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Schlusswort 74
1 Einleitung Uns alle eint die urmenschliche Fähigkeit, den Raum wahrnehmen zu können. Es gibt viele unterschiedliche Dinge, die sich in das komplexe Geflecht unserer gebauten Umwelt einweben. Lugano ist ein Ort, wo sich grossartige Phänomene vermischen und etwas Vertrautes entfalten. Diese Gewissheit beschäftigt insbesondere nach dem Besuch des Projektortes im nördlichen Teil der Stadt. Spürbar ist eine Atmosphäre, die seltsamerweise nicht so richtig zum Rest des historischen Zentums passen will. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht die Gedanken, während die Augen nervös von Ding zu Ding springen und versuchen, irgendwelche Eindrücke zu verarbeiten. Wir leben in einer Zeit der visuellen Überstimulierung, die uns auf Distanz festzementiert und es uns schwierig mach, Freundschaften zu schliessen. Nicht nur zu anderen Menschen. Unter diesem Licht scheint es um so skurriler, dass das offene Strassengeviert nun seit bald 50 Jahren gewissenermsssen unbebaut ist. In einem langwierigen Prozess wird verkrampft nach etwas Grossartigem gesucht. Nicht nach einer Baute, sondern nach einem kräftigen Impuls der, im Stande sein soll, dem nördlichen Stadtteil Luganos wieder etwas Leben einzuhauchen. Diese Arbeit darf als empirische Studie betrachtet werden, die im Rahmen der Masterthesis, die Theorie mit dem Entwurf verzwirnt und danach sucht, wie das ehemalige Schulgelände wieder freudvoll in die wunderbare Stadtatmosphäre eingeschlossen werden könnte. Das langgeplante Gemeindeprojekt sieht in einer ersten Etappe vor, das Grundstück mit der neuen Tram-Endstation aufzuwerten und mit dem Bahnhofsplateau zu verknüpfen. Daneben soll die erste Markthalle Luganos entstehen, die gewissermassen die bekannte und geschätzte Atmosphäre des Strassenmarktes zum Ort transferiert und so nachhaltig die Umgebung umstrahlen soll. Beides macht das ehemalige Schulgelände wichtig. Es fängt an, sich neu mit der Umgebung zu verästeln und sich als Knotenpunkt mit der Umwelt zu verbinden. Deshalb wird den Dingen empirisch nachgegangen und versucht, die Veränderungen, die auf den Ort zukommen, zu verstehen und geschichtlich und architekturhistorisch nachzuvollziehen. Eine wertvolle Begleitung fand die Arbeit mit dem Buch «Eine Muster-Sprache». Es festigte den Pfad und half, sich den scheinbar normalen Dingen zuzuwenden, ihre Qualitäten zu erkennen und schätzen zu lernen. Verwoben wird die Arbeit mit Texten bekannter Architekten und Stadtplanern, die zum einen geholfen haben, das technische Vokabular zu finden und zum andern die Beobachtungen auf ein relevantes Fundament zu stellen. Am Schluss wird die Arbeit wahrscheinlich kein Geheimrezept sein, sondern mehr eine Art schriftliche Reflexion konkreter Phänomene, die eng mit dem Projekt in Lugano verflochten sind und bestenfalls eine angemessene Antwort auf komplexe Fragen, in freudvoller Manier bereithält.