Einst & Jetzt: Brandenburg an der Havel

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EINST uNd JETZT b r a N d E N b u r g a N d E r H av E l

medien



Frank Mangelsdorf (Hg.)

EINST uND JETZT BRANDENBuRG AN DER HAVEL

Texte: Thomas Messerschmidt Fotos: Thomas Messerschmidt, Sammlung Frank Zimmermann (S. 62, 82)


ISBN 978-3-941092-93-8 Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. CULTURCON medien Bernd Oeljeschläger Choriner Straße 1, 10119 Berlin Telefon 030 / 34398440, Telefax 030 / 34398442 Ottostraße 5, 27793 Wildeshausen Telefon 04431 / 9559878, Telefax 04431 / 9559879 www.culturcon.de Redaktion: BRAWO-Redaktion und MOZ-Redaktion GmbH Projekt-Betreuung: Gitta Dietrich Gestaltung: Katja Gusovius und Kathrin Strahl, Berlin Druck: Silber Druck oHG, Niestetal Berlin / Wildeshausen 2012 Alle Rechte vorbehalten.


vorwort

Brandenburg an der Havel ist eine Reise wert, vereint die fast 1000-jährige Wiege der Mark und birgt vielfältige Reize in sich. Wie nur wenige Städte in Deutschland kann sie auf eine abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken und besitzt wie kaum ein anderer Ort in Brandenburg eine solche Fülle an mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten. Auf eindrucksvolle Weise wird mit unserer Buchreihe gezeigt, wo das Historische erhalten geblieben ist und das Neue Einzug gehalten hat. Der Dom St. Peter und Paul, die „Mutter aller märkischen Kirchen“ – ist von immenser kulturhistorischer Bedeutung. Herausragend die Architektur des Altstädtischen Rathauses, unbeschadet überstand der gotische Backsteinbau aus dem 15. Jahrhundert den Zweiten Weltkrieg. Über Recht und Ordnung wacht auch heute noch der jünglingshaft gestaltete Roland. Die imposante Sandsteinfigur mit Schwert in

der Rechten und auf dem Kopf ein Büschel Donnerbart gehört zu den schönsten seiner Art. In der Neuzeit stand Brandenburg an der Havel lange im Schatten des quirligen Potsdam. Abwanderung, Überalterung und Stilllegung von Industrieanlagen machten ihr zu schaffen. Doch so langsam erwacht die Stadt am Fluss aus ihrem Dornröschenschlaf – Altstadt, Neustadt und Dominsel füllen sich mit neuem Leben. Engagiert für Toleranz und Demokratie wurde Brandenburg an der Havel, Stadtteil Hohenstücken, 2009 als „Ort der Vielfalt“ von der Bundesregierung ausgezeichnet. „Einst und Jetzt“ fängt die unterschiedlichen Facetten der Havelstadt ein. Überzeugen Sie sich selbst davon! Frank Mangelsdorf Chefredakteur der Märkischen Oderzeitung

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einführung

Lange bevor Handy, E-Mail und SMS das Kommunikationsverhalten beeinflussten, dienten Briefe, Post- und Ansichtskarten zum volksnahen Versenden von Grüßen und Botschaften. Neue Drucktechniken verhalfen 1896 der Ansichtskarte zum Durchbruch, die bis 1918 ihre Blütezeit erlebte. Schätzungen besagen, dass allein im Jahr 1900 rund eine Milliarde Postkarten, zur Hälfte Ansichtskarten, versandt wurden. Für Heimatforscher und Lokalpatrioten ein Fest. Geben doch die alten Motive Einblicke in Städte und Dörfer, wie sie vor etwa 100 Jahren aussahen – zu einer Zeit, da das Fotografieren noch wenigen Experten vorbehalten war. Dass solche alte Aufnahmen im Volk immer mehr Fans finden, zeigen vermehrt Tausch- und Sammlerbörsen. Aber auch Publikationen, mit denen die „gute, alte Zeit“ auflebt.

