Einst & Jetzt: Babelsberg

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EINST uNd JETZT M E d I E N S Ta d T B a B E l S B E r g

CULT URCON medien



Frank Mangelsdorf (Hg.)

EINST uND JETZT MEDIENSTaDT BaBElSBErg

Texte: Dörthe Ziemer

Ein besonderer Dank für die Unterstützung bei der Arbeit an diesem Buch gilt Waltraut Stockfisch, Ulrich Illing, Jörg Limberg, Frank-Erik Rühr.


ISBN 978-3-941092-77-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de Redaktion: MOZ-Redaktion GmbH Andreas Oppermann (Projektleitung), Gitta Dietrich (Redaktion) Gestaltung: Katja Gusovius, Berlin Druck: Silber Druck OHG, Niestetal Berlin / Wildeshausen 2011 Alle Rechte vorbehalten.


Einführung

Fast 100 Jahre nach der Grundsteinlegung entfaltet das größte und älteste Filmgelände Deutschlands unverändert seine besondere Wirkung. Hier erweist sich die Mischung aus Traum und Wirklichkeit als magischer Anziehungspunkt für Menschen aus nah und fern. In Babelsberg wird der Stoff, aus dem die Träume sind, mit wachsendem Erfolg gewebt – hier befindet sich der Schauplatz großer internationaler Produktionen. Von den mehr als 300 Streifen, die pro Jahr in der Hauptstadtregion entstehen, kommen die renommiertesten aus Babelsberg. Auch wirtschaftlich ist die Bilanz beachtlich: Neben dem traditionellen Film gewinnen Fernsehproduktionen und Multimedia-Anwendungen zunehmend an Bedeutung. Große Tradition wird mit zukunftsfähiger Innovation verknüpft. Auf dem insgesamt 45 Hektar großen Gelände der Medienstadt siedelten sich Produktionsfirmen, Animations-, Stunt- und Special-Effects-Firmen sowie hervorragend ausgestattete Studios an - mehr als 130 Unternehmen aus der Medienwirtschaft mit mehr als 1000 Beschäftigten befinden sich hier. Ebenfalls in der Medienstadt zu Hause ist der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) mit 700 fest angestellten Mitarbeitern und einer noch größeren Zahl freien. Zwei Radioprogramme der länderübergreifenden Landesrundfunkanstalt und ein Fernsehprogramm werden in Babelsberg produziert. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich die Hochschule für Film und Fernsehen, der Filmpark, die Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH, die ParkStudios GmbH. Die Kreativen wissen die kurzen Wege

zu schätzen. Sie richten ihre Aufmerksamkeit immer öfter auf das „Traumland“ zwischen Berlin und Potsdam. Ganz sicher sind es auch die großen Namen, die der Medienstadt das andauernde Interesse sichern. Das erste Mal lief auf dem Gelände der heutigen Medienstadt Babelsberg 1912 eine Kamera. In der großen Zeit des Stummfilms begeisterte die unvergessene Asta Nielsen, schwarzäugig und mit großer Theatralik, in „Der Totentanz“ ein fasziniertes Publikum. Damals brauchte man noch das Sonnenlicht zum Drehen. 1927 produzierte Fritz Lang „Metropolis“ in den Ateliers von Babelsberg. Marlene Dietrich begann als fesche Lola ihre Karriere, und der „Blaue Engel“ gilt insgesamt als Geburtsstunde des Tonfilms. „Die Legende von Paul und Paula“ wurde hier ebenso gedreht wie „Der kleine Muck“, der begeisterte Kinder noch immer in die Welt der Märchen entführt. Im Filmpark finden die Geschichten dieser Streifen jeden Tag aufmerksame Zuhörer. Babelsberg gehört zu den ersten Adressen des Filmgeschäfts: Roman Polanski, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, Quentin Tarantino haben mit ihren hier gedrehten Produktionen dazu beigetragen. Der Babelsberger „Full-Service“ genügt internationalen Ansprüchen. Die stetig wachsende Zahl preisgekrönter Filme aus den Babelsberger Studios spricht Bände. Die folgenden Seiten können nur einen kleinen Überblick über die faszinierende Medienstadt geben. Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

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inhALT

Einführung von Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

46 _ 1987 Carow und Tarantino 48 _ um 1935 Kulissenbau

6 _ 1913 Kleines Glashaus

50_ 1933 Außenbauten

8 _ um 1946 Luftaufnahme

52_ 1913 Zirkusbau / Videospiel

10 _ 1913 Asta Nielsen und GZSZ

54_ 1910 Arabische Straße und Mittelalterstadt

12 _ um 1920 Kopierwerk

56_ um 1994 Eingänge in den Filmpark

14 _ 1931 Bahnhof Babelsberg / Griebnitzsee

58_ 1992 Studiotouren

16 _ um 1925 Ufa-Sitz

60_ um 1994 Filmpark-Shows

18 _ um 1930 Eingang zum Ufa-Ateliergelände

62_ 1997 Prinz Eisenherz

20_ um 1925 Ufa-Kantine

64_ 1996 Sandmann

22_ um 1923 Große Aufnahmehalle / Marlene-Dietrich-Halle

66_ nach 1970 Die drei Musketiere

24_ 1925 Metropolis 26_ nach 1910 100 Jahre Tonfilm 28_ 1929 Stummfilm und Tonfilm 30_ um 1930 Tonkreuz 32_ 1938 Filmakademie, Neue West / Neue Ost 34_ 1942 Erster Farbfilm / Parkkulisse 36_ 1924 Entfesselte Kamera 38_ 1913 Tricktechnik / Special Effects 40_ 1943 Rückprojektion 42_ 1987 Fernsehzentrum Babelsberg 44_ 1987 fx.Center Babelsberg

