CO-Abdruck.“

In dieser Folge des LVZ-Wirtschaftspodcasts „Macher Ost“ spricht das Moderatoren-Duo Susanne Reinhardt und Marco Weicholdt mit dem Regisseur und Bundeswirtschaftssenator Florian Arndt. Neben seiner Tätigkeit als Bundeswirtschaftssenator sprechensiedarüber,warum„jungund aus Ostdeutschland stammen“ ein Vorteil sein kann – selbst, wenn man erst nach der Wende geboren wurde – und welche Unterschiede nach wie vor zwischen Ost- und Westdeutschlandbestehen.Florian Arndt erzählt, ob Netzwerken wirklichsowichtigfürsGeschäftist undwarumersichschonvorlängererZeitden„mitteldeutschen“Dialektabtrainierthat.Darüberhinaus erklärt Florian Arndt, warum er anfing eine Not-to-do-Liste zu schreiben und sich als Geschäftsführer nicht mehr überall reinzuhängen.

EinkurzerAuszugausdem ­GesprächmitFlorianunter ­anderemdarüber,… …wiewichtigNetzwerkenist: Es hilft immer, gut vernetzt zu sein. Ich glaube, das hat jetzt gar nichts somitUnternehmertumzutun,sondern auch für die persönliche Karriere als Angestellter. Bei jüngeren Netzwerken,wiedieWirtschaftsjunioren, die bis Anfang 40 in der ak-

Die Selbstausbeutung muss aufhören

FlorianArndtistAnfang30und seitvielenJahrenerfolgreicherUnternehmer. Wieesdazukamundwaserinzwischen übersUnternehmertumgelernthat, erzählterinderaktuellenFolgedes LVZ-Wirtschaftspodcasts„MacherOst“.

Zugleich hielten die Fachleute Ausschau nach „wertschöpfenden Alternativen für die Flachsfaseranwendung – eben nicht nur für die FertigungvonInnenteilenfürAutotüren. Neue Marktbereiche für Verbundwerkstofferücktenverstärktin den Fokus“. So gebe es inzwischen etwaganzeAutodächerausLeinenfasern oder Gasdruckbehälter oder Europaletten. „Letztere wiegen nur die Hälfte im Vergleich zu denen aus Holz und zudem haben sie eine doppelt so lange Lebensdauer und sind nachhaltig.“

EigenproduktionimFokus Um noch weiter in der Industrienutzung Fuß zu fassen, sind hochqualitative Fasern nötig. „Gleichblei-

bend hohe Qualität ist dabei erforderlich“, betont Kneisel. „Bei Naturfasern ist dies aufgrund der natürlichen Gegebenheiten nicht immerderFall.ZumalwenndieFasern aufdemWeltmarkteingekauftwerden, ist die erforderliche Güte nicht immer garantiert.“ Deshalb setzt FUSEaufdieeigeneProduktionder Fasern – aus Hanfpflanzen. Dies habe nicht nur die gewünschte gleichmäßige Qualität zur Folge, „weil wir vor Ort kontrollierenkönnen,wiegutdasGewachsene ist“. Vielmehr gedeihe Hanf auf sächsischen Feldern besser und ertragreicheralsFlachs.„Wirhaben guteBödenmithohemNährstoffgehalt, was zu tollem Wachstum und hohemErtragführt.“InBelgienund

jetzt anhören

Frankreich wächst hingegen der Leinen auf Grund der klimatischen Verhältnisse besser. „Dass wir auf Hanf setzen, hat noch eine weitere Bewandtnis: Die Pflanzen werden bis zu 2,20 Meter groß, Leinen nur 1 Meter.“ In Brandenburg sei sogar Hanfvon3,80MeterLängegeerntet worden. Daraus lassen sich hervorragend Langfasern gewinnen. Je länger, desto größere Anwendungsmöglichkeiten bieten diese. „Sie zu verlängern ist schwierig, zu kürzengehtschonleichter“,scherzt Kneisel. Wohl auch deshalb, weil Fuse – was so viel bedeuten soll wie „Natural Fibers in Use“ – in Zwenkau gerade eine hochwertige 50MeterlangeAnlagefürdieFaserherstellung in Betrieb genommen hat.Andie2MillionenEurowurden dafür in die Hand genommen, dank eines Schweizer Investoren, der an demUnternehmenbeteiligtist.„Mit dieser Spezialtechnik, die einmalig in Deutschland ist, können wir Hanf-Langfasern produzieren“, freutsichderChef.Üblichseienhingegen bislang Kurz- beziehungsweise Wirr-Faser-Anlagen. Aus ­ihnen entstehen etwa für die Baustoffindustrie Dämmmaterial oder technische Vliesstoffe. „Längere Hanffasern lassen sich hingegen mit höherem Erlös ­verkaufen – vor allen weil sie vielfältiger einsetzbar sind, etwa auch für Hightech-Erzeugnisse“, erklärt Kneisel. Nicht zuletzt für technische Hochleistungserzeugnisse.Auchfür Ski oder Kiteboards. Der Geschäftsführer kann hier auf tolle Kooperationen verweisen: mit dem österreichischenSki-Hersteller­Atomicoder dem Wassersport-Artikel-Produzenten Duotone aus Oberhaching oder mit Leki, dem Wander-, ­Trecking- und Skistöcke-Hersteller aus dem baden-württembergischen Kirchheim unter Teck. „Auch für den Caravan- und Bootsbau bietet unser Hanf hervorragende Eigenschaften.“ All das sei­möglich, weil „er bei bestimmten Anwendungen locker mit Glasfasern konkurrieren kann und hervorragende Eigenschaften als Verbundwerkstoff aufweist“.