Für Brandenburg an der Havel hat sich darauf das Brandenburger Wochenblatt (BRAWO) verschworen, zeigt seit geraumer Zeit auf seinen sonntäglichen „Historisch“-Seiten das alte Brandenburg, stellt es den entsprechenden Anblicken der Gegenwart gegenüber und kündet somit von der Entwicklung jener geschichtsträchtigen Stadt, die namensgebend fürs Land Brandenburg wurde. Tauchen Sie ein in die Schönheit der einstigen Churund Hauptstadt, die sich fürs neue Jahrtausend kräftig aufgehübscht hat und sich ständig weiterentwickelt – wenn auch manch Einheimischen der Erhalt des Alten besser gefallen hätte. Doch entscheiden Sie selbst – und lassen Sie sich einladen, die Stationen dieses Buches in natura aufzusuchen. Brandenburg wird Ihnen gefallen – einst und jetzt. Thomas Messerschmidt BRAWO-Chefredakteur


grusswort

Es ist immer wieder ein faszinierendes Erlebnis, wenn man historische Stadtansichten auf alten Postkarten und Fotos mit aktuellen Aufnahmen derselben Gebäude und Straßenzüge vergleicht. Die Bilder machen Geschichte erlebbar, sie erzählen von der großen Geschichte unserer „Chur- und Hauptstadt der Mark Brandenburg“, wie von der kleinen Geschichte, dem Alltag der hier lebenden Menschen.

Der gleichzeitige Blick auf die einzigartigen historischen Aufnahmen und die aussagekräftigen Fotos von heute vermittelt Wissen und weckt Emotionen. Wir werden mitgenommen auf eine Reise, bei der wir Brandenburg an der Havel auf neue Weise kennen lernen. Und wir werden gleichzeitig in unserem berechtigten Stolz auf das in den vergangenen beiden Jahrzehnten bei der behutsamen und denkmalgerechten Stadtsanierung Erreichte bestärkt.

Die alten Schwarzweißbilder und kolorierten Aufnahmen von EINST erschließen uns unbekannte oder vergessen geglaubte Welten. Die mit hochauflösenden Digitalkameras JETZT geschossenen Fotos zeigen die Veränderungen, die sich im Laufe der Zeit vollzogen haben. Oft erfahren wir bei der fotografischen Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart Neues und manchmal entdecken wir im Unbekannten auch das Bekannte.

Thomas Messerschmidt möchte ich für die interessante Zusammenstellung historischer und aktueller Ansichten unserer Stadt für die beliebte Reihe „Einst und Jetzt“ danken. Ich bin mir sicher, dass dieses gelungene Werk nicht nur bei den Havelstädtern auf großes Interesse stoßen wird. Dr. Dietlind Tiemann Oberbürgermeisterin Brandenburg/Havel