68_ 1953 Märchenfilme 70_ 1930 Komödien 72_ nach 1950 Filmorchester Babelsberg 74_ 1863 Villa von Arnim 76_ 1993 Horney-Villa 78_ nach 1980 Althoff-Ateliers 80_ 1914 Stalin-Villa 82_ um 1993 Villa Wenzel-Heckmann 84_ um 1900 Mies van der Rohe-Haus 86_ nach 1980 Bratpfanne


1913

KLEinEs gLAshAus


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„100 Jahre Film- und Medienstadt Babelsberg“ wur- se von anderen Firmen sofort nachgeahmt wird. Das für die Aufnahmen benötigte Tageslicht regulieren den in diesem Jahr gefeiert. 2012 begeht das Studio die Filmemacher mit einem ausgeklügelten SysBabelsberg offiziell das runde Jubiläum. Geboren wird die Idee für ein Filmatelier 1911, als der Ka- tem aus Vorhängen. Nur wenige Jahre später wird meramann Guido Seeber (1879 – 1940), technischer das Glas durch Backstein ersetzt. 1931 zieht bis zum Ende der Defa-Zeit ein Trickfilmatelier ein. Heute Leiter der Deutschen Bioscop GmbH, auf der Suche logiert dort der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb): nach Platz für ein neues Studio eine alte Fabrikhalle in Neubabelsberg findet. An die Halle lässt er nach Intendanz und Marketing-Abteilung befinden sich in Süden hin ein Glasatelier anbauen. So entsteht auf der ehemaligen Fabrikhalle. Im einstigen Glashaus, dem menschen- und häuserleeren Gelände eines der dem größten Studio des rbb, wird die Talksendung ersten Filmateliers zu ebener Erde, dessen Bauwei- „Klipp & Klar“ produziert.


um 1946

LufTAufnAhmE


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Kurz nachdem mit dem Kleinen Glashaus die Filmgeschichte in Babelsberg beginnt, wächst das Filmgelände rasant: Die Deutsche Bioscop Gesellschaft baut ein zweites Glasatelier, ein Kopierwerk und weitere Produktionsanlagen. 20 Jahre später, in der Filmstadt residiert bereits die Universum-Film AG (Ufa), ist das Gelände auf 350 000 Quadratmeter angewachsen. 1933 gibt es dort 42 Gebäude mit acht Ateliers und Lagerstätten für Fundus und Material. Prägen in den folgenden Jahrzehnten mit der Ufa und ab 1948 mit der Deutschen Film Akti-

engesellschaft (Defa) nur zwei große Unternehmen die Babelsberger Filmstadt, so residieren heute verschiedene größere Firmen und Gesellschaften, darunter die Studio Babelsberg AG mit ihren Tochtergesellschaften Motion Pictures und Art Department, der Filmpark Babelsberg, die Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf, der rbb, das Deutsche Rundfunkarchiv, die Ufa und etwa 100 kleinere Unternehmen auf einer heutigen Gesamtfläche von ca. 43 Hektar.


1913

AsTA niELsEn unD gZsZ


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Sie ist der erste Star der Filmstadt Neubabelsberg: noch für einen Film vor der Kamera. Dann geht sie Asta Nielsen (1881 – 1972) dreht als erste im neu- zurück nach Berlin, und zwar in ein Studio nach en Glasatelier, und zwar den Film „Der Totentanz“, Tempelhof. Von dort kommt 1995 die Crew der für den am 12. Februar 1912 die erste Klappe fällt. ältesten und bekanntesten deutschen Seifenoper Sieben weitere Filme in Neubabelsberg folgen. Ihre „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ („GZSZ“), die seit Filme, für die ihr Mann Urban Gad (1879 – 1947) Re- 1992 produziert wird, nach Babelsberg. Sie bezieht gie führt, sind so erfolgreich, dass sich die Bioscop zwei Studios im Fernsehzentrum. 2006 bekommt Gesellschaft auf dem neuen Studiogelände rasch sie – wie Asta Nielsen 90 Jahre zuvor – eine eigeausdehnen kann. In der zweiten Produktionsanla- ne Produktionsstätte – die „GZSZ“-Außenkulisse. Regelmäßig geben die „GZSZ“-Stars Autogrammge sollen eigentlich ausschließlich Nielsen-Filme gedreht werden, jedoch steht die Nielsen dort nur stunden im Filmpark Babelsberg.


um 1920

KopiErwErK


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Während der Expansion der Bioscop 1912 / 13 in Neubabelsberg, für die ein 40 000 Quadratmeter großes Grundstück gekauft wird, entstehen ein weiteres Atelier, das Große Glashaus, sowie ein zweistöckiges Kopierwerk. Dessen Fassade wird in verschiedenen Baustilen errichtet, sodass sie auch als Kulisse dienen kann. Viel wichtiger für die Filmstadt ist jedoch, dass in den beiden Produktionsanlagen die gesamte Filmherstellung stattfindet: Von der Entwicklung über den Schnitt bis hin zur Gestaltung der Zwischentitel. Auch die Requisiten werden dort gebaut. Es ist das erste

Filmstudio Europas, in dem alle Arbeitsschritte erledigt werden. Dies soll über viele Jahre so bleiben: Auch wenn das ursprüngliche Gebäude des ersten Kopierwerks längst nicht mehr existiert, arbeitet das Babelsberger Kopierwerk bis ins neue Jahrtausend hinein. Regisseure können deshalb ihr gedrehtes Material am nächsten Tag anschauen. Im Jahr 2009 kommt jedoch das Aus für das Kopierwerk. Neben strukturellen Problemen ist die Tatsache, dass durch die Digitalisierung der Produktion Aufträge fehlen, einer der Hauptgründe für die Insolvenz.


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