DieHanfpflanzenwachseninzwischen auf Feldern des Kooperationspartners Agrargenossenschaft Kitzen des zertifizierten Bio-LandwirtschaftsbetriebesGrießbachinZwenkau. „Wir sitzen also auch mal auf einer Erntemaschine“, meint Kneisel, „und betreiben zugleich wissenschaftliche Forschungen, um unsere Leistungen weiter zu verbessern.“ Noch befindet sich das junge Unternehmen mit seinen sieben Mitarbeitern in der sogenannten Skalierungs-, also Gründungsphase. In diesemJahrwerdenetwa10Tonnen Hanf verarbeitet. „Wenn dann im kommendenJanuardieneueAnlage zur Fertigung von Faserflächen in Betrieb geht, schaffen wir mehr – an die 120 Tonnen im Jahr.“ Mehr Personalseidahernötig.„Beiunsfindet der Nachwuchs in jedem Falle eine praxisorientierte Tätigkeit.“

Oskargewinnenwollen,dannmüssen wir eh zusammen produzieren, weil du da 200 Leute am Set brauchst und nicht 20.

…Selbstausbeutunginder ­Filmbranche:

Alleine, dass unsere Branche, also die Filmbranche, kostenlos Konzepte anbietet, und zwar bis heute, das ist Selbstausbeutung! Das machtinBayernundinNRWschon seit einem Jahrzehnt keiner mehr, außer vielleicht Newcomer, die irgendwieindenMarktreinkommen wollen. Und dann ­habe ich versucht, die Branche zu vereinen und gesagt, Leute, wollen wir mal aufhören mit Selbstaus­beutung?!

tiven Mitgliedschaft sind, ist der Spirit super, aber größere Unternehmen trifft man dort eher nicht. Das ist eher ein Invest in die Zukunft. So nach fünf oder zehn Jahren, wenn die Leute langsam in Verantwortung kommen, beginnt man zusammen zu arbeiten. Wir haben inzwischen relativ viele Filmaufträge den Wirtschaftsjuniorenzuverdanken.Unddanngibtes zum Beispiel noch den Marketing-

club. Da sind die Leute eher etwas älter,abervondenenkannmaneinfach sau viel lernen. Darum gehe ich gerne zu solchen Veranstaltungen. Aberichbinauchhappy,dassich jetzt nicht nur noch aus Vertriebszwecken dorthin gehe, sondern dass das Unternehmen auch so ganz gut läuft, dass ich mich da ein bisschen entspannter zurücknehmen kann. Fun Fact: Dadurch ver-

kauft man sogar noch besser. Man ist nicht mehr so angestrengt. …inwieferneralsUnternehmer nachwievorUnterschiede ­zwischenOst-und ­Westdeutschlandfeststellt: Die Unternehmer hier [in Ostdeutschland, Anm. d. Red.], stellen ihr Licht alle so derart unter den Scheffel, das finde ich abgefahren. Ganz ehrlich, in Bayern erlebe ich es selten in der Geschäftsführung, dass die da nicht mit stolzer Brust erzählen, wie geil sie sind. Und auch das Vernetztsein: In NRW habe ich das Gefühl, die Wirtschaftsverbände sind dort hervorragend miteinander vernetzt. In unserer Branche trifft man sich mal auf einem Filmfestival, aber da macht auch so jeder seins und ganz ehrlich, wenn wir zusammen einen

MehrzumThema imPodcast „MacherOst“. ZuhörenaufLVZ.de unddort,woes Podcastsgibt.

