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Analyse, Entwurf, Konstruktion Massive Strukturen

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Dozenten

Prof. Axel Humpert Prof. Tim Seidel

Assistenz

Andrew Mackintosh Laura Schneider Magdalena Stadler

ECTS

6

Bewertungsgrundlage

Projektarbeit benotet

Form

Vorübungen, schrittweise Entwicklung eines architektonischen Konzepts, Tischkritiken, Zwischenkritik, Schlusskritik. Begleitende Vorlesungen.

Modul 1 – Auflösen und Übersetzen

Das zweite Semester des Grundstudiums widmet sich den Themen der leichten Konstruktionen und grossen Spannweiten. Ziel ist dabei die Aneignung von Kenntnissen zum Tragwerk und zur Konstruktion der Fassadenhülle. Dabei stehen neben den rein technischen Anforderungen der konstruktiven Systeme ihre geometrischen und atmosphärischen Wechselwirkungen mit dem von ihnen gefassten Raum im Vordergrund. Im ersten Modul werden von den Studierenden in abgestimmten Übungen die erforderlichen Grundlagen erarbeitet. Eine erste freie, abstrakte Vorübung besteht in der Transformation eines massiven Gipsobjekts in eine aufgelöste Struktur aus feingliedrigen Elementen. Deren Prinzipien dienen in der Folge als konzeptionelle Grundlage für eine konstruktive Übersetzung in einen hallenartigen Raum. Hinzu kommt eine ausführliche Analysearbeit zu ausgewählten Referenzprojekten, die den Studierenden die Vielzahl struktureller Ansätze im Bereich der grossen Spannweiten sowie konstruktive Konzepte der Gebäudehülle näherbringt. In der begleitenden Vorlesung werden die entsprechenden konstruktiven und typologischen Grundlagen sowie die Baustoffe Holz und Stahl eingeführt.

Modul 2 – Winterquartier für einen Zirkus

Das so erarbeitete gestalterische und konstruktive Wissen dient als konkrete Basis für ein experimentelles Entwurfsprojekt im zweiten Semesterteil. An einem konkreten Ort soll ein Zirkus bzw. dessen Winter- und Trainingsquartier geplant werden. Dabei handelt es sich um eine räumliche Infrastruktur, die ein Zirkus nicht nur für die Spielpause während des Winters als Lager, sondern vor allem auch für die Erarbeitung neuer Nummern inklusive der Konzeption und der Herstellung der dazu notwendigen Bühnenbilder benötigt. Zudem werden auf der Probebühne auch Darbietungen vor kleinerem Publikum aufgeführt, um diese zu testen und anschliessend zu überarbeiten. Die zu entwickelnden Räumlichkeiten sollten daher eine Robustheit und Flexibilität aufweisen, um die unterschiedlichen Funktionen und Aufgaben aufnehmen zu können. Der Schnittstelle zwischen angrenzendem Quartier und Winterlager gilt es im Zusammenhang mit der Probebühne besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Das konkrete Raumprogramm wird von den Studierenden in einem eigenen Entwurfsschritt in der Auseinandersetzung mit der Aufgabenstellung erarbeitet. Neben der Probebühne, welche auch für Hochseilakrobatik geeignet sein sollte, gilt es, dienende Räume und grosszügige Aussenbereiche für das Training im Freien bei der Konzeption zu berücksichtigen.

In den weiteren Entwurfsschritten wird die Hallenstruktur aus dem ersten Modul an die Anforderungen des Zirkusquartiers angepasst, wofür ein systematisches Vorgehen auf struktureller wie funktionaler Ebene erforderlich ist.

Die Einführung des eigentlichen Kontextes, also des Planungsperimeters, erfolgt erst nach dieser ordnenden Klärung der internen Hierarchien, erfordert aber gewisse Anpassungen am räumlichen Layout.

Um auch dem gestalterischen Anspruch an diese Bauten, die einen Zirkus auch während der Winterpause repräsentieren sollen, gerecht zu werden, wird in einer ‹Bekleidungs›-Übung mit aus der Mode entliehenen Techniken und Themen ein Konzept für die Hülle der bis dato noch nackten Tragstruktur entwickelt. Themen wie Öffnen und Verhüllen, Transparenz, Mehrschichtigkeit und Überlagerungen, Oberflächentexturen etc. werden in Relation zum zu bekleidenden Körper resp. Skelett behandelt.

In der Folge wird dieses abstrakte Bekleidungsprinzip konstruktiv übersetzt und so in das architektonische Projekt integriert. Technische Fragestellungen der Fügung sowie des Dichtens und Dämmens werden auf einer prinzipiellen Ebene bearbeitet, ohne die Qualitäten des Konzeptentwurfs zu verlieren.

Zum Abschluss werden schliesslich Tragwerk und Gebäudehülle im Detail durchgearbeitet. Sowohl Knotenpunkte und materialgerechte Verbindungen im Tragwerk als auch Anschlussdetails der Fassade müssen in Wechselwirkung mit dem übergeordneten architektonischen Konzept entwickelt werden. Diese haben folglich Auswirkungen auf den Ausdruck der Gebäude und stellen vorher getroffene Entscheidungen ein letztes Mal in Frage.

Buff Bill's Circus, group of circus performers standing on each other's shoulders, ca. 1910

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