inhALt

8 _ 1926 Altstädtischer Markt

50_ 1915 Kurstraße

10 _ 1920 Am Parduin

52_ 1908 Landhaus an der Plane

12 _ um 1930 Am Rosenhag

54_ 1909 Lange Brücke

14 _ um 1915 Bahnhofstraße

56_ 1925 Luckenberger Brücke

16 _ 1906 Bergstraße

58_ 1910 Mühlendamm Straßenblick

18 _ 1914 Bismarckwarte

60_ 1911 Muschelgrotte Marienberg

20_ 1903 Blick von der Langen Brücke

62_ 1905 Neue Mühle

22_ 1928 Bohnenland Restaurant

64_ um 1935 Neustädtischer Markt mit Rathaus

24_ um 1910 Domlinden

66_ 1924 Nicolaiplatz mit Denkmal Friedrich der Große

26_ 1908 Gasthof zur goldenen Krone

68_ 1906 Nicolaistraße

28_ 1938 Gollwitz Gasthof Juchert

70_ 1940 Opelwerke

30_ 1939 Göttin

72_ 1935 Petrikapelle

32_ 1940 Grabenpromenade

74_ 1911 Plauer Straße

34_ 1904 Hauptstraße Riedelsches Haus

76_ 1930 Polizeischule

36_ um 1910 Hauptstraße gen Kirche

78_ um 1935 Rathaus Kirchmöser

38_ 1903 Jacobstraße

80_ 1939 Schützenhaus in der Altstadt

40 _ um 1920 Jungfernsteig am Steintorturm

82_ um 1905 Schützenstraße

42_ 1919 Jungfernsteig / Sankt-Annen-Brücke

84_ 1905 Sportpark

44 _ 1920 Krankenhaus

86_ 1906 Sankt-Annen-Straße und -Brücke

46 _ 1910 Kriegerdenkmal Marienberg

88_ 1909 Steinstraße 66 / Hotel Drei Linden

48_ 1912 Kurfürstenbrunnen

90_ 1914 Steinstraße

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1926

ALtst채dtischer MArkt


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Brandenburg an der Havel war einst Chur- und Hauptstadt und gilt als Wiege der Mark Brandenburg. Doch ist auch abseits des Domes viel Historisches und Wundervolles zu entdecken. Beispielsweise trumpft der Altstädtische Markt mit einem wertvollen und optisch reizvollen Ensemble auf – bestehend aus Rathaus, dem Inspektorenhaus (Altstädtischer Markt 9, Bj. 1742, heute Gaststätte) und dem der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts entsprungene Altstädtische Markt 8. In diesen alten Mauern war einst das Sekretariatshaus und Syndikatshaus mit anschließendem Stadtkrankenhaus zu finden, heute ist hier die Fouqué-Bibliothek beheimatet. Das benachbarte, 1480 errichtete Rat-

haus, das nach Vereinigung von Alt- und Neustadt im Jahr 1715 seine Verwaltungsfunktion eingebüßt hat, war 1912 aufwendig saniert und als Festhaus wieder eröffnet worden, was in Anwesenheit Kaiser Wilhelms II. gefeiert wurde. Dabei hatte man den Kurfürstenbrunnen enthüllt, der nur 34 Jahre bestehen sollte. Die DDR-Jahre verliefen hingegen etwas schmuck- und trostlos, abgesehen von den festlich-fröhlichen Stunden im Wein-ABC, Ratskeller und Rathaussaal. Letzterer ist seit der millionenschweren Rathaus-Sanierung 2006/07 schöner denn je, vor allem aber wird das Rathaus wieder seiner ursprünglichen Funktion gerecht – als Sitz der Stadtverwaltung.


1920

AM PArduin


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Die Aufnahme von der Altstadt mit dem Parduin im Vordergrund ist um 1920 zweifelsohne vom Rathausturm entstanden, der Fotograf muss auf der Spitze gesessen haben. Das Gegenwartsmotiv entstand über der Glockenkammer, dennoch blieb der Blickwinkel unerreicht. Für den Überblick aber genügt es, zeigen doch beide Aufnahmen, dass die Altstadt in ihren baulichen Ausmaßen beinahe unverändert daherkommt. Mittendrin die St. Gotthardtkirche mit ihrem rund 800 Jahre alten feldsteinernen Westgiebel und der 1964 nach

Kriegsbeschädigung erneuerten Turmhaube. Bei St. Gotthardt befand sich übrigens auch die Parduin genannte Kernsiedlung der Altstadt. Seit 1913 erinnert der gleichnamige Straßenzug zu Füßen des Altstädtischen Rathauses daran, wo zudem einige kleine Perlen der Baukunst zu finden sind. So verbirgt sich hinter dem Parduin 7 ein auf 1676 datierter Fachwerkbau, während sich im Dachstuhl der Nr. 11 (bis Mitte 19. Jh. „Gasthof zur goldenen Prätzel“) Sparren des 14. Jahrhunderts finden – über einem gotisch gewölbten Erdgeschoss.


uM 1930

AM rosenhAg


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Nach Verkündung der Umgestaltungspläne zum Nicolaiplatz tut sich im Revier so einiges. Saniert wurde zum Beispiel eines der dominantesten Objekte: die Wohnanlage am Rosenhag. Die geht samt Grünanlage zurück auf Ideen der 1920er Jahre. Gartenbauinspektor Keßler schwebte auf dem einst privat genutzten Gartenland eine Fortsetzung der Marienberg-Achse vor, die als große, von SilberlindenReihen gesäumte Rasenfläche realisiert wurde – südlich endend mit dem Kiosk, zwei Pavillons und der Pergola. Später kam noch die Paris-Skulptur hinzu, die zuerst (ab 1912) die Grabenpromenade zierte. Die nächste großflächige Wandlung ging

mit Einweihung der Friedenswarte (1974) und der Neugestaltung des Marienberg-Hauptaufganges einher und betraf den Platz zwischen Berg und Rosenhag, den ab 1975 eine blumenähnliche BrunnenPlastik zierte. Der Rosenhag bewahrte sich indes seinen historischen Charme, der im Grünen 2006 mittels EU-Fördergeldern (ZIS-Programm) aufgefrischt wurde. Die Kur für die Ende der 1920er Jahre entstandene Wohnanlage ließ noch fünf Jahre auf sich warten. Seit 2012 erstrahlt sie in neuem Glanz. Einschließlich der „runden Ecke“ zum Nicolaiplatz, die einst das „Café Rosenhag“ beherbergte und von einem Dachgarten mit Brunnen gekrönt war.


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