VonSusanneReinhardt

Der Sechs-Punkte-Plan des IWH für die grüne Transformation

MarktwirtschaftlicheInstrumentefüreinekosteneffiziente UmsetzungdereuropäischenKlimaziele

DiegrüneTransformation, also der Ersatz fossiler Energieträger durch erneuerbare,istalternativlos. Das meint Reint Gropp, Präsident des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Durch marktwirtschaftliche Instrumente könne der Kurs effizienter und kostengünstiger umgesetzt werden. Die Europäische Union (EU) und Preisanreize sind nach seiner Einschätzung die wichtigsten Treiber. Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, sollte dort CO2 eingespart werden, wo dies am kostengünstigsten innerhalb der EU möglich ist. Wirtschaftsprofessor Reint Gropp hat gemeinsam mit seinem InstitutsVize Oliver Holtemöller einen Sechs-Punkte-Plan für die Transformation erarbeitet. Danach sollten die Klimapläne der EU Maßstab sein. Derzeit gelten in Deutschland ehrgeizigere Ziele, eine niedrigere Treibhausgas-Obergrenze und ein früheres Erreichen der Klimaneutralität. Das sei falsch, denn es führe zu keiner Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen, sondern nur zu einer ungleichen Verteilung derAnpassungslastinnerhalbder EU. Die Treibhausgas-Obergrenze bestimmt die Menge der CO2Zertifikate,mitdenenFirmenund indirekt die Haushalte für ihren Kohlendioxid-Ausstoß zahlen. Die Menge der Zertifikate sollte –langfristig vorgegeben, damit sich alle darauf einstellen können – jährlich abnehmen. Folge: ­Zunächst steigt der CO2-Preis. Haben alle Sektoren auf eine überwiegend CO2-freie Energieversorgung umgestellt, sinkt er. Die steigenden CO2-Kosten bieten Anreize für Betriebe, die Produktion ins Ausland zu verla-

Aus Klimaperspektive ­sollteauch Atomkraft inBetracht gezogenwerden.

ReintE.Gropp PräsidentdesInstitutsfür ­WirtschaftsforschungHalle

gern. Dem wirken nach Ansicht von Gropp EU-weite Klimazölle entgegen, die ab 2026 gelten ­sollen: Je größer der CO2-FußabdruckeinesProdukts,destohöher der Zoll. Selbst eine Klimapolitik auf EU-Ebene „kann nur mit ­Klimazöllen eine effektive Wirkung auf den globalen Ausstoß von Klimagasen haben“, so der Wissenschaftler.

Deutschland sollte mehr klimaneutralen Strom produzieren. Denn der Stromverbrauch wird durch die Elektrifizierung von Mobilität und Heizungen bis 2030 um etwa 50 Prozent steigen. DiesesteigendeNachfragekönnten selbst mehr Windräder und Solarzellen nicht decken, erst recht nicht wegen des gleich­zeitigenAusstiegsausderKohleverstromung. Weitere Energiequellen sollten genutzt werden. Gropp: „Aus Klimaperspektive sollte auch Atomkraft in Betracht gezogen werden.“

Das Tempo beim technischen Fortschritt und beim Ausbau erneuerbarer Energien ist selbst unter besten Voraussetzungen wahrscheinlich zu gering, um die Klimaschutzziele komplett zu ­erreichen. Deshalb sollten Forschung und Entwicklung von Energieeffizienz und -innovation stärker gefördert werden. Dazu gehören auch Technologien, mit denen Kohlendioxid aus der Atmosphäre geholt werden kann. Gropp räumt ein, dass der Strukturwandel der grünen Transformation zu sozialen Härten führen kann. Der Staat sollte sie innerhalb des bestehenden Sozialsystems abfedern. AllerdingssolltenstaatlicheHilfennur bedürftigen Haushalten zugutekommen und Subventionen nur an Unternehmen fließen, wenn deren Zahlungsbereitschaft für CO2 -Zertifikate gewahrt bleibt.

Ökonomie-Professor fordert Sonderwirtschaftszone Ost

DerTitelistalarmierend.„DeutschlandsfettenJahresindvorbei“, heißtdasjüngsteBuchvonGunther Schnabl. „Es geht immer weiter abwärts“, sagt der Volkswirtschaftsprofessor an der Universität Leipzig. Dabei ist der Niedergang nach seiner Auffassung hausgemacht.

Die frühere Kanzlerin Angela Merkel, die Ampel-Koalition, die Europäische Union – sie alle seien von marktwirtschaftlichen Prinzipien abgerückt und zwar mit einer teuren, verfehlten Klimapolitik, überbordender Regulierung, Subventionen und dem unkontrollierten Ausbau des Sozial­staates. Wachstum durch Schulden könne nicht wirken, meint der Ökonom, der den deutschen Wohlstand und die politische ­Stabilität, die auf der sozialen Marktwirtschaft von Ludwig Erhard beruhen, in Gefahr sieht.

„Immer wenn wir Probleme hatten, hat die Europäische Zentralbank die Zinsen gesenkt, der Staat hat mehr Geld ausgegeben.“ Das habe kurzfristig durchaus geholfen. Durch diese keynesianische Herangehensweise seien die Schwierigkeiten aber auf längere Frist größer geworden. „Die zusätzlichen Staatsausgaben haben die Wirtschaft und die Menschen träge gemacht. Durch die Ausweitung des Staatssektors sinkt die Produktivitätsentwicklung.“

Schnabl sagt, er habe „großes Verständnis“ dafür, dass gerade die Menschen in Ostdeutschland, viele Jahrzehnte durch den Sozialismus geprägt, diesen nicht mehr wollten. Daher sähen sie planwirtschaftliche Elemente, etwa in der EU-Taxonomie und der Klimapolitik, kritisch. Auch wenn der Aufholprozess stockt, sei in den neuen Ländern „nichts verloren“. Die Politik habe verstanden, dass Chancen geschaffen werden müssten, etwa durch die Ansiedlung des Chipherstellers TSMC in Dresden. Langfristig brauche der Osten aber wirtschaftliche Freiheit, damit sich Neues entwickeln könne. „Deshalb sollten wir über eine Sonderwirtschaftszone nachdenken, mit geringeren Steuern und weniger Regulierung.“ Die gut ausgebildeten, intelligenten jungen Leute sollten nicht durch immer mehr Eingriffe des Staates außer Land getrieben werden. „Wir sollten sie hierbehalten, indem wir ihnen eine bessere Perspektive bieten.“ mi

Kommentar

Gefühlte Inflation höher als die amtliche

Eigentlichistesklar.DieEU-Ver­trägeverpflichtendie EuropäischeZentralbank(EZB),„diePreis­stabilitätzu gewährleisten“,erklärtGuntherSchnabl,VolkswirtschaftsprofessoranderUniversitätLeipzig. Diese Stabilität sei ­„wichtig, damit die Kaufkraft des Geldes erhalten bleibt“, betont die Deutsche Bundesbank. Doch wer glaubt, damit sei eine ­Inflationsrate von null Prozent gemeint, der irrt. Zunächst strebte die EZB eine Teuerung von unter zwei Prozent an, später hieß es, „unter, aber nahe“ zwei Prozent. Vor drei Jahren machte EZB-Präsidentin Christine Lagarde daraus ein 2,0-Prozent-Ziel auf die mittlere Frist. Als Begründung dafür dient das Argument, eine moderate ­Inflation schütze vor ­Deflation – sinkende Preise führen zum ­Abschwung – und sei so etwas wie Benzin für die Wirtschaft. Zwar führt die Erwartung steigender Preise zum Vorziehen von Anschaffungen. Langfristig gehe das jedoch zulasten der Ersparnisse und der Investitionen, warnt Schnabl. „Leidet die Kapitalbildung, lassen die Produktivitätsgewinne nach und der Spielraum für Einkommenszuwächse sinkt.“ Wie wird die Teuerung ­überhaupt ermittelt? Das Statistische Bundesamt misst sie auf der Basis eines 700 Güter umfas­senden Warenkorbes, der die Konsumgewohnheiten der Be­völkerung repräsentiert. Aber das ist keine feststehende Größe. „Reduzieren die statistischen Ämter im Verbraucherpreisindex das Gewicht von teuren Gütern mit hohen Preissteigerungen und erhöhen sie stattdessen das Gewicht von billigen Gütern mit geringen Preissteigerungen, dann fällt die offiziell gemessene Inflation geringer aus“, erklärt der Wirtschaftsexperte. Ein weiterer Haken: „Immobilienpreise werden auf Beschluss des Europäischen Rates nicht berücksichtigt.“ Dabei hatten sie sich gerade zwischen 2010 und 2012 stark erhöht. „Es scheint so, dass über einen längeren Zeitraum hinweg Zentralbanken, Regierungen und ­Statistische Ämter über unterschiedliche Kanäle maßgeblich dazu beigetragen haben, dass die offiziellen Inflationsraten niedrig ­waren“, meint der ­Volkswirt. Mit der Folge, dass die EZB die Zinsen senken und durch ­Anleihekäufe die Konjunktur ­stimulieren konnte. „Dadurch waren die Ausgabenspielräume der Regierungen im Euroraum deutlich höher.“ Zudem: Niedrige Zinsen helfen hochverschuldeten EU-Mitgliedsstaaten.

Kein Wunder also für den Ökonom, dass für viele Menschen die gefühlte Inflation höher sei als die amtliche. „Es gibt eine ganz ­große Diskrepanz zwischen dem, was die Leute empfinden und dem, was gemessen wird.“ Da könnten aus einer offiziellen 2,5-Prozent-Teuerung rasch ­gefühlt 13 Prozent werden. Mithin: „Der offizielle Index ist schon lange nicht mehr in der Lage, den gesamten Inflationsdruck ­abzubilden.“

IneigenerSache

SächsischeWirtschafts­zeitungen vereinenihreKräfte

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VonUlrichMilde
BuchTipp

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